Focus 26 April 17:1-20 - berufsverband-efl-beratung.at · 2019. 4. 24. · sich selbst. Sie fühlen...

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Informationsblatt des Berufsverbandes Diplomierter Ehe-, Familien- und LebensberaterInnen Österreichs F O C U S EFL Beratung Focus 26 April 2017 I N DIESER A USGABE : S IND SIE VON S INNEN ? P IONIERE EINST . . . UND JETZT D IE K ULTUR DER ANDEREN KREATIVE M ETHODEN TAGUNGSVORSCHAU Anmeldung zur Jahrestagung noch möglich!

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Informationsblatt des Berufsverbandes Diplomierter Ehe-, Familien- und LebensberaterInnen Österreichs

F O C U SEFL B e r a t u n g

Focus 26 April 2017

IN DIESERAUSGABE:

SIND SIE VON SINNEN?

PIONIERE EINST . . .UND JETZT

DIE KULTUR DERANDEREN

KREATIVE METHODEN

TAGUNGSVORSCHAU

Anmeldung zur Jahrestagung noch möglich!

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Das Buch bietet einen Überblick über die Entstehung, Charakteristik und Entwicklung derEFL-Beratung (Ehe-, Familien- und Lebensberatung) und versucht, sie in Abgrenzung bzw.Gegenüberstellung zu anderen psychosozialen Bera tungstätigkeiten näher zu definieren. Die unterschiedlichen Zugänge und Sichtweisen der AutorInnen spiegeln soziale Wirklich-keiten, Diffuses klärt sich. Damit sind eine gute Basis und ein Bezugspunkt für die beständignotwendige Weiterentwicklung gegeben.Was das Buch von anderen erschienenen und erscheinenden Titeln zum Thema Beratungabhebt, ist zum einen die österreichische Prägung und zum anderen der Focus auf die Wirk-samkeit der zwischenmenschlichen Beziehung in Praxis, Theorie und Lehre.

AutorInnen: Christa Gutmann, Christiane Sauer, Leo Pöcksteiner, Elisabeth Birklhuber, Stefan Schäfer, Karin Urban, Brigitte Ettl, Christine Kügerl, Eva Bitzan, Helga Goll, Barbara Bittner, Martin Christandl, Josef Hölzl, Rolf Sauer, Barbara Wagner-Tichy, Emmi Ott, Konrad Peter Grossmann, Ilse Simml.

Bestellungen bitte an: Mag.a Elisabeth Birklhuber, [email protected] im Mai 2008 im LIT Verlag360 S., Paperback, 19,90 EuroISBN AT 978-3-7000-0671-8

ICH WERDEN AM DUBEZIEHUNGS- UND PROZESSGESTALTUNG IN DER EHE-, FAMILIEN- UND LEBENSBERATUNG

BERUFSVERBAND DIPLOMIERTER EHE-, FAMILIEN- UND LEBENSBERATERINNEN ÖSTERREICHS

(HRSG.)

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Ich bin sehr

beeindruckt von der Qualität

der Beiträge. . . . Jedenfalls

wird das Buch ab jetzt allen unseren

Studierenden dringend empfohlen.

Dr. René Reichel, MSc

Donau-Universität Krems

Ein Buch zum Thema Mannsein? Gut –denn Mannsein stellt heute besondereAnforderungen, vieles ist im Umbruch.Gesellschaftlicher Druck wächst ebensowie der innere Anspruch vieler Männer ansich selbst. Sie fühlen sich allein gelas-sen, sind unzufrieden und wollen in ihremLeben etwas verändern, wissen aber nichtwie und vertrauen sich niemandem an. Oftwollen sie ihre Frauen schützen und sehenin anderen Männern nur die Konkurrenz. Ein Buch, damit Frauen Männer besserverstehen? Sehr gut – denn aus der Paar-beratung und vielleicht auch aus privatenBeziehungserfahrungen kennen wir da dieeine oder andere Wissenslücke. Vom Autorweiß ich, dass die Vision, wie das Buchsein könnte, recht einfach war, es zuschreiben verlangte ihm dann doch eini-ges an Disziplin und Zeit ab. Doch es istgeschafft und am 7. Juni 2017 um 19.00Uhr wird es bei Thalia in Wien Mitte prä-sentiert.

Das Inhaltsverzeichnis liest sich wie einePlaylist : LIFE GOES ON, UNDER PRESSU-RE, ON THE RUN, FATHER AND SON,SOMETIMES WE CRY, WORKING CLASSHERO, … – wen wundert’s, ist der Autordoch ein begnadeter Sänger und Musiker.An die einzelnen Kapitel ist er wie aneinen Song herangegangen. Zuerstbraucht es Proben, aber irgendwann hatman ihn dann und weiß, dass er passt…

„Ein offenes und wertschätzendes Gesprächunter Männern ist wie Rock ‘n Roll – kraft-voll und emotional berührt es dich tief indeiner Seele“ schreibt Richard Schneebauerund macht damit Lust auf mehr.

Dr. Richard Schneebauer ist Soziologe undseit 16 Jahren in der Männerberatung desLandes Oberösterreich tätig. Der Vater vonzwei Kindern beschäftigt sich in diesemUmfeld und als selbstständiger Trainer undCoach mit den verschiedenen Rollen des

Mannes, Bezie-hungsprob lemen,Aggressionen, be -ruflicher Überlas-tung u.v.m. Als Dozent trägt er zu seinem Schwer-punktthema Männerforschung auf derJohannes-Kepler-Universität und anderenHochschuleinrichtungen vor. Er hält außer-dem Vorträge für werdende Väter in Kran-kenhäusern und ist Pionier der Genders-Dialog-Society, welche Leadership-Kom-petenzen in einem echten Miteinander vonMann und Frau vermittelt.

Richard SchneebauerMännerabendWarum Männer einen Mann zum Redenbrauchen – und was Frauen darüberwissen solltenErscheinungstermin Mai 2017 im GoldeggVerlag; 22,00 EuroVorbestellung schon möglich

BUCH-TIPPMÄNNERABEND. WARUM MÄNNER EINEN MANN ZUM REDEN

BRAUCHEN – UND WAS FRAUEN DARÜBER WISSEN SOLLTEN

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auch jüngere Jahrgänge, um eine guteÜbergabe nach der nächsten Wahl (2019)zu ermöglichen.Alles hat seine Zeit, sagte schon Koheletim Alten Testament: „Alles hat seine Stun-de. Für jedes Geschehen unter dem Him-mel gibt es eine bestimmte Zeit …“ Undweil wir glauben, dass Familienberatungauch noch in zehn oder fünfzehn Jahrenund darüber hinaus gebraucht und auchkompetent vertreten werden soll, wollenwir diese Aufgaben unbedingt in gutenHänden wissen.Die Existenz unserer Berufsgruppe, ihrePräsenz in der psychosozialen Landschaftund die Qualität der Ausbildungen habenviele Väter und Mütter, die das in über 40Jahren durch ihr Mittun und -denkenermöglicht haben. Daraus, so finde ich,erwächst eine gewisse Verantwortung fürjeden Einzelnen, der in diesem Rahmenarbeitet, zu einer guten Weiterentwicklungbeizutragen.Wie Pablo Picasso so richtig meinte:„Wenn es nur eine einzige Wahrheit gäbe,könnte man nicht hundert Bilder über das-selbe Thema malen!“Also gilt es, beherzte Maler und Malerinnenfür eine zukünftige Variation des Bildes„Berufsverband der DiplomiertenEhe-, Familien- und Lebensberate-rInnen Österreichs“ zu finden! Lein-wände gibt es ausreichend, Farben undPinsel hat jeder und jede von euch imGepäck und nach mittlerweile acht JahrenVorstandstätigkeit weiß ich, dass der Blickauf das, was sich imTun zeigt immer wie-der sehr stolz macht.Interessierte undEngagierte bitte mel-den, ein Einstieg istjederzeit möglich!

Herz l ichst Maga. Eva Bi tzanVors i tzende

EDITORIALINHALT

• Inhalt/Editorial/Neue Mitglieder 3

• Sind sie von Sinnen?Elisabeth Birklhuber 4

• … das ist MEIN HandySylvia Luschin 8

• Pioniere einst und jetztEva Bitzan 9

• KindeswohlgefährdungIrene Haller 10

• Erfolgsstory BurgenlandRenate Lopez und Martin Priester 12

• Brief an Dir. Pinter und Bischof ZsifkovicsEva Bitzan 13

• Die Kultur der anderenLisa und Elisabeth Birklhuber 14

• Kreative MethodenEva Bitzan 17

• Fortbildungen/Tagungen 19

• Verein alter.nativChrista GutmannBuchtipp 20

• Tagungsvorschau 2017 21

• Tagung 2017 24

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!

„Quo vadis Berufsverband?“ – das war dieFrage, die wir uns als Vorstand bei unsererKlausur im Herbst gestellt haben. ImFebruar sind wir den erarbeiteten Punktennoch nachgegangen und bei der Jahres-hauptversammlung werden wir Ihnen undeuch einige – vorläufige – Ergebnisse prä-sentieren.Vorläufig deshalb, weil wir als Vorstandletztlich nur zusammentragen, erahnenund wahrzunehmen versuchen, was sich inden Reihen der BeraterInnen so tut, wo derSchuh drücken könnte, welche Anliegen esan die Träger gäbe, was eventuell einerkritischen Aufmerksamkeit bedürfte. Wirgeben Stimmungen eine Stimme undBeobachtungen einen Titel. Die Adressa-ten und damit gleichzeitig die Umsetzerunserer Visionen, Ideen und Perspektivenseid ihr, sind Sie.Somit sind wir angewiesen auf den Aus-tausch mit unseren Mitgliedern. Im per-sönlichen Gespräch, aber auch regional –in Form einer Vertretung im Vorstand. Die-se Tätigkeit ist natürlich mit einem gewis-sen Zeitaufwand verbunden – ich wüsstekeinen gesellschaftlichen Bereich, der inseiner Gestaltung seriöserweise ohne die-sen Input an Zeit und Energie auskommt.Gleichzeitig ist es aber auch ein interes-santes, bereicherndes Miteinander, dasEinblick in die Bedingungen der Möglich-keit von (geförderter) Familienberatunggibt. Die Teamarbeit im Vorstand erlaubtaktiv mitzugestalten, Schwerpunkte zu set-zen und Zukunft zu schaffen.Wir suchen konkret österreichweit Kolle-ginnen und Kollegen, die sich für dieseTätigkeit zur Verfügung stellen. Die Regio-nen Niederösterreich West, Kärnten undVorarlberg sind ab der heurigen Wahlvakant. Außerdem, da der gesamte Vor-stand in dieser Zusammensetzung schonlange werkt, wäre es sehr sinnvoll, hierzeitgerecht MitarbeiterInnen zu gewinnen,

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NEUE MITGLIEDER

Felix Roling, 6068 MilsIrene Haller, 1070 Wien

Manuela Loupal, 1140 Wien

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„SIND SIE VON SINNEN?“BEOBACHTUNGEN UND GEDANKEN ZU HANDY, COMPUTER UND CO?

Elisabeth Birklhuber

Ausgangssituation

Unsere Welt ist durch eine Vielzahl vonMedien geprägt. Kinder werden in diesemediale Welt hineingeboren, sie sind digi-tal sozialisiert.Wir können unsere Kinder nicht von denMedien abschotten. Medienkompetenz istheute eine wichtige kognitive und sozialeFähigkeit. Mediennutzung ist Wissensan-eignung, Unterhaltung und Artikulation,die Massenmedien schließen die Lückesozialer Strukturen, die transportiertenMenschenbilder formen das Selbstbildund Passiv- und Aktivwortschatz werdenmedial geprägt …Der bewusste und selbstbestimmteUmgang mit Medien sichert Vorteile. Ent-scheidend dabei ist, dass Eltern die Nut-zung verantwortungsvoll begleiten. Dazugehört u.a. hinschauen, was ihre Kindermachen, darüber reden, nicht alles erlau-ben, was möglich ist und Vorbild sein.Wie das gelingen kann, dazu gibt esBücher, Broschüren, Internetseiten,sicherlich auch Apps und u.a. vielleichtregt dieser Artikel zum Weiterdenken an.

… VON SINNEN SEIN …

Wie komme ich zu diesem Titel?Die fünf Sinne des Menschen sind:Sehen, Hören, Riechen, Schmecken undTasten. Redensartlich gelten sie als Kom-ponenten des Verstandes und des kon-zentrierten, wachen Bewusstseins.Wenn wir „von Sinnen sind“, dann sindoder wirken wir verrückt, unaufmerksam,geistesabwesend, verwirrt, unzurech-nungsfähig, ohnmächtig und oder über-aus erregt. Wir kennen diese Zuständevon Kindern, Jugendlichen und auch vonuns; unter anderem manchmal nachdemwir uns lange – zu lange im virtuellenModus befunden haben.

Vorerst einige Beobachtungen, die michveranlasst haben, alte Skripten von mei-nen Studienzeiten (noch im vorigen Jahr-hundert, wo das WWW und überhaupt die

Zweiwegkommunikation noch eine Visionwar) mit neuerem Forschungsmaterialaufzupeppen.

1B e o b a c h t u n gMeine beiden Kinder, meine Nichte

und mein Neffe sitzen gebeugt über einemNintendo und blasen wie verrückt auf denBildschirm. Etwas irritiert frage ich, wassie denn da machen und erhalte die Ant-wort: „Kerzen ausblasen.“Jetzt weiß ich, dass Kerzen ausblasenfür die meisten Kinder eine Freude ist,aber wie sinnlich arm sind Kerzen aufeinem Bildschirm – sie riechen nicht, siewärmen nicht, sie machen nicht dasihnen so eigene, ganz leise Geräusch.

2B e o b a c h t u n gBei einer Paarberatung nahm das Ehe-

paar ihre zweieinhalbjährige Tochter mit.Sie hatten kein Spielzeug dabei, aber dieKleine war anfangs ganz zufrieden, weilsie mit Papas Smartphone spielen durfte.Einige Zeit wischte und tupfte und glotztesie selig. Doch nach etwa einer viertelStunde war das Spiel ausgereizt und sieknallte das Gerät auf den Boden – es gingwider Erwarten nicht kaputt, aber derVater regte sich ziemlich auf. Ich gab derKleinen die Figuren des Familienbrettesund etliche Bauklötze, die als Problem-steine dienen, und damit baute sie dierestliche Stunde ganz begeistert Türme,um sie dann wieder umzuwerfen, reichteuns Steine, um sie uns dann wieder weg-zunehmen, probierte die Klangfarben dereinzelnen Möbelstücke des Beratungszim-mers aus usw.Ich nützte die Gelegenheit das Paar alsEltern darüber aufzuklären, dass es für sojunge Kinder absolut notwendig ist, Spiel-zeug angreifen zu können, dass begreifenetwas mit angreifen zu tun hat und dassDreidimensionalität erfahrbar und nichtnur sichtbar sein muss.

3B e o b a c h t u n gBei einer Veranstaltung vom Familien-

ministerium war ich in einer Arbeitsgruppezur Medienerziehung und eine junge Mut-

ter plädierte dafür, dass Medienförderungschon unbedingt im Kindergarten begin-nen muss, da ihr Vierjähriger sich jetzt miteiner App am iPad selbst das Alphabetbeigebracht hat. Naja – schon MariaMontessori wusste, dass Kinder in diesemAlter besonders empfänglich fürs Lesen-,Schreiben- und Rechnenlernen sind –damals allerdings klassisch mit Bilder-büchern und einer Vermittlerperson. AberMedien haben natürlich auch die Funktionzu „vermitteln“ – doch wollen wir unsdurch sie ersetzen lassen?

4B e o b a c h t u n g Eine Großmutter erzählt mir, dass sie

es eilig hat, weil sie noch den Nintendo fürIhren Enkel von der Schule holen muss,der ist ihm nämlich abgenommen wordenund da er jetzt krank ist, braucht er ihn zuHause. Auf meine Nachfrage, ob diesesGerät in der Schule erlaubt ist – vieleSchulen und auch Nachmittagsbetreuun-gen haben da sehr klare Regeln – schütteltsie den Kopf. Während der Schulzeit dür-fen die Kinder es nicht verwenden, aber inder Frühbetreuung schon und so kann sichder Bub von 7.00 – 7.45 mit seinem Spielwegbeamen. Ich kann mir nicht vorstellen,dass das die ideale Einstimmung für einenmotorisch sehr aufgeweckten Burschenist, gleich in der Früh, sitzend, mit gebeug-tem Kopf nur seine Daumen bewegen zudürfen. Kinder gewöhnen sich schnell ansolche „Morgenrituale“. Sie können sichauch schnell umgewöhnen, aber wahr-scheinlich nicht ohne Murren und Konflik-te. Das gilt es durchzuhalten und niemandsagt, dass das leicht ist.

5B e o b a c h t u n gIch komme um kurz vor acht in eine 2.

Klasse Volksschule. Die Lehrerin wirktziemlich erschöpft und erzählt, dass gera-de zwei besorgte Mütter mit ihr einGespräch geführt haben, da in der letztenWoche einige Kinder eine „Hassgruppe“gegründet hatten, die sich gegen einigeandere SchülerInnen richtete. Über Whats-App schickten sich die Kinder filmisch auf-

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bereitete Drohungen. Wieder einmal wirddeutlich, dass Kinder über die technischenFähigkeiten verfügen, aber keinesfalls diemoralische und psychische Reife für sol-che medialen Möglichkeiten haben. Wiedenn auch, wenn es viele Erwachsenenicht können.Das Einstiegsalter für Smartphones beträgtheute acht Jahre, es ist ein beliebtesGeschenk zur Erstkommunion. Mit derÜbergabe des Handys braucht es gleicheinen Nutzungsvertrag der mindestens zweiethische Grundprinzipien1 enthält: 1. Scha-de oder kränke damit nicht andere. 2. Ver-wende es um dir und anderen zu helfen.

„Neue“ Medien zwischen Gefahrund Chance

„Neue Medien haben stets sowohl uto-pisch-verklärende als auch dystopisch-warnende Prognosen erzeugt. Die Angstvor dem Werteverfall begleitet jedes neueMedium, vom Buch bis zum Internet. Sowurde noch bis Ende des 19. Jahrhun-derts vor den Konsequenzen der Lektürevon Romanen gewarnt (Postner, 2005)Edward Shorthouse vergleicht im Jahr1892 Romanleser mit Opiumrauchern.“2

Lesen galt als gefährlich! Vor allem daseskapistische Lesen, die Flucht jungerFrauen in die fiktive Welt von Liebesroma-nen. Man fürchtete, dass die romanti-schen Inhalte Mädchen für den realenHeiratsmarkt verderben könnten.Schon im 18 Jahrhundert kannte man dasWerther Fieber. Es war die Folge einesFrühwerks des jungen Goethes (1774): ,Die Leiden des jungen Werther‘. In die-

sem Brief-Roman geht es um den Freitodeines jungen Menschen. Die Folge wareine regelrechte Suizid-Epidemie unterder gleichaltrigen Jugend.3

Heute haben wir (mitunter zu Recht) dieSorge, dass unsere Kinder im Netz mitpornographischen Inhalten in Berührungkommen, beziehungsweise Internetforenden Hungerkult fördern oder zum Selbst-mord verführen.Global Village ist ein vom Medientheoreti-ker H. M. McLuhan geprägter Begriff fürdie Tatsache der weltweiten medialenVernetzung. Diese Metapher steht heuteoft für den subjektiven Eindruck einer„Schrumpfung“ der Welt infolge derimmer leichter werdenden, virtuellen und„tatsächlichen“ weltweiten Erreichbarkeitvon Personen und Informationen. Interessant bei McLuhan ist sein vierstu-figes Phasenmodell4, das sowohl dieMediengeschichte als auch die Mensch-heitsgeschichte beschreibt.Demnach erfasst in der vorschriftlichenEntwicklungsstufe die Kommunikationden gesamten Menschen. Alle Sinne sindmiteinbezogen. Beim Steinzeitmenschenist die Kommunikation noch stark audio-taktil. Auch das Riechen hatte noch einewichtige Funktion. (Heute sind diese sinn-lichen Komponenten unserer Kommunika-tion in Redewendungen, wie „Ich kann ihnnicht riechen“ oder „Geh mir aus denAugen …“ zurückgedrängt.)Die nächste Stufe ist die Entwicklung derSchrift. Das Alphabet, ein willkürlichesabstraktes System, wird durch Konventionverknüpft. Es kommt zu einer Überbeto-nung des Gesichtssinnes, das Sehen

übernimmt bei dieser Kommunikations-form eine ungleich große Bedeutung.In der dritten Phase kommt es durch dieErfindung des Buchdrucks und der damitverbundenen viel rascheren und billigerenVerbreitung von Schriften und damit Wis-sen zu einer steigenden positiven Bewer-tung des Denkens. Vor allem linear-kau-sale Denkgewohnheiten werden kultiviert.Auf der vierten Stufe am Ende des 20.Jahrhunderts sind wir mit medialen Mög-lichkeiten konfrontiert, die versuchenwieder vermehrt unsere Sinnen einzube-ziehen. Unsere Kommunikationsformensind wieder ganzheitlicher. Wir sehen unskonfrontiert mit einer Flut von Druckme-dien, hören und sehen, was uns die

1 Im Vorjahr riefen Robert V. Zicari und Andrej Zwitter– zwei Experten für die Erforschung von Datenbankenund Big Data […] zu einem verantwortlicherenUmgang mit der Verarbeitung großer Datenmengenauf. Ziel war es […]Unterzeichner zu finden, die sichmit der Absicht einverstanden erklären, die ihnen vor-liegenden Daten nur für das Gemeinwohl und Mensch-lichkeit zu nutzen. Unterschrieben haben viele, etwaVint Cerf, einer der „Väter des Internet”. Fünf Big-Data-Prinzipien wurden formuliert: 1. Schade nichtanderen. 2. Verwende Daten, um dabei zu helfen, einfriedvolles Miteinander zu schaffen. 3. VerwendeDaten, um gefährdeten Menschen und solchen in Notzu helfen. 4. Nutze Daten, um die natürliche Umge-bung zu schützen und zu verbessern. 5. Nutze Daten,um die Voraussetzung für eine Welt ohne Diskriminie-rung zu schaffen. https://kurier.at/wissen/digitale-revo lu t i on- jeder-muss-s ich- rues ten-und-zwar-jetzt/240.858.853 Stand: 14.4.20172 http://l3t.tugraz.at/HTML/medientheorie/1377178803medientheorien/: Stand: 12.4.20173 Vgl. http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/werther.html: Stand: 13.4.20174 Vgl. https://www.texturen-online.net/campus/campustexte/mcluhan Stand: 14.4.2017

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elektronischen Medien bieten, und wirsind in gewisser Weise durch das WorldWide Web verbunden. Dieses Phasenmo-dell muss im Sinne einer Spiralbewegungverstanden werden. Die Rückkehr zuunseren Anfängen findet (natürlich) aufeinem (technisch) anderen Niveau statt.Und mit der Datensicherung hatten diefrüher auch schon Probleme – denn wiehätten sie Rauchzeichen sicher ver-schlüsseln können ;-)?

Greifen – begreifen – Begriff

„Der Mensch ist von klein an angehaltenseine Umwelt zu begreifen im doppeltenSinn.Er lernt zu ergreifen, erfassen und begrei-fen, er lernt zu reagieren, seine Aktions-mechanismen sind auf seine Umwelt ein-gestellt. Von den Medien vermittelteInhalte aber sind unantastbar.Kinder greifen nach der Welt – undbegreifen so die ersten Bausteine ihrerkomplizierten Umgebung. Dabei entste-hen noch keine Begriffe, der kognitiveProzess setzt auf einer sehr basalen Ebe-ne ein. Im Gehirn entwickeln sich erst dieGrundlagen, um später gedankliche Pro-bleme zu lösen.Dazu bedarf es vielfältiger Anregungenaus der echten Welt – einfaches Spiel-zeug, Waldspaziergänge oder die direkteInteraktion mit den Eltern. Handelnde Erfahrungen sind die Grundla-ge für eine gesunde Entwicklung, die abernicht passiv vor elektronischen Medienstattfinden kann. Denn wenn Kleinkinder auf dem Tabletwischen oder auf dem Spiel-Laptop Tas-ten drücken, wird nur ein sehr einge-schränktes motorisches Repertoire einge-übt. Ganz abgesehen von der Tatsache,dass reale Sinneserfahrungen auf dieseWeise nicht möglich sind.Oder lässt sich ein Wald auf dem Bild-schirm simulieren – mit grünen Bäumen,verrotteten Ästen und Ameisenhaufen?Mit dem modrigen Geruch des Bodens,dem Gesang der Vögel und den knacken-den Geräuschen, wenn morsches Holzauseinanderbricht?“ Prof. Dr. Gerald Lembke 5

Macht Medienkonsum dumm?

Ob heutige Generationen an einer digita-len Demenz6 leiden ist umstritten. EinWiener Psychologenteam hat nachgewie-sen, dass der durchschnittliche IQ desMenschen in den letzten hundert Jahrenum 30 Punkte gestiegen ist.7 Und auf dieFrage, ob uns das Internet dümmermacht, antwortet Gerd Lemkuhl: „Das istin der Zuspitzung ein völliger Unfug –dafür gibt es keine wissenschaftlichenBelege. Eine Parole wie „Bildschirmeschaden der Bildung“ ist in etwa so sinn-voll wie die Aussage „Bildung kommt vonBildschirm“. Nur so viel stimmt: JedeMediennutzung wirkt auf das Gehirn ein.Das ist aber kein überraschender Befund,denn jede Verarbeitung von Informationführt zu neuen und veränderten Vernet-zungen zwischen den Nervenzellen undverändert somit den inneren Aufbau desGehirns. Wäre das nicht so, könnten wirnichts Neues lernen. Die Frage ist, wasgenau geschieht da – und kommt es zuspezifischen Effekten?Eine Erkenntnis ist sicher, wer ständigaggressive Computerspiele spielt, beidem steigt das Aggressionspotentialgleichzeitig kann es zu einem Verlust anEmpathiefähigkeit kommen. Es gibt auchHinweise, dass emotional aufwühlendeSpiele kurz zuvor gelernte Gedächtnisin-halte überschreiben und deren Wiederga-be blockieren. […] Auch scheint beihohem Spielekonsum die Sprachkompe-tenz etwas zu leiden, weil es wenigersprachliche Angebote gibt, als andereTätigkeiten. Dafür werden visuelle Leis-tungen gestärkt, die räumliche Orientie-rung, strategisches Denken sowie dieFeinmotorik. Andererseits fördern Online-Aktivitäten eiliges und zerstreutes Denkenund oberflächliches Lernen.“8

Was halten wir für wahr?

Medien vermitteln immer nur einen klei-nen, vom Medienmacher bestimmtenAusschnitt der Wirklichkeit. Elektronischhergestellte Wirklichkeit besteht auseinem Gemisch aus realen Ereignissenund Fiktion. Der Zeitaufwand, der hinter

der Gestaltung von fiktiven Stoffen steht,ist ein erheblich größerer als jener, denman zur aktuellen Berichterstattung ver-wendet. Fiktion wird „mediengerecht“aufbereitet. „So wirkt die erste Mondlan-dung neben der gestalteten Science-Fic-tion-Story über ein ähnliches Thema ent-täuschend. „Infotainment“ ist eine Reak-tion beziehungsweise Antwort auf dieseEntwicklung.Laut dem deutschen Mathematiker Leo-nard Euler (1707–1783) gibt es drei Artenvon „Wahrheiten“. Demnach halten wiretwas für wahr, oder glauben wir etwas• weil wir es selber wahrgenommen

haben,• weil wir es durch Nachdenken er -

schlossen haben oder• weil es uns ein anderer gesagt hat.9

Wodurch müssen wir heute unsere „mög-lichen Wahrheiten“ erweitern? Wie kön-nen wir sie in einer Flut von „Fake News“erkennen.59 Prozent der Jugendlichen zwischen 14und 1810 beziehen ihre Informationen zutagesaktuellen Themen über soziale Netz-werke. Spannend ist, dass häufig genutzte Onli-ne-Medien als wenig glaubwürdig einge-schätzt werden. Die Jugendlichen ver-

„SIND SIE VON SINNEN?“

5 Prof. Dr. Gerald Lembke (50) ist Professor für Digita-le Medien an der Dualen Hochschule Mannheim, wo erden von ihm gegründeten Studiengang Medienma-nagement und Kommunikation leitet. 1994 gründeteder Wirtschaftswissenschafter eine der erstenInternet agenturen in Deutschland, es folgten zwei wei-tere Internet-Start-ups.6 Spitzer, M. (2012). Digitale Demenz. Wie wir uns undunsere Kinder um den Verstand bringen. Droemer,München7 Vgl.: profil Nr. 35 vom 24. August 2015 S. 68–778 „Wenn Internet zur Heimat wird.“ Ein Interview mitGerd Lehmkul. In: GEO WISSEN „Wie Erziehunggelingt“ Nr. 54. 2014, Hamburg.9 Vgl. Jens Soentgen: Selbstdenken! 20 Praktiken derPhilosophie. Peter Hammer Verlag, 3. Auflage, Wup-pertal 2004. S. 4910 Jugendliche sind durch Fake News verunsichert:Saferinternet.at präsentiert im Jänner 2017 eine neueStudie zum Thema „Gerüchte im Netz“. 400 Jugendli-che im Alter von 14–18 Jahren wurden zu ihremUmgang mit Informationen aus dem Netz befragt.11 Vgl. https://www.saferinternet.at/news/news-detail/article/aktuelle-studie-zum-umgang-von-kin-dern-und-jugendlichen-mit-geruechten-im-netz-641

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trauen den klassischen Medien, wie Radiound Fernsehen mehr.Das ist ein Dilemma, denn obwohl siesozialen Netzwerken nur eine geringeGlaubwürdigkeit zugestehen, sind sie ihrewichtigste Informationsquelle undJugendliche sind sich dieser Wider-sprüchlichkeit durchaus bewusst, wissenaber oft nicht, wie sie damit umgehensollen. Auch spannend ist, dass Jugendliche Bil-dern mehr als dem geschriebenen odergesprochenen Wort vertrauen. Rund 71Prozent der Befragten geben sogar an,bearbeitete Bilder erkennen zu können. Was nicht in Betracht gezogen wird, ist,dass Bilder auch aus dem Kontext geris-sen sein könnten. Eine wichtige Rolle beider Beurteilung, ob eine Meldung fürwahr oder falsch gehalten wird, spielt dieÄsthetik. Trügerisch ist, dass einem pro-fessionell gestalteten Video ein höhererWahrheitsgehalt zugeschrieben wird alseiner verwackelten Handyaufnahme.Zum besseren Umgang mit dem Glaubwür-digkeitsdilemma brauchen Kinder undJugendliche erwachsene Vertrauensperso-nen. Lehrende und Eltern haben laut denbefragten Jugendlichen da eine wichtigeRolle, um diese Informationskompetenz zuvermitteln. Jugendliche selbst plädierendafür, dass es gar nicht früh genug seinkann, Kindern einen kritischen Umgang mit(Online-)Medien beizubringen.11

Medien und Gewalt

Der Mensch ist von klein an angehaltenseine Umwelt zu begreifen im doppeltenSinn.Er lernt zu ergreifen, erfassen und begrei-fen, er lernt zu reagieren, seine Aktions-mechanismen sind auf seine Umwelt ein-gestellt. Von den Medien vermittelteInhalte aber sind unantastbar, das Abstel-len des Fernsehers, der Konsole ist keinezufriedenstellende körperhafte Reaktion.Die mediale Kommunikation ist überwie-gend eine einseitige, wir können nichtausreichend deeskalierend reagieren, eskommt bei entsprechenden Inhalten zueinem Emotionsstau. Diesem Stau könnenwir nur in unserer unmittelbaren Umge-

bung Luft machen. Es kann zu einer Radi-kalisierung verschiedener Konflikte kom-men. Aggressionen können unmittelbarund ohne bewusste Gründe die Folge die-ses Emotionsstaus sein. (z. B.: Fußball-spielübertragung – Mann streitet dannmit seiner Frau oder schlechter Chatver-lauf und Sohn stänkert dann die Schwes-ter an.) Für Kinder ist es daher wichtig, dass siebeim Fernsehen oder Computerspielennicht ruhig sitzen müssen. Wenn ich vir-tuell kicke, dann muss ich meinen Fußbewegen dürfen.Medien können Gewalt vermindern, aberauch zur Gewalt verführen, bzw.abstumpfen lassen.Medien zeigen wesentlich mehr Gewalt,als tatsächlich passiert. Tatsächlich sindGewalttaten nicht so häufig und die Wahr-scheinlichkeit ein Opfer zu werden istgering.Durch Wiederholung der schlechtenNachrichten (bad news are good news)erscheint der Eindruck, dass mehr pas-siert und dass die Welt immer „schlech-ter“ wird.

Mediale Wirkung von GewaltEs gibt verschiedene Theorien dazu, keineist die einzig wahre und jede hat ihreBerechtigung.Die Nachahmungstheorie geht davon aus,dass der Mensch am Modell lernt unddass mediale Gewalt zum Nachahmenverführt.Das Gegenteil vertritt die Inhibitions-The-se, nämlich dass brutale Gewaltdarstel-lungen abschrecken und ein Nachahmenverhindern.

Die Katharsistheorie, die schon auf dasantike Drama zurückgeht, meint, wir las-sen andere für uns agieren und werdendurch die Identifikation damit geläutert. Durch die Überflutung von Gewaltinhaltenkann Gewalt zur Gewohnheit werden unduns nicht mehr erschrecken, davon gehtdie Habitualisierungs-These aus.Welche Theorie greift, hängt von der Prä-disposition der RezipientInnen ab.Gewalt wird unterschiedlich bewertet, dasist u.a. kulturabhängig. Am ehesten wird

der Umgang von gezeigter Gewalt ange-nommen, der den eigenen Wertvorstellun-gen nahe ist.

Was tun?

Unsere Sinne und unser Denken sind überJahrtausende von den Medien geformtworden. Spannend bleibt, dass in derletzten Generation das Medienangebotum viertausend Prozent gestiegen ist(Zahl aus den 1990-iger Jahren), wäh-rend die Rezeptionsfähigkeit pro Genera-tion durchschnittlich nur um etwa fünfProzent steigt. Die kulturelle Evolution hatuns also längst überholt. Die einzige Chance mit dieser Reizüber-forderung fertig zu werden ist, dass wirMedien selektiv verwenden und ihrenGebrauch reflektieren.

Die wichtigsten Tipps für Elternzusammengefasst

1. Entdecken Sie Medien gemeinsam mitIhrem Kind.

2. Vereinbaren Sie Regeln für dieMedien-, Internet- und Handynutzung.

3. Machen Sie Ihr Kind darauf aufmerk-sam, persönliche Daten mit Vorsichtweiterzugeben.

4. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über dieRisiken von realen Treffen mit Online-Bekanntschaften.

5. Diskutieren Sie mit Ihrem Kind denWahrheitsgehalt von Medien- undOnline-Inhalten.

6. Melden Sie illegale Online-Inhalte anwww.stopline.at.

7. Ermutigen Sie Ihr Kind zu guter Neti-quette (gutes Benehmen im Netz).

8. Informieren Sie sich über die Medien-nutzung Ihres Kindes.

9. Seien Sie nicht zu kritisch bei denInternet-Entdeckungsreisen Ihres Kin-des.

10.Vergessen Sie nicht: Die Chancendigitaler Medien übertreffen die Risi-ken!

Weitere Tipps zur sicheren Mediennut-zung finden Sie auf www.saferinternet.at.

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… DAS IST MEIN HANDY …DER EIGENTUMSVORBEHALT – EIN AUSWEG EINER MUTTER MAG.A JUR.

Sylvia Luschin

E in Tipp von Medienexperten lautet: IstIhr Kind ein Smartphone-Einsteiger,

überreichen Sie ihm mit dem Smartphoneam besten gleich einen Eltern-Kind-Ver-trag bezüglich der Nutzungsbedingungen.Auf welcher Basis dieser vielleicht sogarjuristisch haltbar ist, hat die Juristin Sylvia Luschin ausgetüftelt.

Die rechtliche AusgangssituationGrundsätzlich ist der Eigentumsvorbehaltein häufig verwendetes Mittel der Kredit-sicherung und ist gesetzlich nicht gere-gelt: Wird eine Sache auf Kredit verkauft,so hat dies den Zweck, dem Käufer sofortihren Gebrauch zu verschaffen, obwohl erden Kaufpreis erst später zahlen muss.Für den Verkäufer bringt diese Vorausleis-tung allerdings die Gefahr der späterenZahlungsunfähigkeit des Käufers mit sich.Um dieses Risiko zu vermindern, behältsich der kreditierende Verkäufer dasEigentum vor: Er übereignet die Sachebloß unter der aufschiebenden Bedingungder (rechtzeitigen) vollständigen Kauf-preiszahlung. Der Käufer erhält nichtschon bei Übergabe das Eigentum, son-dern er wird erst mit der vollständigenBezahlung des Kaufpreises Eigentümer.Vorher kann der Verkäufer die Sachezurückfordern, wenn der Schuldner säu-mig wird. Die Rückforderung der Sacheist als Rücktritt vom Vertrag zu verstehen.

Die Rechtsstellung des Vorbehaltskäufersbesagt, er hat ein Recht auf Innehabungund Gebrauch der Sache (im Zweifel istauch das Recht der Fruchtziehung darausabzuleiten).

Umgewandelt für das Kind kann daslauten:Das Handy ist ein GESCHENK UNTEREIGENTUMSVORBEHALT (eine rechtlicheKonstruktion, die es im wirklichen Lebennicht gibt, aber brauchbar ist). Diesbedeutet, dass es das Handy bekommt,um es zu benutzen unter Einhaltung der

vereinbarten Regeln (Zeit, Dauer, Häufig-keit, handyfreie Zonen, „erst die Arbeit,dann das Spiel“ usw.). Sollten dieseRegeln gebrochen werden, gibt es eine„Mahnung“, eventuell eine 2. und eine 3.und die letzte Konsequenz ist dann dieAbnahme des Handys für eine bestimmteZeitspanne. Und das darf die Mutter, weiles ja ein Geschenk unter Eigentumsvorbe-halt war und ist. Damit lässt sich dieAbnahme rechtfertigen, weil normaler-weise ist geschenkt ja geschenkt unddarüber kann ich nach der Schenkungnicht mehr bestimmen.

Umgewandelt auf die rechtlicheKonstruktion des Eigentumsvorbe-haltes bedeutet das:Das Handy wird dem Kind geschenkt (keinKauf), dem Kind wird der Gebrauch ver-schafft und die aufschiebende Bedingungist die ordnungsgemäße Nutzung. Dassind jene Regeln, die den Eigentumsvor-behalt darstellen, die aber in diesem Fallständig erfüllt werden müssen, nicht nureinmal wie die Zahlung des Kaufpreisesim wirklichen Leben. Das Kind erhält

sozusagen ein Handy auf Kredit, wo nurZinsen (=Einhaltung der Regeln) bezahltwerden. Das Eigentum geht erst dann inden Besitz über, wenn auch das Kapital (=die Kinder können gut mit dem Handyumgehen!!!) bezahlt wurde. Hält das Kinddie Regeln gar nicht ein, kann jederElternteil jederzeit die Abnahme desGerätes vornehmen (=Rücktritt vom Ver-trag). Wie der OGH mit dieser Auslegungumgehen würde ist nicht geklärt, aber beiden Kids ist diese Argumentation ganzhilfreich.

Mag.a jur. Sylvia Luschin:Juristin mit Schwer-punkt Familien-recht, Scheidungs-beratung bei Ge -richt, Workshoplei-terin „Kinderparla-mente".T h e m e n s c h w e r -punkte: Eherecht, Kindschaftsrecht.

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Focus efl Beratung 9

Am 7. April 2017 war es endlich so weit: nach ausführlichen Bewerbungen,aufregenden und schweißtreibenden Hearings und dem Erhalt der guten

Nachricht „… es ist mir eine Ehre, Ihnen im Namen der Hearing-Kommissiondie positive Entscheidung zur Anerkennung als Familien-, Eltern- bzw. Erzie-hungsberater/in nach § 107 Abs. 3 Z 1 AußStrG mitteilen zu dürfen.“ wurdendie Zertifikate im Rahmen eines Festaktes im Justizministerium in Wien über-reicht.

PIONIERE* EINST … UND JETZT

WIR SIND ALS EHE-, FAMILIEN- UND LEBENSBERATERINNEN

GUT ANGEKOMMEN (GELANDET)!

Eva Bitzan

*Laut den Qualitätsstandards galten alsGrundberufe für die Tätigkeit der Fami-lien-, Eltern-oder Erziehungsberatung nach§ 107 Abs. 3 Z 1 AußStrG:

• ein abgeschlossenes Studium derPsychologie, Erziehungs- oder Bildungs-wissenschaft (Masterabschluss) odervergleichbare und gleichwertige Studienoder

• der Abschluss einer Fachhochschule fürSoziale Arbeit / Akademie für Sozialarbeitoder

• eine abgeschlossene Psychotherapieaus-

bildung (laut PsychotherapeutInnenlistedes BMFG)

Grundsätzlich sollte die Ausbildung in dennotwendigen Grundberufen jenen Anforderun-gen gleichkommen, die der fachlichen Grund-qualifizierung für die Tätigkeit bei der Fami-lien- und Jugendgerichtshilfe entsprechen.

Über die „Pionierklausel“ konnte undkann auch weiterhin von den Erfordernissenhinsichtlich des Grundberufs abgesehenwerden, wenn von einem/r Bewerber/inaußerordentliche Leistungen in der Grundla-

Eltern können in Zukunft „von amtswegen“

beim Tragen derLast Ihrer Erziehungsarbeitmit unserer tatkräftigen

Unterstützungrechnen…

Auf der neuen Web-Seite: www.trennungundscheidung.at sind ab sofort sowohl die Listeder Berater/innen für die Beratung nach § 95Abs 1a AußStrG als auch nach § 107 Abs.3 Z 1AußStrG und andere wichtige Informationenrund um das Thema Trennung und Scheidung zufinden.

Wir gratulieren österreichweit allen Kolleginnenund Kollegen aus den Reihen der Dipl. Ehe-,Familien- und LebensberaterInnen zu IhrerAnerkennung!

genarbeit bzw. Entwicklung dieses Bera-tungsformats auf Basis profunder Aus- und-weiterbildungen in Verbindung mit langjäh-riger einschlägiger praktischer Arbeit mitKindern, Eltern und Familien im Kontext von(hochkonflikthafter) Trennung und Schei-dung sowie umfassende Berufserfahrungenin einschlägiger Arbeit in der Begleitung undBeratung von Familien, die von Trennungund Scheidung betroffen sind, in einem Zei-traum von mindestens zehn Jahren nachge-wiesen werden. Unter diese Klausel fielenund fallen weiterhin u. a. die Dipl. Ehe-,Familien- und LebensberaterInnen.

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KINDESWOHLGEFÄHRDUNG: WAHRNEH-MEN – EINSCHÄTZEN – INTERVENIEREN

Irene Haller

In meinem beruflichen Alltag sowohl alsKindergarten- und Hortleiterin als auch

als Erziehungsberaterin bin ich immeröfter mit dem Thema „Kindeswohlgefähr-dung“ konfrontiert. War das vor einigen Jahren noch die Aus-nahme, so muss ich heute im Durch-schnitt zweimal pro Monat eine Kindes-wohlgefährdung ans Amt für Jugend undFamilie melden. Auch eine Statistik der Magistratsabtei-lung 11 (2015) bestätigt, dass die Zahlder jährl ichen Gefährdungsmeldungenstark gestiegen ist: Bis Mitte 2000 gab esjährl ich 5.000–6.000 Meldungen inÖsterreich, 2015 waren es bereits über13.500. Dafür mag es mehrere Gründe geben.Zum Beispiel das aufgrund von Aufklä-rungskampagnen (Bsp. Kinderschutzkam-pagne des Jugendamtes, 2005, mit WilliResetarits als Testimonial) zunehmendeBewusstsein vieler Menschen, Kindernicht als „Eigentum“ ihrer Eltern zusehen, sondern als schützenswerte Indivi-duen mit persönlichen Rechten. Einenanderen Grund sehe ich in meiner Praxisimmer öfter darin, dass Eltern, aufgrundbestimmter Lebensumstände, (vorüberge-hend) mit der Erziehung ihrer Kinderüberfordert sind. Was alles dazu führt,dass Eltern ihren eigenen Kindern Gewaltantun, dafür gibt es kein eindimensiona-les Erklärungsmodell. Man kann alsonicht einfach sagen: Weil dieses oderjenes Lebensereignis eingetreten ist, kames zu einem kindeswohlgefährdendenVerhalten der Eltern.Der Weg dorthin ist ein sehr komplexerProzess, bei dem es immer um ein Inei -nandergreifen von psychopathologischen,soziologischen, und sozial-situativenBedingungen geht, die dann im Gesamt-gefüge zum Tragen kommen. Kindeswohlgefährdungen kommen inallen sozialen Schichten vor. Gehäuft tre-ten sie aber doch in Armuts- und Unter-versorgungslagen auf. ÖkonomischeBelastungen, Arbeitslosigkeit, beengte

Wohnverhältnisse, Existenzängste, …machen enorm viel Druck. Und unter gro-ßem, existenziellem Druck „verliert manschneller die Nerven“, es fehlt die Kraft,sich bei Problemen mit seinen Kindernrein argumentativ auseinanderzusetzen.Manche Eltern flüchten sich auch in einedepressive Stimmung, werden mutlos,sehen keine Perspektive mehr und wer-den dann vernachlässigend in der Bezie-hung zu den Kindern.Laut Statistik ist „Vernachlässigung“einer der häufigsten Gründe für eine Mel-dung ans Jugendamt.

Ich habe in den letzten Jahren vieleGefährdungsmeldungen gemacht undauch viel Erfahrung im Umgang mitbetroffenen Familien und dem Amt fürJugend und Familie gesammelt. Undobwohl inzwischen so etwas wie „Routi-ne“ dabei ist: Die Entscheidungen,– „Ist das Wohl eines bestimmten Kindes

gefährdet oder nicht?“– „Ist eine Gefährdungsmeldung ans

Jugendamt ein angemessener Schrittoder nicht?“

– „Gibt es vielleicht eine Alternative zudiesem doch sehr heiklen Akt, eineAlternative, die dem Wohl des Kindesauch – oder vielleicht sogar noch mehr– entgegenkommt, als die Familie demJugendamt zu melden?“

sind jedes Mal wieder sehr, sehr schwie-rig. Und mit vielen, starken, oft schweraushaltbaren Gefühlen verbunden.

Ich denke, die Entscheidung zu treffen,was das Beste für das Wohl einesbestimmten Kindes ist, zählt zu denschwierigsten Aspekten unserer Arbeit.

WIE WIRD „KINDESWOHL“ DEFINIERT?

Der Begriff „Kindeswohl“ ist ein sogenannter „unbestimmter Rechtsbegriff“.Das heißt, dass es keine allgemeingültigeDefinition gibt! In Wirklichkeit bedarf eseiner Interpretation in jedem einzelnen

Fall. Es muss also immer individuellangeschaut werden, was dem Kind „wohltut“, auch abhängig von der Kultur, in derdas Kind lebt, oder welche „Sitten undBräuche“ in seinem Lebensumfeld üblichsind. In Österreich wurde mit einer Defini-tion im ABGB, § 138 des Kindschafts-und Namensrechts-Änderungsgesetzes2013 mit der Auflistung von 12 Kriterieneine Definition von Kindeswohl versucht:

„In allen das minderjährige Kind betref-fenden Angelegenheiten, insbesondereder Obsorge und der persönlichen Kon-takte, ist das Wohl des Kindes (Kindes-wohl) als leitender Gesichtspunkt zuberücksichtigen und bestmöglich zugewährleisten. Wichtige Kriterien bei derBeurteilung des Kindeswohls sind insbe-sondere 1 eine angemessene Versorgung, insbe-

sondere mit Nahrung, medizinischerund sanitärer Betreuung und Wohn-raum, sowie eine sorgfältige Erziehungdes Kindes;

2 die Fürsorge, Geborgenheit und derSchutz der körperlichen und seeli-schen Integrität des Kindes;

3 die Wertschätzung und Akzeptanz desKindes durch die Eltern;

4 die Förderung der Anlagen, Fähigkei-ten, Neigungen und Entwicklungsmög-lichkeiten des Kindes;

5 die Berücksichtigung der Meinung desKindes in Abhängigkeit von dessenVerständnis und der Fähigkeit zur Mei-nungsbildung;

6 die Vermeidung der Beeinträchtigung,die das Kind durch die Um- und Durch-setzung einer Maßnahme gegen seinenWillen erleiden könnte;

7 die Vermeidung der Gefahr für dasKind, Übergriffe oder Gewalt selbst zuerleiden oder an wichtigen Bezugsper-sonen mitzuerleben;

8 die Vermeidung der Gefahr für dasKind, rechtswidrig verbracht oderzurückgehalten zu werden oder sonstzu Schaden zu kommen;

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Focus efl Beratung 11

dann scheint mir das eine gute Voraus-setzung für einen kooperativen Bera-tungsprozess zu sein, der von den Betrof-fenen als hilfreich erlebt werden kann.

QUELLEN: Workshop „Kindeswohlgefährdungen imKindergarten- und Hortbereich“, Mag.Thomas Wenter, MA und Irene Haller: KINDERSCHUTZZENTRUM Wien, Handout„Kindeswohlgefährdung: wahrnehmen –einschätzen – intervenieren“.

Irene Haller, Dipl.Lebens- und Sozial-beraterin, Dipl.E r z i ehungsbera te-rin, Kindergarten-und Hortleiterin

SAVE THE DATE

Workshop „Kindeswohlgefährdun-gen erkennen und handeln“ Donnerstag, 28.09.2017, 17:00–21:00 Uhr,Hamburgerstraße 3, 1050 Wien.

Themen:– Formen und Ursachen von Kindeswohl-

gefährdungen– Einschätzen einer Kindeswohlgefährdung– Was kann die Konfrontation mit Gewalt

an einem Kind in mir auslösen?– Interventionsmöglichkeiten– Konkreter Ablauf einer Meldung– Was passiert nach einer Meldung?

9 verlässliche Kontakte des Kindes zubeiden Elternteilen und wichtigenBezugspersonen sowie sichere Bindun-gen des Kindes zu diesen Personen;

10 die Vermeidung von Loyalitätskonflik-ten und Schuldgefühlen des Kindes;

11 die Wahrung der Rechte, Ansprücheund Interessen des Kindes sowie

12 die Lebensverhältnisse des Kindes,seiner Eltern und seiner sonstigenUmgebung.“

Im Kommentar zum Gesetzestext wirddarauf hingewiesen, dass eine abschlie-ßende Definit ion des vielschichtigenBegriffs Kindeswohl nicht möglich sei.Durch die Auflistung sollten aber Anhalts-punkte für die Beurteilung gegeben wer-den. Auch sollte kein bestimmtes Leitbildvon der Familie und von der Eltern-Kind-Beziehung festgeschrieben werden.

WER MUSS MELDEN? WIE MUSS

GEMELDET WERDEN?

Österreich gehört weltweit gesehen zuden Ländern mit dem höchstentwickeltenKinderschutz und hat auch 1990 als einesder ersten Länder die UN-Kinderrechts-konvention unterschrieben.Mit Februar 2013 wurden einige Neue-rungen ins Kinder- und Jugendhilfegesetzaufgenommen, die zum Teil auch die Mel-depflicht und den Ablauf bei Gefähr-dungsmeldungen betreffen:Neu sind zum Beispiel folgende Punkte:• Gesetzliche Regelung: Die Gefähr-

dungsabklärung ist nun gesetzl ichgeregelt, es gilt das „Vier-Augen-Prin-zip“: Mindestens zwei Personen ent-scheiden, ob eine Gefährdung vorliegt.

• Auskunftsrechte: Das Amt für Jugendund Familie hat seither jederzeit Ein-blick ins Strafregister, insbesondereins Sexualstrafregister.

• Kooperation und Vernetzung: Jugend-amt und Gefährdungsmelder sind imAustausch.

• Partizipation: Der Wunsch der Kinder,Jugendlichen und Eltern ist umzuset-zen! Vorausgesetzt dieser entsprichtdem Kindeswohl.

• Meldepflicht: Bei Verdacht auf eineKindeswohlgefährdung müssen seit2013 auch Freiberufler, wie psychoso-ziale Berater, ans Amt für Jugend und

Familie melden. Ausnahme: Von einerMeldung kann dann abgesehen wer-den, wenn die Gefährdung einesbestimmten Kindes oder Jugendlichenanders verhindert werden kann (z.B.durch Beratung der Eltern im Rahmender beruflichen Tätigkeit).

IN DER BERATUNG …

Wenn wir als BeraterInnen mit Fällen vonGewalt konfrontiert sind, werden bei unsin der Regel starke Gefühle hochkommen:Wut auf den Misshandler, Wut auf dieMutter oder den Vater, die/der die Miss-handlung „zugelassen hat“, Mitleid mitdem Kind, … Das Aushalten dieser Gefühle ist schwie-rig und sehr belastend. Oft haben wirdaher den Impuls, eine Kindeswohlge-fährdung zu verdrängen oder sie zu baga-tellisieren.

Wenn es trotzdem gelingen kann,– uns in die Situation von Eltern einzu-

fühlen, sie nicht nur als Täter, sondernein Stück weit auch als Opfer zu sehenund

– uns bewusst zu machen, dass diemeisten Eltern ihre Kinder gernegesund aufwachsen sehen wollen,aber schwere Belastungen sowie man-gelnde persönliche/subjektive Ausstat-tungen, das oft nicht gut genug odergar nicht zulassen,

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ERFOLGSSTORY AUS DEM BURGENLAND

NEUE BERATUNGSSTELLE AUF DER LISTE DES BM FÜR FAMILIEN UND JUGEND

N ach längeren Vorbereitungsarbeitenwurde die Evangelische Familienbe-

ratungsstelle im Oktober 2010 in Pött-sching (Burgenland) durch den BischofDr. Michael Bünker und den Superinten-denten Mag. Manfred Koch feierlich eröff-net. Dies ist von Seiten der EvangelischenKirche die zweite Familienberatungsstelleösterreichweit.

Die Gemeinde Pöttsching stellte in ihremSozialzentrum die Räumlichkeiten kosten-los zur Verfügung und die EvangelischeSuperintendentur, als Träger der Bera-tungsstelle, übernahm die Honorare fürdie anfallenden Beratungsstunden. Alleanderen Tätigkeiten wie Teamsitzungen,Vernetzung, Öffentlichkeitsarbeiten usw.wurden von den beiden BeraterInnenRenate Lopez und Martin Priester ehren-amtlich geleistet. Im ersten Tätigkeitsjahr fanden 80 Bera-tungen statt. Diese erhöhten sich bis2016 auf 214 Beratungen im Jahr.

Aufgrund der steigenden Beratungszahlenwurde nachgewiesen, dass ein Bedarf anFamilienberatung im Bezirk Mattersburgbestand und noch besteht.

Durch den Kontakt mit der Vorsteherindes Bezirksgerichtes Eisenstadt wurdezusätzlich ab März 2014 an jedem 1. und3. Dienstag im Monat, während des Amts-tages, Familienberatung beim Bezirksge-richt angeboten. Im Jahr 2016 wurden120 Beratungen durchgeführt.

Im Dezember 2015 hat das Team Lopezund Priester beim Bundesministerium fürFamilien und Jugend das Ansuchen fürdie Aufnahme in die Liste der geförderten

Beratungsstellen gestellt. Eine finanzielleZusage seitens des Ministeriums unterEinbehaltung der geforderten Vorausset-zungen wurde bereits getätigt.Da beide BeraterInnen in Pöttschingansässig sind und die Räumlichkeiten vonder Gemeinde zeitlich unbegrenzt zur Ver-fügung gestellt werden, erhöht sich diezeitliche Flexibilität. Das bedeutet, dassneben den fixen Beratungszeiten (Montag17.00–19.00 Uhr) den Klienten kurzfristigauch andere Termine angeboten werdenkönnen.

Anlässlich von 500 Jahre Reformationveranstaltet die evangelische KircheÖsterreich u. a. ein Reformationsfest aufdem Rathausplatz in Wien am 30.9.2017von 12.00–18.00 Uhr. Hier sind auch diebeiden Familienberatungsstellen der

evangelischen Kirche, die in Wien undPöttsching (Burgenland) ansässig sind,mit einem Stand vertreten und wollen zei-gen, wie wichtig und bedeutsam Beratungfür Einzelne, Paare und Familien inschwierigen Situationen ist.

Die zweite österreichweite EvangelischeEhe-, Familien- und Lebensberatungs-stelle in der Hamburgerstraße in Wien 5unter der Leitung von Birgit Traxler, MScstellt dem Berufsverband der EFL Berate-rInnen immer wieder ihre Räumlichkeitenfür die Fortbildungsveranstaltungen unse-res Regionalvertreters Nö-Ost und Bur-genland, Martin Priester, zur Verfügung.

An dieser Stelle ein herzliches DANKE-SCHÖN!

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Focus efl Beratung 13

SEHR GEEHRTE FRAU DIR. PINTER!SEHR GEEHRTER HERR BISCHOF DR. ZSIFKOVICS!

Wien, Juni 2016

Der Berufsverband der Dipl. Ehe-, Familien- und LebensberaterInnen Österreichs vertritt seit über 40 Jahren die Interessender Kolleginnen und Kollegen, die im Bereich der geförderten Familienberatung tätig sind.

Seit den Anfängen der Familienberatung 1974 haben sich die Beratungsinhalte vervielfacht und unsere Tätigkeit ist zu einerwichtigen Säule im sozialen Netzwerk für Themen von Einzelnen, Paaren und in hohem Maße von Familien geworden.

Es wurde, wie Frau Christa Gutmann, ein Urgestein der Familienberatung schreibt „in Ergänzung zur leistungsorientierten,Autonomie und Selbständigkeit idealisierenden Gesellschaft ein Trainingsbereich für soziale Fitness geschaffen. Er bietetdie Möglichkeit, die eigene Situation aufmerksam im Dialog reflektieren zu können. Zeichen, Bedeutungen und Hinweise, wiesie oft in Zeiten des Übergangs oder der Krisen deutlich werden, können auf dem Hintergrund des eigenen Lebens entzif-fert werden, um ,das Leben wieder in den Griff zu kriegen‘, wie viele Ratsuchende ihr Anliegen zu Beginn einer Beratungformulieren“ (aus: „Ich werden am Du“ Beziehungs- und Prozessgestaltung in der EFL-Beratung, 2008 Wien).

Warum ich als Vorsitzende des Berufsverbandes Ihnen das schreibe?

Von Seiten der Caritas Burgendland soll es in Zukunft keine geförderte Beratung mehr geben, die Fördermittel wurden auf-grund der fehlenden baulichen Maßnahmen zur Barrierefreiheit „eingefroren“. Wird diesbezüglich nichts unternommen,gehen diese Mittel für Ihren Träger verloren.

Das ist aus unserer Sicht sowohl im Sinne der KlientInnen als auch der KollegInnen in dieser Region unverantwortlich!

Beratung ist in Zeiten wie diesen gefragt und (heraus)gefordert wie selten zuvor. Der Wunsch nach einer erfüllten Partner-schaft, nach einem gelingenden Familienleben – im Sinne von krisenfest und gewappnet für den Alltag und die Herausfor-derungen der Arbeitswelt sowie viele weitere Themenbereiche beschäftigen unsere KlientInnen. Gerade auch Beratung inkirchlicher Trägerschaft hat hier die Chance, ihren „Dienst am Menschen“ in einem bewährten Rahmen zu leben. Kirchekommt zu den Menschen, um sie abzuholen, wo sie stehen.

In Österreich gibt es derzeit rund 370 geförderte Beratungsstellen, ein Drittel (!) davon in kirchlicher und kirchennaher Trä-gerschaft. Das Ministerium vertraut diesen Institutionen. Viele hochprofessionelle und engagierte Beraterinnen und Beraterarbeiten hier und die vom Familienministerium durchgeführte Studie zur Zufriedenheit der KlientInnen stellt uns ein hervor-ragendes Zeugnis aus.

Deshalb ersuchen wir, der Vorstand des Berufsverbandes, Sie als Hauptverantwortliche für diesen Bereich innerhalb derCaritas Burgendland dringend, der geförderten Beratung im Burgendland weiterhin eine Chance zu geben. Der erste Satzunter den Leitsätzen der Caritas ist „Kernauftrag ist es, die Not zu sehen und zu handeln.“

Ein gewachsenes, gut etabliertes und effektives Beratungs-Netzwerk verloren gehen zu lassen, würde aus meiner Sicht die-sem Kernauftrag eindeutig widersprechen.

Beiliegend finden Sie ein Buch unseres Berufsverbandes „Ich werden am Du“. Es stellt unsere Arbeit in Österreich aus vielenverschiedenen Blickwinkeln vor. Außerdem eine Festzeitschrift zum 40-Jahr-Jubiläum des Berufsverbandes im Jahr 2014.

Es ist mir ein wichtiges Anliegen, Ihnen unsere Arbeit transparent und Ihre Bedeutung für die aktuelle Gesellschaft deutlichzu machen.

Mit der Hoffnung, dass dies gelungen ist, verbleibe ich mit freundlichen GrüßenMag.a Eva Bitzan, Vorsitzende

Dieser Brief ging im Juni 2016 an Ägi-dius J. Zsifkovics, den Diözesanbischofvon Eisenstadt und an Dr. Edith Pinter,die Leiterin der Caritas der DiözeseEisenstadt.

Grund war die Gefahr, dass die Bera-tungsstellen der Caritas im Burgenlandim Zuge der Barrierefreiheitsnotwendig-keiten geschlossen werden.

Dem Engagement von zahlreichenUnterstützerInnen ist es zu danken,dass vorerst auf jeden Fall das Beste-hen der Familienberatungsstelle inEisenstadt gesichert ist.

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zuschreibungen scheint es, als würdenKlient*innen vielmehr Teil einer Gruppedenn unabhängige Individuen sein. Daher fordert die andere Position eineExklusion des Themas Kultur in der Sozia-len Arbeit. Kulturelle Inhalte sollen in derpsychosozialen Beratung beziehungsweiseBetreuung keinen Platz finden. Dies wirdzum einen gefordert, da Vertreter*innendieser Richtung kulturelles Wissen in vie-len Situationen mit rassistischem Wissengleich setzten. Eine weitere Argumentationfindet sich in dem Punkt der Masse anInhalten. Sozialarbeiter*innen und oderPsychosoziale Berater*innen werden nieallen Inhalten über diverse Kulturengerecht werden, wobei die Sinnhaftigkeitdessen außen vor steht. Die Vertre-ter*innen fordern Kommunikation aufAugenhöhe. Somit soll ein gegenseitigesKennenlernen von zwei individuellen Men-schen ermöglicht werden.

KulturbegriffDer selbstverständliche alltäglicheGebrauch des Begriffs „Kultur“ lässt dieVermutung entstehen, dass es sich umeinen selbsterklärenden und einen ein-deutig definierbaren Begriff handelt. Demist jedoch nicht so. Möglicherweise istKultur aufgrund ihrer Komplexität nichtdefinierbar. Die unterschiedlichen Inhalteder Definitionen werden beeinflusst vonder jeweiligen Forschungsrichtung, wel-che sich dem Begriff theoretisch annä-hern möchte. Sprachlich gesehen leitet sich der Begriffvom Wort cultura lateinisch hergeleitetvon colere, was so viel bedeutet wie pfle-gen und bebauen

Die vier wesentlichen Bedeutungenvon Kultur 1. Kultur als Bezeichnung für den Bereich

der Kunst. Produkte menschlicher Arbeit,wie beispielsweise Theater, Fotografie,Literatur, bildende Kunst, etc. werden zudieser Bedeutung dazugezählt.

Durch die zunehmende Globalisierungund Migrationsbewegungen wird die

Auseinandersetzung mit Kultur unteranderem auch für die Soziale Arbeit aberauch für die EFL Beratung ein zunehmendwichtiges Thema. Die Kulturdebatteinnerhalb der Sozialen Arbeit spiegelt dieKontroversen innerhalb der Mehrheitsge-sellschaft. Zum einen wird Kultur eng ver-bunden mit Kulturalisierung beziehungs-weise Ethnisierung verstanden und sy -nonym für diese verwendet. Zum anderenwird mehr interkulturelle Kompetenz und(inter)kulturelles Wissen in der SozialenArbeit gefordert. Der ambivalente Diskursdarüber führte zum einen zur Themenfin-dung grundgelegter Masterarbeit undzum anderen zur Aufbereitung dieser Aus-einandersetzung für diesen Beitrag inHinblick auf die EFL Beratung.

Die PositionenZum einen geht es um die Aneignung vonkulturellem Wissen. Ziel dieser Positionsoll sein, dass sich ,Verstehen‘ in Analogiezu Verständnis positiv auf den Beratungs-beziehungsweise Betreuungsverlauf aus-wirkt. Diese Haltung birgt die Gefahr, dassdies (möglicherweise) die individuelleBetrachtung beziehungsweise Wahrneh-mung der Klient*innen beeinträchtigt.Denn durch die festgeschriebenen Kultur-

2. Kultur als eine Beschreibung einergewissen Lebensart, die durch Bil-dung, Manieren und schöngeistigesInteresse charakterisiert ist. Es gehtum die Kultiviertheit von Menschen.

3. Diese Bedeutung beinhaltet unteranderem Sitten, Bräuche, Traditionen,Religion, etc. einer bestimmten Grup-pe, die sich aufgrund dieser von ande-ren Gruppen unterscheidet.

4. Kultur wird im Sinne des bebauendenund pflegenden Charakters definiert.Diese Bedeutung bezieht sich unteranderem auf Monokulturen, Bakterien-kulturen, und Kulturlandschaften.3

Betrachtet man Kultur als möglichegegenseitige Anpassung, wie Menschenin einem bestimmten Kollektivzusammenleben, sei es aufgrund vonräumlichen Merkmalen oder anderen, soist Kultur nicht festgeschrieben odergenetisch fixiert. Kultur ist Anpassung,möglicherweise auch eine Art Sozialisa-tion, das heißt, Kultur ist Veränderungunterzogen. Daraus folgt, „dass unserkulturelles Normen- und Wertegerüst,welches die Wahrnehmung prägt, nichtsweiter ist, als eine aus unserer Erziehungund unseren Erfahrungen abgeleiteteKonstruktion. Jegliche Annahme von Kul-tur muss daher als individuell konstruiertangesehen werden.“4

Kurzgefasst bildet Kultur für uns einenTeil der Wirklichkeit. Kultur wird von Men-schen geschaffen und ist historisch undgeographisch wandelbar. Kultur unter-scheidet sich von der Natur, da sie keinenGesetzen unterliegt, die nicht veränderbarsind. Des Weiteren beinhaltet Kultur ein,Regelwerk‘ das uns zur Verfügung stehtund an das wir uns halten können.5

Was macht eigentlich das Thema Kultur sospannend für den Menschen beziehungs-weise warum wollen Menschen (ihre) Kul-tur beibehalten? Kultur ist unter anderemattraktiv für Menschen aufgrund ihrerOrientierungsfunktion. Sie vermittelt ein

DIE KULTUR DER ANDEREN*1

Lisa BirklhuberRedaktionelle Bearbeitung: Elisabeth Birklhuber2

*Begriffe wie Andere, Fremde, etc., die sich auf Geschlecht oder ,Rasse‘ beziehen, werden in der vorliegenden Masterarbeit mit einem Sternchen markiert.Somit soll zum einen auf die soziale Konstruktion, zum anderen auf Markierungen die vergeschlechtlichenden und rassifizierenden Charakter besitzen, auf-merksam gemacht werden. Damit wird versucht den Ontologisierungseffekt durch Sprache zu vermeiden.

1 Die Kultur der Anderen. Bedeutung von Kultur beijungen Erwachsenen. Masterarbeit zur Erlangung desakademischen Grades Master of Arts in Social Scien-ces Masterstudiengang Soziale Arbeit, Linz, verfasstvon Lisa Birklhuber BA.2 Das Schreiben meiner Tochter an Ihrer Masterarbeitlief parallel zur Vorbereitung für die Fachtagung „DasFremde und das andere – wie wir ihm begegnen unddamit umgehen“. Den Blick auf den Begriff „Kultur“finde ich spannend und habe daher für diesen Beitragdie Kapitel dazu radikal gekürzt.3 vgl. Hansen, Klaus Peter (2011): Kultur und Kultur-wissenschaften, 4. Aufl., Tübingen, S. 9ff. 4 Kohl, Philipp (2013): Aufwertung und Identität imtranskulturellen Raum, 1. Aufl., Wiesbaden, S. 20.5 vgl. Thies, Christian (2016): Alles Kultur? Eine kriti-sche Bestandsaufnahme, 1. Aufl., Stuttgart, S. 14.

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Focus efl Beratung 15

Gefühl der Sicherheit und Stabilität durchdiverse Rituale und Traditionen. Kulturkann verbindend sein und ein Zugehörig-keitsgefühl zu einer bestimmten Gruppevon Menschen hervorrufen und die eigeneIdentität innerhalb des Systems stärken.6

Vor allem in Situationen, in denen dasLeben von Ausgrenzungserfahrungen,schlechten Lebensbedingungen und Per-spektivenlosigkeit geprägt ist, kann KulturSicherheit und Orientierung bieten. DiesesPhänomen wird oft erst aufgrund vonMigration (bewusst) sichtbar. Handlungen,Einstellungen, etc., die im Alltag alsselbstverständlich angesehen wurden,werden plötzlich als fremd* beziehungs-weise anders* angesehen. Dadurch wirdallen Beteiligten erst bewusst, was Kulturalles beinhalten kann.

Entstehung des Kulturbegriffs und da -raus resultierenden Kulturkonzepte Giovanni Battista Vico (1668–1744) setzteerstmalig Geschichtserkenntnisse gegen-über Naturerkenntnissen. Er stellt Kultur-geschichte gegenüber Physik und bildetso das Grundprinzip der Kulturwissen-schaften. Für ihn ist das ,Wahre‘ und das,Gemachte‘ wechselseitig austauschbar.Die Kulturwissenschaft soll sich mit derGenealogie (dem Werden) beschäftigenund nicht mit der Ontologie (dem Sein).7

In seinem Werk Prinzipien einer neuenWissenschaft über die gemeinsame Naturder Völker schreibt Vico von einer neuenkritischen Kunst, die die Wahrheit der Völ-ker zu ermitteln versucht und beginnt„[…] die Philologie zu überprüfen (dasheißt die Lehre von all den Dingen, dievon dem menschlichen Willen abhängen,wie die ganze Geschichte der Sprachen,der Sitten und der Ereignisse sowohl imFrieden wie im Krieg der Völker).“8

Die divergierenden Meinungen und Defi-nitionen über Kultur(ähnliches) führtenschon damals zu einem kontroversen Dis-kurs. In der Zeit der Aufklärung (18. bisfrühes 19. Jahrhundert) einte sie aber vorallem eines, es sollte die Abgrenzung zurNatur im Vordergrund stehen. Kultur wur-de in dieser Epoche stark mit Bildung undZivilisation in Verbindung gebracht.9

Der deutsche Dichter und PhilosophJohann Gottfried Herder (1744–1803)[…] war der Meinung, Gott habe denMenschen in ethnischen Verbändengeschaffen. […] genetischer Charaktereines Volkes der dem Volksgeist und derVolksseele entspricht.“10

Herder selbst spricht hier noch nicht vonKultur, jedoch bildeten seine Überlegun-

gen, dass Homogenität und Gleichheitinnerhalb des ethnischen Kollektivs exis-tierten, eine wichtige Basis für den tradi-tionellen Kulturbegriff. Ab den 1960er Jahren entwickelten Sozi-alwissenschaftler*innen eine neue Rich-tung, die Cultural Studies. Im Mittelpunktdieser Forschungsrichtungen stehenPopulär- und Alltagskulturen, die im Hin-blick auf Machtverhältnisse und Subjekti-vierung erforscht werden.11

Seit den 1980er Jahren etablieren sichdie Critical Whiteness Studies zuerst imangloamerikanischen Raum und mittler-weile auch in deutschsprachigen Akade-mikerkreisen. Das Hinzufügen der Kate-gorie „Weißsein“* beinhaltet ein Umden-ken in der Rassismusforschung. Nach Luhmann, stellt der Kulturbegriffeinen der schlimmsten Begriffe in derGeschichte der Menschheit dar. Er sprichtvon der Erfindung der Kultur, die alles ist,was nicht Natur ist.12 Für ihn blieb Kultur„Gegenstand für Seinsaussagen, die wahroder falsch sein konnten.“13 Laut Seubertbefinden wir uns mittlerweile in einer„Begrifflichkeitskrise“. Die Veränderun-gen innerhalb der Gesellschaft verlangenimmerzu neue und weiterentwickelteBegriffe, die den Zusammenhang vonPersonensein, Intersubjektivität und Sub-jektivität mit Kultur enthalten. Er sprichtdabei von einer Selbstkultur.14 Schulzsieht Kultur in der heutigen Zeit als „zer-redeten, vernebelten, gleichzeitig nahenund doch ungreifbaren Gegenstand.“15

KONZEPTE UND IHRE KULTURVER-STÄNDNISSE

Multikulturalitätkommt von dem lateinischen Wort „mul-tus“, das so viel bedeutet wie „viel“ bezie-hungsweise „zahlreich“. Multikulturalitätdient als soziale Ordnungsstruktur unddas Wort „multikulturell“ bedeutet, dassdie vorhandene Lebenswelt sich aus meh-reren Menschen, die sich mehreren Kultu-ren zugehörig fühlen, zusammensetzt.16

Es gibt drei mögliche Varianten: „Multi-kulturalität I“ zeichnet sich durch eineDominanzkultur beziehungsweise Leitkul-tur und die sich beugenden Kulturen aus.Es geht um die Integration von anderenKulturen in die ,gastgebende‘ Kultur undsomit eine völlige Anpassung und Unter-ordnung. Ziel ist Assimilierung und somitein Widerspruch in sich, da es sich dannnur noch um eine Monokultur handelt. Die Perspektive „Multikulturalität II“ siehtIntegration nicht als Vereinnahmung

durch die Dominanzkultur. Es werdenFreiräume geschaffen, in denen es umkulturelle Eigenständigkeit und eigeneIdentität geht. Trotzdem findet eine klareUnterordnung gegenüber der „gastgeben-den“ Kultur statt. Ein internationales Bei-spiel ist New York. Die Stadt zeichnet sichdurch ihre Stadtviertel wie China Town,Spanish Harlem und Little Italy aus. „Multikulturalität III“ sieht nach wie voreine Trennung von individuellen kulturel-len Gruppen vor, die durch eine gegensei-tige Akzeptanz charakterisiert sind, setztsich jedoch das Ziel ein gemeinschaftli-ches interkulturelles Miteinander zuschaffen, ähnlicht dem Konzept der Inter-kulturalität.17

Interkulturalität Interkulturalität ist in den letzten Jahrenzu einem gängigen Begriff geworden.Sowohl in den Bereichen der Wirtschaftals auch im Gesundheits- und Sozialbe-reich werden interkulturelle Trainings bishin zur Aneignung der interkulturellenKompetenz angeboten. Zeitgleich mit derVerbreitung des Begriffs und der dazuge-hörigen Theorien und Methoden wurdedieser auch heftig kritisiert, unter ande-rem auch von der Sozialen Arbeit. Im alltäglichen Sprachgebrauch ist dasWort häufig ein Synonym für die Fähigkeitin einen kulturübergreifenden Dialog zutreten und dadurch beziehungsweisedabei Rassismus zu verhindern.

6 vgl. Schneider, Ingo/Sexl, Martin (2015): Kultur 5.0,in: Schneider, Ingo/Sexl, Martin: Das Unbehagen an derKultur, 1. Aufl. Hamburg, S.8.7 vgl. Borgards, Roland (2010): Texte zur Kulturtheorieund Kulturwissenschaft, 1. Aufl., Stuttgart, S.17.8 Vico, Giovanni Battista (1725): Principi di una scien-za nuova intorno alla natura delle nazioni, in: Borgards(2010): S.19.9 vgl. Steyerl, Hito (2007): Kultur: ein Begriff ohneGrenzen, in: Köchl, Sylvia/Patulova, Radostina/Yun,Vina: fields of TRANSFER. MigrantInnen in der Kultur-arbeit, Wien, S. 21. 10 Hoffman, Edwin (2015): Interkulturelle Gesprächs-führung, 1. Aufl., Wiesbaden.11 vgl. Steyerl (2007): S.2112 vgl. Luhmann Niklas (1995): Die Kunst der Gesell-schaft, Frankfurt am Main: S. 398.13 Luhmann (1995): S. 39814 vgl. Kimmerle, Heinz (2014): Intermedialität, Inter-disziplinarität, Interkulturalität, in: Jammal, Elias(Hrsg.) (eds.): Kultur und Interkulturalität, Perspectivesof the Other. Studies on Intercultural Communication,1. Aufl., Wiesbaden, S. 138. 15 Schulz, Gerhard (2003): Die beste aller Welten.Wohin bewegt sich die Gesellschaft im 21. Jahrhun-dert?, 1. Aufl., Frankfurt am Main, S. 30.16 vgl. Bolten, Jürgen (2012): Interkulturelle Kompe-tenz, 5. Aufl., Erfurt, S.39.17 vgl. Bolten (2012): S. 95ff

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ist. Meist sind die Teilnehmer*innen voninterkulturellen Kompetenztrainings Mit-glieder der weißen* Mehrheitsgesellschaftund lernen etwas über die fremden* Kultu-ren beziehungsweise wie sie ein gutesMiteinander mit den anderen* gestaltenkönnen. Bei interkulturellen Treffen ist esähnlich. Der Austausch über Speisen,Musik und Tanz steht im Mittelpunkt. Einintellektueller oder wissenschaftlicherAustausch wird nicht fokussiert.

TranskulturalitätDa die Konzepte von Multikulturalität undInterkulturalität aufgrund der Überbewer-tung der Kategorie Kultur stark kritisiertwurden, entwickelte sich das Konzept derTranskulturalität. Wie schon bei den vor-herigen Begriffen und ihren dazugehöri-gen Konzepten wurden hier zeitgleichmehrere unterschiedliche theoretischeZugänge entwickelt. Der Grundgedankeeint sie jedoch alle. Transkulturalität hat zum Ziel, die eindeu-tige Zuordnung von Menschen zubestimmten Kulturkreisen aufzuheben.Die Grundannahme des Transkulturali-tätskonzepts liegt darin, dass Kulturenverschmelzen, sich verbinden und vernet-zen. Als wichtiger Motor dessen wird dieGlobalisierung gesehen. Durch die welt-weite Vernetzung sowohl innerhalb derweltweiten Kommunikationsformen alsauch der fortschrittlichen Verkehrsformenweltweit, wurde bzw. würde eine Ver-schmelzung der Kulturen ermöglicht. Kul-tur soll nicht als homogene Entität gese-hen werden, die keine Veränderungenzulässt. Kulturen sollen so weit hybridwahrgenommen werden, dass es keinenneuen Kulturbegriff benötigt, sondernKulturen als reflexive Momente gesehenwerden.21

In den 1990er Jahren entwickelte derPhilosoph Wolfgang Welsch ein Konzept, indem er sich klar von der Interkulturalitätund Multikulturalität abgrenzen will.22

Welsch wollte den traditionellen Kultur-begriff mit all seinen Grenzen und engenStrukturen auf gesellschaftl icher undindividueller Ebene verändern. Durch dasAufwachsen in transkulturellen Gesell-schaften wird jedes Individuum zu einem

Interkulturalität geht grundsätzlich davonaus, dass es Verschiedenheiten zwischenMenschen gibt, so genannte kulturelleIdentitäten. Es geht darum, sich mit denkulturellen Verschiedenheiten ausei -nanderzusetzten und die Gesellschaft fürRespekt und Akzeptanz zu sensibilisieren.So entwickelte sich die „InterkulturelleKompetenz“. Diese ermöglicht dem Indi-viduum mit Situationen, in denen es mitder kulturellen Verschiedenheit in derEinwanderungsgesellschaft konfrontiertwird, umzugehen. Es geht sowohl um dieReflexion der eigenen ethnisch-kulturel-len Identität als auch um die eigene eth-nisch-kulturelle Definition des Gegen-übers. Das ist widersprüchlich für Kriti-ker*innen. Die Frage, wie antirassistischeArbeit möglich ist, wenn auf die Verschie-denheit von Menschen der Einwande-rungsgesellschaft und Personen, die indiese migriert sind, Bedacht genommenwird, stellt sich. Kulturelle werden überindividuelle Unterschiede gestellt. DerAnsatz fordert das Aneignen von Wissenüber diverse Herkunftskulturen und somitsteht die Kultur im Mittelpunkt.18

„In dem [sic!] ,Ausländer‘ oder auch ,Men-schen mit Migrationshintergrund‘ in Fortbil-dungen thematisiert werden, wird gleich-zeitig nahegelegt, dass es ein Problem mit,ihnen‘ gibt. […] Neben dem Dilemma derKonstruktion im ,Reden über‘ fördert dasSetting einer interkulturellen Fortbildungeine tendenziell abwertende Haltung.“19

Des Weiteren impliziert interkulturellesHandeln im pädagogischen und psycho-sozialen Bereich, dass die Professionis-tInnen fast ausschließlich der kulturellenMehrheit* zugehörig sind undKlient*innen einer kulturellen Minder-heit*. Interkulturelles Handeln wird aufden Kontext reduziert, dass ethnischnationale Mehrheitsangehörige* ethnischnationale Minderheitenangehörigen*(sozial)pädagogische Angebote bieten.20

Inwieweit kulturelles Wissen rassistischesWissen ist, benötigt nach wie vor einenöffentlichen Diskurs. Die Gefahr, Men-schen in ihrem eigentlichen Sein und Ver-halten zu verallgemeinern, besteht. DesWeiteren ist zu beachten, dass es keingegenseitiges Kennenlernen von Kulturen

von ihm definierten transkulturellenMischling*. Die kulturelle Identitätsbil-dung kann sich somit aus mehreren Ele-menten unterschiedlichster Herkunft ent-wickeln. Dadurch wird der Mensch in sichimmer mehr zu einem transkulturellenWesen, was ihm dabei hilft, die „äußereTranskulturalität“ besser zu verstehenund sich zu orientieren.23

Welschs Überlegungen bieten eine neueBedeutung des Begriffs „Kultur“. SeinZiel, den Begriff Transkulturalität in derMehrheitsgesellschaft zu etablieren,konnte noch nicht umgesezt werden.Auch die Idee der Auflösung der Eigen-Fremd-Differenz ist noch nicht passiert.Nur aufgrund eines Austauschs und einerAneignung von Praktiken ist der Menschnoch nicht bereit, andere* als nicht-fremd* anzusehen. Es ist leichter, Spei-sen und Informationen aus fernen Län-dern zu importieren, als ein Zusammenle-ben zu praktizieren. Wäre die Mehrheits-gesellschaft bereit ihr Eigenes* aufzuge-ben und sich Fremdes* anzueignen, wür-de sich der momentane Diskurs in Europaanders gestalten, als er es derzeit tut.Durch die weltweite Verbreitung vonWaren und Praktiken aus aller Welt wirdDiskriminierung und Rassismus nicht ver-hindert und das Thema Globalisierungfördert zeitgleich die Themen Macht undUngleichheit.

DIE KULTUR DER ANDEREN*

18 vgl. Grünhage-Monetti (2006): S. 29ff19 Foitzik, Andreas (2007): Die Normalität des Ras-sismus in meiner interkulturellen Bildungsarbeit – einEntwurf, in: IDA NRW – Informations- und Dokumenta-tionszentrum für Antirassismusarbeit in NRW, Tagungs-dokumentation des Fachgesprächs zur ,Normalität undAlltäglichkeit des Rassismus‘, Bonn: S. 81.20 vgl. Mecherli, Paul (2010): „Kompetenzlosigkeits-kompetenz“. Pädagogisches Handeln unter Einwande-rungsbedingungen, in: Auernheimer, Georg (Hg.): Inter-kulturelle Kompetenz und pädagogische Professiona-lität, 3. Aufl., Wiesbaden, S. 16f. 21 vgl. Tielking, Knut/Fietz, Henning (2013): Theoreti-sche Implikationen zur Transkulturalität als dialogi-schem Ansatz zur Begegnung der Vielfalt in Gesell-schaften in Migration und Soziale Arbeit, Ausgabe 1,Seite 77, Landsberg, S.78. 22 Vgl. Voigt, Viola (2013): Interkulturelles Monitoringmade in Germany, 1. Aufl., Wiesbaden: S. 127.23 vgl. Tielking/Fietz (2013): S.78

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Nun bin ich auf einen Versand für Thera-peutische Materialen gestoßen –www.kikt-thema.de – und drei Dingemöchte ich davon gerne vorstellen:

Die Insel der Liebe, Stefan Hammel

Grafische Versuche, Beziehungsland-schaften darzustellen, habe ich schoneinige entdeckt. Offenbar ist das bezie-hungsmäßige Miteinander sehr gut mitBerg und Tal, Himmel und Hölle o.ä. ver-gleichbar.Diese Hartkarton-Darstellung etwa in derGröße eines A3 Blattes ist die bisheransprechendste. Hier gibt es natürlich dieKüste der Verliebtheit, die allerdings imVerhältnis zur übrigen Inselgröße einensehr kleinen Teil einnimmt – wie realis-

KREATIVE METHODEN

Eva Bitzan

LIEBE KOLLEG/INNEN!

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Maga. Eva Bitzan Dipl. EFL-Beraterin,Religionspädagogin

In dieser Kolumne darf ich immer wiederMethoden vorstellen, die eine Erweite-rung dieser verbalen Werkzeuge darstel-len – Bilder, Texte, Lieder, Collagen – vie-les war schon an der Reihe.

GESPRÄCHSTECHNIKEN, VERSCHIEDENE FRAGEVARIANTEN UND VIELE

VERBALE MÖGLICHKEITEN HABEN WIR GELERNT, UM UNSERE KLIEN-TINNEN EINMAL AUS DER RESERVE ZU LOCKEN, IN PAARBERATUNGEN

EVENTUELL ZU ÜBERSETZEN ODER EIN ANDERMAL VERWIRRENDES

AUF DEN PUNKT ZU BRINGEN. REDEN IST UNSER „HAUPTGESCHÄFT“.

tisch! Wandern kann mann bzw. frau aufden sanften Hängen des Vertrauten, vor-bei am Schlot des Zorns, vielleicht auchmit einem Blick auf den Ozean der Lange-weile oder den Kessel der Leidenschaft.Familie hat ebenso Platz wie Leidenschaft– diese befindet sich in einem Vulkankra-ter mit entsprechend steilem Anstieg.Manch eine(r) findet sich auch auf denKlippen des Scheiterns wieder. Mitgeliefert werden zwei Figuren – rotund blau. In der Arbeit mit einem Paarhabe ich sie anfangs einzeln aufgefor-dert, zuerst ihren momentanen Platz zuzeigen und auch den des Partnerswahrzunehmen. Daraus können schonsehr spannende Gespräche entste-hen. Wie ist man dort gelandet? Undin einem zweiten Schritt sollten siesich dort positionieren, wo sie ger-ne sein möchten, begleitet von mei-

ner Frage, wie weit das auch realistischerreichbar ist? Was kann jeder selbst bei-tragen, was braucht es dazu jeweils vomanderen?

Ansatzpunkte entstehen schon alleine beieiner ersten „Rundfahrt“ über die Insel,bei der Klärung, welches Klima dort z.B.vorherrscht oder welche Wetterwarnungunter Umständen überhört wurde.

Kostenpunkt dieser Schautafel ist € 49,90.

Skalierungsring

Aus meiner Sicht ist es sehr hilfreich inKlientInnengesprächen nach den ver-

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schiedenen Anteilen eines Problems zu fragen, beziehungsweise nachderen Größenordnung. Einer junge Klientin, die sich schwer tat, sich in Wien auf ihr Stu-dium zu konzentrieren, weil die Eltern in ihrem Heimatorteinen Beziehungskrieg führten, ohne sich wirklich zu tren-nen, lies ich die prozentuelle Aufteilung ihrer Sorgen vor-nehmen: von 100 % ausgehend – wieviel % nimmt dasThema „Eltern“ ein, wieviel % die Wahl des Studienfachesund der Zweifel daran, wieviel % die Einsamkeit in derfremden Hauptstadt, wieviel % die vor Studienbeginngescheiterte Beziehung usw.Mit dem Skalierungsring, der bewegliche Gummibänderhat, lässt sich das sehr leicht optisch erfassen, ohne großeRechen- und Zeichenaufgaben bewältigen zu müssen. Undman kann dieses entstandene „Tortendiagramm“ auch leichtauf ein Blatt abpausen und die einzelnen Stücke noch mit Farben,Begriffen o.Ä. ausgestalten, wenn man/frau das möchte.Bei der jungen Frau hat sich bald gezeigt, dass die Sorgen sehr unter-schiedliche Gewichtung hatten, und es wurde für sie möglich, bei denBereichen anzusetzen, auf die sie tatsächlich selber Einfluss hatte.

Kostenpunkt des Skalierungsringes € 19,90

Filmklappe

Mehr meiner Verspieltheit ist es zuzurech-nen, dass bei der letzten Bestellung auch

eine Filmklappe mitgekommen ist. Nochsteht sie ungenützt in meiner Praxis,

allerdings gut sichtbar für alle Klien-tInnenen und BesucherInnen. Somanche neugierige Frage habe ichdazu schon gestellt bekommen undich merke, sie regt die Fantasie

auch bei anderen Menschen an.Meine Gedanken beim Kauf waren: Wie ofthaben wir bei Beratungsgesprächen den Ein-druck es wiederholt sich etwas? Dieses Seuf-zen, dieses Hadern haben wir so oder ähnlichschon erzählt bekommen, dieser Vorwurf inder Paarbeziehung kommt schon wieder,dieses oder jenes Thema hat wiedermalJunge bekommen? Dann würde es michreizen, ähnlich wie bei einem Film-Dreh,

3...dem Thema eine Überschrift zu gebenund die Anzahl der dazu „durchgespiel-ten“ Szenen zu notieren. Den oder dieRegisseur/in, die Kameraführung zu nen-nen usw.Ich denke, das würde zumindest eine Irri-tation mit sich bringen, vielleicht auch einerkenntnisreiches Auflachen. Im bestenFalle den Wunsch, die Klappe in der eige-nen Beziehung wieder selbst in die Handzu nehmen.

Kostenpunkt der Filmklappe € 6,90

Viel Freude beim Stöbern, Ausprobierenund Spielen!

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FORTBILDUNG – FORTBILDUNG – FORTBIL

KOOPERATION BERUFSVERBAND DER EFL BERATERINNEN UND VPA

Neben einem interessanten Seminarange-bot für psychosoziale Berufe verfügt derVPA auch über eine Buchhandlung –Bücher + So (WWW.BUCHUNDSO.AT).

Wir ersuchen Sie bei allen Ihren Bestel-lungen im Internet bzw. beim Besuch imGeschäftslokal und bei Ihren Seminaran-meldungen auf Ihre VPA- bzw. BV EFL-

Mitgliedschaft hinzuweisen. Berufsver-bandsmitglieder erhalten einen Preisnach-lass. Es zahlt sich aus, sich zu erkundigen.

Safe the Date für die Kindertagungen: am 06.10. und 07.10.2017 in Linz zumThema „ Spiel, Spaß und Neugier“.Weitere Infos finden Sie auf der Home -page des VPAs: www.vpa.at/vpa

Näheres zum laufenden Seminarangebotfinden Sie ebenfalls auf der Homepagedes VPA (www.vpa.at/vpa).

MIT DEM SCHULJAHR 2018/19 WIRD EIN WEITERER AUFBAULEHRGANG

„ERZIEHUNGS-, JUGENDBERATUNG & ELTERNCOACHING“ FÜR ALLE

DIPL. EHE-, FAMILIEN- UND LEBENSBERATERINNEN IN GRAZ GESTARTET!

Mit Herbst 2018 wird ein weiterer Auf-baulehrgang zum/zur Diplomierten Erzie-hungsberaterIn für EFL-BeraterInnen überdas IFP Graz mit Maria Schweighofer-Lenz und Christine Kügerl angeboten.Dieser 2-semestrige Lehrgang umfasst 8Wochenendmodule und wird superviso-risch begleitet. Veranstaltungsort ist dasBildungshaus Maria Trost in Graz.

Da das neue Kinder- und Jugendhilfege-setz 2014 besonderes Augenmerk auf Prä-ventivintervention legt – d.h. Elterncoa-ching und Erziehungsberatung soll vorallen anderen Maßnahmen stehen – istdas vor allem ein Auftrag an unsere Fami-lienberatungsstellen, verstärkt Elterncoa-ching und Erziehungsberatung anzubieten.Nähere Informationen zu Inhalten,

Terminen und Kosten folgen dem-nächst über den Newsletter desBerufsverbandes oder können beider Jahrestagung in St. Virgil Salz-burg (25.–27. Mai 2017) vor Ort mitMaria Schweighofer-Lenz bespro-chen werden.

JUBILÄUMSTAGUNG 40 JAHRE KRISENINTERVENTIONSZENTRUM

Aufbruch im Umbruch – Neue Wege in der Kriseninterventionam 1. Dezember 2017, Gartenbaukino, Wien

Info und Anmeldung unter http://www.tagung-kiz.at

4. KONGRESS DENK- & HANDLUNGSRÄUME DER PSYCHOLOGIE

Der Geist & die ZukunftFr 25.–So 27. MAI 2018 in der Aula der Karl Franzens Universität Graz

In Psychologie, Soziologie, Beratung undTherapie beginnt mehr und mehr eineneue und spannende Diskussion über den„Geist“ („Mind“). Zugleich stehen wir voreiner Zeitenwende: Es scheint, als seienwir nicht die getriebenen „Opfer“ der Ver-gangenheit, sondern die GestalterInnenunserer Zukunft. Beim 4. Kongress Denk-und Handlungsräume der Psychologiewollen die Akademie für Kind, Jugend und

Familie ausloten, was das für Psychothe-rapie, Beratung, Supervision, Coaching,Alltag und Gesellschaft bedeutet und dieneuen Möglichkeiten für die Praxis vor-stellen.

Referenten:Prof. Dr. Joachim BauerDr. Saamdu ChetriDipl. Psychologe Siegfried Essen

Matthias HorxUniv. Prof. Dr. phil. Haim OmerProf. Dr. Matthias Varga von KibédDr. med. Gunther Schmidtu.a.

Nähere Infos auch zu anderen interessan-ten Veranstaltungen unter:http://www.akjf.at./

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„ALTER.NATIV“ – EIN VEREIN DER

BESONDEREN ART

Christa Gutmann

„Wir brauchen Gemeinschaften,deren Mitglieder einander einladen,ermutigen und inspirieren, über sichhinauszuwachsen.“ (G. Hüther)

Der Verein „alter.nativ“ stellt sich die Auf-gabe, neue Wege des Altwerdens zu ent-decken, zu begleiten und durch den per-sönlichen Einsatz seiner Mitglieder zu för-dern. Dies schließt bei Bedarf neue,brauchbare Lebens-, Wohn- und Nach-barschaftsformen mit ein.

Alte Menschen haben noch nie so langund so relativ gesund gelebt. Es gilt nun,diese geschenkte Zeit des Lebens auchsinnerfüllt erleben zu können.

Wissenschaft und Forschung helfen unsdabei: viele Entdeckungen der letzten 50

Erzählungen gehören zu jeder Psychothe-rapie. Ist es ein Unterschied, ob KlientIn-nen in der Therapie „nur“ reden oder obsie auch schreiben? Obwohl viele Men-schen zur Feder greifen, weiß man wenigdarüber, wann Schreiben hilft, wann esschadet, wie Texte gestaltet sein müssen,um heilsame Effekte hervorzubringen.

Carmen C. Unterholzer positioniert dasSchreiben innerhalb der systemischenTherapie und leuchtet das Verhältnis zwi-schen Literatur und Therapie aus. Siezeigt, wie andere therapeutische Ansätzedas Schreiben einsetzen und präsentiertdie Vielfalt schriftlicher Interventionen inder systemischen Psychotherapie. DieAutorin arbeitet Ideen aus, wann welcheTextgattung in welchem Veränderungs-prozess für Klienten sinnvoll sein könnteund wie therapeutisches Schreiben im

BUCH-TIPPES LOHNT SICH, EINEN STIFT ZU HABENSchreiben in der systemischen Therapie und Beratung

Einzelsetting und in Gruppenpsychothera-pien eingesetzt werden kann. Viele Bei-spiele aus der therapeutischen Arbeitgeben Einblick in die Praxis und bestäti-gen den berühmten Satz von GertrudeStein: Es lohnt sich einen Stift zu haben.Carmen C. Unterholzer, systemische Kin-der- und Jugendlichenpsychotherapeutin;Weiterbildungen in Poesie- und Bibliothe-rapie und in Hypnotherapie. Psychothera-peutin am Institut für Systemische Thera-pie in Wien; Supervisorin, Coach, Lehr-therapeutin und Lehrsupervisorin bei derÖsterreichischen Arbeitsgemeinschaft fürSystemische Therapie und Studien (ÖASWien). Langjährige Lehrtätigkeit an derPädagogischen Hochschule Wien imBereich Lehrerfortbildung und im Füh-rungskräfte-Training; in der Erwachse-nenbildung und in der Aus- und Fortbil-dung für Psychotherapeuten tätig.

Dieses Buch hatnoch gefehlt! Indiversen Schreib-workshops mitCarmen Unterhol-zer konnte ichschon manches über mich erfahren undmich oft an meinen Wortprodukten herz-haft erfreuen. Beides – Buch von undWorkshops mit ihr kann ich sehr empfeh-len und vieles aus der Poesie- und Biblio-therapie lässt sich auch in der Beratunggut einsetzen.Elisabeth Birklhuber

Carmen C. UnterholzerEs lohnt sich, einen Stift zu habenSchreiben in der systemischen Therapieund BeratungNeuerscheinung im Carl Auer Verlag:24,95 €

Jahre über den 6. Kontinent, den Konti-nent der Menschlichkeit, stützen den Ein-fluss eines verständigen Geistes aufunsere tierische Natur, ohne diese abzu-werten. Beweglichkeit von Körper undGeist, Selbstkompetenz, Selbstheilungs-kräfte, Resilienz und Regenerationsfähig-

keit des Menschen haben aber noch kei-nen guten Platz in unseren Köpfen gefun-den. Altwerden wird immer noch alsAbbau – und nicht als Umbauprozessgesehen.

Wir aber vertrauen auf die Natur und ihreKreativität, der wir auch unsere Entwick-lung zum Homo sapiens verdanken. Aktiv,selbstbestimmt und dennoch auf Gemein-schaft bezogen, nützen wir die Freiheit,die alten Menschen vergönnt ist, für neu-es Leben in und um uns Sorge zu tragen.

Nähere Infos: www.c-gutmann.at/VereinAlterNativKontakt: Helga Beyer, Obfrau: [email protected] Gutmann, Obfrau, Stv.:[email protected]

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schen Akademie der Wissenschaften. MitKardinal Franz König gründete er desPastorale Forum zur Förderung der Kir-chen in Ost(Mittel)Europa. Er veröffent-lichte zahlreiche Publikationen zu Pasto-r a l t heo l og i e ,Re l i g ions fo r -schung undS p i r i t u a l i t ä tnicht nur fürfromme Zeit-genossen.

ENTÄNGSTIGT EUCH! (VORTRAG)Der sorgsame Umgang mit dem Fremden PROF. DR. PAUL M. ZULEHNER, WIEN

140.000 schutzsuchende Menschen sindinzwischen in Österreich angekommen.Viele haben schon Asyl bekommen oderwerden es noch erhalten. Es ist eine his-torische Herausforderung für Europa unddarin unser Land, sie in unser gesell-schaftliches Leben zu integrieren. Vielehaben Angst, dass wir das nicht schaffen.Oder doch?

Prof. Dr. Paul M. Zulehner, geb. 1939, istPastoraltheologe und Religionsforscher.1964 erhielt er seine Priesterweihe, er ist

PAARBERATUNG BEI MIGRANTINNEN UND BIKULTURELLEN PAAREN (WORKSHOP)

Bikulturelle Paare tappen nicht selten inzwei Fallen: Konflikte, die auf dem„Fremdsein“ beruhen, werden personali-siert (weil die kulturelle Komponente nichterkannt wird), und Konflikte, die vorwie-gend mit Persönlichkeitsaspekten derBetroffenen zu tun haben, werden kultura-lisiert (was dann wenig nützlich ist).Im Fokus des Workshops steht die kon-

Schüler von Johannes Schasching undKarl Rahner. 1974 habilitiert er sich fürPastoraltheologie und Pastoralsoziologiebei Rolf Zerfass, und ist seit 1984 amLehrstuhl für Pastoraltheologie undKerygmatik an der Universität Wien, lang-jähriger Dekan der Fakultät, seit 2009emeritiert. 15 Jahre lang war Zulehner(mit H. Legrand aus Paris) Berater derPräsidenten des Rates der EuropäischenBischofskonferenzen (die Kardinäle C. M.Martini, B. Hume, M. Vlk), er ist Mitgliedder Österreichischen und der Europäi-

krete Arbeit mit MigrantInnen sowie bikul-turellen Paaren (mit Video-Falldarstel-lung; Fallbeispiele von Teilnehmendensind willkommen, auch ohne große undohne schriftliche Vorbereitung, Arbeit mitder Methode des reflektierenden Teams).

Andrea Lanfranchi ist Psychologe undSonderpädagoge (Eidgenössisch anerkann-

ter Psychotherapeut und Fachpsychologefür Kinder- und Jugendpsychologie FSP). Erstammt aus der italienischen Schweiz (Poschi avo, Kan -ton Graubün-den) und wohntmit seiner Fami-lie in Meilen beiZürich.

DAS FREMDE UND DAS ANDERE –WIE WIR IHM BEGEGNEN UND DAMIT

UMGEHEN

EINE INTERDISZIPLINARE FACHTAGUNG FÜR BERATERINNEN, THERAPEUTINNEN, MEDIATORINNEN,ANDERE PSYCHOSOZIAL TÄTIGE BERUFSGRUPPEN UND ALLE INTERESSIERTEN.

MIGRANTINNEN IN DER BERATUNG (VORTRAG)Ihre Transformationsdynamik mit Kompetenz (statt Kulturalisierung) erfassenPROF. DR. ANDREA LANFRANCHI, ZÜRICH

Im Zentrum des Vortrags stehen Grundfra-gen der Migration und ihre Bedeutung fürdie Beratung. Migration ist fast immer Ent-wicklung und Innovation. In der Beratungs-arbeit mit eingewanderten Paaren undFamilien sind wir aber oft mit misslunge-nen Prozessen des Wandels konfrontiert.Wie können Beraterinnen und Berater dazubeitragen, dass Migrantinnen und Migran-ten Anpassungs- und somit Integrations-

prozesse gelingen – anstelle von Stagna-tion, Marginalisierung und in manchen Fäl-len Symptombildungen?

In der Praxis soll es nicht darum gehen, zukonstatieren, wo sich Eingewanderte „kul-turell“ befinden, sondern herauszufinden,wie sie sich im bisherigen Verlauf der Inte-gration und Akkulturation transformierthaben. Oft ist der Wandel nicht so weit

gediehen, dass die Alltagsbewältigung inder Aufnahmegesellschaft störungsfreigelingt. Auf dem Weg des „Ankommens“leisten manche Migranten in Bera-tung/Therapie Wider stand gegen Verände-rungen. Dabei ist es nützlich, den Wider-stand zu normalisieren statt zu pathologi-sieren. Das setzt interkulturelle Kompetenzim Helfersystem voraus.

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EIN PAAR – ZWEI KULTUREN. LIEBEN IN EINER GLOBALISIERTEN WELT (VORTRAG)INTERKULTURELLE PAARE (WORKSHOP)DR.IN KARIN SCHREINER M.A., WIEN

Der Vortrag, sowie auch der Workshopbeschäftigt sich mit den Herausforderun-gen interkultureller Paare, die da sind:Ablehnung und Diskriminierung, familiä-rer Hintergrund, finanzielle Bürden,Anpassungsleistung an die neue Kultur,Ungleichheit der Partner, wenn einer insLand des anderen zieht, Sprache undMehrsprachigkeit, fehlendes gemeinsa-mes historisches Gedächtnis, Grenzensetzen und der eigenen Kultur Raumgeben, kulturelle Vielschichtigkeit derIdentitäten, gemeinsame Kinder und Her-ausforderungen in der Kindererziehung,interkulturelle Erfahrungen und Refle-xionsbereitschaft

Lösungen zum Gelingen einer interkultu-rellen Partnerschaft werden im Workshopdurch theoretischen Input, Analyse vonFallbeispielen und moderierte Diskussionbearbeitet.

Dr.in Karin Schreiner M.A., studierte Philo-sophie u. Sozialanthropologie an der Univ.Wien. Von 1987–2003 Aufenthalte inTschechien, Indien, Belgien, Finnland.2003–2005 absolvierte sie den MA Lehr-gang Interkulturelle Kompetenzen an derDonau Univ. Krems und machte eine Aus-bildung für Systemisches Coaching undverschiedene Trainer-Zertifizierungen. Ab2006 Aufenthalte in Indien, China, Japan,

Oman, Süd-Afrika,Mongolei.2007 gründete sieihr Unternehmen:„Intercultural KnowHow – Training &Consulting“. Seit 2008 immerwieder Lehrtätigkeitzur interkulturellen Thematik – interkultu-rellem Management, Konfliktlösung undKommunikation an Universitäten undFachhochschulen Sie ist interkulturelle Trainerin und Coachfür international tätige Unternehmen undInstitutionen und bikulturelle Paare.

Theoretischer Einstieg zum Thema Islamund MuslimInnen und Hinführung zumKernthema mit kurzem historischemAbriss – Global & Lokal. Entstehung desaktuellen Phänomens, Begriffsklärung,Zeichen und Symbole. Dschihadismus alsjugendliche Protestkultur? Lösungsansät-ze im Bereich der Prävention und Inter-vention: Fallbeispiele und best practise.Interaktiver Vortrag mit Verwendungunterschiedlicher Medien (Video, Flip-chart) und je nach Wunsch und Möglich-

keit Übungen und Gruppenarbeiten zurdifferenzierten Auseinandersetzung mitdem Thema.

Mag. Alexander Osman, studierte Publi-zistik- und Kommunikationswissenschaftin Wien und arbeitet seit 2009 an seinemDoktorat.

Er ist ausgebildeter Mediator und Refe-rent und Workshopleiter an verschiede-nen Pädagogischen Hochschulen (Wien,

Linz, Graz), sowie in der Erwachsenenbil-dung mit Schwerpunkten in den Berei-chen: Islam und MuslimInnen in Öster-reich, religiös motivierter Fanatismus,Migration/ Integration/ Inklusion. Außer-dem ist erReferent derBeratungsstelleE x t r e m i s m u sdes BMFJ.

RELIGIÖS MOTIVIERTER FANATISMUS – AM BEISPIEL JUNGER MUSLIMINNEN (WORKSHOP)MAG. ALEXANDER OSMAN, WIEN

DAS FREMDE, WENN ES IN DIE KRISE GERÄT (VORTRAG)Betreuung von Familien und Kindern im interkulturellen KontextMAG.A JUDITH PAUDERER, WIEN

Der Vortrag ist ein Erfahrungsbericht ausder Praxis der Krisenintervention unterBerücksichtigung der interkulturellenBesonderheiten. Überlegungen zu den spe-ziellen Situationen, wie Migration in 1., 2.oder 3. Generation, sozialer Status, spezifi-sche Herkunftsländer werden angestellt. Mag.a Judith Pauderer, hat ein Studium der

Rechtswissenschaften, ist Psychothera-peutin (Gruppenpsychoanalyse/Psycho -ana lytische Psychotherapie), und hat die-Leitung einer studienrechtlichen Bera-tungsstelle an der WU Wien inne; Siemacht Familienberatung und dieGeschäftsführung der Beratungsstelle„Hebebühne“ in Tulln; sie ist Traumathera-

peutin (Krisen-i n t e r v e n t i o nKinder undJugendliche) im Ambulatorium „Die Boje“und Psychotherapeutin in freier Praxis;außerdem Lektorinnentätigkeit an derMeduni Wien, Sigmund Freud UniversitätWien, etc.

Derzeit ist er Hochschuldozent an derInterkantonalen Hochschule für Heilpäda-gogik in Zürich. Seine Forschungsschwer-punkte: Migration, schulische Integration,Frühe Bildung. Er hat die Leitung der RCT-Longitudinalstudie ZEPPELIN 0-3, Förde-

rung ab Geburt. Außerdem ist er seit 1999Psychotherapeut in eigener Praxis undLehrtherapeut/Supervisor am Ausbildungs-institut Meilen, (systemische Therapie undBeratung).

Er ist Mitglied der Eidgenössischen Kom-mission für Migration (Schweiz) und imEditorial Board der Zeitschriften „Famili-endynamik“ und „Frühförderung interdis-zi pli när“.

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Focus efl Beratung 23

SAVE THE DATE: BERUFSVERBANDSTAGUNG 2018Die Berufsverbandstagung 2018 wird unter dem Motto: „Generation Z – wie Zukunft. Junge Erwachsene“ stehen. Wir sind schon fleißig am Vorbereiten. Damit Sie schon jetzt die Tage in Ihrem Kalender freihalten können – reservieren Sie: Freitag 27.– Sonntag, 29.4.2018, wieder in St. Virgil Salzburg.

Dieser Workshop widmet sich lebendigund humorvoll sowohl der ProvokativenTherapie als auch den Paradoxen Inter-ventionen und lässt gleichzeitig Raum füralle TeilnehmerInnen, sich ganz persön-lich dem Thema anzunähern. Sie erhaltenEinblicke wie Provokative Therapie gelin-gen kann und wenn es die Zeit erlaubt,wird einiges selbst ausprobiert.

Ob es sich hierbei um einen Workshop,eine Ausstellung oder doch um beides

handelt, gilt es selbst herauszufinden!

Martina Baumann, 1967 geboren, istPädagogin, Diplom. Lebensberaterin,Ehe-und Familienberaterin, Supervisorin,Kreativtrainerin, Berufliche Laufbahnbe-raterin für Frauen, EMDR Beraterin, Musi-kerin, Schauspielerin UND… ProvokativeTherapeutin;

Beraterisches Knowhow, Kreativität,Humor und Musikalität, sowie eine große

Portion Neugier und eine kleinere an Vor-witzigkeit vereinen sich in ihrer Arbeit. Sie arbeitet an der evangelischen Bera-tungsstelle in Wien und in eigener Praxis,als Supervisorin für Teams im sozialenBereich undhält Workshopsund Selbster-fahrungssemi-nare im Rah-men der LSB-Ausbildung.

WER KLUG IST, LÄSST DAS HIRN DAHEIM … ANDERS BERATEN EINE SONDERAUSSTELLUNG

(WORKSHOP)MARTINA BAUMANN, WIEN

Die Anzahl von MigrantInnen und bikultu-rellen Paaren an Beratungsstellen und inder psychotherapeutischen Praxis ist imSteigen begriffen. Migrations- und Trau-mafolgen, unterschiedliche Wertvorstel-lungen, Traditionen und Lebensentwürfestellen für Sexualität, Paarbeziehung undden BeraterInnen-Alltag neue Herausfor-derungen dar. Neugier, interkulturellesVerständnis und ein kultursensibler

Umgang sind gefragt.Mit Power-Point-Präsentation unterstütz-ten Inputs, Gruppengesprächen, Diskus-sion von Fallbeispielen und evtl. Rollen-spielen wird dem Thema begegnet.

Mag. Michael Schreckeis, 1961 geboren,absolvierte ein Theologiestudium, undhatte von 1989–95 die Leitung einesJugendzentrums inne. Seit 1999 ist er

Psychoanalytiker infreier Praxis undseit 1993 Mitarbei-ter der Sexualbera-tungsstelle Salz-burg. Gründungzweier Projekte fürPsychotherapie fürFlüchtlinge

MIGRATION UND SEXUALITÄT (WORKSHOP)MAG. MICHAEL SCHRECKEIS, SALZBURG

Die Jahreshauptversammlung des Berufsverbandes der Diplomierten Ehe-, Familien- und Lebensbera-terInnen Osterreichs findet im Rahmen der Tagung, am Freitag, 26.5.2017 von 17.00–18.00 Uhr statt. Bitte zahlreich kommen, es ist wieder Wahl des Vorstandes.

Abendveranstaltung

… MAL ANDERS GESEHEN.KABARETT MIT MARTIN MAYERHOFER

Süffisant und witzig führt uns der blindeKünstler durch verschiedene Szenen sei-nes Lebens.

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Österreichische Post AG Info.Mail Entgelt bezahlt

Absender:Berufsverband Diplomierter Ehe-,Familien- und LebensberaterInnenÖsterreichsMag. Elisabeth BirklhuberJakob Fuchs Gasse 852345 Brunn am Gebirge

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Inhaber und Herausgeber: Berufsverband Diplomierter Ehe-, Familien- und LebensberaterInnen Österreichs Redaktion: Mag. Elisabeth Birklhuber, Jakob-Fuchs-Gasse 85, 2345 Brunn/Gebirge, [email protected]: S. 1, 5, 8, 11, 20, 24 fotolia.com; S. 9 BitzanGraphische Gestaltung: Ing. Monika Simlinger, TYPE & PUBLISH kg, 2345 Brunn/Gebirge, [email protected] n. d. Mediengesetz: Offizielles Kommunikationsorgan des Berufsverbandes Diplomierter Ehe-, Familien- und LebensberaterInnen Österreichs.

Warum verlassen Menschen ihre Heimat und begeben sich in ein fremdes Land?Was nehmen sie mit, was lassen sie zurück von ihrem Hab und Gut, von ihren Werten und Kulturen?Viele von diesen Menschen sind in Europa gelandet, schon vor mehreren Generationen, seit 2015 oder eben erst aktuell. Unddas ist eine Herausforderung für eine Staatengemeinschaft, für ein Land, für die Politik, für Hilfsorganisationen, für psychoso-ziale Berufsgruppen, für uns alle, für jede und jeden von uns.

„Wer sich den Gesetzen nicht fügen lernt, muss die Gegend verlassen, wosie gelten.“ schreibt Goethe 1821 in Wilhelm Meisters Wanderjahren. Vie-le der Menschen, die bei uns gelandet sind, mussten Ihre Gegenden ver-lassen, weil die Gesetze in ihrer Heimat menschenverachtend waren undsind und sie sich nicht fügen konnten. Fragen wie – „Was und wie vielbraucht es, sie mit unseren Gesetzlichkeiten vertraut zu machen?“, „Istdie Arbeit mit diesen KlientInnen anders? Und wenn ja, was ist anders?“,„Ist es gut, den kulturellen Hintergrund immer mitzudenken oder führt daszum ,Schubladendenken‘“?, „Wieviel interkulturelle Kompetenz ist not-wendig?“ – begleiten unseren Berufsalltag.

Diese Fachtagung will einen Bogen spannen zwischen dem was WIR und dem was DIE ANDEREN brauchen damit unser MITEINANDER erfolgreich ist.

REFERENTINNEN:

• Prof. Dr. Paul M. Zulehner, Wien

• Prof. Dr. Andrea Lanfranchi, Zürich

• Mag. Alexander Osman, Wien

• Dr.in Karin Schreiner M.A., Wien

INTERDISZIPLINÄRE FACHTAGUNG25.–27. MAI 2017, ST. VIRGIL SALZBURG

VERANSTALTER: BERUFSVERBAND DIPLOMIERTER EHE-, FAMILIEN-UND LEBENSBERATERINNEN ÖSTERREICHS UND ST. VIRGIL SALZBURG

www.berufsverband-efl-beratung.at

Donnerstag 25. Mai, 17.30 Uhr bis Samstag 27. Mai, 13.00 UhrAnmeldung ab Mitte Februar 2017 unter: www.berufsverband-efl-beratung.at

• Martina Baumann, Wien

• Mag. Michael Schreckeis, Salzburg

• Mag.a Judith Pauderer, Wien