fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt:...

37
Westfälisches Landesmedienzentrum April 2006 Aus dem Inhalt Eine Filmdatenbank für Nordrhein-Westfalen – Neues Projekt im WLM-Filmarchiv „Immer lebe ich in diesem Missverhältnis ...” –Hörbuch über Imo Moszkowicz Aufbau West. Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder – DVD- Neuerscheinung Barrierefreiheit – eine tolle Sache für alle Im Kino NRW erleben – Auftakt des Schulkino-projekts I M F O K U S I M F O K U S 1/ 2006

Transcript of fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt:...

Page 1: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

WWeessttffäälliisscchheess LLaannddeessmmeeddiieennzzeennttrruumm

April 2006

Aus dem Inhalt Eine Filmdatenbank für Nordrhein-Westfalen

– Neues Projekt im WLM-Filmarchiv

„Immer lebe ich in diesem Missverhältnis ...”

–Hörbuch über Imo Moszkowicz

Aufbau West. Neubeginn zwischen

Vertreibung und Wirtschaftswunder – DVD-

Neuerscheinung

Barrierefreiheit – eine tolle Sache für alle

Im Kino NRW erleben – Auftakt des

Schulkino-projekts

I M

F

O K

U S

I M

F

O K

U S

1/ 2006

Page 2: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

IM F

OK

US

1-2

006

Redaktion: Claudia LandwehrKontakt: [email protected]

Tel: (0251) 591-3966 Titelfoto: Szene aus dem Film

„Der Platz an der Halde”Entwurf und Gestaltung: Ute HaversInternet: www.westfaelisches-landesmedienzentrum.de

INHALT / IMPRESSUM

Editorial

Wir über unsEin Wegbereiter der Medienzentren – Zum Tode von Adolf LensingDie Fahrt in die Tiefe

Bild-, Film- und TonarchivNeu im WLMEine Filmdatenbank für Nordrhein-Westfalen – Neues Projekt im WLM-FilmarchivFilm als Spiegel der Regionalgeschichte„Die Unbarmherzigen“ – Bilder zur Geschichte der Jugenderziehung in christlichen Heimen WestfalensIkonen der Vernichtung – Fotografien aus den befreiten Konzentrationslagern 1945

MedienproduktionCD-Neuerscheinung – „Immer lebe ich in diesem Missverhältnis ...“DVD-Neuerscheinung – Aufbau West. Neubeginn zwischen Vertreibung und WirtschaftswunderDVD- und CD-Neuerscheinung – Kalle der Museumsmaulwurf. Ferien und nichts als Ärger...

Ein Bild

MedienbildungMedienzentren und ihr Beitrag zu Bildung und Kultur – Das NRW-Mediensymposium 2006Wie viel Medien verträgt Bildung? – SAP-Bloch-Akademie 2005EDMOND nun auch in MünsterBarrierefreiheit – eine tolle Sache für alle„Rechtsrock, Runen, Bomberjacken“ – Eine Fortbildung gegen RechtsextremismusMenschenwürde wahren – auch in Grenzsituationen des LebensCD-Rom-Rezension „Imperialismus und Erster Weltkrieg“Rezension „Quasselstrippe, Volksempfänger, Flimmerkiste“

FilmbildungWeihbischof Ostermann deutete „La Strada“ Schulkinoprojekt „Im Kino NRW erleben“

Aus anderen MedienzentrenKinderfilmfest im CineStar Iserlohn Comic Life – unvergleichlich einfach und genial Die Plattform QUESS im Kreis OlpeDas e-team Bielefeld setzt auf OpenSource

Tipps & Termine

Leitfaden

Seite 3

Seite 4Seite 5

Seite 6Seite 7Seite 8Seite 12Seite 13

Seite 14Seite 15Seite 17

Seite 18

Seite 19Seite 19Seite 21Seite 21Seite 23Seite 24Seite 25Seite 26

Seite 27Seite 28

Seite 30Seite 31Seite 32Seite 34

Seite 35

Seite 37

Page 3: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

EDITORIAL

IM F

OK

US

1-20

06

3

� Markus KösterKontakt: [email protected]

Ihr

Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe,Liebe Freunde des Westfälischen Landesmedienzentrums,

am 8. März fand im Landeshaus des LWL der Auftakt zumlandesweiten Schulkinoprojekt „Im Kino NRW erleben –Spielfilme und Dokumentationen aus 60 Jahren NRW-Geschichte“ statt. Das Projekt will die besondere Atmo-sphäre der Kinosäle mit ihren großen Leinwänden nutzen,um Schülerinnen und Schülern gleichermaßen Wissen umihr Land wie einen filmanalytisch geschulten Blick zu ver-mitteln. In besonderer Weise fühlt es sich dem Ziel ver-pflichtet, jungen Menschen den Film als Kultur- undästhetisches Bildungsgut näher zu bringen.

Der damalige Medienreferent der Landeszentrale für poli-tische Bildung, Eduard Bungter, hat schon 1984 sehranschaulich beschrieben, warum Filmbildung elementarekulturelle Bildung ist:„In Form und Inhalt zeigen sich Ästhetik, Phantasie undGedankenreichtum, offenbaren sich Traum und Trauma,Hoffnung und Realität, Anspruch und Erfüllung. ... Filmesind Botschafter. Sie geben sich pompös und wichtigtue-risch, behutsam-zurückhaltend, kommen elegant einher, inschillernden Bildern, diplomatisch, unterhaltsam, mit ver-führerischer Erzählkunst. Filme sind Botschaften: Guteund schlechte, amüsante und langweilige, offene und ver-schlüsselte, reale und utopische, politische und private,herausgelesen oder hineininterpretiert. Filme erzählen,fordern, klagen, agitieren, informieren, verharmlosen,übertreiben, begeistern, täuschen, klären auf, unterhal-ten.“

1984 wie heute gilt, dass die Vermittlung der Fähigkeit,Filme als Kunst zu sehen und zu verstehen, ähnlicheBedeutung hat wie die Heranführung von Schülerinnenund Schülern an die bildenden Künste oder an klassischeMusik. Die neue Landesregierung hat mehrfach betont,wie wichtig es ihr ist, eine ästhetisch-kulturelle Grundbil-dung zu fördern. Vor wenigen Tagen ist das NRW-Landesprogramm „Kultur und Schule“ offiziell an denStart gegangen (mehr dazu unter www.kultur.nrw.de). DieMedienzentren arbeiten in ihrer film- und medienpädago-gischen Arbeit und z.T. auch in der mediengestütztenVermittlung landeskundlich-kultureller Themen seitJahrzehnten an der Schnittstelle von Kultur und Schule.

Ich möchte alle Verantwortlichen ermutigen, diese Felderals Teil Ihres Aufgabenspektrums weiterhin zu besetzenbzw. die Chancen kulturpädagogischer Arbeit wieder stär-ker in den Blick zu nehmen, als dies in den letzten Jahrenvielleicht möglich war. Die Foren 4 und 5 des NRW-Symposiums „Medien in Bildung und Kultur“ am 10. Mai2006 in Düsseldorf, zu dem ich herzlich einlade, werdendazu wichtige Anregungen geben.

Auch das Filmarchiv des Westfälischen Landesmedien-zentrums hat den Auftrag, Film als Kulturgut in dieBildungsarbeit zu vermitteln: In gleich zwei eng miteinan-der verschränkten und vom Kulturstaatssekretariat derLandesregierung bzw. von der Kulturstiftung Westfalen-Lippe großzügig geförderten Projekten wird deshalb zurZeit am Aufbau einer internetgestützten Datenbank gear-beitet, die die Filmschätze der Region für interessierteNutzer besser verfügbar machen soll. Dr. Ralf Springer,unser neuer Volontär, stellt das Konzept der Datenbank indiesem Heft vor.

Schließlich möchte ich Ihnen die drei Neuerscheinungenunserer Medienproduktion ans Herz legen. Eine davon,„Kalle der Museumsmaulwurf“, weckt vielleicht auch beiIhnen Frühlingsgefühle. Obschon angesichts des hart-näckigen Winters in meinem Garten immer noch alleinKalle – oder einer seiner Verwandten – das Regimentführt, bin ich guter Hoffnung, dass der Frühling auch indiesem Jahr kommen wird. Und so schließen sich meineEmpfehlungen für die kommenden Wochen jenen an, dieErich Kästner vor über 70 Jahren in seinem Gedicht„Besagter Lenz ist da“ so formulierte:„Man sollte wieder mal spazieren gehen. Das Blau und Rot und Grün war ganz verblichen.Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen!Die Menschen lächeln, bis sie sich verstehn.“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Frohe Ostertage

Page 4: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

IM F

OK

US

1-2

006

WIR ÜBER UNS

4

Ein Wegbereiter der Medienzentren –Zum Tode von Adolf Lensing

Fot

o: ©

WL

M

� Markus KösterKontakt: [email protected]

Adolf Lensing im Jahr 1971

Am 16. Dezember 2005 starb im Alter von 84 Jahren derehemalige Direktor der Landesbildstelle Westfalen, AdolfLensing. Fast ein Viertel Jahrhundert lang, von 1959 bis1983, leitete er die Vorgängereinrichtung des Westfäli-schen Landesmedienzentrums.

1921 als Sohn eines Schuhmachermeisters in MünstersAltstadt geboren, nahm Adolf Lensing nach seinem Abitur1940 an der Universität Münster das Studium auf, wurdeaber bereits ein Jahr später zur Wehrmacht eingezogen.Nach seiner glücklichen Rückkehr aus dem Zweiten Welt-krieg im Mai 1945 war er zunächst als Handlanger beimBau des Landesjugendamts in der Warendorfer Straße be-teiligt, legte aber noch im selben Jahr eine erste Prüfungzum Hilfslehrer ab. An der Pädagogischen AkademieEmsdetten vollendete er seine Ausbildung und nahm 1947seine Arbeit als Volksschullehrer an der Uppenbergschulein Münster auf.

1951 wurde er für zunächst ein Jahr aus dem Schuldienstbeurlaubt, um die Vertretung des damaligen Leiters derLandesbildstelle, Wilhelm Hagemann, zu übernehmen,der krankheitsbedingt längere Zeit ausgefallen war.Lensing selbst charakterisierte den plötzlichen Wechsel inein für ihn bis dahin völlig unbekanntes Aufgabenfeld ineinem Interview zwei Jahre vor seinem Tod (vgl. ImFokus 3/2003) augenzwinkernd so: „Damals konnte manja nicht viel Unsinn machen, denn es gab nur den Verleihund die Gerätewerkstatt.“ Doch offenbar hatte der gelern-te Volksschullehrer in seinem neuen Tätigkeitsbereichschnell „Blut geleckt“. Denn auch als Hagemann zurück-kehrte, blieb Adolf Lensing dem Bildstellenwesen treu,quittierte den Schuldienst und übernahm zunächst diestellvertretende Leitung, nach der Pensionierung vonHagemann 1959 dann die Leitung der Landesbildstelle.

Neben der Versorgung von Schulen und außerschulischenBildungseinrichtungen mit Filmen und technischenGeräten machte er schon in seinen ersten Amtsjahren diemedienpädagogische Arbeit zu einem wichtigen Bausteindes Aufgabenspektrums der Landesbildstelle. Insbeson-dere der Filmerziehung der Jugend durch Schulkinovor-führungen galt schon als Stellvertretender Leiter sein spe-zielles Augenmerk. Unter dem Namen „WestdeutscherSchulfilm“ entwickelte sich daraus rasch die größteFilmerziehungsbewegung der Bundesrepublik Deutsch-land. Allein 1956 beteiligten sich über 400.000 westfäli-sche Schüler an dem Projekt. Zugleich kaufte Lensingschon früh gezielt künstlerisch wertvolle und thematischwichtige Filme wie die KZ-Dokumentation „Nacht undNebel“ von Alain Resnais (heute übrigens Teil des„Filmkanons“) an, um sie über den Medienverleih für dieBildungsarbeit zur Verfügung zu stellen.

Als Direktor der Landesbildstelle trieb Lensing dann ge-meinsam mit den Partnern vor Ort den Ausbau der westfä-lischen Stadt- und Kreisbildstellen zu zeitgemäßen kom-munalen Mediendienstleistungszentren maßgeblich voran.Dazu gehörte neben dem Ausbau des Verleihs auch dieOrganisation von technischen und pädagogischen Fach-tagungen zur Qualifizierung der Mitarbeiter von Medien-zentren, Volkshochschulen und Jugendorganisationen.

Darüber hinaus wurde unter Lensings Leitung derGrundstein für die landeskundliche Dokumentation West-falens in Fotografie und Film gelegt. So entstand ingemeinsamer Herausgeberschaft der beiden Landesbild-stellen Westfalen und Rheinland ein Luftbildatlas überNordrhein-Westfalen und ein weiterer über Deutschland;parallel dazu wurden drei 16mm-Luftbildfilme über dasSauerland, Ostwestfalen-Lippe und das Münsterlandgedreht.

Nachdem Anfang der 1960er Jahre ein erster Versuch zumAufbau eines westfälischen Filmarchivs versandet war,begann Lensing in den letzten Jahren vor seiner Pensio-nierung mit dem Ankauf von historischem Filmmaterialaus der Region und stellte so die Weichen für ein doku-mentarisches Filmarchiv.

Wir gedenken in Dankbarkeit und Achtung der Verdienstevon Adolf Lensing um die Medienbildung in Westfalen-Lippe.

Page 5: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

WIR ÜBER UNS

IM F

OK

US

1-2

006

5

Die Fahrt in die Tiefe

Im Sommer 2005 stand eine Grubenfahrt im Rahmen desWLM-Betriebsauflugs zur Diskussion, die aber wegenbegrenzter Teilnehmeranzahl in eine private Veranstaltungumgewidmet wurde. So fanden sich dann am 13. Dezember2005 acht WMLer in Hamm am Bergwerk Ost ein. Und umbei den Worten des Pressesprechers des Bergwerkes zu blei-ben, dies wird ein „subjektiver“ Bericht.

Im Besucherraum der Zeche lernten wir den verantwort-lichen Steiger kennen, der uns nach dem Vortrag desPressesprechers erst in die Kaue und dann auch nach unterTage begleiten sollte. Nach einem weniger technisch denneher wirtschaftlich und politisch angehauchten Vortragüber die Wirtschaftlichkeit der RAG Aktiengesellschaftund der Beständigkeit des Unternehmens auch in derZukunft mit mehr als dem Standbein Deutsche Steinkohle,durften noch Fragen unsererseits gestellt werden.

Dabei beschäftigten uns weniger die globalen Themen alsdie Frage, ob wir etwas zu Trinken mit Untertage nehmendürfen und wie man denn dort sein eventuell aufkommendes„dringendes Bedürfnis“ erledigen kann. Der Steiger nahmeine der „püttüblichen“ Trinkflaschen mit rotem „Himbeer-zuckerwasser“ mit. Er nannte es zwar isotonisches Getränk,aber als Frau eines ehemaligen Elektrikers Untertagebezweifle ich, dass es sich nach all den Jahren nicht mehr umdas damalige Gebräu handelt. Nachdem auch geklärt war,dass man möglichst seine menschlichen Bedürfnisse Überta-ge erledigen solle, da Untertage nur ein Eimer zur Verfügungstünde, und dass wohl auch nur in Schachtnähe, gingen wirgemeinsam in die Lichthalle der Zeche.

Von dort, nicht wie die „richtigen“ Bergleute in die großeKaue, sondern die Treppe hinauf zu den Einzelkauen –schmuddelig-graue Nasszellen. Wobei wir ja vorher nochgehört hatten, dass wir nicht dreckig werden, denn Kohleist ja schließlich nicht schmutzig, sondern lediglichschwarz, genau genommen sei sie sogar antiseptisch –vielleicht unserer Schönheit noch förderlich?

Die Kaue: ein Quadratmeter, um die Tür hinter mir zuschließen – wenn das Schloss nicht kaputt gewesen wäre,vor mir ein Waschbecken und links eine Dusche. Auf demHocker, der auch noch zum Inventar der Einzelkauegehörte, waren bereits die Anziehsachen in der zuvorangegebenen Konfektionsgröße bereitgelegt worden. Alsozogen wir die Püttkleidung samt grauer Feinripp-Unterwäsche an. Nicht zu vergessen die wirklich kno-chenharten grau-melierten Socken, die schon beim bloßenGedanken ans Tragen Schmerzen hervorriefen.

So verkleidet, mit Unterwäsche, Socken, Hemd, Hose,Jacke, Gürtel und grünen Badeschlappen, traten wir wie-der vor die Tür. Die weitere Ausrüstung: Knieschoner,Sicherheitsschuhe, Helm, Schutzbrille, Handschuhe und

Fot

o: R

abea

Pla

nten

berg

In voller Montur geht es in 1300 Meter Tiefe – für die meisten ist esdie erste Seilfahrt!

den Lampenriemen, ein überdimensionaler Gürtel. In vol-ler Montur ging es nun zur Unterweisung für den CO-Filter, der bei Ausbruch von Feuer oder einer ExplosionUntertage lebensrettend ist. Zu guter Letzt gab es nocheine Kopflampe und wir setzten uns in Marsch zumSchacht, um dort – für fast alle – die erste Seilfahrt unse-res Lebens zu erleben. In einem engen Stahlkorb mit 12Personen, beinahe wie die Ölsardinen gequetscht, mit achtMeter pro Sekunde in die Tiefe.

1300 Meter tiefer bestiegen wir eine Dieselkatze. DieseEinschienenhängebahn (EHB) ist der WuppertalerSchwebebahn ähnlich, nur wesentlich unkomfortablerausgestattet. Sie verläuft nahezu parallel zum Band, wel-ches nicht nur die Kohle transportiert, sondern auch dieBergleute. Da es für Ungeübte zu schnell und gefährlichist, durften wir uns – mit den Knien fast unter dem Kinn –in die Dieselkatze setzen. Die Fahrt zum Streb dauerteetwa 40 Minuten. Einige von uns hatten die Kopflampenan, um auch in den dunklen Streckenabschnitten etwas zusehen, die anderen kämpften vermutlich gegen denKohlestaub und die Müdigkeit bei diesem monotonenGeschaukel. Vorbei ging es nicht nur an Förderbändernund anderen Einhängebahnen, wir entdeckten auch ein„Büro“ mit Computer auf dem Schreibtisch. Die moderneTechnik hält auch hier Einzug.

Ab Endstation mussten wir bis zum Streb noch einiges lau-fen, bei Dunkelheit und Matsche recht beschwerlich. Dochdie Feinstaubmasken benötigten wir nicht, da durch eineStörung der Kohlehobel im Streb stillstand. So war dieStaubentwicklung gering und auch die Hitze nur eine erträg-liche Wärme. Neugierig, wie es denn nun in diesem Strebaussieht, wo die Kohle gefördert wird, durften wir über einender Antriebe des Kohlehobels klettern und ein Stück in denStreb hineinlaufen – was eher einem Austarieren des eigenenKörpers glich, um nicht irgendwo zu stürzen oder mit demKopf an die hinter uns aufgefahrenen Schütze zu stoßen.Nachdem uns erklärt wurde, wie der Hobel hier normaler-weise Schicht für Schicht die Kohle herausholt, machten wiruns wieder auf den Rückweg.

Page 6: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

IM F

OK

US

1-2

006BILD-, FILM- UND TONARCHIV

6

� Rabea PlantenbergKontakt: [email protected]

Beeindruckt von der körperlich schweren und auch belasten-den Arbeit der Bergleute, machten wir uns auf den Weg zum„Bahnhof“ unserer Einschienenhängebahn. Eigentlich erwar-teten wir nun wieder 40 Minuten des Durchrüttelns, immer-hin sitzend. Neben uns sahen wir nun auch öfter Bergleuteauf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz auf dem Band fahren. DieBahn stoppte wie auch auf dem Hinweg immer mal wieder,doch irgendwann ging es nicht weiter. Stattdessen lief der„Lokführer“ an uns vorbei und kam dann samt Steiger undLeiter wieder zurück. Eine andere Dieselkatze blockierte,defekt liegen geblieben – besser wäre wohl: hängen geblie-ben – unsere Bahn, so dass wir über die Leiter aussteigenmussten. Den Rest des Weges legten wir auf unseren eigenenFüßen zurück. Da es nicht mehr allzu weit zum Schacht war,schafften wir auch das ohne Verluste in der Gruppe beklagenzu müssen.

Nach der Seilfahrt und der Rückgabe unserer AusrüstungÜbertage ging es für die Männer schnurstracks in denAufenthaltsraum, zur Stärkung mit flüssiger und festerNahrung. So wurde es uns auch vorher gesagt, „nochschwarz wird sich gemütlich zusammengesetzt, geduschtwird später“.

Gute Laune und Erleichterung stehen in den schwarzen – aber nichtdreckigen – Gesichtern.

Fot

o: R

abea

Pla

nten

berg

Doch als wir drei Frauen gesagt bekamen: „Macht euchfrisch!“, gingen wir davon aus, dass nun doch Duschenangesagt wäre. Nach einer erfrischenden Dusche und inunserer Alltagskleidung erschienen wir in der Tür desPausenraumes und blickten in 7 schwarzumrandete – nichtdreckige (!) – erstaunte Augenpaare. Da war’s dann schonzu spät für Protest und wir setzen uns dazu. Wir tauschtenunsere Eindrücke aus, hörten den uns betreuendenBergleuten zu, wie sie aus ihrem Berufsalltag und Lebenerzählten. Nachdem die Männer dann auch wieder tages-lichttauglich geduscht und umgezogen waren, traten wir –es war bereits nach 21.00 Uhr – den Rückweg an.

Für jeden, der nicht dabei war sei gesagt: Ihr habt was ver-passt!

Es gibt ungewöhnliche Fragen, auf die eigentlich nie-mand eine Antwort weiß, wie die nach dem vollständigenRollennamen von MacGywer. Und dann gibt es alteFragen mit überraschenden Antworten, so zumindestberichtet eine Anekdote über Albert Einstein. Dieser führ-te einmal die Aufsicht bei einem Physikexamen undwurde von einem Studenten darauf aufmerksam gemacht,dass die Prüfungsaufgaben die gleichen wie im Vorjahrwaren, worauf Einstein entgegnete: „Dieses Jahr lautendie Antworten anders!“

Auch das Filmarchiv im Landesmedienzentrum hat sichfür dieses Jahr vorgenommen, eine alte Frage neu zubeantworten: Wie können die Filmbestände im Münster-land – und zu einem späteren Zeitpunkt die Filmbeständein ganz Nordrhein-Westfalen – systematisch und einheit-lich erfasst und für eine breite interessierte Öffentlichkeitunkompliziert zugänglich gemacht werden? Die Antwortliegt in dem auf zwei Jahre ausgerichteten Projekt zur„Erfassung, Erschließung und Präsentation historischerFilmbestände des Münsterlandes.“ Hierbei geht es inerster Linie darum, eine zeitgemäße Archivdatenbank imHause einzurichten, welche sowohl die Online-Recherche als auch die dezentrale Erfassung zulässt. Ichfreue mich, dass ich zur Unterstützung dieses Projektesseit dem 1. Februar 2006 als Volontär im Landesmedien-zentrum angestellt worden bin.

Ich habe an den Universitäten Bochum und OldenburgGeschichte und Wirtschaftswissenschaften studiert undmeinen Magister gemacht, wobei meine Interessen-schwerpunkte in der Sozial- und Wirtschaftsgeschichtesowie in der Biographieforschung lagen. Im Anschlussbegann ich mit der Arbeit an meiner Dissertation im FachGeschichte, welche mich über Delmenhorst undHamburg schließlich nach Jena führte. Auch in dieserArbeit wählte ich den biographischen Ansatz und verfass-te eine Studie über den Sozialreformer und PolitikerFriedrich Schomerus (1876-1963), der insbesondere alslangjähriger Personalchef und späterer Geschäftsführerder bedeutenden Zeisswerke über die Region hinausbekannt wurde.

Neu im WLM

Fot

o: S

teph

an S

agur

na ©

WL

M

Page 7: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

IM F

OK

US

1-2

006

BILD-, FILM- UND TONARCHIV

7

In Archiven habe ich aber nicht nur geforscht, sondernauch gearbeitet: Das Unternehmensarchiv der Volks-wagen AG in Wolfsburg lernte ich während eines längerenPraktikums ebenso kennen wie das Archiv des DeutschenLuftschiff- und Marinefliegermuseums in Nordholz beiBremerhaven.

In den letzten zwei Jahren war ich als Genealoge bei einerBerliner/Hannoveraner Erbenermittlungsgesellschafttätig, und nein, was ich leider nicht kann, ist eineErbschaft zu vermitteln. Worauf ich mich verstehe, ist dieAufdeckung der ungeklärten Familienzusammenhängeund die Ermittlung der rechtmäßigen Erben. DieseAntwort musste ich leider einigen enttäuschten Neugieri-gen geben, und deshalb ist auch mir kein großzügigesErbe „zugefallen“.

Ich freue mich sehr auf die Arbeit im Filmarchiv underhoffe mir durch diese Tätigkeit wertvolle Erfahrungenzu gewinnen, die mich speziell in meinen Interessensge-bieten der Archivwissenschaft und quellenorientiertenGeschichtswissenschaft anregen und voranbringen. Ach,und übrigens, der Vorname von MacGywer lautet Angus.

� Ralf Springer Kontakt: [email protected]

Eine Filmdatenbank für Nordrhein-Westfalen

Neues Projekt im WLM-Filmarchiv

„Wer heute versucht, etwas Bewahrenswertes zu bewah-ren, der muss schon fast ein Revolutionär sein“, sagte dersozialdemokratische Politiker Erhard Eppler. Nun, alsRevolutionäre verstehen wir uns im Filmarchiv nicht, aberden Fortschritt und die Ansprüche an einen modernenDienstleister haben wir trotz aller Rückwärtsbezüge unse-res Metiers sehr wohl vor Augen. Deshalb wurde bereitsim vergangenen Jahr der Grundstein für ein Projekt„Erfassung, Erschließung und Präsentation historischerFilmbestände des Münsterlandes“ gelegt.

Dahinter verbirgt sich sicherlich keine Revolution, dennschon auf Grundlage der in Filmkreisen bekannten„Bielefelder Erklärung“ von 1991 hatte sich der „Arbeits-kreis Filmarchivierung in Nordrhein-Westfalen“ gegrün-det und unter anderem zur Aufgabe gemacht, die im Land

vorhandenen historischen Filmbestände quantitativ zuerfassen, sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen unddie regionale Filmarchivierung zu unterstützen. Publi-kationen und Pilotprojekte wie das „Filmmobil“ und der„Büchsenöffner“ waren der Ertrag der letzten Jahre. Siealle offenbarten eines: Die Maßnahmen zur Sicherung deshochgradig gefährdeten Kulturguts historischer Film sindbislang absolut unzureichend.

Allein in den Archiven Nordrhein-Westfalens wurden ca.70.000 Filmrollen bzw. Filmbüchsen gezählt, die oftmalsunbekannten Inhaltes sind, da sie wegen fehlender Ab-spielgeräte nicht gesichtet werden können und mituntergar zu zerfallen drohen, weil keine fachgerechte Lagerungstattfindet. Dabei sind die zahllosen Filmrollen in privaterHand, die auf einem zugigen Dachboden oder in einemfeuchten Kellerraum dem kulturellen Erbe für immer ver-loren gehen, noch nicht einmal mit eingeschlossen.

Aber selbst wenn die 35-, 16- und 8-mm-Rollen sachge-mäß gelagert werden, bleibt ein großes Problem: DieFilme sind für potenzielle Nutzer zumeist kaum auffind-bar. Denn die systematische, qualitative Filmerschließungund die Schaffung eines leichten Zugangs für eine filmin-teressierte Öffentlichkeit stecken bislang auch in großenArchiven erst in den Anfängen.

Doch das soll sich ändern: In Abstimmung mit demArbeitskreis Filmarchivierung und mit finanziellerFörderung des Landes Nordrhein-Westfalen hat das West-fälische Landesmedienzentrum mit dem Aufbau einesFilmportals begonnen, das die Basis für die vernetzteErschließung und Zugänglichmachung der filmischenÜberlieferung ganz Nordrhein-Westfalens legen soll. Indiese internetbasierte Datenbank sollen auch jene z.Z.rund 1500 Filmdokumente aufgenommen werden, die im

Da die systematische Erschließung oft noch fehlt,sind Filme für potentielle Nutzer kaum auffindbar.

Fot

o: S

teph

an S

agur

na ©

WL

M

Page 8: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

IM F

OK

US

1-2

006BILD-, FILM- UND TONARCHIV

8

� Ralf SpringerKontakt: [email protected]

Filmarchiv des Westfälischen Landesmedienzentrumsselbst lagern (siehe dazu den folgenden Beitrag vonMarkus Köster).

Ziel des auf zwei Jahre angelegten Projekts ist neben derDatenbankentwicklung die Erschließung eines Musterbe-standes von ca. 200 historischen Filmen. Da das Projektvon der Landesregierung über das Programm „RegionaleKulturpolitik des Landes NRW – Das Münsterland zeigtProfile“ gefördert wird, wird es sich dabei zunächst aus-schließlich um Filme aus dem Münsterland handeln.

Langfristiges Ziel: Eine Datenbank mit bequemer Online-Recherche.

In einem ersten Schritt wurde ein fachkundiges Anforde-rungskonzept für die äußeren Strukturen eines derartigenDatenbankprogramms erstellt, denn das Programm sollschließlich im schnelllebigen Internetzeitalter nicht schonnach wenigen Jahren veraltet und unbrauchbar sein.

Nun gilt es in einem zweiten Schritt, dieses Konzept in einkonkretes Filmdatenbankprogramm umzuschreiben undvon einem Unternehmen realisieren zu lassen. Die Daten-bank soll im Internet recherchierbar sein, sie soll zumin-dest optional die Möglichkeit bieten, Filmsequenzen oderkomplette Filme im Netz zu betrachten, und sie soll vorallem die Schwäche der verstreuten Filmlagerung in einenVorteil umwandeln: Interessierte Archive aus ganz Nord-rhein-Westfalen sollen langfristig mithilfe eines Loginsihre Filmbestände in die Datenbank eingeben können,wodurch eine Win-Win-Situation erzielt wird: Die Vorteilefür das Portal ergeben sich aus der Nutzung der dezentra-len Strukturen und Fachkräfte, während die teilnehmendenArchive ihrerseits auf eine zentrale Datenbankstrukturzurückgreifen können. Dadurch erhalten kleine Archivedie Gelegenheit, ihren Filmbestand adäquat zu erfassen,zugleich profitieren alle Archive, weil sie ihren Film-bestand mit denen anderer Einrichtungen abgleichen kön-nen und ihr Filmbestand als Teil eines großen Filmportalsauch wahrgenommen wird. Der Nutzen aller bestehtschließlich darin, dass die gemeinsame Datenbank dieganze Bandbreite der regionalen, historischen Film-bestände bequem über eine Online-Recherche sichtbarmacht.

Aber das ist noch Zukunftsmusik. Zunächst werden dieWLM-eigenen Bestände und die ausgewählter münster-ländischer Kommunalarchive Aufnahme in das Archiv-datenprogramm finden. Erste Kooperationen hinsichtlichder dezentralen Erschließung sind bereits angebahnt undwerden in den kommenden Monaten durch die Einrich-tung eines Beirats vertieft.

Von der Qualität dieser Datenerfassung wird abhängen,welche Akzeptanz das Filmportal bei Stadt- und Unter-nehmensarchiven, Heimatvereinen, TV-Produzenten oderauch bei manchem betagten Amateurfilmer findet. Wirhoffen, dass all diese Gruppen gemeinsam mit uns an demProjekt weiterarbeiten und somit ein Portal schaffen, dassowohl für Filmeverwerter und Filmemacher als auch fürArchivare und filmhistorisch Interessierte von hohemNutzen ist.

Film als Spiegel der Regionalgeschichte*

Eine leicht flackernde Texttafel, dann erstaunlich klareSchwarz-Weiß-Aufnahmen: Ein Schützenzug, voran derVorstand in seinen markanten historischen Uniformen,verlässt die Pfarrkirche und versammelt sich auf demMarktplatz, angeführt von drei Männern in Rüstung mitheruntergeklapptem Visier... Ohne Mühe erkennt jeder,der schon einmal daran teilgenommen hat, dass dieseFilmbilder das Attendorner Schützenfest porträtieren.Dabei sind die Aufnahmen exakt ein dreiviertelJahrhundert alt. Sie stammen aus dem Film „Alte Bräuchein Attendorn“, der im Jahr 1930 durch die „Bild- &Filmzentrale Köln“ produziert worden war.

Bei dem beschriebenen Film handelt es sich um einbemerkenswert altes und interessantes, aber keineswegsum ein einzigartiges Filmdokument: Denn seit den 1920erJahren gibt es aus ganz Westfalen eine erstaunlich breiteÜberlieferung von Filmen, die den Alltag ihrer Zeit aufZelluloid festgehalten haben. Im Filmarchiv desWestfälischen Landesmedienzentrums sind inzwischen

Fot

o: S

teph

an S

agur

na ©

WL

M

Page 9: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

IM F

OK

US

1-2

006

BILD-, FILM- UND TONARCHIV

9

um die 1500 Filmrollen der Entstehungsjahre 1920 bis1980 archiviert, die Orte und Menschen in Westfalen por-trätieren oder von westfälischen Filmemachern aufgenom-men wurden. Dieses Material vermittelt in außergewöhn-licher Weise Einsichten in die zeittypischen Bedingungenprivaten und öffentlichen Lebens in unserer Region. Esveranschaulicht westfälische Landschaften, Städte undDörfer, Landwirtschaft, Handwerk- und Industriekultur,Brauchtum, politische, gesellschaftliche und kirchlicheEreignisse und nicht zuletzt auch die Menschen und ihrenAlltag im Wandel der Zeit. Gerade viele „alltägliche“Aufnahmen über das städtische oder ländliche Arbeits-,Freizeit- und Festleben haben heute einen hohen sozial-und kulturhistorischen Wert, der über eine rein lokaleBedeutung weit hinaus weisen kann.

Das visuelle Gedächtnis des 20. Jahrhunderts

Von besonderem landeskundlichen Interesse sind jeneStreifen, die sich mit Westfalen als Ganzem beschäftigen:Die bekanntesten dieser gesamtwestfälischen Porträts sindder 1929 erschienene Fünfteiler „Durch das schöneWestfalen“ von Hubert Schonger und der drei Jahrzehntespäter, 1957, entstandene Film „Westfalenlied“ von Karl-Heinz Kramer. Eine ganz eigene Kategorie bilden die inden National Archives in Washington archiviertenFilmmaterialien, die Kameramänner der US-Army 1945beim Einmarsch in Westfalen drehten. Auch sie werden ineinigen Monaten als hochwertige Ansichtskopien imFilmarchiv des WLM bereitliegen.

Alle diese Filme sind historische Quellen. Seit mehr als100 Jahren spiegelt das Medium Film unser Leben, unse-re Welt, unsere Zeit, unsere Geschichte. Mit einigem

Recht hat man das bewegte Bild – neben der Fotografie –als das visuelle Gedächtnis des 20. Jahrhunderts bezeich-net. Beide prägen, ja konstituieren unsere Vorstellungenvon historischen Räumen, Ereignissen, Personen und sozi-alen Verhältnissen. Zum Beispiel konservieren sie dieErinnerung an längst verstorbene Persönlichkeiten, ver-schwundene Gebäude und untergegangene Ortsbilder. Derhistorische Film ist deshalb ein einzigartiger Spiegel derkollektiven Erinnerung. Gerade der für die beschreibendeGeschichtswissenschaft schwer zu fassende Strukturwan-del der Lebens- und Arbeitsbedingungen findet in den lau-fenden Schwarz-Weiß-Bildern einen sichtbaren und, vorallem, allgemein nachvollziehbaren Ausdruck. Filme bil-den somit ein kulturelles Erbe, das wie Schriftarchivemuseale Sammlungsbestände oder künstlerische Erzeug-nisse eines besonderen Schutzes bedarf.

Gefährdetes Kulturgut Film

Es zu sichern und zu erschließen ist eine wichtige Aufgaberegionaler Kulturpolitik. Der LandschaftsverbandWestfalen-Lippe hat deshalb Anfang der 1990er Jahrebeschlossen, im Westfälischen Landesmedienzentrum –damals noch Landesbildstelle genannt – ein eigenesArchiv für Filmschätze der Region einzurichten. DieserEntscheidung lag die Erkenntnis zugrunde, dass dasaudiovisuelle Erbe in Westfalen – wie überall – hochgra-dig in seinem Bestand gefährdet ist. Das Medium der lau-fenden Bilder hat nämlich einen gravierenden Nachteil.Film ist – wie wir alle wissen – nicht unmittelbar zu sich-ten, sondern bedarf technischer Zwischenmedien zurSichtbarmachung seiner Inhalte. Diese Projektoren sindheute nicht selten ebenso bejahrt und anfällig wie dasFilmmaterial selbst. Oftmals gibt die wohlmeinendeNutzung alter, untauglich gewordener Vorführgeräte demhistorischen Zelluloid den sprichwörtlichen Rest.

Hinzu kommt, dass in der Regel weder die privatenFilmbesitzer noch die Heimatvereine als Träger lokalerKulturarbeit und zumeist auch nicht die Kommunalarchi-ve über die notwendigen räumlichen und klimatischenStandards verfügen, um Filmbestände sachgerecht lagernzu können – von der technischen Ausstattung, die zurBearbeitung von Filmen notwendig ist, ganz abgesehen.Das alles zusammen führt dazu, dass die alten, meist inWeißblechdosen verwahrten Filmrollen einen mehr alsstiefmütterlichen Platz innerhalb der kleinen und mittlerenArchive und Sammlungen einnehmen – wenn sie nichtüberhaupt vergessen und, immer von „Entsorgung“bedroht, in einer unzugänglichen Ecke ihrem finalen Endeentgegen dämmern. Diese Gefährdung droht demAmateurfilm in ganz besonderen Maße. Die bildlichenErinnerungen der „kleinen Leute“ an den Alltag des 20.Jahrhunderts genießen keinen rechtlichen Schutz und sinddamit jeder Willkür ausgesetzt. Zudem sind es fast immerUnikatfilme, d.h. im Falle eines Verlustes müssen dieBildfragmente als unweigerlich verloren gelten. Das älteste Filmporträt Westfalens von Hubert Schonger

Page 10: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

IM F

OK

US

1-2

006BILD-, FILM- UND TONARCHIV

10

Amerikanischer Panzer beschießt Sauerland-Dorf. Auch die 1945entstandenen Aufnahmen der US-Army werden künftig im WLMverfügbar sein.

Das Filmarchiv des WLM

Mit der Einrichtung eines eigenen Filmarchivs hat derLandschaftsverband Westfalen-Lippe sich dieses gefähr-deten Kulturguts angenommen. Das Archiv mit Sitz inMünster hat die Aufgabe, das westfälische Filmerbe vomBeginn des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart zu erfas-sen, vor Zerfall und Zerstörung zu sichern, inhaltlich zuerschließen und einer interessierten Öffentlichkeit wiederzugänglich zu machen. Einen Sammlungsschwerpunktbilden Amateurfilme, deren „privatem Blick“ heute vonden Sozial- und Kulturwissenschaften besonderesInteresse entgegengebracht wird. Seit seiner Gründung1995 haben zahlreiche Archive, Heimatvereine undPrivatpersonen von dem Angebot Gebrauch gemacht, ihreFilme bzw. Filmbestände in den Magazinräumen desLandesmedienzentrums kostenfrei einzulagern. ImGegenzug erhalten die Eigentümer eine Umspielung ihrer„Filmschätze“ auf DVD, so dass die Bildinhalte unabhän-gig von ihrer Einlagerung stets an ihrem Herkunftsort prä-sent bleiben, das gefährdete Original aber sachgerechtarchivalisch gesichert werden kann.

Fast täglich kommen neue, bislang unbekannte Filme zumArchivbestand des Landesmedienzentrums hinzu. Hierbeihandelt es sich der Herkunft nach um Deposita, Schen-kungen und – in seltenen Fällen – auch Ankäufe. Für dieEinlagerung dieses Bestandes stehen seit Juli 2005 neueRäumlichkeiten bereit, die allen modernen Standards derFilmarchivierung genügen und insbesondere den speziel-len klimatischen Bedürfnissen historischen ZelluloidsRechnung tragen.

Filmerschließung als Aufgabe

Während die archivalische Sicherung des westfälischenFilmguts durch die neuen Archivdepots gewährleistet ist,steht ein zweiter Schritt, die umfassende Tiefendokumen-tation des Materials, noch am Anfang. Mit finanziellerFörderung der NRW-Landesregierung bereitet das West-fälische Landesmedienzentrum zur Zeit die Entwicklungeiner elektronischen Datenbank vor, die eine dezentrale,arbeitsteilige Erfassung und Erschließung der Filmüber-lieferung ganz Nordrhein-Westfalens ermöglichen soll(vgl. dazu den Beitrag von Ralf Springer in diesem Fokus-Heft). Diese Arbeit soll und kann nur in engerZusammenarbeit mit lokalen Partnern in Städten undKreisen erfolgen, insbesondere den Kommunalarchivenund den Heimatvereinen.

Aufbauend auf der mit dem Projekt „Filmbestände desMünsterlandes“ bereitgestellten Infrastruktur wird dasWestfälische Landesmedienzentrum mit finanziellerFörderung der Kulturstiftung Westfalen-Lippe schon imJahr 2006 auch die wichtigsten der in seinem Archivbefindlichen Filmbestände aus anderen TeilregionenWestfalens erschließen und unter www.filmarchiv-west-falen.de für eine Online-Recherche zugänglich machen.

Eine parallele Erschließung dieser nicht-münsterländi-schen Bestände ist sowohl aus arbeitsökonomischenGründen höchst sinnvoll als auch wegen der zu erwarten-den öffentlichen Aufmerksamkeit für die neue Online-Datenbank, die mit Sicherheit nicht nur das Interesse anden münsterländischen Filmbeständen des WLM weitersteigern wird. Durch die zeitgleiche Erschließung sollenschon Ende 2007 mindestens 25 Prozent des Gesamt-bestands für eine Recherche zugänglich sein, darunter allewichtigen vor 1945 entstandenen Filme und so wertvolleProduktionen wie die Westfalenporträts des schonerwähnten Hubert Schonger sowie z.B. auch die Filmevon Paul Kellermann, der in den 1960er und 1970erJahren vor allem im südwestfälischen Raum eine Reihevon sehenswerten Kreis- und Ortsporträts geschaffen hat.

Edition histrorischer Filme

Ein Spezifikum der Arbeit des Westfälischen Filmarchivsist, dass es seine Bestände nicht nur im klassischen Sinnearchiviert, sondern sie zugleich einer interessierten Öffent-lichkeit wieder zugänglich macht. Mit Hilfe desFilmstudios des Landesmedienzentrums wird ein ausge-wählter kleiner Teil der Archivschätze als Video- oderDVD-Edition neu herausgebracht. Fast 30 Produktionensind seit 1995 in der Reihe „Westfalen in historischenFilmen“ erschienen (eine Übersicht findet sich im Internetunter www.westfalen-medien.de). Der thematischeRahmen ist dabei denkbar weit gesteckt: Neben Kreis-,Stadt- und Ortsporträts finden sich biographische Doku-mentationen ebenso wie Technik-, Kultur- und Tierfilme.Einen besonderen Schwerpunkt bilden Beiträge zur regio-nalen Geschichte der NS-Zeit. Dazu zählen Filme wie„Kriegsgefangen. Stalag VIa Hemer“, „Freut euch desLebens. Das Dritte Reich im Fest“ und „Zwischen Hoffenund Bangen. Filmaufnahmen einer jüdischen Familie imDritten Reich“. Es sind gerade Filme dieser Art, die es denPädagogen an den Schulen ermöglichen, ihren SchülernAlltagsgeschichte als etwas konkret Verortetes undErfahrbares glaubwürdig zu vermitteln. In der Reihe„Westfalen in historischen Filmen“ erschienen sind auchdie eingangs erwähnten Streifen „Westfalenlied“, „AlteBräuche in Attendorn“ und „Durch das schöne Westfalen“.

Fot

o: N

atio

nal A

rchi

ves,

Was

hing

ton

Page 11: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

IMF

OK

US

1-2

006

BILD-, FILM- UND TONARCHIV

11

Fot

o: S

tadt

arch

iv A

tten

dorn

� Markus KösterKontakt: [email protected]

Das neueste Projekt in der Reihe nimmt unter demArbeitstitel „Die Kirche im Dorf. Katholisches Gemeinde-leben im Sauerland“ übrigens erneut den Kreis Olpe inden Fokus. In Zusammenarbeit mit dem HeimatvereinGrevenbrück und dem Museum der Stadt Lennestadt sollunter fachlicher Leitung von Susanne Falk ein Film ent-stehen, der auf der Basis historischen Materials aus ver-schiedenen Dörfern und Städten des Kreises dieGeschichte religiöser Festkultur in der Region lebendigmacht. Im Juni 2006 soll der Film begleitend zurAusstellung im Museum der Stadt Lennestadt heraus kom-men. Ein wichtiger Nebeneffekt der Reihe „Westfalen inhistorischen Filmen“ ist, dass es dadurch immer wiedergelingt, werbend die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeitauf die Notwendigkeit der Filmarchivierung zu lenken, sodass jede Edition in dieser Reihe fast immer neueFilmzugänge für unser Archiv zur Folge hat.

Jeder sieht seinen eigenen Film

In welcher Weise aber sind – um auf den Titel meinesBeitrags zurück zu kommen – diese Filme tatsächlichSpiegel der Regionalgeschichte? Anders gefragt: Waskann man aus ihnen an geschichtlich Wissenswertemerfahren? Am eingangs erwähnten Beispiel des Films„Alte Bräuche in Attendorn“ lässt sich zeigen, dass dies jenach Perspektive ganz unterschiedliche Aspekte sein kön-nen. Wie bei Spielfilmen gilt letztlich auch bei histori-schen Filmdokumenten die cineastische Weisheit: „Jedersieht seinen eigenen Film“.

Einen Historiker ohne lokalen Bezug zur Stadt beeindruk-kt an den Attendorner Bildern aus dem Jahr 1930 sichernicht zuletzt das noch fast mittelalterlich wirkendeStraßenbild mit seinen verschachtelten Fachwerkensem-bles und der von den Bomben des Zweiten Weltkriegs undder Modernisierungswut der Nachkriegszeit noch unange-tasteten Bausubstanz. Aber auch die relative Armut jenerJahre zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg mit ihrerdichten Folge schwerer Wirtschaftskrisen lässt sich amZustand der Häuser und Straßen und auch an der Kleidungund den Gesichtern der Menschen bemerkenswert deutlichablesen.

Und noch etwas interessiert Historiker wie mich am Film:die Frage, in welcher Weise dieses Medium Geschichts-bilder produziert – welches Selbstbild z.B. eine lokaleGemeinschaft darin von sich präsentiert, um es der Nach-welt zu hinterlassen. Denn natürlich ist Film nicht einfacheine authentische, unbestechliche Abbildung der Realität.Er ist immer auch eine Inszenierung, die – mehr oder min-der subtil – durch Auswahl und Weglassen von Inhalten,durch Perspektiven und Schnittfolgen, Lichtgebung,Kommentierung und viele weitere Techniken derFilmproduktion entsteht.

Unter einem wesentlich anderen Blickwinkel alsHistoriker werden Volkskundler einen Film wie den überAttendorn anschauen: Sie mögen fasziniert die lebendigenSpuren eines uralten Brauchtums betrachten, beispiels-weise den Trillertanz, der aus einem im Mittelalter ausSpanien importierten Moriskentanz entstanden ist undheute nur noch in Attendorn gepflegt wird. FürHeimatforscher der Hansestadt selbst wiederum lässt sichin dem Film unter anderem manch längst verschwundenesHaus und so manches bekannte alte „Original“ der Stadtentdecken. Die ganz „normalen“ Attendorner schließlicherkennen auf den betagten Bildern neben dem altenOrtsbild vielleicht plötzlich auch ihren Großvater als jun-gen Mann oder sogar sich selbst als ganz kleine „Blagen“wieder.

Alle skizzierten Blickwinkel auf dieses Filmdokumentsind gleichermaßen legitim. Ihre Unterschiedlichkeitmacht deutlich, in wie vielfältiger Weise Filme als Spiegelder Geschichte unserer näheren und weiteren Heimat fun-gieren. Allen Blickwinkeln gemeinsam ist das Wissendarum, dass Filme uns besonders anschaulich zeigen kön-nen, warum Dinge so geworden sind, wie sie heute sind.Als visuelle Zeugnisse der Vergangenheit vermitteln sie ineinzigartiger Weise etwas von der Gegenwärtigkeit derGeschichte und bilden damit ein wichtiges und absoluterhaltenswertes Stück Kulturerbe unserer Region. In die-sem Sinne ist das Westfälische Landesmedienzentrum fürjeden Hinweis auf noch ungesicherte historischeFilmdokumente dankbar.

*Leicht überarbeitete Fassung eines Beitrags, der im letzten Jahr in den„Heimatstimmen des Kreises Olpe“ 3/2005 erschienen ist. Die Ausführungen zu Film als Archiv- und Kulturgut fußen wesentlichauf Überlegungen des Leiters des Filmarchivs des Westfälischen Landes-medienzentrums, Dr. Volker Jakob. Vgl. zuletzt ders: Die visuelleReflexion der Vergangenheit: Film als Bewahrer regionaler Erinnerung –Ein westfälischer Arbeitsbericht, in: Diethelm Knauf/Jochen Cordes(Hg.): Bildung – Schule – Medien. Eine Festschrift für Rudi Geisler,Bremen 2004, S. 234-244.

Leckerbissen für Volkskundler: „Trillertanz“ der Schützen auf demAttendorner Marktplatz um 1920

Page 12: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

IM F

OK

US

1-2

006BILD-, FILM- UND TONARCHIV

12

„Ich brauche die Bilder dringendst! Sie zeigen, was Sachewar ... damals!“ Der eilige Anrufer ist SPIEGEL-Redakteur Peter Wensierski. Sein Buch „Schläge imNamen des Herrn“ ist fertig getextet und es drängt, dieBilder zum Thema zu finden. Männer und Frauen werdendarin berichten von ihren bedrückenden Jugendjahren imGewahrsam christlicher Erziehungsanstalten, darunterviele geleitet von Ordensschwestern und -brüdern.

„Die Unbarmherzigen“Bilder zur Geschichte der Jugenderziehung in

christlichen Heimen Westfalens

Es herrscht Ruhe und Disziplin – Schulunterricht in den 1940er und1950er Jahren.

Ihre Schicksalsgeschichte erzählt von Schwerstarbeit ohneLohn, Hungertagen und -nächten auf nackten Holzpritschenin der „Besinnungszelle“, von blutiger Prügel und seelischerEntwürdigung, von Sprechverbot und vielerlei Unbarmher-zigkeiten mehr, die ihnen als „Abschaum der Gesellschaft“zwischen Morgen- und Abendgebet alltäglich zuteil wurden.Und sie offenbart die traumatischen Folgen, welche dieBetroffenen ihr Leben lang begleiteten.

Ihr Schicksal, das so manches Fürsorgeopfer aus Schamselbst vor der eigenen Familie verbarg, will Wensierskinun an die Öffentlichkeit bringen und damit auffordern zurAufarbeitung der dunklen Kapitel der christlichen Heim-erziehung in Deutschland.

Auch der LWL war und ist Träger oder finanziellerUnterstützer von evangelischen und katholischen Ein-richtungen der Kinder- und Jugendfürsorge, hinter derenMauern bis in die späten sechziger Jahre härtesteErziehungsmethoden vorherrschten. Zahlreich sind dieseHeime und Anstalten dokumentiert im Bildarchiv desWLM – und so wurde Peter Wensierski fündig.

Seit Mitte Februar ist das Buch auf dem Markt und dasTelefon im Bildarchiv steht nicht mehr still. „Die Zeit“,„Der Spiegel“, „Der Dom“ aus Paderborn, Die „Welt-woche“ aus Zürich – das Begehren der Redaktionen istallerorts dasselbe: „Das Bild mit der Nonnen, dasSchlafsaalmotiv, die Schulstunde und die Wäscherei –geht’s per Mail ... bis morgen? Es geht – und die Tage imBildarchiv sind damit ausgelastet, diese und andereWunschbilder zum Thema „Heimerziehung“ zu scannen,zu brennen, zu mailen ... und Bildhonorare auszurechnen.

So gehen sie also doch noch durchs Land – diese Bilder,die auf den ersten Blick schon ahnen lassen, „was Sachewar ... damals“.

� Kerstin BurgKontakt: [email protected]

Arbeit statt Schulausbildung und Freizeit – Die Wäscherei war oft auchNebeneinnahme für Mädchen- und Frauenanstalten und Erziehungsheime.

All

e F

otos

: ©

WL

M

Page 13: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

Ikonen der Vernichtung – Fotografien ausden befreiten Konzentrationslagern 1945

Bewohner von Burgsteinfurt müssen sich einen Film über die Verbrechenin den Konzentrationslagern Bergen-Belsen und Buchenwald ansehen,30. Mai 1945, Quelle: Imperial War Museum London, aus: RuthGoebel/Markus Köster: 1945 – Fotografien aus Westfalen, Münster 2005

� Benedikt Volbert

IM F

OK

US

1-2

006

13

Im Rahmen der so genannten „Mittwochsgespräche“ inder Villa ten Hompel referierte am 7. Dezember 2005 Dr.Cornelia Brink, Wissenschaftliche Mitarbeiterin amLehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und von 1999 bis 2000Mitglied der unabhängigen Expertenkommission zurÜberarbeitung der Ausstellung „Vernichtungskrieg.Verbrechen der Wehrmacht 1941–1944“, zum Thema„Fotografien aus den befreiten Konzentrationslagern1945“. Grundlage des Vortrags war ihre Dissertation ausdem Jahre 1998, in der Brink den öffentlichen Gebrauchdieser Fotografien unter dem Titel „Ikonen derVernichtung. Öffentlicher Gebrauch von Fotografien ausnationalsozialistischen Konzentrationslagern nach 1945“einer eingehenden Untersuchung unterzog.

Als die Alliierten in den ersten Tagen und Wochen desKriegsendes die Tore der Konzentrationslager Buchen-wald, Bergen-Belsen und Mauthausen öffneten, erwartetesie ein Bild des Grauens. Die toten Insassen, oftmals zuLeichenbergen aufgetürmt, riefen Mitleid, Schrecken undAbscheu hervor, allein die Betrachtung der leblosen undausgemergelten Körper verlangte eine physische und psy-chische Überwindung. In dieser Situation griffen vieleAlliierte zur Kamera. Fotografie ermöglichte ihnen ein„Hinschauen“, wahrte aber doch Distanz. Sowohl profes-sionelle als auch amateurhafte Fotografen dokumentiertendie Gräueltaten der Nationalsozialisten. Dieser vermeint-lich „faktische, authentische Journalismus“ sollte dasUnvorstellbare festhalten, Zeugnis ablegen und dem deut-schen Volk zur Einsicht in seine Schuld und Mitverant-wortung verhelfen. Inwiefern diese Intention der Alliiertenmit der Publizierung der atrocity pictures ihre Wirkungerreichte, war die zentrale Fragestellung des knapp ein-stündigen Vortrags der Referentin.

Fotografien, so die gängige Annahme auf Seiten derAlliierten, seien zur Verdeutlichung der entsetzlichenTaten der Nationalsozialisten besser geeignet alsAufklärung in Textform. Die Fotos zielten auf eineSchock-Wirkung mit dem Ziel der Läuterung ab. Sodurchliefen die mutmaßlichen „Abbilder der Wirklichkeit“die britischen und amerikanischen redaktionellen Zensur-stellen und wurden anschließend in einigen Magazinenund Zeitschriften publiziert sowie auf öffentlichenPlakaten im besiegten Deutschland zur Schau gestellt.

Zumeist handelte es sich bei den Fotografien um imaginä-re Verkürzungen, textlich oft nur durch unzureichendeAndeutungen ergänzt, die überwiegend dem theologi-schen Bereich entnommen wurden („Inferno“, „Hölle“,„Inkarnation des Bösen“). Besonders grausame Fotos gal-ten als typische Fotos. Das „Alltagsleben“ eines Konzen-trationslagers mit seinen Strukturen und Arbeitsabläufenkonnten und wollten die westlichen Siegermächte nichtzeigen.

Wie reagierte die deutsche Bevölkerung auf diese un-mittelbaren Konfrontationen mit dem Ausmaß der soebenuntergegangenen NS-Diktatur?

Die Fotografien, so konstatierte Dr. Brink, wurden in derÖffentlichkeit zwar als Beweise eines Verbrechens akzep-tiert, die von den Alliierten intendierte Mobilisierung desindividuellen Gewissens wurde jedoch verfehlt, oftmalsgar ihr Gegenteil erreicht. Die Förderung einer edukatori-schen Einsicht in die eigene Mitschuld und in der Folgeeine kritische Auseinandersetzung mit dem Geschehenenblieb aus, vielmehr reagierte die Mehrzahl der Deutschenmit Ablehnung und Abwehr. In Ausnahmefällen wurdendie Fotografien als britisch-amerikanische Propagandadefiniert, überwiegend hingegen als das Medium derTradierung einer „Kollektivschuld“ – Vorbote des bundes-deutschen Deutungskontextes der 1950er Jahre mit dennationalen Ressentiments gegenüber einer angeblichen„Siegerjustiz“.

Abschließend bleibt daher festzuhalten, dass die Fotogra-fien aus den Konzentrationslagern unmittelbar nach ihrerBefreiung im deutschen Volk zwar als Dokumente undBelege eines Verbrechens anerkannt wurden, den von denAlliierten intendierten Wandel des kollektiven Bewusst-seins der Deutschen mit der Erkenntnis des fundamentalenUnrechtscharakter des NS-Regimes jedoch verfehlten. Diebesiegte und gedemütigte deutsche Bevölkerung erkanntesich da schon eher in den Trümmerfotografien ihrer zer-bombten und ausgebrannten Städte wieder.

BILD-, FILM- UND TONARCHIV

Page 14: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

MEDIENPRODUKTION

14

CD-Neuerscheinung„Immer lebe ich in diesem Missverhältnis ...“

IM F

OK

US

1-2

006

Am 5. März bekam der Regisseur und Autor ImoMoszkowicz das Ehrenbürgerrecht der Stadt Ahlen verlie-hen. Eine Ehre, die Imo Moszkowicz trotz der schreck-lichen Erlebnisse in seiner Geburtsstadt gerne angenom-men hat: „Entehrt zu werden auf das Schändlichste, dennwir wurden ja zu Ratten degradiert, und geehrt zu werdenin einem einzigen Leben, das entzieht sich eigentlich einerwörtlichen Beurteilung.“

Das Landesmedienzentrum widmet Imo Moszkowiczgemeinsam mit der Literaturkommission für Westfalenund dem Projekt „Jüdische Schriftstellerinnen undSchriftsteller in Westfalen“ ein Hörbuch. Unter dem Titel„Immer lebe ich in diesem Missverhältnis ...“ erhält derZuhörer auf der Doppel-CD mit umfassendes Booklet vonDr. Iris Nölle-Hornkamp Einblicke in Leben und Werk desAutors und Regisseurs.

„Immer lebe in diesem Missverhältnis, das mich im Umgangmit dem Phantastischen zwingt, stets darin das Reale zusuchen, und – umgekehrt – im Realen das Phantastische.“Die Realität, die der 1925 geborene Imo Moszkowicz wiedurch ein Wunder überlebt hat und vor der er in das Phantas-tische, in die Kunst entflohen ist, ist die Judenverfolgung desDritten Reichs, die Auslöschung der eigenen Familie undAuschwitz mit seinem unfassbaren Grauen.

„Ich kam vom Nullpunkt meiner Existenz und stellte fest,dass ich allein da war. Keine Mutter, keine Geschwistermehr. Den Verwaltungsjob in Ahlen, meiner Geburtsstadt,schmiss ich hin für die „Junge Bühne“ in Warendorf: Daswar die erste, die eine Lizenz kriegte. ... Alles war neu.Meine eigentliche Absicht war das Verdrängen. Alles warFluchtbewegung.“

Bald ließ er die Schauspielerei hinter sich und übernahmRegieassistenzen bei Gustav Gründgens und Fritz Kortner.Es folgte eine steile Karriere als Regisseur an zahlreichenSchauspielhäusern und Opernbühnen in Deutschland undEuropa. Daneben inszenierte der Regisseur und Fernseh-pionier zahlreiche Filme und Fernsehspiele, adaptierteMusical, Oper und Schauspiel für das Fernsehen und dreh-te nicht zuletzt auch Spielfilme für das Kino.

Einige Hörbeispiele auf der CD, an deren Konzeption ImoMoszkowicz maßgeblich mitgewirkt hat, geben Auskunftüber sein Selbstverständnis als Regisseurs. Er äußert sichzum Ursprung seiner Liebe zur deutschen Sprache wieauch zu seiner Auffassung von „Werktreue“. DieMitschnitte stammen von einer zweitägigen Veranstal-tung, die im Herbst 2003 das umfangreiche Werk ImoMoszkowicz’ im Museum für Westfälische Literatur HausNottbeck in Oelde-Stromberg würdigte.

Seine Regie-Palette reichte von der „Zauberflöte“ über„Kiss me Kate“ und „Pater Brown“ bis zu „PumucklsAbenteuer“. Seine Arbeitswut war grenzenlos und dientedem Vergessen. Warum der Zeitpunkt kam, an dem er dieselbst gewählte, bewusste Verdrängung ebenso bewusstaufgab, beschreibt er in seiner Laudatio anlässlich derVerleihung des Geschwister-Scholl-Preises 2003 an denbritischen Autor Mark Roseman: „Mich zogen Sie mit Ihren Fragen in eine Zeit zurück, zuder ich mich nicht mehr äußern wollte, denn ich hatte mirsouffliert, dass die Welt mittlerweile genug von derUnbegreiflichkeit der Jahre zwischen ‘33 und ‘45 weiß,und dass es nicht angehen kann, dass diese Schrecklich-keit, die mir meine Mutter und sechs Geschwister undmeine Jugend weggerissen hat, jetzt, da mein letztesJahrzehnt eingeläutet ist, durch eine erinnernde Rückkehrmich auch dieser Jahre beraubt. Denn: Erinnerung ist nichtnur das Paradies, aus dem man nicht vertrieben werdenkann – wie ein mir zu weiser Rabbi tröstend behauptet –sie ist zugleich auch die allerquälendste Hölle. MeinVorsatz, von keinem Mikrofon, keiner Kamera, keinemBleistift mehr mich in diese Vergangenheit zurückziehenzu lassen, war schon aus einem einzigen Grund nicht halt-bar: Wir, die Opfer, dürfen niemals aufhören das HoheLied derjenigen zu singen, die in unserem Lande dieKühnheit hatten ihre Mitmenschlichkeit zu bewahren.“

Erst 1997 fasste Imo Moszkowicz seine lange verdrängtenErinnerungen in der Autobiographie „Der grauendeMorgen“ schließlich in Worte. „Seit ich das Buch geschrie-ben habe, habe ich es nie wieder in die Hand genommen

Imo Moszkowicz mit seiner Tochter der Daniela Dadieu, 2003

Fot

o: P

riva

tarc

hiv

Imo

Mos

zkow

icz

Page 15: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

IM F

OK

US

1-2

006

15

Mögen Griechen, Römer, Kelten und Hunnen noch begeis-tern, finden die meisten Schüler Neuere Geschichte eheruncool und Bücher mit historischem Stoff sorgen in denKlassenzimmern häufig nur für müdes Gähnen. Die neuedDVD „Aufbau West“ könnte auch Computerkids jetzt aufneue Art zum Lernen motivieren: 60 Jahre nach Kriegsendehat das Westfälische Landesmedienzentrum in Kooperationmit dem Westfälischen Industriemuseum historisches Film-material, Zeitzeugeninterviews, Dokumente und Fotos zumThema Wiederaufbau zusammengestellt.

Die Erwartungen erfüllten sich am 15. Februar beimTestlauf mit Schülern der Droste-Hülshoff -Realschule ausDortmund im Westfälischen Industriemuseum. Die einge-ladenen Pressevertreter waren durchweg beeindruckt vomInteresse der Schüler und den zusammengestelltenMaterialien auf der DVD.

Im Mittelpunkt steht die Geschichte der über 10 MillionenFlüchtlinge und Vertriebenen, die zwischen 1945 und1961 nach Westdeutschland kamen. Wie die gleichnamigeAusstellung im Westfälischen Industriemuseum erzähltdie DVD, wie die Menschen aus Ost und West in NRWnach dem Krieg gemeinsam den Neuanfang bewältigtenund in Betrieben und Siedlungen zueinander fanden. Inden kriegszerstörten Städten hatten die Einheimischendurch Luftangriffe ebenso wie die Vertriebenen fast allesverloren und mussten improvisieren, um das täglicheÜberleben zu organisieren. Stellvertretend für dieMillionen Flüchtlinge und Vertriebene berichten vierMenschen in Interviews ihre Geschichte von Flucht undVertreibung, Aufbau und Integration zwischen Kriegsendeund Mauerbau und lassen die sonst so nüchternen Zahlenund Fakten lebendig werden

DVD-NeuerscheinungAufbau West. Neubeginn zwischen

Vertreibung und Wirtschaftswunder

MEDIENPRODUKTION

Aufbau der DVD

Die DVD „Aufbau West. Neubeginn zwischen Vertrei-bung und Wirtschaftswunder“ besteht aus zwei Teilen:

Imo Moszkowicz 2004

und es wäre mir eine Qual daraus zu lesen oder zu hören“,erklärte er bei der Präsentation des Hörbuchs in Ahlen imRahmen der Woche der Brüderlichkeit. Diesen für ihn per-sönlich sehr schwierigen Part überließ er im Hörbuch seinerTochter, der Schauspielerin Daniela Dadieu, die gut 40Minuten zu „Kindheit und Pogrom“, „Todesmarsch undBefreiung“ aus der Biographie ihres Vaters liest.

Die Hörbuchpräsentation war nur einer der vielenTermine, die sich Imo Moszkowicz im Rahmen der Wocheder Brüderlichkeit zutraute – immer in Begleitung seinerFrau Renate Dadieu, mit der er seit fast 50 Jahren verhei-ratet ist. Obwohl er inzwischen die 80 überschritten hat,nimmt er jede Gelegenheit wahr, in den Dialog zu treten,um Gräben der Geschichte, der Generationen undKulturen zu überbrücken.

Der bedeutendste Termin in dieser Woche, zu dem erstmalsseine ganze Familie in seine Geburtsstadt Ahlen reiste, wardie Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt Ahlen anImo Moszkowicz. Interessante Reden und ein ambitioniertesBegleitprogramm rundeten den Abend ab, doch unbestrittenwar es Imo Moszkowicz selbst, dem es am besten gelang dierund 600 Zuhörer in seinen Bann zu ziehen, als er seineErzählung „Von den vier Ecken der Erde“ vorlas.

Seine präzise und sehr humorvolle Art des Vortrags stellter auch mit dem neuen Hörbuch unter Beweis. Im vergan-genen Jahr erschienen seine „Reflexionen einesRegisseurs“ unter dem Titel „Zauberflötenzauber“. In vonihm selbst gelesenen Auszügen lässt Moszkowicz denZuhörer eine Stunde lang an Erwartungen und Ängsten, anHochgefühl und Anekdotischem aus der Welt seinerZauberflöten-Inszenierung teilhaben. Denn – so sagte ImoMoszkowicz seinen vielen begeisterten Zuhörern inAhlen: „Ich weiß natürlich, dass Vorlesen bekommen dasSchönste ist, was man uns Menschen antun kann.“

Claudia LandwehrKontakt: [email protected]

Fot

o: P

riva

tarc

hiv

Imo

Mos

zkow

icz

Page 16: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

MEDIENPRODUKTION

16

IM F

OK

US

1-2

006

99 Minuten Film – Die DVD-Videoebene

Dieser Teil der DVD ist optimal mit einem DVD-Playerabzuspielen. Er enthält vier Filme: Den Einführungsfilm„Aufbau West“, gestaltet als Filmcollage aus denZeitzeugeninterviews, Szenen aus den historischen Film-dokumenten sowie Fotos aus den Familienalben derZeitzeugen. Leicht gekürzt ist der Film „Asylrecht“ vonRudolf Walter Kipp aus dem Jahre 1949, der die Situationan der innerdeutschen Grenze und in den Flüchtlings-lagern beschreibt. Es folgt ungekürzt der Film vonElisabeth Wilms „Stadt in Schutt und Asche – Dortmund“,1951, der facettenreich die Situation in einer stark zerstör-ten Ruhrgebietsstadt nach dem Krieg aufzeigt. Am Endesteht der Film „Denn wo ein Wille ist....“. Der kurzeSpielfilm mit dem jungen Horst Tappert („Derrick“) in derHauptrolle zeigt die Aufbauleistung in Espelkamp, dereinzigen Flüchtlingsstadt in NRW, die das Land und dieEvangelischen Kirche getragenen haben. Insgesamt stehen99 Minuten Film zur Verfügung.

Historisches Lernen multimedial – DVD-ROM-Ebene

Der DVD-ROM-Teil lehnt sich an die Ausstellung„Aufbau West“ an, die bis zum 26. März 2006 im West-fälischen Industriemuseum in Dortmund gezeigt wurde.Sechs Kapitel zu den Themen „Osten“, „Flucht und Ver-treibung“, „Ankommen“, „Einrichten“, „Aufbau und Inte-gration“ und „Spuren heute“ ermöglichen einen themati-schen Zugang. Zeitzeugeninterviews ziehen sich wie ein„roter Faden“ durch die Kapitel, die über das Menü ein-zeln anwählbar sind. Der ROM-Teil enthält darüber hinausSachtexte und historische Dokumente. Einen Gesamt-überblick des Inhaltes erhält man über die Seitenübersicht(Sitemap), von der aus jede Seite der DVD aufgerufenwerden kann.

Menschen aus Ost und West bewältigten den Neubeginn nach demKrieg gemeinsam. In Betrieben und Siedlungen galt ein Miteinander.

Im Kapitel „Im Osten“ z.B. berichten vier Zeitzeugen –unterschiedlichen Alters und aus verschiedenen Regionenehemaliger deutscher Siedlungsgebiete – vor der Kameraüber ihre Erinnerungen an ihre alte Heimat. Eine Karte

Zentraleuropas zeigt ergänzend Deutschland in denGrenzen von 1937, sowie die Herkunftsgebiete derFlüchtlinge und Vertriebenen. Kurze Texte informierenüber ehemals deutsche Siedlungsgebiete von Banat undBatschka, über Hauerland bis Wolhynien und Zips.Definitionen des Begriffes „Heimat“ komplettieren dasKapitel.

Wohnen und Arbeiten sind die Hauptworte des Kapitels„Aufbau und Integration“. Umfangreiche Dateien mitSachtexten und Fotodokumenten zum Bergbau, zur Textil-und Glasindustrie als Beispiele für Schlüsselindustrien desNachkriegsdeutschland können geöffnet werden. EineKurzversion des Filmes „Denn wo ein Wille ist ...“ (1954)zeigt die Leistung eines besonderen Projekts: den Aufbauder Stadt Espelkamp in Ostwestfalen, der vom Land NRWund von der Evangelischen Kirche getragen worden ist. Derkomplette Film mit Horst Tappert als Hauptdarsteller wirdim Videoteil der DVD vorgehalten. Ausführlicher kommtdie Zeitzeugin Helene Kamolz zu Wort: Sie berichtet überihre Integration in der Barkhofsiedlung bei Nordwalde imländlichen Münsterland.

Der starken Zerstörung im Ruhrgebiet treten die Bewohnen mit einerimensen Aufbauleistung entgegen.

Unter den Begriffen „Kaufen“, „Entdecken“ und„Bewahren“ ist in dem Kapitel „Spuren heute“ zu erfah-ren, welche Akzente die Zuwanderer von damals in unse-rer Gesellschaft gesetzt haben. Gedenksteine, Straßen-schilder mit Städte- und Landschaftsnamen ehemaligerOstgebiete sind beispielsweise ganz bewusst gelegteSpuren im öffentlichen Raum. Viele – uns geläufige –Alltagsprodukte dagegen haben eine versteckte Ost-Vergangenheit. Sie waren bereits in der Vorkriegszeit imOsten zur Marke geworden und bereicherten nach demKrieg an neuen Standorten im Westen den Markt.Beispiele sind: Wella, Schneekoppe und Audi.

Die Rubrik „Lesen“ bietet eine Übersicht deutschsprachi-ger Literatur, die die Themen „Heimat im Osten“, „Fluchtund Vertreibung“ sowie „Neuanfang im Westen“ zumInhalt haben.

Fot

o: A

rchi

v B

arkh

ofsi

edlu

ng

Fot

o: I

ngri

d L

ocke

rman

n

Page 17: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

MEDIENPRODUKTION

IM F

OK

US

1-2

006

17

Schließlich kommen in dem Abschnitt „Biografien“ dieZeitzeugen zu Wort und erzählen rückblickend über ihrVerhältnis zur „alten“ und „neuen“ Heimat.

Ein bisschen wie der Große Preis – Ein Quiz

Zum Abschluss bietet ein Quiz die Möglichkeit, dieInhalte der DVD für sich oder in bis zu drei Gruppen aufspielerische Weise Revue passieren zu lassen. Über„Hilfe“ kann eine Spielanleitung aufgerufen werden. „Einbisschen wie der ‚Große Preis’“ titelten die WestfälischenNachrichten.

Weitere Informationen zu landeskundlichen Medien undThemen der Industriekultur: www.westfalen-medien.deund www.industriemuseum.de

� Hermann-Josef HöperKontakt: [email protected]

Die dDVD kann beim Westfälischen Landesmedienzentrum zum Preisvon 19,90 Euro zuzüglich 2,60 Euro Versandkosten (ohne die Lizenz zuröffentlichen Vorführung und zum Verleih) bzw. 45 Euro (mit der Lizenzzur nichtgewerblichen öffentlichen Vorführung und zum nichtgewerb-lichen Verleih) erworben werden.

DVD- und CD-Neuerscheinung Kalle der Museumsmaulwurf. Ferien und nichts als Ärger

Dass Archäologen und Maulwürfe sich gelegentlich in dieQuere kommen können, zeigt der Kinderfilm „Kalle derMuseumsmaulwurf. Ferien und nichts als Ärger ...“, dendas Westfälische Landesmedienzentrum und das West-fälische Museum für Archäologie am 2. März im Cinemain Münster vorgestellt haben.

Eigentlich hat sich Kalle, der Museumsmaulwurf, aufFerien eingestellt: Nur essen und faulenzen möchte er.Doch der Tag beginnt ganz anders. Die Vorratskammer istleer, der Magen knurrt und kein Frühstück ist in Sicht.Und dann versperrt auch noch ein Hindernis den Maul-wurfsgang und lässt den einzigen Regenwurm weit undbreit entwischen. So geht es auf keinen Fall weiter.

Kalle beschließt seineFreunde, die Archäologen,hinzuzuziehen. Im Handum-drehen befindet er sich mit-ten in einer archäologischenAusgrabung und damit ist esmit dem gemütlichen Ferien-tag auch schon vorbei.

Gemeinsam tragen sie Erde ab, bergen Funde und sichernSpuren. Allerdings haben die Archäologen oft eine etwasandere Vorstellung vom Ausgraben als Kalle ...

„Entwickelt wurde die Figur des Maulwurfs Kalle, umVorschulkindern und Schulanfängern in den archäologi-schen Museen in Herne und Haltern zu erklären, wieArchäologie funktioniert“, so Dr. Gabriele Isenberg,Direktorin des Westfälischen Museums für Archäologie.Im Rahmen museumspädagogischer Programme stellt erdort als Handpuppe seit langem mit großem Erfolg seineFunde den jüngsten Besuchern vor und gewährt Einblickein die Arbeit der Bodendenkmalpflege.

Das Archäologie-Museum und das Westfälische Landes-medienzentrum haben Kalles Abenteuer jetzt auch als Filmauf DVD (15 min) und als Hörbuch auf CD (55 min) her-ausgebracht. Der Film der Museumspädagogin RenateWiechers entstand nach dem Kinderbuch von CordulaEdelbroich und Henriette Hilgers mit Illustrationen vonGisela Waltke.

Einen ersten Erfolg konntendie Filmemacher bereits aufder Premiere verkünden:Der Film wurde in das offi-zielle Programm der 7. CIN-ARCHEA, des Archäologie-Film-Kunst-Festivals 2006,aufgenommen. Dieses Festi-val läuft vom 26. bis 29.April in Kiel und bietet Film-beiträgen, die sich auf ver-schiedenste Weise mit derArchäologie beschäftigen,eine Plattform.

� Jana Sager, Renate WiechersKontakt: [email protected], [email protected]

Die Produktion – Film auf DVD und Hörbuch auf CD – kann beimWestfälischen Landesmedienzentrum zum Preis von 14,90 Euro zuzüg-lich 2,60 Euro Versandkosten (ohne die Lizenz zur öffentlichenVorführung und zum Verleih) bzw. 45 Euro (mit der Lizenz zur nichtge-werblichen öffentlichen Vorführung und zum nichtgewerblichen Verleih)erworben werden. Im Westfälischen Museun für Archäologie in Herne und im Westfäli-schen Römermuseum Haltern ist die Produktion ebenfalls erhältlich.

Page 18: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

IM F

OK

US

1-2

006

EIN BILD

18

Fot

o: S

teph

an S

agur

na ©

WL

M

„Mann für Mann wurden die Römer abgeschlachtet. Vom selben Feind, den die Römer ihrerseits stets wie Viehabgeschlachtet hatten.“ Velleius Paterculus, Historia Romana, 1. Jh. n. Chr.

Eine Winterimpression am Hermannsdenkmal Detmold, heute knapp 2000 Jahre nach dem Massaker. Das Foto zeigt imVordergrund die verschneite Skulptur einer römischen Uniform und die Insignien römischer Amtsgewalt, ein sog.Tropaion/Trophäum. Ursprünglich von Griechen und Römern beim Sieg auf den Schlachtfeldern aufgestellt, wurde dieSkulptur am Hermannsdenkmal inhaltlich umgewidmet, indem man ein fiktives germanisches Siegesdenkmal mit erbeu-teten römischen Waffen und sogenannten Rutenbündeln dargestellt hat. Im Hintergrund thront, außerhalb des Fokus,Arminius auf dem Hermannsdenkmal in siegreicher Pose. Bereits 1875 wurde das Hermannsdenkmal – mehr demMythos als dem historischen Ereignis Tribut zollend – oberhalb Detmolds an exponierter Stelle eingeweiht.

Entstanden ist diese Fotografie während der offiziellen Auftaktveranstaltung zum groß angelegten Kooperationsprojekt„2000 Jahre Varusschlacht – Imperium, Konflikt, Mythos“. 2009, zwei Jahrtausende nach den historischen Ereignissen,soll zeitgleich an drei Standorten Geschichte lebendig werden – im Westfälischen Römermuseum Haltern, im Museumund Park Kalkriese und im Lippischen Landesmuseum Detmold. � Stephan Sagurna

Kontakt: [email protected]

Page 19: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

MEDIENBILDUNG

IM F

OK

US

1-2

006

19

Wie viel Medien verträgt Bildung?SAP-Bloch-Akademie 2005

Kontakt: [email protected]

Der Beitrag der kommunalen Medienzentren zurBildungs- und Kulturlandschaft in NRW ist Thema eineslandesweiten Symposiums in Düsseldorf am 10. Mai2006, zu dem das Medienzentrum Rheinland und dieMedienberatung NRW gemeinsam mit dem WestfälischenLandesmedienzentrum mit Unterstützung des Ministeri-ums für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen einladen.

Das Symposium, zu dem rund 200 Gäste aus Politik, Ver-waltung und Fachöffentlichkeit erwartet werden, möchteGelegenheit zum Meinungsaustausch bieten, neue Denk-anstöße geben und Wege zur Bewältigung der aktuellen bil-dungs- und kulturpolitischen Herausforderungen aufzeigen.

Zentrale Fragen werden sein:1. Wie können Kommunen heute die notwendige Quali-

tätsverbesserung des Bildungssystems angesichtsknapper finanziellen Ressourcen und weiterhin großertechnischer Herausforderungen bewältigen?

2. Wie verändern sich mit der Stärkung der Eigenverant-wortlichkeit von Schulen und der Erweiterung kom-munaler Bildungskompetenzen die Anforderungen anMedienzentren und andere Einrichtungen innerhalbder kommunalen Unterstützungsstrukturen?

3. Inwieweit können „Bildungspartnerschaften“ ausBibliotheken, Volkshochschulen, Medienzentren undKultureinrichtungen durch Bündelungen und Zusam-menarbeit kosteneffizient und zuverlässig zur Qualitäts-verbesserung von schulischer und außerschulischerBildung beitragen?

Dr. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Landschaftsver-sammlungen Rheinland, wird das Symposium eröffnen.Dr. Ulrich Heinemann vom NRW-Schulministerium undder Kulturdezernent der Stadt Dortmund, Jörg Stüdemann,werden die Teilnehmer des Symposiums durch zweiImpulsvorträge auf die zentralen Themen des Tages ein-stimmen. Als Referenten für Fachvorträge werdenProfessor Dr. Reinhard Keil-Slawik von der UniversitätPaderborn sowie Dr. Susanne Pacher, Leiterin desLandesmedien-zentrums Baden-Württemberg, erwartet.

Die Vorträge werden vervollständigt durch fünf Fach-foren, in denen das Leistungsspektrum der Medienzentrenund ihr Beitrag zur kommunalen Bildungs- undKulturlandschaft mit Beispielen aus der Praxis konkreti-siert und diskutiert wird. Folgende Foren sind vorgesehen:� Forum 1: Bildungsmedien Online – Perspektiven einer

effizienten Online-Distribution� Forum 2: Support – Modelle einer effizienten Admi-

nistration und Wartung von IT in Schulen

Medienzentren und ihr Beitrag zuBildung und Kultur –

Das NRW-Mediensymposium 2006

� Forum 3: Beratung und Fortbildung – Medienzentrumund e-team als lokale Fortbildungs- und Beratungs-agentur

� Forum 4: Bildungs- und Kulturarbeit mit Medien –Praktische Medienarbeit vor Ort im digitalen Zeitalter

� Forum 5: Medienproduktion und -archivierung – Einekommunale Dienstleistung der landschaftlichenKulturpflege

Am Nachmittag findet im Anschluss an eine Podiums-diskussion die Verleihung der Preise „EXAMEDIA“ fürdurch das Land NRW ausgezeichnete Examensarbeitenzum Thema „Lernen und Medien“ an Lehramtsstudieren-de statt. Außerdem wird während des ganzen Tages unterdem Motto „Medienkompetenz konkret“ ein Markt geöff-net sein, auf dem sich einzelne Medienzentren beispielhaftmit ihren konkreten Mediendienstleistungen präsentieren.

Weitere Informationen und Anmeldung im Internet unter www.mediensymposium-nrw.de

In Ludwigshafen, der Geburtstadt des Philosophen ErnstBloch, ist seit einigen Jahren das gleichnamige Zentrumetabliert. Seit 2004 wird mit Unterstützung der SAP AGdie sog. SAP-Bloch-Akademie abgehalten, zu der diesesJahr 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutsch-land, Österreich und der Schweiz eingeladen wurden. DasWestfälische Landesmedienzentrum war durch den RobertGücker vertreten.

Die Akademie, die vom 6. – 8. Oktober 2005 stattfand,stand diesmal unter dem Thema „Bildung und sozialeMedienkompetenz im digitalen Zeitalter“. Es ging vorallem darum, den Begriff der Bildung und den derMedienkompetenz vereinbar zu machen. Was kann unsder Bildungsbegriff mitgeben auf der Suche nach einerPositionsbestimmung von Medienkompetenz heutzutage?Die TeilnehmerInnen teilten sich alsbald in verschiedeneArbeitsgruppen auf, um diesen Fragen nachzugehen.

Diskussionsverlauf und Fazit der AG mit dem etwas ket-zerischen Titel „Wie viel Medien verträgt Bildung?“ las-sen sich folgendermaßen wiedergeben.

Page 20: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

IM F

OK

US

1-2

006

MEDIENBILDUNG

20

Austausch theoretischer Standpunkte als Ausgangs-position

� Medien sollten nicht grundsätzlich als schädlich angese-hen werden, sondern es soll der individuellen Entschei-dung überlassen bleiben, wer welche Medien wie nutzt.

� Es wurde die Frage in den Raum gestellt, ob es Sinnmachen würde, starke normative Forderungen zu stellen.

� Eine Antwort darauf war, dass man sich statt normati-ver Aussagen auf die Lernziele der Lerner konzentrie-ren solle.

� In diesem Zusammenhang wurde die Frage aufgewor-fen, ob der Lerner als Subjekt oder Objekt der Bil-dungsintention zu sehen sei.

� Umstritten war die Frage, ob Bildungsprozesse nocheiner bewahrpädagogischen Intention folgen dürfen.

� Vor diesem Hintergrund entwickelten sich zwei kon-träre Positionen. Auf der einen Seite das ganzheitlicheMenschenbild, orientiert an einem humanistischenWeltbild, auf der anderen Seite eine pragmatischeOrientierung an Zielen.

� Hieraus resultierte dann der Konsens, dass Bildungs-prozesse auch außerhalb institutioneller Zusammen-hänge stattfinden und die Lernenden darauf vorbereitetwerden müssen.

� Nichts desto trotz wurde darauf verwiesen, dass esBereiche gibt, in denen der Einsatz von Medien pro-blematisch sein kann und auch solche, wo er nicht nurwünschenswert, sondern sogar notwendig sein könnte.

� Insbesondere wurde darauf hingewiesen, dass diebloße Präsenz von Medien sekundäre Wirkungen zei-gen kann, die sich in der Transformation von Bewuss-tsein, Verhalten und Handeln niederschlagen.

� Hingewiesen wurde auf die Gefahren, dass Medieneinen zunehmend mächtiger werdenden Sozialisa-tionsfaktor darstellen, indem sie als Realitätsvermittlerund Identitätsstifter wirken.

Sind Lernen und Medien vereinbar und kann darausBildung erwachsen?

� Als Erfahrung aus der Praxis wurde geäußert, dassMedienkompetenz zu oft als selbstverständlich voraus-gesetzt und bspw. nicht in der Familie thematisiert undeingeübt werde.

� Gerade aber die Familie sei ein wichtiger „Ort“ derVermittlung von Fähigkeiten und Wissen.

� Dies, so ein weiterer Hinweis, belege auch eine neueStudie des Ifo-Instituts, in der die PISA-Ergebnisseeiner Metaanalyse unterzogen wurden, die zeige, dassComputer in der Familie nur dann einen positivenEffekt auf Lernerfolge in der Schule haben, wenn dieFamilie einer höheren sozialen Schicht entstamme.

Zum „Mehrwert“ des Lernens mit Medien

� Freie Zeiteinteilung: Das Lernen mit (neuen) Medienermögliche kollaboratives Lernen und Arbeiten beigleichzeitiger freier Zeiteinteilung, da Synchronitätnicht erforderlich sei.

� Die interdisziplinäre Zusammenarbeit über dieGrenzen von Fachbereichen werde erleichtert.

� Meist seien medial gestützte Seminare besser organi-siert, da der Einsatz von Medien eine durchdachteStruktur bereits voraussetze.

� Kontrovers wurde diskutiert, ob die Nutzung vonMedien soziale Faktoren ausschließen könne, die ansons-ten hinderlich bei der kollaborativen Zusammenarbeitseien, so bspw. Vorurteile gegenüber Teammitgliedern,Aggressionen durch zwangsweise Anwesenheit etc.

� Medial gestützte Lernprozesse böten außerdem einehöhere Selbstkontrolle und seinen daher zielführender.

� Medien seien zudem geeignete „Lockmittel“, um dasInteresse von Lernenden zu wecken.

� Zudem könne der Spaß am Lernen erhöht werden, daspielerische Elemente eingebaut werden könnten.

� Zuletzt wurde darauf verwiesen, dass die Nutzung vonMedien im Lernprozess selbst als Beitrag zur„Beschäftigungsfähigkeit“ gesehen werden müsse.

Mögliche negative Aspekte des Lernens mit Medien

� Der Spaßfaktor des Lernens mit Medien sei nur solan-ge wirksam, wie keine Mühe und Anstrengung aufge-wandt werden müsse.

� Die Ausschaltung des sozialen Faktors im Lernprozesssei kontraproduktiv, da Lernen immer auch mit derAusbildung sozialer Kompetenz einhergehen solle.

� Es könne nur eine spezifische Form der Teamfähigkeiterlernt werden, die eben auf mediales Arbeiten ausge-richtet ist.

� Medien können zur Ablenkung führen, so dass dieLehrenden gegen die Präsenz der Medien ankämpfenmüssen.

� Medien können zudem auch zum ineffektivenLernverhalten beitragen.

Ein Fazit, auf dass sich alle einigen konnten

� Bildung verträgt Medien, aber nur wohldosiert!

� Robert GückerKontakt: [email protected]

Page 21: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

IMF

OK

US

1-2

006

MEDIENBILDUNG

21

Digitale Medien in die Klassenräume der münsterschen Schulen –Edmond macht’s möglich.

Die Vision von Medien aus der Steckdose ist auch inMünsters Schulen Realität geworden: Seit Dezember 2005können Schulen Filme und Filmsequenzen per Downloadüber das Internet direkt in den Computerraum, in dieMedienecke oder in das vernetzte Klassenzimmer laden.In der Wartburg-Hauptschule an der Von-Esmarch-Straßegaben Schulleiter Udo Mannefeld und Dr. Markus Köster,Leiter des Westfälischen Landesmedienzentrums, denStartschuss für EDMOND (elektronische Distribution vonMedien on Demand) in Münster.

Mit EDMOND bietet das LWL-Landesmedienzentrum,das zugleich Stadtbildstelle für Münster ist, digitaleMedien über das Netz sowie DVDs und CD’Roms an.Damit stehen den Schülern die Medien direkt am PC-Arbeitsplatz für die Projekt-, Gruppen- und Partnerarbeitsowie zum selbstbestimmten Lernen zur Verfügung.„Medien werden nicht mehr nur im Frontalunterricht ein-gesetzt. Das aktive, individualisierte Lernen steht imVordergrund. Das primäre Ziel des neuen Angebots ist einpädagogisches“, betonte deshalb Köster bei der Auftakt-veranstaltung. „Letztlich geht es um neues, besseresLernen – und dazu können und sollen Medien einen unter-stützenden Beitrag leisten.“

EDMOND nun auch in Münster

Neben dem klassischen Unterrichtsfilm bietet EDMONDzusätzlich sogenannte Medienmodule oder Kurzclips an.Wo es von der Machart und der inneren Struktur der Filmeher sinnvoll und möglich ist, werden sie modularisiert, dasheißt in sinnhafte Bildsequenzen oder Filmausschnitte zer-legt. Sie können von Lehrern und Schülern nach indivi-duellen Bedürfnissen genutzt werden. Allein 880 Medienund Medienmodule können die Schulen derzeit herunter-laden – Tendenz steigend.

Der neue elektronische Weg der Medienversorgung ergänztden klassischen Verleih, der im Westfälischen Landes-medienzentrum natürlich auch weiterhin möglich ist.

Annähernd 15 000 Leihmedien – vom 16-mm-Film bis zurDVD – zu fast allen Fächern und Themen stehen in derfrüheren Landesbildstelle für Schulen und außerschulischeBildungseinrichtungen bereit. Interessierte können unterwww.westfaelisches-landesmedienzentrum.de die Medienbequem von zu Hause aus online recherchieren. DerVerleih selbst befindet sich seit August 2005 in neuenmodernen Räumen an der Fürstenbergstr. 14 in Münster.

EDMOND gibt es nicht nur in Münster. Auch inNachbarkreisen wie Coesfeld, Warendorf, Hamm undRecklinghausen können Lehrer Spiel- und Dokumentar-filme sowie die klassischen Unterrichtsfilme herunterla-den. In NRW bieten die Medienzentren EDMOND in 50der insgesamt 54 Kreise und kreisfreien Städten an.

� Angela Schöppner-HöperKontakt: [email protected]

Wenn man an Barrierefreiheit denkt, kommen den meistenvon uns unweigerlich Bilder von Menschen mitBehinderungen in den Sinn, die vor Treppenstufen kapitu-lieren oder im Konzert hinter’m Mischpult oder an derSeite ihre Plätze einnehmen müssen. Der ein oder anderedenkt noch an abgesenkte Bordsteinkanten und an dasRegal in der Stadtbücherei mit den Büchern in Großdruck.Aber Barrierefreiheit ist viel mehr als das und schon dieobengenannten Beispiele verdeutlichen, dass ein barriere-freies Leben nicht nur Menschen mit Behinderungen dasLeben lebenswerter macht, sondern allen Bürgern.

Nachdem es bereits im Sommer 2004 die ersten Kontaktezwischen der Medienberatung NRW und dem bundeswei-ten Kompetenz- und Referenzzentrum „BarrierefreiKommunizieren“ gegeben hatte, veranstaltete man am 22.Februar 2006 gemeinsam und in Kooperation mit derStiftung „Partner für Schule“ die Fachtagung: „Barriere-freie Computernutzung“.

Über 100 Vertreter von Förderschulen, Schulämtern,Verlagen und den e-teams NRW kamen ins Medienzen-trum nach Düsseldorf, um sich durch kompetenteFachleute über das recht breitgestreute Themenfeld„Barrierefreiheit“ zu informieren.

Barrierefreiheit – eine tolle Sache für alle

Fot

o: S

t. M

auri

tz G

ymna

sium

, Mün

ster

Page 22: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

MEDIENBILDUNGIM

FO

KU

S 1

-200

6

22

Ein interessantes Angebot auch während der Pausen – die Parcours-stationen und die Ausstellung „Über Barrieren hinweg“.

Fot

o: B

irgi

t G

ieri

ng

Der erste Impulsvortrag durch Thomas Hänsgen vomTechnischen Jugendfreizeit- und Bildungsverein Berlinlenkte den Blick zunächst auf die alltäglichen Probleme,mit denen Menschen mit Behinderungen zu kämpfenhaben. Im weiteren Verlauf stellte er zahlreiche Beispielevor, wie mit teils hochtechnischen Geräten die Teilhabevon Menschen mit Behinderungen am Leben stark verbes-sert werden kann. Er ermunterte die zahlreich erschiene-nen Teilnehmer sich auf den Perspektivwechsel einzulas-sen und im späteren Verlauf der Tagung die Angebote desaufgestellten Parcours wahrzunehmen, um einerseits einenEinblick in die Welt der Menschen mit Behinderungen zugewinnen und andererseits im Dialog mit den angereistenFachleuten von praktischen Lösungsansätzen zu erfahren.

Der zweite Informationsblock wurde von Tom Lovensgestaltet, der die vom Medienzentrum Rheinland produ-zierte DVD „Jakobswege“ vorstellte. Das Besondere andieser DVD ist die Tatsache, dass sie nach den Richtliniender barrierefreien Informationstechnik-Verordnung(BITV) erstellt wurde und der Inhalt somit auch Menschenmit unterschiedlichsten Behinderungen voll zugänglichist. Konkret bedeutet dies, dass die gesprochenen Texteder Filme für schwerhörige und gehörlose Menschen inGebärdensprache übersetzt oder als mitlaufende Untertitelergänzt wurden. Für sehbehinderte oder blinde Menschensind alle Materialien durch den Einsatz einer geeignetenSoftware als Hörbuch bzw. Hörvideo zugänglich.

Während der Pausen hatten die Besucher die Möglichkeit,sich außerhalb des Workshop-Angebots die Parcours-Stationen anzuschauen bzw. diese aktiv zu erleben und dieim Foyer aufgehängten Bilder der Ausstellung „ÜberBarrieren hinweg“ zu betrachten.

Im Nachmittagsbereich hatten die Teilnehmer dannGelegenheit sich in je zwei von insgesamt fünf angebote-nen Workshops mit dem Thema barrierefreie Computer-nutzung aktiv auseinander zu setzen. Ein besondererSchwerpunkt der Angebote lag dabei auf der Gestaltungvon barrierefreien Webauftritten (vgl. Im Fokus 3/2005).

� Birgit Giering Kontakt: [email protected]

Neben der Klärung von grundsätzlichen Dingen zurUmsetzung eines behindertengerechten Webauftrittskonnte konkret mit einer speziellen Software zur einfa-chen Umsetzung gearbeitet werden.

Sehr interessant und gut besucht waren auch dieWorkshops, die sich mit speziellen Lösungen für denUnterricht beschäftigten. So stellte ein Vertreter von Sundas OpenSource Produkt StarOffice vor und erklärte ankonkreten Beispielen, wo die Software eine verbesserteZugänglichkeit unterstützt.

Große Augen bekamen die Teilnehmer des Workshops vonHerrn Schieren von Promethean, der die unglaublichenMöglichkeiten des ProACTIVboards erläuterte und vor-führte. Dabei hatten die Anwesenden auch die Chanceselbst ins Geschehen einzugreifen. Hier – wie auch inallen anderen Workshops – wurde sehr deutlich, dass einebarrierefreie bzw. behindertengerechte (Lern-)Umgebungnicht nur für Menschen mit Behinderungen wichtig ist,sondern auch für alle anderen Menschen immense Vorteilebietet.

Die Dokumentation zur Fachtagung und die Handrei-chung zur barrierefreien Erstellung von (Schul-)Homepages finden Sie auf den Seiten der www.medienberatung.nrw.de

Fot

o: B

irgi

t G

ieri

ng

Eine Barrierefreie Computernutzung ist nicht nur für Menschen mitBehinderungen eine tolle Sache, sondern für alle.

Page 23: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

IM F

OK

US

1-2

006

MEDIENBILDUNG

23

Fot

o: S

tefa

n Q

uerl

, G

esch

icht

sort

Vil

la t

en H

ompe

l

„Rechtsrock, Runen, Bomberjacken“Eine Fortbildung gegen Rechtsextremismus

„Geh-Denken!“ Mit diesem Denkanstoß protestiertenBürger des Hansaviertels in Münster gegen einenAufmarsch von Rechtsextremisten am 18. Februar 2006.Aus Anlass der Demonstrationen wurde die Lehrerfortbil-dung „Rechtsrock, Runen, Bomberjacken“ von Landes-medienzentrum und Villa ten Hompel aktuell angesetzt.Hintergrund für die gemeinsame Initiative: Neben provo-kanten braunen Aktionen in verschiedenen StädtenWestfalens gibt es latente Probleme in etlichen Schulen,wenn beispielsweise fremdenfeindliche oder gewaltver-herrlichende Symbole, Musiktitel, Linktipps oderHandylogos kursieren.

Am 20. März fand die Lehrerfortbildung zum Thema„Rechtsradikalismus unter Jugendlichen“ am Geschichts-ort Villa ten Hompel in Münster in Kooperation mit demWestfälischen Landesmedienzentrum statt.

Es referierte Michael Sturm, wissenschaftlicher Mitarbei-ter für Fachdidaktik Geschichte an der UniversitätLeipzig. Die Moderation übernahmen Dr. Markus Köster,Leiter des Westfälischen Landesmedienzentrums, undStefan Querl, zuständig für historisch-politische Jugend-bildung am Geschichtsort Villa ten Hompel.

Die Teilnehmer erhielten zum einen aktuelle Hinter-grundinformationen zu rechten Subkulturen und ihrenErscheinungsformen. Des weiteren gab Sturm auchAnregungen für Gegenstrategien und konkrete Präven-tionsmaßnahmen, wenn braune Subkulturen unter Jugend-lichen regelrecht „zum Renner“ werden. Ob rechte Musik,Bomberjacken, Glatzen oder Propaganda im Internet: DiePalette der Symbole, die einen „Reiz des Verbotenen“ aus-strahlen, sei breit. Dabei sei die Symbolik der verschiede-nen Szenen wechselhaft und für Außenstehende nurschwer zu durchschauen.

In der anschließenden Informationsphase erhielten dieTeilnehmer die Möglichkeit, selbst im Internet nach rech-

ten Seiten zu suchen, sich anhand einiger Beispiele überdas weiterführende Medienangebot des Landesmedien-zentrums zum Thema Rechtsradikalismus zu informierenund sich über eigene Erfahrungen und Vorgehensweisen inKleingruppen auszutauschen.

Im Abschlussplenum diskutierte man dann gemeinsamüber Möglichkeiten des pädagogischen Vorgehens beirechtsextremen Tendenzen unter Jugendlichen sowie überPräventivmaßnahmen.

Wie aktuell das Thema im Bereich der Jugendarbeit ist,zeigte sich an der großen Resonanz auf den Workshop:Mit 30 Teilnehmern war er komplett ausgebucht. Querldazu: „Das große Interesse zeigt, dass das Thema in allenBereichen der Jugendarbeit akut ist.“ In den meistenFällen berichteten die Ratsuchenden nicht von offensiven,provokanten Erscheinungsformen wie kahlgeschorenenKöpfen. Vielmehr sei das Auftreten eher unauffällig, etwain Form von Handylogos.

Interessierten steht im Landesmedienzentrum eine großeAuswahl an Medien zum Thema zur Verfügung, beispiels-weise das Video „Rechtsextremismus“, welches dieErscheinungsformen und Motive von Rechtsradikalen dar-stellt.

Wegen der vielen Anfragen wird die Lehrerfortbildung am15. Mai in der Villa ten Hompel in Münster wiederholt.Weitere Informationen und Anmeldung bei Stefan Querl,[email protected]

� Annika SchützPraktikantin im Westfälischen Landesmedienzentrum

Page 24: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

IMF

OK

US

1-2

006

MEDIENBILDUNG

24

Menschenwürde wahren – auch inGrenzsituationen des Lebens

Schülerinnen forschten zu Medizinverbrechen imNS-Staat. Ein Praxisbericht zum Einsatz der DVD„Lebensunwert“ – Paul Brune.

Tiergartenstraße 4 – eine Adresse mitten in Berlin, diezum Schreibtisch-Tatort und Tarnbegriff für ein geheimesMordprogramm des NS-Staates wurde. So stand „T4“ fürdas Erfassen von Patienten, Anstaltsbewohnern undBehinderten, die ein Apparat aus eigens ausgewähltenÄrzten und braunen Bürokraten zu „unnützen Essern“erklärt hatte. Der Abtransport aus Kliniken, „Irrenhäu-sern“, Heimen und die Ermordung in entlegenen Anstaltenwie Hadamar oder Grafeneck folgten innerhalb kürzesterZeit. Mindestens 70.000 Opfer sind zu beklagen. Unddabei ist „T4“ längst nicht die einzige Aktion, die denangeblichen „Gnadentod“ herbeiführte, in Wirklichkeitaber einem kalten Kostenkalkül im Krieg und einemzutiefst menschenverachtenden Rassedenken entsprang.

Auf die Spur dieser „Medizin ohne Menschlichkeit“ begabsich jetzt die Klasse 10d der Marienschule in Münster. AufEinladung des Geschichtsortes Villa ten Hompel der StadtMünster und des Westfälischen Landesmedienzentrumssetzten sich die Jugendlichen intensiv mit Opfern, Täternund den NS-Medizinverbrechen auseinander. Sie erforsch-ten eigenständig Quellen, historische Hintergründe und frag-ten vor allem nach Vordenkern dieser Vernichtungspolitik,die ihre Theorien und Taten für Wissenschaft hielten.

Christine Schmidt, Nicole Heimsoth, Hanne Kemna undStefan Querl von der Villa ten Hompel gestalteten dasSonderprojekt. Sie erinnerten dabei ausdrücklich auch andie Wortführer des Protestes. Waren doch die Mordaktio-nen im „Dritten Reich“ alles andere als geheim geblieben,zumal etwa Bischof von Galen in Aufsehen erregenden

Predigten 1941 anklagte, was Nationalsozialisten „würdi-ges Sterben“ oder „Euthanasie“ nannten. Andere – wie derevangelische Bischof Wurm in Württemberg – versuchtendurch Eingaben, Briefe oder Strafanzeigen die Transportein den Tod zu verhindern. „Von oben“ wurden dieVerlegungen schließlich gestoppt; das Töten undVernachlässigen ging jedoch im Verborgenen weiter.

Sehr konzentriert und engagiert sichteten die Marienschülerinnen aus der10d in der Villa ten Hompel die Filmbiographie über Paul Brune undandere Quellen. Sie hakten gerade bei strittigen Fragen zu Möglichkeitenund Grenzen der Medizin nach, denn aus der Vergangenheit erwächstihrer Meinung nach eine besondere Verantwortung für heute.

Was die Marienschülerinnen neben den Quellen aus derZeit der Diktatur besonders beeindruckte, war das vomWestfälischen Landesmedienzentrum co-produzierteFilmporträt des Überlebenden Paul Brune (DVD „Lebens-unwert. Paul Brune – NS-Psychiatrie und ihre Folgen), derals Waise massiv unter der NS-Psychiatrie gelitten hatte.In westfälischen Anstalten hatte er miterleben müssen, wieGleichaltrige verschwanden oder – weil angeblich lieder-lich oder „lebensunwert“ – gequält wurden. Paul Bruneentging der „Kindereuthanasie“, hat sich aber auch nach1945 kaum aus den Fängen seiner „Kranken“-Aktebefreien können. Das Stigma begleitete ihn überJahrzehnte, was in der Diskussion unter den Schülerinnenschnell die Frage nach dem Menschenbild derGesellschaft, nach dem Umgang mit Krankheit, Leidenund Tod heute aufwarf. Wenn es um Schwächere,Unangepasste oder um Bedürftige gehe, gelte es, Achtungund Würde zu wahren, forderte die enorm engagierteGruppe im Projekt mit Nachdruck – gerade für Grenz-situationen menschlichen Lebens.

� Stefan Querl, Villa ten Hompel, MünsterKontakt: [email protected]

Fot

o: S

tefa

n Q

uerl

, G

esch

icht

sort

Vil

la t

en

Page 25: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

IM F

OK

US

1-2

006

MEDIENBILDUNG

25

Im Rahmen des SESAM-Projekts ist am baden-württem-bergischen Landesmedienzentrum eine CD-Rom entstan-den, die das komplexe Thema Imperialismus und ErsterWeltkrieg sowohl für den schulischen Unterricht abKlasse 10 als auch für die historische Bildungsarbeit anUniversitäten und Erwachsenenbildungseinrichtungenaufbereitet. Das Medium von Johannes Gienger u.a. –Imperialismus und Erster Weltkrieg. Multimediale CD-Rom für Unterricht, Studium und Erwachsenenbildung,Stuttgart 2005 – zeichnet sich besonders durch seine sorg-fältige, multifunktionale methodisch-didaktische Kon-zeption aus. Acht thematisch und chronologisch geordne-te „Lerneinheiten“ strukturieren den Aufbau: Imperialis-mus bis 1914, Wilhelminisches Kaiserreich, Julikrise1914, Kriegsverlauf, Politik im Krieg, Kriegserfahrungund Heimatfront, Kriegsende und Revolutionen, Folgendes Ersten Weltkriegs. Jedes dieser Themen lässt sichdurch zehn verschiedene Vorgehensweisen, „Modi“ ge-nannt, erschließen.

CD-Rom-Rezension „Imperialismus und Erster Weltkrieg“

Der erste Modus Präsentation vermittelt anhand vonFotos, Karten, Statistiken sowie z.T. sehr eindrucksvollenzeitgenössischen Film- und Tondokumenten einen Über-blick über das jeweilige Thema. Ein Sprecher führt Seitefür Seite durch die Präsentation und erläutert dieZusammenhänge. Jeder Seitenaufruf ist individuell steuer-bar, so dass jede/r Nutzer/in sein/ihr Tempo selbst bestim-men kann. Zusätzlich enthält der Modus einen „Kurztest“im Multiple-Choice-Verfahren. Dessen knappe Fragen

und Antworten vermitteln allerdings ein positivistisches,monokausal erklärendes Geschichtsbild, das derKontingenz und Multiperspektivität von Geschichte, bei-des eigentlich wichtige Lernziele historischer Bildung,geradezu kontraproduktiv entgegensteht.

Der Modus Vortragsstruktur bietet ähnlich einem„Tafelanschrieb“ eine Stoffgliederung für die Erschlie-ßung des Themas durch einen Lehrervortrag bzw. durchfragend-entwickelnden Unterricht oder ein Schülerreferat.Anders als die Präsentation überlässt dieser Modus dieEntscheidung über einzusetzende Medien weitgehend denVortragenden. Ausgehend von einem Portalbild werdendie einzelnen Aussagen zum Thema nacheinander perMausklick projiziert – wobei die Texte nicht sehr über-sichtlich angeordnet und auch nicht zu exportieren sind.

Im Modus Erkundung sollen vorgegebene Fragen mitHilfe einiger ausgewählter, vornehmlich medialer Quellenbeantwortet werden. Die Antworten müssen in Felder ein-getragen und können am Ende zusammen angezeigt, pro-jiziert, per E-Mail verschickt oder ausgedruckt werden.Der Modus ermöglicht die Beschäftigung mit Quellen inEinzel- oder Gruppenarbeit. Ihn allerdings als „schüler-zentrierten Unterricht“ zu bezeichnen, wie die Autorendies tun, ist fragwürdig. Denn von selbständigem, gar ent-deckenden Lernen lässt sich angesichts einer vorgegebe-nen Fragestellung und wenigen vorgegebenen Quellenkaum sprechen.

Die Arbeitsblätter unterscheiden sich vom ModusErkundung vor allem dadurch, dass sie zur Beantwortungihrer Fragen stärker Textquellen anbieten und sich auchdurch ihre höhere Komplexität vor allem an die Oberstuferichten.

Der Modus Darstellender Text ist eine Art multimedialesSchulbuch, das neben dem wissenschaftlichen Sachtextoptional per Mausklick zusätzliche Quellen, Filmclips,Tondateien, Grafiken etc. zum jeweiligen Thema zurVerfügung stellt.

Unter Quellen & Texte erhält der Nutzer einen direktenZugriff auf alle Schriftquellen und Sekundärtexte, die fürdie jeweilige thematische Einheit auf der CD-Rom zurVerfügung stehen.

Ergänzend dazu stehen im Modus Materialien, thema-tisch, geordnet sämtliche Bilder, Tonaufnahmen, Film-clips, Grafiken, Statistiken, Schaubilder und Karten derCD-Rom zum Direktzugriff bereit. Alle Materialien kön-nen problemlos exportiert und so für beliebige eigeneZwecke genutzt werden. Insgesamt sind mehrere hundertmediale Quellen verfügbar, ein ergiebiger Materialfundusauch für denjenigen, der sich ganz unabhängig von denmethodisch-didaktischen Intentionen der CD-Rom mitdem Thema beschäftigt.

Page 26: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

IMF

OK

US

1-20

06MEDIENBILDUNG

26

Der Modus Folien bietet für jedes Hauptthema eine odermehrere Folien, die das Thema auf einen Blick erschließensollen. Es handelt sich gewissermaßen um multimedialeTafelbilder, die zumeist eine Mindmap, ein Organigrammoder eine Tabelle zeigen. Die Folien können als JPGsexportiert oder auch ausgedruckt und so ganz klassischüber Tageslichtschreiber projiziert werden.

Die ausdrücklich auf die Sekundarstufe II ausgerichtetenPrüfungsfragen sollen nicht nur der gezielten Prüfungs-vorbereitung dienen, sondern auch die „Eigenkontrolleeines soliden Grundwissens“ ermöglichen. Es handelt sichum kurze Fragen, die anklickbaren „Lösungen“ sind rela-tiv ausführlich und jeweils mit den entsprechendenKapiteln des Darstellenden Textes und deren Materialienverlinkt, so dass man zur Überprüfung seiner Antwortengleich „ad fontes“ gehen kann.

Projekte, der letzte Modus, sind Material- und Text-sammlungen zu Themen, die über die schulischen Lehr-pläne und Bildungsstandards hinausgehen. Ein besondersgelungenes Beispiel bildet der Vergleich von Schulfibelnaus dem Kaiserreich und dem Nationalsozialismus.Anders als bei den Basisthemen ist ein individueller undkreativer Umgang mit den Materialien ausdrücklicherwünscht. Leider sind diese Projekte allerdings nicht füralle acht Lerneinheiten verfügbar.

Die CD-Rom ist technisch dank einer benutzerfreund-lichen Menüsteuerung leicht bedienbar, sie läuft problem-los auf Standardbetriebsystemen ab Windows 98 und istnach Auskunft des Beihefts „grundsätzlich netzwerkfä-hig“. Inhaltlich steht sie – auch dank ausgewiesener wis-senschaftlicher Berater – auf hohem fachlichen Niveau.Und methodisch-didaktisch überzeugt sie vor allem durchihren in mehrfacher Hinsicht multifunktionalen Ansatz.Zum einen akzeptiert und fördert sie verschiedene Lehr-und Lernstile vom klassischen Vortrag bis zur Selbst-erkundung. Zum anderen passt sie ihre Materialsamm-lungen und methodischen Vorschläge den unterschied-lichen technischen Gegebenheiten an und erlaubt explizitgleichermaßen einen Einsatz in Computerraum undMedienecke wie – ganz ohne Computer – die Nutzung derMaterialien für Overhead-Folien oder Arbeitsblätter inPapierform.

Zwei kritische Anmerkungen aus Historikersicht seienerlaubt: Erstens enthält die CD-Rom zwar eine Fülle vonMaterialien, allerdings haben insbesondere die Foto- undFilmdokumente im wesentlichen illustrativen Charakter,eine medienkritisch-analytische Auseinandersetzung mitdiesen medialen Quellen – ihrer Entstehung undRezeption, ihren Funktionen und Intentionen – wird leidernur in wenigen Fällen angeregt. Zweitens sind die didakti-schen Zugänge jedenfalls für Oberstufenschüler undStudierende zuweilen unterkomplex und lassen wenigRaum zu wirklich selbständigem Lernen. Für diese

Zielgruppen liegt die Stärke der CD-Rom eher in ihremReichtum an Quellen, die sich außer zur eigenständigenAnalyse hervorragend zur illustrativen Präsentation vonReferaten verwenden lassen – die man dann freilich mit-hilfe von Fachbüchern recherchiert haben sollte.

Die CD-Rom ist zur Zeit nur für die Schulen undBildungseinrichtungen in Baden-Württemberg lizensiert.Gespräche, sie auch in Nordrhein-Westfalen zugänglich zumachen, laufen aber bereits. Für die nordrhein-westfäli-schen Schulen wäre dies mit Sicherheit ein echter Gewinn.

� Markus KösterKontakt: [email protected]

Der Hamburger Erziehungswissenschaftler Bodo vonBorries hat kürzlich darauf hingewiesen, dass „dieGeschichte der Kommunikationssysteme und Kommuni-kationsrevolutionen mit ihren Rückwirkungen auf diewirtschaftliche und ökologische, soziale und geistige Weltder Menschen“ in Lehrplänen und Schulalltag „allenfallseine Randposition“ einnehme. Auch die Geschichtswis-senschaft hat das Thema bislang nur in Ansätzen in denBlick genommen. Einmal mehr sind die Volkskundler hierden Historikern eine Nasenlänge voraus.

Ein neues Buch der Volkskundlichen Kommission vonWestfalen aus der Reihe „Alltagsgeschichte in Bildern“nimmt jetzt die Medienrevolutionen des 19. und 20.Jahrhunderts im Spiegel ihrer fotografischen Überliefe-rung in den Blick. Autorin Jutta Nunes Matias stellt achtzu ihrer Zeit jeweils bahnbrechende „neue Medien“ undden gesellschaftlichen Umgang mit ihnen vor: den Brief(dessen Geschichte freilich weit älter als 200 Jahre ist), dieelektrische Telegrafie, die Fotografie, den Tonabnehmer(vom Phonographen bis zum Kassettenrecorder), Kinound Film, das Telefon, das Radio und das Fernsehen.

Rezension „Quasselstrippe,Volksempfänger, Flimmerkiste“

Page 27: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

MEDIENBILDUNG

IM F

OK

US

1-2

006

27

Seinen besonderen Reiz gewinnt der mit 88 Seiten relativschmale Band durch die Tatsache, dass die Geschichte die-ser Medien wiederum selbst durch den Fokus einesMediums, der Fotografie, beschrieben wird. Von der schonvon Zeitgenossen häufig als „kitschig“ empfundenenBildpostkarte über Werbeanzeigen für Grammophone,Musikboxen, Kleinbildkameras und Kinematographen(die wandernden Vorläufer der Kinos) bis zum privatenKnipsfoto von der Weihnachtsfeier mit „Volksempfänger“in einer Luftwaffenhelferbaracke reicht das Spektrum derBilddokumente.

Dass Radio und später Fernsehen auch Statussymbolewaren und deshalb in den heimischen Wohnzimmern stetseinen dekorativen, herausgehobenen Platz fanden, arbeitetdie Autorin an einer Reihe von Fotos anschaulich heraus.Ebenso machen zahlreiche Bilddokumente die Faszinationdeutlich, die von den jeweils „neuen Medien“ ausging.Mein persönlicher Favorit in diesem Zusammenhang istein Amateurfoto aus dem Jahr 1957, das zwei Großelternzeigt, die mit ihrem kaum einjährigen Enkel gebannt dasGeschehen auf der „Mattscheibe“ verfolgen.

Die erläuternden Texte machen deutlich, dass die jeweilsneuen Medien einerseits mit großen gesellschaftlichenErwartungen und Visionen empfangen wurden, anderer-seits bei den Zeitgenossen auch Unsicherheiten,Unverständnis oder gar Aversionen auslösten. DieBezeichnungen „Quasselstrippe“ für ständig telefonieren-de Personen, „Flimmerkiste“ für die ersten Fernseher,deren Bildqualität doch sehr zu wünschen übrig ließ, und

Faszination Telefon! Hier ein Foto aus Berghausen bei Bad Berleburg, um 1943

„Schmuse- und Knutschwinkel“ für die ersten Kinos zeu-gen von einem eher ambivalenten Verhältnis zu diesenMedien. Kein Wunder, dass Fragen wie diejenige danach,welche Garderobe einem Kinobesuch oder der Einladungzum Fernsehabend bei den Nachbarn wohl angemessensei, durchaus Gegenstand von Ratschlägen in Benimm-büchern waren.

Alles in allem ein Buch, das zum Schmökern und Schaueneinlädt und dabei viele persönliche Erinnerungen weckt.Auch und gerade Medienpädagogen ist der Band zu em-pfehlen, illustriert er doch, wie tiefgreifend und umfassendder Siegeszug der Informations- und Kommunikations-technologien unsere Gesellschaft geprägt und beispiels-weise unser Zeit- und Raumverständnis verändert hat.

Jutta Nunes Matias: Quasselstrippe, Volksempfänger,Flimmerkiste. Über den Umgang mit Medien (Alltags-geschichte in Bildern, Band 3). Ardey-Verlag, Münster2005, 88 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 14,90 Euro.

Fot

o: ©

Vol

ksku

ndli

che

Kom

mie

ssio

n, L

WL

� Markus KösterKontakt: [email protected]

Die FilmGalerie im Landesmuseum – das WLM ist Koope-rationspartner – ist erfolgreich abgeschlossen. Wir berichte-ten darüber im Fokus 3/2005. Eine weitere FilmGaleriediesmal zu „Künstlerfilmen“ ist in Vorbereitung. Am 24. Januar 2006 war der unumstrittene Höhepunkt derFilmGalerie zum Neorealismus: Weihbischof Ostermannhielt die Einführung zu dem Film „La Strada“. Mit freund-licher Genehmigung drucken wir dazu einen Bericht derOnline-Redaktion www.kirchensite.de ab.

Ein Cineast, das sei er nicht. Keiner mit purerLeidenschaft für die Leinwandkunst, die fiktive Menschenauf einer Fläche aus Licht zum Leben erweckt. Das schick-te Friedrich Ostermann vorweg. Doch vom Menschen ver-

Weihbischof Ostermann deutete „La Strada“

Die Straße zwischen Anfang und Ende

Page 28: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

FILMBILDUNGIM

FO

KU

S 1

-200

6

28

Medienbischof Friedrich Ostermann deutetFellinis „La Strada“ als „Bild des Lebens“.

Fot

o: K

erst

in H

eil

steht der Weihbischof etwas. Und wenn ein Film wieFrederico Fellinis „La Strada“ sich auf die Suche nacheben diesem begibt, dann ist gerade der Kirchenmann„Spezialist“.

„Jeder Film Fellinis ist Überraschung und Ereignis“,erklärte Ostermann im Westfälischen Landesmuseum fürKunst und Kulturgeschichte, in das vier Kooperations-partner – die Universität Münster, die Katholische Film-kommission, das Westfälische Landesmedienzentrum unddas Landesmuseum des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) – zum dritten Mal zur „FilmGalerie“ gela-den hatten, um ein weiteres Meister-werk des neorealisti-schen Films zu präsentieren: „Das Lied der Straße“, so derdeutsche Titel, aus dem Jahre 1954.

„Ein Bild des menschlichen Lebens“ sei es, sagte derWeihbischof, der als Vorsitzender der publizistischenKommission der Deutschen Bischofskonferenz eben auch„Filmbischof“ der katholischen Kirche in Deutschland ist.Einer, mit einer ganz unbefangenen Einstellung zurLichtspielkunst: „Ich sage, was mir an dem Film gefallenhat und wie ich ihn verstehe“, erklärte er dem Publikum,das in den folgenden 102 Minuten in schwarz-weißenBildern die Geschichte einer Menschwerdung erlebte:Der Gaukler Zampano (Anthony Quinn) kauft Gelsomina(Giulietta Masina) für 10.000 Lire ihrer Mutter ab. Fortanmuss das einfältige, doch liebenswerte Mädchen mit dengroßen Augen im klapprigen Motorrad samt Anhängerüber die Dorfplätze tingeln und dem brutalen Kraftklotzdie Requisiten reichen, wenn er Ketten sprengt und Feuerschluckt. Sie – so hat er es ihr „wie einem Hund“ beige-bracht – spielt dazu Trommel und Trompete, doch behan-delt wird sie wie eine Sklavin, ist seinen Wutanfällen hilf-los ausgeliefert.

Von ihm trennen kann sie sich jedoch nicht. Erst als siedem Seiltänzer Matto (Richard Basehart) begegnet, erfährtsie Respekt und Verständnis. Und er erklärt ihr auch, dassjeder Stein auf der Welt seinen Sinn habe, nichts in derSchöpfung unnütz und ihr Leben dazu bestimmt sei,Zampano aus seiner dumpfen Lethargie herauszureißen.Aber Zampano tötet Matto im Streit und setzt das ver-zweifelte Mädchen im Gebirge aus.

Erst Jahre später erfährt der Mann, dessen Zuhause dieStraße ist, dass Gelsomina im Zustand seelischerEntrücktheit gestorben ist. Jetzt erst hört er die Melodieihrer Trompete, ist tief betroffen, betrinkt sich, geht zumMeer, an dem er einst das Mädchen gekauft hat und gehtweit ins Meer hinein. „Sein Blick richtet sich gen Himmel,zum ersten Mal lösen sich alle Verhärtungen in seinemGesicht“, erklärte Ostermann die rein waschende Endstufeder Läuterung eines Mannes, der sich erst durch die LiebeGelsominas selbst erkannte. „Er scheint ein neuer Menschzu werden“, deutete der Weihbischof diese Wendung desFilms auf christliche Weise.

Auch die Konstellationen der drei Hauptfiguren seien„Programm“, das ihre sprechenden Namen verrieten:„Zampano“, die „Tatze“, „Gelsomina“, der duftendeJasminstrauch, und „Matto“, der „Verrückte“. Nicht nurdie Passionsgeschichte des Mädchens, die durch den NarrGottes gleichsam Wendung und Sinn erhielt, befreite auchZampano aus den Fängen, in denen er nicht nurGelsomina, sondern vor allem sich selbst gefangen hielt.Das Meer am Anfang, das Meer am Ende des Films, „ausihm entstammt das menschliche Leben, in es mündet es“,sagte Ostermann. Dazwischen liegt „La Strada“, dieStraße des Lebens.

� Kerstin HeilOnline-Redaktion www.kirchensite.de

Schulkinoprojekt „Im Kino NRW erleben“Spielfilme und Dokumentationen aus 60 Jahren

NRW-Geschichte

Es herrschte Aufbruchstimmung am 8. März im Plenarsaaldes Landeshauses. 80 medienkompetente Vertreter ausNordrhein-Westfalens Bezirksregierungen, Medienzen-tren, e-teams, Bibliotheken und auch Kinobetreiber warender Einladung zur Vorbereitung des Schulfilm-Herbstes2006 gefolgt. Von August bis Dezember soll Schülern undSchülerinnen unter dem Motto „Im Kino NRW erleben“

Page 29: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

FILMBILDUNG

29

IM F

OK

US

1-2

006

Spannender Beitrag zum Schulkinoprojekt:

„Der Platz an der Halde“

Wir berichteten über die Filmedition des FWU-Films von 1954 im

Fokus 3/2005. Die Wieder-Uraufführung ist am 1. April um 15 Uhr

im Filmtheater Metropolis in Bochum.

Fußball im Ruhrgebiet – das ist eine besondere Geschichte. So

war es damals und so ist es heute, ganz besonders im Jahr der

Fußballweltmeisterschaft. Dabei war es in der hochindustrialisier-

ten Region lange Zeit gar nicht einfach, überhaupt einen Spielplatz

zu finden. Der Film nimmt dieses Problem zum Anlass, um einen

kurzweiligen Einblick in Alltagswelt und Selbstbild des Reviers der

1950er Jahre zu geben: vom Lebensgefühl der Kinder und

Jugendlichen über die beherrschende Stellung der Kohle- und

Stahlproduktion bis zu städteplanerischen Konzepten, die aus dem

„schwarzen Revier“ eine moderne Stadtlandschaft machen wollten.

Der als DVD produzierte Film kann für den Privatgebrauch beim

Westfälischen Landesmedienzentrum zum Preis von 14,90 Euro zuzüglich

2,60 Euro Versandkosten (ohne die Lizenz zur öffentlichen Vorführung

und zum Verleih) erworben werden.

Schulen und Medienzentren, die die DVD mit den Rechten zur nichtge-

werblichen öffentlichen Vorführung und zum nichtgewerblichen Verleih

erwerben möchten, wenden sich bitte direkt an das FWU.

Landesgeschichte auf eine besondere Art und Weise ver-mittelt werden: Im Kino, auf der großen Leinwand. DennFilm ist Unterhaltung, Zeitgeschichte und ein cineasti-sches Erlebnis, das gerade im „sozialen Raum Kino“ einebesondere Wirkung entfalten kann.

Dr. Markus Köster begrüßte die Gäste: „In einem innovati-ven Ansatz von Schulkinoarbeit soll der 60. GeburtstagNordrhein-Westfalens zum Anlass genommen werden, The-men der Landesgeschichte und die Geschichte seiner Men-schen im Kino erfahrbar zu machen.“ Das Neue an diesemProjekt, das von der Medienberatung NRW und der VisionKino gGmbH veranstaltet wird, ist die Kombination vonSpielfilmen und Dokumentarmaterial in Schulvorführungen.

Wie das praktisch aussehen könnte, wurde den Teilneh-mern direkt vorgeführt. Projektleiterin Marlies Baak-Witjes hatte Filmausschnitte vorbereitet: Rock’n’Roll-Fieber in Recklinghausen in den 60ern – im Spielfilm „DieHeartbreakers“ lässt Regisseur Peter F. Brinkmann die selbstgebauten Musikanlagen und die Herzen der Möchtegern-Rocker glühen. Anschließend erzählt ein engagierterJugendpfleger in dem WDR-Beitrag „Beat im Ruhrgebiet“aus der Sendung „Hierzulande-Heutzutage“ vom 5. April1966, dass die vom Jugendamt veranstalteten Konzerte wie-der stark besucht sind, seit dort „Beat“ statt Tanz-Tee ange-boten werde! So könnte also eine Schulvorführung imRahmen von „Im Kino NRW erleben“ z.B. in einemRecklinghäuser Kinosaal aussehen. An den Reaktionen derTagungsgäste war zu merken, dass sich einige selbst nochgut an diese Zeiten erinnern konnten und die weitaus jünge-ren ebenfalls ihren Spaß hatten!

Das Projektteam ist startbereit und hat viele gute Filme im Gepäck.Von links nach rechts: Marlies Baak-Witjes (Projektleiterin), MarcusHeim, Maja Voigt und Barbara Fischer-Rittmeyer. Nicht im Bild, abervon Anfang an mit dabei Klaus Dieter Schneider.

Im Vergleich zu vorangegangenen Schulfilmtagen gibt esbei diesem Projekt eine weitere Besonderheit: „Wir wollendie Medienzentren, Schulen und e-teams, Kinos und wei-tere Multiplikatoren vor Ort stärker und frühzeitig mit ein-binden, ihre Kompetenzen und die lokalen Besonderheitenin die einzelnen Veranstaltungen mit einfließen lassen.Nur so können wirklich nachhaltige Strukturen für einekonsequente schulische Filmbildung geschaffen werden,“

weiß Marlies Baak-Witjes. Und sie konnte schon zahlrei-che Vorschläge aus dem Plenum mitnehmen. Die Ideenreichten von Kinovorführungen verbunden mit Lesungenoder Einladungen an Zeitzeugen aus der Region, anRegisseure oder Referentinnen, bis hin zu einer komplet-ten Projektwoche, für die ein Film als Ausgangspunkt die-nen könnte. Das e-team aus Hamm schlug zum Beispielden oben bereits genannten Spielfilm „Die Heartbreakers“vor, von dem aus sich eine ganze Palette von Themen inGruppen bearbeiten ließe, wie Mode, Jugendträume,Design, Musik oder Freizeitgestaltung in den 60ern.

Das Projektteam mit Sitz im Westfälischen Landes-medienzentrum sorgt für die Auswahl und Distributionvon Spielfilmen, die einen NRW-Bezug haben, stelltKontakte her zwischen interessierten Schulen, e-teamsund Kinobetreibern, sorgt für Öffentlichkeitsarbeit undKommunikation zwischen allen Beteiligten, bündelt dieIdeen und arbeitet eng mit den Kooperationspartnern, diedas Projekte unterstützen, zusammen: Der WDR stellteinen Großteil des Dokumentarmaterials bereit, dieLandesmedienzentren leisten strukturelle Hilfen, die

Fot

o: B

irgi

t G

ieri

ng

Page 30: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

AUS ANDEREN MEDIENZENTRENIM

FO

KU

S 1

-200

6

30

Schöne Kinder- und Jugend-Filme in einer Kinoatmo-sphäre mit Popcorn und allem „drum und dran“ – das botdas erste Kinderfilmfest im Iserlohner Kino Cinestar! DasPilotprojekt – eine Kooperation von EvangelischemKirchenkreis, der Ev. Akademie und dem Medienzentrumdes Märkischen Kreises – konnte auf Anhieb über 600Kinder mit ihren Lehrern, Erziehern oder Eltern in dasKino locken.

Neben ausgesuchten Filmen – darunter „Zwei kleineHelden“ und „Mein Bruder ist ein Hund“ – mit kurzenNachgesprächen im Kinosaal boten die Organisatoren am15. Februar im Foyer des Kinos zahlreiche Aktivitäten zuden einzelnen Filmthemen an. Eine Hundeschule infor-mierte mit vierbeinigen Darstellern über Verhaltensweisen

Kinderfilmfest im CineStar Iserlohn

der Tiere. Zwei Stuntmen führten sehr anschaulich vor,wie man möglichst realistisch Kampfszenen für einenFilm dreht. Das ist nur durch intensives Training undexakte Absprachen möglich, sonst kann es zu echten Ver-letzungen kommen.

Darüber hinaus hatten die jungen Besucher die Möglich-keit, bei Kino-Führungen einen Blick hinter die Kulissenzu werfen.

Mit Spaß und hoch konzentriert bei der Sache –Erste Schritte zur Erstellung von Trickfilmen.

Am Stand des Medienzentrums am Ausgang des großenKinosaals stießen die Kinder direkt auf die „Trickboxx“ –eine freundliche Leihgabe des MZ Hamm. Hier einOriginaldialog: Grundschüler: „Boah, ist das die echte aus’m KIKA?“MZ-Mitarbeiter: „Ähem (zögert),... na ja,... eigentlichschon.” Schüler: „Und ist der Juri aus’m KIKA auchhier?“ MZ-Mitarbeiter: „Ne du, der konnte heute nicht,aber dafür können wir ja versuchen, zusammen einen kur-zen eigenen Trickfilm zu drehen. Hast du Lust?...“So drehten etliche Kinder mit der Boxx eine Szene ausdem vorher als Spielfilm gesehenen „Geheimnis derFrösche“ nach und unternahmen gleichzeitig erste Lern-schritte für die Erstellung von Trickfilmen. Der Film the-matisiert die Arche-Noah-Geschichte und ist sehr gut inreligionspädagogischen Zusammenhängen einsetzbar.

Außerdem wurden am MZ-Stand Animationsfilme aus demVerleihbestand gezeigt und an Laptops konnten mit Kinder-Software kleine Filme animiert werden.Für die Lehrerinnenund Lehrer wurden schon im Vorfeld pädagogischeBegleitmaterialien bereitgestellt. Für die Finanzierung derVeranstaltung wurde der Lions Club gewonnen, so konntenviele Ideen gemeinsam mit der Kino-Chefin Carola Knodeumgesetzt werden.

Das Kinderfilmfest hat sich nach Ansicht der beteiligten Ko-operationspartner als eine sehr gelungene Veranstaltung ge-zeigt, die vielleicht zu einer festen Institution werden könnte.

� Burkhard Jähn / Norbert StandkeKontakt: [email protected]

Landeszentrale für politische Bildung stellt die DVD„NRW. Das Land. Die Geschichte.“, zusätzliches Infor-mationsmaterial und Referenten zur Verfügung,, die Film-othek der Jugend übernimmt Filmpatenschaften, dieKunsthochschule für Medien sorgt für einen Trailer, usw.

Aber das Schulkinoprojekt will mehr als nur Inhalte ver-mitteln. Es will die Schüler auch darin unterstützen, einenfilmanalytischen Blick zu entwickeln, Filme „lesen“ zulernen. Denn ein bewusster und kompetenter Umgang mitFilm ist heute, mehr denn je, zur Bildung der eigenenMeinung notwendig. Filme in ihrer Komplexität zu ver-stehen, beinhaltet auch die Fähigkeit, sie historisch ein-ordnen und auf diesem Hintergrund bewerten zu können.Gleichzeitig lassen sich über diese historischen Folieneine Reihe hochaktueller Felder thematisieren, von derZuwanderer-Integration über den wirtschaftlichen Struk-turwandel und das Problem der Arbeitslosigkeit bis zurBildungs- und Jugendpolitik.

Mit diesem breiten Ansatz von Filmbildung eröffnet das Pro-jekt nicht nur für den Geschichtsunterricht, sondern gleicher-maßen für eine Reihe anderer Fächer wie Deutsch, Politik,Sozialwissenschaften, Philosophie und Religion, oder selbstfür Sport und Kunst vielfältige Anknüpfungsmöglichkeiten.

Alle, die Interesse an einer Projektbeteiligung haben undweitere Ideen zur aktiven Filmbildung in den Schulen sindwillkommen!

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an das Projektteam unterTel.: 591 3899 oder 591 4006E-Mail: baak-witjesµedienberatung.nrw.de

� Barbara Fischer-RittmeyerProjektbüro, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Fot

o: B

urkh

ard

Jähn

Page 31: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

AUS ANDEREN MEDIENZENTREN

IMF

OK

US

1-2

006

31

Was braucht es, um am Computer einen Comic zu erstel-len ohne zeichnerisch begabt zu sein oder über besondereKenntnisse in Grafiksoftware zu verfügen? Die Antwortist ein einfach – Comic Life. Im Folgenden erhalten Sieeinen Eindruck davon, wie leicht dieses Programm zubedienen ist und was sie damit in der Schule alles anfan-gen können.

Das Programm Comic Life der Firma Plasq erlaubt esauch unerfahrenen Computernutzern, in wenigen Minuteneinen ersten Comic zu erstellen. Das funktioniert mitSchülerinnen und Schülern auch unterer Klassenstufen derSekundarstufe und auch Grundschüler sollten ohneSchwierigkeiten mit dem Programm zu Recht kommen.

Was ist das Geheimnis dieser Software? Comic Lifebesteht aus zwei Bereichen. Links befinden sich das Blatt,auf dem der Comic entsteht und eine Leiste, welche dieerstellten Blätter des Comics aufnimmt, und darunter eineAuswahl an Sprechblasen. Auf der rechten Seite befindensich vorgefertigte Layouts für Comicseiten und Einstell-möglichkeiten für die Elemente des Comics (Rahmen,Bilder, Sprechblasen). Darunter ist der Bereich, der dieBilder für die Comics liefert. Bilder lassen sich aus iPhoto,dem Fotoalbum des Betriebssystems holen, dem Finderund falls vorhanden über die Webcam iSight, falls vorhan-den, direkt aufnehmen. Wie jedes Programm, so findetsich auch bei Comic Life noch eine zusätzliche Menüleisteüber allem, in welcher sich Befehle für die Ausgabe undEinrichtung der Seiten befinden.

Comic Life – unvergleichlich einfachund genial

Auch unerfahrene Computernutzer können in wenigen Minuten einenComic erstellen.

Wie entsteht nun ein Comic? Das erste, was benötigt wird,sind Bilder. Schüler können sich eine Geschichte ausden-ken und dazu Fotos machen. Diese werden dann in iPhotogeladen und einem Album zugeordnet. Natürlich ist esauch möglich, die Bilder in einen Ordner im Finder zuspeichern. Dann öffnet man das Programm Comic Lifeund legt los. Wird das Programm gestartet, präsentiert eseine leere Seite. Aus den vielen Vorlagen rechts oben

wählt man eine passende aus und zieht sie mit der Mausauf die leere Seite. Nun gilt es, die leeren Bilderrahmen zufüllen. Dazu wählt man rechts unten die Quelle aus, woherman die Bilder nimmt. Standard ist iPhoto. Wurden dieBilder in iPhoto geladen, muss man lediglich das richtigeAlbum suchen und schon kann man beginnen, die Bildereines nach dem anderen in die Rahmen zu ziehen.

Dann kommen die Sprechblasen. Verschiedene Stile ste-hen zur Auswahl unter dem Blatt. Mit der Maus zieht maneine Sprechblase auf das entsprechende Bild und trägt denText ein. Mit der Maus passt man anschließend die Größeder Sprechblase an und richtet die Spitze zum Sprecheraus. So lassen sich auch Schagworte und Textboxen plat-zieren und füllen. So einfach geht das. Schnell ist die ersteSeite fertig. Man hat eine Fotostory mit Sprechblasen.

Wer nun experimentieren möchte, der klickt auf eines dereingesetzten Fotos doppelt und aktiviert rechts die„Details“. Es bieten sich verschiedene Stile für das Fotound den Rahmen an. Die Stile sind Filter, die das Foto gra-fisch verändern und ihm einen „Zeichenstil“ zuweisen, dernach der Auswahl sichtbar wird. Kinder probieren hier bissie ihren Stil gefunden haben. Die Kombinationsmöglich-keiten sind fast endlos. Soll der Comic länger werden,wird eine neue Seite mit dem Pluszeichen unten linkserzeugt und kann auf die beschriebene Art und Weisegefüllt werden. Über das Zahnrad rechts neben demPluszeichen bieten sich weitere Optionen. Ist der Comicfertig gestellt, muss er gespeichert und ausgegeben wer-den. Mit dem Speichern erhält man eine Datei, die späterim Programm erneut geöffnet und bearbeitet werden kann.Über den Export kann man den Comic für das Internet, alsQuicktime Film und als Bilder exportieren, je nachWunsch. Selbstverständlich lässt sich der Comic ausdru-cken oder als PDF Datei speichern.

Ich habe dieses Programm mit Erfolg im Nachmittags-bereich eingesetzt, in einer Comic Gruppe und in einerSchul-TV Gruppe. Die Comic Gruppe bestand aus Jungenund Mädchen der Klassen sechs und sieben. DieSchülerinnen und Schüler arbeiteten völlig eigenständig.Nachdem sie sich Gedanken über ihren Comic gemacht hat-ten, zogen sie mit der Digitalkamera los und knipsten ihreStory. Anschließend luden sie die Bilder in den Rechner,einen eMac. Beim ersten Mal half ich ihnen dabei.

Danach zeigte ich ihnen, wie man das Programm startetund eine Seite baut. Das machte ich mit eigenen Bildern.Danach legten die Kinder los. Zu dieser Zeit gab es ComicLife nur in einer englischsprachigen Version. Erstaunlichwar, dass die Kinder nie fragten, sondern einfach probier-ten. Mit jedem Comic wurden sie zudem kreativer, was dieGestaltung angeht. In der Schul-TV Gruppe nutzte ich dasProgramm, um Storyboards zu erstellen, für Filme, die zudrehen anstanden. Damit umging ich das Problem, dassZeichnen erstens lange dauert, selbst wenn es Strich-männchen sind und zweitens mir Schüler mit Zeichen-

Page 32: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

IM F

OK

US

1-2

006AUS ANDEREN MEDIENZENTREN

32

Nicht nur für Schüler! Auch für Lehrer ein interessantes Programm.

talent fehlten. Effekte waren hier unwichtig. Es entstandenquasi nur Fotostorys, die Kameraeinstellungen zeigtenund die Entwicklung der Geschichte.

Eingesetzt habe ich das Programm auch im Englisch-unterricht in einem Grundkurs Klasse 8. Dort gab es einenette kleine Geschichte im Englischbuch mit einemDialog. Die Szene ließ sich wunderbar einfach nachstel-len. Vier Schülerinnen und Schüler übernahmen dieSache. Sie stellten die Szene nach, fotografierten undbastelten den Comic aus den Fotos und versahen ihn mitdem Text aus dem Buch. Damit erhielt die Geschichteeinen komplett neuen Charakter und die Schüler setztensich auf andere Art und Weise damit auseinander. Je nachVorlage und Können der Schüler lassen sich andere Texteadaptieren. Auf diese Art und Weise lassen sich vielleichtauch die einbinden, die am Englischunterricht kaumInteresse haben, Computer und Fotografie aber mögen.Comic Life ist im Unterricht vielseitig verwendbar.

Es reicht bereits ein Rechner und man kann die Comics inkleinen Gruppen vorbereiten und nacheinander amComputer erstellen lassen. Grundlage können durchausauch gemalte Bilder sein. Das bietet sich vor allem inunteren Klassen an, in denen noch gerne gemalt wird.Auch geklebte Bilder sind möglich oder Papierfotos.Diese müssen lediglich gescannt werden. Das dauertetwas länger, dabei lassen sich jedoch auch andere Zielemitverfolgen. Die Bilder können, ob digital erstellt,gemalt, geklebt oder sonst wie analog erstellt und einge-scannt alle in gleicher Weise in Comic Life verwendetwerden, sind sie erst einmal im Rechner. Es wäre auchmöglich, die Kinder Figuren z. B. von Lego oder Play-mobil mitbringen zu lassen, um damit die Geschichte zustellen und zu fotografieren. Die Szenarien lassen sichbeliebig erweitern. Auch Fotos vom Schul- oderKlassenaquarium sind denkbar oder aus dem Zoo. SelbstBilder aus einem Film von einer DVD sind verwendbar,etwa um einen Film in einen Comic umzuwandeln, um imDeutschunterricht den Weg vom Comic zum Film(Supermann, Hulk, ...) umgekehrt zu beschreiten. Comic

Life lässt sich im Fremdsprachenunterricht einsetzen, umkleine Dialoge im Bild darzustellen mit Sprechblasen.

Das Programm kann auch vom Lehrer genutzt werden, umArbeitsblätter zu erstellen. Eine Möglichkeit sind Comicsmit leeren Sprechblasen, die handschriftlich gefüllt wer-den oder Comics, denen fertige Sprechblasen zuzuordnensind, um Dialoge und Geschichten zu rekonstruieren.Dazu könnte man die Sprechblasen auf einem separatenBlatt ausgeben, ausschneiden und anschließend aufklebenlassen. Als Ergebnis erhält der Schüler einen Comic, dervielleicht noch ausgemalt wird.

Ein Tipp noch, die verwendeten Fotos sollten hell genugsein, wenn sie mit Grafikfiltern in einem Comicstil ver-fremdet werden sollen. Darauf sollte man direkt beimFotografieren achten. Zu dunkle Bilder kann man mit derin iPhoto integrierten Bildkorrektur leicht aufhellen.

Man sieht schnell, die Möglichkeiten, das Programm für dieSchule und den Unterricht zu verwenden, sind vielfältig. Diegrößte Stärke ist und bleibt dabei seine überaus einfacheBedienbarkeit. Wie bereits angedeutet, ist das Programmjetzt eingedeutscht und damit noch zugänglicher in derBedienung. Und wem das noch nicht reicht, der kann sichvielleicht darüber freuen, dass es das Programm seit Februar2006 im Bundle mit allen neuen iMacs und Mac Books Progibt, also kostenlos. Wer noch keinen neuen Mac kauft, kannfür Comic Life eine Schüler-/ Lehrer-/ Schullizenz zum Preisvon 17,90 Euro (Stand Februar 2006) erwerben. Für diesesProgramm, das seinesgleichen derzeit in der Windowsweltnoch sucht, ist das nicht teuer.

� Text und Fotos: Dirk Thiede, e-team OlpeKontakt: [email protected]

Die Idee zur Plattform entstand im August 2005 auf einervom Schulamt Olpe initiierten Arbeitstagung der Leiterder verschiedenen QUESS Gruppen des Kreises Olpe.Unter Leitung der Schulräte Günter Goeckler und MichaelOlberts ging es bei der Arbeitstagung primär um eineAbsprache der Leiter der QUESS-Arbeitskreise hinsicht-lich der Neuausrichtung der Arbeitskreise. Dabei wurdeein Fortbildungsprogramm für die Schulen verabredet undMöglichkeiten der Kooperation der QUESS-Arbeitskreiseuntereinander abgesprochen. Den Schwerpunkt derVeranstaltung bildete die Planung und Abstimmung derQUESS-Arbeit im Kontext von Richtlinien, Lehrplänen,Kernlehrplänen, Lernstandserhebungen, externer Evalua-tion und Schulprogrammfortschreibung.

Die Plattform QUESS im Kreis Olpe

Page 33: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

AUS ANDEREN MEDIENZENTREN

IMF

OK

US

1-2

006

33

Beteiligt an der Tagung waren auf Initiative desSchulamtes auch vier Mitglieder des lokalen e-teams unddie Moderatorin für die Betreuung lokaler Lehrerfortbil-dungsmaßnahmen. Je ein Mitglied des e-teams war dabeieinem der Hauptfächer Deutsch, Mathematik undEnglisch sowie der Grundschule zugeordnet. Die Aufgabedes e-teams bestand darin, die Fortbildungsplanungen derQUESS-Arbeitskreise hinsichtlich der Einbeziehung derverschiedenen Medien und vor allem der neuen Medienund ihres kernlehrplangerechten Einsatzes zu unterstüt-zen. Dazu stellten die Mitglieder des e-teams unter ande-rem mitgebrachte Medien für die fachspezifischeVerwendung vor. Erörtert wurden auch Möglichkeiten derEinbeziehung des e-teams in die Fortbildungsbemühungender QUESS-Arbeitskreise.

Bei dieser mehrtägigen Veranstaltung wurden bereits ver-schiedenste Materialien für die Arbeit der QUESS-Arbeitsgruppen erarbeitet. Als diese vorgestellt wurden, kamim Plenum die Idee auf, alle Bemühungen der verschiedenenArbeitsgruppen auf einer Internet-Plattform zu bündeln. DiePlattform sollte die in den QUESS Sitzungen erarbeitetenMaterialien, Protokolle, Terminplanungen und ähnlichessammeln und somit einer breiteren Basis zur Verfügung stel-len, ohne auf schwerfällige Verteilersysteme angewiesen zusein. Eine erste grobe Strukturierung wurde ausgearbeitetund ein Treffen der Leiter der Arbeitsgruppen mit denMitgliedern des lokalen e-teams verabredet.

In der Sitzung wurde eine vom e-team ausgesuchte undvorbereitete Webplattform vorgestellt. Im Dialog zwi-schen e-team und QUESS Leitern wurden die Wunsch-vorstellungen und die Möglichkeiten der Plattform in einehierarchische Struktur überführt.

Für die geplante Plattform wurde Wordpress ausgewählt(www.wordpress.org bzw. www.wordpress.de) . Dafür spra-chen mehrere Gründe. Wordpress ist zum einen kostenlosund erlaubt es zum anderen, eine Vielzahl von Autoreneinzurichten, die je nach Kenntnisstand und Verantwort-lichkeit mit unterschiedlichen Berechtigungen ausgestattet

werden können. Die Plattform liegt auf einem Server, istüber das Internet für Besucher und Autoren zugänglich undbenötigt außer einem Browser keine weitere Software fürBesuch und Bearbeitung. Außerdem ist die Plattform hoch-gradig anpassbar, sowohl in der Struktur als auch imLayout, und für den Endbenutzer einfach zu bedienen. Diemit der Programmiersprache PHP erstellte Software nutztdie Opensource Datenbank mySQL, um abgelegte Daten,sprich Einträge, Bilder, PDF Dokumente, Word Doku-mente, Excel Tabellen, etc. zu speichern und dynamischeWebseiten und über eine Suchfunktion dem Besucherzugänglich zu machen. Die Protokollierung der Suchanfra-gen durch Besucher erlaubt es den Autoren, ihre Inhalte anden durch die Suchen offenbarten Interessen der Besucherzu orientieren. Mittels frei verfügbare Zusatzmodule lässtsich die Funktionalität der Plattform erweitern.

QUESS-Kreis-Olpe.de päsentiert sich dem Besucher miteiner auffälligen Startseite, die aus einem Logo und einergraphischen Abbildung der obersten Strukturebene derPlattform besteht. Darüber ist je nach Ausdifferenzierungder folgenden Ebene eine graphische Verbildlichung derzweiten Ebene zu erreichen. Auf der dritten Ebene ist manbereits mitten in der Plattform in der gewählten Unter-kategorie des ausgewählten Fachbereiches. Die Plattformist derzeit so angelegt, dass alle Inhalte mit maximal dreiMausklicks erreicht werden können. Auf tiefer liegendeEbenen soll verzichtet werden, um die Navigation einfachzu halten. Das Seitenmenü, welches die Gliederung derPlattform widerspiegelt, wurde so angelegt, dass esjeweils nur die Hauptkategorien sowie die Unterkate-gorien der gerade betrachteten Hauptkategorie anzeigt, umdie Übersichtlichkeit zu gewährleisten.

Es wurde außerdem eine Hilfekategorie eingerichtet,deren Themen sich aus den Fragen der QUESS Leiterergaben, die in Folgetreffen erste Inhalte in die Plattformeinstellten. Bei diesen Treffen wurde die Arbeit mit derPlattform thematisiert und geübt und außerdem eine mög-lichst einzuhaltende Strukturierung der Beiträge verabre-det. Für das Verfassen von Materialien zum Downloadwurde eine Kopfzeile mit Logo der Plattform zumDownload bereitgestellt. Ein zentrales Thema derFolgeveranstaltungen waren die Materialen, welche dieAutoren in die Plattform zum Download für Besucher ein-stellen können. Dabei ging es sowohl um Formate undDateigrößen als auch Rechte. Dabei wurde eingehenderläutert, wann und wie die Rechte Dritter verletzt werdenkönnen und wie sich dieses vermeiden lässt.

Dem Autoren, in diesem Fall dem QUESS Leiter, zeigtsich die Plattform in einer beschränkten Anzahl vonAutorenseiten. Auf diesen Seiten werden Beiträge in vor-definierte Masken eingetippt und vorgegebenenKategorien, die der inhaltlichen Struktur der Plattform ent-sprechen, zugeordnet. Beim Eingeben von Text ist einereduzierte Formatierung wie in einem einfachen Textver-

Page 34: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

AUS ANDEREN MEDIENZENTREN

34

IMF

OK

US

1-2

006

arbeitungsprogramm möglich. Es ist außerdem möglich,den Beiträgen Anhänge, ähnlich beim Verfassen einerEmail, anzufügen, die vom Besucher herunter geladenwerden können. Die Autoren können außerdem Links zueiner sortierten Linksammlung zufügen. Das Systemerlaubt es, Beiträge vorzubereiten und unveröffentlicht füreine weitere Bearbeitung und spätere Veröffentlichungabzulegen. Jeder Autor kann die Beiträge aller Mitautoreneinsehen, jedoch nicht verändern. Die Administration liegtbeim e-team Olpe. Außerdem sind die Mitglieder des e-teams in ihrer Zuordnung zu den Fachbereichen, wie siesich auf der Arbeitstagung, auf welcher die Plattform ihrenUrsprung nahm, ergab, Ansprechpartner für das Einstellenvon Beiträgen. Sie leisten Hilfestellung, erstellen Beiträgezu ihrem Fachbereich und stellen diese auch selbst ein.Seit Januar 2006 füllt sich die Plattform langsam mitInhalten.

Von den Inhalten und Zielen her richtet sich die PlattformQUESS-Kreis-Olpe.de primär an Lehrerinnen und Lehrervon Grund- und Hauptschulen des Kreises Olpe. Sie ist soangelegt, dass sie nicht in Konkurrenz zu bereits beste-henden Plattformen wie Lehrer-online.de, ZUM.de oderähnliche Angebote im Internet tritt. Die angebotenenInhalte sind in weiten Teilen jedoch durchaus auch fürBesucher von außerhalb interessant.

Die Leiter der QUESS-Arbeitskreise stellen die Plattformden Arbeitskreisen, die sich vor allem aus Fachleiternzusammensetzen, jetzt vor und wollen zukünftig das inden Sitzungen der Arbeitskreise erstellte Material undProtokolle im Anschluss an die jeweilige Sitzung einstel-len, so dass sie den Teilnehmern der Arbeitskreise sowieihren Fachkolleginnen und -kollegen an den Schulenzugänglich sind. Die Fachleiter werden angehalten, in denFachschaften der Schulen Werbung für die Plattform zumachen. Für Lehrerinnen und Lehrer im Kreis Olpe ist esnun möglich, Einsicht in die Arbeit der verschiedenenQUESS-Arbeitskreise zu nehmen und von den Ergebnis-sen ihrer Arbeit zu profitieren. Sehr wichtig ist dabei auch,dass es erstmals auf leichte Art und Weise für Lehrerinnenund Lehrer an Haupt- und Grundschulen möglich ist, aufdie Arbeiten der jeweils anderen Schulstufe zuzugreifen,um dadurch eine bessere Abstimmung der eigenenBemühungen auf die der abnehmenden bzw. zuführendenSchule zu erlauben.

Je nachdem, welche Entwicklung die Plattform in dennächsten Monaten und Jahren nimmt und welcheAkzeptanz sie in den Kollegien der Grund- undHauptschulen des Kreises Olpe findet, wird es der Platt-form möglich sein, einen Beitrag zur Arbeit in denSchulen zu leisten.

� Dirk Thiede, e-team OlpeKontakt: [email protected]

Im Rahmen des Medienentwicklungsplanes der StadtBielefeld, werden die Schulen zur Zeit mit neuen PCs undPeripheriegeräten ausgestattet. Die städtischen BielefelderSchulen werden damit in die Lage versetzt, Medien fürden unterrichtlichen Einsatz auch weiterhin auf einemhohen Niveau zu nutzen. Die Ausstattungsoffensiveermöglicht eine verlässliche Planung zur Medienarbeit inden Schulen. Die Schulen werden in Zusammenarbeit mitexternen Dozenten durch umfangreiche Schulungen imBereich des First-Level-Support fortgebildet und somit indie Lage versetzt, die vor Ort anfallenden „kleinen“Probleme mit den Systemen zu lösen.

Bei der Auswahl der Software setzen die BielefelderSchulen verstärkt auf OpenSource Produkte. Das e-teamBielefeld hat, in Abstimmung mit den Medienbeauftrag-ten, eine Softwareliste zusammengestellt und die Pro-gramme auf den neuen PCs vorinstallieren lassen. EineÜbersicht ist auf www.medienzentrum-bielefeld.de ver-öffentlicht. Dabei wurden selbstverständlich die unter-schiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Schulformenberücksichtigt. Das Ziel war und ist eine Standardisierungzu erreichen, die einerseits den Support vereinfacht undandererseits die Fortbildungen durch das e-team bündelt.

Bei der Vielzahl der zur Verfügung stehenden Softwareherrscht oft Orientierungslosigkeit. Welche Software bzw.Internetangebote setze ich für welche Lerninhalte ein?Vieles wird mit großem Zeitaufwand getestet, gekauft…und dann eventuell doch wieder verworfen. Hier setzt dasUnterstützungsangebot des e-teams an. Nach dem Motto:„Gute Medienarbeit braucht eine klare Struktur“ – sollheißen, Support, Fortbildung und Beratung sind die 3Säulen einer verlässlichen Medienberatung.

Durch die veränderten politischen Rahmenbedingun-genkönnen Präsenzveranstaltungen nicht in gewohnter Formdurchgeführt werden. Hier geht das e-team Bielefeld neueWege. Mit Beginn des neuen Schuljahres steht denSchulen ein e-learning-System zur Verfügung. Auf Basisder OpenSource Software „Moodle“ wird zurzeit ein um-fangreiches Angebot erstellt. Die einzelnen Module sindals Ergänzung und Vertiefung gedacht und ermöglicheneine ort- und zeitunabhängige Beschäftigung mit denInhalten.

� Michael Wenzel, e-team Bielefeld Kontakt: [email protected]

Das e-team Bielefeld setzt auf OpenSource

Page 35: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

TIPPS & TERMINE

35

IMF

OK

US

1-2

006

9. Schülerfilmfestival NRW in Marl

Vom 17. bis 19. November 2006 findet im Rahmen des Inter-nationalen Kinder- und Jugendfilmfestes Marl das 9. Schüler-filmfestival NRW statt. Schülerinnen und Schüler aus NRWstellen von ihnen selbst hergestellte Filme, Videos oderAnimationen vor und diskutieren darüber. Angesprochen sindalle Klassenstufen von 5 bis 13. Anmelden können sichArbeitsgemeinschaften, Kurse, Klassen oder Teams ausSchulen in NRW, die einen Film, ein Video oder auch digita-le Medien (CD-ROM, DVD) einreichen wollen. Die Spiel-dauer darf höchstens 30 Minuten betragen. Anmeldeschlussist der 15. September 2006. Der Anmeldebogen findet sichunter www.kinderfilmfestival.de.

Eine Vorjury, bestehend aus Lehrerinnen, Lehrern, Schüle-rinnen, Schülern und Filmprofis, wählt aus den eingereichtenProduktionen diejenigen aus, die im Rahmen des Schüler-filmfestivals NRW gezeigt und diskutiert werden. Die„Macher“ der ausgewählten Filme werden zum Schülerfilm-festival NRW eingeladen und erhalten in jedem Fall eineUrkunde. Eine Jury wird die Filme bewerten und Preisträgerunter Berücksichtigung der Altersstufen und des Genres aus-wählen. Erster Preis ist eine Einladung zum Besuch desStudiogeländes und der Hochschule für Film und Fernsehenin Babelsberg. Außerdem gibt es neben dem Preis der GEWNRW als besondere Auszeichnung den Sonderpreis desBischofs von Münster.

Rückfragen: ASG, Max Planck Str. 23, 45768 Marl, Tel02365-96970, E-mail: [email protected]: media profile & communikation, Elbestr. 10,45768 Marl, Fax 02365-915110, E-mail: [email protected]

Tipps

Borkener Schüler dokumentieren im Internet dasSchicksal jüdischer Familien

Ausgehend von dem Wunsch die Erinnerung an die Nazi-Herrschaft und ihre Opfer wach zu halten, haben imSchuljahr 2004/05 insgesamt vier 10. Klassen aus drei Bor-kener Schulen – dem Gymnasium Remigianum, der NünningRealschule und der Montessori Gesamtschule – Biographienehemaliger jüdischer Mitbürger Borkens und Gemens erstellt.Insgesamt wurden in arbeitsteiligen KleingruppenprojektenInformationen zu ca. 30 ehemaligen jüdischen Familien ausBorken und Gemen und ihrem Schicksal in der Zeit desNationalsozialismus gesammelt und aufbereitet.

Bei ihren Recherchen wurden die Schülerinnen und Schülersowie die beteiligten Lehrerinnen und Lehrer vom „Arbeits-kreis Jüdisches Leben in Borken und Gemen“, vom Heimat-verein Gemen und von Dr. Norbert Fasse, dem Leiter desStadtarchivs Borken, unterstützt und begleitet. Einige Schü-ler/innen haben auch Zeitzeugen und ehemalige Nachbarnbefragt sowie Kontakt zu den Nachfahren aufgenommen.

Das Ergebnis unter www.gegen-vergessen-borken.de

Rechtsfragen bei der Gestaltung von Schulhomepages

Homepages sind inzwischen als virtuelle Visitenkarten und –zunehmend auch als Kommunikationsplattformen – fürSchulen ein Muss. Dass dabei neben dem Postulat derBarrierefreiheit (vgl. dazu den Beitrag von ChristianSchnorfeil Im Fokus 3/05) zahlreiche Rechtsvorschriften zubeachten sind, ist mancher wohlmeinenden Lehrkraft, diesich an die Gestaltung der schuleigenen Website macht, nichtbewusst.

Was darf man auf seinen Seiten im Internet – und was sollteman lieber lassen? Welche Punkte bei der Einrichtung,Gestaltung und Einstellung von Internet-Seiten für Schulenvon Bedeutung sind, darüber informiert www.schule-onli-ne.de unter der Rubrik „Webseiten und Recht“ (auch zu errei-chen über das Bildungsportal NRW: www.bildungsportal.nrw.de/BP/Schule/Multimedia/Internetnutzung). Von der Impres-sumspflicht über die Problematik des Jugendschutzes, dieVerantwortung für Gästebücher und die Online-Schüler-Zeitung bis zu den Fragen von Urheber- und Datenschutz-rechten findet man hier detaillierte Angaben. Wer’s in punctoUrheberrecht noch genauer wissen möchte, dem seien einmalmehr die Internetseiten des Instituts für Informations-,Telekommunikations- und Medienrecht der UniversitätMünster (Prof. Dr. Thomas Hoeren) empfohlen.

Die unter www.uni-muenster.de/Jura.itm/hoeren aufgeliste-ten Materialien sind eine wahre Fundgrube!

Zehn Gebote in zehn Filmgeschichten

Unsere abendländische Kultur ist tief geprägt von den ZehnGeboten des Alten Testaments. Zeugnisse lassen sich überallentdecken – mal mehr, mal weniger sichtbar; für Kinder wiefür Erwachsene, für Atheisten wie für Gläubige. AufAnregung von Friedemann Schuchardt (langjährigerGeschäftsführer der Matthias-Film GmbH) und AlbertSchäfer (ehem. Programmgeschäftsführer des KI.KA) undmit Unterstützung der Evangelischen Kirche in Deutschland(EKD) hat die Kinderfilm GmbH Erfurt in Koproduktion mitMDR, SWR und BR die Zehn Gebote jetzt in einer zehnteili-gen Spielfilmserie für den Kinderkanal KI.KA verfilmt.

In den ebenso nachdenklichen wie kurzweiligen je 15-minüti-gen Geschichten geht es um Vertrauen und Liebe, umVerantwortung und Ehrlichkeit, um Normen und Werte in unse-rer Gegenwart. In alltäglichen Konfliktsituationen werden die inden Geboten enthaltenen Botschaften für die Zielgruppe dersechs- bis zwölfjährigen Kinder altersgerecht erlebbar –Unterhaltung und Denkanstoß zugleich.

Infos zu den einzelnen Geschichten und ihren Sendezeitenunter www.unsere-zehn-gebote.de. Nach der TV-Ausstrahlung wird „Unsere zehn Gebote - derDekalog für Kinder“ bei Matthias-Film auch als DVD mitumfangreichem Begleitmaterial erhältlich sein.

Page 36: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

TIPPS & TERMINE

36

IMF

OK

US

1-2

006

Termine

1. April 2006, 15.00 Uhr WiederuraufführungDer Platz an der Halde – Ein Film von FrankLeberecht und Herbert Fischer 1952/1954Ort: Filmtheater Metropolis im Hauptbahnhof Bochum.

3. – 4. April 2006Der entscheidende Klick– Einsichten in die Computerwelt für ErzieherInnenVeranstaltung mit dem Jugendamt der Stadt DortmundOrt: Jugendamt der Stadt Dortmund

5. April 2006, 17.00 UhrFilmpräsentation mit Einführung Durch das schöne Westfalen. Ein Film von Hubert Schonger aus dem Jahr 1929Veranstalter: Historischer Verein für die GrafschaftRavensbergOrt: Stadtarchiv Bielefeld

25. April 2006, 19.30 UhrFilmpräsentation mit Einführung Durch das schöne Westfalen. Ein Film von Hubert Schonger aus dem Jahr 1929Ort: Museum Schiffshebewerk Henrichenburg, Waltrop

28. April 2006, ab 18.00 UhrTag der Westfälischen GeschichteOrt: Rathaus DortmundBesuchen Sie uns am Stand des WestfälischenLandesmedienzentrums

5. Mai 2006, 14.00 Uhr DVD-PremiereUnter deutscher Besatzung/ Onder duitse bezetting.Aalten – eine niederländische Grenzstadt 1940-1945Ort: Museum Markt 12, Aalten (Niederlande)

10. Mai 2006, 10.00 –17.00 UhrSymposium: Medien in Bildung und Kultur – DerBeitrag der kommunalen Medienzentren in NRWOrt: Medienzentrum Rheinland, DüsseldorfInfos und Anmeldung: www.mediensymposium-nrw.de

15. Mai 2006, 15.00 – 18.00 UhrLehrerfortbildungRechtsrock, Runen, Bomberjacken – Rechte SubkulturenOrt: Geschichtsort Villa ten Hompel, MünsterAnmeldung: [email protected]

17. Mai 2006, 17.00 – 19.00 UhrPodiumsdiskussion „Medien und Aufgaben derZukunft – Zukunft der Medienzentren“Im Rahmen der 7. Soester MedientageOrt: Kreishaus SoestInfos: www.medienzentrum-lippstadt.de

23. – 24. Mai 2006Maus und Tastatur statt Lego und Bilderbuch?– Die Bedeutung des Computers für KinderLöwenzahn, Petterson und Co.– Hits und Tipps vom SoftwaremarktVeranstaltung mit dem Jugendamt der Stadt DortmundOrt: Jugendamt der Stadt Dortmund

15. Juni 2006, 15.00 Uhr FilmpremiereDie Kirche im Dorf – Katholisches Leben imSauerlandOrt: Museum der Stadt Lennestadt, Lennestadt-Grevenbrück

17. Juni 2006, 18.00 – 2.00 UhrExtraschicht – Die Nacht der Industriekultur, Standort Henrichenburg Ort: Schiffshebewerk Henrichenburg, WaltropInfos unter www.extraschicht.deBesuchen Sie uns am Stand des WestfälischenLandesmedienzentrums

21. Juni 2006, 20.00 – 22.00 UhrFilmpräsentationMit der Kamera an der OstfrontWestfälische Amateurfilmer sehen den KriegOrt: Cinema MünsterKarten: [email protected]

Vorankündigung:29. – 30. August 12005NRW-Forum Kommunale Medienzentren Ort: Seehotel Haltern

Page 37: fokus 24.3.06 Internet - LWL-Startseite · EDITORIAL IM FOKUS1-2006 3 Markus Köster Kontakt: markus.koester@lwl.org Ihr Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe, Liebe Freunde

Der Kontakt in das Westfälische LandesmedienzentrumLandschaftsverband Westfalen-LippeWestfälisches LandesmedienzentrumBesuche: Fürstenbergstr. 14 – Block C / Briefe: 48133 MünsterTelefon: 0251-591-3902, Telefax: 0251-591-3982E-Mail: [email protected]

Leitung

Dr. Markus KösterTel: 591-3901, E-Mail: [email protected]: Cornelia Laumann und Gabriele HillgruberTel: 591-3902, E-Mail: [email protected]

Verwaltung

Thomas RäwerTel: 591-3924, E-Mail: [email protected]

Medienvertrieb

Gabriele HillgruberTel: 591-5618, E-Mail: [email protected]

MedienverleihTel: 591-3911, E-Mail: [email protected]

Medienproduktion und Medientechnik

Dr. Hermann-Josef Höper, Stellv. Leiter des WLMTel: 591-3905, E-Mail: [email protected]

Medienbildung

Dr. Angela Schöppner-HöperSchwerpunkt: Medienbereitstellung und -dokumentationTel: 591-3986, E-Mail: [email protected] GückerSchwerpunkt: Außerschulische BildungTel: 591-3919, E-Mail: [email protected] GieringMedienberatung NRWTel: 591-4637, E-Mail: [email protected] Baak-WitjesMedienberatung NRW/Filmbildung/Kino und SchuleTel: 591-4514, E-Mail: [email protected] WulffMedienberatung Stadt Münster (e-team)Tel: 591-3936, E-Mail: [email protected]

37

IMF

OK

US

1-2

006

Bild-, Film- und Tonarchiv

Dr. Volker JakobSchwerpunkt: Filmarchiv, Historische LandeskundeTel: 591-4718, E-Mail: [email protected] BurgSchwerpunkt: Bildarchiv, Geografische LandeskundeTel: 591-3920, E-Mail: [email protected] LandwehrSchwerpunkt: Tonarchiv, Schulmedienarchiv, Kunstgeschichte Tel: 591-3966, E-Mail: [email protected]. Ralf Springer, Wissenschaftlicher VolontärTel: 591-4645, E-Mail: [email protected]

LEITFADEN