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VERANTWORTUNG 16 aktuell IM EXKURS Von Schockmomenten und der Welt nach Corona 8 aktuell IM INTERVIEW Vier Wochen ohne Plastik – geht das überhaupt? 5 aktuell IM FOKUS Teamarbeit im Instagram-Museum aktuell DAS MAGAZIN DER INVESTITIONS- UND STRUKTURBANK RHEINLAND-PFALZ (ISB) Ausgabe 1 – 2020

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VERANTWORTUNG

16aktuell IM EXKURS Von Schockmomenten und der Welt nach Corona

8 aktuell IM INTERV IEW Vier Wochen ohne Plastik – geht das überhaupt?

5 aktuell IM FOKUS Teamarbeit im Instagram-Museum

aktuellDA S M A G A Z I N D E R I N V E S T I T I O N S - U N D S T R U K T U R B A N K R H E I N L A N D - P FA L Z ( I S B )Ausgabe 1 – 2020

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aktuell IM FOKUSMetallflaschen und Wachstücher:

Familie Koss testet ein Leben ohne Plastik

Seite 8

aktuell IM ÜBERBLICK2 3EDITORIAL aktuell 1-2020aktuell 1-2020

U L R I C H D E X H E I M E R

Sprecher des Vorstandes

D R . U L R I C H L I N K

Mitglied des Vorstandes

Übrigens: Auch diese Ausgabe der ISB aktuell erscheint

digital als E-Paper – Sie finden sie im Internet unter

www.isb-aktuell.de.

Liebe Leserinnen und Leser,

als wir diese Ausgabe der ISB aktuell geplant haben, konnten wir noch nicht ahnen, wie die Welt zum Zeitpunkt

des Erscheinens aussehen würde. Auch wenn seitdem nur eine relativ kurze Zeit vergangen ist, hat sich doch

vieles fundamental geändert in unserem Land. Und auch die Arbeit für uns als ISB hat Wendungen genommen,

mit denen niemand rechnen konnte.

Die ISB hat seit jeher die Aufgabe, Unternehmen in Rheinland-Pfalz zu unterstützen. Die Corona-Krise hat Teile

unserer Wirtschaft in Schwierigkeiten gestürzt, und Bund und Länder haben verschiedene Hilfspakete geschnürt.

Wir von der ISB haben die Aufgabe übernommen, die Anträge auf Soforthilfen an Selbstständige und kleine

Unternehmen im Land zu prüfen und zu bewilligen. Dabei wussten wir, dass das eine Herausforderung sein würde

– die Ausmaße haben uns dann aber doch überrascht. Innerhalb von wenigen Tagen sind rund 50.000 Anträge

eingegangen, die wir als Bank, die sonst im Jahr etwa 4.000 Anträge bearbeitet, abgewickelt haben. Wir haben

mit weit über 150 Mitarbeitenden gearbeitet, auch am Wochenende und über Ostern, um die Antragsflut zu

bewältigen. Der Großteil der betroffenen Unternehmen hat das Geld längst erhalten. Auch wenn wir nicht immer

alle so schnell wie gewünscht zufriedenstellen konnten, haben wir doch sehr viel erreicht. Mehr dazu und zu den

Programmen, mit denen wir helfen konnten und noch können, erfahren Sie in diesem Heft.

Natürlich haben wir uns in dieser Zeit auch gefragt: Ist der Inhalt des Magazins so, wie wir es geplant hatten,

überhaupt noch sinnvoll? Oder sollen wir besser eine Corona-Ausgabe bringen? Wir haben uns aus zwei Gründen

entschieden, bei unserem ursprünglichen Plan zu bleiben. Erstens ist die Krise noch immer so dynamisch, dass

jedes Magazin beim Erscheinen schon nicht mehr aktuell wäre. Zweitens haben wir festgestellt: Das Thema

„Verantwortung“, mit dem wir unser Magazin überschrieben haben, passt sogar mehr denn je – Verantwortung

für Umwelt und Gesellschaft, für Kultur und Wirtschaft brauchen wir gerade jetzt dringend. Vielen wird in dieser

Zeit deutlich, wie wichtig der Zusammenhalt der Gesellschaft ist, dass ein ständiges „Weiter so“ doch nicht die

einzig mögliche Lösung sein muss. Deshalb haben wir zwar aktuelle Aspekte aufgenommen, wir stellen Ihnen

aber genau die Unternehmen und Projekte vor, die wir von Anfang an geplant hatten: Unternehmen und Projekte,

die Verantwortung übernehmen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen.

Wenige Zutaten, großer Erfolg:

„Die Brotpuristen“ aus Speyer

Seite 10

4 aktuell IM FOKUS

Von gutem Brot und Instagram im Museum

5 Innovation in Schwarz-Weiß

Wenn es dem Team gut geht, geht es

dem Unternehmen gut

6 Musik im Container

Was Singen mit bezahlbarem Wohnen zu tun hat

7 Die Fluid-Manager

Nachhaltigkeit durch Digitalisierung

8 aktuell IM INTERVIEW

Ohne Plastik: Ein Experiment

Familie Koss über ihre Erfahrungen mit

vier Wochen Plastik-Verzicht

10 aktuell VOR ORT

Der perfekte Sauerteig

Der Erfolg der Brotpuristen aus Speyer

12 aktuell NACHGEFRAGT

Hilfe in der Corona-Krise

Soforthilfen von Bund und Land für

Unternehmen und Selbstständige

14 aktuell ZUR ISB

Über Veranstaltungen von und mit der ISB

16 aktuell IM EXKURS

Veränderung ist möglich

Wirtschaftsprofessor Michael von Hauff über Nachhaltigkeit

18 aktuell KURZ UND KNAPP

Aus dem Fördergeschäft der ISB

19 aktuell AUF EINEN BLICK

Zahlen und Fakten zum Thema Verantwortung

Respektiere dich selbst, respektiere andere und übernimm Verantwortung für das, was du tust.«D A L A I L A M A

aktuell VOR ORT

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aktuell IM FOKUS Thema Verantwortung

aktuell IM FOKUS Thema Verantwortung4 5aktuell 1-2020

VON GUTEM BROT UND INSTAGRAM IM MUSEUM

aktuell 1-2020

INNOVATION IN SCHWARZ-WEISS Wenn es dem Team gut geht, geht es dem Unternehmen gut – so sieht es Stefan Scharmann vom Familienunternehmen Jakob Maul GmbH. Und ist bei aller Tradition immer offen für Neues.

Uns sind Engagement, Offenheit für Veränderung und Mut wichtig.«Stefan Scharmann

Geschäftsführer Jakob Maul GmbH

Das Zimmer sieht aus wie gezeichnet. Wie ein weißes Blatt Papier,

auf dem schwarze Linien skizzenhaft Schreibtisch und Computer,

Stuhl und Regal, Telefon und Leuchte markieren. Und doch ist der

Raum echt – ein perfektes Fotomotiv im neuen Instagram-Museum

im Odenwald. „Unser Innolab-Team hat diesen Raum gestaltet“, er-

zählt Stefan Scharmann stolz. „Sie haben das ganz in Eigenregie

gemacht, von der ersten Idee bis zur Ausführung.“ Und er hat seine

sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen lassen, ganz be-

wusst, auch wenn es die Firma erstmal einiges gekostet hat. „Ja, aber

es hat das Team zusammengeschweißt und die Kreativität gefördert.

Das ist mir sehr wichtig, deshalb lohnt sich so eine Investition am

Ende auf jeden Fall.“

Scharmann ist 55 Jahre alt und in der vierten Generation Geschäfts-

führer des Familienunternehmens Jakob Maul GmbH, einem Marken-

hersteller für innovative Büroprodukte – vor allem Leuchten, aber

auch Stehpulte und Klemmbretter, Waagen und Flipcharts. Sein Ur-

großvater Jakob Maul hatte 1912 eine Fertigung für Bürogeräte aus

Metall gegründet, ganz ungewöhnlich erst im Alter von 45 Jahren. „Er

hatte vorher als Angestellter schlechte Erfahrungen damit gemacht,

wie der Chef mit Mitarbeitern umging“, erzählt Scharmann. „Ich ver-

mute, dass ihm das Thema Mitarbeiterverantwortung deshalb von

Anfang an so wichtig war.“ Ein Thema, das sich durch die Geschichte

des Unternehmens zieht. „Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass

wir ein Familienunternehmen sind. Man bekommt nicht für ein paar

Jahre einen Management-Posten und kassiert am Ende eine Abfin-

dung. Nein, für mich ist das eine Lebensaufgabe, dieses Unternehmen

zu führen und an die nächste Generation weiterzugeben.“

Rund 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verteilen sich auf zwei

Standorte, in Bad König im Odenwald werden die Metallteile herge-

stellt, in Kirchen in Rheinland-Pfalz alles aus Kunststoff. Diese zweite

Produktionsstätte wurde von der ISB aus dem Programm Energie- und

Ressourceneffizienz gefördert – die beiden innovativen, voll elektri-

schen Spritzgussmaschinen dort verbrauchen viel weniger Energie

als die bisherigen Anlagen.

Die Hierarchien im Unternehmen hält Scharmann bewusst flach, die

einzige Führungsebene ist ein Gremium aus 14 Personen, dem er

selbst auch angehört. Sein Team fordert und fördert er: Jeder Mitar-

beiter an der Maschine muss Verantwortung übernehmen und selbst

Entscheidungen treffen, schließlich kennt er die Anlage ja am besten.

Zugleich sind neue Ideen ausdrücklich erwünscht, es gibt einen

Digitalisierungs- und drei Online-Manager sowie eine abteilungsüber-

greifende Innovationsgruppe – dabei werden Fehler in Kauf genom-

men. „Gerade bei Innovationen muss man manches eben erstmal

ausprobieren. Aber uns sind Engagement, Offenheit für Veränderung

und Mut wichtig.“

Motivation ist für Scharmann der Schlüssel zum Erfolg, und damit

liegt er offenbar richtig: „Wir haben hier im Unternehmen fast keine

Fluktuation, nur wenn Leute in Rente gehen, verlassen sie uns. Zu-

gleich haben wir viele junge Leute, die neue Ideen mitbringen.“ So

wie das schwarz-weiße Instagram-Zimmer im Odenwald, das wie ein

perfekt gezeichnetes Büro aussieht. Zumindest auf den ersten Blick.

Und das ganz in Eigenregie entstanden ist. |

Das Instagram-Zimmer ... und das Team, das es gestaltet hat.

Verantwortung hat viele Facetten. Ein Leben ohne Plastik? Für die

Umwelt, für die Gesundheit? Wie und vor allem dass das geht, hat

eine Familie aus Bodenheim bei Mainz getestet. Auch für „Die Brot-

puristen“ aus Speyer ist weniger mehr: kein Schnickschnack, we-

nige Zutaten, kurze Öffnungszeiten. Und trotzdem – oder gerade

deswegen? – ist der Erfolg der kleinen Bäckerei immens.

Aber Verantwortung kann auch ganz anders aussehen. Wie schafft

man es, Kulturtraditionen für Gegenwart und Zukunft zu erhalten?

Die Antwort gibt der Pauliner-Chor in Mainz. Ein Professor erklärt

uns den Zusammenhang zwischen Verantwortung und Vernunft,

Vorschriften und freiwilliger Veränderung. Die Lub Service GmbH

setzt sich mit Künstlicher Intelligenz für den Umweltschutz ein, und

das Familienunternehmen Jakob Maul schickt die Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter ins Instagram-Museum, um Teamarbeit zu prakti-

zieren.

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aktuell IM FOKUS Thema Verantwortung aktuell IM FOKUS Thema Verantwortung 76

MUSIK IM CONTAINER Bezahlbares Wohnen, Gemeinschaft, Kultur – auch das gehört zum Thema Verantwortung. In Mainz wird das Paulinerheim künftig in zwei Wohngemeinschaften Platz für 20 Studierende bieten, die eines können sollten: den richtigen Ton treffen.

Alle Sängerinnen und Sänger gehören zur „Leipziger Universitäts-

sängerschaft zu St. Pauli“. Entstanden 1822 in Leipzig, ist sie nach

dem Zweiten Weltkrieg nach Mainz umgezogen. Bis heute steht die

Musik im Mittelpunkt: Die Mitglieder singen im Chor, viele spielen

ein Instrument. Und einige von ihnen wohnen im Paulinerheim –

genauer gesagt: zurzeit ebenfalls in Containern auf dem Grund-

stück, denn das alte Gebäude aus den Fünfzigern wurde gerade

abgerissen. „Es war einfach nicht mehr zeitgemäß, mit nur einer

Dusche auf dem Flur für mehrere Studierende“, so Stefan Fuhr-

mann.

Im neuen Paulinerheim wird es zwei Wohngemeinschaften für je-

weils zehn Personen geben, jeder hat sein eigenes 20-Quadratme-

ter-Zimmer und ein eigenes kleines Bad. Küche und Gemeinschafts-

räume werden nach wie vor geteilt: „Uns ist es wichtig, dass die

Bewohner sich treffen und auch wirklich zusammenleben.“ Und so

Ein Montagabend in Mainz-Gonsenheim. Zur Chorprobe sind fast

fünfzig Teilnehmer gekommen, Frauen und Männer, manche stu-

dieren noch, andere sind längst berufstätig. Es ist etwas eng, der-

zeit müssen Container als Probenraum ausreichen – dafür ist das

Repertoire umso breiter: unterhaltende Lieder und Messen, Film-

titel und Opernmelodien. „Wir haben schon einen hohen Anspruch,

wir geben ja zweimal im Jahr ein großes Konzert“, erklärt Stefan

Fuhrmann von den Alten Herren. „Auch wenn nicht jeder von uns

Gesangsprofi ist“, fügt er schmunzelnd hinzu.

aktuell 1-2020aktuell 1-2020

Wohncontainer für den Übergang Das alte Paulinerheim in Mainz

„Wenn Sie ein Auto haben, bringen Sie es regelmäßig in die Werkstatt,

damit das Öl überprüft und ausgetauscht wird“, sagt Erkan Sirel,

Geschäftsführer der Lub Service GmbH. „Ganz ähnlich machen wir

das als Dienstleister für Industrieanlagen: Wir überwachen die Fluide

in den Maschinen, also diverse Flüssigkeiten – vor allem Kühlschmier-

stoffe, Öle und Fette.“ Und zwar für alle Arten von Anlagen, für große

und kleine Produktionen, vor allem in der Automobilproduktion hat

die Lub Service GmbH viele Kunden.

Sirels Bruder Hasan hat die Spezialfirma für Fluid-Management 2010

gegründet, der Name kommt vom englischen Begriff „lube“, der für

Schmiermittel steht. „Unsere Dienstleistung ist es einerseits, die Füll-

höhe zu überprüfen, also ob überhaupt noch genug Fluid vorhanden

ist“, erklärt Erkan Sirel. „Andererseits ist die Qualitätsüberwachung

wichtig: So müssen beispielsweise der pH-Wert, Nitrit und Konzen-

tration regelmäßig geprüft werden, ebenso die Verschmutzung des

Öls.“ Dazu sind seine Mitarbeiter oft vor Ort beim Kunden – manchmal

für einige Stunden, manchmal auch für mehrere Tage oder jeden Tag,

um alle Prüfungen, Wartungen und den Austausch der Fluide vorzu-

nehmen.

Diese Vor-Ort-Termine allerdings könnten in Zukunft weniger werden,

denn das Team von Lub entwickelt gerade das Fluidmanagement der

Zukunft. Das soll digitaler und zugleich nachhaltiger werden – dazu

hat das Spezialunternehmen 2018 ein gemeinsames Projekt mit dem

Fachbereich Mess- und Sensortechnik der Technischen Universität

Darmstadt gestartet. Ziel ist die Entwicklung eines neuen Sensor-

Aktor-Systems, mit der die Kühlmittel und Schmierstoffe automatisch

überwacht werden können. Unterstützt wurde dieses Projekt aus

Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit

einem Zuschuss in Höhe von 382.000 Euro im Rahmen des Techno-

logieförderprogramms InnoTop, das die ISB umsetzt.

Die Idee: Innerhalb einer Maschine werden verschiedene Sensoren

angebracht, etwa zum Messen der Füllstände, zur Überwachung von

Temperaturen oder zur Prüfung aller Messwerte. „Diese Sensoren

werden mit einer Software, die wir selbst entwickelt haben, verbun-

den“, erklärt Erkan Sirel. „So können wir zu jeder Zeit und von jedem

Ort aus überwachen, ob die Stoffe in ausreichender Menge vorhanden

sind und wie die Qualität ist – noch dazu viel präziser als vorher.“ Und

das ist noch nicht alles: Stellt das System fest, dass ein Mittel nach-

gefüllt werden muss, so erledigt es das automatisch – genau in der

erforderlichen Konzentration.

All das hat mehrere Vorteile: Erstens müssen die Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter von Lub nicht mehr ständig vor Ort beim Kunden sein,

sondern können am Rechner sehen, wann ein Eingreifen nötig ist.

Zweitens spart der Auftraggeber Kosten: Er muss die Fluide in der

Anlage nicht mehr vorsichtshalber zu festen Zeitpunkten austauschen

– vielmehr kann man aus den Sensordaten genau ablesen, wann die

erforderlichen Werte nicht mehr stimmen oder die Verschmutzung

kritische Werte annimmt. Drittens ist das wiederum ausgesprochen

nachhaltig: Wenn Fluide nur noch nach der tatsächlichen Notwendig-

keit ausgetauscht werden, können große Mengen der oft belastenden

Stoffe eingespart werden. „Und oft können wir einen Austausch sogar

ganz vermeiden: Ziel ist es, durch das kontinuierliche Messen Daten

zu erheben, um sofort reagieren und Maßnahmen treffen zu können.

Wenn wir Probleme früh erkennen, können wir Fluide oft wieder

aufbereiten, zum Beispiel durch die Zugabe von Stellmitteln“, erklärt

Erkan Sirel. 2021 wollen die Projektpartner so weit sein und

das Sensor-System zum ersten Mal einsetzen. Ein ambitioniertes

Zukunftsprojekt: digital, innovativ, nachhaltig. |

DIE FLUID-MANAGER Nachhaltig ist, wenn belastende Stoffe eingespart werden – wie durch ein innovatives Projekt der Lub Service GmbH aus Bingen-Sponsheim.

Wenn wir Probleme früh erkennen, können wir Fluide oft wieder aufbereiten.«Erkan Sirel

Geschäftsführer Lub Service GmbH

wird das Projekt von der ISB als Wohngemeinschaft gefördert. Vo-

raussetzung dafür ist einerseits die Barrierefreiheit, andererseits

darf die Miete einen festgesetzten Preis pro Quadratmeter nicht

übersteigen. Ein Zimmer wird am Ende rund 6,40 Euro Kaltmiete

pro Quadratmeter kosten, das liegt weit unter der Mainzer Durch-

schnittsmiete. Im Dachgeschoss soll es zudem Gemeinschafts-

räume, Gästezimmer und ein Notenarchiv geben. Ein großer Saal

wird für Konzerte bereitstehen, dazu mehrere Probenräume. „Ohne

die ISB hätten wir das Projekt nicht stemmen können“, betont

Fuhrmann.

Die Bodenplatte für das neue Gebäude liegt mittlerweile, voraus-

sichtlich im Frühjahr 2021 werden die Studierenden von den Con-

tainern in das Haus umziehen können. Doch auch während der

Bauphase findet das Vereinsleben statt, jetzt eben in Containern.

„Es ist uns ganz wichtig, dass wir das nicht einschlafen lassen“, so

Stefan Fuhrmann. „Auch wenn wir improvisieren müssen: Wir tref-

fen uns weiterhin regelmäßig zum Singen, feiern gemeinsam Feste

und geben unsere Konzerte.“ Wenn es sein muss, auch mal auf der

Baustelle. |

Ohne die ISB hätten wir das Projekt nicht stemmen können.«Stefan Fuhrmann

Alte Herren der Leipziger Univer -

si tätssängerschaft zu St. Pauli

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9aktuell IM INTERVIEW Thema Verantwortungaktuell IM INTERVIEW Thema Verantwortung8

WURZELN

Wie kam es zu der Sendung?

Wir wurden von einer ZDF-Redakteurin gefragt, ob wir bei einem

Experiment mitmachen möchten: vier Wochen so plastikfrei wie

möglich leben, um die Auswirkungen auf die Gesundheit zu testen.

Mein Mann war sofort begeistert, er ernährt sich sowieso sehr

gesund und arbeitet bei einer Nachhaltigkeitsbank. Die Kinder und

ich fanden das auch spannend, also haben wir mitgemacht.

Wie haben Sie vorher gelebt?

Naja, wie eine normale Familie eben lebt. Wir haben schon ver-

sucht, wenig Plastiktüten zu nutzen und mal auf dem Markt einzu-

kaufen. Milch haben wir sowieso immer aus dem Automaten direkt

beim Bauern geholt. Aber natürlich gab es bei uns auch mal schnell

etwas zu essen und viele verpackte Sachen. Das ist ja mit drei

Kindern auch praktisch.

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3 X 3 FRAGEN ZUM THEMA VERANT WORTUNG

OHNE PLASTIK: EIN EXPERIMENT Schokoriegel und Schlagsahne, Milch und Müsli: In unseren Supermärkten ist so gut wie alles in Kunststoff eingepackt. Kann man das überhaupt umgehen? Man kann – hat Familie Koss aus Bodenheim bei Mainz festgestellt. Und was als Experiment für eine ZDF-Sendung begann, hat ihr ganzes Leben verändert, erzählt Rebecca Koss.

Und das Ergebnis?

Am Ende wurden wir nochmal getestet – all unsere Werte hatten

sich extrem verbessert. Das hat uns allen klargemacht: Wir wollen

etwas ändern, auch über die Fernsehsendung hinaus.

AUSBLICK

Das Experiment ist ja längst vorbei. Wie leben Sie heute?

Sehr vieles haben wir beibehalten – einfach, weil uns die Test-

ergebnisse so überzeugt haben. Wir versuchen weiterhin, so gut

wie möglich auf Plastik zu verzichten. Wir backen zum Beispiel oft

selbst, machen unser eigenes Popcorn. Dass es sehr viel teurer

ist, stimmt übrigens nicht – wir kaufen bewusster und dadurch auch

weniger ein. Das Ganze hat übrigens auch den Vorteil, dass wir viel

weniger Plastikmüll haben als vorher.

Hat die Corona-Krise Auswirkungen auf Ihren Plastikverzicht?

Ja, leider. Es ist schwieriger geworden, denn die Geschäfte nehmen

zurzeit keine mitgebrachten Behälter für Käse und Wurst an, und

die Warteschlangen an den Theken sind oft auch sehr lang. Wir

kaufen also jetzt leider wieder mehr Lebensmittel in Plastikverpa-

ckungen, weil es kaum anders geht. Wir möchten aber gerne zu

unserem plastikfreien Leben zurückkehren, sobald es geht. Gene-

rell finde ich es erschreckend, wie wenig Raum das Umweltthema

jetzt in der Krise hat – es wird viel mehr bestellt, alles in Plastik

verpackt verschickt, und vielen scheint das egal zu sein. Diese

Plastikflut ärgert mich sehr.

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aktuell 1-2020

Und wie war Ihre Einstellung?

Ich habe gedacht: Was kann ich allein denn überhaupt bewirken?

Aber schon am Anfang des Experiments, als ich die ersten Werte

der Urintests gesehen habe, hat mich das erschreckt. Wir alle

hatten viele Weichmacher im Körper. Dass sich so viele Stoffe

ansammeln, das habe ich nicht gewusst.

STANDPUNKTE

Sie haben vier Wochen so plastikfrei wie möglich gelebt. Wie

haben Sie angefangen?

Der Anfang war schon aufwändig. Wir haben gemeinsam mit einem

Experten alles besprochen und weggeräumt, was in Kunststoff

verpackt war – Mayonnaise, Tuben, Konservendosen. Und wir ha-

ben Brotdosen und Trinkflaschen aus Metall gekauft, das hat für

die ganze Familie schon einige hundert Euro gekostet. Uns war

vorher nicht bewusst, dass auch Dosen und Flaschen aus Kunst-

stoff kontinuierlich Weichmacher abgeben.

Wie lief es dann während der Zeit?

Man muss schon morgens überlegen, was man später einkaufen

will – und gleich den richtigen Korb, die richtigen Gemüsebeutel,

Metalldosen und die Brottasche mitnehmen. Außerdem Wachs-

tücher, um damit Wurst und Käse von der Theke einzupacken. So

viel wie möglich haben wir in Gläsern gekauft, Joghurt und Sahne

zum Beispiel. Und wir sind oft in den Unverpackt-Laden in Mainz

gegangen. Wir haben gelernt: Man muss auf fast nichts verzichten,

aber ganz einfach ist es auch nicht.

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aktuell 1-2020

Wir haben gelernt: Man muss auf fast nichts verzichten, aber ganz einfach ist es auch nicht.«Rebecca Koss

Mutter von drei Kindern

Die Familie

Rebecca und Florian Koss leben mit

ihren drei Töchtern (14, 12 und 7) in

Bodenheim bei Mainz. Sie arbeitet

bei der Caritas, er bei einer Nachhal-

tigkeitsbank.

Das Experiment

Für die Sendung PUR+ im ZDF hat Familie Koss vier Wochen lang ein

plastikfreies Leben getestet. Ziel war es herauszufinden, wie sich Plas-

tik aus Lebensmittelverpackungen auf den Körper auswirkt. Dazu wur-

den am Anfang und am Ende Urinproben auf sieben Weichmacher

getestet. Das Ergebnis: In den vier Wochen haben sich die Werte bei

allen Familienmitgliedern drastisch verbessert.

Die Sendung ist zu finden unter:

Und wie sind Ihre Zukunftspläne?

Mein Mann und ich würden gerne einen eigenen Unverpackt-Laden

eröffnen. Als ich Anfang des Jahres mit dem Bürgermeister von

Bodenheim über diese Idee gesprochen habe, war er begeistert

– und erzählte, dass kurz vorher eine andere Frau mit ähnlichen

Plänen bei ihm war. Wir haben uns getroffen und wollen den Laden

jetzt zusammen gründen. Leider haben wir immer noch keine pas-

sende Immobilie gefunden, und durch die Corona-Krise verzögert

sich alles. Aber ich hoffe, dass wir unsere Pläne möglichst bald

umsetzen können! |

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aktuell VOR ORT Thema Verantwortung 1110 aktuell VOR ORT Thema Verantwortung aktuell 1-2020aktuell 1-2020

Was passiert, wenn ein Controller anfängt Brot zu backen? Manchmal

muss Sebastian Däuwel selbst schmunzeln. Am Anfang habe er mit

einer Excel-Tabelle gearbeitet, erzählt er, darin hat er Spalten für Tem-

peratur und Backzeiten, Grammangaben und Luftfeuchtigkeit, Herkunft

des Mehls und Reifezeit angelegt – immer in Korrelation mit der Quali-

tät des Brotes und dem Geschmack. „Ich bin eben Perfektionist“, gibt

der 36-Jährige zu. „Das war ich als Controller, und das bin ich heute als

Bäcker auch.“ Genau genommen ist er nur über seinen Perfektionismus

überhaupt zum Profi-Bäcker geworden – denn tatsächlich ist die Mi-

schung aus den richtigen Zutaten, Temperaturen und Zeiten das Ge-

heimnis seines Brots, das heute reißenden Absatz findet.

Speyer, ein schlichtes, flaches Gebäude im Gewerbegebiet. In riesigen

Buchstaben steht „Die Brotpuristen“ an der weißen Wand. Drinnen ein

ganz anderes Bild als in herkömmlichen Bäckereien: ein riesiger Raum,

eine offene Backstube, man sieht das Kühlhaus, die Öfen und mehrere

Menschen, die gerade kneten und Brote formen. „Das hier war früher

mal ein Autohaus. Ich wollte gerne eine offene Backstube und dass uns

die Menschen bei der Arbeit zusehen können – hier ist das möglich.“

Sebastian Däuwel lebt seinen Traum – und packt einer Kundin ein damp-

fendes Baguette direkt aus dem Ofen in die Papiertüte.

Hätte ihm das jemand vor einigen Jahren erzählt, hätte Sebastian

Däuwel wahrscheinlich nur gelacht und abgewinkt – bis zu diesem

Abend im Jahr 2012. Er ist mit Freunden in einer Weinstube, es gibt

Pfälzer Spezialitäten mit Brot als Beilage. „Das hat mir überhaupt nicht

geschmeckt, es hatte keine Kruste, war einfach fade“, erzählt Däuwel,

der damals nach seinem BWL-Studium bei einem Energieversorger im

Controlling angefangen hatte. „Auf dem Heimweg habe ich mich noch

mit einem Freund darüber unterhalten, warum es so wenig richtig gutes,

hochwertiges Brot gibt.“

Das Thema beschäftigt ihn weiter, und er kommt zu dem Schluss: Was

es nicht gibt, muss eben gemacht werden. In den folgenden eineinhalb

Jahren wird Däuwel, tagsüber immer noch Controller, zum Hobby-

Bäcker. Studiert Rezepte, sieht sich YouTube-Videos an, macht Experi-

mente – und notiert Parameter wie Luftfeuchtigkeit und Temperatur,

Backzeit und Mischverhältnisse in Excel. Wie bekommt man auch ohne

Zusatzstoffe einen guten Geschmack ins Brot? Wie wird die Kruste

knackig, aber nicht zu hart? „Ich habe festgestellt: Jedes Detail ist wich-

tig. So ist zum Beispiel Mehl nicht gleich Mehl, auch nicht die gleiche

Sorte – ich sehe mittlerweile, wie es sich verhält und wie es sich in den

Händen anfühlt. Man braucht einfach viel Erfahrung, um den Sauerteig

optimal herzustellen.“ Im Sommer verhalten sich die Zutaten anders als

im Winter, sagt er, bei Regen anders als bei Sonnenschein.

DER PERFEKTE SAUERTEIG Weniger Zutaten, weniger Sorten, gar kein Schnickschnack: Der Erfolg der Brotpuristen aus Speyer zeigt, wie lecker Nachhaltigkeit sein kann – und was aus Excel, einer Tennisclub-Küche und einem alten Transporter werden kann.

Irgendwann will er es noch genauer wissen, reist in den Ferien nach

Lyon, macht ein Praktikum in einer Baguette-Bäckerei. Im Winter 2014

stellt ihm sein Tennisclub die Küche zur Verfügung, er kauft sich einen

professionellen Teigkneter und einen großen Ofen. „Ich habe damals in

meiner gesamten Freizeit gebacken – irgendwann war es natürlich viel

zu viel für mich allein.“ Däuwel lädt Freunde und Bekannte zum Brot-

essen ein, alle sind begeistert. Er wird häufiger gefragt, wie es denn mit

einem eigenen Laden wäre – und fragt sich selbst immer öfter, ob er

vielleicht seinen Controller-Job aufgeben sollte. Ein Experiment gibt ihm

schließlich Klarheit: Sebastian Däuwel eröffnet in der Innenstadt von

Speyer in einem leerstehenden Geschäft für eine Woche seinen ersten

Backladen. Mit riesigem Erfolg: Die Brote, die er morgens im Tennisclub

backt, sind trotz höherer Preise jeweils nach einer halben Stunde aus-

verkauft. Kurz darauf kündigt er beim Energieversorger, schreibt einen

Businessplan – und eröffnet seine erste Bäckerei mit Ladengeschäft.

Und hat es bis heute nicht bereut, ganz im Gegenteil. Die Brotpuristen

haben mittlerweile 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das Geschäft

ist einmal umgezogen, weil der erste Laden schnell zu klein war. Und

das, obwohl es täglich nur vier bis fünf Brotsorten gibt – etwa Roggen,

Nuss, Weizen und Ölsaaten – und der Laden nur dienstags bis freitags

jeweils am späteren Nachmittag für drei Stunden geöffnet hat. „Das

hat drei Gründe: Erstens möchte ich nicht, dass wir immer nachts ar-

beiten müssen. Zweitens kommen die meisten Berufstätigen ohnehin

erst nach der Arbeit zum Einkaufen, und dann ist unser Brot ganz frisch.

Und drittens bleibt unser Brot mehrere Tage saftig, sodass man nicht

jeden Tag ein neues kaufen muss.“

Bewährt hat sich ein Onlineshop, den Däuwel zusätzlich gegründet hat:

„Da können die Leute vorbestellen, was sie nachmittags abholen.“ Au-

ßerdem kommen die Brotpuristen mittlerweile auch zu den Kunden: Sie

haben einen ehemaligen Pakettransporter zu einem Brottruck umge-

baut, er steht immer dienstags und donnerstags an festen Orten in

Landau und Neustadt. So entstehen kaum Reste – und wenn doch mal

etwas übrig ist, wird es von einem Unverpackt-Laden abgeholt. Ein

schlüssiges, nachhaltiges Konzept, fand auch die ISB – und hat die

Brotpuristen als Erstplatzierte mit dem „Pioniergeist 2019“ ausgezeich-

net, einem Preis für herausragende Gründerinnen und Gründer. |

Man braucht einfach viel Erfahrung, um den Sauerteig optimal herzustellen.«Sebastian Däuwel

Gründer und Inhaber der Brotpuristen

Die Brotpuristen: Der Name ist Programm

Sebastian Däuwel war Controller - bis er das Backen für sich entdeckt hat

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12 aktuell NACHGEFRAGT Thema Verantwortung 13aktuell NACHGEFRAGT Thema Verantwortung aktuell 1-2020aktuell 1-2020

„Wir haben sicherlich noch nie in einem Monat so viel gearbeitet wie

im April 2020“, sagen Roland Wagner, Leiter der Mittelstands- und

Kommunalfinanzierung, und Thomas Wittig, Leiter des Bereichs Zu-

schüsse bei der ISB. Im März hatte die Bundesregierung ein Sofort-

hilfeprogramm für kleine Unternehmen mit bis zu zehn Mitarbeite-

rinnen und Mitarbeitern sowie für Selbstständige aufgelegt, zugleich

startete das Land Rheinland-Pfalz ein eigenes Hilfsprogramm für

Unternehmen mit bis zu 30 Beschäftigten. Die Abwicklung von bei-

den Programmen wurde an die ISB übergeben. „Nachdem wir das

erfahren hatten, hatten wir kaum noch eine freie Minute“, so Thomas

Wittig.

Das Bundesprogramm ist mittlerweile beendet, es war mit mehr als

100.000 Anträgen sehr stark nachgefragt. Die Kredite des Landes-

programms können noch bis Ende Juni beantragt werden. Bei Un-

ternehmen mit zehn bis 30 Beschäftigten sieht das Land noch einen

Zuschuss in Höhe von 9.000 Euro vor. Da hier – wie bei den meisten

Darlehensprogrammen der ISB – die Hausbanken der Unternehmen

eingebunden sind, mussten auch diese erst die notwendigen Vor-

aussetzungen schaffen. „Jetzt läuft das praktisch wie am Fließband“,

berichtet Roland Wagner. „Wir haben im ersten Monat so viele An-

träge bewilligt wie sonst in einem Jahr.“

HILFE IN DER CORONA-KRISEDie ISB hat die Aufgabe übernommen, die Soforthilfen von Bund und Land an kleine Unternehmen und Selbstständige auszuzahlen – eine Mammutaufgabe. Aber auch mit zahlreichen anderen Programmen kann die ISB Unternehmen in Rheinland-Pfalz aus der Krise helfen.

Stundungen bei ISB-Darlehen an Wohnungseigentümer

Wer durch die Covid-19-Pandemie Einnahmenausfälle

erlitten hat, kann eine Stundung seiner ISB-Darlehens-

raten für den Zeitraum vom 1. April bis zum 30. Juni

beantragen. Damit soll es Wohnungseigentümern

erleichtert werden, ihr Eigenheim zu erhalten.

Der vollständig ausgefüllte Antrag wird bei der ISB

eingereicht an:

[email protected]

oder

Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB),

Holzhofstraße 4, 55116 Mainz

Soforthilfe für kleine Unternehmen mit bis zu zehn Mitar-

beiterinnen und Mitarbeitern sowie für Selbstständige:

ein Hilfsangebot, das schon in den ersten Tagen rund

50.000 Mal nachgefragt wurde. Im Eiltempo hatte die ISB

die Systeme vorbereitet, um ab dem 29. März bereit zu

sein – dem ersten Tag, an dem die Antragstellung für das

Zuschussprogramm des Bundes möglich war. Während

die ISB normalerweise rund 4.000 Anträge im Jahr bear-

beitet, gingen bis zum 26. Mai mehr als 102.000 Anträge

ein, davon rund 37.000 Mehrfacheinreichungen. Gut 500

Millionen Euro wurden an knapp 63.000 Unternehmen

ausgezahlt, 3.400 Anträge mussten abgelehnt werden –

vor allem, weil die Unterlagen unvollständig waren. Die

Priorität lag darin, die Hilfen so schnell wie möglich aus-

zuzahlen. Eine genauere Prüfung der Einzelfälle wird im

Nachgang - auch im Zuge der Einkommensteuererklärun-

gen - vorgenommen.

zumindest etwas abzufedern.“ So können Betriebe, die aktuell ein

Darlehen bei der ISB haben, ihre Tilgungsraten bis zum Jahresende

aussetzen – sie haben damit weniger laufende Ausgaben und mehr

Liquidität. „Das ist eine relativ einfache Hilfe, die sehr schnell an-

kommt“, so Roland Wagner. Das Geld muss zwar später bezahlt

werden – aber erst am Ende der Darlehenslaufzeit, die Zahlungen

werden an die Laufzeit angehängt.

INVESTITIONS- UND STRUKTURBANK RHEINLAND-PFALZ (ISB)

Corona Soforthilfe Kredit RLP

Wer?

Wofür?

Wieviel?

Wann?

... und dann?

> Soloselbstständige, Freiberufler, Unternehmen und Landwirtschaft

> max. 30 Vollzeitäquivalente > mit Sitz in Rheinland-Pfalz

> Liquiditätshilfekredite zur Überbrückung von vorübergehenden Finanzierungs - schwierig keiten bzw. Liquiditätsengpässen

> Refinanzierung von gewährten Überziehungen ab 24.03.2020

> 10.000 Euro Kreditpauschalbetrag bis max. 10 Vollzeitäquivalente

> 30.000 Euro Kreditpauschalbetrag bis max. 30 Vollzeitäquivalente Zusätzlicher Landeszuschuss von 30 % des Kreditbetrages

> Antragstellung bis zum 30.06.2020

1. Der Kredit wird bei der Hausbank beantragt, 2. die ISB zahlt die gewährte Kreditsumme

an die Hausbank, 3. die Hausbank leitet die Summe an das

Unternehmen weiter,4. die Auszahlung des Landeszuschusses erfolgt

direkt an den Antragsteller.

www.isb.rlp.deWer zusätzliche Kredite oder auch eine Bürgschaft benötigt, kann

sich an die ISB wenden. Dazu können Unternehmen aus Rheinland-

Pfalz nach wie vor die regulären ISB-Programme in Anspruch neh-

men. „Wir versuchen immer, eine individuelle Lösung zu finden“,

verspricht Roland Wagner. „Zusätzlich können wir mit manchen

Unternehmen für den Anfang eine Tilgungsfreiheit vereinbaren, das

ist dann eine individuelle vertragliche Absprache. Wir tun auf jeden

Fall gerade jetzt alles, was wir können, um Unternehmen in

Rheinland-Pfalz zu unterstützen.“ |

Aus vielen persönlichen Gesprächen wissen die Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter der ISB, wie sehr Unternehmen unter Geschäfts-

schließungen und Umsatzrückgängen durch die Corona-Krise leiden.

„Durch die Soforthilfen, aber auch durch unsere anderen Programme

haben viele Unternehmen die Möglichkeit, ihre aktuellen Probleme

Page 8: aktuell · 2020-06-10 · 6 aktuell IM FOKUS Thema Verantwortung aktuell IM FOKUS1-2020 Thema Verantwortung 7 MUSIK IM CONTAINER Bezahlbares Wohnen, Gemeinschaft, Kultur – auch

aktuell ZUR ISB aktuell ZUR ISB14 15

AKTUELL ZUR ISBKurze Informationen über Veranstaltungen von und mit der ISB

DigitalPakt Schule: Erster Förderbescheid in Norken

+++ Die UNESCO-Projektschule Norken im Westerwaldkreis erhielt

als erste Schule in Rheinland-Pfalz eine Förderung aus dem Digital-

Pakt Schule, der in Rheinland-Pfalz über die ISB umgesetzt wird.

Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig überreichte gemeinsam mit

ISB-Vorstandsmitglied Dr. Ulrich Link den Förderbescheid an

Simone Jungbluth, Bürgermeisterin der Ortsgemeinde Norken, und

die kommissarische Schulleiterin Melanie Hannappel. Der Zuschuss

in Höhe von knapp 25.000 Euro fließt unter anderem in die Vernet-

zung des Schulgebäudes, drahtlosen Netzwerkzugang in den

Unterrichtsräumen sowie die Anschaffung von interaktiven Tafeln

und digitalen Arbeitsgeräten. |

Eröffnung von Wohnhäusern in Trier

+++ Dank der Landeswohnraumförderung gibt es in Trier 34 neue,

bezahlbare Wohnungen in Innenstadtnähe. Das Land fördert die bei-

den Gebäude in der Hohenzollern- und der Franz-Altmeier-Straße über

die ISB mit zinsgünstigen Darlehen in Höhe von insgesamt 3,4 Millio-

nen Euro und Tilgungszuschüssen in Höhe von knapp 0,8 Millionen

Euro. Gemeinsam besichtigten Ministerpräsidentin Malu Dreyer, der

Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe und ISB-Vorstandssprecher

Ulrich Dexheimer die fertiggestellten Wohnungen im Rahmen eines

Nachbarschaftsfestes, das das verantwortliche Projektentwicklungs-

und Bauunternehmen IMMPRINZIP GmbH & Co. KG ausrichtete. |

ISB-Vorstandssprecher Ulrich Dexheimer, Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen, GSW-Geschäftsführer Gerhard Müller und Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (v. l. n. r.).

aktuell 1-2020aktuell 1-2020

Hier geht’s direkt zur Tourismusbroschüre.

Hier finden Sie den Start-up-Flyer zum Download

Hier finden Sie den Hotellerie-Flyer zum Download

Neue Flyer und überarbeitete Tourismusbroschüre

+++ Die ISB unterstützt Existenzgründungen in allen Phasen. Der neue

Flyer „Existenzgründung“ gibt einen Überblick über in Frage kom-

mende Programme und Förderangebote.

+++ Die aktualisierte Broschüre „Eröffnen Sie neue Perspektiven“

listet auf rund 40 Seiten alle Förderprogramme und -maßnahmen für

das Tourismusgewerbe auf.

+++ Das Förderangebot wurde jüngst um das Programm „Verbesse-

rungen der Angebotsqualität in der gewerblichen Hotellerie außerhalb

der Fördergebiete der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regi-

onalen Wirtschaftsstruktur“ erweitert. Der gleichnamige Flyer bündelt

alle Infos zum Programm.

Alle Publikationen stehen auf www.isb.rlp.de zum Download bereit

oder können bei [email protected] angefordert werden. | Förderbescheid für bezahlbares Wohnen in Speyer

+++ Mit einem Darlehen in Höhe von über zwei Millionen Euro und

einem Tilgungszuschuss von rund 420.000 Euro fördert das Land

Rheinland-Pfalz über die ISB den Neubau von 20 Mietwohnungen

in Speyer. Insgesamt entstehen im Rahmen des Bauvorhabens des

Gemeinnützigen Siedlungswerkes Speyer (GSW) 59 Wohnungen.

Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen überreichte die Förderzu-

sage gemeinsam mit ISB-Vorstandssprecher Ulrich Dexheimer im

Beisein der Speyerer Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler an GSW-

Geschäftsführer Gerhard Müller. |

Freude bei den Schülerinnen und Schülern über den Besuch aus Ministerium und ISB und über das Geld, das in die Digitalisierung ihrer Schule fließen soll

IMMPRINZIP-Gesellschafter Jan H. Eitel, Oberbürgermeister Wolfram Leibe, Minister-präsidentin Malu Dreyer und ISB-Vorstandssprecher Ulrich Dexheimer (v. l. n. r.).

www.isb.rlp.de

Verbesserung der Angebotsqualität in der rheinland-pfälzischen gewerblichen HotellerieZ U S C H Ü S S E F Ü R I N V E S T I T I O N E N A U S S E R H A L B D E R F Ö R D E R G E B I E T E D E R G E M E I N S C H A F T S A U F G A B E „V E R B E S S E R U N G D E R R E G I O N A L E N W I R T S C H A F T S S T R U K T U R “

K O N T A K T

Investitions- und StrukturbankRheinland-Pfalz (ISB)Holzhofstraße 455116 Mainz

Telefon 06131 6172-1304Telefax 06131 [email protected]

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MINISTERIUM FÜRWIRTSCHAFT, VERKEHR,LANDWIRTSCHAFTUND WEINBAU

www.isb.rlp.de

Investitions- und StrukturbankRheinland-Pfalz (ISB)Holzhofstraße 455116 Mainz

Telefon 06131 6172-1333Telefax 06131 [email protected]

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Networking und InformationSie möchten sich mit uns, unseren Netzwerkpartnern und anderen Gründenden austauschen und Ihr Wissen erwei-tern? Auf verschiedenen Veranstaltungen wie beispielsweise unserem jährlichen ISB-Gründertag informieren wir über Gründungsthemen und bieten Gelegenheit zum Networking. Anstehende Termine finden Sie auf www.isb.rlp.de unter „Aktuelles“ und in unserem monatlichen Newsletter. Ergän-zende Informationen bietet auch das Land Rheinland-Pfalz unter www.gruenden.rlp.de und die Gründerplattform www.gruenderplattform.de, eine Initiative des Bundes-ministeriums für Wirtschaft und Energie sowie der KfW.

Wie Sie uns erreichen

Unter der Telefonnummer 06131 6172-1333 und per E-Mail an [email protected] können Sie einen Termin zur kosten-losen und unverbindlichen Erstberatung vereinbaren. Unter www.isb.rlp.de finden Sie detaillierte Infos zu allen Programmen. Wir freuen uns auf Sie!

Verwirklichen Sie Ihren Traum vom eigenen UnternehmenF Ö R D E R - U N D F I N A N Z I E R U N G S - M Ö G L I C H K E I T E N F Ü R E X I S T E N ZG R Ü N D U N G E N U N D B E T R I E B S Ü B E R N A H M E N

Eröffnen Sie neue Perspektiven. F Ö R D E R P R O G R A M M E F Ü R DA S TO U R I S M U S G E W E R B E

Page 9: aktuell · 2020-06-10 · 6 aktuell IM FOKUS Thema Verantwortung aktuell IM FOKUS1-2020 Thema Verantwortung 7 MUSIK IM CONTAINER Bezahlbares Wohnen, Gemeinschaft, Kultur – auch

aktuell IM EXKURS Thema Verantwortungaktuell IM EXKURS Thema Verantwortung16 17aktuell 1-2020aktuell 1-2020

Er war gerade 25 Jahre alt und studierte Volkswirtschaftslehre, als

der Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“ vorstellte, eine

Studie zur Zukunft der Weltwirtschaft. „Ich war sehr beeindruckt“,

erinnert sich Michael von Hauff. „Die zentrale Aussage war, und

man beachte, es war ja erst 1972: ‚Wenn die gegenwärtige Zu-

nahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umwelt-

verschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung

von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die abso-

luten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hun-

dert Jahre erreicht.‘“

Das überzeugte ihn schon damals – und sollte seinen weiteren

Lebens- und Berufsweg prägen: Michael von Hauff wurde als Pro-

fessor zu einem der international führenden Experten für Nachhaltig-

keitsökonomie. Wer ihn googelt, bekommt als erstes „Nachhaltige

Entwicklung“ vorgeschlagen. Und tatsächlich sieht von Hauff in

unserer Gesellschaft einige positive Entwicklungen, die Hoffnung

machen: Fair Trade ist – wenn auch in kleinem Maßstab – gewach-

sen, immer mehr Menschen leben vegetarisch und vegan. Da sind

Nischen-Anbieter wie die kleine Brauerei, die CO2-freie Produkte

herstellt und damit gute Geschäfte macht. Da ist das Beispiel Lu-

xemburg, wo der öffentliche Nahverkehr jetzt kostenfrei ist. „Das

Bewusstsein ändert sich schon – nicht bei allen, aber immerhin bei

vielen Menschen.“

Andererseits werde heute vielleicht mehr denn je die Konsumen-

tenfreiheit beschworen: „Jeder darf tun, was er will – nur das ist

wirklich Freiheit.“ Von Hauff erinnert sich noch gut an die Zeit, als

eine Partei einen fleischlosen Tag in der Woche anregte – und

damit einen Sturm der Entrüstung auslöste. „Es hieß, das würde

die persönliche Freiheit einschränken. Dabei würden, das belegen

Studien ganz klar, eben solche fleischlosen Tage sehr viel für den

Klimaschutz bewirken.“

Heute, fast 50 Jahre nach der Erstausgabe der „Grenzen des

Wachstums“, ist der Begriff Nachhaltigkeit zum Allgemeingut ge-

worden – allerdings ist der heute 72-jährige von Hauff kein allzu

großer Anhänger dieses Wortes mehr: „Ja, es wird mittlerweile

häufig verwendet, vielleicht aber auch zu häufig“, sagt er. „Am Ende

geht es heute doch immer wieder sehr stark um den eigenen Nut-

zen, es herrscht eine große Ich-Bezogenheit.“ Das Paradoxe dabei

sei, dass sich die Gesellschaft in vielen Punkten eigentlich weitge-

hend einig sei: „Es gibt wohl niemanden, der Klimawandel und

Massentierhaltung, Kinderarbeit und Plastikmüll gut findet. Im

Grunde gibt es ja längst einen gesellschaftlichen Konsens bei vie-

len Themen“, sagt er. Das sei der Schlüssel zur Veränderung: „Ich

glaube, wir müssen genau da anfangen, wo wir eigentlich ohnehin

einer Meinung sind: Massentierhaltung muss massiv eingeschränkt

werden, ebenso der Plastikkonsum.“

Was also tun? Auf Regulierung setzen? Mehr Politik, weniger Frei-

willigkeit? „Ja, ich denke, Nachhaltigkeit sollte stärker gesetzlich

festgeschrieben werden – das sehe ich heute anders als früher. An

diesem Punkt habe ich wirklich umgedacht in den vergangenen

Jahrzehnten“, gibt Michael von Hauff zu. „Ich bin heute in vielen

Bereichen für mehr Vorschriften, weil es sich eben doch nicht von

allein regelt oder durch die Vernunft. Und ich kann mir vorstellen,

dass viele Leute das im Grunde sogar gut finden. Dass sie sagen:

Okay, solange ich schnell fahren darf, mache ich das auch. Aber

wenn es verboten ist, ist es auch gut.“ Die Erfahrung habe das

immer wieder gezeigt: Zuerst kommt die Diskussion mit einer Em-

pörungswelle, dann die Vorschrift, dann funktioniert es. „Das hat

sich gezeigt bei der Einschränkung von Plastiktüten oder damals

beim Rauchverbot in Kneipen – trotz endloser Diskussionen und

düsterer Untergangsszenarien gibt es heute immer noch Kneipen.“

Und auch Schockmomente könnten ihren Beitrag leisten: „Es sieht

so aus, als bräuchte die Gesellschaft Ereignisse, die aufrütteln und

die Dramatik aufzeigen. Für mich war Fukushima so ein Beispiel:

Wir haben jahrelang gegen Atomkraft demonstriert – und doch hat

sich lange nichts getan. Dann kam dieser eine Auslöser, und die

Politik hat wirklich schnell gehandelt.“

Dass Veränderung möglich ist, könne man auch und gerade jetzt

in der Corona-Krise beobachten – wobei die nachhaltige Wirkung

erst später beurteilt werden wird: Wird die Notwendigkeit eingesehen

und werden Maßnahmen verlangt, ist die Bereitschaft der Gesell-

schaft groß, Veränderungen mitzutragen und Einschränkungen

hinzunehmen. Manch einer beschwört jetzt schon eine Nach-

Corona-Welt, in der sich vieles zum Guten wenden wird – weil wir

jetzt sehen, dass wir auch mit weniger Konsum und Flügen, dafür

mehr Fahrradfahren und Solidarität recht gut leben können. „Ob

das langfristig wirkt, vor allem, wenn wir einigermaßen glimpflich

davonkommen, da bin ich allerdings skeptisch. Ich glaube, alle

werden froh sein, wenn wir die Krise hinter uns haben – danach

werden wir wieder loslegen wie vorher.“ Wahrscheinlich müssen

doch wieder Gesetze her, um die positiven Erkenntnisse aus der

Krise zu wahren.

Und er selbst? Wie lebt ein Nachhaltigkeitsökonom die Nachhal-

tigkeit? „Wir versuchen privat unseren Teil beizutragen: seltener zu

fliegen oder ganz darauf zu verzichten zum Beispiel. Wir haben eine

Solaranlage, wir haben das Autofahren weitgehend reduziert, kau-

fen Fair-Trade-Produkte.“ In einem Supermarkt in der Nähe hat er

kritisiert, dass nur Plastiktüten für Obst angeboten wurden – tat-

sächlich gibt es seitdem auch Papiertüten. „Wir gucken, wo wir

einkaufen, etwa regionales Obst und Gemüse. Natürlich klappt das

nicht immer, es gibt Menschen, die da sehr viel weiter sind als ich“,

sagt er. „Aber wenn jeder erst einmal das tun würde, was ihm re-

lativ leichtfällt, dann wäre schon viel gewonnen.“ |

VERÄNDERUNG IST MÖGLICH Wie kann Nachhaltigkeit gelebt werden? Durch Vernunft oder Vorschriften? Welchen Einfluss hat die aktuelle Krise? Wirtschaftsprofessor Michael von Hauff über Plastiktüten und Paradoxe, Schockmomente und die Nach-Corona-Welt.

Michael von Hauff

Michael von Hauff, geboren 1947,

war Inhaber des Lehrstuhls für Volks-

wirtschaftslehre an der Technischen

Universität Kaiserslautern und Gast-

professor am Yangon Institute of

Economics Myanmar, an der Univer-

sity of Delhi und der Nanyang Tech-

nological University in Singapur. Er

hat sein ganzes Berufsleben lang zur nachhaltigen Entwicklung

sowie zu Problemen der Entwicklungs- und Umweltökonomie

geforscht. 2009 erhielt er den Deutschen Umweltpreis für seine

Leistungen im Forschungsgebiet „Nachhaltige Entwicklung“.

Es gibt wohl niemanden, der Klimawandel und Massentierhaltung, Kinderarbeit und Plastikmüll gut findet.«Michael von Hauff

Wirtschaftsprofessor

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18 aktuell KURZ UND KNAPP 19aktuell AUF E INEN BLICK Thema Verantwortung aktuell 1-2020aktuell 1-2020

AKTUELL KURZ UND KNAPPAus dem Fördergeschäft der ISB

Herausragende rheinland-pfälzische Unternehmen gesucht: Wettbewerbe 2020

+++ SUCCESS 2020: Unternehmen, die mit selbst entwickelten

neuen Produkten, Produktionsprozessen, technologieorientierten

Dienstleistungen oder IT-Vorhaben für technische Anwendungen

bereits erfolgreich sind, können sich bis zum 31. Juli 2020 für die

SUCCESS-Technologieprämien von bis zu 15.000 Euro bewerben.

Außerdem wird in diesem Jahr eine ebenfalls mit 15.000 Euro dotierte

Sonderprämie im Bereich „Additive Fertigung“ vergeben. Die Bewer-

bungsunterlagen sind auf der Internetseite der ISB unter www.isb.

rlp.de abrufbar.

+++ Pioniergeist 2020: Existenzgründerinnen und Existenzgründer,

die sich während der letzten fünf Jahre selbstständig gemacht, ein

Unternehmen übernommen haben oder in diesem Jahr gründen wer-

den, können sich bis zum 31. August 2020 für den Gründerpreis „Pio-

niergeist 2020“ bewerben. Der Preis für das beste Gründungskonzept

ist mit 15.000 Euro dotiert, der Zweit- und der Drittplatzierte erhalten

10.000 Euro beziehungsweise 5.000 Euro. Darüber hinaus prämieren

die Business Angels Rheinland-Pfalz die beste Gründungsidee

mit einem Sonderpreis in Höhe von 5.000 Euro. Die Bewerbungs-

unterlagen gibt’s unter www.pioniergeist.rlp.de (siehe auch „Aktuell

vor Ort“). |

Geschäftsjahr 2019: ISB steigert Jahresüberschuss auf rund eine Million Euro

+++ Im vergangenen Jahr steigerte die ISB ihr Neugeschäftsvolu-

men im Rahmen der Wirtschafts- und Wohnraumförderung auf

insgesamt 2,1 Milliarden Euro (+ 27 Prozent). Zwar ist die Zahl der

ausgesprochenen Zusagen mit 3.747 leicht rückläufig (Vorjahr

3.994), stellt sich in den einzelnen Programmen jedoch unter-

schiedlich dar. Mit einem vorläufigen Jahresüberschuss in Höhe

von ca. einer Million Euro konnte die ISB das Vorjahresergebnis

steigern. Die Bilanzsumme ist mit ca. 8,3 Milliarden Euro konstant.

Insbesondere Förderprodukte für Investitionen und Innovationen

wurden stark nachgefragt. „Die ISB ist als Förderbank des Landes

ein unverzichtbares Instrument der Wirtschafts- und Wohnraum-

förderung. In einem für Förderbanken schwierigen Marktumfeld ist

sie stabil aufgestellt. Dies zeigen auch die Ergebnisse des Jahres

2019“, sagte der ISB-Verwaltungsratsvorsitzende Finanzstaatsse-

kretär Dr. Stephan Weinberg anlässlich der Pressekonferenz zum

Jahresauftakt. Im Jahr 2019 wurden mit den Programmen des Lan-

des zur sozialen Wohnraumförderung insgesamt 2.560 Wohn-

einheiten (Vorjahr 3.008 Wohneinheiten) mit einem Volumen von

232,8 Millionen Euro (Vorjahr 235,6 Millionen Euro) gefördert.

Im Bereich der Wirtschaftsförderung verzeichnet die ISB im Jahr

2019 einen Anstieg der Fördervolumina um 5 Prozent auf 349,9 Mil-

lionen Euro bei 1.570 Förderzusagen (Vorjahr 1.529). Insgesamt

hat die ISB damit knapp 17.000 Arbeitsplätze im Land gesichert

und über 950 geschaffen. |

Der Vorstand der ISB, Dr. Ulrich Link und Ulrich Dexheimer, mit Finanzstaatssekretär Dr. Stephan Weinberg (v. l. n. r.).

IMPRESSUMaktuell 1-2020

HERAUSGEBER Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB)

REDAKTION Claudia Belz, Pressesprecherin ISB Hilger & Boie Design, Wiesbaden

LAYOUT Hilger & Boie Design, Wiesbaden

DRUCK Lindemann GmbH & Co. KG, Bad Kreuznach

BILDNACHWEIS Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB); Jakob Maul GmbH; Paulinerheim, Gertrud Fuhrmann, Stefan Fuhrmann; Lub Service GmbH, privat; Familie Koss, Fotowerkstadt Danielle Schwipp; Die Brotpuristen; Sandra Hauer; Michael von Hauff

Nachdruck nur mit Geneh migung des Herausgebers. Alle Rechte vorbehalten. Mai 2020

Antragsbearbeitung bei der ISB im Rahmen der Bundessoforthilfe

Quelle: ISB

Quelle: Umweltbundesamt Handelsverband, Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung

Vermeidbarer Müll

Nachweisbare Schadstoffe durch Mikroplastik

Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden

in Deutschland, 2018

in Deutschland

bei Familie Koss vor und nach vier Wochen Plastik-Verzicht

im Jahr 2019

AKTUELL AUF EINEN BLICKZahlen und Fakten zum Thema Verantwortung in Rheinland-Pfalz

455 kg Haushaltsabfälle

pro Kopf

35 kg Plastikmüll pro Kopf

50.000 Anträge in wenigen

Tagen

2020

4.000 Anträge im Jahr

2019

2,8 Mrd. To-go-Becher

2,0 Mrd. Plastiktüten

12,47 µg/l Bisphenol A

Plastikmüll

Arbeitsplätze in Rheinland-Pfalz gesichert und geschaffen

Mit sozialer Wohnraumförderung in Rheinland-Pfalz geschaffen

Quelle: ISB Quelle: ISB

18.000716bezahlbare Mietwohnungen

Eigenheime1.537

3,12 µg/l Bisphenol A

im Jahr 2019

Page 11: aktuell · 2020-06-10 · 6 aktuell IM FOKUS Thema Verantwortung aktuell IM FOKUS1-2020 Thema Verantwortung 7 MUSIK IM CONTAINER Bezahlbares Wohnen, Gemeinschaft, Kultur – auch

aktuell DAS MAGAZIN DER INVESTITIONS- UND STRUKTURBANK RHEINLAND-PFALZ (ISB)Ausgabe1 – 2020

aktuell IM AUSBLICK

isb-aktuell.de

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2 9 . O K T O B E R 2 0 2 0

Um Anmeldung unter isb.rlp.de/success2020

wird gebeten.

1 0 . N O V E M B E R 2 0 2 0

Um Anmeldung unter isb.rlp.de/startupsbauwirtschaft

wird gebeten.

2 5 . N O V E M B E R 2 0 2 0

Um Anmeldung unter isb.rlp.de/pioniergeist2020

wird gebeten.

Preisverleihung „SUCCESS – Vorsprung durch Innovation“ 2020

18:00 Uhr | Mainz, Foyer der ISB

Mit den SUCCESS-Technologieprämien zeichnet die ISB zusammen mit dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz herausra-gende innovative, neue und bereits am Markt erfolgreiche Produkte, Verfahren, technologieorien tierte Dienstleis-tungen und IT-Projekte klein- und mittelständischer Un-ternehmen aus. Im Rahmen des diesjährigen Wettbewer-bes wird zusätzlich eine Sonderprämie in Höhe von 15.000 Euro zum Thema „Additive Fertigung“ vergeben.

Veranstaltung „Start-ups meet Bauwirtschaft“

18:00 Uhr | Mainz, Gutenberg Digital Hub

Wie wollen wir in Zukunft wohnen – was ändert sich gerade, welche Trends bleiben bestehen und welche spannenden Geschäftsideen von Start-ups sind besonders interes sant für die Bauwirtschaft? Diesen Fragen geht die öffentliche Abendveranstaltung nach, die die ISB in Kooperation mit der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, dem Gutenberg Digital Hub, dem Zentrum Baukultur sowie dem Bauforum Rheinland-Pfalz GbR veran staltet. Durch die Vernetzung von Start-ups, Investoren und Partnern sollen die Akteure voneinander profitieren und neue Wege im Wohnungsbau beschreiten.

Preisverleihung „Pioniergeist 2020“

18:00 Uhr | Mainz, SWR

Unter dem Motto „Pioniergeist: Ihr Konzept – unser Gründer-preis“ veranstaltet die ISB ge mein sam mit dem SWR Fern-sehen sowie den Volksbanken Raiffeisenbanken in Rhein-land-Pfalz einen Gründerwettbewerb, der jährlich mit insgesamt 30.000 Euro dotiert ist. Auch in diesem Jahr wird zusätzlich ein Sonderpreis für die „beste Gründungs-idee“ in Höhe von 5.000 Euro von den Business Angels Rheinland-Pfalz e. V. vergeben.