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Westflisches Landesmedienzentrum I M F O K U S I M F O K U S April 2005 Aus dem Inhalt 1945 im Blick von Fotografie und Film Lehren und Lernen mit Bildern Neue WLM-Reihe Westfalen im Bild Kino macht Schule in ganz Nordrhein- Westfalen! Notebook-Klassen kein Computerraum auf zwei Beinen! Paul Brune Filmbiographie über die langen Nachrichten aus dem Westflischen Landesmedienzentrum 1 / 2005

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Westfälisches LandesmedienzentrumI

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S April 2005

Aus dem Inhalt 1945 im Blick von Fotografie und Film

Lehren und Lernen mit Bildern Neue WLM-Reihe �Westfalen im Bild�

Kino macht Schule � in ganz Nordrhein-Westfalen!

Notebook-Klassen � kein Computerraum aufzwei Beinen!

Paul Brune � Filmbiographie über die langen

Nachrichten aus dem Westfälischen Landesmedienzentrum

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Redaktion: Claudia LandwehrKontakt: [email protected]

Tel: (0251) 591-3966 Titelfoto: �Im Hauptgefechtsstand der 156. britischen

Brigade in Stadtlohn versperrt Sergeant J.D. Eilbeck den Ausgang mit einem übermalten Hitlerbild�Imperial War Museum, London, BU 3014

Entwurf und Gestaltung: Ute HaversInternet: www.westfaelisches-landesmedienzentrum.de

INHALT / IMPRESSUM

Editorial

MedienbildungRobert Gücker � Referent für MedienpädagogikWanderausstellung �Jugend im Nationalsozialismus� � Praktikant/in gesuchtKommunen und Land Hand in Hand � Bilanz und Perspektiven der e-nitiative.nrw Notebook-Klassen � kein Computerraum auf zwei Beinen!Neue Medienkennziffer 67 für DVD-ROMReferentin für Filmbildung im WLM � Schuld ist mein Großvater!Filmerziehung im deutsch-französischen Vergleich � Ein TagungsberichtFilme lesen lernen. Seminar zum Filmkanon im Geschichtsunterricht Kino macht Schule � in ganz Nordrhein-Westfalen!Pausenbrot statt Popcorn � 3. Schulfilmwoche NRW�Sophie Scholl� im Geschichtsunterricht? Vom Ende zum Anfang � 1945 im Film�Rasende Reporterkids� nehmen Filme kritisch unter die Lupe

MedienproduktionPaul Brune � Filmbiographie über die langen Schatten der NS-Psychiatrie Unter deutscher Besatzung � Onder Duitse bezettingLehren und Lernen mit Bildern � Neue WLM-Reihe �Westfalen im Bild��Bärenstarke Fototage� in EisenachRepros unterm Kronleuchter

Ein Bild

Archiv1945 im Blick der Fotografie. Kriegsende und Neuanfang � eine AusstellungRohe Negative. Digitale Negative als RAW-Files im DNG-FormatIm Netzwerk Mediatheken

Aus den Medienzentren Zum Tode von Klaus KorilStadt Münster und LWL vereinbaren neuen Stadtbildstellen-VertragMedienzentren 2005 � Die Werkstatt ist in der Gegenwart angekommenKisten gepackt und ab in die Mitte! Umzug ins Pädagogische Zentrum HammEinrichtung des Monats � Das Medienzentrum der Stadt Hamm!Medientag 2005 in BielefeldTag der offenen Tür des Medienzentrums für den Kreis Steinfurt

Tipps & Termine

Leitfaden

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EDITORIAL

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! Dr. Markus KösterKontakt: [email protected]

Liebe Medienverantwortliche in Westfalen-Lippe,Liebe Freunde des Westfälischen Landesmedienzentrums,

Zwei neue Gesichter begrüßen Sie im aktuellen �Fokus�:Marlies Baak-Witjes und Robert Gücker verstärken seitkurzem das Team des Westfälischen Landesmedienzen-trums. Während Robert Gücker am 1. Januar die Nach-folge von Georg Schlünder als Referent für Medienpä-dagogik angetreten hat, ist Marlies Baak-Witjes seit dem1. Februar im Rahmen der Medienberatung NRW für dieFörderung der Filmbildung in ganz Nordrhein-Westfalenzuständig. Ihr erstes großes Projekt ist die Mitorganisationund pädagogische Begleitung der 3. SchulfilmwocheNRW, deren Landesbüro sich in diesem Jahr erstmals imWestfälischen Landesmedienzentrum befindet. Zurück inden Schuldienst ist mit dem Ende der E-nitiative AndreasScholten gekehrt, der vier Jahre lang Ansprechpartner dere-teams in Westfalen-Lippe war. Ihm sei für sein fachli-ches Engagement und seine menschliche Kollegialitätnoch einmal sehr herzlich gedankt.

Auch nach dem Auslaufen der E-nitiative bleibt dieWeiterentwicklung des Lernens mit Medien eine zentralegemeinsame Aufgabe von Land und Kommunen. Deshalbplanen das Schulministerium und die Medienzentren derbeiden Landschaftsverbände für die Zeit ab 2006 einenoch engere Zusammenarbeit im Rahmen der Medien-beratung NRW. Zwar müssen die Verhandlungsergebnissein den nächsten Wochen noch politisch abgestimmt wer-den, doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass Westfalen-Lippe dabei künftig eine stärkere, gleichberechtigtereRolle spielen wird.

Von der Zukunft in die Geschichte: In wenigen Wochenjährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 60. Mal.In den Medien findet das Thema zur Zeit großeAufmerksamkeit. Auch das Westfälische Landesmedien-zentrum erinnert mit gleich drei Projekten an diesesEpochenereignis deutscher Geschichte: Aus europäischerPerspektive beleuchtet eine bemerkenswerte Fotoausstel-lung im Westfälischen Landesmuseum für Kunst undKulturgeschichte Kriegsende und Neuanfang. Speziell dieRegion Westfalen nimmt eine CD-Rom in den Blick, diedie Geschichte der �Stunde Null� in über 50 zum Teil bis-lang unveröffentlichten Fotografien für die historische

Bildungsarbeit aufbereitet. Das Titelfoto des aktuellen �ImFokus� ist eine davon. Sechs Spiel- und zwei Dokumen-tarfilme aus dem und über das Jahr 1945 präsentiertschließlich eine Filmforenreihe, die von April bis Juli immünsterischen Programmkino Cinema laufen wird. Dasvorliegende Heft stellt nicht nur alle drei Angebote vor,sondern eröffnet mit dem Werkstattbericht unseres Foto-grafen Stephan Sagurna �Repros unterm Kronleuchter�auch einen Blick hinter die Kulissen der beiden Fotopro-jekte.

Besonders empfehlen möchte ich Ihrer Aufmerksamkeitabschließend die neue DVD des Westfälischen Landes-medienzentrums: �Lebensunwert. Paul Brune � NS-Psychiatrie und ihre Folgen�. Sie beleuchtet an einem bio-graphischen Beispiel die Geschichte der nationalsozialisti-schen Psychiatrieverbrechen, aber auch deren langeSchatten bis fast in die Gegenwart hinein. Ein mir unbe-kannter Mann schrieb uns vor einigen Tagen: �In der letz-ten Woche habe ich den Film �Lebensunwert� erhaltenund bin gleichermaßen begeistert wie entsetzt. Begeistertdeshalb, weil ein Träger wie der LWL hingeht und solcheinen Film produzieren lässt bzw. vertreibt. In Anbetrachtder derzeitigen Kostendiskussion sicherlich sehr wichtig.Ja und entsetzt, weil zu der Zeit, in der Herr Brune ver-suchte Fuß zu fassen und zu studieren, ich selbst kurz vordem Studium stand und mir eine solche Situation gar nichthätte vorstellen können. Es kamen da zwar die ersten�Psychiatriefilme� in die Programmkinos, aber eine solchpersönliche Darstellung übertrifft das bei weitem. ...Ich hoffe, die DVD wird intensiv nachgefragt, und dasauch für die Opfer, damit diese auch merken, dass es hier-für schon ein großes Interesse gibt.�

Dieser Hoffnung schließe ich mich aus voller Überzeu-gung an!

Ihr

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! Robert GückerKontakt: [email protected]

Robert Gücker � Referent für Medienpädagogik

Guten Tag, seit dem 1. Januar 2005 habe ich meine neueStelle im Referat Medienpädagogik angetreten und bindort zuständig für das Referat Außerschulische Bildung.Ich bin im Landesmedienzentrum sehr herzlich aufgenom-men worden und möchte an dieser Stelle dafür danken.Das Einleben in der neuen Position braucht natürlich Zeit,aber ich fühle mich in meiner Tätigkeit schon sehr wohl.Gerne möchte ich die Gelegenheit nutzen, etwas zu mei-ner Person zu schreiben und kurz den Weg zu skizzieren,der mich schließlich ins WLM geführt hat.

Geboren bin ich in Iserlohn nicht weit von Münster ent-fernt, war aber im Sauerland nur sehr kurze Zeit, da meineFamilie nach Kassel zog. Dort wuchs ich auf und machtenach dem Abitur eine Lehre als Bankkaufmann. Bisherweist nichts auf mein späteres Feld der Medienpädagogikhin, aber schon seit der Banklehre habe ich sozusagennebenberuflich �Filme� gemacht, allerdings wie man ebenso Anfang der 90er �Filme� machte: auf Video mit sehrabenteuerlichen Kameras, die noch trennten zwischenKamera und Recorder. Geschnitten wurde mit zwei Video-recordern. Die Ausrüstung kam vom Haus der Jugend inKassel, und wir wurden von sehr enthusiastischenMedienpädagogen betreut. Es gab auch einen Videowett-bewerb, bei dem wir gleich mit unserem ersten Film einenPreis gewannen und so natürlich ungeheuer motiviert andie weitere Filmarbeit gingen. Insgesamt sind in den 90erJahren 14 Filme entstanden, die recht erfolgreich aufFestivals liefen und zum Teil im Fernsehen gezeigt wur-den � ein Videofilm hat es in den Verleih des WLM ge-schafft.

Parallel zu meiner Filmarbeit absolvierte ich in Göttingendas Studium der Psychologie und Volkskunde, das ich1999 abschloss. Innerhalb der Volkskunde belegte ich dasCurriculum Visuelle Anthropologie, wo wir uns intensivmit Feldforschung und Filmarbeit auseinander setzten.

Ich hatte zu diesem Zeitpunkt sehr viele Erfahrungen mitden Medien Film (S 8, 16mm) und Video gesammelt,Erfahrungen mit dem Einsatz von Computern undMultimedia sollten im Anschluss an das Studium folgen.

Neu im Neu im WLMWLM Ich war schnell Projektmanager für Internet in einerAgentur in Hamburg (es war New Economy Zeitalter) undlernte mein Handwerkszeug beim praktischen Tun und amWochenende berufsbegleitend an der FH Lüneburg, woich mich zum �Multimedia-Informatiker� weiterbildete.

Der Einsatz von eLearning in der Bildung und Hochschulewurde mir vertraut durch Stellen als wissenschaftlicherMitarbeiter an der FH Lüneburg und der UniversitätHamburg. Von 2002 bis Ende 2004 war ich als didakti-scher Berater für eLearning Projekte des Verbunds nord-deutscher Hochschulen am Lehrstuhl von Prof. Schul-meister tätig. Parallel war ich seit 1998 Dozent für Film-praxis bei der LAG Jugend und Film Niedersachsen undseit 2001 habe ich als ehrenamtliches Vorstandsmitglieddes Bundesverbands Jugend und Film die Felder �JungeFilmszene� und �Internationale Kontakte� zu betreuen.

Ich freue mich, in meiner neuen Stelle beim WLM meinevielfältigen Interessen zusammenführen und einen sehrspannenden Bereich betreuen zu können, und bin gespanntauf weitere Arbeits-, Gestaltungs- und Kooperationsmög-lichkeiten.

Wanderausstellung �Jugend im Nationalsozialis-mus� � Praktikant/in gesucht

Der Jugendhof Vlotho plant in Kooperation mit mehrerenSchulen ein Projekt zum Thema �Jugend im NS�. DasGrundkonzept sieht vor, Schüler/innen zu animieren, vorOrt selber nach Spuren der Erziehung im NS zu suchen.

Vorgesehen ist außerdem, dass die beteiligten Schulklas-senihr Material medial aufbereiten und der Ausstellung als Er-gänzung hinzufügen, so dass diese sich von Ort zu Orterweitern kann.

Das Westfälische Landesmedienzentrum Münster ist fürden Mediensupport in dem Projekt zuständig. In diesemRahmen soll ein Konzept für eine Online-Plattform zurKommunikation und Quellenarbeit/eLearning der betei-ligten SchülerInnen und Lehrer/innen erarbeitet werden.Die Anforderungen ergeben sich aus museumspädagogi-schen und mediendidaktischen Gesichtspunkten.

Gesucht wird eine Studierende/ein Studierender, die/der imRahmen eines Praktikums und/oder einer Abschlussarbeit die-ses Konzept unter Anleitung des Landesmedienzentrumserstellen möchte. Zeitraum ca. April/Mai bis September 2005.

! Robert GückerKontakt: [email protected]

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Kommunen und Land Hand in Hand � Bilanzund Perspektiven der e-nitiative.nrw

Ende November 2004 fand die e-nitiviative.nrw mit einerGemeinsamen Erklärung des Schulministeriums und derKommunalen Spitzenverbände ihren Abschluss. DieErklärung machte noch einmal sehr deutlich, dass sich dieZusammenarbeit von Land und Kommunen in den Augenaller Beteiligten bewährt hat und daran nicht zuletzt dieUnterstützungsleistungen des Medienzentrums Rheinlandund des Westfälischen Landesmedienzentrums großenAnteil tragen.

Vor dem Hintergrund dieser positiven Einschätzung fan-den seit Herbst 2004 zwischen den beiden Landschaftsver-bänden und dem Ministerium für Schule, Jugend undKinder Verhandlungen über die künftige Form und diekünftigen Aufgaben der Medienberatung NRW statt. DieseVerhandlungen sollen noch in diesem Frühjahr in einegemeinsame Vereinbarung zwischen beiden Landschafts-verbänden und dem Land münden.

Von der e-nitiative zur Medienberatung NRW

Zentrale Passagen der �Gemeinsamen Erklärung� vom26. November 2004 drucken wir im Folgenden ab, dervollständige Text der ist unterwww.medienberatung.nrw.de/FachThema/Publikationen/erlasse/gemeinsameerklaerung als pdf abrufbar.

Auszüge aus der �Gemeinsamen Erklärung desMinisteriums für Schule, Jugend und Kinder NRW,des Landkreistages NRW, des Städte- und Gemeinde-bundes NRW und des Städtetages NRW über Bilanzund Perspektiven der Zusammenarbeit in der e-nitiati-ve.nrw � Netzwerk für Bildung 2000-2004� vom 26.November 2004

Die Zusammenarbeit in der e-nitiative.nrw � Netzwerk fürBildung hat sich bewährt. Land und Kommunen haben inden vergangenen 5 Jahren trotz eingeschränkter Ressour-cen ihre Anstrengungen zur Förderung des Lernens mitNeuen Medien in den Schulen deutlich verstärkt. Durchdas gemeinsame Wirken haben sich die Rahmenbedin-gungen für das Lernen der Kinder und Jugendlichen mitNeuen Medien spürbar verbessert. Auf der Grundlage desErreichten hat das Lernen mit Neuen Medien einenBeitrag zur Verbesserung der Lernkultur in den Schulenund damit auch zur Qualitätsentwicklung von Schule undUnterricht insgesamt geleistet. Damit wurde auch einwichtiger Beitrag zur Chancengleichheit geleistet. ...

...Neue Medien verändern langsam, aber kontinuierlichdie Unterrichtspraxis. Sie sind damit unerlässlich für dieEntwicklung einer neuen Lernkultur als zentraler Bestand-teil der Qualitätsentwicklung der Schule insgesamt. Es istdaher unverzichtbar, den angestoßenen Prozess derVeränderung weiter zu unterstützen, ihn zu begleiten undsystematisch zu fördern. Die Weiterentwicklung desLernens mit Medien in den Schulen bleibt damit auch inden kommenden Jahren gemeinsame Aufgabe von Landund Kommunen.

Auf der Grundlage der erfolgreichen Zusammenarbeit dervergangenen 5 Jahre verabreden das Land und dieKommunen in NRW auch für die Zukunft eine engeAbstimmung der gemeinsamen Bemühungen bei derWeiterentwicklung des Lernens mit Medien in denSchulen. Insbesondere im Bereich der MedienberatungNRW werden die zentralen Schwerpunkte der Angebotefür Schulen und Schulträger auch in Zukunft eng zwischendem Ministerium für Schule, Jugend und Kinder, demMedienzentrum Rheinland, dem Westfälischen Landes-medienzentrum und den Kommunalen Spitzenverbändenabgestimmt.�

! Dr. Markus KösterKontakt: [email protected]

Notebook-Klassen � kein Computerraum auf zweiBeinen!

Was waren das für schöne Zeiten, als man beim Wort Pisanoch an Dolce Vita und schiefe Türme dachte. DieseZeiten sind in Deutschland nun schon seit einigen Jahrenpassé und das Wort treibt manchen Bildungsverantwort-lichen nicht selten auch ohne italienische SonneSchweißperlen auf die Stirn.

Immerhin hat die Diskussion der letzten Jahre dazugeführt, dass man � wenn nicht überall, so doch an erfreu-lich vielen Stellen � intensiv über das Lernen in deutschenKlassenzimmern nachgedacht hat. Leider hat dieses inten-sive Nachdenken noch nicht dazu geführt, dass flächen-deckend Fakten geschaffen wurden, die unsere Kinder beiihrem Lernen nachhaltig unterstützen. Gleichwohl setztsich langsam und allmählich die Erkenntnis durch, dassLernen nicht passiv funktioniert, sondern ein sehr indivi-dueller Prozess ist, auf den sich Schule in besondererWeise einstellen muss. Konstruktivismus � vor wenigenJahren in den Studienseminaren noch eher ein mit einemmitleidigen Kopfschütteln bedachter Begriff � ist nun inaller Munde. Man darf wieder Reformpädagoge sein *g*.

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Neue Medienkennziffer 67 für DVD-ROM

Von der Datenstruktur ist sie wie eine CD-ROM. IhreDatenkapazität ist allerdings deutlich höher. Sie kann mitbeliebigen PC-Daten (Bilder, Grafiken, Videosequenzen,Datenbanken etc.) beschrieben werden, die auf jedem ent-sprechend ausgerüsteten PC wieder lesbar sind.

Doch: Standalone DVD-Player können sie nicht lesen.Deshalb werden die DVD-ROMs durch eine neue MKZvon den 46 DVD-Videos abgegrenzt. Erste Produkte sindauf dem Markt erschienen � z.B. Ökosystem Wald (IWF),25.000 Meisterwerke (Digitale Bibliothek).

! Dr. Angela Schöppner-HöperKontakt: [email protected]

Lehrer sind nun gefordert ihren Schülern Lernarrange-ments zur Verfügung zu stellen, die den Schülern auch tat-sächlich ein selbst gesteuertes und selbst verantwortlichesLernen und Arbeiten ermöglichen.

In der Vergangenheit hat es immer wieder Bemühungengegeben, den Erkenntnissen der Lernforschung auchdurch die Einbeziehung von Computern in den UnterrichtRechnung zu tragen. Allerdings fanden und finden dieseVersuche � zumindest an den weiterführenden Schulen �zu 99% in Computerräumen statt. Die an den Wänden auf-gereihten, festinstallierten, häufig abgespeckten odergänzlich verschlossenen Rechner, die den Schülern nur zuganz bestimmten Zeiten zur Verfügung stehen, scheinenals Sinnbilder für einen Paradigmenwechsel mit Rechtgänzlich ungeeignet.

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�Jedem Schüler seinen Laptop� � mehr als eine Schreibmaschine

Sollten die Kritiker und Skeptiker also doch Recht behaltenund, sollten wir ein zweites �SprechlaborfiaskoSprachlabor-Fiasko� erleben? Kaum kontrovers diskutiert wird, dass dieMaschinen im Computerraum für bestimmte Lernszena-rien � reine Software- oder Handlingschulungen �, indenen alle Schüler zeitgleich an einer Aufgabe arbeiten,sinnvoll eingesetzt werden können. Aber im alltäglichenUnterricht, in allen Fächern ... als Reformvehikel für eineveränderte Lernkultur?

Die Lösung liegt nicht auf der Hand, sondern eher auf demSchoß: Notebooks.

Noch vor wenigen Jahren erntete Frau Buhlman fast aus-schließlich Kopfschütteln, als sie mit der Forderung�Jedem Schüler sein Laptop� auftrat. Man stellte sich denlehrerzentrierten Unterricht vor, sah 30 Schüler hintereinem Laptop sitzen und diesen als Schreibmaschinebenutzen � und führte sein Kopfschütteln fort. Wenn derLehrer sich noch in der traditionellen Rolle desWissensvermittlers sieht, dann läuft sein neues Lern-arrangement eher auf �mobiles Lehren� mit Beamer undPowerPoint-Vortrag raus, als auf eine neue Lernkultur, inder das selbst gesteuerte und selbst verantwortlicheLernen und Handeln der Schüler gefördert wird.

Die zukunftsweisenden Lernarrangements müssen sogestaltet werden, dass sie die den unterschiedlichen Lern-tempi der Schüler Rechnung tragen und die Lernkulturmuss sich so entwickeln, dass die Schüler ausreichendGelegenheit erhalten, ihre individuellen Lernwege zu ver-folgen.

Aus heutiger Sicht, ist das Lernen mit Notebooks DERAnsatz für die Entwicklung des Lehrens und Lernens mitneuen Medien.

Um Lehrerinnen und Lehrern auf ihrem Weg in eine neueLernkultur Hilfe und Unterstützung zu geben, bietet dieMedienberatung NRW in Zusammenarbeit mit demProjekt �Ziel Zukunft � Notebook-Klassen NRW� derStiftung Partner für Schule NRW und der Fujitsu SiemensComputer GmbH im April eine Reihe von Informations-und Workshopveranstaltungen im Westfälischen Landes-medienzentrum an.

Schwerpunkt der Veranstaltungen ist der Einsatz der Lap-tops im Fachunterricht unter Beachtung des besonderenPotenzials dieser Maschinen.

Weitere Informationen und Möglichkeiten zur Online-Anmeldung finden Sie unter:http://www.partner-fuer-schule.nrw.de/projekt-fujitsu-sie-mens_workshops.php

! Birgit GieringKontakt: [email protected]

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! Marlies Baak-WitjesKontakt: [email protected]

Neu im Neu im WLMWLM

Referentin für Filmbildung im WLM � Schuld istmein Großvater!

Mein Großvater war Bergmann und � vielleicht wegen derdauernden Dunkelheit � dem �Rausch der Bilder� verfal-len. Wenn er meiner Großmutter die Lohntüte ablieferte,fehlte jedes Mal ein kleiner Betrag � ausgegeben für eineKinokarte. Mit dem Eintritt ins Kino begann die Reise inunbekannte Regionen, in die Welt der großen Gefühle undder Phantasie.

Er schaffte es, diese Begeisterung weiterzugeben � übermeine Mutter, die mit einem alten Hut auf dem Kopf dasJugendverbot von Filmen umging, bis hin zu mir:Unvergesslich der Klassenausflug mit unserem Latein-lehrer von Castrop-Rauxel nach Dortmund zu �My fairLady� im Film-Casino! Bis heute kann ich �Es grünt sogrün wenn Spaniens Blüten blühen� singen � aber meistdarf ich nicht...Es war eines der ersten Schulkinoprojekte, obwohl mirder Bezug des Films zum Lateinunterricht unklar blieb.

Trotz der frühen Prägung dauerte es viele Jahre, bis ichselbst erste Schulkinoprojekte organisierte. In diesenJahren bin ich Diplompädagogin für Erwachsenenbildunggeworden, war Praktikantin beim ZDF in Mainz, machtenoch das Lehrerexamen und arbeitete an Hauptschulen imDortmunder Norden.

Dem manchmal grauen Alltag setzten meine Schülerinnenund ich selbstgedrehte Filme entgegen, die zumindest dieZuschauer zum Lachen brachten.

Das einzig Professionelle an unserer Filmproduktion wardie technische Ausstattung, die uns das DortmunderMedienzentrum zur Verfügung stellte. So entstand einKontakt, der schließlich zu einer 15-jährigen Tätigkeit alsMedienberaterin führte.

Die ersten Schulkinoprojekte fanden im Medienzentrumstatt � Filmvorführungen mit pädagogischem Begleitpro-gramm und Lehrerfortbildungen zur Filmanalyse. DieNachfrage war größer als der provisorische Kinosaal, und solag die Zusammenarbeit mit einem �richtigen� Kino nahe.

Schulische Filmbildung wurde mein Arbeitsschwerpunktin Dortmund und im Regierungsbezirk Arnsberg, seit dem1. Februar 2005 bin ich Referentin für Filmbildung in der�Medienberatung NRW� mit den beiden StandortenMünster und Düsseldorf.

Mein Aufgabenbereich ist so spannend wie vielfältig: DerFilm als �Kulturgut� soll stärker im Unterricht allerSchulformen verankert werden � durch Projekte wie z.B.die landesweite Schulfilmwoche im Juni 2005, aber auchdurch Fachtagungen und Fortbildungen für Lehrkräfte.Ein Bericht über die erste Fachtagung am 9. Februar 2005und Informationen zur Schulfilmwoche finden sich abSeite 10 dieser Ausgabe.

Meinen neuen Kolleginnen und Kollegen im Westfäli-schen Landesmedienzentrum danke ich für die freundlicheAufnahme, auf die Zusammenarbeit freue ich mich.

Filmerziehung im deutsch-französischen Vergleich� Ein Tagungsbericht

Wenn in Deutschland nach Modellen für die schulischeFilmerziehung gefragt wird, geht der Blick sehr häufigüber die Grenze nach Frankreich. Was den schulischenUmgang mit Film diesseits und jenseits des Rheins unter-scheidet, war Leitfrage einer Fachtagung, die das Goethe-Institut Lille vom 1.-3. Dezember 2004 unter dem Titel�Filmerziehung auf dem Prüfstand. Konzept und Realitätin Frankreich und Deutschland� veranstaltete. Der fol-gende Beitrag von Klaus-Dieter Felsmann kommentiertdie Ergebnisse der Tagung. Er erschien zuerst in der KJK(Kinder- und Jugendfilm Korrespondenz) 1/2005.

Die Filmhochschule �Le Fresnoy� in der Nähe von Lille inNordfrankreich ist als solche ein beeindruckendes Symbolfür den sozialen und kulturellen Wandel innerhalb derIndustriegesellschaften Europas zu Beginn des 21.Jahrhunderts. Eine ehemalige Vergnügungsstätte derBergleute und Stahlarbeiter, die das gesellschaftlicheLeben hier einst prägten, wurde futuristisch überbaut undenthält nun Studios, Hörsäle und filmtechnischeArbeitsplätze.

Es gäbe wohl kaum einen symbolträchtigeren Ort, umüber den Stellenwert von Filmbildung innerhalb desErziehungskanons von Kindern und Jugendlichen nachzu-

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denken. Das Gebäude allein suggeriert die Frage, inwie-fern die Schule mit ihren medialen Angeboten dem gesell-schaftlichen Wandel gewachsen ist?

Im Rahmen dieses Ambiente hatte das Goethe InstitutLille im Dezember 2004 nun zu einem deutsch-französi-schen Expertentreffen zum Thema �Film+ Medienkom-petenz in der Schule� geladen. Ausgehend von dermomentanen Diskussion in Deutschland, wie schulischeFilmbildung flächendeckend qualifiziert werden könnte,lag die Überlegung auf der Hand, die deutschenBemühungen mit den Erfahrungen in Frankreich zu ver-gleichen. Dabei sollte gleichzeitig gefragt werden, wie esgelingen kann, die nunmehr zehnjährigen guten französi-schen Erfahrungen soweit zu entwickeln, dass sie inZukunft eine verbindliche Verankerung im Schulsystemfinden können.

Dorothee Ulrich, die für den Filmbereich und auch für dieTagung am Goethe Institut Lille verantwortlich ist, hatte inder KJK 97-1/2004 sämtliche französischen Bemühungenum Filmbildung in der Schule ausführlich vorgestellt.Während der Tagung erläuterten Vertreter der einzelnenInitiativen die jeweiligen Aktivitäten. Das reichte voneiner zentralen Einrichtung wie �Les enfants de cinéma�bis hin zu regionalen Bemühungen etwa für Primarschulenim Département Nord. Für die deutschen Vertreter war dieBreite, die hier sichtbar wurde, beeindruckend. ImGegenzug zeigte sich aber, dass die Situation diesseits desRheins nun auch wieder nicht so schlecht ist, wie esmanchmal scheint, wenn es um die mühseligen Finanzie-rungsdebatten für einzelne Programme geht.

Horst Walther vom Institut für Kino und Filmkultur konn-te auf beachtliche Reichweiten bei den von ihm organi-sierten Kinoseminaren und �Schul-Film-Wochen� verwei-sen. Regine Jabin und Michael Harbauer stellten komple-xe und wirkungsvolle Initiativen aus Berlin/Brandenburgbzw. aus Sachsen vor. Margret Albers erläuterte dieArbeitsschwerpunkte der �Stiftung Goldener Spatz�, diemit dem Festival in Erfurt und Gera, der Winterakademiefür Drehbuchautoren und diversen bundesweiten medien-pädagogischen Aktivitäten Veranstaltungen organisiert,die international beispielhaft sind.

Markus Köster vom Westfälischen Landesmedienzentrumin Münster und Marlies Baak-Witjes vom Medienzentrum

Dortmund � seit Februar 2005 Referentin für Filmbildung inder Medienberatung NRW � verwiesen auf erfolgreicheProjekte, die unmittelbar aus dem Bildungsbereich herausinitiiert werden. Nimmt man dies alles zusammen, dazu dieauch in Lille über Vertreter anwesenden Projekte wie die derLAG Niedersachsen, der Bundeszentrale für Politische Bil-dung bzw. von � ciné fête� und zahlreiche andere, so ergibtsich auch für Deutschland ein Bild von einem relativ breitenAngebot an Filmbildung für Kinder und Jugendliche.

Methodisch geht man in Frankreich wie in Deutschlandähnlich vor. Es werden Begleithefte für Schüler undLehrer organisiert, man sucht die Auseinandersetzung mitdem Film über spielerische Mittel oder man setzt auf dasFilmgespräch. Es wird die aktive Beschäftigung mit demMedium angeregt und es gibt Bemühungen um komplexeSeminare, bei denen man ausführlich Filmstrukturenuntersucht. Gleichzeitig ist es in beiden Ländern wichtig,dass Lehrpersonal entsprechend ausgebildet wird. Auffäl-lig war, dass es in Frankreich offenbar mehr Filmkünstlergibt, die die Entwicklung von Medienkompetenz vonHeranwachsenden als lohnende Aufgabe ansehen.

In beiden Ländern scheint es Konsens zu sein, dass Film-bildung nicht Gegenstand eines eigenen Schulfaches wer-den sollte. Abgesehen von speziellen Projekten, geht esimmer um einen fächerübergreifenden integrativen Bei-trag. Dieser sollte allerdings in den Lehrplänen eine stär-kere Verankerung finden. Aufgrund der administrativenStrukturen gibt es in Frankreich bessere Voraussetzungendafür, dass Filmbildung landesweit gleichermaßen organi-siert wird. Das ist in Deutschland wegen der föderalenBedingungen schwieriger. Allerdings sollte auch hier imSinne der Sache eine bessere Kooperation möglich sein.

Viel war in Lille in diesem Zusammenhang von der zugründenden �Medienkompetenzagentur� die Rede. Diesekönnte ein enormer Gewinn sein, wenn sie sich alsKoordinatorin der regionalen Initiativen verstünde. Alleindie Zusammenführung von Kultur- und Bildungsbehör-den, wie es in Frankreich mit Blick auf Filmbildung üblichist, wäre ein enormer Fortschritt. Das wird allein schondaran deutlich, dass bei dem Symposium in �Le Fresnoy�auf französischer Seite relativ viele Schulpolitiker dasWort ergriffen, auf deutscher Seite das Thema weitgehendvon außerschulischen Repräsentanten diskutiert wurde.

Wenn auch unterschiedlich gewichtet, bleibt in beidenLändern die Forderung, dass Filmbildung nicht mehr alseine Kannaufgabe angesehen wird, sondern dass es zumselbstverständlichen Bestandteil von schulischer Bildungwird. Dies kann aber nur dann sinnvoll gestaltet werden,wenn Schule sich öffnet. Moderne Bildung braucht Im-pulse von Experten und dafür müssen entsprechendeBedingungen geschaffen werden.

Es ist dem Goethe Institut Lille mit seiner LeiterinWaltraud Gros und mit Dorothee Ulrich hoch anzurechnen,

Logo der Fachtagung in Lille

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! Dr. Markus KösterKontakt: [email protected]

! Klaus-Dieter FelsmannKontakt: [email protected]

Filme lesen lernenSeminar zum Filmkanon im Geschichtsunterricht

Mit dem Filmkanon als Gegenstand und Mittel desGeschichtsunterrichts beschäftigt sich ein Wochenend-seminar, zu dem das Westfälische Landesmedienzentrumvom 15.-16. April 2005 gemeinsam mit der Katholisch-Sozialen Akademie Franz Hitze Haus und derBundeszentrale für politische Bildung Lehrer/innen undandere Interessierte nach Münster einlädt.

Der Filmkanon mit 35 ausgewählten Filmklassikern fürdie Schulen ist ein Angebot, den �Lesestoff� und die�Lesekompetenz� von Schülern durch exemplarischeFilme der Filmgeschichte zu erweitern. Zugleich sollendamit heutige Rezeptionsgewohnheiten und Mediener-fahrungen von Schülern für Lernprozesse genutzt werden.

Filme anzuschauen ist einfach, Filme lesen zu können aberkeine selbstverständliche Kulturtechnik. Denn die �Film-sprache� ist eine komplexe Komposition audiovisuellerElemente und ein hochentwickeltes System verschiedenerwirkungsästhetischer Faktoren. Filmanalyse kann undmuss man lernen wie Textinterpretation und Quellenkritik.Sie verhilft zu einem geschulten Blick.

Ausgangspunkt des Seminars ist das Verständnis von Filmals zeithistorisches Dokument, seine Entwicklungs-geschichte als Medium mit seinen ökonomischen, techni-schen und historischen Rahmenbedingungen. In einemersten Durchgang durch den Kanon sollen nach Leitthe-men gruppierte Ausschnitte von Filmen präsentiert werden,die besonders für den Geschichtsunterricht geeignet sind.

Ausführlich und exemplarisch wird �Citizen Kane� analy-siert werden. In einem weiteren Schwerpunkt wird es umFragen des schulischen Einsatzes und der didaktischenVermittlung von Filmen gehen.

Infos und Anmeldungen: Akademie Franz Hitze HausMaria ConlanTel. 0251/[email protected]

Kino macht Schule � in ganz Nordrhein-Westfalen!Landesweite Fachtagung der Medienberatung NRWfür e-teams und Medienzentren am 9. Februar 2005 inMünster

Der Tagungsort passte zum Thema � Dr. Markus Köster,Leiter des Westfälischen Landesmedienzentrums, begrüß-te die rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer derFachtagung �Kino macht Schule� im benachbarten Pro-grammkino.

Das �Cinema� engagiert sich seit Jahren für eineKinokultur, die abseits des Hollywood-Mainstreams einanspruchsvolles Programm bietet � gerade auch fürKinder und Jugendliche.

Filmtheaterleiter Jens Schneiderheinze erläuterte, warumder Verzicht auf Massenware seinen Preis hat und vieleProgrammkinos unter Finanzmangel bis hin zur Insolvenzleiden. Insbesondere die von den Filmverleihern geforder-te �Mindestgarantie� von ca. 150 Euro pro Film, unabhän-gig davon, wie viele Eintrittskarten tatsächlich verkauft

dass es die Tagung organisiert hat. Es war für beide Seitengleichzeitig Anregung und Bestärkung für das eigeneBemühen.

Verlassene industrielle Produktionsstätten und leere prole-tarische Versammlungslokale gibt es nicht nur inTourcoing, sondern auch in Oberhausen oder Chemnitz.Wenn es in beiden Fällen die Medien sind, die den altenPlätzen einen neuen Sinn geben, so hat das überall gleich-ermaßen auch Konsequenzen für die Bildung.

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werden, macht Probleme, z.B. bei Schulveranstaltungenmit geringer Teilnehmerzahl und niedrigem Eintrittspreis.

�Der Verzicht auf Massenware hat seinen Preis.�

Trotz einiger Hindernisse sieht Jens Schneiderheinze dieweitere Zusammenarbeit von Kino und Schule optimis-tisch. Anspruchsvolle Schulfilmprojekte wie z.B.�Cinefête� � französische Produktionen in Originalspra-che, die jeweils eine Woche lang durch deutsche Kinostouren � wird es im �Cinema� auch weiterhin geben.�Cinefête� wurde schon von mehr als 1.000 MünsteranerSchülerinnen und Schülern besucht und ist damit ein aus-gesprochenes Erfolgsprojekt.

Auf die positive Entwicklung der Filmbildung in derSchule wies Dr. Markus Köster in seiner Begrüßungs-ansprache hin:

" Filmanalyse ist Bestandteil der Lehrpläne in NRW" Zahlreiche Initiativen und Projekte fördern die

Filmbildung (Kinderfilmfeste, Schulfilmwochen, Kino-seminare für Schulklassen, Lehrerfortbildungen zurFilmanalyse etc.)

" Immer mehr Medienzentren und e-teams widmen sichdem Arbeitsschwerpunkt �Filmbildung�, nachdemlange Zeit der Fokus auf den �Neuen Medien� lag

" Unter dem Dach der �Medienberatung NRW� wurde eineStelle zur Koordinierung der schulischen Filmbildung imWestfälischen Landesmedienzentrum eingerichtet

" Eine bundesweite Agentur in Potsdam-Babelsberg istzur Zeit im Aufbau

Die deutsch-französische Tagung �Filmerziehung auf demPrüfstand�, organisiert vom Goethe-Institut in Lille imDezember 2004, habe gezeigt, dass Frankreich mit seinereindeutigen Auffassung von Film als Kulturgut und derentsprechenden Vermittlung in der Schule zwar nochimmer Vorbild sei, inzwischen aber auch Deutschland aufdem �Prüfstand� mithalten könne.

�Lehre verbindet man allgemein mit Reden...�

...dabei kann ein Film oft besser zum Lernen, zumGespräch und zur Auseinandersetzung motivieren als

Worte, wie Prof. Dr. Bernward Hoffmann in seinemVortrag zu Methoden der Spielfilmarbeit deutlich machte.Filmerleben sei ein emotional stärker besetztes Geschehenals üblicher Unterricht und dürfe nicht zerredet werden �allerdings sollte eine pädagogische Arbeit mit Filmen dieunterschiedlichen Emotionen durch Versprachlichungbewusst machen � ohne sie zu bewerten.

An einem Beispiel machte Prof. Hoffmann deutlich, wiedurch unterschiedliche musikalische Unterlegung ein unddesselben Filmausschnitts (aus: Der einzige Zeuge, Regie:Peter Weir) völlig unterschiedliche Wahrnehmungenerzeugt werden können.

Interessant auch die Methode, vor der Vorführung einesFilms zunächst nur ein Szenenfoto zu präsentieren undVermutungen über Handlung, Personen, Orte, historischenKontext etc. anstellen zu lassen. Die Wahrnehmung kanngeschärft werden durch die Beobachtungsaufgabe, dieseEinstellung später im Film wiederzufinden.

Prof. Hoffmann betonte, dass das Gemeinschaftserlebniseines Kinobesuchs und die Präsentation eines Films aufder großen Leinwand im dunklen Raum wichtiger Be-standteil der schulischen Filmbildung sind. Genauso wich-tig ist aber die vertiefende Nachbereitung im Unterrichtmit Sequenzen des Films auf DVD oder Video. GefragtePartner sind hier die Medienzentren mit ihrem großenVerleihangebot.

�Zur Nachahmung empfohlen� � Medienzentren prä-sentieren Schulfilmprojekt: Projekt gegen Panik

So titelte eine Dortmunder Zeitung über das Präventions-projekt �Der Taschendieb� (Regie: Maria Peters). EineSchülerin hatte geäußert, ohne den Kinobesuch und dieanschließende Diskussion mit den Jugendkontaktbeamtenwäre sie völlig in Panik geraten � so wie Alex im Film, dervon zwei Älteren zum Diebstahl gezwungen wird. Dass esAuswege gibt, wenn man erpresst wird, erfuhren inzwi-schen fast 6.000 Schülerinnen und Schüler in Attendorn,Bochum, Lüdenscheid, Witten, Siegen und Dortmund.

Erstmalig vorgestellt im Rahmen der letzten Fachtagung�Kino macht Schule� in Dortmund, wurde das Projektinzwischen von mehreren Medienzentren und e-teams inKooperation mit den Kinos vor Ort und den Kommissari-aten Vorbeugung der Polizei durchgeführt.

Karl Heupel, Leiter des Kreismedienzentrums, berichtetestellvertretend über die Veranstaltung in Siegen. Hier wieauch in anderen Orten wurde erschreckend deutlich, wieviele Kinder schon bittere Erfahrungen mit Erpressung inder Schule haben. Das erklärt auch die anhaltendeNachfrage nach Sondervorstellungen des Films, derimmerhin schon 10 Jahre alt ist. Im Cinestar Siegen wurdeaber nicht nur über den Inhalt des Films diskutiert � auch

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Einsatz und Wirkung der filmsprachlichen Mittel wie z.B.spezielle Kameraeinstellungen kamen zur Sprache. Eine ausführliche Dokumentation stellt Karl Heupel zurVerfügung unter www.medienzentrum-siegen.de/heupel/kino04si/index.htm

Freche Mädchen

Nicht immer sind die Jungen die Bösen � bissig wie einKrokodil ist die 17-jährige Julia im Film �Kroko� (Regie:Sylke Enders), den die Teilnehmer/innen der Fachtagungaus Zeitgründen in einem längeren Ausschnitt sahen. ImAnschluss hörten sie den Bericht über ein Kinoseminar inDortmund, an dem sowohl Lehrerinnen und Lehrer imRahmen einer Fortbildung als auch zwei 9. Klassen einerRealschule gemeinsam teilnahmen. Veranstalter waren dasMedienzentrum und das Roxy-Kino.

Thematisiert wurden sowohl die Problematik gewalttäti-ger Mädchen � Kroko ist Anführerin einer Gang imBerliner Wedding � als auch filmsprachliche Mittel wieKamera, Ton, Metaphern etc.

Interessant die unterschiedliche Bewertung: Insgesamtvon beiden Gruppen positiv aufgenommen, zeigten sichdie Jugendlichen irritiert von der Aggressivität derHauptdarstellerin, die Lehrerinnen und Lehrer warenbegeistert von den pädagogischen Ansatzpunkten. Krokowird zu Sozialstunden in einer Behinderten-WG verurteiltund verändert sich positiv durch den täglichen Kontakt mitden Bewohnern.Weitere Informationen: Marlies Baak-Witjes

Mit 5 Jahren schon Filmemacher...

Möglich macht das die �Trickbox�, mit der bereits Kinderim Kindergarten Trickfilme produzieren und dabei eine

Menge über Filme lernen können � von der Entwicklungeines Drehbuchs, der Gestaltung der Figuren bis zurAufzeichnung und Nachvertonung des Films. Nebenbeilernen sie auch noch, wie wichtig Teamarbeit ist...

Die Trickbox wurde vom Kinderkanal Ki.Ka entwickeltund ist im Prinzip eine zerlegbare und deshalb leicht zutransportierende Holzkiste mit fest installierter digitalerKamera und Lampen zur Ausleuchtung der Arbeitsfläche.Christiane Simon und Elke Kuhlmann vom Medienzen-trum Hamm stellten ihre Arbeit mit der Trickbox vor undmachten mit der Präsentation gelungener Filme deutlich,dass die eigene Produktion von Filmen ein wichtigerBestandteil der pädagogischen Arbeit mit Kindern undJugendlichen ist.

Trickboxen für die Arbeit mit Nachwuchs-Filmemachernkönnen in den beiden Landesmedienzentren und bei derFilmothek der Jugend NRW kostenlos ausgeliehen wer-den. Der relativ geringe Anschaffungspreis ermöglichtauch lokalen Medienzentren und e-teams eine Anschaf-fung für die Ausleihe an Kindergärten, Schulen undJugendzentren vor Ort.Weitere Informationen am einfachsten unter dem Such-begriff �Trickbox� im Internet.

Film aus dem Giftschrank

�Jud Süß� (Regie: Veit Harlan) ist ein Film aus demRepertoire antisemitischer Propagandafilme der NS-Zeit,dessen öffentliche Vorführung noch immer verboten ist.Schulklassen in Gütersloh sahen ihn dennoch � in einempädagogisch begleiteten Kinoseminar im Rahmen histo-risch-politischer Bildungsarbeit.

Martin Husemann, Leiter des Medienzentrums Gütersloh,hatte dazu den Medienwissenschaftler Manfred Rüsel vomInstitut für Kino und Filmkultur als Referenten eingeladenund als weitere Kooperationspartner das Bambi-KinoGütersloh und die Murnau-Stiftung gewonnen. Schüle-rinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen diskutierten dieWirkung des Films damals und heute. Die Nachfrage derSchulen überstieg bei weitem die Erwartungen, dasSeminar wurde noch dreimal wiederholt.Nähere Informationen im Medienzentrum Gütersloh unterwww.medienzentrum-gt.de

Das ganze Land im Kino � 3. Schulfilmwoche NRWvom 6.-10. Juni 2005

An 5 Vormittagen können Schulklassen in NRW ein an-spruchsvolles Filmprogramm zu verschiedenen Unter-richtsthemen im Kino sehen � zum ermäßigten Preis von2,50 Euro durch Verzicht der Filmverleiher auf dieMindestgarantie.

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Projektleiter Jörg Witte bat die Medienzentren und e-teams um Unterstützung bei der Information der Schulenvor Ort.Mehr zur Schulfilmwoche im folgenden Artikel.

Kino macht Schule � die Fachtagung zeigte, wie vielepositive Ansätze es inzwischen gibt. Am Nachmittag fanddie Tagung übrigens im Landesmedienzentrum statt � derKinosaal wurde dringend für eine Schulvorstellunggebraucht...

! Marlies Baak-WitjesKontakt: [email protected]

Pausenbrot statt Popcorn 3. Schulfilmwoche NRW vom 6.-10. Juni 2005

Popcorn wird es nicht geben, stattdessen können Schülerin-nen und Schüler ihr Pausenbrot mit Schulministerin UteSchäfer teilen. Sie eröffnet die 3. Schulfilmwoche NRW am6. Juni 2005 im Bambi-Kino Gütersloh und sieht gemeinsammit ihnen �Kombat 16�, ein Film über das Abgleiten einesJugendlichen in die rechtsextreme Szene.

�Film ab� heißt es gleichzeitig in 132 Kinos überall inNordrhein-Westfalen. Mit insgesamt 90 Spielfilmen wer-den sie zum �außerschulischen Lernort� und bieten einFilmerlebnis, das in der Schule nicht möglich ist: GroßeLeinwand und dunkler Kinosaal lassen die Außenwelt ver-gessen und konzentrieren den Blick auf Bilder, die mehrsagen können als tausend Worte.

Zum Programm gehören Literaturverfilmungen, Film-klassiker, Filme in Originalversion sowie Filme zuThemen wie deutsche Geschichte, fremde Kulturen,Medien, Familie und Freundschaft. Der Eintrittspreis ist ermäßigt auf 2,50 Euro.

Beim �Filmerleben� soll es nicht bleiben � für die Vor- undNachbereitung in der Schule steht kostenloses Unterrichts-material zur Verfügung. Viele Filme können als DVD oderVideo in den Medienzentren der Städte und Kreise ausge-liehen werden � für die anschließende Analyse einzelnerSzenen und Sequenzen. Einige Medienzentren bieten imVorfeld der Schulfilmwoche Informationsveranstaltungenzu Grundlagen der Filmanalyse an.

�LERNORT KINO � Schulfilmwoche Nordrhein-West-falen� ist ein Projekt des Instituts für Kino und Filmkulture.V. (IKF), das in Zusammenarbeit mit dem Ministerium fürSchule, Jugend und Kinder des Landes Nordrhein-Westfalen, der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, demWestfälischen Landesmedienzentrum und dem Medienzen-

trum Rheinland, der Medienberatung NRW, der Landeszen-trale für politische Bildung, der Bundeszentrale für politi-sche Bildung, der Beauftragten der Bundesregierung fürKultur und Medien, der Filmförderungsanstalt sowie allenFilmtheaterverbänden und dem Verband der Filmverleiherdurchgeführt wird.

Weitere Informationen: Lernort Kino - Landesbüro Nordrhein-Westfalen in MünsterTel.: 0251- 591 4514E-mail: [email protected]

Das Team des Projektbüros in Münster

! Marlies Baak-WitjesKontakt: [email protected]

�Sophie Scholl� im Geschichtsunterricht? Betrachtungen und Schülerreaktionen im Rahmeneiner Schulvorführung

�Wenn sie für die Sache nicht gestorben wär�, würden wirja heut� nicht mehr darüber reden.�

In der Tat, dieses Statement eines Zehntklässlers derHauptschule Wolbeck macht das heutige Interesse an derFigur Sophie Scholl deutlich. Im Cineplex Münster fandim Rahmen einer Schulveranstaltung eine morgendlicheSondervorstellung des Films �Sophie Scholl � Die letztenTage� statt.

Der Film des �Harte Jungs� Regisseurs Marc Rothemundbefindet sich thematisch im Fahrwasser der cineastischenAuseinandersetzung mit dem Dritten Reich, in Gang ge-setzt durch �Der Untergang�, um das Thema der Verfüh-rung erweitert bei �Napola� und nun mit Zivilcourage undGewissen angereichert in �Sophie Scholl�. Drei Filmeeines Zeitgeistes, der eine neue Auseinandersetzung mitder deutschen Vergangenheit zum Inhalt hat. Dass dieseFilme nun nicht aus Hollywood, sondern aus Deutschlandstammen; sorgt für Aufsehen und eröffnet eine neue (deut-sche) Perspektive auf die Vergangenheit.

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Während jedoch �Der Untergang� und �Napola�, bei allerUnterschiedlichkeit, den Zeitbezug zum Dritten Reich unddie jeweilige Situation; in welcher sie spielen, besondersbetonen, arbeitet �Sophie Scholl � Die letzten Tage� aufeiner anderen, sicherlich für Jugendliche noch leichterzugänglichen Ebene und bietet eine deutliche und a priori�gute� Identifikationsfigur an, die sich im Rahmen dergeschichtlichen Umstände des Dritten Reiches bewegt.Denn die Historie wird hier zur Rahmenhandlung degra-diert und ist nur noch Ausgangspunkt für die Darstellungeiner inszenierten Sophie Scholl.

Dass diese Inszenierung funktioniert, verdankt der Filmnicht zuletzt der Schauspielerin Julia Jentsch (�Die fettenJahre sind vorbei�), die allenthalben im Film erkennenlässt, dass es für die schauspielerischen Qualitäten nur vonVorteil sein kann, wenn man seine Kunst auf derTheaterbühne erlernt hat. Durch ihren Ausdruck und dieAuthentizität der Darstellung, welche den stets artifiziel-len Charakter eines Films vergessen lässt, entfaltet dieserseine Wirkung auf den Zuschauer. Dass diese Wirkungnicht gänzlich unproblematisch ist, soll an späterer Stellenoch erläutert werden.

Behandelt werden nur die letzten fünf Tage im Leben derSophie Scholl, wobei die Verhöre mit dem Gestapobeam-ten Robert Mohr den Film dominieren. Dabei werdenmoderne Sehgewohnheiten des Kino-, aber auch desFernsehzuschauers konsequent ignoriert, denn die langenDialoge zwischen Sophie und dem Diener des NS-Staateskommen im Gewand eines Kammerspiels daher, ohnespektakuläre Kameraarbeit oder gar schnelle Schnitte.

So wird nach dem Film im Gespräch mit den Schülerndeutlich, dass gerade �das lange Gerede� die Vermittlungdes Inhalts für Jugendliche problematisch werden lässt.Während es zu Beginn viele Ortswechsel gibt und mit der�Flugblattszene� in der Universität sogar eine durchausmodern dargestellte Episode stattfindet, verlangt der wei-tere Verlauf des Films ein hohes Maß an Aufmerksamkeit,

ohne die entsprechende visuelle Stimulans zu geben. Dassein Großteil der Schüler es trotzdem geschafft hat demGanzen zu folgen, ist neben der fast unerträglichen Näheder Verhörsituation, wie bereits erwähnt, auf Julia Jentschzurückzuführen, die die Figur der Sophie Scholl mit ihrerDarstellung in ein Hollywood-gerechtes Format bringt: Indas Format einer weiblichen Heldin.

Warum sie nun in den Fokus des Films tritt und nicht ihrBruder Hans, ist abgesehen von einer sicherlich mög-lichen Gender-Perspektive, relativ belanglos, da in diesemFilm ja nicht die Entwicklung einer Figur, sondern tragö-dientypisch der Konflikt eines Individuums mit denGegebenheiten der Umwelt aufgezeigt wird. SophieScholl kann letztlich nicht anders, als ihrem Gewissengemäß zu handeln. Sie nimmt die Konsequenzen ausihrem Handeln in Kauf und das macht sie zu einer morali-schen Instanz, zu einem Vorbild. Leider bietet dieInszenierung an dieser Stelle einen beinahe übermensch-lichen Blick auf ihre Protagonistin. Sophie Scholl ver-mittelt eine enorme Stärke, die nur durch Äußerungen derAngst und Trauer, innerhalb ihrer Zelle, kurz unterbrochenwird. Selbst kurz vor ihrer Hinrichtung, als sie sich vonihren Eltern verabschiedet, bricht sie aus Rücksicht aufihre kranke Mutter erst in Tränen aus, als diese sie nichtmehr sehen kann.

Hier entfernt sich der Film von einer realistischen Identifi-kation und wirkt auf der Ebene von heldischem Pathosweiter. Die Frage ob sich das auf andere Weise hätte besservermitteln lassen stellt sich jedoch erst gar nicht, da Sophiekurz darauf auf das Schafott gelegt und geköpft wird, wasden Zuschauer derart verstört und zerrissen zurücklässt,dass eine Reflexion des Gesehenen erst langsam nach demVerlassen des Kinosaals wieder möglich wird.

Bei den zumeist 16-jährigen Zuschauern erwecken solcheDarstellungen handfestere zumeist gruppendynamischeReaktionen, die zum Beispiel durch Klatschen oder joh-lendes Rufen ihren Weg nach draußen finden, da dieVermittlung solch starker Emotionen, besonders beimmännlichen Geschlecht diesen Alters, eine automatischeAbwehrhaltung hervorruft. Dass das nichts über dieeigentliche Gefühlslage der Jugendlichen aussagt, liegtauf der Hand und bestätigte sich nach dem Film imGespräch mit ihnen.

Während des bewusst formlosen Interviews mit denJugendlichen stellte sich heraus, dass das Zugeständnisdes Films an das Pathos der Heldenkonstitution seineWirkung nicht verfehlt hat. Sophie Scholls Handlungenwerden durchweg als richtig empfunden und dieEmpörung über die Ungerechtigkeit, die ihr widerfährt istgroß. Der Tod als letztmögliches Extrem des Widerstandesund finale Konsequenz wird nicht nur hingenommen, son-dern als logisch empfunden. Wenn sie richtig handeln soll,dann muss sie eben sterben.

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Die tragödienhafte Wahrnehmung, die Eigenschaft desGewissens als Zwang, der alle anderen Handlungsalter-nativen hinwegfegt, dominiert die Wahrnehmung undtransportiert somit auch ein gewisses Werteverständnis.Auch wenn es sich um offensichtlich �gute� christlicheWerte handelt, so verhindert der Film doch damit aucheine ausgiebige Auseinandersetzung und bietet stattdessenein Ideal an.

Ihm nun aber vorzuwerfen er biete eine Antwort auf seineeigenen Fragen an scheint fragwürdig, denn das Verhaltender Geschwister Scholl inszenatorisch zu idealisieren istdurchaus legitim. Auch wenn der Regisseur es bisweilenetwas übertreibt und die vor Gericht anwesende militäri-sche Elite nach Hans Scholls Monolog sichtbar nachdenk-lich zurücklässt, verdirbt das die Botschaft des Films abernicht: Der Widerstand hätte Erfolg gehabt, wenn es nurmehr Menschen wie Sophie Scholl gegeben hätte, die denhumanen Werten ihres Gewissens gefolgt wären.Menschlichkeit, freie Rede und eigenes Denken zu propa-gieren ist schlichtweg positiv, ebenso wie der Gesamtein-druck, den der Film in der Nachbetrachtung hinterlässt.

Eine pädagogische Begleitung scheint gerade bei diesemFilm notwendig. Im Falle dieser Schulveranstaltung er-folgte eine Vorbereitung jedoch nur in geringem Maße(nach Angabe der Schüler ein Zettel mit Infos zur �WeißenRose�, ohne gesonderte Behandlung im Unterricht) unddie Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus warbereits ein Halbjahr her. Da die Art der Vorbereitung dieRezeption in starkem Maße beeinflusst, ist die Art undWeise mit der diese betrieben wird sicherlich streitbar.

Gerade im Hinblick auf Film, als auch die Medien imAllgemeinen als Geschichtsschaffende Institutionen, ist esnotwendig den Blick von der �Geschehenen-� auf dieEbene von �Gesehener Geschichte� zu bringen. Denn auchdie authentischste Inszenierung bleibt ein künstlichesProdukt und die Gefahr, dass aus einem künstlerischenKonstrukt Wirklichkeit abstrahiert wird, ist zu groß, alsdass man die Jugendlichen mit der Rezeption sich selbstüberlassen sollte.

�Was wir gesehen haben ist ja so passiert� � war das Faziteines befragten Schülers und �wir müssen jetzt auf jedenFall �Den Untergang� gucken� � die Idee eines anderen.Beides sicherlich interessante Reaktionen auf einen wir-kungsvollen Film.

! Marcus Heim

Vom Ende zum Anfang � 1945 im Film

Im Frühjahr 2005 jährt sich zum 60. Mal das Ende desZweiten Weltkriegs in Europa. Dieses Epochenjahr deut-scher und europäischer Geschichte hat auch imFilmschaffen vielfältigen Niederschlag gefunden. ImRahmenprogramm der Fotoausstellung �1945 im Blickder Fotografie. Kriegsende und Neuanfang� im Westfä-lischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichteorganisiert das Westfälische Landesmedienzentrum ge-meinsam mit dem münsterischen Programmkino Cinemaeine Filmreihe, die das Jahr 1945 in den Fokus rückt. Vom7. April bis zum 28. Juli werden im Cinema jeweils don-nerstags um 18.00 Uhr Filme aus und zum Jahr 1945gezeigt. Alle Filmvorführungen werden durch fachkundi-ge Referenten begleitet. Im Anschluss sind Gespräche undDiskussionen ausdrücklich erwünscht.

Das Jahr 1945 zerfällt grob betrachtet in drei unterschied-liche Zeitabschnitte. Da ist zunächst � endend mit dem 8.Mai � die letzte Phase des Zweiten Weltkriegs, in der die-ser Krieg gewissermaßen an seinen Ausgangspunkt nachDeutschland zurückkehrte und � dank der Unbelehrbarkeitdes Hitler-Regimes und seiner Parole �Widerstand biszuletzt� � kurz vor dem Ende noch Hunderttausende vonOpfern forderte.

Exemplarisch stehen dafür die Filme �Kolberg�, �DieBrücke� und �Ich war 19�. Während mit Veit Harlans�Kolberg� ein Film gezeigt wird, der noch unter demNaziregime entstanden ist und eindeutig ein propagandis-tischer �Durchhaltefilm� war, zeigen die beiden anderenFilme die Kriegshandlungen aus der Perspektive der betei-ligten Soldaten und der Zivilbevölkerung.

Die zweite Phase des Jahres 1945 lässt sich mit demSchlagwort �Stunde Null� umschreiben: jenem Zeitkorri-dor kurz vor und nach dem Einmarsch der Alliierten, als

Marcus Heim war Praktikant und ist jetzt freier Mitarbei-ter im Westfälischen Landesmedienzentrum

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das nationalsozialistische Regime sich auflöste und diealliierten Besatzungsstrukturen noch nicht exakt festgelegtwaren. Die �Volksgemeinschaft� war aufgekündigt, jedeund jeder musste sein eigenes weiteres Schicksal indivi-duell in die Hand nehmen. Darin lagen gleichermaßenNot- und Entwurzelungserfahrungen wie ein verheißungs-voller Neubeginn, der zusammen fiel mit dem öffentlichenErschrecken über die Konzentrationslager.

Dem Film �Stunde Null� von Edgar Reitz gelingt es, dieAtmosphäre und Probleme dieser Zeit plastisch zu ver-gegenwärtigen. Historisches Filmmaterial aus amerikani-schen und britischen Archiven vom Einmarsch inWestfalen sowie deutsche Amateurfilme aus der Regionzeigen eine zerstörte Trümmerlandschaft, in der das Lebenerst ganz langsam überhaupt wieder in Gang kommt. EineAuswahl dieses Materials wird unter dem Titel �Trümmerund Träume� in einer Collage präsentiert und zur Diskus-sion gestellt.

Resnais� �Nacht und Nebel� führt vor Augen, was dieDeutschen während der NS-Zeit nicht wahrnehmen undwahrhaben wollten: den Holocaust an den europäischenJuden. Dieser Film wird interessanter Weise in einer west-deutschen und ostdeutschen Version zu sehen sein.

Die dritte Phase des Jahres 1945 bildete die langsameWiedergewinnung des Alltags und der Aufbau erster zarterdemokratischer Strukturen vor dem Hintergrund einergerade beendeten zwölfjährigen Diktatur in Deutschlandund eines sechsjährigen Kriegs in Europa. Die Spielfilme�Deutschland im Jahre Null� und �Berliner Ballade�erzählen die Geschichten der Menschen aus dieser Zeit.

Datum Uhrzeit Filmvorführungen im Cinema

07.04.05 18.00 Deutschland im Jahre Nullvon Roberto Rossellini

21.04.05 18.00 Kolbergvon Veit Harlan

05.05.05 18.00 Berliner Balladevon Robert A. Stemmle

02.06.05 18.00 Die Brückevon Bernhard Wicky

09.06.05 18.00 Nacht und Nebel(zwei Fassungen) von Alain Resnais

23.06.05 18.00 Stunde Nullvon Edgar Reitz

07.07.05 18.00 Ich war 19von Konrad Wolf

28.07.05 18.00 Trümmer und Träume. Westfalen 1945 im Spiegel historischer (Amateur-) Filmaufnahmen

! Robert GückerKontakt: [email protected]

�Rasende Reporterkids� nehmen Filme kritischunter die Lupe

Um Kino, Köpfchen und Computer geht es bei spinxx.de,dem Onlinemagazin für junge Film- und Fernsehkritik,das seit Anfang des Jahres unter der Adresse www.spinxx.deim Web ist. Kinder und junge Leute zwischen 10 und 15Jahren können eigenständig oder in Redaktionsgruppen inNRW Kritiken und Berichte rund um das aktuelle Film-und Fernsehgeschehen schreiben.

Spinxx-Reporter sind zwischen 10-15 Jahren alt, kritisch beimFilmeschauen und kreativ am Computer. Sie treffen sichregelmäßig in einer Redaktion in verschiedenen Orten inNRW und kommunizieren und kooperieren über die Internet-Plattform miteinander. Spinxx.de ist nicht kommerziell.Neben Medienkritik geht es bei spinxx um Mediengestaltung,um Kommunikation, die Förderung von Filmkultur und natür-lich jede Menge Spaß. Deshalb ist der Förderkreis des vomJFC Medienzentrum Köln betreuten Projektes vielfältig:Stiftung Deutsche Jugendmarke, Ministerium für Schule,Jugend und Kinder NRW, Bundeszentrale für politischeBildung und Filmstiftung NRW.

Spinxx-Reporter sind kritisch beim Filme-schauen und kreativ am Computer

In Münster gibt es seit dem KinderFilmFest im Oktober2004 die �rasenden Reporterkids�, die in regelmäßigenRedaktionstreffen in den Räumlichkeiten des Westfäli-schen Landesmedienzentrums Film- und andere Medien-kritik verfassen und in Kooperation mit den MünsterschenFilmtheaterbetrieben die Gelegenheit haben, regelmäßigan Filmvorführungen teilzunehmen.

In den letzten Wochen war die Redaktion bereits fleißig undhat am 30. Januar 2005 im Cineplex im Rahmen des Familien-kinos und der Filmvorführung �Lemony Snicket � RätselhafteEreignisse� ihre Arbeit vor einem großen Publikum präsen-tiert. Neben einer Internetecke zum �spinxxen� gab es für dieKinobesucher die Möglichkeit, eine eigene Filmkritik zu ver-fassen. Diese Möglichkeit besteht auch auf der Seitewww.spinxx.de unter der Rubrik Gastkritik.

Falls es noch Filmkritiker in spe gibt, die sich gerne an der Ar-beit der �rasenden Reporterkids� beteiligen möchten, könnensie unverbindlich an einem Redaktionstreffen im Computer-raum des Westfälischen Landesmedienzentrums teilnehmen.

! Petra Raschke-OttoKontakt: [email protected]

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Paul Brune � Filmbiographie über die langenSchatten der NS-Psychiatrie

�Lebensunwert. Paul Brune � NS-Psychiatrie und ihreFolgen� heißt ein neuer Film, den das Westfälische Landes-medienzentrum gemeinsam mit dem WDR sowie mit finan-zieller Unterstützung der LWL-Abteilung Krankenhäuserund Gesundheitswesen und der Westfälischen Kliniken inMarsberg, Dortmund und Münster produziert hat.

Die Verbrechen des �Dritten Reiches� im Zeichen der�Rassenhygiene� und der �Vernichtung unwerten Lebens�gehören zu den lange wenig beachteten Kapiteln deutscherZeitgeschichte. Was 1934 mit massenhaften Zwangssteri-lisationen begann, endete seit 1939 nach neuesten Schät-zungen für über 200.000 Menschen mit der Ermordung inder so genannten �Euthanasie�. Die Opfer dieser Verbre-chen zählen noch immer zu den weitgehend vergessenenOpfergruppen. Sie selbst und ihre Angehörigen sind häu-fig bis heute traumatisiert und stigmatisiert.

Paul Brune heute � in der Universitäts-bibliothek Bochum

Von 1943 bis 1953 war Paul Brune im St. Johannes-Stift Marsberg unter-gebracht. Das Foto zeigt ihn im Kreis jugendlicher Mitinsassen undzweier �Pflegerinnen� um 1950.

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Der unter der Regie von Robert Krieg und Monika Nolteentstandene Film �Lebensunwert� zeichnet am biographi-schen Beispiel Paul Brunes in erschütternder Eindringlich-keit die Geschichte der NS-Psychiatrie, aber auch deren dun-kle Kontinuitäten bis fast in die Gegenwart hinein nach. PaulBrune wurde 1943 als Achtjähriger in die �Kinderfachabtei-lung� der Provinzialheilanstalt Dortmund-Aplerbeck einge-wiesen. Hinter dem Euphemismus �Kinderfachabteilung�verbarg sich eine der Tötungsstationen der �Kindereutha-nasie�, die allein in Westfalen über 200 Säuglinge, Kinderund Jugendliche traf. Gleichzeitig erfolgten von Aplerbeckwie von Marsberg aus, wohin Brune später verlegt wurde,auch die Transportaktionen im Rahmen der �Erwachsenen-Euthanasie�. Ihr fielen über 5.000 westfälische Patientenzum Opfer. Die Einrichtungen in Aplerbeck und Marsbergbefanden sich wie alle Landesheilanstalten der ProvinzWestfalen in der Trägerschaft des Provinzialverbandes, desheutigen Landschaftsverbands Westfalen-Lippe. Dies bliebauch nach 1945 so.

Mit Glück überlebte Paul Brune die Massenmorde der NS-Psychiatrie � doch zu einem hohen Preis: Die Stigmatisie-rung, �lebensunwert� zu sein, wurde er nie mehr los. Alsangeblicher Psychopath blieb er auch nach Kriegsendegegen seinen Willen in der Psychiatrie und musste erleben,dass die Misshandlungen an Patienten dort praktischunverändert weiter gingen.

Erst 1957 hob ein Gericht die Entmündigung von Bruneauf. Er arbeitete hart für ein neues Leben, studierte undwollte Lehrer werden. Doch am Ende seines Studiumsholte ihn seine alte �Irrenhausakte� wieder ein. EinAmtsarzt attestiert ihm �asoziales Verhalten infolgeErbanlage�. Er erkämpfte sich zwar noch sein zweitesStaatsexamen, der Weg in den Schuldienst aber blieb ihmverwehrt.

Die Biographie Paul Brunes ist in vielen Punktenerschreckend typisch für den Umgang der bundesrepubli-kanischen Gesellschaft mit den Opfern der NS-Rassenhygiene und für die Zustände in der Psychiatrie derNachkriegszeit insgesamt. Katastrophale Unterbringungs-bedingungen, Menschenunwürdige �Behandlungsmetho-den�, das Verschweigen und Verdrängen der nationalsozi-alistischen Psychiatrieverbrechen und skandalöse perso-nelle Kontinuitäten unter der Ärzteschaft dauerten bis weitin die Zeit der Bundesrepublik hinein an.

Erst die gesellschafts- und dann auch psychiatriege-schichtliche Zäsur im Gefolge von �1968� machte denWeg für eine kritische Reflexion der Verstrickung in dieNS-Verbrechen frei. Doch es dauerte noch weitere dreiJahrzehnte, bis Paul Brune offiziell als Opfer des NS-Regimes anerkannt wurde und vom Land Nordrhein-Westfalen eine Entschädigung zugesprochen bekam. ImJanuar 2003 sprach auch Landesdirektor WolfgangSchäfer im Namen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe gegenüber Paul Brune eine Entschuldigung für dasin den psychiatrischen Einrichtungen des Verbandes vorund nach 1945 erlittene Unrecht aus.

Am 7. März 2005 fand im fast bis auf den letzten Platzbesetzten Großen Saal des münsterschen Kinos Cinemadie Premiere des Films �Lebensunwert� statt. In seinerBegrüßung machte Landesdirektor Schäfer deutlich, dass�Leid und Unrecht ... nicht rückgängig zu machen� sind,�die Verbrechen der Vergangenheit uns aber jetzt und inZukunft verpflichten, psychisch kranke und geistig behin-

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! Dr. Markus KösterKontakt: [email protected]

Unter deutscher Besatzung � Onder Duitse bezettingAalten, eine niederländische Grenzstadt � een Neder-landse grensplaats 1940-45

Die Jahre 1940-45 waren für weite Teile der niederländi-schen Bevölkerung ein Trauma, dessen Schatten noch bisins 21. Jahrhundert hineinreichen. Die damaligen Erfah-rungen haben bis heute prägenden Einfluss auf die nieder-ländisch-deutschen Beziehungen.

Die in der Reihe �Historisches Lernen Multimedial� er-scheinende DVD �Unter deutscher Besatzung� stellt sichdiesem Thema, indem sie Alltag und Schrecken der deut-schen Besatzungszeit noch einmal nachdrücklich inErinnerung ruft. Sie baut auf der Dauerausstellung desMuseums �Markt 12� in der kleinen Grenzstadt Aaltenunweit der westfälischen Stadt Bocholt auf.

Die Materialien auf dieser DVD spiegeln den Kriegsalltagvor Ort aus der Sichtweise von Widerständlern, Untertau-chern, Kollaborateuren, deutscher Wehrmacht, SS undPolizei, Nachbarn von der anderen Seite der Grenze undder Verwaltung. Alle Quellen, Texte, Kurzbiografien, son-stige Materialien sowie die Zeitleiste sind durch Linksmiteinander verbunden. Zu jedem Interessenschwerpunktkann man sich schnell eine passende Auswahl vonMaterialien zusammenstellen.

St. Johannes-Stift Marsberg, Unterricht um 1950

derte Menschen zu unterstützen und das gesellschaftlicheKlima so zu gestalten, dass sie mit uns gemeinsam einmenschenwürdiges Leben führen können.� Das gelte ins-besondere in einer Zeit sich verschlechternder finanziellerRahmenbedingungen, in der sozialpolitische Leistungenauf dem Prüfstand stünden und die Gefahr bestehe, dasssich Wertvorstellungen zu Ungunsten der betreutenMenschen verschöben.

An der Podiumsdiskussion im Anschluss an diePräsentation nahm neben dem Filmemacher Robert Krieg,Psychiatriehistoriker Prof. Dr. Franz-Werner Kerstingvom Westfälischen Institut für Regionalgeschichte,Christoph Spieker vom Geschichtsort Villa ten Hompelund dem Jugendpsychiater Dr. Falk Burchard auch PaulBrune selbst teil. Eindringlich schilderte Brune seineEmpfindungen beim Betrachten der eigenen Filmbiogra-phie. Wichtig sei, �sich nie selbst zu bedauern�, gab er denfast 200 Zuschauern mit auf den Weg. Zahlreiche Fragenaus dem Publikum ließen ahnen, wie nahe das SchicksalBrunes den Zuschauern gegangen war.

Die vom Westfälischen Landesmedienzentrum herausge-gebene DVD �Lebensunwert � Paul Brune. NS-Psychiatrieund ihre Folgen� richtet sich insbesondere an die schuli-sche und außerschulische Bildungsarbeit, um dort sowohlfür eine historische Auseinandersetzung mit dem Thema�Euthanasie� als auch für einen Einstieg in dessen aktuel-le Bezüge zur Verfügung zu stehen. Das Filmporträt PaulBrunes wird deshalb auf der DVD ergänzt durch einInterview mit dem leitenden Chefarzt der Kinder- undJugendklinik Marsberg, Dr. Falk Burchard, in derenVorgängereinrichtung St. Johannes-Stift Paul Brune meh-rere Jahre untergebracht war. Burchard lenkt den Blick aufdie beunruhigende Aktualität vieler Aspekte des Themas:von der disziplinierenden Funktion, die die Psychiatrieauch heute noch hat, über die Debatten um Chancen undRisiken der Humangenetik bis zu den in Zeiten knapperKassen immer wieder aufbrechenden Kosten-Nutzen-Diskussionen im Gesundheitswesen.

Zur DVD gehört auch ein 30-seitiges Begleitheft: Es ent-hält neben einer biographischen Skizze Paul Brunes einenBeitrag von Franz Werner Kersting, der die Brüche undKontinuitäten der westfälischen und deutschen Psychia-

triegeschichte zwischen NS-Zeit und den 1970er Jahrenbeleuchtet. Im letzten Teil des Hefts findet sich zudemeine Zusammenstellung von weiteren Medien und didakti-schen Materialien, die sich zur Behandlung des Themasim Unterricht verwenden lassen.

Die DVD ist beim Westfälischen Landesmedienzentrum zum Preis von14,90 Euro zuzüglich 2,60 Euro Versandkosten (ohne die Lizenz zuröffentlichen Vorführung und zum Verleih) bzw. 45 Euro (mit der Lizenzzur nichtgewerblichen öffentlichen Vorführung und zum nichtgewerb-lichen Verleih) erhältlich.

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Lehren und Lernen mit Bildern � Neue WLM-Reihe �Westfalen im Bild�

Genau 250 Diaserien hat die Landesbildstelle Westfalenzwischen 1983 und 2000 in der Reihe �Westfalen im Bild� Eine Bildsammlung zur westfälischen Landeskunde�produziert. Ziel dieser Serien war, unterschiedlichste lan-deskundliche Themen zu visualisieren, zu didaktisierenund zu popularisieren. Eine Diaserie bestand in der Regelaus zwölf, zuweilen auch 24 Diapositiven und einemTextbegleitheft. Bei der Erstellung der Hefte wurde großerWert darauf gelegt, dass nicht ein Text bebildert wurde,sondern das jeweilige Bild Ausgangspunkt für einen erläu-ternden Text darstellte.

Die digitale Revolution der Medientechnik hat die klassi-sche Diaserie binnen weniger Jahre weitgehend aus derschulischen und außerschulischen Bildungsarbeit ver-drängt. Diese Entwicklung bedeutet aber mitnichten, dassdas Bild als didaktisches Medium gänzlich ausgedient hat.Im Gegenteil: Die Bedeutung des Visuellen in derBildungsarbeit ist im Zeichen von Multimedia und Power-Point deutlich gestiegen. Und gerade das �Stehbild� hatdadurch sowohl gegenüber dem Text als auch gegenüberdem Film an Präsenz gewonnen.

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Das ist aus didaktischer Perspektive grundsätzlich begrü-ßenswert, denn schließlich ist der Mehrwert der Visuali-sierung für die Merkfähigkeit lernpsychologisch völligunumstritten. Und dass speziell Jugendliche sich durchBilder sehr viel besser zur Beschäftigung mit einemThema motivieren lassen, weiß jeder, der selbst einmal voreiner Klasse gestanden hat. Gleichsam als Nebenproduktkann die kritisch-analytische Arbeit mit Bildern imUnterricht Schülerinnen und Schüler gegenüber derBilderflut des digitalen Zeitalters sensibilisieren und ihnenhelfen, die Manipulierbarkeit und Manipulationskraft vonBildern zu durchschauen. (Vgl. dazu Michael Sauer: Bilderim Geschichtsunterricht. Typen, Interpretationsmethoden,Unterrichtsverfahren, Seelze 2000.)

Der didaktische Wert kontextualisierter Bildmedien in derschulischen und außerschulischen Bildung hat dasWestfälisches Landesmedienzentrum veranlasst, die Reihe�Westfalen im Bild� neu aufzulegen. Die klassischen bei-den Elemente Textheft und Medienträger blieben erhalten,der Träger Diapositiv wurde jedoch durch das zeitgemä-ßere Medium CD-Rom ersetzt. Ein Vorteil: Die Zahl derBilder ist nicht mehr strikt auf 12 oder 24 begrenzt, son-dern kann themenabhängig variiert werden. Grundprinzipbleibt aber die didaktische Selektion: Nicht eine möglichstbreite Vielfalt von Bildquellen wird auf den CDs zurVerfügung gestellt werden, sondern eine sorgfältigeAuswahl von Bildern, die im Begleitheft von fachkundi-gen Autoren jeweils sachverständig beschrieben und inihren historischen Kontext eingeordnet werden.

Alle Bild- sowie auch ergänzende Textdokumente werdenunmittelbar und in beliebiger Reihenfolge abrufbar seinund sich problemlos exportieren und ausdrucken lassen.Die Materialien eignen sich damit gleichermaßen zumSelbststudium, zum Einsatz im Rahmen einer Präsen-tation, zur Unterrichtsvorbereitung und zur Verwirkli-chung unterschiedlicher Lehr- und Lernformen � vomLehrgespräch mit Folien bis zum entdeckenden Lernen inStill- und Freiarbeit.

Die ersten beiden Produktionen der neuen Reihe stehenbereits kurz vor der Fertigstellung: eine wird das Kriegs-

Neben einer Folge zeitgenössischer Film- und Wochen-schaufragmente, die die damalige Atmosphäre vermitteln,erleichtert ein vertonter Cartoon mit dem Titel �Das Ver-steck� Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Thematik.Die authentischen Details der Cartoonbilder lassen sich inden multimedialen Materialien der ROM-Teils wiederfinden.

Die didaktische DVD erschließt gleichermaßen anschau-lich wie fundiert dieses dunkle Kapitel deutsch-niederlän-discher Geschichte für die Bildungsarbeit diesseits undjenseits der Grenze. Die konsequente Zweisprachigkeitaller Medien öffnet Wege für eine gemeinsame Beschäf-tigung mit diesem Thema und für die Erweiterung deseigenen, national geprägten Blickwinkels. 60 Jahre nachdem Ende des Zweiten Weltkrieges, beziehen wir heute, ineinem zusammenwachsenden Europa, die Perspektivenund Wahrnehmungen unserer Nachbarn in zunehmendemMaße in unser Geschichtsbild ein: Ein Angebot an Lehrerund Schüler beiderseits der Grenze zum miteinander undvoneinander Lernen!

Die didaktische DVD ist voraussichtlich ab Juli beim WestfälischenLandesmedienzentrum zum Preis von 19,90 Euro zuzüglich 2,60 EuroVersandkosten (ohne die Lizenz zur öffentlichen Vorführung und zumVerleih) bzw. 45 Euro (mit der Lizenz zur nichtgewerblichen öffentlichenVorführung und zum nichtgewerblichen Verleih) erhältlich.

Zeugin der Täuferherrschaft: Skulptur einer Nonne mit Schwerthieb immünsterischen Dom � Eine Zeitmarke der 1200-jährigen Geschichte desBistums Münster

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ende 1945 in den Blick nehmen, die andere die Geschichtedes Bistums Münster. Die erstgenannte Publikationschließt an die Ausstellung �1945 im Blick der Fotogra-fie. Kriegsende und Neuanfang� an, fokussiert den Blickaber auf Westfalen � mehr dazu im Beitrag von VolkerJakob auf Seite 22 in diesem Heft. Rund 75 packende,zum Teil bisher unveröffentlichte Bilddokumente werdendas Epochenjahr 1945 am westfälischen Beispiel für dieBildungsarbeit zugänglich machen.

Unter dem Titel �Zeitmarken einer 1200-jährigen Ge-schichte. Das Bistum Münster in kommentierten Bild-motiven� wird ebenfalls noch im Frühjahr ein auf denGeschichtsunterricht zugeschnittener Überblick über dieEntwicklung des Bistums Münster erscheinen. In 17Kapiteln, rund 25 Bild- und 5 Textquellen werden vorallem sozialhistorische Facetten der regionalen Kirchen-geschichte beleuchtet, von der Missionierung der Sachsenüber das Verhältnis von Christen und Juden bis zur Rolleder katholischen Kirche im Nationalsozialismus.

! Dr. Markus KösterKontakt: [email protected]

�Bärenstarke Fototage� in Eisenach

Vom 19.-21. Februar 2005 fanden die 8. �BärenstarkenFototage� in Eisenach statt. Über 100 Fotografinnen,Fotografen und Auszubildende aus Deutschland, Öster-reich und der Schweiz trafen sich im Steigenberger HotelThüringer Hof, um ihr fotografisches Wissen zu erweitern.Neben Hochzeits- und Aktfotografie, wurden dieses Jahrauch wieder Workshops für Food- sowie unkonventionel-le Portraitfotografie angeboten.

Ich habe in diesem Jahr � mit großer Unterstützung derAbteilung für Aus- und Fortbildung � zum ersten Mal teil-genommen, um mich so zusätzlich auf meine Abschluss-prüfung zur Fotografin im Juni vorzubereiten. Die erstenbeiden Tage des Wochenendes dienten dem praktischenFotografieren. Am Montag wurden dann die Ergebnisseder einzelnen Kurse allen Teilnehmern präsentiert. Ichhatte mich entschieden den Food-Workshop von MajaSmend, einer in London arbeitenden Fotografin, zu besu-

chen. Dort entstanden während der drei Tage in ruhigerund konzentrierter Atmosphäre äußerst kreative Bilder-gebnisse. Dabei konnten sowohl analoge wie auch digita-le Mittelformatkameras der Firma Hasselblad zumArbeiten genutzt werden.

Neben den Workshops bot sich für uns alle auch dieGelegenheit zum Austausch über Fotografie, Arbeitswei-sen und berufliche Ziele. Ebenso ergaben sich intensiveund beratende Gespräche mit den Referenten, so dass die�Bärenstarken Fototage� eine interessante und sehr lehr-reiche Erfahrung für junge Fotografen darstellen.

! Anna Feldmeyer

Repros unterm Kronleuchter

Die Vorbereitungen für das Ausstellungs- und CD-Projektunter dem Titel �1945 im Blick der Fotografie. Kriegsendeund Neuanfang� laufen auf Hochtouren. Im Anschluss an dieRecherchearbeiten der Historiker sind die Fotografen desWLM im Rahmen der Bildbeschaffung unterwegs zu denunterschiedlichsten westfälischen Archiven, um dort diehistorischen Fotografien zu sichten und zu reproduzieren.

Während dieser Arbeit erfahren die Fotografen Einsichtenund Atmosphären in den Archiven, die unterschiedlichernicht seien können. Einige Archive sind eher spartanischund sachlich eingerichtet, mal beengt und klein. Bisweilenfinden wir uns in gemütlicher � weil voll von historischenExponaten geprägter � Wohnzimmeratmosphäre ein, umunsere Reproduktionen anzufertigen.

Das Highlight aber, was Raumgröße und Ambientebetrifft, stellt das Kommunalarchiv Minden dar. Hier hatteich das Glück, meinen mobilen Reproarbeitsplatz im Fest-und Vortragssaal des Archivs einnehmen zu können. EinOrt der Ruhe und Eleganz, ein Ort der inspiriert, aber nichtablenkt, eine Oase für meine Reproduktionen. DiesenRepro-Job werde ich so schnell nicht vergessen.

! Stephan SagurnaKontakt: [email protected]

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Im Rahmen der Vorbereitungen zur großen Fotoausstellung �1945 im Blick der Fotografie. Kriegsende und Neuanfang�,die in Kooperation zwischen WLM und dem Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte konzipiertund eben dort vom 22. Mai bis 11. September 2005 gezeigt wird, erreichte uns diese Fotografie aus dem Bestand desHeimatarchivs Neubeckum.

Die Aufnahme entstand im Februar 1945 in Neubeckum und zeigt eine Szene vor der zerstörten GaststätteWiese/Klöpper nach einem Bombenabwurf auf Neubeckum. Das Bild steht mit seiner starken Symbolik aus Pferd undden zwei Männern im Dialog, nicht nur für den westfälischen Teil der Fotoausstellung, sondern spiegelt sehr schön auchden Fokus der Ausstellung auf Kriegsende und Neuanfang wieder.

Die Gelassenheit, die die beiden Herren im Vordergrund dieser, aus heutiger Sicht bizarren Szenerie, ausstrahlen, inspi-rierte mich zum wortspielerischen und westfälisch verkürzten Arbeitstitel �Klöpper mit Kläpper�.

Aber gerade diese Gelassenheit, gepaart mit Zuversicht, Mut und Tatkraft, � nicht zu vergessen das in der Region tiefverwurzelte �Gottvertrauen� � waren es, die den thematisierten Neuanfang möglich gemacht haben.

Aus heutiger Sicht bekommt das Foto zusätzlich und auf einer ganz anderen Ebene übrigens den schalen Beigeschmackder Vertrautheit eines aktuellen Pressefotos aus den austauschbaren Krisenregionen religiösen und politischenFanatismus.

! Stephan SagurnaKontakt: [email protected]

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1945 im Blick der Fotografie. Kriegsende undNeuanfang � eine Ausstellung

Im Mai 2005 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegeszum sechzigsten Mal. Dieser Krieg, der 1939 von deut-schem Boden ausgegangen war und der schließlich denganzen Erdkreis in Flammen setzte, hat das alte Europa ineinem bis dahin nicht gekannten Ausmaß zerstört und tief-greifend verändert. Kein Zweifel: Das Jahr 1945 markierteinen epochalen Einschnitt, dessen vielfältige Konse-quenzen bis auf den heutigen Tag spürbar sind. Das Lebenvon Millionen Menschen ist auch heute noch von denmörderischen Begleiterscheinungen dieses Krieges direktoder indirekt überschattet.

Dabei ist es bezeichnend, dass das Schicksalsjahr 1945eine Vielzahl verschiedener, in sich gebrochener Erinne-rungen evoziert hat, die sich, zwischen Angst undHoffnung, Trauer und Erwartung schwankend, in den kol-lektiven Gedächtnissen der Völker und Nationen Europasin sehr unterschiedlicher Weise verankert haben. Wie keinanderes Medium hat die Fotografie in allen ihren Spektrendiese Gefühlslagen im Bild festgehalten. Tatsächlich sindes die damals entstandenen Aufnahmen, die unsereVorstellung von diesem Krieg heute konstituieren: IhreBildsprache, ihr Subtext, tritt an die Stelle der mit wach-

Zwangsarbeiter in Hattingen in den letzten Kriegstagen

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sendem zeitlichen Abstand verblassenden persönlichenErinnerungen. Deshalb hat man sehr zu Recht einmal vonder �Macht� der Bilder gesprochen, die sich längst ausihrem ursprünglichen Entstehungskontext verselbständigthaben.

Das Jahr 1945 in der europäischen Fotografie ist dasThema einer Ausstellung, die zur Zeit vom WestfälischenLandesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münstergemeinsam mit dem Westfälischen Landesmedienzentrumsowie zahlreichen internationalen Partnern vorbereitetwird. In dieser von einem umfangreichen Katalog beglei-teten Ausstellung, die rund 300 Fotografien aus dem In-und Ausland präsentiert, geht es um die unterschiedlichenWahrnehmungen dieses Jahres zwischen Krieg undFrieden. Sie soll alle Generationen, die der Zeitzeugenebenso wie die der Nachgeborenen, noch einmal nach-drücklich an die dramatische Abfolge der Ereignisseanhand der bekannten �Bildikonen�, aber auch anhandbisher unbekannter, nie gezeigter Bilder erinnern.

Ganz bewusst verzichtet die Ausstellung auf eine nationa-le Verengung des Blicks. Die Konzeption sieht gerade inder Verschiedenheit der Blickwinkel den europäischenCharakter der Erinnerung. So wird hier auch noch einmal

Coevorden ist befreit: Abrechnung mit einemKolaborateur

die dramatische, im �Hungerwinter� kulminierende Ge-schichte der Befreiung der Niederlande in einem eigenenAusstellungskapitel nacherzählt. Andererseits rückt imbereits 1944 befreiten Frankreich erst die Entdeckung derKonzentrationslager seit Januar 1945 das Grauen desKrieges wieder in den Focus. In den ostdeutschenGebieten treffen vertriebene Polen auf vertriebeneDeutsche...

Gerade dadurch, dass der Betrachter die weithin unbe-kannten Bilderwelten seiner Nachbarn in West- undOsteuropa kennen lernt, wächst auch das Verständnis fürdiejenigen Völker, die das Ende der deutschen Okkupationals Befreiung herbeisehnten. Insofern handelt es sich beidieser Ausstellung um ein sehr europäisches Projekt, und

Nach dem Angriff: Minden brennt...

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! Stephan SagurnaKontakt: [email protected]

so gesehen ist es um so erfreulicher, dass das�Widerstandmuseum� in Amsterdam für den Herbst 2005Interesse an einer Übernahme angemeldet hat.

Die Ausstellung wird vom 22. Mai bis 11. September 2005im Westfälischen Landesmuseum für Kunst- und Kultur-geschichte Münster zu sehen sein. Ein reich bebilderterKatalog wird sowohl an der Museumskasse als auch imBuchhandel erhältlich sein.

! Volker JakobKontakt: [email protected]

Rohe Negative Digitale Negative als RAW-Files im DNG-Format

Mit einer hochauflösenden digitalen Kleinbild-Spiegel-reflexkamera, Kodak DCS SLRpro/n, steigt das WLM nunauch in die digitale Fotoproduktion ein. Ein Novum für dieFoto-Produktion und auch das hauseigene Bildarchiv.Wurden doch in den letzten gut 75 Jahren ausschließlichanaloge Fotografien auf konventionellem Filmmaterialproduziert und archiviert.

Um die neuen digitalen Fotografien aber gleichberechtigtmit historischen Glasnegativen und aktuellen Filmstreifenarchivieren zu können, musste ein Konzept und vor allemein Format festgelegt werden. Die Wahl eines archivfähi-gen Datei-Formats fiel nach ausgiebiger Recherche unddem Hin und Her zwischen TIFF, als digitalem Format-Standard in Bild-Übergabe und -Archivierung, und RAWals kameraeigenes Format mit dem größtmöglichen krea-tiven Bearbeitungsspielraum, quasi der Möglichkeit dieRohdaten regelrecht zu �entwickeln�, nun auf RAW-Filesim DNG-Format.

DNG steht für �Digital Negative Spezifica-tion� und ist der offenen Formatstandard fürKamera-Rohdaten, aus dem Hause Adobe.In diesem Standard werden nach der Be-

lichtung die Rohdaten (RAW), die die totale kreativeKontrolle garantieren, ausgelesen und anschließend ausdem kameraeigenen RAW-Format � in diesem FallKodak.dcr, das noch ein proprietäres Format darstellt, � indas offene Archivformat DNG konvertiert. ProprietäreRAW Datei-Formate, also kameraherstellereigene Roh-Formate, können meist nur innerhalb einer festgelegtenHardware-/Software-Konfiguration verarbeitet werden.

Die Software-Spezifikationen sind oft nicht öffentlichzugänglich, systemübergreifender Austausch und Archi-vierung der Daten sind daher als äußerst problematisch zuwerten. DNG als öffentliches Archivformat für die vonDigitalkameras erzeugten Rohdaten bietet den offenenStandard für Rohdaten, die von unterschiedlichenKameramodellen erzeugt werden. Das Format gewährleis-tet, dass die archivierten Dateien auch nach mehrerenJahren noch systemunabhängig zugänglich sind.

Die einheitliche Verarbeitungslösung für Rohdaten ausunterschiedlichen Kameramodellen und von verschiede-nen Herstellern ermöglicht nicht nur einen effizienterenArbeitsablauf für alle Beteiligten, sondern ist auch künfti-gen technischen Neuerungen gegenüber offen. Die öffent-lich zugänglichen und dokumentierten Spezifikation las-sen sich ohne Aufwand und/oder Abhängigkeit vonKameraherstellern übernehmen und aktualisieren.

Mit dem DNG-Format werden nun die WLM-eigenenKamera-Rohdaten in einem �entwickelten� Zustand, alsomit jeweils vom Fotografen festgelegten Einstellungen fürz.B. Helligkeit, Schärfe, Kontrast, Weißabgleich etc.archiviert � vergleichbar einer vom Fotografen autorisier-ten oder selbst erstellten Vergrößerung von einem konven-tionellen Negativ. Für Fotograf/in und Archivar/in ist aberdennoch der Zugriff auf die ursprünglichen, reinen undunentwickelten Rohdaten möglich � im Gegensatz zu z.B.JPEG- und TIFF-Formaten, die einen Rückgriff auf den�Mutterdatensatz� nicht mehr zulassen.

Westfalen im Bombenkrieg � Ein Mann sitzt auf seiner geretteten HabeHagen, 28. Februar 1945

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Im Netzwerk Mediatheken

Rund 25 Teilnehmer trafen sich am 11. Februar in Göttingenzum Rundgespräch des Netzwerk Mediatheken im An-schluss an die Tagung �Audiovisuelle Wissensmedien onlinein Hochschulbibliotheken und Mediatheken�.

Ein anspruchsvolles Perspektivpapier stand auf derTagungsordnung und zur Diskussion. Doch ob, wann undwie ein gemeinsamer Verhaltenscodex � ein �Code ofConduct�, der einen fairen Umgang mit den Materialien,mit den Teilnehmern des Netzwerks und der Öffentlichkeitregeln soll � in Kraft tritt, wird sich erst in der Zukunft zei-gen. Das Netzwerk Mediatheken hat dem Nutzer jedochschon heute viel zu bieten.

Rückblick

Auf gemeinsame Initiative der Stiftung Deutsches Rund-funkarchiv (DRA) und der Stiftung Haus der Geschichteder Bundesrepublik Deutschland (HdG) konstituierte sichdas Netzwerk Mediatheken im November 2000. Zu denGründungsmitgliedern zählten 13 überregional bedeuten-de Archive, Bibliotheken, Dokumentationsstellen, For-schungseinrichtungen und Museen. Das Bild-, Film- undTonarchiv des WLM nimmt seit Februar 2004 teil.

Anfang 2002 ging das Netzwerk � inzwischen unter derGesamtkoordination des Haus der Geschichte in Bonn �zunächst auf Deutsch und im Oktober des Jahres in einerenglischen Version online. Unter www.netzwerk-mediathe-ken.de wird ein institutioneller wie auch sachlicher Zugriffauf die verfügbaren Metadaten der audiovisuellen Medienermöglicht. Bis zum Januar 2005 erweiterte sich der Kreisder teilnehmenden Institutionen auf 40 � bei allen Partnernhandelt es sich um öffentlich-rechtliche Einrichtungen oderInstitutionen mit vergleichbaren kulturellen Zielsetzungen.

Ein Online-Angebot � dezentral und vernetzt

Mit Hilfe des Mediums Internet zielt das NetzwerkMediatheken darauf, einer interessierten Öffentlichkeit

den oftmals sehr schwierigen Zugang zu dezentralenMediensammlungen zu erleichtern und die kulturell-wis-senschaftlichen Angebote und Dienstleistungen der betei-ligten Einrichtung aus ganz Deutschland zu verknüpfen.Audiovisuelle Quellen und Materialien sollen als bedeu-tendes Kulturgut gesichert, bewahrt, erschlossen und dar-über hinaus für Unterricht und Wissenschaft, Forschung,Lehre und Kunst bereitgestellt werden.

Ohne auf gewachsene und lang bewährte dezentraleBestandshaltung zu verzichten, bietet die Vernetzung derInstitutionen durch moderne Kommunikationstechnologieeinen systematischen Zugang zu den verfügbaren AV-Medien. Fragen des Urheberrechts und die unterschied-lichen Nutzungsrechte sind hier nicht zu vernachlässigen,doch die Bedeutung von Mediensammlungen für dieInformationsgesellschaft wird künftig sicher wachsen.

Ausblick

Neben einer Erweiterung der Partnerschaften wird es einwichtiges Ziel für die nächsten Jahre sein, bei politischenGremien und überregionalen Verbänden, Verwertungs-gesellschaften und Rundfunkanstalten für das ModellNetzwerk Mediatheken Akzeptanz zu schaffen.

Auch jeder einzelne Partner ist gefordert. Denn es gilt dasOnline-Angebot um digitale Medienkataloge mit denbereits erfassten Metadaten zu erweitern. Darüber hinaussoll die digitale Erschließung durch die beteiligtenInstitutionen forciert werden, um vermehrt Video- undAudio-Angebote im Rahmen des jeweiligen Aufgaben-bereiches und der rechtlichen Möglichkeiten zurVerfügung zu stellen. Ebenfalls wünschenswert ist dieErstellung eines gemeinsamen Metakatalogs, um demNutzer eine Cross-Recherche in den Beständen aller betei-ligten Institutionen zu ermöglichen.

Das nächste Rundgespräch des Netzwerk Mediathekenwird im Oktober 2005 im Haus der Geschichte in Bonn.stattfinden. Auch dort wird sicherlich von dem einen oderanderen Erfolg zu berichten sein � wie etwa einerSteigerung der Internet Zugriffe, die schon jetzt bei 150�Visits� � echte Zugriffe, keine zufälligen Besuche � proTag liegt.

! Claudia LandwehrKontakt: [email protected]

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Zum Tode von Klaus Koril

Im Dezember 2004 starb Klaus Koril, der langjährige Leiterdes Kreismedienzentrums Unna, an den Folgen einesHerzinfarktes. Schon beim NRW-Forum im September 2004hatte die Nachricht von seiner Erkrankung einen dunklenSchatten auf das Zusammentreffen der nordrhein-westfäli-schen Medienzentrumsleiter geworfen.

1950 geboren, rückte Klaus Koril, der zuvor bereits in derKulturabteilung des Kreises Unna tätig gewesen war, 1995in die Leitung des Medienzentrums auf. Diese neue Aufgabeempfand er als besondere Herausforderung, zumal in jenerZeit Weichen zu stellen und Entscheidungen zu treffenwaren, um die Zukunftsfähigkeit des Medienzentrums zusichern. �Mit Energie, Aufgeschlossenheit und dem Mut,vertraute Pfade zu verlassen und Neues zu wagen�, so seinAbteilungsleiter Thomas Hengstenberg, �hat er sich seinerAufgabe gewidmet und die Entwicklung des Medienzen-trums zu einem leistungsstarken Partner vor allem für dieSchulen vorangetrieben.�

Im Jahr 2000 erlitt Klaus Koril nur wenige Tage vor seinem50. Geburtstag einen ersten Herzinfarkt. Die Verbundenheitmit seinem Beruf war wohl so groß, dass selbst diese schwe-re Erkrankung ihn nicht daran hindern konnte, nach schein-barer Genesung an seinen Arbeitsplatz zurückzukehren. Mitunverändertem Engagement setzte er seine Arbeit fort undbrachte sich gerade in den letzten Jahren auch auf überre-gionaler Ebene aktiv in den Prozess der Weiterentwicklunglokaler Unterstützungsstrukturen für Medienbildung ein: Soführte er sein Medienzentrum Unna im Jahr 2002 in die�Werkstatt Medienzentren 2005� und gehörte dort in mehre-ren Arbeitsgruppen zu den aktivsten Mitgliedern desProjekts. Auch den Aufbau der elektronischen Medienbereit-stellung EDMOND machte er entschieden zu seinemAnliegen. Nicht ohne Grund fand die offizielle landesweiteAuftaktveranstaltung dieses neuen Angebots im Juni 2004im Kreis Unna statt.

Ein erneuter Herzinfarkt riss ihn dann drei Monate späterabrupt aus seinem Schaffen und aus dem Kreis der westfäli-schen Medienzentrenleiter. Sein Engagement wird uns fehlen!

Stadt Münster und LWL vereinbaren neuenStadtbildstellen-Vertrag

Seit 1928 nimmt das heutige Westfälische Landesmedien-zentrum, die frühere Landesbildstelle Westfalen, zugleich dieAufgaben einer Stadtbildstelle für Münster wahr. Anders alsin den meisten anderen kommunalen Medienzentren hat sichdiese Funktion in Münster bislang im Wesentlichen auf denMedienverleih für Schulen und außerschulische Bildungsein-richtungen beschränkt. Weitere Aufgaben der Medienbil-dung, z.B. die Medienentwicklungsplanung, die Medienwei-terbildung und die offene Medienarbeit, werden in Münsterdurch andere kommunale und freie Träger wahrgenommen.

Die rasante Entwicklung der digitalen Informations- undKommunikationstechnologien hat die Rahmenbedingungenund Möglichkeiten des Medieneinsatzes in den münsteri-schen Schulen in den letzten Jahren massiv verändert.Medien können und sollen heute einen wesentlichen Beitragzur Verbesserung der Lernkultur und damit auch zur Quali-tätsentwicklung von Schule und Unterricht insgesamt leis-ten. Zentrale Aufgabe einer zeitgemäßen Medienbereitstel-lung ist deshalb, die unmittelbare, flexible und dauerhafteVerfügbarkeit von Medien im Unterricht sicher zu stellen.Für diese Aufgabe steht mit EDMOND seit 2004 ein landes-weites elektronisches System der Mediendistribution bereit.Diese veränderten Rahmenbedingungen machten eineNeufassung des geltenden Stadtbildstellenvertrags zwischenStadt und LWL notwendig. Wesentlicher neuer Punkt ist dieAufnahme der elektronischen Mediendistribution EDMONDals zeitgemäßes, den Medienverleih ergänzendes Servicean-gebot für die münsterischen Schulen. Für diese Leistungstellt die Stadt Münster der Stadtbildstelle einen deutlicherhöhten Betrag für die Beschaffung von Medien undMedienlizenzen zur Verfügung.

Neu ist darüber hinaus ein Beirat, der künftig die Arbeit derStadtbildstelle fachlich begleiten und steuern soll. Dem zugleichen Teilen aus Vertretern der Stadt und des LWL besetz-ten Gremium gehören unter anderem der Leiter des Amtes fürSchule und Weiterbildung, der Leiter des WestfälischenLandesmedienzentrums, ein/e Vertreter/in der Schulen undder Geschäftsführer des e-teams Münster an. Der Beirat erhältdas Recht, über die Verwendung des Stadtbildstellenetats mitzu entscheiden. So wird es künftig möglich sein, einen Teil derMittel statt für die Medienbeschaffung auch für verwandteAufgaben wie die technische oder räumliche Ausstattung, dieUnterstützung der Medienberatung und die Durchführung vonQualifizierungsmaßnahmen zu verwenden.

Nachdem der Landschaftsausschuss des LWL dem neuenVertrag bereits im Dezember 2004 zugestimmt hatte, ist eram 9. Februar 2005 auch vom Rat der Stadt Münster ange-nommen und inzwischen offiziell unterzeichnet worden.Damit ist die Arbeit der Stadtbildstelle Münster jetzt auf einetragfähige und zukunftsweisende Grundlage gestellt.Markus Köster

Leiter des Westfälischen Landesmedienzentrums

Günther KrögerLeiter des

LAK Medien in Westfalen ! Dr. Markus KösterKontakt: [email protected]

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Medienzentren 2005Die Werkstatt ist in der Gegenwart angekommen

Die Werkstatt �Medienzentren 2005� hatte zum Ziel, diffe-renzierte Konzepte zur Weiterentwicklung der kommunalenMedienzentren zu formulieren. Sie wurde initiiert unter demDach der e-nitiative.nrw vom Medienzentrum Rheinland unddem Westfälischen Landesmedienzentrum. Nach zweiein-halb Jahren Arbeit wird das Projekt im April abgeschlossen.Ein Anlass, Bilanz zu ziehen und einen Ausblick zu wagen.

Ergebnisse

�Das Wichtigste war,� so die Rückmeldungen vonTeilnehmerinnen und Teilnehmern, �das wir � die beteiligtenMedienzentren in NRW � näher zusammengerückt sind. Wirhaben eine Menge von einander gelernt und neue Ideen undAnregungen für die konzeptionelle Weiterentwicklung unse-res Medienzentrum erhalten.� Einzelne Medienzentren konn-ten ihr Distributionssystem konstruktiv weiterentwickeln,und sich konzeptionell auf die Einführung der elektronischenDistribution mit EDMOND (Elektronische BildungsmedienOn Demand) vorbereiten. Andere haben Grundlagen für dieÜbernahme wichtiger Aufgaben im Bereich technischeUnterstützung und Support von Schulnetzen gelegt. Wiederandere arbeiteten sich in medienkulturelle Angebote oder dieorganisatorischen und konzeptionelle Fragen von Veranstal-tungsmanagement ein.

In Hamm und im Kreis Lippe wurden in der Zeit derWerkstatt die Medienzentren mit neuem Konzept, größerund moderner neu eröffnet, um nur zwei Beispiele erfreu-licher Fortentwicklung zu erwähnen. Die Kommunikationder verschiedenen Medienzentren und der unterschied-lichen Professionen � vom Verwaltungswirt über denTechniker und die beteiligte Lehrerin bis hin zum pädago-gischen kommunalen Mitarbeiter des Medienzentrumswurde reger und lebendiger. So konnten auch Fragen vonUmstrukturierung, Organisationsentwicklung und institu-tioneller Kooperation oder Integration des Medienzen-trums in andere kommunale Institutionen wie dieBibliothek kritisch beleuchtet werden.

Die Werkstatt bot damit die Chance, ein landesweitesNetzwerk zu knüpfen, das es in dieser Form vorher nicht

gab. Und �ganz nebenbei� ist dabei eine Handreichungentstanden, die erstmalig das Portfolio kommunalerMediendienstleistungen für Schule und außerschulischeBildungs- und Kulturarbeit in NRW beschreibt.

Zahlen

18 Medienzentren hatten sich im Jahr 2002 zur Teilnehmegemeldet und für sich Entwicklungsperspektiven formuliert.Circa 50 Personen waren mit unterschiedlicher Aufgaben-stellung und verschiedener Intensität in das Projekt einge-bunden. Bis Ende 2004 fanden elf Projektgruppensitzungenmit den Kolleginnen und Kollegen aus den Medienzentrenstatt. Hier wurden die Ergebnisse der Arbeitsgruppen zu ins-gesamt sieben Modulen vorgestellt und diskutiert. Gut 30Mal trafen die Beteiligten in unterschiedlichen Konstellatio-nen zu diesen thematischen Arbeitsgruppen zusammen. In 13Planungsgruppensitzungen wurden Zielstellung und Pro-jektverlauf mit den Leitern der Landesmedienzentren, denFachreferenten, den verantwortlichen Mitarbeiterinnen undMitarbeitern der Medienberatung NRW und den Sprechernder Landesarbeitskreise kommunaler Medienzentren imRheinland und in Westfalen reflektiert und gesteuert. Bei denzwei NRW-Foren der kommunalen Medienzentren NRW inden Jahren 2003 und 2004 wurden Teilergebnisse vorgestellt.Die Redaktionsgruppe mit den Sprecherinnen und Sprechernder Arbeitsgruppen stimmte in drei Sitzungen die circa 80Seiten starke Handreichung als Ergebnisdokumentation ab.

In zwei Veranstaltungen konnten sich insgesamt 28 Teilneh-merinnen und Teilnehmer zu den Themen Projektmanage-ment und Moderations- und Präsentationstechniken fortbil-den. Die Anzahl der E-Mails, der Telefonate, der persönlichenGespräche, der neu gewonnen Erkenntnisse für die eigeneArbeit gehen in die Hunderte und lassen sich nur schätzen.

Projektabschluss

Am 20. April 2005 werden die Ergebnisse der Werkstatt imRahmen einer Abschlussveranstaltung intern präsentiert undreflektiert werden. Sie findet im Medienzentrum Hamm imneu eröffneten Pädagogischen Zentrum statt. Der Abschluss-bericht der Werkstatt soll unter dem Titel �MedienmoduleNRW � Medienkompetenz in kommunaler Verantwortung�noch in diesem Frühjahr publiziert werden. Mit derVeröffentlichung, die sich im doppelten Wortsinn als�Werkstattbericht� versteht, soll eine offensive Ausein-andersetzung über den Beitrag der kommunalen Medien-zentren zur Qualitätsentwicklung in NRW angestoßen wer-den. Sie will und kann den kommunalen Entscheidungsträ-gern keine �Standards� vorschreiben, aber deutlich machen,dass ein profiliertes Medienzentrum mit den vor Ort gebün-delten kommunalen und Landesressource wesentlich zurSchlüsselqualifikation �Medienkompetenz� beitragenkann.

! Christiane BröcklingKontakt: [email protected]

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Quelle: Medienbrief des Medienzentrums Rheinland, Ausgabe 1/2005

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Kisten gepackt und ab in die Mitte!Umzug des Medienzentrums ins Pädagogische Zen-trum Hamm

Geplant war er ja schon seit langem � der Umzug desMedienzentrums Hamm aus den zwar schönen Räumenim jedoch teuren Gebäude im etwas abgelegenen StadtteilBockum-Hövel, nur wohin, das war lange nicht geklärt.Seit ca. zwei Jahren plante man dann in Hamm dieBildung eines Pädagogischen Zentrums, seit vielen JahrenTraum des zuständigen Dezernenten und des Schulamts-direktors.

Am Eröffnungstag: Junge Besuchertesten den Internet-Arbeitsplatz

Kisten gepackt und ab in die Mitte!

Durch Freiziehung eines zentral gelegenen städtischenGebäudes in der Stadtmitte � ehemaliges Stadthaus,Museum und zuletzt Gebäude der Bauverwaltung � ergabsich die einmalige Möglichkeit, mehrere pädagogisch täti-ge Institutionen in Hamm unter ein Dach zu ziehen.Glücklich ergab es sich zusätzlich, dass das Studiensemi-nar für die Sekundarstufe II eine neue Bleibe suchte unddass die Seminare für Sonderpädagogik und für diePrimarstufe ebenfalls nach Hamm kommen sollten.

So sind wir nun zusammen unter einem Dach unterge-bracht: " Städtische Einrichtungen wie Schulverwaltung, Medien-

zentrum, Schulberatung und RAA (Einrichtung zurFörderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwan-dererfamilien), das Kommunale Förderzentrum für Er-ziehungshilfe.

" Einrichtungen des Landes wie die o.g. Studienseminareund die Fernuniversität Hagen.

" Eine Einrichtung des Landschaftsverbands: die Bera-tungsstelle des Westfälischen Heilpädagogischen Kin-derheims.

" das Schulamt für die Stadt Hamm" sowie u.a. der Bürgerfernsehsender Offener Kanal

Im Dezember 2004 wurde offiziell das PädagogischeZentrum eröffnet, teilweise waren einzelne Räume erstnoch provisorisch fertig gestellt, ein Mieter noch gar nichteingezogen � positiv gesehen als Zeichen für Bewegung,für die Dynamik, die durch die unterschiedlichen Partnerentsteht.

Nach ersten Anlaufschwierigkeiten, dem Abarbeiten derRenovierungs-, der Umzugs- und der Ausstattungspro-bleme und der ersten Eingewöhnungszeit sind wir jetzthier wirklich angekommen und tatsächlich ergeben sichrelativ schnell Arbeitszusammenhänge und Kooperatio-nen. Absprachen sind schnell und unkompliziert möglich:Für die Fachgruppen der Studienseminare sind Vorstel-lungen organisiert, in denen sich das Medienzentrum mitseinen Servicemöglichkeiten präsentiert, Führungen wer-den angeschlossen. Der Verleih wird gleichsam gestürmtvon den Lehramtsanwärtern, die schnell für sich dieMöglichkeiten der Medienausleihe erkannt haben.

Interessant für viele Besucher � dieBlue Box im Studio

Erste Ausbildungen in der Nutzung der Trickbox sindgeplant, die Filme können über den Fernsehsender OffenerKanal schnell eine Öffentlichkeit finden. Die zentraleLage erfreut alle Nutzer, die bisher weite Wege hatte, dieersten Fortbildungsveranstaltungen im Haus haben guten

Zur Eröffnung des PädagogischenZentrums wird der Verleih gestürmt

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Zulauf, nur die Parkplatz-Suche gestaltet sich etwas auf-wendiger als früher. In der Mitte des Jahres ist eine Zu-kunftswerkstatt mit allen Einrichtungen im Haus geplant,in der gemeinsame Projekte entwickelt werden.

Walking Act: Musiker machten Stimmung zur Eröffnung

Wir freuen uns auf alle Besucherinnen und Besucher undpräsentieren gerne das Medienzentrum Hamm als Teil desPädagogischen Zentrums.

! Dagmar Riekenberg Medienzentrum Hamm

Kontakt: [email protected]

Einrichtung des Monats � DasMedienzentrum der Stadt Hamm!

�Medienzentrum? Kenn� ich nicht. Oder haben Sie etwasmit der Bildstelle zu tun?�

Diese Frage hören wir nicht mehr all zu oft. Denn: Vorbeiist es mit dem Image der verstaubten und als Kellerkindgehaltenen Filmbildstelle, wie das Medienzentrum vorlanger Zeit mal hieß. Dies beweist die Auswahl desMedienzentrums Hamm als Einrichtung des MonatsFebruar im Medienpädagogischen Atlas NRW, herausge-geben von der Landesanstalt für Medien NRW:

�Mit der �Einrichtung des Monats� präsentiert derMedienpädagogische Atlas NRW ausgewählte Institutio-nen, die sich durch besonders herausragende medienpäda-gogische Arbeit, durch besonders originelle Projekte oderdurch aktuelle bemerkenswerte Veranstaltungen undAktionen auszeichnen.�

Das Medienzentrum Hamm präsentiere sich als eineEinrichtung der Medienbildung, die in ihren Aktivitätenweit über den �bloßen Medienverleih� hinausgehe:�Pädagogische Leitaufgabe der Arbeit des Medienzen-trums in Hamm ist die Vermittlung von Medienkompe-tenz, wobei es sich vorrangig an Multiplikatoren derBildungs-, Kultur- und Sozialarbeit wendet und mit sei-nem breitgefächerten Angebot von Veranstaltungsreihenzur Filmanalyse über zielgruppenspezifische Kurse zurMedienproduktion bis hin zum Kinderfilmfest keineWünsche offen lässt.� Mehr dazu auf der Homepage der Landesanstalt für Medien:http://www.lfm-nrw.de/medienkompetenz_neu/mpa/aktuell/

Darüber freuen wir uns sehr und bedanken uns bei allen,die uns in unserer Arbeit unterstützen und mit unszusammenarbeiten. Hervorzuheben ist die Zusammen-arbeit mit dem e-team Hamm, dessen Geschäftsstelle dasMedienzentrum bildet. Gemeinsam mit den Kolleginnenund Kollegen des e-teams konnte die Medienarbeit an denSchulen effizienter gestaltet werden, u.a. durch gemeinsa-me Fortbildungsveranstaltungen, durch Fachtagungen unddie gemeinsame Arbeit zur Erstellung der Medienkon-zepte, die in den Entwurf für den Medienentwicklungs-plan für die Stadt Hamm einflossen.

Jugendliche demonstrieren eine LAN-Party bei der Fachtagung�Gewalt im Spiel�

Mit dem Umzug in das neue Pädagogische Zentrum findetdas Medienzentrum mit dem Bürgerfernsehsender OffenerKanal Hamm, der RAA (Regionale Arbeitsstelle zurIntegration von Kindern und Jugendlichen aus Migranten-familien), der schulpsychologischen Beratung, den Studien-seminaren für Primarstufe, Sonderpädagogik und Sekundar-stufe II und weiteren pädagogischen Institutionen bereitsbewährte und neue Kooperationspartner vor Ort für weiterespannende Projekte.

Das Verleiharchiv wurde zwar mit dem Umzug verklei-nert, doch noch immer umfasst der Verleih als wichtigesStandbein ca. 9.000 Medien � zunehmend DVD, CD-ROM, Videofilme oder Bilderbuch-Dias; Spielfilme,Dokumentationen und klassische Lehrfilme.

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! Dagmar Riekenberg, Christiane SimonMedienzentrum Hamm

Kontakt: [email protected]

Senioren machen Programm, Titel der aktuellenSendung: �Wohin im Alter � Wohnen in Hamm�

Seit einem Jahr nutzen die Schulen in Hamm zusätzlich dasAngebot der elektronischen Distribution von Medien ondemand (EDMOND), das Unterrichtsmedien direkt am PCabrufbereit und einsetzbar macht.Ohne entsprechende Gerätekönnen auch die bestens geplanten Veranstaltungen platzen� moderne Geräte ergänzen den Verleih: Beamer, digitaleFoto- und Videokameras, Verstärkeranlagen, Funkmikro-fone etc. gehören zum Bestand.Zur Bearbeitung von Videofilmen stehen zwei Studios zurVerfügung.

Erzieherinnen lernen die Trickbox kennen

Zu allen Fragestellungen des Einsatzes von Medien inSchule oder Freizeit wie zum Beispiel zum Einsatz NeuerMedien im Unterricht, zu Fernsehkonsum von Kindergar-tenkindern, Drehen eines Videofilms in der Schule,Bearbeiten eines Videobeitrags für eine Gemeindegruppe,Erstellen einer Homepage für die Grundschule, digitaleFotografie, Filmanalyse und Softwareprüfung � und zuvielen weiteren Themen der Medienbildung stehen wirberatend zur Verfügung und werden von Schulen,Vereinen, kirchlichen Gemeinden und städtischen Ein-richtungen nachgefragt.

Medientag 2005 in BielefeldKooperation zwischen e-team,Medienzentrum und Universität

Der Bielefelder Medientag war auch in diesem Jahr ein vol-ler Erfolg. Zum zweiten Mal haben sich mehrere Institutio-nen an den Vorbereitungen und der Durchführung beteiligt.Das e-team Bielefeld, das Medienzentrum und die Univer-sität Bielefeld haben in einer hervorragenden Weisezusammengarbeitet. So unterstützte das Rechenzentrum derUni die Referenten und Aussteller bei allen technischenDingen. Der Flyer entstand in Zusammenarbeit mit der gra-fischen Abteilung des AVZ-Uni-Bielefeld.

In 29 Workshops wurden Themen behandelt, die unmittel-bar mit dem unterrichtlichen Alltag in der Schule zu tunhaben. So fanden die Kurse Mathematikunterricht mitExcel, Rechtschreibförderung und Diagnostik, Internet-projekte usw. regen Zulauf. Nachdem in den letzten Jahrenhäufig die technischen Aspekte der Mediennutzung imVordergrund standen, lag der Schwerpunkt dieses Jahr aufden didaktischen und methodischen Einsatz von Medienin Schule und Unterricht.

Die über 480 Workshopteilnehmer kamen aus allen Schul-formen. Neben Referendaren aus dem Studienseminar Biele-feld waren auch einige Studenten der Uni vertreten. DasSpektrum der Kursinhalte war bewusst so angelegt, dass Ein-steiger als auch Fortgeschrittene interessante Inhalte fanden.

�Fortbildung und Medienkompetenz�, �Weniger istmehr� � interessante Vorträge am Medientag 2005

Der Medientag begann mit Vorträgen von Prof. Dr. DieterTimmermann (Rektor) und Prof. Dr. Uwe Zimmermann(Medienpädagogik). Udo Theissmann und Detlef Schubert(beide Bezirksregierung Detmold) referierten zu denThemen �Fortbildung und Medienkompetenz� sowie zumThema �Weniger ist mehr�. Alle Vorträge können unter: www.mebie.de heruntergela-den werden.

Insgesamt beteiligten sich 30 namhafte Firmen aus denBereichen Hard- und Software, Schulbuchverlage,Bibliotheken, Institutionen und Vereine im Rahmen einerInfo-Messe.

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30 Aussteller freuen sich über den Besucherandrang

Die Messe war eine wesentliche Komponente im Gesamt-konzept und trug so wesentlich zum hohen Informations-gehalt des Medientages bei.

Nach Fertigstellung des Bielefelder Medienentwicklungs-planes in der der Schulträger die Ausstattung der Schulenerheblich verbessert, bietet sich für die Bielefelder Schu-len eine ideale Perspektive für die nächsten Jahre. Eskommt nun darauf an, die vielfältigen medienpädagogi-schen Aktivitäten fortzusetzen, zu vertiefen und sie für dieUnterrichtsentwicklung zu nutzen.

Der Medientag hat hier gute Impulse vermittelt. DieWorkshops waren aus zeitlichen Gründen nur als �Appe-tithappen� zu verstehen. Alle Inhalte können inFortbildungen, angeboten durch das e-team, fortgesetztwerden.

Weitere Infos unter: www.medienzentrum-bielefeld.de

! Michael Wenzel Medienzentrum Bielefeld

Kontakt: [email protected]

Tag der offenen Tür des Medienzentrums für denKreis Steinfurt

Die Vorgeschichte

Der Kreis Steinfurt hatte beschlossen, Modellkreis fürHartz IV zu werden. Als der positive Beschluss mitgeteilt wurde, war endgültigklar, dass für die neue Aufgabe Büroraum fehlen würde. Das Medienzentrum musste weichen. Eifrig suchte mannach einem neuen Standort.Es bedeutete Auslagerung, Umzug nach Emsdetten.

Kuriersystem ist Grundpfeiler der Versorgung

Ein ausgeklügeltes und über Jahre gewachsenes Kurier-system ist weiterhin die tragfähige Basis für die Distribu-tion unserer Medien. Darüber erreichen wir eine 100%ige

Versorgung der Bildungseinrichtungen mit all unserenProdukten. Mit den drei zentralen Austauschplätzen Stein-furt, Emsdetten und Tecklenburg und vielen einzelnenKurieren ist die Medienverteilung bis in die kleinste Ge-meinde unseres Flächenkreises gewährleistet.

Neue Vertriebswege schaffen

Mit dem Umzug verlor das Medienzentrum die ange-stammte Laufkundschaft der Steinfurter Schulen. DieKolleginnen und Kollegen aus den benachbarten Schulenkönnen nun nicht mal eben vorbeikommen, um zu sehenwas es Neues gibt und mitnehmen, was lieb und wertgeworden war. Das ist Geschichte.

Ein neues Kundenpotential befindet sich mit den SchulenEmsdettens und den benachbarten Gemeinden Greven,Nordwalde, Saerbeck vor der Tür. Diese Kolleginnen undKollegen gilt es zu motivieren, das neue, für sie nun orts-nahe Angebot zu nutzen. Diese Chance wurde genutzt.

Tag der offenen Tür

Nach dem Umzug wollte sich das Medienzentrum inneuen Räumen der breiteren Öffentlichkeit vorstellen. Miteinem pädagogisch ausgerichteten Programm sollten nichtnur die Emsdettener ins Medienzentrum des KreisesSteinfurt ins Haus gelockt werden. Im Mittelpunkt standen: " die Trickbox " das Bilderbuchkino" die vandalismussichere PC-Insel " Time for Kids � Internetgestaltung mittels Positivlisten

Als um 14:00 Uhr die Türen aufgingen, gab�s kein Halten.Ein Strom von Menschen ergoss sich ins Medienzentrum.

Erstes waches Staunen: Was ist aus unserer Arbeit geworden

Der Trick mit dem Film

Die Klasse 4 a der Kardinal-von-Galen-Grundschule,Emsdetten, hatte in den Tagen nach den Weihnachtsferieneine Geschichte erarbeitet, die es nun � vor großemPublikum � umzusetzen galt. Das Westfälische Landes-medienzentrum hat uns wirkungsvoll unterstützt. DieReferentin Frau Petra Raschke-Otto hatte aus Münster dieTrickbox mitgebracht. Mit den jungen Künstlern ging sieans Werk. Die Kolleginnen Ilse Kopp und Marion

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Beschoner hatten die Kinder ihrer Klasse in harmonischarbeitende Gruppen eingeteilt. Nach zwei Stunden intensi-ver und schweißtreibender Arbeit war das Werk gelungen.90 Minuten Trickfilm waren �im Kasten�. Einen ausführ-lichen Bericht und weitere Informationen dazu findet dergeneigte Leser auch auf der Internetseite des Medienzen-trums.

Die Kinder der Klasse 1b der KvG-Emsdettenziehen der Hexe Irma ihre Zauberschuhe an.

Kino aus dem Bilderbuch

Etwas zeitversetzt kamen die kleinsten Gäste des Tages. Unddann gleich in einer großen Besetzung. Nun sind die pädago-gisch zu nutzenden Räume des Medienzentrums nicht sehrgroß. Darauf zu hoffen, dass am Nachmittag freiwillig außer-halb der Schulzeit nur ein Teil der Kinder kommen würde,war gar nicht so abwegig. Absoluter Fehlschlag. Gnadenlos.Alle kamen, also alle hinein. Platz ist in der kleinsten Hütte.

Mit großen Augen und roten Bäckchen lauschten dieErstklässler der Kardinal-von Galen-Schule, Emsdetten, derGeschichte um die kleine Hexe Irma. Auf einer großen Lein-wand konnte man die dem Bilderbuch beigefügten Dias be-trachten. Da gab�s so viel zu entdecken, � Die gewonnenenEindrücke konnten die I-Männchen anschließend verarbei-ten, indem sie der kleinen Hexe Irma ihre Zauberschuhe

anzogen und dazu noch eine Geschichte schrieben. Herrlich,was die Kinder nach 4 Monaten Schule an Lesbarem undLesenswertem zu Papier brachten. Frau Bülters und derKlasse 1b sei auf diesem Wege noch einmal gedankt.

Vandalismussichere PC-Insel

Während die Medienwerkstatt kreative Produkte erarbeitete,zog es �die Großen� zur PC-Insel. Die Fa. Demolux hat inKooperation mit der Telekom eine PC-Insel geschaffen, dieallen Zerstörungsangriffen trotzen soll. Selbst Kaffee in derTastatur ist kein systemtötendes Ereignis. Diese Insel, die mitbis zu 4 Rechnern ausgestattet werden kann, ist sehr gut alsInformationsterminal oder Arbeitsstation im offenen Ganz-tagsbetrieb geeignet. Alle Arbeitsvorgänge, die ein normalerPC leisten kann, sind auf diesem System möglich.

Gesicherter Internetzugang

Für die Software-Lösung der Fa. Time for Kids wurdeauch ein Forum zur Verfügung gestellt. Die Firma bietetden Schulen einen geregelten Internetzugang an, der dar-auf beruht, dass Positivlisten geöffnet werden und dieSchülerinnen und Schüler dann auf eine gepflegte URL-Datenbank zurückgreifen können. Damit ist eine geführteArbeit möglich, das versehentliche Aufsuchen uner-wünschter Seiten ist für die Schule ausgeblendet.

Überall der normale Alltag

Neben diesem pädagogischen Programm lief der normale Tagder offenen Tür. Die Kolleginnen und der Kollege desMedienzentrums wurden zu den neuesten Medien und zu denneuen Präsentationstechniken befragt. Der Tag der offenenTür war eine hervorragende Gelegenheit um zu fragen, wasman immer schon mal fragen und wissen wollte.

Von wegen Pisa � Wir sind 6 Jahre alt und nach 4 MonatenSchule schreiben wir bereits ganze Geschichten.

Überwältigt vom Besucherandrang, geschafft von den vie-len Gesprächen machte sich am Abend über den Gesich-tern eine wohlige Zufriedenheit breit: Das Medienzentrumdes Kreises Steinfurt ist in Emsdetten angekommen undangenommen.Weitere Informationen � nicht nur zum Tag der offenen Tür �finden Sie auf der Internetseite: www.Kreis-Steinfurt.de > Schulen/Bildung/Sport > Medien-zentrum > Arbeitsbereich Grundschule

Staunende Kinderaugen � �Kann man dieVideos und DVDs alle ausleihen �?�

! Ulrich Pietzsch Medienzentrum des Kreises Steinfurt

Kontakt: [email protected]

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Tipps

Die Industrielle Revolution. Großbritannien 1750-1850DVD 2004, Anne Roerkohl dokumentARfilm GmbHBezug: im Buchhandel (ISBN 3-00-013901-X) oder [email protected]

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts erlebt England einen ein-schneidenden technologischen, ökonomischen und gesell-schaftlichen Wandel. Der Schritt in das industrielle Zeitalterverändert das Leben der Menschen: Mit der Gründung derersten Fabrik �Cromford Mill� entwickelt sich das �Fabrik-system�, die Städte werden zum Magnet, Landflucht setztein. Der Dreieckshandel macht Großbritannien reich.Zahlreiche Betriebe erwirtschaften mittels neuer Technikenorme Profite und investieren in neue Industrieanlagen. ImWeber-Handwerk kommt es zum Aufstand. Die Dampfma-schine von Watt ermöglicht neue Arbeitsverfahren, immerhäufiger treten Maschinen an die Stelle von Menschen.Doch Ansätze zu einer Verbesserung der Arbeits- undLebensbedingungen bestehen, wie das Firmenbeispiel desUnternehmers Robert Owen beweist.

Neben dem 23-minütigen Hauptfilm enthält die DVD siebenModule von ca. 5-8 Minuten Laufzeit. Die Kurzsequenzenbefassen sich mit vertiefenden Themen z.B. Cromford Mill� Die erste Fabrik der Welt; Textiltechnologie � Arbeiten inder Textilfabrik; Dampkraft � Symbol eines neuen Zeit-alters; Eisenbahnen � Die Dampfmaschine lernt laufen.

Freundschaft 1941 � Ein Hörspiel in neun Bildern. Die Darstellung des Holocaust aus Schülersicht.DVD 2004, hg. vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

1941: Elisabeth, Maria und Rahel sind seit derVolksschule befreundet. Elisabeth möchte nun im BDMbefördert werden. Aber solange sie mit einem jüdischenMädchen befreundet ist, wird sie das nicht erreichen.... Dies ist der Ausgangsplot eines preisgekrönten 42-minüti-gen Jugend-Hörspiels, das das LandesmedienzentrumBaden-Württemberg mit ausdrucksstarken Fotos zu einerDVD vereinigt und mit einem Begleitheft versehen hat.

Die DVD ist nicht im Handel erhältlich; Medienzentrenkönnen sie aber kostenlos (berechnet werden nur dieVersandkosten) beim Landesmedienzentrum Baden-Württemberg ([email protected]) anfordern und an Schulenund außerschulische Einrichtungen weiter verleihen.

www.landschafts-und-baukultur.deDatenbank zu Parks und Gärten im Münsterland undOstwestfalen-Lippe im Internet

Unter der Adresse www.landschafts-und-baukultur.de prä-sentiert das Westfälische Amt für Landschafts- undBaukultur des LWL mit der Internet-Datenbank�[Parks+Gärten] links und rechts der Ems� den Schluss-stein zu seinem gleichnamigen Regionale-Projekt. Schon

im April 2004 hatten die LWL-Gartenexperten die beidenBücher des Projekts, einen Reiseführer und einenBildband, veröffentlicht.

Die Datenbank liefert nicht nur Texte zur Garten-geschichte der 134 dargestellten Anlagen, sondern ver-mittelt anhand von aktuellen und historischen Fotografienund Kartenausschnitten einen umfassenden Eindruck.Daneben gibt es auch Gemälde, Stiche sowie altePlanungsunterlagen zu entdecken.

Gleichzeitig online gegangen ist das Vorgängerprojekt�Garten_Landschaft OstWestfalenLippe�, das im Rahmender Regionale 2000 entstanden ist. Die Dokumentation zu196 Anlagen dieser Region war bisher nur als CD-ROMerhältlich, wurde jetzt aber auch ins Internet gestellt.

Referenten-Datenbank Medienkompetenz NRW

Wer sich auf die Suche nach einem Referenten begebenwill, findet unter www.medienkompetenz-referenten-nrw.de vielleicht die passende Antwort.

Im Auftrag der Landesanstalt für Medien hat das Adolf-Grimme-Institut die Referenten-Datenbank Medienkom-petenz NRW entwickelt. Sie nennt �Medienkompetenz-Experten�, deren Fachgebiete, Spezialisierungen undQualifikationen. Die Recherche kann regional (nach PLZ-Bereichen), thematisch oder nach Zielgruppen eingegrenztwerden oder mehrere Suchwege mit einer UND-/ODER-Verknüpfung verbinden.

Die Datenbank ist noch im Aufbau, das Namensspektrumnoch überschaubar � aber bei entsprechender Pflege undAktualisierung sicherlich ein Angebot für alleEinrichtungen auf der Suche nach fachkompetentenReferenten � ganz gleich ob für Veranstaltungen in derSchule, der Weiterbildung oder bei Verbänden.

www.filmportal.de � ein Internet-Portal zum deut-schen Film

Seit dem 11. Februar diesen Jahres sind unter der URLwww.filmportal.de Informationen zu 30.000 deutschenKinofilmen zu finden. Fotos mit Quellennachweisen,Plakate und Inhaltsangaben zu 3.000 Filmen sowieKritiken aus Tageszeitungen und Fachzeitschriften gehö-ren dazu. Zudem gibt es verschiedene �Themenwelten�, wie z.B." Kino und Migration" Film in der DDR" Film im NS-Staat" Film in der Weimarer Republik" Chronik des deutschen Films.Die Themenbereiche sollen vertiefen, über den einzelnenFilm hinausgehen, indem sie auf andere Filme mit gleich-er oder ähnlicher Thematik verweisen, und sie sollen indie Filmgeschichte zurückblicken, um mitunter aucherstaunliche nie vermutete Zusammenhänge aufzudecken.

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Termine

Mittwoch, 6. April 2005, 18.00 UhrFilmpräsentation�LEBENSUNWERT� � Paul Brune. NS-Psychiatrie undihre Folgen.Ort: Festsaal an der Bredalaer Str. 33 (direkt an der B7)

Filmreihe �Vom Ende zum Anfang. 1945 im Film�" 7. April 2005 � �Deutschland� im Jahre Null

von Roberto Rossellini" 21. April 2005 � �Kolberg� von Veit Harlan " 5. Mai 2005 � �Berliner Ballade�

von Robert A. Stemmle" 2. Juni 2005 � �Die Brücke� von Bernhard Wicky" 9. Juni 2005 � �Nacht und Nebel� (zwei Fassungen)

von Alain Resnais" 23. Juni 2005 � �Stunde Null� von Edgar Reitz" 7. Juli 2005 � �Ich war 19� von Konrad Wolf" 28. Juli 2005 � Trümmer und Träume. Westfalen 1945

im Spiegel historischer (Amateur)- FilmaufnahmenZeit und Ort: jeweils Donnerstags, 18.00 Uhr im Programmkino Cinema, Münster

Veranstaltungsreihe: Notebookeinsatz im Fachunterricht" Donnerstag, 7. April 2005, 13.00 � 17.00 Uhr

�Umsetzung von Notebook-Projekten�Referenten: Herr Ludwig, Münster; Herr Kerber,Gütersloh

" Montag, 11. April 2005, 13.00 � 17.00 Uhr �Notebooks im Fremdsprachenunterricht�Referent: Frau Frenz, Minden

" Dienstag, 12. April 2005, 13.00 � 17.00 Uhr �Notebooks im Deutschunterricht�Referent: Herr König, Unna

" Montag, 18. April 2005, 13.00 � 17.00 Uhr �Notebooks im Mathematikunterricht� Referent: Herr Ludwig, Münster; Herr Kresse, Minden

" Dienstag, 19. April 2005, 13.00 � 17.00 Uhr �Notebooks im naturwissenschaftlichen Unterricht�Referent: N.N.

" Montag, 25. April 2005, 13.00 Uhr � 17.00 Uhr�Notebooks im gesellschaftswissenschaftlichen Unter-richt�Referent: Herr Dankerl, Hörstel

" Dienstag, 26. April 2005, 13.00 Uhr � 17.00 Uhr�Notebooks im Kunst/Musikunterricht�Referent: Herr Mengeling, Minden

Ort: Westfälisches Landesmedienzentrum, R. 1.42Anmeldung: http://www.partner-fuer-schule.nrw.de/pro-jekt-fujitsu-siemens_workshops.php

Freitag, 8. April � Samstag, 9. April 200557. Tag der Westfälischen Geschichte Ort: Historisches Rathaus und Stadtweinhaus in MünsterBesuchen Sie uns am Stand des Westfälischen Landes-medienzentrums!

Donnerstag, 14. April 2005Tagung �Zusammen lernen in der Euregio�Vorstellung der DVD �Unter deutscher Besatzung� imRahmen des Projekts Museum �Markt 12� AaltenThemengruppe 3 � Grenzüberschreitende Schulpartner-schaften und ProjekteOrt: Kerkrade NiederlandeAnmeldung bis 7. April 2005: http://www.bildungsportal.nrw.de/BP/Schule/Service/Veranstaltungen/TagungEuregio/

Freitag, 15. April 2005, 15.00 Uhr und Samstag, 16. April2005, 14.30 UhrFilmseminarFilme lesen lernen: Der Filmkanon im GeschichtsunterrichtOrt: Akademie Franz Hitze Haus MünsterAnmeldung: [email protected]

Samstag, 16. April � Sonntag, 17. April 2005Westfalentag des Westfälischen Heimatbundes Ort: Stadthalle AhlenBesuchen Sie uns am Stand des Westfälischen Landes-medienzentrums!

22. Mai bis 11. September 2005Ausstellung1945 im Blick der Fotografie. Kriegsende und NeuanfangOrt: Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte,Münster

Samstag, 4. Juni 2005, 18.00 � 2.00 Uhr�Extraschicht� � Die Nacht der IndustriekulturBesuchen Sie uns auf Zeche Nachtigall in Witten am Standdes Westfälischen Landesmedienzentrums!

6. � 10. Juni 2005Lernort Kino. Schulfilmwoche NRW 2005Infos: www.lernort-kino.de

Samstag, 2. Juli , 11.30 Uhr Filmpräsentation �Nicht Lob noch Furcht�. Bischof von Galen � EinFilmporträtim Rahmen des BistumstagsOrt: vorauss. Universität Münster, Fürstenberghaus F 4

Samstag, 2. Juli , 9.30 Uhr Präsentation der neuen CD-Rom Zeitmarken einer 1200 jährigen Geschichte � DasBistum Münster in kommentierten Bildmotivenim Rahmen des BistumstagsOrt: vorauss. Universität Münster, Juridicum J 4

LEITFADEN

Der Kontakt in das Westfälische LandesmedienzentrumLandschaftsverband Westfalen-LippeWestfälisches LandesmedienzentrumBesuche: Warendorfer Str. 24Briefe: 48133 MünsterPakete: Freiherr-vom Stein-Platz 1, 48147 MünsterTelefon: 0251-591-3902Telefax: 0251-591-3982E-Mail: [email protected]

Leitung

Dr. Markus KösterTel: 591-3901 E-Mail: [email protected]

Vorzimmer: Conny Laumann u. Marion HarrachTel: 591-3902 E-Mail: [email protected]

Verwaltung

Thomas RäwerTel: 591-3924 E-Mail: [email protected]

Medienvertrieb

Gaby HillgruberTel: 591-5618 E-Mail: [email protected]

MedienverleihTel: 591-3911 E-Mail: [email protected]

Medienproduktion und Medientechnik

Dr. Hermann-Josef Höper, Stellv. Leiter des WLMTel: 591-3905 E-Mail: [email protected]

Dr. Gerhard Schiller, Wissenschaftlicher VolontärTel: 591-3913 E-Mail: [email protected]

Bild-, Film- und Tonarchiv

Dr. Volker JakobSchwerpunkt: Filmarchiv, Historische LandeskundeTel: 591-4718 E-Mail: [email protected]

Kerstin BurgSchwerpunkt: Bildarchiv, Geografische LandeskundeTel: 591-3920 E-Mail: [email protected]

Claudia LandwehrSchwerpunkt: Tonarchiv, Schulmedienarchiv, Kunstge-schichteTel: 591-3966 E-Mail: [email protected]

Medienpädagogik

Dr. Angela Schöppner-HöperSchwerpunkt: Medienbereitstellung und -dokumentationTel: 591-3986 E-Mail: [email protected]

Robert GückerSchwerpunkt: Außerschulische BildungTel: 591-3919 E-Mail: [email protected]

Birgit GieringMedienberatung NRWTel: 591-4637 E-Mail: [email protected]

Marlies Baak-WitjesMedienberatung NRWTel: 591-4514 E-Mail: [email protected]

Rainer WulffMedienberatung Stadt Münster (e-team)Tel: 591-4637 E-Mail: [email protected]

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