FOKUS - Quintessence Publishing Deutschland · Erst 1909 wurde das Abitur zur Zugangsv oraussetzung...

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WE ALL ARE THE NEWS AUSGABE 3 | 2016 www.wedent.de eine Publikation des Quintessenz Verlags FOKUS GESCHICHTE DER ZAHNMEDIZIN IM FOKUS Firmen, die Geschichte schreiben SPEZIAL FDI in Posen IM FOKUS Geschichte der Zahnmedizin ZAHNMEDIZIN Elektrische Zahnbürsten – Gibt es etwas Neues?

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WE ALL

ARE THE NEWS

AUSGABE 3 | 2016

www.wedent.de

eine Publikation desQuintessenz Verlags

FOKUS GESCHICHTE DER ZAHNMEDIZIN

IM FOKUS

Firmen, die Geschichte schreiben

SPEZIAL

FDI in Posen

IM FOKUS

Geschichte der Zahnmedizin

ZAHNMEDIZIN

Elektrische Zahnbürsten – Gibt es etwas Neues?

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WEDENT INHALT2

INHALT

Copyright © by Quintessenz Verlags-GmbH, 2016

Verlag: Quintessenz Verlags-GmbH, Ifenpfad 2–4, 12107 Berlin | Telefon: 030/761 80-5 | Telefax: 030/761 80-680

E-Mail: [email protected] | Internet: www.quintessenz.de

Herausgeber: Dr. h. c. H.-W. Haase | Geschäftsführung: Dr. h. c. H.-W. Haase / Dr. rer. biol. hum., Dipl. Wirt. Ing. A. Ammann / C. W. Haase

Verlagsleitung: J. W. Wolters | Redaktion: F. Zelke | Gestaltung: N. Küchler | Layout und Herstellung: I. Steinbrück

ISSN 2364-0774 | Druck: Möller Druck und Verlag GmbH, Ahrensfelde/Blumberg

Titelbild: © F. Zelke

Abb. zu Posen und Dentalmuseum F. Zelke

GESCHICHTE DER

ZAHNMEDIZIN

Die Zahnmedizin und der Beruf

des Zahnarztes haben sich in den

letzten 120 Jahren sehr verändert

und entwickelt. Prof. Groß schil-

dert die Meilensteine und großen

Innovationen, die die Zahnmedizin

als medizinische Fachdisziplin

etablierten und wesentlich zur

Verbesserung der Behandlungs-

möglichkeiten beitrugen.

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FIRMEN, DIE GESCHICHTE

SCHREIBEN

Die Entwicklung der Zahnmedi-

zin wurde auch von den Den-

talfirmen mit vorangetrieben.

Wir stellen Ihnen Firmen vor,

die seit vielen Jahrzehnten die

Dentalwelt mitgestalten.

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FDI POSEN 2016

Die FDI lädt ein zum Annual

World Dental Congress. Wie in

jedem Jahr kommen die welt-

besten Spezialisten der Zahnme-

dizin zusammen, um auf einem

besonderen Kongress über die

Zukunft der Zahnheilkunde zu

sprechen.

POSEN

Der FDI-Kongress findet in

diesem Jahr in Posen statt.

Deshalb entführen wir Sie in die

bunte, lebendige Metropole, in

der Sie Geschichte vom Mittel-

alter bis heute und die polni-

sche Gastfreundschaft erleben

können.

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EDITORIALIn dieser WEDENT-Ausgabe haben wir die über 100-jährige Geschichte der FDI zum Anlass genommen, auf das

letzte Jahrhundert und die Errungenschaften in der Zahnheilkunde zu schauen. In allen Bereichen gab es bahn-

brechende Innovationen, allen voran in der Technik, den Werkstoffen und den Medikamenten. Prof. Groß fasst die

zahnmedizinische Entwicklung für jede Fachdisziplin anschaulich zusammen. Die Geschichte der Zahnheilkunde

zum Anfassen gibt es im Dentalmuseum. Und an einem „Gerät“ wird Ihnen die Entwicklung der Zahnmedizin

besonders verdeutlicht, an der Zahnbürste. Es gibt sie seit vielen Jahrhunderten und sie wird dennoch immer

weiter verändert und verbessert. Im Fachbeitrag werden die unterschiedlichen Systeme der jüngsten Generation

der Zahnbürsten, der elektrischen Zahnbürsten, vorgestellt und verglichen. Einen Ausblick auf das Jahr 2030, wie

sich die Medizin weiterentwickeln kann, gibt Prof. Thielmann. Viele der Innovationen wurden auch von Dentalfir-

men hervorgebracht, wir stellen Ihnen fünf geschichtsträchtige Firmen vor, deren Wege teilweise steinig, aber

sehr erfolgreich waren und weiterhin zukunftsweisend sind.

Außerdem laden wir Sie mit der FDI zum Annual World Dental Congress ein, der in diesem Jahr vom 7. bis 10. Sep-

tember in Posen stattfinden wird. Wieder werden die Besten der Zahnmedizin zusammenkommen und über die

neuesten Entwicklungen sprechen. Auch dort wird die Gegenwart und die Zukunft der Zahnheilkunde weltweit ein

Thema sein. Aber auch die Gastgeberstadt Posen heißt Sie willkommen und möchte begeistern mit ihrer maleri-

schen Innenstadt, die zum Schlendern, Genießen und Entdecken einlädt.

Das und mehr finden Sie in der WEDENT. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Schmökern.

Christian Haase, Geschäftsführung

Friederike Zelke, Redaktion

ELEKTRISCHE ZAHNBÜRSTEN

– GIBT ES ETWAS NEUES?

Zur Geschichte der Zahnmedizin

gehört auch die Entwicklung

der Zahnbürste. Dr. Klocke zeigt

in ihrem Fachbeitrag die Vor-

und Nachteile von elektrischen

Zahnbürsten auf.

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ginn des 20. Jahrhunderts eine sehr heterogene Gruppie-

rung dar. So wurde 1909 eine Statistik veröffentlicht, wonach

lediglich 31,4 % von 1060 überprüften Zahnkünstlern eine

Art Lehre nachweisen konnten. 58,4 % waren vorher als Bar-

bier tätig und 10,2 % hatten gar keine fachliche Vorbildung

vorzuweisen. Um 1919/20 versorgte ein nichtapprobierter

Zahnbehandler in Deutschland im Durchschnitt 6327 Ein-

wohner; in den Niederlanden kamen dagegen 20 299, in Spa-

nien 73 333, in der Schweiz 112 500 Einwohner auf einen

Nichtapprobierten.

Nach 1900 gingen immer mehr deutsche Zahnkünstler dazu

über, die zahnarztähnliche Berufsbezeichnung „Dentist“ zu

führen. Trotz zahnärztlicher Proteste fand der Begriff Ein-

gang in die Behördensprache. In der Reichsversicherungs-

ordnung von 1911 wurden die Dentisten zudem offiziell zur

Behandlung von Kassenpatienten zugelassen. Mitentschei-

dend war hierbei der Kostenfaktor: Dentisten boten ihre

Dienste zu niedrigeren Preisen an als die Zahnärzte. Erst

nach dem Zweiten Weltkrieg zeichnete sich ein Ende des

Dualismus in der Zahnheilkunde ab: In der Britischen Zone

wurde 1946 das „Lager-Abkommen“ entworfen. Demnach soll-

ten die Dentisten unter gewissen Bedingungen in den Zahnärz-

testand übernommen werden; im Gegenzug sollten keine

neuen Dentisten mehr ausgebildet werden. Das Abkommen

wurde nicht umgesetzt, bildete aber die Basis für das „Gesetz

über die Ausübung der Zahnheilkunde“, das 1952 vom Bundes-

tag ohne Gegenstimme angenommen wurde. Eine vergleich-

bare Verordnung erging bereits am 2. März 1949 in der sowjeti-

schen Besatzungszone und war nachfolgend in der DDR

wirksam. In der Bundesrepublik erbrachten bis Ende 1953 über

15 000 Dentisten mit dem Besuch eines 60-stündigen Fortbil-

dungskurses den gesetzlich geforderten Qualifikationsnach-

weis und erhielten ebenfalls eine Bestallung als Zahnarzt.

Auch organisatorisch stellte sich die Zahnärzteschaft neu

auf: Im Westen hatte bereits im Juli 1949, also nur zwei Mo-

nate nach der Gründung der BRD, die rekonstituierende Sit-

zung der „Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und

Kieferheilkunde“ (DGZMK) stattgefunden. Der Gesellschaft

gelang 1952 die Wiederaufnahme in die internationale zahn-

ärztliche Föderation (FDI). 1953 war zudem der „Bundesver-

band der Deutschen Zahnärzte“ gegründet worden, der seit

1993 offiziell den Namen „Bundeszahnärztekammer“ (BZÄK)

trägt. Im Jahr 1954 hatte sich die Arbeitsgemeinschaft der

Kassenzahnärztlichen Vereinigungen (KZVen) konstituiert,

bevor durch das Gesetz über das Kassenarztrecht 1955 die

förmliche Errichtung der Kassenzahnärztlichen Bundesver-

einigung (KZBV) erfolgte. Ebenfalls 1955 enstand die Notge-

meinschaft Deutscher Zahnärzte; aus ihr ging 1957 der Freie

Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) hervor.

In den ersten Nachkriegsjahren erfolgte die zahnärztliche

Versorgung in beiden Teilen Deutschlands vorrangig durch

niedergelassene Zahnärzte. Im Zuge des Aufbaus eines

staatlichen Gesundheitswesens wurden jedoch seit 1946 in

Ostdeutschland bzw. in der späteren DDR Polikliniken und

staatliche Zahnarztpraxen gegründet. 1970 standen dort

rund 5200 zahnärztliche Arbeitsplätze im staatlichen Ge-

sundheitswesen noch etwa 2400 Niederlassungen gegen-

über. 1989 bestanden nur noch 450 Niederlassungen bei

10 100 Arbeitsplätzen im staatlichen Sektor.

VON DER „ULTIMA RATIO“ ZUM VERSORGUNGSSTANDARD:

DIE FACHLICHE AUSDIFFERENZIERUNG DER ZAHNHEILKUNDE

Der Aufstieg der Zahnheilkunde zu einer etablierten medizi-

nischen Fachdisziplin war nicht nur an eine verbesserte Aus-

bildung und Berufsorganisation, sondern auch an den ge-

samtmedizinischen Fortschritt und an Entwicklungen im

eigenen Fach geknüpft.1,2,4 Zu den medizinischen „Weichen-

stellern“ der letzten 120 Jahre gehören die Mikrobiologie

und die Entwicklung der Antibiotika, die Etablierung von Ste-

rilisation und Desinfektion als Hygieneprinzipien in der (ope-

rativen) Medizin, die Entwicklung der Schmerzausschaltung

(Anästhesie) und die Etablierung der Röntgenstrahlen bzw.

der bildgebenden Medizin. Gerade an den Letztgenannten

hatten Zahnärzte deutlichen Anteil, sodass diese beiden Be-

reiche näher ausgeführt werden sollen:

Die Zahnheilkunde gehört zweifellos zu den medizinischen

Disziplinen, die seit 1900 eine besonders deutliche Aufwärts-

entwicklung genommen haben. Dies gilt in ähnlicher Weise

für ihre Fachvertreter, die zahnärztliche Berufsgruppe. Beide

Aspekte sollen in diesem Beitrag näher beleuchtet werden.

VOM HANDWERKER ZUM BILDUNGSBÜRGER:

DER AUFSTIEG DES ZAHNARZTBERUFS

Vor rund 120 Jahren gehörte der Zahnarztberuf noch nicht zu

den akademischen Professionen.1,3 In der zahnärztlichen Prü-

fungsordnung von 1889 war lediglich die Primareife als Min-

destbildung für den Zahnarztberuf festgelegt. Primareife be-

deutete die Versetzung von der Obersekunda in die Unterprima,

was heute am ehesten dem Fachabitur gleichkommt. Damit

war die von der zahnärztlichen Standesvertretung angestrebte

Gleichstellung mit den bildungsbürgerlichen Berufsgruppen

– den Ärzten, den Theologen und den Juristen – ver fehlt wor-

den. Erst 1909 wurde das Abitur zur Zugangs voraussetzung für

das Zahnmedizinstudium, und wiederum zehn Jahre später,

1919, wurde den Zahnärzten das Promotionsrecht gewährt.

Allerdings bestanden die medizinischen Fakultäten auf einer

Beschränkung des Doktortitels auf den Dentalbereich: Doctor

medicinae dentariae. Dennoch galt die Einführung des Promo-

tionsrechts als berufspolitischer Erfolg. Als 1923 auch noch

das Habilitationsrecht für Zahnärzte erlassen wurde, war eine

akademische Angleichung an den Arztberuf erreicht.

Ein Ziel blieb der deutschen Zahnärzteschaft jedoch bis nach

1950 verwehrt: Die Ausschaltung der konkurrierenden Be-

rufsgruppe der Dentisten: Mit der Einführung der „Kurier-

freiheit“ im Deutschen Reich (1872) war es auch Laien er-

laubt, das Heilgewerbe auszuüben. In der Folgezeit sah sich

die Zahnärzteschaft einer wachsenden Zahl nichtapprobier-

ter Zahnbehandler gegenüber, für die sich die Bezeichnung

„Zahnkünstler“ einbürgerte. Bereits 1878 wurden lediglich

438 Zahnärzte, aber 735 Zahnkünstler gezählt, und 1890 ka-

men schon drei Zahnkünstler auf einen Zahnarzt. Dabei

stellten die nichtapprobierten Zahnbehandler noch zu Be-

Im Fokus:Geschichte der Zahnmedizin

ZAHNHEILKUNDE UND ZAHNARZTBERUF IN DEN LETZTEN 120 JAHREN

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WEDENT IM FOKUS4

Anästhesie

Bis zur Etablierung der Narkose konnten Patienten nur unzu-

reichend mit Alkohol oder Opiaten betäubt werden. Dies führte

dazu, dass operative Maßnahmen lange Zeit als ultima ratio

galten, also nur dann vorgenommen wurden, wenn sie unaus-

weichlich waren. Bei dem Eingriff selbst war das wichtigste

Erfordernis dann die Schnelligkeit, die oft Aspekte wie Sau-

berkeit und Gründlichkeit in den Hintergrund drängte.

Als eigentlicher Entdecker der Narkose gilt Horace Wells, ein

US-amerikanischer Zahnarzt. Er setzte 1844 erstmals erfolg-

reich Lachgas für Zahnextraktionen ein. 1845 wollte Wells

seine Entdeckung im Rahmen einer öffentlichen Demonstra-

tion bekannt machen; dabei beging er einen Dosierungsfehler,

sodass der Versuch scheiterte. Erst in den 1860er Jahren

konnte sich Lachgas als Narkotikum etablieren.

Auch die Entwicklung der Ätherinhalationsnarkose ist ver-

bunden mit dem Namen eines Zahnarztes: William Morton

vollzog 1846 den entscheidenden Schritt. Es folgten weitere

Mittel wie das 1848 etablierte Chloroform. Im 20. Jahrhun-

dert wurden die Narkoseapparaturen von einfachen Masken

zu den bis heute gebräuchlichen Rückatemgeräten weiter-

entwickelt. Mit der Etablierung der Allgemeinnarkose wuch-

sen die Spielräume der Zahnärzte und Kieferchirurgen:

Zahnoperationen wurden nun ebenso erleichtert wie größere

Eingriffe im Rahmen von Krebsbehandlungen oder kriegsbe-

dingten Verwundungen. Auch von den Erfolgen im Bereich

der Lokal- und Regionalanästhesie konnte die Zahnheil-

kunde massiv profitieren: Der Augenarzt Karl Koller hatte

1884 erstmals zur Lokalanästhesie Kokainlösung in den Bin-

dehautsack geträufelt. 1905 führte Braun Novokain (Prokain)

in Kombination mit Adrenalin zur örtlichen Betäubung ein,

und um die Jahrhundertmitte kam Lidocain (Xylocain, 1947)

auf den Markt, das sich in der Zahnheilkunde rasch be-

währte.

Röntgenologie und bildgebende Verfahren

Als Wilhelm C. Röntgen 1895 die nach ihm benannten X-Strahlen

entdeckte, war sehr schnell klar, dass dies die medizinische Di-

agnostik revolutionieren würde. Vor allem der Zahnarzt Otto

Walkhoff entwickelte die Röntgendiagnostik für sein Fach konse-

quent weiter. Er erkannte frühzeitig, dass sich kariöse Läsionen,

Entzündungsprozesse und Knochenabbau ebenso diagnostizie-

ren ließen wie Fremdkörper, Frakturen und Dislokationen. Heut-

zutage umfassen die bildgebenden Verfahren neben der klassi-

schen Radiografie diverse Untersuchungsmethoden wie

Computertomografie, Magnetresonanztomografie und Sonogra-

fie. Vor allem die Computertomografie bzw. die mit ihr verwandte

Digitale Volumentomografie (DVT) haben in der Zahn-, Mund-

und Kieferheilkunde einen festen Platz gefunden.

num in die Zahnheilkunde eingeführt worden, fand jedoch erst

100 Jahre später seinen Weg in die Endodontie.

Parodontologie

1921 führte Oskar Weski zunächst den Begriff Parodontose

für alle Zahnbetterkrankungen ein. Paul R. Stillman und

John Oppie McCall veröffentlichten 1922 mit „A Textbook of

clinical periodontia“ ein wichtiges Lehrbuch dieses jungen

Fachs. Stillman wurde zudem, ebenso wie Charles Cassedy

Bass, Namensgeber einer Zahnputztechnik. Im Jahr 1924

gründete Oskar Weski mit Kollegen die Arbeitsgemeinschaft

für Paradentosen-Forschung (ARPA). Sie schrieb sich die

Standardisierung der Befunderhebung und Dokumentation

von Zahnbetterkrankungen auf die Fahnen und leistete so

einen Beitrag zur Aufwärtsentwicklung dieses Spezialfachs.

Lloyd A. Hurley und Frank E. Stinchfield schufen 1959 die

Grundlagen der „Guided Tissue Regeneration“ (GTR). Schon

1957 hatte Dentsply mit dem Cavitron® ein Gerät zur Zahn-

steinentfernung mittels Ultraschall auf den Markt gebracht,

und 1969 wurde der Parodontalstatus Grundlage einer

GKV-finanzierten systematischen Parodontaltherapie.

Prothetik

Die zahnärztliche Prothetik gewann im 19. Jahrhundert an

Bedeutung. Einen Meilenstein bedeutete die 1844 von Sa-

muel Stockton White initiierte Massenproduktion von Porzel-

lanzähnen. 1839 erfand Charles Goodyear die Vulkanisation

– ein Verfahren, mit dem Kautschuk widerstandsfähig ge-

macht wird und das bald für die Produktion von Prothesen-

basen genutzt wurde, in welche die Porzellanzähne inte-

griert werden konnten. Einige Jahrzehnte später konnten

sich Kobalt-Chrom-Legierungen als prothetische Werkstoffe

etablieren. Sie wurden zum Ausgangspunkt für viele weitere

Legierungen. Die Jacketkrone geht auf Charles Henry Land

zurück (1889 Patentanmeldung). Zu Beginn des 20. Jahrhun-

derts entwickelte William H. Taggert das Wachsausschmelz-

verfahren, mit dem ein direkt modelliertes Gussobjekt in

Metall überführt werden konnte. Die maßgenauen Kronen

bzw. Gußkörper hielten jedoch erst Mitte des 20. Jahrhun-

derts in breiter Form Einzug in die Prothetik.

Der 1858 in Dresden entwickelte Zinkphosphatzement war ei-

gentlich als Füllungsmaterial vorgesehen, avancierte aber

letztlich zu einem erfolgreichen Befestigungsmaterial. Poly-

methylmethacrylat (PMMA) gelangte Ende der 1920er Jahre auf

den Markt. In der Folgezeit konnten verschiedene Kunststoffva-

rianten Kautschuk als Prothesenmaterial verdrängen. Bei den

Abformmaterialien stand neben Guttapercha auch das 1856

entwickelte thermoplastische Stent zur Verfügung. Alginat

wurde erst 1940 als zahnärztliches Abformmaterial eingeführt.

Anfang der 1950er Jahre kamen elastomere Materialien dazu;

seitdem folgten zahlreiche, zunehmend bessere Derivate.

So zentral die großen medizinischen Entdeckungen für die

Entwicklung der Zahnheilkunde waren, so wichtig waren

auch Innovationen innerhalb der zahnmedizinischen Subdis-

ziplinen:

Zahnerhaltung

Obwohl Zahnbürsten bereits im alten China bekannt waren,

konnten erst ab den 1930er Jahren moderne Zahnbürsten

aus Nylon hergestellt werden, während die ersten tauglichen

elektrischen Zahnbürsten seit den 1950er Jahren vertrieben

wurden. Die Erfindung moderner Zahnpasten geht auf Wa-

shington W. Sheffield (1850) zurück. 1896 nahm die Firma

Colgate die Zahncreme-Produktion auf und wurde damit zu

einem Katalysator der Entwicklung. 873 brachte Josef Mach-

würth eine in Amerika patentierte Fußtretbohrmaschine nach

Europa. Im Verlaufe des 20. Jahrhunderts wurde die Tretbohr-

maschine zunehmend durch elektrische Bohrmaschinen ver-

drängt. In den 1920er Jahren eroberte ein von Constant Doriot

konstruiertes und nach ihm benanntes Gestänge den Markt;

es ermöglichte eine gleichmäßige Kraftübertragung. Unge-

fähr um die gleiche Zeit wurden Bohrmaschine, Luftpuster

sowie Wasserversorgung erstmals in einer „Unit“ zusammen-

gefasst. 1949 konstruierte John Patrick Walsh das Luftturbi-

nenhandstück. 1957 wurden die zahnärztlichen Luftdrucktur-

binen auf den Markt gebracht, doch bald setzten sich

kugelgelagerte Turbinen durch.

Einen großen Fortschritt in der Kariesforschung erzielte

1889 Willowby D. Miller; er beschrieb die Zahnkaries als che-

misch-parasitären Vorgang und publizierte zudem mit dem

„Lehrbuch der Conservirenden Zahnheilkunde“ (1896) ein

Standardwerk, das sich spezifisch der Zahnerhaltung wid-

mete. Goldfolie war zu diesem Zeitpunkt das bevorzugte Fül-

lungsmaterial. Obwohl Amalgam bereits im alten China be-

kannt war und im 19. Jahrhundert ebenfalls Verwendung

fand, blieb es lange Zeit umstritten. Erst nach 1900 trat es

einen regelrechten Siegeszug an.

Auch in der Endodontie fallen viele entscheidede Entwicklun-

gen in die jüngere Zeit: Als Erfinder der Exstirpationsnadel gilt

Edward Maynard (1840). In den 1880er Jahren wurden die ers-

ten konfektionierten Guttapercha-Stifte auf den Markt ge-

bracht. Die Triopaste® (Paraformaldehyd, Trikresol und Kreo-

lin) wurde 1889 von Alfred Gysi eingeführt; er empfahl auch die

Verwendung von Wasserstoffperoxid zur Desinfektion, wäh-

rend sich Natriumhypochlorit als Spüllösung erst nach dem

Ersten Weltkrieg durchsetzte. Zwischen den Weltkriegen ent-

wickelte Henri Lentulo das gleichnamige spiralförmige In-

strument zur maschinellen Füllung von Wurzelkanälen. André

Schröder führte in den 1950er bzw. 1960er Jahren eine neue

Wurzelfüllpaste (AH26®) und eine Kombination eines Antibio-

tikums (Tetracyclin) und eines Cortisonderivates (Ledermix®)

ein. Der Kofferdam war bereits 1864 von Sanford Christie Bar-

(Quelle: Bundesarchiv_B_145)

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WEDENT IM FOKUS 5

Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Dr. phil. Dominik Groß

RWTH Aachen UniversityMedical SchoolMTI II, Wendlingweg 252074 AachenE-Mail: [email protected]

FDI – EINE ÜBER 100-JÄHRIGE WELTORGANISATION

Im Jahre 1900 in Paris als Federation Dentaire Internationale

(FDI) gegründet, hatte die Organisation schon von Beginn an

das Ziel, durch einen regelmäßig wiederkehrenden Kon-

gress, die Diskussion um die dentale Aus- und Weiterbildung

sowie die orale Hygiene und die öffentliche Zahngesundheit

voranzutreiben.

Heute, über 100 Jahre später, hat die Organisation ihren Sitz

in Genf, ist regierungsunabhängig und hat Mitglieder in 200

Dentalverbänden in über 130 Ländern – damit repräsentiert

sie eine Million Zahnärzte weltweit. Über 300 Delegierte tref-

fen sich jedes Jahr, um auf dem FDI Welt-Dentalparlament

über die globale Zukunft der Zahnmedizin zu debattieren.

Darüber hinaus steht die FDI in offizieller und enger Verbin-

dung mit der WHO (World Health Organisation) und ist zudem

ein Mitglied der WHPA (World Health Professions Alliance).

Die Vision der FDI lautet: „leading the world to optimal oral

health“ (die Welt zu einer optimalen Zahngesundheit führen).

Die Organisation selbst sieht ihre Aufgabe daher in der Ent-

wicklung, Unterstützung und Bekanntmachung von Program-

men und Forschung, die sich Prävention von oralen Erkrankun-

gen und die Verbesserung einer generellen Zahngesundheit

zum Ziel gemacht haben. Ihre Mitglieder glauben und arbeiten

daran, dass der Zugang zu einer allgemein verfügbaren zahn-

medizinischen Versorgung ein Menschenrecht ist und weiter

vorangetrieben wird. Außerdem will die Organisation ein Forum

bieten, um Wissen und Erfahrungen in allen Bereichen der ora-

len Gesundheit und Vorsorge auszutauschen. Dafür sollen die

Mitgliedsorganisationen bestmöglich unterstützt werden, um

die Fähigkeiten ihrer Mitglieder zu verbessern.

Außerdem lädt die FDI in jedem Jahr Zahnmediziner aus der

ganzen Welt zum Annual World Dental Congress ein, auf dem

die Koryphäen der Zahmedzin die neuesten Forschungen

und Erkenntnisse vorstellen.

FDI 2016 IN POSEN

Bald, am 7. September 2016 beginnt in Posen der viertägige

FDI-Jahreskongress. Wir stehen vor einem großen wissen-

schaftlichen Ereignis, an dem viele hervorragende Experten

und tausende Zahnärzte aus der ganzen Welt teilnehmen

werden. Das wissenschaftliche Programm ist sehr interes-

sant – während des Kongresses finden parallele wissen-

schaftliche Sitzungen zu sechs verschiedenen Themen statt,

geplant sind außerdem Workshops, Diskussionen mit aus-

gewählten Experten, Vorträge und Postersessions sowie

Symposien der Firmen der zahnärztlichen Branche. Das

Programm sieht auch den „Deutschen Tag“ vor. Ein so vor-

bereitetes Programm erfüllt bestimmt die höchsten und an-

spruchsvollsten Erwartungen. Es lohnt sich also, sich mit

dem Kongressprogramm auf der Internetseite www.fdi2016.

poznan.org vertraut zu machen.

Zeitgleich zum Kongress findet die Geschäftssitzung des

FDI-Parlaments der Zahnärzte mit Teilnahme der verschiede-

nen zahnärztlichen Organisationen aus 130 Ländern statt. Der

Kongress wird von der World Dental Exibition begleitet, wo

über 200 Firmen aus der ganzen Welt ihre Produkte präsen-

tieren werden. Den Kongressteilnehmern steht ein großes

Angebot an kulturellen sowie touristischen Attraktionen zur

Verfügung. Auf die Teilnehmer wartet auch die Stadt Posen –

sehr wichtiges Zentrum der polnischen Geschichte und des

modernen, polnischen Wissenschafts- und Technikdenkens.

Seien Sie herzlich eingeladen, am Kongress teilzunehmen!

Ireneusz Czyzewski

Verlagsleiter der

Quintessenz Polen

Kieferorthopädie

Wegweisend für die Kieferorthopädie war Edward H. Angle. Er

klassifizierte 1899 die verschiedenen Formen der Malokklu-

sion; bis heute spielen die „Angle-Klassen“ in der kieferortho-

pädischen Diagnostik eine maßgebliche Rolle. Die Multiband-

technik wurde bereits 1868 durch W. Erie Magill etabliert. Das

Konzept herausnehmbarer Apparaturen geht dagegen auf

George B. Crozat und Albert Wiebrecht zurück: Das „ Crozat-

Gerät“ wurde 1919 eingeführt. Hier wurden die bei festsitzen-

den Band-Bogen-Apparaturen üblichen Befestigungsbänder

durch Halteklammern ersetzt. Maßgeblichen Anteil an der

Verbreitung der festen Zahnspange hatte wiederum Angle, auf

den die Edge-Wise-Technik – die Eingliederung von Brackets

zur Befestigung von Drahtbögen – zurückgeht. Eine Weiter-

entwicklung stellte hier der 1937 von Joseph E. Johnson ent-

wickelte Zwillingsbogen (Twin Wire Arch) dar. Verbesserte

Materialien führten in den 1950er Jahren zur „Light- Wire-

Technik“ mit verringerten Drahtstärken.

Bereits seit den 1920er Jahren hatten sich Karl Häupl und

Viggo Andresen den Wechselwirkungen zwischen der oralen

Muskulatur und dentalen Fehlstellungen gewidmet. Sie be-

gründeten die „Funktionskieferorthopädie“. Zum typischen

Behandlungsmittel wurde der Aktivator, dem zahlreiche Vari-

anten folgten. 1920 entwickelte Charles Hawley den Retainer,

und 1945 etablierte Harold D. Kesling seinerseits ein Verfah-

ren, bei dem Zahnfehlstellungen mit transparenten Kunst-

stoffschienen korrigiert werden konnten (Aligner-Therapie).

Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie bzw. Oralchirurgie

In der Zahnchirurgie dominierten bis an die Wende zum

19. Jahrhundert Pelikan, Zahnschlüssel, Geißfuß und Zahn-

zangen, wobei Letztere durch den Londoner Zahnarzt John

Tomes neue Bedeutung erzielten. Er etablierte anatomisch

geformte hochwirksame Zangenformen; für die Entfernung

von Wurzeln empfahl er gerade und gebogene Hebel.

Zu den Wegbereitern der „großen“ Kieferchirurgie gehörte

der US-Amerikaner Simon P. Hullihen. Er rief um die Mitte

des 19. Jahrhunderts in West Virginia eine Spezialklinik ins

Leben, in der er kieferchirurgische Operationen durchführte.

James Edmund Garretson trat 1869 mit dem Lehrbuch „Sys-

tem of Oral Surgery“ hervor, welches das zeitgenössische

Wissen des Fachs versammelte. Nach 1914 führten die vielen

Kriegsverletzungen nicht nur zu einem Zuwachs an Patien-

ten, sondern auch zur Etablierung spezialisierter Einrich-

tungen. Das Ende des Zweiten Weltkrieges bedeutete zu-

gleich auch das Ende der Kriegschirurgie; fortan rückten

krankheitsbedingte Operationen in den Vordergrund.

Zahnärztliche Implantologie

Die zahnärztliche Implantologie ist – als jüngste Teildisziplin

– im Wesentlichen eine Entwicklung des 20. Jahrhunderts.

Letztlich markierte der Schwede Per-Ingvar Brånemark ab

1967 durch seine Arbeiten zum Verbund zwischen Knochen-

gewebe und Implantatoberfläche (Osseointegration) und zur

Biokompatibilität der Titanoberfläche den Durchbruch die-

ses G ebietes und den Siegeszug des Implantatwerkstoffs

Titan. Ende der 1960er Jahre wurden zunächst von wenigen,

hauptsächlich niedergelassenen Zahnärzten Zahnimplan-

tate eingesetzt – vielfach noch gegen den Widerstand vieler

Universitätskliniken und Kieferchirurgen. Erst in den nach-

folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die Implantologie

dank fortgesetzter technischer Verbesserungen sukzessive

zu einem zukunftsträchtigen Teilgebiet der Zahnheilkunde.

Literatur

1. Groß D. Die schwierige Professionalisierung der deutschen Zahnärzte-schaft (1867-1919). Frankfurt a. M. 1994 (= Europäische Hochschul-schriften, Reihe 3, Bd. 609).

2. Hoffmann-Axthelm W. Die Geschichte der Mund-, Kiefer- und Gesichts-chirurgie. Berlin 1995.

3. Schäfer G, Groß D. Von nicht akademischen Behandlern zu modernen Zahnärzten: Der Weg der zahnärztlichen Profession in Deutschland, in: Groß D, Winckelmann HJ (Hrsg.). Medizin im 20. Jahrhundert. Fort-schritte und Grenzen der Heilkunde seit 1900. München 2008, S. 280-293.

4. Strübig W. Geschichte der Zahnheilkunde: Eine Einführung für Studen-ten und Zahnärzte. Köln 1989.

(Quelle: Deutsche Fotothek)

Page 6: FOKUS - Quintessence Publishing Deutschland · Erst 1909 wurde das Abitur zur Zugangsv oraussetzung für das Zahnmedizinstudium, und wiederum zehn Jahre später, 1919, wurde den Zahnärzten

WEDENT SPEZIAL6

Abb. 1 Handwerkshäuser auf dem Alten Markt

Abb. 2 Die zwei Ziegen, Wahrzeichen von Posen

Abb. 3 Blick auf die Wartheinsel, Sitz der ersten polnischen Könige

Abb. 4 Altarreste der Basilika aus dem 10. Jahrhundert

Abb. 5 Das Renaissancerathaus aus dem 16. Jahrhundert

Abb. 6 Das große Theater, im klassizistischen Stil errichtet

Abb. 2

POSENSPEZIAL

POSENMEHR ALS EINEN KONGRESS WERT

In diesem Jahr lockt der FDI Annual World Dental Congress

nach Posen. Aber nicht nur das umfangreiche Programm

lohnt die Reise, auch die Stadt selbst ist sehens- und erle-

benswert. Posen ist eine Stadt mit einer langen, bewegten

Geschichte. Vor über 1000 Jahren wurde hier der erste polni-

sche König gekrönt, der von Posen aus sein Reich aufbaute

und den katholischen Glauben verbreitete. Strategisch güns-

tig an Handelsrouten gelegen erlebte Posen im Mittelalter

und der Neuzeit eine Blütezeit, auch wenn die Stadt im Laufe

der Geschichte immer wieder umkämpft und besetzt war. Sie

fiel 1793 an Preußen. Kurz von den Napoleonischen Truppen

besetzt kam sie 1815 wieder zurück nach Preußen und wurde

später Stadt des Deutschen Kaiserreichs, was sie bis 1918

blieb. Von 1939 bis 1945 war sie von den Deutschen besetzt,

die Nationalsozialisten hatten große Pläne mit der Stadt im

Osten, die aber nur bedingt umgesetzt wurden. Nach dem 2.

Weltkrieg wurde Posen wieder polnisch, zunächst sozialis-

tisch, seit 1989 gehört die Stadt zur demokratischen Republik

Polen. Alle diese historischen Stationen sind in der Stadt noch

sichtbar, von der hochmittelalterlichen Basilika sind Altar-

reste erhalten, vom ersten Königspalast gibt es Festungsreste

auf der Wartheinsel zu bewundern. Der Alte Markt zeugt ein-

drucksvoll von der Blütezeit Posens im späten Mittelalter.

Liebevoll restauriert ist er auch heute noch das Zentrum der

Stadt, die bunten und mit Reliefs verzierten Handwerkshäuser

und das Renaissancerathaus sind Wahrzeichen der Stadt.

Dass die Deutschen Kaiser die Stadt liebten, ist auch überall

sichtbar, im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde Posen um-

gestaltet, es entstanden unzählige Bauten im Jugendstil und

im klassizistischen Stil. Besonders beeindruckend sind die

Universitätsgebäude der 1919 gegründeten Universität und

das Kaiserliche Residenzschloss von 1905, das die Zeit ohne

große Umbauten überlebt hat. Aber auch die Architektur der

sozialistischen Zeit mit ihren pragmatischen Bauten und den

vielen Skulpturen und die modernen Bauten prägen das

Stadtbild von Posen, sodass Historie spürbar wird. In Posen

ist alles erlaufbar und es lohnt sich, mit offenen Augen und

Sinn für‘s Detail durch die Stadt zu spazieren.

Abb. 1

Abb. 4

Abb. 5

Abb. 3

Abb. 6

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WEDENT SPEZIAL 7

Nicht weit entfernt vom Kongress-Center ist der Alte Markt von

Posen, dort treffen sich zum Abend hin zahlreiche Anwohner

und Touristen, um zu schlendern oder in die unzähligen Restau-

rants, Bars und Klubs rund um den Platz einzukehren. Hier

findet sich für jeden Geschmack etwas: polnische Küche, aber

auch Burger, Pizza, Whiskey und Bier. Ein Abend auf dem Alten

Markt ist ein absolutes Muss für jeden Posen-Besucher (B).

Wer aber etwas Ruhe und Entspannung sucht, ist z. B. im

Kaffeehaus „republika roz“(A) (Republik der Rosen) bestens

aufgehoben. In der Nähe vom Alten Markt liegt das Kaffeehaus

an einem ruhigen Platz (Plaz Kolegiacki, direkt am Jesuiten-

kolleg) und bietet in gemütlicher Atmosphäre selbstgemachte

Leckereien an. Noch mehr Entspannung findet man im „Um-

berto“, einer Pizzeria im Zitadellen-Park (nördlich der Altstadt

gelegen) (C). Auf Liegestühlen oder Hängematten kann man

dort inmitten von Natur und Geschichte sein Bier und seine

Pizza genießen.

POSENSPEZIAL

AUSGEHTIPPS

Abb. CAbb. B

Abb. A

ZAHNMEDIZIN IN POSEN

Posen ist eine Universitätsstadt, mehr als ein Fünftel der

Einwohner sind Studenten. Neben der 1919 gegründeten

Adam-Mickiewicz-Universität Posen (UAM) gibt es noch

fünf weitere Universitäten, u. a. die Technische Universi-

tät Posen und die Medizinische Universität Posen. An der

Medizinischen Universität ist auch die Zahnmedizin ange-

gliedert. Sie gilt als die beste Ausbildungsstätte für Zahn-

medizin in Polen und bietet auch ein englischsprachiges

Studium an.

ZAHNMEDIZIN IN POLEN – MIT QUINTESSENZ

Der Quintessenz Verlag versorgt auch die polnischen

10 000 Zahnmediziner, Zahntechniker und Studenten mit

den neuesten Erkenntnissen aus Wissenschaft und Pra-

xis. Sitz des Tochterverlages ist seit 1991 Warschau und

er trägt den klangvollen Namen „Wydawnictwo Kwinte-

sencja sp. z o.o“. Verlagsleiter ist Ireneusz Czyzewski. Das

Buch- und Zeitschriftenprogramm in polnischer Sprache

deckt dank der Zusammenarbeit mit den besten Spezia-

listen auf den Gebieten der Zahnerhaltung, Prothetik,

Kieferorthopädie, Parodontologie, Chirurgie und Implan-

tologie alle zahnmedizinschen Bereiche ab, wird aber

auch durch weitere internationale Quintessenz-Publika-

tionen ergänzt. Der Quintessenz Verlag veranstaltet viele

internationale Konferenzen, bei denen immer die Besten

ihres Faches den Stand der Wissenschaft und die neuesten

Techniken präsentieren.

15 JAHRE DENTOPOLIS

Jedes Jahr finden in Polen hunderte zahnärztliche Kongresse,

Konferenzen und Seminare statt. Eines davon ist von beson-

derem Rang – DENTOPOLIS. In diesem Jahr trafen wir uns

vom 13. bis 15. Mai schon zum 15. Mal – über 1100 Zahnärzte

und mehr als 50 Firmen, die ihre Produkte vorstellt en. Cha-

rakteristisch für Dentopolis sind die Vielfältigkeit der Themen

sowie die Möglichkeit, frei aus einer Vielzahl von Vorträgen

zu wählen, die zeitgleich in bis zu fünf Konferenzräumen

gehalten werden. Die Vorträge werden von Diskussions-

foren und Workshops begleitet. Die besten polnischen Ex-

perten und ausgezeichnete Zahnärzte aus der ganzen

Welt halten dort ihre Präsentationen. In der Geschichte

von Dentopolis haben die „Größten“ der internationalen

Zahnheilkunde ihre Spuren hinterlassen und daran mitge-

wirkt, dass es das größte Zusammentreffen der Zahnärzte

in Polen ist.

Ireneusz Czyzewski

Verlagsleiter der Quintessenz Polen

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WEDENT SPEZIAL8

LEBEN UND ARBEITEN IN POLEN

Dr. Maciej Zarow ist Endodontologe und Spezialist in Ästhetischer Zahnheilkunde in Krakau und Autor zahlreicher Publikationen. Er erzählt über seine Arbeit und über sein Land, die er beide liebt.

SIE LEBEN UND ARBEITEN ALS ZAHNMEDIZINER IN POLEN.

WORAUF HAT SICH IHRE PRAXIS SPEZIALISIERT?

Meine Klinik in Krakau habe ich inzwischen seit 17 Jahren.

Und obwohl ich von Hause aus Endodontologe bin, habe ich

mich über die Jahre immer mehr für die Ästhetische Zahn-

heilkunde interessiert und mich dorthin weitergebildet. Auch

die Klinik ist über die Jahre gewachsen, wir sind jetzt eine

Gruppe von Spezialisten der verschiedenen zahnmedizi-

nischen Fachbereiche – Endodontie, Parodontologie, Im-

plantologie, Kieferorthopädie, Prothetik und minimalinva-

sive Chirurgie –, aber wir haben alle das gleiche Ziel: Wir

möchten unseren Patienten ein funktionsorientiertes, lang-

lebiges, aber vor allem ästhetisches Lächeln ermöglichen.

WAS IST FÜR SIE DAS INTERESSANTESTE AN IHRER

BERUFLICHEN LAUFBAHN?

Das Interessanteste für mich ist, Zahnmediziner aus allen

Teilen der Welt kennenzulernen. Reisen ist mein Hobby und

ich war schon in den meisten Ländern der Erde. Und überall,

wo ich hinkomme, besuche ich Zahnärzte – im Norden von

Kenia, im ecuardorianischen Dschungel, inmitten indiani-

scher Stämme… Vor 20 Jahren habe ich begonnen, etwa ei-

nen Monat im Jahr als Backpacker in weit entfernte Länder

zu reisen. Inzwischen nehme ich nicht mehr den Rucksack,

aber ich reise weiterhin und nutze die Gelegenheit, in den

verschiedenen Ländern Konferenzen zu besuchen und Vor-

träge zu halten. Im letzten Jahr war ich z. B. im Iran. Es ist

großartig, überall in der Welt so tolle, motivierte Menschen

kennenzulernen.

WAS IST DAS WICHTIGSTE, DAS SIE IN IHREM BERUF

PERSÖNLICH ODER FACHLICH GELERNT HABEN?

Die wichtigsten “life lessons” oder “dental career lessons”

habe ich von meinen Lehrern und Mentoren erhalten. Sie

haben meine Methoden und meine Haltung, wie ich Zahn-

medizin praktiziere, verändert. Und sie stehen mir bis heute

mit Rat und Tat zur Seite, wenn ich in einem Fall eine zweite

Meinung brauche oder nicht weiterkomme.

Vor 17 Jahren habe ich meinen Freund und Kollegen –

Prof. Krupinski aus Krakau – kennengelernt. Er brachte mir

bei, wie ich bei den zahnmedizinischen Behandlungen weni-

ger gestresst bin und selbstbewusster bleiben kann. Wenig

später traf ich Dr. Marco Nicastro aus Rom, er veränderte

meine Vorstellung von Ästhetischer Zahnheilkunde und ver-

besserte meine technischen Fähigkeiten in Bezug auf Pla-

nung und Präparation.

2004 lernte ich Dr. Walter Devoto kennen, einen der Grün-

der der Style Italiano Group. Er brachte mir bei, dass

Zahnme dizin unterrichtbar und vorhersagbar sein müsse

– das veränderte meine Art vorzutragen und Zahnärzte zu

unterrichten.

Und schließlich traf ich 2011 Dr. John Kois aus Seattle. Seit-

dem verbringe ich jedes Jahr eine Woche dort. Er erklärte

mir, wie ich den vollständigen Patientenstatus unter Berück-

sichtigung der Funktion, der Struktur, des Parodonts und der

Ästhetik erfasse, um die Behandlung vorhersagbar und

langlebig zu planen und durchzuführen. Das war ein Meilen-

stein in meiner Karriere!

WERDEN SIE AM FDI-KONGRESS TEILNEHMEN?

WORAUF FREUEN SIE SICH AM MEISTEN?

Natürlich nehme ich am Kongress teil. Dieses Ereignis

möchte ich auf keinen Fall verpassen. Zumal ich selbst vor-

tragen und einen „run 4 hands“-Kurs geben werde. Aber ich

werde natürlich die ganzen vier Tage dort sein. Ich erwarte

spannende Diskussionen und den Erfahrungsaustausch von

Zahnmedizinern aller 6 Kontinente. Nichts ist so spannend

wie das Lernen von den Erfahrungen anderer.

WAS IST DAS BESONDERE AN POLEN, KRAKAU UND POSEN?

WAS SOLLTE EIN INTERNATIONALER KONGRESSTEILNEHMER

MACHEN?

Polen ist ein wunderschönes und wundervolles Land mit en-

thusiastischen, hart arbeitenden Menschen. Für viele Jahre

waren wir im Ostblock eingesperrt, aber inzwischen haben

wir viele Möglichkeiten und die junge Generation macht zum

Glück neue Erfahrungen. Den Enthusiasmus der Menschen

kann man z. B. an den durchschnittlichen polnischen Zahn-

arztpraxen erkennen. Es ist unglaublich, wie sich diese in

den letzten 20 Jahren verändert haben – auf allen Ebenen

vom Design bis zur technischen Ausstattung. Unsere Praxen

sind nicht nur optisch schön, sie sind auch mit dem besten

technischen Equipment ausgestattet, mit CTs, DVTs, Intra-

oralscannern, …

Auch unsere Städte sind schön. In Krakau liebe ich z. B. den

Plac Nowy (den neuen Platz) am meisten, er ist das leben-

dige Herz von Kazimierz, einem Stadtteil von Krakau, dort

gibt es Cafés, Bars, Restaurants. Dort treffen sich Jung und

Alt, um zu essen, zu trinken, zu reden, zu spazieren oder auf

dem Markt einzukaufen. Posen ist auch wunderschön. Es ist

eine der fünf größten Städte in Polen und ich kann nur emp-

fehlen, durch die Straßen zu schlendern und in den Jazz

Clubs und den Restaurants und Bars den Menschen zu be-

gegnen. Es scheint am Anfang nicht so zu sein, aber wenn

man uns besser kennenlernt, stellt man fest, dass wir Polen

offen und lustig sind. Wir haben “Latin spirit”, auch wenn wir

so weit im Norden leben.

Also genießen Sie Polen und die FDI in Poznan. Alles Gute!

Dr. Maciej arow

NZOZ SPS DENTISTPlac Inwalidów 7/530-033 Krakau

» ICH ERWARTE BEIM FDI-KONGRESS SPANNENDE DISKUSSIONEN UND DEN ERFAHRUNGSAUSTAUSCH VON ZAHNMEDIZINERN ALLER 6 KONTINENTE. NICHTS IST SO SPANNEND WIE DAS LERNEN VON DEN ERFAHRUNGEN ANDERER. «

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WEDENT IM FOKUS 99

C.HAFNER – DER ANBIETER FÜR ANALOGE UND

DIGITALE LÖSUNGEN RUND UMS EDELMETALL

130 JAHRE DENTAURUM – EINE ZEITREISE:

VOM LABORATORIUM ZUM WELTWEITEN

DENTALUNTERNEHMEN

Auf dieser Seite sind Herstellerinformationen publiziert, deren Inhalte nicht der Verantwortung der Redaktion unterliegen.

FIRMEN, DIE GESCHICHTE SCHREIBEN

(Urban Mining). Mit dem Bau einer der modernsten Recyclinganlagen zur Aufarbeitung

edelmetallhaltiger Abfälle im Jahr 1997 wurde ein Meilenstein für ökologische Hochtech-

nologie gesetzt. 2007 wurde auf der IDS in Köln mit dem Einstieg in die 3-D-Implantatpla-

nung ein Dienstleistungstool geschaffen, das die Beziehung zwischen zahntechnischem

Labor und Praxis vertieft. Vom Wax-Up über CT/DVT und 3-D-Implantatplanung bis hin zur

präzisen Bohrschablone kann die Zahntechnik mit der speziell abgestimmten Labor- und

Klinik-Version CeHa imPLANT® eine komplette Dienstleistung anbieten.

Das Familienunternehmen steht heute für Produkte und Lösungen rund um das Thema

Edelmetall. Dazu gehören ein breites Sortiment an Edelmetalllegierungen zur Herstel-

lung von Zahnersatz, eines der modernsten Galvanoformingsysteme sowie die Dienst-

leistung Fräsen in Edelmetall für die digital basierte Herstellung von Edelmetallgerüs-

ten. Mit dem Neubau und dem Umzug von Pforzheim nach Wimsheim im August 2015

wurde der Grundstein für die weitere Expansion gelegt.

Das Unternehmen, das mittlerweile in der 5. Generation der Inhaberfamilien geleitet

wird, gehört zu den führenden Unternehmen der Edelmetallverarbeitung für die

Schmuck- und Dentalindustrie. C.HAFNER wurde 1850 von Carl Hafner als Betrieb zur

Rückgewinnung von Edelmetallen aus Abfällen der Schmuckindustrie gegründet. Mit

den nachfolgenden Generationen wurde der Betrieb erweitert und den Erfordernissen

der wachsenden Schmuckindustrie angepasst. Gleichzeitig wurde ein metallurgisches

Labor aufgebaut, das die Entwicklung von Dentallegierungen ermöglichte. Nach dem

Wiederaufbau der im 2. Weltkrieg fast völlig zerstörten Firma begann die Entwicklung

von neuen Produkten wie neuer Legierungen für die rasch anwachsenden Ansprüche

der modernen Zahnmedizin.

Nach wie vor beschäftigt sich C.HAFNER mit der Rückgewinnung von Edelmetallen aus

Abfällen. Dabei wird großer Wert auf die Einhaltung von Menschenrechten und die Erhal-

tung der Umwelt gelegt. C.HAFNER verarbeitet nur Edelmetalle aus Sekundärquellen

Als Arnold Biber im Jahre 1886 die Eröffnung seines Labors in Pforzheim bekannt gab, ahnte

noch niemand, dass daraus einmal die weltweit agierende DENTAURUM-Gruppe werden

würde. Mit großer Tatkraft entwickelte er geeignete Füllungsmaterialien und Legierungen für

die Herstellung von Zahnersatz. Er fertigte Goldkronen und gehämmerte Goldfüllungen in

hervorragender Qualität an. Nach seinem Tod erwarb Dr. Fritz Winkelstroeter 1908 das Un-

ternehmen, das unter dem Firmennamen Arnold Biber weitergeführt wurde. Man begann,

komplette Praxiseinrichtungen, Zahnarztstühle, Bohrmaschinen und Instrumentenschränke

zu fertigen. Durch diese Expansion wuchs das Unternehmen über die Grenzen von Deutsch-

land hinaus und war international erfolgreich. 1924 fusionierte der Gerätebauteil mit der

Ritter Dental Company, Rochester, USA. Die Ritter-Biber AG wurde gegründet. Die Wirt-

schaftskrise der 1920er Jahre brachte das Unternehmen jedoch in große Schwierigkeiten, die

zum Verkauf des Gerätebaus führten. 1935 übernahm Hans Peter Winkelstroeter zusammen

mit seiner Frau Lieselotte die Leitung des Restunternehmens Dentaurum. Bedingt durch die

Goldknappheit suchte man nach alternativen Materialien: Die edelmetallfreien Legierungen

unter dem Namen remanit® legten den Grundstein für die weltweit bekannten remanium®

Legierungen. Nach der Zerstörung des Werks im 2. Weltkrieg wurde das Unternehmen wieder

aufgebaut und 1953 konnte eine neue Produktionsstätte in Pforzheim bezogen werden. Jochen

Peter Winkelstroeter wurde im Jahr 1968 Geschäftsführer und leitete mit seiner Frau Ulla das

Unternehmen. 1968 erfolgte der Umzug nach Ispringen in einen Neubau für Produktion, For-

schung und Verwaltung. 1994 traten Axel Winkelstroeter und Mark Stephen Pace in die Ge-

schäftsleitung ein. Mit dem Erwerb der Implantatsparte der Firma Cerasiv wurde das Produkt-

programm 1995 erweitert. Im gleichen Jahr integrierte Dentaurum die Firma Sofraced S.r.l.,

Hersteller für Dentalkeramiken – heute Dentaurum Ceramics. Das Unternehmen wurde 2010

von Dentaurum J. P. Winkelstroeter KG in Dentaurum GmbH & Co. KG umfirmiert. Dentaurum

entwickelt, produziert und vertreibt heute ein umfassendes Produktspektrum für Zahnärzte

und -techniker. Bei der Fertigung folgt man strengen Qualitätsmaßstäben für ausgezeichnete

Verarbeitungseigenschaften und hohe Bioverträglichkeit. Derzeit führt das weltweit agierende

Dentalunternehmen mehr als 8500 Artikel.

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WEDENT IM FOKUS10

HOHE ZIELE MIT BODENHAFTUNG –

75 JAHRE DÜRR DENTAL

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Dürr Dental ist ein Paradebeispiel für die Weiterentwicklung eines Familienbetriebs zum

weltweit aktiven „global Player“. In diesem Jahr feiert das in Bietigheim-Bissingen ansäs-

sige Unternehmen sein 75-jähriges Jubiläum. Die Basis für diese Entwicklung ist eine

Mischung aus Hartnäckigkeit, Ideenreichtum und Gespür für Trends in der Dentalbranche.

Dabei starteten die Firmengründer Karl und Wilhelm Dürr ihre Karriere als Quereinstei-

ger. 1941 eröffneten die Brüder eine feinmechanische Werkstatt in Stuttgart und nutzten

ihr Know-how nach dem Krieg für Medizintechnik wie die erste fahrbare Saugpumpe,

die Mitte der 1950er Jahre nach dem Umzug nach Bietigheim zur Marktreife gelangte.

Zehn Jahre später schuf der ölfreie Kompressor die Voraussetzungen für leistungsfähi-

gere Absaugsysteme und ergonomische Behandlungen am liegenden Patienten. Insge-

samt wandelte sich das Unternehmen vom Produktentwickler zum Lösungsanbieter. So

stellt Dürr Dental bspw. ein wirksames und materialverträgliches Desinfektionsmittel

für Saug anlagen zur Verfügung. Mit Orotol führte Dürr Dental 1965 ein Produkt ein, das

bis heute den Gold-Standard in der Sauganlagendesinfektion markiert. Weitere Desin-

fektionsmittel folgten Mitte der 1980er Jahre für die Verwendung in Praxis, Labor und

Klinik. Parallel dazu entstand das erste vollautomatische Röntgenfilm-Entwicklungs-

gerät – der Einstieg in die zahnärztliche Diagnostik durch bildgebende Systeme.

Der Erfolg des VistaSystems für die „digitale Praxis“ basiert auf dem Zusammenspiel

zwischen der intraoralen Kamera VistaCam iX HD, dem Speicherfolienscanner VistaScan,

dem Panoramaröntgengerät VistaPano S und der Imaging Software VistaSoft. Die Pro-

dukte überzeugen in der Praxis durch optimale Ergonomie und gute Abstimmung auf die

täglichen Abläufe. Auch bei der Patientenkommunikation hilft die VistaCam iX HD. Der

Zahnarzt kann dem Patienten bspw. den Erfolg einer Kariesbehandlung zeigen oder eine

Therapie erklären. Eines hat das Unternehmen während der 75-jährigen Erfolgsge-

schichte jedoch nie aus den Augen verloren: Soziale Verantwortung. Dürr Dental engagiert

sich bspw. im Bereich Gesundheit, international für die Organisation Mercy Ships und als

Bekenntnis zur Region bildet die Förderung ansässiger Sportvereine einen Schwerpunkt.

IVOCLAR VIVADENT: BEI INNOVATIONEN DIE NASE VORN

Was 1923 in Zürich mit der Produktion künstlicher Zähne begann, präsentiert sich heute

als einer der führenden internationalen Dentalspezialisten. Seit 1933 hat das Unterneh-

men seinen Hauptsitz in Schaan, Liechtenstein. Von dort werden Produkte in mehr als 120

Länder geliefert. Das Unternehmen ist mit eigenen Tochtergesellschaften sowie rund

3300 Mitarbeitern in 25 Ländern der Welt präsent.

Gemäß dem Unternehmensmotto „Passion – Vision – Innovation“ arbeitet Ivoclar Vivadent

an der Entwicklung umfassender Dentalkonzepte. Alle Entwicklungen resultieren aus

dem Zusammenspiel von technischer Realisierbarkeit, Marktorientierung und Erfahrung.

Immer wieder hat Ivoclar Vivadent mit Innovationen für Wirbel gesorgt wie mit der Einfüh-

rung des ersten Vollkeramik-Systems aus Lithiumdisilikat – IPS e.max – 2005. Jüngste

Innovation innerhalb des Systems ist ein Press-Multi-Rohling, der 2015 auf den Markt

kam. Als Spezialist im Bereich Vollkeramik ist Ivoclar Vivadent ständig dabei, attraktive

und innovative Produkte und Systemlösungen zu offerieren. Dies zeigt sich auch in der

Übernahme von Wieland Dental im Jahr 2013. Dadurch kann ein noch breiteres Sortiment

an CAD/CAM-Materialien und -Geräten angeboten werden in dem Bestreben, Zahnärzten

und Laboren modernste Technologien und Produkte von der Prävention/Pflege bis zum

Zahnersatz von höchster Qualität zu bieten. Konkret ist Ivoclar Vivadent in drei Bereichen

tätig: Direkte Füllungstherapie, Festsitzende und Abnehmbare Prothetik. Innerhalb dieser

Bereiche bietet das Unternehmen Produkte und Produktsysteme an, die Zahnärzte und

Zahntechniker während des gesamten Behandlungs- und Verarbeitungsprozesses unter-

stützen und ihnen ästhetische wie zuverlässige Resultate ermöglichen.

Aus- und Weiterbildung ist Ivoclar Vivadent ein zentrales Anliegen. Das International

Center for Dental Education (ICDE) in Schaan gehört zu den modernsten Kurs- und

Fortbildungszentren seiner Art. Schulungszentren rund um den Globus ergänzen das

Angebot mit einem hohen Wissensstand über die Produkte und Systeme des Unterneh-

mens.

SHOFU: PROVEN PRODUCTS FOR BETTER DENTISTRY

Was vor mehr als 90 Jahren mit Porzellanzähnen für den japanischen Binnenmarkt begann,

ist heute zu einem weltweit agierenden Dentalunternehmen mit einer vielfältigen Produkt-

palette gewachsen: SHOFU bietet den Zahnärzten und -technikern nicht nur innovative Pro-

dukte von höchster Qualität, sondern auch maßgeschneiderte Lösungen.

Ob rotierende Instrumente wie die Polierer Brownie und Greenie, die beliebten Vintage-Den-

talkeramiksysteme, K&B-Verblendkompositsysteme wie z. B. Ceramage UP, Füllungsmateri-

alien aus der Beautifil-Linie oder die bewährten Veracia-Kunststoffzähne: Die Forschungs-

und Entwicklungsabteilung in Kyoto verfolgt stets das Ziel, erstklassige Produkte zu entwickeln,

die zur Verbesserung der allgemeinen Mundgesundheit beitragen und die den jeweiligen Be-

dürfnissen von Praxis und Labor nach Sicherheit, Effizienz und Qualität entsprechen.

Enge Kooperationen mit Universitäten und Forschungsinstituten sowie ein reger Austausch

mit Opinion Leadern und Kunden gehören daher seit jeher zur Firmenphilosophie. So unter-

stützt die japanische SHOFU Inc. mit Zweigniederlassungen in den USA, Deutschland, Eng-

land, Singapur und China z.  B. die minimalinvasive, kosmetische Zahnheilkunde (MiCD)

durch die Entwicklung neuer ästhetischer, biofunktionaler Werkstoffe. Zudem veranstaltet

SHOFU regelmäßig Fortbildungen und Kurse u. a. zur individuellen Schichtung von Keramik-

und Kompositmassen sowie zur effizienten Bulk-Fill-Technik. Kurz: SHOFU ist stets mit der

Wissenschaft im Dialog und mit den Kunden im persönlichen Gespräch.

Die deutsche SHOFU Dental GmbH wurde 1978 in Ratingen gegründet und setzt vor allem auf

gezielten Service und kompromisslose Kundenorientierung. Ihr zur Seite steht der qualifi-

zierte Dentalfachhandel als zuverlässiger Partner für noch mehr Service- und Beratungs-

kompetenz beim Anwender vor Ort. Seit 1985 vertritt die deutsche Niederlassung zusätzlich

die Interessen des japanischen Mutterkonzerns in ganz Europa und über den Nahen und

Mittleren Osten hinaus bis nach Südafrika.

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WEDENT IM FOKUS 11WEDENT ZAHNMEDIZIN 11

VERSORGUNG DER PATIENTEN VON MORGEN?PATIENT GESUNDHEITSWESEN – MISSION 2030

„Mission 2030“ ist ein außergewöhnliches Buch. 43 Autoren

behandeln auf jeweils einer Seite insgesamt 50 aktuelle The-

men der Gesundheitsversorgung. Jedes wird knapp umris-

sen mit Fakten und Zahlen, dann These – Hintergrund – Fazit,

immer im selben Format, angefügt sind wenige Quellen.

Nichts ist Fiktion, alles Doku, die Informationsdichte hoch.

Die Themen sind sortiert nach Gesundheit, Pflege, Leis-

tungspartnern. Keine Beschreibung der Lage, sondern kri-

tisch-konstruktive Auseinandersetzung mit markanten

Problemen. Seit 1972 hatte das bundesdeutsche Gesund-

heitswesen 39 ‘Gesundheitsreformen‘ zu verkraften. Die

konzentrierten sich auf Ordnung und Symptome. „Mission

2030“ geht es um Ursachen, Zusammenhänge und zukunfts-

fähige Lösungen. Es ist ein guter Auftakt.

„2030 – Aufstand der Alten“ behandelt die sozialen Probleme

einer alternden Gesellschaft. Die sind Folge nachlassender

Leistungsfähigkeit im Verlauf natürlichen Alterns sowie ei-

nes Rechts auf einen ruhigen Lebensabend. Wächst die Zahl

der Alten, hat die nachfolgende Generation mehr zu leisten.

Daran ist nichts zu ändern. Auf eine dritte Ursache sozialer

Probleme alternder Gesellschaften aber können wir Einfluss

nehmen. Chronische, nicht-übertragbare Krankheiten, die

sich vor allem im Alter manifestieren, verursachen drei Vier-

tel der Gesundheitsausgaben. Ihr Präventionspotenzial ist

hoch. Eine vorausschauende Gesundheitsversorgung muss

dieses Potenzial besser nutzen. Wie „Der Aufstand der Al-

ten“ für den Sozialbereich ist „Mission 2030“ ein Anstoß für

neues Denken und Handeln im Gesundheitswesen, heute und

hier und im Rahmen einer weitsichtigen Strategie.

Diskutieren Sie mit unter: www.mission2030.de

Der Titel benennt ein Problem, der Untertitel ein Vorhaben.

Das Gesundheitswesen der Bundesrepublik gilt als eines der

leistungsfähigsten in der Welt. In Dank und Anerkennung

mischt sich aber Unmut über Wartezeiten, Kosten, Ärzte als

Unternehmer, wirtschaftliche Zwänge, falsche Anreize,

Kommerzialisierung, Bürokratisierung, Juridifizierung ärzt-

licher Arbeit usw., die Liste ist lang. Und die Menschen wer-

den älter und der Betreuungsbedarf wächst. Der Gesund-

heitsindustrie mag das recht sein, doch es steht die

Zukunftsfähigkeit eines Versorgungssystems infrage, das

auf Gleichheit Wert legt. „Mission 2030“ sucht einen Weg aus

der Krise – ein ehrgeiziges, ein mutiges Vorhaben.

Weshalb „2030“? Auch andere Zeitmarken sind denkbar für

Missionen und Programme, z. B. 2025. Hält die bisherige

Entwicklung an, werden die Gesundheitsausgaben in

Deutschland dann eine halbe Billion Euro übersteigen und

doppelt so hoch sein wie 2007. 2040 wird das Medianalter der

deutschen Bevölkerung mit 50 Jahren das höchste der Welt

sein, mit weiter gewachsenem Betreuungsbedarf. 2050 wird

sich die Zahl der Pflegebedürftigen im Vergleich zu 2011 ver-

doppelt haben. Weshalb also 2030? Im Jahr 2007 sendete das

ZDF eine Doku-Fiktion zum demografischen Wandel und

dem Ende des Generationenvertrags, “2030 – der Aufstand

der Alten“. Markus Schächter, damals Intendant des ZDF,

resümiert in seinem Geleitwort zu ‚‚Mission 2030‘‘ die Nach-

richt des Films: ‚,Wenn Politik und Zivilgesellschaft weiter-

hin die Augen verschließen, dann wird das, was die Fiktion

als soziales Desaster unserer Gesellschaft prophezeit,

schwierigste Realität. Ein Bürgerkrieg der Generationen.‘‘

Das inspirierte Alexander Ammann zu „Mission 2030“ – ei-

nem Aufruf zu Vernunft und Weitsicht im Gesundheitswesen.

Klaus Thielmann

Wartburgstr. 4999094 ErfurtE-Mail: [email protected]

Hartmut Böhme | Bernd Kordaß | Beate Slominski (Hrsg.)

Das DentaleFaszination des oralen Systems in Wissenschaft und Kultur

480 Seiten, 500 Abb., Best.-Nr.: 12390€ 98, –

Aus verschiedenen Perspektiven widmet sich dieses Buch dem Mundraum als einer Kör-perzone von anthropologisch fundamentaler Bedeutung. Neben klassischen Themen der Zahnmedizin werden insbesondere die ethno-zahnmedizinischen, evolutionsbiologischen und paläoanthropologischen Dimensionen berücksichtigt. Dargestellt wird das orofaziale System und seine funktionellen Störungen, die Evolution des Gesichts, die Gesichts- und Schädelchirurgie im Kontext der rekonstruktiven Chirurgie, der medizinischen Ästhetik und der kulturellen Physiognomik des Gesichts. Zu einer Augenweide wird das Buch durch die Komposition von Zahnmedizin, Kunst und Literatur mit seinen besonderen Illustrationen.

Bestellen Sie per Telefon (030) 761 80 662, per E-Mail an [email protected] oder online unter www.quintessenz.deLieferung gegen Rechnung/Preise inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten, Preisänderungen und Irrtümer vorbehalten

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Dentale_Quintessenz_23-09-2015-DRUCK.indd 63

In einfachen Pappschachteln, die im roh gezimmerten Kastenrahmen Platz finden, sortiert der junge Berliner Künstler Michael Wutz Knochen-

reste. Warum? Mit welchem Ziel? Was für Knochen sind dies? Was erzählen sie? Sagen sie überhaupt etwas? Man glaubt mit der ersten

Bestandsaufnahme einer archäologischen Ausgrabungsstätte konfrontiert zu sein. Der Künstler unterstützt diese Annahme durch den Titel,

der dem Nachlass eines Archäologen zu entstammen scheint. Dazu heißt es: »Sammlung und Aufzeichnungen des Archäologen S. wurden

größtenteils zum Zeitpunkt seiner Einberufung an die Ostfront und der Entlassung aus seiner Lehrtätigkeit vernichtet. In seiner Forschung

zu den mehrphasigen Bestattungsgruben an den Quelltöpfen zu X. setzte sich S. zunehmend mit forensichen Methoden zur Untersuchung

menschlicher Fossile auseinander. Wohl u. a. aufgrund seiner Versuche, spiritistische Praxen in seine Experimente einfließen zu lassen,

erfolgte seine Entfernung aus der Universität H.« Gewiss gehört dies zur Fiktion des Kunstwerks. Indem Wutz Teile seines Werkes zu originalen Relikten eines archäologischen Nachlasses

erklärt, lässt er seine transversale Kunst in den Zwischenräumen von Archäologie, Archiv, Kunst- und Wunderkammer, Wissenschaftsge-

schichte, Kulturanthropologie, aber auch von Geologie und Ritualforschung operieren. In seinen graphischen Arbeiten stellt Wutz oft fiktive

archäologische Fundstätten dar, geologische Strata, Kartographien, Ansichten von Landschaften aus großer Höhe, die gewaltigen Abraum-

halden oder freigelegten Grabungsorten ähneln. Manche dieser Todeslandschaften wirken indes wie prächtige tropische Wucherungen.

Leben und Tod sind bei Wutz enge Verwandte. Oft begegnen ganze Ensembles von Totenköpfen, die wie Amulette oder rituelle Kultobjekte

arrangiert zu sein scheinen oder gar als Eier in ein Vogelnest eingelassen werden. Das Memento Mori ist in dieser Kunst omnipräsent, aber

mit ihm zugleich die Arbeit an einem fiktiven Gedächtnisarchiv. Während die Wissenschaften die Knochenreste mit hochtechnischen Methoden

zum Sprechen zu bringen versuchen, arbeitet Wutz umgekehrt: Er nimmt die Methoden der Wissenschaft von der Kunstkammer bis zur moderne

Stratigraphie und Archäologie auf, um das wissenschaftlich entborgene Wissen wieder zurück ins Geheimnis zu bergen. Kunst und Archäologie

sind unterschiedliche Modi der Arbeit am Toten und am Tod. Das ist besonders an solchen Radierungen und Collagen zu erkennen, welche die

Relikte (und Reliquien) der Toten in einen unbekannten rituellen und kultischen Zusammenhang einbetten. H. B.

Michael Wutz: Nachlass S., Inventarnummer 36/8, Beschriftung »Relikte Grube VII, Schicht II«, Courtesy Sammlung Gebr. Wutz

DasDentale_Quintessenz_23-09-2015-DRUCK.indd 64

132

ROLAND GARVE

Abb. 22 Zahnkette Schweinefrontzähne Kimyal

Abb. 24 Schädeltrophäe mit eingearbeiteten Schweinehauern

Abb. 23 Asaro-Maskentänzer mit Zahnschmuck

Abb. 21 Goroka, Jagdmann

23.09.15 15

133

DENTALKULTE UND ZÄHNE ALS GEBRAUCHSGEGENSTAND, RANGSYMBOL, GELD, TROPHÄE ODER WAFFE

geschmückt. Auch werden bei einigen Stämmen, die frü-

her Kopfjagd betrieben, vermutlich im Kontext der stam-

meseigenen Urschweinmythologie, gelegentlich die Kopf-

trophäen mit gebogenen Schweinezähnen verziert. Dazu

zählen die Völker aus dem Asmat im Südwesten und dem

Sepik-Gebiet im Nordosten Neuguineas (Garve und Garve

2010). Bei Küstenvölkern findet man anstelle der Schweine-

hauer auch häufig Haifisch- oder Krokodilzähne. Ähnliche

Schädeltrophäen mit eingearbeiteten Schweinehauern

gab es ebenfalls bei den Dayak in Borneo und den Naga in

Burma oder Nord ost-Indien (vgl. Garve 2015). Wenn früher

bei einer Stammesfehde ein Feind getötet wurde, versuch-

ten beispielsweise die Yali die nicht sichtbaren Geister des

Opfers in einem kleinen Blätterbündel zu binden und je-

nes dann als Schadenszauber gegen die Feinde zu nutzen.

Dieses sogenannte kina beinhaltete außer einem winzi-

gen Stück Schweinetalg auch Bestandteile des Getöteten

wie Haare, Hautfetzen oder einen ausgeschlagenen Zahn.

Es wurde nachts nahe des feindlichen Territoriums depo-

niert, um die von den Geistern ausgehende böse Energie

von sich selbst abzulenken und gegen die Feinde zu richten

(Abb. 24).

Zahnkulte in Asien

Eine der berühmtesten buddhistischen Tempelanlagen

Asiens mit einem Zahnkult ist der Sri Dalada Maligawa-

Zahntempel in Sri Lanka. Er befindet sich in Kandy und

wurde in einer fast hundertjährigen Bauzeit vor etwa 300

Jahren errichtet. Innerhalb des Tempels wird in einem von

riesigen Elefantenzähnen umgebenen goldenen Schrein

ein Dalada, ein geheiligter Eckzahn Buddhas, verwahrt.

gleichzeitig als mythologisches Kulturelement großer

Beliebtheit. Ein Beispiel hierfür ist die Mythologie der im

Hochland von West-Papua lebenden Yali, bei denen ich

mich 1988 aufhielt. Nach ihrem Glauben besteht ein Zu-

sammenhang zwischen einem vor langer Zeit auf der Erde

lebenden und alles beherrschenden Urschwein und der

Entstehung des Menschen. Erst durch die Tötung dieses

Urschweines konnte sich die Menschheit ausbreiten und

vermehren. Die damit verbundene Symbolik findet auch

im Gesichtsschmuck vieler Hochlandstämme Neuguineas

ihren Ausdruck. Sowohl bei den ranghöheren oder älte-

ren männlichen Stammesangehörigen der benachbarten

Dani als auch bei den kleinwüchsigen Mek werden halb-

kreisförmige Schweinehauer quer durch das Nasenseptum

getragen. Je nach ästhetischem Empfinden oder Stammes-

tradition weisen die beiden Enden eines solchen Zahnes

kinn- oder stirnwärts.

Bei den Dani und auch bei den im südwestlichen Küsten -

gebiet lebenden Asmat fallen die kreisrunde Nasenringe

auf, die aus zwei miteinander verbundenen gleich langen

Schweineeckzähnen bestehen (Garve und Garve 2010).

Ähnliche Doppelzahnelemente werden auch als Bestand-

teil oder Zierde von mannigfaltigen Brust- oder Rücken-

tragetaschen, Haarstickern, Halskettenanhängern oder

Armreifen genutzt. Sowohl bei den isolierten Kombai Din

oder Korowai im Gebiet des Becking-Digul-River-Gebietes

als auch bei den Mek-Stämmen im zentralen Hochland von

Neuguinea fallen besonders bei Männern Halsketten aus

den Schneidezähnen von Schweinen auf. In den Hütten

hingen Sakralnetze die mit Zähnen zahlreicher Tierarten

geschmückt waren. Viele Kombai-Din oder Korowaifrauen

trugen als Statuszeichen des Verheiratetseins stolz ihren

Brautschmuck in Form einer Hundezahnkette, die ihre

Ehemänner angefertigt hatten. Solch eine Halskette gilt

bei diesen Regenwaldvölkern als besonders wertvoll, weil

es angesichts der wenigen Hunde viel Geduld erfordert, die

Zähne für eine längere Kette zusammen zu bekommen.

Hunde werden von den Kombai weder zu diesem Zweck

getötet noch gegessen. Man wartet ab, bis sie eines natürli-

chen Todes sterben. Erst dann können die Zähne ausgebro-

chen und perforiert werden. Interessant ist, dass sich die

Papuas dabei einer fast identischen Quirlbohrtechnik wie

die Amazonasindianer bedienen (Abb. 21–23).

Bei den Asaro bzw. Mudmen und den Bewohnern des

Sepik-Gebietes im östlichen Neuguinea werden viele Tanz-

masken mit symmetrisch angebrachten Schweinehauern

Abb. 25 Sri Dalada Maligawa-Zahntempel in Kandy (Sri Lanka)

23.09.15

Page 12: FOKUS - Quintessence Publishing Deutschland · Erst 1909 wurde das Abitur zur Zugangsv oraussetzung für das Zahnmedizinstudium, und wiederum zehn Jahre später, 1919, wurde den Zahnärzten

ZAHN-GESCHICHTENIm Dentalmuseum in Zschadraß wird den Fragen nach dem

Ursprung und der Entwicklung der Zahnmedizin auf den

Grund gegangen. Dort werden nicht nur viele interessante,

kuriose, unbekannte Exponate aus der reichhaltigen Ge-

schichte der Zahnheilkunde ausgestellt, es gibt auch eine um-

fangreiche Bibliothek und ein Archiv mit einer Vielzahl an Pu-

blikationen, Akten, Forschungsgegenständen, Zahntafeln und

allem möglichen, was in Bezug auf Zähne gedacht und umge-

setzt wurde. Die Fülle an Material lädt Wissenschaftler und

Interessierte an der dentalen Welt ein, sich damit zu beschäf-

tigen, zu staunen, zu lernen und zu forschen. Jeder Aspekt

der zahnmedinischen Geschichte findet Beachtung, es gibt

ganze Behandlungseinheiten aus vielen Jahrzehnten der

Praxiskultur, es gibt Prothesen aus den letzten Jahrhunder-

ten, Instrumente, Anekdoten, Zahnarztpuppen und die Hei-

lige Apollonia, zuständig für Augen- und Zahnleiden.

Seit Neuestem ist auch das Philipp-Pfaff-Zimmer zu bewun-

dern. Philipp Pfaff (1713–1766) war der Königlich-Preußi-

sche Hofzahnarzt von Friedrich dem Großen und innovativer

Wegbereiter der Zahnmedizin. In liebevoller und intensiver

(Recherche-)Arbeit wurde das Arbeits- und Studierzimmer

eingerichtet mit Materialien, Möbeln, Büchern, Gefäßen,

zahnmedizinischen und chirurgischen Instrumenten aus

dem 18. Jahrhundert. Der Raum ist bis in s letzte Detail

durchdacht und alles wird wie im restlichen Museum auch

mit Schautafeln und Informationen erläutert.

Wer Interesse an der Geschichte der Zahnmedizin, Zahn-

technik oder Zahnkuriosa hat, sollte nach Zschadraß fahren,

das Museum besuchen und sich auf interessante, lehrreiche,

überraschende Weise unterhalten lassen.

Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3

Abb. 4 Abb. 5 Abb. 6

Abb. 7 Abb. 9

Abb. 8

Abb. 1 Das Dentalmuseum heißt seine Besucher herzlich willkommen.

Abb. 2 Dieses Fahrrad ist in Chemnitz eine Berühmtheit, damit wurden

nach dem 2. Weltkrieg Zahnprothesen ausgefahren, auch über die

Grenzen des sowjetischen Sektors hinaus.

Abb. 3 Zahnmedizinische Instrumente aus dem 19. Jahrhundert

Abb. 4 Nachbau einer zahntechnischen Werkstatt aus dem 18. Jahrhun-

dert

Abb. 5 Zahntechnische Arbeiten aus 4 Jahrhunderten (teilweise Nachbau)

Abb. 6 Historische Zahntafeln, die neueste Errungenschaft des Museums

Abb. 7 Vollständige Behandlungseinheit aus dem 19. Jahrhundert

Abb. 8 Seiten aus Lehrbüchern der Zahnmedizin von 1620

Abb. 9 Ein frühes Artikulatormodell

WEDENT IM FOKUS12

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13

VOM STÖCKCHEN ZUM BUNTEN MASSENARTIKEL

KLEINER HISTORISCHER ABRISS ÜBER DIE ZAHNBÜRSTE

Zahnbürsten sind eine Selbstverständlichkeit, jeder hat eine,

jeder kennt sie. So wie wir sie kennen, gibt es die Zahnbürste

aber noch nicht so lange, sie ist eine eine Errungenschaft des

Kunststoffzeitalters und noch keine 100 Jahre alt.

Bemühungen, die Zähne gesund und sauber zu erhalten, gibt es

aber schon viel länger. Um 3000 v. Chr. verwendeten die Babylo-

nier und auch die Ägypter, wie Funde in altägyptischen Gräbern

belegen, dünne Äste als Kaustöckchen. Deren Ende wurde durch

Kauen zu einer Art Bürste zerfasert, die dann als Zahnbürste

benutzt wurde.

Die erste, eigens für die Zahnreinigung hergestellte Bürste

stammt aus China um 1500. Sie hatte einen Stiel aus Knochen

oder Bambus, grobe Borsten aus Schweinehaaren und sah wie ein Pinsel aus. Diese Zahnbürsten

fanden ihren Weg auch nach Europa, dort setzten sie sich allerdings nicht durch, vermutlich, weil

die Schweineborsten zu hart waren und das Zahnfleisch verletzten. Eine Variante mit Pferdehaar

wurde auch nicht angenommen, diese waren zu weich für die Zahnreinigung. Zu dieser Zeit war es

üblich, die Zähne mit Schwämmen oder Lappen abzureiben, die mit Salz getränkt waren. Weite

Verbreitung fanden auch Zahnstocher aus Federkiel, Silber oder Kupfer.

Die Zahnbürste, in der Form, die wir kennen, wurde um 1700 vom Er furter Stadtarzt Christoph von

Hellwig entwickelt. Sie setzte sich durch, sodass 1780 von William Addis in England eine Firma ge-

gründet wurde, die sich auf die Herstellung von Zahnbürsten spezialisierte. Diese wurden aus

Kuhknochen und -borsten, die im Knochen verleimt wurden, gefertigt. Bis dahin waren Zahnbürsten

Luxusgüter. Mit der fabrikalen Herstellung fanden sie eine weite Verbreitung, auch wenn die Zahn-

bürsten aus Knochen Nachteile hatten. Sie waren hohl und sogen sich mit Feuchtigkeit voll, sodass

sich Schimmel bilden konnten und sie eine Brutstätte für Keime wurden.

Der nächste, revolutionierende Schritt in der Geschichte der Zahnbürste fand 1938 statt. Mit der Er-

findung des Nylons wurde eine einfache, massentaugliche Möglichkeit geschaffen, u. a. Zahnbürsten

herzustellen. Das US-amerikanische Unternehmen DuPont brachte am 24. Februar 1938 die erste

Zahnbürste mit Nylonborsten auf den Markt. Diese waren zunächst noch relativ hart, wurden aber

weiterentwickelt und seit 1950 gibt es Zahnbürsten mit weicheren Nylonborsten, die auch das Zahn-

fleisch schonen. Das verbreitetste Modell ist nach wie vor die Handzahnbürste. Diese gibt es mit

verschiedenen Kopfgrößen, wobei sich die Bürsten mit kürzeren Köpfen gerade für die unzugängli-

cheren Bereiche der Mundhöhle gut eignen, und in verschiedenen Härtegraden (hart über mittel-

weich bis weich) der Kunststoffborsten. Die Borsten sind meist abgerundet, um die Verletzung des

Zahnfleisches zu minimieren. Um mit der Zahnbürste auch möglichst viel von den Zahnzwischenräu-

men zu erreichen, werden Zahnbürsten mit gewinkelten oder gekreuzten Borsten angeboten. Über

die Weiterentwicklung „Elektrische Zahnbürste“ werden Sie im Fachbeitrag auf S. 14 informiert.

Abb. 1 Abb. 2

Abb. 4

Abb. 3

Abb. 5

Zendium ist eine Fluorid-Zahnpasta, die kör per-

eigene Pro teine und Enzyme verwendet. Bei

jedem Putzen ver stärkt zendium die natürlichen

Abwehrkräfte des Mundes und trägt so zur

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Abb. 1 Zahnbürsten aus 5000 Jahren Geschichte

Abb. 2 Erste Zahnbürsten aus Metall

Abb. 3 Die ersten Zahnbürsten mit Nylonbürsten

kamen 1938 auf.

Abb. 4 Zahnbürsten aus Knochen und Elfenbein

Abb. 5 Reisezahnbürsten aus dem 19. Jahrhundert

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WEDENT ZAHNMEDIZIN141414

ELEKTRISCHE ZAHNBÜRSTEN GIBT ES ETWAS NEUES?INDIZES

Elektrische Zahnbürsten, oszillierend-rotierende Zahnbürsten, Schallzahnbürsten, Zahnreinigung

ZUSAMMENFASSUNG

Elektrische Zahnbürsten reduzieren statistisch signifikant mehr Plaque und Gingivitis als manuelle

Zahnbürsten, wobei dies insbesondere für oszillierend-rotierende Zahnbürsten gilt. Auch führt die

Nutzung elektrischer Zahnbürsten weder zu erhöhten gingivalen Rezessionen noch zu verstärkten

Abrasionen. Durch eine Kontrolle des Anpressdrucks und der Putzzeit sowie mögliche Schnittstellen

zum Smartphone sind die Zahnbürsten nutzerfreundlicher und sicherer geworden. Für nahezu alle

Patientengruppen wirkt sich die Anwendung der elektrischen Zahnbürste günstig aus, lediglich bei

dementen Personen erscheint der Einsatz weniger vorteilhaft, da Vibrationen und Geräusche als

unangenehm empfunden werden.

EINLEITUNG

Angesichts einer immer älter werdenden Bevölkerung wird

das Einhalten einer suffizienten Mundhygiene bei einer zu-

nehmenden Zahl von Menschen mit manuellen Defiziten eine

große Herausforderung. Elektrische Zahnbürsten werden in

diesem Zusammenhang immer wieder als wirksames und

zuverlässiges Hilfsmittel genannt. Bereits in den frühen

1960er Jahren fanden die ersten kommerziell vertriebenen

elektrischen Zahnbürsten insbesondere für manuell gehan-

dicapte Personen Anwendung. Inzwischen verwendet bspw.

in Großbritannien schon ein Viertel der Erwachsenen eine

elektrische Zahnbürste, bei Kindern ist der Anteil sogar noch

höher. Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsfor-

schungsinstituts forsa benutzen bereits etwa 43 % der deut-

schen Bevölkerung sowie 58 % der Zahnärzte eine elektri-

sche Zahnbürste.

BEWEGUNGSMUSTER ELEKTRISCHER ZAHNBÜRSTEN

Beinahe alle modernen elektrischen Zahnbürsten haben ein

oszillierendes Bewegungsmuster oder werden über Schall

bzw. Ultraschall angetrieben. Jedoch bleibt weitgehend un-

klar, welche Bewegung die Borste tatsächlich durchführt.

Das Wort Oszillation ist vom lateinischen „oszillare“ abgelei-

tet und bedeutet schwingen, schwanken oder schaukeln. Die

Oszillation ist somit die wiederholte zeitliche Schwankung

einer Zustandsgröße. Mit einer Handzahnbürste werden

durchschnittlich 200 bis 300 Bewegungen pro Minute und

somit ca. 400 bis 600 Richtungswechsel der Borsten durch-

geführt. Bei elektrischen Zahnbürsten hingegen erfolgen

viele tausend solcher kleinen Bewegungen pro Minute. Die

folgende Unterteilung von derzeit erhältlichen elektrischen

Zahnbürsten nach unterschiedlichen Bewegungsmustern

basiert auf Herstellerangaben, orientiert sich aber auch an

einer aktuellen Metaanalyse des Cochrane-Instituts:

• Oszillierend-pulsierende Zahnbürsten: Bei diesen Bürs-

ten werden pro Minute 8 800 oszillierende und 40 000 pul-

sierende Bewegungen gleichzeitig durchgeführt; das kom-

binierte Bewegungsmuster bezeichnet der Hersteller als

„3-D-Technologie“. Beispiele für Bürsten mit diesem Be-

wegungsmuster sind: Triumph 5000 (Oral-B), Professional

Care 3000 (Oral-B) und Professional Care 1000 (Oral-B).

• Oszillierend-rotierende Zahnbürsten: Bei diesen Bürs-

ten werden pro Minute 7 600 oszillierend-rotierende Be-

wegungen durchgeführt. Beispielhaft sind hier die Bürs-

ten Colgate Actibrush (Colgate-Palmolive) und Interplak

Brush (Interplak Conair Corporation) zu nennen.

• Schallzahnbürsten: Die Anzahl der Bürstenkopfbewegun-

gen bei den Schallzahnbürsten wird mit 31 000 bis 42 000

pro Minute angegeben. Wie das Bewegungsmuster der

Zahnbürste aussieht, geht aus den technischen Informa-

tionen der Hersteller häufig nicht hervor; teilweise wird von

Schwingungen mit einer Seit-zu-Seit-Bewegung von 6° je

Richtung, also insgesamt 12° gesprochen (Abb. 1 und 2).

Ebenso wie andere Zahnbürsten können auch diese mit

unterschiedlichen Reinigungsstufen verwendet werden.

Inwieweit sich die Intensität verändert und es zu einer Ver-

schiebung des Bewegungsprofils kommt, ist jedoch nicht

klar. Die Reinigung der Schallzahnbürste wird über die sich

bewegenden Borsten bzw. Filamente erreicht. Beispiele

sind: Cybersonic (Amden), Hydrosonic (Curaprox), Sonicare

Diamond Clean (Philips) und Pul sonic (Oral-B).

• Ultraschallzahnbürste: Die Zahnbürsten auf der Basis

von Ultraschall müssen eine Frequenz von mehr als

20 kHz aufweisen. Für die so aktivierten Bürsten werden

spezielle Ultraschallzahnpasten angeboten, die in Kombi-

nation mit Borsten und Speichel die Schwingungen auf

Zähne und Gingiva übertragen. Aufgrund der hohen Puls-

frequenz dringen Flüssigkeit und Reinigungsmittel auch

in die Zwischenräume ein und diese führen über eine Art

Kavita tionseffekt zur Ruptur des Biofilms und zur Lösung

akkumulierter Plaque. So weisen bspw. die Zahnbürsten

Emmi Dental Professional (Emmi-dent) und Megasonex

M8 (Megasonex) nach dem technischen Datenblättern

eine Frequenz von 96 000 000 Bewegungen pro Minute

auf.

BÜRSTENKÖPFE

Das umfangreiche Angebot an elektrischen Zahnbürsten un-

terschiedlicher Anbieter wird jeweils durch ein noch größe-

res, nahezu unüberschaubares Portfolio an Bürstenköpfen

übertroffen. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass bei

Schallzahnbürsten ein länglicher Bürstenkopf angeboten

wird, während bei oszillierend-rotierendem Bewegungs-

muster überwiegend ein runder Bürstenkopf erhältlich ist.

Eine valide Aussage darüber, ob die angebotenen Bürsten-

köpfe das im jeweiligen Namen enthaltene Versprechen ein-

lösen, gibt es nur selten. Klangvolle Namen wie „Tiefenreini-

gung“, „Precision Clean“ oder „Sensitive“ geben aber

Hinweise darauf, wofür die Hersteller die Bürsten vorgese-

hen haben (Abb. 3 bis 7).

Vermutlich aufgrund der vielfältigen Auswahl und des

schnell wechselnden Angebots beschäftigen sich nur wenige

Studien mit der Reinigungskraft verschiedener Bürsten. Um

einen generellen Überblick haben sich bspw. Voelker et al.

bemüht. In ihrer Studie erhoben sie die Anzahl von Borsten-

büscheln und Einzelborsten, den Durchmesser und die Form

der Borsten sowie die Oberflächencharakteristik. Die Mehr-

heit der untersuchten Bürstenköpfe wies runde Borsten auf,

gefolgt von geraden Borsten mit abgerundeten Kanten und

geraden Borsten mit ungerundeten Kanten. Die Studie be-

legt, dass die meisten Hersteller der wissenschaftlichen

Empfehlung nach runden Borsten folgen, da diese die Hart-

und Weichgewebe signifikant weniger verletzen als ungerun-

dete Borstenenden. Verschiedene Studien zeigen, dass die

Qualität des Bürstenkopfes einen Einfluss auf die Lebens-

dauer der Borsten hat. So konnte bei Bürstenköpfen bekann-

ter Hersteller (Precision Clean, Oral-B) eine signifikant län-

gere Nutzungsdauer als bei Köpfen von Eigenmarken (Easy

Flex, Equate) nachgewiesen werden.

Auch für die elektrische Zahnbürste gilt, dass ein regelmä-

ßiger Austausch des Kopfes erforderlich ist, da erkennbare

Zeichen einer längeren Nutzung dazu führen, dass die Effek-

tivität der Reinigungsleistung sinkt. Jedoch haben Hogan et

al. festgestellt, dass eine Nutzungsdauer von drei Monaten

nicht zu einer reduzierten Reinigungsleistung im Vergleich

zu neuen Bürstenköpfen geführt hat, sodass eine längere

Nutzungsdauer als die von vielen Herstellern empfohlene

möglich erscheint.

EFFEKTIVITÄT ELEKTRISCHER ZAHNBÜRSTEN

Immer wieder stellt sich die Frage, ob eine elektrische Zahn-

bürste besser als eine Handzahnbürste ist. Im Jahr 2003

wurde vom Cochrane-Institut erstmals eine Übersichts-

arbeit erstellt, die Klarheit bringen sollte. Hierbei zeigte

sich, dass sowohl manuelle als auch elektrische Zahnbürs-

ten eine -Reduktion der Plaque und Gingivitis erzielten, ohne

dass signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen

Zahnbürstentypen feststellbar waren. Lediglich die oszillie-

rend-rotierenden Zahnbürsten zeigten tendenziell bessere

Ergebnisse als die Handzahnbürsten.

Eine kürzlich publizierte Übersichtsarbeit aus der Coch rane-

Gruppe von Yaacob et al. hat im Gegensatz zu den vorher

veröffentlichten Untersuchungen eine höhere Effektivität der

elektrischen Zahnbürste im Vergleich zur Handzahnbürste

ermitteln können. Dies betraf vorwiegend die Reduktion der

Plaque und der Gingivitis in einem Zeitraum von drei Mona-

ten und mehr. Insbesondere die oszillierend-rotierenden

Zahnbürsten zeigten dabei im Vergleich zur Handzahnbürste

eine statistisch signifikant höhere Plaque-und Gingivitis-

reduktion.

EFFEKTIVE PLAQUEENTFERNUNG AUF KOSTEN DER

HART- UND WEICHGEWEBE?

Da die Plaqueentfernung mit einer Zahnbürste mechanisch

erfolgt und hierbei die mit den Borsten ausgeübten Scher-

kräfte stärker sein müssen als die Haftkraft des Biofilms, ist

Zähneputzen an sich eine mechanische Belastung für die

oralen Hart-und Weichgewebe. Insbesondere aufgrund der

Vielzahl von Bewegungen stellt sich die Frage nach der

Abb. 1 Bürstenkopf der Schallzahnbürste

InterCare (Philips) mit einer symbolisierten

Seitwärtsbewegung von je 6° nach rechts und

links um die Längsachse.

Abb. 2 Die Wirkung der Schallzahnbürste

geht über das Borstenende hinaus, sodass

durch schnelles Anströmen von Flüssigkeit

und Blasenbildung eine Plaquereduktion

möglich ist.Abb. 1 Abb. 2

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WEDENT ZAHNMEDIZIN 151515

Abrasivität beim Putzen mit der elektrischen Zahnbürste und

damit nach der Sicherheit und dem Schadenspotenzial durch

vermehrt einwirkende Kräfte und Bürstenkontakte.

Hinsichtlich der Ätiologie von Zahnhartsubstanzdefekten

wurde schon frühzeitig herausgefunden, dass druckvolles

Zähneputzen eine entscheidende Rolle spielt. Hierbei ist es

allerdings schwer, das Ausmaß des durch die Zahnbürste

induzierten mechanischen Traumas zu definieren und dieses

gegen die verwendeten Putzkörper in der Zahnpasta abzu-

grenzen. Die Entwicklung der lokalen gingivalen Rezession

stellt sich demgegenüber komplexer dar. Die lokale Anato-

mie, Zahnfehlstellungen, übereifriges und zu druckvolles

Zähneputzen sowie vorherige kieferorthopädische Behand-

lungen sind für eine mögliche Entstehung verantwortlich. Da

häufig auch eine Kombination verschiedener Ursachen vor-

liegt, lässt sich nur schwer beurteilen, ob eine Rezession auf

den Einsatz einer elektrischen oder einer manuellen Zahn-

bürste zurückzuführen ist. Es gibt jedoch Studien, in denen

sogar eine Reduktion von gingivalen Rezessionen durch die

Anwendung einer elektrischen Zahnbürste festgestellt

wurde. Bspw. haben Vandekerckhove et al. gezeigt, dass sich

durch den Gebrauch einer elektrischen Zahnbürste über

12 Monate der Schweregrad der Rezession an Implantaten

um 0,1 mm reduzierte.

Bei alleiniger Betrachtung der Entstehung von gingivalen

Rezessionen verglichen zwei klinische Untersuchungen über

einen Zeitraum von 6 Monaten eine oszillierend-rotierende

mit einer manuellen Zahnbürste. Hierbei konnte in der Me-

taanalyse kein signifikanter Unterschied zwischen der Hand-

und der elektrischen Zahnbürste festgestellt werden. Fünf

weitere klinische Untersuchungen bewerteten die Abrasion

und den Putzdruck. Dabei zeigte sich ein tendenzieller, aber

nicht signifikanter Anstieg von Abrasionen bei der elektri-

schen gegenüber der manuellen Zahnbürste. Hingegen war

der aufgewendete Putzdruck bei der Handzahnbürste signi-

fikant größer als bei der elektrischen Zahnbürste. Eine von

vier Laborstudien zum Dentin-und Schmelzverlust ergab,

dass an bereits durch Säure aufgeweichtem Zahnschmelz

beim Einsatz der elektrischen Zahnbürste im Vergleich zur

Handzahnbürste mehr Schmelzverlust auftrat.

Insgesamt kamen die Autoren zu dem Schluss, dass die os-

zillierend-rotierenden Zahnbürsten sowohl für Weich- als

auch für Hartgewebe sicher in der Anwendung und damit

nicht risikoreicher als manuelle Zahnbürsten seien. Diese

Feststellung wurde auch neuerlich durch eine Übersichts-

arbeit von Yaacob et al. unterstützt.

EINSATZ NACH LEBENSABSCHNITT

In Abhängigkeit vom Lebensabschnitt bzw. -alter scheint die

Unterstützung der Mundhygiene durch die elektrische Zahn-

bürste besondere Vorteile zu bieten. Bei älteren Menschen

ist die elektrische Zahnbürste insbesondere im Fall einer

vorhandenen motorischen Einschränkung als echtes Hilfs-

mittel gefragt. Die Anwendung von elektrischen Zahnbürsten

in Altersheimen und bei pflegebedürftigen Personen wurde

daher mehrfach gezielt untersucht. Wolden et al. befassten

sich mit der Wahrnehmung des Pflegepersonals eines Heims

in Bezug auf elektrische Zahnbürsten. 78 % der befragten

Personen verwendeten zur Zahnreinigung regelmäßig eine

elektrische Zahnbürste. Die Mehrheit der befragten Perso-

nen (63 %) gab an, dass deren Nutzung im Vergleich zur

Handzahnbürste einfacher sei, während 15 % den Einsatz als

schwieriger empfanden. Bei dementen Patienten sahen al-

lerdings nur 45 % eine Vereinfachung, wohingegen sich die

Anwendung nach Meinung von 31 % der Befragten bei dieser

Gruppe schwieriger gestaltete als die Nutzung der Hand-

zahnbürste. Als Grund für eine schwierige Akzeptanz der

elektrischen Zahnbürste wurden Geräusche und Vibrationen

angegeben.

In Anbetracht der gefundenen Ergebnisse lässt sich feststel-

len, dass es keine zwingende Indikation für die Anwendung

der elektrischen Zahnbürste bei bestimmten Patientengrup-

pen gibt. Ebenso wie bei Patienten mittleren Alters ohne ma-

nuelle Einschränkungen ist auch bei der genannten Alters-

gruppe sowohl mit der manuellen als auch mit der

elektrischen Zahnbürste ein ansprechendes Putzergebnis

möglich.

IST TEURER AUCH BESSER?

Recherchiert man die Preise für elektrische Zahnbürsten im

Internet, so reichen diese von 8,99 EUR (Fuchs Battery) bis

hin zu 274,99 EUR (Braun Oral-B Pro 7000). Bei solch erheb-

lichen Preisunterschieden stellt sich die Frage, ob die Qua-

lität des Putzergebnisses proportional zum Preis ansteigt

oder ob es einen Betrag gibt, der mindestens investiert wer-

den sollte, um ein gutes Reinigungsresultat erwarten zu

können. Da sich keine wissenschaftlichen Untersuchungen

mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis beschäftigen, hilft hier

die Stiftung Warentest weiter.

Testsieger im Jahr 2013 wurde eine oszillierend-rotierende

Zahnbürste (Braun Oral-B Vitality Precision Clean), die

heute bereits für 15,99 EUR im Handel erhältlich ist (Abb. 8).

-Ähnlich gute Einzelergebnisse konnten eine weitere oszil-

lierend-rotierende und eine Schallzahnbürste erzielen – je-

doch zu einem höheren Preis (Abb. 9). Da bei dem Test elek-

trische Zahnbürsten auch schlecht abgeschnitten haben,

lohnt sich vor dem Kauf einer solchen Bürste ein Blick in die

gesamten Testergebnisse. Ein hoher Preis von über 200 EUR

wird für elektronische Innovationen wie Bluetooth und ein

modernes Design verlangt, aber ein sehr gutes Putzergeb-

nis lässt sich auch mit deutlich günstigeren Zahnbürsten

erreichen.

Den vollständigen Artikel mit Literaturangaben und mehr

rund um die Zahnmedizin finden Sie in der Quintessenz

2015;66(1):7–19.

DIE QUINTESSENZ (12 Ausgaben im Jahr für € 198,–)können Sie per E-Mail an [email protected] bestellen.

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Dr. Astrid Klocke

Sektion Parodontologie Universitätsklinikum Düsseldorf Heinrich- Heine-UniversitätMoorenstraße 540225 DüsseldorfE-Mail: [email protected]

PD Dr. David Sonntag; Prof. Dr. Thomas Beikler

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AUSBLICK

Die Vielzahl von Bürstenköpfen und die Auswahl an elektri-

schen Zahnbürsten ermöglichen es dem Zahnarzt, seinem

Patienten für jeden Bedarf den richtigen Antrieb mit dem ent-

sprechenden Bürstenkopf zu empfehlen. Über neue Techno-

logien wie Bluetooth-Schnittstellen könnte es in Zukunft mög-

lich werden, eine permanente Visualisierung des

Anpressdrucks und der Bewegung der Zahnbürste zu errei-

chen. Individuelle Schwachstellen ließen sich somit optimal

eliminieren, und es könnte eine noch bessere Mundhygiene

erreicht werden. Durch die permanent steigende Nutzer-

freundlichkeit und Anwendungssicherheit erhöht sich die At-

traktivität weiterhin, und einer zunehmenden Verbreitung der

elektrischen Zahnbürste steht nichts mehr entgegen.

Danksagung

Für die Genehmigung zum Abdruck der Abbildungen 3 bis 8

sei der Firma Procter & Gamble GmbH (Oral-B und Blend-a-

med) sowie der Abbildungen 1, 2 und 9 der Firma Philips

GmbH herzlich gedankt. Eine weitere, auch finanzielle

Unterstützung durch die genannten Firmen ist nicht erfolgt.

Abb. 3 Der Bürstenkopf „CrossAction“ (Oral-B) soll durch die im 16°-Winkel angeordneten Borsten besonders in den Zahnzwischenräumen effektiv

Plaque entfernen.

Abb. 4 Der Bürstenkopf „Sensitive“ (Oral-B) soll insbesondere bei empfindlichen Zahnhälsen und empfindlichem Zahnfleisch angewendet werden; blaue

Indikatorborsten zeigen durch Verblassen den Zeitpunkt des Kopfwechsels an.

Abb. 5 Der Bürstenkopf „Tiefen-Reinigung“ (Oral-B) soll durch die Micro-Pulse-Borsten tiefe Zahnzwischenräume reinigen; blaue Indikatorborsten

zeigen durch Verblassen den Zeitpunkt des Kopfwechsels an.

Abb. 6 Der Bürstenkopf „Precision Clean“ (Oral-B) schnitt bei Stiftung Warentest (9/2014) als Testsieger der Bürstenköpfe ab. Nach Herstellerangaben

reinigt der hauseigene Bürstenkopf „Tiefen-Reinigung“ jedoch nachweislich gründlicher.

Abb. 7 Der Bürstenkopf „TriZone“ (Oral-B) entspricht dem Kopf einer traditionellen Handzahnbürste. Der Kopf bewegt sich bis 40 000-mal seitwärts

schwingend und pulsierend.

Abb. 8 Die oszillierend-rotierende Zahnbürste Oral-B Vitality Precision Clean, die wegen ihres Preis-Leistungs- Verhältnisses Testsieger 2013 bei der

Stiftung Warentest wurde.

Abb. 9 Philips Sonicare FlexCare Platinum mit bis zu 31 000 Bürstenkopfbewegungen pro Minute, neun Putzeinstellungen (drei Stufen mit jeweils drei Inten-

sitäten), Drucksensor, Smarttimer und Quadpacer sowie UV-Reinigungsstation für Bürstenköpfe.

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Page 16: FOKUS - Quintessence Publishing Deutschland · Erst 1909 wurde das Abitur zur Zugangsv oraussetzung für das Zahnmedizinstudium, und wiederum zehn Jahre später, 1919, wurde den Zahnärzten

WEDENT VERMISCHTES16

ZAHNKLEINES

ABC

W ZAHNWURM … war ein Fabeltier, das in den Zähnen gelebt haben soll und als Ursache

für Zahnschmerzen oder Karies galt. Die älteste belegte Quelle stammt

aus Assyrien (650 v. Chr.). Darin lehnt der Wurm, wohl ein Dämon oder

böser Geist, Früchte und Säfte ab und bevorzugt das Blut der Zähne. Zur

Behandlung sollen Mischbier, gebrochenes Malz und Sesamöl vermengt

und auf den betroffenen Zahn aufgetragen werden. Weitere Behandlungs-

methoden aus verschiedenen Quellen waren Spülungen, aber auch Einla-

gen und Kaumittel sowie die Räucherung mit Bilsenkrautsamen, die aus

diesem Grunde als herba dentaria bezeichnet wurden. Hildegard von Bin-

gen erkannte schon mangelnde Hygiene als Ursache für den Zahnwurm.

Durch Spülen mit Wasser sollten Ablagerungen vermieden werden, die

sich um den Zahn legen und die Würmer hervorbringen konnten. Sie emp-

fahl auch Aloe und Myrrhe sowie Kohlerauch. Pierre Fauchard zweifelte

1728 als einer der ersten Zahnheilkundigen den Zahnwurm als Ursache

der Karies an. Aber erst im 19. Jahrhundert wurden wissenschaftliche

Theorien zur Entstehung der Karies entwickelt.

U

ZAHNUNFALLLaut Statistik erleidet jedes 3. bis 4. Kind bis

zu seinem 16. Lebensjahr einen Zahnunfall

– meist zu Hause, beim Sport oder auf Spiel-

plätzen. Aber auch Klassiker wie Hockey,

Kampfsport, Reiten oder Trendsportarten

bergen ein hohes Risiko für Zahnverletzun-

gen. Rund 80 % dieser Unfälle betreffen die

oberen Schneidezähne. Unfälle, bei denen

Zähne verletzt werden, passieren vor allem

durch Unachtsamkeit, Fehleinschätzung

und Unbedacht.

(Quelle: http://www.prodente.de/erkran-

kungen/zahnunfall.html)

(Quelle: Terry, Douglas A. Das Gesunde-Zähne-Buch 2014, S.28)

(Quelle: Heinz E. Lässig/Rainer A. Müller: Die Zahnheilkunde in Kunst- und Kulturgeschichte, Köln 1983, 78)

V

ZAHNVERSIEGELUNG… ist eine Beschichtung der Zähne aus

Kunststoff. In der Regel werden die Zahn-

fissuren versiegelt, weswegen auch von

der Fissurenversiegelung gesprochen

wird. Am häufigsten wird sie bei Kindern

und Jugendlichen eingesetzt. Man unter-

scheidet zwischen zwei Arten: der „präven-

tiven Fissurenversiegelung“ und der „er-

weiterten Fissurenversiegelung“. Bei

ersterer ist noch keine Schmelzkaries in

der entsprechenden Fissur erkennbar, sie

dient folglich dem Verschluss von unver-

sehrten Fissuren, damit Karies gar nicht

erst entsteht. Bei der erweiterten besteht

Karies im Frühstadium. Die entsprechende

Stelle wird vor der Versiegelung mit einem

Bohrer oder einer Fräse möglichst scho-

nend eröffnet und die oberflächliche Karies

entfernt. So soll die Karies im Frühstadium

aufgehalten und eine zukünftige, erneute

Entstehung von Karies verhindert werden.

(Quelle: Quintessenz Team-Journal 42 (2012) 365–372)

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