Forgas (1999) Soziale Interaktion und Kommunikation

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Autorin: Alёna Romanenko Benutzte Materialien: Originalbuch von Forgas, psychologie-seiten.de & whitesmoke.lima-city.de 1 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation Contents Kapitel 1: Einführung: Die Psychologie der zwischenmenschlichen Interaktion ............. 2 Kapitel 2: Personenwahrnehmung: Die Schwierigkeit, andere richtig einzuschätzen. .. 4 Kapitel 3: Implizite Persönlichkeitstheorien: Die Rolle von Erwartungen in der Personenwahrnehmung. ........................................................................................................ 5 Kapitel 4: Eindrucksbildung. .................................................................................................... 7 Kapitel 5: Attributionstheorie: Folgerungen über Menschen. ............................................ 9 Kapitel 6: Selbstattribution: Die Erklärung unseres eigenen Verhaltens. ........................ 12 Kapitel 7: Interpersonale Kommunikation: Die Rolle der Sprache in der sozialen Interaktion. .............................................................................................................................. 14 Kapitel 8: Nonverbale Kommunikation. .............................................................................. 15 Kapitel 9: Nonverbale Kommunikationskanäle. ................................................................ 17 Kapitel 10: Eindruckssteuerung: Wie man sich ins rechte Licht rückt.............................. 19 Kapitel 11: Menschliche Soziabilität: Affiliation und Anziehung. ..................................... 23 Kapitel 12: Die Entwicklung persönlicher Beziehungen. ................................................... 28 Kapitel 13: Intime Beziehungen............................................................................................ 33 Kapitel 14: Soziale Beeinflussung: Konformität, Gehorsam und Führung. ...................... 37 Kapitel 15: Interaktion in Gruppen....................................................................................... 42 Kapitel 16: Ökologische, methodologische und angewandte Aspekte sozialer Interaktion. .............................................................................................................................. 47 KURZBESCHREIBUNG DES BUCHES Es geht darum, wie Menschen im täglichen Leben miteinander umgehen, zu zweit und in Gruppen. Welche Prozesse laufen ab, wenn wir mit anderen interagieren? Wie schaffen wir es, unser soziales Leben mit anderen zu teilen? Es weren mehrere Theorien vorgestellt, die soziale Interaktion zu erklären versuchen. In soziologie gibt es bisher keine allgemeinen Theorien, sondern eher eine Sammlung von Beobachtungen und Gesetzmäßigkeiten. Das Buch beginnt mit Personenwahrnehmung und Attribution, dann werden Kommunikation und den Strategien der Eindruckssteuerung erklärt. Zum Schluss werden soziale Beziehungen und Interaktionen in Gruppen näher gebracht. Im Fokus stehen zuerst Prozessen der Personenwahrnehmung, Attributionen über andere und uns selbst, Kommunikation: verbal / nonverbal, dann kommen auch die Strategien, die Kommunikation regulieren (Eindrucksteuerung). Dann werden Entwicklung sozialer Beziehungen und intimer Beziehungen. Am Schluss werden die Prozesse sozialler Einflußnahme und Verhalten in Gruppen, wobei die Problembereiche von sozialer Interaktion, die Methoden sozialpsychologischer Forschung und die Anwendung von Forschungsergebnissen im Rahmen von Trainingsprogrammen und Therapie.

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Autorin: Alёna Romanenko

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1 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Contents Kapitel 1: Einführung: Die Psychologie der zwischenmenschlichen Interaktion ............. 2

Kapitel 2: Personenwahrnehmung: Die Schwierigkeit, andere richtig einzuschätzen. .. 4

Kapitel 3: Implizite Persönlichkeitstheorien: Die Rolle von Erwartungen in der

Personenwahrnehmung. ........................................................................................................ 5

Kapitel 4: Eindrucksbildung. .................................................................................................... 7

Kapitel 5: Attributionstheorie: Folgerungen über Menschen. ............................................ 9

Kapitel 6: Selbstattribution: Die Erklärung unseres eigenen Verhaltens. ........................ 12

Kapitel 7: Interpersonale Kommunikation: Die Rolle der Sprache in der sozialen

Interaktion. .............................................................................................................................. 14

Kapitel 8: Nonverbale Kommunikation. .............................................................................. 15

Kapitel 9: Nonverbale Kommunikationskanäle. ................................................................ 17

Kapitel 10: Eindruckssteuerung: Wie man sich ins rechte Licht rückt.............................. 19

Kapitel 11: Menschliche Soziabilität: Affiliation und Anziehung. ..................................... 23

Kapitel 12: Die Entwicklung persönlicher Beziehungen. ................................................... 28

Kapitel 13: Intime Beziehungen. ........................................................................................... 33

Kapitel 14: Soziale Beeinflussung: Konformität, Gehorsam und Führung. ...................... 37

Kapitel 15: Interaktion in Gruppen. ...................................................................................... 42

Kapitel 16: Ökologische, methodologische und angewandte Aspekte sozialer

Interaktion. .............................................................................................................................. 47

KURZBESCHREIBUNG DES BUCHES

Es geht darum, wie Menschen im täglichen Leben miteinander umgehen, zu zweit und in

Gruppen. Welche Prozesse laufen ab, wenn wir mit anderen interagieren? Wie schaffen wir

es, unser soziales Leben mit anderen zu teilen?

Es weren mehrere Theorien vorgestellt, die soziale Interaktion zu erklären versuchen. In

soziologie gibt es bisher keine allgemeinen Theorien, sondern eher eine Sammlung von

Beobachtungen und Gesetzmäßigkeiten.

Das Buch beginnt mit Personenwahrnehmung und Attribution, dann werden Kommunikation

und den Strategien der Eindruckssteuerung erklärt. Zum Schluss werden soziale Beziehungen

und Interaktionen in Gruppen näher gebracht. Im Fokus stehen zuerst Prozessen der

Personenwahrnehmung, Attributionen über andere und uns selbst, Kommunikation: verbal /

nonverbal, dann kommen auch die Strategien, die Kommunikation regulieren

(Eindrucksteuerung). Dann werden Entwicklung sozialer Beziehungen und intimer

Beziehungen. Am Schluss werden die Prozesse sozialler Einflußnahme und Verhalten in

Gruppen, wobei die Problembereiche von sozialer Interaktion, die Methoden

sozialpsychologischer Forschung und die Anwendung von Forschungsergebnissen im Rahmen

von Trainingsprogrammen und Therapie.

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2 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Kapitel 1: Einführung: Die Psychologie der zwischenmenschlichen Interaktion

Soziologie untersucht, wie Menschen miteinander interagierenn und wie ihre Gedanken,

Gefühle, Verhaltensweisen oder Intentionen durch die tatsächliche oder unterstellte

Anwesenheit anderer beeinflußt werden. Wichtig dabei (im Unterschied zu aneren

Nachbardisziplinen): 1) quantifizierende Beschreibung und Experimentieren unter

kontrollierrten Bedingungen; 2) Fokus: welche Rolle psychologische Prozesse und Variablen

spielen, wenn Menschen auf bestimmte Weise miteinander interagieren.

Besonderes Augenmerk in diesem Buch: wie kulturelle und gesellschafltiche Faktoren das

zwischenmenschliche Miteinander beeinflussen. Zu erfolgreichen soz.Interaktion wichtig:

Fähigkeit, das Verhalten anderer genau wahrzunehmen, zu interpretieren und voherzusagen,

und diesen anderen unsere Gedanken, Gefühle und Absichten mitzuteilen.

Alltagswissen und Wissenschaft schiessen einander nicht aus, sodnern es besteht eine

Interdependenz Beziehung und sie ergänzen einander. Experiment = „implizites Wissen

explizit“ zu machen, d.h. unter kontrollierten Bedingungen zu beschreiben, z.B. welches

nonverbale Signal unter welchen Umständen was kommuniziert.

Konformität Forschung: Exp. mit Länge von Strichen, wo die Assistenten des Versuchleiters die

Teilnehmer spielen, die eine offensichltich falsche Meinung (Gruppendruck) äußer über die

Länge von Strichen.

Früher: kleine überschaubare Gesellschaften (das Leben in Kommunen), das Leben verlief in

einer Primärgruppe, soziale interaktion war der Mittelpinkt des Lebens. Konsequenzen: kleine

Gruppen tyranischer als die jetzige Gesellschaft. Der Rationalismus der Auklörung

behauptete, das Individuum könne sich, sie es erst einmal befreit von den Zwängen

kommunalen Lebens, auch ohne die Unterstützung durch Primärgruppen unabhängig,

rational und glücklich entfalten. Heute: hoch spezialisiertes und differenzierte Sozialleben.

Berufe wie Psychologen, Ärzte, Krankenschwester – „professionelle Interakteure“.

Interaktionsregeln bzw. soziale Regeln werden nur dann sichtbar, wenn wir diese

Konventionen verletzen und die übliche Routine absichtlich zuwiderhandeln, Die gewaltige

Vielfalt und Spezialisierung unserer sozialen Beziehungen verlangt interaktive Kompetenzen,

die um vieles komplexer sind, als das für die Interaktion in einer Primärgruppe notwendig war.

Einem Schüchternen Menschen fehlen bestimmte interaktive Kompetenzen, über die andere

Menschen verfügen (perzeptuelle, kognitive, verhaltensmäßige, affektive).

Fokus in diesem Buch: Strategien des sozialen Austauschs.

Ansätze zur Untersuchung sozialer Interaktion:

1. Makrosozilogischer Ansatz - die größeren sozialen, ökonomischen und politischen

Systeme anschauen Idee des sozialen Determinismus, i..e Überzeugung, dass

soziale Systeme und ihre Normen die kausalen Determinanten individuellen Verhaltens

sind (Arbeiter interagieren anders als Mittelklass, etc.)

2. Psychologischer Ansatz – aus der Perspektive des Individuums – wichtig dabei Fatoren

wie Erziehung, Intelligenz, äußere Erscheinung, individuelle Einstellungen

3. „Mixed“ Ansatz – Interaktionsprozesse sind weder auf soziale noch auf individuelle

Erklärungen reduzierbar, sondern begeben sich selbst auf die Ebene der

Interaktoinsprozesse. Interaktion NICHT Produkt sozialer (Ansatz 1) oder individueller

(Ansatz 2) Variablen. Am ählichsten – „sozialer Inteaktionismus“: wenn Menschen

miteinander interagieren, so besagt dieser Ansatz, geschehen mehrere Dinge: wir

besitzen die Möglichkeit, Dinge zu symbolisieren und zu abstrahieren, beziehen wir aus

jeder neuen Interaktoin ein allgemeines Wissen und allgemeine Erwartungen über

angemessene Verhaltensmöglichkeiten in eben jener Situation ein. Interaktion – der

Ursprung sowohl sozialer als auch persönlicher Realitäten. Die einzige theoretische

Konzeption, die zwishcenmenschliche Interaktionen nicht auf andere Prozesse

reduziert.

Einfache souveräne Theorien zur Erklärung Sozialverhaltens

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3 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Hedonismus – die Tendenz des Menschen, Lust zu suchen und Unlust zu meiden; Kosten-

Nutzen-Kalkül, Behaviorismus mit Belohnung/Bestrafung/Verstärkung – auch Arten von

Nachfolge der hedonistischen Theorie.

Gründe für soziale Interaktion: Suche nach Macht, Kontrolle und Autorität: Nietzsche,

Machiavelli (berühmt für seine Beschreibung des besten (zynischen) Weges zu

Machtgewinn/Machterhaltung

Altruismus – Bestreben, Gutes zu tun und einander zu helfen – kann durch

Evolutionstheoretische Sichtweise erklärt werden – „zum Überleben“.

Rationalismus – der Mensche ist von Natur aus intelligent und vernünftig, e.g. laut

Attributionstheorie verhalten sich Menschen wie „naive Wissenschaftler“ Hypothesen bilden

und Ursachen für Verhalten anderer suchen und wollen auf diese Wise Ordnung und

Vorhersagbarkeit in das soziale Leben zu bringen.

Psychoanalitische Tradition – Verhalten hängt zusammen mit dem unbewußten Auf- und

Abebben emotionaler und motivationaler Energien. Ich-Abwehr mache den Umgang mit

bedrohlicher Info zu einem dynamischen, motivierten Prozeß.

Behaviourismus - Verhalten ist durch von außen erfolgende Belohnung und Bestrafung

kontrolliert, vernachlässigt werden aber die aktiven und kreativen inneren Prozesse, die

Sozialverhalten beeinflussen.

Gestaltpsychologie – Fokus: innere Prozesse und Repräsentationen, die unsere

Wahrnehmungen und Interpretationen von der Welt determinieren. Feldtheorie –

Sozialverhalten wird davon determiniert, wie wir unseren Lebensraum (Umgebung) zu einem

gegebenen Zeitpunkt subjektiv wahrnehmen.

Kognitive Richtung – die Wahrnehmungen, Kognitionen und Infoverarbeitungsstrategien sind

für das Verhalten relevant, Personenwahrnehmung = Infointegration

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4 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Kapitel 2: Personenwahrnehmung: Die Schwierigkeit, andere richtig einzuschätzen.

Personenwahrnehmung: Die Schwierigkeit, andere richtig einzuschätzen.

PROBLEM DER MEHRDEUTIGKEIT: bei physikalischen Objekten sind wichtig die unmittelbar

wahrnehmbare Merkmale (Größe, Gewicht), im Gegesatz soziale Wahrnehmung basiert auf

dem Erschließen verborgener Merkmale (Intelligenz, Einstellungen, Charakter) so kommt es

leicht zu Fehleinschätzungen (PROBLEM DER UNGENAUIGKEIT DER WAHRNEHMUNG, z.B. aufgrund von

Fehlwahrnehmung). PROBLEM DER BEEINFLUSSBARKEIT UNSERER URTEILE: keines unserer Urteile bleibt

unbeeinflusst von beretis vorhandenen Gefühlen, Einstellungen und Motivationen

(motivational bias, z.B. Liebespartner verzerrt wahrzunehmen). Es ist dazu noch schwierig,

diese Fehler aufzudecken.

UM GENAUIGKEIT VON WAHRNEHMUNGEN ZU ÜBERPRÜFEN: 1) Beurteilungsstimulus (Interview, Film,

Tonband, etc.) 2) eine Menge von Wahrnehmungsreaktionen seitens der Beurteilenden

(Prognosen über das zukünflige Verhalten) 3) ein verläßliches Eichmaß, ein Kriterium,

anhand dessen wird die Richtigkeit überprüfen können (Beurteilungen von Arbeitskollegen,

direkt beobachtbare Verhaltensweisen – aber fass alles ist dabei unr eliabel).

WAHRNEHMUNG VON EMOTIONEN (Gesichtsausdruck, etc, PROBLEM: Menschen reagieren auf eine

komplexe Situation nur selten mit einer einzigen, reinen Emotion),

WAHRNEHMUNG VON PERSÖNLICHKEITSZÜGEN (aber Verhalten inkonsistent von Situation zu Situation):

Urteile Abhängig von Ähnlichkeit, Bekanntheit der Person; auch davon, ob die Merkmale

unmittelbar beobachtbar sind (treffender als wenn sie erschlossen werden müssen), sowie

von der Komplexität des Ziels (treffender bei weniger komplexen Zielen), auch Schätzskalen

(und ihre Bedienung) können das Problem darstellen. Spezielle Wahrnehmungs-Trainings

führen zur Tendenz die individuellen übertreiben und führen also nicht zu genaueren Urteilen –

siehe Repräsentativitätsheuristik; STIMMUNGSABHÄNGIGKEIT VON URTEILEN: in guter Stimmung

positivere Urteile von ambigen Gesichtsausdrücken, „10Cent gefunden“ – gleich zufriedener

mit dem ganzen Leben. ERKLÄRUNG: Selektivität der Wahrnehmung, wir können uns auf einmal

nur einem bestimmten Infoausschnitt konzentrieren, oder laut NetzwerkmodellÖ je nach

Stimmung werden solche Kategorien aktiviert, die bereits früher mit eben dieser Stimmung

assoziiert waren.

STEREOTYPISIERUNG ALS QUELLE VON WAHRNEHMUNGSUNGENAUIGKEIT – Stereotype – vereinfachte Bilder

von menschlichen Gruppen; je stärker das Gruppenstereotyp, desto schwieriger zw.

Angehörigen der betreffenden Gruppen Unterschiede wahrzunehmen: Exp. „alle

weissen/schwarzen schauen gleich aus!“. Es gibt keine universellen Urteilsfähigkeit

URTEILSGENAUIGKEIT HÄNG AB VON:

Persönlichkeitsmerkmalen des Beurteilenden,

seiner Stimmung zur Zeit der Urteilsabgabe,

der Zielperson und

der Situation

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Kapitel 3: Implizite Persönlichkeitstheorien: Die Rolle von Erwartungen in der

Personenwahrnehmung.

„Warum beeinflussen persönliches Wissen und individuelle Erwartungen unsere

Wahrnehmung?“

Implizite Persönlichkeitstheorien – persönliche Annahmen über den zu erwartenden

Zusammenhang zw. Persönlichkeitsmerkmalen. Ähnlich dem Halo-Effekt: z.B. Erwartung eines

gemeinsamen Auftretens von „herzlich“, „glücklich“ und „gutmütig“. Forschung von

Impliziten Persönlichkeitstheorien: „Was für ein Mesnch ist Josef“ – Vignette + Beurteilung von

Eigenschaften wie intelligent, freundlich, extravertiert, charmant, beliebt, etc. Wobei wir

eigentlich aufgrund von Vignette-Infos nur über seine Höfflichkeit Bescheid wissen. Jede

Eigenschaft, die dazu kommt außer Höflichkeit geht auf das Konto von impliziten

Persönlichkeitstheorien der beurteilenden Person. Die Urteile der beuteilenden Person sagen

mehr über die Person selbst, als über Josef.

Attirubitionstheorie von Kelley: wir versuchen die Ereignisse zu verstehen und vorherzusagen

und wir systematisieren unsere Erfahrungen, indem wir wie „naive Wissenschaftler“

Hypothesen aufstellen und sie überprüfen versuchen. Dabei schaffen wir die kognitiven

Konstrukte durch welche wir die Welt wahrnehmen. Um diese persönlichen Konstrukte zu

messen entwickelte Kelley den GRIDTEST von KELLEY – Tp wird gefragt, in welcher Hinsicht sich 2

ihnen gut bekannte andere (z.B. Vater und Mutter) ähnlich sind und gleichzeitig von einer

dritten Person unterscheiden. Mit ainer langen Listen solcher Fragen wird eine Vielzahl von

Konstrukten/Merkmalen erhoben, anhand derer jemand zw. ihm wichtigen Menschen

unterscheidet.

Es gibt kulturbedingte Persönlichkeitetheorien In kleineren oder größerem Maße teilen

Menschen neben ihrer jeweiligen Kultur auch ihre impliziten Persönlichkeitstheorien.

Untersuchungen von Norman (1963 und 1966) lassen vermuten, daß Merkmale wie

Extraversion, Freundlichkeit, Gewissenhaftigkeit und emotionaler Stabilität in unseren Theorien

über Menschen eine universale Rolle spielen. Es bestehen neben den intrakulturellen

Gemeinsamkeiten aber beträchtliche interkulturelle Un­terschiede. So ist z.B. bei den

Chinesen die Gewissenhaftigkeit das wichtigste Merkmal währen in Australien die Extraversion

die größte Rolle spielt.

Personen Wahrnehmung und „Menschentypen“: Wir sehen unsere Umwelt nicht, wie sie ist,

sondern gemäß den Kategorien, über die wir zu ihrer Beschreibung verfügen. An jeder

Wahrnehmung oder jeder Reaktion auf ein Objekt oder ein Ereignis in der Umgebung sei ein

„Akt der Kategorisierung“ beteiligt. „Schemata“ – ein System kognitiver Repräsentationen der

Umwelt. Anhand der Schemata klassifizieren und interpretieren wir jegliche neue Information.

Indem wir Menschen in Typen einteilen, systemstisieren wir unser Wissen über unsere

Mitmenschen und erleichtern uns die Aufgabe der Personenwahrnehmung. Personen-

Prototypen – mentale Schemata von Menschentypen, die uns aus unserer sozialen

Umgebung vetraut sind. Einem Prototyp entspricht man nur „mehr oder weniger“. Ob jemand

„ptototypisch“ ist hängt davon ab, über wieviele der den Prototyp definierrenden Merkmale

er verfügt (wie „hausfrauen-haftig“ bzw. wie „punk-haftig“ ist der Mensch).

Prototypisch ist aber nicht gleich „einfacher zu erinnern“: Beurteiler erinnern sich besser an

insonsistente, nicht-prototypsiche Menschen mit ungewöhnlichen, unseren Erwartungen nicht

ensprechenden Merkmalen.

Konsequenzen der Klassifizierung auf Eindrucksbildung: bei Erinnerung wenden wir das

„prototypsiche“ Wissen an, um nachträglich ein konsistenteres Bild von einer Person zu

machen. Bsp. mit kurzer Beschreibung von Barbara K. mit nachträglicher Info, dass sie

„homosexuell“, „heterosexuell“ oder mit keiner ergänzenden Info zu ihrer sexuellen

Orientierung.

Prototypisierung kommt vor allem in Berufen wie Krankenschwester/-bruder zum tragen.

Kategorisierungen sind zwar eine Hilfe, bergen aber auch das Risiko falscher

Eindrucksbildungen.

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Menschen neigen dazu, sich kategorienkonsistener Info besser zu erinnernn und folglich mehr

Gebrauch von ihr zu machen, ihre Wahrnehmungen retrospektiv im Sinne einer bestimmten

Kategorie zu verfälschen und selektiv nach solcher Info zu suchen, die bereits erfolgte

Klassifikationen bestätigt.

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Kapitel 4: Eindrucksbildung.

Gestalt-Ansatz und Hypothese des zentralen Merkmals: Menschen sind eher darauf

programmiert, ganzheitliche, unteilbare Formen wahrzunehmen als isolierte Info-Einheiten.

Gestalten (bedeutungsvolle, ganzheitliche Strukturen und Formen, die sich nicht auf

konstituirende Elemente reduzieren lassen). Summenmodell von Fishbein & Hunter:

Eindrucksbildung – ein ganzheitlicher Prozeß, in dessen Verlauf bestimmte „zentrale“

Merkmale einen unverhältnismäßig großen Einfluß gewinnen und zu Kristallisationspunkten für

jegliche weitere Information über den betreffenden Menschen werden. Es gibt „zentralle“

(z.B. Herzlich/kühl) und „periphäre“ (höflich/ungehobelt) Merkmale – Austausch eines einziges

Adjektivs aus der Liste beeiflusste die Urteile signifikant.

Arithmetische Modelle der Eindrucksbildung gehen davon aus, dass Gesamteindruck von

einem Menschen einfach die Summe der Werte ist, die wir den Einzelmerkmalen zuschreiben

(vgl. Mit Gestalt-Ansatz, wo ein einziges Adjektiv den Urteil signifikant unverhältnismäßig gross

beeinflussen kann), z.B. hilfsbereit = +6, ehrenswert = +7 6+7=13. Durchschnittsmodell von

Anderson: Gesamteindruck ist das arithmetische Mitel der wahrgenommenen Merkmale, z.B.

6+7/2=6,5 und ein dritter marginaler Merkmal (z.B. sammelt Streichholzschachteln = +1) würde

den Eindruck wieder sinken: 6+7+1/3=4,33. Praktische empfehlung aus dem

Durchschnittsmodell: In entscheidenen Situationen (z.B. Vorstellungsgespräch) nur positive

Merkmale erwähnen und die marginal positiven zu verschweigen.

Später modifizierte Anderson sein Modell noch durch Gewichtungen, da nicht alle Merkmale

die Eindrucksbildung in gleichem Maße beeinflussen. KRITIK: Vorasussetzungen von

arithmetischen Modellen: 1) Sympathiewerte sind dauerhaft und unveränderlich; 2)

Eindrucksbildung ist Ihrem Wesen nach ein einfacher, rationaler, kognitiver Prozeß (Menschen

= Rechenmaschine). Asch (1946): "Sobald zwei oder mehr Merkmale derselben Person

zugeschrieben werden, hören sie auf, als isolierte Merkmale zu existieren...." z.B. „Der

arrogante Millionär war stolz auf seinen neuen Ferrari“ Vs. „Der mutige Junge war stolz das

Kätzchen vom Baum gerettet zu haben“.

Einfluss von Hitnergrund und Kontext. EXP. ZUM KONTEXTEINFLUß von Forgas und Brown (1978): Es

wurden junge Paare fotografiert, die in unterschiedlichen Intimitätsgraden in ein Gespräch

vertieft waren. Diese Fotos wurden dann per Fotomontage mit unterschiedlichen

Umgebungen versehen (z.B. Bahnhof, Theater ....) Sie stellten fest, daß genau dieselben

Menschen von genau denselben Menschen je nach Hintergrund­kontext unterschiedlich

beurteilt wurden.

Halo-Effekt. Zu interessanten Halo-Effekten kommt es dann wenn wir vom äußeren

Erscheinungsbild einer Person auf deren Persönlichkeitsmerkmale schließen.

EXP.: Bilder von Personen mit unterschiedlicher Attraktivität sollen auf Skalen eingeschätzt

werden, die vom Aussehen her völlig unabhängig waren (Beruf, Intelligenz, Persönlichkeit)

gutaussehende Menschen positiver beurteilt als andere.

- körperliche Attraktivität hat sogar Einfluß auf das Strafmaß in Gerichtsprozessen

- Tp sollten nahc Bildern beurteilen, ob der Student beim Examen-Betrug schuldig war:

Gruppe 1: Foto, wo der „Beschuldigte“ mit einem neutralen Gesichtsausdruck wa;

Gruppe 2: der „Beschuldigte“ lächelte. Die Vp´s hielten den lächelnden "Sünder" für

weniger verantwortlich und wollten ihn folglich auch milder bestrafen als den

"Nichtlächler".

- Identische Aufsätze mit a) allgemein positiv beurteilte Vornamen (David oder

Michaela) Vs. b) eher ungewöhnliche Vornamen (Hubertus oder Edeltraud):

„normale“ um die ganze Note positiver Beurteilt.

- Bei Größenbeurteilung: Studenten einen Gastdozenten vorgestellt: je nachdem ob

der Gast entweder als Professor, Dozent, Tutor oder Student tituliert wurde, wurde

seine Größe entsprechend eingeschätzt (Professor um fast 6 cm größer geschätzt als).

Primacy-Recency-Effekte: Primacy (die zuerst erhaltene Info beeinflusst die Beurteilung

unverhätlnismmäßig stark) EXP.1: Personenbeschreibungen: Gruppe 1: " Intelligent, fleißig,

impulsiv, kritisch, halsstarrig, neidisch"; Gruppe 2 : " Neidisch, halsstarrig, kritisch, impulsiv,

fleißig, intelligent" Gr. 1 > Gr. 2. EXP.2: 2 Prüfungssituation, 2 Bedingungen, jeweils 15 richtige

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8 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Antworten, aber in Bed.1 hatte die Testperson einen „besseren Start“ und liest etwas nach

zum Schluss, in Bed.2 – umgekehrt Tp1 als „intelligenter“ eingeschätzt. ENTGEGENWIRKEN: 1)

eine Pause bzw. andere Aktivität dazwischen einlegen; 2) Aufforderung, alle Info gleich zu

Gewichten. Dann: Recency-Effekte zu erwarten (die zuletzt präsentierte Info dominiert bei der

Eindrucksbildung). PRAKTISCHE EMPFEHLUNG FÜR BEWERBUNGSGESPRÄCHE BZW. MÜNDLICHE PRÜFUNGEN:

besten Argumente zu Beginn vorbringen!

Stereotypisierung und Kategorisierung: EXP.: 30 Diaslides von Studentinnen gezeigt und bat sie

um Einschätzungen von deren Liebenswertheit, Intelligenz, Ehrgeiz, Charakter, Schönheit. 2

Monate später – dieselben Dias noch einmal gezeigt. Jetzt teilte man auch die Namen der

Mädchen mit die so manipuliert waren, daß Sie in einigen Fällen unüberhörbar jüdisch,

itali­nisch, irisch oder angelsächsisch waren.

Dabei hatten die aktivierten Gruppenstereotype einen starken Einfluß auf die Beurteilung. So

wurden z.B. die "jüdischen" Mädchen als intelligenter aber auch weniger liebenswert als in der

1. Untersuchung beurteilt. (Untersuchung aus den 30 Jahren).

Anlaß zu Stereotypisierungen geben gewöhnlich besonders auffällige Merkmale wie

Hautfarbe, Äußeres, Akzent oder eben auch Namen.

Weitere erwartungsbedingte Verzerrungen: Auch typisch erwartete Ereignisabfolgen (Skripte)

können unsere Urteile der Personen Wahrnehmung beeinflussen. EXP: die Probanten einen

einfachen in 5 Abschnitte (Einkaufen, Kaffeekochen, Vorlesung, Arztbesuch, Party)

gegliederten Text über Renate. Ein Teil der Probanten las zudem einen Vorspann in der von

einer ungewollten Schwangerschaft berichtet wurde Die Einleitung hatte den Effekt, daß

die Probanten sich vermehrt an Details erinnerten die zu Ihrem Skript ungewollte

Schwangerschaft paßten. Erwartungen und Ansichten bezüglich eines Skripts haben die

Interpretation und Erinnerungen des weiteren Kontextes beeinflußt.

Negativ-Verzerrungen - Untersuchungsergebnisse zeigen, daß negative Information

unverhältnismäßig stark ins Gewicht fällt. Negative Informationen laufen den sozial

akzeptierten Normen zuwider und enthüllen somit eher informative individuelle Eigenschaften

als positive Info.

Verzerrungen aus Nachsicht - Liegt keine eindeutig negative Info vor, so neigen die meisten

dazu, den gesellschaftlichen Konventionen zu folgen, und ihren Mitmenschen eher Gutes als

Schlechtes zu unterstellen.

SCHLUßFOLGERUNGEN - es sollte deutlich geworden sein, daß wir bei der Beurteilung anderer:

immer vereinfachen und die erhaltene Information so kategorisieren, daß sie:

- unserer "impliziten Perönlichkeitstheorie" unseren Erfahrungen

- unserem Wissen über Personentypen

- unseren Ereignis-Skripten

- den Normen und Erwartungen unserer Kultur entsprechen.

- Erwartungen können zu selbst erfüllenden Prophezeiungen führen.

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9 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Kapitel 5: Attributionstheorie: Folgerungen über Menschen.

Attributionstheorie: es handelt sich um eine Vielzahl von Ideen, Regeln und Hypothesen, die

alle eine Erklärung versuchen, wie wir zu Schlüssen über die Ursachen eigenen und fremden

Verhaltens gelangen.

„Warum verhalten sich Menschen auf eine bestimmte Art und Weise? 2 Grundfragen:

- Was hat ursächlich zu der Handlung geführt ? – kausale Ursprünge einer Handlung

- Was bezweckt der Handelnde mit seinem Verhalten? - Intentionalität der Handlung

Heiders Logik von Attribution: Um an sozialer Interaktion erfolgreich teilnehmen zu können,

müssen wir unsere soziale Umwelt auf effektive Weise verstehen, vorhersagen und

kontrollieren können. Laut Heider (1958) gehen wir davon aus, daß Verhalten verursacht wird

und suchen die Verursachungsquelle entweder in der Person oder der Umwelt.

Es gibt innere und äußere Einflüsse - auf innere Ursachen wird man nur dann schließen

können, wenn sich keinerlei äußerer Druck als Handlungserklärung anbietet. Im Umkehrschluß,

läßt eine Handlung gegen äußere Widerstände eine innere Ursache vermuten.

Inferenztheorie von JONES und DAVIS: Wie erkennen wir Motivation einer

Handlung/Entscheidung? Nach JONES und DAVIS: wir müssen uns rückwärts orientieren und uns

fragen, welcher der Effekte der Handlung der intendiert war.

Am einfachsten Disposition zu attribuieren: Handlungen, die sozial unerwüscht, wenige Effekte

zeigen die sich wiederum direkt auf die Handlung zurückführen, z.B. wenn sich ein Verhalten

über äußeren Druck und gelegentlich auch über eigene Interessen hinwegsetzt.

EXP.: Die Probanten beobachten ein Bewerbungsgespräch in der entweder eine introvertierte

oder extrovertierte Persönlichkeit für die Stelle gefordert wurde. Stand das Verhalten der

Bewerber im Einklang mit den Stellenanforderungen, erhielten die Bewerber Beurteilungen

ihrer Intro-/Extrovertiertheit die sich im neutralen Bereich der Beurteilungsskala befanden.

Stand das Verhalten dagegen im Widerspruch zu der Stellenanforderung, schlossen die

Beobachter auf genuine persönliche Eigenschaften.

Multidimensionale Attributionsmodell von Kelly:

Berücksichtigt 3 Dimensionen :

1. Situation (Kontext) des Verhaltens

2. Ziel/Objekt der Handlung

3. der Akteur, der die Handlung ausführt

Jede Handlung läßt sich einer der 3 Dimensionen Situation, Ziel oder Akteur attributieren.

Der zentrale Grundgedanke in Kelleys System ist der der Kovariation: Wir attributieren

Kausalität wenn Ursachen und Wirkungen gleichzeitig auftreten und auch gleichzeitig wieder

verschwinden.

- Konsistenz: Als erstes möchte der Beobachter wissen ob das Verhalten über eine

gewisse Zeit und über verschiedene Situationen konsistent ist (Maria lacht IMMER

über den Komiker). Bei geringer Konsistenz Zufall, keine äußere oder innere

Attribution.

- Distinktheit: Als zweites muß der Beobachter in Erfahrung bringen, ob die Handlung

distinktiv ist (Maria hat sonst über niemanden gelacht). Geschieht ein beobachtetes

Verhalten einzig in Reaktion auf diese besondere Person, diesen besonderen Reiz,

bzw. diese besondere Situation führt dies zu einer äußeren situationsgebundenen

Attribution.

- Konsens: Drittens möchte der Beobachter wissen, wie andere auf denselben Reiz

reagieren, also wie hoch der Konsens im beobachteten Verhalten ist (Alle anderen

haben auch über den Komiker gelacht) Hoher Konsens (alle anderen reagieren

genauso) Attribution zum Reiz.

Grundannahmen von Attributionsmodellen:

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10 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

(a) Attribution ist ein rationaler, logischer und somit vorhersagbarer Prozeß, in dessen

Verlauf

(b) (b) der Wahrnehmende zur Erklärung einer Handlung zunächst deren Hauptursachen

identifizieren muß.

PROBLEM: irrationale, motivationsbedingte Verzerrungen, unsere Unfähigkeit, mit der zur

Verfügung stehenden Information effektiv umzugehen.

Status hat Auswirkung auf Attribution, da wir von Menschen mit hohem Status entsprechende

Macht und Handlungsfreiheit erwarten. EXP.: Tp mussten einen Gesprächspartner mit hohem

und einen mit niedrigen Status zu überreden, in eine Blutspende einzuwilligen. Beide

"Blutspender" waren instruiert, nach einiger Zeit einzuwilligen.

In den Augen der Tp waren beim Partner mit dem höheren Status der eigene Wille

ausschlaggebend innere Freiwilligkeit attributiert. Der rangniedrige Partner hatte, nach

Meinung der Tp, gezwungenermaßen zugestimmt äußerer Zwang attributiert.

Erfolgs- und Mißerfolgsattribution: folgende Dimensionen wichtig: innen-außen, stabil-instabil

Innere Ursachen Äußere Ursachen

Stabil z.B. Fähigkeit z.B. Situation

Instabil z.B. Anstrengung z.B. Glück

Erklärung für Reichtum und Armut

ATTRIBUTIONEN FÜR REICHTUM am häufigsten mit den 4 Variablen extern/sozial,

intern/individuell, familiärer Hintergrund und Glück/Risikobereitschaft erklärt.

ATTRIBUTIONEN FÜR LEISTUNG: abhängig von Geschlecht, Einkommen, politischer Neigung der

Beurteiler und dem ethnischen Hintergrund sowie der sozialen Herkunft der Zielperson.

ATTRIBUTIONEN FÜR ALLGEMEINE PHÄNOMENE den Erklärungen bestimmter sozialer und politischer

Gruppen wie Parteien, Religionsgemeinschaften oder Institutionen.

Attribution von Verantwortlichkeit: häufig offensichtlich irrationale Erwägungen beeinflußen

Attribution, WICHTIG:

- Wer hat die Handlung durchgeführt (uns ähnliche Menschen machen wir weniger

verantwortlich)

- Wie schwerwiegend sind die Folgen? (bei ernsthaften Folgen mehr verantwortlich

zugeschrieben)

- War die Handlung intentional?

Verzerrung zugunsten von Kausalität. Wir tendieren dazu , die Welt - selbst dann, wenn wir nur

über sehr bruchstückhafte Information verfügen- in Form kohärenter und bedeutungsvoller

Muster wahrzunehmen. Diese Tendenz zur Kausalität, kann unsere Wahrnehmung erheblich

verzerren und uns Ursachen und Intentionen erkennen lassen, wo zwischen einer Aktion und

ihren Folgen nur ein zufälliger Zusammenhang besteht.

Verzerrung zugunsten innerer Attribution: Attributionsurteile offenbaren eine starke Tendenz,

innere Verursachung selbst dann anzunehmen, wenn Umweltfaktoren offensichtlich

dominieren. BSP.: Internale Attribution bei nicht freier Themenwahl von einem Aufsatz über

Fidel Castro und Cuba.

Akteur-Beobachter-Verzerrung: Wir neigen nicht nur dazu, den Handlungen eines Menschen,

den wir beobachten, innere Ursachen zu attributieren (Tendenz zur Dispositionsattribution),

sondern auch dazu, unser eigenes Verhalten mit äußeren, situationalen Faktoren zu erklären:

Wir handeln weil die äußeren Umstände es erzwingen, während andere so handeln weil sie es

wollen.

Auffälligkeits-Effekte Unsere Attributionen folgen unserem Aufmerksamkeitsfokus. EXP.:

Beobachter attributieren derjenigen Person, die sie am besten sehen konnte, (der sie also

gegenübersaß), größere kausale Kontrolle über eine Interaktion.

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11 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Verzerrung kontra Konsens-Information: wir sind von den konkreten Verhaltensdetails unseres

Gegenübers zumeist so gefesselt, daß wir statistische Häufigkeiten darüber nicht

berücksichtigen (Tversky & Kahnemann).

Selbstwertdienliche Verzerrungen: Neben fehlerhafter Wahrnehmung kann auch die

Motivation die Quelle von Attributionsverzerrungen sein Wir neigen dazu, uns selbst für

unsere Erfolge verantwortlich zu machen, während wir äußere Umstände als Grund für die

Erfolge anderer vermuten. Unsere Mißerfolge führen wir dagegen auf die Situation zurück und

Mißerfolge anderer auf innere Ursachen. Selbstwertdienliche Verzerrungen helfen uns, ein

positives und konsistentes Selbstbild aufrechtzuerhalten.

Verzerrung durch falschen Konsens: Wir neigen zu der Annahme, daß unsere Einstellungen,

Werte oder Verhaltensweisen im großen und ganzen von anderen geteilt werden. Erklärung:

wir sehen uns gerne als „normale Menschen“.

EXP.: Studentische Tp gefragt, ob Sie bereit seien, mit dem Schild "Eßt bei Joe!" über den

Campus zu stiefeln. Dann sollten Sie angeben welcher Anteil der Studenten ihrer Meinung

nach dieselbe Entscheidung treffen würde? 62 % (bei denjenigen die den Reklamemarsch

ablehnten, glaubten 67 % der Probanten würden ihre Entscheidung teilen).

Die Hypothese der "gerechten Welt": Erklärung: selbstwertdienliche Verzerrungen

widerspiegeln den Wunsch nach einer gerechter Welt, in der jeder bekommt was er verdient,

z.B. Opfer eines Raubüberfalls werden manchmal „mitverantwortlich“ gemacht - die Opfer

für schuldig zu erklären ist unser Versuch den Glauben an die Kontrollierbarkeit von

Ereignissen zu erhalten.

ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUßFOLGERUNGEN

HEIDERS Beobachter ist ein Philosoph der sich einzig auf die Regeln der Logik verläßt; JONES UND

DAVIS sehen den idealen Beobachter als höchst disziplinierter Datenverarbeiter; KELLYS idealer

Beobachter ist ein Sozialwissenschaftler.

Attributionsmodelle allgemein haben an dem Gedanken festgehalten, daß Menschen nach

Ursachen suchen, wenn sie das Verhalten anderer verstehen wollen, und daß sie dabei

rationalen, wissenschaftlichen Prinzipien folgen.

Unsere Attributionen werden jedoch nicht nur von unseren begrenzten Wahrnehmungs- und

Kognitionfähigkeiten bestimmt, sondern auch von allgegenwärtigen normativen und

kulturellen Faktoren.

Gründe von Attributionsverzerrung: kognitive und motivationale Faktoren.

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12 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Kapitel 6: Selbstattribution: Die Erklärung unseres eigenen Verhaltens.

Selbstattribution: Erklärung eigenes Verhaltens: Vermutlich erschließen wir unsere eigenen

Einstellungen, Annahmen und Intentionen nach denselben Prinzipien, die uns auch bei der

Beurteilung anderer hilfreich sind und haben nicht die priverligierte Kontrolle über darüber,

was in unserem Kopf vorgeht.

Theorie der Selbstwahrnehmung von Bem: FESTINGER (Theorie der kognitiven Dissonanz): Wir

passen Einstellungen dem Verhalten, wenn wir feststellen, dass unser Verhalten im

Widerspruch zu unseren früheren Vorstellungen steht.

BEM (im Einklang mit radikal behavioristischen Theorien, etwa Skinner): dass wichtiger immer

das äußere beobachtbare Verhalten ist, aus dem der innere Zustand sekundär erschlossen

werden muß. Ursache unseres Verhaltens sind also nicht unsere inneren Zustände, etwa

unsere Einstellungen, sondern es verhält sich genau umgekehrt: Unser Verhalten ist Ursache

unserer Einstellungen!

Selbstattritutionsprozesse: Kelly behauptet, daß die Suche nach Distinktheit, Konsens und

Konsistenz auch GRUNDLAGE UNSERER SELBSTATTRIBUTIONEN ist. Ich lache mich kaputt beim Monty

Python- Film. Warum lache ich? 1. Ist mein Verhalten konsistent? Lache ich meistens über

Monty Python oder ist das heute was besonderes? 2. Ist mein Verhalten distinktiv ? Lache ich

über jeden lustigen Film oder nur über Monty Python? 3. Wie ist der Konsens? Was tun die

anderen?

Akteur als Beobachter: Objektive Selbstaufmerksamkeit: Gewöhnlich nehmen wir uns selbst

nur subjektiv wahr. Um einen Zustand der objektiven Selbstaufmerksamkeit herbeizurufen,

reicht es aber gewöhnlich schon, wenn wir in einen Spiegel schauen oder bemerken, daß wir

fotografiert oder von anderen beobachtet werden - hat mit dem Aufmerksamkeitsfokus der

attributierenden Person zu tun.

Objektiv selbstaufmerksame Menschen beurteilen dann ihr eigens Verhalten ähnlich, wie sie

es normalerweise als außenstehender Beobachter tun.

Effekte von Selbstattribution auf Motivation: abträglich für intrinsische Motivation: materielle

Belohnungen, zuträglich: Lob, nicht-materielle und soziale Verstärkung. EXP.: Alle Kinder

malten Bilder. Die eine Gruppe mit Aussicht auf eine Belohnung die andere ohne Belohnung.

Nach 1 oder 2Wochen stellten die Forscher fest, daß die Kinder die eine Belohnung erwartet

und erhalten hatten, sehr viel weniger mit den angebotenen Malutensilien spielten als

unbelohnte Kinder.

Aus attributionstheoretischer Sicht wird unsere Motivation nicht von der Tatsache des

Belohntwerdens selbst beeinflußt wird, sondern durch die symbolische Interpretation, die wir

dieser Belohnung beilegen.

Selbstbehindernde Strategien: Negative Schlüsse über uns selbst sind sehr viel unangenehmer

und bedeutsamer (für uns) als negative Urteile über andere. Aus diesem Grund verfügen wir

über spezielle Strategien, die uns davor schützen ein negatives Urteil über uns selbst fällen zu

müssen. Unter anderem konstruieren wir uns künstliche Handicaps, um bei einem eventuellen

Mißerfolg, auf äußere Faktoren als Grund für unser Scheitern verweisen zu können.

Erlernte Hilflosigkeit: Wenn Menschen längere Zeit unkontrollierbaren unangenehmen

Ereignissen ausgesetzt sind, stellen sie schließlich alle Versuche, der Situation Herr zu werden

ein, oder geben ganz auf - ein Zustand den Seligman (1975) "erlernte Hilflosigkeit" genannt

hat.

Entscheidend bei der erlernten Hilflosigkeit, ist die Attribution äußerer Faktoren die sich unserer

Kontrolle entziehen.

BSP.: Arbeitslose z.B. die sich die Ursachen ihrer Arbeitslosigkeit sich selbst zuschreiben (auch

wenn diese objektiv an äußeren Faktoren liegt), werden die Suche nach einem Arbeitsplatz

eher fortsetzen, als Arbeitslose die äußere Umstände verantwortlich machen und so unter

Umständen in einen Zustand der erlernten Hilflosigkeit geraten.

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13 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Psychologische Reaktanz - der motivationale Zustand, in den wir geraten, wenn wir unsere

Freiheit auf irgendeine Weise bedroht sehen. BSP.: Unser plötzliches Interesse für Dinge die

verboten werden sollen; Teenager die elterlichen Verboten zuwiderhandeln, um symbolisch

ihre Freiheit zu erhalten, etc.

Selbstattribution von Emotion: Emotionen bestehen von 2 Komponenten: der affektiven

Erregung und deren nachfolgender kognitiver Etikettierung. Emotionen = nicht Ursache,

sondern Folge physiologischer Reaktionen. Exp von Schachter und Singer (1962): Sie

verabreichten ihren Probanten das Erregung verursachende Medikament. Einen Teil der

Probanten klärten Sie über die Wirkung auf, ein anderer Teil glaubte sie hätten eine harmlose

Vitamininjektion erhalten. Dann trafen die Probanten auf einen Komplizen des Versuchsleiters,

aus dessen Verhalten entweder große Euphorie oder aber Gereiztheit und Wut sprachen. Als

man die Probanten anschließend zu ihren Emotionen befragte, wurde aus der ahnungslosen

Gruppe, vermehrt Emotionen berichtet die im Einklang mit den Emotionen des Komplizen

standen diese Personen, die ja keine plausible Erklärung für ihre Erregung hatten, ihre

Erregung als Emotion ettiketierten, die mit dem Umgebungsreiz - der Emotion des Komplizen -

korrespondierte.

Fehlattribution von Erregungseffekten: zum Erleben einer Emotion sei wirkliche Erregung gar

nicht notwendig: Es genüge, wenn Probanten glaubten, erregt zu sein. Exp. mit Präferenz von

Playboy-Fotos und angeblich eigenen Herztönen via Kopfhörer.

Praktische Konsequenzen von Selbstattribution: EXP.: Nisbett & Storms (1970) verabreichten

ihren, an Schlaflosigkeit leidenden, Probanten wiederum Placebo-Tabletten und erklärten

einer Gruppe der Probanten, daß dieses Präparat Erregungszustände erwarten ließe, die

andere Gruppe erwartete keine physiologische Reaktion. Die Gruppe die Erregung

erwartete, schlief besser - vermutlich weil sie Erregung Erwartete und diese äußeren Ursachen

Attributieren konnte.

Erregungstransfer - Übertragung der Erregung auf eine plausible äußere Ursache. EXP.

Induzierter physiologische Erregungszustand der Tp durch körperlich Anstrengung +

anschließend mußten sich die Probanten von einem Komplizen des VL beschimpfen lassen

Erregte Probanten reagierten darauf aggressiver als die nicht erregten Probanten.

Selbstattribution von Kognition: Nisbett und Wilson (1977) überprüften die provokative

Vermutung, daß wir unsere Urteilsprozesse genausowenig beschreiben können, wie wir in der

Lage sind, ohne äußere Reize unsere Gefühle zu identifizieren.

Exp.: die VL eine Variable von der bekannt ist, daß sie die Entscheidung eines Probanten

wahrscheinlich beeinflussen wird. Typischerweise sind die Probanten blind für die manipulierte

Variable.

Eine Aufgabe besteht z.B. darin aus einer Reihe von identischen Strümpfen einen

auszuwählen. In der Regel entscheiden sich die Versuchspersonen für den Strumpf zu ihrer

Rechten. Um eine Erklärung gebeten. Dann: nicht vorhandene Qualitätsunterschiede oder

persönliche Vorlieben angeführt. Darauf hingewiesen, daß die Position die Wahl beeinflußt

habe, bestreiten die Vps durchweg, daß die eine Rolle gespielt habe.

Wir können also unser Verhalten und unsere Urteile in zwishcenmenschlichen Situationen

durchaus vernünftig begründen, ohne wirklich zu wissen, warum wir gerade so und nicht

anders reagiert haben.

SCHLUßFOLGERUNGEN VON 2 ANNAHMEN DER ATTRIBUTIONSTHEORIE:

(a) Menschen sind rationale Informationsverarbeiter KRITIK: irrational und

motivationsbedinge verzerrte Attributionen!

(b) Menschen trachten wie Wissenschaftler danach, die Hauptursachen für Verhalten zu

entdecken KRITIK: Aus einer langen Kette kausaler Ereignisse Kette eine Ursache als

die einzig wahre und entscheidende herauszugreifen, ist unmöglich und muß reine

Willkür bleiben: „Wieso schreibt der Autor diesen Absatz?“ Herkunft, Bildung,

Vertrag mit dem Verlag, seine Arbeit als Wissenschaftler, etc.

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Kapitel 7: Interpersonale Kommunikation: Die Rolle der Sprache in der sozialen Interaktion.

Kommunikation – ein Prozeß, in dessen Verlauf Info von einem Sender an einen Empfänger

übermittelt wird. ELEMENTE DER KOMMUNIKATION: Botschaft – Kanal – Empfänger.

Ein Sender (Quelle), kodiert die Botschaft und über einen spziellen Kanal an einen Sender

übermittelt, der diese Botschat dekodiert.

EBENEN DER SPRACHFORSCHUNG: Syntax (Regeln, wie Wörter kombiniert werden), Phonologie

(Muster und Gesetzmäßigkeiten der gesprochenen Sprache), Semantik (Bedeutung der

Sprache), Pragmatik (praktische Bedeutung der Sprache im alltäglichen Leben).

Sprache, Denken, Kultur sind eng miteinander verbunden und beeinflusssen einannder

gegenseitig.

Theorie der sprachlichen Relativität (Saphir-Whorf Hypothese): „Sprache bestimmt das

Denken“. Da wir Universum nur im Rahmen unserer Begrifflichkeit verstehen können, und da

es die Sprache ist, die uns diese Begrifflichkeit liefert, müssen Menschen, die eine andere

Sprache sprechen als wir, auch die Welt anders sehen, auch Denken und Sprechen

beeinflussen einander (z.B: Versuche der nicht-sexistischen Sprache, etc.). Sie müssen in

einem anderen „kognitiven Universum“ leben. DIE „SCHWACHE“ FORM DER THEORIE ist mehr

verbreitet geworden und geht von der Behauptung aus, dass unterschiedliche Sprachen die

Menschen dazu disponieren, die Welt unterschiedlich zu sehen. Z.B. „Biene“ und „Flugzeug“

für Hopi-Indianer - dasselbe Wort, weil es nicht unterschieden wird zw. lebenden und nicht-

lebenden fleigenden Dingen; Eskimos besitzen zahlreiche Ausdrücke zur Beschreibung

verschiedener Schneearten, weil Schnee für ihre existenz wichtig ist. Objektve und Konzepte

für die es explizite Kategorien gibt (die einen Namen haben) füßten laut Theorie von Sapir und

Whorf, leichter erinnert, wiedererkannt, kodiert und gespeichert werden.

ANPRACHE: Statusnorm: Die familiäre Form wird dann angewendet, wenn der Ansprechpartner

einer unteren soz.Schicht angehört. Solidaritätsnorm: HEUTE nicht nach Status, sondern nach

Vertrautheit – entspricht besser den Werten einer liberalen Gesellschaft.

Funktionen der Sprache (des Brufsgruppen-/Jargons): die soziale Idendität zu definieren und

zu festigen. Code-Switching – kontextbedingt, code-switching, z.B. Zweisprachig (ENG/ESP)

aufgewachsene Amerikaner benutzen die beiden Sprachen in unterschiedlichen Situationen,

z.B. ENG- Schule, Arbeit, ESP – Kirche, Familie, mit Nachbarn.

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15 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Kapitel 8: Nonverbale Kommunikation.

Ähnlichkeiten und Unterschiede zw. verbal/nonverbal Kommunikation. Körperbotschaften

geben viel mehr über den wahren Zusatand des Patienten preis als Kopfbotschaften.

Periphäre nonverbale Reize (Bewegung von Beinen und Händen) werden vom Bewußtsein

weniger streng gestreuert werden als zentrale nonverbale Reize (Gesichtsausdruck). Info über

Einstellungen und Emotionen wird nonverbal tendenziell effektiver übermittelt als verbal.

Einstellungen und Emotionen direkt auszudrucken ist oft in westlichen Kulturen

umangemessen. Aus Evolutionsperspektive ist das nonverbale Signalsystem um vieles älter als

die Sprache und folglich für der Kommunikation grundlegender emotionaler Boschaften

besser angepasst. Wir kommunizieren verbal und nonverbal gleichzeitig, aber zu

unterschiedlichen Zwicken.

Nonverbale Botschaften können gewöhnlich:

1) sehr viel schneller gesendet und empfangen werden,

2) stehen sehr viel weniger unter bewußter Kontrolle und

3) kommunizieren Einstellungen und Emotionen effektiver als Sprache

VERBAL bessser wenn: Info über die äußere Welt, Handlungsanweisungen zu übermitteln.

NONVERBAL bessser, um Werthaltungen, Einstellungen, Sympathien und andere persönliche

Reaktionen zu kommunizieren. Nonverbal drücken wir das aus, was sprachlich schwer zu

fassen ist.

Zumindest einige Formen emotionaler Signale (z.B: der Gesichtsausdruck) sind

kulturunabhängig und universal (z.B. Eingeborenen Neu Guineas erkennen die Emotionen auf

den Photos von Weißen und vice versa). Emotionales Erleben und Gesichtsausdruck sind

unmittelbar miteinander verbunden. ABER die meisten nonverbalen Botschaften sind

überwiedgend kulturspezifisch.

Funktionen nonverbaler Kommunikation: Gestik, Blick, Tonnfall setzen Akzente und dienen der

Verdeutlichung der verbalen Botschaft. Eine Sprache wird nicht nur mit Wörtern, sondern mit

dem ganzen Körper gesprochen. Ein einziges Augenzwinkern kann andeuten, dass alles

verbal Kommuniziertee nicht ernst zu nehmen ist.

FUNKTIONEN der nonverbalen Signale:

1) Steruerung der sozialen Situation – während Unterhaltung wird der verbale Austausch

ständig auf nonverbaler Weise reguliert, unterstützt und überwacht. Kontaktaufnahme

und –Beeindung sind dadurch erleichtert.

2) Selbstdarstellung – us allen ist wichti, dass andere unseren Status und unser Slebstbild

akzeptieren und bestätigen eingefordert und gegeben wird solche Bestätitung

meistens mit nonverbalen Mitteln.

3) Kommunizieren von emotionaler Zuständen – verbal geäußert sind emotionale

Botschaften nicht nur langsamer, sondern häufig auch weniger eindeutig; Frauen

gelten als geschickter dabei als Männer.

4) Kommunikation von Einstellungen – nonverbale Signale eignen sich besonders gut

zum Ausdruck von Einstellungen.

5) Kanalkontrolle - nonverbale Kommunikationssignale kontrollieren die Benutzung des

verbalen Kanals – Übernahme/Übergabe des Rederechts („turn-taking“). Beginn und

Ende von Äußerungen sind durch verschiedene Muster des Blickverhaltens markiert.

KLASSIFIKATION NONVERBALER BOTSCHAFTEN:

Unmittelbarkeitsreize – zur Kommunikation von Sympathie und Antipathie;

Blickkontakt

Körperorientierung

Vorwärtsneigung des Körpers

Interpersonale Distanze

Berühren

Entspanntheitsreize – zur Kommunikation von Status und sozialer Kontrolle;

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16 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Seitwärtsneigung des Körpers

Arme gekreuzt/nicht gekreuzt

Entspanntheit des Torso/Neigunswinkel

Entspanntheit der Hände

Beine übereinandergeschlagen/nicht übereinandergeschlagen

Aktivitätsreize – zur Kommunikation von U;

Ausmaß der Gestik

Bein- und Fußbewegungen

Kopfnicken

Aktivität des Gesichts und Freundlichkeit

Stimmvolumen, Sprechgeschwindigkeit und Intonation

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17 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Kapitel 9: Nonverbale Kommunikationskanäle.

Blick und Blickwechsel

Blickkontakt kommuniziert am nachdrücklichsten die wechselseitige Bewußtheit der

Subjektivität. Langer Blick signalisiert: konzentriertes Interesse und beim Angesehenen steigt

die Erregung. Kontextabhängig, was der Blickkontakt signalisiert.

Pupillen - Der Blick vermittelt auch unseren eigenen Erregungszustand, da unsere Pupillen ihre

Größe mit dem Erregungszustand verändern (bei Wohl- bzw. Mißfallen werden die Pupillen

größer). Pupillometrik = Analyse der Pupillengröße in Abhängigkeit von psychologischen

Reaktionen.

Visuelle Balance in Interaktionen

Visuelle Balance = wann und wie oft, wie lange man sich ansieht wird von Geschlecht, Status,

Vertrautheit der Partner und der Natur der Interaktion bestimmt. Diese Blickmuster müssen

auch in einseitigen Interaktionen (Vorlesungen) stimmen.

Der Hörer blickt in unserer Kultur den Sprechenden mehr an als umgekehrt. Zu viel oder zu

wenig angeschaut werden kann sehr unangenehm sein.

1. Blick als Signal für Aggression

In Zusammenhang mit anderen Reizen, kann der Blick auch als ein Zeichen für Aggression,

Herausforderung und Dominanz gewertet werden. Man vermutet, daß dieses Zeichen

evolutionären Charakter hat.

INTIMITÄTSGLEICHGEWICHTS-THEORIE

Jede Interaktion und jede Beziehung hat ihr bestimmtes Intimitätsniveau, was die Partner

durch senden von Intimitätssignalen (Blick, Lächeln, Distan) steuern. Diese sind abhängig von:

der Person (mit wem spreche ich), vom Thema (worüber?) und vom Ort (wo?).

AUSSAGE: Wir steuern die Steigerung von Intimitätssignalen in einer Modalität (geringe

interpersonale Distanz), durch die Zurücknahme einer anderen Modalität (dezenteres

Blickverhalten). EXP: Komplizen des Versuchsleiters interagierten mit den Tp, indem sie

ungewöhnlich enge Distanz einnahmen die Tp suchten automatisch weniger Blickkontakt,

um auf diese Weise ein „angebrachtes“ Intimitätsniveau wiederherzustellen. BSP.: „peinliches

schweigend nebeneinander Stehen“ im Aufzug Gespräch wird schwierig bzw. unmöglich,

weil Intimitätsniveausgleichgewicht „verletzt“ ist durch eine zu enge Distanz das Gespräch

wird sofort aufgenommen nach dem Verlassen des Aufzuges.

2. Raum - Verborgene Dimension

Proxemik = Erforschung von verschiedene kulturellen Regeln und Konventionen denen die

Menschen in ihrem räumlichen Verhalten zueinander folgen.

Die soziale Umgebung läßt sich in 4 abgegrenzte Regionen einteilen:

1. Intime Zone (0 – 60 cm)

2. Persönliche Zone ( 60 – 1,20)

3. Sozial-konsultative Zone (1,20m – 3,30m)

4. Öffentliche Zone (3,30m - )

Der Übergang von einer Zone in die anderen folgt spezifischen Verhaltensänderungen.

Werden diese nicht befolgt, kann es zum Erliegen der Interaktion kommen.

WICHTIG FÜR SPEZIFISCHES DISTANZVERHALTEN: Rasse, soziale Schicht.

3. Territorialität = physikalische Bereiche (im Gegensatz zu dymanischen und

veränderbaren Dimensionen von Raum und Distanz) auf die wir dauerhafteren

Anspruch erheben. Es gibt primäre, sekundäre und öffentliche Territorien.

Pirmäre Territorien: Zuhause (gibt Aufschluß über unsere Werte und unsere Identität);

Sekundäre Territorien: ein gemeinsames Büro; Öffentliche Bereiche (Bibliothek etc.) auf deren

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18 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Teil wir kurzfristig Anspruch erheben werden oft symbolisch mit einem persönlichen

Gegenstand markiert (eine Zeitung, Tasche hinlegen).

4. Berühren und Körperkontakt

Zw. Erwachsenen unterliegen Berührungen, besonders in der westlichen Kultur, strengen

Regeln und Konventionen. Berührungen können die Einstellungen des Berührten positiv

beeinflussen, obwohl sich der Berührte über die Berührung nicht bewußt ist.

Köerperkontakt machen den größten Teil der frühen Eltern-Kind-Kommunikation aus.

Männer und Frauen reagieren unterschiedlich auf Berührungen (Berührung durch

Krankenschwester vor der Operation von weiblichen Patientinnen weniger ängstlich,

niedriger Blutdruck, Männer - umgekehrt ).

Berührungen haben rituellen Charakter: sie könne Dominanz, Superiorität (Ranghöhere Leute

sind weniger „berühbar“), Intimität oder „Besitzrecht“ signalisieren.

5. Paralingvistik - Parasprachliche Reize: Wie hört sich unsere Stimme an?

= alle nicht verbalen, stimmlichen Reize

Eng mit der jeweiligen verbalen Botschaft verbunden und können auch überdauernde

Persönlichkeitsmerkmale übermitteln: Intonation, Rhythmus, Lautstärke, Sprechtempo, Akzent,

Tonfall...

Bestimmte emotionale Informationen werden sehr effektiv von parasprachlichen Reizen

kommuniziert. Akzent ist nicht nur ein paralingvistisches Merkmal, sondern kann auch den

ethnischen Hintergrund, sozialen Status und Bildungsniveau des Spreches verraten.

Negative Emotionen: langsames Tempo, kleine Tonhöhenvariation

Positive Gefühle: hohes Tempo, große Tonhöhenvariation

Unterschiedliche Stimmtypen:

Besonders wirksam kommuniziert Stimme Erregung und Angst. Hohes Tempo und große

Tonhöhenvariationen – positive Emotionen; langsames Tempo und kleine Tonhöhenvariation -

negative Emotionen.

6. Körpersprache

Interaktionspartner koordinieren ihre Körperbewegungen und Gesten. Der Hörer reagiert nicht

einfach auf die vom Sprecher ausgehenden Reize, sondern antizipiert sie aktiv, so daß beide

ihre koordinierten Bewegungsmuster simultan ausführen.

Bewegungsrepertoires von Frauen und Männern sind verschieden.

Gesten = spezielle Kategorie von Körperbewegungen die in starkem Maße kulturabhängig

sind und bestimmte geographische Grenzen NICHT überschreiten, z.B. „Embleme“ = Gesten

mit unabhängiger und klar definierter Bedeutung (victory- Zeichen); „Illustratoren“= begleiten

das verbal und nonverbal kommunizierte und unterstützen somit die Botschaft, „illustrieren“

sie. Bestimmt Gesten überschreiten geographische Grenzen nicht.

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19 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Kapitel 10: Eindruckssteuerung: Wie man sich ins rechte Licht rückt.

Eindruckssteuerung = Pläne, Gedanken und Motivation die unsere Kommunikation mit

anderen beeinflussen. Sind diese Strategien erfolgreich (= andere denken gut von uns) hat es

Auswirkungen auf unser Selbstkonzept und unsere Selbstwertschätzung.

= grundlegende menschliche Neigung, uns ein bestimmtes Bild von unserem Sozialverhalten

zu machen, es so zu planen und zu regulieren, daß der Eindruck, den wir machen, unserem

Bild von uns selbst und anderen entspricht.

Das dramaturgische Modell (Erving Goffman) – Theorie sozialer Interaktionsprozesse

THEORIE: das was Menschen versuchen in Alltagssituationen zu erreichen ist am besten zu

beschreiben mit Rollenspiel bzw. Metapher. Wir setzen uns mit bestimmten Rollen in Szene um

bei anderen ein wunschgemäßes Bild von uns zu hinterlassen. Auf diesen Auftritt bereiten wir

uns mit bestimmten Kostümen vor hinter den Kulissen (z.B. Badezimmer) und versuchen

unserem Publikum eine solch überzeugende Aufführung zu bieten, dass sie für Wirklichkeit

gehalten wird. Bühne unseres sozialen Lebens = Wohnraum, Büro, die wiederum eine

bestimmte Sicht unserer Selbst darstellen.

„Fassade“= positiver sozialer Wert, den jemand für sich beansprucht. = inszeniertes Bild

unserer selbst, definiert durch allseits gebilligte soziale Eigenschaften (Kleidung, Benehmen,

Akzent, Wortschatz etc.).

Das Mißlingen einer Aufführung führt zu Verlegenheit und erschüttert unseren Glauben an die

Vorhersagbarkeit und Ordnung unserer sozialen Beziehungen. Hieraus entsteht eine

Spannung, die dazu führt, daß wir uns bemühen die Sache zu vertuschen und das gewohnte

Rollensystem wieder zu etablieren. Beim Wiederherstellen dieser Ordnung bedienen wir uns

bestimmter Taktiken wie z.B. so zu tun als sei nichts passiert.

Der gute Eindruckssteuerer - haben eine gute Vorstellung davon, was von ihnen erwartet wird

wissen wie Urteile zustande kommen und haben ein gutes Gespür dafür, was die jeweilige

soziale Situation von ihnen verlangt.

Skala von CHIRSTIE & GEIS, die zw. guten und schlechten Eindruckssteuerern unterschieden soll.

Eine große Studie zeigte, daß männliche Mittelschichtsangehörige die im Management

arbeiteten oder unmittelbar im Beruf mit Menschen zu tun hatten auf dieser Skala höhere

Werte erreichten als andere. Es gab jedoch KEINEN Zusammenhang zw. Machiavellismus

(rücksichtslose Machtpolitik) und Intelligenz, Schulbildung oder politischer Überzeugung.

DIE ERFOLGREICHEN MACHIAVELLISTEN KENNZECHNEN SICH DURCH kühle, intellektuelle Distanz zur Situation

und fehlendes emotionales Engagement, bereit zu unredlichen Taktiken wie Lüge und Betrug

falls sie die Ergolgschancen hoch und die Wahrscheinlichkeit entlarvt zu werden, gering

einschätzen; manipulatives Geschick (aufgrund von Machiavellismus-Skala für Kinder, wobei

Zehnjährige sollten andere Kinder überreden, ein bitter schmeckendes Pätzchen zu essen):

mit hohen Machiavellismus-Werten: 6,46 Vs. 2,79 mit niedrigen; machiavellistische Kinder

schienen dabei ehrlicher, effektiver, argloser und angenehmer. MACHIAVELLISMUS-EXPERIMENTEN:

10 Dollar unter sich aufzuteilen; eine Frau zur Party zu gehen überreden; jemanden ablenken,

der sich gerade einem Test unterzog.

Wie präsentiert man sich?

Bei der Wahl des Selbstbildes das wir in bestimmten Situationen vermitteln möchten, haben

wir einigen Freiraum. Zumeist passen wir unsere Selbstdarstellung unserem Partner an, achte

aber auch, ob unser Verhalten der Situation und den Erwartungen des anderen entspricht.

EKRLÄRUNG: Wir mögen Menschen die uns ähnlich sind. Die Wahl der Strategie ist jedoch auch

abhängig davon, wie sehr wir unseren Partner schätzen. EXP.: Princeton Studentinnen passen

ihre Meinung zu Fragen „Role der Frau“ einem prospektiven Rendezvous-Partner nur dann an,

wenn er ihnen als gutaussehender, hochgewachsener, älterer und ungebundener Princeton

Student beschrieben wurde.

Äußert jemand Gedanken und Meinungen in unserem Sinne, den wir NICHT mögen, so neigen

wir zu Selbstdarstellungsstrategien, die uns Distanz verschaffen und sind notfalls dazu bereit

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unsere Meinung und Einstellung zu ändern. ALSO: wir suchen Anpassung und Ähnlichkeit zu

denen die wir mögen und Distanz zu denen die uns unsympathisch sind.

Bild und Selbstbild - im Gegensatz zu der Freiheit die wir besitzen, indem wie wir uns zeigen,

sind wir davon überzeugt, daß jeder nur ein wahres Selbst besitzt. Wie ist nun die Beziehung

zw. den Bildern, die wir vermitteln und unserem wirklichen Selbstbild? Beide Konzepte sind

eng miteinander verbunden und abhängig davon wie andere uns sehen, über uns denken *

also interdependent.

I.S.V. „SYMBOLISCHEM INTERAKTIONISMUS“: Wie wir uns selbst sehen, ist abhängig davon, was andere

über uns denken und sogar auch ein Produkt davon. Es ist falsch zu glauben, daß unser

Selbstbild fest und unwandelbar sei. Wir probieren verschieden öffentliche Selbstbilder aus

und integrieren schließlich das erfolgreichste in das Bild, das wir dauerhaft von uns haben.

MEAD: Das Selbst ist, seinem Wesen nach, eine soziale Struktur und bildet sich durch soziale

Erfahrung. Das Selbst is keine geheimnisvolle individuelle Kategorie. Es ist vielmehr die

Representation dessen, wie andere uns sehen, das „verinnerlichte Aquivalent ihrer

Reaktionen“. EXP.: Tp sollten einem Interviewer (einem Komplizen des Versuchsleiters) sich

möglichst scmeichelhaft darstellen. In eine Bedingung hat die Intervieweirten in ihrem

positiven Selbstbild bestätigt, im anderen – nicht. Danach wurden die Tp befragt, wie sehr sie

an ihrer Thateraufführung glaubten, die „akzeptierten“ glaubten mehr daran, die „nicht

akzeptierten“ – distanzierten sich von ihrer allzu positiven Selbstdarstellung.

EXP. von FAZIO wurde festgestellt, daß ein Interviewer schon durch die Fragen die er uns stellt

unsere Selbstwahrnehmung beeinflussen kann, z.B. gerichtet Fragen stellen, die uns entweder

als extrovertiert oder als invtrovertiert darstellen.

Es gibt auch Anhaltspunkte dafür, daß auch Primaten ein rudimentäres Selbstkonzept

besitzen, wobei es sich jedoch nur entwickeln dann, wenn die Tiere Gelegenheit zu intensiver

sozialer Interaktion haben. Es gründet bei Mensch und Tier auf der Fähigkeit sich selbst als

Individuum (und damit von allen anderen verschieden) zu sehen ohne soziale Interaktion

können wir keine Vorstellung von uns selbst als Individuum entwickeln.

In einem EXPERIMENT zum Thema "Selbstkonzept bei Primaten" wurden Affenkäfige mit Spiegeln

augestattet - nach einigen Tagen begonnen die Affen sich als „sich selbst“ und nicht andere

Affen im Spiegel zu sehen: sie betrieben Körperpflege vor dem Spiegel und beobachteten

sich selbst darin. Dies war aber nur bei „sozialisierten“ Affen der Fall, d.h. Affen, die in normaler

sozialer Interaktion aufgewachsen waren. In Isolation aufgezogene Affen hatten keinen

Begriff von sich selbst als unabhängigem Individuum und begriffen nie, daß das Spiegelbild

eine Reflexion iherer selbst war.

Das Selbstkonzept kann sich aufgrund einer veränderten Situation abrupt ändern. Es wird

vermutet, daß unsere Selbsteinschätzung in hohem Maße vom Verhalten anderer in einer

ähnlichen Situation beeinflußt wird und daß wir diese anderen zu unserer Bezugsgruppe

machen. Selbstkonzept ist also eine soziale Schöpfung, ein Produkt des

Wahrgenommenwerden durch andere, das wiederum abhängig ist von unseren

Kompetenzen, Eindruck zu machen.

Selbstaufmerksamkeit und Selbstüberwachung

OBJEKTIVE SELBSTAUFMERKSAMKEIT - wenn wir unsere Aufmerksamkeit nach innen richten und somit

zum Objekt unserer eigener Aufmerksamkeit werden.

Ausreichend hierfür sind schon Spiegel, Kamera etc. Wir sind uns dann ganz besonders

bewußt wie wir aussehen, wie wir uns anhören, wie andere über das, was wir tun und denken.

Wir sorgen uns mehr darum, wie andere uns sehen und halten uns mehr an soziale Regeln

und Normen und die Interaktionen werden kontrollierter und „strategischer“.

Nach Snyder ist ein sich selbst überwachender Mensch (self-monitoring) jemand; dem daran

gelegen ist sozial angemessen zu erscheinen und der eine subtile Wahrnehmung für

Ausdrucksweisen und Selbstdarstellungen anderer in sozialen Situationen besitzt und nach

denen er seine eigene Überwachung ausrichtet. Es befähigt dazu, den gewünschten

Eindruck zu machen, indem man sein Verhalten an die Anforderungen des Publikums anpaßt.

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21 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

SELBSTAUFMERKSAME MENSCHEN: passen ihr Verhalten besser der jeweiligen Situation an, können

besser Emotionen kommunizieren, sind besser in der Lage, sich selbst zu überwachen und

einzuschätzen, wie andere Leute auf ihr Verhalten reagieren. EXP.: Tp einer Diskussionsgruppe

wurde mitgeteilt, sie werden auf Videoband aufgenommen und a) ihrer eigenen Gruppe; b)

anderen Studenten vorgespielt. Die Tp mit hohen Selbstaufmerksamkeitswerten passten ihr

Verhalten der jeweiligen Bedingung an, indem sie im 1.Fall liebenswürdiger und freundlicher

waren (was vermutlich ihrer eigener Gruppe besser gefallen würde) und im 2.Fall –

autonomer, nonkonformistischer und unabhängiger. Tp mit geringen

Selbstaufmerksamkeitswerten verhielten sich ähnlich unabhängig vom erwarteten Publikum

auf einem mittleren Niveau von Unabhängigkeit und Konformität.

Eindruckssteuerung und das Bedürfnis nach Konsistenz

Haben wir eine von anderen akzeptierte öffentliche Person von uns aufgebaut, tendieren wir

dazu diesem Bild zu entsprechen = Bedürfnis konsistent zu erscheinen (auch wenn der Preis

dafür evtl. hoch ist). Inkonsistente Selbstdarstellung führt unweigerlich zum Verlust der

Glaubwürdigkeit

Foot-in-the-door („Fuß-in-der-Tür-Effekt“) = haben wir einem einmal eine vernünftige Bitte

erfüllt, so tendieren wir dazu später auch eine unvernünftige Bitte zu erfüllen. EXP.:

Kalifornische Hausfrauen wurden gebeten, eine Petition zu unterschreiben und an ihren

Fenstern ein kleines Zeichen anzubringen, das etwa zu vorsichtigem Fahren aufrief (kleine

Bitte). 1.Woche später nochmals besucht diesmal mit einer großen Bitte eine riesige

Plakatwand im Garten aufzustellen. Im Vergleich zu KG ließen sich signifikant mehr Frauen

dazu überreden, wenn sie davor der kleinen Bitte entgegengekommen sind. Bsp.:

Türverkäufer fragen nach ein Glas Wasser (kleines Gefallen) und dann „leichter“ ihre Ware

(z.B. Nachschlagwerk) an die „Opfer“ zu verkaufen.

Door-in-the-face („Tür-vor-der-Nase-Effekt“) = man stimmt zu, um eine vorher manipulierte

Ablehnung wiedergutzumachen.

Low-balling – die Erstentscheidung wird erleichtert durch besonders günstige Bedingungen

(niedriger Preis), im letzten Moment wird mitgeteilt so was wie „der Chef spielt nicht mit, weil

der Preis unter den Selbstkosten liegt“ und verlangt einen erheblich höheren Preis.

Einschmeicheln

= Episoden sozialen Verhaltens, die darauf abzielen die eigene Attraktivität für die Zielperson

zu erhöhen. Auch wenn die Motive des Schmeichelnden nicht ernst zu nehmen sind, nehmen

wir die positiven Informationen über uns selbst gerne an.

Nach Jones gibt es hierbei vier Strategien:

1. Aufwertung des anderen durch Komplimente

2. Konformität in Meinungen, Urteil und Verhalten

3. Direkte Selbstaufwertung durch Selbstdarstellung

4. Dem anderen einen Gefallen erweisen

Die Wahl der entsprechenden Strategie ist statusabhängig, die Kunst des Einschmeichelns an

sich ist jedoch statusunabhängig.

Gründe für das Einschmeicheln:

• Um ein bestimmtes Ziel zu erreichen; Hoffnung auf Gewinn

• Schutz vor Gefahr oder Schaden durch andere

• Bedürfnis von anderen gemocht zu werden

Einschmeichelnsstrategien: zu weniger wichtigen Punkten Kritik zu äußern und Lob den

wichtigen Fragen vorzubehalten; dort loben, wo der andere sich weniger sicher fühlt;

statusabhängige Strategien (z.B. Meinungskonformität von höheren Rängen).

Bedürfnis nach Anerkennung

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22 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Anerkennungsbedürftige Menschen verhalten sich in Gruppen eher mehrheitskonform und

ruhig und ergreifen selten die Initiative, da sie Bedenken haben, zurückgewiesen zu werden;

das sind Menschen, die unbedingt Sympathie gewinnen möchten, denen es jedoch an

Selbstvertrauen, Selbstbehauptung und der Fähigkeit fehlt, das beste aus sozialen Situationen

zu machen.

Wahrnehmung alltäglicher Interaktionsepisoden

Eindruckssteuerung hängt von der Fähigkeit ab, soziale Situationen richtig zu interpretieren.

Alltagsinteraktionen, in denen wir uns um Eindruckssteuerung bemühen, finden meist im

Rahmen „sozialer Episoden“ statt (geregelte Interaktionsroutinen) = vorhersagbarer Verlauf.

Das Wissen, was in verschiedenend Episoden von einem verlangt wird, ist Voraussetzung für

eine erfolgreiche Interaktion und Eindruckssteuerung. Die verschiedenen Regeln lernen wir

durch Teilnahme an diesen Episoden, woraus wir auch unser Verhalten in ähnlichen

Situationen ableiten (Transfer). Nur Menschen verfügen über die Fähigkeit, ihre Erfahrungen zu

symbolisieren und zu abstrahieren, und erst das ermöglicht ihnen die konsistente

Rerpäsentation ihrer selbst und ihrer sozialen Umgebung.

Empirische Erforschung sozialer Episoden

Soziale Episode: typische Interaktionseinheit, die sich innerhalb einer definierten subkulturellen

Gruppe wiederholt und von der die Angehörigen dieser Gruppe eine eindeutige und allen

gemeinsame kognitive Repräsentation besitzen.

Tagebuch-Methode über soziale Begegnungen: auswahl der Episoden, nach Merkmalen

sortieren und dann mit Techniken wie Multidimensionale Skalierung analysieren. Nach

mehreren Studien hat man herausgefunden, daß die Repräsentationen der Episoden:

• auf den Gefühlen gründeten, die mit ihnen assoziiert wurden (Angst-Selbstvertrauen,

Intimität, Engagement, Erfreulichkeit, formeller Charakter)

• Sie sind aber auch abhängig davon wie die Normen und Werte der jeweiligen Subkultur

sind (Hausfrauen, Studenten etc.)

• Ebenso spielen individuelle Unterschiede eine Rolle; d.h. handelt es sich um eine

introvertierte, sozial wenig kompetente Person oder um eine extrovertierte, selbstbewußte

Person.

In die Repräsentation der Episoden gehen also Kultur, Subkultur, Bezugsgruppe, persönlicher

Background und Lebensgeschichte mit ein, z.B. introvertierte und sozial wenig kompetente

Menschen sehen dieselben Episoden im allgemeinen sehr viel weniger komplex als sozial

gewandte, selbstbewußte und extravertierte Menschen.

Welche Reize definieren welche Interaktionsepisoden?

• Physikalische Umgebung / Verhaltenssetting (Büro, Restaurant: Setting beeiflusst Interaktion)

• Beziehung zw. den Partnern (Verwandte, Freund, will ich überhaupt Beziehung fortsetzen?)

• Kenntnis der Episodenerfordernisse

• Kognitive Repräsentation der angemessenen und akzeptierten Verhaltenssequenz

Unumgängliche Voraussetzung für ein kompetentes Sozialverhalten ist also die genaue

Wahrnehmung der Situationserfordernisse.

ZUSAMMENFASSUNG: Zwischenmenschliche Interaktion bedeutet immer strategische Ingeraktion,

d.h. das Bestreben, interagierend die eigenen Erwartungen, Ziele und Pläne zu

verwirklichen.Mit dem Begridd der Eindruckssteuerung sind alle Aspekte dieses strategischen

Prozesses erfaßt. Voraussetzungen für kompetente Eindruckssteuerung: Aufgeschlossenheit für

die Situationserfordernisse, Konsistenz der Selbstpräsentation und eine gute Einschätzung des

eigenen Verhaltens.

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23 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Kapitel 11: Menschliche Soziabilität: Affiliation und Anziehung.

Affiliation und Anziehung

Affiliation: interpersonale Anziehung, sich hingezogen fühlen

Affiliation und Anziehung gehen sozialen Interaktionen voraus und sind gleichzeitig deren

Konsequenz.

Wissenschaftliche Erforschung menschlicher Beziehungen ist erschwert durch zahlreiche

gegnerische Stimmen, welche befürchten, dass es kein Platz mehr für Geheimnis und

Romantik geben wird.

Sind Menschen von Natur aus sozial?

Den größten Teil unseres Lebens verbringen wir in Gesellschaft anderer (nur ca. 25% der

„wach“ verbrachten Zeit sind wir allein, mit Ausnahme von, paradoxerwiese, (Sozial-

)Wissenschaftlern – sie sind bekanntlich „Einzelgänger“). Nicht alle Menschen sind gleich

gesellig, sondern jeder hat seine „interpersonale Ausrichtung“ = Ausmaß, in dem jemand an

anderen Menschen interessiert ist und auf sie reagiert. Interpersonale Ausrichtung ist fast ein

überdauerndes Persönlichkeitsmerkmal und läßt sich mit einer psychologischen

Standardskala verläßlich messen (nach Swap und Rubin).

BSP. Auf einem Universitätscampus 60% der Studenten waren nicht alleine, wobei Frauen öfter

in Gesellschaft anderer waren als Männer (Frauen legen mehr affiliatives Verhalten an den

Tag als Männer).

Allein die vorgestellte Anwesenheit anderer verändert unser psychophysiologisches

Erregungsniveau (Herz, Puls etc.) und wir können daraus Belohnung und Verstärkung ziehen.

Folgen von Isolation

Phasen des Alleinseins eines Menschen sind notwendig, solange sie selbst bestimmt sind.

Längere Isolation führt zu:

• einem erniedrigten psychophysiologischem Erregungsniveau = Antriebsverringerung. Dies

wirkt sich ungünstig aus (patogen) wenn die Einsamkeit nicht selbst gewählt ist.

• Depression

• lebhafte Träume und Bilder

• im Extremfall Halluzinationen (etwa bei Mönchen in völliger Isolation) und

• der Neigung mit sich selbst und Tieren zu sprechen

• bei meisten Menschen wirkt Isolation in höchstem Maße erregend und führt zu

Desorientiertheit und erhöhter Beeinflußbarkeit.

• nach Isolation sind Menschen sehr offen für neue Erfahrungen und Einflüsse von außen >

Kommunikation während bzw. nach Isolation besonders wirksam ( Isolation als Teil der

Gehirnwäsche im Koreakrieg; zu therapeutischen Zwecken auch als Teil der

Nikotinentwöhnung bei Rauchern),

• soziale Deprivation und sogar Retardation (z.B. bei Kindern, die von Tieren aufgezogen

wurden)

• mit dem Problem der Schüchternheit verknüpft = Mangel an sozialer Kompetenz

• die Selbstbestimmung wird beeiflusst

Eysenck und Eysenck (1969) vermuten, dass Menschen sich ih ihrem grundlegenden

Erregunsniveau unterscheiden und als Folge davon auch darin, wieviel Stimulation von

anderen sie optimalerwiese brauchen. Dies ist auch mitverantwortlich für Ausprägung so

wesentlicher Persönlichkeitsdimensionen wie „Extraversion/Introversion“, „Neurotizismus“.

Daraus folgt, daß Soziabilität mit grundlegenden Persönlichkeitsmustern ebenso

zusammenhängt, wie mit der genetischen und physiologischen Ausstattung eines Menschen.

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24 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Wir brauchen soziale Kontakte auch zur Orientierung = zur Bestätigung unseres

Selbstkonzeptes und unserer Selbstdefinition.

Einsamkeit

= Zeit in der wir uns nach menschlicher Gesellschaft und gemeinsamen Aktivitäten sehnen

und nach einem Zeichen, daß wir gemocht und akzeptiert werden.

Die Einsamkeitserfahrung an sich ist schwer zu definieren, weil die Erfahrung ist interindividuell

underschiedlich. Eine explorative Studie von Rubinstein und Shaver (1979) zeigt (FB in einer

Zeitung publiziert und 25’000 Antworten bekommen), dass die „einsamen“ Menschen eine

häufige Gemeinsamkeit in Biographie haben: Scheidung der Eltern. Einsamkeit is auch häufig

mit dem Persönlichkeitsmerkmal der Schüchternheit verknüpft = Angst vor sozialen Kontakten

um so größer, wenn der Partner eine Autorität darstellt oder der Kontakt als bedrohlich

wahrgenommen wird sorgfältiges Training nötig und möglich. Schüchternheit kann auch

erwünscht sein: Schuchterne Menschen haben mehr Zeit, über andere nachzudenken und zu

verstehen, und neigen insgesamt weniger zu aggressivem und offensivem Verhalten ihren

Partnern gegenüber.

Häufige Gefühle:

• Verzweiflung (sich hilflos, furchtsam und verzweifelt fühlen) / Resignation

• Ungeduldige Langeweile (sich unwohl fühlen; Wunsch, woanders zu sein)

• Depression (Melancholie, Traurigkeit)

• Selbstabwertung (sich unattraktiv, unsicher, dumm fühlen; attributionstheoretisch: abhängig

von der Erklärung, die man für die Einsamkeit hat innen – außen, stabil – instabil)

Attribution von Ursachen der Einsamkeit:

Werden die Ursachen für die Einsamkeit mit inneren stabilen Ursachen (Aussehen,

Persönlichkeit) erklärt, so ist die Reaktion häufig Depression und Resignation.

Werden die Ursachen für die Einsamkeit mit inneren instabilen Ursachen („Ich bin einsam, weil

ich gerade umgezogen bin“) erklärt, so ist die Reaktion weniger dramatisch und die Aussichte

- zuversichtlicher = Glaube an Veränderung.

Bei stabilen äußeren Ursachen („Die anderen schließen mich ganz absichtlich aus“)folgte

häufig eine feindselige Haltung gegenüber der Umwelt.

Menschen die die meiste Zeit alleine sind, meiden paradoxerweise häufig die Gesellschaft

anderer, weil sie das Risiko /den Stress einer gelegentlichen sozialen Begegnung auf sich zu

nehmen nicht wagen.

Gründe unserer Soziabilität

Sozialer Austausch muß positiv verstärkend sein.

Verschiedene Theorien der Soziabilität:

• Gesellschaft anderer ist lohnend und verstärkend vermutlich Vermächtnis/Erbe der

Evolutionsgeschichte, dass wir andere Leute eher als Quelle positiver denn negativer

Erfahrungen sehen.

• FESTINGER: brauchen Kriterien zum sozialen Vergleich um ein konsistentes Selbstbild

aufzubauen (SB ist ja ein Resultat unserer Interaktionen mit anderen und der Rückmeldung).

• THEORIE DES SOZIALEN AUSTAUSCHS: Kooperation ist lohnender und befriedigender als der Versuch

es alleine zu schaffen = notwendige Interaktion um Ziele zu erreichen

• STREßABBAU bzw. Angstreduktion durch das Zusammensein mit anderen (Menschen, die

Angst vor etwas haben oder unter Stress stehen, suchen oft Gesellschaft anderer: EXP. mit

Studenten: als Teil eines Experimentes stellte man ihnen Elektroschocks in Aussicht und dann

lies sie einige Minuten warten, wobei gefragt wurde, ob die Personen lieber alleine oder in

Gesellschaft warten würden: die Mehrheit der „ängstlichen“ Tp wollte in Gesellschaft warten.

EXP.ERWEITERUNG: in Gesellschaft der Personen, die an dem gleichen Experiment teilnahmen

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25 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

(sich also in ähnlicher Situation befanden) oder ganz „unbeteiligte“ Personen lieber doch

mit den Teilnehmern: „Geteiltes Leid ist halbes Leid!“).

Verschiedene Umgangsformen (Theorien):

• Minimax-Theorie: möglichst wenig geben, um möglichst viel zu erreichen Beziehungen

instabil, häufig wechselnde Beziehungen

• Equity (Gleichheits)-Theorie: symbolische Gleichbehandlung, um den Partner in der

Interaktion zu halten. Gegenleistung steht in Aussicht. (z.B. Einkauf: Ware gegen Geld) =

Austausch Modell. Es ist geschickter erst dem anderen einen Gefallen zu tun und dann erst zu

bitten. = Quid pro quo!

• Kognitive Konsistenztheorien (s. Kapitel: kognitive Balance) Streben nach Stimmigkeit und

Übereinstimmung. Wichtig ist das Wissen darum, welche Einstellungen andere in meiner

Umgebung zu bestimmten Objekten haben je ausgeglichener die Einstellungen desto

wahrscheinlicher wird eine Beziehung.

Affiliation und Anziehung

Wie kommt die Wahl der Partner zustande, mit denen wir in Kontakt treten?

Variablen beim Eingehen von Bekanntschaften / bei der Wahl des Partners:

• Raum und Zeit – um jemanden kennenzulernen, müssen wir „zur selben Zeit am selben ort

sein“. Potentielle Gruppe all unserer Bekannten und Freunde ist nur ein winziger Ausschnitt von

allen Menschen, welche es überhaupt gibt und welche wir die Möglichkeit haben zu

begegnen und auch bewußt wahrzunehmen.

• Physische Nähe – führt oft zu Anziehung, weil sie die Wahrscheinlichkeit kurzer Kontakte

erhöht. Je näher (z.B. Wohnungen beeinanderliegen), desto wahrscheinlicher ist die

Entwicklung einer Freundschaft. Die gegenseitige Vertrautheit nimmt zu und vertraute Dinge

ziehen uns mehr an als unvertraute. EXP.: Untersuchung von Bedeutung räumlicher Nähe für

die Entwicklung von Freundschaften (Festinger, Schachter, Back, 1950): Erwartungen:

Freundschaften entwickeln sich auf der Grundlage kurzer und passiver Kontakte beim

Fortgehen/Nach-Hause-Kommen oder beim Spaziergang sind kurze Begegnungen

häufiger warden Grußbekanntschaften entwicklen, dann Plauderbeziehungen und

schließlich – wenn auch psychologische Vorasussetzungen stimmen – Freundschaft.

Erwartungen bestätigt: Listen bester Freunden analysiert: 41% waren die unmittelbaren

Nachbarn, 22 – die Nachbarn zwei Türen und 10% - drei Türen weiter (Wohnanlage des

Massachusetts Institute of Technology) „räumliche nähe begünstigt die Anziehung“. Aber

genau das Gegenteil bei erzwungener Nähe (z.B. in überfüllten Wohnblocks).

• Ist der Ort dann auch noch angenehm, so belegen wir andere unbeabsichtigt mit positiven

Eigenschaften (auch umgekehrt).

Zuneigung = Anziehung als Einstellung

Interpersonaler Anziehung: Vorhandensein positiver Einstellungen gegenüber einer anderen

Person.

Einstellung: Wir treten Menschen und Dingen mit bestimmten dauerhaften Neigungen,

Dispositionen und Empfindungen, Glaubensinhalten und Wissensinhalten gegenüber.

Drei Grundkomponenten der Einstellung:

1. Kognitive Komponente = Wissen und Glaubensinhalte über das Objekt

2. Affektive Komponente = Emotionen, Empfindungen gsegenüber dem Objekt

3. Konative Komponente = Verhaltensintentionen, Pläne bezüglich eines Objekts

Folgen wir diesem Modell besteht auch Anziehung aus diesen drei Komponenten =

Glaubensannahmen, Gefühle und Verhalten bezüglich der anderen Person.

Ein weiterer Vorteil Anziehung als Einstellung zu sehen ist die Möglichkeit der Messung durch

verschiedene Methoden der Einstellungsmessung

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Messung von Anziehung

1. Soziale-Distanz-Skala von Bogardus: Es handelt sich hierbei um eine sieben-Stufen-Skala,

bei der die Probanden angeben welches Verhältnis sie bereit wären zu einer

entsprechenden Person einzugehen. Die Skala reicht von „sehr nah“ (würde die Person

heiraten) über ein mittleres Distanzbedürfnis (würde die Person als Berufskollegen akzpetieren)

bis hin zu volliger Ablehnung. Sie mißt jedoch keine Gefühle oder Glaubensannahmen

sondern Verhaltensintentionen. Ergebnisse: Amerikaner sind bereit, mit Englendern und

Kanadiern die engsten Beziehungen einzugehen, grosse soziale Distanz zu Schwarzen,

Japanern und Türken. Soziale-Distanz-Skala oft in Stereotypen-Froschung angewandt.

2. Soziometrie von Moreno: Empfindlicheres Meßinstrument zur Analyse interpersonaler

Affiliation. Sie ist in der Lage auf der Basis von Wahlen und Abwahlen die Gesamtstruktur

positiver und negativer Verbindungen zwischen Mitgliedern einer Gruppe objektiv zu erfassen.

Das Ergebnis wird in einem Soziogramm (Zeichnung) festgehalten, das alle

Gruppenmitglieder und ihre Beziehungen untereinander erfaßt. Diese „Gruppenkarte“

ermöglicht es die Sozialstruktur der Gruppe, persönliche Affiliationsbeziehungen einzelner

Gruppenmitglieder und verschiedene Rollen der Gruppenmitglieder herauszufinden. D.h. wer

ist Gruppenführer, Gruppenclown, Isolierter, sozialer Mittelpunkt etc. Die am häufigsten

gewählten Gruppenmitglieder sind die sozialen Mittelpunkte, selten gewählte – die Isolierten.

Ebenso lassen innerhalb einer größeren Gruppe Untergruppen entdecken.

Neben Soziale-Distanz-Skala und soziometrischen Methoden gibt es noch eine Reihe anderer

Möglichkeiten, Anziehung als Einstellung zu messen: bopolare Skalen, semantisches

Differential, offene Interviews – meist affektive bzw. kognitive komponente gemessen (direkt).

3. Analyse der Verhaltenskomponente: indirekte Messung (Häufigkeit und Intensität

nonverbaler Verhaltensweisen)

4. Physiologische Erregung: z.B. Erweiterung der Pupillen (z.B. bei Betrachtung von Aktphotos

von Angehörigen des anderen Geschlechts), Herz und Atemfrequenz, galvanische

Hautreaktion.

Zuneigung und Bewunderung (zwei Arten von Anziehung)

Zuneigung und Respekt scheinen zwei verschiedene Aspekte einer positiven Einstellung

gegenüber einer anderen Person zu sein. Zuneigung hat mehr mit Liebenswertheit eines

Menschen zu tun, wobei Bewunderung bzw. Respekt mehr mit Kompetenz, Leistung oder

Erwünschtheit als Arbeitspartner zu tun haben. Man kann selbstverständlich noch feiner

zwischen Arten von Anziehung unterscheiden, aber meist genügen Zuneigung und

Bewunderung.

Theorien zur Anziehung

• Affiliationstrieb = angeborener, evolutionärer Trieb, der uns veranlasst, die Gesellschaft

anderer zu suchen. Das Zusammensein mit anderen ist somit eine in sich selbst befriedigende

Angelegenheit. Wir können mit dieser zirkulären Theorie jedoch nichts darüber erfahren, wie

Affiliation funktioniert.

• Verstärkungs-Affekt-Theorie von Byrne und Clore: Wir fühlen uns zu Menschen hingezogen,

die uns in der Vergangenheit positiv verstärkt bzw. belohnt haben. Wir stellen also eine

Verbindung zw. dem guten Gefühl und der Person her. Grundlage dieser Theorie: Prinzip der

Belohnung und des Hedonismus ist ein menschlicher Wesenszug = der Mensch hat das

Bestreben Lust zu suchen und Unlust zu vermeiden. Auf diesem Konzept gründet das

lerntheoretische Konzept der Verstärkung.

• Austauschtheorie: Erweiterung des lerntheoretischen Modells. Es berücksichtigt Kosten und

Nutzen beider Beziehungspartner und menschliche Beziehungen werden unter

ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet. Nutzen einer Beziehung sollte die Kosten

übersteigen, dann sind Beziehungen profitabel. Beide Partner sollen per definitionem

profitieren, denn sobald ein Partner mehr investiert als er bezieht, ist das Ende der Beziehung

erreicht. BSP.1: Rubrik „Heirat und Bekanntschaften“ in einer Zeitung gibt einen überblick über

den aktuellsten Stand des zwischenmenschlichen Marktes und illustriert das Austaurschprinzip,

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27 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

der zwar in weniger institutionalisierter Form, aber immer noch vorhanden ist. BSP 2: Eine

ungewöhnlich attraktive junge Frau in Begleitung eines älteren und nicht besonders

anziehenden Mannes es mußte iergensein „nutzen-Austausch“ stattgefunden haben

• Kognitive Balance-Theorie („kognitive Dreiecke“) (Fritz HEIDER / NEWCOMB): Wir neigen zu

Partnern, die uns helfen, unsere konsistente und ausgeglichene Weltsicht aufrechtzuerhalten.

Nach diesem Modell lassen sich Beziehungen zwischen drei Grundelementen analysieren als

eine begrenzte Zahl von Dreiecksbeziehungen. HEIDER / NEWCOMB vermuteten, dass die

Beiziehung zw. 3 Grundelementen: Person [P], der andere [A], Einstellungsobjekt [X] sich als

begrenzte Anzahl von Dreiecksbeziehungen analysieren lässt. Wie anziehend ich eine andere

Person finde ist abhängig davon, wie groß die Zahl und die Art der kognitiven Dreiecke ist, in

die wir beide involviert sind.

BSP. „balanciert“: Ich (Person, P) man meinen Freund

Heinz (der andere, A), wir beide sind für die

Verstaatlichung des Gesundheitswesens

(Einstellungsobjekt, X) bzw. wir können auch

gemensam dagegen sein – Hauptsache ist: Wir teilen

die Meinungen von einander.

BSP. „unbalanciert“: ich (P) mag Heinz (A), aber er

lehnt die Verstaatlichung des Gesundheitswesens (X)

ab kognitives Ungleichgewicht. Dies lässt sich lösen:

a) wenn einer von uns beiden die Enstellung ändert;

b) wenn ich meine Einstellung zu Hans (A) ändere.

Wie anziehend ich Hans finde hängt davon ab, in wie

viele (Anzahl) und welche (Art) der kognitiven Dreiecke

wir beide involviert sind.

BSP. „nicht balanciert“: Hand interessiert mich wenig

und mir ist nicht wichtig, ob er meine Aussichten teilt;

dann ist auch nicht so wichtig, ob wir derselben

Meinung sind oder auch nicht.

EXP. von NEWCOMB über den Bekanntschaftsprozeß: Untersucht, ob die Ähnlichkeit

persönlicher Einstellungen, Werte und Meinungen tatsächlich einen Einfluss darauf hat,

welche Freunde man wählt, wie es die Balance-Theorie vorhersagt. Dabei wurden

Einstellungen, Werte und Gefühle von studententischen Teilnehmern vor dem Einzug ins

Studentenheim erhoben und analysiert. Die Ähnlichkeit stellte tats’chlich einen sehr guten

Prädiktor dafür, wer auf die Dauer mit wem Freundschaft schlißen würde. Diese Untersuchung

bestätigte Balance Theorie “Gleich und gleich gesellt sich gern” davon abgeleitet

weitere Implikationen: „Der Feind meiens Feindes ist mein Freund“: unabhängig von ihren

sonstigen Qualitäten mögen wir diejenigen, die unseren Feinden schaden.

• Theorie der kognitive Dissonanz (Festinger): Meinungen gegenüber einem Einstellungsobjekt

müssen vereinbar sein = Dissonanzreduktionsstrategie (-effekt). Es besteht die Tendenz

Dissonanz zu reduzieren Kognitive Balance Nach Untersuchungen konnte man feststellen, daß

Einstellungsähnlichkeiten die Entwicklung von Freundschaften tatsächlich signifikant

beeinflußt. Damit wurde die Balance-Theorie bestätigt.

SCHLUSSFOLGERUNGEN (AGENDA DES KAPITELS): Ursprünge und Wesen des universalen menschlichen

Bedürfnisses nach sozialen Beziehungen; Anziehung und Verfahren, um sie zu messen;

experemente und Untersuchung zu interpersonellen Beziehungen.

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28 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Kapitel 12: Die Entwicklung persönlicher Beziehungen.

Modell der Beziehungsentwicklung

Sympathie, Intensität, Vertrauen, Vorhersagbeireit ändern sich im Laufe einer Beziehung, aber

ein universales Charakteristikum von Beziehungen ist das Ausmaß des Engagements (Zeit,

Nähe, Raum etc.), das die Partner bereit sind zu investieren

Grundlage für ein allgemeines Beziehungsmodell: Modell von LEVINGER und SNOEK =

„Trichtermodell“: (s. Abb. Buch S.205)

These: alle Beziehungen bewegen sich zwischen zwei theoretischen Extremen des

gegenseitigen Aufeinanderbezogenseins:

1. Gar kein Kontakt

2. Vollkommene Wechselseitigkeit oder Identität der Partner

Hierbei lassen sich mehrere Stadien unterscheiden:

1. Kein Kontakt

2. Einseitige Wahrnehmung

3. Oberflächlicher Kontakt

4. Gegenseitigkeit (wenig – mäßig – viel Überschneidung)

Ebene 1: Stadium einseiteiger Wahrnehmung

Es besteht ein Minimum an Kontakt zwischen den Partnern = nur ein Partner ist sich des

anderen bewußt, so daß keine wirkliche Interaktion stattfinden kann.

Wir nehmen jemanden wahr, reagieren in einer Form auf ihn [z.B. Sympathie], ohne ein Wort

mit ihm zu wechseln.

Gelegentlich können solche Beziehungen aber auch zu einer engagierten Erfahrung werden

z.B. Fan eines Popstars, etc. Im allgemeinen sind sie jedoch kurz und oberflächlich und führen

nur selten zu tieferem Engagement.

Dieses Typ der Beizehungen ist leich im Labor zu Untersuchen (z.B. es reicht schon die Bilder

vorzuzeigen und zu fragen, wie sehr bestimmte Menschen den Probanden ansprechen).

Ebene 2: Stadium oberfächlichen Kontaktes

Oberflächlicher Kontakt – eine Beziehung mit minimalem persönlichen Kontakt, wobei die

Beteiligten hauptsächlich im rahmen streng vorgeschriebener Rollen miteinander

interagieren.

Im Rahmen vorgeschriebener Rollen findet ein minimaler persönlicher Kontakt statt. Wir sehen

diese Menschen nicht als Individuen, sondern als Träger bestimmter Rollen. Deshalb ist die

Beziehung zu ihnen unpersönlich. Die Merkmale eines Menschen sind auf dieser

Beziehungsebene größtenteils Oberflächenmerkmale und der unmittelbaren Beobachtung

zugänglich. Wie wir auf solche Kontakte reagieren ist abhängig von: Kleidung,

Rollenmerkmalen, Attraktivität (körperliche Attraktivität = bester Prädikator für Sympathie),

verbale und nonverbale Signale, auffallende persönliche Eigenheiten.

Häufig zu finden sind solche Beziehungen im kommerziellen Bereich (Kellner, Telefonst,

Verkäufer, Empfangsdame im Hotel, Schalterbeamter, Autohändler, etc. )

Ebene 3: Stadium der Gegenseitigkeit

bedeutet das, was wir eigentlich meinen, wenn wir im Alltag von einer „Beziehung“

sprechen.

Gewisses persönliches Engagement und Vertrautheit zwischen den Partnern. Wir sehen unser

Gegenüber als einmaliges Individuum, verstehen und schätzen die private und subjektive

Weltsicht des anderen. Gegenseitigkeit betrifft Emotion, Kognition und Verhalten.

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Autorin: Alёna Romanenko

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29 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Mit ins Spiel kommen Faktoren wie: Selbstenthüllung, Ähnlichkeit von Einstellungen und

Werten, ergänzende persönliche Bedürfnisse, gegenseitig geschätzte Eigenschaften.

Wichtiger Aspekt in der sich entwickelnden Gegenseitigkeit ist das emotionale Engagement.

Romantische Beziehungen sind eine besondere Kategorie der Ebene 3.

FAKTOREN, DIE DEN FORTGANG VON BEZIEHUNGEN entlang dem Engagement-Kontinuum (gar kein

Kontakt ↔ vollkommene Wechselseitigkeit) BEEINFLÜSSEN:

1. Körperliche Nähe

Vielleicht der entscheidendste Faktor bei der Wahl unserer Beziehungen. Diese Variable

determiniert, wen wir bewußt wahrnehmen und wer die Grenze von der Ebene 0 (keine

Beziehung) zur Ebene 1 (einseitige Wahrnehmung) überschreiten wird. Dieser Faktor hat also

die größte Relevanz am Anfang einer Beziehung.

EXP.: Die räumliche Nähe zwischen Polizeikadetten wurde dadurch manipuliert, daß man sich

bei der Zuweisung zu Klassen- und Schlafräumen streng an die alphabetische Reihenfolge

hielt. Ein habes Jahr später wurden sie gebeten, seinen besten Freund innerhalb der

Akademie zu nenne: Im Durchschnitt trennte die besten Freunde nur 4,5 Buchstaben im

Alphabet räumliche Nähe spielt eine entscheidende Rolle bei der Wahl von Freunden.

2. Soziale und demographische Ähnlichkeit

Nicht alle, die uns räumlich nah sind, sind unsere Freunde. Der zweite „Filter“ ist soziale und

demographische Ähnlichkeit: Wir nehmen eher diese Menschen wahr, die uns von der

Herkunft, Religion, Beruf, Status oder finanziellen Möglichkeiten ähnlich sind. Gilt für alle Arten

von Beziehungen: Freundschaften, romantischen Beziehungen/Ehen, Cliquenbildungen, usw.

3. Körperliche Attraktivität

Ob eine Beziehung von Ebene O (kein kontakt) zu Ebene 1 (einseitige Wahrnehmung) und

von da zu Ebene 2 (oberflächlicher Kontakt) fortschreitet, wird in grossem Maße von

körperlicher Attraktivität bestimmt.

Aussehen bestimmt die Wahl der Partner entscheiden, wobei Schönheit vor allem vom

Betrachter abhängt, schwer zu fassen ist und „Ideal der Schönheit“ hat im Laufe der

Jahrhunderte erheblich gewandelt. Schon eine minimale Veränderung im Gesichtsausdruck

kann die Attraktivität für den Betrachter entscheidend verändern. Die Beurteilung hängt auch

von der unmittelbaren Vergleichsgrundlage ab (Kontrastprinzip), z.B. „charlies Angels“ Vs.

Gruppenkollegin auf der Uni.

Vermutlich wurde die systematische Untersuchung der körperlichen Attraktivität bis 70er Jahre

„unterentwickelt“, weil wir nicht gerne hören wollen, dass "schöne Frauen mehr Anklang

finden als hausbackene - irgendwie is das undemokratisch".

Körperliche Attraktivität kann die Bewertung von Menschen erheblich beeinflussen und

attraktive Menschen werden in der Regel bevorzugt behandelt (BSP. Aufsatz einer Autorin, die

als körperlich attraktive Frau geschildert wurde, wurde positiver bewertet), bzw. für eine

Verfehlung in geringerem Maße verantwortlich gemacht (Bsp.: Missetat eines attraktiven

Kindes Vs. eines unattraktives). EXP.: Probanden Photos gezeit, die zuvor als körperlich

attraktiv, unattraktiv oder durchschnittlich aussehend klasifiziert worden waren.

Gutaussehende Menschen schnitten fast auf jeder Dimension besser ab (soziale

Erwünschtheit, beruflicher Status, Glück insgesamt, etc.) – eine Ausnahme war elterliche

Kompetenz (vermutliche Erklärung: weil schöne Menschen leichter den Partner wechseln

können). [ siehe Persönlichkeitstheorien und Halo-Effekt, „schön-ist-gut“-Hypothese). Bei

Mißbrauch der Attraktivität (z.B. um ein Verbrechen/Betrug zu begehen) strengere Straffen.

Halo-Effekt oder sind attraktive Menschn tatsächlich kompetenter? EXP. von GOLDMAN und

LEWIS: klassifizierten Studenten nach körperlicher Attraktivität und liesen sie

Telephongespräche führen. Danach mussten ihre Gesprächspartner sie beurteilen:

Liebenswertheit, Angst und soziale Kompetenz + wie sehr eine persönliche Begegung

gelegen wäre. Es stellt sich heraus, die besser aussehenden Partner scheinen als kompetener

und liebenswertter eingeschätzt zu sein.

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30 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Kulturspezifische Attraktivitätsmerkmale: z.B. Schlank sein, jugendliches Aussehen etc.

Kulturunspezifische Attraktivitätsmerkmale: Symmetrie des Gesichtes, Geruch, etc.

4. Einstellungsähnlichkeit und Anziehung

Nach Ebene 2 kommen innere Merkmale ins Spiel. Ähnlichkeit in den Einstellungen ist evtl. der

bedeutendste Faktor in frühen Stadien einer Beziehung, da er als sog. Filter fungiert. Längere

und intensivere Beziehungen lassen sich durch Einstellungsähnlichkeiten vorhersagen. „Das

sind Freunde, die dieselben Dinge für gut halten..., die dieselben Menschen zu Freunden

haben... Am meisten mögen wir die, die uns ähnlich sind und die sich für dieselben Ziele

einsetzen wie wir---(die) dasselbe wünschen wie wir“ (Aristoteles).

In einer Studie von BYRNE wurde festgestellt, daß zwischen dem Anteil ähnlicher Einstellungen

bei Proband und Zielperson und späteren Sympathiebekundungen ein enger

Zusammenhang besteht (EXP: zuerst Einstellungen erheben, dann werden den Probanden

manipulierte Infos über andere Person gegeben. Die Person hatte entweder die ähnlichen

oder unterschiedlichen Einstellungen als der Proband).

Ähnliche Einstellungen und Werte sind für die sich entwickelnde Beziehung von großer

Bedeutung. Wichtig hierbei ist auch welche Einstellungen und Werte der entsprechende

Partner mit uns teilt. Längerfristige Beziehungen verleiten zu der Annahme, daß es zu einer

noch größeren Annäherung in den Einstellungen gekommen ist. ABER: Ehepartner sind in ihren

Einstellungen zwar recht ähnlich, halten sinander aber für ähnlicher als es der Wirklichkeit

entspricht.

ERKLÄRUNGEN DER WICHTIGKEIT VON EINSTELLUNGSÄHNLICHKEIT: Balance-Theorie von Haider: wir wollen

unsere Ansichten von anderen bestätigt sehen; Lerntheorie: Menschen, die wie wir denken,

steigern unser Wohlbefinden und verstärken uns positiv.

5. Komplementarität von Bedürfnissen

Komplementaritäts-Hypothese (WINCH): Menschen suchen sich einen Ehepartner, der ihre

Bedürfnisse befriedigt und sie in ihren Neigungen ergänzt. Extrovertierte und introvertierte, sich

unterordnende und dominante, abhängige und fürsorgliche können sich gegenseitig als

Mittel zur Beriedigung ihrer komplementären Bedürfnisse sehen.

Möglicherweise entwickelt sich aber Komplementarität erst dann, wenn eine Beziehung sich

festigt. Es läßt sich also ein scheinbarer Widerspruch zwischen Komplementaritäts- und

Ähnlichkeitshypothese feststellen:

LÄNGSSCHNITTSTUDIEN (KERKHOFF UND DAVIS):

• Paare die kurz (unter 18 Monate) zusammen sind: Einstellungsähnlichkeit bester Prädikator

für den Fortgang der Beziehung

• Längere gemeinsame Zeit: Komplementarität der Bedürfnisse wichtiger. Aus diesen

Ergebnissen resultierte die „Filter-Hypothese“ der Beziehungsentwicklung von KERCKHOFF und

DAVIS:

1) In den ersten Beziehungsstadien sind oberflächliche Charakteristika wichtig (ähnlicher

sozio-demographiescher Hintergrund, räumliche Nähe und körperliche Attraktivität);

2) Ähnliche Einstellungen festigen die Bindungen zwischen Paaren.

3) Mit zunehmendem Engagement und längerer Dauer der Beziehung kommen die

komplementären Bedürfnisse mit ins Spiel. Leider läßt sich diese These nur schwer

nachweisen: Längsschnittstudien erforderlich.

Wir können aber davon ausgehen, daß es in den verschiedenen Stadien einer Beziehung

verschiedene wichtige Faktoren gibt. In welcher Reihenfolge welche Faktoren eine Rolle

spielen, ist wahrscheinlich von den Erwartungen der Partner und dem Typ der Beziehung

abhängig.

6. Kompetenz und Anziehung

Wir fühlen uns zu kompetenten, intelligenten und fähigen Menschen mehr hingezogen auch

wenn daraus keinerlei Vorteil erwächst. Hier scheint der Halo-Effekt beteiligt zu sein.

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Ein kleiner Fehler (Malheur) begünstigt die Attraktivität der entsprechenden kompetenten

Person noch mal positiv. EXP.: Kandidaten, die die Universität bei einem Wettbewerb vertreten

wollten: a) kompetent – hat 92% der Fragen beantwortet, b) durchschnittlich kompetent –

32%. Zusatzinfo: dem Kandidaten ist ein kleine Mißgeschick passert: er hatte sich Kaffee über

die Hose geschüttet. Präferenzen waren auf der Seite von dem kompetenteren Kandidat,

der zusätzlich durch das Mißgeschick noch positiver bewertet wurde, wobe der weniger

kompetenter – noch negativer.

7. Selbstwertgefühl und Anziehung

Von anderen gemocht zu werden ist eine der wichtigsten Quellen positiver Selbstbewertung.

Unser momentanes Selbstwertgefühl nimmt auch Einfluß darauf, wen wir uns als Partner

aussuchen.

Sympathien von anderen sind uns um so wichtiger, je geringer unser Selbstwertgefühl ist und

aller Wahrscheinlichkeit nach suchen wir uns demnach unseren Partner aus. EXP.: Komplize

des Versuchsleiters gesellte sich zu im Vorzimmer wartenden Frauen, lies sie merken, dass er

sich von ihnen angezogen fühle und bat sie um eine Verabredung. Im Experiment bekamen

die Frauen für ihr Selbstwert positive/negative Rückmeldung. Anschliessend beurteilten die

Frauen, wie ihnen der Männer im Vorzimmer gefallen hat. Die durch durch negatives

Feedback verunsicherten Frauen brachtem ihm viel mehr Sympathie, als die in ihrem

Selbstwert bestätigten Frauen.

8. Positive Persönlichkeitsmerkmale und Anziehung

Regelfall: Gute Eigenschaften belohnen wir mit Sympathie und schlechte bestrafen wir mit

Ablehnung.

Die Einschätzung was gut und was schlecht ist, fällt jedoch sehr individuell aus. BEFRAGUNG: 555

Probanden gaben ihre Urteile über „Liebenswertheit“: Besonders hoch eingeschätzt werden.

Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit.

9. Gegenseitigkeit (=Reziprozität) und Anziehung

Es besteht eine universale Tendenz balancierten Beziehungen den Vorzug vor unbalancierten

zu geben. Haben wir den Eindruck ein anderer mag uns, so bringen wir ihm auch

automatisch positive Gefühle entgegen oder umgekehrt. EXP. In einer Diskussionsrunde ließ

man Teilnehmer wissen, daß sie bestimmten anderen Teilnehmern sympatisch seien. Als man

dann später Kleingruppen bildete, drückte sich die Wechselseitigkeit der Sympathie im

Wunsch nach Zusammenareit.

10. Gewinn- und Verlusteffekte in Beziehungen

Automatische Wechselseitigkeit (siehe Reziprozität) ist kennzeichnend für die Beziehungen der

Ebene 1 und Ebene 2. Hat sich eine Beziehung etwas gefestigt, hängen die Bewertungen

seitens unserer Partner und deren Anziehung für uns zunehmend von anderen Faktoren ab.

Im allgemeinen legen wir mehr Wert auf die positive Reaktion von jemandem der uns

zunächst nicht mochte und können jemandem den wir sehr mochten mehr Antipathie

entgegenbringen. Diese Veränderungen im Attraktivitätsniveau hat ARONSON „Gewinn-Verlus-

Effekte“ genannt. Manchmal genügt schon eine Veränderung im nonverbalen Ausdruck um

diese paradoxen Reaktionen hervorzurufen.

EXP.: Die Probanden hörten „zufällig“, wie der Komplize des Versuchsleiters sie beurteilte:

Bewertungen waren entweder immer positiv, immer negativ; oder erst positiv und dann

negativ (Verlust-Bedingung) oder erst negativ und dann positiv (Gewinn-Bedingung).

Anschleßend wurde die Sympathie des Partners (Komplizen) Anziehender erschienen nicht

die Partner, die sie konsistent positiv einschätzte, sondern derjenige, der erst später zu positiver

Bewertung fand (Gewinn-Bedingung). Auch in Verlust-Bedingung war der Partner

unsympathischer wenn er erst positive und dann negative Bewertung gab, als wenn er bei

seiner negativen Bewertung blieb.

Aronson spekulierte, daß in typischen Ehen die Anziehung in späteren Stadien abnimmt und

somit einem „Verlustmuster“ folgt.

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11. Selbstenthüllung (self-disclosure)

Die weitere Entwicklung einer Beziehung wird dadurch bestimmt, in welchem Umfang die

Partner dazu bereit sind sich einander zu offenbaren. = Vertiefung einer Beziehung. D.h. ist der

Kontakt zwischen zwei Menschen erst einmal hergestellt, offenbaren sie sich einander immer

weiter (also relevant für Beziehungen ab dem Stadium des oberflächlichen Kontaktes bzw. im

Stadium der Gegenseitigkeit). Dem Partner von sich selbst zu erzählen und ihm zuzuhören,

wenn er von sich spricht, ätrgt viel zur Vertiefung einer Beziehung bei.

Reguliert wird die Selbstoffenbarung durch wechselseitige Regulation des Tempos und der

Abfolge. Es scheint für jede Beziehung ein toleriertes und erwartetes „optimales“ Maß an

Selbstenthüllung zu geben. Dieses Maß/Niveau schrittweise und langsam zu steigern, kann

dazu beitragen, die Beziehung zu vertiefen und ihr weitere Entwicklungsmöglichekeiten zu

öffnen. Schreitet die Selbsenthüllung zu schnell voran, bleibt sie einseitig und kann negative

Wirkung zur Folge haben (Ablehnung; Bedrohung Reziprizität spielt mit: wir vermuten, dass

wenn sich jemand allzu schnell offenbart, dann glaubt er wohl wir sollen uns auch auf dem

gleichen Niveau enthüllen, wofür wir evtl. noch nicht bereit sind). Wir scheinen also

festzulegen, was im Rahmen einer Beziehung als annehmbar festgelegt ist. Der Prozeß

unterliegt subtilen Regeln und Erwartungen. JOUARD entwickelte hierzu einen Fragebogen und

entdeckte, daß es eine Hierarchie des Enthüllbaren gibt. Wie koordinieren wir aber mit einem

Partner unsere Selbstenthüllungsstrategien?

Nach DAVIS gibt es drei alternative Möglichkeiten von Selbstenthüllung:

1. Rivalität unter den Partnern um die Kontrolle der Selbstenthüllung

2. Kooperation und gemeinsames Festlegen des Intimitätsniveaus aufgrund von Gesprächen

3. Ein Partner übernimmt die führende Rolle und ergreift die Initiative wenn er das

Intimitätsniveau steigern will. Wichtig bei der Regulation sind auch kulturelle Normen, sexuelle

und demographische Unterschiede.

Wer sich wem öffnet hängt auch vom Geschlecht des Partners ab. Frauen offenbaren sich

zunächst ihren Müttern, dann ihren Freundinnen, Freunden und dem Vater. Für Männer, die

sich im allgemeinen weniger offenbaren als Frauen, ist die erste Vertrauensperson ebenfalls

die Mutter, dann männliche Freunde und der Vater. Freundinnen stehen bei ihnen an letzter

Stelle. Wieviel enthüllt wird hängt von der Sympathie ab.

Die Fähigkeit zur Selbstenthüllung ist eine wichtige Voraussetzung normaler Anpassung,

hierdurch schaffen wir uns hilfreiche, vertraute, soziale Kontakte und die Voraussetzung zu

einer gesunden, geistig-seelischen Anpassung. Vermutung: da Männer sich generell weniger

gerne offenbaren ist es eventuell eine der Hauptursachen ihrer größeren Streß- und

Krankheitsanfälligkeit.

ZUSAMMENFASSUNG: Laut dem Modell der Beziehungsentwicklung zeichnet sich jede Beziehung durch ein

bestimmte Niveau von Engagement und Vertrautheit uas, das irgendwo zwischen den beiden

hypothetischen Extremen nicht vorhandenen Kontaktes und vollkommener Gegenseitigkeit angesiedelt

ist. Beziehung entwickelt sich von überhaupt keinem Kontakt zur einseitiger Wahrnehmung über

oberfächlichen Kontakt bis hin zu unterschiedlichen Graden der Gegenseitigkeit.

Unterschiedliche Faktoren spielen in unterschiedlichen Stadien einer Beziehung eine entscheidende

Rolle. Soziale/demographische Ähnlichkeiten machen den einseitigen und oberflächlichen Kontakt erst

möglich. Körperliche Attraktivität spielt die größte Rolle, wo es darum geht einseitige Wahrnehmung in

oberflächlichen Kontakt zu verwandeln (spielt aber auch in langjährigen Ehen eine wichtige Rolle).

Einstellungsähnlichkeit, Komplimentarität der Bedürfnisse, Kompetenz, positive persönliche

Eigenschaften und Selbstenthüllung werden wichtig, wenn eine Beziehung vom Stadium

oberflächlichen Kontaktes zu vermehrter Gegenseitigkeit fortschreitet.

Beiehungsentwicklung ist eine Abfolge komplexer Interaktionen, in deren Verlauf die Partner einander

kennenlernen und näher kommen. Dieser Prozeß kann mit dem einer mehrfachen Filterung verglichen

werden: irgendwann mal, nach Beseitigung mehrerer Hürden (unterschiedliche Faktoren), erreicht die

Beziehung den Charakter einer dauerhaften Verpflichtung – solche Beziehungen haben – sei es mit

einem Liebespartner, Ehepartner oder besten Freund - einen ganz besonderen Stellenwert in unserem

Leben.

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33 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Kapitel 13: Intime Beziehungen.

Romantische Liebe

Gehört zu den prägendsten, intensivsten und unvergeßlichsten menschlichen Erfahrungen,

wobei die subjektive Erfahrung von Liebe sehr schwer zu messen ist (also eher die soyiale und

pszchologischen Faktoren untersucht, die den Beginn ejner Liebe unf ihre Entwicklung

beeinflussen).

Zuneigung und Liebe

RUBIN ging davon aus, daß Zuneigung und Liebe zwar miteinander korrelieren, aber

unabhängige Einstellungsdimensionen sind.

Seiner Meinung nach hat Liebe drei typische Eigenschaften:

1. Fürsorge = Sorge um das Glück und das Wohlergehen des anderen

2. Bindung = Bedürfnis dem anderen Nahe zu sein, von ihme umsorgt zu werden

3. Intimität

Sympathie oder Zuneigung sind dagegen eher durch

1. Positive Wertschätzung, Achtung, Respekt.

2. Annahme, daß der andere uns ähnlich ist.

Romantische Liebe ist zudem noch gekennzeichnet durch:

• die sexuelle Komponente [sexuelle Erregung verstärkt die romantichen Gefühle im Sinne

der Liebes-Skala, aber nicht der Sympathie-Skala; Exp. mit männlichen Probande, die eine

Beschreibung der sexuellen Phantasien und des Verhaltens einer Studentin gelesen haben

die schätzten danach Gefühle für die Partnerin – im Sinne der Liebes-Skala - höher], sowie

• Ausschließlichkeit bzw. Exklusivität.

Die Stabilität einer Beziehung scheint weniger vom Prinzip der distributiven (verteilenden)

Gerechtigkeit abzuhängen als andere Beziehungen. Die relativen Gewinne und Verluste, die

beider Partner aus ihrer romatnsichen Liaison beziehen, können für lange Zeit unausgeglichen

bleiben.

Das Gefühl der romantischen Liebe ist jedoch Veränderungen unterworfen. WALSTER und

WALSTER haben deshalb zwischen zwei Arten von Liebe unterschieden:

1. leidenschaftliche Liebe: intensiv; läßt alles andere in den Hintergrund treten

2. kameradschaftliche Liebe: ausgeglichene, zärtliche Gefühlslage

Emotionale Reaktionen sind bei beiden Arten sehr bedeutsam.

Theorien romantischer Liebe

Sie scheint eine Emotion zu sein, die sich von anderen Formen interpersoneller Anziehung

unterscheidet, aber vermutlich von denselben Prozessen beeinflußt wird.

• Zwei-Faktoren-Theorie von SCHACHTER und SINGER: (s.Kapitel Selbstattribution) Liebe sowie

andere Emotionen bestehen aus zwei Komponenten:

physiologische Erregung und kognitiver Aspekt (Ettiketierung), den wir für die Erregung finden

und der diese Erregung interpretiert.

Demnach wäre romantische Liebe ein Reiz den wir lernen müssen zu identifizieren und der

uns die Berechtigung gibt, ihn als Liebe zu interpretieren. „Verliebtsein“ ist keine Grundform

menschlicher Erfahrung, wir müssen „lernen“, bestimmte Reize zu identifizieren und unsere

emotionale Erregung als „Liebe“ zu ettiketieren. Dazu gehört bei uns bspw. das

Vorhandensein und zur Verfügung stehen eines Partners, der für andere nicht verfügbar ist

(Exklusivität).

• Theorie der romantischen Liebe von BERSCHEID und WALSTER: Liebe besteht ebenfalls wie beim

Zwei-Faktoren-Modell aus zwei Komponenten:

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a) Erregung und b) geeignete Hinweisreize, die uns anzeigen, daß die Erregung als Liebe zu

interpretieren ist. Je stärker die physiologische Erregung, desto größer das Verliebtheitsgefühl.

Es kann jeder beliebige Erregunszustand zu romantischen Gefühlen führen, solange wir nur die

Erregung einer romantischen Quelle attribuieren können.

Erregung in solchen Experimenten wurde, z.B. durch einen Gang über eine schwankende

Hängebrücke herbeigeführt. Studie kritisiert, weil Errerung auf Furcht/Angst zurückging es

kann sein, die Anwesenheit einer Partnerin einfach Angst reduzierte, ohne daß man wirklich

von Anziehung sprechen konnte. ABER in eienm anderen Experiment auch Erregung, die

durch „gefühlsneutrale“ körperliche Übungen hervorgerufen wurde, hatte den ähnlichen

Effekt. Attraktive (sorgfältig gekleidete und geschminkte Frau) und unattraktive Frau: "Die

unattraktive Studentin trug schlabbrige, unattraktive Klediung, hatte Schupfen und einen

Schal um den Kopf".

Neuere Studien lassen tatsächlich darauf schließen, daß eine Fehlattribution von Erregung

romantischen Erfahrungen doch Vorschub leisten kann. EXP.: So fühlten sich erregte

Probanden mehr von attraktiven Frauen angezogen als nicht erregte (interessanterweise

blieben die Gefühle für den männlichen Gesprächspartner von der Erregung unbeeinflußt).

Unattraktive Personen wurden von erregten Probanden negativer beurteilt, als von nicht

erregten Erregung wurde bei attraktiver Zielperson fäschlicherweise als romantisches

Angezogensein interpretiert, wobei bei unattraktiver Zielperson als Abneigung oder

Antipathie.

Frustration und Anziehung

Stößt Liebe auf Hindernisse, so wird die Bindung aneinander oft um so stärker und kann zur

Ursache wachsenden romantischen Engagements der Partner werden = Romeo-und-Julia-

Effekt. Bei verheirateten Paaren fand sich keine Beziehung zwischen elterlicher Interferenz und

Liebe, aber bei unverheirateten Paaren, die über elterliche Einmischung zu klagen hatten,

drückten uach eine stärkere romantische Bindung aneinander aus.

Allgemeines Modell intimer Beziehungen

Wie lassen sich die typischen Unterschiede intimer Beziehungen (Liebe, Freundschaften, Liebe

zu den Eltern) beschreiben?

LEVINGER: enge Beziehungen lassen sich durch drei distinkte Qualitäten erklären:

1. Momente intensiver Zuneigung

2. breite Bereiche von Verhaltensinterdependenz

3. lange Dauer

Zwischen den verschiedenen Arten intimer Beziehungen kann man entlang zweier

Dimensionen unterscheiden:

1. affektive Interdependenz

2. Verhaltensinterdependenz

Je enger die Beziehung, um so mehr gemeinsame Verhaltensaktivitäten, um so größer ist die

emotionale Beteiligung und Interdependenz zwischen den Partnern. Es können sich auch

gegenseitige Kritik und zeitweise Feindseligkeiten einstellen, wenn die Beziehung intimer wird.

Konflikte sind z.T. unvermeidlich, wenn Paare Bedürfnisse und Aktivitäten aushandeln.

Fünf-Stadien-Modell längerfristiger Beziehungen nach LEVINGER:

1. Phase der Anziehung in frühem Stadium

2. Phase des Aufbaus

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35 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

3. Phase der Weiterführung: diese kann sich durch unnabhängige, aber liebevolle Koexistenz,

wachsende und befriedigende Interdependenz oder aber durch Instabilität und wechselnde

Intensität auszeichnen

4. evtl. Phase der Verschlechterung

5. evtl. Ende der Beziehung

Kulturelle Einflüsse auf „Beziehungsskripte“

Auf Grundlage unseres Beziehungsrepertoires definieren wir Beziehungen mit anderen sehr

schnell. Diese Beziehungsdefinitionen werden normalerweise von den Angehörigen der

selben Kultur geteilt. Schom beim ersten Zusammentreffen mit einem fremden Menschen

haben wir den wahrscheinlichen Verlauf der Beziehung im Handumdrehen für uns definiert.

Anhand welcher Merkmale unterscheiden wir aber zwischen verschiedenen

Beziehungskategorien? Aufgrund von Untersuchungen ließen sich Beziehungen mit drei

Hauptmerkmalen beschreiben:

1. wie sozial erwünscht und balanciert ist die Beziehung [Wertschätzung und

Ausgeglichenheit]

2. wie groß ist die Liebe und die gegenseitige Verpflichtung [Liebe und Bindung]

3. ist die Beziehung sexueller Art [Sexualität]

Es wird vermutet, daß Beziehungen, die sehr auf Anpassung und Übergang angelegt sind, die

früheren Wahrnehmungen und Erwartungen der Partner eine erhebliche Rolle für die

Fortentwicklung oder das Scheitern dieser Beziehung spielen. Demnach wählen wir auch

unsere Interaktionen aus. Paare die ihre Verlobungszeit ausschließlich für glücklich und

unbeschwert halten, haben später größere Schwierigkeiten, als Paare, die realistische

Vorstellungen haben.

Konflikte in engen Beziehungen

Intimität kommt erst dadurch richtig zustande, daß die Partner die Konflikte mit beiderseitiger

Zufriedenheit meistern.

Wie der Umgang mit Konflikten ist, hat großen Einfluß auf die Beziehungsqualität. Man fand

drei Konfliktlösestrategien heraus:

1. Vermeidung des Konflikts

2. Lösung durch Angriff

3. Lösung auf dem Weg des Kompromisses

Die letzte Lösung korrelierte positiv mit Zufriedenheit, die beiden ersteren negativ.

Alle Konfliktlösungsstrategien kann man entland zweier Mekmale klassifizieren: nach Direktheit

(direkt/indirekt) und nach Beteiligung beider Partner (únilateral/bilateral).

Umgang mit Unzufriedenheit

Austauschtheorie: der wahrgenommene Gewinn, den die Partner aus ihrer Gemeinsamkeit

ziehen, hält nicht Stand mit den wahrgenommenen Kosten.

Nach LEVINGER sind Paare besonders in der Phase des Aufbaus und der Verschlechterung mit

Kosten und Nutzen einer Beziehung beschäftigt, wobei das stete bemühen um einen fairen

Ausgleich auch ein Gefahrensignal sein kann.

Ob eine Beziehung nun tatsächlich scheitert, hängt auch davon ab, ob es

Partneralternativen gibt. Fehlen diese, so wird die Beziehung oft aufrechterhalten, obwohl sie

unbefriedigend ist. Nur selten ziehen Menschen das Alleinleben einer unbefriedigenden Ehe

vor. Ob eine sich verschlechternde Beziehungn tatsächlich ihr Ende finden wird, hängt zum

großen Teil davon ab, ob es Partner-Alternativen gibt. Wenn eine Ehe endgültig scheitert,

gab es meist für ienne oder beide Partner zuvor Gelegenheit zu alternativen sexuellen

Beziehungen.

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36 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Wichtig bei Konflikten: Frühintervention, evtl. Mediation (Vermittlung in Scheidungs- und

Trennungssituationen).

Wird das Zusammenleben immer unbefriedigender kommt es zu einer von vier Reaktionen:

1. Rückzug

2. Aussprache und Suche nach Hilfe außerhalb der Beziehung

3. Loyalität und Hoffnung auf Besserung

4. Übergehen: Ignoranz gegenüber dem Partner, Kritik

Diese Reaktionen lassen sich wiederum entlang zweier Dimensionen klassifizieren:

1. Konstruktivität (Loyalität, Aussprache)

2. Aktivität (Rückzug, Aussprache)

Die Wahl der Reaktion ist von drei Faktoren abhängig:

1. Größe der Unzufriedenheit mit der Beziehung bevor die Probleme auftraten

2. Ressourcen, die der einzelne in die Beziehung investierte

3. Qualität der zur Verfügung stehenden Alternativen

Beenden intimer Beziehungen

Enge Beziehungen werden immer häufiger durch eigene Entscheidungen beendet (33%

Ehescheidungen in Deutschland; 40% in den USA; evtl. Folge unserer wachsender

individuellen Freiheit, dass unsere enge Beziehungen nich ein Leben lang dauern). Freiheit,

Individualismus und Mobilität sind mit engen Beziehungen ncith immer vereinbar, denn siese

per definitionem restriktiv sind, implizieren Dauer und Verpflichtung. Immer häufiger werden

enge Beziehungen durch eigene Entscheidung beeindet.

LÄNGSCHNITTSSTUDIE von 231 Studentenpaaren: 45% haben sich nach 2 Jahren nach der ersten

Erhebung getrennt. „Beliebte“ Zeitpunkte für Trtennung sind: Aufnahme und Beendigung

eines Studiums (vor allem wenn die Trennung vom weniger engagierten Partner ausging), also

Zeitpunkte, wo die Lebensroutine eines Partners entscheident ändert. Meist gab es kein

gegenseitiges Einvernehmen und oft war es die Frau die die Beziehung beendete. Bei einer

Trennung die vom Mann ausging, blieben die Partner häufiger oberflächlich befreundet.

Soziologische Gründe:

• Individualisierung

• Mobilität

• Karriere

Psychologische Gründe:

• mangelnde psychische Vorbereitung auf partnerschaftliches Verhalten

• selbst Trennungs- bzw. Scheidungsfamilie > Bereitschaft

ZUSAMMENFASSUNG: Wesentliche Merkmale intimer Beziehungen sind Interdependenz von Verhalten, Affekt

und eine gewisse Dauer. Konflikte und Konfliktlöscung sind wesentlich in einer Beziehung und sind nur

dann erfolgreich, wenn beide Partner Kompromisse machen.

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37 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Kapitel 14: Soziale Beeinflussung: Konformität, Gehorsam und Führung.

Viele Aufgaben werden von Menschen in Anwesenheit anderer besser bewältigt, also in

sozialen Gruppen. Dies ist unabhängig davon, ob man von anderen beobachtet wird

(Publikumseffekt), oder ob die anderen mit ähnlichen Handlungen beschäftigt sind

(Koaktions-Effekt).

ALLPORT entdeckte den Effekt der sozialen Erleichterung (social facilitation): Ergebnisse von

Aufgaben waren bei fast allen Probanden besser, wenn andere mit im Raum waren und die

Aufgaben einfach oder gut eingeübt waren (z.B. Buchstabenankreuzen in einem Text, ein

leichtes Labyrinth lösen). Ausnahme: sehr schwierige, neue und komplexe Aufgaben werden

schlechter (z.B. schriftliche Wiederlegung logischer Argumente, ein schwieriges Labyrinth

lösen) ausgeführt soziale Hemmung (social inhibition, Zuschauer-Effekt). Dies läßt sich nach

ZAJONC (ERREGUNGSTHEORIE) dadurch erklären, daß die Anwesenheit anderer zu Erregung führt,

was bei leichteren Aufgaben zu Motivationssteigerung und verbesserter Leistung führt, bei

schweren Aufgaben erschwert es die Leistung jedoch.

Social faciliation hat Platz auch in der Tierwelt: alleinarbeitende Amaisen transportierten

weniger Sand zu Zwecken des Nestbaus, in Gruppen: schneller und efffektiver gearbeitet.

COTRELL nahm an, daß die Anwesenheit von anderen uns deshalb erregt, weil wir gelernt

haben, von diesen in irgendeiner Art bewertet zu werden und danach Belohnung oder

Bestrafung folgen. Sind andere nicht zur Bewertung vorhanden (sind mit etwas anderem

beschäftigt oder mit verbundenen Augen) so fällt der Effekt der sozialen Erleichterung

weniger heftig aus.

Ausmaß der Erregung sind zudem noch abhängig davon, ob uns die Situation unbekannt ist

oder bedrohlich erscheint und wie gut die Akteure die anderen im Auge behalten.

Exp.: Der Zuschauer-Effekt bei der Beobachtung der Squash-Spieler: beobachtete Spieler

koordinierten ihre Schläge besser miteinander als die nicht beobachteten (heimlich

beobachteten). Die besseren Spieler sind ein bisschen „schlechter“ geworden und die

schlechteren – ein bisschen besser das Spiel ist insgesamt „fließender geworden“, als

hätten die beiden gemeinsam beschlossen sich dem Publikum von der besten Seite zu

präsentieren.

„Social loafing“ und die Apathie des Augenzeugen

„Social loafing“ = soziale Nachlässigkeit = der einzelne strengt sich weniger an, wenn er weiß,

daß der individuelle Beitrag zur Gruppenleistung nicht genau feststellbar ist. Die

Verantwortung für die gemeinsame Leistung verteilt sich auf viele Einzelne, dadurch leidet die

persönliche Motivation und Verantwortlichkeit. Bei helfender Modellperson können jedoch

auch andere Personen zur Hilfe animiert werden.

Apathie des Augenzeugen: je mehr Augenzeugen vorhanden sind, die helfen könnten, desto

geringer ist die Wahrscheinlichkeit, daß einzelne helfen. Also je größer die Gruppe, desto

leichter fällg eine solche Reaktion, weil desto höher die Wahrscheinlichkeit durch eigene

Hiflsbereitschaft, in eine zweifelhafte oder sogar peinliche Situation zu geraten.

Eine eher indirekte Form des Gruppeneinflusses (im Gegensatz zu direkterer Konformität)

Konformität

= Anpassung des Einzelnen an die Werte und Normen der Gesellschaft.

Fast alle Gruppen neigen dazu, automatisch gemeinsame Verhaltensweisen und eine

gemeinsame Weltsicht zu bilden.

Ist eine Gruppennorm etabliert wird sie gerne von anderen übernommen, ohne sie zu

überprüfen. Dies geht sogar soweit, daß man sich Normen unterwirft, die offensichtlich falsch

sind oder deren Geltung längst hinfällig geworden ist. Z.B. ist verläßliche Information nicht

verfügbar, scheinen wie uns nach anderen auszurichten, wie etwa im EXPERIMENT von SHERIF,

wobei der Bewegungsradius einer sich scheinbar sprunghaft bewegender Lichtquelle im

Dunklen Raum(der autokinetische Effekt) von Probanden geschätzt werden musste und der

Gurppe mitgeteilt. Auf dieser Weise passen alle ihre Schätzunge so an die Anderen an, dass

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38 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

eine „Gruppennorm“ erreicht wurde. Solche inhärent uneindeutige Situationen eignen sich

gut zur Unersuchung von Konformität. Sobald die Gruppennorm etabliert wird, wird sie auch

gleich übernommen, d.h. spätere allein vorgenommene Schätzungen bewegten sich dann

im Rahmen des früheren Gruppenkonsens.

EXP.: Auch bei Eindeutigen Reizen, z.B. Schätzung der Länge deutlich sichtbarer Linien – ob

von dre Linien eine genau so lang war wie eine vierte Ziellinie. Alle Tp konnte die Aufgabe

richtig lösen in der Bedingung, wo Komplizen des Versuchleiters absichtlich konsistent

falsche Urteile abgaben haben 35% der Probanden die Möglichkeit ausgewählt und falsche

Urteile, die aber gruppenkonform waren, abzugeben.

Werden Gruppen größer, steigt auch die Konformität. Ein ebenso ausschlaggebender Faktor

ist das Vorhandensein bzw. Fehlen von Rückenstärkung: schließt sich eine Person dem

Gesamturteil der Gruppe nicht an, so nimmt die Konformität drastisch ab. Wieweit die

Konformität geht, ist auch kulturabhängig.

Konformität hängt in Labor-Situationen NICHT von der Gruppengröße ab (in 3-4-köpfigen

Gruppen genau so groß wie in größeren Gruppen), obwohl in realen Settings (z.B. auf der

Straße gepsannt zu einem Fenster im sechsten Stock eines Bürohauses emporzusehen)

korrelierte die Konformität direkt mit der Anzahl der dastehenden Leute (5 – 16%, 10-22%, 15-

40%, etc.).

Formen von Konformität

Konformitätseffekte: Bedürfnis, wie andere zu sein, wie sie zu denken, von anderen akzeptiert

zu werden – scheint in uns tief verankert zu sein.

Soziale Motive:

• Zugehörigkeitsgefühl, Wunsch gemocht zu werden

• Sicherheit

• Konfliktscheu....

Kognitive Aspekte:

• Druck

• Angst ....

Zwei Grundformen des Umgangs mit Gruppendruck:

• Konformität und

• „compliance“ (Willfährigkeit): die entsprechende Person will Belohnung erhalten oder Strafe

vermeiden und ist vordergründig angepaßt

Zwei Typen von Konformitätsdruck:

• Informationseinfluß: die Gruppe gibt dem Einzelnen neue Informationen, Argumente,

Wissen, die ihn veranlassen, seine Ansichten und sein Verhalten zu ändern (EXP: MILGRAMs

„starrende Menge“)

• normativer Einfluß: der Einzelne geht mit der Gruppe konform, weil er von ihr akzeptiert

werden möchte (EXP: ASCHS Längenmessung von Linien)

Umgang mit nonkonformen Verhalten in Gruppen:

EXP. von SCHACHTER mit Diskussionsgruppe. In jeder Gruppe waren auch 2 Assistenten dabei,

von denen einer durchgehend einen nonkonformistischen Standpunkt vertrat, wähdrend der

andere als Nonkonformist begann und allmählich aber zur Gruppenmeinung überging. Als

die Gruppe merkte, es wird nicht möglich sein, den hoffnungslosen Nonkonformisten auf die

Gruppenposition einzuschwören, kamen die Sanktionen: einstellen der Kommunikation

(„soziale Isolaiton“), keine Rolle in der Gruppe, etc. solche Prozesse dienen der

Selbsterhaltung der Gruppe.

Soziale Ansteckung

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39 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Zuweilen genügt schon die bloße Teilnahme an einer Gruppe, um unser Verhalten zu ändern.

LEBON nahm an, daß Emotionen, Aggression und Gewalt von einer Menge (ähnlich wie eine

Krankheit) Besitz ergreifen kann = soziale Ansteckung. Aber nicht nur bei Gewalt und

aggressives Verhalten beschränkt. Beispielsweise auch Suizid einer berühmten Persönlichkeit

zieht Nahamungsversuche nach Werther-Effekt von PHILLIPS.

Ebenso anwendbar ist dieses Phänomen auf neue politische Denkweisen und Verhaltensstile.

Sowohl Konformität als auch soziale Ansteckung gehören jedoch zu den Voraussetzungen

kooperativen sozialen Lebens.

Gehorsam auf direkte Befehle und Instruktionen. Gehorsam impliziert, daß wir unsere

individuelle Handlugnsfreiheit aufgeben und fremde Instruktionen als kontrollierrende Kraft

unseres Verhaltens akzeptieren.

Westliche Kulturen haben individuelle Handlungsfreiheit und Verantwortlichkeit zu den

Grundwerten erkoren und betrachten Gehorsam als nicht immer wünschenswert. Jedoch

greifen aber letztlich aus Effizienzgründen alle sozialen Organisationen und Gruppierungen

auf explizite Gehorsamsbeziehungen zurück (Polizei, Armee).

Gehorsam im Labor

Viele psychologische Experimente sind die hhäufigst untersuchte Beispiele zu blindem

Gehorsam. Wobei es sich meist um wohldefinierte Autoritätsbeziehungen handelt und nicht

unmoralisches verlangt wird. Aber auch offenbar sinnlose Aufgaben (z.B. mathematische

Aufgaben zu lösen und sie gleich in den Papierkorb wegzuschmeißen) zeigen eine solche

extreme Willfährigkeit von Versuchspersonen, dass sie an sich eine Quelle ernshafter

methodologischer Probleme darstellt.

MILGRAM hat festgestellt, daß die meisten Probanden soweit gegangen wären, dem anderen

körperliches Leid zuzuführen. Getarnt als „Lernexperiment“ hat die eigentliche Untersuchung

von Gehorsam stattgefunden. Die Versuchsperson sollte einem anderen Kandidaten, der mit

Elektroden im benachbarten Raum saß, Wortpaare beibringen. Jeden Fehler, der der

Kandidat beging wurde mit einem Elektroschock wachsender Stärke zu bestrafen (von 15 bis

450 Volt). Die höheren Stromstärken waren mit „gefählich“ und „äußerst gefährlich“ markiert.

Um eine bessere Vorstellung von der Strafe zu vermitteln, mussten sie sich zu Beginn selbst

einem recht schmerzhaften Elektroschock unterziehen. Mit wachsenden Stromstärken wuchs

die Aufregung des „Schülers“ – er begann zu vor Schmerz zu schreien, an die Wand schlagen

und darum betteln, die Prozedur doch zu beenden, nach dem letzten Stromstoß herrschte

Schweigen. ERGEBNISSE: 12,5% verweigerten den letzten „tödlichen“ Stromschlag zu geben und

über 65% gingen bis zum letzten (450 Volt) Stromschlag.

Variablen, die Gehorsam beeinflussen

• Autorität des Versuchsleiters (aber auch Replikationen außerhalb des Uni-Labors zeigen

kaum andere Effekte)

• die Probanden fühlten sich für ihr Tun nicht persönlich verantwortlich, da sie auf „Befehl“

handelten

• Nähe zwischen Probend und „Schüler“: indirekte Konfrontation mit dem Leid des Schülers

hatte zur Folge, daß das gehorchen leichter fiel. Mit zunehmender Nähe sank der Gehorsam

rapide. D.h. Leid zu verursachen fällt leichter, wenn das Opfer weit entfernt ist (Krieg: Bomber-

Piloten Vs. Soldaten unmittelbar an der Front).

• Nähe des Versuchsleiters: je näher desto größer der Gehorsam (per Gegensprechanlage

oder Tonband hatten „nur“ 45% gehorcht).

• Glaube an die letztendliche Verantwortlichkeit des Versuchsleiters: Flucht in den Gehorsam

Wir scheinen unsere Handlungsfreiheit zu unterschätzen und wählen den Weg des

geringsten Widerstandes, schieben die Verantwortung auf andere ab. Neigung einer

Autorität zu folgen.

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40 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

• einfacher Gruppendruck reicht aus, um Konformität zu induzieren. Was sich nicht unbedingt

zum schlechteren auswirkt (s.MODIFIKATION DES EXP.: wenn 2 Komplizen weigerten, stärkere

Schocks zu verabreichen – hörten ab eingem gewissen Grad auch die eigentliche

Probanden auf)

• Ungehorsam unter anderen Teilnehmern: weigerten sich einige Mitglieder Leid zuzufügen, so

gaben viele andere Probanden auch den Gehorsam auf.

MODIFIKATION DES EXPERIMENTES mit der Möglichkeit eigenständig die jeweils angemessene

Stromstärke selbst vorzuschlagen (man könnte einfach immer beim Minimum von 15 Volt

bleiben), wobei zwei „Teilnehmer“ waren Komplizen des Versuchsleiters und empfahlen

immer größere Stromstärken. Fast 70% fügten sich dem Gruppendruck und verabreichten

jedoch Stromstöße von 150 Volt, nur 20% zogen mit bis 450 Volt.

Führung

Es ist bisher noch nicht gelungen die besonderen Merkmale von Führern und Nicht-Führern zu

identifizieren und zu unterscheiden. Optimale Führungseigenschaften sind situationsabhängig

und der soziale Einfluß zwischen Führer und Geführten ist kein einseitiger Prozeß. D.h. der

Führer beeinflußt die Gruppe, aber die Gruppe sucht sich den geeigneten Führer den sie

auch formt und beeinflußt.

Besonders in unstrukturierten Gruppen muß sich ein Führer Respekt und Ansehen erarbeiten

bevor er versuchen kann, andere zu beeinflussen. = Erwerb von Respekt und Ansehen durch

Konformität, der es dem Betreffenden später erlaubt auch kreativ und nonkonformistisch zu

handeln (Idiosynkrasie-Kredit).

EXP. (LEWIN, LIPPITT, WHITE) zur Auswirkung von demokratischer, autokratischer und Laisser-faire-

Führung auf Leistung und Zufriedenheit von Gruppen: demokratischer, kollegialer Stil – der

effektivste (aber nicht immer).

FRENCH & RAVEN: Liste sozialer Einflußmöglichkeiten (social power) von Führern:

• Fähigkeit zu belohnen (reward power) oder zu bestrafen (coercive power)

• Autorität/Position, die ihm Befugnisse verleiht (legitimate power)

• kann aufgrund von Sachkunde Einfluß geltend machen (expert power)

• Attraktivität der Ideen und seiner Persönlichkeit, die andere dazu veranlaßt, sich mit ihm zu

identifizieren (referent power)

Effektivität ist also abhängig davon über welche Form der Macht der Führer verfügt.

Kontingenzmodell von Führung nach FIEDLER: effektive Führung ist das Ergebnis einer

Kombination von Führermerkmalen und situativer Eigenschaften. Führer unterscheiden sich

demnach entlang zweier Dimensionen:

1. Aufgabenorientiertheit

2. Personenorientiertheit

Fiedler untersuchte wie günstig verschiedene Situationen für bestimmte Führertypen sind:

• Bestehen guter oder schlechter Beziehungen zwischen Führer und Gruppe

• Strukturiertheit und Eindeutigkeit der Aufgabenstellung

• Macht des Führers in der Gruppe

Ergebnisse:

• sehr günstige oder sehr ungünstige Situationen: direktive, aufgabenorientierte Führer

• mittlere Schwierigkeiten: nicht-direktive, beziehungsorientierte Führer

Effektive Führung:

bedeutet zwei unvereinbaren Funktionen gerecht zu werden:

• Sorge, daß die Gruppe zufrieden ist (sozio-emotionale Führer) und

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41 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

• sicherzustellen, daß die Aufgaben effektiv erledigt werden (Aufgabenführer).

ZUSAMMENFASSUNG: Auf unterster Ebene sozialer Interaktionen kann bereits die bloße Anwesenheit anderer

Erregung hervorrufen und entweder zu Leistungsanstieg oder Leistungsabfall führen. Konformität und

Willfährigkeit (compliance) sind Prozesse, die dann in Gang kommen, wenn die Gruppe ihre Mitglieder

zu beeinflussen versucht, sich im Sinne der Gruppe zu verhalten. Prozesse sozialer Beeinflussung sind

nicht allein auf Gruppen beschränkt. Auch Personen, die direkte Forderungen stellen oder Befehle

geben (Führer, „Autoritäten“), können andere beeinflussen, und zwar aufgrund einer ähnlich starken

Tendenz, solchen Anordnungen nachzukommen (Gehorsam). Milgram-Experimente haben gezeigt,

dass auch unmoralische oder unangenehme Anordnungen befolgt werden, solange die Handelnden

eine persönliche Verantwortung für de Folgen ihres Tuns leugnen können.

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Kapitel 15: Interaktion in Gruppen.

Die Fähigkeit zur Kooperation mit und zum Leben in Gruppen ist eine evolutionäre

Überlebenshilfe. Dadurch konnten feinere und differenziertere Fähigkeiten entwickelt werden.

Zwei Arten von Gruppen:

Gruppe A Gruppe B

klein und intim: häufige Interaktion,

persönliches Engagement

groß und formell: unpersönliche

Regelapparate oder Verträge

nach TÖNNIES:

„Gemeinschaft“: herzlich, engagierte „face-

to-face“-Gruppen, Zusammenhalt,

Konformität, Kontrolle

nach TÖNNIES:

„Gesellschaft“: formell, unpersönlich, wenig

persönliches Engagement

nach COOLEY:

Primärgruppen

nach COOLEY:

Sekundärgruppen

Gründe von Problemen für den Einzelnen in der sozialen Interaktion:

• wachsende Bedeutung von unpersönlichen Sekundärgruppen

• schwinden von Primärgruppen-Beziehungen

• vertraute Beziehungen sind geographisch und sozial weit gestreut

Trotz allem gehört die Interaktion in Primärgruppen zu unseren komplexesten und intensivsten

Erfahrungen.

Messung von Gruppeninteraktion

Direkte Interaktion in Primärgruppen ist sehr komplex.

Beschreibung der Gruppeninteraktion z.B. durch Zeitanteil den jedes Gruppenmitglied einer

bestimmten Aktivität widmet; wieviel jemand spricht etc. so lassen relative Dominanz und

Führungspositionen feststellen. Die so gewonnenen Informationen sind jedoch nicht sehr

detailliert.

Bales: Interaktions-Prozeß-Analyse: Der Erfolg einer Gruppe hängt von zwei Faktoren ab:

1. wie gut löst sie anstehende Aufgaben = Aufgabenfunktion

2. wie gut erhält sie eine zufriedene Atmosphäre = integrative oder sozio-emotionale Funktion

Demnach lassen sich Gruppen in 4 Grundkategorien einordnen = Analysesystem für

Gruppeninteraktionen:

1. sozio-emotional – positiv: zeigt Solidarität, Zustimmung

2. aufgabenorientiert – bietet Lösungsversuche an: macht Vorschläge, Meinungsäußerung

3. aufgabenorientiert – stellt Fragen: bittet um Meinung und Orientierung

4. Sozio-emotional – negativ: widerspricht, zeigt Antagonismus

Diese ist Methode ist hilfreich, um Gruppenprozesse zu analysieren.

Stadien der Gruppenbildung

jede Gruppe durchläuft eine Standardabfolge von Interaktionsmustern. TUCKMANN geht

davon aus, daß Gruppen normalerweise 4 Phasen durchlaufen, die sich aufeinander

rückbezüglich verhalten:

1. Formierungsphase (forming): miteinander bekannt machen; erster Einblick in Aufgaben;

wie lauten die Gruppennormen bzw. Normen setzen.

2. Sturmphase / Konfliktphase (storming): Konflikte und individuelle Differenzen offenbaren

sich; Kampf um Status und Rollen; Rebellion gegen Führer. Haben ihren Sinn darin, die eigene

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Position zu erlangen bzw. zu verbessern. Die Gruppe wäre sonst nicht in der Lage, voll

funktionsfähig zu werden.

3. Normierungsphase (norming): Lösung von Konflikten durch allgemein akzeptierte

Gruppennormen, Einstellungen und Rollendefinitionen. Das Ziel ist die Funktionsfähigkeit der

Gruppe zu entwickeln, Geschlossenheit und Gruppenkohäsion zu erhalten. Die Konflikte sind

überwunden.

4. Phase des Funktionierens / Arbeitsphase (performing): stabiles Muster persönlicher

Beziehungen und aufgabenorientierter Funktionen. Energie zur effektiven Arbeit ist

vorhanden.

(5. Auflösung: Aufgaben sind erfüllt)

Ergebnis dieses Prozesses ist eine Einheit, deren Mitglieder sich gemeinsamen Normen

unterwerfen. Über den zukünftigen Erfolg einer Gruppe entscheidet u.a. auch die Etablierung

bestimmter Rollen und eine stabile Gruppenstruktur.

Mögliche Probleme Lösungsmöglichkeiten

innere Kündigung Supervision

Überindividualisierung Intervision (zwischen Kollegen)

Trennung Coaching (auftraggeberorientiert), etc.

Gruppenstruktur

Verschiedene Rollen innerhalb einer Gruppe lassen sich durch Status, Rolle, hierarchische

Position oder durch Cliquen beschreiben. Hat sich die Gruppe etabliert, sind normale

Interaktionen aufgrund der Gruppenstruktur vorhersagbar.

Soziometrie von MORENO: Methode zur Analyse von Gruppenstruktur: alle Gruppenmitglieder

machen Präferenzaussagen über alle anderen, sie dann zu einem Soziogramm

zusammengefasst werden. Neben der informellen Gruppenstruktur (Soziogramm) wird die

Struktur in stärker formalisierten Gruppen auch von anderen Kriterien mitbestimmt. z.B.

geplante Struktur in Fabriken.

So wird die Position von Personen innerhalb einer Gruppe von einer Kombination formeller

und informeller Faktoren mitbestimmt: Extrovertiertheit, Freundlichkeit, Geselligkeit,

aufgabenrelevante Fähigkeiten, Intelligenz, Kompetenz etc.

Kommunikationskanäle

Information in Gruppen ist ungleich verteilt. Je näher die Mitglieder zueinander stehen um so

unproblematischer und häufiger kommunizieren sie miteinander.

Kommunikation ist jedoch meist eine Machtquelle und die Zugehörigkeit zu einer Gruppe wird

dann zufriedenstellend, wenn klar ist was vorgeht und die Gruppenaktionen mit beeinflussen

kann.

LEAVITT kam zu dem Ergebnis, daß stark zentralisierte Netzwerke (Informationen laufen über

Führer) gut für die Problemlösung waren, die Gruppenmitglieder aber eher unzufrieden

waren. Offenere und diffusere, aber auch weniger effiziente Kommunikationssysteme

befriedigten die Gruppenmitglieder hingegen mehr

Zufriedenheit in einer Gruppe hängt also eng mit dem Zugang der Mitglieder zu

Kommunikationskanälen zusammen: Je mehr Informationen sich ein Gruppenmitglied

verschaffen kann, um so positiver steht er der Gruppe gegenüber.

Gruppenmitglieder, die viele Informationen besitzen nehmen mit größerer Wahrscheinlichkeit

Führungspositionen ein und werden von den anderen Mitgliedern der Gruppe anerkannt. Info

spielt also eine bedeutsame Rolle.

Ausdruck von strukturellen Unterschieden der Mitglieder wird auch oft visuell Ausdruck

verliehen: z.B. Gruppenführer am Kopfende eines Tisches.

Gruppenkohäsion und Referenzgruppen

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Gruppenkohäsion = Ausmaß, indem sich die Gruppenmitglieder den gemeinsamen Normen

und Zielen der Gruppe verpflichtet fühlen und einander und der Gruppe gegenüber positive

Gefühle entgegenbringen. Positive Gefühle haben einen wesentlichen Einfluß auf die

Leistung der Gruppe.

So kann es unter extremen Bedingungen zu einem Geborgenheitsgefühl und

Zugehörigkeitsgefühl kommen. Besonders gebunden fühlen wir uns an die Gruppen, für die

wir Opfer gebracht haben, z.B. Militär (US-Marines), Elitärtruppen, etc.

Der Zusammenhalt in der Gruppe beeinflußt auch deren Interaktionsprozesse: In engen

Gruppen findet abweichendes Verhalten weniger Toleranz und der Konformitätsdruck ist

wesentlich stärker. Zusammenhalt und Konformität sind „zwei Seiten derselben Medaille“.

Zufriedenheit und positives Identitätsgefühl beziehen wir aus unserer Gruppenmitgliedschaft

nur, wenn wir bereit sind, unsere individuellen Wünsche den Gruppennormen unterzuordnen,

obwohl sich diese Opfer in Grenzen halten. Hat sich die Gruppe etabliert, kann man sich

diesen Erwartungen relativ problemlos unterwerfen. Wir machen die Werte und Normen der

Gruppe zu unseren eigenen. Untersuchungen zeigen, dass sich persönliche Werte und

Einstelungen im Sinne des Gruppenstandards wandeln. EXP von NEWCOMB Studenten aus

konservativen Mittelschicht-Elternhäusern kamen an eine Institution (Bennington College), die

bekannt für ihre liberalte Grundhaltung. Wie erwartet kam es zum Einstellungswandel, und

innerhalb kurzer Zeit was das liberale College für diese Studenten zur neuen Bezugsgruppe.

Der Effekt blieb bestehen auch nach 25 Jahren.

Bezugsgruppe: wir beziehen unsere Werte und unsere Identität oft von der Gruppe, zu der wir

gehören. Je stärker die Identifikation mit einer Gruppe, um so größer ist die

Wahrscheinlichkeit, daß sich unser individuelles Verhalten durch Gruppenprozesse ändern

läßt. (Gruppendynamik)

Gruppenphänomene:

• Gruppenerleichterung (Verhaltensweisen, die in der Gruppe leichter fallen)

• Nachlässigkeit (loafing): z.B. weniger hilfsbereit durch Weitergabe von Verantwortlichkeit

• De- oder Entindividualisierung: Aufgabe der Einzigkartigkeit v.a. bei autoritären Strukturen

• Polarisierung: Distanz zu anderen Gruppen, Identitätsbildung, Kohäsion

• Gruppendenken: Tendenz verändert oder verkürzt zu denken, wenig Kreativität

• Minderheiteneinfluß: abweichendes Verhalten/Denken wird nur in gewissem Maß toleriert.

Es kommt evt. Zum Ausschluß aus der Gruppe

Diese und andere Phänomene werden im Folgenden genauer erläutert.

Gruppenentscheidungen und „Gruppendenken“

Aufgaben: aufgrund komplexer und widersprüchlicher Informationen Entscheidungen fällen.

Hierbei sollten sich die einzelnen Personen frei genug fühlen ihren eigenen Standpunkt

kontrovers zu vertreten und verschiedene Sichtweisen durch zu diskutieren.

Gruppendenken - eine Situation, in der sich eine sehr kohäsive Gruppe, unter dem Einfluß

eines starken, dynamischen Führers, von der Realität entfernt und ein komplexes System nur

von einer Seite betrachtet. Es besteht die Überzeugung, daß nichts wichtiger ist als der

Gruppenzusammenhalt (nach JANIS). Gruppendenken ist ein Extremfall nicht-optimaler

Gruppenleistung afugrund des normativen Drucks, hoher Kohäsion, Konformität und

emotionaler Bindung.

Deshalb ist es ratsam Gruppenleistung mit Hilfe rationaler Problemlösungsstrategien zu

verbessern. z.B. rationale Analyse von Entscheidungsalternativen durch eine Bilanz; die

positive und negative Aspekte aller relevanten Alternativen werden einander gegenüber

abgewägt. Entscheidungsfolgen im Rollenspiel vorwegzunehmen etc.

Diese Strategien helfen Konsequenzen einer Entscheidung im Vorfeld zu beachten.

Gruppenansteckung und Entindividualisierung

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45 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Wir tun als Gruppenmitglied z.T. Dinge, die wir alleine nie tun würden, da wir uns für diese

Taten letztlich nicht verantwortlich fühlen. D.h. der Einzelne verschmilzt mit den Emotionen der

Menge, was ein großes Selbstbewußtsein und ein Gefühl persönlicher Stärke hervorrufen

kann. Wir treten als Individuen aber auch weniger in Erscheinung und unser Handeln steht

gelegentlich nicht mehr unter unserer individuellen Kontrolle = Entindividualisierung.

Wird man als Individuum weniger erkenntlich, so steigt die Wahrscheinlichkeit aggressiven

Verhaltens, individuelle Verhaltensschranken werden somit aufgehoben. Dies kann zu

bizarren Verhaltensweisen führen.

Entindividualisierung wird begünstigt durch: große Menschenmengen, Dunkelheit, gewisse

Dauer der Situation, Uniform bei der Polizei, die Hüte der Ku Klux Klan, etc.

EXP von ZIMBARDO zur Rolle von Anonymität bei Entindividualisierung: Probandinnen bekamen

die Gelegenheit, einem anderen Mädschen, einen elektrischen Schlag zu versetzen. Einige Tp

hatten Laborkittel an und trugen eine Haube, die anderen trugen Namensschilder, die ihre

Identität offenbarten. Die „entindividueliserte“ Gruppe verabreichte doppelt soviele

Elektroschocks wie die namentlich gekennzeichnete.

Konflikt und Kooperation zwischen Gruppen

EXP von SHERIF: Kinder im Ferienlager. Wenn Wettbewerbsaspekt im Spiel starke Rivalität

zwischen Gruppen. Lösung: Gruppenbelohnung (z.B. Filmvorführung) für die Leistung

Kooperation.

Gruppenzugehörigkeit trägt zu unserem Selbstwert- und Identitätsgefühl nur in dem Maße bei,

wie wir unsere Gruppe als verschieden von anderen erleben und diesen anderen Gruppen

als überlegen sehen. Wir neigen demnach zur Überschätzung der eigenen Gruppe. Dies kann

sich auch in Vorurteilen und Diskriminierung niederschlagen. D.h. wir wählen eine Strategie,

die auf Kosten des maximalen Nutzens für die eigene Gruppe, die Unterschiede zwischen

zwei Gruppen maximiert. Dies ist ein fast automatischer Prozeß, da die Zugehörigkeit zu einer

stärkeren Gruppe uns ein positives Identitätsgefühl verschafft. Ich brauche nur zu wissen, daß

ich zur Gruppe A gehöre und du zur Gruppe B und shcon halte ich Gruppe A für die

überlegene und verhalte mich entsprechend, denn die zugehörigkeit zu einer „überlegenen“

Gruppe erhöht ein positives Identitätsgefühl.

EXP von TAJFEL, FORGAS und TURNER: auch Zugehörigkeit zu einer extrem pberfälichen und

kurzlebigen Gruppe kann zur Diskriminierung führen. Einander unbekannte Probanden

wurden nach völlig willfürlichen kriterien (z.B. Würfelzahl). Dann kam die Aufgabe, das Geld

zwischen 2 Leuten aufzuteilen, von denen sie nicht mehr wußten, als daß der eine zu ihrer

eigenen und der andere zur zweiten „Gruppe“ gehörte. Diese nahezu bedeutungslose

„Gruppenzugehörigkit“ genügte, um den Außenstehenden zu diskriminieren.

Polarisierende Wirkung von Gruppen

Häufig werden in unserer Gesellschaft wichtige Entscheidungen von Gruppen getroffen. Dies

steht in engem Zusammenhang mit der demokratischen Ideologie unseres Systems. Wir

denken, daß es so zu weniger extremen und unvernünftigen Entscheidungen kommt, indem

wir extreme Einzelmeinungen versuchen auszuschalten.

Diese Einstellungen entspricht aber nicht immer den Tatsachen, da Gruppen unter

bestimmten Umständen eher dazu bereit sind größere Risiken einzugehen als der Einzelne.

Gruppen tendieren zur Wahl riskanterer Alternativen = Risky shift.

EXP (KOGAN und WALLACH): Probanden mit einem alltäglichen Dilemma konfrontiert: Ein

Ingenieur soll entscheiden entweder in fester, aber schlecht bezalhter Stellung und einem Job

in einer neugegründeten Gesellschft entscheiden. Soll er den Sprung wagen, wenn seine

Erfolgschancen bei 1 zu 10, 2 zu 10, usw. liegen? Individuen treffen „konservativere“

Entscheidungen als Gruppen.

Mögliche Erklärungen:

• Diffusion von Verantwortung

• Führung: risikofreudige und individualistische Gruppenmitglieder evtl. überzeugende Führer

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46 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

• Risikobereitschaft gilt in unserer Gesellschaft im allgemeinen als positiver Wert

• nach MOSCOVICI und ZAVALLONI: das persönliche Engagement des Einzelnen wächst im Laufe

einer Gruppendiskussion und das Vertrauen in die Richtigkeit der jeweiligen Position wächst,

so daß sich der Einzelne damit identifizieren kann. Das führt dazu daß er sich die extremere

Haltung zu eigen macht, als diejenige die er evtl. zuerst vertreten hat.

Mittlerweile ist es empirisch belegt, daß Gruppenurteile über Einstellungen, Werthaltungen,

Urteile über Personen und Gruppenstereotypen extremer ausfallen als von Einzelpersonen.

Exp. von Forgas: Gruppen oder Individuen sollten entscheiden, ob ein Student, der beim

Examen betrogen hatt, für sein Tun verantwortlich sei und eine Strafe zumessen. Gruppen

verhängten schwerer Strafen als Einzelpersonen.

Voraussetzung für das Eintreten einer extremen Haltung ist eine vollkommen freie,

uneingeschränkte und informelle Diskussion, die dem Einzelnen ein hohes Maß an

persönlichem Engagement gestattet. Dies ist in formellen Gruppen die Entscheidungen zu

treffen haben jedoch nicht der Fall. Sie müssen strengen Verfahrensregeln folgen und

unterstehen der Autorität eines formellen Führers oder Vorsitzenden. So ist eine

Risikoverschiebung weniger wahrscheinlich.

Zusätzlisch zeite sich in Experimenten, dass Gruppenmeinungen nur in informellen

Gruppen extremer ausfallen (in Freundes- Kollegengruppen, in denen frei und

uneingeschränkt diskutiert wird, also in „Primärgruppen“) als die Meinungen einzelner

oder als in offizielen Entscheidungsgremien („Sekundärgruppen“).

Trainings- und Encountergruppen

Emotionale Intensität und Engagement kann sich auch in kurzlebigen und oberflächlichen

Gruppen) nach relativ kurzer Zeit einstellen.

Als einer der ersten nutzte LEWIN sog. „Trainingsgruppen“ zu therapeutischen Zwecken. Dies

sollte den Teilnehmern zu neuen Wahrnehmungen und Einstellungen verhelfen.

Es besteht jedoch die Gefahr, daß es zu Belastungen von schwer gestörten Menschen führen

kann, da diese dem Sog von Konformität und Gehorsam ausgesetzt sind und ihre soziale

Unterstützung entbehren.

Interessanterweise hat die STUDIE von ARONSON und MILLS gezeight: Je höher der Eintrittspreis

einer Trainignsgruppe und je zweifelhafter die Erfahrung, um so größer ist die Motivation die

Teilnahme zu rechtfertigen und mit großer Anhänglichkeit an die Gruppe zu reagieren.

Trotz dieser Vorbehalte können Trainingsgruppen wesentlich zu Veränderungen beitragen.

Teilnehmer können im Rahmen von Gruppentreffen angemessene Verhaltensweisen

aufbauen und verstärken helfen. Sie können im Geschäftsleben die Moral der Mitarbeiter

heben und neue Kompetenzen vermitteln und etwas für die Loyalität und den Zusammenhalt

der Gruppe tun.

ZUSAMMENFASSUNG: Gruppen können sich in Größe, Formalitätsgrad, Kohäsion oder Struktur unterscheiden.

Kohäsiv-integrative und aufgabenorientiert Funkitonen einer Gruppe im Gleichgewicht zu halten, kann

eine schwierige Aufgabe sein- benötigt Führungspersonen, die auf beide Aspekte des Gruppenlebens

spezialisiert sind. Gruppenmitgliedschaft ist eine wichtige Quelle unseres Identitätsgefühls. Da zwischen

positivem Identitätsgefühl und Mitgliedschaft in einer Gruppe ein enger Zusammenhang besteht, neigen

Menschen dazu, die eigene Gruppe zu überaschätzen und andere Gruppen zu unterschätzen. Soziale

Ansteckung oder aus der Mitgliedschaft resultierende Konformität können uns zu Handlungen verleiten,

die uns sonst im Traum nicht einfielen. Bei starker Kohösion kommt es zum Phänomen des

„Gruppendenkens“, der wunschgerechten kollektiven Wahrnehmung der Realität.

In totalitären Gesellschaften (wie Sowjetunion) werden die Kinder dazu angehalten, einander vor der

Klasse öffentlich zu loben, zu denunzieren und zu kritisieren, so daß der einzelne, noch bevor er

unfügsam ist, das Gewicht der ganzen Gruppe spürt.

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47 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Kapitel 16: Ökologische, methodologische und angewandte Aspekte sozialer Interaktion.

Ökologische, methodologische und angewandte Aspekte sozialer Interaktion

Die Ökologie der sozialen Interaktion

Die physikalische Umgebung in der Interaktionen stattfinden, haben Einfluß auf die

verschiedenen Verhaltensweisen.

So ist jede Interaktion eine situationsspezifische Interaktion und wird bestimmt durch die

Beschaffenheit des Ortes (die Anordnung von Möbeln in einem Büro erweitern die nonvrbale

Kommunikation, die sich in solchen Räumen aufhalten). Z.B. Frauen sitzen lieber neben einem

Freund/Freundin, Männer ziehen es vor, dem Partner gegenüber zu sitzen.

Diesem Faktor sind wir uns häufig nicht bewußt, wir reagieren hierauf unbewußt und

automatisch.

Statische Aspekte der Umgebung

Es besteht ein typischer Zusammenhang zwischen Verhaltenssettings (Büro, Wohnung,

Restaurant etc.) und Interaktionen, der vermuten läßt, daß das Verhaltenssetting definiert,

was innerhalb seiner Grenzen an Interaktion möglich ist.

Umgebungsfaktoren nehmen auch einen entscheidenden Einfluß darauf, wie unser

Wohlbefinden und unsere allgemeine Zufriedenheit ist. Die Gestaltung eines Raumes

beeinflußt immer das soziale Leben derer, die diese Räume benutzen. Manche Räume sind

der Interaktion förderlich (soziopetal), andere nicht (soziofugal, z.B. kleines, kahles,

deprimierendes Labor mit flackernder Beleuchtung). BSP 1: in einem unschönen Raum

äußerten die Probanden sher viel weniger Zufriedenheit mit ihrem Leben als in angenehmer

Umgebung.

BSP 2. In Studentenheimen mit „langen Korridoren“ verhielten sich Studenten auch außerhalb

des Wohnheims weniger sozial und waren mehr um Wahrung ihrer Privatsphäre bemüht als

andere.

Der Zusammenhang zwischen Umgebung und sozialer Interaktion ist jedoch nicht unmittelbar.

Entscheidend ist wie wir unsere Umgebung wahrnehmen und kognitiv repräsentieren. Unsere

Zufriedenheit mit unserer Umgebung ist das Ergebnis subtiler sozialer Vergleichsprozesse = was

wäre möglich? was hatten wir vorher? was haben andere Leute? wie sehen die kulturellen

Einflüsse aus?

BSP ein Büro, das in Deutschland oder USA abgelehnt wird als deprimierend und für die

ernsthafte Arbeit umzumutbar, wäre eventuel in einem Land der Dritten Welr vielleicth der

Inbegriff von Luxus)

Die aus diesem Vergleich resultierenden „kognitiven Landkarten“ sagen eher etwas über

unsere eigenen Verhaltensmuster, Gewohnheiten und Nutzungsarten aus als über die

Eigenschaften und Merkmale der Umgebung.

BSP eine Untersuchung (Pearce) von kognitiven Landkarten von Touristen stellte fest, dass sie

weniger die wirklichen merkmale der besuchten Städte wiedergaben als die Interessen und

Aktivitäten der Reisenden.

Dynamische Umweltfaktoren: Lärm, Licht, Temperatur

Lärm: wirkt sich beeinträchtigend auf viele Aspekte menschlicher Leistung aus. Angenehme

Klänge können die Interaktion positiv beeinflussen.

BSP 1 (Beeinträchtigung durch Lärm): Ein lärmernder Rasenmäher hat die meisten Passanten

davon abgehalten, einem Studenten zu helfen, dem ein Stapel Bücher aus der Hand gefallen

war. Ohne Lärm hatten 80% Hand angelegt, bei Lärm – nur noch 10-15%.

BSP 2 (Auswirkung von Musik auf Anziehung): Bei gerngehörter Musik (Rockmusik) fühlten sich

Probanden mehr zu einem Partner hingezogen als ohne Musik oder bei Musik, die ihnen nicht

gefiel.

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48 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Licht: soziales Leben findet in wohlbeleuchteten Umgebungen statt und die meisten Normen,

Regeln und Rollen sind für das Tageslicht bestimmt. In dunklen Räumen wird relativ schnell ein

hohes Intimitätsniveau erreicht. Unsichtbarkeit und Anonymität führen zu weniger

Hemmungen und machen uns aufgeschlossener für intensive menschliche Kontakte.

BSP. Probanden waren schneller bereit mit ihren „unsichtbaren“ Partnern über ernsthafte

Themen zu sprechen und bis zu 90% von ihnen suchten in irgendeienr Form Körperkontakt, der

häufig ausgesprochen sexueller Natur war.

Wetter: zu kaltes oder zu nasses Wetter ruft eher negative Empfindungen hervor und Fremden

gegenüber werden weniger Sympathien entgegengebracht. Unangenehme Wetterlagen

wie Hitze (Höhepunkt: 27 bis 32 C°, wenn höher, dann ist die Hitze sogar für Gewalttaten zu

unangenehmn) erregen die Aggression.

Dichte und Enge vs. Privatheit und Rückzug

Einer der Umgebungsfaktoren mit dem größten Einfluß auf soziale Interaktion is tdie bloße

Anzahl von Menschen, die auf begrenztem Raum zur Kontaktaufnahme verfügbar sind

(ruämliche Nähe – eine wesentliche Determinante unserer künftigen Beziehungen). Es kann

bei zu vielen Menschen auf zu engem Raum zu Wahrnehmungen der Überfülltheit kommen.

Wann es zu solchen Gefühlen kommt ist abhängig von dem Vergleich den wir haben. Diese

Menschenmengen können uns freudig erregen oder aber auch pathologisch reagieren

lassen. Sind jedoch sonst keine negativen Faktoren, wie mangelnde Schulbildung, schlechte

Wohnverhältnisse vorhanden, so sind negative Reaktionen nicht alleine auf die Nähe

zurückzuführen.

Auf ein zuviel oder zuwenig an sozialen Kontakt reagieren Menschen sehr flexibel. ALTMAN

ging davon aus, daß das gewünschte Maß an sozialem Kontakt von Mensch zu Mensch, von

Situation zu Situation und Tageszeit zu Tageszeit verschieden ist. Menschen verfügen über sog.

„Rückzugs-Regulations-Mechanismen“ (privacy regulation mechanism). Dazu gehört auch,

daß wir unsere physikalische Umwelt so manipulieren, daß wir unsere sozialen Kontakte auf

einem gewünschten Niveau halten.

Privatheit: meint zum einen eine selbstgewählte äußere Einsamkeit und zum anderen die

Freiheit zu ungestörter Intimität mit anderen, die Freiheit unter anderen anonym zu bleiben

und zurückhaltend mit Informationen über sich selbst zu sein. Das wahrnehmen von Privatheit

ist sehr variabel.

Statische und dynamische Aspekte der Umwelt beeinflussen also wesentlich die soziale

Interaktion.

Methoden zur Erforschung sozialer Interaktion

Der Forschungsprozeß: die kreativen und die kritischen Phasen

Ziel der wissenschaftlichen Forschung ist es Gesetzmäßigkeiten aufzustellen. Diese gelten nicht

absolut und sind auch nicht ewig wahr. Die endgültige Verifizierung bleibt logisch unmöglich.

Sind zusammengefaßte Beschreibungen des gegenwärtigen Wissensstandes auf einem

bestimmten Gebiet. Aufgabe des Forschers ist hierbei die systematische und wiederholte

Beobachtung, die zu empirischen Gesetzen führt. Dazu gehört erstmal eine Hypothese

haben, anhand derer die Gültigkeit überprüft wird. Diese Phasen nennt man

Hypothesenbildung und Hypothesentesten oder auch kreative und kritische Phase

(Evaluierung).

Forschungstechniken:

• Analyse historischen Datenmaterials: Material zusammentragen oder erheben und davon

überzeugen, ob die Hypothesen richtig sind. BSP. Um zu überprüfen, ob in den Jahren von

1900 bis 1970 eien Zusammenhang zw.sommerlichen Hitzewellen und Gewwalttaten in den

USA gegeben hat, finden Sie alle notwendige Info in den Berichten der Wetterämter, in

Polizeiakten oder Zeitungen.

Page 49: Forgas (1999) Soziale Interaktion und Kommunikation

Autorin: Alёna Romanenko

Benutzte Materialien: Originalbuch von Forgas, psychologie-seiten.de & whitesmoke.lima-city.de

49 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

• Erhebung von Datenmaterial: Beobachtung die reliabler und genauer wird, indem man

vorher festlegt, was gesucht wird und demnach eine Liste von Beobachtungskategorien

erstellt = strukturierte Beobachtung.

• Es besteht auch die Möglichkeit des natürlichen Experiments um Reaktionen von Menschen

auf ein Ereignis zu erfassen (gelegentlich wissen wir im voraus, daß irgendetwas bedeutsames

geschieht und wollen Reaktionen von Menschen auf dieses Ereignis erfassen: Natur sorgt für

die „Manipulation“ und wir zeichnen die Reaktionen der „Probanden“ auf).

• Um verbale Reaktionen zu untersuchen gibt es Methoden wie das Interview, das man offen

und unstrukturiert gestalten kann, aber auch durch vorbereitete Fragen und

Antwortalternativen strukturieren kann. Hierbei gibt eine Vielzahl von Fragebögen,

Schätzskalen, Listen usw. die der Proband alleine ausfüllen kann.

• Ein nicht reaktives Experiment führt Situationen herbei oder läßt gezielt in Situationen

eingreifen, um eine bestimmte andere Situation hervorzurufen. Dies hat den Vorteil daß die

Probanden nicht wissen, daß jemand als Versuchsleiter fungiert, und sich dementsprechend

natürlich verhalten. BSP. Messung von der Schnelligkeit wie die Autofahrer die Kreuzung

überfahren werden nachdem sie beim roten Licht von den Komplizen des Versuchsleiters

langestarrt wurden.

• Das Laborexperiment zeichnet sich aus durch ein Höchstmaß an Kontrolle und verläßliche

Beobachtungen. Im Labor wird eine geplante Manipulation durchgeführt und beobachtet

wie die Probanden unter kontrollierten Bedingungen reagieren. Hierbei kann man sich sicher

sein, daß innerhalb der Grenzen einer bestimmten Menge von Manipulationen ein

vorhergesagter Zusammenhang besteht oder nicht = Maximierung der internen Validität =

Kausalität = wiederholt beobachtete Ereignisfolgen einer zugrundeliegenden Regularität.

BSP eines EXP (s. Kapitel 6) Männliche Probanden erhielten beim Anschauen weiblicher

Aktphotos über Kopfhörer falsche Info über ihre Herzschlagfrequenz (kontrollierte

Manipulation), was noch einige Zeit später ihre Präferenz für bestimmte Bilder beeinflußte.

Vortele des Laborexperiments: die Möglichkeit, unkontrollierte Einflüsse auszuschalten und

eine möglichst eindeutige Verbindung zwischen zwe Ereignissen herzustellen.

Nachteile und Probleme des Laborexperimentes: Wissen über Sinn und Zweck des

Experimentes kann das Verhalten der Probanden erheblich beeinflussen; Wettstreit zwischen

Versuchsleiter und Proband = Versuchsleiter versucht möglichst Sinn des Experimentes zu

verheimlichen und der Proband versucht den Erwartungen des Versuchsleiters möglichst zu

entsprechen (hätten die Probanden Milgram gehorcht, wenn sie gewusst hätten, dass ihm

um Autorität und Gehorsam geht?); durch den vorgetäuschten Zweck konzentriert sich der

Proband nicht auf den wirklichen Zweck und ist motiviert sich möglichst so zu verhalten daß er

den „Ansprüchen“ des Leiters genügt. Trotz allen Bedenken gehört das Laborexperiment zu

den wichtigsten Techniken der Sozialpsychologie.

Forschungsethik

Ethische Fragen:

• Unter welchen Bedingungen, darf man in die Privatsphäre von Menschen eindringen?

• Darf man Probanden Unbehagen bereiten?

• Sind Lügen, um den wahren Sinn des Experimentes zu verdecken, vertretbar?

All diese Fragen muß im Letzten der Versuchsleiter verantworten, von dem zu erwarten ist,

daß er die Probanden vor körperlichen und seelischen Schmerzen bewahrt, daß er ihre

Intimsphäre achtet und so aufrichtig ist wie möglich.

Interaktion als Kompetenz

Soziale Interaktion = Vielzahl miteinander verbundener Kompetenzen (Eindrucksbildung,

Personenwahrnehmung, Attribuierung, verbale und nonverbale Kommunikation,

Eindruckssteuerung, Aufbau von Beziehungen, Interaktion in Gruppen).

Page 50: Forgas (1999) Soziale Interaktion und Kommunikation

Autorin: Alёna Romanenko

Benutzte Materialien: Originalbuch von Forgas, psychologie-seiten.de & whitesmoke.lima-city.de

50 Forgas (1999) - Soziale Interaktion und Kommunikation

Ist die Interaktion auch Teil des Berufes sind weitere Kompetenzen nötig (Arzt,

Sozialpädagoge etc.)

Interaktion als Kompetenz zu verstehen, impliziert auch, daß solche Kompetenzen erlernt sind

und erlernt werden können wie z.B. in Trainingsprogrammen.

Unzulängliche soziale Kompetenz

Objektive Kriterien nach denen unzulängliche soziale Kompetenz zu definieren und zu

diagnostizieren ist, gibt es nicht.

Es bestehen je nach Kultur, Gruppe und Individuen verschiedene Maßstäbe, womit deutlich

wird, daß es ein subjektives Phänomen ist. Es ist erst dann möglich von unzulänglicher sozialer

Kompetenz zu reden, wenn jemand mit seiner eigenen sozialen Interaktion und Beziehungen

unzufrieden ist.

Extremfälle sozialen Unvermögens: psychische Störungen wie z.B. einige neurotisch oder

psychotisch erkrankten Menschen, bei denen sich diese Unzulänglichkeit auch

diagnostizieren läßt.

Soziale Kompetenzdefizite haben eine verhaltensspezifische, eine kognitive und eine affektive

Komponente. Häufig handelt es sich um kognitive oder wahrnehmungsspezifische Defizite.

Die entsprechende Person kann also nicht einschätzen wann welches Verhalten angebracht

ist oder ist so ängstlich oder erregt, daß sie kein entsprechendes interaktives Verhalten zeigen

kann.

Die Diagnostik beruht auf verschiedenen Methoden wie standardisierte Skalen zur Erfassung

sozialer Angst, die direkte Verhaltensbeobachtung die aufzuzeichnen und zu analysieren ist,

Aufforderung des Klienten anhand eines Fragebogens das eigene Verhalten zu schildern,

physiologische Messung von Angst und Erregung.

Schulung und Therapie sozialer Kompetenzen

• Lernen am Modell und Nachahmung: das Zielverhalten wird vorgemacht („live“ oder auf

dem Videoband) und der Klient wird gebeten es im Rollenspiel nachzuahmen.

• Soziale Verstärkung: Belohnung des richtigen Verhaltens durch Lob und Ermunterung.

• Transfer-Lernen: die erworbenen Kompetenzen werden versucht auf die Interaktionsroutine

zu übertragen. Dies geschieht in Form von „Hausaufgaben“

Welche Kompetenzen lassen sich innerhalb einer Therapie erlernen?

1. allgemeine Interaktionskompetenzen

2. Kompetenzen des Gemeinschaftslebens

3. spezielle berufsbezogene Interaktionskompetenzen

Solche Trainingsprogramme helfen das eigene Verhalten und das der anderen besser zu

verstehen.