Formol-Gelifikation des Serums

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~o58 KLINISCHE WOCHENSCttRIFT. 16. ]AHRGANG. Nr. 3~ 24. JULI I937 FORMOL-GELIFIKATION DES SERUMS. (Reaktion yon Gat~ und Papacostas.) Von Dr. t~ANS REICHEL, cand, med. I~'RIEDRICH BETTELHEIM und Dr. ROBEaT B~A~DT. Aus der L MedizinischenNlinik (Vorstand Prof. Dr. HANS EPPINGER) und aus der Serumstation der Klinik fOx Gesehlechts- und ttantkrankheiten (Vorstand Prof. Dr, WILHELM KERL) Wien. GA~s und PA~ACOS~AS beschriebeu im Jahre 192o eine merkw~rdige Serumreaktion: Nach Zusatz yon 2 Tropfen 4proz, Formaldehydl6sung zu 2 ccm Serum tritt in manchen Seris Bach wenigen Minuten his nach 24 Stunden, selten erst noeh sparer (bet Zimmertemperatur) eine Gelifikation ein. Das Serum verliert seine dfinnfltissige Konsistenz und er- starrt zu ether geleeartigen Masse, beim Umkehren der Eprou- vette fliel3t es nicht aus, Der positive Ausfall der IReaktion ist demnach qualitativ durch die Erstarrung des Serums, quantita• dutch die Zeit- dauer, innerhalb deren diese eintritt, gekennzeichnet. Der Ausfall der Reaktion (FGR.) ist abhdingig: I. vom Eiweiflgehalt des Serums, und zwar mehr yore Globulin- als vom Albumingehalt (BEssE~ANS, SALZlND, KVRTEN). 2. yore Salzgehalt sowie Harnstof/gehalt (SALKIND); man kann durch Salzzusatz die Reaktion beschleunigen. 3, yon der Temperatur. W~hrend I~INGSBURY keinen deut- lichen Unterschied der Gelifikationszeit bei Temperaturen zwischen o--51 o feststellen konnte, zeigten BESSE~aA~S, terrier S~LKIND, dab die Gelierung yon der Temperatur abh~ngig ist. 4. yon der 2Formolkonzentration. Es gibt eine optimale Formolkonzentration, bei welcher das Serum am schnellsten geliert. Sowohl bet geringeren als bet gr6Beren Zus~tzen yon Formol tritt die GeIierung sparer ein. BESSE~ANS und LEYDEN, ferner SALKIND zeigten, dab der optimale Formol- zusatz bei Seren verschiedener Tierarten ein sehr ~'erschie- dener ist. 5. Von der Verdunstung. Da sowohl erhShter Eiweig- als such SMzgehalt die Reaktion begtinstigt, ist es klar, dab diese in Seren, die dutch Verdunstung eingedickt sind, be- gfinstigt wird. Wird die Reaktion in unverschlossenen Glgs- chen vorgenommen, so kann ein Serum in einigen Stunden gelieren, das in gut verschlossenen Eprouvetten vielleicht erst nach mehreren Tagen gelieren wiirde (SALKIND). Durch den gieichsinnigen EinfluB h6herer Temperatur und Ver- dunstung erkl,,tren sich manehe wechselnde Resultate bet 6Iterer Wiederholung der Reaktion. Durch Serumverdiinnung in vitro wird die Reaktion deutlich gehemmf. 6. u SSuregehalt des Formols. S~ure hemmt die Reaktion (t('ORTEN); daher soll alas Formol Bach Ke~TEN durch Zusatz einer 2oproz. Natriumcarbonatl6sung neutrali- siert werden (PhenolphthMein Ms Indicator). 7- In inaktiviertem Serum Bach BESSEM~,NS und LEYDEN die Gelierung schneller ein Ms in aktivem Serum. Die Reaktion ist Bach REI~R und M~R~ON ein Gerbungs- prozel3. Es wird den Albuminen eine strukturbildende Ffihig- keit verliehen. Doch kommt es nut dann zu ether Erstarrung des Serums, wenn Gerbungskeime (grob disperse Teilchen wie Globulin, Lecithinemulsion oder auch Tierkohle nsw.) vorhanden stud. DaB tats~chlich Sera, bet denen die 2'GR. bald eintritt, erhShten EiweiBgehalt zeigen, haben wit schon frfiher erw~hnt. Vermehrung der Globuline scheint vor allem eine Rolle zu spielen (BESSE~aANS, SALKIND, ~0RTEN). u wurde versucht, die FGR. ffir die Diagnostik in der Humanmedizin und Tierheilkunde zu verwerten. Die Literatur diesbeztiglich ist recht umfangreich. 192o beschrieben G~'r~, und P~P~cosTas die FGR. als einfache Syphilisreaktion and fanden in 85% der Falle l'Jbereinstimmung mit der Komplementbindungsreaktion Bach WAssermann. Ob- wohl diese Angaben yon ~V~AcKENZIE bestatigt warden, zeigten in der Folgezeit eine Reihe yon Untersuchungen, dab die FGR. zur Diagnose der Syphilis unbrauehbar ist (BEssEmANS, CO~mESCO, G~osso, LEGXR und HUC~ARD, RINC6~ u, a.). Bereits 2 Jahre Bach dem Erseheinen ihrer ersten Publikation haben GAT~ und PAPACOSTAS ihre Behauptung, dab die FGR. zur Syphilisdiagnose brauchbar set und die WaR. in vielen Fallen ersetzen k6nne, widerrufen. Weitere Untersuchungen zeigten, dab die FGR. bet Gesunden immer negativ, bet einer Reihe yon Krankheiten mehr oder minder haufig positivist. So wurde positive FGR. beobachtet: bet Infek- tionskrankheiten wie 15elshma~iose (NAPIER, Lo PRESTI, SENI- NERIO, WEBER Ulld SCHWARZ, TROISIER und BARIATY, GIRAUD, NATTAN-LARIER und GIMAI~D), Lymphogranuloma inguinale (TA- SAKI), Scharlach (Co~aBIESCO), Tuberkulose (GATlgund PAIK~COSTAS, RtNC6N, SAL.KIND, REINER und MARTON, PIFEFFER, MAY), Typhus abdominalis (GATf~and PAPAC0STAS), InJluenza (GABBANO), Schla]- krankheit (DELBREIL), komplizierter Gonorrh6e (GATI~ and PAPA- cos~As), Lepta (GILLIEI~), terrier bet verschiedenen entz,gndliehen Erlwankungen der Haut wie Erysipel, Erythema nodosum u.a. (GAT~ und PAPACOSTAS, t~EINER und MARTON, MAYR), bet Nieren- erkrankungen : Nephrose, Nephritis, Amyloidose, Uramie (KORTEN, MAY), bet multiplem ~s (BING, SWEIaE~T), malignen Tumoren (GAT~ und ]?APACOSTAS,GABBANO, REINER und MaRTO~), Morbus Banti (GABBANO) and endlich in der Oravidit~t (REINER und MAR- WON). Die Befunde bet t~ndokarditis werden wit sparer noeh aus- ft~hrlich besprechen. Die FGR. des Serums wurde aueh bet verschiedenen Haus- und Laboratoriumstieren studiert (BEssEMANS und LEYDEN, COM- BIESCO, CORDIER, GAT/~, GATA und BILLA, L]b~PINE, SOLLAI, CERUTI, GIOVINE, POPESCO). Es fanden sich groge Differenzen: bet vielen Tierarten ist die Reaktion bet einzelnen gesunden Individuen positiv, bet anderen negativ. Der optimale Formolzusatz ist bet verschiedenen Tierarten wechselnd (BESSENANS und LEYDEN). Eine praktisehe Bedeutung ffir die Diagnostik scheint der Reaktion in keiner Hinsicht zuzukommen (GlOWN~). Unserer Meinung nach liegt darin niehts ~berraschendes, da die FGR., wie sparer ausgefiihrt werden soil, in die groBe Gruppe der LabiIitgtsreaktionen gehSrt. Diese geben bekanntlich bet man- chert Tierarten in der gleichen Versuchsanordnung ein positives Resultat, in weleher Sera yon gesunden Menschen negativ aus- fallen. Es set nut daran erinnert, dab z. ]3. Kaninchenserum bei der fiblichen Anordnung der WaR. haufig ein positives Resultat gibt, ein Ergebnis, das nichts mit irgendeiner Erkrankung zu tun hat. Ein besonderes Iuteresse gewann die FGIR. dutch die Beob- achtung K~R:rENs, dab sie bet Endocarditis lenta fast in allen Fallen positiv set. l?;r fand unter 1 ioo Seren verschiedener interner Erkrankungen die Reaktion in 38 .F~llen positiv. Darunter waren 33 Falle yon Endocarditis lenta. In der Beobachtungsserie waren insgesamt 35 FXlle yon Endocarditis lenta, yon denen also 33 eine positive FGR. hatten, tU3RTE~S Resultate wurden an wesentlich kleinerem Material yon MaY, CORELLI, ILIE GIRAUD, BERTtIIEil, ClAUDO und PRALIAUD bestatigt. Dagegen fand PFEFFER unter 8 Fallen von Endoearditis lenta nut bet zweien eine positive, bet 6 anderen eine negative FGR. VIVOLI iaud andererseits auch bei Endoearditis reeurrens die FGR. hau{ig positiv. Zur Untersuchung der diagnostischen t3edeutung der FGR. stellten wir bet allen Ffillen, welcbe im Zeitraum yore 2o, Oktober 1936 bis zum 15. Februar I937 auf der Ersten Medizinischen Klinik aufgenommen wurden, die Reaktion an. Diese Untersuchungen wurden in der Serostation der Klinik flit Geschlechts- and Hautkrankheiten durchgeftihrt, so dab eine einheitliche Technik garantiert war. Zu io Tropfen Serum wnrde I Tropfen konzentrierter (4o%) Formaldehydl6sung, die mit 20% NatriumbicarbonatlSsung neu- tralisiert war, zugesetzt. Die Seren warden bet Zimmertemperatur in unverschlossenen Eprouvetten I6 Stunden 1aug beobachtet. Die Ablesung erfolgte Bach I, 2 und I6 Stunden. In seltenen Fallen beobachteten wit Geli~kation fast momentan nach Zusatz des Formols, in anderen Fallen erst gegen Ende der Beobachtungszeit. Von 818 Seren verscMedener Patienten, die in dem oben- erwghnten Zeitraum zur Untersuchung gelangten, war bet 45 Fgllen die FGR. innerhalb yon I6 Stunden positiv. Es zeigten somit etwa 5 % aller unserer JFdille eine positive _Realc- tio~. (Das Material der Ers• Medizinischen Klinik umfal3t ausschlieglich interne Erkrankungen ohne besondere Aus- wahl. Nur Lungentuberkul6se werden relativ selten auf- genommen. Gr6Bere Untersuchungsreihen gemischten internen Y~an- kenmaterials anderer Autoren zeigten bet iloo Seren 35 posi- tive FGR. (K~3RTEN), d. i. 3 %; bei 312 Seren 15 positive (TRomlER und BARI1gTY), d. i. 5 % ; bet 21o Seren 2o positive (MAY), d. i. Io%; bet 156 Seren II positive (ILIE), d. i. 7%.

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~o58 K L I N I S C H E W O C H E N S C t t R I F T . 16. ] A H R G A N G . N r . 3 ~ 24. JULI I937

FORMOL-GELIFIKATION DES SERUMS. (Reaktion yon Gat~ und Papacostas.)

Von

Dr. t~ANS REICHEL, cand, med. I~'RIEDRICH BETTELHEIM

und Dr. ROBEaT B~A~DT. Aus der L Medizinischen Nlinik (Vorstand Prof. Dr. HANS EPPINGER) und aus der Serumstation der Klinik fOx Gesehlechts- und ttantkrankheiten (Vorstand Prof. Dr,

WILHELM KERL) Wien.

GA~s und PA~ACOS~AS beschr iebeu im Jah re 192o eine merkw~rd ige Se rumreak t ion : Nach Zusatz yon 2 Tropfen 4proz, Fo rma ldehyd l6sung zu 2 ccm Serum t r i t t in manchen Seris Bach wenigen Minuten his nach 24 Stunden, sel ten erst noeh sparer (bet Z immer tempera tu r ) eine Gelif ikat ion ein. Das Serum ver l i e r t se ine dfinnfltissige Konsis tenz und er- s t a r r t zu ether geleear t igen Masse, be im Umkehren der Eprou- v e t t e fliel3t es n ich t aus,

Der posi t ive Ausfal l der IReaktion is t demnach qua l i t a t iv durch die E r s t a r rung des Serums, quant i ta • du t ch die Zeit- dauer , innerha lb deren diese e in t r i t t , gekennzeichnet . De r Ausfal l der Reak t ion (FGR.) is t abhdingig:

I. v o m Eiweiflgehalt des Serums, und zwar mehr yore Globulin- als v o m Albumingeha l t (BEssE~ANS, SALZlND, KVRTEN).

2. yore Salzgehalt sowie Harnstof/gehalt (SALKIND); m a n kann durch Salzzusatz die Reak t ion beschleunigen.

3, yon der Temperatur. W~hrend I~INGSBURY keinen deut- l ichen Untersch ied der Gel i f ikat ionszei t bei T e m p e r a t u r e n zwischen o - -51 o feststel len konnte , zeigten BESSE~aA~S, terrier S~LKIND, dab die Gel ierung yon der T e m p e r a t u r abh~ngig ist.

4. yon der 2Formolkonzentration. Es gibt eine op t imale Formolkonzen t ra t ion , bei welcher das Se rum a m schnel ls ten geliert. Sowohl bet ger ingeren als bet gr6Beren Zus~tzen yon F o r m o l t r i t t die GeIierung sparer ein. BESSE~ANS und LEYDEN, ferner SALKIND zeigten, dab der op t imale Formol - zusatz bei Seren verschiedener T ie ra r t en ein sehr ~'erschie- dener ist.

5. Von der Verdunstung. Da sowohl e rhShter Eiweig- als such SMzgehal t die Reak t ion begtinstigt, is t es klar, dab diese in Seren, die du tch Verduns tung e ingedickt sind, be- gf inst igt wird. W i r d die Reak t ion in unverschlossenen Glgs- chen vo rgenommen , so kann ein Se rum in einigen S tunden gelieren, das in gut verschlossenen E p r o u v e t t e n viel le icht ers t nach mehre ren Tagen gelieren wii rde (SALKIND). Durch den gieichsinnigen EinfluB h6herer T e m p e r a t u r und Ver- duns tung erkl,,tren sich manehe wechselnde Resu l t a t e bet 6I terer Wiederho lung der Reakt ion .

Durch Se rumverd i innung in v i t ro wird die R e a k t i o n deut l ich gehemmf.

6. u SSuregehalt des Formols . S~ure h e m m t die Reak t ion (t('ORTEN); daher soll alas F o r m o l Bach Ke~TEN durch Zusatz einer 2oproz. Na t r i umca rbona t l6 sung neut ra l i - s ier t werden (PhenolphthMein Ms Indicator) .

7- I n i nak t iv i e r t em Serum • Bach BESSEM~,NS und LEYDEN die Gel ierung schneller ein Ms in aktivem Serum.

Die R e a k t i o n ist Bach R E I ~ R und M~R~ON ein Gerbungs- prozel3. Es wird den Albuminen eine s t ruk tu rb i ldende Ffihig- kei t ver l iehen. Doch k o m m t es nu t dann zu ether E r s t a r r u n g des Serums, wenn Gerbungske ime (grob disperse Tei lchen wie Globulin, Leci th inemuls ion oder auch Tierkohle nsw.) v o r h a n d e n stud. DaB ta ts~chl ich Sera, bet denen die 2'GR. bald e in t r i t t , e rhShten EiweiBgehal t zeigen, haben wi t schon frfiher erw~hnt . Ve rmehrung der Globuline scheint vor a l lem eine Rol le zu spielen (BESSE~aANS, SALKIND, ~ 0 R T E N ) .

u wurde versucht , die F G R . ffir die Diagnostik in der H u m a n m e d i z i n und Tierhe i lkunde zu verwer ten . Die L i t e r a tu r diesbeztiglich ist recht umfangre ich .

192o beschrieben G~'r~, und P~P~cosTas die FGR. als einfache Syphilisreaktion and fanden in 85% der Falle l'Jbereinstimmung mit der Komplementbindungsreaktion Bach WAssermann. Ob- wohl diese Angaben yon ~V~AcKENZIE bestatigt warden, zeigten in der Folgezeit eine Reihe yon Untersuchungen, dab die FGR. zur Diagnose der Syphilis unbrauehbar ist (BEssEmANS, CO~mESCO, G~osso, LEGXR und HUC~ARD, RINC6~ u, a.). Bereits 2 Jahre

Bach dem Erseheinen ihrer ersten Publikation haben GAT~ und PAPACOSTAS ihre Behauptung, dab die FGR. zur Syphilisdiagnose brauchbar set und die WaR. in vielen Fallen ersetzen k6nne, widerrufen.

Weitere Untersuchungen zeigten, dab die FGR. bet Gesunden immer negativ, bet einer Reihe yon Krankheiten mehr oder minder haufig posi t iv is t . So wurde positive FGR. beobachtet: bet Infek- tionskrankheiten wie 15elshma~iose (NAPIER, Lo PRESTI, SENI- NERIO, WEBER Ulld SCHWARZ, TROISIER und BARIATY, GIRAUD, NATTAN-LARIER und GIMAI~D), Lymphogranuloma inguinale (TA- SAKI), Scharlach (Co~aBIESCO), Tuberkulose (GATlg und PAIK~COSTAS, RtNC6N, SAL.KIND, REINER und MARTON, PIFEFFER, MAY), Typhus abdominalis (GATf~ and PAPAC0STAS), InJluenza (GABBANO), Schla]- krankheit (DELBREIL), komplizierter Gonorrh6e (GATI~ and PAPA- cos~As), Lepta (GILLIEI~), terrier bet verschiedenen entz,gndliehen Erlwankungen der Haut wie Erysipel, Erythema nodosum u.a . (GAT~ und PAPACOSTAS, t~EINER und MARTON, MAYR), bet Nieren- erkrankungen : Nephrose, Nephritis, Amyloidose, Uramie (KORTEN, MAY), bet multiplem ~s (BING, SWEIaE~T), malignen Tumoren (GAT~ und ]?APACOSTAS, GABBANO, REINER und MaRTO~), Morbus Banti (GABBANO) and endlich in der Oravidit~t (REINER und MAR- WON). Die Befunde bet t~ndokarditis werden wit sparer noeh aus- ft~hrlich besprechen.

Die FGR. des Serums wurde aueh bet verschiedenen Haus- und Laboratoriumstieren studiert (BEssEMANS und LEYDEN, COM- BIESCO, CORDIER, GAT/~, GATA und BILLA, L]b~PINE, SOLLAI, CERUTI, GIOVINE, POPESCO). Es fanden sich groge Differenzen: bet vielen Tierarten ist die Reaktion bet einzelnen gesunden Individuen positiv, bet anderen negativ. Der optimale Formolzusatz ist bet verschiedenen Tierarten wechselnd (BESSENANS und LEYDEN). Eine praktisehe Bedeutung ffir die Diagnostik scheint der Reaktion in keiner Hinsicht zuzukommen (GlOWN~).

Unserer Meinung nach liegt darin niehts ~berraschendes, da die FGR., wie sparer ausgefiihrt werden soil, in die groBe Gruppe der LabiIitgtsreaktionen gehSrt. Diese geben bekanntlich bet man- chert Tierarten in der gleichen Versuchsanordnung ein positives Resultat, in weleher Sera yon gesunden Menschen negativ aus- fallen. Es set nut daran erinnert, dab z. ]3. Kaninchenserum bei der fiblichen Anordnung der WaR. haufig ein positives Resultat gibt, ein Ergebnis, das nichts mit irgendeiner Erkrankung zu tun hat.

Ein besonderes Iuteresse gewann die FGIR. dutch die Beob- achtung K~R:rENs, dab sie bet Endocarditis lenta fast in allen Fallen positiv set. l?;r fand unter 1 ioo Seren verschiedener interner Erkrankungen die Reaktion in 38 .F~llen positiv. Darunter waren 33 Falle yon Endocarditis lenta. In der Beobachtungsserie waren insgesamt 35 FXlle yon Endocarditis lenta, yon denen also 33 eine positive FGR. hatten, tU3RTE~S Resultate wurden an wesentlich kleinerem Material yon MaY, CORELLI, ILIE GIRAUD, BERTtIIEil, ClAUDO und PRALIAUD bestatigt. Dagegen fand PFEFFER unter 8 Fallen von Endoearditis lenta nut bet zweien eine positive, bet 6 anderen eine negative FGR. VIVOLI iaud andererseits auch bei Endoearditis reeurrens die FGR. hau{ig positiv.

Zur Un te r suchung der diagnost ischen t3edeutung der F G R . s te l l ten wir bet al len Ffillen, welcbe im Ze i t raum yore 2o, Oktober 1936 bis z u m 15. Feb rua r I937 auf der E r s t en Medizinischen Kl in ik au fgenommen wurden, die Reak t ion an. Diese Un te r suchungen wurden in der Seros ta t ion der Kl in ik flit Geschlechts- and H a u t k r a n k h e i t e n durchgeft ihr t , so dab eine einhei t l iche Technik garan t ie r t war.

Zu io Tropfen Serum wnrde I Tropfen konzentrierter (4o%) Formaldehydl6sung, die mit 20% NatriumbicarbonatlSsung neu- tralisiert war, zugesetzt. Die Seren warden bet Zimmertemperatur in unverschlossenen Eprouvetten I6 Stunden 1aug beobachtet. Die Ablesung erfolgte Bach I, 2 und I6 Stunden. In seltenen Fallen beobachteten wit Geli~kation fast momentan nach Zusatz des Formols, in anderen Fallen erst gegen Ende der Beobachtungszeit.

Von 818 Seren verscMedener Pa t ien ten , die in dem oben- e rwghnten Ze i t r aum zur Un te r suchung gelangten, war bet 45 Fgl len die F G R . innerha lb yon I6 S tunden posi t iv . Es zeigten somi t etwa 5 % aller unserer JFdille eine positive _Realc- tio~. (Das Mater ia l der Ers• Medizinischen Kl in ik umfal3t ausschlieglich in terne E rk rankungen ohne besondere Aus- wahl . Nur Lungen tuberku l6se werden re la t iv selten auf- genommen.

Gr6Bere Unte r suchungsre ihen gemisch ten in te rnen Y~an- kenmater ia l s anderer Auto ren zeigten bet i l o o Seren 35 posi- t ive F G R . (K~3RTEN), d. i. 3 %; bei 312 Seren 15 posi t ive (TRomlER und BARI1gTY), d. i. 5 % ; bet 21o Seren 2o posi t ive (MAY), d. i. I o % ; bet 156 Seren I I posi t ive (ILIE), d. i. 7%.

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e4. J U L I ~937 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 16. J A H R G A N G . Nr . jo lO59

Unsere 45 F/tlie, bei denen die F G R . bei der ersten Unte r - suchung pos i t iv ausfiel, waren folgende:

Nr Senkung (in Name Diagnose 2oo mm hoher

Bluts~iule nach I Std.}

I

2

3 4 5 6 7 8 9

I o

I I

I 2

I3

I4 15 16 17 18 19

20 2 I

22 23 24 25 26

27 28 29 3 ~ 31

32

33 34

35 36 37

38 39 4 ~

4 I

42

Mathias H. Zdenka N. Irma I3, Theresia Sch. Johann M. Hermine 13. Olga D. Anna G. Anna ~W. Gisela H. Aloisia R.

Josef R.

Juliane K.

Olga P. Leo A. Max 14. Ifamilla B. Magdalena A. Leopold S.

Hedwig If. Hans R. Josef R. Karl ]3. Genoveva t{. Julia H. Hans tC

Josef H. David S. 13arbara H. Gustav H. Rosa K.

Helene F.

B.

Marie W. Johanna T.

Friederike P. Tscherma K. Fanny P.

Anna Sch. Therese Sch. Rudolf S.

Oskar W. Anna K.

Elise L. Anna R. Hermin'e E.

~Tr]cran]cungen des Herzens Mitralvitium, Endocarditis recurr. Mitralvitium, Endocarditis recurr. Dreiostienvitium Mitralvitinm Aceretio cardis Mitralvitinm Mesaortitis luetica Mesaortitis luetica Mesaortitis luetica Coronar thrombose Coronarthrombose Coronarsklerose, Ivlyomalacia cor-

dis, Lnngeninfarkte unklare Herzhypertrophie,

hgmorrhag. Diathese Hypertonie, Herzhypertrophie

~'rkrankungen dee Lungen Pneumonie L Pnenmonie I i

Pneumoniepneumonie und Mesaortitis luet.

Rekonvaleszenz nach Pneumonie Pneumonie, Emphysem mit sympt.I

Polyglobulie 13ronchiektasien, Angina tonsillar. postpneum. Bronchiektasie Lungenabscel3 Pleuraempyem Tbc. pulmonum Tbc. pulmonum Tbc. pulmonum n. Diabetes mellit.!

C. Erkrankungen der Leber Cirrhosis hepatis u. Ulc. call. ventr. / Cirrhosis hepatis I Cirrhosis hepatis / Coma hepaticum / Cholelithiasis u. Salvarsanikterus

(Lues II) GonorrhOe u. Lues II iL Ikterns 1

D. Tumoren Lebermetastasen. I GallenblasencarcinOmstasen mit Meta-

operiertes Mammacarcinom Lymphogranulom ? Lymphogranulom

~rkrankungen der Oelenke Polyarthritis rheumatica acuta Polyarthritis rheumatica acnta gonorrhoische Monarthritis

.P. Andere Erkrankungen Ulcus pepticum jejuni I Ulcus ventricnli callosum, Lnes I

latens, Diabetes insipidus { Angina tonsillaris. Albuminurie / Nephritis chronica Adnexiti s

I00

17 14

7 3 6

5 ~ 9 ~ 4 ~

120

7 ~ 3 ~

IOO

4 ~

I15 80

IO0

I 0 o

19 3

4 2

3 ~ IOO

120

95 76

7 ~

77 6o 52

.13o 42

I5

74 2O

46 lO5 I4o

IIO

4o 18

60 I O 0

I 0 0

65 15

43 44 45

Wir I inden also bei verschiedenar t igen E rk rankungen die F G R . posit iv. In der Regel zeigen diese Fglle auch Senkungs- besehleunigung. Das ist le icht verst~ndlich, da es ja, wie oben erwghnt , sehr wahrscheinl ich ist, dab die F G R . vor a l lem in Seren eintr i t t , die eine Globul invermehrung aufweisen. Die E ry th rocy t en -Senkung (Skg.) ist vo r a l lem in solchen Blu t - p lasmen beschleunigt , die Fibr inogen- und Globul invermeh- rung oder eines yon beiden aufweisen. Berei ts P F E F F E R ,

MAYR, TASAKI haben darauf hingewiesen, dab in vielen F~llen ein Paral lel ismus zwischen dem Grade der Skg.-Beschleunigung und der F G R . besteht .

Die F G R . wird im Serum vorgenommen. Stel l t man die Reak t ion mi t Ci t ra tp lasma an, so f indet man ill vielen FAllen posi t ive Reakt ion, wo das Serum keine Gelif ikation zeigt. In den Fgllen, wo das Serum geliert, t r i t t diese Vergnderung im P lasma schneller ein (KORTEN, PFEFFER). fl~hnlich ver- ha l t sich die Skg.: in der Regel ist diese im Serum deut l ich langsamer als im Ci t ra tplasma. Das ist leicht verstAndlich, da die Skg. u. a. besonders yore Fibr inogen- und Globulin- gehal t abhSngig ist, im Serum aber die F ibr inogenfrakt ion fehlt . (Sicherlich lieBe sich auch die F G R . verfeinern,, wenn sie im P lasma s ta t t im Serum angestel l t wfirde.) Es ist somit verstgndlich, dab die F G R . (ira Serum) in vielen FAllen nega t iv ausf~illt, wo die Skg. (im Plasma) sehr s ta rk beschleunigt ist.

Nur in wenigen F/illen fanden wir posi t ive F G R . bei normaler oder ger inggradig beschleunigter Skg. (s. Tabe]le). E in Teil dieser Fglle l~Bt allerdings keinen s t rengen Vergleich zu, weil die beiden Reak t ionen n ich t in allen F~llen am gleichen Tage angestel l t wurden. In e inem Fal le (Nr, I9), der posi t ive F G R . bei normaler Skg. zeigte, erkl~rt sich der Befund durch eine Polyglobulie. Der Pa t i en t h a t t e ein schweres E m p h y s e m mi t Polyglobul ie und eine Pnemnonie . Bei Polyglobul ie abe t wird die Skg. du tch die hohe E ry th ro - cy tenzahl so sehr gehemmt , dab Skg.-Beschleunigung nieht zmn Ausdruck kommen kann (REICI~L).

Bei Endoearditis lenta is t die F G R . zwar in manchen FMlen posit iv, keineswegs aber so regelmi~gig, dab ~qr der Reak t ion eine Bedeu tung Iiir die Diagnose beimessen k6nnen. ]3ei den sicheren Fgllen yon Endocard i t i s lenta, bei denen uns ein- wandfrei der Nachweis yon S t rep tokokken aus dem s t r6men- den Blu te gelang, war die FGR. nur in e inem Tell der FAlle posi t iv. Bei einigen Fgl len war die Reak t ion wechselnd, bald posit iv, bald negat iv . In der obenerwAhnten Untersuchungs- reihe yon 818 Seren verschiedener Pa t i en ten waren 5 solche einwandfreie ]?'glle yon Endocard i t i s lenta, yon denen nur ein Tall zeitweise posi t ive F G R . zeigte. Demgegeni iber s tehen 45 F&lle verschiedener anderer in terner E r k r a n k u n g e n mi t posi t iver FGR., darun te r sind einige F~tlle yon Endocard i t i s recurrens, die nach klinischen S y m p t o m e n anfangs an Endo- cardit is len ta denken lieBen, so dab die Heranz iehung der posi t iven F G R . zur Bes t~rkung der Diagnose einer Endo- cardit is lenta zu I r r t t imern geffihrt hgt te . AuBer dieser Unte r - suchungsreihe beobachte ten wir bei wei teren 22 FAllen yon Endocardi t i s lenta bei nur 4 posi t ive F G R .

Die Diskrepanz mit den Resultaten KORTE~CS erklXren wir uns zuln Tell dadurch, dab KORTEN die Diagnose der Endocarditis lenta welter faint als wir. Wit halten die Diagnose einer Endo- carditis lenta nur in den FMlen ftir sicher, bei denen die Blut- kul~ur einwandfrei positiv ist Der Nachweis yon Streptokokken aus dem Harne allein ist in keiner %Veise far Endocarditis lenta charakteristisch. Ebensowenig l~Bt sich aus dem Obduktions- befund allein die sichere Diagnose einer Endocarditis lenta stellen. Ja, nicht einmal der Nachweis yon Streptokokken aus dem Leichen- blur ist unbedingt beweisend, konnten doch EI~s~EII~ und t{UGEL bei 86% aller Leichen bereits 4--6 Stunden nach dem T0de an- hAmolytische Streptokokken zfichten. Wefin man abet auch nnser Postulat der positiven Kultur aus dem str6menden 13lute (REZCHEL) fiir die sichere Diagnose der Endocarditis lenta anzweifeln will, so bleibt doch andererseits die Tatsache, dab in vielen sicheren FAllen yon Endoearditis Ienta mit konstant positiver 131utknltur die FGR. negativ gefunden wird. Wir haben sogar einen Fall yon End6- carditis lenta beobachtet, bei dem auch die Senkung anfangs bei bereits positiver t~lutkultur normal war.

Z~sc~mmen]assm~g: Die Formol -Gel i f ika t ions-Reakt ion (FGR.) des Serums ist bei verschiedenar t igen E rk rankungen posit iv. Diese Reak t ion ist wie die Senkungs- (Skg.) und an- dere Labi l i tg ts reakt ionen fiir keine E r k r a n k u n g charakter i - stiseh, im Gegensatz zur Skg. abe t yon sehr ger ingem prak- t ischen W e f t ffir Diagnose und Prognose. Zur Diagnose der Endocar t i t i s lenta ist die F G R . nicll t gentigend verl~Blich, da bei unserem Mater ia l sicherer Endocard i t i s len ta die Reak- t ion in 22 yon 27 FAllen nega t iv war. Anderersei ts fanden wir un te r 818 verschiedenen E rk rankungen bei 45 F~tllen ( = 5 %) eine posi t ive F G R . des Serums.

Ob bei Leishmaniose und L y m p h o g r a n u l o m a inguinale die F G R . diagnost isch wer tvol l ist, konnten wir n icht nachpriifen.

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Page 3: Formol-Gelifikation des Serums

io6o t K L I N I S C H ' E W O C H E N S C H R I F T . 16. J A I - I R G A N G . N r . 3 ~ 24. JULI 1937

W g h r e n d be im Menschen die F G R . ein sicheres Zeichen einer ak t iven E r k r a n k n n g ist, da sic bei Gesunden nie beob- a ch t e t wurde , is t diese Reak t i on bei vielen T ie ra r t en auch ohne yo r l i egen einer Kr~ankheit hguf ig posi t iv , so dab ihr in der~ Vete r in~rmediz in und bei L a b o r a t o r i u m s t i e r e n keine d iagnos t i sche B e d e u t u n g zukommt .

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DER V I T A M I N C-HAUSHALT DES MENSCHEN UNTER VERSCHIEDENEN VERHfiLTNISSEN.

Bemerkungen zur gleichnamigen Arbeit yon Widenbauer in Jg. I937, S. 6oo dies. Wochenschr.

VOlt A. MAI~LO und K. MULLI, H a m b u r g .

WID~ENBAUER hat unserer AuSfassnng, dab die Zerst6rung yon Vitamin C bei gewissen Magen- und Darmkrankheiten auf einer Fermenteinwirkung (Peroxydase) beruhen kann, ~idersprochen.

I)azu m6chten wir folgendes aniflhren: Wit hubert in Nr 31 der Miineh. reed. \u ausdrficklich mitgeteilt, dab nut ein Teil der yon uns untersuehten Magens4#e in vitro zugesetztes Vitamin C oxydiert. Welter haben wir gefunden, dab alle die]enigen Magen- si~/te, die Vitamin C zerstSren, Peroxydasen enthalten,

WIDe,BAYeR hat 4 anacide Magens~fte auf ihre vitamin-C- zerst6rende Wirkung untersucht, olme einelt Vitamin C-Sehwund in vitro festzustellen.

Gegen die Versuche WIDENBAU~RS ist einzuwenden, dab er es verabs~umt hat, die Magens~fte vorher auf ihren Gehalt an Per- oxydase zu priifen. Wir miissen nochmals ausdrflcklich darauf hinweisen, daft man nur yon solchen Magens~ften eine vitamin-C- zerst6reltde Wirkung erwartelt duff, in denen sich Fermente ,Ton Peroxydasecharakter nachweisen lassen. Wit haben schlieBlich keinesfalls behauptet, dab die einzige Ursache einer mangelhaften Ausnutzung des orM verabreichten Vitamin C auf das Vorhandensein yon Peroxydase zurfickgeffihrt werden darf, zumal wit ja selbst bei Pa- tienten, bei denen offeltsichtlich eine StOrung der Vitamin C-Resorp- tion vorlag, Peroxydasen in Magensgitelt nicht nachweisen konnten.

Dutch nnsere Ansft~hrung in der Miinch. mad. Wschr. wolIten wir vielmehr nnr daraui hinweisen, dab unter Umstgnden auch eine fer- mentative Zerst6rultg desVitamin Cim lVfagen-Darmkanal m6glieh ist.

DaB sich in physiologischen Flflssigkeiten tatsgchlich unter gewissen Bedingungen, die noch nieht u ther bekannt sind, Per- oxydasen vorfinden, die Vitamin C irreversibel oxydieren, hat kt~rzlich FuI~AlZa in der Biochem. Z. mitgeteilt.

Unsere Kenntnisse fiber die Peroxydasen im tierischen Organis- mus sind nur sehr mangelhait. Trotzdem darf man die Bedeutung der Peroxydasen ft~r den Vitamin C-Stoffwechsel im tierisehen Orgaltismus nicht unterschgtzen.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T

I M M U N O - C H E M O T H E R A P E U T I S C H E S T U D I E N

DER T U B E R K U L O S E .

Yon SHI~NOO OSATO.

Es ~st besonder s d u t c h die A r b e i t e n y o n R O ~ R , HAM- BURGER u. a. b e k a n n t , dab Tube rku lose immunidk t nur bei el.nero Ind iv iduum, das l ebende Tuberke lbac i l l en .in sich be- he rbe rg t , e n t s t e h t . Fe s t s t e l l ungen der t i e r expe r imen te l l en u n d der klinis 'chen B e o b a c h t u n g l a s s e n - a n n e h m e n , dab ein Abwehr s to f f in den t u b e r k u l 6 s e n Geweben gebi lde t a n d y o n ihnen an den f ibrigen K 6 r p e r abgegeben wird. Es schein t , dab die he i lb r ingenden Stof le besonder s re ichl ich in den znr Hei lung ne igenden tnbe rku I6sen Geweben gebi lde t werden . I m J a h r e 2932 stell te, ich t i e rexpef imen te l ! fest , dab der m i t phys io logischer IZochsalzl6sung be re i t e t e E x t r a k t der t u b e r k n l 6 s e n Gewebe, die tuberkul6ser ; ~ Tieren mit deutlieher He41tendenz e n t n o m m e n v}urden, eine gi inst ige W i r k u n g anf tube rku l6se Meer schwe inchen a u s i i b t Die Versnche w a r d e n wiede rho l t ausgeff ihr t , g i n e n r e c h t w i r k s a m e n E x t r a k t geben die L u n g e n der K a n i n e h e n , die n a c h BI~I, INa a n d SCI~WARZ zuers t mi t h u m a n e n Tuberke lbac i l l en in den H o d e n inf iz ier t , d a n n n a c h e inem I n t e r v a l l y o n e inem Mo n a t e m i t bov inen Baci l len i n t r a v e n 6 s super in f iz ie r t a n d 3 W o c h e n spg te r d u t c h g n t b ! u t U n g ge t6 t e t w a r d e n , u n d de ren L u n g e n zur Zeit der T 6 t u n g m i t zahlre ichen, zur R e s o r p t i o n gene ig ten Mi l ia r tuberke ln bes~t waren .

WXhrend der l e t z t en 5 J a h r e beschgf t ig te ich re ich m i t der Frage , in welcher F r a k t i o n der t ube rku l6sen Gewebe das wirk-

L I C H E M I T T E I L U N G E N . same Pr inz ip e n t h a l t e n ist . Es w u r d e n zahlre iche EiweiB- f r ak t i onen du rch versch iedene Ver fah ren aus t ube rku l6sen Geweben bere i te t . Einige yon ihnen h a t t e n gfinstige Wir - k u n g en auf K 6 r p e r g e w i c h t u n d L e b e n s d a u e r der t ube rku l6sen Nieerscgweinchen. Aber viele yon ihnen w i rk t en eher un- gfinstig. Die geme insame E igenscha f t der E iwe ig f r ak t ionen war, dab sie e inersei ts eine exsuda t ive u n d andererse i t s eine v e r n a r b e n d e V e r g n d e r u n g der t ube rku l6sen H e r d e he rvor - r iefen, u n d dab sie sehr of t sog. tuberku l6se Leberc i r rhose a n d hochgrad igen Mi lz tumor bei t ube rku l6sen lVfeerschwein- chert ve ru r sach t en , was auch mi t d e m E x t r a k t der n o r m a l e n Gewebe his zu gewissem Grad b e o b a c g t e t wurde . Mit der Po lysaccha r ide f r ak t i on w u r d e n nn r wenige Versnche aus- ge f t i h r t . De r d u t c h zwischen 75- n n d 9oproz . Alkohol fgll- ba re Antei l , tier n i c h t d ia lys ie rbar u n d le icht in W a s s e r 16s- l ich is t u n d n a c h der H y d r o l y s e mi t ve rd f inn te r Salzs~ure eine deu t l i che R e d u k f i o n s k r a f t zeigte, war unwi rksam.

E n d l i ch k a m ich zu Ver suchen mi t der L ipo id f rak t ion . In A n l e h n u n g an die Versuche yon ]3OQtJ~T, NgGRE u n d VALTIS ex t r ah i e r t e ich die t ube rku l6sen Gewebe zuers t mi t Ace ton alnd d a n n m i t r e inem neu t r a l en Ather . In zah l re iehen Ver suchen s te l l te ich fest, dab das gther l6sl iche Lipoid nach der A c e t o n v o r b e h a n d l u n g sowohl der mensch l i chen als der t i e r i schen tube rku l6sen Oewebe gegen die Tuberkulose der Meerschweinchen sehr w i rksam sind. Es wurde anch m i t gu• E f f ek t gegen e x p e r i m e n t e l l e Augen tube rku lose der K a n i n c h e n gebrauch t . Der gther l6s l iche Antei l im Ace ton- e x t r a k t is t n i c h t w i r k s a m . I cg bere i te te versch iedene Lipoid- f r ak t ionen aus A l k o h o l - t i t h e r e x t r a k t der t ube rkn l6sen G e -