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Forschung an der Pädagogischen Hochschule Freiburg (I]

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Forschung an der Pädagogischen Hochschule Freiburg (I]

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PH-FR Zei tschri f t der Pädagogischen H o c h s c h u l e F r e i b u r g

Umschlag: Diet Sayler: Zeichnung 1984 - Ein Beispiel fur visuelle Grundlagenforschung in d e r zeitgenossischen Kunst

Zum Thema: Forschung an der Pädagogischen Hochschule Freiburg (1) Hartwig Haubrich/Walter Matt1 Forschung a n d e r Padagogischen Hochschule Freiburg 2

Willy Potthoff Materialien fur selbstbestimmtes Lernen 4

Norbert Huppertz/Uwe Tolksdorf Zur Didaktik d e s Kindergartens 6

Kurt Abels Deutschunterricht im 19 Jahrhundert 8

Manfred Pelz/Erdmuthe Bauer Bilinguale Erziehung in einer Grenzregion 10

Ulrich Grevsrnuhl/Gottfried HeinelUGerhard Messerle Begabung und Schulleistung 12

Hans-Dieter Gerster/Custav Adolf Lorcher Wie gut konnen Hauptschuler rechnen? 14

Horst Buszello Hunger und Not a m Oberrhein 16

Hartwig Haubrich/Ulrich Schiller/Herbert Wetzler Regionale Identitat Jugeridlicher 18

Hubert Daschner Humor in d e r Musik 20

Brunhilde Kienzle Ernahrungsverhalten von Schulern 22

Peter Kern Okosophisches Management 24

Wolfgang Schwark/Erdmuthe Bauer Studiensituation a n d e r Padagogischen Hochschule Freiburg 26

Berichte - Meinungen - Informationen Zwei n e u e Wahlpflichtfacher im Diplomstudiengang Erziehungswissenschaft 28

Pramierte Abschlußarbeiten 29

Frank Filser Otakar Nahodil 65 Jahre alt 29

Kleine Meldungen 30

Hochschulsport 31

Personalia 32

Schwerpunktthema des nächsten Heftes: Forschung an der Pädagogischen Hochschule Freiburg (2)

lmpressum Herausgeber Der Rektor d e r Padagogischen H o c h s c h u : ~ Friib:.irg . . Re&ktlon und Gestaltung. Hart\.jlg Haubricil Walter Matt! Erich Kaiser. Pe:er Sr~rrneii:: Re!::!:=;;? '1::5 Druck Buchdruckerei Franz Weis KG. Freiburg

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Zum Thema: Forschung an der Pädagogischen Hochschule Freiburg (1)

Hartwig Haubrich/Walter Matt1

Forschung an der Pädagogischen Hochschule Freiburg

#Die Padagogischen Hochschulen haben die Aufgabe fur die Ausbildung d e r Lehrer an Grundschulen Hauptschulen Pealschulen Sonderschulen wissenschaftliche Studien- .z?ge einzurichten und im Bereich d e r Erziehungswissen s -h~f t en und d e r auf die Schule bezogenen Didaktik d e r Fa zrsr F-irschung (Hervorhebung von den Verf ) zu betreiben Durch die L7erbindung Jon Lehre Forschung und Studium n„erierl sie d e r Pflege und d e r Ent,vicklung d e r Wissen- scnafte- *

in § 3 ces #Gesetzes uber die Padagogischen Hochschu !er? in? Lanae Baden Wurttemberg~ ist deren Stellung als wis senschaftiic5e Hcchschulen mit dem Auftrag sowohl Lehre als such Forschring zu betreiben klar festgelegt Neben dem in regelrna9igen Abstanden herausgegebenen For- cchungsbericht d e r Padagogischen Hochschule d e r im Cinre einer Dokumentation und Auflistung mehr d e n Cha- rakter eines Rechenschaftsberichtes nach innen hat und we- nig n n dem nach au13en tragt Das im Bereich d e r For- schung inhaitlich geschieht sollen die beiden nachsten Hefte von PH-FR ausgeT~ahl te Beispiele dieser Forschungs- zrbeit einer breiteren Offentlichkeit zuganglich machen Da- -e: handelt es sich bei allen Beitragen um eigens fur diesen ' / T ezk ~ierfaßte Darstellungen 'Jon großeren teils uber meh -er? Jahre laufenden Forschungsvorhaben die zum Teil = anaer s e i i g ihren Niederschlag gefunden haben An je-- cnts d e s o a sehr breiten Adressatenkreises verzichten ?,E Beitrage auf f3rscnungsmethodische Darlegungen und

r , TC. -, oilnte Facntermini soneit mie moglich und konzentrie ,.-Y 5 :ri auf a ie Darlegung von ausgev~ahlten Forschungser- Je-"'llsser,

D t. Yr~zhscnu:e zeigt mit ihrem Forschungsbericht lind n , ~ - E-iden folgender, Heften von PH-FR daß Kreativitat --z Pna-?+as!e - Grunci!age fur jeae Forschungsarbeit - ai-iq an'er 3,eF.iger gunstigen außeren Bedingungen gedei ne5 ~ 3 n z e r i Z:,ar ::raren aie ietzten Jahre durcn relativ nie er:ye Studeritenzahlerl gekennzeichnet was sicherlich hin sich+lizh d e r Belastunq durch Korrekturen Prufungen und Exarner.carso:ten et s:as mehr zeitlichen Spielraum geschaf ier, nat ~ n 3 d e r Forschungstatigkeit zugute kommen konnte aie Lehr+arlgkeit selbst FJar aber daaurch nur insofern entla- stet als das Mrn~st r r~um fur Wissenschafi und Kunst eine

verhältnismäßig großzügige Gewährung von Forschungsse- mestern praktizierte, wofur an dieser Stelle ausdrücklich ge- dankt sei Im ubrigen erfordert die Vorbereitung einer Lehr- veranstaltung für wenig Studierende in den meisten Fällen die gleiche Sorgfalt, wie wenn mit vielen Hörern zu rechnen ist.

Ein ständiges Problem stellen jedoch die niedrigen zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel für Forschungs- zwecke im eigentlichen Sinne dar. Im Durchschnitt de r letz- ten 4 Jahre standen hierfür leweils gerade noch DM 20.064,- zur Verfügung, nachdem aus d e r Titelgruppe d e s Haushalts, die die Mittel für Forschung und Lehre ausweist, jeweils die Bedürfnisse d e r Lehre, die ja in jedem Fall gewährleistet sein müssen, abgedeckt waren. Selbst wenn man die durch- schnittlich DM 11.835,-, die aus anderen Haushaltsmitteln noch in die Forschung einflossen, hinzurechnet, ist d e r Ge- samtbetrag nicht anders als bescheiden zu bezeichnen, macht e r doch gerade DM 315,83 pro antragsberechtigtes Mitglied d e s Lehrkorpers aus. Hinzu kommen noch die Mit- tel für die Forschungsstelle d e r Pädagogischen Hochschule, die mit drei wissenschaftlichen Angestellten, einem Pro- grammierer und einer Sekretärin ausgestattet ist.

Mit diesen Mitteln muß gezielt umgegangen werden, um sie optimal einzusetzen So wird oft versucht, hiermit Initial- forderung von Prolektideen zu geben so daß man sich da- nach mit d e n Ergebnissen einer Pilotstudie mit mehr Aus- sicht auf Erfolg um Drittmittel bewerben kann Dies ist in etlichen Fallen gelungen In den letzten Jahren konnten so bei d e r Robert-Bosch Stiftung VW-Stiftung, Sudwestfunk Deutsche Forschungsgemeinschaft und anderen Sponsoren umfangreiche Forschungsgelder ins Haus geholt werden die e s auch ermoglichten, hauptberufliche Mitarbeiter im Rahmen großerer Prolekte anzustellen

Zur Forderung d e r Forschung hat die Padagogische Hoch schule eine Forschungsstelle als eine zentrale Einrichtung geschaffen Sie erfullt die folgenden Aufgaben Die Forderung von Initiativen zur Entwicklung von For schungsvorhaben, die wissenschaftliche Beratung und Unterstutzung d e r For- schungsvorhaben insbesondere im Bereich de r empiri- schen Forschung, die Durchfuhrung von Forschungsvorhaben im Auftrag zen- traler Hochschulorgane, die Beteiligung an Lehrveranstaltungen aus dem Bereich empirische Forschung«

Diese Aufgaben erstrecken sich vor allem auf - -~issenschaftliche Beratung zum forschungslogischen Ab-

laui empirischer Untersuchungen - Operationalisierung und Datenauswertung, - Erstellung und Bereitstellung von EDV-Programmen

Seit vielen Jahren fuhrt die Forschungsstelle Forschungs- kolloquien fur alle Forschenden d e r Hochschule durch die insbesondere d a s Ziel haben differenzierte Forschungs- methoden fur erziehungswissenschaftliche und fachdidakti- sche Projekte zu analysieren

Vergleicht man die insgesamt d e r Padagogischen Hoch- schule pro Haushaltslahr zur Verfugung stehenden perso-

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nellen und finanziellen Forschungsmittel, so sind dies Größenordnungen, wie sie im naturwissenschaftlich-techni- schen Bereich einer Universität in vielen Fällen allein im Rahmen e iner Diplomarbeit verbraucht werden. Hier soll nicht in d a s allgemeine Lamento über die Bevorzugung von Naturwissenschaft und Technik eingestimmt werden, d ie Anfrage sei jedoch erlaubt, o b d e r Bereich Erziehung und Bildung, d e r ia a ls »Produktionsfaktor« seit langem auch volkswirtschaftlich anerkannt ist, im speziellen Falle d e r Pä- dagogischen Hochschulen nicht doch etwas besser dotiert werden könnte. Forschungsmittel von im Durchschnitt 5.000 DM pro Kopf d e r Professorenschaft wären immer noch we- nig genug , würden jedoch in Bezug auf unsere derzeitige Si- tuation e ine deutliche Verbesserung bedeuten.

Obwohl die Forschung d e r Pädagogischen Hochschule auf Erziehungswissenschaft und die Didaktik d e r Facher eingeschränkt ist, vollzieht sie sich auf d e n verschiedensten Bildungsstufen wie Kindergarten, Grundschule, Haupt- schule, Realschule, Gymnasium, Hochschule, Lehrerfort- und -weiterbildung, Erwachsenenbildung, Seniorenstu- dium, berufliche Fort- und Weiterbildung. Innerhalb dieses weit gesteckten Rahmens kann sich die Freiheit d e r For- schung voll entfalten, und die Beiträge in diesem Heft spie- geln auch d i e ganze Bandbreite, in d e r sich diese Aktivitäten bewegen. Neben ausgesprochen empirisch angelegten Stu- dien handelt es sich u m Arbeiten, d ie einer letztlich geistes- Tmissenschaftlichen Wissenschaftsauffassung in ihren zahl- reichen Spielarten verhaftet sind. Forschung a n d e r Pädagogischen Hochschule geht in vielen Fällen einher mit d e r Entwicklung und Erprobung von Lehrbüchern für Schü- ler, Studierende und Lehrer, von Unterrichtsmaterialien wie z. B. Arbeitshefte, Filme und Computerprogramme sowie von Unterrichtsverfahren wie z. B. Experimente, Simulatio- nen und nicht zuletzt von Curricula. Versteht man Forschung puristisch als d i e Suche nach neuer Erkenntnis, als d i e Er- weiterung von Wissensbeständen und d e r e n Einordnung in Theorien, so wird man sicherlich mit diesem Etikett zurück- haltender umgehen müssen als im vorliegenden Zusammen- hang. D a s pragmatische angelsächsische Denken, d a s von ))development a n d r e s e a r c h ~ als e iner Einheit spricht, also d a s Ineinandergreifen von Forschung, Entwicklung und An- wendung ist in vielen Fällen d i e treffendere Bezeichnung und macht sicherlich ein wesentliches Kennzeichen von For- schung a n d e r Pädagogischen Hochschule aus. Um d ie Viel- falt d e r Forschungsgebiete ansatzweise zu verdeutlichen, werden im folgenden die Projekte aus d e m jüngsten For- schungsbericht d e r Pädagogischen Hochschule ZU folgen- d e n Gebieten zusammengefaßt: Grundlagen in d e n Erziehungswissenschaften. Grundlagen in d e n Fachdidaktiken, Jugendforschung, Leistungsdia- gnostik, interkulturelle Erziehung. Regionalbewußtsein. Spielforschung, Dialektforschung, Schulorganisationsfor- schung, Schulbuchforschung, Kreativitätsforschung. Com- puterdidaktik, Geschichte d e r Erziehung und Schule. Hoch- schuldidaktik, Kommunikationsforschung, Curriculumfor- schung, Regionalforschung, Altersforschung, Medienfor- schung. Friedenserziehung, Lernforschung. Er:vachsenen- biidung, Berufsbildung. Fehleranaivse Aktionsforschung ~nternational vergleichende Padagogik und Didakrik. Srziai- -adagogik. Schulpadagogik Fachc:daktik Verkehrserzie- hung. Lehrer- und Schulerverhaltensforschung

Die Forschungsaktivitaten a n d e r Pgaagogischen Hoch- schule erhalten seit einigen Jahren durch Diplomarbeiten und seit lungster Zeit durch Dissertationen eine Zuneh- mende Förderung Die mancherorts befurchtete Inflation a n Dres. p a e d . ist bislang ausgebl ieben und wird auch nich:

eintreffen Dafur sorgt d ie Voraussetzung d e r z;vei]ahrigen Berufserfahrung - eine Erschwerung gegenuber d e m Ver fahren an d e n Universitaten - und auch d a s Wissen um d ie kritische Begleitung durch d i e wissenschaftliche Offentlich- keit d ie dieser Abrundung d e s Wissenschaftsanspruches d e r Padagogischen Hochschulen nicht uberall zustimmend gegenuberstand Dieses ))Qualitatsbewußtsein~~ d e r Padago- gischen Hochschule findet - so meinen wir - auch in d ie Sen Beitragen seinen Niederschlag Das Promotionsrecht sollte jedoch in konsequenter Weise - wie in cinn meisten anderen Bundeslandern bereits geschehen - durch ein Ha bilitationsrecht abgerundet werden d a s sowohl d e n eige- nen wissenschaftlichen Nachwuchs sichern als auch d ie e r ziehungswissenschaftliche und fachdidaktische Forschung fordern konnte

Die Hochschule hutet einerseits ihre Unabhangigkeit und Freiheit d e r Forschung. sucht a b e r andererseits auch d ie Diskussion u b e r d ie Relevanz ihrer Forschungsfroqen mit d e r kritischen Offentlichkeit mit Schule und Schulbehor- d e n , tertiaren Bildungsstatten Betrieben gesellschaftlichen Gruppen wie Eltern Gewerkschaften und Unternehmern und nicht zuletzt Kulturschaffenden Medien und Verlagen Die Verbindung von Grundlagenforschung d h wirkuncrs- analytischer mit produktorientierter Forschung bei strikrer Wahrung d e r Unabhangigkeit d e r Forscher wird von d e r Padagogischen Hochschule als e ine standig einzulosende Aufgabe verstanden

FoSt URZILB~

, " "V P Drittmittel r,Pro*

KoLL- Erz.wiss. .FoSt KOLL

Abb Mog!ichkeiten d e r Forschungskcspera:ic~~ :fi "_er P23 agogischen Hockschu!~ Fremurg

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Wi!ly Potthoff

Mater ia l i en f ü r se lbs tbes t immtes Lernen Verbindung praktischer und intellektueller Arbeit im Unter- richt der Integrierten Reformpadagogik

Integrierte Reformpadagogik verstehe ich als Synthese mehrerer reformpadagogischer Ansatze d e r Zeit von 1900 ~ i s 1932 unter Berucksichtigung neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse bezogen auf die aktuelle Lebens- und Lernsi- tuation heutiger Schuler Besonders verbunden weiß sich i:? Integrierte Retormpadagogik d e r Bewegung „Vorn Kinde aus(( und d e r Arbeitsschulbewegung Bekanntlich wendet sich das ;iom Kinde ausgehende Denken gegen eine Pad x j o g i ~ die den Erziehungs und Lernprozeß als einen von aui3en nach innen fuhrenden Vorgang betrachtet die Ler nen neyn d e r Lernstoff richtig aufbereitet und angeordnet - ird als machbar ./ersteht Dieser Unterricht drangt auf : a s d e r Lernende aus sich heraus noch nicht aufnehmen

uyle und muß mit Druck und Zwang arbeiten um nach- &r&?sare Ergebnisse zu erzielen Ein hoher Prozentsatz d e s AlA:?e2ringten und nur Angelernten so argumentiert die . < c l i Kinüe ausgehende Padagogik bleibt statisches Wis- 25- d?s nLir auf schulisches Fragen hin reproduziert werden kan-L ~ r i d zechalb schnell vergessen wird Der Unterricht . e"-'S. .. „, >,c5 a i~aei t ig an den Inteliekt und erfolgt in frontaler Zeclankenfunrung was zviangslaufig zu Uberforderungen n c ~ einigen und Unter~orderungen D e i anderen Schulern lil?rr den Ha~ptquel len Ion Frustration Aggression und S~i'iiinuuigke,t S~hulerinteressen ne rden nur einbezogen

eyn sie zufaiiig parallel zum festgelegten Lehrgang liegen Es nird an Fleiß und Aufmerksamkeit appelliert abe r .es ist ,a ncn t ein abgekapselter Apparat im Menschen d e r da ierilt u ~ t und ~;~iedergibt sondern stets ist d e r ganze Mer.sch mit a!leri seinen Sorgen und Noten im Spiel

Eie /Gm K m ~ e ausgehende Padagogik setzt auf die inne .-1; srganischen Krafte d e s Menschen und seine schopferi - >F- Faiiigkeiten Sie schließt an Rousseau an und stellt mit ; 7 Ke: c a s Wxhsenlassen d e r le einzigartigen kindli

„ Perssz;icbkeit in den Mittelpurikt ihres Bemuhens Vi * - E Kran? Ilie z!s Ursache r~irken und nicht das Ergebnis alj2=.r-r Fa<-3ren siqa r i laen den Antrieb fur den Proze13

- r r ? r - - - - , . . > Y > K q~ K ~ ~ m e ),Ari,crter.. erha!: e h e ihm die Fragen - rr,rrs- ~ s + e s nc-j ierq zu lernen Kinder fiollen sich „mit r +- 1. , -:Sr e T?-~e-. Sir,nel in d e r We!t zurechtfinden )~durch - :er, SI j e y . 3 2 k c ~ r s ~ n ~ t r ~ r ~ o ~ sich u ~ e r a ~ l hinfuhren und hin- ' '-- 3 5 ; 2 v ,;:: k : ~ s i - . ~ l r e ~ ; 3 5 i3r il-nen liegt saqt 5- r - : i 7 i 3,: - : J ~ ~ - ~ ---r -„ , ctern eigenen Prqbieren d e r Rat - - -

a b ~ Ler,ror, 7 ~ . i l c n ~ : L ~ ? erkaLt Jaz Lerr.er: s i ~ e erstaunii- .?F- !-te~,s~t?+ I- d Gu~. i ta t Feter Pctersen hatte g e f ~ r u e r t

I r 2;s Ler-e- .? 2s: CcrillEt ~ s n i ¿errer ~es t a l t e i e »Padägo ; ,cqs S!*~a-lili?;. LL 5:~a; 'e~ 5e;leTi sich Cer Schuler er~n.a.3' sicr.' .aAs garize Pers3~1 ii nanaeln tat:,- zu sein «

233,; .. lrd eLn s,nii,c!'es Be:ugsverhaL+nis ~rr i schen ae? in- - J . ii ,ilei!er Ler?aecturfr„scei d e r Schuler und a e n Lehr ,- ---.., ~c. L 3 r 1 e ~ d f g e ~ i,~g:,ch D-e Ziele 5 e s Lehrplans gehen

.- cle .IST. Lenrer krinsti'u:erte P a z ~ g s g i s c h e Situation ein r - a -ierfal.ri3- Deaari eiuer ~ ' , e L s ~ n l ~ e e i g n e t e r Uriter

richtsmaterialien, die selbstandige Schulerarbeit ermogli- chen, Materialien, in die didaktische und methodische Vor- entscheidungen eingegangen sind Aus solchen Uberlegun- gen ergaben sich Zielstellungen und Fragen fur unser Forschungsprolekt das von d e r Robert-Bosch-Stiftung gefor dert wird Wir wollen Lernmaterialien entwickeln die ein Spannungsverhaltnis zwischen dem sachstrukturellen Ent- wicklungsstand d e s Schulers und einem Lernziel erzeugen um individuelle intensive Sachauseinandersetzung anzu bahnen Diese Materialien sollen d e n Schulern in d e r Pad- agogischen Situation als Angebot bereitstehen, aus dem sie frei auswahlen und mit d e m sie selbsttatig arbeiten konnen Wer sich in einer seinen Fahigkeiten angemessenen selbst- tatigen Arbeit als Urheber d e r Produkte erfahrt hat Erfolgs- erlebnisse, gewinnt Selbstvertrauen und in einem langen Prozeß zunehmend Selbstandigkeit Wir orientieren uns an Gaudigs hohem Anspruch ))Selbsttatigkeit fordere ich fur alle Phasen d e s Arbeitsvorgangs, beim Zielsetzen beim Ordnen d e s Arbeitsgangs, bei d e r Fortbewegung zum Ziel bei d e r Entscheidung an kritischen Punkten, bei d e r Kon- trolle d e s Arbeitsvorgangs und d e s Ergebnisses, bei d e r Korrektur bei d e r Beurteilung soll d e r Schuler selbsttatig sein Der Weg zu dieser Hochform d e r Selbsttatigkeit als einer Grundlage fur eigenstandiges Denken und Handeln fuhrt uber die »Außenschau., wie Kerschensteiner das nach unserer Ansicht richtig erkannt hat Wenn praktische und in- tellektuelle Arbeit in geeigneter Weise miteinander verbun den werden kann de r Lernende seinen Denkweg im Stuck um Stuck entstehenden Produkt abgebildet vorfinden und eventuelle Denkfehler mit seinen Sinnen am Material wahr- nehmen und selbst korrigieren Um die in diesem Verfahren liegende Lernhilfe zu einer allgemein anwendbaren Fahig- keit fur selbstandiges Lernen dienstbar zu machen muß praktisches Tun aus den peripheren Bereichen d e s Unter richts (Projektwochen, EBA) in das Zentrum schulischen Ler- nens geholt werden

Wir stellen uns ferner die Aufgabe Materialien zu ent wickeln die den Schuler durch den »Sog d e s Ziels« (Wolf- gang Metzger) zum Beschreiten eines bestimmten Lernwe ges anregen ohne ihn zu gangeln Materialien die alternative Lernwege zulassen Caruber hinaus sollen die Selbstbildungsmaterialien nach Möglichkeit eine sachorien- tierte Kreativität bei d e n Lernenden herausfordern, indem sie zu neuen eigenen Aufgabenstellungen anregen oder das Lernmaterial von denen die sich mit ihm einlassen, selbst verandert oder weiterentwickelt werden kann Mit solchen Anspruchen gehen wir uber die von Montessori oder Peter- Sen aufgestellten Prinzipien fur Arbeitsmittel deutlich hinaus

Im Zentrum unserer Forschung steht die Beobachtung d e s einzelnen Schulers oder d e r kleinen Lerngruppe auf dem Hintergrund d e r gestalteten Lernumgebung die wir auf q r ~ n d unserer Beobachtungsergebnicse standig verbes sern woiien Wir haben auf d e r Basis unserer anthropologi- schen Vorstellungen Kriterien fur die Beobachtung ent- vickelt und mit diesem Instrument wichtige Aufschlusse

uber das Arbeitsrerhalten d e s einzelnen Schulers gewon nen Iwgesamt zeigt sich aber daß die Beobachter erst ler- r.en mussen .zu sehen. damit sie die feinen Details erken zeri 31e Inaizien fur die unterschiedlichen Begabungen Lernstrategien etc de r Kinder sind s a ß sie sich nur lang- sam aus d e n tradierten grobmaschigen Klassifikations- und Beurteilungsrietzen losen E-onnen die fur den Vergleich d e r Schuler miteinander nicht abe r fur die behutsame Forde- rung d e s einzelnen Kindes taugen Die Beobachter mussen sich auf einen Prozeß einlassen, bei dem ihnen das Kind

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Norbert Huppertz/Uwe Tolksdorf

Zur Didaktik des Kindergartens Wie e s um d e n Situationsansatz steht - Zwischenbericht zu einem Forschungsprojekt

Vor etwa zwei Jahrzehnten kam d e r Kindergarten bei uns In eine sehr intensive Diskussion Es ging um die Frage, ob unsere Kinder im Kindergarten nach d e m »richtigen Pro- gramm« lernen nachdem man genauer erkannt hatte, daß Schulerfolg keineswegs allein eine Sache d e r naturlichen Bzgabung ist sondern daß Kinder, und zwar in erster Linie in d e n gesamten Jahren vor d e r Einschulung, »gefordert<( werden können. In diesem Zusammenhang wurden viele Modelle erörtert und erprobt; durchsetzen konnte sich im Kindergartenbereich mehr oder weniger d a s Didaktikver- standnis, das unter dem Stichwort »Situationsansatz« in die Kiniergartengeschichte eingegangen ist. In Nordrhein- Westfalen wurde dieser Ansatz landesweit als verbindlich angesehen und erklärt. Allerdings wurde nie d e r Frage nachgegangen, ob, inwieweit und unter welchen Vorausset- zungen dieser Didaktikansatz tatsächlich auf breiter Ebene umGesetzt wurde Das ist das Anliegen unserer Studie.

Zum Forschuagspaadigma Fur unsere Studie favorisieren wir den von uns an d e r Pad-

agogischen Hochschule Freiburg im Arbeitsbereich Sozial- padacogik erarbeiteten Forschungsansatz des Partial-Holis mus Wks bedeutet das? In Forschung und Theoriebildung halten vrir e s fur unverzichtbar das Ganze (holos) und (I) den Teil (pars) zu sehen und zu berucksichtigen Wir richten den Blick also auf das Ganze und scheuen nicht die Muhe, das Detail konkret zu erforschen - aber dann wiederum bei d e r Analyse und Einordnung das Ganze zu berucksichtigen For- schungsmeth~disch heißt dieses u a , daß wir anderen, z B geistes~~issenschaftiichen Vorgehensweisen, keineswegs feindselig gesonnen sind sondern sie integrieren Partial-holistisches Vorgehen in unserem konkreten Fall be- deutet u a - Didaktik d e s Kindergartens wird als wesentlich fur Kin-

dergarten und Sozialpadagogik angesehen - Sie wird praktisch realitatsbezogen bei 538 Erzieherinnen

und an deren Arbeit uberpruft und in Kommunikation mit d e r betroffenen Praxis besprochen und weiterentwickelt Didaktik wird im Hinblick auf d e n ganzen Kindergarten und seine Voraussetzungen betrachtet

- Der Kindergarten selbst ist dabei auch in seiner Einbin- dmrj in Umgebung Gemeinde, Gesellschaft -ja schließ- lich sogar mundial oder global - zu sehen Besonders in seiCer Didaktik spielen Fragen d e s Lebens und Uberle- bens d e r Menschheit eine wichtige Rolle

Die in unserer realitatsbezogenen Studie ermittelten De- 'iilinfxmationen dienen lediglich als Basis einer weiteren a-lthrcpologisch fundierten Didaktikdiskussion - immer be- zogen auf a a s Ganze dessen was heute, z B im Hinblick auf ~ l u . 3 Erziehungsziele aktuell erforderlich Ware

Was iOt mit .Situati-tzu gemeint? Dieser didaktische Ansatz fordert - im Anschluß a n S B

Robinsohn - die »Situation. genauer die mLebenssituationu d e r Kinder zum Ausgangspunkt d e r didaktischen Analyse zu nehmen Es geht um die Erfahrungen, die die Kinder in ih- rem Alltag sammeln, insbesondere um problematische und

bedeutsame Situationen, sog ))Schlusselprobleme« Erzie- hung und Bildung im Kindergarten sollen die Kinder dafur »qualifizieren((, in diesen Situationen »autonom« und »kompe- tent« zu handeln Aus de r Analyse d e r konkreten Alltags- wirklichkeit in d e r die Kinder leben, sollen Curriculumele- mente abgeleitet werden Die Umsetzung dieser Curricu- lumelemente in Form von Prolekten die im Kindergarten mit den Kindern erarbeitet werden, soll diese auf eine erfolgrei- che Bewaltigung jener Situationen vorbereiten

Fur die Arbeit d e r Erzieherinnen ergeben sich daraus eine Reihe von Konsequenzen Sie mussen die Lebenssitua- tion d e r Kinder d h U a auch den Alltag d e r Familien, ge- nau kennen Dieses Wissen bildet die Voraussetzung jeder Situationsanalyse Die Planung im Kindergarten muß offen sein, d h e s muß moglich sein, spontan auf aktuelle Situatio- nen d e r Kinder bzw d e r Gesamtgruppe einzugehen Auch richtet sich die Planung nach den Bedurfnissen d e r Kinder, d h Zeitdauer und Verlauf von Projekten lasseri sich nicht von vornherein exakt festlegen, eine starre und langfristige Planung verbietet sich demnach Das situationsbezogene Vorgehen fordert weiterhin die Integration von Eltern und anderen Erwachsenen in die Planung und Arbeit d e s Kin- dergartens Die Eltern kennen ihre Kinder und deren Le- bensumstande am besten Sie werden als »Experten« gese- hen die deshalb an den Aktivitaten des Kindergartens zu beteiligen sind Da die Situation d e r Kinder je nach Stadtteil und Einzugsgebiet d e s Kindergartens sehr unterschiedlich sein konnen lassen sich - folgt man diesem Ansatz - kaum in konkreter Weise allgemeingultige Aussagen uber die Bil- dungsziele des Kindergartens festlegen Den Erzieherinnen vor Ort obliegt es demnach d a s auf »ihre« Kinder und ihre Kindergruppe »passende« Curriculum zu entwickeln, ihnen wird gleichsam die Rolle d e s »Curriculumkonstrukteurs« ubertragen Gleichzeitig werden sie und die anderen betei- ligten Erwachsenen zu Mitlernenden in einem gemeinsa- men Lernprozeß

Der von Erzieherinnen bevozugte Ansatz Wir sind nicht nur d e r Frage nachgegangen, welche Di-

daktik die Erzieherinnen tatsächlich realisieren, sondern wir haben auch gefragt, welcher didaktischen bzw. pädago- gischen Position sie ihre Arbeit am ehesten zuordnen wür- den. Das Antwortschema ging von »gar nicht zutreffend (0 %)U bis nganz zutreffend (100%)«. Wir haben dies in eine siebenstufige Skala übertragen.

Tabelle: Selbsteinschätzung d e r päd.-didakt. Position (n = 434)

Bevorzugte Position Formulierung Median

1. Situationsansatz *Meine Arbeit entspricht eher d e m Situationsansatz.~ 5 048

2. Traditioneller meine Arbeit entspricht Ansatz eher dem üblichen Vor-

gehen im Kindergarten.. 4.382 3. Montessori- #Meine Arbeit entspricht

Pädagogik eher d e r Montessorl- Padagogik (( 1.204

4 Antiautoritäre »Meine Arbeit entspricht Erziehung eher d e r antiautoritaren Er-

ziehung.~ 1.148 5. Schulisches nMeine Arbeit entspricht

Vorgehen eher einem schulischen Konzept.* 1 138

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Tabelle Bezugspunkt fur die Pkanunri. der Arh?ir in Kinceraarten !n = 434)

Position F,?rmiili~rrino MK!~A:I

Musikalische F~rderring im Ki~derqarten Fs>:o T)Ik5r!orf

Hier wird deutlich, daD die Befragten glauben. ihre Arbeit entspreche in erster Linie d e m Siiuationsansatz. Schulisches Lernen verweisen sie auf den allerletzten Ranuplalz Ein sehr hoher Anspruch' Wie aber sieht es in Wirklichkeit aus7

Das vou den Enrieherlnnen tatsächIieh prakti- zierte didaktische Vorgehen - Tendenzen

H i t s l th ::L: S:t~.il~irris~~:cn.: ta:s2chlic:. L:A# i!c A!l:aqdes Ktndergar:ens drirchgesetzt~ Wir vermuien, daF erne deutlr- che Diskrepanz zwischen dem ofiuiellen Anspruch und dem tatsächlichen didaktischen Handeln besteht, d h wir neh- men an. daB in der Mehrzahl der Kindergarten tatsachlich eher nicht situationsbezogen gearbeitet wird

Das Foxschungsprolekt ~ D i d a k t i k des Kinderuarrens* 1st noch nrcht abgeschlossen. wir befinden uns mitten in der Auswertung. Dennoch zeichnen sich zu unserer Hvpothese einige Tendenzen a b

Wlchtlge Indikatoren für cituationsorient~ertes Arbeiten s ind LI a Die Durchfiihrung von Projekten und Exkursionen und d ~ e Bedeutung die die Erzieherinnen den Erfahrungen und d e n Erlebnissen, die die Kinder von außerhalb des Kin- dergartens rnitbrinqen, bei d e r Planung von Angeboten im Kindergarten beimessen In unserer Befraagunu stellten wir den Erzieherinnen ein

Beispiel fur ein Prolekt vor. das inseiner Struktur und Durch- fuhrung d e m Situationsansatz voll entspricht Wir kamen. ob .iip ~elbst auch in derartioer Weise schon Pro~ekk? dzirchue- f i~hn hatten Knapp die Haifte. narnltch 46 %, beiahte die Frage, 54 hatten noch nie in dieser Art und WPISP im Krn- 4 ~ r g a r t e n gearbeitet

Zwar werden kleinere Exkursmnen mit der Kindergruppe 2. B zur Feuerwehr, zum Backer 0 3 . von erner aroßeren An- ~ h l von Einrichiunuen v~ranstaltet (Ra O i - ) . l ~ d o c h bleib-n sc!che Ak!ivi!aten seltene Hohepunkt~ !rn Jahr Be: 41 " I A der ßeframen fincien Exkursionen nur ein bis r,$f~irnal I r n Jahr 'tat1

Aufschlußre~ch tn diesem Zusammenhang ist auch d i ~ Frage, rn;oran sich die E n l e h ~ r m n e n orientieren kn:enn sie -!I? Arbe11 im Klndpraartl.in planen Wir nat!en v ~ r ~ c h t e d e n e hntv:orlmou!ichkeiten voraeaeben Ca:: Ant*.vonsrh~ma n lna von *ganz unurichriq. brs qunz iirrch:iq- u n d wurde vcn lrns in eine srebenctufige Skala erngetei!t Die F~~!??!!P?I@

k.?nafola~ geht aus der Tabelle hervor

S akttielle Anlasse

3 eigenes Komep!

4 Wunsch de r Kinder

5 Erfahrunqrn und Erlebninse der Kinder

6 Wunsch der Ehern

7 Vorschlag

N L ~ ~ ~ ~ r r l ~ ~ ~ : I ~ t ~ ~ i i s Irr1 IAI!TP: kreis U 5 887 wach cic-:I ak r~ ic l l~ r , uticl v ~ j ~ ~ ~ t r ; ~ ~ ~ n Arilasscn in <:Cr

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Zi:~ei Punkte seien hier bei der Interpreiaiion bemnderc hervorgehoben- Die Bedeiitirng. die dem Jahreskrei~: und die den Erlebnissen und Erfahrunaen der Kinder Sera?- messen wtrci Die Planung nach d e m Jahreskrets ist das aiis

der Zeii J Frohels tradierte planende Vorae h e n im Kinder- garten Die Jahres- und Monaicplaniir? Yriut h ierbci auf der Folge der jahreszpiien und c p r kirchlichen Fest0 auf Sc: PT-

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dergart~nrahr Die Tabelle zeim. daß d i ~ $ e c i r o r a ~ h e n silch heuie noch bei den Kinderqarten d ~ n h w b , s t ~ n ?t? l !~.n:v~rt einnimmt Der Jahreskrcts bildet den grofien Planiinrlsrah- men, in den andere. cpontanp lind aVt~ie!l~ G e g e h e n t i ~ ! t ~ n etnaebßui w~rclen Sponiane lind a k i u ~ l l ~ An!? -sp n P n m r n d e m n a c h auch den zweiten Ranu in iinscrer 'RI~FIIIP ein Deuitich uerinciere Bed~u tuna fur die Pianuna hat das :?.ac man als Analyse der Lcbenssi!uatinn de r Kinrler h o z ~ i c h n ~ n kbnnte Nichts anderes ist mit cirir Formulierung .Ich r r c b l ~ mich bei meiner Planuns i a nach d ~ m , vias d i ~ R i n r ! ~ ~ au63erhalS der: Kinderqarr~ns pvrl ZU HSLIFP pr!-S$ h f i ~ ~ : ? a

gemeint Dieser A s p k t rangiert erst auf P l~ t z fun f In u n ~ r ~ r Ta belle.

Diese ersten Dater! deuten an. da0 das s?tiiatirinsirier;- tierte drbelten keineswegs d a s ub!iche V ? r - ~ e + ~ n ~ t n Kin- dergarten 1st Zwar wird ansatmeise durchaus vcn o~niafin Krnc!errjarte:i in dieser Richtuno o~arSe11cl.t es kle15t ii:!qc.! e h e r dre Ausnahme unc! auf v:eniae G e l e a e n ? ~ * t ~ n :m Jahr h e ~ c h r s n k t

Eies v:iderspricht inter~ssant-a-?:eise 3i1rh <er C~Ibr;q.ir~- schcl!zunu de r E . r z l eh~r innen irV~i:n?p Dcten ?inrr Zusam- menhanae hprausniarhetten FCW~? eine A ~ Z ! ~ E P im 51r.n~. des P-?r!:z!-H~!i.qmus v r i r z i j n s h i n ~ n nir:? A i i t : on~ l :nzerec !va!tprtjn [orscn-nden Wmehens sein

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Kurt Abels

Deutschuriterricht im 19. Jahrhundert Untersuchungen zur Geschichte d e s Faches

In einer Tradition zu stehen, ist fur Deutschlehrer, Lehr- planverfasser und viele in d e r Ausbildung von Deutschleh- rern Tatige keine naheliegende Vorstellung Wir bemerken abe r d a ß d a s Interesse an d e r Geschichte im allgemeinen in d e n letzten Jahren großer geworden ist, die Wissenschaf- ten und das Schulwesen werden nun wieder haufiger unter historischen Aspekten betrachtet und gewurdigt

Unter d e n Fragen, mit denen sich die Bildungsgeschichte befaßt ist auch die nach Art, Umfang und Herkunft d e r Schulfacher Bemerkenswert ist, d a ß d a s Fach Deutsch bis zum Ende des 18 Jahrhunderts im Lehrplan nicht vorkommt, Nenn auch in Elementarschulen schon lange und dann auch in d e n im 18 Jahrhundert entstehenden Realschulen Lesen und Schreiben Gegenstande d e s Unterrichts waren In den ersten Jahrzehnten d e s 19 Jahrhunderts wurden die Unter- richtsfacher wichtiger und an die Fachkompetenz d e r Leh- rer und an die Lehrbucher wurden hohere fachliche Anfor- cierungen gestellt Es ergab sich die Notwendigkeit, den Unterricht fur d a s Fach vorgebildeten Lehrern zu ubertra- gen Dem mußten die Ausbildungsinstitutionen, Universita- ten und Lehrerseminare, Rechnung tragen

Eine naheliegende Annahme Ware, d a ß die Entfaltung d e r Wissenschaften fur die Auspragung d e r Faches maßge- bend gewesen sei Das war aber, was den Deutschunterricht betrifft, nicht so Zwar verlaufen die Entwicklungen d e r Ger- manistik und die d e s Deutschunterrichts gleichzeitig und parallel abe r von Einwirkungen d e r Wissenschaft auf den Unterricht kann fur die ersten zwei Drittel d e s 19 Jahrhun- derts kaum die Rede sein In einem Prozeß, d e r sich uber das ganze 19 Jahrhundert erstreckt hat, ging e s um die Lo- sung d e r Probleme - die deutsche Literatur zum Gegenstand d e s Unterrichts

21 machen - sie Lekture und das Verfassen von Texten und beide mit

d e r Sprachreflexion zu verbinden - ci:e Zahl d e r Unterrichtsstunden d e r Aufgabenfulle anzu-

passen - die Lehrer fur einen so beschaffenen Unterricht auszu-

bilden Dabei muß beachtet werden d a ß d a s Schulwesen in

Delltschland nach Staaten Konfessionen und d e r philosophi- sch-n und politischen Richtung d e r leweils Bestimmenden verschieden war Auch die Unterschiede zwischen den Schularten mussen berucksichtigt werden Die Vielgestal- tigkeit d e s Biidungswesens im Deutschland d e s 19 Jahrhun- derts hat eine Reihe von Reformansatzen ermoglicht

Ein Detail in d e r Kurzbiographie Robert Heinrich Hieckes (1805 - 1861) veranlaßte mich als erstes sein Leben und Wir- ken naher zu untersuchen Uber sein Verhalten im Revolu- tionsjahr 1848 berichtet d e r Biograph 1880 *Freilich erregte e r in hoheren Kreisen Anstoß, indes verlief eine gegen ihn

eingeleitete Untersuchung erfolglos, vollständig aber entla- stete ihn erst bei seiner Berufung nach Greifswald eine per- sönliche Vernehmung durch d e n Minister von Ladenbergu (ADB 12, 1880, S. 387).

Dieser Hinweis auf ein politisches Untersuchungsverfah- ren legte die Vermutung nahe, daß nicht ein privates, außer- berufliches Engagement für die Politik Anlaß zum Argwohn d e r Kultusbehörde gegeben hatte, sondern d a ß die berufli- che Tätigkeit selbst, Hieckes praktisches Wirken in d e r Schule und seine Schriften über den deutschen Unterricht, d ie Aufmerksamkeit d e r Behörde auf diesen Protagonisten d e s Deutschunterrichts gelenkt hatte.

Die weiteren Recherchen ergaben, d a ß Hiecke weitrei- chende Reformen angeregt hat: Die Lektüre sollte Aus- gangspunkt für alle Aktivitäten im Deutschunterricht sein, für eigene Produktionen d e r Schüler und für die Sprachbe- trachtung. Das sei abe r nur möglich, wenn für d a s Fach Deutsch auf allen Klassenstufen vier Wochenstunden zur Verfügung stünden. Das ganze 19. Jahrhundert hindurch, bis 1890, a b e r wurden d e m Deutschunterricht oberhalb d e r 6. Klasse nur zwei Wochenstunden zugebilligt. Schließlich forderte Hiecke eine Fachausbildung d e r Lehrer, die sie in die Lage versetzte, einen Unterricht, wie e r ihn sich vor- stellte, zu geben. Dazu seien insbesondere neugermani- stische Dozenten an d e n Universitäten erforderlich, die e s zum Zeitpunkt d e r Forderung, um 1840 noch nicht gab.

Auf die Volksschule suchte Hiecke direkt durch Unter- richtsvorschläge in Zeitschriften, indirekt, indem e r einen Kreis von Lehrern um sich versammelte, mit denen e r Aus- wahl von Texten und Methoden d e r Analyse und Behand- lung erarbeitete, einzuwirken.

Es läßt sich also sagen, d a ß d e r Einfluß Hieckes sowohl auf den Deutschunterricht d e r Gymnasien als auch auf Lehrer- bildung und Unterricht d e r Volksschule bedeutend war.

Auf manchen Gebieten und aus verschiedenen Gründen war Preußen für andere Staaten in Deutschland im 19. Jh. Vorbild. In d e r zweiten Hälfte d e s Jahrhunderts waren die Beziehungen zwischen Preußen und Baden besonders eng, d e r badische Großherzog Friedrich I., d e r von 1852 bis 1907 regierte, war Schwiegersohn d e s preußischen Königs, spä- teren Deutschen Kaisers Wilhelm I. Die badische Kammer hatte vor und nach 1848 liberale Mehrheiten. Als nach dem Sieg Preußens über Osterreich d e r nationale, kleindeutsche Staat nahe ni sein schien, sah sich d a s badische Ministerium nach einem Mann um, d e r das badische Schulwesen nach preußischem Vorbild reorganisieren sollte. Man fand Gustav Wendt, Direktor d e s Gymnasiums in Hamm/Westfalen, d a s e r zehn Jahre lang, von 1857 - 1867 geleitet hatte. Nun wurde er, vierzigjährig, Direktor des Karlsruher Gymnasiums, d e r vornehmsten Schule d e s Großherzogtums. Wendt wurde au- ßerdem Mitglied d e r obersten Schulbehörde, d e s Ober- Schulrates, d e r 1862 gegründet worden war. Was abe r sind seine Beziehungen zum Deutschunterricht?

Gustav Wendt g a b nach dem Tode Hieckes dessen Auf- sätze in zwei Bänden heraus. Er war also mit d e n Vorstellun- gen Hieckes vom Deutschunterricht bestens vertraut und brachte diese, wenn auch modifiziert, in die Gymnasialre- form in Baden ein. Er betreute mehrere Auflagen d e r Lese- bücher Hieckes, bis e r selbst ein Lesebuch und einen Ge- dichtband für die badischen Gymnasien zusammenste1Ite. Für die Konsolidierung des Deutschunterrichts am Ende d e s 19. Jahrhunderts hat Gustav Wendt einen wichtigen Beitrag geleistet mit seiner Schrift ~Didaktik und Methodik des deut- schen Unterrichts und d e r philosophischen Propädeutik* als Teil des nHandbuchs d e r Erziehungs- und Unterrichtslehre* für höhere SchuIen von 1896.

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So bedeutend und folgenreich d a s Wirken Hieckes und seiner Nachfolger darunter Gustav Wendt, fur d ie Etablie- rung des Deutschunterrichts als d e r Zusammenfassung oder Integration d e r Teilbereiche auch war, manches daran war von Anfang a n umstritten und blieb es bis in unsere Zeit Fur christliche Padagogen wirkte d ie Hochschatzung d e r klassischen Literatur a ls e ines „weltlichen Evangeliums« be- sonders anstoßig

Beinahe gleichzeitig mit Hiecke griff ein katholischer Volksschulpadagoge, Lorenz Kellner aus d e m Eichsfeld, Ideen des Franzosen Jacotot auf und ubertrug sie auf d e n Deuischunterricht d e r Volksschule In einem mehrfach uberarbeiteten »Praktischen Lehrgang fur d e n Sprachunter- r i c h t ~ entwickelte e r die Theorie d e s »anlehnenden Unter- r i c h t s ~ d h e r ließ die verschiedenen Aufgaben des Sprach- unterrichts, d a s Verfassen von Aufsatzen, d a s Erkennen grammatischer Strukturen und die Rechtschreibung, von Texten ausgehen, d i e e r in einem fur die Hand d e s Schulers bestimmten Buchlein nAusgewahlte Musterstucke fur Volks- schulen Ein kurzes Lesebuch, als methodisch geordnete Grundlage e ines bi ldenden Unterrichts in d e r Mutterspra- c h e ~ zusamrnenfaßte Beide Bucher wurden zwischen 1837 und 1890 haufig neu bearbeitet und wieder aufgelegt

In Kellner h a b e n wir ein Beispiel dafur, d a ß fortschrittliche padagogische und methodische Ansichten sich auch mit ei- ner politisch konservativen Einstellung verbinden ließen

Der gleichen Generation wie Lorenz Kellner gehort ein weiterer katholischer Padagoge an, a u s dessen Werk ein Teil bis heute l ebendig gebl ieben ist, Heinrich Bone, Gym- nasiallehrer a u s Westfalen, a n Schulen in verschiedenen Or- ten des Rheinlandes tatig, wurde 1859 Direktor des Mainzer Gymnasiums Einige d e r popularsten katholischen Kirchen- lieder, die heute noch gesungen werden, haben Heinrich Bone zum Verfasser In theoretischen Schriften befaßte sich Bone mit d e m Verhaltnis von Deutschunterricht und philoso- phischer Bildung, und e r g a b ein Lesebuch heraus, d a s es zwischen 1840 u n d 1894 auf 60 Auflagen brachte In d e r Lite- raturauswahl verfuhr e r ahnlich wie Lorenz Kellner, be- muhte sich also, die Kluft zwischen christlichem Glauben und klassischer deutscher Literatur fur Lehrer und Schuler nicht allzu deutlich werden zu lassen Obwohl seine Tatigkeit als Lehrer und seine Amtsfuhrung als Direktor immer gelobt worden waren, wurde e r 1873, als d e r Kulturkampf auch d a s Großherzogtum Hessen erreichte, zu d e m Mainz damals ge- horte, zwangsweise pensioniert (Er war zu diesem Zeitpunkt 60 Jahre alt)

Wenn man jede d e r hier genannten Personen d i e sich im 19 Jahrhundert um die Entwicklung des Deutschunterrichts verdient gemacht h a b e n isoliert betrachtet, konnte man d e n Eindruck gewinnen, d a ß d e r einzelne zunachst und unmittel- bar nur in e inem e n g begrenzten Raum gewirkt habe Gren Zen scheinen gesetzt worden zu sein durch Schulart, Konfes- sion u n d d e n Bezug zu d e r ~eweil igen Region Fur die Entwicklung des Schulfaches im ganzen ist es iedoch be- deutsam daß die Theoretiker und Reformer o b sie es woll- ten o d e r nicht in die geistigen und politischen Auseinander- setzungen d e r Zeit verwickelt waren und damit uber d iese Grenzen hinauswirkten

Auf die Entwicklung d e s Deutschunterrichts wirkte auch d e r ~ a d i s c h e Kulturkampf d e r Jahre nach 1860 ein Seit 1867 erschien ein Badisches #Lesebuch fur Volksschulen~ d a s d ie Vorstellungen e ines sakularisierten Neuhumanismus bis in die Volksschulen hinein verbreitete zunachst lediglich mit staatlicher Empfehlung d a n n durch ministerielle Verord- nung, g e g e n d e n heftigsten Widerstand d e r kathoirschen Kirche Daß sich d e r Staat auf diesem Gebiet durchsetzte

~in ipt t ium bcr tnrtru.

RrrIliu$c, k n guni 1870.

P)u QinIU$oing tim4 !?*tu48 in kn t inlwn Sollil4ultn k l i

Wr. 7311. Huf k n PIntrag b& Dkrf4ulrntS wirb wrorbiut

Pkr &braii<0 bre erflcn %iIB M unter Pcihiiis @rof#~. O k ~ 4 u l r a t a h r M W n !i!tltbu<ga Im aUge mtiiicii [fit boS imtitc, briltc unb ~ h l r w u l l a b r L[llmmt ( ~ m d uiib h i n g ooa 3. 8. QJctgtr in PaDr), wirb fi(r bit cInfil&i~ 91olf$i~$uIa M B r o k QrrpgtuniP aIS onbinblirg trn6n.

Skr Obtrf<0ulroi mirb mit k m @oü,jqc b&[n Oliiorbnung h u p r a g t .

zeigte Wirkungen auf d e n Deutschunterricht und seine In halte bis in die Gegenwart

Die hier skizzierten vorlaufigen Ergebnisse d e r Untersu chungen zeigen d a ß d a s Fach Deutsch vom truhen 19 jahr hundert a n ein politisches Fach gewesen ist und dadurch d ie besondere Aufmerksamkeit d e r O ~ r i g k e i t e n u n l Behorden auf sich gezogen hat Kontinuitat besteht nicht nur darin aal3 die Reformer (aller Richtungen) behindert Untersuchungen ausgesetzt irorzeitig entlassen und verfolgt a u r a e n Konti nuitat ist a b e r auch und vor allem in Posi:io~en zu registrie ren Vom Vormarz d e n Jahren nach 1830 an zis neuie ~ i r d um die angemessene Verbindung a e r A ~ f j a c ~ n i b e r e i ~ h e um die Ausivahl d e r Inhalte i n s b e s o ~ a e r e x e r Lekture u n i um die Ziele d e s Deutschunterrichtc cjestritten In Zen Aus einandersetzungen des Taues ist e ? me,ner A ~ s i c q t cacn heilsam nach Losungs\ersuchen I- a e r Verp.i,ge?he,t zu suchen und sich desseil be-uiit zu lvvprdp? <ai? die E?+ nicklung nichi mit d e m anfangt ,vas =an seicer für :*un schenstvert und mog!icher,ve~se in Un~enn'riis d ~ r ~ o r h a n d e n e n Uberlieferung fur neu ha!i Des J~ei teren ist zu konstatieren Die Fach~~isser ischaft Germanistik hat meist i t e ~ n e n beherrschender . tinf?uB auf 3 e n Deutsc.iur,terricht gehabt

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Manfred Pelz / Erdmuthe Bauer

Biliaguale Erziehung in einer Grenz- region Kommunikation von Grundschulkindern in zweisprachigen Kontakten

Ziele, Anlage und Durchführung des Forschuagspro jekts

Im Rahmen d e s Europaprogramms Lerne d ~ e Sprache des Nachbarn (seit 1984) erhalten Grundschuler beiderseits d e s Oberrheins a b d e r dritten Klasse (in Frankreich a b Cours Moyen I = 4 Klasse) einen dreistundigen freiwilligen Unter- richt in d e r Nachbarsprache Daneben sind pro Jahr rneh- rere binationale Klassenbegegnungen, abwechselnd in Deutschland und in Frankreich, vorgesehen

Wie verhalten sich deutsche und franzosische Grundschu- ler in solchen Begegnungen, und wie laßt sich ihre tatsachli- cne Sprachmachtigkeit in realen Situationen bestimmen? Die Analyse von Begegnungen soll im Rahmen eines vom Deutsch-Franzosischen Jugendwerk seit 1986 mitfinanzier- ten Forschungspro~ekts Antworten auf diese Fragen geben

Bisher wurden in einer Pilotstudie zweisprachige Begeg- nlingen wahrend d e s Schullahres 1986/87 in Bild und Tondo- kiimentiert und Kategorien zur Beschreibung d e s Sprach- verhaltens von Schülern festgelegt. Außerdem wurde ein Fragebogen zur Beurteilung d e s Kommunikationsverhaltens .Jen Schulern durch Lehredinnen entwickelt.

Entwicklung von lhtegorien des Sprachverhal- tens

Fur die Ent riicklung von Kategorien d e s Sprachverhaltens in deutsch-~ranzosischen Schulerbegegnungen und ebenso fur die Konzeption von Unterrichtsmaterialien fur Begegnun- gen reichte dabei eine anfallende Stichprobe aus Fur eine nachfolgende Evalution soll eine reprasentative Stichprobe (nach vorgegebenen Kriterien z B Klassenstufe Ort d e r Be- gegnung Dauer e tc) von Schulerbegegnungen gewahlt .fVorden

Das Corpus von Begegnungen liegt transkribiert vor In ei- Fern ersten Analyseschritt wurde jede Begegnung nach be- stimmten Kriterien (z B Ortswechel, Zeitindikatoren) in Pha- sen ( = Szenen) zerlegt die sich d e n Merkmalen Interak- +ic;nsart (z B Lehrer-Schuler Schuler-Schuler), Aktivitatsart (z B im Unterricht außerhalb d e s Unterrichts) und Begeg- ?>mgsort (z B in d e r Schule außerhalb d e r Schule) zuord- nen lassen Durchschnittlich enthalt jede d e r analysierten Begegnungen 23 verschiedene Phasen Jede Phase reali- siert eine von 22 typischen Situationen in Begegnungen, an- gefangen von Begrußung uber Essen Lied, Ortswechsel Spaziergang Spiel una Unterricht bis zur Verabschiedung

In e:nern rxeiteri Analyseschritt wurden dann die franzosi- schen Sprachteile d e r Phasen einer Reihe inhaltsanalyti- scner Kriterien zugeordnet Diese bezogen sich auf Katego- rien d e r intrasprachlichen Beschreibung (z B Satzstruktur Frequenz) und d e r Kornmunikationstheorie (z B Sender, Empfanger) Das Erkenntnisinteresse in dieser Phase d e s Projekts war von d e r Frage geleitet welche Sprachfunktio- nen (ausgedruckt in pragrnalinguistlschen Begriffen) sich aufgnind d e r vorausgegangenen Beschreibungen in den

Begegnungen ergeben. Dies führte zu einem differenzierten Kategoriennetz von Sozialfunktionen in folgenden Berei- chen: 1. Sprachfunktionen d e r Schüler in d e n Dimensionen Kon-

takt, Absicht, Erkundigung und Gefühl; 2. Intentionen in bilingualen Situat!onen (von Lehrern und

Schülern) in unterschiedlichen Außerungsformen und Handlungsstrategien (z. B. Übersetzung);

3. Lehrerinterventionen in d e n Dimensionen Unterrichts- führung, Verständnissicherung, Partnerschaftlichkeit.

Bisherige statistische Auswertung Die Häufigkeitsanalysen sämtlicher Kategorien d e s

Sprachverhaltens für alle Phasen und Begegnungen legen folgende Hypothesen für die nachfolgende repräsentative Untersuchung nahe:

Strukturierte Aktivitäten wie Spiel, Dialog, Lied überwie- gen in d e n typischen Situationen gegenüber realsituativen Aktiviiäten. Dem entspricht, d a ß auch die Lehrer-Schüler- Interaktion gegenüber d e r zwischen den Schülern vor- herrscht. Dagegen stehen die Aktivitäten innerhalb und außerhalb d e s Unterrichts insgesamt in einem ausgegliche- nen Verhältnis zueinander.

Auffällig ist die Verteilung bei den Sozialfunktionen: Für die Schüler ist es ein besonderes Bedürfnis, in Kontakt zu bleiben b m Information einzuholen, während die emotiona- len Kategorien (z. B. Gefühle) nur sporadisch in Erscheinung treten. Bei d e n bilingualen Intentionen überwiegt die Über- setzung. Die Lehrerintentionen (insgesamt überhaupt vor- herrschend) sind vor allem auffordernden, erklärenden, fra- genden und animierenden Charakters.

Die französischen Schüler treten als Sender wie als Emp- fänger gegenüber den deutschen Schülern deutlich hervor. Das könnte dadurch zu erklären sein, d a ß die Auswertung sich hier nur auf den französischen Sprachteil bezieht. Es zeigt sich jedoch, d a ß die Kommunikation nicht nur mit d e r Primärgruppe, sondern gleichermaßen auch mit den deut- schen Schülern und mit d e n deutschen Lehrern wahrgenom- men wird. Dieses auffällige Sprach- und Sozialverhalten läßt sich vor d e m Hintergrund d e s französischen Schulsystems (im Vergleich zum deutschen) deuten.

Weitere statistische Auswertungen bezogen sich auf Ver- gleiche einzelner Kategorien untereinander, z. B. Sender/So- zialfunktion, Empfänger/Sozialfunktion, Inkorrektheit/Voll- ständigkeit, Umgangssprache/Vollständigkeit und Verglei- che d e r Kategorien, aufgeschlüsselt nach Aktionsarten, z. B. Schule vs. Familie, Begegnungsort Deutschland vs. Frank- reich, innerhalb vs. außerhalb d e s Unterrichts.

In ihnen wird die (durch Lehrerbeurteilungen unterstri- chene) Abhängigkeit d e s Sprachverhaltens von situativen Faktoren deutlich: So ist die Sozialfunktion 'Information ein- holen' für Schüler in d e r außerunterrichtlichen Situation emi- nent wichtig, während sie irn Unterricht - weil immanent - ureniger wichtig ist Umgekehrt bringen die Lehrer/innen in d e r Unterrichtssituation ein hohes Maß an Animation auf die in de r naturlichen Situation außerhalb d e s Unterrichts be- reits vorhanden ist

Die Abbildung zeigt die prozentuale Haufigkeit d e r sprachlichen Außerungsformen im Unterricht b ~ ~ v außer- halb d e s Unterrichts (in pragmatischen Begriffen) Diese So- zialfunktionen wurden zu diesem Zweck zusammengefaßt, und zwar fur (1) Schuleraußerungen Kontakt (und Verhalten regelnde

Normalitaten), Absrcht (und andere Sprechhandlungen), Erkundrgung (zur Einordnung von Personen Gegenstan- den und Situationen), Gefuhl (emotionale Beteiligung),

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(2) Lehreräußerungen: Führung (durch Aufforderung, Kor- (3) Intentionen von Lehrern und/oder Schülern in bilingualen rektur, Ermahnung etc.), Erklarung (durch Information, Situationen: Zweisprachigkeit (durch Übersetzung, Handi- Präsentation, Frage etc.), Partnerschaft (durch Animation, cap-Signale, Paraphrasentechnik etc.) Hilfestellung, Motivation etc.);

Zweisprachige Begegnungen

Sprachliche Außerungen von Scholern und Lehrern

Kontakt (C) - irn Unterricht

Außerholb des Absicht (S) Unterrichts

Gefohl (S)

Fohrung (L)

Erkldrung (L)

Partnerschaft (L)

Zweisprachigkeit

0 5 10 15 20 25

Prozent

S: Nur ScholerauDerungen L: Nur Lehreraußerungen

Lehrerbeurteilungen zweisprachiger Kontakte Die theoretischen Konzeptionen zur Gestaltung von Be-

gegnungen und die Ergebnisse de r Pilotanalyse bildeten die Grundlage fur einen Fragebogen, de r in einem Testlauf allen an unseren Videoaufnahmen beteiligten Lehrer/innen sowie d e n Teilnehmern eines binationalen Fortbildungsse- minars zum Programm Lerne die Sprache des Nachbarn vor- gelegt wurde Die Lehredinnen sollten auf einer sechsstufi- gen Skala U a beurteilen, - wie haufig ihre Schuler bei Begegnungen Kommunikation in d e r Zielsprache, gemischt-sprachlich, nonverbal, in redu- zierten Satzen und in Einworisatzen gesucht und verwirklicht haben, - wie haufig die Schuler in den 22 'typischen Situationen miteinander kommunizierten, - wie haufig sie als Lehrer in ausgewahlten Situationen Kom- munikation in d e r Zielsprache in de r Muttersprache durch Parallelsprechen (Wechsel zwischen deutschem und franzo- sischem Lehrer) und durch Switchen (Sprach.mechsel in ei- ner Person) gesucht und verwirklicht haben

Ausgewertet wurde bisher de r Rucklauf aus dem binatio nalen Seminar Folgende Einschatzungen de r Lehrer haben sich ergeben die in d e r nachfolgenden reprasentativen Un tersuchung uberpruft werden sollen

Die Kinder kommunizieren eher in de r Zielsprache als in den anderen vorgeschlagenen Formen (z B nonverbal) Er- wartet war das umgekehrte Ergebnis Der Austausch de r Kinder untereinander ist besonders groß in realsituativen Ereignissen (Begrußung, Verabschiedung Essen) und bei motivierenden Ereignissen ( f re~es und gelenktes Spiel), e r ist gering bei festen Aktivitaten wie Geschichten erzahlen

Angaben in Prozent der jeweiligen Außerungen in fronzbsischer Sprache

Film anschauen, Gedicht aufsagen, Lied singen Basteln Fo- tos machen, e r ist mittelmaßig groß bei Aktivitaten de r Be wegung wie Sketch Tanz, Ortswechsel Spaziergang Es er folgt also eine Zunahme an Kommunikation in dem Maße wie die Situation realer wird

Die Sprachverwirklichungen de r Lehrer/innen zel jrn a!s auffalligste Profile eine deutliche Vermeidungstendenz beim Switchen (bis auf die Zone der außerunterrichtlichen Aktivitaten in de r Schule) und bei der Verwendung de r Mut tersprache im Unterricht Diese ist jedoch ebenso v:ie das Parallelsprechen und die Zielsprache deutlich srirhanden in den naturlichen Zonen und Realsituationen I- dr die Part nerfamilie ist gar nichts anderes angesagt ais d!e Ziel- sprache

Die Selbsteinstufung de r Lehrer/ innen ergibr das Mcdeil einer differenzierten gestuften und rea1itatsange~;oPtez Sprachlichkeit in Begegnungen Dieses Moziel! ~ ~ 3 t e xt den tatsachlichen Vorbereitungen for aie einze:rer, Ci t~at tc nen und den Schwierigkeiten ihrer Ürnse'ziing verglirner werden

Materialien fiir Begegnungen Durch die sprachanalytische Bes::;rirnuny in P 5 z . s ~ ~ er?;--!-

ten wir methodische Krirerien ~ : t ? S'ariab;!irir ur.3 Mcti-:a:i.?r, zur Vcrbere!tung und Durchfül?rung ,icn Begecjr.ül;qen. d:e sich in eigenen Materialie:~ fur B e g e j n u n ~ e ~ nieAerschia- gen werden

Literatur zum Projekt

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Ulrich Grevsmuhl/Gottfried HeineltIGerhard Messerle

Begabung und Schulleistung L~ngzeit~lntersuchung zum Lernerfolg im 4 Schuljahr

Einleitung 2 1s wir vor ungeiahr 15 Jahren mit dem Forschungsprojekt

aegannen war e s unser Bestreben Erfahrungen mit d e n da- r ~ ! s angebotenen Inteiligenztests zu gewinnen um Lehrern una Eltern bei d e r Entscheidung fur eine bestimmte Schul- 15 ~ f ~ a h n behilflich zu sein und dem Zug d e r Zeit folgend ei- nen Beitrag ziir ~Aktivierung d e r Bildungsreserven(( zu lei- sten

Von Lehrern ;vie von Eltern wurde die Initiative gleicher riidijen begrußt und ohne Einschrankungen unterstutzt Die ~ r m : ~ + e l t e s Befunde nurden mit d e n Lehrern eingehend dis- Kuller+

Im Laufe cier Zeit stellten sich die Befunde nicht nur als zi~tziich und brauchbar im Hinblick auf die engere Frage Zer Schiiliaufbahnberatung heraus, sondern erbrachten Ne- n e ~ b e f u n d e die den Blick auf die Dimension d e r Interak- ' i x i d e r Schuler untereinander wie d e r Eigenart d e r Lehrer- Schiller Beziehung richteten Die an d e r Untersuchung be- teili~ts.i Lehrer lieferten zusatzlich ein reiches kasuistisches Miterial J a s bis d a h ~ n noch nicht ausgewertet wurde

Das Prcjekt laßt sich zu folgenden Aspekten zusammen rassez 1 W?::'.en Zusammenhang gibt e s zwischen d e r Begabung ugct d e r Schulleistung? Unter welchen Voraussetzungen laßt eine gute Begabung eine gute Schulleistung erwarten? Wel- che Rolle spielt die Motivation7 Laßt sich eine geringere Be- gabung durch Mctivation ausgleichen? 2 Wirkt sich die leweilige soziale Position d e s Schulers im Klassenverband und seine soziale Einstellung auf die Schul- i s i s t ~ n g aus? Welches sind die Determinanten einer sozialen Position (Außenseiter Randfigur schwarzes Schaf, Klassen- liebling Klassensprecher usw) Welche Rolle spielt d e r Lehrer bei d e r Einordnung in einen bestimmten Rang? Kann 3er Lehrer aktiv zur Herstellung eines sozialen Klimas bei- t r isen? Welche Moglichkeiten bieten sich an um ~Randfigu- r?- zu integrieren? 3 I', Begabung allein mit Intelligenztests zu messen? Welche Bedeutung kommt dem kreativen Denken zu? Laßt sich Kre- 3+:vitat bei Schulern dieses Alters messen? Welche Zusam- menhange bestehen mischen Intelligenz und Kreativitat? Machen Intelligenz und Kreativitat das Gesamtpotential d e r B e g a ~ i l n g aus7 4 Mir d e r Weiterentwicklung von standardisierten Tests .~rircie es mogiich die Einstellung d e s Schulers zur Schule das Selbstbild und die Modi d e r Attribuierung ni messen DIE Frage d e r Eignung fur eine weiterfuhrende Schule wird so zu einem Problem de r Forderung von Faktoren welche die Gesarntstruktur d e r SchuIerpersonlichkeit zum Gegen- stand haben 5 Das Prolekt sollte nach Maßgabe einer Verifikation d e r Befunde una d e r Ubertrittsempfehlung erweitert werden Mit d e m Inkrafttreten d e r Bestimmungen d e s Datenschutzes und den damit verbundenen Auflagen d e r Schulbehorde muRte d a s Projekt zunachst begrenzt und spater vorzeitig

beendet werden. Die Freiheit d e r Forschung scheint mit dem Anspruch d e r Freiheit d e r Person in einen unlösbaren Konflikt geraten zu sein.

Entwicklung des Projekts Im Zusammenhang mit dem Seminar uber Leistungsmes

sung und Leistungsmotivation von Heinelt/Messerle wurden in den Schuljahren 1974/1975 bis 1983/1984 Schulerdaten d e r 4 Klassenstufen einer Grundschule im Großraum Frei burg erhoben Fur diesen Zeitraum wurden von 854 Proban- d e n folgende Parameter ermittelt - die Halbjahresnote in samtlichen Schulfachern - die Ergebnisse de r Probe- bzw Orientierungsarbeiten, - die Leistungen in einem bevorzugt verbalen und in einem

non-verbalen Intelligenztest, - die soziale Position anhand eines Soziogramms

Als Intelligenztests wurden d e r AzN 4 + (1974/75-1977/ 78) d e r FAT 4-6 (1974/75-1976/77) d e r MIT K-J (1978/79- 1983/84) und d e r CFT 2/20 (1977/78-1983/84) eingesetzt Dabei bedeuten AzN Aufgaben zum Nachdenken FAT Frankfurter Analogietest MIT Mannheimer Intelligenztest CFT Culture Fair Intelligence Test In d e r Anfangszeit wurden noch Fragebogen verwendet, um die Einstellung d e r Schuler zur Schule und speziell zum Ma- thematikunterricht zu erfassen Diese letztgenannten Unter- suchungen brachten ledoch keine signifikanten Ergebnisse

Sinn dieser Erhebungen war zum einen, Studenten mit die- sen diagnostischen Arbeits- und zugehörigen A~iswertungs- verfahren vertraut zu machen; zum anderen wurde den El- tern und Lehrern auf Grund d e r Interpretation d e r Ergebnisse eine zusätzliche Handreichung für die Entschei- dung über die weitere Schullaufbahn d e r Schüler am Ende des 4. Schuljahres gegeben. Dabei stimmten unsere Ergeb- nisse in d e r überwiegenden Mehrzahl de r Fälle mit dem Lehrerurteil überein.

Die Abhängigkeiten d e r betrachteten Parameter wurden durch verschiedene Korrelationsrechnungen für die einzel- nen Klassen jeweils auf d a s Schuljahr bezogen ermittelt.

Im Jahr 1987 wurden alle verfügbaren Schülerdaten über EDV erfaßt und Korrelationsrechnungen für die Schulnoten aller Fächer, die Gesamtnoten, die Intelligenzquotienten so- wie die gesamten und die positiven Ränge d e s Soziogramms durchgeführt. Hinzu kam eine vergleichende Betrachtung de r Schulklassen bezüglich ihrer Lehrer. Dieser letzte Para- meter wurde in Relation zum Leistungsverhalten d e r Klassen und insbesondere zum Sozialverhalten in den Klassen ge- setzt.

Ursprünglich war geplant, die Schüler in ihrer weiteren Schullaufbahn bezüglich d e s prognostischen Werts d e r am Ende d e r Grundschulzeit gegebenen Schullaufbahnemp- fehlungen zu verfolgen und entsprechende Daten zusam- menzutragen. Wegen den heute geltenden strengen Aufla- gen zum Datenschutz mußte darauf leider verzichtet werden

laterpretatioa der Befunde a) Korrelation d e r Intelligenztests mit dem Soziogramm und den Noten

Die gewonnenen Daten wurden mit Hilfe verschiedener statistischer Verfahren aufgearbeitet. Insbesondere wurden die Pearsonschen Korrelationskoeffizienten zwischen d e m Gesamtrang im Soziogramm, d e r Mathematiknote, d e r Ge- samtnote (ermittelt als arithmetisches Mittel aus d e n Noten in Mathematik, Deutsch und Sachunterricht) sowie einem ge-

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mittelten Intelligenzquotienten berechnet . Dabei wurde für jeden Schüler ein gemeinsamer Intelligenzquotient als arith- metisches Mittel a u s zwei Intelligenztests bestimmt, bei d e m d e r AzN 4 + bzw. MIT K-J a ls erster Test, d e r FAT 4-6 bzw. CFT 2/20 als zweiter Test verwendet wurden.

Unsere Rechnungen lieferten niedrige Korrelationskoeffi- zienten zwischen d e m Soziogramm einerseits und d e r Ma- thematiknote, d e r Gesamtnote und d e m Intelligenzquotien- ten anderersei ts von etwa -0.2 bis 0.3, d ie insgesamt keinen nennenswerten Zusammenhang zwischen d e n Parametern erkennen lassen. Demgegenüber haben sich in d e n einzel- nen Klassen deutliche Unterschiede bezüglich dieser Fra- gestellungen herausgestellt.

Dagegen liefert d e r Korrelationskoeffizient von Ca. 0.92 zwischen d e r Mathematiknote und d e r Gesamtnote d e n er- wartet hohen Wert.

Auch d i e mittelhohen Korrelationswerte von etwa 0.6 zwi- schen Schulnoten und Intelligenzquotienten liegen im Rah- men d e r Erwartungen (vgl. Auszug aus d e r Literatur). Be- merkenswert ist hierbei vor allem, d a ß sich bei unserer Betrachtungsweise keine deutlichen Unterschiede zwischen d e n Leistungen von Jungen und Mädchen herausgestellt haben.

Weiterhin wurden für jeden einzelnen d e r vier verwende- ten Intelligenztests d i e Korrelationen mit d e r Gesamtnote d e r Probearbei ten ermittelt. Bei allen Tests fallen d ie be- achtlich hohen Korrelationen mit d e n Noten auf, die zu einem großen Teil d i e in d e r Literatur für d a s 4. Schuljahr angege- benen Korrelationsrechnungen bestätigen. Beim AzN 4+ zum Beispiel e r g a b d i e Korrelation des Intelligenzquotien- ten mit d e r Gesamtnote u n d d e n Noten in Mathematik, Deutsch und Sachunterricht d i e Werte 0.12, 0.13, 0.52 und 0.54. Ähnliche Befunde e r g a b e n sich auch b e i einer ganzen Reihe a n d e r e r Untersuchungen (für weitere Literaturanga- b e n s iehe in d iesem Zusammenhang Horn/Ingenkamp/Jä- g e r [Hrsg]: Tests u n d Trends 6).

b) Soziometrische Befunde in d e n Klassen Die durchgefuhrten soziometrischen Erhebungen er-

brachten nicht nur, wie oben mitgeteilt statistisch abgesi cherte Befunde im Hinblick auf einen Zusammenhang zwi schen sozialer Position eines Schulers und seiner Intelligenz (IQ) und Schulleistungen sondern auch Vermutungen b e zuglich d e s Lehrerverhaltens

Grob skizziert kann davon ausgegangen werden d a ß vor- wiegend leistungsorientierte Lehrer d i e soziale Stellung d e s einzelnen Schulers im Klassenverband derar t beeinflussen d a ß Beliebtheit und Schulleistung miteinarider h ~ b r korre- lieren als bei Lehrern, die auf d ie Herstellung einer guten sozialen Atmosphare und d i e Forderung sozial wunschens werter Verhaltensweisen besonderen Wert legen Da zu d ie Sem speziellen Problem keine zusatzlichen Untersuchungen mit prazisierter Fragestellung und angemessenen methodi schen Instrumenten durchgefuhrt wurden und sich d i e An- nahme d ieses ~Nebenbefundesu nur auf mehr beilaufige Kommentare d e r leweiligen Klassenlehrer stutzt kann die s e r Gedankengang nur d e n Wert einer durchaus interessan- ten, a b e r nicht abgesicherten Hypothese in Anspruch neh men Die Lehrerpersonlichkeit mußte als e ine weitere Variable ins Spiel gebracht werden als e ine Determinante d ie auch padagogisch Beachtung verdiente

Auuug aus der Literatur: Horn R /Ingenkamp K / J a g e t R S Tests und Trends 6 Mir.¿r,en Weinheim 1587 Ingen- kamp K . Lehrbuch d e r Padagogischen Diagnostik. Weinheim 1985 jaqer R S Psfchoio- gische Diagnostik Munchen. Weinheim 1988 Klaufr K J ( i i r sg J Handbucn d e r Padäqo gischen Diagnostik Band 2-3 Dusse!dorf 1978 Kormacn A ( H r s q i Diaqnoii- und Intervention bei Schullaufoahnproblemen Weinheim 198e

Anmerkung Allen Schulleitern Lehrern und Schulern s i e an d ieser Unteriijch.lrq teiioer:<,iririer F.,: ben mochten wir hiermit unTeren Darik aussprechen Besr-nu'?re P.nerkenciinq ,;::I Herrn Dr U Schiller. Forschungsstelle d e r PH Freiburq fur d ie Ausf~~tr i i i iq d e r stot,st: schen Berechnungen und fur viele hilfreichen A n r ~ o i i n g e n

Schriftenrei he der Band 3 Pädagogischen Hochschule Freiburg Lehrerbildung und Erziehungswissenschaften

25 Jahre Pädagogische Hochschule Freiburg

Band 1 Redaktion: Wolfgang Hug

Der Oberrhein in Geschichte und Gegenwart Anläßlich des 25jährigen Bestehens der Pädagogischen Hoch- schule Freiburg beschäftigt sich dieser Band mit der histori-

Redaktion: Horst Buszello schen Entwicklung der Lehrerbildung, den verschiedenen Pha- Der Band behandelt in Einzeldarstellungen die historische Ent- sen seit der Gründung der Pädagogischen Hochschule, wicklung am Oberrhein von der Römerzeit bis zur Gründung des Studiengängen und Studienrichtungen, Studienfächern. Landes Baden-Württemberg. 388 S., 1987, 26,80 DM 255 S., 36 Abb., 1986, 23,60 DM

Band 2 Eugen-Fink-Symposion Freiburg 1985 Herausgeber: Ferdinand Graf

Der Band enthält Vorträge und Referate, die anläßlich des Sym- posions zum 80. Geburtstag von Eugen Fink (1905-1975) an der Pädagogischen Hochschule gehalten wurden.

132 S., 1987, 1580 DM

Band 4 Gustav Siewerth zum Gedächtnis Herausgeber: Wolfgang Behler

Das Gustav-Siewerth-Archiv der Pädagogischen Hochschule Freiburg legt mit diesem Band die Ergebnisse eines Symposions zur Würdigung der wissenschaftlichen Arbeiten des Gründungs- rektors der Pädagogischen Hochschule vor.

132 S., 1989, 15,80 DM

Erhältlich in der Bibliothek der Pädagogischen Hochschule Freiburg, Kunzenweg 21, 7800 Freiburg

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Hans-Dieter Gerster / Gustav Adolf Lörcher

W i e gut können Hauptschüler rechnen? Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt ~Mathematikkennt- nisce in d e r Hauptschulabschlußprüfung«

Die Mathematikdidaktik soll zur Verbesserung des Mathe- matikunterrichts beitragen Dazu rnuß sie sich mit d e n von Ychulern tatsachlich erreichten Fertigkeiten und Fahigkei- ;.n ~ e f a s s e n und darf sich nicht mit Mutmaßungen uber

iq<irkungen von Mathematikunterricht begnugen Seit d e r Hauptschulabschlußprufung 1985 stellt das Mini-

sterium Pur Kultus und Sport einer Arbeitsgruppe an d e r Pa- dagogischen Hochschule Freiburg lahrlich die Original-Pru- iungsarbeiten (einschließlich Konzeptblattern) von etwa ! 000 Schulern aus d e r schriftlichen Mathematikprufung (Zu- :ailsausT~:ahi von le einer Schule aus d e n 30 Schulanitsbezir- den d e s Landes Baden Wurttemberg) fur eine Auswertung zur \ierfugung Ergebnisse aus d e r Analyse d e r Schulerar- Delten (an zwei aufeinanderfolgenden Tagen sind 20 von 25 Prufungsaufgaben zu losen) werden in lahrlichen Berich- *efi pu~liziert Im vorliegenden Beitrag konnen nur einige ErgeSnisse dieser Untersuchungen genannt werden

Nun zur eingangs gestellten Frage Wie gut konnen Haupt- -2huler rechnen? Beginnen wir mit Kenntnissen in Anthme- ::K und stellen die reinen Arithmetikaufgaben aus d e n Pru- L;n,sr. l985 und 1986 einander gegenuber

2. 1666,s : 2.75 =

3. 7 ; . 2,. ,

4. 4 5 1 - 12% - sl - 5 10 2 -

5. Berechne den Untcr3chied von 105 und

1 Million.

Acif d e n ersten Blick scheinen die Aufgaben etwa gleich- iiertige Anforderungen an die Schuler zu stellen Betrach- ier, .xir nun die Verteilung d e r Losungsprozentsatze d e r Klassen

--- s ~ h ~ L ~ n s i e s Vlertel bestes Viertel

! 985 I -J i 286 *---i I 1 e

Y1 481 5s 61% 74%

',?,.:r scher,. 1385 lag d e r Anteil d e r richtigen Losungen in -. :r.i: . :?:Te: d e r Kiässer. uber 72 ? 1986 erreichte die beste Klasse 71 :I ond c i ~ r Losungsprozentsatz fast aller Klassen i3.7 :rn Bereich des cchviachsten Viertels d e r Klassen d e s - , , ;rjai?res z,ler n ich darunter

T-7;" ' „.,s Des?.;?: co1cl.e Daten? Konnten 1985 die Schüler T ~ Z R ~ F T . 1266 aber r;i;.h:7 Hier gibt eine Analyse de r Lo- .-.,- ,--. -CTi-L ,.',., 3 ~ . „ s ~ l a „ L : - - „ un3 der Fehler d e r Schuier Aufschluß. Es zeigt sich, 353 spezielle Aufrjabenmerkrriale die Erfolgs- chanzeri d e r Stchuler sta:k aeeinflussen. Dies sei hier nur an X-21 Beispie1ec aufgezeig In ,der ersten Aufgabe konnten zie Schuler 1385,ciie Aiifgabe pr=blornios in d e r gegebenen F!~i:lcnfolge d e r Zahlen bearbeiten Dles war 1986 nicht ~i~i^j:jrlich 33.ne ZU neqati'jen Zahlen zu gelangen Der Aafqa- Denbeg:nn 3 458 55 - 13 000 provozierte eine Vielzahl von

Fehllosungen Ahnliches zeigt ein Vergleich d e r funften Auf- gabe von 1985 niit de r vierten Aufgabe von 1986 1985 konn- ten die Schuler 1/2 + 4/5 - 1/4 berechnen ohne Ganze um- zuwandeln Dies war 1986 wegen d e r speziellen Zahlen- werte in den Bruchen nicht rnoglich Beim Losen d e r als Textaufgaben gestellten Sachprobleme (Prozent- und Zins- rechnen, Sachaufgaben geometrische Berechnungen) be- trug die Rechenfehlerquote 1985 und 1986 leweils etwa 15 % In Anwendungssituationen konnten die Schuler beider Jahr- gange also gleich gut rechnen, wahrend sich bei den reinen Arithmetikaufgaben dle obigen krassen Unterschiede erga- ben Dies zeigt daß die Arithrnetikaufgaben von 1986 eher anwendungsferne zusatzliche Schwierigkeiten enthalten, auf die angesichts d e r bildungspolitischen und padagogischen Intentionen2 d e r Hauptschulabschlußprufung verzichtet werden sollte

Die vom Schuler erworbenen Rechenfertigkeiten sind kein Selbstzweck Die Beherrschung d e r 4 Grundrechenar- ten nutzt d e m Schuler wenig wenn e r nicht weiß wann wel- che Operation anzuwenden ist Deshalb kann sich eine Dis kussion daruber wie gut Hauptschuler rechnen konnen, nicht darauf beschranken o b sie verschiedene Rechenope- rationen ausfuhren konnen, sondern muß untersuchen, ob die Schuler diese Operationen auch anwenden konnen Die ser Frage soll im folgenden exemplarisch in den beiden Be- reichen Prozentrechnen (ausfuhrlich analysiert in d e r kurz- lich von R Berger an d e r PH Freiburg eingereichten Disser- tation »Prozent und Zinsrechnen in d e r Hauptschule(c) und geometrische Berechnungen nachgegangen werden

Im Prozentrechnen erreichten die Schuler im Durchschnitt bei allen 11 Aufgaben d e r 3 Prufungslahrgange 1985-1987 zu 60 % eine richtige Losung Dieser Losungsprozentsatz ist erfreulich hoch Es ist demnach im Mathematikunterricht in betrachtlichem Maße gelungen, die Schuler zur Anwen- dung ihrer erworbenen Rechenfertigkeiten irn Prozentrech- nen zu befahigen

Um nicht nur Aussagen uber d e n Erfolg zu bekommen, sondern gleichzeitig auch erkennen zu konnen NO die Schu- ler die meisten Schwierigkeiten haben und wo demnach Verbesserungsmaßnahmen im Unterricht anzusetzen hat- ten, versuchten wir bei d e r Analyse d e r Schulerarbeiten die auftretenden Schulerfehler so zu klassifizieren, d a ß sichtbar wird an welchen Stellen d e s Losungsprozesses die Hurden liegen und wie viele Schuler daran scheitern

Lbsungsverlauf und Fehlerstufen

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Die dritte Grafik zeigt, wie viele Schüler im Prozentrech- nen die jeweiligen Stufen d e s Lösungsprozesses erreichten, und welche Fehler vorrangig zum Mißerfolg beitrugen.

Demnach sahen sich 8 O/o überhaupt nicht in der Lage, mit der Lösung zu beginnen. Von den im Lösungsprozeß verblei- benden Schülern scheiterte ungefähr jeder vierte an An- satzfehlern (Fehler bei de r Formel oder bei der Zuordnung oder bei d e r Wahl d e r Operation) oder an unvollständigem Ansatz. Von den Schülern mit vollständigem und richtigem Ansatz machte nur ungefähr jeder 10. Schüler Rechenfehler. Bei richtiger Rechnung traten schließlich noch in 2 % de r Fälle Flüchtigkeitsfehler (z. B. durch falsches Übertragen von Zahlen) auf.

Demnach lag d ie Hauptschwierigkeit weniger in d e r Aus- rechnung als vor allem im Finden d e s richtigen Ansatzes. Um Anhaltspunkte dafür zu bekommen, was dem Schüler beim Finden d e s Ansatzes helfen könnte, erfaßten wir nicht nur die Schülerfehler, sondern auch die von ihm angewand- ten Lösungsverfahren.

Dadurch bekamen wir einmal einen Überblick über die Häufigkeit d e r einzelnen Lösungsverfahren beim Prozent- rechnen. Es zeigte sich, daß knapp 2/3 aller Schüler das Dreisatzverfahren anwendeten, daß ungefähr 1/6 d e r Schü- ler mit Formeln arbeitete und nur ungefähr 1/8 das in den letzten Jahren in d e r didaktischen Literatur häufig favori- sierte Operatorverfahren verwendete.

Zum anderen konnten wir vergleichen, wie erfolgreich die Schüler mit d e m jeweiligen Verfahren waren, Das auffal- lendste Ergebnis war, daß sich nur geringfügige Unter- schiede ergaben (mit leichten Vorteilen für das traditionelle Dreisatzverfahren). Demnach kann keine dieser verwende- ten Methoden als schlecht oder unwirksam bezeichnet wer- den - ein Ergebnis, da s nahelegt, auf den in der Didaktik häufig geführten Prinzipienstreit um die nrichtigen Methode zu verzichten und sich mehr darauf zu konzentrieren, heraus- zufinden, für welche Schüler die unterrichtete Methode keine Hilfe zum Durchschauen d e s Sachverhalts darstellt und welches alternative Vorgehen ihnen angeboten werden kann.

Während d ie Schüler bei den übersichtlichen und gut strukturierten Aufgaben d e s Prozentrechnens relativ erfolg- reich waren, sah d a s Bild anders aus, wenn die Aufgaben- stellung nicht so gut strukturiert war wie z. B. bei Textaufga- ben ohne festgelegtes Lösungsschema oder noch deutlicher bei geometrischen Berechnungen.

Hier hatte d e r Schüler in d e r Regel neben dem Text eine Zeichnung zu lesen, daraus Informationen zu entnehmen und sie mit denen d e s Textes in Einklang zu bringen; außer- dem mußte e r die richtige Formel auswendig wissen und die Größen d e s Textes und d e r Zeichnung denen de r Formel richtig zuordnen, bevor e r an die eigentliche Berechnung gehen konnte.

G E O M E T R I E (1985 - 1987)

Lösun~sverlauf und Fehlerstufen

Die vierte Grafik ermoglicht eine Ubersicht uber die ver- schiedenen Stufen d e s Losungsverlaufs (durchgezogene Li- nie) und damit gleichzeitig einen Vergleich zum Losungsver- lauf im Prozentrechnen Ferner laßt sich daraus ablesen, wie unterschiedlich die Probleme bei einzelnen Schulergrup- pen lagen, wobei die beiden Gruppen mannlich/ deutsch (gestrichelte Linie) und weiblich/auslandisch (ge- punktete Linie) die Extreme darstellen wahrend die ande ren beiden Gruppen weiblich/deutsch und mannlich/aus- landisch in d e r Nahe d e s Gesamtdurchschnitts lanen und in de r Grafik d e r Ubersichtlichkeit wegen nicht eingezeichnet sind

Bei den geometrischen Berechnungen scheiterte leder 5 Schuler (bei auslandischen Madchen sogar jedes dritte) bei de r Inangriffnahme de r Aufgabe Von den Schulern, welche die Aufgabe bearbeiteten, machten knapp 30 % (bei auslan- dischen Madchen sogar knapp die Halfte) Ansatzfehler (fal- sche Formel oder falsche Zuordnung) Die Rechenfehler- quote betrug 16 %

Am Schluß erreichten lediglich 40 % (mannlich/deutsch 46 %, weiblich/deutsch und mannlich/auslandisch je 38 weiblich/auslandisch abe r nur 23 %)eine richtige Losung In diesem Gebiet klaffte de r Unterschied sowohl zwischen den Klassen (das schwachste Viertel der Klassen lag im Losungs- erfolg um mehr als 50 % hinter dem besten Viertel d e r Klas sen zuruck) als auch zwischen den einzelnen Schulergrup- pen am weitesten auseinander Was sich in den anderen Ge- bieten schon abgezeichnet hatte, wurde hier augenfallig Madchen hatten gegenuber Jungen große zusatzliche Schwierigkeiten beim Finden d e s richtigen Ansatzes, bei auslandischen Schulern im Vergleich zu deutschen kamen noch zusatzliche Schwierigkeiten hinzu die Aufgabe uber- haupt in Angriff zu nehmen

Es sieht also so aus, als sei Geometrie das Gebiet in der Hauptschulmathematik, d a s schwächeren Schulergruppen am meisten zusätzliche Schwieriakeiten bereitet und in dem de r Unterricht am meisten v e r b e s ~ e r u n ~ s b e d u r f t i ~ ist

Welche Konsequenzen lassen sich aus den bisherigen Er- gebnissen d e r Untersuchung ziehen'

Klagen uber mangelnde oder fehlende Rechenfertiqkei- ten de r Hauptschuler sind wenig angebracht, jedenfalls was d a s Rechnen mit gangigen Zahlen betrifft Die Rechenleh lerquote ist in allen Gebieten mit rund 15 YO nicht ubermaßig groß und kann, wenn e s fur die Schuler spater darauf an kommt, durch Verwendung d e s Taschenrechners auf e'n Mindestmaß reduziert werden

Uber die bloße Ausfuhrung de r Rechenoperationen hin- aus verfugt die Mehrzahl d e r Hauptschuler uber die Fahig- keit ihr rechnerisches Wissen auch in wichtigen Anxen dungsgebieten, z B dem Prozentrechnen erfolgreich einzu- setzen

Die Rechenfahigkeiten de r Schuler stor3en ctn e:ne Grenze wo - wie bei geometrischen Berechnungen - eine groisere Zahl von Informationen auf verschiedecen Ebenen (Text Zeichnung Formel) miteinander zu ierknupfen siria Hier scheinen auf de r einen Seite Madchen auf a e r änaeren Seite auslandische Schuler im Unterricht haufig a1;e:rigelas- Sen zu werden In diesem Bereicn ,n;are FS .i~<rcir~nj~~cl-. iisa auch erfolgversprechena konkrete 'C~rcch:age z ~ r Verr~es serüng d e s Mathemätikunierrizhts z:: er,t-r<iike;n

Anmerkungen: 2;: Pr ,,.. J , . . -'- : - : . : , , . . , 7.7 - . J. - - . - ,, . . k - , , " p.., ",,- " - C h. L.1 ..... .=.- - . -.+*---o-. .... . , 4. .. <,..,G- . . F!: ~&'S2.,L e-. :- :+::e-. A:c :s!-:?:' .?Y f : 3' tief! ., 5 . -~ 5

2 h:!-,s!er ?~..ft:r EL.5 .:z ! 5 ~ r? 'Fl . : : L.4 ; , ~ 5 , . : ; . : .C: .!..X j ?-:?iL~'5\->.,: G -2-T.

F*i37.3,3:?,er. :"'-T?:?-.~G:s .z<: :I: : ??;*,~:nG:. i-,:r::: :F,! .r : X:., :*53 s -- 2

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Horst Buszello

H u n g e r und Not am Oberrhe in Zur Sozial- und Ernahrungsgeschichte in vorindustrieller Zeit (14.-18 Jahrhundert)

Cas Jahr 1370 »war gantz neblich regnerisch betrubt und -infruchtbahr daher entstuend ein unbeschreibliche grose "nd lanqvurige Theurung und Hunger wegen vilem Re Jen Wetter faulte alles« * Weihnachten 1570 war in Basel d e r Preis fur Getreide auf das 2 ll2fache gestiegen, »und steig aiicn von tag zu tag dasz korn uff von einem merkt zum and re*i. Ein außergewohnlich kalter Januar und Februar 1571, !a?ge Schneebedeckung auf den Feldern sowie Hagel und Ge: ;::er in den Sommermonaten ließen die Preise fur Grundnahrurigcmittel weiter steigen Da die Ernte 15'72 ins- -Jesamt besser ausriel gaben die Preise wieder etwas nach 3-:.G schon d e r extrem kalte und lange Winter 1572/73 Kal- ' e ~ ; i n ~ r u c h e im April sowie wolkenbruchartige Regenfalle im Mai und August 1573 machten jede Hoffnung auf eine aasernafte Besserung zunichte »Da war ein Elend bei den armen Leuthen kein Gelt kein Wein kein Korn kein Brott 5aß Gott e rbarm Eichlenbrod haben ihrer vil aus Noth ge- +rungen musen essen und nahm die Theurung noch von -5g ZU Sag zu « 1574 fiel die Ernte wieder besser aus, doch E iGnen die Preise weiter hoch Erst eine zweite gute Ernte - - . - Lei! aie Getreidepreise fallen weshalb dieses Jahr

~~-r:ncr,+ c a s gnadenricn !ubel]ar benent werden« Cie hT3t d e r Jahre 1570-75 hatte viele Gesichter Bettler

fllJy-.k- _I.L33en iiac Land und strebten in die Stadte um an d e n ctxriger, Flirsorgemaßnahmen teilzuhaben Diebstahl von L e ~ e ~ s m i t t e l n l ~ u r d e drakonisch bestraft Die strengen Winter und die Not forderten ihre Opfer Menschen erfro- ren auf den S'raßen oder starben am Hunger, den sie zuvor noch mit Gras zu stillen versucht hatten Die schlechte Er- nahrung machte sie anfallig fur Krankheiten und Seuchen (dirunter wieder die Pest) die durch herumziehende Bettler eine schnelle Verbreitung fanden Naturlich litten nur die ~ ~ A r r n e n ~ unter d e r Teuerung *Doch sehr viele waren arm in 2i2em Zeitalter d a schon in guten Jahren nicht selten die

1 + „a , f~e d e s Einkommens fur Lebensmittel gebraucht wurde 1r,2 in Notiahren aie Preise d e r wichtigsten Brotfrucht auf das Doppelte Dreifache und hoher stiegen« (W Abel) Zum Ei13 Zer Situation gehort abe r auch d e r Verdienst an de r Not Geis'iiche und i.ieltliche Grundherren sowie die Großbau ern ksnnten au ih narh den Mißernten noch Korn auf d e m hlcrkt anoieten ~ i o b e i d e r gestiegene Preis d e n quantitati- e- Ern:eaus~all mehr als -,vet~machte Spekulanten kauften

Serroicie auf um e s nach einiger Zeit mit Gewinn wieder zu :erkauten Die Obrigkeiten versuchten die Not zu lindern, z i z h =erer, Mo-~!izhke~ten waren mehr als begrenzt Die s-sctt Muina~isen i E -rerkaufte ihre Kornvorrate zu billigem Preis an Bedurfti-je unc! uberriachte gleichzeitig die Arbeit s e r Bazker In Schaffhausen sollen n 3 000 Menschen an uie S;-~enl* l e g a r g e n ci h rniL A l m x e n und offentlicher Spei- s l n j ieroorrjt ~ o r d e n sein Straßburg war von *armen Leu- ' e n ~ jerabezu uberiaulen die Stadt richtete ein neues Almo- sen em ~ a a m i t die armen 1eu:t nit hungers sturbenn Der Bischof %.U;: Srra13burg erließ 1572 zusammen mit anderen el- sassiscner, Herren eine Hocnstpreisierordnung fur Ge- ire:de Doch ;vurcte sie v-on d e n Initiatoren selbst unterlau-

fen indem sie ihre Vorrate nun nicht mehr auf den Markt brachten Erst als die Verordnung widerrufen war boten sie ihr Korn wieder zum Verkauf an

Die Not von 1570-75 steht stellvertretend fur die lange Kette von Ernahrungskrisen auch am Ober- und Hochrhein in vorindustrieller Zeit Sie zu erfassen und nach Ursachen Erscheinungsformen und Folgen darzustellen, ist das erste Ziel d e s Forschungsprojektes uber das hier in aller Kurze berichtet wird Fur den Zeitraum von ca 1300 bis ca 1800 zahlen wir mindestens 18 schwere Versorgungskrisen Die Notjahre »erster Ordnung« sind zu erganzen um die minder schweren Krisenlahre die sich abe r dennoch von den durchschnittlichen Erntelahren deutlich abheben Als real erlebte Not oder als stets drohende Moglichkeit nahm d e r Hunger im Leben d e r Menschen in den vorindustriellen Jahrhunderten einen zentralen Platz ein, wovon bis heute Ge- bete Lieder und Brauchtum zeugen

Mit d e r Schilderung d e r einzelnen Notjahre ist jedoch nur ein erster Schritt getan Denn neben dem kurzfristigen Wechsel von guten und schlechten Jahren, von ))Wohlfeile« und »Teuerung« war die Ernahrungslage langfristigen Ver anderungen unterworfen Da diese nur aus d e m Vergleich uber einen großeren Zeitraum sichtbar werden entzogen sie sich in d e r Regel dem mitlebenden Zeitgenossen sie zu erkennen ist die Aufgabe des ruckschauenden Beobach- ters d e s Historikers Zeiten einer angespannten Versor- gungslage waren im Untersuchungszeitraum die Jahre von c a 1300 bis c a 1375 das 16 und fruhere 17 Jahrhundert so- wie die Jahrzehnte a b etwa 1740 Dreimal uberschritt die Ent- wicklung unter den Bedingungen d e s vorindustriellen agra- rischen Nutzungssystems eine »kritische Schwelle« die Nahrungsmittelproduktion hielt mit d e r Zunahme d e r Bevol- kerung nicht mehr Schritt Zweimal sorgte eine plotzliche Be volkerungsreduktion von 30-40 % fur eine Entspannung, Ur- sache waren zum einen das »soziale Massaker« (F Braudel) d e r Pest von 1348/49ff, zum anderen die verheerenden d e mographischen Folgen d e s Dreißiglahrigen Kriegs Fur je- weils rund 100 Jahre veranderte sich das Verhaltnis von An- gebot und Nachfrage zugunsten de r Konsumenten Kurzfristiges Geschehen und langfristige Entwicklung ste- hen nicht isoliert nebeneinander Vielmehr sind auch die zu- fallig anmutenden Katastrophe? in die langfristige Entwick- lung eingebettet Das auslosende Moment einer Ernahrungskrise war eine plotzliche Verknappung d e r Nah- rungsmtttel, hinter d e r in d e r Mehrzahl d e r Falle Witterungsunbilden standen Doch die mehr oder weniger große Haufigkeit von Ernahrungskrisen deren Schwere und Dauer waren in aller Regel immer auch die Konsequenz aus einem Zustand, bei dem die Gesellschaft am Rande ihrer Versorgungsmoglichkeiten lebte »Akute Nota gedieh auf d e m Boden »permanenten Mangels« Dies macht auch die folgende Zusammenstellung deutlich

Zeitraum = Jahrzehnte Großere Versorgungskrisen 1300- 1379 8 3 1380-1479 10 1 1480- 1649 I7 9 1653-1739 9 1 1740--1817 8 4

Die frohgemute Zuversicht d e s 20 Jahrhunderts die Man- gel de r Welt durch Wissenschaft und Technik beheben zu konnen ist rn d e n letzten Jahren durch eine Reihe von Nega- tivfaictoren relativiert worden Fortschreitende Umweltzer- storung, die drohende Ubervolkerung der Erde und Hun- gerkatastrophen die welte Teile d e r Welt heimsuchen,

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Adriaen van Ostade (1610-1685): Radierung

stellen auch a n d e n Historiker n e u e Anforderungen Um- welt-, Bevolkerungs- und Ernahrungsgeschichte haben zwar noch keine Konlunktur, d o c h treten sie zunehmend aus d e m Schatten historischer Bemuhungen heraus

In d e n historisch-politischen Unterricht hat d ie Erkenntnis, » d a ß auch die Geschichte des Abendlandes auf weite Strecken hin e i n e Geschichte d e r Not, des Hungers und d e s Elends waru (W Abel), noch keinen sachgerechten Eingang gefunden Armut und Not, wo sie fur die vorindustrielle Zeit erwahnt werden , erscheinen als Folge von Willkur, Unter- d ruckung und Ausbeutung Ausgespart bleiben d a g e g e n Mangel und Hunger als Ausdruck eines systembedingten Mißverhaltnisses von Nahrungsmittelangebot und nach f rage naturliche und anthropogene Determinanten zogen d e r Versorgung auch unabhangig von Willkur und Ausbeu- tung, wenngleich mit ihnen verflochten, mehr e n g e als wei- t e re Grenzen, mit d e r Folge periodisch wiederkehrender Hungersnote Armut, Not und Hunger werden zum anderen in einiger Ausfuhrlichkeit erst im Zusammenhang d e r Indu- strialisierung thematisiert Unausgesprochen wird damit ein Geschichtsbild erzeugt, in d e m Massenarmut und Hunger- krisen als Folge d e r Technisierung erscheinen Doch d ieses Bild ist falsch E s verschweigt, d a ß Mangel und Hunger in weit g roßerem Maße Bestandteile des Lebens in vorindu- strieller Zeit waren

Um folgenschwere Fehleinschatzungen unserer ferneren und ~ u n g s t e n Vergangenheit zu vermeiden bedarf d a s gan gige Bild d e r vorindustriellen Jahrhunderte d e r Korrektur - Denn wer nicht um d e n Mangel und Hunger in vorindu- strieller Zeit welß, kennt nicht o d e r nur mangelhaft d e n *Ort# d e r e igenen Zeit in d e r Geschichte - Unbekannt bl iebe die Tatsache, d a ß auch auf d e m Gebiet d e r Ernahrung erst die moderne Agrarwissenschaft und

technik d e n Hunger uberwunden haben und dies trotz ei

ner rapide angewachsenen Bevolkerung Spatestens a n dieser Stelle muß man a b e r auch darauf ver

weise? d a ß d ie gewaltige Steigerung landwirtschaftlicher Produktion ihren Preis in Gestalt e iner gefahrdeten oder zerstorten Umwelt fordert Und d ie Schreckensvision d a ß d e r Mensch eines Tages vor vergiftetem Trinkwasser oder ungenießbaren Lebensmitteln vor versiegenden Brunnen o d e r unfruchtbaren Feldern und damit vor einer neuen Er nahrungskatastrophe steht wird man nicht mehr als bloi5es Phantasiegebilde abtun konnen - Ihren Weg in d ie Zukunft werden die nachfc,gencien Ge nerationen zwischen einem naiven Zukunftsoptimismus und einer ebenso unbegrundeten sentimentalen Sehnsucht [lach d e r vergangenen Welt suchen mussen Was Not tut ist d ie doppel te Aufklarung uber d ie Gefahren d e r Zukunft und die Mangel d e r Vergangenheit

In doppelter, zeitlicher und raumlicher Hinsicht leben wir derzeit auf einer »Insel d e r Glucklichen« u m q ~ b e n vom Hunger in d e r Geschichte und in d e r Welt Dies lenkt d e n Blick von d e r Vergangenheit auf d ie Gegenwart auf d i e Ci

tuation in d e n Landern d e r Dritten Welt - Die Erkenntnis d a ß unsere eigene Geschichte b ~ s 1.1 d ie lungste Vergangenheit zu einem guten Teil e ine Geschichte des Mangels und Hungers war konnte dazu beitragen r e m Hunger in d e r Welt von heute mit mehr Verstandnis und gro- ß e r e r Anteilnahme zu begegnen - Und schließlich Bei d e r Beschaftigung mit d e n Ernah- rungskrisen in unserer e igenen Geschichte trainieren nir sachgerechtes Fragen und Denken, gewinnen hir ein Wis- sen und ein methodisches Instrumentarium, d a s sich auch fur d ie Analyse und Deutung d e r fortbestehenden Versor- gungsprobleme in d e r Welt nutzen laßt

Der historisch politische Unterricht kann d ie skizzierten Ziele nur erreichen, wenn d ie Behandlung von Manyel und Hunger in unserer e igenen Geschichte sowoiil sach wie adressatengerecht geschieht Das heißt zum einen Mar'gel und Hunger mussen als integraler Bestandteil als Struktur element d e s vorindustriellen Lebens deutlich werden Der Unterricht muß die Balance halten zwischen einer kurz und einer mittel- bis langfristigen Betrachtung m i s c h e n ; e r m a - nentem Mangel und akuten Notlagen Bei d e r Erklnrl~n i Jon Mangel und Hunger mussen sowohl naturliche V J I ~ ~ n t h r o - pogene Faktoren berucksichtigt und von Fall zu Fall gewich tet werden Die anthropogenen Faktoren umfassen Geye- benheiten und Verhaltnisse d ie unter d e n Bedingungen d e r Zeit d e m Zugriff weitgehend entzogen waren (z B d a s agra rische Nutzungssystem) und Verhaltens~r~eisen sowie Harid- lungen d ie in d e r Entscheidung und Verantwortung eines einzelnen o d e r einer Gruppe lagen (z B Eigennutz Speku- lation, Handelsboykotte) Der Unterricht muß d e r Versu chung widerstehen Verhaltensweisen und Handun-jen weil leichter faßbar zu sehr in d e n Vordergrund zu rucken Zum anderen Alle praktischen Erfahrungen stimmen aarin uberein d a ß sozial und ~~irtschaftsgeschichtliche Sachver- halte d e m Schuler am ehesten uber ihre A u s ~ i r k u n g e n auf d e n Menschen einsichtig v ~ e r d e n Deshalb sollten auch bei d e r Behandlung von Hunger und Not d i e erzahlenden Be- richte d e r Chronisten einen breiten Raum ernnehmen Vom konkreten .Fall* geht d e r Weg danr, zu mehr Abstraktion zu Statistiken, K ~ r v e n und Tabellen

Anmerkung- * :!.er :!n2 ,n! f;:?o?%?r ..erz:clron N I : ;lr! ' 1 ~ 3 N~~-il.,v-:s :er rj.ir:.ir,z!riie F:; P;nie?nes , ,er&...,.:: . . . -, .V,; avi F! %!.;:P..? if :wpr ,: .d hiot i!r C ~ e r r h e : ~ ,?. .iir!::.i>S~e?~!k?r ZR!' :n iJ Uti?imnnr'Hr;~;l 3: ja!&? !r ; Gciz?::ntc i ' i i : . n , ~ < r ~ c ' ? - i ; ~ : ~ , ~ ~ j a ~ !?Se 5 i8 - 3 )

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Hartwig Haubrich/Ulrich Schi!ler/Herbert Wetzler

Regionale Identität Jugendlicher Untersuchungen in den städtischen Räumen Basel, Col- rnar.!Mulhouse und Freiburg

n'atur- und kulturgeographisch kann man die Region zwi- schen Schwarzwald, Vogesen und Jura als eine Einheit mit uber;viegend gemeinsamer Stammes-, Geistes- und Kultur- geschichte und mit gemeinsamen ökologischen Gegen- wartsproblemen ansehen. Wenn auch politische und wirt- scP.iftliche Unterschiede die nationalen Teilräume deutlich unterscheiden, so sind doch die zunehmenden grenzüber- schreitenden Kontakte nicht zu übersehen. Soll die trinatio- nale Zusammenarbeit auch durch die Schule gefordert wer- d e n so stellt sich die Frage, inwieweit die Regio schon zum Identifikations- und Aktionsraum von Schulern am Ende ih- rer Schulzeit qeworden ist um eventuell darauf aufrauen zu kcrlnen Aus diesem Grunde erfaßte ein umfangreiches For schungsprojekt die regionalen Kenntnisse von fast 6 000 Schulern in d e n drei Grenzregionen ihre Einstellungen zu )*Land und Leuten# in d e r Region und ihre regionale Mobili tat Unabhangige Variablen wie Nationalitat, Geschlecht Schultyp Schulleistung Sprachkompetenz (Franzosisch Geutsch Dialekt) sowie Ausbildung Sprache und Mobilitat a e r Eltern sollen helfen das Regionalbewußtsein d e r Ju- g e ~ u l l c h e n zu interpretieren Im Rahmen dieser Ausfuhrun- gen kann nur ein kleiner Einblick in den Kenntnisstand aus- gevizti!tor Gruppen gegeben werden

Urn inre -opographischen Kenntnisse zu dokumentieren hatten die Schuler in einer »stummen Karte« (Abb 1) Schwarzwald Vogesen und Jura sowie jeweils 5 in einer Liste -1orgegebene deutsche franzosische und schweizer Stadte zu lokalisieren Wahrend die drei Mittelgebirge von c a 90 % aller Schuler erkannt wurden erbrachte die Verortung de r Stacite sehr unterschiedliche Ergebnisse Die Kreissymbole in d e r Karte kennzeichnen die Lage d e r Stadte, und die Zah- len uber d e n Kreisen bedeuten die Kenntnisse - links d e r FR- in d e r Mitte d e r CM- und rechts d e r BS-Schuler Drei 'J.erte1 d e r Freiburger erkennen ihre Heimatstadt Freiburg a i rd abe r nur von weniger als d e r Halfte d e r CM- und BS- Schuier richtig verortet Umgekehrt e rgeben sich ahnliche Kenntnisse fur Colmar und Strasbourg - ledoch nicht fur Ba-

Abb 1 Topographische Kenntnisse Freiburger (FR), Colmar/Mul- houser (CM) und Basler (BS) Schuler

sel , d a s den höchsten Bekanntheitsgrad sowohl bei in- als auch bei ausländischen Schülern genießt. Die Kenntnisse unterscheiden sich auch deutlich nach Schulart und Ge- schlecht. So wird z. B. Basel von FR-Schülern wie folgt richtig benannt: von 42 ?h we~blichen, abe r 71 % männlichen Hauptschülern, von 61 % weiblichen, abe r 13 % männlichen Realschülern, von 78 O/O weiblichen, abe r 85 % männlichen Gymnasiasten.

Die BS-Schüler haben in ihrem nationalen Teil die meisten und die FR die wenigsten richtigen Lösungen. Die BS ken- nen d e n deutschen Raum besser als d e n französischen, die FR d e n französischen besser als d e n schweizer und die CM den deutschen besser als d e n schweizer Raum. Insgesamt über alle drei nationalen Teilräume hinweg zeigen die BS die höchsten Kenntniswerte.

Acr 2 Die tcpographische Regio Wahrnehmung durch FR, CM una ES-Schu!er

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Uberblick: Topographische Kenntniswerte in O/O

CH F D 0

CM 20 66 24,8 36,9

BS = Basler-, FR = Freiburger-, CM = Colmar/Mulhouser-Schuler Kenntnisse über: CH = NW-Schweiz, F = Elsaß, D = Sudbaden, 0 = Gesamtraum

Um ihre topographische »Region-Wahrnehmung festzustel- len, hatten die Schüler in die #stumme Karte« (Abb. 1) »sche- matisch eine Grenzlinie um das Gebiet einzuzeichnen, das man Regio nenntu. Die Tatsache, daß 61 % der FR-, 74 % der CM- und 55 % d e r BS-Schüler sich erst überhaupt nicht an die Lösung d e r Aufgaben wagten, belegt die große Unsi- cherheit, wenn nicht sogar Unkenntnis über die Regio-Aus- dehnung. Zur Erfassung d e r Ergebnisse wurde über die Abb. 1 ein d e r Raumstruktur angepaßtes Raster gelegt und die Häufigkeit d e s Grenzverlaufs durch ein jeweiliges Feld (250 % mußten durch die Grenzlinie umfahren sein) erfaßt und Per Computer errechnet. Das Ergebnis (Abb. 2) zeigt ein großräumliches Regio-Verständnis d e r CM-Schüler, das die Räume Elsaß, Südbaden und NW-Schweiz umfaßt und sich d e m Begriff fioberrheinlande~ nähert. Die BS-Schüler weisen dagegen eine kleinräumliche Regio-Wahrnehmung auf, die sich auf die Stadtregion Basel konzentriert. Die FR- Schüler nehmen eine Mittelstellung ein und kommen d e r of- fiziellen Regio-Ausdehnung am nächsten. Alle drei Regio- Wahrnehmungen sind grenzüberschreitend und nicht etwa national oder binational, sondern trinational und belegen damit, daß die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von drei Nationen als Grundidee d e r Regio zumindest von einer Minderheit verstanden worden ist.

Um ihre landeskundlichen Kenntnisse zu erfahren, wur- den die Schüler gebeten, im Fragebogen anzukreuzen, was es im Elsaß, in d e r NW-Schweiz und in Südbaden gibt b m . gab. Die 36 Items können in die folgenden Themenbereiche gruppiert werden: TOPO = Topographie (111, Aare, Wiese), KULT = Kultur (Kunstmuseum, Gugelhopf, Leckerli etc), PROBL = Probleme (Rheinverschmutzung, Smog, Waldster- ben), WIRT = Wirtschaft (Weinbau, Kernkraftwerk, Flugha- fen etc.), NATUR = Natur (Grabenbruch, Talnebel, Auen- wald etc.), PERS = Persönlichkeiten (Erasmus von Rotterdam, Johann Peter Hebel, Albert Schweitzer) und HIST = Geschichte/Politik (Alemannisches Land, Frankenreich, Krieg 1914-18, Mitglied d e r EG etc). Grundsätzlich erhält kein Themenbereich bei keiner Nation mehr als 50 % rich- tige Antworten. Ebenso bilden die Kenntnisse über Natur, Persönlichkeiten und Geschichte/Politik das Schlußlicht al- ler drei Nationen. Topographie und Kultur rangieren bei BS und CM an 1. Stelle, bei FR sind es Wirtschaft und Kultur. Auf- fällig sind die unterschiedlichen Problemkenntnisse (BS- 38 %, FR-27,7 %, CM-15,8 %). Insgesamt entspricht die Rang- ordnung d e r landeskundlichen Kenntnisse (BS-29,l %, FR 25,l Yo, CM-22,5 %)derjenigen d e r vorher beschriebenen to- pographischen Kenntnisse.

Da auf den ersten Blick auffällt. daß schultypische Berei- che aus Erdkunde und Geschichte die geringsten und All- tagswissen (Zoologischer Garten etc) die hochsten Kennt- nisse erfahren, wurde d e r Versuch unternommen, Experten (21 Lehrer) bei d e r Interpretation de r Ergebnisse zu Rate zu ziehen. Nachdem die Lehrer den Schwierigkeitsgrad de r Items bewertet hatten, wurde d e r durchschnittliche Schwie- rigkeitsgrad d e m durchschnittlichen Leistungsprozent de r Schüler gleichgesetzt. Dadurch konnten die Schwierigkeits-

TOH3 KULT PROBL WIRT NATUR PERS HlST

Abb 3 Regionale Kenntnisse l5)ahriger CM-, FR- und BS-Schuler

TOPO KULT PROBL WIRT NATUR PERS HlST Abb 4 Differenz zwischen Schulerleistungen und der Beurteilung

der Schwierigkeiten der Kenntnisfragen durch Lehrer aller Schularten aus den drei Nationen

grade in erwartete Losungsprozente umgewandeit werden Die Ergebnisse (Abb 4) verdeutlichen, wie deutsche Lehrer ihren Schulern noch am ehesten nahekommen und wie fran- zosische und schweizer Lehrer ihre Schuler teils uber- und teils unterschatzen Der durchschnittliche Schwierigkeits- grad (0 = gar nicht-, 4 = sehr schwierig) wird von deutschen und schweizer Lehrern identisch mit 1,9 (durchschnittlich schwierig) und von franzosischen Lehrern mit 2 4 (durch- schnittlich bis ziemlich schwierig) um eine halbe Stute hoher bewertet, d h die Erwartungen der deutschen und schwei- Zer Lehrer sind hoher als die de r franzosischen Die Ursa- chen de r unterschiedlichen Kenntnisse de r Nationen autzu- decken ist an dieser Stelle aus Flatzgrunden nicht moclich Jedoch laßt sich schon jetzt eine padagogische Bewertung in de r Forderung nach einer intensiveren Betrachtung de r Re- gio durch die Schule konkretisieren wenn grenzuberschrei- tende Zusammenarbeit in einem gemeinsamen Lebensraum auch mit Sachkompetenz gepaart sein soil Zu den Forderern des Gesamtprolekts zahlen Azacemie d e Strasbourg, Universite d e M~ilhousf: E c d e Normale d e Se- lestat, Centre Permanent d Initiation a 1 Environnement Mut- tersholtz, die kantonalen Erziehungsdepartements Basel- Stadt. Basel-Land und Aargau, die Universitaten Basel und Freiburg, Regio Basiliensis, Oberschulamt und Regierung- sprasidium Freiburg Sudwestfunk Baden-Baden und 266 Schulen

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Hubert Daschner

Humor in der Musik Neue Impulse für Muslkrezeption und Musikunterricht

.Kennt ihr eigentlich frohliche Musik? Ich kenne keine« scll Franz Schuber: einmal geaußert haben Wie mag e r zu dieser merkwurdigen Feststellung gekommen sein? Nach allem was wir wissen war Schubert gewiß kein Misanthrop e r liebte die Gesellschaft von Freunden, gemeinsame Aus- fluge in Heurigenlokale - und bei den nach ihm benannten '~Schubert iaden~ (mit ihren Pfanderspielen, Scharaden) hatte auch die Musik eine angemessene Rolle gespielt Offen- sichtlich zog Schubert eine scharfe Trennungslinie zwischen d e n „Stucken< die e r fur bestimmte Gelegenheiten kompo nierte (darunter Walzer Landler Menuette e tc) und de r »Musik« die einem Zwang inneren Erlebens entsprang In seinen Liederzyklen »Die schone Mullerin« und »Die Winter- reisen die von vielen seiner Freunde nicht mehr verstanden :~iirden, wird man denn auch vergeblich nach nfrohlicher Musik. suchen auch nicht in einer Musik, wie sie Jean Paul beschwort Die folgenden Zeilen sind ausdrucklich d e r Mu- sik Schuberts gewidmet

»O hlusrkl Nachklang aus einer entlegnen harmonischen Welt' Seufzer des Engels m unsi Wenn das Wort sprachlos ist und dre Umarmung, und das Auge, das weinende, und wenn msre stummen Herzen hinter dem Brust-Gitter einsam he- gen o so bist nur du es, durch welche sie sich einanderzuru- fen .n ihren Kerkern und ihre entfernten Seufzer vereinigen in Ihrer 'Jl/uste'«

Die Idee einer Musik die außerirdischen Ursprungs nachklang aus einer entlegnen harmonischen Welt~) und mir eicer u~e r i rd i schen Kraft d e s Ausdrucks ausgestaltet ist d e r jenseits d e r Moglichkeiten d e r Sprache liegt (nseufzer d e ~ Engels* .Wenn das Wort sprachlos ist«) hat die Musikastheti~ d e s 19 Jahrhunderts entscheidend gepragt Jean Paul hat d e r Musik einen Wertzuwachs verschafft, de r erst zu Beginn d e s 20 Jahrhunderts in Frage gestellt werden sollte Allerdings wurde alles was Vergnugen bereitete, was zu dem Bereich d e s Komischen gehorte, aus ihr verbannt Gleichzeitig bahnte sich eine Entwicklung an, die d ie Musik immer mehr in zwei feindliche Lager einmauert - hier leichte Muse Gelegenheitsmusik, dort *schwereu, nernsteu ,)Opus-Musikw Die populare Musikgeschichtsschreibung ?. ertieft diesen Gegensatz die entsprechende Musikrezep- - -n hort ihn zurecht die Kulturindustrie institutionalisiert ihn : n!,eßlich Von d e r U-Musik erwartet die Masse d e r Musik- Konsumenten - wenn uberhaupt etwas - daß sie frohlich st mmt entspannt enthemmt, alles was Trost spenden er- 3chu:tern erbauen soll bleibt d e r E-Musik vorbehalten xxnpc~niert von so wurdevoll aussehenden Mannern wie Handei und Bach so grimmig dreinschauenden wie Beetho- ~ ~ r l so zerbrechlich aussehenden wie Chopin so kompro- niiBaosen Naturen n i e Schonberg

Meine Untersuchungen wollten nicht aus d e r E-Musik (= e:nste Musik) eine H-Musik (= heitere Musik) machen Die Musik d e s 17 bis 20 Jahrnunderts ist so reich an Ausdrucks mcglichkeiten d a ß sie unter kein Etikett zu zwangen ware Alierdings sollte d e r Musikrezeption und d e m Musikunter- richt an Schulen ein Bereich erschlossen werden d e n die zoch heute -wirksame Musikasthetik d e s 19 Jahrhunderts -reraeckt hat Bach ohne Perucke Mozart ohne Zopf, Beetho- ven mit einem Lacheln um die Mundwinkel ihre Musik kar'n etnen ~unerhorten* Wertzuwachs erieben

Der Musikliebhaber mag beim Stichwort eines 'musikali- schen Humors' (hier zunächst als Oberbegriff aller Spielar- ten des Komischen verstanden) an bestimmte Lieder, Vokal- ensembles oder Opernszenen denken. Tatsachlich bietet die Vokalmusik ein schier unerschöpfliches Reservoir an Wort- und textgebundenem Humor. Dieser Bereich wird aber sofort erheblich eingeschränkt (eine notwendige Ein- schrankung!), wenn man nur solche Beispiele in Betracht zieht, in denen die Musik wenigstens zum Teil an d e r korni- schen Wirkung beteiligt ist. Das ist dann d e r Fall, wenn die Singstimme d a s entgeisterte Stammeln, das Stottern, die Schwatzhaftigkeit einer Person nachzeichnet, ein Wort Note um Note erst allmählich entstehen läßt, den plötzlichen Um- schlag in einen Dialekt, in ein Sprachkauderwelsch mit ei- nem Wechsel in d e r Kompositionstechnik unterstreicht, wenn musikalische »Vokabelnu, die einer Passionskantate an- gemessen wären, für die Klage um d e n Tod eines Kanarien- vogels verwandt werden. Situationskomik (etwa beim miß- glückten Ständchen) unterstützt d ie Musik dann, wenn sich die Sänger vor das verkehrte Fenster stellen und die Eltern oder Nachbarn einen unerwarteten Kontrapunkt dazu böl- lern, wenn das verstimmte Instrument, die leierhafte Melo- die, versteckte Zitate (z. B. d e r Schrei eines Esels) in de r Be- gleitung signalisieren, d a ß d e r Liebhaber in jeder Hinsicht auf verlorenem Posten steht.

Um wenigstens ein Beispiel zu geben, zitiere ich hier Mo- zarts Kanon »Difficile lectu mihi mars et jonicu difficile~. Wehe dem, d e r den Köder einiger untrüglicher Vokabeln (est, lectu, mihi, Mars) aufschnappt und - auf seine Erfah- rungen wahrend d e r Schulzeit oder im Kirchenchor vertrau- end - allzu schnell und selbstzufrieden feststellt: das ist na- türlich Latein. Es ergeht ihm wie bei d e r Uraufführung zu vier Stimmen jenem unglücklichen Sänger und Mozart- freund Johann Peierl, d e r nicht nach gewissen Ungereimt- heiten (jonicu =?) und überhaupt nach inhaltlichen Zusam- menhängen fragte, und mit seinem unablegbaren Heimatdialekt in die Falle ging. Komplizen dieses wohlprä- parierten Scherzes sind nicht nur die drei neingeweihtenu Mitbeteiligten, sondern auch die Musik selbst. Sie gebärdet sich so sakral, wie es d e r wlateinischeu Text erwarten Iäßt. Die drei Freunde dürften übrigens noch etwas mitgeholfen haben, d a s *Wasser trübe zu machen* und z. B. jonicu [:jc nit so] ausgesprochen haben. Hier handelt es sich um ein inter- essantes Beispiel wortsprachlich/musikalischer Ironie, d. h. - Wort und Ton sind doppelschichtig (sie sagen etwas ande-

res aus aIs gemeint ist), - einige Mitbeteiligte sind in d e n Plan eingeweiht, - d e r ~Dummeu wird von d e n #Überlegenen« verspottet.

m. m - ~ m - - h m u i "U

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MittIemeile haite die Insirumentalmusik eine Ausdrucks- kratl erreicht, daß Cchopenhauer resumieren konnie >>So gewiß d!e Musik. wrt enlfem t eine bloße .VachbiEie der Poe- sie zu sein, eine selbstandige Kunst, ja e're rnachtigs'ste unter allen ist und daher ihre Zwecke ganz aus eigenen !~fitteln er- reicht, so gewrß bedarf sre nrch t der MJorte des Gesanges oder der Handlung erner Oper.(( Zcvar bedarf sie auch jetzt noch eines gewissen Hinweises (Titel. U berschriften. Pro- gramme). auch stammt ein großer Teil ihres Vokabulars aus ihrer ursprunglichen Bindung an die musikalicche Nachah- rnungsäcthetik des 17 /18 Jahrhunderts. doch kann sie sich letzt - ohne Zuhffenahme des Wnfles - nicht mehr damit b ~ g n u g e n . durch ein unbestimmtes Zwitschern und Trillern etwa einer Nachtigall, durch weit gespannte Intervalle oder sporadisch auftretende Halhtonketten Freud und L e ~ d zu evozieren Mit d e m Vervcht auf das unlnlttelbar damberste- hende Wort geh! ja auch d e r durch die Zeile. Strophe etc ga- rantierte Sinnzusammenhang verloren ein^ Instrurnental- rnusik. die nicht allem auf die In rhrem eigenen Bereich entl~ickelte Forrnenv~elt (absolute Musik) besteht, rnuß also deutlicher sein (Beethoven setzte sich an einen Bach, um dessen Gemurmel in Noten zu ubercetzenl) und ihr Objekt in einer ganzheitl!chen Vorstellung (Bild, Erzahlung, rdee) su- chen, d e r sie ihre syntakiische Sfruktur entsprechend an- pa91 Daß unter diesen Voraussetzungen auch ein der Wort- Tcinkomik verwandter. ledoch eigener Bereich musikali- scher Komik - Objektgebundener Humor - rnoglich 1st. durfte eenleuchten Zum ersten Mal konnen auch die Mbg- Iichkeilen einer rnucikalischen Karikaiur. Groteske und Pa- rodie mit in die Diskussian einbezogen werden Ihr häufig- stes Oblekt sind gewisse Tiere (z B der Esel). Menschen (Don Quijote) oder musikalische Ganungen (z B die Oper).

Mit der musika1ischen Parodie ist man schon einem Be- reich des musikalischen Humors sehr nahe gekommen, in

dem die Mus~k schrittweise der Stutze des Wortes und des vorgestellten kornischen Gegenubers von Tier und Mensch entraten konnten, des autonomen mus~kalrschen Humors Hier tritt lede Zweckhaftigkeit allrnahlich zuruck. verbleibt die Vergnugen schaffende Musik zunehmend in den Gren- zen ihres syntaktisch wach innen* orientrerten Materials. kehrt sre immer mehr ihren Spielcharakter hervor Spielt der Komponist mit seinem Material: der Dynamik (benihrniestes Beisplel in d e r xSinfonie rnlt dem pauken schlag^), d e m Tempo, der Rhythmik, der I-Iarmonik und Klangfarbe - spielt er mit den traditionellen Formen und Gattungen dem Menuett und Scherzo, dem Rondo. dem Sonaien- und Sym- phoniesatz (bekanntes Be~spiel in der ~ A b s c t i r e d s s y m ~ h ~ nie-), dann rechnet er noch r n ~ t einem ~Geqenuberu, dem mit erner best~mmten Erwartungshaltung ausgernsteten Horer - Was aber ist Musik anderes als ein standiges spontanes oder iiberlegtes Variieren tradiener Farminodelle oder Formpnmp~en, d h ein standiges mehr oder weniger ctar- kes Abweichen von uberkommenen Nomen, was wir ast he- tisch-genießernch nachvo1lziehen, nacherleben. gegebe- nenfalls humorroll mit einem Lacheln quittieren7 ))Die Musik 1s dre reinste und hochste ManffesIat~on der menschlichen Facultas ludend] selber*. resumier! Johan Huinnga und fahn fort ))Die musikalischen Formen an sich sind Sp~eIformen Muakbeniht auffre~wilhger U n t e m r f u n g und str~ngerdn- Wendung ernes Systems von konwntrone!ien Reg-eh Ton. Zeitmaß Melodie und Harmonre beslrmmen M Ganz offen bar wird uns der Spielcharakter dort *.vo de r Komponisi sich ganz eigene Spielregein gibt: wo er den Buchsraben eines Wortes (auch dessen zahlenmaRrge Ordnung im Alphabet) direkt In das Notensystem ubemag (B-A-C-H = 2 + i + 3 + 8 = 14). ;yo er die Noten zum Zeichen der Dunkelheit schmfl.

wo er die Aufiosung eines Kanons dem Beschenk?en uber- laBt, wo er Melod iezuqe oder ganze Kornpositisn~1.n so ~ r k l u - gelt, daR sie auch ruckwarts gespielt oder von unten nach oben gelesen werden konnen

Als John Cage 1955 mit Hilfe von Lhnte, Feder und Blrri'ern transparenten Papiers von bestimmter GroRer. einem q'tpn chinesischen Buch, Munzen InKopf oder Adler*) und di.!er- Sen Zufallsrnanipulationen seine ~ M u s i c for Plans 21-52. hergesteI1i. als Henri Pousseur nach langjahri7er Zusam- menarbeit mit Nouveau Roman-Autor Michel Su'or sein wa- riables Spiel nach Art einer Oper. nVotre Fausi~ ierttrroeste!lt (1967) und nach einer rn10aluckten Premtere auf Scha!Iplart? herausaebracht hatte. bei der d ~ r Horer aufgrund rtnes 'fer- wickelten Spieis mit Spielbrett und Karten mischen mehre- ren Versionen eine Entscheiduna treffen kann (~einziae Vgr- aucsetzung ist, da6 d i e Spreler bequem um einer; Trsch sitzen konnen vor Spielbeginn konnen Wetten abge- schlossen vrerden~) - beides durchaus ernstgemeinte "v'er- suche, den musikalischen Verlauf vom Dikrat des Cubie'ds zu befreien. ihn varrabel und offen zu halten - erinnerte man sich bald. ciaR es schon vorher durchaus vergleichbare Ver- fzhren gegeben hatte

Eine von cen etwa 20 in der Zeit von 1757-1811 [Mozan ni- geschriebenen) SpieEamr~rsungen soll l ~ d e r m a n n befahi- gen, Walzer clder Schleifer rnlt zwei Wurfeln zu cornponIe- ren ohne MtisikaIisch zu sevn. noch von der Conpocition etlms zu verstehen- Ich hane Grundschu!er ein Menuet! er- xwrfeln lassen Das Ergebnis kann sich durchaus horen lassen1

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Brunhilde Kienzle

Ernähruirgsverhalten von Schülern Eine vergleichende Analyse von Ernährungsverhalten, -ein- stellungen und -wissen bei Schülern de r 9. Klasse an allge- meinbildenden Schulen im Freiburger Raum

AniaS und Z i e l s e b a n g der Untersuchung Untersuchungen de r Bevölkerung in d e r Bundesrepublik

Deutschland belegen immer aufs neue, daß trotz allgemein gestiegenem Wohlstand ein immer größerer Teil de r Bevöl- kerung an ernährungsbedingten Gesundheitsstörungen lei- det. Überernährung als ursächlicher Faktor für Krankheiten ist dabei das häufigste und wichtigste Ernährungsproblem.

In dieser Situation muß überlegt werden, was getan wer- den kann, das Ernährungsverhalten speziell de r jüngeren Bevolkerung so zu verändern, daß die krankmachenden Auswirkungen vermieden werden können.

In dieser Arbeit sollten das Ernährungsverhalten, Ernäh- rungseinstellungen und Ernährungswissen von Schülern analysiert und es sollte überprüft werden, ob schulische Er- nährungserziehung Auswirkungen in den genannten Berei- chen zeigt.

Es wurde die Untersuchungsmethode de r schriftlichen Befragung mit Hilfe eines eigens zu diesem Zweck erstellten Fragebogens gewählt, der aus vier Teilbereichen bestand:

Im Teil I wurden allgemeine Fragen zur Person d e r Schü- ler gestellt z. B. bezüglich de r Schulzugehörigkeit, Teil- nahme am Hauswirtschaftsunterricht, Zensuren und Ge- schlecht.

Im Teil I1 wurde mit Hilfe einer Liste von Lebensmitteln er- fragt, was Schüler zwischen den Hauptmahlzeiten zu Hause und außer Haus essen und trinken. Zusätzlich sollte die Nah- rungsmittelpräferenz angegeben werden.

Im Teil I11 wurden mit Hilfe von Polaritätsprofilen Ernäh- rungseinstellungen der Schüler untersucht.

Im Teil IV wurden Fragen und multiple-choice Aufgaben gestellt, um das Ernähmngswissen de r Schüler m ermitteln.

Es wurden 278 Schüler der 9. Klasse an Gymnasien, Real- schulen und Hauptschulen im Freiburger Raum untersucht.

Vnterricht Ernährungs- verhalten

Geschleckt 0 Schakbiid u k r die Gesamtuntersuchung (die untersuchten Fraqestellungen sind jeweils durch einen Pfeil älisgedruckt)

Ergebnisse In Bezug auf das Ernährungsverhalten zwischen den

Hauptmahlzeiten haben sich folgende Ergebnisse gezeigt: Schüler d e r 9. Klasse bestimmen weitgehend selber, was sie zu Hause bzw. außer Haus verzehren wollen. Selbst bei alko- holischen Getränken liegt der Prozentsatz der Schüler, die Elternerlaubnis einholen, unter 10 %.

In Abhängigkeit von der Schultypenzugehörigkeit können Schüler hinsichtlich ihres Ernährungsverhaltens unterschie- den werden, wobei die Unterschiede zwischen Hauptschü- lern und Gymnasiasten am stärksten sind: Gymnasiasten verzehren häufiger gesündere Lebensmittel wie Milch, Jog- hurt, Mineralwasser - Hauptschüler häufiger potentiell pro- blematische Lebensmittel wie Limonaden, Cola-Getränke, Pommes frites, Nuts (Raider, Mars, duplo), Pommes frites mit Ketchup - Realschüler befinden sich mit ihren Daten zum Ernährungsverhalten zumeist zwischen Hauptschülern und Gymnasiasten.

Beim Vergleich Jungen-Mädchen zeigen sich geschlechts- spezifische Unterschiede: Mädchen bevorzugen sehr viel stärker als die Jungen Obst- und Gemüseprodukte und bie- ten bei de r Häufigkeit d e s Verzehrs dieser Produkte ein recht einheitliches Bild, während bei den Jungen sich die Unterschiede in der Häufigkeit d e s Verzehrs in Abhängig- keit von d e r Schultypenzugehörigkeit zeigen.

In Bezug auf eine Abhängigkeit d e s Ernährungsverhaltens vom Ernährungswissen wurde festgestellt, daß Schüler mit größerem Ernährungswissen besonders zu Hause häufiger gesündere Lebensmittel verzehren.

Bei dem Verzehr gesünderer Lebensmittel zu Hause muß allerdings ein Einfluß der Eltern bezüglich d e s Angebots dieser Lebensmittel vermutet werden.

Schultyp und geschlechtsspezifische Unterschiede las- sen sich auch bezüglich d e r Nahrungsmittelpräferenzen nachweisen.

In Abhängigkeit vom Ernährungswissen kann festgestellt werden, daß Schüler mit größerem Ernährungswissen häufi- ger gesündere Lebensmittel bevorzugen und Schüler mit geringerem Ernährungswissen häufiger gesündere Speisen ablehnen.

Bei d e r Ermittlung von Ernährungseinstellungen von Schü- lern sind folgende Ergebnisse festzustellen: Schüler be- schreiben Personen, die Apfel oder Milch besonders gern verzehren als gesund, frisch und aktiv. Personen, die beson- ders gern Coca Cola oder Big Mäc verzehren, werden als laut und wild, Coca Cola-Trinker noch als besonders großzü- gig und hart beschrieben. Personen, die besonders gern Schokolade essen, nehmen eine eigene Stellung ein, die mit weich, friedlich und sanft gekennzeichnet werden kann.

Bei einer differenzierten Betrachtung fällt auf, daß alle Schüler d e r 9. Klasse im Freiburger Raum sich vemlich ei- nig sind über die Einordnung einer Person, die ein bestimm- tes Lebensmittel besonders gern verzehrt. Hauptschüler scheinen dabei noch eher zu extremer Beschreibung und Einstellung zu neigen als andere Schüler. Bezüglich der Be- schreibungen von Personen, die ein bestimmtes Lebensmit- tel besonders gern verzehren, scheint es bei Schülern ein ahnliches, allgemeines Erlebnismuster zu geben, wobei die Gründe dafur nicht bekannt, aber U. U. durch Leitbildvor- stellungen d e r Werbung geprägt sind. Für das allgemeine Erlebnismuster sprechen auch die Ergebnisse über die Ein- stellungen in Abhängigkeit von de r Präferenz (*bin ich im- mer scharf drauf#) bzw. Abneigung oder Gleichgültigkeit (*bin ich nie scharf drauf*). Sie zeigen keine signifikanten Un- terschiede.

In einem umfangreichen Teil d e r Untersuchung wurde das

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Ti11 trir&t n i c h t g e r n e Milch. Milch ist aber e i n wichtiger C a l z l u m l i e f e r a n t . Calzium wird zum

~ n o c h e n a u f b a u b e n d t ~ g t . Nun ü b e r l e g t T i l l s Mutter, welche Nahrungsmittel auaer Mzlch v l e l

Calzium e n t h a l t e n .

Kreuze d ~ ' besonders calzrumceiche Nahrungsmittel an. n B u t t e r V, ................................................

............................................... Fleisch 0, g r ß n e ~ GemUbe ......................................... 0,

............................................ K a r t o f f e l n 0, ................................................. Obst 0,

Quark .......................................... OYJ Scnnl t tk i l se ...........................................

............................................ I weis n i c h t

Danie l w o l l t e an Sonntag £Ur s e i n e Famil ie baronderr knuspr ige Steaks b r a t e n . Aber s i e s i n d 1

-t.SekrMutter meint , er h a t t e n i c h t das r i c h t i g e B r a t f e t t ausgesucht .

Danie l ü b e r l e g t , welche d e r unten genannten Eigenschaf ten entscheidend £Ur e i n q u t e s

Bra tergebnis i s t .

K T B U Z ~ d i e entscheidende Eigenschaf t an ( e i n e r i c h t ~ g e Antwort). 1 ....................................... d e r Siedepunlrt 0 9

der v i taminqehal t .................................... 0, .................................... d e r Energiegehal t

weia n i c h t

o* ...........................................

B a l l a s t s t o f f e s i n d fUr e i n e g u t e und s c h n e l l e Verdauung

notwendig .............................................

19

B a l l a s t s t o f f e haben keinen Wert £Ur den menschlichen

Körper,-werden aber L e b e n n m i t t e U r u g e s e t r t . d-t are

s c h w e r e r e r d e n .......................................

Welche Bedeutung bzw. Wirkung h a h n B a l l a s t s t o f f e auf den menschlichen Rdrper ( e i n e r ~ c h t i p e

A n t w o r t ) ?

B a l l a s t s t o f f e b e l a a t e n den KOrper nur unnut iq ........ OS4

Lebensmit te l , d i e besonders schwer verdaul rch s i n d .... V- ............................................ weis n i c h t

Fragebogen 1

Ernährungswissen d e r Schüler erfragt. Hier e r g a b sich d i e Möglichkeit, anhand d e r Schüler m e i e r Schultypen (Haupt- und Realschule) zu ermitteln, inwieweit d e r Hauswirtschafts- Unterricht (mit e inem großen Anteil Ernährungserziehung) zu e inem besseren Ernährungswissen beiträgt. In beiden Schultypen fanden sich Schüler, d ie sowohl am Hauswirt- schaftsunterricht teilgenommen bm. nicht teilgenommen hatten.) Die Schülergruppe mit Hauswirtschaftsunterricht weist e in signifikant höheres Ernährungswissen auf als d i e Schülergruppe ohne Hauswirtschaftsunterricht. Die Schüler mit e inem größeren Ernährungswissen zeigten in d e r Unter- suchung auch ein gesünderes Ernährungsverhalten (d. h. bei ihnen war d i e Häufigkeit d e r Wahl von gesünderen Le- besmittein größer). In d iese r Untersuchung konnte wegen d e r geringen Schülerzahlen, d i e keinen Hauswirtschaftsun- terricht (39 Schüler) hatten, keine weitere sinnvolle Auswer- tung bezüglich ihres Ernährungsverhaltens durchgeführt werden, d a be i d e r weiteren Aufspaltung d e r Schüler in d i e möglichen Verhaltensmuster die Anzahl d e r Schüler in d e n leweiligen Untergruppen zu gering geworden wäre. Bei Haupt- und Realschülern zeigten d ie Mädchen ein signifi- kant größeres Ernährungswissen als d i e Jungen.

Realschüler verfügen ü b e r ein signifikant größeres Ernäh- rungswissen als Hauptschüler.

Die Tendenz des zunehmenden Ernährungswissens bei höherem Bildungsstand (Schultypenzugehörigkeit) läßt sich in Bezug auf d a s Gymnasium allerdings nicht nachweisen Dabei ist aber zu berücksichtigen, d a ß im Gymnasium kein

spezieller Ernahrungserziehungsunterricht stattfindet Berucksichtigt man d i e Ergebnisse d e r Untersuchu.irr

u b e r d a s Ernahrungsverhalten so war dort la festges4-llt worden, d a ß g e r a d e Schuler d e s Gymnasiums im Vergleich zu Schulern d e r anderen Schultypen d a s vom gesundhe!tli- chen Aspekt gcinstigere Ernahrungsverhalten zeigen - als3 Faktoren wie allgemeiner hoherer Bildungsstand una ho- here Schichtenzugehorigkeit einen mindestens ebenso gro Ren Einfluß auf d a s Ernahrungsverhalten zeigen uie d ie Er- nahrungserziehung im Hauswirtschaftsuntersicht

Da sich in d e r Untersuchung gezeigt hat d a ß d a s Ernah- rungsverhalten einschließlich d e r Nahrungsmlttelpraferen- zen in Zusammenhang steht mit d e m Geschlecht d e r Schul- typenzugehorigkeit und d e m Ernahrungs~vissen weisen d iese Abhangigkeiten auch mogliche verschiedene Wege zu einem gesunderen Ernahrungsverhalten

Zum einen kann eine allgemeine hohere Bildung zu einem gesunderen Ernahrungsverhalten fuhren zum anderen kann uber verstarkte schulische Ernahrungserziehung (wie z B im Haus:virtschaftsunterricht) zu einem großeren Ernah- runy-swissen und damit auch zu einem gesunderen Ernah- rungsverhalten gefuhrt merden

Anmerkungen: P e L:t?ratli:!:ste 'iri! c t r F r 3 g e ~ o j e r k- iner . te: l i r L'crii;spr:r jc?ri?riert -~~e ;der , D r Aus;iori~ir-i zrsFrij+osaenserf:;gte -n!+: An,e:!in~ i e r Forsrr.~ngi5e!:e 5 e r Rr; a ji.~ische? Ii:chs:a-,e :w Re:nerien:r.~m i e r Un:.:ei;!!at Fre!cdrg ,xi! lern SPSS?r+ iirarnrn

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Peter Kern Ökosophisches Management Neues Denken in der Erwachsenenbildung

Das zu beschreibende Forschungsprojekt ist eingebettet in eine umgreifende Denkbewegung, die sich den Heraus- forderungen d e s Atomzeitalters stellt. Kassandra ruft: Indivi- duelle Miseren und kollektive Katastrophen stehen auf dem Programm. Kassandra triumphierte nicht, als Troja brannte. Auch heute hat de r Mahner und Appellierende keinen An- laß zum Triumph, wenn seine Befürchtungen Wirklichkeit werden. Baumsterben, Artentod und Ozonloch, Seveso und Bhopal, Sandoz und Tschernobyl, Hiroshima und Nagasaki sind Chiffren für Prozesse de r Selbstzerstörung d e s Men- schen und de r ihn tragenden Natur. Wer den Blick in den Abgrund wagt, der nimmt wahr, - daß de r atomare Holocaust im Prinzip jederzeit möglich

ist. Der selbstverschuldete Untergang de r Gattung ist her- stellbar geworden;

- daß im ixgellosen Prozeß d e s Verbrauchs regenerierba rer und nicht regenerierbarer Ressourcen Luft, Wasser, Boden Pflanzenwelt und Tierwelt bedrangt, geschadigt und getotet werden Der selbstverschuldete schlei chende Untergang d e r Menschheit und de r sie tragen- den Natur findet langst statt Die Antworten auf diese Leben bedrohenden Herausfor-

derungen sind nun hochst unterschiedlich Technokratische Optimisten, die lange zogerten, diese Ge- fahrdungen uberhaupt wahrzunehmen, rufen nach instru- menteller Vernunft Noch mehr naturwissenschaftliches Wissen und Konnen seien notwendig, um Atomkriegsge- fahr Okologieprobleme, um das Elend de r armen Lander und um den explosionsartigen Anstieg de r Weltbevolkerung nin den Griffu zu bekommen Untergangsprognostische Pessimisten dagegen sehen keine Rettung mehr Das Ende mindestens de r Menschen gattung sei inzwischen vorprogrammiert Statt in ohnmachti- ger und letztlich nutzloser Anstrengung eine gelingende Zu- kunft willentlich erzwingen zu wollen kame alles darauf an, den Untergang der Menschheit innerlich zu akzeptieren New-Age-Spiritualisten schließlich hoffen auf einen epocha- len geistigen Bewußtseinssprung Sie sind davon uberzeugt, i a ß die Menschheit in einer Wendezeit stehe und d a ß der E ntritt ins Wassermannzeitalter uns die ersehnte Rettung schenken werde

Im Blick auf diese je einseitigen und oft dogmatisch ver- fochtenen Positionen ist es erfreulich, daß in jungster Zeit ~ o c h eine andere Antwort auf die Herausforderungen d e s Atomzeitalters um Anerkennung ringt Ihr geht e s um die Re- habilitierung de r vernehmenden Vernunft Dieses nneueu Denken flieht nicht zwischen Optimismus und Pessimismus L- Jle Irrationaiitat sondern thematisiert ohne Beschonigun- gen die Verantwortung des Menschen fur das Leben uber- nauDt

Im Kontext dieser Auseinandersetzungen sollte heute Pad- agcgik ihren Standort suchen Als Schul- und Hochschulpad- agcgik ais Erwachsenenbildung im allgemeinen und als be- ruf iche Fofl- und Weiterbildung im besonderen verfehlt sie ihren Auftrag wenn sie s:ch nicht radikal den Herausforde- rungen d e s Atomzeitalters stellt, denn traditionelle Ausbil- Giingsprozesse bleiben antiquiert ]a sind letztlich todlich Deshalb ist versucht worden eine *Notwendige Bildung~ so zu ~ e g m n d e n daß eine ~Padagogik im Atomzeitalteru rnog-

lich wird, die ihren verantworteten Beitrag leisten kann für eine gelingende und befriedete Zukunft. Dem Thema »Frie- denspädagogik im Atomzeitalter* ist deshalb in den letzten Jahren die Forschungsarbeit des Berichterstatters gewidmet worden. Deren Ergebnisse sind inzwischen vielfach disku- tiert und gewürdigt worden.

Im Rahmen dieser existentiellen Transformation der Päd- agogik ist ein besonderes Forschungsprogramm zu sehen, das den Titel trägt: »Okosophisches Management*. Ausge- hend von dem Tatbestand, daß der gesuchte radikale Be- wußtseinswandel auch und gerade die Wirtschaft erreichen

~kosorihlsches Manaaemen t '

. s r n ~ a - Welshelt

theoret Ische Vernunft: Vernehnen der Vernunft Wahrnehmen des Ganzen

proktlsche Vernunft: Tun des Guten/üurchsetzen des 6anzen

rellglöse Vernunft: Widersprüche aishal ten

d nass für Wirtschafts-Ethlk

@ PERSON - Vertrag1 lchkel t -, Würde des Einzelnen 2 SOZIAL - Idee der Gerechtlgkelt

3 IIATIJR - 8 FBhlgkelt zun nltlelden

@ ZUKUNFT - -'Leben soll seln :'

Revolut Ion der Denkungsart: rodlkaler Bemisstselnsmndel

t Sm*

Evolut Ion der gesel lschaftl lchen VerMltnlsse

muß, wurde versucht, wissenschaftlich begrundete Trai- nings fur Fuhrungskrafte der Wirtschaft zu entwickeln und zu erproben Das Gesamtprojekt umfaßt zur Zeit drei Teil- prolekte 1 Die Entwicklung und Erprobung von Stressprophylaxe-Se- minaren fur Manager Die medizinische Betreuung dieser Seminare liegt bei Prof Dr K Biener, Institut fur Sozial- und Praventivmedizin der Universitat Zurich Probleme d e s neuartigen Sinn-Stress werden durch den Berichterstatter bearbeitet Die Darstel- lung de r theoretischen Diskussion uber Sinn-Stress steht noch aus 2 Die Entwicklung eines ~Transpersona Trainings* fur Fuh- rungskrafte Dieses Training wurde zusammen mit W Bigler Mels, und Prof Dr T Lynch, Genf erarbeitet Es handelt sich vor allem um ein methodisch-didaktisches Konzept der Personlich- keitsbildung/Bewußtseinserweiterung Das Konzept ist zur Zeit in Erprobung 3 Am weitesten gediehen ist das dritte Teilprojekt Entwick- lung eines Rransferpro]ektes« f u ~ Beratungs- und Schu- lungsprogramme in de r Wirtschaft

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Aus der theoretischen Arbeit während de r Jahre 1982 bis 1986 ist inzwischen eine eigenständige Firma geworden, die »pro Transfer AG*, Basel. Diese Firma ist tätig in der Unter- nehmensberatung, Marketingkommunikation, Organisa- tionsvereinfachung und im Personalmanagement. Die rpro Transferu arbeitet U. a . mit folgenden Unternehmen zusam- men: Aerosol-Service AG, Buss AG, Ciba-Geigy AG, Henkel, Hoffmann-La Roche U. Co. AG, Mannesmann Demag AG.

In Zusammenarbeit mit B. Krieg, dem Begründer der rpro Transferu, und D. Buchser, Unternehmensberater, ist ein Konzept partnerschaftlich strukturierter Trainingspro- gramme entstanden, mit deren Hilfe die traditionelle ~Durchsetzungskulturw der Firmen durch eine ~Umsetzungs- kulturn abgelöst werden kann. Dabei werden Bildungspro- zesse initiiert, die die Herausforderungen des Atornzeital- ters annehmen: Wirtschaftsethik, Unternehmenskultur, Corporate Identity, Symbolic Management sind tragende Pfeiler von Transferprojekten. In diesem Konzept lag die Hauptaufgabe d e s Berichterstatters in der Implementierung der ethischen Fragestellungen.

Die entsprechenden Forschungsergebnisse liegen jetzt vor: #Ethik und Wirtschaft. Leben im epochalen Umbruch: Vom berechnenden zum besinnenden Denken?* Der Druck ist in Vorbereitung. Diese Ergebnisse sind hier nicht zu refe- rieren; die Hauptthese soll jedoch genannt werden: Okoso- phisches Management heißt: nicht aus dem machtförmigen Verstand allein nur die politisch erzwungene Schonung der uns tragenden Natur zu respektieren, sondern aus selbst vernommener Vernunft eigenverantwortlich voller Mitlei- densfähigkeit mit allem Lebendigen Wirtschaft so zu organi- sieren, daß sie Leben so wenig wie möglich zerstört. Welche Chancen hat dieser Imperativ?

Methodisch ist zu den genannten Projekten zu sagen, daß über weite Strecken historisch-hermeneutisch gearbeitet wurde: Die konzeptionelle Entwicklung ist Theoriearbeit. Sobald die Konzepte in de r Praxis erprobt wurden, kamen Methoden de r Handlungsforschung zum Einsatz; viel wurde mit teilnehmender Beobachtung gearbeitet; in einem Fall wurde ein Gutachten auch auf empirischer Grundlage er- stellt.

Die bisher erarbeiteten Ergebnisse der vorgestellten drei Teilprojekte konnten inzwischen in die Pädagogik reinte- griert werden. Das Land Rheinland-Pfalz fördert über das Staatliche Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung (SIL - flaus Boppard) ein Projekt unter dem Thema #Pädagogische Schulleitungn. Der Berichterstatter ist an diesem Projekt be- teiligt; e r erstellte 1989 ein Gutachten: *Die Bedeutung päd- agogischer Schulleitung für die Zukunft einer modernen Wettbewerbsabhängigen ~nformationsgesellsch~ft~.

Dieses Konzept hat kürzlich seine Bewährungsprobe be- standen: Während eines fünftägigen Trainings, an dem sechzig Lehrerinnen und Lehrer teilnahmen, wurde in ei- nem großen Schulsystem erfolgreich eine pädagogische Schulkulturn in Analogie zu einer modernen ~ ~ i r m e n k u l t u r ~ implementiert. Die hier skizzierten Projekte sind in der Literatur vielfältig dokumentiert worden; sie werden zur Zeit kontrovers disku- tiert. Grundlegend sind die beiden Arbeiten P Kern/H.-G. Wittig: npädagogik im Atomzeitalteru (1984 in 2. A~fl .1 und dies.: #Notwendige Bildungu (1985). Dieser Ansatz wurde bis- her gewürdigt von H. Gollwitzer, P Münster, G. Miller-Kipp, G. Auernheimer, L. A. Pongratz, L. Rothermel, A- Bernhard

mentiert wurden (vgl auch B Krieg/D Buchser Der Weg zu neuen Traditionen, 1988) Zum Gesamtgedanken nOkosuphi sches Management* ist zu beachten P Kern (Hg) Mut zilr Zukunft Die Wirtschaft zwischen tradierten Innovations- schuben und okologischem Bewußtseinswandel 1986 192 Seiten Die aktuellste Veroffentlichung zu diesem Projekt P Kern Transformation der okonomischen Vernunft Ethik fur die Wirtschaft, in IHA news, 1/1989, S 17-29

U. a. Das Projekt rStressprophylaxeu ist vor allem in der ESSO

Revue Schweiz vorgestellt worden, während die *Transfer- Projekte* U. a . im Schweizer Management Magazin doku-

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Wolfgang Schwark/Erdmuthe Bauer

Studiensituation an der Pädagogi- schen Hochschule Freiburg Zwischenbericht über eine schriftliche Befragung im Win- tersemester 1987/88

Stand des Forschungsprojekts Seit dem Wintersemester 1985186 fuhren wir mit Unterstut-

zung d e s Ministeriums fur Wissenschaft und Kunst ein For- schungspro~ekt zur Studiensituation an unserer Hochschule durch

Ziele d e s Vorhabens sind Die Beschreibung der Studiensituation, vor allem interessie- ren uns die personlichen sozialen und beruflichen Orientie- rungen der Studierenden Die Darstellung und Analyse von Veranderungen, die sich wahrend d e s Studiums bei diesen Orientierungen ergeben Daruber hinaus versuchen wir, auf de r Grundlage de r Untersuchungsergebnisse und -erfahrungen hochschuldi- daktische Konsequenzen fur den Studienalltag zu ziehen

Unser Forschungsprojekt unterscheidet sich von anderen an Hochschulen durchgefuhrten Untersuchungen1 Es be- zieht sich auf Lehramtsstudierende de r Studiengange fur Grund- und Hauptschulen sowie Realschulen Vergleich- bare Vorhaben berucksichtigen weder diese spezielle stu- dentische Population noch den besonderen Typus einer Padagogischen Hochschule mit seinen erheblichen Unter- schieden zu den Universitaten, die in folgendem liegen deutlicher Berufsbezug, Theorie-Praxis-Verbund, verpflich- tendes Studium der grundwissenschaftlichen und pädagogi- schen Diszi~linen, der Fachwissenschaften und Fachdidakti- ken; schulpraktische Ausbildung; überschaubare Größe.

Thematisch bearbeiten wir fünf Bereiche: die Studien- wahlmotive, die Berufsperspektiven de r Studierenden, die Beurteilung d e s Studienbetriebes sowie die Muster de r per- sonalen und beruflichen Identitätsbildung.

Vom Wintersemester 1985/86 bis zum Wintersemester 1981188 haben wir insgesamt sechs schriftliche Befragun- gen durchgeführt. Schwerpunktmäßig erfaßten wir jeweils die Studienanfänger und die Studierenden a b dem 5. Seme- ster Wir befragten in de r Regel die gesamte Population; der Rucklauf lag im Schnitt bei 70 %. Darüber hinaus wurden ~unktuel l begleitende Interviews durchgeführt; zahlreiche

»Tagebucher« und »Zeitplänen liegen vor. Die Gesamtaus- wertung soll 1990 abgeschlossen werden.

Neben der quantitativen Auswertung von schriftlichen Be- fragungen und Zeitplänen setzen wir in erheblichem Um- fang qualitative Methoden ein: z. B. die Inhaltsanalyse von In- terviews und studentischen Tagebüchern.

Eine genauere Beschreibung d e s Projektes und erste Er- gebnisse aus de r Pilotphase mit Studienanfängern haben wir an anderer Stelle v ~ r g e l e g t . ~ Im folgenden berichten wir von einigen (plakativen) Ergebnissen aus unserer schrift- lichen Befragung, die wir im Wintersemester 1987/88 durch- führten. Sie erfaßte Studierende, die bereits fünf oder mehr Semester absolviert hatten. Wir nehmen an, daß die ausge- wählten Aspekte für die Hochschulöffentlichkeit interessant sind.

Meinungen zur Struktur der Lehrerausbildung Die weit überwiegende Anzahl de r Befragten befürwortet

den Berufsbezug im gegenwärtigen Ausbildungskonzept de r Pädagogischen Hochschule, das pädagogische, fach- wissenschaftliche, fachdidaktische und schulpraktische Ausbildungsanteile gleichgewichtig umfaßt. Zwei Drittel der Befragten bejahen diese Struktur sogar besonders nach- drücklich.

Neben dem eindeutigen Votum für den Berufsbezug wün- schen sich die Studierenden - fast die Hälfte ziemlich inten- siv - gleichzeitig eine Entspezialisierung de r Ausbildung, um eine bessere Grundlage auch für andere berufliche Tä- tigkeitsfelder zu erwerben. Wie dieser Widerspruch aufge- löst werden kann, muß hier offenbleiben. In de r Literatur wird bisher in Gegensätzen gedacht: Entweder plädiert man für eine Professionalisierung, oder man tritt für eine Entprofessionalisierung de r Lehrerbildung ein; die Zusam- menführung von These und Antithese zu einer Synthese ist noch nicht überzeugend vorgestellt worden. Hier liegt ein Desiderat vor.

Dem Dreifächerstudium in de r gegenwärtigen Form ste- hen die meisten d e r Studierenden eher reserviert oder ablehnend gegenüber, Nur 2 % befürworten es uneinge- schränkt.

Fast alle Studierenden fordern sehr intensiv einen Frei- raum, um ihr Studium nach eigenen Interessen gestalten zu können. Folgerichtig hält es eine Mehrheit für dringend er- forderlich. die geltenden Prüfungsordnungen entspre- chend zu verändern: Sie sollten sich darauf beschränken, le- diglich einen unverzichtbaren Rahmen zu setzen, und davon absehen, Details zu regeln.

Der graphischen Darstellung ist die prozentuale Häufig- keit zu entnehmen, mit de r die Befragten die oben genann-

merhaupt nicht zufrieden (intensitot 0 )

wenig zuirieden (!n!ensitdt 1 U. 2)

rnoßig zufrieden (IntensiUn 3 U. 4)

cberaus mfriede? (!ntcnsitdt 5 u 6)

4igaben in Prozen! ci!er Befragten

Studentische Erfahrungen mit dem Lehrbetrieb Zufriedenheit mit Inhalten, Lehr- und Lernformen

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ten Aspekte d e r Lehrerausbildung auf einer vorgegebenen Skala mit d e n Polen 'gar nicht wichtig' (0) und 'sehr wichtig' (6) bewertet haben , d i e Prozentangaben fur d ie Skalenwerte 4 bis 6 sind hier jeweils zusammengefaßt

Der Widerspruch von Erwartungen und Eifah- mangen

Einerseits wünschen sich d i e Studierenden einen großen Freiraum im Studium, andererseits suchen sie feste Bezugs- punkte und -Personen. So orientieren sie sich stark a n d e n Lehrenden: Die überwiegende Mehrzahl wünscht sich Vor- bilder mit hoher fachlicher, pädagogischer, didaktischer und methodischer Kompetenz. Darüber hinaus sollen die Lehrenden ein ausgeprägtes Engagement zeigen und in ih- ren Veranstaltungen auch kritische Positionen vertreten.

Im fachlichen Bereich scheinen sich d i e Erwartungen uberwiegend zu erfüllen. Dort wird d e n Lehrenden Kompe- tenz zuerkannt. Ihre Vorbildwirkung in d e n anderen genann- ten Bereichen beurteilt man demgegenüber kritisch. Etwa die Hälfte d e r Befragten sieht hier deutliche Defizite.

Die Berechtigung d ieses Urteils muß in d e r Endauswer- tung sorgfältig geprüft, differenziert begründet und ausführ- lich dargestellt werden . Bisher ausgewertete flagebücheru verstärken d i e Annahme, d a ß a u s d e r Sicht d e r Studieren- d e n ein g roßer Teil d e r akademischen Lehrer zwar fort- schrittliche pädagogische, didaktische und methodische Konzepte verbal vertritt, d iesen Anspruch a b e r nicht in d e r eigenen Lehrpraxis verwirklicht.

Ein großer Teil d e r Befragten problematisiert die Studien- inhalte; man bezweifelt d e r e n Bedeutsamkeit; insbesondere vermißt man d i e Praxisrelevanz und moniert d e n fehlenden Bezug zur e igenen Lebens- u n d Erfahrungswelt. Ähnlich kri- tisch beurteilt e in erhebl icher Teil d i e tägliche Vermittlungs- praxis in d e n ubungen und Seminaren. Beispielsweise fehlt vielen d i e klare Gliederung, d a s Aufzeigen fächerübergrei- fender Zusammenhänge und der notwendige Verweis auf Transfermöglichkeiten.

Verbesserungen wünscht man sich auch bei d e n Interaktions- u n d Kommunikationsformen. Ein angstfreies Lernklima, e in kooperativerArbeitssti1 und d e r Wechsel von Arbeitsformen sind d e n meisten Studierenden wichtiger als beispielsweise d i e straffe Führung von Diskussionen o d e r d a s konseauente Einhalten von Planungen einzelner Sitzun-

o d e r d e r Vorbereitung einzelner Sitzungen einraumen Beim Anfertigen schriftlicher Hausarbeiten bei d e r Infor

mationsgewinnung und/oder -verarbeitung a b e r auch bei personlichen Lern- und Arbeitsschwierigkeiten erwarten viele Kommilitonen mehr Hilfe und Unterstutzung durch Leh- r e n d e

Diese kritischen Aussagen mussen sehr ernst genommen werden, allerdings bedurfen sie d e r weiteren Analyse d e r Gewichtung, d e r Bewertung und d e r Einordnung in d e n Kontext d e r studentischen Kultur, d ie sich in ihre 11 kritischen Duktus erheblich von d e n Lebensverhaltnissen anderer Gruppen unterscheidet

Neben d e r deutlichen Kritik d e s PH-Alltags gibt es eine große Anzahl positiver Außerungen Zum Beispiel er leben fast alle Studierenden d i e Betreuung und Beratung durch Lehrende bei d e r Studienplanung und bei d e r Prufungsvor- bereitung als befriedigend Besonders positiv schatzen sie d a s informelle Kommunikationsklima ein, insbesondere zwi- schen d e n Studierenden Aber auch d ie Lehrenden nimmt man in diesem Bereich als sehr offen wahr

Die zweite graphische Darstellung verdeutlicht d e n q e schilderten Widerspruch zwischen studentischen Erwartun- g e n und Erfahrungen in ausgewahlten Bereichen d e s Lehr betr iebes Die prozentualen Haufigkeiten einzelner Skalenwerte werden d e r Ubersichtlichkeit wegen zusam- mengefaßt

Ausblick Es fallt auf, d a ß sich formale und informale Studiensitua-

tion im Erleben d e r Studierenden deutlich voneinander un- terscheiden In d e n offiziellen Veranstaltungen stellt ein er- heblicher Teil die beschriebenen Defizite fest, im nicht reglementierten Sektor hingegen nimmt man die Moglich- keiten zu privaten Gesprachen, zu Eigenaktivitaten zur Pflege von Kontakten e t c als sehr angenehm wahr

Trotz d e r Vorlaufigkeit und Interpretationsbedurftigkeit d e r Ergebnisse sollten wir bereits jetzt e ine hochschuldi- daktische Diskussion beginnen, selbstkritisch sollten wir d e n Zwiespalt thematisieren und in praktischer Arbeit uber winden Aufgrund d e r gunstigen institutionellen Vcrausset Zungen durfte die Chance aussichtsreich sein, Lernen und Leben a n d e r Padagogischen Hochschule Freiburg besser a ls bislang zusammenzufuhren

gen . In d iesem Zusammenhang bemängelt d ie Hälfte d e r daß die Lehrenden in zu geringem Maße die K i a E s e r ! u a Siudiensitrdti~n und sflidentisc!?? Orier~rirrur: j an U- ;e:i.rarnn :C,<

Eigenaktivitäten d e r Studierenden fördern. Etwa zwei Drittel Fachhochschulen 2 E K ~ E ~ U " ~ zur s ~ ~ ~ l ~ n ~ l ~ u a t , o ~ 1084 3s B P ~ K

sind en tweder g a r nicht o d e r nur mäßig mit d e n 1998 2) E Ba9er.W Schwark Studiensitiiation an der Pada?o:;.s;tn:. l i~ . rh ; r i . :~ ie Fr-!t I r j

Mit~irkun~smöglichkeiten zufrieden, d i e d i e Lehrenden Momentaufnahme e jnes Forschung%~r,>~ekts ~n W H G J s f ~ r 3 r ; L ~ ~ ~ - ~ L : ; . z ~ ~ ~ ~ :::,.I EI d e n Studierenden be i d e r Planung von Veranstaltungen z~ehungswissenschaiten Freiburg Ei: Paliap2~ische H.rni-rS.,~:- iißS 5 243 - 253

Freiraum I 93

1 1 Berufsbezug 1 61 1

Struktur der Lehrerausbildung Zustimmung zu ausgewahlten Aspekten

DreifOc herstudium lntensit6tsgrode 4, 5 und 6 in Prozent aller Befragten

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Berichte - Meinungen - Informationen

Z w e i neue Wahlpf i icht fächer im zes von Computern ist ebenso ein fester Bestandteil des Stu- ~ä~lomstudieaa~an~ Erziehungs- diums wie die mit Problemen, die mit dem Computer als

w i s s e n s c h a f t Lehr- und Lernmedium verbunden sind. Weitere Studienin- halte sind nach den Erfordernissen de r Studienrichtungen

~atenverarbeitung/Informatik und Gesundheitspädagogik differenziert. Sie zielen darauf ab, das Werkzeug Computer kompetent und reflektiert in den durch die Studienrichtun- gen definierten Tätigkeitsbereichen anzuwenden.

Seit dem Wintersemester 1988/89 sind im Diplomstudien- gang Erziehungswissenschaft an d e r Pädagogischen Hoch- schule Freiburg zwei neue Wahlpflichtfächer zugelassen: Datenverarbeitung/Informatik und Gesundheitspädagogik. Damit wird de r Kanon de r Wahlpflichtfächer Entwicklungen und Erfordernissen de r modernen Gesellschaft enstpre- chend erweitert. Ziele und Inhalte beider neuen Fächer werden im folgenden vorgestellt.

Datenverarbeitruig/Idormatik Im Bereich der Erwachsenenbildung und Weiterbildung

haben die Angebote zur DatenverarbeitungAnformatik in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Dies gilt für Volkshochschulen, noch stärker aber für anwen- dungsorientierte Träger von Weiterbildung wie Kammern und Bildungswerke de r Wirtschaft. Ein Studium dieses Fachs in de r Studienrichtung Erwachsenenbildung kann so für die Unterrichtstätigkeit, aber auch für planende und dis- ponierende Tätigkeiten bei einer Reihe von Trägern der Weiterbildung günstige Zusatzvoraussetzungen schaffen. In Verbindung mit anderen Studienfächern, vor allem Psycho- iogie und praxisbezogenen Teilen de r Erziehungswissen- schaft, kann eine Grundlage für weitere interessante Tätig- keiten entstehen, wie sie etwa unter de r Bezeichnung rlernsystemanalytikerw von de r Wirtschaft vermehrt nach- gefragt werden.

Dieser Aspekt macht das Wahlpflichtfach Datenverarbei- tung/Informatk gerade auch für die Studienrichtung Me- dienpadagogik interessant. Der Computer hat als ein Me- dium in verschiedenen Lernsituationen in de r betrieblichen Aus- und Weiterbildung schon vielerorts einen festen Platz erhalten Sein Einsatz ist aber bei weitem noch nicht genu- gend padagogisch aufbereitet, so daß sich hier noch ein weites Tatigkeitsfeld offnet

Fur die Studienrichtung Schulpadagogik gilt Ahnliches Der Computer erweitert nicht nur die Palette im schulischen Unterricht einsetzbarer Medien Auch außerhalb d e r unmit- telbaren Unterrichtstatigkeit gibt es Bereiche, in denen sich Lehrer in sinnvoller Weise d e s Werkzeugs Computer bedie- nen konnen

Die Auswahl der Studieninhalte und ihre Abgrenzung ge- genuber anderen Studiengangen de r Informatik ergibt sich aus dem Charakter eines Wahlpflichtfachs innerhaib des praxisorientierten Diplomstud~ums de r Erziehungswissen- schaft Die Anwendung steht deutlich im Vordergrund Sie kann aber nur dann erfolgreich sein wenn sie reflektiert ist und auf einem aafur erforderlichen tragfahigen Fundament ruht das durch Kenrtnis d e r Theorie gebildet wird Dieses Fundament wird in einfuhrenden Lehrveranstaltungen ge- legt Schon von Studienbeginn an wird abe r auch in die An- xendiing des Computers beim Erstellen und Bearbeiten von Texten bei de r Vern7altung von Datenbestanden und beim Erstellen von Graphiken eingefuhrt Die Auseinanderset- zung mit den gesellschaftlichen Auswirkungen d e s Einsat-

Uwe Bong Beauftragter für das Studium Datenverarbeitung/Informatik

Cesundheätspädagogik Das neue Fach ist auf eine maximale Semesterwochen-

stundenzahl von 32 SWS konzipiert. Davon entfallen etwa ein Drittel auf eine Einführung in die Humanbiologie und Hu- manphysiologie. Das zweite Drittel bezieht sich auf beson- dere didaktische und methodische Belange d e r Gesund- heitserziehung wie Konzeptionen von Gesundheitserziehung und sozialmedizinische Fragestellungen. Das letzte Drittel ist für eine bedarfsgerechte und praktisch ausgerichtete me- thodische und inhaltliche Ausbildung vorgesehen. Hier gibt es zwei Wahlmöglichkeiten zwischen einer Ausbildung in ~Gesundheit und Ernährung* oder in #Gesundheit und Be- wegung*. Hierher gehören eine grundlegende fachliche Ausbildung und Fragen d e r konkreten Umsetzung. Hinzu- kommen die Bereiche Gesprächsführung, Rhetorik und Me- dienkunde speziell für die Gebiete d e r Gesundheitsförde- rung. Die Praxis wird vertieft durch ein mehrmonatiges Praktikum an einer anerkannten Institution.

Die Entscheidung für die beschriebene Ausgestaltung d e s Studiengangs, de r das Minsterium vorbehaltlos zuge- stimmt hat, ergibt sich aus drei Erfahrungen: a) Änderung im Krankheitspanorama. Als erste Todesursa- chen sind die Infektionserkrankungen ersetzt worden durch die langfristig erworbenen Zivlisationserkrankungen. Diese chronisch verlaufenden Erkrankungen kommen nach medi- zinisch wissenschaftlichen Untersuchungen und sozialmedi- zinischen Erhebungen weitgehend auf Grund eines falschen Lebensstils zustande. Damit werden das Lebensverhalten d e s einzelnen und seine Situationen in Berufs- und Privatwelt heute zu entscheidenden Vorbedingungen für langfristig er- worbene Gesundheit oder Erkrankung. b) Fehlen von speziell für die Gesundheitsförderung ausge- bildeten Personen. Bis zum Jahr 2000 wird de r Bedarf im Dienstleistungsbereich vor allem im Bereich d e s Gesund- heitswesens nach einer Untersuchung der Bundeszentrale für Arbeit in Nürnberg erheblich zunehmen. C) Bedeutung de r pädagogischen Eignung für eine aufbau- ende Gesundheitsförderung. Vermittlungemethoden und Methoden de r Einübung sind neben Aufklärung als wesent- lich erkannt. Ein Diplompädagoge, der auf diesen Gebieten vertieft Kenntnisse und Fertigkeiten erworben hat, wird wei- tere berufliche Chancen haben. Die Tätigkeitsfelder. Primärprävention: Die Ausbildung ist auf einen beruflichen Einsatz im Bereich der Primärprävention ausgerichtet. Sinn der gesundheitsfördernden Bemühungen in diesem Bereich ist, Schäden gar nicht erst entstehen zu lassen. Selbsthilfe- gruppen, Vereine, Krankenkassen, die VHS, Sportvereine und Gesundheitsämter nehmen zunehmend Aufgaben auf diesem Gebiet wahr.

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Sekundarpravenfron Hierher gehoren Pro~rarnme. d i e bei ersten Warnzerchen helfend einarerfin sollen (z B Nichtrau- cherprogrammc Umstellung auf gesunde Ernahrung oder Bev~egungsprograrnrne) Die 14~resen+fichen Trager sind Ca- ritas. Diakonie. staatliche Gesundheitsamter. VHS. Stad r I - sche Einrrchtunqen und Vereine Tefl-llarpravenrlon: In diesem Arbeitsfeld werden schon 5e- schadigte Personen sozial und korpedich Setretli Es gilt, ein fortschreiten schon eingetretener Schaden zu rninirnalisie- ren und noch gesunde F u n k t ~ o n e n optimal zu starken (z B Helzkreislaufnachsorgeprogramm, spezielle Ernahrunas- ums:ellungen) Arbeitgeber werden hier zunehmend Arzt- Praxen. Nachsorgekliniken aller Art, Kurkliniken und auch Kurorte sein

Volker Schneider Sprecher der Arbeitsgruppe Iür das WahlpflichtTach

Prämierte AbschluBarbeiten Drei A,?sch:ußarheiten vgr; Aris~l:!er,:en der Padagoii-

schen Hochschule Freiburg wurden am 13 Janiiar 1989 in Awhresenheit des Rektors von der ~Vereinigung der Freunde der Padagogschen Hochschule Fre~burp durch ihren Vor- sitzenden Se3ator e h Albert Maies und die 2 Vorsitzende Frau Henninger ausgezpichnet Im Bereich Lehmmtcsti~diurn wurde der mit 1000 DM d@

trerre Preis geteilt. E ~ n e Hallte erhielt Eike Christiane Nuß-

ba?irner fur ihre wiscenschaftliche Hausarbei! ~ J u d ~ n i ~ r f i 7 ? - g u n g e n am Dberrhein irn Gefolqp der Pest von 1345'Sci wd ihre Behnndluna rrn Geschichisunterrichi der P,~al?chule.

In seincr Laiic?atio ~irurciigte Proi Rusze?Io, daß Trau NuB- baumer die Poqrome in Basel Freibura und Sirafiburo Maus den Quellen nachgezeichnet und ebenso intensiv wie diTf61- renzieri da rqes t~ l l r~ hai Sie erbrachie den Nachw~ic. .da!? es ianqe vor d ~ n eiaentlichen Massakern eine inipnsiw Knr- respondenz l ind Berarung uber das Vcirgehen geoen die J i i -

den a a b ~ und somit nicht spontane Aktloneri cies Volk~s zu den Jud~nrnassakern fuhrtsn

Die melie HalTtp erhicll Ute Knop tiir z h r ~ Arbeit .Das Va- terunser als Crundqcbet der Christen Zur theoIoriisch~n und didaktischen Erschl ießung des Varerunsers h r d ~ n KP- Iiuionsunt~rricht in der Grundschule unter Re;rchtuna von k r s p e k t i v ~ n d e r Geherserziehuna~ Proi R~sPI hob in sei- ner Wurdiaiznq d ie nth~oloaisch grundliche und b~achtl ich perspek i~v~nr~ iche Erschtie(\ung des Vatpruns~r~;* hervor und heronte. daß die ~r~l~aionspcidaangischen ir:ld didakti schen Ansatze e ine hohe i heoloqiscbe und ~ ~ ! I ~ I O S - P T Z I Q ~ P -

rische Sensibiliiata zeiaen Die beste und mit 1 U90 DM prarnienP Diplomarbe~i hat

Thornas Wa1:ea zum Thema sjugcnriarhei! im Gern~iri~nf.-s~ri. ~ e s c h t ~ e h e n Seine zentra le These J a t i t ~ t daD Jurien7~rheit besonders mit untr5rprivilegiert~n Junendlichen niir s!nnvo'tl bezouen in und auf ein Gemt3in:nresen sei Prof H u p p ~ r t z w u r d i q e in setner Laudatio inqb~icondnre den heroesiellr~n Bezuc der Empirrcchen Delai l~riacsi~ng in sozia!er Hinsichi und ~ I P eigenstandische Ent+?!icklung von Persppktiven uber das vorhandene Theoriematerial hinaus

Pranz Filser Otakar M a h d i 1 65 Jahre alt

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gie Er eriifalte't eine Betrachtungsttreise, die sich an den Er- r u n g ~ n s c h a f t ~ n der Weltkultur orientiert u n d trn Anschluß an Herder den Weltkulturprozeß als eln Zusarnmenvzirken der Votker. auch der kleinen. erfahr Darnlt leisret er elnen gewichtigen Byitraq sovruhl zu einer Soziologie lenseitc de r zur Zeit vorherrschenden Rollentheor~e als auch zur Vol ker- v~rs iandigung Nahodik veroffentlichte unter a n d e r e m die Werke ~Kul tu r und Humanitat* und 44enschliche Kultur und Tradition*. Junqst erschien der Band .Stimmen der Volker. Werke des Soziologen und Ethnologen srnd auch rn anderen Sprachen herausgekommen Bereltc zum Druck vorbereitet sind dle Werke Tradi t ion i rn L~chte der Soztohq~eq und das [heoretische Werk nKultutprozesseli. das der Autor als sein rheorettsches Hauptwerkansieht I983 wurde Nahodil mit ei-

n e r Festschrift *Kultur und Traditions, geehrt. Kolleqe NahodrE verernt in s i chdas Naturell des Praget Va-

ters. einst OfTizrer der k. und k Armee, und seiner rusci- schen Mutter. d i e von Odessa nach Frag e r n i l i e r t war Die nun uber zwei Jahrzehnte dauernde Verbindung zur badi- schen Lebensart frel bei dieser Herkunft nicht allzu schwer Seit 1961 lehr!@ Otakar Nahodil an der Padagogischen Hoch- schule in Lörrach (dort lernte rhn der Schreiber dreser Zei- !en 1969 kennen), sei? 1970 irn Fach Volkerkunde an der Uni- versltat Freiburg. wo er selt I972 außesplanrnaß~ger Professor ist An unserer Padagogischen Hochschule lehr! und forscht er seit 1985. Er wrrd rhr auch weiterhin fur Prir- funqen und anderes zur Verfügung stehen.

Am 9 Dezember 1988 führte Ministerprasident Lothar Späih mit der Landesrektorenkonferenz in der Staatskanzlei ein Gesprach Folgende Ergebnisse wurden erzielt Die Proiekte. d ie dre Padaqoaischen Hochschulen mit Unter- nehmen In Baden-VVumernberg durchfuhren, werden unter- stutzt. Zur Forderung der Forschung wird beim Minis!eriurn fur Wissenschaft und Kunst ein zentraler Po01 einuerichtet Die Padagogschen Hochschulen werden an das Computer- investrtionsprograrnm TI in demselben Umfang wie bei CIP I* ernbezogen Initiatrven zur Fordemng des wissenschaftIi- chen Nacbmchses werden unterstutn Alle Padagogischen H o c h s c h u l ~ r ? so!?en E~nrichrunmn erhallen. d ~ e neue Sc?"s%,erpunkte In ihrem Arbei tsspekt rum setzen Der Senat 2e r Padagcgischer! Hochschule freiburg hat bereits ent- rgrechende Vsrschlage ausgearbeitet und dem MinisZe-

!ur Wissenschaft und Kunst fur Oie Era rb~ i tung einer %abinottsvrir?ag~ zuaeleitet Beim Ministerrum :ur Wiscen- schaP und Kuns: rv~rd e!n zentral~r Stel!enpool goklde?. aus d ~ m d p n Hochschutan die not.:~r~dige Ersortalkapazrtat fur nyue Aufqaberi zrigw-lesen -n-ird

Dre M e : h o d r l . b o ~ ~ c h e Broiogre, Chemie und Ph-ik der HurnSoldt-Univers~rat zu Berlin veranc?a!teten vorn 18 b!s SO

Thema ~Frirderung des Interesses der Schuler an Wissen- schaft. Technrk und Produktion im natur~issenschaft l~chen Unterricht* Neben den Vertretern verschiedener For- schunasqruppen der DDR waren außer Gasten aus Bulga- rien, der CSCR, Finnland, Polen, der Sowletunion und Un- garn erstmalig drei Fachdidaktiker aus der Bundesrepublik Deurschland eingeladen Unter ihnen Prof Dr Gotz aus un- serer Hochschule. d e r vor d e m Plenum eznen Experirnental- vrirtrag zum Thema ~ E n e r g ~ e und Energieversorgung - Thema des natumicsenschaftl~chen Unterrichtsi hielt

Am 9. Februar 1989 fand ein Hochschultag statt Er bot nach l a n a e r e r Zeit - erstmalig wieder seit Ernfuhmng der n e u e n Bildungsplane I984 - eine Gelegenhei t , in große~em Rahmen mit einem Vertreter des Min~sterium fur Kulius und Sport in elne Grundcatzdiskussion einzutreten, die darauf abne l te . das bel Kollegen und Studenten vorhandene Infor- rnationsdef~izit hinsichtlich der geplanten NovelIrerung der GHPO abzubauen. den Referenten zu Deia~lfragen zu hören und ihn mit Positionen der Hochschu!e zu konfrontieren Dar- uberhinaus wurde versucht, durch eIne erweiterte Frage- stellung - z. B Modelle alternativer Lehrerbi ldung und ihre Diskussion in Workshops - hochschulrntern in einen Dialog mischen Studenten u n d Dozenten ernmtreten - auch Im Zu- sammenhang md einer Optimierung der Infrastruktur der Studiengange Der Hochschultag zeigte insofern eine pocr- tive Wirkung. als man iibereingekornmen ist. auch in Zukunft den Dialog uber gnindcatzliche Fragen fortzuführen.

Der Rektor und der Vorsitzende des Ausschusses Tur inter- nationale Beziehungen, Prof. Dr, K Fehse, haben vom 15. bis 26. Februar I989 d i e Unrversity oh Waikato in Hamilton, Neu- seeland und das ~ h r angegliederte Teachers College be- sucht. Der Besuch erfolgte auf Einladung des Vice-Chancel- lor und diente vor allem der Erorterung von Studienmoalich- k i t e n und Austauschkontakten fur Stud~erende. Dozenten und Lehrer Vorlaulige Ergebnisse U a . Zwei a e b u h r e n f r e ~ e Studienpl2tze (vorzugswerse fur Studierende des Faches Englisch), e ine Praktikantenstelle Tur Diplomctudenten rm Goeihe-Institut WelEingon.

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Zv:oi erToIgreiche Sportler dcs vnrrranaenpn S a m ~ s ~ r r ~ cVilrden im Rahmen e!ner aemeinsanien Fnl'el~r von Univorsi- i - i t u n d Padaqogrscher Hochschui~ irn Uni~:ersir,~:s~;porr;.en- ' rum durch R~ktor Prof Schwark geehrt Rerstin S:rirz. Deiit sche Hochschuo-Vaemeisterin 1953 im Or~eni i~runusIn t~f , u ~ r ! Mortin Duffner. Deutscher H~>chschiil-Vi-rmeis!or I V E !m Kara:e (Kata) Beid~ erranaen in don lptstpn Jnliren m r . derste Platze hei deutschen und ini~rnat1on3!cn M-ictlir- scha t:en

Padaaogische hoch schul^ und Un~vers!tat Freibtirci bil- den iur den Bereich des Alluemeincn D~utschen Hock srliulsportverbancies (ADH) eine Wetti:ampTrr~irn$.insrhafr (WG) In gemeinsamen Mannschaken konnen aui dtesn IVeise PH-Studenien starten, die sonst k ~ i n e T ~ i l n ; i h m ~ - cb;ince gehab: hätten Irn vergangenen Jahr qf!ar?n PH- Sgortler in insgesamt 12 von 23 Spor!arten vonreren, die t3nl uns ~nrettkarnpfmafiig betrieben werden

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Genrud Ritz-Fr~hlich, Professorin, Dr phil.. seit 1968 an de r Padagogischen HochschuIe Freiburg tatig. feierte arn 8 April 1989 ihren 50. Geburtstag

Ausgesch~eden: Hanne Barth, Klavierlehrerin, m m 31 M a n 1989 in den Ruhe- stand Irene von M~tcchke-Collande, Sprecherneherin. turn 31 M a n 1959 in den Ruhestand

Einstellungen. Monika Glockner, Sekretariat FE IV Sabine Schaller. Sprecherzieherin (befristet) Irene Voqt-Kluge, Klavierlehrerin (befristet)

tI0nor;uprofeSsQr

In einer Feierstunde am 28 ApnI 1989 uberreichte der Rek- ior ciem promovierten Theologen Werner R u c k ( l ink) die Urkunde des Ministeriums fur Wissenschaft und Kunst. mrt der ihm der Titel *Honorarprofessor~ verliehen wird Wer- ner Ruck ist Leiter des Referats Priesterf~rtbildung irn Insti- tut fur PastoraEe Bildung bei der Erzdibzese Freiburg und dort selt 1968 in der theologischen Emachsenenbildung tatia. Seit 1978 halt er als Lehrbeauftragier an der Padagog1- schen Hochschule im Fach Katholische Theologie regelma- R i g Veranstaliunuen zur Gerneindekatechese und theologi- schen Ermchcenenbildung ab. Dre Antrrttsvorlesung findet irn W~ntersemester 1989/90 stan

Auch :T Sammersamester 'RS konri:? an +er Pad3uog:schen Hocbschulo Freiburg :rrie- ,-i+r ? :nmr; i~n~:~r : i i rer . e r i r ! ~ e ! ~ h a j g e ~ r : * 1 1 ~ ~ - n l::~rden >.T. L! , Mai l O W uber- reirb.i- der aekior Zerr? Jractim Fi.urnc< c,io Trornn:innsurli;indo 5e!ne Di5serfaiion - , . , cCnr*cq .. .--, r . . r n ~ . L...!-" --... -..P? T.?: Themir .:i=Zlis:m-erarhert ri.:cchen Hc:n usd Sch;:;l~., p!ne F:?~ac'?e.,:ln- aus oorr gib!^; der Sz::zi~:aCaao-i~ Eie Prrmoticn ?iu?rj~ rr;:' der Ca- sar,:r,:pe - q i i ~ ~ . r ~ : ~ h : e t . ~.~;:PT.cI ZIJ ,:C:: FIStF:: ,5rahli::~teL qehortri Prnf Hupperic. t--!?tl:nr:1p!, -. L ,-i.=~ aijr?: d:i .+u-Ln:iri v r ' . r r x ~ , U:C~ Or3f a Erassarr! '~'rirsirzenrler drs Fra- r ? - r i . - ~ * s ~ t ; ~ s . - h ~ j c c a ~