FORSCHUNGS- UND TECHNOLOGIESTANDORT … · INTERNATIONALEN VERGLEICH STUDIE IM AUFTRAG DES...

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SPYROS ARVANITIS, HEINZ HOLLENSTEIN, DAVID MARMET, NORA SYDOW FORSCHUNGS- UND TECHNOLOGIESTANDORT SCHWEIZ: STÄRKEN-/SCHWÄCHENPROFIL IM INTERNATIONALEN VERGLEICH STUDIE IM AUFTRAG DES STAATSSEKRETARIATS FÜR WIRTSCHAFT BERN, 2005 STRUKTURBERICHTERSTATTUNG NR. 32 STUDIENREIHE DES STAATSSEKRETARIATS FÜR WIRTSCHAFT – DIREKTION FÜR WIRTSCHAFTSPOLITIK

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SPYROS ARVANITIS, HEINZ HOLLENSTEIN,DAVID MARMET, NORA SYDOW

FORSCHUNGS- UND TECHNOLOGIESTANDORTSCHWEIZ: STÄRKEN-/SCHWÄCHENPROFIL IMINTERNATIONALEN VERGLEICH

STUDIE IM AUFTRAG DES

STAATSSEKRETARIATS FÜR

WIRTSCHAFT

BERN, 2005

STRUKTURBERICHTERSTATTUNG NR. 32STUDIENREIHE DES STAATSSEKRETARIATS FÜR WIRTSCHAFT –DIREKTION FÜR WIRTSCHAFTSPOLITIK

A19924_Seco Schmutz D32.qxd 22.07.2005 11:20 Uhr Seite 1

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Bearbeitung seitens des Auftraggebers: Dr. Peter Balastèr Dr. Jiri Elias

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Inhaltsverzeichnis

1 Ausgangslage und Fragestellung ................................................................. 3

2 Konzeptioneller Rahmen zur Bearbeitung der Fragestellung.................. 5

3 Das schweizerische Forschungs- und Innovationssystem im internationalen Vergleich ............................................................................. 9

3.1 Eingesetzte Ressourcen........................................................................... 9 3.1.1 Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen (F&E) ............... 9 3.1.2 Humanressourcen...................................................................... 16

3.2 Forschungs- und Innovationsoutput: Publikationen, Patente, Exporte mit hohem Gehalt an Know-how ............................................ 20 3.2.1 Publikationen ............................................................................ 20 3.2.2 Patente / Spitzentechnologien................................................... 25 3.2.3 Technologiegehalt der Exporte................................................. 30

3.3 Nationale und internationale Vernetzung ............................................. 33 3.3.1 Vernetzung bei den wissenschaftlichen Institutionen .............. 33 3.3.2 Vernetzung von Forschung und Entwicklung im

Unternehmenssektor ................................................................. 38

3.4 Gründungen von wissensorientierten Unternehmungen....................... 46

3.5 Entwicklung der Innovationsleistung des Standorts Schweiz im internationalen Vergleich...................................................................... 48

3.6 Innovationshemmnisse als Standortnachteile ...................................... 52

3.7 Gesamteinschätzung des F&E- und Innovationssystems der Schweiz ................................................................................................. 56

4 Die Internationalisierung von F&E- und Innovations-aktivitäten aus der Sicht der Schweizer Wirtschaft ................................ 63

4.1 F&E-Aktivitäten schweizerischer Unternehmen im Ausland .............. 63 4.1.1 Neuere Ansätze zur Erklärung der Internationalisierung

von F&E.................................................................................... 63 4.1.2 Empirische Evidenz für die Schweiz gemäss

internationalen Studien ............................................................. 66 4.1.3 Entwicklung und Struktur der ausländischen F&E-

Aktivitäten schweizerischer Unternehmen............................... 70

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4.1.4 Bestimmungsfaktoren von F&E-Aktivitäten an ausländischen Standorten.......................................................... 86

4.1.5 Gesamteinschätzung ............................................................... 107

4.2 Innovationsaktivitäten ausländischer Unternehmen in der Schweiz .. 109 4.2.1 Hemmnisse von Auslandsinvestitionen.................................. 109 4.2.2 Innovationsprofil der Unternehmungen im ausländischen

Besitz in der Schweiz.............................................................. 111 4.2.3 Vergleich der Innovationsleistung von inländischen und

ausländischen Unternehmungen in der Schweiz .................... 116 4.2.4 Gesamteinschätzung ............................................................... 120

5 Gesamteinschätzung und wirtschaftspolitische Implikationen ............ 121

5.1 Gesamteinschätzung............................................................................ 121 5.1.1 Würdigung des schweizerischen Nationalen

Innovationssystems................................................................. 121 5.1.2 F&E-Aktivitäten von Schweizer Unternehmungen im

Ausland: Stärkung oder Schwächung des Forschungsstandorts Schweiz? ............................................... 128

5.1.3 Sind die ausländischen Unternehmungen in der Schweiz innovativer als Schweizer Unternehmungen? ........................ 130

5.1.4 Gesamtfazit ............................................................................. 130

5.2 Wirtschaftspolitische Implikationen ................................................... 130 5.2.1 Einleitende Bemerkungen....................................................... 130 5.2.2 Politik zur Förderung der F&E- bzw. Innovationstätigkeit.... 131 5.2.3 Innovationsfreundliche Rahmenbedingungen ........................ 134

économique....................................................................................................... 137

Literaturverzeichnis........................................................................................ 153

Résumé : évaluation globale et implications pour la politique

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1 Ausgangslage und Fragestellung

In weiten Kreisen wird befürchtet, dass der «Forschungsplatz Schweiz» gefähr-det sei, was auf mittlere/lange Frist das Wachstumspotential der schweizerischen Wirtschaft bedeutend schwäche. Diese Befürchtungen beruhen im Wesentlichen auf folgenden Argumenten:

– Ungünstiges Spezialisierungsprofil der Schweizer Wirtschaft im Aussen-handel (Hightech-Güter) und bei Patenten (Patentportfolio schweizerischer Firmen hochwertiger als dasjenige des Standorts Schweiz).

– Wachsende Aktivitäten in Forschung und Entwicklung (F&E) schweizeri-scher Unternehmen im Ausland gemäss F&E-Statistik des Bundesamtes für Statistik (BFS) sowie Einzelbeobachtungen (z.B. Novartis verlegt die For-schungszentrale in die USA, CIBA baut in China ein Forschungszentrum auf usw.). Der Auf- und Ausbau von F&E-Aktivitäten im Ausland wird als Ver-lagerung auf Kosten der Schweiz interpretiert.

– Allgemeine Verschlechterung der Innovationsleistung der Schweizer Wirt-schaft im Vergleich zum Ausland während der letzten zehn Jahre («die Inno-vationsposition ist zwar heute noch sehr gut, die Schweiz verliert aber lau-fend an Terrain»).

Im vorliegenden Projekt geht es darum zu beurteilen, ob diese Befürchtungen begründet sind, m.a.W. ob eine Verschlechterung des Forschungsstandorts droht oder allenfalls bereits eingetreten ist. Darüber hinaus wird auch auf mögliche Gründe eingegangen. Im Folgenden gehen wir kurz auf den Aufbau der Studie ein.

Im Kapitel 2 wird der konzeptionelle Rahmen des Projekts dargestellt und theo-retisch begründet. Die entsprechenden Ausführungen legen eine Gliederung der nachfolgenden Analysen in zwei Hauptkapitel nahe:

– Das schweizerische Forschungs- und Innovationssystem im internationalen Vergleich (Kapitel 3)

– Die Internationalisierung von F&E- und Innovationsaktivitäten aus der Sicht der Schweizer Wirtschaft (Kapitel 4)

In Kapitel 3 geht es darum, das schweizerische Nationale Innovationssystem (NIS) zu charakterisieren und dessen Leistungsfähigkeit zu beurteilen. Die Ein-schätzung erfolgt praktisch durchwegs anhand von internationalen Vergleichen. Die ersten beiden Abschnitte zielen darauf ab, die Rolle und die Leistungsfähig-keit (Input und Output) der wichtigsten Elemente des Innovationssystems, d.h. der Privatwirtschaft, des Hochschulsektors (Bildung/Forschung) und des Staates

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(Eigenforschung, Technologieförderung) darzustellen und zu beurteilen. Der dritte Abschnitt ist der nationalen und internationalen Vernetzung dieser drei Elemente des schweizerischen NIS gewidmet. Der vierte Abschnitt befasst sich kurz mit den Gründungen von wissensorientierten Unternehmungen. Im fünften Abschnitt wird die Entwicklung der Innovationsleistung des Standorts Schweiz im internationalen Vergleich dargestellt, im sechsten Abschnitt wird auf Innova-tionshemmnisse als Standortnachteile eingegangen. Letztlich geht es in Kapitel 3 darum, die Produktionsfunktion für Wissen des schweizerischen NIS (Leis-tung in Abhängigkeit von diversen wissensrelevanten Inputs sowie von deren Interaktion) zu analysieren und mit derjenigen anderer, wirtschaftlich fortge-schrittener Länder zu vergleichen. Im letzten Abschnitt von Kapitel 3 wird Bi-lanz gezogen.

In Kapitel 4 wird einerseits die Internationalisierung von F&E-Aktivitäten sei-tens in der Schweiz ansässiger Unternehmen analysiert (Abschnitt 4.1); dabei geht es hauptsächlich um die Frage, ob diese Aktivitäten auf Kosten des inländi-schen Forschungsplatzes gehen (Verlagerung bzw. Substitution inländischer F&E), oder ob sie diesen stärken (Komplementarität in- und ausländischer F&E). Andererseits soll abgeklärt werden, in welchem Mass ausländisch be-herrschte Firmen zur Innovationsfähigkeit der Schweiz beitragen (Abschnitt 4.2); diese Analyse ist aufgrund der Datenlage lediglich explorativer Natur.

Schliesslich wird im Kapitel 5 Gesamtbilanz gezogen und einige wirtschafts-politische Implikationen erörtert.

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2 Konzeptioneller Rahmen zur Bearbeitung der Fragestellung

Die im Kapitel 1 eingangs aufgeführten drei Argumente sprechen Tatbestände an, die sich – wie aus den folgenden Ausführungen hervorgeht – im theoreti-schen Bezugsrahmen der Studie wiederfinden.

Der Produktionsfaktor «Wissen» war für die Schweiz als rohstoffarmes Land schon seit jeher von grosser Bedeutung. Dass die komparativen Standortvorteile der Schweiz beim «Faktor Wissen» liegen (Humankapital, Forschung, Innovati-on) ist mittlerweile eine Binsenwahrheit. Im Zuge der Beschleunigung des tech-nischen Fortschritts, der einen Übergang von einem mehr oder weniger über-schaubaren «technologischen Pfad» (grosse Bedeutung des mechanischen und elektrischen Maschinenbaus) zu einem neuen, von grösserer Unsicherheit ge-prägten «Regime», das auf mehr wissenschaftsorientierten Technologien (IKT, Biotechnologie, Nanotechnologie, Materialwissenschaften usw.) beruht, nahm die Bedeutung des Faktors «Wissen» in den letzten zehn Jahren spürbar zu.

Diese Tendenz wurde durch weitere Effekte zusätzlich verstärkt: Die wachsende Liberalisierung der Weltwirtschaft (Handel, Kapitalmärkte); das Aufholen wich-tiger Konkurrenzländer in der industrialisierten Welt (Konvergenz-Tendenzen); die aussenwirtschaftliche Öffnung wirtschaftlich weniger entwickelter Länder, insbesondere in Asien (China, Indien usw.), aber auch in Lateinamerika; die Re-duktion der Kommunikationskosten (Information, Verkehr). Vor diesem Hinter-grund ist es unseren Erachtens sinnvoll, die Analyse der Qualität des Wirt-schaftsstandorts Schweiz auf die wissensorientierten Elemente der schweizeri-schen Volkswirtschaft zu konzentrieren; mit anderen Worten werden andere Standortfaktoren wie z.B. nicht unmittelbar wissensorientierte rechtlich-institutionelle Rahmenbedingungen im Rahmen dieser Studie ausgeklammert.

In einer solchen wissensorientierten Analyse der Standortattraktivität eines Lan-des oder – in grossen Ländern einer Region – wird der Standort systemisch defi-niert, nämlich als «Nationales bzw. Regionales Innovationssystem» (NIS). Zu untersuchen sind also die wesentlichen Elemente des NIS sowie ihre Interaktio-nen, und zwar sowohl im Inland als auch mit Elementen von ausländischen NIS.

Die zentralen Elemente eines NIS sind der Forschungssektor (Hochschulen), das Bildungssystem (vor allem Tertiärstufe), die Unternehmen des Industrie- und des Dienstleistungssektors sowie der Staat, soweit er – zusätzlich zu seiner Rolle als Träger der Bildungs- und Forschungsinstitutionen – für die Schaffung und Anwendung von Wissen von Bedeutung ist (z.B. über die Technologiepolitik). Zwischen den Subsystemen des NIS gibt es Schnittstellen, an denen sich die ge-nannten Interaktionen abspielen, insbesondere der Transfer von Wissen/Techno-

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logie und Humankapital zwischen Hochschulen und Privatwirtschaft, Bildungs- und Forschungspolitik, schnittstellenorientierte Technologiepolitik (z.B. «Ver-bundprojekte» der Kommission für Technologie und Innovation, KTI). Von grosser Bedeutung ist zudem die Einbettung schweizerischer Akteure in auslän-dische NIS (insbesondere durch F&E-Aktivitäten im Ausland, aber auch durch die wissenschaftliche Kooperation mit ausländischen Hochschulen); in analoger Weise sind ausländische Akteure im NIS der Schweiz tätig bzw. in dieses ein-gebunden.

Bei der Konkretisierung unserer Analyse des NIS wenden wir eine funktionale Betrachtung an. Wir fassen das NIS als eine Wissensproduktionsfunktion auf, bei welcher verschiedene Inputs (z.B. F&E-Investitionen) in intermediäre (z.B. wissenschaftliche Publikationen, Patente) bzw. finale Outputs (Produkt- und Prozessinnovationen) umgewandelt werden. Unsere komparative Analyse be-zieht sich sowohl auf die Input- als auch die Outputseite des NIS. Es kommt hinzu, dass eine gute Ausstattung mit Wissensressourcen eine wichtige Vorbe-dingung für eine hohe Wissensabsorptionsfähigkeit eines Innovationssystems bildet. Diese Wissensabsorptionsfähigkeit bestimmt, inwiefern die wissensgene-rierenden Akteure (Unternehmungen, Hochschulen) imstande sind, weltweit verfügbares Grundwissen zu perzipieren, anzueignen und in Kombination mit eigenen Wissensbeständen in neues technologisches Wissen umzuwandeln.

Die Einbettung in einem Netz von Wissensbeziehungen, sei es formaler oder informaler Natur, also in einem «Wissensnetzwerk», wird als ein besonderes Merkmal des unter den veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (Glo-balisierung, Intensivierung des Innovationswettbewerbs) und der damit zusam-menhängenden neuen unternehmerischen Strategie der flexiblen Spezialisierung gewandelten Innovationsprozesses angesehen.

Das Vorliegen von Wissensexternalitäten, ist ein wichtiger Bestimmungsfaktor der Bereitschaft der Unternehmungen sich zu vernetzen, Kooperationen im F&E-Bereich einzugehen. Die Grundidee ist, dass eine Unternehmung eine um-so stärkere Kooperationsneigung aufweist, je höher die externen Wissensgewin-ne (d.h. je höher die Intensität des Bezugs von externem Wissen ist) und je nied-riger die externen Wissensverluste (d.h. je wirksamer der Imitationsschutz ist) sind.

Von beträchtlicher Bedeutung ist im Weiteren die auf den ersten Blick banal er-scheinende Tatsache, dass jedes NIS das Ergebnis eines komplexen historischen Prozesses darstellt. Deshalb verändern sich die wesentlichen Elemente eines NIS nur langsam. Entsprechend ist auch der Handlungsspielraum der privaten und staatlichen Akteure eines NIS beschränkt. So lassen sich z.B. historisch gewach-

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sene Spezialisierungsstrukturen, da sie in allen Teilsystemen des NIS verankert sind, nur langsam und mit hohen Kosten verändern. Diese «Pfadabhängigkeit» ist gerade in Umbruchzeiten, die durch grundlegende wissenschaftliche Erfin-dungen und «radical innovations» gekennzeichnet sind und möglicherweise so-gar einen Wechsel auf einen neuen technologischen Pfad mit sich bringen (z.B. von der Mechanik zur Elektronik) von grosser Bedeutung. Die Pfadabhängigkeit birgt stets die Gefahr eines «Lock-in» in sich, d.h. eines Gefangenseins in Struk-turen, die sich aufgrund exogener Veränderungen als nicht mehr adäquat erwei-sen.

Macht man sich eine solche systemorientierte Sicht zu eigen, ist es evident, dass sich die Frage nach der Attraktivität des Forschungsstandorts Schweiz nur be-antworten lässt, wenn auf alle Elemente des schweizerischen NIS eingegangen wird, also auf dessen wichtigste Subsysteme sowie auf die zwischen diesen be-stehenden Schnittstellen. Darüber hinaus sind die Interaktionen zwischen den Akteuren inländischer und ausländischer NIS zu analysieren, wobei die F&E-Aktivitäten schweizerischer Unternehmen an ausländischen Standorten sowie die Präsenz ausländischer Firmen in der Schweiz im Vordergrund stehen.

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3 Das schweizerische Forschungs- und Innovationssystem im inter-nationalen Vergleich

3.1 Eingesetzte Ressourcen

3.1.1 Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen (F&E)

In diesem Abschnitt wird das F&E-Teilsystem charakterisiert. Zunächst werden Niveau und Veränderungsrate der F&E-Aufwendungen international verglichen. Darüber hinaus wird auf eine Reihe von Strukturmerkmalen eingegangen, die für die Beurteilung der Leistungsfähigkeit des NIS wichtig sind: relative Bedeu-tung privatwirtschaftlicher und öffentlicher F&E-Investitionen, Zusammenset-zung der F&E-Aufwendungen nach Unternehmensgrössenklassen, relative Be-deutung von Grundlagen- und angewandter Forschung bzw. Entwicklung, rela-tive Bedeutung von F&E-Aktivitäten an Hochschulen und sonstigen öffentlichen Institutionen, Ausmass und Ausrichtung der öffentlichen F&E-Unterstützung (KMU oder grosse Firmen usw.).

Die Schweizer Volkswirtschaft weist zwar nach wie vor einen im interna-tionalen Vergleich hohen Anteil der F&E-Aufwendungen am BIP auf, aber die F&E-Aufwendungen nahmen zwischen 1996 und 2000 in keinem der hier be-trachteten 13 OECD-Länder so schwach zu wie in der Schweiz (Tabelle 3.1). Mit einem BIP-Anteil der F&E-Ausgaben von 2.6% (2000) belegt die Schweiz die 5. Position (nach Schweden, Finnland, Japan und den USA; Spalte 1 in Ta-belle 3.1) unter den hier betrachteten Ländern. Den praktisch stagnierenden Schweizer F&E-Ausgaben 1996-2000 stehen stark wachsende F&E-Aufwen-dungen in den skandinavischen Ländern (7-11%) und in den USA (ca. 5.5%) gegenüber (Spalte 2 in Tabelle 3.1). Bescheidenere Wachstumsraten als die dies-bezüglich führenden Länder weisen die vier grossen europäischen Länder sowie Japan auf.

Das insgesamt recht bescheidene Wachstum der Schweizer F&E-Aufwendungen beruht ausschliesslich auf der Privatwirtschaft, während im öffentlichen Sektor die F&E-Ausgaben sogar gesunken sind. Die privaten F&E-Ausgaben wuchsen um 2.4%, während die entsprechenden Zuwächse im EU- bzw. OECD-Raum 4.4% bzw. 5.3% betrugen (Spalte 4 in Tabelle 3.1). Die Schweiz war das einzige Land (zusammen mit den Niederlanden) unter den Vergleichsländern, in wel-chem die öffentlichen F&E-Aufwendungen in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre abgenommen haben (Spalte 9 in Tabelle 3.1).

Die F&E-Investitionen konzentrieren sich in der Schweiz deutlich weniger auf grosse Unternehmungen als in den meisten Vergleichsländern. 69.8% der priva-ten F&E-Ausgaben entfielen 2000 auf Unternehmen mit über 250 Beschäf-

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tigten, während der entsprechende Anteil im EU- bzw. OECD-Raum 75.6% bzw. 83.3% betrug. Die KMU tragen also in der Schweiz das F&E-System we-sentlich stärker als in andern Ländern (Spalten 5, 6 und 7 in Tabelle 3.1).

Der Beitrag des Unternehmenssektors zu den F&E-Aufwendungen ist in der Schweiz traditionell sehr hoch (76% im Jahr 2000; Tabelle 3.2). Mittlerweile erreichen aber – neben den grossen Ländern USA und Japan – auch andere klei-ne europäische Länder – so die hinsichtlich Innovationsperformance in Europa führenden Länder Schweden und Finnland – etwa gleich hohe Anteile. Anders als in den meisten anderen hier betrachteten Ländern entfällt der weitaus grösste Teil der öffentlichen F&E-Aufwendungen in der Schweiz auf die Hochschulen (23% des Totals an F&E-Aufwendungen), während die öffentliche Forschung ausserhalb der Hochschulen (Ressortforschung, Forschungsanstalten des Bun-des; siehe dazu Tabelle 3.5) lediglich 1% des Totals beanspruchen; der entspre-chende Anteil im EU- bzw. OECD-Raum beträgt 13% bzw. 10%.

Tabelle 3.2: Prozentuale Aufteilung der F&E-Aufwendungen total nach Trä-

gern 2001 Privatsektor Hochschulen Staat Total Pro memoria:

F&E-Intensität

Schweiz 76 23 1 100 2.6 Niederlande 58 29 13 100 1.9 Schweden 78 19 3 100 4.3 Finnland 72 18 10 100 3.4 Dänemark 66 19 15 100 2.2 Österreich 64 30 6 100 1.9 Irland 68 22 10 100 1.2 Deutschland 71 16 13 100 2.5 Frankreich 64 18 18 100 2.2 Italien 50 31 19 100 1.1 Grossbritannien 69 21 10 100 1.9 USA 79 14 7 100 2.8 Japan 76 14 10 100 3.1 EU 66 21 13 100 1.9 OECD 73 17 10 100 2.3 Schweiz, Niederlande: 2000; Dänemark: 1999; Österreich: 1998. Quelle: OECD (2003a), S. 21; eige-ne Berechnungen.

Der Forschungsstandort Schweiz ist im Vergleich zum Ausland relativ stark auf die Grundlagenforschung ausgerichtet. Die Schweiz weist einen sehr hohen An-teil an Grundlagenforschung (28.0% der F&E-Aufwendungen insgesamt; Tabel-le 3.3) auf, höher als in den USA (20.9%), in Deutschland (20.7%) oder in

12

Frankreich (23.6%). Der private Sektor in der Schweiz steuert 28.2% der Mittel für die Grundlagenforschung bei, etwas weniger als in den Ländern USA (34.5%) bzw. Japan (34.4%), die ebenfalls sowohl eine hohe Beteiligung des Privatsektors an den F&E-Aufwendungen insgesamt als auch an den Investitio-nen in Grundlagenforschung aufweisen (Tabelle 3.4).

Dieser hohe Anteil der Ausgaben für Grundlagenforschung ist einerseits darauf zurückzuführen, dass die öffentlich finanzierten F&E-Investitionen zwar nicht sehr hoch sind, aber praktisch ausschliesslich von der Grundlagenforschung der Hochschulen absorbiert werden. In der Schweiz existieren nur wenige öffentlich finanzierte Institutionen, die angewandte Forschung oder experimentelle Ent-wicklung betreiben, wie z.B. die Fraunhofer-Institute in Deutschland. Anderseits ist auch im Unternehmenssektor der Anteil der Grundlagenforschung hoch, er beträgt 10.4% der privatwirtschaftlichen F&E-Aufwendungen insgesamt (USA: 9.1%; Japan: 5.4%)1.

Tabelle 3.3: Prozentuale Aufteilung der F&E-Aufwendungen in Grundlagen-

forschung, angewandte Forschung und experimentelle Entwick-lung 2001

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1 Diese Zahl lässt sich aufgrund der Angaben in den Tabellen 3.2, 3.3 und 3.4 berechnen.

Dieser hohe Anteil erklärt sich zu einem guten Teil durch die hohen Aufwendungen in Grundlagenforschung der Basler Pharma-Industrie.

13

Tabelle 3.4: Prozentuale Aufteilung der Aufwendungen für Grundlagen-forschung nach Trägern 2001

Hochschulen Staat Private Or-ganisa-

tionen ohne Erwerbs-

zweck

Unternehmen Total

Schweiz 66.2 0.2 5.4 28.2 100 Niederlande nv nv nv nv - Schweden nv nv nv nv - Finnland nv nv nv nv - Dänemark 61.4 22.7 2.3 13.6 100 Österreich 77.2 8.1 0.5 14.2 100 Irland 59.1 34.3 0.0 6.6 100 Deutschland nv nv nv nv - Frankreich 69.2 17.3 2.0 11.5 100 Italien nv nv nv nv - Grossbritannien nv nv nv nv - USA 48.3 6.9 10.3 34.5 100 Japan 42.0 21.0 2.6 34.4 100 Schweiz: 2000; Dänemark: 1999; Österreich: 1999; Italien: 1996; Niederlande: 1995. Quelle: OECD (2003a), S. 37; eigene Berechnungen.

Allerdings war gemäss den qualitativen Angaben in den KOF-Innovations-umfragen eine beachtliche Verschiebung der privaten F&E-Aufwendungen in Richtung verstärkter Anwendungsorientierung in den neunziger Jahren zu ver-zeichnen (siehe dazu Arvanitis et al. 2004a, S.63ff.; vgl. auch Tabelle 3.13). Diese Tendenz, die mit der Auslagerung der Grundlagenforschung seitens vieler Unternehmungen einher geht, wurde auch in anderen OECD-Ländern beobach-tet (siehe dazu Rammer et al. 2004). Dennoch bleibt der Anteil der Grundlagen-forschung insgesamt im internationalen Vergleich hoch, was für eine langfristig günstige Entwicklung der Wissensbasis der Schweizer Wirtschaft spricht.

Tabelle 3.5 zeigt die Entwicklung der F&E-Aufwendungen des Bundes im Zeit-raum 1990-2002 im Detail. Zwischen 1992 und 2000 nahmen die verfügbaren Budgetmittel kumuliert real um ca. 16% ab. Erst in der Periode 2000-2002 war eine erhebliche reale Steigerung zu verzeichnen.

Im Jahr 2002 entfielen 80.6% der verfügbaren Mittel (nominell 1155 Mio. Fr.) auf F&E-Beiträge an Träger ausserhalb der Bundesverwaltung (Hochschulen, SNF, KTI, Kantone etc.) und der Rest (19.4%) an die eigene Ressortforschung (primär Forschung im Energiebereich bzw. im Bereich des Umweltschutzes). Im Laufe der neunziger Jahre hat sich das Schwergewicht auf Seiten der F&E-Bei-

14

Tabelle 3.5: F&E-Aufwendungen des Bundes 1990-2002 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 F&E-Beiträge des Bundes nach Empfängerstelle (%-Anteil): - Hochschulen nv 8 14 18 18 16 19 - SNF nv 45 45 43 36 41 41 - Private Organisationen

ohne Erwerbszweck nv 7 4 3 7 5 7

- Privatunternehmen nv 6 7 8 8 7 5 - Kantone, Gemeinden nv 1 3 2 3 3 1 - Ausländische Institutionen nv 33 26 25 29 27 27 - Total F&E-Beiträge 100 100 100 100 100 100 100 Prozentualer Anteil der F&E-Aufwendungen: F&E-Beiträge 53.1 55.5 60.7 66.0 71.7 78.0 80.6 Ressortforschung 46.9 44.5 39.3 34.0 28.3 22.0 19.4 Total 100 100 100 100 100 100 100 Total, nominell (in Mio. Fr.) 1001 1156 1206 1204 1150 1048 1155 Total, real (in Mio. Fr.) 881 934 934 919 879 788 852 Wachstumsrate in % 6.0 0.0 -1.6 -4.4 -10.4 8.1 Quelle: BFS, Bereich 15, Wissenschaft und Technologie.

Tabelle 3.6: Prozentuale Aufteilung der öffentlich finanzierten F&E-Auf-

wendungen des Privatsektors nach Unternehmensgrössen-klassen 2001

Firmen mit weniger als 50 Beschäftigten

Firmen mit 50 bis 250 Be-schäftigten

Firmen mit mehr als 250 Beschäftigten

Total

Schweiz 47.9 26.7 25.4 100 Niederlande nv nv nv - Schweden nv 17.2 nv - Finnland 34.6 21.5 43.9 100 Dänemark 21.6 27.0 51.4 100 Österreich 14.9 13.7 71.4 100 Irland nv nv nv - Deutschland 4.9 7.3 87.8 100 Frankreich 5.4 4.0 90.6 100 Italien 8.4 58.1 33.5 100 Grossbritannien 7.7 4.7 87.6 100 USA (1) 5.2 6.2 88.6 100 Japan nv nv nv - EU 7.3 13.1 79.6 100 OECD 6.7 10.7 82.6 100 (1): Die USA-Angaben sind unterschätzt (nur Bund; ohne Rüstungsausgaben). Schweiz, Niederlande, Frankreich, Italien, USA: 2000; Dänemark, Deutschland: 1999; Österreich: 1998.

Quelle: OECD (2003a), S. 31; eigene Berechnungen.

15

träge, also zu Lasten der Ressortforschung verschoben (1990: 53.1% für F&E-Beiträge, 46.9% für Ressortforschung). Ferner liefert die Tabelle Auskünfte über die Empfänger der F&E-Beiträge. Der Hauptteil dieser Mittel wird vom Schwei-zerischen Nationalfonds (SNF) und den Fachhochschulen beansprucht (2002: 60.0%). Der Anteil der Hochschulen nahm seit 1992 von 8% auf 19% zu. Diese Zunahme reflektiert die Erweiterung der Kompetenzen des Bundes in diesem Bereich, die in den neunziger Jahren stattgefunden hat. Zwischen 1992 und 1998 nahm der Anteil der Ausgaben für den SNF von 45% auf 36% ab, anschliessend stieg er wiederum auf 41%. Ausländischen Institutionen (CERN, EU-Program-me etc.) fliessen zuletzt 27% der Mittel zu. Dieser Anteil blieb in den letzten acht Jahren annähernd konstant. Die Anteile der Beiträge an Kantone und Un-ternehmungen etc. blieben ebenfalls ungefähr konstant, allerdings auf niedrigem Niveau. Beispielsweise betrugen die F&E-Mittel für Unternehmungen 1992 38.5 Mio. Fr. und nahmen bis 2002 auf 46.5 Mio. nominell zu.

Insgesamt lässt sich also folgende Entwicklung feststellen: Bei insgesamt abso-lut sinkenden Budgetmitteln wurden die Ausgaben für F&E-Beiträge auf Kosten der Ressortforschung stark erhöht (1990: 531.5 Mio. Fr.; 2002: 930.9 Mio. Fr.). Bei sukzessiv höheren Auslandsverpflichtungen (EU-Programme etc.) fand in-nerhalb der F&E-Beiträge zunächst (Mitte der neunziger Jahre) eine Aufsto-ckung der Mittel für die Fachhochschulen auf Kosten der SNF-Beiträge statt. Anschliessend wurde der Anteil der SNF-Mittel durch eine stärkere Umschich-tung zu Lasten der Ressortforschung ungefähr auf das frühere Niveau korrigiert.

Tabelle 3.6 liefert Informationen zur Aufteilung der F&E-Subventionen nach Unternehmensgrössenklassen im internationalen Vergleich. In der Schweiz wer-den die grösseren Unternehmungen (mehr als 250 Beschäftigte) weniger stark subventioniert als in den restlichen hier betrachteten Ländern. Fast die Hälfte der Subventionsmittel wurden 2001 von kleinen Firmen (weniger als 50 Beschäftig-te) beansprucht, weitere 27% gingen an mittelgrosse (50 bis 250 Beschäftigte) und lediglich 25.4% gelangten an grössere Firmen. In Deutschland, Grossbritan-nien, Frankreich und in den USA wurden rund 90% der F&E-Subventionen von den grösseren Unternehmungen absorbiert.

Fazit: Die öffentliche F&E-Förderung ist in der Schweiz schwach und im Län-dervergleich am stärksten auf KMU (Firmen mit weniger als 250 Beschäftigten) ausgerichtet.

16

3.1.2 Humanressourcen

In diesem Abschnitt werden zuerst die Investitionen in die höhere Ausbildung international verglichen. Danach wird die Ausstattung mit F&E-relevantem Humankapital analysiert. Dabei werden diverse Indikatoren verwendet, so der Anteil der Bevölkerung mit tertiärer Ausbildung, die Anzahl Doktorate (ins-besondere in den exakten Wissenschaften), die Zahl der Forscher in den Unter-nehmungen und im öffentlichen Sektor sowie die Entwicklung dieser Indika-toren im Zeitablauf.

Tabelle 3.7: Ausgaben für höhere Ausbildung

Bildungsausgaben in US-Dollar pro

Auszubildenden auf der tertiären Stufe

2001

Prozentualer Anteil der Ausgaben für

höhere Ausbildung am BIP 2000

Veränderung in Pro-zentpunkten der

Ausgaben für höhe-re Ausbildung 1992-

2000 Schweiz 17997 0.6 0.1 Niederlande 12285 0.7 -0.1 Schweden 14222 0.8 0.6 Finnland 8114 1.1 -0.3 Dänemark 10675 1.1 0.3 Österreich 12070 0.8 0.0 Irland 9673 0.7 0.1 Deutschland 10393 0.6 0.0 Frankreich 7867 0.7 0.1 Italien 7552 0.7 -0.1 Grossbritannien 9554 0.6 -0.1 USA 19220 2.3 0.4 Japan 10278 0.6 0.2 EU nv 0.7 nv OECD 11422 1.3 nv Dänemark: 1999. Quelle: OECD (2003a), S. 17, 49.

Im internationalen Vergleich weist die Schweiz auf der tertiären Stufe pro Aus-zubildenden nach wie vor die höchsten Ausgaben auf (Tabelle 3.7). Bezogen auf das BIP sind jedoch die Aufwendungen nicht besonders hoch; sie betragen nur etwa die Hälfte des OECD-Durchschnitts und liegen sogar leicht unter dem Mit-telwert der EU. Die Schweiz verfügt also über einen teuren, aber vergleichs-weise kleinen Sektor der tertiären Ausbildung. Ob die hohen Ausbildungskosten primär Ineffizienzen widerspiegeln oder auf eine hohe Ausbildungsqualität hin-deuten, kann hier nicht abschliessend beurteilt werden. Geht man davon aus, dass die Ausgaben pro Ausbildenden einen Indikator für die Qualität der Aus-bildung darstellen, dann nimmt die Schweiz diesbezüglich eine Spitzenposition

17

ein.2 Der BIP-Anteil der Ausgaben für höhere Bildung ist zwischen 1992 und 2000 um lediglich 0.1 Prozentpunkte insgesamt gestiegen, was angesichts der BIP-Stagnation in diesem Zeitraum auf absolut nur leicht zunehmende Bil-dungsinvestitionen hinweist. In Ländern wie Schweden oder den USA ist der BIP-Anteil der Bildungsausgaben im gleichen Zeitraum bei beträchtlich höhe-rem BIP-Wachstum als in der Schweiz um 0.6 bzw. 0.4 Prozentpunkte gestie-gen.

Dem kleinen tertiären Bildungssektor entsprechend, liegt die Schweiz auch hin-sichtlich des Anteils der Bevölkerung mit tertiärer Ausbildung nur im Mittelfeld (Position 8 mit 25.2%; Spalte 1 in Tabelle 3.8). Die Spitzenposition wird von den USA (37.3%) belegt, gefolgt von Japan, Irland, Finnland und Schweden mit Anteilen höher als 30%.

Die Relevanz dieses Indikators zur Beurteilung des Forschungsstandorts Schweiz wird relativiert durch die Resultate eines Vergleichs des Anteils der Beschäftigten in Wissenschaft/Technologie; nach diesem Indikator liegt die Schweiz weit vorn (Rang 2 mit 36.1% nach Schweden an der Spitze mit 37.7%; Spalte 5 in Tabelle 3.8). Offenbar ist in der Schweiz der Anteil der Personen mit tertiärer Ausbildung, die im Bereich «Wissenschaft/Technologie» beschäftigt sind, merklich höher als in anderen Ländern. Aber auch der Anteil der «Höchst-qualifizierten» (Doktoratsstufe) ist mit 2.6% im Ländervergleich am höchsten, gefolgt von Schweden mit 2.5% (Spalte 3 in Tabelle 3.8). Auch bezüglich der Doktorate in den exakten Wissenschaften nimmt die Schweiz mit 1.1% hinter Schweden (1.2%) eine Spitzenposition ein (Spalte 4 in Tabelle 3.8).

Merklich besser ist die Schweizer Position in der dynamischen Betrachtung: Die Zahl der Beschäftigten mit tertiärer Ausbildung (Spalte 2 in Tabelle 3.8) und der Forscher im Unternehmenssektor (Spalte 7 in Tabelle 3.8) hat in der Schweiz in den letzten Jahren stark zugenommen (um 4.5% bzw. 6.5%). Hinsichtlich der Zuwachsrate belegt die Schweiz bei beiden Indikatoren unter den 13 Vergleichs-ländern den fünften Platz. Auch bezüglich der Zunahme der Zahl der Beschäf-tigten in Wissenschaft/Technologie belegt die Schweiz die Position 5, allerdings mit einer eher bescheidenen Wachstumsrate von 1.0% (Spalte 6 in Tabelle 3.8). 2 Diese Interpretation ist zulässig, da die Schweiz neben überdurschschnittlich hohen Hoch-

schullehrerlöhnen in den meisten Disziplinen auch relativ gute Betreuungsverhältnisse aufweist.

18

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19

Schliesslich liegt die Schweiz bezüglich der «Forscherintensität» im öffentlichen Sektor im Ländervergleich im Mittelfeld (Position 7; Spalte 10 in Tabelle 3.8).

Tabelle 3.9: Prozentualer Anteil der Erwerbstätigen mit abgeschlossener

Ausbildung auf Tertiärstufe nach verschiedenen Wirtschafts-sektoren und nach der höchsten abgeschlossenen Ausbildung

Sektor Tertiärstufe Industrie 20.1 Energie 26.8 Bauwirtschaft 14.1 Handel 14.8 Gastgewerbe 13.0 Verkehr/Telekommunikation 14.1 Banken/Versicherungen 30.7 Dienstleistungen für Unternehmen 38.9 Persönliche Dienstleistungen 26.8 Unterrichtswesen 41.2 Gesundheit 27.2 Öffentl. Verwaltung 28.3 Tertiärstufe: universitäre Hochschulen, Fachhochschulen, höhere Fachschulen, höhere Fach- und Berufsausbildung. Quelle: Eidgenössische Volkszählung, BFS, Flückiger/Falter (2004), S. 53.

In welchen Wirtschaftsbereichen werden hochqualifizierte Mitarbeiter stark ge-braucht? Tabelle 3.9 enthält Angaben zum Anteil der Erwerbstätigen mit abge-schlossener Ausbildung auf der Tertiärstufe nach verschiedenen Wirt-schaftssektoren. Die «Akademisierung» der Wirtschaft ist – wenn man vom Un-terrichtssektor absieht – am weitesten im Bereich «Dienstleistungen für Unter-nehmen» (Informatik, Engineering etc.) fortgeschritten (38.9%). An zweiter Stelle kommt der Finanzsektor (30.7%), an dritter die öffentliche Verwaltung (28.3%). Der Industriesektor weist einen relativ niedrigen Anteil von 20.1%. auf. Der Einsatz von Personal mit Tertiärausbildung ist also am höchsten in den wissensintensiven modernen Dienstleistungsbranchen.

20

3.2 Forschungs- und Innovationsoutput: Publikationen, Patente, Exporte mit hohem Gehalt an Know-how

3.2.1 Publikationen

Im Vordergrund der Analyse stehen der Spezialisierungsgrad und die Relevanz (sog. «Impact-Faktor») des wissenschaftlichen Outputs (Life Sciences, Natur-wissenschaften, Ingenieurwissenschaften/Mathematik, Sozial-/Verhaltenswis-senschaften) und der Beitrag des privaten Sektors zum wissenschaftlichen Out-put. Wissenschaftliche Publikationen und deren Ausstrahlungskraft («Qualität») sind ein wichtiger Indikator für den kodifizierten Forschungsoutput einer Volks-wirtschaft. Publikationen (und Patente) sind für Teile der Wirtschaft (insbeson-dere Branchen mit «wissensintensiver» Produktion) wichtige Inputs für Innova-tionen.

Der Schweizer Forschungsstandort weist pro 1000 Einwohner (12.4) nach Schweden (13.2) und Finnland (12.7) die höchste Publikationshäufigkeit auf (Angaben für das Jahr 2002 in Tabelle 3.10). Allerdings hat der Publikations-output in den letzten Jahren in eher bescheidenem Mass zugenommen. Auch die Qualität der Publikationen ist hoch, verzeichnet die Schweiz doch nach den USA und den Niederlanden den höchsten «Impact-Faktor» für die Periode 1998-2002.

Tabelle 3.10: Wissenschaftliche Publikationen

Anzahl Publikatio-nen pro 1000 Ein-

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21

Die Schweizer Forschung weist bezogen auf den EU-Mittelwert eine überdurch-schnittliche Spezialisierung in den Naturwissenschaften und den «Life Scien-ces» auf (Tabelle 3.11). Dagegen ist in der Schweiz der Forschungsoutput der Ingenieurwissenschaften/Mathematik und der Sozial-/Verhaltenswissenschaften anteilsmässig unterdurchschnittlich.

Tabelle 3.11: Wissenschaftliche Publikationen gegliedert nach Forschungs-

bereichen (Anteil in %) Life Scien-

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Tabelle 3.12 liefert zusätzliche Informationen zum «Impact-Faktor» (Indikator der internationalen Beachtung, welche die Publikationen eines Landes gefunden haben) nach Forschungsbereichen. In den Ingenieurwissenschaften nimmt die Schweiz Position 1 unter den OECD-Ländern ein, in den Naturwissenschaften und den Life Sciences je die Position 2 (nach den USA). Bei der Gesamtklas-sierung der Länder bezüglich der exakten Wissenschaften (also ohne Sozial-, Verhaltens- und Geisteswissenschaften in Tabelle 3.12) belegt die Schweiz die 3. Stelle mit einer durchschnittlichen Rangziffer von 3.2 nach den USA (1.6) und den Niederlanden (2.4). Interessanterweise geniessen auch die Schweizer Geisteswissenschaften international einen hervorragenden Ruf (Position 1).

Die Universitäten steuerten 70% aller Publikationen in der Periode 1998-2002 bei, 21% stammten aus Forschungsinstitutionen (inkl. Spitäler und internationale

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23

Organisationen, die restlichen 9% aus Unternehmungen (Tabelle 3.13). Seit Mit-te der neunziger Jahre nimmt der Anteil der Hochschulen zu, jener der Unter-nehmungen ab. Dies widerspiegelt die auch in anderen OECD-Ländern beo-bachtete Tendenz der Reduktion der Grundlagenforschung im Unterneh-menssektor zugunsten einer stärker auf die Marktnachfrage ausgerichteten an-gewandten Forschung.

Tabelle 3.13: Wissenschaftliche Publikationen nach Forschungsträgern in der

Schweiz; %-Anteil des Totals 1986-2002 Universitäten/

Fachhoch-schulen

Forschungs-institutionen

(inkl. Spitäler, internationale

Organisationen)

Unter-nehmungen

Total

1986-1994 65 21 14 100 1990-1994 65 21 14 100 1994-1998 69 20 11 100 1998-2002 70 21 9 100 Quelle: CEST (2004); S. 7.

In Tabelle 3.14 sind die Publikationsanteile der 10 publikationsstärksten Schweizer Unternehmungen im Zeitraum 1986-2002 aufgetragen. Die beiden grossen Pharma-Firmen Novartis und Roche belegen die Spitzenpositionen mit einem Anteil von zuletzt 2.5% bzw. 1.5% aller Schweizer Publikationen. Auf die 10 publikationstärksten Unternehmungen, darunter IBM, Ares-Serono, Gla-xo Smith Kline und Sulzer, entfielen 1998-2002 6.7% aller Publikationen, auf die übrigen publikationsaktiven Firmen gehen 2.3% der Publikationen zurück. Während der Anteil der grossen Unternehmungen von 11.8% auf 6.7% in den neunziger Jahren gesunken ist, blieb der entsprechende Anteil der kleineren Firmen ungefähr konstant. Die Tendenz zur Reduktion bzw. Auslagerung der Grundlagenforschung ist also primär auf das Verhalten der grossen Unterneh-mungen zurückzuführen.

24

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25

3.2.2 Patente / Spitzentechnologien

Die Patentaktivität ist in keinem Land so hoch wie in der Schweiz, sowohl ge-mäss den europäischen Patentanmeldungen (EPO) als auch den sogenannten «Triade»-Patentanmeldungen (Tabelle 3.15). Die Positionen 2 und 3 werden von Finnland und Deutschland (EPO) bzw. Schweden und Finnland (Triade) einge-nommen. In einer dynamischen Perspektive ist die Entwicklung aber nicht güns-tig. In den neunziger Jahren hat sich die Differenz zu den skandinavischen Län-dern, die ebenfalls ein überdurchschnittlich hohes Niveau der Patentaktivitäten aufweisen, merklich verringert. Die Zahl der Patentanmeldungen beim EPO ist – ausgehend von einem sehr hohen Niveau – in der Periode 1991-1999 um 44.8% im Ländervergleich schwach gestiegen; nur die USA und Japan weisen ähnlich niedrige Wachstumsraten aus. Bei den «Triade»-Patentanmeldungen ist das Wachstum noch bescheidener (11.0%), etwa von der gleichen Grössenordnung wie für Japan, Frankreich und Italien, beträchtlich schwächer als bei den in der Innovationsperformance führenden skandinavischen Ländern.

Tabelle 3.15: Patentanmeldungen EPO, Triade EPO Triade Pro Mio. Ein-

wohner (1999)VR 1991-1999

in % Pro Mio. Ein-

wohner (1998) VR 1991-1998

in % Schweiz 339.2 44.8 119.2 11.0 Niederlande 181.7 90.4 49.8 27.3 Schweden 239.2 123.4 107.4 125.2 Finnland 264.6 218.4 74.9 121.0 Dänemark 150.7 113.2 41.4 88.9 Österreich 128.9 53.6 32.2 40.3 Irland 57.5 217.9 11.7 47.3 Deutschland 248.5 76.1 69.9 49.5 Frankreich 116.9 37.8 34.0 11.0 Italien 63.1 56.8 12.4 4.9 Grossbritannien 93.8 56.2 31.7 38.0 EU 125.0 71.3 35.9 41.3 USA 100.7 46.6 52.2 23.6 Japan 137.8 44.6 80.9 12.3 VR: Veränderungsrate. EPO: Europäisches Patentamt; Triade: Anmeldungen beim EPO, beim USPTO (US Patent and Trademark Office)und beim JPO (Japanese Patent Office); Quelle: OECD (2003a), S. 63, 65; eigene Berechnungen.

Auch hier steht der Spezialisierungsgrad im internationalen Vergleich im Vor-dergrund. Die Spezialisierung auf den spitzentechnologischen Bereich «Bio-technologie» entspricht nur etwa dem EU-Durchschnitt (Tabelle 3.16, Spalte 3).

26

Auch in dynamischer Hinsicht ist die Entwicklung bei den Biotech-Patenten aus dem Inland nicht günstig. Wie in einer neuen Studie zum technologischen Port-folio der Schweiz auf der Basis von Patentanmeldungen gezeigt wird, ist beson-ders bei den Grossfirmen eine stetige Abschwächungstendenz zu verzeichnen (siehe Hotz-Hart/Küchler 2005, S.61). Allerdings sollte in Rechnung gestellt werden, dass viele Biotech-Patente von den grossen Pharma-Unternehmungen beim USA-Patentamt bzw. von den ausländischen Forschungsstandorten aus (besonders in den USA) angemeldet werden. Davon profitiert dank dem Wis-sens- und Technologietransfer innerhalb der grossen Firmen letztlich auch der Standort Schweiz (siehe dazu den Exkurs zum Biotech-Bereich weiter unten sowie die Ausführungen zu den Auslandsaktivitäten im F&E-Bereich im Kapitel 4).

Tabelle 3.16: Spezialisierungsindex für IKT- und Biotechnologie-Patentan-

meldungen (EPO) sowie für Nanotech-Publikationen IKT IKT Biotech-

nologie Nanotechnologie

1999 VR 1991-1999 in %

Durch-schnitt 1995-1999

2000 Verän-derung des %-Anteils

am OECD-Total 1997-

2000 Schweiz 0.6 -2.0 0.6 1.7 -5.4 Niederlande 1.2 8.3 1.0 0.9 -3.5 Schweden 0.6 71.0 0.5 1.3 8.5 Finnland 1.1 59.2 0.5 0.9 31.0 Dänemark 0.3 111.8 2.2 1.0 -17.4 Österreich 0.4 29.0 0.6 1.3 -15.6 Irland 0.9 29.4 1.3 1.0 -29.6 Deutschland 0.6 15.0 0.5 1.6 -0.6 Frankreich 0.9 -0.5 0.7 1.3 0.4 Italien 0.4 3.9 0.3 0.9 12.0 Grossbritannien 0.8 24.9 1.4 0.8 -2.7 EU 0.7 18.2 0.7 nv nv USA 1.1 3.4 1.7 0.8 -8.2 Japan 1.6 -21.1 0.6 1.3 -9.7 VR: Veränderungsrate. Spezialisierungsindex des Landes i: Anteil der Patente (Publikationen) einer bestimmten Kategorie des Landes i dividiert durch den Anteil dieses Landes am Total der OECD-Patente (Publikationen); OECD-Spezialiserungsindex=1; Quelle: OECD (2003a), S. 27, 33, 45; eigene Berechnungen.

27

Auch im Bereich der «Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT)» entspricht die Spezialisierung nur etwa dem EU-Durchschnitt (Spalte 1 in Tabel-le 3.16). In den neunziger Jahren haben die IKT-Patentanmeldungen in der Schweiz abgenommen, eine Tendenz, die nur noch für Japan und Frankreich festzustellen ist (Spalte 2 in Tabelle 3.16). In diesem Bereich hat die Schweiz an Terrain eingebüsst. Dies widerspiegelt die schwache Präsenz der Schweizer In-dustrie im Computer- und Elektronikbereich, die sich in den neunziger Jahren weiter verringert hat.

Die Schweiz ist auch im Software-Bereich unterdurchschnittlich spezialisiert. Rund 5% aller Schweizer Patentanmeldungen lauten auf Software; Finnland oder die USA weisen aber einen Anteil von über 10% auf (Hotz-Hart/Küchler 2005, S. 61). Im Gegensatz aber zum Hardware-Bereich war die Entwicklung im Software-Bereich in den letzten Jahren günstig; das Wachstum der schweize-rischen Software-Patentanmeldungen im Zeitraum 1998-2003 war – allerdings ausgehend von einem niedrigen Niveau – sehr ausgeprägt (siehe Hotz-Hart/ Küchler 2005, S.61f). Dennoch bleibt die Schweiz – wie die Autoren der zitier-ten Studie schreiben – weiterhin ein quantitativ eher schwacher Software-Produ-zent, der einen Spezialisierungsnachteil in diesem Bereich aufweist.

Anders sieht es bei der Nanotechnologie aus: Nirgends ist der Anteil der Publi-kationen in diesem Bereich so hoch wie in der Schweiz (gefolgt von Deutsch-land; Spalte 4 in Tabelle 3.16). Der Rückgang dieses Anteils im Zeitraum 1997-2000, der auch bei den meisten anderen Vergleichsländern – teilweise in weit höherem Ausmass – zu verzeichnen war, ist auf das starke Aufholen einerseits einiger westlicher Länder wie Finnland und Italien, anderseits einer Reihe osteu-ropäischer Länder (Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn) sowie Korea zurück-zuführen.

Exkurs: Bio- und Gentechnologiebereich in der Schweiz

Die Bio- bzw. Gentechnologie wurde von den damals drei grossen Basler Fir-men (Ciba, Roche, Sandoz) zwar bereits zu Beginn der achtziger Jahre einge-führt, umsatzwirksam wurde sie aber erst zehn Jahre später (siehe dazu Arvani-tis/Schips 1996). Offenbar bestand eine relativ lange Anlaufzeit bis die ersten Gentech-Produkte auf den Markt gebracht werden konnten.

Die firmeninterne Technologieforschung und -entwicklung erfuhr in hohem Mass Impulse von firmenexternen Quellen wie Patente/Lizenzen, F&E-Kooperationen, Forschergruppen, Firmenakquisitionen; dabei war der Beitrag aus dem Ausland (primär USA) wesentlich grösser als derjenige aus inländi-schen Wissensquellen. Der intensive innerbetriebliche Wissens- und Technolo-

28

gietransfer hat aber dafür gesorgt, dass die Niveaus des Know-how ausgeglichen wurden. Im Gegensatz zur Entwicklung in den USA und Grossbritannien spiel-ten die sogenannten «New Biotechnology»-Firmen, die typischerweise ein Bin-deglied zwischen Industrie und Hochschule darstellen, eine nur geringe Rolle bei der Einführung der neuen Technologien.

Trotz der guten Ausstattung mit Grundlagenwissen und der ansehnlichen inter-nationalen Präsenz im Gentech-Bereich war – gemessen an der Generierung von Produkten und Umsatz – bis etwa Mitte der neunziger Jahre eine gewisses Nachhinken der schweizerischen Chemie gegenüber der ausländischen Konkur-renz festzustellen. Dieser Rückstand wurde aber – nicht zuletzt dank massiven Zukaufs von Firmen und Know-how und der Restrukturierung der ursprünglich drei Grossunternehmen (Entstehung von Novartis, Actelion etc.) – rasch abge-baut, so dass heute die Basler Chemie im Bio-/Gentechbereich im interna-tionalen Massstab eine führende Position einnimmt.

Tabelle 3.17 enthält Angaben zur ausserordentlich hohen F&E-Intensität der grössten Schweizer Pharma-Unternehmungen, die auch stark im Bio-/Gentech-bereich engagiert sind. Novartis, Serono und Actelion weisen immer noch einen Anteil der F&E-Aufwendungen im Inland von über 50% auf. Roche und Vifor sind primär im Ausland tätig. Gegenüber den Anfängen haben sich allmählich die Gewichte zugunsten der ausländischen (insbesondere USA)-Standorte ver-schoben. Inzwischen besteht aber auch in der Schweiz eine breitere Wissensba-sis ausserhalb der «Grossen».

Tabelle 3.17: Bio- und Gentechnologie in der Schweiz: Grosse Unterneh-

mungen im Pharma-Bereich; Interpharma-Firmen 2003 F&E-Intensität Novartis Roche Serono Actelion Vifor Umsatz (in Mio. Fr.) 21523 19781 2506 300 196 F&E-Ausgaben (in Mio. Fr.) 4136 3946 631 79 18 in % des Umsatzes 19.2 18.3 25.2 26.2 9.1 F&E-Ausgaben am Standort Schweiz (in Mio. Fr.)

2155 914 354 65 5

in %der F&E-Ausgaben weltweit 52.1 23.2 56.1 82.3 27.8 Quelle: Pharma-Markt Schweiz, Ausgabe 2004, eigene Berechnungen.

Um die grossen Basler Firmen bildete sich allmählich ein Segment von kleinen Hightech-Unternehmen, die zu einem guten Teil als «Wissenszulieferer» für die F&E-Abteilungen der «Grossen» fungieren («management buyouts», univer-sitäre Spin-offs, Start-ups unterstützt von Venture Capital-Firmen, die – nicht zuletzt – mit den «Grossen» liiert sind, z.B. mit Novartis Venture Fund). Tabelle

29

3.18 enthält Angaben zu den Tätigkeitsbereichen der kleinen Biotech-Firmen. Von den 335 Unternehmen, die im Jahr 2001 erfasst wurden, sind 48.4% Ent-wickler von Verfahren, Analytik-Instrumenten, Laborausrüstung etc. Weitere 37.6% sind direkt Produzenten von Gentech-Produkten wie Medikamente, Nah-rungsmittel, Reagenzien, Biomaterialien etc., davon aber lediglich ein Viertel Hersteller von Medikamenten (9.6% aller Biotech-Firmen).

Tabelle 3.18: Bio- und Gentechnologie in der Schweiz: KMU; nach Tätigkeits-

bereichen 2001 Tätigkeitsbereiche Anzahl Unternehmen Prozesse: 162 Laborausstattung 56 Ausstattung/Verfahren für biologische Verfahren 36 Analytik-Instrumente (Reinigung, Separation biolo-gischer Moleküle)

15

Kontroll-/Analysegeräte 13 Plattformtechnologien 18 Bioinformatik 11 Umweltechnik/Entsorgung 8 Medizinaltechnik 5 Produkte: 126 Medikamente 32 Reagenzien für Laboratorien 31 Zellkulturen 8 Spezialitäten-/Basischemie 7 Nahrungsmittel 7 Landwirtschaft 6 Biomaterialien 5 Körperpflegemittel 3 Veterinärmedizin 3 Diagnostik 24 F&E-Dienstleistungen 22 Consulting 25 Total 335 Quelle: Swiss Biotechnology Industry Guide; CS Economic & Policy Consulting 2003; eigene Berechnungen.

Die Schweizer Pharma-Firmen weisen weltweit auch auf der Produktstufe ein hohes Potential auf: Insgesamt 79 pharmazeutische Produkte befinden sich in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium, davon 34 in einer klinischen Ver-suchsphase (Tabelle 3.19). Unter den hier aufgeführten sieben Ländern verfügt nur Grossbritannien absolut und relativ über eine merklich höhere Zahl Produkte in der Pipeline.

30

Tabelle 3.19: Produktepipeline der Bio- und Gentechnologie in ausgewählten Ländern 2002

Land Vorklinische Entwicklung

Phase I Phase II Phase III Total

Schweiz 45 12 11 11 79 Schweden 14 8 10 0 32 Dänemark 14 5 5 4 28 Deutschland 7 4 3 1 15 Frankreich 16 8 6 1 31 Grossbritannien 65 50 56 23 194 Italien 9 0 4 3 16 Quelle: Ernst & Young, CS Economic & Policy Consulting 2003.

3.2.3 Technologiegehalt der Exporte

Die Exportstruktur widerspiegelt – besonders in kleinen Ländern – die Produk-tionsstruktur einer Volkswirtschaft. Dies gilt in erster Linie für die Güterexporte. Die Ausrichtung auf Güter mit hohem Technologiegehalt reflektiert somit die Spezialisierung der Produktion von technologischem Wissen, ist also ebenfalls ein Indikator für den Output des Forschungs- und Innovationssystems.

Die technologische Spezialisierung kann durch den Anteil der Hightech-Expor-te, gegliedert nach den Hauptgruppen der Hochtechnologiegüter, charakterisiert werden. Bei den zunehmend wichtiger gewordenen Dienstleistungsexporten re-flektiert der Anteil der Exporte «moderner» Dienstleistungen die Ausrichtung einer Volkswirtschaft auf wissensbasierte Dienstleistungen. In diesem Abschnitt werden die Hightech-Exporte und die Exporte von modernen Dienstleistungen im internationalen Vergleich analysiert.

Der Anteil von Hightech-Exporten nahm zwischen 1994 und 2002 ständig zu und stieg von 15.4% auf 22.9% der Gesamtindustrieexporte (Tabelle 3.20). Im Jahr 2002 wies die Schweiz – zum erstenmal seit 1994 – eine bezogen auf den OECD-Mittelwert überdurchschnittliche Spezialisierung in diesem Güterbereich auf. Zwar liegt dieser Anteil unter jenem Japans, Grossbritanniens oder der USA, ist aber von der gleichen Grössenordnung wie derjenige von Finnland und der Niederlande, merklich höher als in Schweden, Dänemark, Deutschland, Frankreich und Italien. Die Erhöhung des Technologiegehalts der Güterexporte ist umso wichtiger, da in den neunziger Jahren das durchschnittliche Wachstum der Schweizer Exporte von Waren und Dienstleistungen (1992-2001: 4.7%) un-ter jenem des gesamten OECD-Raums (1992-2001: 7.0%) geblieben ist. Ver-mutlich wäre dieses Wachstum ohne die überdurchschnittlich starke Zunahme der Hightech-Exporte bescheidener ausgefallen.

31

Tabelle 3.20: Prozentualer Anteil der Hightech-Güterexporte an den Industrie-güterexporten insgesamt («product approach») 1994-2002

Land 1994 1998 2002 Schweiz 15.4 18.4 22.9 Niederlande 16.4 24.8 26.5 Schweden 12.0 18.7 15.4 Finnland 11.1 20.2 23.2 Dänemark 12.1 14.7 18.0 Österreich 8.5 11.0 16.1 Deutschland 12.7 14.4 16.4 Frankreich 16.3 20.1 19.4 Italien 7.9 7.7 8.7 Grossbritannien 22.4 27.4 31.1 USA 28.1 32.7 31.9 Japan 25.8 26.6 23.8 OECD 17.3 20.4 20.5 Quelle: OECD-Aussenhandelsstatistik; eigene Berechnungen.

Diese gute Gesamtleistung ist auf die überdurchschnittliche Spezialisierung in vier der insgesamt acht Hauptgruppen von hochtechnologischen Produkten zu-rückzuführen, nämlich auf die Kategorien, welche hinsichtlich Technologie-intensität die Ränge 4 (Pharma), 5 (wissenschaftliche Instrumente), 7 (Chemie) und 8 (nichtelektrische Maschinen) einnehmen (Tabelle 3.21). In den technolo-gisch ganz vorn plazierten Bereichen 1 (Luft- und Raumfahrt), 2 (Computer) und 3 (Elektronik) ist die Schweiz – ihrer Produktionsstruktur entsprechend – schwach vertreten. Bei den elektrischen Maschinen (Kategorie 6) liegt die Spe-zialisierung der Schweizer Industrie etwa beim OECD-Durchschnitt.

Tabelle 3.21: Prozentuale Anteile der Hauptgütergruppen an den Hightech-

Exporten Hauptgütergruppe Schweiz OECD 1994 1998 2002 1994 1998 2002 1 – Luft- und Raumfahrt 2.0 3.5 5.6 13.4 15.8 15.7 2 – Computer 5.4 5.9 2.3 25.7 24.2 20.5 3 – Elektronik 14.0 12.6 8.7 33.1 34.3 34.6 4 – Pharma 16.6 24.3 40.2 4.5 4.6 6.6 5 – Wissenschaftliche Instrumente 22.2 19.0 19.9 11.8 10.8 12.0 6 – Elektrische Maschinen 2.4 2.7 1.6 2.6 2.6 2.8 7 – Chemie 21.6 15.6 8.8 4.8 3.6 3.4 8 – Nichtelektrische Maschinen 15.7 16.3 12.9 4.0 4.0 4.4 Quelle: OECD-Aussenhandelsstatistik; eigene Berechnungen.

32

In den neunziger Jahren wurde die Spezialisierung im Bereich Pharma stark ausgebaut, diejenige im Bereich Chemie dagegen reduziert. Die Spezialisierung bleibt aber selbst im traditionellen Chemiebereich überdurchschnittlich stark. Offenbar fand in der Schweizer chemischen Industrie ein Umschichtungsprozess von den traditionellen chemischen Produkten auf die Hightech-Pharmazeutika statt. Überdurchschnittlich stark bleibt auch die Spezialisierung im Hightech-Segment der nichtelelektischen Maschinen.

Bei den Exporten wissensbasierter Dienstleistungen wies die Schweiz 2002 im OECD-Vergleich bei den Finanzdienstleistungen und den Versicherungen die höchste Spezialisierung auf (Tabelle 3.22). Schwach war die Schweiz bei den unternehmensnahen Dienstleistungen, die immer noch hauptsächlich binnen-wirtschaftlich orientiert sind. Bei der Telekommunikation war die Spezialisie-rung 2002 etwa durchschnittlich.

Tabelle 3.22: Prozentualer Anteil der modernen Dienstleistungsbranchen an

den Dienstleistungsexporten insgesamt Dienstleistungsbereich Schweiz OECD 1992 1998 2002 1992 1998 2002 Finanzdienstleistungen 18.9 25.7 24.7 4.2 5.3 6.8 Versicherungen 5.7 5.9 8.1 2.2 1.9 3.0 Dienstleistungen für Unternehmen 15.4 16.4 21.4 30.3 34.2 35.9 Telekommunikation 2.3 2.3 2.8 1.5 2.1 2.0 Total moderne Dienstleistungen 42.3 50.3 57.0 38.2 43.5 47.7 Quelle: OECD-Aussenhandelsstatistik; eigene Berechnungen.

33

3.3 Nationale und internationale Vernetzung

3.3.1 Vernetzung bei den wissenschaftlichen Institutionen

Vernetzung mit anderen wissenschaftlichen Institutionen

Die Einbettung in einem Netz von Wissensbeziehungen, sei es formaler oder informaler Natur, also in einem «Wissensnetzwerk», wird als ein besonderes Merkmal des unter den vorherrschenden wirtschaftlichen Bedingungen (Globa-lisierung, Intensivierung des Innovationswettbewerbs) und der damit einher-gehenden neuen unternehmerischen Strategie der flexiblen Spezialisierung ge-wandelten Innovationsprozesses angesehen (siehe dazu z.B. Freeman 1991 und die Beiträge in OECD 1999).

Tabelle 3.23: Internationale Mobilität von Doktorierenden 2000

Ausländische Doktorierende nach wissenschaftli-chen Disziplinen

Ausländische Doktorierende als %-Anteil al-ler Doktorieren-

den

Ingen-ieur-

wissen-schaften

Natur-wissen-schaften

Sozial-/ Wirt-

schafts-/ Rechts-wissen-schaften

Andere Total

Schweiz 37 17.0 17.5 34.0 31.5 100.0 Niederlande nv nv nv nv nv - Schweden 14 nv nv nv nv - Finnland 6 25.0 12.2 20.6 42.2 100.0 Dänemark 18 3.4 8.9 37.6 50.1 100.0 Österreich 14 15.3 11.5 33.9 39.3 100.0 Irland nv nv nv nv nv - Deutschland nv nv nv nv nv - Frankreich nv nv nv nv nv - Italien 1 nv nv nv nv - Grossbritannien 34 nv nv nv nv - USA 27 nv nv nv nv - Japan nv 20.3 3.3 38.9 37.5 100.0 Dänemark: 1999. Quelle: OECD (2003a), S. 61.

Die internationale Vernetzung der Schweizer Grundlagenforschung – gemessen z.B. durch den Anteil der ausländischen Doktorierenden (Tabelle 3.23) bzw. den Anteil der gemeinsam mit ausländischen Forschern verfassten Publikationen (Tabelle 3.24) – ist im internationalen Vergleich sehr hoch. Der Anteil der aus-ländischen Doktorierenden betrug 2000 37%, davon 34.5% in den Ingenieur-

34

und Naturwissenschaften. Annähernd so hoch ist unter den hier betrachteten Ländern nur der entsprechende Anteil in Grossbritannien. Der Anteil der Publi-kationen, die gemeinsam mit ausländischen Forschern verfasst wurden, lag 1998-2002 bei 15.2%, etwa gleich hoch wie in den USA (und Italien), merklich höher als in anderen kleineren innovativen europäischen Ländern (Niederlande, Schweden, Finnland etc.).

Diese Resultate sind hauptsächlich auf die Naturwissenschaften (ausländische Doktorierende; Tabelle 3.23), insbesondere die Life Sciences und die klinische Medizin (Publikationen mit ausländischen Forschern; Tabelle 3.25) zurückzu-führen. Im Zeitablauf hat jedoch die (überdurchschnittlich starke) internationale Vernetzung – verglichen mit dem weltweiten Durchschnitt – etwas abgenom-men (Spalte 8 in Tabelle 3.25).

Tabelle 3.24: Kooperation bei Publikationen zwischen Forschenden im Inland

und Ausland 1998-2002 Prozentualer Anteil aller Publikationen

Schweiz 15.2 Niederlande 3.2 Schweden 1.0 Finnland 1.1 Dänemark nv Österreich 0.8 Irland nv Deutschland 10.5 Frankreich 9.7 Italien 16.1 Grossbritannien 4.8 USA 15.1 Japan 1.7 Kooperation: Mindestens ein inländischer oder ausländischer Koautor. Quelle: CEST (2004), S. 23.

Vernetzung mit den Unternehmungen

Die folgenden Ausführungen beschreiben den Wissens- und Technologieaus-tausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft von der Seite der wissenschaft-lichen Institutionen her. Patente, Lizenzen und Anzahl der Start-ups bzw. Spin-offs sind wesentliche, quantitative Indikatoren des Ausmasses des Wissens- und Technologieaustausches und somit einer wichtigen Leistungskomponente eines

35

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36

Tabelle 3.26: Forschungsinstitutionen und ausgewählte Wissensaustausch-leistungen 2002

F&E-Abkommen

Institution Mit Firmen

(*) Total

Er-findungs-meldung

Patent-an-

meldung

PCT-An-meldung Lizenzen

Firmen-gründung mit Lizenz

EPFL 132 206 70 40 22 58 4 ETHZ 143 143 32 60 9 15 10 ETH-FA. 135 261 17 21 7 7 1 Uni-versitäten 313 378 105 59 39 66 5

Fachhoch-schulen 707 877 26 9 11 5 4

EPFL (Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne), ETHZ (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich), ETH-FA: Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässer-schutz, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, Eidgenössische Materi-alprüfungs- und Forschungsanstalt, Paul Scherrer Institut. PCT: Patent Co-operation Treaty. (*): For-schungsabkommen an denen mindestens eine Firma beteiligt ist. Quelle: Vock et al. (2004), eigene Berechnungen.

nationalen Hochschulsystems. In Tabelle 3.26 finden sich Angaben zu solchen Formen bzw. Ergebnissen des Wissens- und Technologieaustausches in der Schweiz für das Jahr 2002 gemäss einer CEST-Umfrage (Vock et al. 2004). Es gab 1865 F&E-Abkommen insgesamt, davon 1430 zwischen wissenschaftlichen Institutionen und Unternehmungen. Auf die Fachhochschulen gehen 47.0% aller Forschungsvereinbarungen bzw. 49.4% der Abkommen mit Firmen zurück. Die Institutionen des ETH-Bereichs steuerten 32.7% aller Abkommen bzw. 28.7% aller Abkommen mir Firmen bei. Schliesslich stammen die restlichen 20.3% bzw. 21.9% von den kantonalen Universitäten. Bei den F&E-Projekten entfällt also der Löwenteil auf die Fachhochschulen. Bei den restlichen, stärker output-orientierten Indikatoren (Patente, Lizenzen, Firmengründungen) ist das Gewicht der Fachhochschulen merklich geringer.

Die OECD bemühte sich auf Basis nationaler Erhebungen, internationale Ver-gleichszahlen zu präsentieren. Normiert man diese absoluten Ergebnisse mit der Bevölkerungszahl der jeweiligen Länder, so erhält man das in Tabelle 3.27 dar-gestellte Ergebnis. Für die Schweiz lässt sich Folgendes feststellen:

– Die Schweizer Hochschulen/Universitäten halten 2001 im internationalen Vergleich die meisten Patente. Inklusive der Patente der öffentlichen For-schungseinrichtungen liegt die Schweiz hinter Südkorea an zweiter Stelle.

37

– Hinsichtlich der «Patenterteilungen im Vorjahr» und der «Patentanträge im Vorjahr» insgesamt, zeigt die Schweiz jeweils das drittbeste Ergebnis hinter Südkorea und den USA. Betrachtet man nur die diesbezügliche Performance der Hochschulen/Universitäten, so liegt die Schweiz jeweils an zweiter Stelle hinter den USA.

Tabelle 3.27: Zusammenfassung der Ergebnisse der OECD-Erhebung über

Patent- und Lizenzaktivitäten öffentlicher Forschungsein-richtungen (normiert mit Bevölkerung)

Länder (1) Patente Lizenzen Start-ups

und Spin-offs

Ge-samt-

zahl der Patente

Patent-ertei-

lungen im Vor-

jahr

Patent-anträge im Vor-

jahr

Lizen-zen im Vorjahr

ver-geben

Brutto-ein-nah-men

Grün-dungen im Vor-

jahr

Deutschland (2001) Alle - - - - - - Bev. 81.03 Mio. Univ. - - - - - - ÖFE 66.7 9.2 13.1 6.8 573.5 0.5 Italien (2000) Alle - 1.1 3.3* 0.6* - 0.6 Bev. 57.3 Mio. Univ. - 0.6 1.8* 0.5* - 0.5 ÖFE - 0.5 1.5* 0.2* - 0.2 Japan (2000) Alle 5.4 1.3 4.5 0.7 11.0 0.1 Bev. 127.0 Mio. Univ. - - - - - - ÖFE - - - - - - Südkorea (2001) Alle 201.5 21.8 36.3 5.3 82.0 1.2 Bev. 46.6 Mio. Univ. 8.7 4.0 5.2 0.9 22.1 0.4 ÖFE 192.9 17.9 31.1 4.4 59.9* 0.8 Niederlande (2000) Alle 63.1 10.6 13.5 23.4 726.1 2.4 Bev. 15.7 Mio. Univ. 25.1 4.1 7.1 15.9 - 1.7 ÖFE 38.0 6.6 6.4 7.5 - 0.6

66.9 795.8 9.6 Schweiz (2001) Bev. 7.1 Mio.

Alle Univ.

166.8 128.7

15.8 8.3

24.6 18.6 28.2 394.4 7.9

ÖFE 38.0 7.5 6.1 38.7 401.4 1.7 USA (2000) Alle - 18.8 30.6 - - - Bev. 271.3 Mio. Univ. - 13.3 22.6 14.9 4782.4 1.4 ÖFE - 5.5 8.0 11.1 256.5 - (1) Art der Forschungseinrichtung. Normierung KOF. Bev. (Bevölkerungsstand 2000). Italien: Die Zahl der Patentanträge und der erteilten Lizenzen sind Schätzungen. Südkorea: Eine gemeldete Lizenz ist in der Gesamtzahl der aktiven Lizenzen und in den Gesamtbruttoeinnahmen nicht enthalten. Univ. (Universitäten), ÖFE (öffentliche Forschungseinrichtungen). Quelle: OECD (2003b).

38

– Bei den vergebenen Lizenzen und den Start-ups bzw. Spin-offs liegt die Schweiz sowohl bei den Universitäten/Hochschulen als auch öffentlichen Forschungseinrichtungen an erster Stelle. Darin zeigt sich auch die relativ grosse ökonomische Relevanz der Forschungsergebnisse Schweizer Hoch-schulen.

– Die Bruttoeinnahmen aus der Lizenzvergabe sind – normiert mit der Bevöl-kerungszahl – ebenfalls im internationalen Vergleich relativ hoch. Die Schweiz liegt bei den Einnahmen aus Lizenzen auf Forschungsergebnissen der Hochschulen/Universitäten nach den USA an zweiter Stelle.

Daraus geht hervor, dass gemäss diesen Leistungsindikatoren, das Schweizer Hochschulsystems im internationalen Vergleich sehr gut abschneidet. Dies gilt vor allem hinsichtlich der Lizenzen und Firmengründungen.

3.3.2 Vernetzung von Forschung und Entwicklung im Unternehmenssektor

In diesem Abschnitt wird auf die Beziehungen der Unternehmungen zu ihrem Umfeld (andere Unternehmungen, Hochschulen, Staat) eingegangen, die sich auf die Wissensbeschaffung bzw. den Wissensaustausch beziehen. Dabei wer-den Aspekte wie die Intensität der Nutzung von Wissen aus externen Quellen, insbesondere aus wissenschaftsorientierten Institutionen, die Häufigkeit von Ko-operationen im F&E-Bereich, die Vergabe von F&E-Projekten an Dritte usw. betrachtet. Schliesslich wird auch auf die Patentaktivitäten unter dem Aspekt international ausgerichteter Kooperation eingegangen. Die Ausführungen in die-sem Abschnitt dienen dazu, das Ausmass des Wissens- und Technologie-austausches zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in der Schweiz nun von der Seite der Wirtschaft her zu beurteilen.

Nutzung von externen wissenschaftsorientierten Wissensquellen

Als Indikator für die Intensität der Wissensbeziehungen der Schweizer Unter-nehmungen zu wissenschaftlichen Institutionen verwenden wir die Firmenurteile zur Relevanz der externen Wissensquelle «Universitäten/Fachhochschulen» in der jüngsten KOF-Innovationsumfrage. In Tabelle 3.28 sind aufgetragen die An-teile der Unternehmungen mit Meldungen auf den Stufen 4 und 5 einer fünfstu-figen Likert-Skala bezüglich der Bedeutung dieser externen Wissensquelle nach Branchen. Auf die Gesamtwirtschaft bezogen sind es 11.4% aller Firmen. Es bestehen aber wesentliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Branchen. Die Wirtschaftszweige mit den intensivsten Beziehungen zu den Hochschulen sind Elektronik/Instrumente, Chemie, Elektrotechnik, Maschinen-/ Fahrzeugbau

39

und Nahrungsmittelindustrie im Industriesektor (etwa 20-30% der Firmen in diesen Bereichen), Dienstleistungen für Unternehmungen und Informatik im Dienstleistungssektor (rund 30% der Firmen in diesen beiden Branchen). Ban-ken/Versicherungen weisen zwar auch einen überdurchschnittlich hohen Anteil von «wissenschaftsnahen» Firmen von 14.8% auf, der liegt aber weit unter je-nem der wissensintensivsten Branchen. Tabelle 3.28: Prozentualer Anteil von Firmen mit Meldungen auf den Stufen 4

und 5 einer fünfstufigen Likert-Skala (1: «keine Bedeutung»; 5:«sehr grosse Bedeutung») bezüglich der Bedeutung der ex-ternen Wissensquelle «Universitäten/Fachhochschulen» nach Branchen 2000-2002

Branche Prozentualer Anteil aller Firmen Nahrungsmittel 20.4 Textil 10.4 Bekleidung 4.7 Holz 3.1 Papier 6.9 Grafische Industrie 13.1 Chemie 25.0 Kunststoffe 9.4 Steine & Erden 17.2 Metallherstellung 13.3 Metallverarbeitung 8.4 Maschinen 19.5 Elektrotechnik 20.2 Elektronik/Instrumente 30.3 Uhren 9.7 Fahrzeuge 23.1 Übrige Industrie 1.7 Energie 9.3 Bauwirtschaft 14.1 Grosshandel 10.5 Detailhandel 10.4 Gastgewerbe 1.2 Verkehr/Telekommunikation 3.1 Banken/Versicherungen 14.8 Immobilien/Vermietung 3.7 Informatik 29.0 Unternehmensnahe Dienstleistungen 31.4 Persönliche Dienstleistungen 0.3 Total 11.4 Quelle: KOF-Innovationserhebung 2002.

Gemäss den Angaben in Tabelle 3.29 besteht ein positiver, statistisch signifikan-ter Zusammenhang zwischen der Intensität der Nutzung von wissenschafts-

40

orientiertem Wissen und ausgewählten Innovationsindikatoren (Einführung von Produkt- bzw. Prozessinnovationen, Vorliegen von F&E-Aktivitäten, Anzahl Patentanmeldungen, F&E-Intensität etc.) bzw. Leistungsindikatoren (Exportin-tensität, Arbeitsproduktivität). Die Korrelationen sind absolut nicht sehr hoch, aber für Querschnittsdaten ziemlich aussagekräftig. Diese Ergebnisse können als Hinweis auf die ökonomische Relevanz der Wissensbeziehungen zu den Hoch-schulen interpretiert werden.

Tabelle 3.29: Korrelationen1) zwischen der Intensität des Bezugs von Hoch-

schulwissen und ausgewählten Innovations- bzw. Leistungs-indikatoren 2000-2002 (Spearman-Partialkorrelationskoeffizient)

Bedeutung der externen Wissensquelle «Universitäten/Fachhochschulen»

Innovationsindikatoren: Einführung von Produktinnovationen 0.143 Einführung von Prozessinnovationen 0.136 Vorliegen von F&E-Aktivitäten 0.216 Vorliegen von Patentaktivitäten 0.214 Einführung von weltweit neuen Produk-ten

0.144

F&E-Ausgaben/Umsatz 0.130 Anzahl Patentanmeldungen 0.145 Leistungsindikatoren: Exporte als %-Umsatzanteil 0.172 Bruttowertschöpfung pro Beschäftigten (durchschnittliche Arbeitsproduktivität)

0.106

1) Bereinigt um Branchen- und Grösseneffekte. Statistische Signifikanz beim Testniveau von 1%. Quelle: eigene Berechnungen.

Tabelle 3.30: Externe Wissensquellen der Innovationsaktivitäten; %-Anteil

von Firmen, für welche eine spezifische Wissensquelle von ho-her1) bzw. hoher/sehr hoher2) Bedeutung ist.

Land Hochschulen Sonstige Forschungs-

anstalten

Fach-tagungen-/

literatur

Mes-sen/Ausstellun

gen

Schweiz 17.3 9.7 37.2 35.3 Niederlande 5.3 2.5 11.3 8.0 Schweden 2.6 5.0 12.8 10.9 Finnland 2.9 6.0 9.1 14.2 Dänemark 6.2 3.3 9.4 18.4 Österreich 3.1 4.2 2.5 5.0 Deutschland 7.3 2.5 17.3 20.7 Frankreich 2.6 3.0 5.6 10.0 Italien 2.4 1.4 19.7 14.0 1) EU; 4-stufige Skala; 2) Schweiz; 5-stufige Skala. Quelle: Eurostat, NewCronos (Referenzperiode: 1998-2000); KOF-Innovationserhebung 2002.

41

In Tabelle 3.30 finden sich Angaben zu einigen externen, eher wissenschafts-bezogenen Wissensquellen für ausgewählte EU-Länder und die Schweiz. Im in-ternationalen Vergleich steht die Schweiz diesbezüglich an der Spitze der euro-päischen Länder. Zwar ist der Schweizer Vorsprung durch die Unterschiede der Skalierung vermutlich überzeichnet, aber die Rangfolge ist kaum davon tangiert.

Vernetzung und F&E-Unternehmensstrategien

Der Innovationswettbewerb hat sich in den letzten Jahren verschärft, die Innova-tionszyklen sind kürzer und die Innovationsprojekte komplexer, risikoreicher und vielfach teurer geworden. Vor diesem Hintergrund ist es nicht erstaunlich, dass sich eine wachsende Zahl von Unternehmen gezwungen sieht, ihre F&E-Budgets effizienter zu nutzen. Die Konzentration der eigenen F&E-Aktivitäten auf strategisch zentrale Technologiefelder kombiniert mit der Vergabe von F&E-Aufträgen und/oder F&E-Kooperationen ist eine Möglichkeit, um dieser Problematik zu begegnen.3

Tabelle 3.31 zeigt, dass im Zeitraum 1997-1999 über 50% der F&E-treibenden Firmen Strategien verfolgten, bei denen die internen F&E-Aktivitäten mit einer Zusammenarbeit mit andern F&E-treibenden Institutionen (Aufträge und/oder Kooperationen) kombiniert wurden (drei Typen von «externen F&E-Stra-tegien»). Externe F&E-Strategien, insbesondere in ihrer umfassendsten Form (Typ 3), wurden überdurchschnittlich häufig von besonders innovativen Bran-chen und grossen Firmen verfolgt. Fast jede dritte F&E-treibende Firma kombi-nierte in der Periode 1997-1999 ihre internen F&E-Aktivitäten – allenfalls zu-sätzlich zu F&E-Aufträgen – mit F&E-Kooperationen (Typ 2 und 3 der externen F&E-Strategien gemäss Tabelle 3.31).

Tabelle 3.32 zeigt das Ausmass der internationalen Vernetzung solcher Externa-lisierungsstrategien. Für rund 90% der Firmen beziehen sich die externen F&E-Aufträgen und/oder F&E-Kooperationsprojekte auf einheimische Unternehmun-gen. Bei den externen Aufträgen kommen in 31.2% der Fälle Partner aus den EU-Ländern, in 12.7% Partner aus den USA zum Zuge. Bei den Kooperationen sind die entsprechenden Anteile 64.3% (EU-Partner) bzw. 27.9% (USA-Part-ner).

3 Im Unterschied zum generellen Rückgriff auf verschiedene externe Wissensquellen (siehe

oben) decken F&E-Aufträge und -Kooperationen nur institutionalisierte Formen der Nut-zung externen Wissens ab (Technologievereinbarungen, Joint Ventures usw.).

42

Tabelle 3.31: Bedeutung interner und externer F&E-Strategien 1997/1999 (prozentualer Anteil der Firmen mit F&E-Aktivitäten)

Interne Externe F&E-Strategien F&E-Strategie Typ 1 Typ 2 Typ 3 Nur interne

F&E Interne F&E und F&E-Aufträge

Interne F&E und F&E-

Kooperation

Interne F&E, F&E-Aufträge

und F&E-Kooperation

Insgesamt 46.7 22.5 10.0 20.8 Sektor: Industrie 47.7 24.9 6.2 21.2 Bauwirtschaft 9.8 34.2 15.4 40.6 Dienstleistungen 45.9 17.1 18.1 18.9 Grössenklassen:

5-19 51.7 14.9 14.6 18.8 20-49 51.2 23.9 6.0 18.9 50-99 45.6 28.8 5.3 20.2 100-199 30.4 28.1 13.0 28.5 200-499 23.9 25.4 19.9 30.8 500-999 14.5 41.9 10.5 33.1 1000+ 9.2 44.4 3.2 43.3 Branchen mit überdurchschnittlichem Anteil von Firmen mit externen Strategien: Textil 34.9 29.9 4.1 31.1 Chemie/Pharma 32.3 29.5 3.9 34.3 Maschinenbau 38.8 21.8 8.6 30.8 Elektrotechnik 44.8 33.2 0.5 21.5 Elektronik/Instrumente 36.7 24.9 3.6 34.8 Transport/Telekom 29.7 22.8 28.6 18.9 Banken/Versicherungen 36.6 12.6 24.7 26.1 Informatik-Dienstleistl. 14.9 24.1 25.3 35.7 Unternehmensdienstl. 46.6 23.6 14.4 15.4 Quelle: KOF-Innovationserhebung 1999.

Tabelle 3.32: Internationale F&E-Kooperationen nach Regionen 1997/1999

(prozentualer Anteil der Firmen, die in einer spezifischen Region präsent sind)

Zielregion F&E-Aufträge F&E-Kooperationen Schweiz 89.8 90.4 EU-Länder 31.2 64.3 USA 12.7 27.9 Japan 2.5 10.2 Sonstige Länder 5.9 12.9 Quelle: KOF-Innovationserhebung 1999.

43

Wie «produktiv» F&E-Kooperationsprojekte mit den inländischen Universi-täten/Hochschulen im Vergleich zu F&E-Kooperationen mit anderen Firmen sind, zeigen die Angaben in Tabelle 3.33. Nicht nur bezüglich Publikationen sondern auch bei der Generierung von Patenten, Prototypen/Testversionen und neuen Produkten scheinen die Kooperationen mit den inländischen Hochschulen am produktivsten zu sein.

Tabelle 3.33: Art der F&E-Kooperationspartner und Ergebnisse der F&E-

Kooperation (prozentualer Anteil der Firmen mit der jeweiligen Art des Kooperationspartners) 1997-1999

Kooperationspartner Publikationen Patente Prototypen/ Testversionen

Neue Produkte

Vertikale Kooperation (Zulie-ferer, Abnehmer etc.)

31.4 47.6 67.9 89.3

Horizontale Kooperation (Konkurrenten)

33.9 36.9 57.7 83.9

Kooperationen mit wissen-schaftsorientierten Institutio-nen

44.8 56.7 77.6 90.1

Total 31.8 46.0 65.7 88.0 Quelle: KOF-Innovationserhebung 1999.

Die Vernetzung mittels F&E-Kooperationen zwischen den Unternehmungen im Inland und Ausland (EU-Raum) sowie zwischen Schweizer Unternehmungen und inländischen und ausländischen wissenschaftsorientierten Institutionen ist im internationalen Vergleich hoch, allerdings nicht so hoch wie in einigen skan-dinavischen Ländern (Schweden, Finnland; siehe Tabelle 3.34).

Wird die internationale Vernetzung durch den Anteil der Patente mit mindestens einem ausländischen Ko-Inventor der Betrachtung zugrundegelegt, liegt die Schweiz 1999/2000 mit 29.8% zusammen mit Irland (29.3%) ganz vorne, ge-folgt von Österreich (23.9%) und Grossbritannien (20.7%) (Tabelle 3.35). Al-lerdings muss man dabei in Rechnung stellen, dass bei grossen Ländern (USA, Japan) naturgemäss dieser Anteil niedriger als in kleineren Ländern sein kann. Gegenüber 1991/1992 nahm der Schweizer Anteil der Kooperationspatente um 55.2% zu; der Anstieg war stark genug, um den Vorsprung gegenüber den ande-ren Ländern beizubehalten.

44

Tabelle 3.34: Prozentualer Anteil von Firmen mit innovationsorientierten Ko-operationen an den innovierenden Firmen

Land Kooperationen mit Hoch-schulen/Universitäten

Koopera-tionen total

National EU USA Schweiz 2000-2002: innovierende Firmen 7.0 2.7 1.0 17.9 Schweiz 2000-2002: F&E-treibende Firmen 10.7 4.1 1.7 27.4 Niederlande 5.2 1.9 0.4 24.0 Schweden 13.5 2.6 1.4 31.8 Finnland 28.2 5.0 0.8 50.6 Österreich 8.6 3.5 0.8 21.1 Deutschland 7.8 1.2 0.4 17.4 Frankreich 7.7 2.2 0.7 28.4 Italien 2.3 0.8 0.1 9.3

EU: Kooperationen bei Innovationsaktivitäten; Schweiz: F&E-Kooperationen. Quelle: Eurostat, New-Cronos (Referenzperiode: 1998-2000); KOF-Innovationserhebung 2002.

Tabelle 3.35: Patente in Kooperation mit ausländischen Ko-Inventoren (pro-

zentualer Anteil der inländischen Patentanmeldungen bei EPO) Land 1991/1992 1999/2000 Schweiz 19.2 29.8 Niederlande 11.8 15.6 Schweden 9.1 16.1 Finnland 8.6 12.0 Dänemark 14.7 17.2 Österreich 16.9 23.9 Irland 29.3 29.3 Deutschland 6.9 11.2 Frankreich 7.4 14.5 Italien 5.5 9.3 Grossbritannien 12.9 20.7 USA 6.4 11.3 Japan 2.4 2.9 EU 4.6 7.4 Quelle: OECD, Patent Database, September 2004.

Vernetzung und F&E-Internationalisierung

Die Internationalisierung von F&E-Aktivitäten hat in den neunziger Jahren stark zugenommen. Von einem bestimmten Standort aus betrachtet hat sich sowohl der Abfluss als auch der Zufluss von F&E-Investitionen merklich verstärkt. Die-se Thematik wird im Kapitel 4 eingehend behandelt. An dieser Stelle wird diese Internationalisierung bzw. deren Intensivierung als Ausdruck einer stärkeren Vernetzung der Forschungsstandorte angesehenen. In der Tat ist sowohl der An-teil der Auslandspatente in inländischem Besitz (Indikator für Auslandsaktivitä-

45

ten der einheimischen Firmen im F&E-Bereich) als auch der Anteil der inländi-schen Patente in ausländischem Besitz (Indikator für die F&E-Aktivitäten aus-ländischer Firmen im Inland) im OECD-Durchschnitt von 5.6% auf 7.9% bzw. von 8.3% auf 11.4% zwischen 1991/1992 und 1999/2000 gestiegen (Tabellen 3.36 und 3.37). Generell sind diese Anteile besonders hoch für kleinere Länder; sie sind in den neunziger Jahre für viele dieser Länder grösser geworden. Bezo-gen auf die Auslandspatente in inländischem Besitz hat sich der Anteil für die Schweiz von 35.9% auf 47.1% in der betrachteten Periode erhöht. Somit gelang-te die Schweiz von Position 3 (nach Irland und den Niederlanden) auf Position 1 (gefolgt von Irland, den Niederlanden und Schweden). Dieses Ergebnis ist zu einem grossen Teil auf die F&E-Aktivitäten im Ausland der grossen Pharma-Firmen zurückzuführen. Der Anteil der inländischen Patente in ausländischem Besitz, der auch als Indikator der Attraktivität des Forschungsstandorts betrach-tetet werden kann, stieg von 19.9% auf 23.2%. Die Schweiz nimmt dabei in bei-den hier betrachteten Zeitpunkten die Position 4 nach Irland, Grossbritannien und Österreich ein, vor den skandinavischen Ländern (Dänemark, Schweden, Finnland). Auf der Basis dieses Indikators scheint also die Schweiz ein über-durchschnittlich attraktiver Standort für Forschungsaktivitäten zu sein.

Tabelle 3.36: Auslandspatente in inländischem Besitz (prozentualer Anteil der

Patentanmeldungen in inländischem Besitz bei EPO) Land 1991/1992 1999/2000 Schweiz 35.9 47.1 Niederlande 40.7 32.4 Schweden 12.7 26.6 Finnland 10.2 22.7 Dänemark 17.2 14.4 Österreich 16.9 23.3 Irland 45.5 36.4 Deutschland 8.5 11.8 Frankreich 10.4 17.2 Italien 4.8 5.7 Grossbritannien 18.5 18.3 USA 11.6 17.3 Japan 3.1 3.8 EU 5.6 7.9 Quelle: OECD, Patent Database, September 2004.

46

Tabelle 3.37: Inländische Patente in ausländischem Besitz (prozentualer An-teil der inländischen Patentanmeldungen bei EPO)

Land 1991/1992 1999/2000 Schweiz 19.0 23.2 Niederlande 18.4 20.6 Schweden 13.8 16.3 Finnland 13.7 8.9 Dänemark 14.7 22.7 Österreich 25.4 36.6 Irland 44.3 37.9 Deutschland 9.9 13.1 Frankreich 12.5 20.8 Italien 13.2 18.3 Grossbritannien 28.9 37.2 USA 7.8 12.0 Japan 3.6 3.8 EU 8.3 11.4 Quelle: OECD, Patent Database, September 2004.

3.4 Gründungen von wissensorientierten Unternehmungen

Unternehmensgründungen in der Hightech-Industrie und in den modernen, wis-sensintensiven Dienstleistungen, insbesondere universitäre Spin-offs, werden als ein wichtiger Kanal zur Einführung bzw. Beschleunigung der Diffusion von neuem technologischen Wissen angesehen. Junge, innovative Firmen erweisen sich oft als ein bedeutendes Vehikel zur Entwicklung und Übertragung ins-besondere von Erkenntnissen der universitären Grundlagenforschung, sei es durch ihr selbständiges Agieren über längere Zeit (z.B. der berühmte Fall von Microsoft), sei es durch die Übernahme von einer grossen, etablierten Unter-nehmung, die für die weitere Entwicklung und Verbreitung der Neuerungen sorgt (z.B. im Biotech-Bereich).

Leider sind internationale Vergleiche der Gründungsdynamik datenbedingt äus-serst schwierig. Deswegen begnügen wir uns hier mit einem Vergleich der An-teile der Firmen aus dem Hightech-Bereich bzw. den modernen Dienstleistungen am Total der Unternehmensgründungen einer bestimmten Kohorte.

Tabelle 3.38 zeigt die sektorale Zusammensetzung von fünf Kohorten von «greenfield»-Gründungen in der Schweiz zwischen 1996 und 2002 gemäss der Unternehmensdemografie des BFS. Der Anteil der Industriegründungen blieb bei ca. 7% weitgehend konstant über den hier betrachteten Zeitraum. Davon sind schätzungsweise ca. 30%, also etwas über 2% des Totals, Gründungen in den

47

Hightech-Branchen (Chemie/Kunststoffe, Maschinenbau, Elektrotechnik, Elek-tronik/Instrumente). Rund 47% aller Gründungen im Jahr 2002 waren Firmen in den modernen Dienstleistungen, wobei der Grossteil (32.2% des Totals) aus den unternehmensnahen Dienstleistungen stammte (Engineering, Wirtschaftsprü-fung, Unternehmensberatung etc.).

Tabelle 3.38: Unternehmensgründungen im Industriesektor und in den mo-

dernen Dienstleistungen; prozentualer Anteil am Total 1996/1997 1999 2000 2001 2002

Industrie 7.6 6.9 7.0 7.5 6.9 Banken/Versicherungen 2.1 1.8 2.4 3.1 4.7 Informatik 7.6 10.6 12.2 12.2 10.0 Dienstleistungen für Unternehmen 32.4 32.8 31.5 32.1 32.2 Total, absolut 7113 11074 13304 11350 10193 Quelle: BFS, eigene Berechnungen; BFS-Medienmitteilung 28.6.2004.

Der Vergleich mit entsprechenden Angaben für sechs EU-Länder zeigt, dass be-züglich der Zusammensetzung der Gründungen nach Branchen die Entwicklung in der Schweiz ähnlich verläuft wie in den anderen Ländern. Die Schweiz liegt sogar besser als die meisten dieser Länder, was die Ausrichtung der Gründungs-tätigkeit auf die dynamischeren Wirtschaftsbereiche betrifft (vgl. dazu auch die Angaben zu den universitären Spin-offs in Tabelle 3.27). Allerdings sagen diese Angaben nichts über die Gründungsdynamik (z.B. Anteil der Gründungen am Gesamtbestand der Unternehmungen) aus.

Tabelle 3.39: Unternehmensgründungen im Industriesektor und in den mo-

dernen Dienstleistungen im internationalen Vergleich 2001; pro-zentualer Anteil am Total

Industrie Hightech-Bereich

(1)

Banken/ Versiche-rungen

Informatik DL für Unter-

nehmenSchweiz 7.5 (2.2)(2) 3.1 12.2 32.1 Dänemark 5.9 1.4 0.9 9.7 29.3 Italien 9.0 2.0 2.1 3.6 24.8 Niederlande 5.3 1.4 6.1 6.5 26.7 Finnland 8.1 1.7 2.3 4.0 21.1 Schweden 6.7 1.2 0.9 6.4 32.4 Grossbritannien (3) 7.2 1.7 1.3 9.9 24.8 (1): Chemie, Kunststoffe, Maschinen- und Fahrzeugbau, Elektrotechnik, Elektronik und wissenschaftli-che Instrumente; (2): Schätzung; (3): Jahr 2000. Quelle: Eurostat, BFS, eigene Berechnungen.

48

3.5 Entwicklung der Innovationsleistung des Standorts Schweiz im inter-nationalen Vergleich4

Entwicklung seit 1990

Die Analyse im Abschnitt 3.5 basiert auf den Ergebnissen von fünf Unter-nehmensumfragen, welche die KOF seit 1990 im Auftrag des Bundes durchge-führt hat. Der Anteil von Firmen, die am Markt bzw. im Betrieb Innovationen (Produkt- bzw. Prozessneuerungen) einführten, nahm in der Industrie seit 1991/1993 kontinuierlich ab (Tabelle 3.40). Demgegenüber stabilisierte sich in jüngster Zeit – allerdings auf tiefem Niveau – der Anteil F&E-treibender und patentaktiver Firmen sowie der Anteil der Unternehmen, die Weltneuheiten lan-cierten. Im Dienstleistungssektor, der generell einen geringeren Anteil innovie-render Firmen aufweist, war die Entwicklung etwas günstiger.

Tabelle 3.40: Innovationsaktivitäten, Industrie 1988/1990 bis 2000/2002, in %

aller Firmen Firmen mit: Innovationen F&E-

Aktivitäten Patent-

aktivitäten Welt-

neuheiten Industrie 1988/1990 81.0 70.0 17.5 1991/1993 84.1 81.6 31.6 23.5 1994/1996 78.0 68.5 34.0 30.3 1997/1999 70.6 49.3 13.0 16.6 2000/2002 65.9 49.2 11.3 16.9 Dienstleistungen 1994/1996 63.7 1997/1999 54.3 17.7 3.4 2000/2002 52.4 24.0 2.4

Neben der Innovationshäufigkeit spielt im Hinblick auf eine Beurteilung der Entwicklung der Innovationsperformance auch die Innovationsintensität in inno-vativen Unternehmen eine Rolle. Aufgrund diverser Indikatoren wie «Innova-tionsausgaben in Relation zum Umsatz», «technische» und «ökonomische Be-deutung» der realisierten Neuerungen sowie «Umsatzanteil innovativer Pro-dukte» erhalten wir folgendes Bild: In der Industrie war der Einsatz von Res-sourcen für die Innovationstätigkeit in der Periode 2000/2002 weit geringer als

4 Es werden hier die Ergebnisse der Innovationserhebung 2002 zusammengefasst (siehe Ar-

vanitis et al. 2004a).

49

in den bisher besten Jahren 1991/1993. Gegenüber 1997/1999 nahmen zwar die Forschungsausgaben weiter ab; aber die stärker anwendungsorientierten Auf-wendungen (vor allem Konstruktion/Design, innovationsorientierte Folge-investitionen, im Prozessbereich auch Entwicklungsausgaben) wurden – jedoch von sehr tiefem Niveau aus – wieder etwas erhöht (vgl. auch Abschnitt 3.1.1).

Eine ähnliche Tendenz wie bei den anwendungsorientierten Aufwandkom-ponenten lässt sich auch für den technischen und ökonomischen Gehalt der rea-lisierten Neuerungen feststellen. Dagegen hielt der Rückgang des Umsatzanteils innovativer Produkte weiter an. Die im Vergleich zum Ressourceneinsatz güns-tigere Entwicklung der ergebnisorientierten Indikatoren deutet – besonders aus-geprägt, wenn die gesamte Analyseperiode 1991/1993 bis 2000/2002 betrachtet wird – auf eine Steigerung der «Produktivität» des innovationsorientierten Mit-teleinsatzes hin. Möglicherweise hängt dies mit der Verschiebung der Innovati-onsaufwendungen in Richtung stärkerer Anwendungsorientierung zusammen, was längerfristig gesehen nicht unproblematisch sein könnte. Die Entwicklung der Innovationsaktivitäten im Dienstleistungssektor zeigt ein ähnliches Muster wie diejenige in der Industrie.

Kombiniert man die Informationen zur Entwicklung des Anteils von Firmen mit spezifischen Innovationsaktivitäten (innovierende, F&E-treibende und patent-aktive Firmen sowie Unternehmen, die Weltneuheiten einführten) mit Daten zur Veränderung der Innovationsintensität, gelangt man zu folgender Einschätzung: In der Industrie trat zwischen der günstigsten Periode 1991/1993 und 1997/1999 eine markante Verschlechterung der Innovationsleistung ein. Seither scheint sich die Performance auf tiefem Niveau mehr oder weniger stabilisiert zu haben. Ähnliches – wenn auch wegen der kurzen Beobachtungsperiode weniger gut ab-gesichert – gilt für den Dienstleistungssektor.

Internationaler Vergleich der Innovationsaktivitäten

Für das internationale «Benchmarking» der Innovationsleistung stehen nur An-gaben für die europäischen Länder (ohne Grossbritannien) zur Verfügung; denn nur in der EU werden Innovationserhebungen durchgeführt, die mit unserer Um-frage vergleichbar sind («Community Innovation Survey»).

In Tabelle 3.41 findet sich ein internationaler Vergleich der Innovationsleistung, der sich im Fall der EU-Länder auf Angaben für 1998/2000, für die Schweiz auf 2000/2002 bezieht. Die in der Grafik dargestellte Gesamteinschätzung beruht auf dem Durchschnitt der Ränge, die ein Land bei fünf Innovationsindikatoren erreichte (zur Auswahl der Indikatoren siehe die Anmerkung zu Tabelle 3.41).

50

Die Indikatoren erfassen alle Phasen des Innovationsprozesses (input-, output- und marktorientierte Messgrössen). Aus der Tabelle geht hervor, dass die Schweiz, gefolgt von Schweden, Finnland und Deutschland, den ersten Rang einnimmt (niedrigster Rangdurchschnitt); die nächstplazierten Länder liegen be-reits recht deutlich zurück. Eine nach Indikatoren desaggregierte Betrachtung (siehe Arvanitis et al. 2004b, Grafik 3) zeigt, dass die Schweiz, gefolgt von Deutschland, den höchsten Anteil innovierender Unternehmen aufweist, woge-gen Schweden und Finnland mässige Werte aufweisen. Die auf den Umsatz be-zogenen Innovationsausgaben sind in Schweden, gefolgt von der Schweiz, am höchsten; in dieser Hinsicht liegen Deutschland und Finnland um Einiges zu-rück. Beim Umsatzanteil innovativer Produkte verzeichnen Finnland und Deutschland einen deutlichen Vorsprung auf eine Gruppe von fünf Ländern, zu der – wenn auch als letztes – auch die Schweiz zählt.

Die Schweiz liegt nicht nur insgesamt, sondern auch in der Industrie und – noch ausgeprägter – im Dienstleistungssektor auf Rang 1. In beiden Bereichen ist die-se Spitzenstellung branchenmässig breit abgestützt.

Tabelle 3.41: Durchschnittlicher Rang aus fünf ausgewählten Innovationsin-

dikatoren Länder Durchschnittlicher Rang Spanien 12.6 Norwegen 12.4 Luxemburg 11.8 Griechenland 11.3 Italien 11.0 Dänemark 10.6 Niederlande 10.4 Österreich 9.4 Portugal 9.0 Island 7.6 Frankreich 6.8 Belgien 6.0 Deutschland 4.6 Finnland 4.4 Schweden 3.8 Schweiz 2000-02 3.4 Der durchschnittliche Rang wurde aus den Rängen der einzelnen Länder bei den Innovationsindika-toren «Anteil Innovatoren», «Innovationsausgaben in % des Umsatzes», «Anteil F&E-Treibende», «F&E-Ausgaben in % des Umsatzes», «Umsatzanteil innovativer Produkte (alle Firmen)» gebildet (arithmetisches Mittel). Quelle (Vergleichswerte): Eurostat, NewCronos; http://europa.eu.int/newcronos/. Bezugsperiode: 1998-2000 (Ausnahme Schweiz: 2000-2002)

51

Hervorzuheben ist zudem, dass die Schweiz bei den KMU im internationalen Vergleich ganz besonders gut abschneidet (siehe dazu Tabelle 3.42). Für den internationalen Vergleich berechnen wir zuerst für jede Grössenklasse und für jeden Indikator den Rang eines Landes. Anschliessend wird je Land und Grös-senklasse das arithmetische Mittel der Ränge berechnet, die für die fünf Indika-toren ermittelt wurden. Im letzten Schritt wird auf der Basis dieser Rangziffer je Grössenklasse eine Rangliste der Länder erstellt. Dieses summarische Verfahren

Tabelle 3.42: Innovationsindikatoren im internationalen Vergleich nach Grös-

senklassen Anteil In-

novatoren (%)

Inno.ausg. in % des

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Grössen-klassen

alle Firmen

alle Firmen

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Innov. Firmen

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52

liefert folgende Resultate: Die Schweiz belegt in allen drei Grössenklassen Rang 1, bei den Grossunternehmen zusammen mit Finnland. Der Vorsprung gemäss der durchschnittlichen Rangziffer ist bei den mittelgrossen Firmen noch grösser als bei den kleinen.

Ein Blick auf die Resultate für die einzelnen Indikatoren zeigt jedoch durchaus grössenspezifische Unterschiede. So steht die Schweiz bei den Grossunter-nehmen im Vergleich zu den andern Ländern gemäss drei der fünf Indikatoren schlechter da als bei kleinen und mittelgrossen Firmen (Anteil Innovatoren, An-teil F&E-Treibende, Umsatzanteil innovativer Produkte), bei den andern beiden Indikatoren (Innovations- sowie F&E-Ausgaben als Umsatzanteil) gibt es keine grössenspezifischen Rangdifferenzen. Die Unterschiede zwischen den kleinen und den mittelgrossen Firmen hinsichtlich des internationalen Rankings sind dagegen nur gering. Insgesamt beruht also die Spitzenleistung der Schweiz in besonderem Mass auf den KMU (vgl. dazu auch die Angaben zur F&E-Intensität in Tabelle 3.1).

Im Laufe der neunziger Jahre hat sich die relative Innovationsposition der Schweiz im internationalen Vergleich verschlechtert. Der erste Gesamtrang konnte aber gehalten werden, was primär der hohen Innovationskraft im Dienst-leistungssektor zu verdanken ist. In der Industrie dagegen ging gemäss allen In-dikatoren Terrain verloren. Dennoch war auch in diesem Sektor der Anteil inno-vierender Firmen am Ende des Vergleichszeitraums in keinem Land so hoch wie in der Schweiz; der beträchtliche Vorsprung auf die nächstfolgenden Länder, den die Schweiz vor zehn Jahren noch aufgewiesen hatte, ging aber weitgehend verloren. Bei anderen Indikatoren schlug sich die rückläufige Performance in der Industrie auch rangmässig nieder; aber die Schweiz gehört auch da noch immer zur Spitzengruppe.

3.6 Innovationshemmnisse als Standortnachteile 5

Entwicklung seit 1990

Im Laufe der neunziger Jahre verloren gemäss Tabelle 3.43 die Innovations-hemmnisse generell an Bedeutung. Die Entspannung war zwischen 1994/1996 und 1997/1999 besonders ausgeprägt. Kosten- und risikobezogene Hemmnisse machten sich zusehends weniger bemerkbar. Die Behinderung der Innovations-tätigkeit durch einen Fachkräftemangel nahm in den frühen neunziger Jahren und dann wieder zwischen 1994/1996 und 1997/1999 ab, um sich dann auf 5 Dieser Abschnitt basiert auf die Ausführungen in Arvanitis et al. (2004a).

53

«mittlerem» Niveau zu stabilisieren. Bei diesem Hemmnisfaktor scheint in der längeren Frist eine gewisse, wenn auch noch unzureichende Entspannung einge-treten zu sein. Eine sukzessive Verbesserung erfolgte im Bereich der staatlichen Regulierung (Beschränkung des Zutritts zum EU-Markt, restriktive Arbeits-marktregulierungen für Ausländer, Regulierung von Produktmärkten im Inland, Planungs-/Bauvorschriften, Umweltgesetzgebung) obwohl in jüngster Zeit nur noch in Einzelfällen weitere Fortschritte erzielt wurden. Gemäss den Firmenan-gaben stellen heute vor allem restriktive Planung-/Bauvorschriften noch ein Problem dar. Finanzierungsengpässe behinderten bis Mitte der neunziger Jahre die Innovationstätigkeit in zunehmendem Mass; auch während des Konjunktur-aufschwungs von 1997/2000 und in den Jahren danach trat keine Besserung ein. Bis auf die Maschinenbauindustrie scheint es kein zusätzlicher Bedarf für staat-liche Forschungsförderung zu geben.

Internationaler Vergleich

Wie erwähnt haben die Innovationshemmnisse in der Schweiz im Laufe der neunziger Jahre mit Ausnahme von Finanzierungsproblemen an Bedeutung ein-gebüsst. Ob sich die Schweiz dank dieser günstigen Entwicklung auch gegen-über dem Ausland verbessern konnte, lässt sich mangels entsprechender konsi-stenter Zeitreihen in den EU-Ländern leider nicht beurteilen. Wir müssen uns deshalb auf eine grobe Einschätzung der aktuellen schweizerischen Position im Vergleich zu anderen innovativen Ländern Europas beschränken (Tabelle 3.44).

Die finnische Wirtschaft wird in ihrer Innovationstätigkeit durchwegs, und zwar mit Abstand, am wenigsten behindert. Bei der Finanzierung von Innovations-projekten sind die Verhältnisse in der Schweiz unter Berücksichtigung konjunk-tureller Differenzen etwa mit denjenigen in Schweden vergleichbar, während Deutschland schlechter dasteht. Der Mangel an Fachkräften (ebenfalls «kon-junkturbereinigt») ist in der Schweiz etwa gleich häufig (oder etwas häufiger) ein Problem wie in Deutschland; in dieser Hinsicht herrschen in Schweden, wenn auch nicht so ausgeprägt wie in Finnland, ebenfalls günstigere Bedin-gungen. Die Regulierungsproblematik dagegen ist überall (ausser in Finnland) etwa gleich ausgeprägt.

Insgesamt ist die Schweizer Wirtschaft mit etwas höheren Innovationsbarrieren konfrontiert als Schweden, befindet sich aber in einer besseren Lage als Deutschland, während die finnische Wirtschaft von einem äusserst günstigen Innovationsklima profitiert. Im internationalen Vergleich dürfte in der Schweiz – strukturell gesehen – der Fachkräftemangel das wohl wichtigste Hemmnis dar-stellen.

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3.7 Gesamteinschätzung des F&E- und Innovationssystems der Schweiz

Einleitende Bemerkungen

In diesem Abschnitt werden Art und Qualität des schweizerischen Nationalen Innovationssystems (NIS) im internationalen Kontext zusammenfassend gewür-digt (Stärken/Schwächen-Profil). Bei dieser Gesamteinschätzung werden sowohl Niveau der verschiedenen Indikatoren als auch – sofern die Datenlage es zulässt – deren Veränderungsrate in den neunziger Jahren in die Betrachtung einbezo-gen. Die Niveaus von (meistens) Bestandsgrössen reflektieren das kumulierte Ergebnis vergangener Aktivitäten (z.B. Höhe der F&E-Aufwendungen), und somit auch die Pfadabhängigkeit dieser Ergebnisse; die Veränderungsrate deutet auf die zukünftige Entwicklungsrichtung hin, insbesondere für Grössen, die In-vestitionen darstellen (z.B. Bildungs- und F&E-Aufwendungen aufgefasst als Wissensinvestitionen), deren Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Leistung sich erst mit einer Verzögerung von mehreren Jahren bemerkbar macht.

Ausstattung mit Ressourcen: schwaches Wachstum auf hohem Niveau

Die Schweizer Volkswirtschaft weist zwar nach wie vor einen im inter-nationalen Vergleich hohen Anteil der F&E-Aufwendungen am BIP auf, aber die F&E-Aufwendungen nahmen zwischen 1996 und 2000 in keinem der hier betrachteten 13 OECD-Länder so schwach zu wie in der Schweiz. Das ins-gesamt bescheidene Wachstum beruht ausschliesslich auf der Privatwirtschaft, während im öffentlichen Sektor die F&E-Ausgaben sogar gesunken sind. Die Investitionen in F&E stagnierten also praktisch in den neunziger Jahren.

Die F&E-Investitionen konzentrieren sich in der Schweiz deutlich weniger auf grosse Unternehmungen als in den meisten Vergleichsländern. Die KMU tragen also in der Schweiz das F&E-System wesentlich stärker mit als in andern Län-dern, was als relativer Vorteil der Schweizer Wirtschaft einzuschätzen ist. Eine breitere Verteilung der F&E-Investitionen führt einerseits zu einer Diver-sifikation der Innovationsrisiken für den Forschungsstandort Schweiz, anderseits zu einer höheren Absorptionsfähigkeit des NIS, da die Kompetenzen zur Wis-sensaufarbeitung breit gestreut sind.

Ein weiterer relativer Vorteil des Forschungsstandorts Schweiz ist die im Ver-gleich zum Ausland starke Ausrichtung auf die Grundlagenforschung. Dies ge-währleistet die langfristige Wissensbasis für die zukünftige Innovationstätigkeit.

Bezüglich der F&E-Aufwendungen des öffentlichen Sektors lässt sich folgende Entwicklung feststellen: Bei insgesamt bis 2000 real absolut sinkenden Budget-

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mitteln des Bundes wurden in den neunziger Jahren die Ausgaben für F&E-Beiträge auf Kosten der Ressortforschung stark erhöht. Bei sukzessiv höheren Auslandsverpflichtungen (EU-Programme etc.) fand innerhalb der F&E-Bei-träge zunächst (Mitte der neunziger Jahre) eine Aufstockung der Mittel für die Fachhochschulen auf Kosten der SNF-Beiträge statt. Anschliessend wurde der Anteil der SNF-Mittel durch eine stärkere Umschichtung zu Lasten der Ressort-forschung ungefähr auf das frühere Niveau korrigiert. Somit konnte erreicht werden, dass die Mittel für den SNF (Grundlagenforschung) bzw. der KTI (an-gewandte Forschung, stark unternehmensbezogene angewandte Forschung) in den neunziger Jahren relativ stark wachsen konnten.

Die öffentliche F&E-Förderung, die im Wesentlichen durch die KTI wahrge-nommen wird, ist in der Schweiz – bezogen auf das Mittelvolumen – schwach. Sie ist im Ländervergleich am stärksten auf KMU (Firmen mit weniger als 250 Beschäftigten) ausgerichtet. Inhaltlich entspricht sie einer «diffusion-oriented» Technologiepolitik, die – jedenfalls in den letzten Jahren – Schwerpunkte setzt, die im Einklang mit der Grundausrichtung des Unternehmenssektors bezüglich der zukünftigen Technologiefelder stehen (z.B. Nanotechnologien, Informatik, Medizinaltechnik). Der Wirkungsradius bleibt aber zwangsläufig klein.

Zwar liegt die Schweiz hinsichtlich des Anteils der Bevölkerung mit tertiärer Ausbildung nur im Mittelfeld der Vergleichsländer. Die Relevanz dieses Indi-kators zur Beurteilung des Forschungsstandorts Schweiz wird aber relativiert durch die Resultate eines Vergleichs des Anteils der Beschäftigten in Wissen-schaft/Technologie; nach diesem Indikator liegt die Schweiz weit vorn. Offenbar ist in der Schweiz der Anteil der Personen mit tertiärer Ausbildung, die im Be-reich «Wissenschaft/Technologie» beschäftigt sind, merklich höher als in ande-ren Ländern. Darüber hinaus weist die Schweiz den höchsten Bevölke-rungsanteil von Personen mit einer Qualifikation auf Doktoratsstufe auf.

Gut ist die Schweizer Position auch in der dynamischen Betrachtung: Die Zahl der Beschäftigten mit tertiärer Ausbildung und der Forscher im Unter-nehmenssektor hat in der Schweiz in den letzten Jahren stark zugenommen. Hin-sichtlich der Zuwachsrate belegt die Schweiz bei beiden Indikatoren unter den 13 Vergleichsländern den fünften Platz.

Im internationalen Vergleich weist die Schweiz auf der tertiären Stufe pro Aus-zubildenden nach wie vor die höchsten Ausgaben auf. Bezogen auf das BIP sind jedoch die Aufwendungen nicht besonders hoch; sie betragen nur etwa die Hälf-te des OECD-Durchschnitts und liegen sogar leicht unter dem Mittelwert der EU. Die Schweiz verfügt also über einen teuren, aber vergleichsweise kleinen Sektor der tertiären Ausbildung.

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Der BIP-Anteil der Ausgaben für höhere Bildung ist zwischen 1992 und 2000 um lediglich 0.1 Prozentpunkte insgesamt gestiegen, was angesichts der BIP-Stagnation in diesem Zeitraum auf absolut nur leicht zunehmende Bildungs-investitionen hinweist. In Ländern wie Schweden oder den USA ist der BIP-Anteil der Bildungsausgaben im gleichen Zeitraum bei beträchtlich höherem BIP-Wachstum als in der Schweiz um 0.6 bzw. 0.4 Prozentpunkte gestiegen. Es wurde also in der Schweiz in den neunziger Jahren weniger stark als in den be-züglich Innovationsperformance Spitzenländern in Bildung investiert.6 Nicht zuletzt dank den ausländischen Arbeitskräften konnte der Bedarf an qualifi-ziertem Personal dennoch weitgehend abgedeckt werden.

Die Stagnation bzw. Reduktion der privaten bzw. öffentlichen «Wissens-investitionen» in den neunziger Jahren scheint letztlich die gleiche Hauptursache zu haben, nämlich die wirtschaftliche Stagnation der neunziger Jahre, die über einen längeren Zeitraum die Finanzierung sowohl der privaten F&E-Investitionen aus den laufenden Erträgen als auch der öffentlichen Forschungs- und Bildungsausgaben aus den laufenden Staatseinnahmen bei insgesamt eher restriktiver Fiskalpolitik stark behindert hat. Die im internationalen Vergleich eher geringen Investitionen in F&E und Bildung könnten sich als die Haupt-schwäche für die zukünftige Entwicklung des Forschungsstandorts Schweiz er-weisen, da die «Wissensinvestitionen» eine längere «Aufkeimzeit» als sonstige Investitionen benötigen.

Nationale und internationale Vernetzung: stark, könnte aber stärker sein

Die internationale Vernetzung der Schweizer Grundlagenforschung – gemessen z.B. durch den Anteil der ausländischen Doktorierenden bzw. den Anteil der gemeinsam mit ausländischen Forschern verfassten Publikationen – ist im inter-nationalen Vergleich sehr hoch. Dieses Resultat ist hauptsächlich auf die Natur-wissenschaften zurückzuführen. Im Zeitablauf hat jedoch die internationale Vernetzung – verglichen mit dem weltweiten Durchschnitt – etwas abgenom-men.

Die Vernetzung zwischen den Unternehmungen im Inland und Ausland (EU-Raum) sowie zwischen Schweizer Unternehmungen und inländischen bzw. aus-

6 Ein anderes Problem, das hier nicht behandelt wird, ist die Frage des effizienten Einsatzes

der verfügbaren Mittel im tertiären Sektor. Diese Effizienzprobleme beziehen sich nicht primär auf den Einsatz in den einzelnen Institutionen, sondern eher auf die durch die föde-ralistische Struktur des Landes bedingte vermutlich suboptimale Ressourcenallokation ins-gesamt (kantonale Universitäten, regionale Fachhochschulen).

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ländischen wissenschaftsorientierten Institutionen ist im internationalen Ver-gleich hoch, allerdings nicht so hoch wie in einigen skandinavischen Ländern, die in den neunziger Jahren eine Spitzenposition bezüglich der Innovations-performance erreicht haben. Gemäss unseren Indikatoren scheint aber der Wis-sens- und Technologietransfer zwischen den Schweizer Unternehmungen und den wissenschaftlichen Institutionen im Inland und Ausland gar nicht so schwach zu sein, wie in einigen Studien in den letzten Jahren behauptet wird (siehe z.B. Zinkl/Strittmatter 2003).

Wissens- und Innovationsoutput: schwaches Wachstum auf hohem Niveau

Der Schweizer Forschungsstandort weist pro Einwohner nach Schweden und Finnland die höchste Publikationshäufigkeit auf. Allerdings hat der Publika-tionsoutput in den letzten Jahren in eher bescheidenem Mass zugenommen. Auch die Qualität der Publikationen ist hoch, verzeichnet die Schweiz doch nach den USA den höchsten «Impact-Faktor».

Die Patentaktivität – gemessen durch die Anzahl Patentanmeldungen pro Ein-wohner – ist in keinem Land so hoch wie in der Schweiz, sowohl gemäss den europäischen Patentanmeldungen (EPO) als auch den sogenannten «Triade»-Patentanmeldungen.

Allerdings sind bezüglich beider Indikatoren relativ schwache Zuwächse in den neunziger Jahren zu verzeichnen. In dynamischer Hinsicht sind auch beim Wis-sensoutput Abschwächungstendenzen erkennbar, die grösstenteils auf die für die Aufrechterhaltung einer Spitzenposition im internationalen Innovations-wettbewerb ungenügende Entwicklung der Inputgrössen (F&E-Aufwendungen) zurückzuführen sind.

Im Laufe der neunziger Jahre hat sich die relative Innovationsposition der Schweiz im internationalen Vergleich verschlechtert. Der erste Gesamtrang ge-mäss unserem Bündel von Innovationsindikatoren konnte aber gehalten werden, was primär der hohen Innovationskraft im Dienstleistungssektor zu verdanken ist. In der Industrie dagegen ging gemäss allen Indikatoren Terrain verloren. Dennoch war auch in diesem Sektor der Anteil innovierender Firmen am Ende des Vergleichszeitraums in keinem europäischen Land so hoch wie in der Schweiz; der beträchtliche Vorsprung auf die nächstfolgenden Länder, den die Schweiz vor zehn Jahren noch aufgewiesen hatte, ging aber weitgehend verlo-ren. Bezüglich der Innovationsleistung weist die Schweiz einen wichtigen rela-tiven Vorteil gegenüber anderen Ländern auf, nämlich die Spitzenperformance im Innovationsbereich ihres KMU-Sektors.

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Wissens- und Innovationsoutput: ist die bestehende Spezialisierung zukunfts-trächtig?

Die Schweizer Forschung weist in der Grundlagenforschung bezogen auf den OECD-Mittelwert (Publikationen) eine überdurchschnittliche Spezialisierung in den Naturwissenschaften und den «Life Sciences» auf. Dagegen ist in der Schweiz der Forschungsoutput der Ingenieurwissenschaften/Mathematik und der Sozial-/Verhaltenswissenschaften unterdurchschnittlich.

Bezogen auf die drei Spitzentechnologien «Informations- und Kommunikations-technologien» (IKT), «Bio-/Gentechnologie» und «Nanotechnologie» zeigt sich folgendes Bild:

– Im Hardware-Bereich der IKT ist die Schweizer Präsenz auf allen Stufen bis zur Produktion aus historischen Gründen schwach. Wie die Entwicklung der Schweizer Hightech-Exporte im Vergleich zu anderen OECD-Ländern de-monstriert, beteiligte sich die Schweizer Industrie in den neunziger Jahren nur schwach am Wachstumsmarkt «Computer/Elektronik».

– Die Schweiz ist auch im Software-Bereich unterdurchschnittlich speziali-siert. Im Gegensatz aber zum Hardware-Bereich war die Entwicklung im Software-Bereich in den letzten Jahren günstig; das Wachstum der schweize-rischen Software-Patentanmeldungen im Zeitraum 1998-2003 war – aller-dings ausgehend von einem niedrigen Niveau – sehr ausgeprägt. In diesem Bereich gäbe es in der Zukunft in bestimmten hochspezialisierten «Nischen» noch Entwicklungspotential für die Schweizer Software-Produzenten.

– In den Nanotechnologie, die sich noch grösstenteils in der Phase der Grund-lagenforschung befindet, ist die Schweizer Forschung nicht zuletzt dank ih-rer bisherigen Spezialisierung (u.a. Präzisionsmaschinen, wissenschaftliche Instrumente) sehr gut vertreten. Es wird sich noch zeigen, ob dieser relative Vorteil in der Forschung später auch zu einer relativen Stärke bei den An-wendungen führen wird.

– Berücksichtigt man auch das Potential der Schweizer Firmen im Ausland, von welchem nachweislich stark auch der Forschungsstandort Schweiz profi-tiert, ist die Schweizer Position im Biotech-Bereich im internationalen Ver-gleich stark. Qualitativ hochstehende Forschung bzw. hochqualifiziertes F&E-Personal und ein kleiner, aber leistungsfähiger Sektor von kleineren Biotech-Firmen, die sich primär als hochspezialisierte Zulieferer von High-tech-Inputs für die pharmazeutische Grossindustrie betätigen, stellen den

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spezifischen Beitrag des Forschungsstandorts Schweiz an der ansonsten stark international ausgerichteten F&E-Tätigkeit der Basler Chemie dar.

Die Struktur der Higtech-Güterexporte reflektiert das heutige Spezialisierungs-muster der Schweizer Wirtschaft: überdurchschnittliche Spezialisierung in vier der insgesamt acht Hauptgruppen von hochtechnologischen Produkten, nämlich in den Kategorien, welche hinsichtlich Technologieintensität die Ränge 4 (Phar-ma), 5 (wissenschaftliche Instrumente), 7 (Chemie) und 8 (nichtelektrische Ma-schinen) einnehmen. In den technologisch ganz vorn plazierten Bereichen 1 (Luft- und Raumfahrt), 2 (Computer) und 3 (Elektronik) ist die Schweiz – ihrer Produktionsstruktur entsprechend – schwach vertreten. Bei den elektrischen Ma-schinen (Kategorie 6) liegt die Spezialisierung der Schweizer Industrie etwa beim OECD-Durchschnitt.

Bei den Exporten wissensbasierter Dienstleistungen weist die Schweiz im OECD-Vergleich bei den Finanzdienstleistungen die höchste Spezialisierung auf, bei den Versicherungen nach Grossbritannien die zweithöchste. Relativ schwach ist die Schweiz bei den unternehmensnahen Dienstleistungen, die im-mer noch hauptsächlich binnenwirtschaftlich orientiert sind.

Kann angesichts einer solchen Entwicklung von einer «Lock-in-Problematik» gesprochen werden? Nur teilweise. Die hohe Spezialisierung im technologisch als «reif» und somit wenig entwicklungsfähig in der Zukunft angesehenen Be-reich des Maschinenbaus bleibt erhalten. Eine Erweiterung der Aktivitäten im Computer-/Elektronikbereich blieb aus. Aber das bestehende Fähigkeitskapital wurde zusätzlich auch im «Nischen»-Bereich der wissenschaftlichen Instru-mente (inkl. Medizinaltechnik) sehr erfolgreich eingesetzt. Ein analoger Prozess hat auch in der chemischen Industrie stattgefunden: die Umorientierung von den traditionellen Chemikalien zu den pharmazeutischen Produkten (Stichwort: Um-strukturierung der Basler Chemie etc.) vollzog sich in den neunziger Jahren rela-tiv unproblematisch. Schliesslich wäre zu bemerken, dass diese Umstellungen praktisch ohne Beanspruchung von öffentlichen Mitteln vor sich ging, da die Förderungsprogramme der KTI zwar die «richtigen» Technologiebereiche (Na-notechnologie, Medizinaltechnik, Software etc.) anvisierten (bzw. anvisieren), aber angesichts ihrer schwachen Dotierung kaum gesamtwirtschaftlich ins Ge-wicht fallende Effekte aufzeigen konnten.

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Innovationshemmnisse

Im Laufe der neunziger Jahre verloren die Innovationshemmnisse generell an Bedeutung. Die Entspannung war zwischen 1994/1996 und 1997/1999 beson-ders ausgeprägt. Kosten- und risikobezogene Hemmnisse machten sich zuse-hends weniger bemerkbar. Die Behinderung der Innovationstätigkeit durch ei-nen Fachkräftemangel nahm in den frühen neunziger Jahren und dann wieder zwischen 1994/1996 und 1997/1999 ab, um sich dann auf «mittlerem» Niveau zu stabilisieren. Bei diesem Hemmnisfaktor scheint in der längeren Frist eine gewisse, wenn auch noch unzureichende Entspannung eingetreten zu sein. Fi-nanzierungsengpässe behinderten bis Mitte der neunziger Jahre die Innovations-tätigkeit in zunehmendem Mass; auch während des Konjunkturaufschwungs von 1997/2000 und in den Jahren danach trat keine Besserung ein.

Eine sukzessive Verbesserung erfolgte im Bereich der staatlichen Regulierung (Beschränkung des Zutritts zum EU-Markt, restriktive Arbeitsmarktregulierun-gen für Ausländer, Regulierung von Produktmärkten im Inland, Planungs-/ Bau-vorschriften, Umweltgesetzgebung) obwohl in jüngster Zeit nur noch in Einzel-fällen weitere Fortschritte erzielt wurden.

Generell sind die Regulationshemmnisse auf den Produktmärkten in der Schweiz trotz Verbesserungen in den neunziger Jahren immer noch relativ hoch.7 Dies hängt damit zusammen, dass die Verbesserungen nicht stark genug waren bzw. die meistens anderen Länder grössere Erfolge in diesem Bereich vorzuweisen haben. Gemäss dem OECD-Indikator für die Regulierungsdichte auf den Produktmärkten stand die Schweiz 1990 auf der Position 8 (unter der 13 hier betrachteten Ländern), verlor aber bis 1998 weitere drei Ränge (Position 11). Der entsprechende Indikator nahm zwar in diesem Zeitraum um 0.6 Index-punkte ab, aber letztlich am schwächsten unter den hier 13 betrachteten Konkur-renzländern (siehe dazu Nicoletti et al. 2000). In dem Ausmass, in welchem sol-che Hemmnisse die Investitionstätigkeit generell behindern, sind sie auch als Erschwernisse der Innovationstätigkeit zu betrachten.8

7 Dies im Gegensatz zur Regulierung im Arbeitsmarkt, wo die Schweiz relativ gut im inter-

nationalen Vergleich abschneidet (siehe dazu Nicoletti et al. 2000). 8 Nach der neusten Literatur besteht zwar ein empirisch nachweisbarer, negativer Zusam-

menhang zwischen R&D-Intensität und einem OECD-Indikator für «inward-oriented eco-nomic regulation» (siehe dazu Bassanini/Ernst 2002, S. 27), diese Relation aber bezieht sich auf die Niveaus und ist eher struktureller Natur. Es ist daher unklar, ob eine solche Re-lation auch zwischen der Veränderungsraten besteht.

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4 Die Internationalisierung von F&E- und Innovationsaktivitäten aus der Sicht der Schweizer Wirtschaft

4.1 F&E-Aktivitäten schweizerischer Unternehmen im Ausland

4.1.1 Neuere Ansätze zur Erklärung der Internationalisierung von F&E

In diesem Abschnitt stellen wir die wichtigsten der heute im Vordergrund ste-henden Ansätze zur Erklärung der Internationalisierung von F&E dar. Dabei stützen wir uns im Wesentlichen auf den ausgezeichneten Überblicksartikel von Narula/Zanfei (2005). Auf empirische Studien gehen wir nur ein, soweit sie auch Resultate für die Schweiz enthalten.

Den heute dominierenden Ansätzen zur Erklärung der internationalen Aktivi-täten von Unternehmen, insbesondere hinsichtlich F&E, ist die Auffassung ge-meinsam, dass die Firmen spezifische Eigenschaften und Fähigkeiten aufweisen, welche sie durch strategisches Handeln auf dem Weltmarkt umsetzen, sei es durch Exportaktivitäten, sei es durch eine direkte Präsenz an ausländischen Standorten (Auslandsinvestitionen). In dieser Sicht sind die komparativen Vor-teile verschiedener Standorte nur eines unter mehreren Erklärungsmomenten. Demgegenüber stellen die relativen Standortvorteile im statischen Modell der traditionellen Aussenhandelstheorie den Kernpunkt dar; in diesem Modell haben Unternehmensstrategien, die auf firmenspezifischen Vorteilen beruhen, keinen Platz, werden doch die Unternehmen als homogene Einheiten betrachtet («reprä-sentative Firma»).

Eine Zwischenstufe zwischen dem statischen Modell und dem dynamischen, auf strategischem Handeln von Unternehmen aufbauenden Konzept nimmt das bei der Erklärung der internationalen Aktivitäten von Firmen bis vor zehn bis zwan-zig Jahren im Vordergrund stehende Produktzyklusmodell ein. In diesem Ansatz zentralisieren die Unternehmen eines hochentwickelten Landes die F&E-Tätigkeit am Hauptsitz. Die neu entwickelten Produkte werden in einer Früh-phase des Produktzyklus über Exporte auf den Weltmarkt gebracht. Mit zuneh-mender Standardisierung des Produkts – inzwischen versucht die Firma bereits wieder neue Produkte zu generieren – werden Distribution und Fabrikation zu-nehmend ins Ausland verlagert, wobei mit der Zeit an diesen ausländischen Standorten auch fertigungs- und absatzunterstützende Entwicklungsaktivitäten entfaltet werden (marktorientierte Motive für F&E-Aktivitäten im Ausland). In der Sprache der strategischen Sichtweise der Internationalisierung: eine Firma verwertet ihre durch strategisch ausgerichtete Investitionen in firmenspezifische materielle und immaterielle Assets am Hauptsitz generierten «capabilities» nicht

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nur über Exporte sondern auch durch Auslandsinvestitionen («asset exploiting»-Strategie).

In den letzten zwanzig Jahren haben die Direktinvestitionen im Ausland nicht nur stark zugenommen, sondern auch ihre Zusammensetzung hat sich verändert; insbesondere erstrecken sich Auslandsinvestitionen in wachsendem Mass auch auf F&E, obwohl diese Unternehmensfunktion nach wie vor in erster Linie im Herkunftsland (Headquarter) wahrgenommen wird. In den grösseren Unterneh-men kristallisiert sich zusehends ein multipolares, funktionell differenziertes System von F&E-Aktivitäten heraus. An gewissen Standorten wird noch immer primär fertigungs- und absatzorientierte Entwicklung betrieben (Modifikation von Produkten); in anderen Fällen liegt der Schwerpunkt auf «höherwertiger» F&E, die teils auf (forschungsgestützte) Produktentwicklung ausgerichtet ist, teils bis zu Grundlagenforschung reicht. Die verschiedenen Pole werden in der Regel vom Headquarter aus koordiniert, wobei dem unternehmensinternen Wis-sensaustausch (zwischen den einzelnen Polen und insbesondere zwischen den Polen und der Zentrale) grosse Bedeutung zukommt. Zu erwähnen ist schliess-lich die Tatsache, dass flexible F&E-Kooperationen – insbesondere in jungen und sehr dynamischen Technologiefeldern – gegenüber F&E-Aktivitäten in aus-ländischen Tochtergesellschaften in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben.

Dieser Trend zu einem nach Teilfunktionen von F&E mehr oder weniger weit reichenden, differenzierten internationalen F&E-System ist auf verschiedene Ursachen zurückzuführen. In der Literatur werden insbesondere die folgenden genannt: Technologien sind generell komplexer geworden; das Produktions-programm eines Unternehmens, ja sogar eines einzelnen Produkts, stützt sich häufig auf mehrere Technologien ab; der Innovationswettbewerb ist zunehmend in den Vordergrund getreten mit der Folge, dass die Entwicklungszeiten kürzer geworden sind; zahlreiche Länder haben mittlerweile ein ähnliches Technolo-gieniveau erreicht (Konvergenz der technisch-wissenschaftlichen Kompeten-zen), so dass sie aus Sicht der Investoren als potentielle F&E-Standorte in Frage kommen, wobei aufgrund der Pfadabhängigkeit der Nationalen Innovationssys-teme die Qualität eines F&E-Standorts nicht für alle Wissens-/Techno-logiebereiche gleich hoch ist; die Möglichkeiten zur internationalen Koordinati-on einer komplexen F&E-Organisation haben sich dank der Fortschritte im Be-reich der Kommunikationstechnologie verbessert, wobei jedoch zu beachten ist, dass die konzerninternen Kosten der Koordination in einem multipolaren F&E-System grösser sind als bei einer Konzentration von F&E auf den Hauptsitz.

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Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungstendenzen wurde in den letzten Jahren das traditionelle Konzept der «asset exploiting»-Strategie durch eine Interpreta-tion erweitert, welche dem «technology sourcing» im Ausland grosse Bedeutung beimisst. Durch «technology sourcing» verschafft sich ein Unternehmen Zugang zu Wissen und Technologien, die im Rahmen des inländischen Innovationssys-tems in ungenügendem Mass vorhanden sind, sei es weil generell zu wenig Wis-sen und Humankapital zur Verfügung steht, sei es, dass dieses aufgrund der his-torisch gewachsenen Spezialisierung von Forschung/Ausbildung nicht alle er-forderlichen Wissens- und Technologiekomponenten abdeckt. Durch eine funk-tionell differenzierte F&E-Strategie versucht ein Unternehmen, die jeweiligen Stärken verschiedener nationaler Innovationssysteme zu kombinieren, um so ihre «capabilities» zu verbessern und langfristig zu sichern («asset augmenting»-Strategie; «asset seeking foreign investments»). «Asset augmenting»-Strategien lösen jedoch das «asset exploiting» nicht ab, sondern stellen eine Ergänzung bzw. Erweiterung dar.

Obwohl die Bedeutung des «technology sourcing» stark zugenommen hat, ste-hen «asset exploiting»-Strategien der Internationalisierung von F&E nach wie vor im Vordergrund. Zum einen ist für viele kleinere Unternehmen ein funktio-nell differenziertes F&E-System, bei dem neben dem Marktmotiv auch wissens-orientierte Motive («asset seeking») eine grosse Rolle spielen, ausser Reichweite (u.a. infolge von Restriktionen hinsichtlich Koordinations- und Management-kapazitäten); zum anderen setzt ein erfolgreiches «technology sourcing» voraus, dass der Hauptsitz über eine starke, ständig weiterentwickelte Wissensbasis ver-fügt, da sonst die für einen erfolgreichen Wissens- und Technologietransfer er-forderlichen Voraussetzungen («absorptive capacity») fehlen. Das Phänomen des «technology sourcing» impliziert deshalb nicht, dass ausländische und in-ländische F&E-Aktivitäten in einem substitutiven Verhältnis stehen.

Aufgrund der Literatur ist somit zu vermuten, dass sowohl aus Sicht der Unter-nehmung als auch in einer volkswirtschaftlichen Betrachtung inländische und ausländische F&E-Aktivitäten komplementär sind. Wie im internationalen Han-del dürften auch im Bereich von F&E die Vorteile der internationalen Arbeits-teilung genutzt werden, wobei die Allokation der entsprechenden Ressourcen durch die multinationalen Unternehmen erfolgt. Von dieser Arbeitsteilung profi-tieren beide Partner. Wie die Spezialisierungsgewinne verteilt sind, hängt jedoch von der Leistungsfähigkeit der jeweiligen nationalen Innovationssystems ab. Eine geringe oder abnehmende Leistungsfähigkeit kann dazu führen, dass inlän-dische Unternehmen ihre zentralen Funktionen (inkl. F&E) (schleichend) ins Ausland verschieben; zur Qualität des schweizerischen Innovationssystems sie-he Kapitel 3.

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4.1.2 Empirische Evidenz für die Schweiz gemäss internationalen Studien

Von Interesse sind im vorliegenden Zusammenhang die Resultate einiger Stu-dien, die international angelegt sind und neben anderen Ländern auch die Schweiz einbeziehen.

Driffield/Love (2003) untersuchten anhand von Daten für ausländische Investi-tionen in Grossbritannien (31 Branchen, 22 Herkunftsländer, Periode 1984-1992 und 1993-1997) die Frage, ob die Wissensbasis eines Landes gestärkt wird, wenn seine Firmen an ausländischen Standorten F&E betreiben. Dies wäre dann der Fall, wenn die ausländischen F&E-Investoren in den Zielländern dank posi-tiver Wissens-Spillovers von den F&E-Aktivitäten der einheimischen Unter-nehmen und/oder der anderen ausländischen F&E-Investoren profitieren. Die Untersuchung zeigt am Beispiel Grossbritanniens, dass dies lediglich für F&E-intensive Branchen der Fall ist. Zudem profitieren ausländische Firmen nur vom Wissen britischer Firmen, nicht aber von demjenigen anderer ausländischer Un-ternehmen. Eine Differenzierung der Analyse zeigt, dass zwischen den Her-kunftsländern der investierenden Unternehmen erhebliche Unterschiede beste-hen. Am meisten profitieren die USA, die Niederlande, Schweden und die Schweiz. In diesen Fällen profitiert ein Investor nicht nur vom Wissen der briti-schen Unternehmen – erneut primär im Hightech-Sektor – sondern auch von demjenigen der anderen ausländischen Investoren (positive Wissens-Spillovers in Clusters). Die Resultate dieser Studie zeigen, dass insbesondere für technolo-gisch hochentwickelte Länder wie die Schweiz das «technology sourcing» ein Element einer «asset augmenting»-Strategie darstellt. Die empirischen Ergebnis-se dieser Studie sprechen also für die Komplementaritäts-Hypothese. Dass auch die USA als technologischer Leader «technology sourcing» betreiben, insbeson-dere bei Unternehmen anderer technologisch fortgeschrittener Länder, ist ein Hinweis darauf, dass kein Land, auch nicht der technologische Leader, darauf verzichten kann, den weltweit verfügbaren Wissenspool zu nutzen. Deshalb kann die in den letzten Jahren erfolgte starke Zunahme von F&E-Investitionen schweizerischer Unternehmen in den USA nicht als Evidenz für die Verlagerung von F&E-Aktivitäten im Sinne der Substitutions-Hypothese interpretiert werden.

Cantwell/Janne (1999) gehen der Frage nach, ob Firmen aus Ländern, die in ei-ner Branche technologisch an der Spitze stehen, in anderen Ländern eine F&E-Strategie betreiben, welche die dortigen spezifischen Vorteile nutzt («asset aug-menting»), und umgekehrt, ob Firmen aus Ländern, die in einer spezifischen Branche technologisch gesehen nicht an der Spitze stehen, im Ausland mit ihrer F&E-Tätigkeit primär ihre eigenen technologischen Kompetenzen ausspielen («asset exploiting»). Diese Hypothese, die anhand von Daten für patentintensive

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multinationale Firmen aus neunzehn europäischen Ländern für drei Branchen-gruppen (auf die in der Schweiz der Grossteil der F&E-Ausgaben entfällt) unter-sucht wurde, konnte weitgehend bestätigt werden. Die Schweiz, die im Bereich Chemie/Pharma Branchenführer ist, nutzt tatsächlich in verschiedenen, wenn auch nicht allen Ländern, neben ihren eigenen «capabilities» auch die spezifi-schen Vorteile der Zielregion («asset augmenting»). In den anderen untersuchten Branchen, bei denen die Schweiz in technologischer Hinsicht nicht ganz vorn liegt (Metallverarbeitung/nicht-elektrische Maschinen mit Schweden als Bran-chenleader bzw. Maschinen/Elektronik/EDV, wo die Niederlande führend sind), spielt die Schweiz insbesondere gegenüber den entsprechenden Spitzenländern primär die im Inland generierten technologischen Kompetenzen aus («asset exploiting»). Diese Studie vermag zwar nicht zwischen Komplementaritäts- und Substitutions-Hypothese zu diskriminieren; aber da im Fall der Schweiz die Ori-entierung auf F&E-Strategien, die auf «asset exploiting» und «asset augmen-ting» abzielen, sehr ausgeprägt ist, dürften Komplementaritätseffekte im Vor-dergrund stehen.

Patel/Vega (1999) und Le Bas/Sierra (2002) berechnen für die USA, Japan und eine Anzahl europäischer Länder die Verteilung der Firmen auf vier verschiede-ne F&E-Strategien. Eine Firma verfolgt die Strategie des «technology seeking», wenn – vereinfacht ausgedrückt – ihre technologische Leistungsfähigkeit, sum-miert über die erfassten dreissig Technologiefelder, im Ausland überdurch-schnittlich, im Inland dagegen unterdurchschnittlich ausfällt. Firmen, welche diese Strategien betreiben, versuchen inländische Schwächen durch den Erwerb ausländischer Technologie zu kompensieren. Bei der Strategie «home-base-exploiting» (bzw. in der hier verwendeten Terminologie «asset exploiting») ver-hält es sich gerade umgekehrt, d.h. überdurchschnittliche Patentaktivität im In-land ist kombiniert mit einem unterdurchschnittlichen Patentoutput im Ausland. Firmen mit dieser Strategie nutzen im Wesentlichen ihr im Inland generiertes Wissen, um auf den ausländischen Märkten präsent zu sein. Die Strategie «ho-me-base-augmenting» (bzw. in unserer Terminologie «asset augmenting») liegt vor, wenn Firmen sowohl im Inland als auch im Ausland überdurchschnittlich patentaktiv sind. In diesem Fall ergänzen die Firmen ihr inländisches Wissen durch ausländisches, und zwar in Bereichen, bei denen die ausländischen Stand-orte technologische Vorteile geniessen. Von «market-seeking» sprechen die Au-toren, wenn eine Firma sowohl im Inland wie im Ausland unterdurchschnittlich patentaktiv ist. Bei dieser Strategie basiert die Internationalisierung offensicht-lich nicht primär auf technologischen Faktoren.

In den Tabellen 4.1a und 4.1b ist für die einzelnen Länder die Verteilung der Firmen auf diese vier Strategien dargestellt. Die Resultate der beiden Studien,

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die auf demselben Konzept beruhen, weichen aus verschiedenen Gründen von-einander ab, hauptsächlich infolge von Unterschieden hinsichtlich der verwen-deten Patentdaten (amerikanisches vs. europäisches Patentamt), des Untersu-chungszeitraums sowie der Zahl der einbezogenen Länder und Unternehmen. Nach beiden Studien weisen in der Schweiz ansässige Unternehmen einen ein-deutigen Schwerpunkt bei der Strategie des «home-base-augmenting» auf, ge-folgt – je nach Studie mit kleinerem oder grösserem Abstand – von der «home-base-exploiting»-Strategie, während die andern beiden Strategien nur selten ver-folgt werden. Hinsichtlich der Häufigkeit der «home-base-augmenting»-Strategie, der am weitesten reichenden Internationalisierungsstrategie, belegt die Schweiz nach der einen Studie den Spitzenplatz, nach der anderen befindet sie sich in der Spitzengruppe. Im vorliegenden Zusammenhang ist vor allem von Bedeutung, dass «technology-seeking», eine Strategie, die auf Schwächen des inländischen F&E-Standorts hindeutet, kaum ins Gewicht fällt. Insgesamt zeigen die Resultate, dass weite Teile der Schweizer Industrie über ihre eigene F&E-Tätigkeit hinaus das weltweit verfügbare Wissen durch entsprechende F&E-Aktivitäten gezielt nutzen. Einschränkend ist festzuhalten, dass sich die Unter-suchung nur auf Grossunternehmen bezieht; es ist zu vermuten, dass bei den F&E-Strategien der KMU «asset exploiting» – relativ gesehen – stärker ins Ge-wicht fällt.

Tabelle 4.1a: Technologische Aktivitäten multinationaler Unternehmungen nach Internationalisierungsstrategie und Herkunftsland (basierend auf der Verteilung der beim Patentamt der USA in den Jahren 1990-1996 angemeldeten Patente; prozentuale Anteile)

Strategie Herkunftsland Technology-

seeking Home-base-

exploiting Home-base-augmenting

Market-seeking

Schweiz 9.8 27.7 53.6 8.9 USA 8.3 38.4 44.0 9.2 Japan 11.5 53.8 26.9 7.7 Frankreich 4.7 41.5 34.0 19.8 Deutschland 7.6 39.4 34.8 18.2 Niederlande 19.1 37.1 29.2 14.6 Schweden 8.3 39.6 41.7 10.4 UK 14.2 29.7 35.4 20.6 Alle Länder 10.5 36.9 39.2 13.4 Quelle: Patel/Vega (1999), p. 152.

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Tabelle 4.1b: Technologische Aktivitäten multinationaler Unternehmungen nach Internationalisierungsstrategie und Herkunftsland (basierend auf der Verteilung der beim Europäischen Patentamt in den Jahren 1994-1996 angemeldeten Patente; prozentuale Anteile)

Strategie Herkunftsland Technology-

seeking Home-base-

exploiting Home-base-augmenting

Market-seeking

Schweiz 14.5 19.6 57.6 8.4 USA 8.7 33.8 51.0 6.6 Japan 20.0 32.1 35.3 12.6 Südkorea 24.6 5.9 6.4 63.0 Belgien 26.8 21.1 36.2 15.4 Kanada 18.4 22.2 32.2 15.4 Dänemark 1.2 24.7 70.9 3.3 Finnland 2.7 53.7 43.0 0.6 Frankreich 7.7 51.5 33.7 7.1 Deutschland 9.2 25.3 54.6 10.9 Italien 65.0 6.0 24.3 4.6 Niederlande 20.2 28.7 34.0 17.1 Norwegen 16.9 8.5 69.3 5.4 Schweden 10.1 41.3 44.7 3.9 UK 10.2 23.6 60.7 5.6 Alle Länder 13.1 30.1 47.4 9.5 Quelle: Le Bas/Sierra (2002), p. 604.

nsgesamt führen die vier Studien, obwohl sie auf verschiedenen Ansätzen beru-hen, im Wesentlichen zum gleichen Resultat. Die schweizerische F&E-Aktivität an ausländischen Standorten ist durch «asset augmenting» und «asset exploi-ting» gekennzeichnet. Demgegenüber gibt es keine Hinweise auf defensive In-ternationalisierungsstrategien, welche darauf ausgerichtet sind, allfällige Schwä-chen des Forschungsstandorts Schweiz zu kompensieren. Die Resultate aller vier Studien sind als Evidenz für die Komplementaritäts-Hypothese zu intepretieren.

Neben diesen auf Daten für verschiedene Länder basierenden Studien können wir uns auch auf zwei (eigene) Untersuchungen stützen, die wir anhand von Da-ten des KOF-Unternehmenspanels durchgeführt haben (Arvanitis/Hollenstein 2001; Hollenstein 2005; siehe auch Arvanitis et al. 2001b). In Abschnitt 4.1.4 werden wir die Resultate der vorliegenden Arbeit mit denjenigen der genannten beiden Studien vergleichen.

70

4.1.3 Entwicklung und Struktur der ausländischen F&E-Aktivitäten schweizerischer Unternehmen

Einleitung

In diesem deskriptiv orientierten Abschnitt sollen anhand von Daten der F&E-Statistik des Bundesamtes für Statistik (BFS) sowie von zwei Panelerhebungen der KOF (Internationalisierung 1998, Innovation 2002) Aussagen gemacht wer-den über die Entwicklung der im Ausland getätigten F&E-Ausgaben (seit 1980) und deren Struktur, insbesondere nach Sektoren/Branchengruppen, Grössenklas-sen und Zielregionen sowie der institutionellen Form der Auslandspräsenz. Durch eine Kombination mehrerer dieser Merkmale lassen sich Aussagen ma-chen zu den in unserem Zusammenhang relevanten Hypothesen gemäss Ab-schnitt 4.1.1. So liefert z.B. eine Strukturierung der Daten nach Zielregionen und Grössenklassen Hinweise darauf, wie stark multipolare Strategien verbreitet sind und ob solche Strategien nur von grossen multinationalen Unternehmen verfolgt werden.

Von besonderer Bedeutung ist die Analyse der Motive für F&E-Investitionen im Ausland, liefert diese doch eine erste Antwort auf die Frage, ob sich die F&E-Aktivitäten im Inland und im Ausland ergänzen («Komplementaritäts-Hypo-these»), oder ob letztere inländische F&E-Investitionen im Sinne einer Verlage-rung von F&E-Kapazitäten ersetzen («Substitutions-Hypothese»). Eine de-saggregierte Analyse der Motive kann zudem zeigen, ob z.B. das «technology-sourcing» auf Grossunternehmen beschränkt ist, während kleinere Firmen im Ausland primär «produktions- und verkaufsunterstützende» Entwicklungsarbei-ten durchführen («asset exploiting»).

Die Entwicklung der F&E-Tätigkeit an ausländischen Standorten

Das BFS erhebt jedes vierte Jahr (früher jedes dritte) die F&E-Investitionen der in der Schweiz ansässigen Unternehmen getrennt nach Inland und Ausland. Auch wenn die Datenqualität, insbesondere für weiter zurückliegende Jahre so-wie die Aufteilung nach Branchen, nicht über alle Zweifel erhaben ist (Verände-rung des Adressatenkreises, Voll- vs. Stichprobenerhebung, Veränderung der Branchendefinitionen usw.), lassen sich doch einige wesentliche Grund-tendenzen nachzeichnen.

Tabelle 4.2 zeigt für den Unternehmungssektor insgesamt sowie für Chemie/ Pharma und Metall/Maschinenbau/Elektrotechnik/Elektronik (ohne Informa-tionstechnologie), für welche sich konsistente Zeitreihen berechnen lassen, die Entwicklung der F&E-Investitionen und des Anteils der im Ausland getätigten

71

F&E-Ausgaben. Auf die beiden Branchengruppen entfallen 80% der gesamten F&E-Aufwendungen, auf die in der Tabelle nicht ausgewiesenen Forschungs-labors weitere 12%.

Die F&E-Ausgaben der Privatwirtschaft haben bis Mitte der achtziger Jahre äus-serst stark zugenommen. Da die inländischen und ausländischen Aufwendungen zwischen 1980 und 1986 etwa gleich stark expandierten, blieb der Anteil der ausländischen an den gesamten F&E-Ausgaben etwa konstant (38%). In den darauffolgenden zehn Jahren nahmen die inländischen F&E-Investitionen kaum mehr zu (1989-1992: +4%, 1992-1996: -3%), wogegen die Ausgaben für F&E im Ausland weiterhin kräftig stiegen. Als Ergebnis dieser divergierenden Ent-wicklung erhöhte sich der Auslandsanteil an den gesamten F&E-Ausgaben in der Dekade 1986-1996 von 38% auf 54%. Die Ausgaben im Ausland übertrafen damit erstmals diejenigen im Inland. Zwar war die inländische Investitions-schwäche teilweise konjunkturbedingt (konjunkturelle Flaute 1992-1996, die länger dauerte als im Ausland), die Ursachen sind jedoch – wie im Rahmen die-ser Studie gezeigt wird – auch struktureller Natur. Nach 1996 entwickelten sich die inländischen und ausländischen F&E-Ausgaben wieder im Gleichschritt; der Auslandsanteil blieb damit konstant.

Tabelle 4.2: F&E-Aufwendungen schweizerischer Unternehmen im Ausland Chemie Metall/Maschinenbau,

Elektrotechnik/ElektronikTotal

F&E-Aufwen-dungen

insgesamt

Anteil der F&E-

Aufwen-dungen im Ausland

(%)

F&E-Aufwen-dungen

insgesamt

Anteil der F&E-

Aufwen-dungen im Ausland

(%)

F&E-Aufwen-dungen

insgesamt

Anteil der F&E-

Aufwen-dungen im Ausland

(%) 2000 7200 66 6175 47 16740 54 1996 6190 59 5990 59 14830 54 1992 6033 52 6170 53 14098 50 1989 4881 50 5471 39 12001 44 1986 4290 49 3193 28 7969 38 1983 3404 44 2230 32 5824 38 1980 2449 39 1837 39 4454 38 1975 1918 35 1396 33 3484 32 Angaben in Mio. Fr.; Quelle: F&E-Statistik des BFS.

Trotz der lückenhaften und teilweise verzerrten Angaben sind auch für Bran-chen(gruppen) Aussagen zu grundlegenden Trends möglich. Die Chemie- und Pharmaindustrie tätigt mehr als die Hälfte der Auslandsinvestitionen; ein weite-

72

res Drittel entfällt auf den Bereich Metall/Maschinen/Elektrotechnik/Elektronik (ohne Informationstechnologie). In den letzten Jahren stark zugenommen haben die Investitionen in ausländische Forschungslabors (2000: 12% der ausländi-schen F&E-Ausgaben). Ein Vergleich der Auslandsquote mit dem gesamtwirt-schaftlichen Durchschnitt zeigt, dass diese in den Branchen Chemie/Pharma und Elektrotechnik/Elektronik/Instrumente deutlich höher liegt, und zwar in beiden Fällen mit steigender Tendenz. In den Bereichen Nahrungsmittel und For-schungslabors entspricht der Auslandsanteil etwa dem Durchschnitt, wogegen Metall/Maschinen, Steine/Erden, Bau sowie Informationstechnologie eine deut-lich geringere Auslandsorientierung aufweisen. Die Unterschiede zwischen den Branchen dürften in hohem Mass auf die unterschiedliche Grössenstruktur (z.B. Chemie/ Pharma vs. Metall/Maschinen) und die generell unterschiedliche Aus-landsorientierung zurückzuführen sein: ausgeprägte Ausrichtung auf den In-landsmarkt der Branchen Bau und Steine/Erden, aber auch der Informatikdiens-te, die im Fall der Schweiz vielfach die Funktion eines «Zulieferers» für andere inländische Firmen einnimmt, sowie – von Ausnahmen abgesehen – der Nah-rungsmittelindustrie.

Insgesamt stellen wir fest, dass der Anteil der im Ausland getätigten F&E-Investitionen seit Mitte der achtziger Jahre stark zugenommen hat, wobei die Dynamik vor allem auf die Bereiche Chemie/Pharma, Elektrotechnik/Elektronik und Forschungslabors zurückzuführen ist. Mittlerweile sind die F&E-Ausgaben der in der Schweiz ansässigen Firmen im Ausland höher als in der Schweiz.

Soweit zur Entwicklung der Investitionen in F&E. Die Dynamik der Internatio-nalisierung von F&E lässt sich auch anhand von Angaben der Unternehmen zum Zeitpunkt ihrer erstmaligen Präsenz mit F&E an ausländischen Standorten nach-zeichnen. Gemäss Tabelle 4.3 schritt die Internationalisierung von F&E – wir betrachten zunächst den Unternehmenssektor insgesamt – bis zum Jahr 1990 ziemlich kontinuierlich voran. Danach jedoch kam es zu einer geradezu «explo-sionsartigen» Zunahme der Präsenz von Firmen an ausländischen Standorten. Auch wenn die Entwicklung der letzten Dekade durch diese Daten etwas über-schätzt wird (keine Berücksichtigung von Fusionen und Abspaltungen von Fir-men(teilen) usw.), so kann kein Zweifel daran bestehen, dass sich die Internatio-nalisierung von F&E, was die Zahl der involvierten Firmen betrifft, im Verlauf der neunziger Jahre rasant beschleunigt hat.

Im Weiteren zeigt die Tabelle, dass vor allem die kleinen und mittelgrossen Un-ternehmen zu dieser äusserst hohen Dynamik beigetragen haben. So begannen 69.5% bzw. 57.5% der Firmen dieser beiden Grössenklassen erst nach 1995 im Ausland F&E zu treiben. Über die Zeit hinweg wesentlich gleichmässiger ver-

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teilt ist der Erstauftritt mit F&E im Ausland bei den Grossunternehmen. Ausge-hend von einer bereits ausgeprägten Auslandspräsenz im Jahr 1970 – damals waren 44% der grossen Firmen im Ausland aktiv – ist zwar ebenfalls eine Be-schleunigung festzustellen; diese ist jedoch nicht mit der Dynamik der anderen beiden Grössenklassen zu vergleichen.

Tabelle 4.3: Erstmalige Präsenz mit F&E an ausländischen Standorten 2002 (prozentuale Anteile)

Unternehmensgrösse Klein Mittel Gross Insgesamt

Anzahl Firmen 59 59 27 145 Bis 1970 6.8 10.2 44.4 15.1 1971-1980 10.2 18.6 7.5 13.0 1981-1990 13.5 13.6 14.8 13.7 1991-2000 61.0 54.2 25.9 51.4

1991-1995 15.2 13.6 11.1 13.7 1996-2000 45.8 40.6 14.8 37.6

2001-2002 8.5 3.4 7.4 6.8 Gesamter Zeitraum 100 100 100 100 Quelle: KOF-Innovationsumfrage 2002.

Insgesamt ist festzuhalten, dass im Zeitablauf immer mehr Firmen auch bei F&E den Gang ins Ausland gewagt haben, und dass in den letzten Jahren eine rasch zunehmende Zahl insbesondere von KMU ihre F&E-Strategie international aus-zurichten begann.

F&E-Aktivitäten an ausländischen Standorten nach Wirtschaftssektoren

Die in diesem und den folgenden Abschnitten kommentierten Daten stammen aus einer von der KOF im Jahr 1998 durchgeführten, der Internationalisierung der in der Schweiz ansässigen Firmen gewidmete Panelerhebung. Diese lieferte zur Auslandspräsenz mit F&E detailliertere Daten als die Innovationsumfrage 2002. Ein Vergleich der Resultate zu Tatbeständen, die in beiden Umfragen er-fasst wurden, zeigt, dass sich an den strukturellen Gegebenheiten wie z.B. der Zusammensetzung der Auslandsaktivitäten nach Sektoren oder Zielregionen zwischen 1998 und 2000 wenig verändert hat. Die Strukturdaten von 1998 sind also für die heutigen Verhältnisse durchaus repräsentativ. Dennoch werden wir in Einzelfällen auch Informationen für 2002 beiziehen.

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Aus Tabelle 4.4 geht hervor, dass 80% der Auslandsengagements in F&E auf die Industrie und nur 20% auf den Dienstleistungssektor entfallen. Der High-tech-Bereich (Chemie/Pharma, Kunststoffe, Maschinenbau, Elektrotechnik/ Elektronik/Instrumente) steht mit 57% eindeutig an erster Stelle. Die Lowtech-Industrie ist ebenfalls häufiger im Ausland vertreten als der Dienstleistungs-sektor. Dieses Muster gilt besonders ausgeprägt für die Grossunternehmen. Bei den Kleinunternehmen steht zwar ebenfalls der Hightech-Sektor vorn, aber in diesem Fall sind auch die Lowtech-Industrie und die modernen Dienstleistungen (Finanz-, Unternehmens- sowie F&E- und EDV-Dienstleistungen) relativ gut vertreten.

Tabelle 4.4: F&E an ausländischen Standorten nach Wirtschaftssektoren 1998

(prozentuale Anteile) Industrie Dienstleistungen Insgesamt Firmengrösse Hightech Lowtech Moderne DL Übrige DL Klein 48 26 19 7 100 Mittel 59 22 10 7 100 Gross 73 19 5 3 100 Insgesamt 57 23 13 7 100 Quelle: KOF-Internationalisierungsumfrage 1998.

Zentralisierung vs. Dezentralisierung der F&E-Aktivitäten

In der Internationalisierungsumfrage wurden die Aktivitäten an ausländischen Standorten nach zehn Zielregionen erfasst: EU-15, Ost-Mitteleuropa, Südost-europa, GUS-Staaten, Nordamerika, Lateinamerika, Asien I, Asien II, China sowie übrige Länder.

Die obere Hälfte der Tabelle 4.5 zeigt die prozentuale Verteilung der Unterneh-men gemäss der Zahl ausländischer Zielregionen (Basis: 214 Firmen mit F&E-Aktivitäten an ausländischen Standorten). Die untere Hälfte berücksichtigt zu-sätzlich die 772 nur im Inland F&E-treibenden Unternehmen. Von den im Aus-land aktiven Firmen ist die weit überwiegende Zahl an einem oder zwei auslän-dischen Standorten tätig (wenn man von den in der Umfrage nicht erfassten Standorten innerhalb der einzelnen Zielregionen absieht). Bei nur einem Stand-ort – dasselbe gilt auch für das Jahr 2002 – ist es meistens die EU, bei zwei Ziel-regionen kommt in der Regel Nordamerika hinzu. Lediglich 5.6% der Firmen sind in mehr als zwei Zielregionen präsent (bis zu 3, in Einzelfällen bis zu 6 der maximal 10 Zielregionen). Wenig überraschend ist die im Ausland betriebene

75

F&E-Tätigkeit der grossen Unternehmen regional wesentlich breiter abgestützt als diejenige der kleinen.

Tabelle 4.5: Anteil der Firmen nach der Zahl der Auslandsengagements 1998 (Prozentuale Anteile; basierend auf der Anzahl Zielregionen; Maxi-mum: 10)

Unternehmensgrösse Anzahl Anzahl Klein Mittel Gross Insgesamt

Zielregionen Firmen 97 80 37 214 1 165 83.5 78.7 56.8 77.1 2 37 11.4 18.7 29.7 17.3 3 6 2.1 1.3 8.1 2.8 4 3 1.0 0.0 5.4 1.4 5 2 1.0 1.3 0.0 0.9 6 1 1.0 0.0 0.0 0.5

Insgesamt 214 100 100 100 100 Unternehmensgrösse

Anzahl Anzahl Klein Mittel Gross Insgesamt Präsenzen Firmen 501 366 119 986 Nur Inland 772 80.6 78.1 68.9 78.3 Ausland

1 165 16.2 17.2 17.7 16.7 2 37 2.2 4.0 9.2 3.8

3+ 12 1.0 0.5 4.2 1.2 Insgesamt 986 100 100 100 100

Quelle: KOF-Internationalisierungsumfrage 1998.

Der «Grad» der Internationalisierung lässt sich noch besser abschätzen, wenn zusätzlich die generelle Neigung zu ausländischen F&E-Aktivitäten berück-sichtigt wird. So beträgt der Anteil von Firmen mit Auslands-F&E an allen F&E-treibenden Firmen im Durchschnitt 22%. Auch diesbezüglich liegt ein stark positiver Zusammenhang mit der Unternehmensgrösse vor, sind doch von den Grossunternehmen 31% im Ausland aktiv, bei den kleinen und mittleren nur 21% bzw. 22%.

Ein Gesamtbild zur relativen Bedeutung zentralisierter und dezentraler F&E-Tätigkeit ergibt sich, wenn die Informationen zur Ausrichtung auf ausländische Zielregionen («Breite» des Auslandsengagements) mit der generellen Neigung, im Ausland F&E zu betreiben, kombiniert werden. Die entsprechenden Angaben finden sich in der unteren Hälfte der Tabelle 4.5. Diese zeigt, dass in der Privat-wirtschaft insgesamt rund 78% der Unternehmen nach wie vor eine rein inlands-orientierte F&E-Strategie verfolgen. Gegen 17% zeichnen sich durch eine bipo-lare (inländischer Hauptsitz und zweites Standbein meistens in der EU) und knapp 4% durch eine tripolare Strategie aus (meistens – wenn auch nicht immer

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– neben der Schweiz auch F&E-Standorte in der EU und in Nordamerika). Le-diglich bei gut 1% der Unternehmen ist die F&E-Strategie noch stärker dezent-ralisiert. Eine Betrachtung nach Grössenklassen zeigt erwartungsgemäss, dass die kleineren Unternehmen häufiger eine rein inländische Strategie verfolgen und nur selten an drei oder mehr ausländischen Polen aktiv sind. Zwischen den kleinen und den mittelgrossen Unternehmen bestehen nur geringe Unterschiede. Demgegenüber heben sich die grossen Firmen (500 und mehr Beschäftigte) von den anderen beiden Grössenklassen deutlich ab. Zwar sind auch hier gut 2/3 der Unternehmen in ihren F&E-Aktivitäten rein inlandsorientiert; aber immerhin verfolgen über 9% eine tripolare Strategie, und bei 4% ist die F&E-Tätigkeit noch stärker dezentralisiert.

Insgesamt ist festzuhalten, dass in allen Grössenklassen eine ausschliesslich in-landsorientierte F&E-Strategie klar dominiert. Indessen verfolgt ein beträcht-licher Teil der Grossunternehmen eine multipolare Strategie, die vorwiegend auf zwei (Schweiz und meistens EU) oder drei (primär in der Kombination Schweiz, EU, Nordamerika), selten auch auf vier Zentren ausgerichtet ist. Selbst unter den KMU verfolgt ein – wenn auch kleiner – Teil der Firmen eine mehrpolige F&E-Strategie. Schliesslich ist zu beachten, dass der Grad der Dezentralisierung et-was unterschätzt wird, da wir die beiden grossen Zielregionen EU und Nord-amerika nicht weiter unterteilen können.

F&E-Aktivitäten an ausländischen Standorten nach Zielregionen

Im Hinblick auf die Kontroverse «Komplementarität» vs. «Substitutionalität» ausländischer und inländischer F&E-Aktivitäten ist die Frage relevant, in wel-chen Zielregionen die Unternehmen aktiv sind. Welche Bedeutung kommt wirt-schaftlich hoch industrialisierten Ländern zu, die grosse Absatzmärkte darstel-len, über hohe Wissenspotentiale verfügen und die sich hinsichtlich des Kosten-niveaus nicht allzu sehr von der Schweiz unterscheiden. Umgekehrt: wie gross ist das F&E-Engagement schweizerischer Unternehmen in wirtschaftlich weni-ger entwickelten Ländern, die in erster Linie bezüglich des Kostenniveaus Vor-teile aufweisen.

Tabelle 4.6 liefert für den Unternehmenssektor – gegliedert nach drei Grössen-klassen – Informationen zur F&E-Aktivität der in der Schweiz ansässigen Fir-men in fünf Zielregionen. Da Mehrfachnennungen möglich waren, beträgt die Summe der auf die einzelnen Zielregionen entfallenden Anteile mehr als 100%. Für die Grossunternehmen beträgt dieser Wert 159.5%, ein (nochmaliger) Hin-weis auf die in regionaler Hinsicht im Vergleich zu den KMU (Zeilensummen von gut 120%) wesentlich breiter gefächerte Internationalisierungsstrategie.

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Tabelle 4.6: F&E an ausländischen Standorten nach Zielregionen 1998 (pro-

zentualer Anteil Firmen; Mehrfachnennungen möglich Unternehmens-grösse

EU-15 USA, Ka-nada

Ost-europa

Asien Übrige Länder

Ins-gesamt

Klein 84.5 16.2 5.1 9.1 7.1 122.0 Mittel 76.3 35.0 7.5 2.5 3.8 125.1 Gross 83.8 54.1 5.4 8.1 8.1 159.5 Insgesamt 81.5 29.6 6.0 6.5 6.0 129.6 Die Gliederung nach fünf Zielregionen ergibt sich durch eine Aggregation der Angaben nach zehn Regionen. Quelle: KOF-Internationalisierungsumfrage 1998.

Im Weiteren geht aus der Tabelle hervor, dass als Ziel ausländischer F&E-Tätig-keit europäische Standorte ganz klar bevorzugt werden, was aufgrund der geo-grafischen Nähe nicht überrascht. An zweiter Stelle folgt Nordamerika, wo im-merhin beinahe 30% der auslandsaktiven Unternehmen F&E-Standorte besitzen. Dieses Ergebnis widerspiegelt die Tatsache, dass die USA hinsichtlich der Grös-se des Absatzmarkts und des Wissenspotentials die Nummer 1 der Welt dar-stellt. Engagements in den anderen drei Regionen, die das Resultat einer Aggre-gation der übrigen acht Zielregionen darstellen, sind von geringer Bedeutung (je rund 6%), obwohl die F&E-Kosten an diesen Standorten viel geringer sind als in Europa und Nordamerika. Allerdings erwarten wir, dass gewisse Standorte in Asien rasch an Bedeutung gewinnen werden; denn Asien ist ein stark wachsen-der Markt mit einem riesigen noch unausgeschöpften Potential. Zudem steht be-reits heute in gewissen Gebieten (z.B. in Teilen von Indien) – absolut gesehen – ein grosser Bestand an (billigen) hochqualifizierten F&E-Kräften zur Verfü-gung, der zudem aufgrund der intensiven Anstrengungen im Bildungsbereich stark zunimmt.

Der Standort Europa dominiert in allen drei Grössenklassen, aber die Euro-zentrierung ist bei den kleinen Unternehmen besonders ausgeprägt. Die Präsenz in Nordamerika ist stark grössenabhängig, wobei die grossen und mittelgrossen Firmen mit über 54% bzw. 35% stark involviert sind. Bei den drei anderen Ziel-regionen ist zu unterscheiden zwischen dem relativ nahen Osteuropa und den beiden entfernt gelegenen Regionen (Asien, übrige Länder). Die mittelgrossen Unternehmen sind in Osteuropa relativ gut vertreten, die grossen – wenig über-raschend – auch in den ferneren Gebieten. Dass die kleinen Firmen in Asien gleich häufig F&E betreiben wie die grossen, ist ein (überraschendes) Ergebnis, für das wir keine Erklärung haben.

78

Die überragende Bedeutung der EU-15 und Nordamerikas als Zielregionen der ausländischen F&E-Tätigkeit schweizerischer Unternehmen spricht für die Komplementaritäts-Hypothese. Sogar bei den übrigen Zielregionen ist es unklar, ob das Kostenargument, das tendenziell für die Substitutions-Hypothese spricht, derart im Vordergrund steht, wie man auf den ersten Blick denken könnte. Denn gerade bei den weit entfernt liegenden Regionen (primär Asien) fragt es sich, ob die Nähe zu den Märkten (um so mehr als diese gross sind und rasch wachsen) nicht eine (ebenso) bedeutende Triebfeder der F&E-Präsenz darstellt.

Die institutionelle Form der F&E-Tätigkeit an ausländischen Standorten

Die Unternehmen können ihre internationale F&E-Tätigkeit in rechtlich-institu-tioneller Hinsicht unterschiedlich organisieren. Konkret unterscheiden wir zwei «kapitalbasierte» Formen, nämlich F&E in Tochtergesellschaften oder in eige-nen Forschungslabors bzw. Joint Ventures mit Kapitalbeteiligung (Mehrheits- oder Minderheitsbeteiligung), sowie, drittens, vertraglich fixierte F&E-Koopera-tionen (ohne Kapitalunterlegung). Angaben zur Häufigkeit der drei Arten der institutionellen Regelung der F&E-Auslandspräsenz finden sich – getrennt nach Unternehmensgrösse – in Tabelle 4.7.

Insgesamt steht die kapitalbasierte Organisation der internationalen F&E-Tätigkeit im Vordergrund, wobei eine vollständige Kontrolle wesentlich häufi-ger ist als Joint Ventures. Der Vorrang kapitalbasierter Organisationsformen wi-derspiegelt die grosse Bedeutung der Geheimhaltung von neuem Wissen und neuen Technologien. Die Unterschiede hinsichtlich der Häufigkeit der drei Or-ganisationsformen sind wesentlich ausgeprägter, wenn nach Grössenklassen dif-ferenziert wird. Die grossen Unternehmen tendieren eindeutig zur vollständigen Kontrolle über die F&E-Tätigkeit im Ausland, während die kleinen Kooperati-onslösungen den Vorzug geben. Diese Unterschiede sind darauf zurückzuführen, dass die kleineren Firmen hinsichtlich Kapitalausstattung und -beschaffung und der Fähigkeit, grössere Risiken einzugehen, mit den Grossunternehmen nicht Schritt halten können. Angesichts solcher Probleme ist es jedoch bemerkens-wert, dass selbst unter den kleinen Unternehmen die Hälfte eine kapitalbasierte Organisation der internationalen F&E-Tätigkeit gewählt hat. Schliesslich ist darauf hinzuweisen, dass Grossunternehmen stärker als die KMU alle drei Or-ganisationsformen pflegen (siehe Spaltensumme). Teilweise widerspiegelt dies die grössere Zahl von Auslandsengagements. In der Literatur wird jedoch auch darauf hingewiesen, dass je nach Technologiefeld unterschiedliche Organisati-onsformen optimal sind; so scheint gerade in neuen Technologiefeldern die Va-

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riante «Kooperation» – primär wegen hoher Risiken und zur Wahrung der Fle-xibilität – besonders attraktiv zu sein (Cantwell/Narula 2001).

Tabelle 4.7: Auslandspräsenz nach institutioneller Form 1998

(prozentualer Anteil Firmen; Mehrfachnennungen möglich) Unternehmensgrösse Klein Mittel Gross Insgesamt Anzahl Firmen 99 80 37 216 Tochtergesellschaft 35 51 76 48 Joint Venture 21 19 16 19 Vertrag 62 43 35 50 Summe 118 113 127 117 Ergänzend: Kapitalbasiert 49 66 84 62 Kapitalbasiert sind die Organisationsformen Tochtergesellschaft und Joint Venture. Da eine Firma bei beiden Arten der Organisation vertreten sein kann, ist die Summe der beiden Komponenten höher als die Gesamtkategorie «kapitalbasiert». Quelle: KOF-Internationalisierungsumfrage 1998.

Motive für F&E-Investitionen an ausländischen Standorten

Eine Analyse der Motive, die hinter der Entscheidung stehen, im Ausland F&E zu betreiben, liefert wichtige Hinweise zur Frage, ob ausländische F&E entspre-chende inländische Aktivitäten ergänzen (Komplementaritäts-Hypothese) oder diese durch Verlagerung ins Ausland ersetzen (Substitutions-Hypothese). Bei der Auswahl der Motive, die wir den Adressaten der Innovationsumfrage 2002 zur Beurteilung vorlegten, stützten wir uns auf die in Abschnitt 4.1.1 dargestell-ten theoretischen Konzepte.

Gemäss der auf dem Produktzyklusmodell aufbauenden Erklärung der inter-nationalen F&E-Aktivität ist letztere weitgehend am Standort des Headquarters, im vorliegenden Fall also in der Schweiz zentralisiert. Im Ausland wird in erster Linie Entwicklung betrieben mit dem Ziel, die (lokale) Fertigung bzw. den Ab-satz zu unterstützen: Anpassung der Produkte an die Bedürfnisse des lokalen Absatzmarkts (andere Präferenzen der Abnehmer, länderspezifische Regulierun-gen usw.). In diesem Konzept verwertet eine Firma weltweit ihre am Standort Schweiz dank F&E-Investitionen (und ergänzenden Investitionen in immateriel-le Fähigkeiten) geschaffenen «capabilities». Die Bedeutung des «Marktmotivs», das der «asset exploiting»-Strategie entspricht, findet sich jeweils in der ersten Zeile der den Motiven gewidmeten Tabellen 4.8 bis 4.10.

80

Nach den «modernen» Ansätzen zur Erklärung der internationalen F&E-Aktivitäten verfolgen namentlich grössere Unternehmen eine funktional diffe-renzierte F&E-Strategie, in deren Rahmen an gewissen ausländischen Standor-ten nach wie vor hauptsächlich fertigungs- und absatzorientierte F&E betrieben wird, an anderen jedoch der Schwerpunkt auf Wissensbeschaffung und -gene-rierung gelegt wird («technology sourcing»; «asset seeking»). Auf diese Weise versuchen die Firmen spezifische Vorteile ausländischer Innovationssysteme zu nutzen. An gewissen Standorten wird die Grundlagenforschung gepflegt, an an-deren steht eher die angewandte Forschung oder die Produkt-/Prozess-entwicklung im Vordergrund. Durch den – in der Regel vom Headquarter koor-dinierten – Wissenstransfer wird der Wissensbestand der Unternehmung zu ma-ximieren versucht. Für diese «asset augementing»-Strategie ist ein breites Spekt-rum von Motiven massgebend. Neben dem traditionellen Marktmotiv («asset exploiting») spielt das «Wissensmotiv» eine zentrale Rolle. Dieses versuchten wir hauptsächlich durch drei Motive zu erfassen (siehe die Zeilen 2 bis 4 in den Tabellen 4.8 bis 4.10), nämlich durch die Bedeutung der Nähe zu führenden Hochschulen, der Nähe zu innovativen Firmen bzw. zu entsprechenden Netz-werken und der Bedeutung des Wissenstransfers in die Schweiz. Auch die gute Verfügbarkeit von F&E-Personal (siehe Zeile 5 der genannten drei Tabellen) ist teilweise dieser «wissensorientierten» Motivgruppe zuzurechnen, ist diese Per-sonalkategorie doch ein wichtiger Träger des am jeweiligen Standort vorhande-nen Wissens, deren Einsatz u.a. den Wissensaustausch zwischen Hochschulen, innovativen Firmen und der vor Ort präsenten schweizerischen Firma begünsti-gen.

Eine grosse Bedeutung der markt- und wissensorientierten Motive spricht für die Komplementaritäts-Hypothese. Dagegen wird die Substitutions-Hypothese ge-stützt, wenn die beiden in der Tabelle zuunterst aufgeführten kostenorientierten Motive (Nutzung von im Vergleich zur Schweiz tieferen F&E-Kosten; im Aus-land stärkere F&E-Förderung und niedrigere Steuern) im Vordergrund stehen. Das bereits erwähnte Motiv «gute Verfügbarkeit von F&E-Personal», das wir teilweise der wissensorientierten Motivegruppe zugeschrieben haben, könnte auch im Sinne einer Substitution interpretiert werden. Allfällige Defizite in der Schweiz könnten unmittelbar oder infolge höheren F&E-Personalkosten einen weiteren Ausbau der F&E-Tätigkeit am Forschungsstandort Schweiz behindern. Bei der Interpretation der Resultate ist dieser «Doppeldeutigkeit» des Motivs «Verfügbarkeit von F&E-Personal» Rechnung zu tragen.

Tabelle 4.8 zeigt, welchen Motiven bzw. Motivgruppen die befragten Unter-nehmen eine hohe Bedeutung beimessen. Das Marktmotiv, ein reichliches An-gebot an F&E-Personal und die Nähe zu innovativen Firmen (Netzwerke) erwei-

81

sen sich mit Abstand als die wichtigsten Motive. Von mittlerer Bedeutung sind die beiden anderen wissensorientierten Faktoren und das Motiv der niedrigeren F&E-Kosten. Die Ausnützung einer stärkeren F&E-Förderung (inkl. niedrige Steuern) ist praktisch bedeutungslos. Insgesamt dominieren marktorientierte und – etwas weniger ausgeprägt – wissensorientierte Motive, während kostenorien-tierte Faktoren von sekundärer Bedeutung sind. Dieses Gesamtbild spricht für die Komplementaritäts-Hypothese. Tabelle 4.8: Motive für F&E-Aktivitäten im Ausland nach Unternehmens-

grösse 2002 (prozentualer Anteil der Firmen, die dem jeweiligen Motiv eine hohe Bedeutung beimessen; Werte 4 und 5 auf einer 5-stufigen Skala)

Unternehmensgrösse Klein Mittel Gross Insgesamt Einzelmotive Unterstützung von Fertigung und Absatz

29.5 39.7 61.3 39.7

Nähe zu führenden Hochschu-len

24.6 27.0 25.8 25.6

Nähe zu innovativen Firmen (Netzwerke)

45.9 23.8 35.5 35.3

Wissenstransfer in die Schweiz 24.6 20.7 35.5 25.6 Gute Verfügbarkeit von F&E-Personal

39.3 36.5 35.5 37.8

Tiefere F&E-Kosten 36.1 23.8 9.7 26.3 Stärkere F&E-Förderung 13.1 12.7 6.5 11.5 Gesamtsicht Marktmotiv 29.5 39.7 61.3 39.7 Wissensmotiv 31.7 23.8 32.3 28.8 Kostenmotiv 24.6 18.3 8.1 18.9 Durchschnitt 28.6 27.3 33.9 29.1 Marktmotiv: Motiv 1; Wissensmotiv: Durchschnitt der Motive 2 bis 4; Kostenmotiv: Durchschnitt der Motive 6 und 7. Das nicht eindeutig zurechenbare Motiv «Verfügbarkeit von F&E-Personal» wird hier nicht einbezogen. Auf der letzten Zeile ist der Durchschnitt aller sieben Einzelmotive ausgewiesen. Quelle: Innovationsumfrage 2002.

Nach Unternehmensgrösse finden sich deutliche Unterschiede. Je grösser eine Firma ist, um so wichtiger ist das Marktmotiv; gerade umgekehrt verhält es sich bei den kostenorientierten Motiven. In beiden Fällen weichen die Gross-unternehmen stark von den anderen zwei Grössenklassen ab. Die wissens-orientierten Motive sind für die mittelgrossen Unternehmen – im Gegensatz zu

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den anderen beiden Grössenklassen – nicht sehr bedeutend. Während bei den kleinen Firmen unter den wissensorientierten Motiven die Nähe zu innovativen Firmen (Netzwerken) von herausragender Bedeutung sind, gibt es bei den Grossunternehmen zwischen den einzelnen Komponenten dieser Motivgruppe keine wesentlichen Unterschiede. Insgesamt scheinen die Grossunternehmen eine ausgeprägt marktorientierte, aber auch wissensorientierte F&E-Strategie zu verfolgen. Bei den Kleinfirmen ist die Marktorientierung weniger ausgeprägt, dafür fällt das kostenorientierte Element deutlich stärker ins Gewicht. Bei den mittelgrossen Unternehmen steht das Marktmotiv im Vordergrund. Die Motiv-struktur der Grossunternehmen entspricht dem, was eine mehrpolige F&E-Strategie erwarten lässt: man ist auf allen wichtigen Märkten mit F&E präsent (überragende Bedeutung des Marktmotivs) und betreibt ein aktives «technology sourcing» (überdurchschnittliche Bedeutung des Wissensmotivs). Diese Inter-pretation wird durch den bei dieser Grössenklasse besonders hohen Durchschnitt aller Einzelmotive (siehe letzte Zeile der Tabelle) gestützt. Angesichts der gros-sen Bedeutung, welche die grossen Unternehmen dem Wissenstransfer in die Schweiz beimessen, ist davon auszugehen, dass das im Ausland generierte und erworbene Wissen in erheblichem Mass dem Standort Schweiz zugute kommt (Komplementaritäts-Hypothese).

Die Motivstruktur unterscheidet sich auch zwischen dem Industrie- und dem Dienstleistungssektor bzw. den je Sektor unterschiedenen zwei Teilbereichen (Tabelle 4.9). Die Gesamtbedeutung der Motive (Durchschnitt der sieben Ein-zelmotive) ist im Industriesektor deutlich höher als im Dienstleistungssektor, dessen Rückstand hauptsächlich auf dem tiefen Durchschnitt der «übrigen Dienstleistungen» (Gross- und Detailhandel, Gastgewerbe, Verkehr) beruht. Die F&E-Strategien der Industrieunternehmen sind also im Durchschnitt «breiter» abgestützt bzw. empfangen von verschiedenster Seite her Impulse. Kostenmoti-ve spielen generell – besonders ausgeprägt im Dienstleistungssektor – keine grosse Rolle. Hightech-Unternehmen scheinen eine primär marktorientierte F&E-Strategie zu verfolgen, während – etwas überraschend – die Wissensorien-tierung lediglich durchschnittlich ausfällt; allerdings spielt im Hightech-Bereich der Zugang zu F&E-Personal eine besonders grosse Rolle. Bei den Lowtech-Firmen sind Markt- und Wissensmotive etwa gleich wichtig. Im Dienstleis-tungssektor steht das Wissensmotiv an erster Stelle, wobei jedoch bei den «mo-dernen Dienstleistungen» (Finanz-, unternehmensnahe sowie F&E- und EDV-Dienstleistungen) auch das Marktmotiv recht ausgeprägt ist, allerdings nicht so stark wie in den beiden Industriesektoren. Bei den «modernen» Dienstleistungen sticht die überragende Bedeutung, die dem Wissenstransfer in die Schweiz zu-gesprochen wird, besonders ins Auge. Insgesamt ist festhalten, dass die Struktur

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der Motive in allen vier Wirtschaftssektoren für die Komplementaritäts-Hypothese spricht.

Tabelle 4.9: Motive für F&E-Aktivitäten im Ausland 2002 nach Wirtschafts-

sektoren (prozentualer Anteil der Firmen, die dem jeweiligen Motiv ei-ne hohe Bedeutung beimessen; Werte 4 und 5 auf einer 5-stufigen Skala)

Industrie Dienstleistungen Total High-

tech Low-tech

Total Moder-ne

Übrige Total

Einzelmotive Unterstützung von Fertigung/Absatz

43.1 45.7 36.8 23.1 30.8 16.7 39.7

Nähe zu führenden Hochschulen

26.2 26.1 26.3 23.1 23.1 25.0 25.6

Nähe zu inno-vativen Firmen (Netzwerke)

35.4 32.6 42.1 34.6 30.8 33.3 35.3

Wissenstransfer in die Schweiz

23.9 21.7 29.0 34.6 53.9 16.7 25.6

Verfügbarkeit von F&E-Personal

37.7 40.2 31.6 38.5 30.8 41.7 37.8

Tiefere F&E-Kosten 28.5 28.3 29.0 15.4 23.1 8.3 26.3 Stärkere F&E-Förderung

12.3 12.0 13.2 7.7 7.7 8.3 11.5

Gesamtsicht Marktmotiv 43.1 45.7 36.8 23.1 30.8 16.7 39.7 Wissensmotiv 28.5 26.8 32.5 30.8 35.9 25.0 28.8 Kostenmotiv 20.4 20.2 21.1 11.6 15.4 8.3 18.9 Durchschnitt 30.7 30.9 30.1 21.8 27.4 16.7 29.1 Marktmotiv: Motiv 1; Wissensmotiv: Durchschnitt der Motive 2 bis 4; Kostenmotiv: Durchschnitt der Motive 6 und 7. Das nicht eindeutig zurechenbare Motiv «Verfügbarkeit von F&E-Personal» wird hier nicht einbezogen. Auf der letzten Zeile ist der Durchschnitt aller sieben Einzelmotive ausgewiesen. Quelle: Innovationsumfrage 2002.

Abschliessend präsentieren wir in Tabelle 4.10 Ergebnisse zu den Motiven für F&E an ausländischen Standorten für die wichtigsten Branchen(gruppen) der Industrie. Die ersten drei zählen zum Hightech-, die beiden anderen zum Low-tech-Sektor. Die Unternehmen der Branchengruppe Chemie/Pharma/Kunststoffe sind – wie der Gesamtdurchschnitt der Einzelmotive zeigt (letzte Zeile) – am stärksten motiviert, im Ausland F&E zu betreiben. Das Marktmotiv und – etwas

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Tabelle 4.10: Motive für F&E-Aktivitäten im Ausland 2002 nach Branchen-gruppen des Industriesektors (prozentualer Anteil der Firmen, die dem jeweiligen Motiv eine hohe Bedeutung beimessen; Werte 4 und 5 auf einer 5-stufigen Skala)

Chemie, Pharma,

Kunststoffe

Maschinen, Fahrzeuge

Elektro-technik,

Elektronik

Metall Sonstige Industrie

Einzelmotive Unterstützung von Fertigung/Absatz

54.2 34.2 55.6 35.7 37.5

Nähe zu führenden Hochschulen

29.2 29.3 18.5 50.0 12.5

Nähe zu innovativen Firmen (Netzwerke)

45.8 29.3 25.9 35.7 45.8

Wissenstransfer in die Schweiz

33.3 17.1 18.5 21.4 33.3

Verfügbarkeit von F&E-Personal

16.7 46.3 51.9 21.4 37.5

Tiefere F&E-Kosten 29.2 22.0 37.0 28.6 29.2 Stärkere F&E-Förderung

12.5 14.6 7.4 21.4 8.3

Gesamtsicht Marktmotiv 54.2 34.2 55.6 35.7 37.5 Wissensmotiv 36.1 25.2 21.0 35.7 30.5 Kostenmotiv 20.9 18.3 22.2 25.0 18.8 Durchschnitt 37.1 25.9 32.9 32.1 28.9 Marktmotiv: Motiv 1; Wissensmotiv: Durchschnitt der Motive 2 bis 4; Kostenmotiv: Durchschnitt der Motive 6 und 7. Das nicht eindeutig zurechenbare Motiv «Verfügbarkeit von F&E-Personal» wird hier nicht einbezogen. Auf der letzten Zeile ist der Durchschnitt aller sieben Einzelmotive ausgewiesen. Quelle: Innovationsumfrage 2002.

weniger ausgeprägt – das Wissensmotiv stehen im Vordergrund. Überraschen-derweise ist in dieser «Science-based»-Branche die Nähe zu den Hochschulen unter den wissensorientierten Motiven nicht so wichtig wie die Einbettung in innovative Firmennetzwerke. Das Angebot an F&E-Personal ist als F&E-Motiv ohne grosse Bedeutung. Auch die Branche Elektrotechnik/Elektronik/Instru-mente ist stark motiviert, im Ausland F&E zu betreiben. In diesem Fall spielt das Marktmotiv eine dominierende Rolle, während das Wissensmotiv – etwas überraschend – weniger wichtig ist als in allen anderen Branchen. Kostenseitige Anreize werden – abgesehen von förderungsbedingten Vorteilen – in dieser Branche als wichtig erachtet. Im Maschinenbau sind die Impulse für F&E-Aktivitäten an ausländischen Standorten mit einer Ausnahme (bessere Verfüg-barkeit von F&E-Personal) schwächer als im Industriedurchschnitt. Dieses Re-sultat ist möglicherweise auf die von KMU geprägte Struktur dieses Wirt-

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schaftszweigs zurückzuführen, ist jedoch in dieser Deutlichkeit doch überra-schend. In der Metallindustrie scheint das Wissensmotiv verglichen mit den an-deren Branchen im Vordergrund zu stehen, wobei – relativierend – darauf hin-zuweisen ist, dass für diesen Wirtschaftszweig nur wenig Beobachtungen zur Verfügung stehen. Im Weiteren fällt in der Metallindustrie auch das Kostenmo-tiv – obschon weniger wichtig als die übrigen Motivkategorien – relativ stark ins Gewicht. Interessant ist die Beobachtung, dass die beiden Branchengruppen, deren Firmen die stärksten Impulse für F&E an ausländischen Standorten auf-weisen, nämlich Chemie/Pharma/Kunststoffe und Elektrotechnik/Elektronik/ Instrumente, auch quantitativ gesehen die höchsten Auslandsquoten für F&E aufweisen (siehe den Kommentar zu Tabelle 4.2). Diese Übereinstimmung spricht für die Aussagekraft der hier verwendeten, auf Einschätzungen der Un-ternehmen beruhenden qualitativen Daten.

Würdigung der Resultate der deskriptiven Analyse

In den neunziger Jahren sind der Auslandsanteil der F&E-Investitionen und die Zahl der im Ausland F&E-treibenden Firmen kräftig gestiegen; insbesondere wurden viele KMU erstmals im Ausland aktiv. Dennoch dominieren rein in-landsorientierte F&E-Strategien (78%), und zwar auch bei den Grossunterneh-men (69%). Von den im Ausland F&E-treibenden Firmen ist eine klare Mehr-heit (77%) in nur einer Zielregion (meist EU) präsent, weitere 17% in deren zwei (meistens in der Kombination EU und Nordamerika). Mit zunehmender Firmengrösse steigt nicht nur die Häufigkeit von F&E-Engagements im Ausland sondern auch die Zahl der Zielregionen. So betreiben unter den Grossunterneh-men immerhin 14% eine mindestens dreipolige F&E-Strategie (Hauptsitz in der Schweiz und zwei ausländische Standorte), und 5% sind noch in weiteren Regi-onen präsent. Die Tatsache, dass unter den Zielregionen diejenigen ganz eindeu-tig im Vordergrund stehen, die bezüglich Marktgrösse und Wissenspotential herausragen und gegenüber der Schweiz keine oder geringe Kostenvorteile auf-weisen, spricht für die Komplementaritäts-Hypothese.

Diese Schlussfolgerung wird durch die Resultate zu den Motiven der F&E-Aktivitäten im Ausland bestätigt. Insbesondere das Marktmotiv, aber auch wis-sensorientierte Motive sind wesentlich wichtiger als kostenorientierte Motive. Bei den die internationale Investitionstätigkeit quantitativ dominierenden Gross-unternehmen spielt zudem unter den Motiven der Wissenstransfer in die Schweiz eine bedeutende Rolle. Damit ist – zumindest der Tendenz nach – si-chergestellt, dass das im Ausland erworbene und generierte Wissen auch dem Forschungsstandort Schweiz zugute kommt. Die Resultate deuten darauf hin,

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dass F&E-Strategien, die auf «asset exploiting» und «asset augmenting» abzie-len, gegenüber Verlagerungsstrategien klar dominieren, ein Ergebnis, das im Einklang steht mit den sich auf die Schweiz beziehenden Resultaten der in Ab-schnitt 4.1.2 referierten international angelegten Studien.

4.1.4 Bestimmungsfaktoren von F&E-Aktivitäten an ausländischen Stand-orten

Einleitung

In diesem Abschnitt werden die Resultate von ökonometrischen Modell-schätzungen präsentiert, die darauf abzielen, die Bestimmungsfaktoren der F&E-Aktivitäten schweizerischer Unternehmen an ausländischen Standorten zu iden-tifizieren. Der Analyse wird ein theoretischer Bezugsrahmen zugrundegelegt, der es erlaubt, von den Ergebnissen zu den Bestimmungsfaktoren auf die Gültig-keit der Komplementaritäts- bzw. der Substitutions-Hypothese zu schliessen.

In den bisherigen ökonometrischen Analysen der schweizerischen F&E-Tätigkeit im Ausland untersuchten wir die Determinanten der unternehmeri-schen Entscheidung, ihre F&E-Tätigkeit nicht auf die Schweiz zu beschränken, sondern auch an ausländischen Standorten in F&E zu investieren (dichotome abhängige Variable «Auslands-F&E ja/nein»); siehe Arvanitis/Hollenstein (2001) und Hollenstein (2005). Die «ja/nein»-Entscheidung (Modellvariante A) wird in dieser Arbeit ähnlich modelliert wie in den genannten Studien, mit dem Unterschied, dass wir nicht nur Querschnittsdaten verwenden, sondern auch auf Längsschnittdaten (1996-2002) abstellen.

In einer zweiten Etappe schätzen wir ein differenzierteres Modell, das – über die ja/nein-Entscheidung hinaus – die Intensität der F&E-Aktivitäten an ausländi-schen Standorten, gemessen durch die im Ausland getätigten F&E-Ausgaben, zu erklären sucht (Modell B). Da diese Gleichung nur für Firmen bestimmt werden kann, die im Ausland präsent sind, besteht die Gefahr, dass die Schätzung ver-zerrte Resultate liefert. Dies wäre z.B. der Fall, wenn sich die im Ausland akti-ven Firmen von den nur im Inland F&E-treibenden Unternehmen hinsichtlich wichtiger Merkmale systematisch unterscheiden, z.B. hinsichtlich der Branchen-zugehörigkeit oder der Firmengrösse. Unter diesen Umständen stellen die in der quantitativen Schätzgleichung berücksichtigten Unternehmen keine Zufalls-stichprobe dar. Eine solchen «Selektionsverzerrung» muss gegebenenfalls mit Hilfe eines geeigneten Schätzverfahrens korrigiert werden (siehe unten).

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Theoretischer Bezugsrahmen

Zur Erklärung internationaler Investitionen gibt es im Wesentlichen drei theore-tische Ansätze. Die klassische Theorie betont die nach Ländern unterschiedliche Ausstattung mit Produktionsfaktoren und impliziert, dass die Investitionen einer Firma den komparativen Vorteilen der verschiedenen Standorte folgt (Mundell 1957). Gemäss der «Neuen Aussenhandelstheorie» verfügen Unternehmen über spezifische Fähigkeiten und Assets (z.B. technologisches Wissen, Marketing-fähigkeiten, Skalenerträge usw.), die im Inland wie im Ausland unabhängig von der Attraktivität verschiedener Standorte mit Erfolg eingesetzt werden können (siehe z.B. Helpman 1984 oder Ethier 1986). Der aus der Industrieökonomik hervorgegangene Transaktionskosten-Ansatz misst der Internalisierung von Marktbeziehungen (z.B. Durchsetzung von Qualitätsstandards für Zwischenpro-dukte durch Akquisition von Lieferfirmen) für die Ausgestaltung der Auslands-aktivitäten grosse Bedeutung zu (siehe z.B. Rugman 1981 oder Buckley/Casson 1985); wenn immer die Kosten einer grenzüberschreitenden hierarchischen oder netzwerkgestützten Organisation der Firma geringer sind als die Aufwendungen, die mit Marktbeziehungen verbunden sind, werden letztere von der Firma inter-nalisiert. Zusätzlich zu diesen grundlegenden theoretischen Ansätzen gibt es ei-ne Reihe von Partialhypothesen zur Erklärung spezifischer Aspekte der Interna-tionalisierung, die aus verschiedenen Teildisziplinen der Ökonomie stammen (z.B. evolutionäre Ökonomie, Finance, Wirtschaftsgeographie, Managementleh-re); siehe Dunning (2000).

Dunning vertrat bereits in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Meinung, dass es keinem dieser Ansätze gelingt, das Phänomen der interna-tionalen Aktivität von Unternehmen vollständig zu erklären. Er formulierte des-halb eine in der Folge immer wieder weiterentwickelte eklektische «Theorie», das sogenannte «OLI-Paradigma», das in seiner Sicht die wichtigsten theoreti-schen Ansätze und Hypothesen in einer Weise zusammenfasst, dass es hinsicht-lich seiner Erklärungskraft mehr darstellt als die Summe der einzelnen Teiltheo-rien (siehe z.B. Dunning 1988 oder 1993). Dieses Paradigma bildet die theoreti-sche Basis für unsere ökonometrische Analyse.

Dunning unterscheidet zur Erklärung der internationalen Tätigkeit von Unter-nehmen drei Gruppen von Variablen, nämlich unternehmensspezifische Vorteile («ownership-specific advantages: O-advantages»), länderspezifische Vorteile («location-specific advantages: L-advantages») sowie Vorteile, die sich aus der Internalisierung von Marktbeziehungen ergeben («internalising advantages: I-advantages»). O-advantages sind firmenspezifische Eigenschaften und «capabi-lities”, welche eine Firma gegenüber Konkurrenten in Zielregionen ausländi-

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scher Investoren überlegen machen, und zwar unabhängig von den Attraktivi-tätsmerkmalen des entsprechenden Standorts. Diese Art von Vorteilen beruht auf der Verfügbarkeit von Humankapital, Wissen und anderen spezifischen im-materiellen «Assets» wie z.B. Eigentumsrechte, Marketingorganisation, Lernfä-higkeit der Organisation, Managementkapazitäten, «Governance», Erfahrung mit ausländischen Märkten, Finanzkraft, Zugang zum Kapitalmarkt, Risikoma-nagement usw. L-advantages widerspiegeln potentielle Vorteile, die eine Firma durch Optimierung ihrer Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette quer über verschiedene Standorte mit unterschiedlichen Attraktivitätsmerkmalen erreichen kann. Solche Vorteile beruhen vor allem auf länderspezifischen Unterschieden hinsichtlich Produktionsfaktoren (Verfügbarkeit, Qualität, Preis), materieller Infrastruktur, Kommunikationskosten, Steuern/Subventionen, Regulierungsrah-men usw. I-advantages werden durch die Internalisierung von Marktbeziehun-gen über Fusionen und Akquisitionen, Kooperationen und Allianzen realisiert. Auf diese Weise kann eine Firma Such- und Transaktionskosten vermindern, Kosten der Durchsetzung von Eigentumsrechten vermeiden, Qualitätsstandards von Vorprodukten durchsetzen, fehlende Terminmärkte ersetzen usw.

Die von Dunning postulierten drei Kategorien von Variablen sind den drei ein-gangs erwähnten grundlegenden theoretischen Ansätzen eindeutig zuzuordnen und decken diese umfassend ab. O-advantages erfassen die wesentlichen Ele-mente der «Neuen Aussenhandelstheorie», L-advantages stehen für die klassi-sche Aussenhandelstheorie, während I-advantages den Transaktionskosten-Ansatz repräsentieren.

In den letzten zehn Jahren hat Dunning seinen Ansatz weiterentwickelt, um ökonomischen Phänomenen Rechnung zu tragen, die neu sind bzw. erst in jüngster Zeit grössere Bedeutung gewonnen haben. Zu erwähnen sind z.B. die zunehmende Bedeutung der Konkurrenz im weltweiten Massstab, die Reduktion der Kommunikations- und Transaktionskosten, der wachsende «Know-how»-Gehalt und die verstärkte Wissenschaftsabhängigkeit wirtschaftlicher Aktivitä-ten usw. Diese Faktoren haben das Muster der Internationalisierung verändert, wobei insbesondere auf die wachsende Bedeutung von F&E-Kooperationen/ Netzwerken hinzuweisen ist. Solche Veränderungen wurden durch neue (Parti-al)-Hypothesen aufgegriffen; siehe z.B. die «Born Global»-Literatur (Rialp-Crado et. al. 2002) oder die Ansätze, die unter dem Titel «Network Perspective of Internationalisation» laufen (siehe Coviello/McAuley 1999). Im vorliegenden Zusammenhang ist insbesondere auf die zunehmend evolutorische Sicht der Firma hinzuweisen, die in der Theorie der Firma zur Erweiterung des eher stati-schen «resource-based»-Ansatzes (Wernerfelt 1984) hin zur «dynamic capability view of the firm» (Teece/Pisano 1998) führte. Um diesen neuen, die dynamische

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Komponenten betonenden Entwicklungen Rechnung zu tragen, wurde der OLI-Ansatz etwas modifiziert (siehe Dunning 2000 sowie Cantwell/Narula 2001). In dieser Sicht stellen internationale Allianzen und Netzwerke effiziente Instru-mente dar, um die spezifischen Ressourcen und Fähigkeiten bzw. «capabilities» einer Firma (O-advantages) abzusichern und zu erweitern; denn auf diese Weise verschafft sich eine Firma Zugang zu «kritischen» Assets, welche die eigenen ergänzen.9 Entsprechend spielen im Rahmen eines stärker dynamisch ausgerich-teten OLI-Ansatzes Auslandsaktivitäten einer Firma (direkte Präsenz oder Ko-operationen mit ausländischen Partnern), die auf den Erwerb strategischer As-sets abzielen («asset seeking»), eine grosse Rolle. Wie unschwer zu erkennen ist, bezeichnet der Begriff «asset seeking»-Strategie dasselbe wie die in Ab-schnitt 4.1.1 verwendeten (synonymen) Termini «asset augmenting»- bzw. «home-base augmenting»-Strategie.

In welcher Beziehung steht der OLI-Ansatz zur Komplementaritäts- bzw. der Substitutions-Hypothese? O-advantages repräsentieren sowohl «asset exploi-ting» als auch «asset augmenting». Eine Unterscheidung ist möglich, wenn zu-sätzlich zu den O-Variablen auch Daten zu den Motiven von Auslands-F&E einbezogen werden, da letztere eine relativ klare Zuordnung erlauben (marktori-entierte vs. wissensorientierte Motive). Bei unserer ökonometrischen Modellie-rung ist dies in der zweiten Etappe (Modellierung des Ausmasses bzw. der In-tensität von Auslands-F&E) möglich, nicht aber in der ersten (Auslands-F&E ja/nein), da für Firmen, die ausschliesslich im Inland F&E treiben verständli-cherweise keine Angaben zu den Motiven erhoben wurden. Unabhängig davon, ob «asset exploiting» oder «asset augmenting» dominiert, spricht ein grosser Einfluss von O-advantages zugunsten der Komplementaritäts-Hypothese. Dage-gen stützen L-advantages, die auf ausländischen Kostenvorteilen bzw. im Aus-land «F&E-freundlicheren» staatlichen Rahmenbedingungen beruhen, die Sub-stitutions-Hypothese. I-advantages sind – abgesehen davon, dass sie empirisch recht schwer zu erfassen sind – tendenziell der Komplementaritäts-Hypothese zuzuordnen, da sie relativ eng mit O-advantages gekoppelt sind (z.B. Internali-sierung von Marktbeziehungen durch F&E-Kooperationen); jedenfalls lässt sich ein Bezug zur Substitutions-Hypothese ausschliessen.

9 Eine Analyse der Motive zur Kooperation mit andern Firmen und wissenschaftlichen Insti-

tutionen für die Schweizer Wirtschaft zeigte in der Tat, dass das «Zusammenführen kom-plementären Wissens» und der «Zugang zu komplementärer spezialisierter Technologie» in der Schweizer Wirtschaft die wichtigsten Motive der F&E-Kooperation darstellen (Ar-vanitis et al. 2001a, Kapitel 7).

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Spezifikation des empirischen Modells A

Das OLI-Paradigma wurde ursprünglich für die Internationalisierung von Pro-duktion und Distribution entwickelt. Dank der in den letzten Jahren erfolgten Dynamisierung deckt dieser Ansatz nun auch die Auslandsaktivitäten bei F&E ab. Bei der Spezifikation des empirischen Modells versuchen wir unter den OLI-Variablen diejenigen in den Vordergrund zu rücken, die einen unmittelbaren Bezug zur F&E-Tätigkeit aufweisen.

Die in den Modellschätzung verwendete Spezifikation der Variablen sowie die von uns erwartete Wirkungsrichtung ist in Tabelle 4.11 zusammengestellt. Eine erste Kategorie von Variablen bezieht sich auf unternehmensspezifische Vorteile im engeren Sinn (O-advantages). Die ersten drei Variablen sollen «allgemeine», nicht unmittelbar technologiebezogene firmenspezifische Vorteile abdecken. Dies gilt ganz besonders für die Variable «Arbeitsproduktivität» (QL), die wir als Mass für die gesamte Leistungsfähigkeit einer Unternehmung verwenden. Diese Grösse soll alle firmenspezifischen Vorteile abdecken, die wir mangels Daten nicht explizit erfassen können (z.B. Lernfähigkeit der Unternehmung, Managementkapazitäten, Marketingorganisation). Zu dieser Gruppe von O-Advantages gehört auch die Ausstattung der Firmen mit den Produktionsfakto-ren Human- und Sachkapital (HC bzw. CL), gemessen durch den Anteil der Be-schäftigten mit tertiärer Ausbildung bzw. das je Mitarbeiter/in erzielte Bruttoka-pitaleinkommen. Auch diese beiden Variablen decken z.T. Elemente von O-advantages ab, die nicht explizit gemessen werden können. So etwa dürfte die Ausstattung mit Humankapital positiv mit der Lernfähigkeit der Firma korrelie-ren. Das Bruttokapitaleinkommen je Beschäftigten misst nicht nur die Sachkapi-talintensität der Firma, da sie auch die Effizienz des eingesetzten Kapitals wi-derspiegelt, die u.a. auch durch andere O-advantages wie z.B. besondere Mana-gementfähigkeiten beeinflusst wird. Für alle drei Variablen erwarten wir, dass sie die Neigung, im Ausland F&E zu betreiben, erhöhen. Bei CL ist allerdings ein Vorbehalt anzubringen, da beim Sachkapitaleinsatz die firmenspezifische Komponente möglicherweise zu gering ist, um O-advantages zu begründen.

Im Weiteren zählen wir zur Kategorie der O-advantages i.e.S. zwei Gruppen von wissensorientierten Variablen, nämlich einerseits Indikatoren des Innovations-inputs und -outputs, andererseits Variablen, welche die firmeninterne Nutzung externen Wissens erfassen. Letztere repräsentieren O-advantages in doppelter Hinsicht: die Nutzung externen Wissens trägt unmittelbar zum Wissensbestand der Firma bei; aber sie ist auch ein Indikator für die Fähigkeit der Firma, extern vorhandenes Wissen zu absorbieren. Den Innovationsinput messen wir mit zwei qualitativen Indikatoren der Forschungs- bzw. Entwicklungsintensität (RPD,

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DPD), den Innovationsoutput durch die Patentaktivität (PAT: Patentanmeldun-gen ja/nein). Diese drei Innovationsvariablen sollten mit der Wahrscheinlichkeit von F&E im Ausland positiv korrelieren. Bei den externen Wissensquellen un-terscheiden wir fünf Kategorien: UNIV repräsentiert das «wissenschaftsorien-tierte» Wissen, das an Universitäten, Fachhochschulen oder sonstigen For-schungseinrichtungen generiert wird. FIRMA steht für den Wissensbezug aus anderen Teilen des Firmengruppe (sofern das befragte Unternehmen einer sol-chen angehört). USER und SUPP repräsentieren Wissen, das im Rahmen von formellen oder informellen Beziehungen mit Abnehmern bzw. Lieferanten (Ma-terial, Komponenten, Investitionsgüter) gewonnen wird. Schliesslich berück-sichtigen wir auch Wissen, das allgemein zugänglich ist (ALLG), das man z.B. an Tagungen/Messen über Patentschriften oder Fachzeitschriften beschaffen kann. Für die Variablen UNIV, tendenziell auch für FIRMA erwarten wir ein positives Vorzeichen, da diese Wissensquellen einen engen Bezug zum F&E-Prozess aufweisen. Für die übrigen externen Wissensquellen steht die Wirkungs-richtung nicht im Voraus fest; bei SUPP würde auch ein negatives Vorzeichen nicht überraschen, weil das Abstützen auf Lieferantenwissen vielfach mit einer schwachen firmeneigenen Innovationsleistung gekoppelt ist.

Zu den O-advantages i.w.S. zählen wir die Exportorientierung (X) und die Grös-se einer Unternehmung (L, L2). Die durch den Umsatzanteil der Exporte erfasste Exportneigung sollte mit der F&E-Tätigkeit im Ausland positiv korrelieren. Diese Hypothese lässt sich z.B. mit dem Stufenmodell der Internationalisierung (Johanson/Vahlne 1977) begründen. Dieses besagt, dass eine Firma zuerst über Exporte international aktiv wird und sich auf diese Weise spezifische Kenntnis-se, Kontakte usw. über ausländische Märkte, Standorte und Institutionen ver-schafft (O-advantages). Auf dieser Basis werden dann nachfolgende Stufen der Internationalisierung erklommen, in der Regel in der Reihenfolge Distribution, Fertigung und schliesslich F&E. Die Unternehmensgrösse erfasst – in ähnlicher Weise wie QL (allgemeine Leistungsfähigkeit der Firma) – einige O-advantages, die wir nicht explizit modellieren können, soweit diese grössenabhängig sind. Zu erwähnen sind etwa Grössenvorteile bezüglich des Zugangs zu Eigen- und Fremdkapital, der Fähigkeit zur Risikobewältigung, des Marketings (Skalenvor-teile im internationalen Marketing) oder der Informations- und der Manage-mentkapazität, die eine der gewichtigsten Restriktionen für Auslandsaktivitäten von KMU darstellen; siehe Buckley (1989) und empirisch für die Schweiz Hol-lenstein (2005). Die Unternehmensgrösse wird in nicht linearer Form anhand der Beschäftigtenzahl gemessen (linearer Term L, quadratischer Team L2). Auf die-se Weise kann geprüft werden, ob steigende Skalenerträge vorliegen (mit wach-sender Firmengrösse überproportional zunehmende Neigung zu F&E-

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Aktivitäten im Ausland). Wir gehen davon aus, dass L mit Auslands-F&E posi-tiv korreliert ist, während die Wirkungsrichtung von L2 a priori nicht feststeht.

Die Vorteile durch Internalisierung von Marktbeziehungen (I-advantages) sind schwierig zu erfassen. Als F&E-spezifische Variable zur Erfassung allfälliger Internalisierungsgewinne steht uns lediglich ein Indikator zur Verfügung, der erfasst, ob eine Firma bei F&E mit anderen Unternehmen oder Institutionen (z.B. Hochschulen) kooperiert (RDCOOP). Wir gehen davon aus, dass Unter-nehmen mit F&E-Kooperationen über Erfahrung verfügen, unternehmensexter-ne F&E-Aktivitäten im Rahmen eines systematischen Innovationsmanagements mit interner F&E zu koordinieren. Entsprechend erwarten wir, dass RDCOOP mit Auslands-F&E positiv korreliert. Ferner ist darauf hinzuweisen, dass die Un-ternehmensgrösse neben O-advantages auch I-advantages abdeckt. Denn grosse Unternehmen verfügen im Vergleich zu kleineren über bessere Voraussetzun-gen, um durch die Wahl geeigneter (institutioneller) Formen der Internationali-sierung (Gründung einer eigenen Tochtergesellschaft, Joint Venture mit Kapi-talbeteiligung, Kooperationsabkommen), die Nachteile der Beschaffung von Wissen/Technologie über Marktbeziehungen (z.B. Probleme bezüglich Exklusi-vität des Wissens oder beim Erwerb nicht kodifizierten Wissens) zu vermeiden. Dank grösserer Informations- und Managementkapazitäten haben es grosse Un-ternehmen im Vergleich zu kleineren auch leichter, ein wirkungsvolles interna-tionales Innovationsmanagement zu betreiben, eine wichtige Voraussetzung für die Internalisierung von Ergebnissen von F&E-Aktivitäten.

Eine direkte Erfassung länderspezifischer Vorteile (L-advantages) ist nicht mög-lich, da wir über keine unmittelbaren Informationen zu den relativen Vorteilen der Schweiz und anderer Länder als F&E-Standort verfügen. Zudem haben wir für Firmen ohne ausländische F&E-Präsenz – diese sind bei der Schätzung von Modell A einbezogen – naturgemäss keine Angaben zur geografischen Ausrich-tung von Auslandsaktivitäten sowie zu den Motiven für Auslands-F&E, welche Rückschlüsse auf L-advantages erlauben würden. Indessen liefern Informationen zu einigen Innovationshemmnissen am Standort Schweiz indirekte Hinweise auf mögliche Nachteile der Schweiz als F&E-Standort. Dies dürfte vor allem bei denjenigen Innovationshemmnissen der Fall sein, für welche wir anhand von Vergleichen mit anderen Ländern wissen (siehe z.B. den detaillierten Vergleich für 2002 in Arvanitis et al. 2004a), dass sie am Standort Schweiz besonders aus-geprägt sind (z.B. Fachkräftemangel). Darüber hinaus berücksichtigen wir auch einige Innovationshemmnisse, für welche internationale Vergleichsdaten fehlen, z.B. zur Regulierung im Umweltbereich oder zur arbeitsmarktrelevanten

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Tabelle 4.11: Spezifikation der erklärenden Variablen: Modell A

Variable Abhängige Variable: F&E an ausländischen Standorten

(ja / nein) Vorzei-chen

O-advantages (im engeren Sinn) Allgemein QL Wertschöpfung je Mitarbeiter/in + HC Anteil Mitarbeiter/innen (%) mit tertiärer Ausbildung + CL Bruttokapitaleinkommen je Mitarbeiter/in + Innovationsinput und -output RPD Forschungsaufwendungen (Produktneuerungen)

(Dummy-Variable für die Stufen 4 und 5 auf einer fünfstufi-gen Intensitätsskala)

+

DPD Entwicklungsaufwendungen (Produktentwicklung) (Dummy-Variable für die Stufen 4 und 5 auf einer fünfstufi-gen Intensitätsskala)

+

PAT Patentaktiv ja/nein (Dummy-Variable) + Externer Wissensinput (Dummy-Variablen für die Stufen 4 und 5 auf einer fünfstufigen Intensitäts-skala)

UNIV Universitäts-Know-how, Patentschriften + FIRMA Konzerninternes Wissen + USER Kunden-Know-how ? SUPP Lieferanten-Know-how (-) ALLG Allgemein verfügbares Wissen ? O-advantages (im weiteren Sinn) Exportorientierung X Umsatzanteil der Exporte (%) + Unternehmensgrösse L Unternehmensgrösse: Anzahl Beschäftigte + L2 Unternehmensgrösse: Anzahl Beschäftigte quadriert (-) I-advantages RDCOOP F&E-Kooperation (ja/nein; Dummy-Variable) + L-disadvantages Innovationshemmnisse (Dummy-Variablen für die Stufen 4 und 5 auf einer fünfstufigen Intensitäts-skala)

H1 Starke inländische Marktregulierung + H2 Hohe Steuerbelastung + H3 Mangel an F&E-Personal + H4 Mangel an Fachkräften generell + H5 Mangelnde Akzeptanz neuer Technologien + H6 Restriktive Arbeitsmarktregelungen für Ausländer + H7 Strikte Umweltschutzgesetzgebung + Fortsetzung Tabelle 4.11 auf der nächsten Seite

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Fortsetzung Tabelle 4.11 H8 Restriktive Regelungen in der Raumplanung und im

Baurecht +

H9 Ungenügende Technologieförderung + Kontrollvariablen Konkurrenzintensität (Dummy-Variablen für die Stufen 4 und 5 auf einer fünfstufigen Intensi-tätskala)

IPC Preisliche Konkurrenz auf dem Absatzmarkt ? INPC Nicht-preisliche Konkurrenz auf dem Absatzmarkt ? Marktkonzentration (Anzahl Hauptkonkurrenten auf dem weltweiten Absatzmarkt: 4 Dummy-Variablen mit Firmen, die maximal 5 Hauptkonkurrenten haben (CONC0), als Referenzgruppe)

CONC1,2,3,4 6-9, 11-15, 16-50, mehr als 50 Konkurrenten (+) Auslandsbesitz FOR Tochter einer ausländischen Gesellschaft (ja/nein; Dummy-

Variable) ?

Firmenalter (3 Dummy-Variablen mit Firmen, die über 20 Jahre alt sind (AGE4), als Referenzgruppe)

AGE1,2,3 Bis zu 6, 7-10, 11-20 Jahre alt (+) Die Variablen beziehen sich teils auf das der jeweiligen Innovationsumfrage (1996, 1996, 2002) vo-rangegangenen Jahr (QL, HC, CL, L, L2, X), teils auf den Befragungszeitpunkt (Indikatoren des exter-nen Wissensinput, Innovationshemmnisse, Kontrollvariablen) und teils auf die vorangegangene Drei-jahresperiode (RPD, DPD, PAT, RDCOOP).

Ausländergesetzgebung. Konkret wurden die Angaben zu folgenden Innovati-onshemmnissen als indirekte Messgrössen für schweizerische Standortnachteile für F&E-Aktivitäten berücksichtigt: Starke inländische Marktregulierung (H1), hohe Steuerbelastung (H2), Mangel an F&E-Personal (H3), Mangel an Fach-kräften generell (H4), mangelnde Akzeptanz neuer Technologien (H5), restrikti-ve Arbeitsmarktregelungen für Ausländer (H6), strikte Umweltgesetzgebung (H7), restriktive Regelungen in der Raumplanung und im Baurecht (H8) sowie eine ungenügende Technologieförderung (H9). Je grösser (bei gegebenen Standortvoraussetzungen im Ausland) diese Hindernisse in der Schweiz sind (L-disadvantages), um so attraktiver ist es für eine Unternehmung, F&E im Aus-land zu betreiben. Im Rahmen von Modell B werden wir L-advantages detail-lierter – und direkter auf F&E bezogen – erfassen können (Zielregionen von Auslands-F&E, Motive für F&E im Ausland).

Über diese unmittelbar auf das OLI-Modell bezogenen Variablen hinaus ver-wenden wir einige weitere Bestimmungsfaktoren, die primär den Charakter von

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Kontrollvariablen aufweisen. In diesem Sinn erfassen wir die Marktbedingun-gen, und zwar durch zwei Gruppen von Variablen, d.h. die Wettbewerbsintensi-tät auf den für die Firmen relevanten Absatzmärkten und die Marktkonzentration auf der Anbieterseite. Für die Intensität der preislichen und der nicht-preislichen Konkurrenz (IPC, INPC) ist der Einfluss auf F&E im Ausland nicht sehr klar; es könnte sein, dass ein scharfer Wettbewerb auf wichtigen Absatzmärkten die Un-ternehmen dazu zwingt, vermehrt nahe beim Kunden mit absatzunterstützender F&E aktiv zu werden (positives Vorzeichen). Da jedoch auf eine Intensivierung des Wettbewerbs auch mit anderen Massnahmen reagiert werden kann, ist höchstens ein schwach positiver Effekt zu erwarten. Die Marktkonzentration wird anhand der Anzahl Hauptkonkurrenten auf inländischen und ausländischen Märkten gemessen (vier Dummy-Variablen CONC1 (6 bis 10 Hauptkonkurren-ten) bis zu CONC4 (mehr als 50 Konkurrenten) mit «5 und weniger Konkurren-ten» als Referenzgruppe). Wir erwarten, dass Firmen, die auf stark konzentrier-ten Märkten operieren, häufiger im Ausland tätig sind als Firmen, die vielen Konkurrenten gegenüberstehen. Denn eine geringe Zahl von Anbietern begüns-tigt eine gegenseitige Abstimmung der Strategien oder erzwingt ein gleichge-richtetes Verhalten. Wir nehmen an, dass dieser generelle Zusammenhang auch für F&E gilt. Schliesslich berücksichtigen wir als Kontrollvariablen auch den «Besitzstatus» (Auslandbesitz: Dummy-Variable FOR) und das Alter der Firma (drei Dummy-Variablen AGE1 (sehr junge Firmen) bis AGE3 (Firmen mittleren Alters) mit den älteren Firmen als Referenzgruppe). Das Vorzeichen der Variab-le «Auslandbesitz» (FOR) ist a priori unbestimmt. Falls die von einer ausländi-schen Muttergesellschaft kontrollierten Firma lediglich für den Inlandsmarkt zuständig ist, betreibt sie im Ausland keine F&E; wenn sie jedoch ein regionales Headquarter darstellt, ist sie möglicherweise in der entsprechenden Region auch mit F&E aktiv. Was das Firmenalter angeht, ist prinzipiell zu erwarten, dass äl-tere Unternehmen eher im Ausland tätig sind, um so mehr als es sich vielfach um grosse Firmen handelt; denn ältere Firmen hatten bereits länger die Mög-lichkeit, internationale Märkte zu entwickeln und dort Erfahrungen zu sammeln, so dass sie früher als jüngere auch den Schritt zu Auslands-F&E vollziehen dürf-ten (Stufenmodell der Internationalisierung). Einschränkend ist darauf hinzuwei-sen, dass sich in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren gezeigt hat, dass junge Hightech-Unternehmen häufig bereits kurz nach ihrer Gründung an ausländi-schen Standorten präsent sind, da sie nur so ihr Know-how innert nützlicher Frist verwerten können. Dabei folgt einer Präsenz in Distribution/Fertigung häu-fig rasch auch F&E (siehe die bereits erwähnt «Born Global»-Literatur). Ab-schliessend ist festzuhalten, dass die Identifikation des Einfluss des Firmenalters

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möglicherweise schwierig ist, da Alter und Grösse der Unternehmung positiv korreliert sind.

Ergebnisse der Schätzungen mit Modell A

Tabelle 4.12 zeigt die Resultate von Logit-Schätzungen für die dichotome Vari-able «Auslands-F&E ja/nein» (RDFOR). In der linken Hälfte der Tabelle finden sich die Ergebnisse auf der Basis der gepoolten Daten für den Industriesektor der Jahre 1996, 1999 und 2002, auf der rechten diejenigen einer «random ef-fect»-Panelschätzung für den Zeitraum 1996-2002. Die beiden Schätzvarianten führen hinsichtlich der Parameterwerte und der statistischen Signifikanz zu praktisch übereinstimmenden Ergebnissen. Der Erklärungsgehalt der Modelle ist gut, wie z.B. anhand des Pseudo-R2 zu erkennen ist; bei einer grossen Zahl von Beobachtungen – in unserem Fall sind es 1431 Firmen – ist ein Pseudo-R2 von 20% recht hoch.

Die Resultate zeigen, dass die drei Variablenblöcke in sehr unterschiedlichem Mass zur Erklärung der «ja/nein»-Entscheidung beitragen. Für die O-advantages, sowohl im engeren als auch im weiteren Sinn, und die I-advantages finden wir den erwarteten positiven Einfluss. Demgegenüber scheinen (allfälli-ge) Standortnachteile der Schweiz («L-disadvantages») keine Rolle zu spielen. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit der Komplementaritäts-Hypothese, während die Substitutions-Hypothese verworfen wird.

Im Einzelnen zeigt sich, dass unter den O-advantages i.e.S. die eindeutig wis-sensbezogenen Variablen im Vordergrund stehen: Innovationsinput und –output, Wissenstransfer innerhalb des Konzerns sowie – gemäss detaillierteren Abklärungen – auch das von Universitäten stammende Wissen. Demgegenüber spielen die «allgemeinen O-Variablen» (QL, HC, CL) und der in geringem Mass oder überhaupt nicht wissenschaftlich orientierte externe Wissensinput (SUPP, USER, ALLG) keine Rolle. Die O-advantages i.w.S. (Exportorientierung, Un-ternehmensgrösse) liefern einen beträchtlichen Erklärungsbeitrag. Der positive Effekt der Exportvariable ist kompatibel mit dem Stufenmodell der Internatio-nalisierung. Grosse Unternehmen betreiben im Ausland eindeutig häufiger F&E als kleinere Firmen, wobei der Zusammenhang nicht-linear ist (positiver linea-rer, negativer quadratischer Term); die «ja/nein»-Entscheidung ist also nicht durch steigende Skaleneffekte geprägt. Schliesslich ist festzuhalten, dass die verwendeten Kontrollvariablen (Konkurrenzintensität, Marktkonzentration, Aus-landsbesitz der Firma, Firmenalter) keinen signifikanten Einfluss auf die Aus-lands-F&E aufweisen.

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Tabelle 4.12: Determinanten der F&E-Tätigkeit im Ausland 1996-2002: Modell A Abhängige Variable: F&E im Ausland ja/nein (RDFOR)

Unabhängige Logit-Modell (robuste Schätzung) Variablen Gepoolt Random effect

Koeffizient Standardfehler Koeffizient StandardfehlerKonstante -4.172*** 0.538 -5.310*** 0.793 O-advantages i.e.S. Allgemein Q/L 4.3E-06 2.7E-06 6.1E-06 4.1E-06 HC 0.004 0.005 -0.003 0.007 CL -1.5E-06 3.3E-06 -2.6E-06 4.6E-06 Innovationsinput und –output RPD 0.061 0.210 0.119 0.288 DPD 0.522*** 0.188 0.578** 0.246 PAT 0.446*** 0.174 0.576** 0.236 Externer Wissensinput Wissensinput UNIV 0.227 0.177 0.291 0.223 FIRMA 0.647*** 0.180 0.833*** 0.243 USER -0.004 0.172 -0.037 0.222 SUPP -0.154 0.166 -0.181 0.219 ALLG 0.028 0.188 0.093 0.238 O-advantages i.w.S. Exportorientierung X 0.016*** 0.003 0.020*** 0.004 Firmengrösse L 5.0E-04*** 1.7E-04 6.7E-04*** 2.4E-06 L2 -2.2E-05*** 0.9E-05 -2.9E-5* 1.6E-05 I-advantages RDCOOP 0.812*** 0.174 1.042*** 0.234 L-disadvantages Innovationshemmnisse H1 0.127 0.288 0.105 0.382 H2 -0.270 0.276 -0.452 0.378 H3 -0.060 0.214 0.004 0.254 H4 0.052 0.235 0.028 0.291 H5 -0.104 0.232 -0.085 0.314 H6 0.023 0.248 0.001 0.327 Fortsetzung Tabelle 4.12 auf der nächsten Seite

98

Fortsetzung Tabelle 4.12 H7 0.129 0.276 0.257 0.374 H8 0.117 0.252 0.055 0.343 H9 0.341 0.245 0.417 0.332 Kontrollvariablen Konkurrenzintensität IPC 0.284 0.286 0.338 0.462 INPC -0.148 0.163 -0.250 0.213 Marktkonzentration CONC1 -0.242 0.339 -0.387 0.435 CONC2 -0.332 0.338 -0.526 0.425 CONC3 -0.470 0.296 -0.796** 0.389 CONC4 -0.376 0.304 -0.605 0.391 Auslandsbesitz FOR 0.148 0.211 0.283 0.286 Firmenalter AGE1 0.025 0.271 -0.081 0.361 AGE2 0.183 0.319 0.234 0.394 AGE3 -0.132 0.334 -0.133 0.420 Statistische Grössen N 1431 1431 Log Likelihood -522.6 -515.1 Wald chi2 (34) 203.3*** 84.0*** Pseudo R2 0.20

Vergleich mit früheren ökonometrischen Studien für die Schweiz

Die vorliegenden Resultate stimmen in den Grundzügen mit den Ergebnissen unserer bisherigen ökonometrischen Untersuchungen überein. Beide bisher durchgeführten Studien, auf die wir im Folgenden kurz eingehen, bestätigen die im Zentrum des Interesses stehende Schlussfolgerung, wonach ausländische und inländische F&E komplementärer Natur sind.

Arvanitis/Hollenstein (2001) finden ebenfalls einen signifikant positiven Ein-fluss der O- und I-Variablen, wogegen – wie in der vorliegenden Analyse – für L-disadvantages der Schweiz kein Nachweis erbracht werden konnte. Es lassen sich lediglich zwei, allerdings nicht sehr ins Gewicht fallende Unterschiede fest-stellen: In der genannten Studie spielten die unmittelbar wissensbezogenen Va-riablen eine etwas geringere Rolle; dafür waren die «allgemeinen O-Variablen» teilweise signifikant (Humankapital, Arbeitsproduktivität). Der zweite Unter-

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schied betrifft die Unternehmensgrösse, für welche die frühere Arbeit einen li-nearen Einfluss zeigte (insignifikanter quadratischer Term). Insgesamt lässt sich festhalten, dass sowohl die vorliegende wie auch die frühere Studie gegen die Substitutions-Hypothese sprechen und Evidenz für die Komplementarität von ausländischen und inländischen F&E-Aktivitäten liefern. Für die Robustheit die-ses Resultates spricht die Tatsache, dass die Datengrundlage und der Schätzan-satz der beiden Studien differieren (Querschnitt 1996 für die Industrie vs. Panel-schätzung anhand von Daten für 1996, 1999 und 2002).

Die Resultate lassen sich in den Grundzügen auch mit Hollenstein (2005) ver-gleichen, obwohl das empirische Modell – bei gleichem theoretischen Bezugs-rahmen – etwas grössere Differenzen aufweist. Denn die genannte Studie zielt darauf ab, verschiedene Internationalisierungsstrategien zu erklären (1. nur Ex-porte, 2. zusätzlich zum Export auch Distribution oder Fabrikation, 3. zusätzlich zum Export auch Distribution und Fabrikation, 4. Exporte, Distribution und/oder Fabrikation und zusätzlich auch F&E). Gemäss den Resultaten dieser Studie dominieren für die Strategie 4, die als einzige Auslands-F&E beinhaltet, eindeu-tig die O-advantages. Für I-advantages liess sich (mit grosser Wahrscheinlich-keit mangels eines geeigneten Indikators) kein Einfluss nachweisen. Für die L-disadvantages, die etwas anders modelliert wurden als in den andern beiden Stu-dien («allgemeine, d.h. nicht F&E-spezifische Beurteilung der Schweiz als In-vestitionsstandort»; «hohe Lohnkosten»; «Knappheit an qualifiziertem Perso-nal») fanden wir ebenfalls gewisse Evidenz. Dennoch sprechen die Resultate auch dieser Studie, obschon gewisse Substitutionseffekte vorhanden sind, per Saldo gegen die Substitutions-Hypothese; denn das Erklärungsmuster wird ein-deutig durch Komplementaritäts-Effekte dominiert.

Spezifikation des empirischen Modells B

Das empirische Modell B besteht aus zwei Gleichungen. Die erste bildet die Entscheidung ab, ob eine Unternehmung im Ausland F&E betreibt oder darauf verzichten will (ja/nein-Entscheidung), die zweite erfasst für diejenigen Firmen, die sich auf der ersten Stufe für eine Auslandspräsenz entschieden haben, die Höhe der F&E-Ausgaben. Die erste Gleichung dient auch zur Korrektur einer allfälligen Selektionsverzerrung, die vorhanden ist, wenn sich Firmen mit Aus-landspräsenz und diejenigen ohne Auslands-F&E systematisch unterscheiden.

Die beiden Gleichungen werden mit Hilfe eines Heckman-Selektionsmodells geschätzt. Im Vorgriff auf die Resultate sei festgehalten, dass die beiden Glei-chungen – wie zu erwarten war – voneinander nicht unabhängig sind. Mit ande-

100

ren Worten hätte eine isolierte Schätzung der zweiten Gleichung, die sich auf die Höhe der F&E-Ausgaben bezieht, verzerrte Parameterschätzungen geliefert.

Die Spezifikation der ersten Gleichung basiert im Wesentlichen auf den Resulta-ten des bereits präsentierten Modells zur ja/nein-Entscheidung, in diesem Fall nun unter Berücksichtigung auch des Dienstleistungsektors. Wir verwenden nur diejenigen Variablen, für deren Koeffizienten wir statistisch signifikante Werte erhielten.

In Gleichung 2, d.h. bei der Modellierung der (logarithmitierten) Ausgaben für F&E im Ausland (siehe Tabelle 4.13), verwenden wir zur Erfassung der O-advantages i.e.S. mit wenigen Ausnahmen die Variablen, die im einfachen ja/nein-Modell berücksichtigt wurden (siehe Tabelle 4.11). Die «allgemeinen» O-Variablen sowie die Indikatoren des firmenexternen Wissensinputs werden unverändert übernommen, während wir die Spezifikation des Innovationsinputs und -outputs leicht modifizieren. Wir gehen davon aus, dass diejenigen Unter-nehmen im Ausland überdurchschnittlich viel für F&E ausgeben, welche im In-land besonders F&E-intensiv sind; entsprechend konzentrieren wir uns stärker auf forschungsorientierte Variablen. Konkret: wir erwarten, dass die patentie-renden Firmen (PAT) und im Inland auf permanenter Basis (und nicht nur gele-gentlich) F&E-treibenden Firmen (RDPERM), im Ausland besonders hohe F&E-Ausgaben tätigen. Demgegenüber verzichten wir auf die Variable DPD, welche keine (wesentliche) Forschungskomponente enthält (Ausgaben für Pro-duktentwicklung). Die Modellierung der O-advantages i.w.S. und der I-advantages bleibt – abgesehen von der Spezifikation der Unternehmensgrösse – unverändert. Wir messen die Grösse nicht anhand der Beschäftigten sondern mit dem Umsatz (UMS und UMS2), da wir als abhängige Variable ebenfalls eine monetäre Grösse verwenden.

Als L-Variablen verwenden wir – wie im ja/nein-Modell – die Innovations-hemmnisse (H1 bis H9) als (indirekte) Indikatoren für Nachteile des F&E-Standorts Schweiz. Bei der Modellierung der ausgabenbezogenen Gleichung lassen sich darüber hinaus Informationen zu den Motiven für Auslands-F&E nutzen, die nur für Firmen mit Auslandspräsenz vorliegen. Die wissensorientier-ten Motive M1 bis M3 beziehen sich auf die besonders hohe Attraktivität aus-ländischer Standorte bezüglich des Angebots an Wissen, das zu «technology sourcing” einlädt. Das marktorientierte Motiv M4 erfasst die Attraktivität der Zielregionen als F&E-Standort zur Unterstützung der (lokalen) Produktion bzw.

101

Tabelle 4.13: Spezifikation der erklärenden Variablen: Modell B

Variable Abhängige Variable: F&E-Ausgaben an ausländischen Standorten (logarithmiert; nur Firmen, die im Ausland

präsent sind)

Vorzei-chen

O-advantages (im engeren Sinn) Allgemein QL Wertschöpfung je Mitarbeiter/in + HC Anteil Mitarbeiter/innen (%) mit tertiärer Ausbildung + CL Bruttokapitaleinkommen je Mitarbeiter/in + Innovationsinput und –output RPD Forschungsaufwendungen (Produktneuerungen)

(Dummy-Variable für die Stufen 4 und 5 auf einer fünfstufi-gen Intensitätsskala)

+

RDPERM Firma, die permanent F&E betreibt (ja/nein; Dummy-Variable)

+

PAT Patentaktiv ja/nein (Dummy-Variable) + Externer Wissensinput (Dummy-Variablen für die Stufen 4 und 5 einer fünfstufigen Intensitätsska-la)

UNIV Universitäts-Know-how, Patentschriften + FIRMA Konzerninternes Wissen + USER Kunden-Know-how ? SUPP Lieferanten-Know-how (-) ALLG Allgemein verfügbares Wissen ? O-advantages (im weiteren Sinn) Exportorientierung X Umsatzanteil der Exporte (%) + Unternehmensgrösse UMS Umsatz + UMS2 Umsatz quadriert (-) I-advantages RDCOOP F&E-Kooperation (ja/nein; Dummy-Variable) + L-advantages Motive für Auslands- F&E (Vorteile des Auslands) (Werte 1 bis 5 auf einer fünfstufigen Intensitätsskala)

Wissensmotive M1 Nähe zu führenden Hochschulen + M2 Nähe zu innovativen Firmen (Netzwerke) + M3 Wissenstransfer in die Schweiz + Marktmotiv M4 Unterstützung von Fertigung und Absatz + Fortsetzung Tabelle 4.13 auf der nächsten Seite

102

Fortsetzung Tabelle 4.13 Kostenmotive M5 Gute Verfügbarkeit von F&E-Personal + H6 Tiefere F&E-Kosten + H7 Stärkere F&E-Förderung + Innovationshemmnisse in der Schweiz (Dummy-Variablen für die Stufen 4 und 5 eine fünfstufigen Intensitätsskala)

H1 Starke inländische Marktregulierung + H2 Hohe Steuerbelastung + H3 Mangel an F&E-Personal + H4 Mangel an Fachkräften generell + H5 Mangelnde Akzeptanz neuer Technologien + H6 Restriktive Arbeitsmarktregelungen für Ausländer + H7 Strikte Umweltschutzgesetzgebung + H8 Restriktive Regelungen in der Raumplanung und im

Baurecht +

H9 Ungenügende Technologieförderung + Kontrollvariablen Erstmalige Auslandspräsenz FIRST Anzahl Jahre seit der erstmaligen Auslandspräsenz mit F&E + Sektor-Dummies (Sektorzugehörigkeit (exkl. Bauwirtschaft): 3 Dummy-Variablen mit «übrige Dienstleistungen» als Referenzgruppe)

LOWTECH Lowtech-Industrie ? HIGHTECH Hightech-Industrie ? DLMOD «Moderne» Dienstleistungen ? M5 kann auch als «Wissensmotiv» interpretiert werden (siehe Text). Zur Definition der Sektoren siehe Kommentar zu Tabelle 4.4 im Text.

des Absatzes. Die kostenorientierten Motive M6 und M7 reflektieren – in Ana-logie zu den Innovationshemmnissen – unmittelbare L-disadvantages der Schweiz. M5 («reichliches Angebot an F&E-Personal”) kann einerseits im Sinne eines kostenorientierten Motivs interpretiert werden (ein relativ zur Schweiz grosses Angebot bedeutet der Tendenz nach tiefere F&E-Personalkosten); ande-rerseits ist es auch ein wissensorientiertes Motiv, das insbesondere mit den Mo-tiven M1 und M2 (Nähe zu führenden Hochschulen bzw. innovativen Firmen) gekoppelt ist.

Prinzipiell wären auch Angaben zu den Zielregionen (Dummy-Variablen) ge-eignet, um Hinweise auf die Relevanz von Standortfaktoren zu liefern (z.B. ho-hes Wissen und grosser Markt für die USA vs. geringes Wissen, gekoppelt mit

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Kostenvorteilen in Regionen ausserhalb von Europa und Nordamerika). Da die-se Variablen jedoch keinen Erklärungsbeitrag lieferten, verzichteten wir darauf, sie in die Modellspezifikation einzubeziehen.

Ergebnisse der Schätzungen mit Modell B

Tabelle 4.14 zeigt die Resultate der Heckman-Schätzung der zwei Gleichungen von Modell B. In den ersten beiden Spalten finden sich die Resultate für die ja/nein-Entscheidung. Die übrigen Spalten zeigen die Ergebnisse für die Model-lierung der Höhe der F&E-Ausgaben, welche die F&E-treibenden Unternehmen im Ausland getätigt haben (volles Modell in den Spalte 3 und 4; reduziertes, d.h. auf die im vollen Modell signifikanten Variablen restringiertes Modell in den Spalten 5 und 6).

Für die Ja/nein-Entscheidung (RDFOR) finden wir praktisch identische Resulta-te wie im Eingleichungs-Modell (siehe Tabelle 4.12); einzig die Variable «Wis-sensinput seitens Universitäten» ist nun signifikant, was jedoch – wie oben aus-geführt – andeutungsweise auch im Eingleichungs-Modell der Fall war. Dieses Resultat ist sehr robust, wenn man bedenkt, dass es sich im vorliegenden Fall um eine Querschnittschätzung für das Jahr 2002 (unter Berücksichtigung der Dienstleistungsfirmen) handelt, während das Eingleichungs-Modell mit Daten für drei Jahre (1996, 1999, 2002; gepoolte und Paneldaten) nur für Industrie-unternehmungen geschätzt wurde. O-advantages i.e.S. (und zwar die eindeutig wissensorientierten Variablen, d.h. DPD, PAT, UNIV, FIRMA) und i.w.S. (Ex-portorientierung und Unternehmensgrösse) sowie I-advantages sind es, welche die Entscheidung, mit F&E im Ausland aktiv zu werden, determinieren; dagegen sind L-disadvantages für diese «ja/nein»-Entscheidung irrelevant.

Weitgehend unabhängig von Standortfaktoren ist auch die Höhe der F&E-Ausgaben (zweite Gleichung), und dies obwohl wir im Vergleich zur ja/nein-Gleichung die Standortvorteile bzw. -nachteile wesentlich umfassender model-lieren konnten; denn zusätzlich zu den Innovationshemmnissen am Standort Schweiz waren wir ja in der Lage, auch wissens-, markt- und kostenorientierte Motive für die Vornahme von Auslands-F&E zu verwenden. Wir fanden jedoch für keine der sieben Motivvariablen einen statistisch signifikanten Einfluss. Bei den Hemmnisfaktoren sieht es nicht viel besser aus: Für das Hemmnis H9 (in der Schweiz «zu geringe Technologieförderung») finden wir ein «falsches»

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negatives Vorzeichen.10 Eine starke inländische Marktregulierung (H1) beein-flusst das Niveau der F&E-Ausgaben im Ausland, allerdings nur im reduzierten Modell. Dieses Resultat, obschon nicht robust, ist der einzige Hinweis darauf, dass die Höhe der F&E-Ausgaben von Standortfaktoren abhängig ist. Dass die L-advantages eine geringe Rolle spielen, zeigen auch Modellschätzungen, bei denen die Hemmnisvariablen (dasselbe gilt für die Motivvariablen) einzeln in die Gleichung eingesetzt wurden; die Insignifikanz dieser Variablengruppe ist also nicht auf Multikollinearitäten zurückzuführen.

Der Einfluss der O-Variablen auf das Niveau der im Ausland getätigten F&E-Ausgaben ist schwächer als auf die grundlegende «ja/nein»-Entscheidung. Zu-sätzlich zu den «allgemeinen» O-Variablen (Humankapital, Arbeitsproduktivi-tät) spielen nun auch der externe Wissensinput (UNIV, FIRMA) sowie die Ex-portneigung (X) keine Rolle mehr. Relevant sind lediglich noch die stark for-schungsbezogenen Variablen PAT und im vollständigen Modell auch RPD. Da der Umsatz (UMS) hauptsächlich der Normierung der als Absolutbetrag gemes-senen abhängigen Variablen dient, ist auch der Einfluss der Unternehmensgrösse etwas zu relativieren. Im Weiteren zeigt sich, dass I-advantages keinen Einfluss auf die im Ausland getätigten F&E-Ausgaben ausüben. Von grosser Bedeutung ist dagegen das Resultat zur Kontrollvariable FIRST, für die wir einen signifi-kant positiven Einfluss finden; je länger eine Unternehmung im Ausland bereits F&E betreibt, um so mehr gibt sie im Ausland für F&E aus, auch wenn für die Grösse kontrolliert wird.

Insgesamt deuten die Resultate für die zweite Gleichung darauf hin, dass nur wenige Variablen unseres Erklärungsmodells zur Erklärung der Höhe der F&E-Ausgaben im Ausland beitragen. Relevant sind die Unternehmensgrösse, die Forschungsorientierung der Firma sowie die Dauer des F&E-Engagements an ausländischen Standorten. Dieses Erklärungsmuster ist konsistent mit der Vor-stellung, dass die F&E-Aktivitäten im Ausland das Ergebnis eines längeren (kumulativen) Prozesses darstellen, bei dem (primär) grössere, forschungsinten-sive Unternehmen ihre Auslandspräsenz sukzessive ausbauen. Unter Berück-sichtigung der Ergebnisse der deskriptiven Analyse (siehe Abschnitt 4.1.3) ist dieser Prozess durch eine mehrpolige, funktional differenzierte F&E-Strategie von Grossunternehmen geprägt, die in ihrer Mehrzahl bereits seit langer Zeit im

10 Wir wissen, dass Firmen aus den Branchen Metall, Maschinen und Elektrotechnik mit

grossem Abstand am häufigsten dieses Hemmnis beklagen. Das negative Vorzeichen wi-derspiegelt möglicherweise lediglich die Tatsache, dass diese Firmen, darunter viele KMU, nicht besonders häufig im Ausland F&E betreiben.

105

Tabelle 4.14: Determinanten der F&E-Tätigkeit im Ausland 2002: Modell B

(Heckman-Selektionsmodell, robuste Schätzung) Abhängige Variablen

Unabhän-gige Variab-

len

F&E im Ausland ja/nein (RDFOR)

F&E-Ausgaben im Ausland

(RDFORSFR): volles Modell

F&E-Ausgaben im Ausland

(RDFORSFR): reduziertes Modell

Koeffizient Standard-fehler

Koeffizient Standard-fehler

Koeffizient Standard-fehler

Konstante -2.198*** 0.193 10.320*** 1.921 11.989*** 0.967 O-advantages i.e.S. Allgemein Q/L 2.70E-06 4.50E-06 HC -0.008 0.008 CL -7.8E-07 4.70E-06 Innovationsinput und -output DPD 0.218* 0.119 RPD 0.627* 0.340 PAT 0.350*** 0.125 0.716* 0.400 0.708** 0.357 RDPERM 0.248 0.379 Externer Wissensinput UNIV 0.213* 0.115 -0.522 0.347 FIRMA 0.396*** 0.117 0.008 0.371 USER -0.181 0.302 SUPP 0.000 0.309 ALLG 0.371 0.335 O-advantages i.w.S. Exportorientierung X 0.008*** 0.002 0.004 0.007 Unternehmensgrösse UMS 2.4E-09*** 0.5E-09 2.6E-09*** 0.4E-09 UMS2 -2.0E-16*** 0.4E-16 -2.2E-16*** 0.4E-16 L 4.0E-04*** 1.3E-04 L2 -2.4E-08** 1.1E-08 I-advantages RDCOOP 0.221* 0.118 0.060 0.340 L-disadvantages Motive für Auslands-F&E Wissensmotive M1 0.171 0.114 M2 -0.102 0.113 M3 -0.004 0.114 Fortsetzung Tabelle 4.14 auf der nächsten Seite

106

Fortsetzung Tabelle 4.14 Marktmotiv M4 0.032 0.102 Kostenmotive M5 0.004 0.124 M6 0.082 0.135 M7 0.015 0.141 Innovationshemmnisse H1 0.951 0.601 1.045* 0.542 H2 -0.484 0.548 H3 0.178 0.341 H4 0.236 0.378 H5 -0.397 0.440 H6 -0.152 0.490 H7 -0.349 0.681 H8 0.062 0.612 H9 -1.380** 0.549 -1.807*** 0.457 Kontrollvariablen FIRST 0.018** 0.085 0.014* 0.008 LOWTECH 0.059 0.204 0.484 0.651 0.764 0.612 HIGHTECH 0.174 0.205 0.517 0.655 0.762 0.598 DLMOD 0.107 0.253 1.934** 0.876 1.498** 0.766 Statistische Grössen N 1046 132 132 ρ -0.645 -0.730 Wald test (ρ=0)(χ2) 12.2*** 12.7*** Einstufiges Heckman-Selektionsmodell. *, **, ***: bezeichnen die statistische Signifikanz beim Testni-veau von 10%, 5%, 1%. ρ: Mass für die Korrelation zwischen der Selektionsgleichung (RDFOR) und der Intensitätsgleichung (RDFORSFR).

Ausland aktiv sind. Dieser Ausbau des Auslandsengagements geht jedoch, wie die Resultate zu den Standortfaktoren zeigen, nicht auf Kosten der inländischen F&E-Tätigkeit (Substitutions-Hypothese), sondern ist Teil eines umfassenden Globalisierungsprozesses, der mit der Komplementaritäts-Hypothese kompatibel ist. Hinsichtlich dieser beiden Hypothesen liefern die Schätzung zur «ja/nein»-Entscheidung und zur Bestimmung des Ausgabenniveaus die gleichen Resultate.

Die Ergebnisse der vorliegenden ökonometrischen Schätzung eines umfassende-ren Modells, das «gleichzeitig» die Entscheidung, im Ausland mit F&E aktiv zu sein, und – falls ja – das Ausmass der Auslandspräsenz modelliert, lassen sich nicht mit anderen Untersuchungen vergleichen, da solche für die Schweiz nicht verfügbar sind. Auch wenn mit den an der KOF vorhandenen Daten noch eine

107

breitere Abstützung der Schätzungen möglich ist (z.B. eine Analyse, die neben den Daten von 2002 auch diejenigen von 1999 berücksichtigt), ist es unwahr-scheinlich, dass sich an den zentralen Aussagen etwas ändert.

4.1.5 Gesamteinschätzung

F&E-Aktivitäten im Ausland haben in den letzten fünfzehn Jahren – parallel zur allgemeinen Internationalisierung der Wirtschaft – an Bedeutung stark gewon-nen, auch wenn noch immer zwei Drittel der F&E-treibenden Unternehmen eine rein inlandsorientierte F&E-Strategie betreiben. Für Auslands-F&E stehen wirt-schaftlich hochentwickelte, durch eine starke Wissensbasis und grosse Märkte gekennzeichnete Zielregionen (EU, sekundär USA) im Vordergrund. Es über-rascht daher nicht, dass Auslandsengagements primär aus markt- und aus wis-sensorientierten Motiven eingegangen werden. Erstere zielen auf die Unterstüt-zung von Fertigung und Absatz vor Ort ab («asset exploiting»-Strategie), bei Letzteren geht es darum, die Nähe zu führenden Hochschulen und innovativen Firmen zu nutzen, um spezifische Wissenskomponenten aufzunehmen und zur Erweiterung der Wissensbasis an den Standort Schweiz zu transferieren («asset augmenting»-Strategie). Im Vergleich zu diesen beiden Motivgruppen spielen kostenorientierte Motive für Auslands-F&E eine untergeordnete Rolle. Im Lich-te dieser Resultate der deskriptiven Analyse ist die Befürchtung, dass die zu-nehmende F&E-Tätigkeit an ausländischen Standorten den Forschungsplatz Schweiz schwächt, unbegründet.

Diese Ergebnisse werden durch methodisch anspruchsvollere Untersuchungen bestätigt. So gelangen einige Studien, die mehrere Länder – darunter auch die Schweiz – berücksichtigen zum Schluss, dass die schweizerischen F&E-Investi-tionen in erster Linie durch «asset augmenting», in zweiter durch «asset exploi-ting» gekennzeichnet sind. Dabei gelingt es schweizerischen Unternehmen, zu-sammen mit Firmen aus einigen anderen, technologisch an der Spitze stehenden Ländern wie den USA oder Schweden, am besten, durch «technology sourcing» in den Zielregionen lokale Wissens-Spillovers zu nutzen. Unsere ökonometri-schen Untersuchungen zu den Determinanten von F&E an ausländischen Stand-orten, die auf dem bekannten OLI-Paradigma beruhen, deuten in die gleiche Richtung: Die Entscheidung, im Ausland F&E zu betreiben, wird durch (stan-dortunabhängige) unternehmenspezifische Vorteile (O-advantages) sowie Vor-teile, die auf der Internalisierung von wissensrelevanten Marktbeziehungen be-ruhen (I-advantages), bestimmt; demgegenüber lässt sich für Standortnachteile der Schweiz (L-disadvantages) kein Einfluss nachweisen. Die Entscheidung über das Niveau der im Ausland getätigten Investitionen in F&E wird fast aus-

108

schliesslich durch O-advantages bestimmt, und zwar – anders als bei der ja/nein-Entscheidung – lediglich durch forschungsorientierte Faktoren, ergänzt um die Firmengrösse und die Dauer der Auslandspräsenz. Standortvariablen spielen höchstens andeutungsweise eine Rolle. Dieses Erklärungsmuster stimmt mit der Vorstellung überein, dass F&E-Aktivitäten im Ausland das Ergebnis eines län-geren (kumulativen) Prozesses darstellen, bei dem primär grössere, forschungs-intensive Unternehmen sukzessive ihre Auslandspräsenz ausbauen (evolutori-sche, die Pfadabhängigkeit betonende Sicht der Internationalisierung). Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der deskriptiven Analyse gelangen wir zum Schluss, dass Grossunternehmen vielfach eine mehrpolige, funktional differen-zierte, langfristig angelegte, auf «asset augmenting» ausgerichtete F&E-Strategie betreiben. Demgegenüber dürfte bei der Mehrzahl der KMU, von de-nen die meisten erst in den letzten Jahren im Ausland aktiv geworden sind, die «asset exploiting»-Strategie (noch) im Vordergrund stehen.

Die Resultate sowohl der deskriptiven als auch der explikativen Analyse spre-chen gegen die Substitutions-Hypothese, welche impliziert, dass der For-schungsplatz Schweiz durch die Verlagerung von F&E-Kapazitäten ins Ausland geschwächt wird. Hingegen liefern sie Evidenz für die Komplementaritäts-Hypothese, welche besagt, dass F&E-Aktivitäten im Ausland den Forschungs-platz Schweiz stärken («asset augmenting») oder zumindest nicht schwächen («asset exploiting»). Es besteht deshalb kaum eine Gefahr, dass die Internationa-lisierung von F&E die Innovationstätigkeit der Schweizer Wirtschaft und damit deren Wachstumspotential schwächt.

Insgesamt stellen F&E-Aktivitäten an ausländischen Standorten ein bedeutendes Instrument dar, um aus der sich beschleunigenden Globalisierung der Wirtschaft einen möglichst hohen Nutzen zu ziehen. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass dieser Nutzen besonders gross ist, wenn die einheimische Wirtschaft über eine hohe Absorptionsfähigkeit für externes, in diesem Fall durch die Präsenz von Firmen im Ausland vermitteltes Wissen verfügt. Da diese Fähigkeit – abgesehen von einem effizienten Innovationsmanagement innerhalb der im Ausland F&E-treibenden Firmen – in hohem Mass von der Qualität der einheimischen Wissensbasis abhängt, ist die Pflege und Verbesserung des Nati-onalen Innovationsystems von zentraler Bedeutung.

109

4.2 Innovationsaktivitäten ausländischer Unternehmen in der Schweiz

4.2.1 Hemmnisse von Auslandsinvestitionen

Wie attraktiv ist die Schweiz für ausländische Unternehmungen, insbesondere bezüglich Investitionen im F&E-Bereich? Über diese Thematik existieren sehr wenige Studien. Die zwei wichtigsten sind die Dissertation von Steiger (1999) über die Attraktivität der Produktionsstandorte Zürich und Genf generell und die Dissertation von Caluori (1993) über die Attraktivität des Forschungsstandorts Schweiz für die chemische Industrie. Beide Studien beruhen grösstensteils auf der Bewertung verschiedener Standortfaktoren durch eine geringe Zahl von Firmen im Rahmen von spezifischen Unternehmensbefragungen. Daher ist auch die Aussagekraft dieser beiden Untersuchungen, die sich zeitlich auf die frühe-ren neunziger Jahre beziehen, relativ beschränkt. Es ist dennoch interessant fest-zuhalten, dass beide Studien zum Schluss gekommen sind, dass F&E-Kosten, bestimmte Aspekte der Regulierung (z.B. Wettbewerbsbeschränkungen auf dem Inlandmarkt) sowie die zurückhaltende staatliche Forschungsförderung die wichtigsten Hemmnisfaktoren darstellten.

Die OECD veröffentlichte unlängst international vergleichbare Informationen zu den Restriktionen für Direktinvestitionen (siehe Golub 2003). Die zu einem In-dex aggregierten Angaben zu a) Limitierungen des ausländischen Besitzes (z.B. vom Aktienkapital), b) Sonderkontrollen und Bewilligungsverfahren für auslän-dische Firmen sowie c) Restriktionen bezüglich der Anstellung und Niederlas-sung von ausländischem Personal bzw. sonstiger operativer Entscheidungen für ausgewählte Länder für die Jahre 1998/2000 finden sich in Tabelle 4.15. Der Indexwert für die Gesamtwirtschaft liegt für die Schweiz etwas unter dem durchschnittlichen OECD-Niveau, ungefähr auf der gleichen Höhe wie für Finn-land oder die USA; aber insgesamt belegt die Schweiz einen niedrigen Rang, insbesondere gegenüber den meisten EU-Ländern (9. Rang unter den hier be-rücksichtigten Länder). Die Rangfolge ändert sich praktisch nicht, wenn man einzelne Wirtschaftsbereiche separat betrachtet.

Tabelle 4.16 zeigt die Veränderung des Gesamtindexes in der Dekade 1990-2000. Im Jahr 2000 nimmt die Schweiz etwa die gleich Position ein wie 1990. Es wurden also auch in der Schweiz Restriktionen abgebaut, aber schwächer als in den meisten der hier aufgeführten Länder, so dass der relative Restriktions-grad für die Direktinvestitionen etwas stärker geworden ist.

Indessen zeigt eine detaillierte Betrachtung nach Teilindizes, dass die Restrik-tionen in der Schweiz zu ca. 55% auf Beschränkungen bei der Anstellung von

110

Tabelle 4.15: Restriktionen der Direktinvestitionen 1998/2000 (Index) Empfangsland Total Industrie Telekom DL für

Unter-nehmen

Banken/ Versiche-rungen

Schweiz 0.172 0.075 0.300 0.081 0.125 Niederlande 0.083 0.025 0.145 0.025 0.085 Schweden 0.140 0.069 0.394 0.094 0.119 Finnland 0.177 0.110 0.245 0.110 0.161 Österreich 0.268 0.175 0.338 0.300 0.198 Irland 0.074 0.025 0.125 0.025 0.085 Deutschland 0.084 0.025 0.225 0.025 0.085 Frankreich 0.111 0.025 0.251 0.036 0.085 Italien 0.097 0.025 0.075 0.025 0.162 Grossbritannien 0.064 0.025 0.025 0.025 0.085 USA 0.169 0.050 0.400 0.050 0.150 Japan 0.230 0.150 0.625 0.250 0.188 OECD 0.182 nv 0.342 nv nv Je höher der Index, um so höher der Restriktionsgrad. Quelle: Golub (2003), p. 13f.

Tabelle 4.16: Restriktionen der Direktinvestitionen im Zeitverlauf (Index) Empfangsland 1990 2000 Veränderungsrate in %Schweiz 0.278 0.172 -38.1 Niederlande 0.243 0.083 -65.8 Schweden 0.335 0.140 -58.2 Finnland 0.463 0.177 -61.8 Österreich 0.432 0.268 -38.0 Irland 0.250 0.074 -70.4 Deutschland 0.174 0.084 -51.7 Frankreich 0.233 0.111 -52.4 Italien 0.264 0.097 -63.3 Grossbritannien 0.167 0.064 -61.7 USA 0.170 0.169 -0.6 Japan 0.237 0.230 -3.0 Je höher der Index, um so höher der Restriktionsgrad. Quelle: Golub (2003), p. 22.

ausländischem Personal und zu rund 45% auf Restriktionen des ausländischen Besitzes zurückzuführen sind (Golub 2003, S. 21). Bewilligungsverfahren und Sonderkontrollen spielen praktisch keine Rolle. Die Niederlassungserleichter-ungen, die seit 2004 gegenüber den Bürgern der EU-Länder gelten, werden ei-nen Grossteil dieser Restriktionen eliminieren, so dass wir mit einem Indexwert zur Zeit von ca. 0.130 anstatt 0.172 rechnen können (6. Position in Tabelle 4.15, zwischen Schweden und Frankreich).

111

Fazit: In der Schweiz bestehen im internationalen Vergleich beträchtliche Re-striktionen für Direktinvestitionen, die hauptsächlich auf Unterschiede gegen-über der EU in den Bereichen «Einschränkungen für den ausländischen Besitz» und «Anstellung von ausländischem Personal» zurückzuführen sind. Allerdings sind solche Restriktionen auch bei sehr innovativen Ländern wie Schweden, Finnland und den USA hoch. In der Dekade 1990-2000 haben sich die instituti-onellen Bedingungen für Direktinvestitionen in der Schweiz verbessert, wenn auch nicht im gleichen Mass wie in den meisten Vergleichsländern. Die Nieder-lassungserleichterungen gegenüber den Bürgern der EU-Länder werden einen Grossteil der Personalrestriktionen obsolet machen und die Attraktivität des Standorts Schweiz steigern.

4.2.2 Innovationsprofil der Unternehmungen im ausländischen Besitz in der Schweiz

Ausgangspunkt der Analysen in diesem Abschnitt ist die für verschiedene In-dustrieländer beobachtete Tendenz, dass Unternehmungen in ausländischem Be-sitz innovativer (gemessen an der F&E-Intensität) und produktiver (gemessen an der durchschnittlichen Arbeitsproduktivität) sind als einheimische Firmen (siehe z.B. Bellak 2004). In diesem Zusammenhang wird in der Literatur von «techno-logy gaps» bzw. «productivity gaps» zwischen den Tochtergesellschaften der multinationalen Unternehmungen und den einheimischen, international nicht aktiven Unternehmen gesprochen. Diese Differentiale können einerseits auf eine hohe Attraktivität für F&E-Aktivitäten des betreffenden Gastlandes hinweisen, andererseits reflektieren sie möglicherweise positive Technologie- bzw. Produk-tivitätsspillovers für die einheimischen Unternehmen, welche zu einer Steige-rung von deren Performance beitragen können.

In diesem Abschnitt werden die Unternehmungen im ausländischen Besitz zu-nächst nach bestimmten Strukturmerkmalen (Herkunftsland, Branchenzugehö-rigkeit und Unternehmensgrössenklasse) charakterisiert und mit dem gesamten Unternehmenssample verglichen. In einem zweiten Schritt werden Firmen im Auslandbesitz mit einheimischen Unternehmen verglichen, einerseits hinsicht-lich der anhand verschiedener Indikatoren gemessenen Innovationsleistung, an-derseits anhand einiger Merkmale, die sich auf die «Wissenschaftsnähe» der Un-ternehmungen beziehen.

Die Unternehmungen im ausländischen Besitz stammen zu ca. 35% aus Deutschland (bzw. zu 77% aus Europa) und zu ca. 19% aus Nordamerika (Ta-belle 4.17). Sie konzentrieren sich hauptsächlich auf den Industriesektor (ca. 59% aller ausländischen Firmen) und zwar auf die innovativsten Branchen (Ma-

112

schinenbau, Chemie, Elektronik/Instrumente); im Dienstleistungssektor (ca. 38% aller Firmen) sind Grosshandel und Banken/Versicherungen die bevorzug-ten Branchen (Tabelle 4.18a). Die ausländischen Unternehmungen sind im Durchschnitt grösser als die Firmen im Gesamtsample (Tabelle 4.18a) und wei-sen keine ausgeprägte regionale «Präferenz» auf (Tabelle 4.18b).

Tabelle 4.17: Unternehmungen im ausländischen Besitz nach Herkunftsland Herkunftsland Anzahl Unternehmen %-Anteil Deutschland 117 34.9 USA/Kanada 65 19.4 Frankreich 29 8.7 Niederlande 19 5.7 Österreich 17 5.1 Italien 13 3.9 Grossbritannien 12 3.6 Schweden 10 3.0 Dänemark 10 3.0 Restliches Westeuropa 29 8.7 Andere Länder 14 4.2 Insgesamt 335 100.0 Quelle: KOF-Innovationsumfrage 2002.

Tabelle 4.18a: Unternehmungen im ausländischen Besitz nach Branchen und

Grössenklassen Ausländische

Unternehmungen Gesamtsample

Branchen Anzahl Unternehmen

%-Anteil %-Anteil

Nahrungsmittel 7 2.0 4.2 Textil 5 1.4 1.6 Bekleidung 2 0.6 0.7 Holz 2 0.6 2.2 Papier 11 3.1 1.4 Druck/Grafik 4 1.1 3.4 Chemie 24 6.8 3.3 Kunststoffe 12 3.4 2.8 Steine/Erden 6 1.7 2.2 Metallerzeugung 4 1.1 1.0 Metallverarbeitung 19 5.4 7.5 Maschinenbau 59 16.8 8.6 Elektrotechnik 12 3.4 2.1 Elektronik/Instrumente 5 7.1 5.1 Fortsetzung Tabelle 4.18a auf der nächsten Seite

113

Fortsetzung Tabelle 4.18a Ausländische

Unternehmungen Gesamtsample

Branchen Anzahl Unternehmen

%-Anteil %-Anteil

Uhren 6 1.7 1.6 Fahrzeugbau 4 1.1 0.9 Übrige Industrie 5 1.4 2.2 Energie/Wasser 1 0.3 1.9 Industrie 208 59.3 52.7 Bauwirtschaft 11 3.1 8.6 Grosshandel 54 15.4 8.4 Detailhandel 17 4.8 7.0 Gastgewerbe 6 1.7 4.0 Verkehr/Telekom 7 2.0 5.4 Banken/Versicherungen 22 6.3 4.6 Immobilienwesen 1 0.3 0.7 Informatik/F&E 10 2.8 1.7 Dienstl. für Unternehmen 13 3.7 6.0 Persönl. Dienste 2 0.6 1.0 Dienstleistungssektor 132 37.6 38.8 Total 351 100.0 100.0 Grössenklassen (Beschäftigtenzahl) weniger als 20 54 15.4 32.1 20 bis 49 61 17.4 22.3 50 bis 99 65 18.5 16.4 100 bis 199 89 25.4 14.8 200 bis 499 52 14.8 9.3 500 bis 999 21 6.0 3.4 1000 und mehr 9 2.6 1.7 Total 351 100.0 100.0 Quelle: KOF-Innovationsumfrage 2002.

Tabelle 4.18b: Unternehmungen im ausländischen Besitz nach schweizeri-schen Regionen

Regionen Ausländische Unternehmungen

Gesamtsample

Genfersee 49 14.0 13.2 Espace-Mittelland 68 19.4 22.4 Nordwestschweiz 55 15.7 13.8 Zürich 77 21.8 18.5 Ostschweiz 55 15.7 17.1 Zentralschweiz 32 9.1 9.5 Tessin 15 4.3 5.5 Total 351 100.0 100.0 Quelle: KOF-Innovationsumfrage 2002.

114

Betrachten wir die drei Herkunftsländer bzw. -ländergruppen mit den höchsten Anteilen am Total der ausländischen Firmen (Deutschland, USA/Kanada, Frank-reich). Die Tendenz zu Direktinvestitionen im Industriesektor ist bei den deut-schen Unternehmungen besonders ausgeprägt (66.7%), etwas schwächer, aber immer noch überdurchschnittlich ist sie bei den nordamerikanischen Firmen (60.9%), aber deutlich unterdurchschnittlich bei den französischen Unternehmen (37.9%) (Tabelle 4.19). Die deutschen und amerikanischen Industrieunter-nehmungen sind vor allem in den Bereichen Maschinenbau, Elektronik/Instru-mente und Chemie zu finden. Die französischen Industriefirmen sind stark prä-sent in den Branchen Elektronik/Instrumente, Elektrotechnik und Chemie. Nordamerikanische wie französische Firmen sind beträchtlich stärker als deut-sche im Dienstleistungssektor aktiv (Grosshandel, Banken/Versicherungen), die amerikanischen auch im Informatikbereich, die französischen sogar im Bausek-tor (24.1%).

Bei allen drei Gruppen von ausländischen Unternehmungen sind, wie ebenfalls der Tabelle 4.19 zu entnehmen ist, über 50% aller Firmen im Grössenbereich 50 bis 499 Beschäftigte zu finden (70.4% bei den nordamerikanischen, 58.6% bei den französischen und 53.9% bei den deutschen Unternehmungen).

Besteht ein «technology gap» zwischen ausländischen und inländischen Firmen? Eine statistisch gesicherte Antwort auf diese Frage wird erst im nächsten Ab-schnitt geliefert. Hier wird zunächst die erhobene deskriptive Information ohne Bereinigung präsentiert (siehe Tabelle 4.20). Für den Vergleich zwischen dem Teilsample der ausländischen Unternehmungen und dem Gesamtsample ver-wenden wir folgende fünf Innovationsindikatoren: Anteil der Firmen mit a) Pro-duktinnovationen, b) Prozessinnovationen, c) F&E-Aktivitäten, d) Patent-anmeldungen und e) weltweit neuen Produkten. Sämtliche Angaben beziehen sich auf die Periode 2000-2002. Zudem vergleichen wir auch die F&E-Intensität (F&E-Ausgaben/Umsatz in %). Weiter benützen wir zwei Indikatoren, welche die «Wissenschaftsnähe» der Innovationsaktivitäten messen: Anteil der Firmen, die intensiv externes Wissen aus a) Universitäten/Fachhochschulen/Forschungs-anstalten bzw. b) Patentschriften benützen. Schliesslich wird auch die Neigung zu F&E-Kooperationen generell bzw. mit Universitäten/Forschungsinstitutionen einbezogen.

Für alle fünf hier berücksichtigten qualitativen Indikatoren weisen die auslän-dischen Firmen eine überdurchschnittlich hohe Innovationsleistung auf (Sample-durchschnitt). Jedenfalls ist der Anteil der Firmen, die überhaupt solche Aktivi-täten aufweisen, merklich höher als bei den Firmen insgesamt, somit auch als

115

Tabelle 4.19: Unternehmungen im ausländischen Besitz nach ausgewählten Herkunftsländern, Branchen und Grössenklassen

Branchen Deutschland USA / Kanada Frankreich Anzahl

Firmen %-Anteil Anzahl

Firmen %-Anteil Anzahl

Firmen %-Anteil

Nahrungsmittel 1 0.9 1 1.6 0 0.0 Textil 2 1.7 0 0.0 1 3.4 Bekleidung 0 0.0 0 0.0 0 0.0 Holz 0 0.0 0 0.0 0 0.0 Papier 3 2.6 1 1.6 0 0.0 Druck/Grafik 3 2.6 1 1.6 0 0.0 Chemie 10 8.5 6 9.4 2 6.9 Kunststoffe 7 6.0 1 1.6 0 0.0 Steine/Erden 0 0.0 1 1.6 2 6.9 Metallerzeugung 1 0.9 2 3.1 0 0.0 Metallverarbeitung 10 8.5 1 1.6 0 0.0 Maschinenbau 23 19.7 10 15.6 1 3.4 Elektrotechnik 5 4.3 3 4.7 2 6.9 Elektronik/Instrumente 8 6.8 9 14.1 3 10.3 Uhren 0 0.0 1 1.6 0 0.0 Fahrzeugbau 3 2.6 1 1.6 0 0.0 Übrige Industrie 1 0.9 1 1.6 0 0.0 Energie/Wasser 1 0.9 0 0.0 0 0.0 Industrie 78 66.7 39 60.9 11 37.9 Bauwirtschaft 1 0.9 0 0.0 7 24.1 Grosshandel 15 12.8 10 15.6 6 20.7 Detailhandel 7 6.0 1 1.6 1 3.4 Gastgewerbe 3 2.6 0 0.0 0 0.0 Verkehr/Telekom 1 0.9 1 1.6 0 0.0 Banken/Versicherung 7 6.0 5 7.8 4 13.8 Immobilienwesen 0 0.0 1 1.6 0 0.0 Informatik/F&E 1 0.9 4 6.3 0 0.0 Dienstl. für Unternehm. 3 2.6 3 4.7 0 0.0 Persönl. Dienste 1 0.9 0 0.0 0 0.0 Dienstleistungssektor 38 32.5 25 39.1 11 37.9 Total 117 100.0 64 100.0 29 100.0 Grössenklassen (Anzahl Beschäftigte) Weniger als 20 24 20.5 8 12.5 3 10.3 20 bis 49 24 20.5 6 9.4 7 24.1 50 bis 99 20 17.1 12 18.8 6 20.7 100 bis 199 29 24.8 20 31.3 7 24.1 200 bis 499 14 12.0 13 20.3 4 13.8 500 bis 999 2 1.7 1 1.6 2 6.9 1000 und mehr 4 3.4 4 6.3 0 0.0 Total 117 100.0 64 100 29 100.0 Quelle: KOF-Innovationsumfrage 2002.

116

bei den einheimischen Unternehmungen. Bezüglich der F&E-Intensität der inno-vierenden Firmen ist aber der Unterschied gering (3.4% vs. 3.1%). Auch die «Wissenschaftsnähe» (Wissen aus Hochschulen bzw. Patentschriften) erweist sich als überdurchschnittlich. Bezüglich der Neigung, F&E-Kooperationen ein-zugehen ist die Differenz gering.

Tabelle 4.20: Innovationsaktivitäten von Unternehmungen im ausländischen

Besitz Indikator Ausländische

Firmen Gesamtsample

%-Anteil aller Firmen Produktinnovationen 59.6 48.9 Prozessinnovationen 41.9 39.5 F&E-Aktivitäten 49.0 34.5 Patentanmeldungen 12.3 6.1 Weltweit neue Produkte 21.4 11.6 %-Anteil der innovierenden Firmen Wissen aus Universitäten/Forschungs-institutionen

24.2 14.3

Wissen aus Patentschriften 9.6 5.2 F&E-Kooperationen 15.6 14.4 %-Anteil der in F&E

kooperierenden Firmen F&E-Kooperationen mit Universitä-ten/Forschungsinstitutionen:

- in der Schweiz 32.0 41.0 - in der EU 14.7 13.7 Innovierende Firmen F&E-Ausgaben/Umsatz (%) 3.4 3.1 Quelle: KOF-Innovationsumfrage 2002.

4.2.3 Vergleich der Innovationsleistung von inländischen und ausländi-schen Unternehmungen in der Schweiz

Um die Unterschiede bezüglich der Innovationsleistung zwischen den ausländi-schen und den inländischen Unternehmungen statistisch adäquat beurteilen zu können, wurde die Methode der «Matching Pairs» verwendet.11 Sie erlaubt einen Vergleich der beiden Firmengruppen nach Abgleich einer Reihe von strukturel-len Merkmalen, welche die Zugehörigkeit zur einen oder zur anderen Gruppe beeinflussen können (Kontinuität der F&E-Aktivitäten, Umsatzanteil der Expor- 11 Diese Methodik wird erst seit kurzer Zeit verwendet. In Heckman et al. (1999) findet sich

eine Übersicht über die verschiedenen «Matching»-Ansätze.

117

te, Unternehmensalter, Unternehmensgrösse, Branchenzugehörigkeit, Standort-region usw.). Auf diese Weise werden strukturelle Differenzen der beiden Ver-gleichsgruppen «weggefiltert».

Die Ermittlung der «ähnlichen Paare» von ausländischen und inländischen Un-ternehmungen erfolgt nicht über den Vergleich für jedes einzelne relevante Merkmal, sondern über die Schätzung der «Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Tabelle 4.21: Probit-Schätzung zur Berechnung der «Propensities» Abhängige Variable: Firma im

ausländischen Besitz ja/nein Bestimmungsfaktoren Koeffizienten Standardfehler Unternehmensalter 0.435 0.149 *** F&E kontinuierlich ja/nein Exporte in % des Umsatzes: Bis 33% -0.755 0.092 *** 34-66% -0.411 0.111 *** Unternehmensgrösse: 20-49 Beschäftigte 0.207 0.105 ** 50-99 Beschäftigte 0.410 0.110 *** 100-199 Beschäftigte 0.630 0.108 *** 200-499 Beschäftigte 0.609 0.123 *** 500-999 Beschäftigte 0.410 0.176 ** 1000 Beschäftigte und mehr 0.476 0.202 ** Branchengruppe: Traditionelle Industrie Hightech-Industrie 0.416 0.093 *** Traditionelle Dienstleistungen 0.409 0.091 *** Moderne Dienstleistungen 0.433 0.112 *** Region: Genfer Region Espace Mittelland Nordwestschweiz Zürich Ostschweiz Zentralschweiz Fragebogensprache: Sprache Deutsch Sprache Französisch N 2466 Pseudo-R2 0.154 Likelihood Ratio-Test 218.8*** %-concordance 72.20% Referenzgruppen: Exportquote: 67-100%; Unternehmensgrösse: 5-19 Beschäftigte; Branchengruppe: Bauwirtschaft; Region: Tessin; Fragebogensprache: Italienisch. ** bzw. ***: statistische Signifikanz beim Testniveau 5% bzw. 10%.

118

Unternehmung in ausländischem Besitz befindet» («Propensity»). Dadurch wer-den verschiedene Merkmale in Form einer einzigen Zahl fassbar. Diese Wahr-scheinlichkeit wird mit Hilfe eines Probit-Modells geschätzt. Als Bestimmungs-faktoren der «Propensities» fungieren im Probit-Modell diejenigen Merkmale, die als relevant für die Zugehörigkeit zur Gruppe der ausländischen Firmen an-gesehen werden (soweit entsprechende Daten zur Verfügung stehen). Es sind dies: die Unternehmensgrösse (Anzahl Beschäftigte in Vollzeitäquivalenten), die Sektorzugehörigkeit (Hightech-, traditionelle Industrie, moderne und traditionel-le Dienstleistungen),12 Region (sieben Grossregionen gemäss Bundesamt für Statistik), die Sprache des Fragebogens und drei weitere firmenspezifische Merkmale: Unternehmensalter (Firma gegründet vor 1996), Exporte als Um-satzanteil (bis 33%; 34-66%) und Kontinuität der F&E-Tätigkeit.

Die Ergebnisse der Probit-Schätzung finden sich in Tabelle 4.21. Die Zugehö-rigkeit zu den ausländischen Unternehmungen hängt positiv vom Firmenalter, der Intensität der Exporttätigkeit, der Firmengrösse und der Zugehörigkeit zu den Teilsektoren Hightech-Industrie, moderne und traditionelle Dienstleistungen (Handel!) ab.

Aufgrund der «Propensities» wird die Zuordnung von «Zwillingsfirmen», also das «Matching» vorgenommen. Dazu braucht man aber «Ähnlichkeitsmasse», die bestimmen, welcher Abstand zwischen den geschätzten «Propensity Scores» als statistisch zulässig für die Zuordnung einer «Zwillingsfirma» angesehen werden kann. Die Beobachtungen werden gemäss ihren «Propensities» nach Quintilen in fünf «Adjustment Cells» eingeteilt, um eine gleichmässige Auftei-lung von ausländischen und inländischen Unternehmungen zu erreichen. Die «Zwillingssuche» konzentriert sich ausschliesslich auf inländische Unterneh-mungen, die in der gleichen «Adjustment Cell» wie die ausländische Unterneh-mung enthalten sind. Im Rahmen dieser Studie verwenden wir eine bestimmte Zuordnungsmethode, die Methode des «Caliper»-Matching (siehe dazu Heck-man et al. 1998 und Donzé 2002). In diesem Fall wird eine maximal zulässige Distanz zwischen den «Propensity Scores» innerhalb einer «Adjustment Cell» definiert.

12 Hightech-Industrie: Chemie, Kunststoffe, Maschinen-/Fahrzeugbau, Elektrotechnik, Elekt-

ronik/Instrumente; traditionelle Industrie: Nahrungsmittel, Textil, Bekleidung, Holz, Pa-pier, Druck/Grafik, Steine/Erden, Metallerzeugung, -verarbeitung, Uhren, übrige Industrie; moderne Dienstleistungen: Banken/Versicherungen, Informatik/F&E, unternehmensnahe Dienstleistungen; traditionelle Dienstleistungen: Gross-, Detailhandel, Gastgewerbe, Ver-kehr/Telekommunikation, Immobilien/Vermietung, persönliche Dienstleistungen.

119

Tabelle 4.22: Vergleich inländische/ausländische Unternehmen gemäss der «Matching Pairs»-Methode

Indikatoren Mittelwerte Kontroll-

gruppe: inländ. Firmen

Kontroll-gruppe: inländ. Firmen

Aus-ländische Firmen

Differenz Spalte3 – Spalte 2

Statisti-sche Signi-

fikanz

Vor Matching

Nach Matching

F&E-Ausgaben/Umsatz 0.022 0.028 0.029 0.001 ns Bedeutung der Innovatio-nen; technisch

3.30 3.37 3.55 0.18 ***

Bedeutung der Innovatio-nen; ökonomisch

3.30 3.38 3.55 0.17 **

Bedeutung externen Wis-sens: Universität/FH

2.11 2.38 2.54 0.17 **

Bedeutung externen Wis-sens: Patentschriften

1.59 1.86 2.11 0.25 ***

Anzahl Patent-anmeldungen

1.8 4.4 3.0 -1.4 *

%-Umsatzanteil neuer bzw. erheblich verbes-serter Produkte

31.6 33.0 35.7 2.7 ns

%-Umsatzanteil neuer Produkte

14.3 15.3 18.1 2.8 *

%-Umsatzanteil Weltneu-heiten

3.2 3.9 5.4 1.5 *

Die Variablen «Bedeutung der Innovationen: technisch» bzw. «ökonomisch» und «Bedeutung exter-nen Wissens: Universität/FH» bzw. «Patentschriften» werden auf einer fünfstufigen Likert-Skala ge-messen (1: «geringe» bzw. «keine Bedeutung»; 5: «sehr grosse Bedeutung»). ns: nicht signifikant

Die Resultate zeigen, dass die ausländischen Unternehmungen gemäss vier der insgesamt sieben Indikatoren (technische und ökonomische Bedeutung der In-novationen, Umsatzanteil neuer Produkte, Umsatzanteil von Weltneuheiten) ei-ne im Durchschnitt statistisch signifikant höhere Innovationsleistung aufweisen als die inländischen Firmen (siehe Tabelle 4.22). Bei zwei weiteren Indikatoren (F&E-Ausgaben/Umsatz und Umsatzanteil neuer bzw. erheblich verbesserter Produkte) ist zwar die durchschnittliche Leistung der ausländischen Firmen hö-her, aber die Differenz ist statistisch nicht signifikant. Auch bei zwei Indikatoren der «Wissenschaftsnähe» (Bedeutung der Hochschulen bzw. der Patentschriften als innovationsrelevante externe Wissensquellen) schneiden die ausländischen Firmen signifikant besser ab als die inländischen. Nur hinsichtlich der Patent-anmeldungen bleiben die ausländischen hinter den inländischen Unternehmen zurück; dieses Resultat widerspiegelt vermutlich die Tatsache, dass die Patente ausländischer Unternehmungen vielfach vom Hauptsitz aus angemeldet werden.

120

Fazit: Die Unternehmungen, die sich in der Schweiz niederlassen, sind über-durchschnittlich innovativ. Sie dürften deshalb den Standort Schweiz wählen, weil sie hier eine im internationalen Vergleich gute Forschungsinfrastruktur vor-finden.

4.2.4 Gesamteinschätzung

Ausländisch beherrschte Firmen weisen ein strukturell günstigeres Innova-tionsprofil auf als einheimische Unternehmen, konzentrieren sie sich doch auf technologisch besonders hochwertige Segmente der Schweizer Wirtschaft. Dar-über hinaus erbringen sie auch nach einer Bereinigung um strukturelle Differen-zen eine höhere Innovationsleistung und zeichnen sich durch eine grössere Nähe zu innovationsrelevanten Wissensquellen aus. Ausländische Firmen dürften des-halb den Standort Schweiz wählen, weil sie hier eine im internationalen Ver-gleich gute Forschungsinfrastruktur vorfinden. Die ausländischen Firmen tragen unmittelbar zur Qualität des Forschungsplatzes Schweiz bei und stärken diesen vermutlich auch indirekt, d.h. über Spillovers von Wissen zu einheimischen Un-ternehmen.

121

5 Gesamteinschätzung und wirtschaftspolitische Implikationen

5.1 Gesamteinschätzung

5.1.1 Würdigung des schweizerischen Nationalen Innovationssystems

Einleitende Bemerkungen

In diesem Abschnitt werden Art und Qualität des schweizerischen Nationalen Innovationssystems (NIS) im internationalen Kontext zusammenfassend gewür-digt (Stärken/Schwächen-Profil). Bei dieser Gesamteinschätzung werden sowohl Niveau der verschiedenen Indikatoren als auch – sofern die Datenlage es zulässt – deren Veränderungsrate in den neunziger Jahren in die Betrachtung einbezo-gen. Die Niveaus von (meistens) Bestandsgrössen reflektieren das kumulierte Ergebnis vergangener Aktivitäten (z.B. Höhe der F&E-Aufwendungen), und somit auch die Pfadabhängigkeit dieser Ergebnisse; die Veränderungsrate deutet auf die zukünftige Entwicklungsrichtung hin, insbesondere für Grössen, die In-vestitionen darstellen (z.B. Bildungs- und F&E-Aufwendungen aufgefasst als Wissensinvestitionen), deren Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Leistung sich erst mit einer Verzögerung von mehreren Jahren bemerkbar macht.

Ausstattung mit Ressourcen: schwaches Wachstum auf hohem Niveau

Die Schweizer Volkswirtschaft weist zwar nach wie vor einen im inter-nationalen Vergleich hohen Anteil der F&E-Aufwendungen am BIP auf, aber die F&E-Aufwendungen nahmen zwischen 1996 und 2000 in keinem der hier betrachteten 13 OECD-Länder so schwach zu wie in der Schweiz. Das ins-gesamt bescheidene Wachstum beruht ausschliesslich auf der Privatwirtschaft, während im öffentlichen Sektor die F&E-Ausgaben sogar gesunken sind. Die Investitionen in F&E stagnierten also praktisch in den neunziger Jahren.

Die F&E-Investitionen konzentrieren sich in der Schweiz deutlich weniger auf grosse Unternehmungen als in den meisten Vergleichsländern. Die KMU tragen also in der Schweiz das F&E-System wesentlich stärker mit als in andern Län-dern, was als relativer Vorteil der Schweizer Wirtschaft einzuschätzen ist. Eine breitere Verteilung der F&E-Investitionen führt einerseits zu einer Diver-sifikation der Innovationsrisiken für den Forschungsstandort Schweiz, anderseits zu einer höheren Absorptionsfähigkeit des NIS, da die Kompetenzen zur Wis-sensaufarbeitung breit gestreut sind.

122

Ein weiterer relativer Vorteil des Forschungsstandorts Schweiz ist die im Ver-gleich zum Ausland starke Ausrichtung auf die Grundlagenforschung. Dies ge-währleistet die langfristige Wissensbasis für die zukünftige Innovationstätigkeit.

Bezüglich der F&E-Aufwendungen des öffentlichen Sektors lässt sich folgende Entwicklung feststellen: Bei insgesamt bis 2000 real absolut sinkenden Budget-mitteln des Bundes wurden in den neunziger Jahren die Ausgaben für F&E-Beiträge auf Kosten der Ressortforschung stark erhöht. Bei sukzessiv höheren Auslandsverpflichtungen (EU-Programme etc.) fand innerhalb der F&E-Bei-träge zunächst (Mitte der neunziger Jahre) eine Aufstockung der Mittel für die Fachhochschulen auf Kosten der SNF-Beiträge statt. Anschliessend wurde der Anteil der SNF-Mittel durch eine stärkere Umschichtung zu Lasten der Ressort-forschung ungefähr auf das frühere Niveau korrigiert. Somit konnte erreicht werden, dass die Mittel für den SNF (Grundlagenforschung) bzw. der KTI (an-gewandte Forschung, stark unternehmensbezogene angewandte Forschung) in den neunziger Jahren relativ stark wachsen konnten.

Die öffentliche F&E-Förderung, die im Wesentlichen durch die KTI wahrge-nommen wird, ist in der Schweiz – bezogen auf das Mittelvolumen – schwach. Sie ist im Ländervergleich am stärksten auf KMU (Firmen mit weniger als 250 Beschäftigten) ausgerichtet. Inhaltlich entspricht sie einer «diffusion-oriented» Technologiepolitik, die – jedenfalls in den letzten Jahren – Schwerpunkte setzt, die im Einklang mit der Grundausrichtung des Unternehmenssektors bezüglich der zukünftigen Technologiefelder stehen (z.B. Nanotechnologien, Informatik, Medizinaltechnik). Der Wirkungsradius bleibt aber zwangsläufig klein.

Zwar liegt die Schweiz hinsichtlich des Anteils der Bevölkerung mit tertiärer Ausbildung nur im Mittelfeld der Vergleichsländer. Die Relevanz dieses Indi-kators zur Beurteilung des Forschungsstandorts Schweiz wird aber durch die Resultate eines Vergleichs des Anteils der Beschäftigten in Wissen-schaft/Technologie relativiert; nach diesem Indikator liegt die Schweiz weit vorn. Offenbar ist in der Schweiz der Anteil der Personen mit tertiärer Ausbil-dung, die im Bereich «Wissenschaft/Technologie» beschäftigt sind, merklich höher als in anderen Ländern. Darüber hinaus weist die Schweiz den höchsten Bevölkerungsanteil von Personen mit einer Qualifikation auf Doktoratsstufe auf.

Gut ist die Schweizer Position auch in der dynamischen Betrachtung: Die Zahl der Beschäftigten mit tertiärer Ausbildung und der Forscher im Unter-nehmenssektor hat in der Schweiz in den letzten Jahren stark zugenommen. Hin-sichtlich der Zuwachsrate belegt die Schweiz bei beiden Indikatoren unter den 13 Vergleichsländern den fünften Platz.

123

Im internationalen Vergleich weist die Schweiz auf der tertiären Stufe pro Aus-zubildenden nach wie vor die höchsten Ausgaben auf. Bezogen auf das BIP sind jedoch die Aufwendungen nicht besonders hoch; sie betragen nur etwa die Hälf-te des OECD-Durchschnitts und liegen sogar leicht unter dem Mittelwert der EU. Die Schweiz verfügt also über einen teuren, aber vergleichsweise kleinen Sektor der tertiären Ausbildung.

Der BIP-Anteil der Ausgaben für höhere Bildung ist zwischen 1992 und 2000 um lediglich 0.1 Prozentpunkte insgesamt gestiegen, was angesichts der BIP-Stagnation in diesem Zeitraum auf absolut nur leicht zunehmende Bildungsin-vestitionen hinweist. In Ländern wie Schweden oder den USA ist der BIP-Anteil der Bildungsausgaben im gleichen Zeitraum bei beträchtlich höherem BIP-Wachstum als in der Schweiz um 0.6 bzw. 0.4 Prozentpunkte gestiegen. Es wur-de also in der Schweiz in den neunziger Jahren weniger stark als in den bezüg-lich Innovationsperformance Spitzenländern in Bildung investiert. Nicht zuletzt dank den ausländischen Arbeitskräften konnte der Bedarf an qualifiziertem Per-sonal dennoch weitgehend abgedeckt werden.

Die Stagnation bzw. Reduktion der privaten bzw. öffentlichen «Wissens-investitionen» in den neunziger Jahren scheint letztlich die gleiche Hauptursache zu haben, nämlich die wirtschaftliche Stagnation der neunziger Jahre, die über einen längeren Zeitraum die Finanzierung sowohl der privaten F&E-Investitionen aus den laufenden Erträgen als auch der öffentlichen Forschungs- und Bildungsausgaben aus den laufenden Staatseinnahmen bei insgesamt eher restriktiver Fiskalpolitik stark behindert hat. Die im internationalen Vergleich eher geringen Investitionen in F&E und Bildung könnten sich als die Haupt-schwäche für die zukünftige Entwicklung des Forschungsstandorts Schweiz er-weisen, da die «Wissensinvestitionen» eine längere «Ausreifzeit» als sonstige Investitionen benötigen.

Nationale und internationale Vernetzung: stark, könnte aber stärker sein

Die internationale Vernetzung der Schweizer Grundlagenforschung – gemessen z.B. durch den Anteil der ausländischen Doktorierenden bzw. den Anteil der gemeinsam mit ausländischen Forschern verfassten Publikationen – ist im inter-nationalen Vergleich sehr hoch. Dieses Resultat ist hauptsächlich auf die Natur-wissenschaften zurückzuführen. Im Zeitablauf hat jedoch die internationale Vernetzung – verglichen mit dem weltweiten Durchschnitt – etwas abgenom-men.

124

Die Vernetzung zwischen den Unternehmungen im Inland und Ausland (EU-Raum) sowie zwischen Schweizer Unternehmungen und inländischen bzw. aus-ländischen wissenschaftsorientierten Institutionen ist im internationalen Ver-gleich hoch, allerdings nicht so hoch wie in einigen skandinavischen Ländern, die in den neunziger Jahren eine Spitzenposition bezüglich der Innovations-performance erreicht haben. Gemäss unseren Indikatoren scheint aber der Wis-sens- und Technologietransfer zwischen den Schweizer Unternehmungen und den wissenschaftlichen Institutionen im Inland und Ausland nicht so schwach zu sein, wie in einigen Studien in den letzten Jahren behauptet wird (siehe z.B. Zinkl/Strittmatter 2003).

Wissens- und Innovationsoutput: schwaches Wachstum auf hohem Niveau

Der Schweizer Forschungsstandort weist pro Einwohner nach Schweden und Finnland die höchste Publikationshäufigkeit auf. Allerdings hat der Publika-tionsoutput in den letzten Jahren in eher bescheidenem Mass zugenommen. Auch die Qualität der Publikationen ist hoch, verzeichnet die Schweiz doch nach den USA den höchsten «Impact-Faktor».

Die Patentaktivität – gemessen durch die Anzahl Patentanmeldungen pro Ein-wohner – ist in keinem Land so hoch wie in der Schweiz, sowohl gemäss den europäischen Patentanmeldungen (EPO) als auch den sogenannten «Triade»-Patentanmeldungen.

Allerdings sind bezüglich beider Indikatoren relativ schwache Zuwächse in den neunziger Jahren zu verzeichnen. In dynamischer Hinsicht sind auch beim Wis-sensoutput Abschwächungstendenzen erkennbar, die grösstenteils auf die für die Aufrechterhaltung einer Spitzenposition im internationalen Innovations-wettbewerb ungenügende Entwicklung der Inputgrössen (F&E-Aufwendungen) zurückzuführen sind.

Im Laufe der neunziger Jahre hat sich die relative Innovationsposition der Schweiz im internationalen Vergleich verschlechtert. Der erste Gesamtrang ge-mäss unserem Bündel von Innovationsindikatoren konnte aber gehalten werden, was primär der hohen Innovationskraft im Dienstleistungssektor zu verdanken ist. In der Industrie dagegen ging gemäss allen Indikatoren Terrain verloren. Dennoch war auch in diesem Sektor der Anteil innovierender Firmen am Ende des Vergleichszeitraums in keinem europäischen Land so hoch wie in der Schweiz; der beträchtliche Vorsprung auf die nächstfolgenden Länder, den die Schweiz vor zehn Jahren noch aufgewiesen hatte, ging aber weitgehend verlo-ren. Bezüglich der Innovationsleistung weist die Schweiz einen wichtigen rela-

125

tiven Vorteil gegenüber anderen Ländern auf, nämlich die Spitzenperformance im Innovationsbereich ihres KMU-Sektors.

Wissens- und Innovationsoutput: ist die bestehende Spezialisierung zukunfts-trächtig?

Die Schweizer Forschung weist in der Grundlagenforschung bezogen auf den OECD-Mittelwert (Publikationen) eine überdurchschnittliche Spezialisierung in den Naturwissenschaften und den «Life Sciences» auf. Dagegen ist in der Schweiz der Forschungsoutput der Ingenieurwissenschaften/Mathematik und der Sozial-/Verhaltenswissenschaften unterdurchschnittlich.

Bezogen auf die drei Spitzentechnologien «Informations- und Kommunikations-technologien» (IKT), «Bio-/Gentechnologie» und «Nanotechnologie» zeigt sich folgendes Bild:

– Im Hardware-Bereich der IKT ist die Schweizer Präsenz auf allen Stufen bis zur Produktion aus historischen Gründen schwach. Wie die Entwicklung der Schweizer Hightech-Exporte im Vergleich zu anderen OECD-Ländern de-monstriert, beteiligte sich die Schweizer Industrie in den neunziger Jahren nur schwach am Wachstumsmarkt «Computer/Elektronik».

– Die Schweiz ist auch im Software-Bereich unterdurchschnittlich speziali-siert. Im Gegensatz aber zum Hardware-Bereich war die Entwicklung im Software-Bereich in den letzten Jahren günstig; das Wachstum der schweize-rischen Software-Patentanmeldungen im Zeitraum 1998-2003 war – aller-dings ausgehend von einem niedrigen Niveau – sehr ausgeprägt. In diesem Bereich gäbe es in der Zukunft in bestimmten hochspezialisierten «Nischen» noch Entwicklungspotential für die Schweizer Software-Produzenten.

– In den Nanotechnologie, die sich noch grösstenteils in der Phase der Grund-lagenforschung befindet, ist die Schweizer Forschung nicht zuletzt dank ih-rer bisherigen Spezialisierung (u.a. Präzisionsmaschinen, wissenschaftliche Instrumente) sehr gut vertreten. Es wird sich noch zeigen, ob dieser relative Vorteil in der Forschung später auch zu einer relativen Stärke bei den An-wendungen führen wird.

– Berücksichtigt man auch das Potential der Schweizer Firmen im Ausland, von welchem nachweislich stark auch der Forschungsstandort Schweiz profi-tiert, ist die Schweizer Position im Biotech-Bereich im internationalen Ver-gleich stark. Qualitativ hochstehende Forschung bzw. hochqualifiziertes F&E-Personal und ein kleiner, aber leistungsfähiger Sektor von kleineren Biotech-Firmen, die sich primär als hochspezialisierte Zulieferer von High-

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tech-Inputs für die pharmazeutische Grossindustrie betätigen, stellen den spezifischen Beitrag des Forschungsstandorts Schweiz an der ansonsten stark international ausgerichteten F&E-Tätigkeit der Basler Chemie dar.

Die Struktur der Higtech-Güterexporte reflektiert das heutige Spezialisierungs-muster der Schweizer Wirtschaft: überdurchschnittliche Spezialisierung in vier der insgesamt acht Hauptgruppen von hochtechnologischen Produkten, nämlich in den Kategorien, welche hinsichtlich Technologieintensität die Ränge 4 (Phar-ma), 5 (wissenschaftliche Instrumente), 7 (Chemie) und 8 (nichtelektrische Ma-schinen) einnehmen. In den technologisch ganz vorn plazierten Bereichen 1 (Luft- und Raumfahrt), 2 (Computer) und 3 (Elektronik) ist die Schweiz – ihrer Produktionsstruktur entsprechend – schwach vertreten. Bei den elektrischen Ma-schinen (Kategorie 6) liegt die Spezialisierung der Schweizer Industrie etwa beim OECD-Durchschnitt.

Bei den Exporten wissensbasierter Dienstleistungen weist die Schweiz im OECD-Vergleich bei den Finanzdienstleistungen die höchste Spezialisierung auf, bei den Versicherungen nach Grossbritannien die zweithöchste. Relativ schwach ist die Schweiz bei den unternehmensnahen Dienstleistungen, die im-mer noch hauptsächlich binnenwirtschaftlich orientiert sind.

Kann angesichts einer solchen Entwicklung von einer «Lock-in-Problematik» gesprochen werden? Nur teilweise. Die hohe Spezialisierung im technologisch als «reif» und somit wenig entwicklungsfähig in der Zukunft angesehenen Be-reich des Maschinenbaus bleibt erhalten. Eine Erweiterung der Aktivitäten im Computer-/Elektronikbereich blieb aus. Aber das bestehende Fähigkeitskapital wurde zusätzlich auch im «Nischen»-Bereich der wissenschaftlichen Instru-mente (inkl. Medizinaltechnik) sehr erfolgreich eingesetzt. Ein analoger Prozess hat auch in der chemischen Industrie stattgefunden: die Umorientierung von den traditionellen Chemikalien zu den pharmazeutischen Produkten (Stichwort: Um-strukturierung der Basler Chemie etc.) vollzog sich in den neunziger Jahren rela-tiv unproblematisch. Schliesslich wäre zu bemerken, dass diese Umstellungen praktisch ohne Beanspruchung von öffentlichen Mitteln vor sich ging, da die Förderungsprogramme der KTI zwar die «richtigen» Technologiebereiche (Na-notechnologie, Medizinaltechnik, Software etc.) anvisierten (bzw. anvisieren), aber angesichts ihrer schwachen Dotierung kaum gesamtwirtschaftlich ins Ge-wicht fallende Effekte aufzeigen konnten.

127

Innovationshemmnisse

Im Laufe der neunziger Jahre verloren die Innovationshemmnisse generell an Bedeutung. Die Entspannung war zwischen 1994/1996 und 1997/1999 beson-ders ausgeprägt. Kosten- und risikobezogene Hemmnisse machten sich zuse-hends weniger bemerkbar. Die Behinderung der Innovationstätigkeit durch ei-nen Fachkräftemangel nahm in den frühen neunziger Jahren und dann wieder zwischen 1994/1996 und 1997/1999 ab, um sich dann auf «mittlerem» Niveau zu stabilisieren. Bei diesem Hemmnisfaktor scheint in der längeren Frist eine gewisse, wenn auch noch unzureichende Entspannung eingetreten zu sein. Fi-nanzierungsengpässe behinderten bis Mitte der neunziger Jahre die Innovations-tätigkeit in zunehmendem Mass; auch während des Konjunkturaufschwungs von 1997/2000 und in den Jahren danach trat keine Besserung ein.

Eine sukzessive Verbesserung erfolgte im Bereich der staatlichen Regulierung (Beschränkung des Zutritts zum EU-Markt, restriktive Arbeitsmarktregulierun-gen für Ausländer, Regulierung von Produktmärkten im Inland, Planungs-/Bau-vorschriften, Umweltgesetzgebung) obwohl in jüngster Zeit nur noch in Einzel-fällen weitere Fortschritte erzielt wurden.

Generell sind die Regulationshemmnisse auf den Produktmärkten in der Schweiz trotz Verbesserungen in den neunziger Jahren immer noch relativ hoch. Dies hängt damit zusammen, dass die Verbesserungen nicht stark genug waren bzw. die meistens anderen Länder grössere Erfolge in diesem Bereich vorzu-weisen haben. Gemäss dem OECD-Indikator für die Regulierungsdichte auf den Produktmärkten stand die Schweiz 1990 auf der Position 8 (unter der 13 hier betrachteten Ländern), verlor aber bis 1998 weitere drei Ränge (Position 11). Der entsprechende Indikator nahm zwar in diesem Zeitraum um 0.6 Indexpunkte ab, aber letztlich am schwächsten unter den hier 13 betrachteten Konkur-renzländern (siehe dazu Nicoletti et al. 2000). In dem Ausmass, in welchem sol-che Hemmnisse die Investitionstätigkeit generell behindern, sind sie auch als Erschwernisse der Innovationstätigkeit zu betrachten.

Fazit

Der schweizerische Forschungsstandort hat über einen längeren Zeitraum einen beachtlichen Wissensbestand kumuliert und somit eine Spitzenposition im inter-nationalen Vergleich erreicht. Die Distanz zu anderen Ländern ist aber im Laufe der neunziger Jahre kleiner geworden. Da keine grösseren strukturellen Prob-leme in diesem Bereich erkennbar sind, ist der Forschungsstandort grundsätzlich nicht gefährdet. Allerdings gilt es das Erreichte intensiv zu pflegen und stark zu

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erweitern, wenn man vermeiden will, dass die Abschwächung der neunziger Jahre zu einer dauerhaften Erosion der Schweizer Position führen wird.

5.1.2 F&E-Aktivitäten von Schweizer Unternehmungen im Ausland: Stär-kung oder Schwächung des Forschungsstandorts Schweiz?

F&E-Aktivitäten im Ausland haben in den letzten fünfzehn Jahren – parallel zur allgemeinen Internationalisierung der Wirtschaft – an Bedeutung stark gewon-nen, auch wenn noch immer zwei Drittel der F&E-treibenden Unternehmen eine rein inlandsorientierte F&E-Strategie betreiben. Für Auslands-F&E stehen wirt-schaftlich hochentwickelte, durch eine starke Wissensbasis und grosse Märkte gekennzeichnete Zielregionen (EU, sekundär USA) im Vordergrund. Es über-rascht daher nicht, dass Auslandsengagements primär aus markt- und aus wis-sensorientierten Motiven eingegangen werden. Erstere zielen auf die Unterstüt-zung von Fertigung und Absatz vor Ort ab («asset exploiting»-Strategie), bei letzteren geht es darum, die Nähe zu führenden Hochschulen und innovativen Firmen zu nutzen, um spezifische Wissenskomponenten aufzunehmen und zur Erweiterung der Wissensbasis an den Standort Schweiz zu transferieren («asset augmenting»-Strategie). Im Vergleich zu diesen beiden Motivgruppen spielen kostenorientierte Motive für Auslands-F&E eine untergeordnete Rolle. Im Lich-te dieser Resultate der deskriptiven Analyse ist die Befürchtung, dass die zu-nehmende F&E-Tätigkeit an ausländischen Standorten den Forschungsplatz Schweiz schwächt, unbegründet.

Diese Ergebnisse werden durch methodisch anspruchsvollere Untersuchungen bestätigt. So gelangen einige Studien, die mehrere Länder – darunter auch die Schweiz – berücksichtigen zum Schluss, dass die schweizerischen F&E-Investi-tionen in erster Linie durch «asset augmenting», in zweiter durch «asset exploi-ting» gekennzeichnet sind. Dabei gelingt es schweizerischen Unternehmen, zu-sammen mit Firmen aus einigen anderen, technologisch an der Spitze stehenden Ländern wie den USA oder Schweden, am besten, durch «technology sourcing» in den Zielregionen lokale Wissens-Spillovers zu nutzen.

Unsere ökonometrischen Untersuchungen zu den Determinanten von F&E an ausländischen Standorten, die auf dem bekannten OLI-Paradigma beruhen, deu-ten in die gleiche Richtung: Die Entscheidung, im Ausland F&E zu betreiben, wird durch (standortunabhängige) unternehmenspezifische Vorteile (O-advantages) sowie Vorteile, die auf der Internalisierung von wissensrelevanten Marktbeziehungen beruhen (I-advantages), bestimmt; demgegenüber lässt sich für Standortnachteile der Schweiz (L-disadvantages) kein Einfluss nachweisen.

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Die Entscheidung über das Niveau der im Ausland getätigten Investitionen in F&E wird fast ausschliesslich durch O-advantages bestimmt, und zwar – anders als bei der ja/nein-Entscheidung – lediglich durch forschungsorientierte Fakto-ren, ergänzt um die Firmengrösse und die Dauer der Auslandspräsenz. Standort-variablen spielen höchstens andeutungsweise eine Rolle. Dieses Erklärungsmus-ter stimmt mit der Vorstellung überein, dass F&E-Aktivitäten im Ausland das Ergebnis eines längeren (kumulativen) Prozesses darstellen, bei dem primär grössere, forschungsintensive Unternehmen sukzessive ihre Auslandspräsenz ausbauen (evolutorische, die Pfadabhängigkeit betonende Sicht der Internationa-lisierung). Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der deskriptiven Analyse ge-langen wir zum Schluss, dass Grossunternehmen vielfach eine mehrpolige, funktional differenzierte, langfristig angelegte, auf «asset augmenting» ausge-richtete F&E-Strategie betreiben. Demgegenüber dürfte bei der Mehrzahl der KMU, von denen die meisten erst in den letzten Jahren im Ausland aktiv gewor-den sind, die «asset exploiting»-Strategie (noch) im Vordergrund stehen.

Die Resultate sowohl der deskriptiven als auch der explikativen Analyse spre-chen gegen die Substitutions-Hypothese, welche impliziert, dass der For-schungsplatz Schweiz durch die Verlagerung von F&E-Kapazitäten ins Ausland geschwächt wird. Hingegen liefern sie Evidenz für die Komplementaritäts-Hypothese, welche besagt, dass F&E-Aktivitäten im Ausland den Forschungs-platz Schweiz stärken («asset augmenting») oder zumindest nicht schwächen («asset exploiting»). Es besteht deshalb kaum eine Gefahr, dass die Internationa-lisierung von F&E die Innovationstätigkeit der Schweizer Wirtschaft und damit deren Wachstumspotential schwächt.

Insgesamt stellen F&E-Aktivitäten an ausländischen Standorten ein bedeutendes Instrument dar, um aus der sich beschleunigenden Globalisierung der Wirtschaft einen möglichst hohen Nutzen zu ziehen. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass dieser Nutzen besonders gross ist, wenn die einheimische Wirtschaft über eine hohe Absorptionsfähigkeit für externes, in diesem Fall durch die Präsenz von Firmen im Ausland vermitteltes Wissen verfügt. Da diese Fähigkeit – abgesehen von einem effizienten Innovationsmanagement innerhalb der im Ausland F&E-treibenden Firmen – in hohem Mass von der Qualität der einheimischen Wissensbasis abhängt, ist die Pflege und Verbesserung des Nati-onalen Innovationsystems von zentraler Bedeutung.

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5.1.3 Sind die ausländischen Unternehmungen in der Schweiz innovativer als Schweizer Unternehmungen?

Ausländisch beherrschte Firmen weisen ein strukturell günstigeres Innova-tionsprofil auf als einheimische Unternehmen, konzentrieren sie sich doch auf technologisch besonders hochwertige Segmente der Schweizer Wirtschaft. Dar-über hinaus erbringen sie auch nach einer Bereinigung um strukturelle Differen-zen eine höhere Innovationsleistung und zeichnen sich durch eine grössere Nähe zu innovationsrelevanten Wissensquellen aus. Ausländische Firmen dürften des-halb den Standort Schweiz wählen, weil sie hier eine im internationalen Ver-gleich gute Forschungsinfrastruktur vorfinden. Die ausländischen Firmen tragen unmittelbar zur Qualität des Forschungsplatzes Schweiz bei und stärken diesen vermutlich auch indirekt, d.h. über Spillovers von Wissen zu einheimischen Un-ternehmen.

5.1.4 Gesamtfazit

Sowohl die Analyse des schweizerischen Innovationssystems im internationalen Vergleich im Kapitel 3 als auch die vertiefenden Untersuchungen zur Rolle der verstärkten Internationalisierung der F&E-Aktivitäten in den letzten Jahren im Kapitel 4 zeigen, dass der Schweizer Forschungsstandort grundsätzlich nicht gefährdet ist. Die Schwächen aber, die sich im Laufe der neunziger Jahre mani-festierten, müssen behoben werden, wenn man vermeiden will, dass sie zu einer dauerhaften Erosion der Schweizer Position führen werden.

5.2 Wirtschaftspolitische Implikationen

5.2.1 Einleitende Bemerkungen

In der Schweiz ist die Wirtschaftspolitik grundsätzlich auf die Schaffung günsti-ger Rahmenbedingungen ausgerichtet. Die wesentlichen Elemente einer solchen Politik sind die Bereitstellung einer guten materiellen und immateriellen Infra-struktur (Bildung, Grundlagenforschung), ein wettbewerbsorientierter Regulie-rungsrahmen sowie eine Konzentration wirtschaftspolitischer Eingriffe auf die Korrektur von Marktunvollkommenheiten mit entsprechender Subsidiarität von Fördermassnahmen (hier insbesondere Technologiepolitik).

Es gibt in der Schweiz keine Tradition der direkten Förderung von F&E in den Unternehmen durch Subventionen im grossen Stil, sei es im Rahmen von spezi-fischen Technologieprogrammen (z.B. Beteiligung an EU-Programmen, CIM-

131

und Microswiss-Programm in den neunziger Jahren), sei es durch die finanzielle Unterstützung von Hochschulpartnern von Unternehmen, wie es im Rahmen der allgemeinen KTI-Förderung geschieht («bottom-up»-Ansatz). Auch internatio-nal zeichnet sich eine starke Tendenz ab, von der direkten auf die indirekte För-derung, z.B. durch steurliche Anreize, umzustellen.

Vor diesem Hintegrund werden wir im Folgenden zwei Politkbereiche aufgrei-fen:

a) die Förderung der F&E- bzw. Innovationstätigkeit im engeren Sinn

b) die Schaffung bzw. Aufrechterhaltung innovationsfreundlicher Rahmen-bedingungen.

5.2.2 Politik zur Förderung der F&E- bzw. Innovationstätigkeit

Gesamtbeurteilung der bestehenden Politik

Der subsidiäre Charakter dieser Politik ist beizubehalten. Sinnvoll erscheint eine weitere Stärkung der Kooperation zwischen dem Hochschulbereich und der Wirtschaft, die bereits heute beachtliche Resultate zeitigt. Ob die hier eingesetz-ten Mittel (z.B. über KTI) inhaltlich stärker fokussiert werden sollen, z.B. um gezielt eine Verschiebung des eher traditionellen Patentportfolios zu erreichen, ist eine offene Frage; angesichts der «Picking-the-winner»-Problematik ist je-doch Vorsicht geboten.

Die Innovationsförderung ist weiterhin prioritär auf die KMU auszurichten. Die Unterstützung sollte möglichst unbürokratisch sein. KMU sollten ermutigt wer-den, sich an europäischen Forschungsprojekten zu beteiligen, was ebenfalls ei-nen gewissen Beistand erfordert. Da die Finanzierung von Innovationsaktivitä-ten von kleineren – auch leistungsfähigen – Unternehmen durch Kapitalmark-tunvollkommenheiten erschwert ist, ist eine gezielte Unterstützung (z.B. durch eine steuerliche Begünstigung von F&E-Aktivitäten) zu prüfen. Auf die Mög-lichkeit einer steuerlichen Förderung von F&E gehen wir im nächsten Abschnitt etwas ausführlicher ein.

132

Exkurs: Steuerliche F&E-Förderung13

Die steuerliche F&E-Förderung stellt ein Politikinstrument dar, dessen Wirkung auf das Verhalten der ökonomischen Akteure direkt messbar und somit über-prüfbar ist. Durch die steuerliche Entlastung der F&E-Aufwendungen im Ver-gleich zu anderen Aufwendungen werden Unternehmensentscheidungen über die Allokation finanzieller Ressourcen in Richtung F&E-Investitionen gelenkt.

In der zweiten Hälfte der neunziger Jahre haben eine Reihe von Ländern die steuerliche Förderung von F&E eingeführt bzw. diese zum Teil weiter ausge-baut. Seit 1996 haben vier OECD-Länder dieses Politikinstrument neu einge-setzt, darunter Grossbritannien im Jahr 2000. Japan hat im Jahr 1999 und erneut in 2003 seine schon seit langem bestehende F&E-Steuerpolitik reformiert, um deren Wirkung auch in konjunkturell schwachen Zeiten zu erhöhen. Heute set-zen 12 von den (alten) 15 EU-Ländern sowie alle grossen aussereuropäischen OECD-Länder (USA, Japan, Korea, Australien und Kanada) steuerliche An-reizmechanismen – wenn auch in unterschiedlichem Ausmass und in unter-schiedlichen Formen – zur Stimulierung von F&E-Ausgaben in Unternehmen ein.

Die konkrete Ausgestaltung der steuerlichen F&E-Förderung ist von Land zu Land verschieden. Folgende Aspekte sind dabei von Relevanz:

– Relevante Kosten: Definition der für die steuerliche Erleichterung relevanten Kosten (reine F&E-Ausgaben, Aufwendungen für Design, Produkt-einführung, Eigentumsrechte etc., also Innovationsaufwendungen); Art der relevanten Kosten (Personalkosten, Sachkosten, Investitionen).

– Ermittlung der relevanten Kosten: Eine «Volumenförderung» setzt bei den gesamten F&E-Aufwendungen einer Periode an, eine «Zusatzförderung» an den zusätzlichen Aufwendungen in einer Periode im Vergleich zu einer Re-ferenzperiode.

– Art der Förderung: Beträge, die bei der Berechnung des steuerbaren Ein-kommens abgesetzt werden können, reduzieren das zu versteuernde Ein-kommen, Freibeträge reduzieren die Steuerschuld.

– Höhe der Förderung: Höhe der absetzbaren Kosten in Prozent der tatsächli-chen Kosten.

13 Die Ausführungen in diesem Abschnitt wurden im Wesentlichen aus dem Kapitel 3 in

Rammer et al. (2004) übernommen. Siehe dort auch für weiterführende Literatur.

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– Differenzierung der Förderung: Bestimmte Kategorien von F&E-Ausgaben, z.B. solche für Grundlagenforschung, Forschung zu bestimmten Technolo-gien, zu Medikamenten für seltene Krankheiten etc., werden mit einem höhe-ren Fördersatz versehen.

– Adressaten: Die steuerliche Förderung kann auf bestimmte Unter-nehmensgruppen (z.B. KMU) und Branchen eingeschränkt werden oder für bestimmte Kategorien von Unternehmen spezifisch ausgestaltet werden (z.B. höhere Fördersätze für KMU).

– Art der betroffenen Steuern: Steuerliche Anreize können an der Körper-schaftssteuer, aber auch an Faktorsteuern (z.B. Sozialversicherungsbeiträge der Unternehmen) ansetzen.

Auf der Basis der Erfahrungen mit steuerlicher F&E-Förderung in verschiede-nen Ländern konnten die Autoren in Rammer et al. (2004) folgendes Stärken-/ Schwächenprofil dieses Förderinstrumentes aufstellen, wobei die direkte staatli-che F&E-Förderung als Referenzinstrument gilt (siehe auch Link 1996):

– Vorteil 1: Geringere Markteingriffe und Technologieneutralität; allerdings führen Sonderbestimmungen (Bevorzugung von KMU, von einer bestimm-ten Branche) etc. zu Eingriffen in die Marktallokation;

– Vorteil 2: Geringere administrative Kosten: Vor allem auf Seiten der Firmen sind die administrativen Kosten bei einer steuerlichen Förderung beträchtlich niedriger als bei einer (gleich hohen) direkten Förderung (Kosten für Pro-jektgesuch, -einreichung etc.);

– Vorteil 3: Breiterer Adressatenkreis: Durch die steuerliche Förderung wer-den auch Unternehmen erreicht werden, die bei der direkten Förderung gar nicht im Genuss von F&E-Subventionen gelangen können: Firmen aus Bran-chen, die nicht F&E-intensiv sind oder aus dem Dienstleistungssektor. Aller-dings dies gilt nur bedingt für die Schweizer Variante der direkten Förderung über die Hochschulpartner («bottom-up»-Ansatz), bei welcher der Adressa-tenkreis nicht im Voraus eingeschränkt ist.

– Vorteil 4: Bessere Planbarkeit der Unternehmen: Die direkte Förderung ist ungewiss, da sie auf (oft nicht gut voraussehbare) Entscheidungen der Be-hörden beruht, während die steuerliche Förderung unmittelbar von der Un-ternehmensentscheidung bzw. -verhaltensreaktion auf die steuerlichen An-reize abhängig ist.

– Vorteil 5: Höhere politische Akzeptanz: F&E-Steueranreize passen besser in das vorherrschende ordnungspolitische Modell eines nicht direkt intervenie-renden Staates.

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– Nachteil 1: Insofern die direkte Förderung wirklich eine Korrektur von Marktversagen darstellt (z.B. Förderung von jungen, technologieorientierten Unternehmen mit hohem Finanzierungsbedarf und beschränktem Kapital-marktzugang wegen Informationsasymmetrieproblemen, Förderung von Un-ternehmen in bestimmten Sektoren, wo die Mindestgrössen für F&E-Projekte, die technologischen Unsicherheiten oder die Spillovers sehr hoch sind), weist die steuerliche F&E-Förderung generell grössere Mitnahme-effekte auf als die direkte Förderung. Bei der steuerlichen Förderung werden nämlich auch F&E-Aktivitäten gefördert, welche die Unternehmen auch oh-ne Förderung durchgeführt hätten.

– Nachteil 2: Grössere Budgetunsicherheit für den Fiskus: Die Höhe der Kos-ten von F&E-Steueranreizen ist für den Staat wesentlich schlechter planbar als die Höhe der Ausgaben einer direkten Förderung.

– Nachteil 3: Erhöhung der Komplexität des Steuersystems: F&E-Steuer-anreize stellen zusätzliche Ausnahmetatbestände des Steuerrechts dar und erhöhen dessen Komplexität.

– Nachteil 4: F&E-Steueranreize wirken in Hochkonjunkturzeiten tendenziell stärker als in konjunkturschwachen Zeiten. Dem kann mit einer «kon-junkturabhängigen» Steuerförderung entgegengewirkt werden.

Dieser kurze Exkurs zeigt, dass eine Reihe von Vorteilen zugunsten der steuerli-chen F&E-Förderung zu erkennen sind. Dennoch kann eine steuerliche Förde-rung nicht vollständig eine technologie-spezifische Förderung ersetzen. Für ge-wisse Kategorien von Unternehmen bzw. Technologien sind andere Fördermittel notwendig.

Fazit: Eine steuerliche F&E-Förderung wäre auch für die Schweiz mindestens eine Diskussion (unter Unternehmen, staatlicher Stellen und der Wissenschaft) wert.

5.2.3 Innovationsfreundliche Rahmenbedingungen

Verbesserung der Ausstattung mit Humankapital

Erstens sind Vorkehrungen zur Sicherung der heute im Allgemeinen guten Qua-lität der Hochschulbildung zu treffen. Dazu ist es erforderlich, die realen Bil-dungsausgaben auf Hochschulstufe in etwa im Ausmass des Anstiegs der Stu-dentenzahlen zu erhöhen (Sicherung bzw. Herstellung günstiger Betreuungsver-hältnisse), was eine entsprechende Prioritätensetzung bei den Staatsausgaben voraussetzt. Massnahmen zur Effizienz- und Qualitätssteigerung können hier

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etwas entlastend wirken (leistungsorientierte Anreize für den Lehrkörper, Abrü-cken von einem übertriebenen Föderalismus im Hochschulbereich usw.).

Zweitens geht es darum, die Ausländergesetzgebung bzw. deren Vollzug so zu regeln, dass ausländische Hochschulabsolventen vermehrt im Land bleiben und dass hochqualifizierte Ausländer (inkl. Frau und Kindern) in der Schweiz ohne grosse Umtriebe arbeiten können.

Regulierungsrahmen

Zur weiteren Stärkung der bereits gut ausgebauten IKT-Infrastruktur und deren Nutzung ist die Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte rasch voranzu-treiben. Auf diese Weise würden die Preise für Telekommunikationsdienste ge-senkt (z.B. die Internet-Preise, die heute noch eine ins Gewicht fallende Nut-zungsschwelle darstellen) sowie Raum für Innovationen geschaffen. Überdies ist die Sicherheit von elektronischen Transaktionen, die für die Durchsetzung «neu-er Geschäftsmodelle» von grosser Bedeutung ist, durch die Schaffung entspre-chender Regulierungen zu erhöhen.

Das institutionell-regulatorische Umfeld ist generell verstärkt wettbewerbsorien-tiert und unbürokratisch auszurichten. Im vorliegenden Zusammenhang betrifft dies insbesondere den Abbau von «Entrepreneurship»-Barrieren und – wie er-wähnt – die Öffnung der Telekommunikationsmärkte. Der Abbau von Wettbe-werbsbeschränkungen in andern Sektoren (Energie, Verkehr usw.) kann nur in-direkt – durch Ressourcenfreisetzung – für eine Stärkung der Wissensbasis der Schweizer Wirtschaft beitragen, setzt aber voraus, dass die frei werdenden Mit-tel auch tatsächlich zur Wissensintensivierung (z.B. zur Stärkung der Humanka-pitalbasis) eingesetzt werden.

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Evaluation globale

Appréciation du système national d'innovation de la Suisse

Remarques préliminaires

Ce chapitre donne un résumé de l'appréciation de la nature et de la qualité du système national d'innovation (NIS) de la Suisse dans un contexte international (profil des forces/faiblesses). Cette évaluation globale tient compte à la fois du niveau des différents indicateurs et – pour autant que l'état des données le per-mette – de leur taux de variation au cours des années nonante. Les niveaux de (la plupart) des variables reflètent le résultat cumulé d'activités passées (montant des dépenses de recherche et de développement (R&D)) et, partant, aussi la dé-pendance de trajectoire de ces résultats; le taux de variation indique la direction que prendra l'évolution future, en particulier pour des variables qui représentent des investissements (p.ex. dépenses de formation et de R&D conçues comme des investissements en savoir), dont l'influence sur la production nationale ne se fera sentir qu'avec un retard de plusieurs années.

Dotation en ressources: faible croissance à un haut niveau

Il est vrai que la part des dépenses de R&D de l'économie suisse dans le BIP est toujours élevée en comparaison internationale mais, dans aucun des 13 autres pays de l'OCDE pris en considération ici, les dépenses de R&D n'ont augmenté aussi faiblement qu'en Suisse entre 1996 et 2000. Cette croissance globalement modeste est due uniquement à l'économie privée puisque, dans le secteur public, les dépenses de R&D ont même diminué. Les investissements en R&D ont donc pratiquement stagné pendant les années nonante.

En Suisse, les investissements en R&D se concentrent beaucoup moins sur les grandes entreprises que dans la plupart des pays ayant servi à la comparaison. En Suisse, les PME sont en effet un soutien du système de R&D beaucoup plus grand que dans d'autres pays, ce qui peut être considéré comme un avantage re-latif de l'économie suisse. Une large répartition des investissements en R&D en-traîne, d'une part, une diversification des risques à l'innovation pour la recherche en Suisse et, d'autre part, une plus forte capacité d'absorption du NIS en raison de la grande dispersion des compétences destinées à l'exploitation du savoir.

Un autre avantage relatif de la recherche en Suisse est sa forte orientation sur la recherche fondamentale par rapport à l'étranger. Elle lui garantit une base de sa-voir à long terme pour les futures activités innovatrices.

Résumé : évaluation globale et implications pour la politique économique

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En ce qui concerne les dépenses de R&D du secteur public, on observe l'évolu-tion suivante: jusqu'en l'an 2000, où les recettes alimentant le budget de la Confédération ont baissé en termes absolus, les dépenses consacrées aux subsi-des à la R&D ont fortement progressé au détriment de la recherche sectorielle de l'administration fédérale, le «Ressortforschung». Etant donné l'accroissement progressif des engagements envers l'étranger (programmes de l'UE, etc.), on a d'abord augmenté - parmi les subsides à la R&D - les fonds dédiés aux hautes écoles spécialisées (milieu des années nonante) au détriment des contributions versées au Fonds national suisse de la recherche (FNS). Puis, la part des fonds attribués au FNS est revenue à peu près à son niveau précédent à la suite d'un important réaménagement, qui s'est fait au détriment du «Ressortforschung». Cela a permis une croissance relativement forte des fonds destinés au FNS (re-cherche fondamentale) et à la Commission pour la technologie et l'innovation, la KTI/CTI, (recherche appliquée, recherche appliquée très orientée sur l'industrie) au cours des années nonante.

La promotion de la R&D par l'Etat, qui se fait essentiellement à travers la KTI/CTI, est faible en Suisse - en considération du volume des fonds. En com-paraison avec les autres pays, elle profite le plus aux PME (entreprises de moins de 250 salariés). Concrètement, elle correspond à une politique industrielle «dif-fusion-oriented», qui - en tout cas les dernières années - établit des priorités conformes à l'orientation fondamentale du secteur industriel quant aux domaines d'avenir de la technologie (p.ex. nanotechnologies, informatique, technique mé-dicale). Toutefois, leur rayon d'action reste inévitablement petit.

Il est vrai que la Suisse se trouve dans la moyenne des pays ayant servi à la comparaison pour la part de la population ayant une formation tertiaire. Cepen-dant, la portée de cet indicateur pour évaluer la recherche en Suisse est relativi-sée par les résultats d'une comparaison sur la part des personnes occupées dans la science/technologie; selon ce dernier indicateur, la Suisse se place loin en avant. Il est évident qu'en Suisse, la part des personnes possédant une formation tertiaire et travaillant dans le domaine «science/technologie», est beaucoup plus élevée que dans les autres pays. En outre, la Suisse compte le plus fort pourcen-tage de personnes ayant un doctorat parmi sa population.

La position de la Suisse est aussi bonne d'un point de vue dynamique: le nombre des personnes occupées ayant une formation tertiaire et celui des chercheurs dans le secteur industriel ont fortement augmenté en Suisse ces dernières années. En ce qui concerne le taux de croissance de ces deux indicateurs, la Suisse oc-cupe la cinquième place parmi les 13 pays ayant servi à la comparaison.

139

En comparaison internationale, la Suisse présente toujours les dépenses par étu-diant les plus fortes au niveau tertiaire. Par rapport au PIB, ces dépenses ne sont toutefois pas particulièrement élevées; elles ne se montent qu'à environ la moitié de la moyenne de l'OCDE et sont même légèrement inférieures à la valeur moyenne de l'UE. En effet, la Suisse possède un secteur de formation tertiaire coûteux mais relativement petit.

La part des dépenses consacrées à la formation supérieure dans le PIB n'a haussé globalement que de 0.1 point entre 1992 et 2000, ce qui implique, étant donné la stagnation du PIB pendant cette période, une faible expansion en termes absolus des investissements en formation. Dans des pays comme la Suède ou les Etats-Unis, où la croissance du PIB a été sensiblement plus forte qu'en Suisse, la part des dépenses de formation dans le PIB a augmenté de resp. 0.6 point et 0.4 point pendant la même période. Par conséquent, la Suisse a beaucoup moins investi dans la formation pendant les années nonante que les pays les plus performants en innovation. Le besoin en personnel qualifié a pourtant été largement satisfait, notamment grâce à la main-d'oeuvre étrangère.

En conclusion, la stagnation ou la réduction des «investissements en savoir» pri-vés et publics pendant les années nonante semble avoir la même cause, à savoir la stagnation économique des années nonante, qui a - sur une longue période - fortement entravé le financement des investissements en R&D par les bénéfices annuels des entreprises ainsi que celui des dépenses publiques de recherche et de formation par les recettes courantes de l'Etat, à la suite d'une politique budgé-taire plutôt restrictive dans l'ensemble. Les investissements plutôt faibles en R&D et en formation comparé aux autres pays pourraient s'avérer la principale faiblesse de l'évolution future de la recherche en Suisse car les «investissements en savoir» ont besoin d'une «période de germination» plus longue que d'autres investissements.

Réseau de relations nationales et internationales: serré mais pourrait l'être plus

Les relations que la recherche fondamentale suisse entretient avec le reste du monde - mesurées p.ex. à la part des doctorants étrangers ou à la part des publi-cations rédigées en commun avec des chercheurs étrangers - sont très étroites en comparaison internationale. Ce résultat revient principalement aux sciences na-turelles. Au fil du temps cependant, les relations internationales se sont - compa-ré à la moyenne mondiale - un peu desserrées.

Les liens qui unissent les entreprises suisses et étrangères (zone euro) ainsi que les entreprises suisses et des institutions scientifiques suisses ou étrangères sont

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étroits en comparaison internationale, mais pas aussi étroits que dans certains pays scandinaves, qui ont atteint, pendant les années nonante, une position de pointe en ce qui concerne la performance en innovation. Selon nos indicateurs, le transfert de savoir et de technologie entre des entreprises suisses et des institu-tions scientifiques en Suisse et à l'étranger ne semble toutefois pas aussi faible que certaines études, faites ces dernières années, ne l'affirment (voir p.ex. Zinkl/Strittmatter 2003).

Output de savoir et d'innovation: faible croissance à un haut niveau

Au niveau de la recherche, la Suisse compte, par habitant, la plus forte fréquence de publications après la Suède et la Finlande. Néanmoins, la production de pu-blications a augmenté plutôt modestement au cours des dernières années. La qualité des publications est aussi excellente puisque la Suisse enregistre, après les Etats-Unis, le «facteur d'impact» le plus haut.

L'activité en matière de brevets - mesurée au nombre de dépôts de brevets par habitant - n'est, dans aucun pays, aussi forte qu'en Suisse, tant d'après les dépôts de brevets européens (auprès de l'Office européen des brevets, OEB) que d'après ce que l'on désigne par dépôts de «brevets triadiques» (soumis à la fois à l'OEB et aux offices des brevets américain et japonais).

Néanmoins, ces deux indicateurs ont enregistré des croissances relativement fai-bles pendant les années nonante. D'un point de vue dynamique, on note égale-ment une tendance à la faiblesse de l'output de savoir, qui est due en majeure partie à l'évolution des variables d'inputs (dépenses de R&D), insuffisante pour pouvoir maintenir une position de pointe dans la compétition internationale en matière d'innovation.

Au cours des années nonante, la position relative de la Suisse en matière d'inno-vation s'est détériorée en comparaison internationale. Notre palette d'indicateurs d'innovation montre toutefois qu'elle a pu conserver son premier rang, grâce no-tamment à la grande force d'innovation du secteur des services. D'après tous les indicateurs, l'industrie a en revanche perdu du terrain dans ce domaine. Dans ce secteur malgré tout, la proportion de firmes ayant innové n'était, dans aucun pays européen, aussi élevée qu'en Suisse à la fin de la période comparative; la Suisse a toutefois largement perdu l'avance considérable qu'elle possédait, il y a encore dix ans, sur le premier des pays suivants. En ce qui concerne la perfor-mance en innovation, la Suisse possède un avantage relatif important sur les au-tres pays, à savoir l'excellence de la performance en innovation de son secteur de PME.

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Output de savoir et d'innovation: la spécialisation actuelle ouvre-t-elle des perspectives d'avenir?

En matière de recherche fondamentale, la Suisse possède une spécialisation ex-ceptionnelle dans les sciences naturelles et dans les «sciences de la vie» comparé à la valeur moyenne de l'OCDE (publications). En Suisse en revanche, l'output de recherche de l'ingénierie/des mathématiques, des sciences sociales et de la science du comportement est inférieur à la moyenne.

On obtient l'image suivante pour les trois technologies de pointe - «technologie de l'information et des communications (TIC)», «biotechnologie et génie généti-que» ainsi que «nanotechnologie»:

– Dans le domaine du matériel (hardware) pour les TIC, la présence suisse est faible à tous les niveaux jusqu'à la production et ce, pour des raisons histori-ques. Comme l'évolution des exportations suisses de matériel high-tech par rapport aux autres pays de l'OCDE le démontre, la participation de l'industrie suisse au marché de croissance «informatique/électronique» a été faible pen-dant les années nonante.

– La Suisse est aussi moins spécialisée que la moyenne dans le domaine des logiciels (software). Mais contrairement à ce qui s'est passé pour le matériel, l'évolution a été favorable pour les logiciels au cours des dernières années; la croissance des dépôts de brevets suisses de logiciels - qui partait d'ailleurs d'un bas niveau - a été très importante pendant la période 1998-2003. Dans ce domaine, certains marchés de «niches» très spécialisées offrent encore, aux producteurs suisses de logiciels, un potentiel de développement à l'ave-nir.

– La recherche suisse est très bien représentée dans la nanotechnologie, qui se trouve, en majeure partie, toujours en phase de recherche fondamentale, en particulier grâce à la spécialisation qu'elle a acquise (machines de précision, instruments scientifiques, entre autres). On verra avec le temps si cet avan-tage relatif de la recherche deviendra ultérieurement aussi une force relative pour les applications.

– En examinant le potentiel des entreprises suisses à l'étranger, dont il est prouvé qu'il profite largement à la recherche en Suisse, on voit que la posi-tion de la Suisse est forte dans le domaine biotech comparé aux autres pays. Une recherche de très grande qualité, un personnel hautement qualifié en R&D et un secteur, petit mais performant, de petites entreprises biotech, qui sont, en premier lieu, des fournisseurs très spécialisés d'inputs high-tech pour

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la grande industrie pharmaceutique, représentent la contribution spécifique de la recherche suisse à l'activité de R&D de la chimie bâloise, dont l'orienta-tion est sinon très internationale.

La structure des exportations de biens high-tech est le reflet du modèle de spé-cialisation actuel de l'économie suisse: spécialistion supérieure à la moyenne dans quatre des huit groupes principaux de produits à haute teneur technologi-que, à savoir dans les catégories, qui - en raison de leur intensité en technologie - occupent les rangs 4 (industrie pharmaceutique), 5 (instruments scientifiques), 7 (chimie) et 8 (machines non électriques). Dans les domaines les plus avancés de la technologie, soit 1 (aéronautique et astronautique), 2 (informatique) et 3 (électronique), la Suisse est – conformément à la structure de sa production - faiblement représentée. En ce qui concerne les machines électriques (catégorie 6), la spécialisation de l'industrie suisse est à peu près égale à la moyenne de l'OCDE.

Du côté des exportations de services à base de savoir, la Suisse est la plus forte-ment spécialisée dans les services financiers comparé aux autres pays de l'OCDE et elle occupe le deuxième rang pour les assurances, après la Grande-Bretagne. La Suisse est relativement faible pour les services aux entreprises, qui sont toujours destinés en premier lieu au marché intérieur.

Peut-on parler d'une «problématique lock-in» au vu de cette évolution? Seule-ment en partie. La forte spécialisation de l'industrie des machines, un secteur considéré comme ayant atteint sa «pleine maturité» technologique et donc peu susceptible de développement à l'avenir, reste intacte. Une expansion de l'activi-té ne s'est pas produite dans le secteur «informatique/électronique». Toutefois, le capital de compétences existant a été mis à contribution, avec un grand succès, dans le marché de «niche» des instruments scientifiques (technique médicale comprise). Un processus analogue a eu lieu dans l'industrie chimique: la réorien-tation des produits chimiques traditionnels vers les produits pharmaceutiques (maître-mot: restructuration de la chimie bâloise, etc.) s'est déroulée assez faci-lement pendant les années nonante. Enfin, il faut aussi relever que ces restructu-rations ont eu lieu pratiquement sans recours aux deniers publics car les pro-grammes de promotion de la KTI/CTI ont eu et ont toujours pour objectif prin-cipal les «véritables» domaines de la technologie (nanotechnologie, technique médicale, logiciels, etc.) mais ne peuvent guère, en raison de leur faible dota-tion, avoir des effets importants sur l'ensemble de l'économie.

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Obstacles à l'innovation

Au cours des années nonante, les obstacles à l'innovation ont généralement per-du de l'importance. Cet assouplissement a été particulièrement marqué entre 1994/1996 et entre 1997/1999. Les obstacles que constituent les coûts et les ris-ques se sont beaucoup moins manifestés. Au début de la décennie nonante puis, à nouveau entre 1994/1996 et 1997/1999, le manque de personnel a de moins en moins freiné les innovations avant de se stabiliser à un niveau «moyen». Il sem-ble qu'un certain assouplissement se soit mis en place pour cet obstacle à plus long terme, même s'il est encore insuffisant. Les difficultés de financement ont représenté un handicap toujours plus grand pour les innovations jusqu'au milieu des années nonante; aucune amélioration ne s'est produite, même pendant la re-prise conjoncturelle de 1997/2000 et les années suivantes.

Un assouplissement graduel est apparu dans le domaine de la réglementation étatique (limitation de l'accès au marché de l'UE, réglementation restrictive ap-pliquée aux étrangers sur le marché du travail, réglementation des marchés des produits en Suisse, dispositions légales régissant l'aménagement du territoire/les constructions, loi sur la protection de l'environnement), même si, récemment, on n'a plus accompli de progrès que dans des cas isolés.

En général, les obstacles créés par la réglementation sur les marchés des pro-duits sont encore relativement grands en Suisse, malgré les améliorations appor-tées pendant la décennie nonante. Cela provient du fait que les améliorations n'étaient pas assez fortes ou que la plupart des autres pays ont pu faire valoir de plus grands succès à cet égard. Selon l'indicateur de la réglementation sur les marchés des produits, que l'OCDE établit en fonction du degré restrictif de l'en-vironnement réglementaire, la Suisse occupait la position 8 en 1990 (parmi les 13 pays considérés ici) mais a perdu trois places jusqu'en 1998 (position 11). Cet indicateur a, certes, baissé de 0.6 point pendant cette période mais, en fait, le recul a été le plus faible en Suisse parmi les 13 pays concurrents considérés (voir à ce propos Nicoletti et al. 2000). Dans la mesure, où de tels obstacles sont un frein pour les investissements en général, ils sont considérés comme un handicap pour les innovations.

Résumé

portante lui permettant de se placer dans le groupe de tête. Toutefois elle a perdu l’avance considérable qu’elle possédait pendant les années nonante. Des pro-blèmes structurelles considérables n’étant pas identifiables, la place de recherche

En comparaison internationale, la Suisse a pu accumuler une base de savoir im-

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suisse n’est pas en danger. Pour maintenir et augmenter la puissance de la Suisse en tant que place de recherche, il sera nécessaire de consentir des efforts accrus à l'avenir afin d’éviter une détérioration graduelle de sa position relative en comparaison internationale.

Activités de R&D d'entreprises suisses à l'étranger: renforcement ou affai-blissement de la recherche en Suisse?

Au cours des quinze dernières années, les activités de R&D à l'étranger ont beaucoup gagné en importance – parallèlement à l'internationalisation générale de l'économie –, même si deux tiers des entreprises engagées dans la R&D pra-tiquent toujours une stratégie axée sur le seul marché intérieur. En ce qui concerne l'activité de R&D à l'étranger, les entreprises choisissent de préférence comme régions-cibles celles qui sont économiquement très développées et qui se caractérisent par une base de savoir solide et de grands marchés (UE d'abord, Etats-Unis ensuite). Il n'est donc pas surprenant que les engagements à l'étranger aient pour principaux motifs ceux qui concernent les marchés et le savoir. Dans le premier cas, ces engagements ont pour but de soutenir la production et les ventes sur place (stratégie «asset exploiting»); dans le second cas, il s'agit de profiter de la proximité de hautes écoles bien cotées et de firmes innovatrices, en vue d'acquérir des composants de savoir spécifiques et de les transférer en Suisse pour élargir la base de savoir de la recherche locale (stratégie «asset augmenting»). Comparé à ces deux catégories de raisons, le motif visant à ex-ploiter les différences de coûts joue un rôle mineur dans la R&D à l'étranger. A la lumière de ces résultats de l'analyse descriptive, on voit que la crainte, selon laquelle une augmentation de l'activité de R&D dans des pays étrangers affaiblit la recherche localisée en Suisse, est infondée.

Des études faisant appel à des méthodologies plus complexes confirment ces résultats. Ainsi, certaines d'entre elles, qui portaient sur plusieurs pays - dont la Suisse -, sont arrivées à la conclusion que les investissements suisses en R&D avaient, pour première caractéristique, l'«asset augmenting» et, pour seconde, l'«asset exploiting». C'est ainsi que les entreprises suisses réussissent, en parte-nariat avec des firmes de quelques pays qui sont à la pointe de la technologie, comme les Etats-Unis et la Suède, à exploiter au mieux les spillovers de savoir locaux des régions-cibles au moyen de la «technology sourcing». Nos études économétriques sur les déterminants de la R&D dans les pays étrangers, qui re-posent sur le paradigme bien connu OLI, vont dans le même sens: la décision de procéder à de la R&D à l'étranger est déterminée par des avantages spécifiques à l'entreprise (indépendants de la localisation), soit des (O-advantages) ainsi que

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par des avantages, qui reposent sur l'internalisation de rapports de marchés liés à du savoir (I-advantages); par contre, on ne peut pas y découvrir l'influence d'in-convénients pour la recherche en Suisse (L-disadvantages). La décision portant sur le niveau des investissements en R&D à l'étranger dépend presque unique-ment de O-advantages, à savoir - à la différence d'une décision oui/non - uni-quement de facteurs liés à la recherche, complétés par la taille de l'entreprise et la durée de la présence à l'étranger. Les variables de localisation jouent tout au plus un rôle très vague. Ce modèle explicatif concorde avec l'idée que les activi-tés de R&D à l'étranger sont le résultat d'un long processus (cumulatif), par le-quel, en premier lieu de grandes entreprises, fortement impliquées dans la re-cherche, renforcent petit à petit leur présence à l'étranger (évolutionniste, la dé-pendance de trajectoire accentuant la portée de l'internationalisation). Sur la base des résultats de l'analyse descriptive, nous parvenons à la conclusion que les grandes entreprises mènent une stratégie de R&D souvent multipolaire, fonc-tionnellement différenciée, fondée sur le long terme et sur l'«asset augmenting». Par contre, la majorité des PME, dont la plupart ne sont devenues actives à l'étranger que ces dernières années, donnent (encore) la préférence à la stratégie «asset exploiting».

Les résultats à la fois de l'analyse descriptive et de l'analyse explicative vont à l'encontre de l'hypothèse dite de substitution, qui implique que la recherche loca-lisée en Suisse est affaiblie par le transfert à l'étranger de capacités en R&D. En revanche, ils mettent en évidence l'hypothèse dite de complémentarité, selon la-quelle les activités de R&D à l'étranger renforcent la recherche en Suisse («asset augmenting») ou, tout au moins, ne l'affaiblissent pas («asset exploiting»). Il n'existe donc guère de danger que l'internationalisation de la R&D diminue l'ac-tivité innovatrice de l'économie suisse et, partant, son potentiel de croissance.

Globalement, l'implantation des activités de R&D dans des pays étrangers repré-sente un important instrument pour tirer le plus grand profit possible de l'accélé-ration de la globalisation de l'économie. Dans ce contexte, il faut signaler que ce profit est particulièrement élevé quand l'économie du pays d'origine possède une forte capacité d'absorption du savoir externe, qui lui est transmis, dans ce cas, par la présence de ses firmes à l'étranger. Comme cette capacité dépend en grande partie - mis à part de la gestion efficiente des innovations au sein des firmes qui font de la R&D à l'étranger - de la qualité de la base de savoir du pays d'origine, il convient d'accorder la plus grande importance au maintien et à l'amélioration du système national d'innovation.

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Les entreprises étrangères en Suisse sont-elles plus innovatrices que les en-treprises suisses?

Les entreprises en mains étrangères possèdent un profil d'innovation structurel-lement plus favorable que les entreprises suisses car elles se concentrent sur des segments de l'économie suisse particulièrement pointus en matière de technolo-gie. En outre, elles réalisent aussi une performance en innovation plus grande - après élimination des différences structurelles - et elles se distinguent par une plus forte proximité des sources de savoir importantes pour l'innovation. Les firmes étrangères choisissent donc la Suisse parce qu'elles y trouvent une bonne infrastructure pour leur recherche comparé aux autres pays. Ces entreprises étrangères contribuent directement à la qualité de la recherche en Suisse et la renforcent probablement aussi de manière indirecte, c'est-à-dire en apportant des spillovers de savoir aux entreprises helvétiques.

Conclusion

L’analyse du système national d’innovation en comparaison internationale du chapitre 3 ainsi que l’étude approfondie des conséquences de l’internationali-sation des activités de R&D pendant ces dernières années dans le chapitre 4 dé-montrent que la place de recherche suisse n’est pas en danger. Toutefois il sera nécessaire de consentir des efforts accrus à l'avenir afin d’éliminer les faiblesses qui se sont manifestées au cours des années nonante pour maintenir un environ-nement favorable à la recherche et l’innovation.

Implications économiques

Remarques préliminaires

En Suisse, la politique économique a pour but fondamental la création de condi-

un changement de structure en direction de la société du savoir. Les éléments essentiels d'une telle politique sont l'établissement d'une bonne infrastructure matérielle et immatérielle, un cadre réglementaire favorisant la concurrence ain-si que la concentration des interventions de la politique économique sur la correction des imperfections du marché, accompagnées de mesures de promo-tion à titre subsidiaire (politique industrielle ici).

Il n'existe pas en Suisse de tradition de promotion directe de la R&D par de gros subsides accordés aux entreprises, que ce soit dans le cadre de programmes

tions-cadre favorables. Cela s'applique également aux domaines, qui sont liés à

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technologiques spécifiques (p.ex. programmes CIM et Microswiss pendant les années nonante) ou par une aide financière aux hautes écoles en tant que parte-naires des entreprises, comme cela se produit dans le cadre de la promotion gé-nérale de la KTI/CTI (principe «bottom-up»). Sur le plan international, on ob-serve aussi une forte tendance à passer d'une promotion directe à une promotion indirecte. C'est pourquoi, nous n'examinerons, dans la suite de cet exposé, que deux domaines politiques :

a) La promotion des activités d’innovation ainsi que de la recherche et du développement au sens strict

b) Les conditions-cadre pour un environnement favorable à la recherche et l’innovation

Politique de promotion de la R&D et de l'innovation

Appréciation globale de la politique existante

Cette politique doit conserver son caractère subsidiaire. Un nouveau resserre-ment de la coopération entre le secteur des hautes écoles et l'économie, qui donne aujourd'hui déjà d'excellents résultats, semble judicieux. On peut se de-mander si les fonds investis ici (p.ex. par le biais de la KTI/CTI) ne devraient pas plus se focaliser sur un objectif unique, afin p.ex de parvenir de façon ciblée à réaménager le portefeuille plutôt traditionnel de brevets; toutefois, la prudence s'impose en raison de la problématique du «picking-the-winner».

La promotion de l'innovation doit continuer à être destinée en priorité aux PME. Cette aide devrait être la moins bureaucratique possible. Il faut encourager les PME à participer à des projets de recherche européens, ce qui nécessite aussi de leur prêter assistance. Comme les imperfections du marché des capitaux rendent difficile le financement des activités innovatrices des petites entreprises - même performantes -, il faut étudier l'instauration d'une aide ciblée (p.ex. par un abat-tement fiscal en faveur des activités de R&D). Dans le prochain chapitre, nous exposons un peu plus en détail la possibilité de promouvoir fiscalement la R&D.

Note explicative: incitation fiscale à la R&D 14

L'incitation fiscale à la R&D est un instrument de politique, dont les effets sur le comportement des agents économiques sont directement mesurables et donc vé-

14 Ces commentaires ont été repris pour l'essentiel du chapitre 3 de Rammer et al. (2004).

Pour le reste de la littérature, veuillez en consulter la bibliographie.

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rifiables. Les entreprises prennent des décisions sur l'allocation des ressources financières en faveur d'investissements en R&D, lorsqu'on leur accorde des abat-tements d'impôts sur les dépenses de R&D mais pas sur d'autres dépenses.

Dans la seconde moitié des années nonante, une série de pays ont introduit des incitants fiscaux à la R&D ou les ont renforcés en partie. Depuis 1996, quatre pays de l'OCDE se sont mis à utiliser cet instrument de politique, dont la Grande-Bretagne en l'an 2000. Le Japon a réformé sa politique fiscale de R&D, déjà ancienne, en 1999 puis de nouveau en 2003, pour accroître ses effets en pé-riode de faible conjoncture également. Aujourd'hui, 12 des 15 (anciens) pays de l'UE ainsi que tous les grands pays extra-européens de l'OCDE (Etats-Unis, Ja-pon, Corée, Australie et Canada) utilisent des mécanismes fiscaux incitatifs - même d'ampleur et de formes différentes –, pour stimuler les dépenses de R&D de leurs entreprises.

La forme concrète de l'incitation fiscale à la R&D n'est pas la même dans tous les pays. Néanmoins, les aspects suivants sont essentiels:

– coûts: définition des coûts pris en compte pour l'abattement fiscal (dépenses strictes de R&D, dépenses de design, de mise des produits sur le marché, droits de propriété, etc., soit les dépenses liées à l'innovation); nature de ces coûts (frais de personnel, frais généraux, investissements);

– détermination de ces coûts: un «incitant en volume» correspond à une pé-riode pour toutes les dépenses de R&D, «un incitant supplémentaire» corres-pond aux dépenses supplémentaires d'une période par rapport à la période de référence;

– nature de l'incitation: les montants qui peuvent être déduits du revenu impo-sable réduisent ce revenu, les montants exonérés diminuent la dette fiscale;

– Quote-part de l'incitation: montant des déductions de coûts en pourcentage des coûts effectifs;

– différenciation de l'incitation: le taux d'incitant fiscal sera plus élevé pour certaines catégories de dépenses de R&D, p.ex. celles pour la recherche fon-damentale, pour la recherche sur des technologies déterminées, sur des mé-dicaments pour des maladies rares, etc.;

– bénéficiaires: l'incitation fiscale peut se limiter à certains groupes d'entrepri-ses (p.ex. PME) et à certaines branches ou être liée spécifiquement à certai-nes catégories d'entreprises (p.ex. taux d'incitant fiscal plus élevé pour les PME);

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– nature des impôts concernés: les incitants fiscaux peuvent s'appliquer à l'im-pôt sur les bénéfices des sociétés mais également à des prélèvements fiscaux particuliers (p.ex. contributions des entreprises aux assurances sociales).

Sur la base des expériences faites avec l'incitation fiscale à la R&D dans plu-sieurs pays, les auteurs de Rammer et al. (2004) ont pu établir le profil suivant des forces/faiblesses de cet instrument incitatif, dont la promotion directe de la R&D par l'Etat sert d'instrument de référence (voir aussi Link 1996):

– avantage 1: moins d'interventions sur le marché et neutralité de la technolo-gie; toutefois certaines dispositions particulières (préférence donnée aux PME, à une certaine branche) etc. conduisent à des interventions dans l'allo-cation de marché;

– avantage 2: coûts administratifs plus faibles: du côté des entreprises surtout, les coûts administratifs sont sensiblement plus bas en cas d'incitation fiscale qu'en cas de promotion directe (de même montant) - (coût pour la demande et le dépôt du projet, etc.);

– avantage 3: cercle plus large des bénéficiaires: l'incitation fiscale touche aus-si des entreprises, qui ne pourraient pas obtenir de subsides de R&D en cas de promotion directe: entreprises appartenant à des branches qui ne sont pas intenses en R&D ou qui font partie du secteur des services. Cela ne s'appli-que toutefois qu'à la variante suisse de la promotion directe à travers les par-tenaires des hautes écoles (principe «bottom-up»), dont le cercle de bénéfi-ciaires n'est pas limité d'avance;

– avantage 4: meilleures possibilités de planification pour les entreprises: la promotion directe est incertaine car elle dépend de décisions des autorités (souvent difficilement prévisibles), alors que l'incitation fiscale dépend direc-tement de la décision de l'entreprise ou de son comportement face à l'incita-tion fiscale;

– avantage 5: moins de résistance du côté politique: les incitants fiscaux à la R&D sont mieux adaptés au modèle de politique économique générale pré-valant dans un Etat ne pratiquant pas l'intervention directe;

– inconvénient 1: si la promotion directe représente vraiment une correction des dysfonctionnements du marché (p.ex. encouragement de jeunes entrepri-ses orientées sur la technologie, dont le besoin de fonds est important mais dont l'accès au marché des capitaux est limité en raison de problèmes nés du manque d'informations nécessaires; encouragement d'entreprises dans cer-tains secteurs, où les grandeurs minimales des projets de R&D, les incertitu-des technologiques ou les spillovers sont très grands), l'incitation fiscale à la

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R&D est généralement mieux acceptée que la promotion directe. En cas d'in-citation fiscale, on encourage notamment aussi des activités de R&D, que les entreprises auraient faites même en l'absence d'incitation;

– inconvénient 2: plus grande incertitude budgétaire pour le fisc: il est beau-coup plus difficile pour l'Etat d'évaluer le montant des coûts des incitants fis-caux à la R&D que le montant des dépenses liées à la promotion directe;

– inconvénient 3: augmentation de la complexité du système fiscal: les inci-tants fiscaux à la R&D représentent un volume supplémentaire d'actes de dé-rogation pour le droit fiscal, ce qui accroît sa complexité.

– inconvénient 4: les incitants fiscaux à la R&D ont tendance à avoir un effet plus fort en période de haute conjoncture qu'en temps de basse conjoncture. On peut combattre cet effet par une incitation fiscale «dépendante de la conjoncture».

Ce bref exposé montre qu'il existe plusieurs avantages liés à l'incitation fiscale à la R&D. Néanmoins, une incitation fiscale ne remplace pas entièrement une promotion spécifique à une technologie. D'autres moyens incitatifs sont néces-saires pour certaines catégories d'entreprises ou pour certaines technologies.

Conclusion: il vaudrait la peine d'entamer au moins un débat en Suisse sur l'inci-tation fiscale à la R&D (entre les entreprises, les organismes publics et le monde scientifique).

Renforcement de la base de capital humain

Premièrement, il faut prendre des mesures pour préserver la qualité, qui est gé-néralement bonne aujourd'hui, de la formation dispensée par les hautes écoles. Il est donc nécessaire d'augmenter les dépenses réelles de formation au niveau des hautes écoles à peu près dans la proportion de la croissance du nombre d'étu-diants (maintien, resp. élaboration de bonnes conditions d'encadrement), ce qui présuppose la fixation de priorités correspondantes dans les dépenses de l'Etat. Des mesures visant à améliorer l'efficience et la qualité peuvent apporter plus de flexibilité dans ce domaine (incitations à la performance du corps enseignant, mise en veilleuse d'un fédéralisme trop rigide au niveau des hautes écoles).

Secondement, il s'agit d'introduire des dispositions dans la loi sur les étrangers et dans son ordonnance d'application telles que les diplômés étrangers des hautes écoles restent plus souvent en Suisse et que les étrangers hautement qualifiés (y compris femme et enfants) puissent travailler en Suisse sans grands tracas.

Conditions-cadre favorisant l'innovation

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Cadre réglementaire

Afin de poursuivre le renforcement de l'infrastructure - déjà bien en place - des technologies de l'information et des communications (TIC) et son exploitation, il faut accélérer la libéralisation des marchés des télécommunications. Il en résul-terait une baisse des prix des services de télécommunications (p.ex. les prix d'accès à Internet, qui représentent, aujourd'hui encore, un important handicap pour son utilisation) et ouvrirait la porte à des innovations. De surcroît, il faut créer des réglementations idoines pour accroître la sécurité des transactions élec-troniques, qui est très importante pour l'adoption de «nouvelles formes de com-merce».

L'environnement réglementaire institutionnel doit de plus en plus se fixer pour objectif l'intensification de la concurrence et une burocratie moins lourde. Dans ce contexte, signalons en particulier la nécessité d'abolir les barrières «à l'entre-preneuriat» et - comme déjà mentionné - de libéraliser les marchés des télé-communications. La diminution des restrictions de concurrence dans d'autres secteurs (énergie, transports, etc.) ne peut contribuer, que de manière indirecte, à enrichir la base de savoir de l'économie suisse - en libérant des ressources -, ce qui suppose toutefois aussi que les moyens ainsi libérés seront effectivement utilisés pour améliorer le savoir (p.ex. renforcement de la base de capital hu-main).

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In der Reihe „Strukturberichterstattung“ des Staatssekretariats für Wirtschaft sind bislang erschienen: 1 Arvanitis, S. u.a. (2000) Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der schweizerischen Wirtschafts-

zweige 22.--

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4 Arvanitis, S. u.a. (2001) Unternehmensgründungen in der schweizerischen Wirtschaft 26.-- 5 Arvanitis, S. u.a. (2001) Innovationsaktivitäten in der Schweizer Wirtschaft. Eine Analyse

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6 Crivelli, L. u.a. (2001) Efficienza nel settore delle case per anziani svizzere 26.-- 7 Hollenstein, H. (2001) Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Schweiz und Osteuropa 23.-- 8 Henneberger, F. u.a. (2001) Internationalisierung der Produktion und sektoraler Strukturwandel:

Folgen für den Arbeitsmarkt 21.--

9 Arvanitis, S. u.a. (2002) Finanzierung von Innovationsaktivitäten. Eine empirische Analyse anhand von Unternehmensdaten

22.--

10 Arvanitis, S. u.a. (2002) Qualitätsbezogene und technologische Wettbewerbsfähigkeit der schweizerischen Industriezweige. Beurteilung auf Grund der Export- bzw. Importmittelwerte und der Hochtechnologieexporte

18.--

11 Ott, W. u.a. (2002) Globalisierung und Arbeitsmarkt: Chancen und Risiken für die Schweiz 28.-- 12122 Müller, A. u.a. (2002) Globalisierung und die Ursachen der Umverteilung in der Schweiz.

Analyse der strukturellen und sozialen Umverteilungen in den 90-er Jahren mit einem Mehrländer-Gewichtsmodell

24.--

13 Kellermann, K. (2002) Eine Analyse des Zusammenhangs zwischen fortschreitender Globalisierung und der Besteuerung mobiler Faktoren nach dem Äquivalenzprinzip

18.--

14 Infras (2002) Globalisierung, neue Technologien und struktureller Wandel in der Schweiz 28.-- 15 Fluckiger, Y. u.a. (2002) Inégalité des revenues et ouverture au commerce extérieur 20.-- 16 Bodmer, F. (2002) Globalisierung und Steuersystem in der Schweiz 22.-- 17 Arvanitis, S. u.a. (2003) Die Schweiz auf dem Weg zu einer wissensbasierten Ökonomie:

eine Bestandesaufnahme 28.--

18 Koch, Ph. (2003) Regulierungsdichte: Entwicklung und Messung 23.-- 19 Iten, R. u.a. (2003) Hohe Preise in der Schweiz: Ursachen und Wirkungen 36.-- 20 Kuster, J. u.a. (2003) Tourismusdestination Schweiz: Preis- und Kostenunterschiede zwischen

der Schweiz und EU 23.--

21 Eichler, M. u.a. (2003) Preisunterschiede zwischen der Schweiz und der EU. Eine empirische Untersuchung zum Ausmass, zu Erklärungsansätzen und zu volkswirtschaftlichen Konsequenzen

34.--

22 Vaterlaus, St. u.a. (2003) Liberalisierung und Performance in Netzsektoren. Vergleich der Liberalisierungsart von einzelnen Netzsektoren und deren Preis-Leistungs-Entwicklung in ausgewählten Ländern

37.--

23 Arvanitis, S. u.a. (2003) Einfluss von Marktmobilität und Marktstruktur auf die Gewinn- margen von Unternehmen – Eine Analyse auf Branchenebene

23.--

24 Arvanitis, S. u.a. (2004) Innovationsaktivitäten in der Schweizer Wirtschaft – Eine Analyse der Ergebnisse der Innovationserhebung 2002

28.--

25 Borgmann, Ch. u.a. (2004) Zur Entwicklung der Nachhaltigkeit der schweizerischen Fiskal- und Sozialpolitik: Generationenbilanzen 1995-2001

20.--

26D de Chambrier, A. (2004) Die Verwirklichung des Binnenmarktes bei reglementierten Berufen: Grundlagenbericht zur Revision des Bundesgesetzes über den Binnenmarkt

19.--

26F de Chambrier, A. (2004) Les professions réglementées et la construction du marché intérieur: rapport préparatoire à la révision de la loi sur le marché intérieur

19.--

27 Eichler, M. u.a. (2005) Strukturbrüche in der Schweiz: Erkennen und Vorhersehen 23.-- 28 Vaterlaus, St. u.a. (2005) Staatliche sowie private Regeln und Strukturwandel 32.-- 29 Müller, A. u.a. (2005) Strukturwandel – Ursachen, Wirkungen und Entwicklungen 24.-- 30 von Stokar Th. u.a. (2005) Strukturwandel in den Regionen erfolgreich bewältigen 22.--

31 Kellermann, K. (2005) Wirksamkeit und Effizienz von steuer- und industriepolitischen Instrumenten zur regionalen Strukturanpassung

22.--

32 Arvanitis, S. u.a. (2005) Forschungs- und Technologiestandort Schweiz: Stärken-/Schwächen- profil im internationalen Vergleich

25.--