Forum OWL - spezialisiertes Fallmanagement

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arbeitsmarktpolitisches Magazin für OstWestfalenLippe AUSGABE 13 Dezember 2009 Forum OWL Spezialisiertes Fallmanagement THEMA Sucht Netzwerke Familie Psyche Potenziale Gesundheit

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Forum OWL - spezialisiertes Fallmanagement

Transcript of Forum OWL - spezialisiertes Fallmanagement

arbeitsmarktpolitisches Magazin für OstWestfalenLippe

AUSGABE 13 Dezember 2009

Forum OWL

SpezialisiertesFallmanagement

THEMA

Sucht

Netzwerke

Familie

Psyche

Potenziale

Gesundheit

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Inhalt/Impressum

3 Neustart oder Verfallsdatum?Rolf Erdsiek, GT aktiv GmbH

Gesundheit – zentrales Thema für Vermittlung und Förderung derBeschäftigungsfähigkeitManfred Dickersbach, Dr. Alfred Hollederer, LIGA.NRW

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3 Kundenstruktur erfordert Spezialisiertes FallmanagementRainer Radloff, Arbeitplus in Bielefeld GmbH

Aktuelle Klarstellungen zum Thema FallmanagementProfessor Dr. Reis, Fachhochschule Frankfurt am Main

12 Kreis Gütersloh: Fallmanager kooperieren erfolgreich in Projekten

17 „Fachkräfte morgen – Integration heute“: Eingliederung von Jugend-lichen mit Migrationshintergrund in den Arbeitsmarkt

Berufsbezogene Sprachförderung: Die Problemanzeige aus OstWest-falenLippe zeigt Wirkung

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13 Kreis Herford: Initiative gegen Wohnungslosigkeit im Fallmanage-ment U25

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Das Magazin Forum OWL wird von einer Kooperations-gemeinschaft arbeitsmarktpolitischer Träger inOstWestfalenLippe herausgegeben.

Daniela PixaTeutoburger Straße 3833604 BielefeldFon.: 0521 - 13 75 25Mail: [email protected]

Rolf ErdsiekMail: [email protected]

Das Magazin kann in der Druckfassung in Einzelaus-gaben bei den Trägern kostenlos bezogen werden. Down-load der PDF unter http://www.ifb-owl.de/92.0.html

HerausgeberHerausgeberHerausgeberHerausgeberHerausgeber

RedaktionRedaktionRedaktionRedaktionRedaktion

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Mit guten Beispielen voran: Best Practice in OWLMit guten Beispielen voran: Best Practice in OWLMit guten Beispielen voran: Best Practice in OWLMit guten Beispielen voran: Best Practice in OWLMit guten Beispielen voran: Best Practice in OWL

OWL aktuell OWL aktuell OWL aktuell OWL aktuell OWL aktuell – Neues aus der Region Neues aus der Region Neues aus der Region Neues aus der Region Neues aus der Region

EditorialEditorialEditorialEditorialEditorial

LeitthemaLeitthemaLeitthemaLeitthemaLeitthema

WWWWWeiteiteiteiteiterentwicerentwicerentwicerentwicerentwicklung bei den Tklung bei den Tklung bei den Tklung bei den Tklung bei den Trägern der Grundsicrägern der Grundsicrägern der Grundsicrägern der Grundsicrägern der Grundsicherungherungherungherungherung

6 Eigenständigkeit des SGB II – die bessere Option!Ralf Bierstedt, Amt proArbeit, Optionskommune Minden-Lübbecke

KommentarKommentarKommentarKommentarKommentar

7 DiMa: Neues Konzept für spezialisiertes Fallmanagement in Köln

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Fallmanagement für psychisch behinderte Menschen im KreisPaderborn

8 Zielgruppenorientierte Schulungen für Fallmanager in Bielefeld

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Kooperation der Träger für berufliche Rehabilitation im KreisMinden-Lübbecke

11 Perspektiven für die Zukunft I: „Arbeit und Beschäftigung“ fürSGB XII-Kunden in Bielefeld

11 Kommunale Beschäftigungsförderung

11 Perspektiven für die Zukunft II: Beratung, Unterstützung undAktivierung für SGB XII-Kunden im Kreis Lippe

14 Kreis Paderborn: Spitzensport wirbt für „JobPerspektive“

15 Caritas Verband Paderborn e. V.: Flankierungsprojekt JobPerspektive

Wege in Arbeit für Menschen mit Behinderung in OWLWege in Arbeit für Menschen mit Behinderung in OWLWege in Arbeit für Menschen mit Behinderung in OWLWege in Arbeit für Menschen mit Behinderung in OWLWege in Arbeit für Menschen mit Behinderung in OWL

16 Kreis Minden-Lübbecke: Neue Arbeitsplätze für Menschen mitBehinderung

15 Ansätze der Landesarbeitsmarktpolitik

17 Kreis Höxter: Gemeinnützige Integrationsfirma eröffnet neueArbeitschancen

19 Für mehr Chancengleichheit in OWL – 3. Integrationskongress inLemgo

20 LEXIKON

Kommunale ArbeitsmarktinteressenKommunale ArbeitsmarktinteressenKommunale ArbeitsmarktinteressenKommunale ArbeitsmarktinteressenKommunale Arbeitsmarktinteressen

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Editorial

F

Neustart oder Verfallsdatum?

S ehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

das Jahr 2010 dürfte für uns Akteure in deraktiven Arbeitsmarktförderung ein außeror-

dentlich spannendes und anspruchsvolles Jahr wer-den, da eine weitere Strukturreform in der Grund-sicherung für Arbeitslose vorbereitet und umgesetztwerden muss.

Spätestens Anfang 2011 sollen die nach dem Sozial-gesetzbuch SGB II durchzuführenden Aufgaben – so istes im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung zulesen – getrennt durchgeführt werden. Während die Agen-turen für Arbeit die Regelleistungen gestaffelt nach Zahlund Alter der in einer Bedarfsgemeinschaft lebendenPersonen gewähren sollen und dann für die arbeitsmarkt-liche Eingliederung aller Arbeitslosen allein zuständigsind (Qualifizierung, Beschäftigung, Fallmanagement,Vermittlung), obliegen den Kreisen und kreisfreien Städ-ten die Gewährung der Leistungen für Unterkunft undHeizung sowie die Bereitstellung der so genannten flan-kierenden Beratungsleistungen nach § 16 a SGB II. Hier-zu gehören namentlich die Betreuung minderjähriger oderbehinderter Kinder, die Pflege von Angehörigen, dieSchuldnerberatung, die psychosoziale Betreuung unddie Suchtberatung.

Droht nun das heute gemeinsam in bestehenden Ar-beitsgemeinschaften von Agenturen für Arbeit und Kom-munen organisierte Fallmanagement Ende 2010 unter-zugehen, selbst wenn die Aufgaben der beiden Trägernach den Vorstellungen einiger Vordenker zumindesträumlich eng zusammen, möglichst gar unter einemDach, erbracht werden sollen ?

Nach der Formulierung im Koalitionsvertrag erhält dieBundesagentur für Arbeit die Aufgabe, den Kommunenattraktive Angebote zur freiwilligen Zusammenarbeit zuunterbreiten. Dazu wird das Bundesministerium für Ar-beit und Soziales einen Mustervertrag ausarbeiten, derdie Zusammenarbeit regeln soll und die kommunaleSelbstverwaltung achtet. Ziel sei eine bürgerfreundlicheVerwaltung, die Doppelarbeit vermeidet.

Die kommunalen Netzwerke und die vorhandene Bera-tungsinfrastruktur sind mit Blick auf die in diesem Heft

beschriebenen Zielgruppen und Problemlagen auch weiterhin aktiv einzubezie-hen, denn es besteht eine kommunale Betroffenheit nicht nur durch die Inan-spruchnahme kommunaler Beratungs- und Betreuungsdienstleistungen, son-dern auch durch eine angemessene Wohnraumversorgung und die Herausfor-derungen einer sozialräumlichen Integration.

Wir dürfen gespannt sein, welche Kooperationsformen zwischen Agentur fürArbeit und Kommunen für ein wirkungsvolles und abgestimmtes Fallma-nagement (z.B. vertraglich vereinbarte Betreuung bestimmter Zielgruppen durchdie Kommunen) zukünftig möglich sind, um die gemeinsamen Kompetenzeneffektiv zu nutzen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre dieser Ausgabe.

Welche Kooperationsformen werden in Zukunft(noch) möglich sein?

ünf Jahre sind seit der Einführung der Grundsicherung für Arbeitsu-chende vergangen. Ein zentraler Kernpunkt des SGB II war die Ein-führung des beschäftigungsorientierten Fallmanagements. Mit derArbeitsmarktreform sollte dem Umstand Rechnung getragen wer-

den, dass Personen mit besonderen Vermittlungshemmnissen einer Betreu-ung durch besonders qualifiziertes Personal bedürfen.

Diese Beziehenden von Arbeitslosengeld II werden seitdem durch Fall-manager/-innen beraten. Ziel ihrer Arbeit ist die möglichst nachhaltige Inte-gration der Kunden/-innen in den Arbeitsmarkt. In einem kooperativen, aufden/die Kunden/-in ausgerichteten Prozess ermitteln sie vorhandene indivi-duelle Ressourcen und multiple Problemlagen, planen gemeinsam Angeboteund Unterstützungsleistungen, die sie in der Folge implementieren, koordi-nieren, überwachen und evaluieren.

In OstWestfalenLippe arbeiten in diesem beschäftigungsorientierten Fall-management vor allem Generalisten. Sie sind gefordert, mit Problematiken wieLangzeitarbeitslosigkeit, geringer Qualifikation, Verschuldung, Sucht, physi-schen und psychischen Einschränkungen, fehlenden Betreuungsmöglichkeitenfür Kinder und Angehörige, Obdachlosigkeit und Straffälligkeit angemessenund verantwortungsvoll umzugehen.

Und dies trotz eines erheblich höheren Betreuungsschlüssels, als des zu-nächst vorgesehenen von 1:75 und angesichts sich verfestigender Problemla-gen. Heute stellt sich die Frage, was mit Personen geschieht, die sich schonseit Jahren in der Betreuung durch das Fallmanagement befinden und derenErwerbsfähigkeit sich an der Grenze von drei Stunden pro Tag bewegt.

Die Arbeitplus in Bielefeld GmbH hat im Dezember 2008 eine Kundenanalysevon insgesamt 14.046 Datensätzen durchgeführt, da die bestehenden Abfrage-möglichkeiten, z.B. in VerBIS, dem Vermittlungsprogramm der Agentur für Ar-beit, keine befriedigenden Informationen über die genaue Zusammensetzungunseres Kundenstammes lieferten. Der Kundenanalyse zugrunde lagen u.a.diese Fragen:

Kundenstruktur erfordert SpezialisiertesFallmanagement

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Kundenanalyse spricht für qualitativhochwertiges Fallmanagement

Welche Ressourcen und Vermittlungshemmnisse weisen unsere Kunden/-innen auf?

Welche Berufe und Arbeitsfelder streben sie an?

Gibt es Probleme im Umfeld des/der Kunden/-in, die der Arbeitsaufnahmeentgegenstehen?

Wie viele Kunden/-innen haben wir, bei denen eine Integration in Arbeit aufabsehbare Zeit wahrscheinlich ist?

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Rolf ErdsiekStellv. GeschäftsführerGT aktiv GmbH

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Leitthema

Bei der Kundenanalyse ging es vor allem darum, Informationen über arbeits-lose und arbeitsuchende Kunden/-innen zu erhalten: Qualifikationen, ange-strebte Berufsfelder, Ressourcen und Vermittlungshemmnisse, geplante Maß-nahmeangebote und Ziele. In dieser Dichte und Breite konnten die Informatio-nen bisher nicht mit anderen Instrumenten erhoben werden.

Die Ergebnisse belegen die Notwendigkeit eines qualitativ hochwertigen Fall-managements. Für den größten Teil der Kundenprofile wurden die Betreuungs-stufen IF (Integrationsfern) und IG (Große Integrationsprobleme) vergeben,mehr als 60 Prozent der Kunden/-innen befinden sich in diesen arbeitsmarktfer-nen Betreuungsstufen (IF: 26, 9 Prozent und IG: 33,1 Prozent). Auch die zentra-le Frage nach dem zukünftigen Berufsfeld kann für 21,1 Prozent der Kunden/-innen nicht beantwortet werden, d.h., hier ist eine grundlegende (Neu-)Orien-tierung notwendig.

Der Anteil verfestigter Arbeitslosigkeit ist beträchtlich. 9,1 Prozent der Kun-den/-innen sind bereits seit über zehn Jahren erwerbslos und überhaupt nur15 Prozent müssen streng genommen als nicht langzeitarbeitslos beschrie-ben werden, da weniger als ein Jahr seit ihrer letzten Beschäftigung vergangenist.

Für die hier diskutierte Frage nach der Notwendigkeit von Spezialisierungenim beschäftigungsorientierten Fallmanagement sind vor allem die Ergebnissezu den verfestigten Vermittlungshemmnissen von Bedeutung: 13,6 Prozentder Kunden/-innen haben geringe bis mittlere physische gesundheitliche Ein-schränkungen und 12,7 Prozent haben große Einschränkungen in diesem Be-reich. 10,1 Prozent der Kunden/-innen haben geringe bis mittlere psychischegesundheitliche Einschränkungen/Beeinträchtigungen, 9,7 Prozent haben gro-ße Einschränkungen in diesem Bereich. Bei 10 Prozent der Kunden/-innenwurde bereits eine Diagnose erstellt.

Die Arbeit mit dieser Kundengruppe stellt wahrscheinlich die größte Heraus-forderung für das beschäftigungsorientierte Fallmanagement dar. Dies gilt vorallem in den zahlreichen Fällen, in denen (noch) keine Krankheitseinsicht vor-liegt. Vor dem Hintergrund unterschiedlicher erwerbsbiographischer, organisa-torischer und qualifikatorischer Herkunft ist es vermessen zu glauben, alleFallmanager/-innen könnten diese besonders gravierenden Problemlagen ingleichem Maße bewältigen.

Unsere Kundenanalyse belegt, dass es einen relevanten Anteil an Kunden/-innen mit gravierenden und verfestigten Vermittlungshemmnissen gibt. DieBetreuung dieser Personen erfordert einen besonderen Aufwand, eine spezia-lisierte Qualifikation der persönlichen Ansprechpartner/-innen und unter Um-ständen eine Neuorganisation des Fallmanagements.

Es bieten sich zwei Lösungswege an. Im ersten Fall bleiben alle Fallmanager/-innen für alle Kunden/-innen ungeachtet ihrer spezifischen Vermittlungs-hemmnisse, zuständig. Sie werden kontinuierlich weitergebildet, um trotz derFülle der Probleme eine qualifizierte Diagnose stellen zu können. Die Persön-lichen Ansprechpartner/-innen wissen infolge der Anamnese, welche Hilfenihre Kunden/-innen brauchen und wo sie sie erhalten.

Ein Beispiel für solche Schulungen, die das problemspezifische Wissen derFallmanager/-innen erweitern sollen, sind die in diesem Heft beschriebenenQualifizierungen zur Beratung von Alleinerziehenden und zum Umgang mitpsychisch beeinträchtigten und suchtkranken Personen.

Weitere Entlastung erhalten die Fallmanager/-innen in dieser Variante durchexterne Angebote, die auf die speziellen Bedürfnisse der Kunden/-innen aus-

gerichtet sind. Die Maßnahmen zeichnen sich i.d.R.durch eine recht lange Laufzeit und eine intensive sozi-alpädagogische Betreuung aus. Der/die Fallmanager/-in gibt seine/ihre Kunden/-innen für einen längeren Zeit-raum ab, entlastet sich und weiß die Kunden/-innen imIdealfall gut betreut.

Diese Fallmanagementangebote richten sich an Kun-den/-innen in besonders schwierigen Lebenslagen, wiedrohender Obdachlosigkeit oder Suchtproblematiken.Hinzu kommen kommunale Eingliederungsleistungen,wie Hilfen zur Betreuung von Kindern und Angehörigenoder Schuldnerberatung.

Um der beschriebenen Zielgruppe gerecht zu werden,benötigen alle Fallmanager/-innen eine hohe Netzwerk-kompetenz und hier zeigen sich die Grenzen der Belast-barkeit. Fallmanager/-innen müssen mit einer Vielzahlan Kooperationspartnern zusammenarbeiten, wie z.B.den Trägern der ambulanten Eingliederungshilfen, undsollten außerdem regelmäßig eingebunden sein in Hilfe-plankonferenzen. Die Etablierung und Einhaltung vonQualitätsstandards muss ebenfalls gewährleistet sein,weshalb bei der Arbeitplus in Bielefeld GmbH eine Stabs-stelle für besondere Zielgruppen eingerichtet wurde.

Angesichts der Komplexität der spezifischen Vermitt-lungshemmnisse stellt sich die Frage, ob der/die Fall-manager/-in als Generalist/-in wirklich mit der Fülle undKomplexität der einzelnen Problemlagen angemessenumzugehen vermag.

Ein anderer Weg, auf die beschriebenen besonderenHerausforderungen im Fallmanagement zu reagieren,ist der Aufbau eines spezialisierten Fallmanagements.Dies ist z.B. in Köln unter dem Namen DiMa – DisabilityManagement – geschehen. Das Modellprojekt ist in die-sem Heft gesondert beschrieben, weshalb hier nur kurzdie wesentlichen Aspekte eines spezialisierten Fallma-nagements genannt werden sollen. Notwendig ist eineErgänzung zur Qualifikation des/der Fallmanagers/-in,die den besonderen Problemlagen der Kunden/-innenRechnung trägt.

Ferner sollten die Spezialisierten Fallmanager/-innenmit einer geringeren Fallbelastung arbeiten, da ihre Fäl-le ein höheres Maß an Betreuung bedürfen. Sie müssenferner gut in die Beratungslandschaft eingebettet seinund mit den relevanten Akteuren eng zusammenarbei-ten. Angebote und Maßnahmen sind im Idealfall genauauf die Arbeit des Spezialisierten Fallmanagements ab-gestimmt.

Die Gründe für die Etablierung eines spezialisiertenFallmanagements liegen auf der Hand, unabhängig da-von, welcher Lösungsweg gewählt wird. Vor dem Hinter-grund der angekündigten getrennten Trägerschaft in derGrundsicherung für Arbeitssuchende wird eine baldigeUmsetzung jedoch unwahrscheinlicher, da Kommunenund Agenturen für Arbeit zunächst wieder einmal aufdie Sicherstellung grundlegender Leistungen zurück-geworfen sein werden.

Welche Unterstützungsangebote brauchen unsere Kunden/-innen?-

2. Option: Spezialisiertes Fallmanagement

Das Fallmanagement steht in der Zukunft vor großenHerausforderungen

1. Option: Kontinuierliche Schulungen und externe Angebote

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Leitthema

D ie Relevanz von Gesundheit für Arbeitssucheund Arbeitsförderung wird zunehmend deut-lich. Gesundheit ist eine der wichtigsten Vor-aussetzungen für eine erfolgreiche Wiederein-

gliederung in den Arbeitsmarkt – gleichzeitig weisenarbeitslose Menschen nach wie vor hohe gesundheitli-che Defizite auf. Die Gesundheitsförderung steht hiervor großen Herausforderungen – erste Ansätze sindaber erfolgversprechend.

Die Ausgangslage ist klar. Arbeitslose Menschen ha-ben eine schlechtere Gesundheit als Erwerbstätige.

Nur einige Stichwörter:

Es liegt auf der Hand, dass eine derart erhöhte Krank-heitshäufigkeit von hoher Vermittlungsrelevanz ist unddie Beschäftigungsfähigkeit nachhaltig beeinträchtigt.Die Anzeichen verdichten sich, dass der Gesundheitszu-stand einen größeren Einfluss auf den Vermittlungser-

Strukturen, die in den letzten Jahren mit viel Mühe undEngagement aufgebaut wurden, um kommunale, sozia-le und bundesfinanzierte arbeitsmarktpolitische Leistun-gen zu integrieren, werden aufgelöst und müssen zueinem späteren Zeitpunkt neu justiert werden. Dies al-les darf nicht zu Lasten der Kunden/-innen gehen, diedie Betreuung durch ein spezialisiertes Fallmanagementam nötigsten brauchen.

Rainer RadloffGeschäfsführerArbeitplus in Bielefeld GmbH

Gesundheit – zentrales Themafür Vermittlung und Förderungder Beschäftigungsfähigkeit

folg hat als zum Beispiel die formale Qualifikation, die Anzahl der Bewerbungenoder die persönliche Flexibilität.

Schlimmer noch: Arbeitslosigkeit und Krankheit bilden einen Teufelskreis,eine Abwärtsspirale, die für die Betroffenen nur schwer zu durchbrechen ist.Gesundheitliche Einschränkungen hemmen Arbeitsuche und Vermittlung –gleichzeitig führt Arbeitslosigkeit zu weiteren gesundheitlichen Defiziten, wiepsychischen Belastungen oder chronischen Krankheiten. Beschäftigungs-fähigkeit und Vermittelbarkeit sinken immer weiter, der Weg in die Langzeit-arbeitslosigkeit ist vorgezeichnet.

In dieser Situation ist Handeln angesagt. So hat die Bundesagentur für Arbeit(BA) ein Fachkonzept mit sieben verschiedenen „Handlungsfeldern“ entwi-ckelt, in dessen Zentrum der Vermittlungsprozess steht und in dem Gesund-heit als notwendige Qualität gesehen wird.

Auch andere Akteure sind tätig geworden: Zahlreiche Projekte der Gesundheits-förderung wurden inzwischen entwickelt, die auf die besondere gesundheitli-che Situation von arbeitslosen Menschen zugeschnitten sind. Hier einige Bei-spiele:

Ohne hier auf konzeptionelle Einzelheiten eingehen zu können: Eine Vielzahlvon Trägern und Institutionen hat Pionierarbeit dabei geleistet, die Settingsund Prozesse der Arbeitsförderung für die Gesundheitsförderung zu erschlie-ßen und vielfache, methodische Zugänge zu entwickeln. Zwar stehen wir hierimmer noch weitgehend am Anfang und die Projektauswertungen basierennoch auf geringen Fallzahlen. Dennoch zeichnet sich jetzt schon ab, dassGesundheitsförderung einen wichtigen Beitrag leisten kann, erwerbslose Men-schen wieder an die Arbeitswelt und ihre Anforderungen heranzuführen sowieSelbstvertrauen und Leistungsfähigkeit zu stärken.

Dass diese Ansätze nicht im Sande verlaufen – daran arbeiten Akteure aufregionaler und überregionaler Ebene: Arbeitskreise der BA und der Bundeszen-trale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), in Nordrhein-Westfalen das Mini-sterium für Arbeit und Soziales (MAGS) zusammen mit dem BKK-Landesver-band oder etwa das Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit (LIGA.NRW) mitdem dort angesiedelten Regionalen Knoten „Gesundheitsförderung bei sozialBenachteiligten“ sowie zahlreiche Akteure auf kommunaler Ebene.

Gesundheitsförderung und Arbeitsförderung hier stärker zu vernetzen, kom-

schlechterer, subjektiver Gesundheitszustand

signifikant erhöhte Morbidität über ein breites Krank-heitsspektrum

ungünstigeres Gesundheits- und Suchtverhalten

stärkere Inanspruchnahme gesundheitlicher Leistun-gen

mehr Krankenhausfälle und stationäre Behandlungs-tage

häufigere Arzneimittelverordnungen (z.B. Anti-Depres-siva)

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Arbeitslosigkeit und Krankheit bildeneinen Teufelskreis

Pionierarbeit von Trägern und Institutionen

JobFit Nordrhein-Westfalen (BKK Bundesverband/Land NRW)

Projekt AMIGA: Fallmanagement in der Arbeitsförderung mit gesundheits-bezogener Ausrichtung (Land Brandenburg)

Projekt AktivA: Training psycho-sozialer Kompetenzen in Bildungs- undBeschäftigungsmaßnahmen (TU Dresden/Land Sachsen)

Projekt Arbeitsmarktintegration durch Gesundheitsförderung: kommunalesNetzwerkprojekt (Werkstatt Frankfurt)

Das Konzept der Stabilisierenden Gruppen (Uni Dortmund)

Projekt JobPromote Köln: Arbeitsmarktintegration für gesundheitlich Beein-trächtigte im SGB II (ARGE Köln)

Projekt „Support 25“: Jugendarbeitslosigkeit und seelische Gesundheit(Jobcenter Essen/Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Essen)

„Integrationskette“ Projekte GLEISE, BEAM, AlfA, TOP JOB (Ennepe-Ruhr-Kreis)

Fifty Fit (PLUS): Beschäftigungspakt Perspektive 50+ (Ennepe-Ruhr-Kreis)

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Gesundheits- und Arbeitsförderung müssen stärkervernetzt werden

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Leitthema/Kommentarmunale Potenziale zu erschließen und Synergien zu schaffen – das bleibt beidiesem Thema eine der wichtigsten Aufgaben für die

nächste Zeit.

D as „Fallmanagement“ im SGB II bietet auch zum Ende des Jahres2009, also nach fast fünfjähriger Praxis, ein schillerndes Bild: Spe-zialisiertes „beschäftigungsorientiertes Fallmanagement“ einer-seits, „integriertes Fallmanagement“, das auch die Gewährung

materieller Hilfen einschließt, andererseits, anspruchsvolle fachlich ausge-wiesene Konzepte und Modelle Marke „Eigenbau“ – fast scheint es, alskönne jeder, der sich berufen fühlt, ein handgestricktes Konzept auf denWeg schicken, dessen Erfolg behaupten und damit zumindest eine Zeit langdie Fachöffentlichkeit in Erstaunen versetzen.

Nun liegen allerdings schon geraume Zeit einschlägige, wissenschaftlich auf-bereitete Erkenntnisse über das Konzept Case Management/ Fallmanagementvor, an dem sich die Praxis orientieren sollte. Bereits 2004 legte der DeutscheVerein erstmals „Qualitätsstandards für das Fallmanagement“ vor, 2005 folg-te eine Arbeitsgruppe, die im Auftrag der Bundesagentur das Konzept „beschäf-tigungsorientiertes Fallmanagement“ entwickelte und im Sommer 2009 ver-öffentlichte erneut der Deutsche Verein „Anforderungen an das Fallmanagementim SGB II“.

Wenn man die bisher vorliegenden Überlegungen zusammengefasst, könnenfolgende Kernelemente des Case Managements unterschieden werden, diesich in jedem lokalen Konzept finden sollten:

In der Fachdiskussion ist unstrittig, dass diese vier Elemente vorhanden seinmüssen, damit von professionellem Case Management bzw. Fallmanagementgesprochen werden kann.

Vier Elemente definieren das professionelle Fallmanagement

Wenn es sich so verhält, ist allerdings auch klar, dasssich Fallmanagement schon aus Kapazitätsgründennicht an alle erwerbsfähigen Hilfeberechtigten im SGB IIbzw. deren Bedarfsgemeinschaften richten kann. Im Pa-pier des Deutschen Vereins heißt es hierzu: „Fallmanage-ment als Handlungskonzept richtet sich…nur an Lei-stungsberechtigte mit vielfachem Unterstützungsbedarfim Hinblick auf ihre persönliche, familiäre oder sozialeSituation, soweit die Unterstützung zumindest mittel-und langfristig der nachhaltigen Eingliederung in Be-schäftigung dient.“ (Deutscher Verein: Anforderungenan das Fallmanagement im SGB II, Manuskript, Berlin2000, S. 3).

Damit ist klar zum Ausdruck gebracht, dass Fallma-nagement eine teilweise schwierige und u. U. langwieri-ge Aufgabe darstellt, die m. E. gerade deshalb qualifizier-tes und spezialisiertes Personal erforderlich macht.

Eine „Koordinationsmethodologie“, die die Prozessschritte „Assessment –Zielvereinbarung – Hilfeplanung und Leistungssteuerung“ umfasst, syste-matisch aufeinander bezieht und dadurch die Koordinationsleistung (a) an-leitet. Sie ähnelt dem, was in der einschlägigen Literatur unter „Management-kreislauf“ verstanden wird.

Eine auf den Einzelfall bezogene faktische Koordinationsleistung, die übereinen gewissen Zeitraum hinweg ein bestehendes Angebot an Dienstlei-stungen zusammenfasst und (unterschiedlich ausgeprägt) „steuert“.

Die Interaktion mit den Leistungsadressaten/-innen , die notwendig ist, umBedarfe erkennen zu können, Ziele zu vereinbaren und Hilfepläne entwerfenzu können (= Beratung). Je nach Arbeitsfeld und entsprechenden Problemla-gen der Klientel wird diese Interaktion mehr oder weniger intensiv ausfallen.

Eine einzelfallübergreifende „Angebotssteuerung“, die erforderlich ist, da-mit die im Einzelfall benötigten Leistungen auch verfügbar sind, wenn siebenötigt werden.

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Prof. Dr. Claus ReisFachhochschuleFrankfurt am Main

IEigenständigkeit des SGB II –die bessere Option!

m Frühjahr 2008 kam erstmals die Diskussionum eine Neuausrichtung der arbeitsmarktpoliti-schen Instrumente auf. Der Handlungsbedarffür die Vorlage eines Gesetzentwurfes war aus

dem 2006 vorgelegten Evaluationsbericht zur Wirk-samkeit moderner Dienstleistungen am Arbeitsmarkthergeleitet und mit dem effektiven und effizienten Mit-teleinsatz der Beitrags- und Steuerzahler begründetworden.

Am 07. Oktober 2008 wurde der Referentenentwurfvom Bundeskabinett angenommen und am 05. sowieam 19. Dezember 2008 fanden die jeweils abschlie-ßenden Beratungen in Bundestag und Bundesrat statt.Damit konnte das Gesetz zur Neuausrichtung der ar-beitsmarktpolitischen Instrumente zum 01. Januar2009 in Kraft treten.

Mit der Neuausrichtung sollten wichtige Weichen ge-stellt werden, hin zu flexibleren Handlungsspielräumenund innovativen Ansätzen. Aber werden damit alle Leis-tungsbezieher/-innen auch erreicht? Kann mit diesenreformierten Ansätzen die Zielstellung des Gesetzes –Vermeidung oder Verringerung von Hilfebedürftigkeit,Verbesserung, Erhalt oder Wiederherstellung der Er-werbsfähigkeit – erreicht werden?

Die Weichen sind neu gestellt

Manfred Dickersbach (r.) undDr. Alfons Hollederer (l.)Landesinstitut für Gesundheitund Arbeit NRW (LIGA.NRW)

Aktuelle Klarstellungen zum ThemaFallmanagement

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Weiterentwicklung in den Organisationen Die Instrumentenreform ermöglicht sicher eine etwasflexiblere Handhabung. Insgesamt bleibt aber mit derzunehmenden Ausrichtung auf das SGB III weiterhin dasvorhandene Design einer zentralistischen Steuerungs-und Handlungsebene erhalten. Nennenswerte Freiräu-me sind nicht zu erkennen. Art, Umfang und Zeiträumesind durchweg definiert. Nur im Kostenbereich sind ge-stalterische Freiräume interpretierbar, so sie nicht durchermessenslenkende Weisungen festgelegt werden.

Die neuen, als „offen“ deklarierten Handlungsfelderder §§ 45 und 46 SGB III, enthalten ‘latent’ nicht uner-hebliche Handlungsreglementierungen. Als ein weite-res Beispiel mag die Beschränkung der Dauer der Ver-mittlung von beruflichen Kenntnissen auf acht Wochendienen. Mit dem Aufstockungs- und Umgehungsverbotwerden umfangreiche Prüfungen der Subsidiarität ge-genüber anderen Leistungssystemen notwendig. Diesekleinteilige Steuerungs- und Handlungsebene wird denErfordernissen nicht gerecht.

Die große Mehrheit der Arbeitslosen (ca. zwei Drittel)befindet sich heute im System des SGB II, nicht mehr imSGB III. Mindestens 40 Prozent der Hilfeempfänger/-innen dort sind seit Anbeginn in diesem Leistungssys-tem und haben es allenfalls kurzzeitig verlassen. DieseKlientel ist in aller Regel weit entfernt von einer „ech-ten“ Erwerbsfähigkeit und bedarf weitaus intensivererFörderung als mit den Instrumenten des SGB III erreich-bar ist. Zudem ist für die nächsten zwei bis drei Jahre zuvermuten, dass die Wirtschaftskrise zu höherer Arbeits-losigkeit führen wird. Stichwort: Wegfall Kurzarbeiter-geld.

Mit geringen zeitlichen Verzögerungen werden viele derBetroffenen in das nachgeordnete SGB II-System ein-münden. Etliche der (motivierten) Kräfte können mitden Mitteln der neuen Reform sicherlich wieder im Ar-beitsmarkt platziert werden, wenn die Nachfrage wiedersteigt. Problematisch ist, dass die Zahl der klassischenarbeitsmarktfernen Kunden/-innen auch steigen wird.Für diese Klientel ist weiterhin kein Konzept für einensinnvollen Umgang vorhanden.

Es bleibt die Frage, warum wird mit der Instrumenten-reform eine noch stärkere Anbindung an die SGB III-Systematik vorgenommen? Warum wird nicht das SGBII endlich ein eigenständiges Leistungsgesetz, mit des-sen Leistungsangebot auch der Großteil der Klientelwirklich und wirksam erreicht werden kann?

Eine Eigenständigkeit des SGB II gegenüber demSozialversicherungssystem SGB III dürfte ein zentralerSchlüssel und wesentliche Voraussetzung für eine höhe-re Wirksamkeit des SGB II-Systems sein sowie hinsicht-lich der Organisationsfrage die besseren Lösungsvor-aussetzungen bieten (durch Wegfall der instrumentel-len Verflechtung keine tieferen Bezüge zum Sozialver-sicherungssystem).

Dazu abschließend nur einige Argumente:

Die Ausführungen machen deutlich, dass der Grundgedanke der Instrumenten-reform für bestimmte Klientengruppen durchaus positive Ansätze mit sichbringt. Insgesamt müssen allerdings für arbeitsmarktferne Kunden/-innenauf Dauer noch stärkere Flexibilisierungen im Portfolio der Arbeitsmarktin-strumente erreicht werden. Gerade für diese Klientel wird es wichtig sein,lange Kundenaufenthalte mit sinnvollen Instrumenten zu verringern bzw. zuvermeiden und nachhaltig für den Arbeitsmarkt vorzubereiten. So kann dauer-haft das Fürsorgesystem entlastet und der (i.d.R. kommunal mitfinanzierten)Altersarmut vorgebeugt werden.

Kein Konzept für gesamte SGB II-Klientel

Sind die aktuellen Lösungsansätze sinnvoll?

Eine steuerfinanzierte Fürsorgeleistung (SGB II) liegt organisatorisch in derHand eines Sozialversicherungsträgers.

Die fachliche Ausgestaltung der Instrumente und Handlungsspielräume istgeprägt von der Auseinandersetzung zwischen dem SGB III- und dem SGB II-Denken. Die Konkurrenz der Systeme verhindert eine wirkungsvolle Weiter-entwicklung erfolgreicher SGB II-Strategien.

Die Bedarfslagen von Langzeitarbeitslosen und ihren Bedarfsgemeinschaftensind überwiegend andere, als die kurzfristig Arbeitsloser. Sie bedürfen ande-rer Vermittlungsstrategien. Soziale und arbeitsmarktbezogene Dienste müs-sen ineinandergreifen, wenn die völlige Abkopplung vom Arbeitsmarkt ver-hindert werden soll.

Es besteht die Gefahr der erneuten Spaltung der Langzeitarbeitslosen in dieGruppe der „noch Vermittelbaren“ und der langfristig vom Arbeitsmarkt ab-gekoppelten (s.o.).

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Ralf BierstedtGeschäftsführerAmt proArbeit Minden-Lübbecke

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DiMa: Neues Konzept für spezialisiertes Fallmanagement in Köln

Weiterentwicklung bei den Trägernder Grundsicherung

chwer traumatisierte Kunden/-innen, Menschen mit Behinderun-gen, mit problematischem Sozialverhalten oder Unfallopfer – im-mer wieder stoßen die Integrationsfachkräfte der ARGE Köln beiihren Bemühungen, Kunden/-innen mit schweren gesundheitli-

Wolfgang Haake, Tim MinkowitschFachliche Steuerung undKoordination ARGE Köln

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Weiterentwicklung in den Organisationenchen Problemen leidensgerecht bei der Integration zu unterstützen, an dieGrenzen ihrer Möglichkeiten.

Bei dem/der einen oder anderen Kunde/-in steht die Frage der Erwerbsfähig-keit im Raum, der Übergang in einer Werkstatt für behinderte Menschen sollgeebnet werden oder die Voraussetzungen für eine berufliche Reha stehen zurPrüfung an. Doch schon bei den Vorbereitungen für eine Begutachtung durchden Ärztlichen Dienst der Arbeitsagenturen treten mitunter Probleme auf. Der/die Kunde/-in erscheint nicht zu Terminen; Arbeitsunfähigkeitsbescheinigun-gen liegen vor, die Integrationsziele können nicht gradlinig umgesetzt werden.

Die Erfahrungen des „Kölner Modells“ aus den Zeiten vor der Etablierung derArbeitsgemeinschaften führten zu der Erkenntnis, dass für Kunden/-innenmit gesundheitlichen Beeinträchtigungen – und oft damit einhergehendenkomplexen Multiproblematiken – eine neue Bündelung aller Kompetenzen imSinne eines besonderen, behinderungsbezogenen und einheitlichen Fall-managements notwendig ist, um falladäquate und individuelle Ausstiegswegeaus dem Leistungsbereich des SGB II zu ermöglichen.

Zu dieser Kundengruppe zählen Menschen mit körperlichen, geistigen undseelischen Handicaps, meist verbunden mit erheblichen Störungen in der Sozial-kompetenz, einhergehend mit Langzeitarbeitslosigkeit, Sprachdefiziten, Schul-den, fehlender Schul- und Berufsausbildung, Suchtproblematik und/oder ei-nem problematischen sozialen Umfeld.

So wurde bereits im „JobCenter“ der Stadt Köln und der Bundesagentur fürArbeit Köln ein spezielles Fallmanagement unter dem Namen „Disability Ma-nagement“ (DiMa) entwickelt, dass schließlich seit dem 01. Januar 2005 alsfeste Organisationseinheit in der ARGE Köln etabliert ist. Das DiMa-Fall-management wird in der ARGE Köln dezentral in den einzelnen Standortenwahrgenommen. Derzeit sind in diesem Bereich 30 Mitarbeiter/-innen undeine Assistenzkraft beschäftigt; die fachliche Leitung und DiMa-Koordinationerfolgt durch zwei Leitungskräfte.

Die Erfolge des DiMa-Fallmanagements finden inzwischen über die GrenzenKölns hinaus Beachtung. Die geschulte Kundenansprache trägt den komple-xen Gesundheitsproblemen der DiMa-Kunden/-innen Rechnung, im Vorder-grund steht aber immer auch der fiskalische Nutzen.

Das DiMa-Team, 2005 mit wenigen Mitarbeiter/-innen gestartet, konnte seitAugust 2005 (dem Beginn einer zusätzlichen Erfassung der Ergebnisse) fürüber 2.900 Kunden/-innen allein durch die Überleitung in tatsächlich zustän-dige Leistungsbereiche der Rente oder der Sozialhilfe den Arbeitslosengeld II-Bezug beenden.

Darüber hinaus wurden 1.120 Kunden/-innen als Reha-Fälle identifiziert undkonnten auf gesundheitsgerechte Umschulungen vorbereitet oder an Werk-stätten für Menschen mit Behinderung angebunden werden. Spezielle Maß-nahmen holen Jugendliche „von der Straße“ und führen an eine Ausbildungheran, andere Maßnahmen haben sich auf die Vermittlung von Kunden/-innenmit gesundheitlichen Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt spezialisiert.

Über 720 Menschen mit schweren gesundheitlichen Einschränkungen konn-ten bisher in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden.

Im Kern der Arbeit stehen die Fallmanager/-innen des DiMa-Teams. Spezielleinterne Schulungen sensibilisieren die Mitarbeiter/-innen für gesundheitlicheStörungsbilder. Schon der Umgang mit Menschen mit psychischen Belastun-gen, immerhin rund 70 Prozent der DiMa-Kunden/-innen, bedarf besondererAnforderungen, um sie zielgerichtet auf ihrem Weg durch das Leistungssystemmitzunehmen.

Persönliche Ansprechpartner/-innen aus der Arbeits-vermittlung findet in den DiMa-Fallmanager/-innen kom-petente Ansprechpartner/-innen zu gesundheitlichen Pro-blemlagen der Kunden/-innen, aber auch in Fragen zuanderen Leistungsträgern, wie den Rentenversicherun-gen, Sozialämtern, Landschaftsverbänden, Krankenkas-sen, Gesundheitsdiensten und Wohlfahrtsverbänden.

Darüber hinaus bildet das DiMa-Team über eine Dienst-vereinbarung die feste Schnittstelle der ARGE Köln zumReha-Team der Agentur für Arbeit und steht mit diesemund den Fachdiensten der Agentur in ständigem Informa-tionsaustausch. Neben der Sozialkompetenz der Mitar-beiter/-innen führen genau dieses Fachwissen und dieenge Vernetzung der DiMa-Teams im Kölner Hilfesystemzu einer zügigen und zielsicheren Fallgestaltung.

Begleitend steht dem Fallmanagement ein besondererDienst zur Verfügung: Ein Team von so genannten Job-Lotsen, ein externes Team von Sozialarbeiter/-innen, un-terstützt den/die Fallmanager/-in gewissermaßen alsAußendienst. Sie springen ein, wenn Hilfe vor Ort not-wendig wird, begleiten Kunden/-innen beispielsweisezu Terminen, helfen beim Ausfüllen von Anträgen ande-rer Institutionen und sind als fester Bestandteil in dasDiMa-Team integriert.

Integration durch das DiMa-Fallmanagement – das be-deutet, auch für Kunden/-innen, die aus gesundheitli-chen Gründen auf dem Arbeitsmarkt erheblich vermin-derte Chancen auf eine Integration haben, ein geeigne-tes und langfristiges Ziel zu finden: für Kunden/-innenund mit den Kunden/-innen.

DiMa wurde 2009 durch die Bundesagentur für Arbeit(BA) als Best Practice-Projekt ausgezeichnet.

DiMa – Disabilitiy Management

Erfolgreiches Arbeiten mit DiMa

Ständiger Informationsaustausch aller Verantwortlichen

Weitere Informationen unter:

ARGE KölnWolfgang HaackeMail: [email protected]

Tim MinkowitschMail: [email protected]

ie Beratung Suchtkranker und psychisch Be-einträchtigter nimmt im Arbeitsalltag der Fall-manager/-innen einen großen Raum ein. Artund Umfang der Probleme sind selten auf den

ersten Blick zu erkennen, ein adäquates Eingehen aufdie Menschen im Beratungsgespräch und im weiterenProzess des Fallmanagements ist notwendig.

Um diese anspruchsvolle Aufgabe erfüllen zu können,benötigen die Mitarbeiter/-innen spezielle Kenntnisseüber Erscheinungsformen der Erkrankungen, möglicheVerläufe und Interventionsstrategien in der Gesprächs-

DZielgruppenorientierte Schulungenfür Fallmanager in Bielefeld

Externe Hilfestellung durch JobLotsen

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Weiterentwicklung in den Organisationen

Weitere Informationen unter:

Arbeitplus in Bielefeld GmbHRalph Lauhoff-BakerMail: [email protected]

situation. Fragen, die sich der/die Fallmanager/-in stel-len muss, sind unter anderem:

Um die Fallmanager/-innen in die Lage zu versetzen,mit diesen gravierenden Problemlagen angemessen um-zugehen, gibt es neben den bereits etablierten, berufs-begleitenden Weiterbildungsangeboten, die die Arbeit-plus in Bielefeld GmbH über ihr Schulungszentrum ArBiSanbietet, ergänzende Angebote. Diese Inhalte werdendurch psychosoziale Träger und Beratungsstellen ver-mittelt – die Schulungen dauern jeweils einen halbenTag.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass jährliche Schulungensowohl der Einarbeitung neuer Kollegen/-innen als auchdem Erhalt des Kenntnisstandes aller anderen Mitar-beiter/-innen am ehesten gerecht werden. Außerdemwird in den Fallmanagementteams großer Wert auf einespezifische Einarbeitung, fortlaufenden Austausch undkollegiale Beratung zu dieser Thematik gelegt.

Zur Beratung Alleinerziehender bietet die Arbeitplus inBielefeld GmbH seit Mitte November eine zweitägigeSchulung an. Schwerpunkte des Angebots sind nebender Beratung von Alleinerziehenden die Vereinbarkeit vonFamilie und Beruf, die alltägliche Lebensführung, Fami-lienleitbilder sowie spezifische Problemlagen und Förder-angebote. Die Schulungen sollen die Fallmanager/-in-nen in die Lage versetzen, ihre alleinerziehenden Kun-den/-innen bei einem gleichberechtigten Zugang zumArbeitsmarkt zu unterstützen.

Welche Erkrankungen gibt es?

Wie erkenne ich eine Suchterkrankung, wie eine psy-chische Beeinträchtigung?

Wie spreche ich die vermutete Problematik an?

Wie sind üblicherweise Krankheitsverläufe und wiedie Heilungschancen?

Wie verläuft eine Behandlung (ambulant/stationär)?

An welche psychosozialen Kooperationspartner undFachdienste verweise ich wann?

Wie sieht der weitere Weg dann aus?

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Kooperation mit psychozialen Trägernund Beratungsstellen

DKooperation der Träger für beruflicheRehabilitation im Kreis Minden-Lübbecke

ie berufliche Rehabilitation (Reha) umfasstalle Maßnahmen, die erforderlich sind, umeine möglichst vollständige und dauerhafteEingliederung behinderter Menschen in den

allgemeinen Arbeitsmarkt zu erreichen. Sie verfolgt das

Ziel, die Erwerbsfähigkeit der Menschen mit Behinderung entsprechendihrer Leistungsfähigkeit zu erhalten, zu verbessern, herzustellen oder wie-derherzustellen.

Bei der Eingliederung sind die individuellen Interessen, Fähigkeiten unddie spezifischen Bedingungen behinderter Menschen sowie die Entwick-lungen des Arbeitsmarktes zu berücksichtigen. Die Förderung erfolgt nacheinem Reha-Gesamtplan, der durch den zuständigen Reha-Träger aufzu-stellen ist.

Mit dem Gesetz zur Fortentwicklung der Grundsicherung für Arbeitssu-chende ist – sofern kein anderer Rehabilitationsträger zuständig ist – dieBundesagentur für Arbeit auch für den Personenkreis der behinderten, hilfe-bedürftigen Personen nach dem SGB II für die Leistungen zur Teilhabe amArbeitsleben verantwortlich. Hierzu gehören unter anderem die Klärung derZuständigkeiten und des Rehabilitationsbedarfs und/oder auch Einglie-derungsvorschläge.

Nach Einführung des Fortentwicklungsgesetzes stand für die Options-kommune Kreis Minden-Lübbecke und das Reha/SB Team der Agentur fürArbeit Herford fest: Auf keinen Fall sollte in der Frage, an wen der/die Kunde/-in sich im Reha-Fall wenden kann, ein „Zuständigkeits-Dschungel“ entste-hen und Kunden/-innen auf einem „Verschiebe-Bahnhof“ landen. Denn bei-de Institutionen haben die gesetzliche Aufgabe, die SGB II-Rehabilitanden zuvermitteln.

Nach ersten Überlegungen wurde deutlich, dass gerade an Schnittstelleneine transparente Zusammenarbeit notwendig ist, um Doppelstrukturen und-arbeit zu vermeiden. Nur darüber kann gewährleistet werden, dass der/dieRehabilitand/-in passgenau und zielgerichtet vom Reha-Träger gefördert undschnellstmöglich von beiden Institutionen in den ersten Arbeitsmarkt inte-griert wird. Kreis und Agentur für Arbeit haben diese wesentlichen Schnitt-stellen und Verfahrensweisen in einer Kooperationsvereinbarung definiert.

Unter anderem ist vereinbart, dass die erforderlichen Reha-Maßnahmengemeinsam besprochen und von der Agentur durchgeführt werden. In jedemRegionalteam (insgesamt sechs) des Amtes proArbeit ist ein/-e spezielle/-rReha-Fallmanager/-in als Ansprechpartner/-in für das Reha-Team der Agen-tur für Arbeit vorhanden. Das erleichtert die Kommunikation und Kooperati-on in wesentlichem Maße.

Ebenfalls ist dadurch eine zeitgerechte Beratung bei der Vermittlung desKreises Minden-Lübbecke nach Beendigung der Reha-Maßnahme gewährlei-stet. Der/die Reha-Fallmanager/-in zeichnet sich verantwortlich für die un-verzügliche Terminierung bei der Vermittlung des Kreises Minden-Lübbeckeund für die Rückkopplung zum/-r Reha-Berater/-in der Agentur für Arbeit.Diese verzahnte Zusammenarbeit auf vertraglicher Grundlage hat sich sehrpositiv für alle Beteiligten entwickelt und zeigt gute Ergebnisse.

Die langjährige Zusammenarbeit mit dem Integrationsfachdienst Minden-Lübbecke bietet dem Amt proArbeit eine zusätzliche Möglichkeit, schwerbe-hinderte oder gleichgestellte Menschen aus dem Leistungsbezug SGB II aufden Arbeitsmarkt zu vermitteln. In der Regel handelt es sich um eine sehr„sensible“ Klientel, die fachkompetente Beratung und Betreuung benötigt,um möglicherweise Kontaktscheue oder andere Hemmnisse gegenüber demallgemeinen Arbeitsmarkt und den Arbeitgebern zu überwinden.

Die Zuweisung des/der Kunden/-in erfolgt über den Projekt-Koordinatorbeim Amt proArbeit. Nach dem der IFD die Zuweisung erhalten hat, wird der/

Das Fortbildungsgesetz

Kooperation zwischen Rehaträger „Agentur für Arbeit“und dem Amt proArbeit

Zusammenarbeit mit dem Integrationsfachdienst (IFD)des LWL-Integrationsamtes NRW

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Weiterentwicklung in den Organisationen

Weitere Informationen unter:

Amt proArbeitFüsun KochMail: [email protected]

die Kunde/-in vom IFD zu einem Erst-Beratungsgespräch eingeladen. Das Erst-Beratungsgespräch dient zum einen dem Vertrauens-Aufbau zwischen dem/der IFD Berater/-in und der schwerbehinderten/gleichgestellten Person. Eineweitere Priorität in dem Erst- Beratungsgespräch ist die Aufnahme der persön-lichen Daten, die für die Vermittlung von wesentlicher Bedeutung sind.

Des Weiteren wird der/die schwerbehinderte/gleichgestellte Kunde/-in durchdie Berater/-innen des Integrationsfachdienstes zu Vorstellungsgesprächenbegleitet. Sofern betriebliche Praxiserprobungen notwendig sind, treten sie als„Mittler“ zwischen dem/der Kunden/-in und dem Arbeitgeber auf. Während derbetrieblichen Praxisphase betreuen die persönlichen IFD-Berater/-innen den/die Kunden/-in und stehen im ständigen Kontakt zum Arbeitgeber.

Um evtl. weitere Eingliederungsleistungen mit dem Arbeitgeber besprechenzu können, stehen die IFD-Berater/-innen im engen Kontakt zum/-r Fallmanager/-in. Auch hier ist es notwendig, „unbürokratisch“ die IFD-Berater/-innen zuunterstützen, um schnellstmöglich den schwerbehinderten/gleichgestelltenMenschen in den ersten Arbeitsmarkt einzugliedern.

Aufgrund der schon bislang vertrauensvollen und erfolgreichen gemeinsa-men Arbeit, trat im Juni dieses Jahres eine neue Zielvereinbarung in Kraft, dieeine deutliche Ausweitung der Zahl zugewiesener Klienten/-innen, zum Inhalthat.

Zusammengefasst ist die Kooperation sowie die Kommunikation zwischendem Amt proArbeit und den Ansprechpartnern/-innen beim IFD unkompliziert,lösungsorientiert und von kurzen Wegen geprägt. Auf dieser Basis gelang es inden letzten drei Monaten, trotz der belasteten Situation auf dem Arbeitsmarkt,drei Menschen mit einer Behinderung auf geeignete und behindertengerechteArbeitsplätze zu vermitteln. Hierbei sind die seitens des LWL-IntegrationsamtsNRW zur Verfügung gestellten Fördermittel sehr hilfreich. So kann z.B. die be-hindertengerechte Ausstattung des Arbeitsplatzes gefördert werden.

IFD-Berater fungieren als Mittler zwischen allen Ebenen

S

Fallmanagement für psychisch behinderte Menschen im Kreis Paderborn

eit Dezember 2005 besteht bei der ARGE Paderborn für Rehabili-tanden und Schwerbehinderte ein eigenes Team, das deren Ver-mittlung und Integration besonders fördern soll. Kunden/-innenmit multiplen Vermittlungshemmnissen stehen Fallmanager/-in-

nen zur Verfügung. Diesen besonderen Unterstützungsbedarf haben vorwie-

gend Menschen mit psychischer Behinderung. DasTeam betreut zur Zeit 1.700 Kunden/-innen.

Die Notwendigkeit eines beschäftigungsorientiertenFallmanagements bei der beruflichen Rehabilitation psy-chisch behinderter Menschen ergibt sich aus der Tatsa-che, dass berufliche Rehabilitation als Prozess zu sehenist, der alle Teilbereiche der Rehabilitation – medizini-sche und berufliche Rehabilitation sowie Teilhabe amLeben in der Gemeinschaft – umfasst. Des Weiteren be-finden sich die langzeitarbeitslosen, psychisch erkrank-ten Kunden/-innen häufig im Grenzbereich zwischenerstem Arbeitsmarkt und der Werkstatt für Behinderteund bedürfen intensiver Begleitung zur Erreichung vonIntegrationsfortschritten.

Neben einem umfassenden Assessment ist die Identi-fikation des bestehenden formellen Netzwerkes sowiedes informellen Netzwerkes von herausragender Bedeu-tung. Die Fallmanager/-innen des Reha-Teams nutzenvor diesem Hintergrund nicht nur intensiv die flankie-renden Leistungen nach § 16a SGB II ( Sozialpsychiatri-scher Dienst, Schuldnerberatung, usw.), mit denen einspezielles Überleitungsverfahren mit Rückkopplungs-mechanismen entwickelt wurde, sondern haben auchKontakte zu den gesetzlichen Betreuer/-innen und Mit-arbeiter/-innen des ambulant Betreuten Wohnens, inEinzelfällen zu Fachärzten, Therapeuten und Klinikenaufgebaut.

Eine intensive Zusammenarbeit mit den Rehabilita-tionsträgern und den Ärztlichen Diensten der Agenturfür Arbeit und des Kreises Paderborn ist dabei ebenfallsunabdingbar.

Enge Kontakte werden zu zwei ortsansässigen Trägern– dem Beruflichen Trainingszentrum (BTZ) sowie demBegleitzentrum Mitarbeit (BZM) – gepflegt, in denenMenschen mit psychischer Behinderung an Trainings-maßnahmen zur beruflichen Wiedereingliederung teil-nehmen. Bei Eignung werden in enger Zusammenarbeitmit der Agentur für Arbeit Qualifizierungen/Umschulun-gen in Berufsförderungswerken oder bei örtlichen Bil-dungsträgern realisiert.

Sehr erfolgreich sind arbeitsmarktpolitische Instrumen-te im Rahmen der Vermittlung, die eine unmittelbareVerzahnung mit einem Betrieb gewährleisten. Dies zeig-te sich besonders bei der vom Europäischen Sozialfondsund Mittel des Landes NRW geförderten Integrations-maßnahme „Top in Job“, durchgeführt von der Sozial-psychiatrischen Initiative Paderborn.

Mehr Erfolg durch Verzahnung mitBetrieben

Weitere Informationen unter:

ARGE PaderbornHermann-Josef BentlerMail: [email protected]

Integrationsfortschritte erfordern eineintensive Begleitung

Hermann-Josef BentlerStellv. GeschäftsführerARGE Paderborn

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Weiterentwicklung in den Organisationen

Kommunale Beschäftigungsförderung

Dr. Wolfgang SieberBereichsleiterArbeitsmarktintegrationNetzwerk Lippe gGmbH

m Themenkreis Integration der Initiative für Be-schäftigung OWL e. V. ist eine Mitgliederbefra-gung durchgeführt worden, um die Schwerpunkteder zukünftigen Arbeit zu umreißen. Klar hat sich

herauskristallisiert, dass kommunale Ansätze der Be-schäftigungsförderung wieder stärker in den Fokusrücken werden.

Eines der zentralen Themen ist hier das SGB XII undseine Schnittstelle zum SGB II. Angesichts der in derKoalitionsvereinbarung auf Bundesebene vorgenomme-nen Weichenstellung bezüglich des SGB II ist die kom-munale Sensibilität hier weiter gewachsen.

Dies drückt sich u.a. in dem in der Themenkreissitzungvom 19. Oktober 2009 von vielen Akteuren geäußertenWunsch aus, eine regionale Arbeitsgruppe zum ThemaSGB XII gründen zu wollen. Im Folgenden wird über zweikonkrete Ansätze in OstWestfalenLippe berichtet: StadtBielefeld und Kreis Lippe.

I

S eit dem Jahr 2005 werden in Bielefeld Be-schäftigungsmöglichkeiten für Leistungs-beziehende nach dem SGB XII organisiert. ImRahmen einer Kooperationsvereinbarung mit

dem Sozialdezernat der Stadt Bielefeld werden durch die REGE mbH verschie-dene Formen der arbeitsmarktlichen Aktivierung individuell organisiert:

Zum einen organisiert die REGE mbH platzfinanzierte Maßnahmen bei erfah-renen Trägern (z.B. vBABethel, GAB, Johanneswerk, VHS Bildungswerk, Aidshilfe,etc.), wo verschiedene Arbeitsfelder zusammen mit einer sozialpädagogischenBegleitung vorgehalten werden. Zum anderen organisiert die REGE mbH fürstabilere Kunden/-innen Einzelfalllösungen, die den jeweiligen Interessen undFähigkeiten Rechnung tragen. Dies können Arbeiten bei sozialen Trägern, imEinzelhandel, in einer Rechtsanwaltskanzlei oder auch in einem Archiv sein.Auf diese Weise konnten seit Beginn für insgesamt rund 240 Menschenpassgenaue Lösungen gefunden werden.

Bei beiden Angebotsformen haben die Menschen die Möglichkeit, entspre-chend der geleisteten Stunden, einen Zuverdienst im Rahmen dessen zu er-wirtschaften, was das SGB XII ohne Anrechnung auf die Leistungen zulässt. Inerster Linie dient das Beschäftigungsangebot der sozialen Stabilisierung derMenschen. Ihr Leben gewinnt wieder an Tagesstruktur, sie zeigen die Bereit-schaft zur Regelung des eigenen Lebensalltags und darüber hinaus werden dieindividuellen Potenziale gestärkt.

Neben allen Rückschlägen durch krankheitsbedingte Unterbrechungen oderBeendigungen kommt es in vielen Fällen zu einer deutlichen Stabilisierung,die an einer Steigerung der monatlich geleisteten Arbeitsstunden ablesbar ist.In einigen Fällen führte dies schließlich auch zum Wechsel ins SGB II und zurAufnahme einer Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt oder zum Beginn einerAusbildung.

Margret Stücken-VirnauGeschäftsführerinREGE mbH Bielefeld

Weitere Informationen unter:

REGE mbH BielefeldMargret Stücken-VirnauMail: [email protected]

Soziale Stabilisierung ist eine wichtige Basis

Eberhard SchwarzeProjektleiter Fallmanagement SGB XIINetzwerk Lippe gGmbH

Perspektiven für die Zukunft II: Beratung, Unterstützung undAktivierung für SGB XII-Kunden im Kreis Lippe

D as Fallmanagement der Netzwerk Lippe gGmbH arbeitet nunmehrseit 18 Monaten im Auftrag des Kreises Lippe für die 16 Städte undGemeinden im Kreisgebiet und hat sich sehr gut etabliert. Ziel ge-mäß dem gesetzlichen Auftrag nach § 11 SGB XII ist es, leistungs-

berechtigte Personen, die aufgrund einer körperlichen und/oder psychischenEinschränkung zur Zeit befristet voraussichtlich länger als sechs Monatevoll erwerbsgemindert sind, individuell zu beraten, zu unterstützen und zuaktivieren. Dies bedeutet, dass die Betroffenen dem allgemeinen Arbeits-markt befristet nicht mehr zur Verfügung stehen – sie sind nur maximal biszu drei Stunden täglich belastbar.

Perspektiven für die Zukunft I: „Arbeit undBeschäftigung“ für SGB XII-Kunden in Bielefeld

KommunaleArbeitsmarktinteressen

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Best Practice in OWL

D ie Arbeit der in ARGEn und Optionskommu-nen eingesetzten Fallmanager/-innen endetzumeist nicht mit der Beratung am Schreib-tisch. Da die Beschäftigungs- und Vermitt-

lungsfähigkeit vieler erwerbsfähiger, aber arbeitslo-ser Leistungsbezieher/-innen erst mit Hilfe von arbeits-marktpolitischen Förderprojekten stabilisiert und ver-bessert werden kann, ist eine enge Kooperation derFallmanager/-innen mit diesen Projekten erforderlich.

Fallmanager/-innen weisen dabei nicht nur geeigneteTeilnehmende zu, sondern überzeugen sich von den Fort-schritten ihrer Kunden/-innen, tauschen sich mit demMaßnahmeträger aus, sorgen als die letztlich Fallverant-wortlichen über die eigens abgeschlossene Eingliede-rungsvereinbarung für Klarheit über die gegenseitigenVerpflichtungen und wirken bei Bedarf auf eine kontinu-ierliche Teilnahme hin.

In Projekten, die für schwierige und schwer vermittel-

Kooperation verbessert Integrationschancen

Kreis Gütersloh: Fallmanager kooperierenerfolgreich in Projekten

Die Beratung umfasst unter anderem Hinweise und, soweit erforderlich, dieVorbereitung von Kontakten, die Begleitung sowie die Möglichkeiten der Teil-nahme am Leben in der Gemeinschaft. Durch ein individuelles Profiling (geziel-te Feststellung von persönlichen und beruflichen Merkmalen und den Um-ständen, die eine Eingliederung voraussichtlich erschweren können) im Rah-men des Gesamthilfeplanverfahrens wird nach den Chancen und Perspektivengesucht, um die Integration/Rehabilitation in die Wege zu leiten.

Die oftmals vielschichtigen Probleme erfordern vielschichtige Lösungsansätze.Da auf verschiedenen Ebenen verschiedene Institutionen mit den betroffenenMenschen zusammenarbeiten, kommen Kooperation und Koordination eineimmer größere Bedeutung zu. Die Einleitung einer Suchtberatung, einer am-bulanten oder auch stationär medizinischen, therapeutischen Behandlung isthäufig erforderlich. Eine Klärung der Gesamtsituation, die Stabilisierung imAlltag bis hin zu verschiedenen Trainingsmaßnahmen, sind weitere Teilschritteauf dem Wege des individuellen Integrationsprozesses.

Ein Beispiel aus der Praxis: Herr K., 30 Jahre und ledig, wird aufgrund desamtsärztlichen Gutachtens des Ärztlichen Dienstes zeitlich befristet voll er-werbsgemindert geschrieben. Er ist mittlerweile seit vier Jahren arbeitslos underhielt zuletzt Leistungen der ARGE (SGB II). Sozialmedizinisch soll als Fernzieldie Re-Integration in seinen erlernten Beruf als Zentral-Heizungs-und Lüftungs-bauer angestrebt werden. Im Profiling werden unter Berücksichtigung des ge-genwärtigen instabilen psychischen Zustandes von Herrn K. erst einmal stabi-lisierende Beratungsgespräche durchgeführt. Perspektiven für seine Zukunftwerden erarbeitet, Teilschritte geplant und die Umsetzung zeitlich angemes-sen umgesetzt.

Herr K. beginnt bei einem Träger mit einer Belastungserprobung an drei Tagenin der Woche und arbeitet täglich drei Stunden. Gleichzeitig nimmt er seine voreinem Jahr abgebrochene ambulante psychotherapeutische Behandlung wie-der auf. Im Laufe der nächsten 13 Monaten stabilisiert sich Herr K. soweit,dass nach Rücksprache mit dem Ärztlichen Dienst die Belastungserprobung inSchritten auf bis zu sechs Stunden täglich an fünf Tagen gesteigert wird. Einvier- bis achtwöchiges Betriebspraktikum bei einer ansässigen Heizungsfirmawird geplant und durchgeführt. In der Zwischenzeit hat eine neue Begutach-tung des Amtsarztes zu dem Ergebnis geführt, dass Herr K. nunmehr nur noch„teilweise erwerbsgemindert“ ist und so dem ersten Arbeitsmarkt, wenn auchnicht voll, so aber drei bis sechs Stunden täglich wieder zur Verfügung steht.

Eine Übergabe an die ARGE im Rahmen des Fallmanagements SGB XII wird indie Wege geleitet. Das Schnittstellenmanagement hat sich bewährt, die jetztzuständige Kollegin bei der ARGE kann im Betreuungsprozess anschließenund der Inhaber der Heizungsfirma signalisiert uns eine eventuelle spätereÜbernahme von Herrn K. in seinem Betrieb.

126 Personen wurden von den örtlichen Sozialverwaltungen des Kreises Lip-pe in den zurückliegenden 18 Monaten für das Fallmanagement SGB XII ge-meldet. 78 Teilnehmende befinden sich im laufenden Integrations- u. Aktivie-rungsprozess. Von den 48 in der Zwischenzeit abgeschlossenen Fällen gingen13 Teilnehmende zurück in den Zuständigkeitsbereich der hiesigen Agenturfür Arbeit bzw. ARGE, 15 Personen wurden durch erneute Begutachtung „dau-erhaft voll erwerbsgemindert“ beurteilt. Ansonsten liegen für die Beendigungdes Fallmanagements SGB XII unterschiedliche Gründe, wie z.B. Bezug vonErwerbsminderungsrente oder der Übergang in das Eingangsverfahren in einerWerkstatt für behinderte Menschen, vor.

Die Arbeits- und Belastungserprobungen in diesem Bereich sind typischer-

weise eine Vorstufe zur beruflichen Rehabilitation. Siedienen vor allem der Feststellung der gesundheitlichen(psychischen und physischen) Belastbarkeit, der Einsatz-möglichkeiten und auch der Einschränkungen bei denTätigkeiten. In enger Zusammenarbeit mit örtlichen Trä-gern von Beschäftigungsmöglichkeiten können die Teil-nehmenden so stufenweise, d.h. zeitlich individuell ge-staffelt, kontinuierlich ihre Belastung in der Arbeitswelttesten. Schwerpunkte sind häufig insbesondere die Sta-bilisierung der Tagesstruktur und Förderung der persön-lichen Stärken. Die sich daraus ergebenen Perspektivenwerden schrittweise weiter verfolgt und an individuelleVermittlungsstrategien angepasst.

Eine erfolgreiche Stabilisierung der Betroffenen im Rah-men des spezialisierten Fallmanagements SGB XII setztflexible Kooperation und Koordination voraus. Zeit undGeduld sind ebenfalls wichtige Faktoren, die in diesemspeziellen Eingliederungsprozess eine nicht unerhebli-che Rolle spielen. Vielschichtige Problemstellungen er-fordern eben vielschichtige und zielgerichtete Problem-lösungen. Rückblickend hat sich das Projekt im KreisLippe gut etabliert und eröffnet so den betroffenen Per-sonen im Rahmen der sozialen Integration die Chancezur Teilhabe am Arbeitsleben.

Vielschichtige Probleme erfordern vielschichtigeLösungsansätze

Entwicklungstendenzen

Erfolgreiche Eingliederungen bestätigen das Konzept

Weitere Informationen unter:

Netzwerk Lippe gGmbHEberhard SchwarzeMail: [email protected]

Mit guten Beispielen voran:Best Practice in OWL

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Best Practice in OWL M!ttendrin ist die Bezeich-nung eines Projektes fürpsychisch erfahrene underkrankte Menschen imSGB II-Leistungsbezug. DieTeilnehmenden finden denWeg in dieses Projekt überdas im Bereich Psyche/Sucht spezialisierte Fall-management der GT aktivGmbH.

In vielen Fällen war bereits auch der sozialpsychiatrische Dienst des Krei-ses Gütersloh eingeschaltet, der, finanziert über den § 16 a SGB II, einespezialisierte und professionelle Eingangsberatung durchführt und auch imweiteren Projektverlauf beteiligt werden kann.

Das arbeitsmarktpolitische Projekt wird von der Fortbildungsakademie derWirtschaft (FAW) durchgeführt und ist mit einer professionellen und psycho-logischen Begleitung ausgestattet. Die Teilnehmer/-innen durchlaufen übereinen Zeitraum von regelmäßig 12 Monaten verschiedene Module. Auchreflektierte Praktika im regulären Arbeitsmarkt sind vorgesehen. Neben derangestrebten Arbeitsmarktintegration soll für jeden Teilnehmenden ein eng-maschiges Unterstützungsnetz aufgebaut werden, welches auch nach Be-endigung des Projektes Lebenshilfen sowie eine Stärkung der eigenen Hand-lungsfähigkeit eröffnet.

CariWerk-Teilnehmer bei der Pflege des Lan-desgartenschaugeländes in Rietberg

3. M!ttendrin

Kreis Herford: Initiative gegen Wohnungslosigkeit imFallmanagement U 25

S tell Dir vor, die ARGE übernimmt deine Wohnungskosten nichtmehr.“ Diese Frage stellt sich immer häufiger im Fallmanage-ment U 25, ausgelöst durch die mangelnde Mitwirkung der jun-gen Bewerber und (seltener) Bewerberinnen an den Integrations-

strategien.

Wenn selbst niedrigschwellige Angebote abgelehnt oder abgebrochenwerden und gesundheitliche, insbesondere psychische Einschränkungenzunächst nicht erkennbar bzw. feststellbar sind, ist der Wohnungserhaltspätestens bei der zweiten Pflichtverletzung akut gefährdet. Aus diesemGrund bietet die ARGE Herford seit Anfang 2008 ein flankierendes Ange-bot in Kooperation mit dem Kreis Herford als kommunalem Träger.

Weitere Informationen unter:

GT aktiv GmbHRolf ErdsiekMail: [email protected]

bare Zielgruppen entwickelt und ausgerichtet werden,arbeiten die Fallmanager/-innen zunehmend eng mitSozialpädagogen/-innen und Mitarbeiter/-innen von Be-ratungseinrichtungen zusammen, die gemäß § 16 a SGBII von den Kommunen zu finanzieren sind.

Diese Zusammenarbeit kann dann als effektiv angese-hen werden, wenn sich die Integrationsbemühungen derPartner sinnvoll ergänzen und ein Informationsaus-tausch gewährleistet ist.

Neben der Sucht- und Schuldnerberatung ist, insbe-sondere bei der psychosozialen Betreuung, nicht zuletztim Hinblick auf die unterschiedliche Kostenträgerschaftauf eine klar beschriebene Aufgabenteilung zu achten.Im Kreis Gütersloh wurden in der jüngeren Vergangen-heit, initiiert durch das sich spezialisierende Fallmanage-ment, Projekte entwickelt, die in besonderer Weise dieKooperation zwischen den Beratungsstellen nach § 16a SGB II, der Sozialpädagogischen Betreuung des Maß-nahmeträgers und dem Fallmanagement der GT aktivGmbH als die zuständige ARGE ermöglicht.

Ziel des Projektes TeamWerk ist es, alkoholabhängigeArbeitslose mit Hilfe einer tagesstrukturierenden Be-schäftigung und einer eng begleitenden professionel-len Beratung aus der Abhängigkeit in ein eigenständi-ges Leben zu führen und sie arbeitsmarktlich zu inte-grieren. Die Beschäftigung findet in Arbeitsgelegenheitennach der Mehraufwandsvariante bei einem großen Trä-ger arbeitsmarktpolitischer Fördermaßnahmen, der ashGütersloh, statt. Dabei kann auf die individuelle Lei-stungsfähigkeit der Maßnahmeteilnehmer/-innen Rück-sicht genommen werden.

Der Hilfeprozess wird über eine regelmäßig tagendeHilfeplankonferenz begleitet. Dieser gehören der/die fall-führende Fallmanager/-in, die sozialpädagogische Beglei-tung der Maßnahme als auch eine Mitarbeiterin derSuchtberatungsstelle des Kreises Gütersloh an. Durchden engen Austausch der beteiligten Fachstellen kannein abgestimmter, sich gegenseitig ergänzender und denHilfebeziehenden einbeziehender Förderansatz gelebtwerden. Mit den Teilnehmer/-innen können so von allenvereinbarte, zumutbare Regeln oder die Aufnahme vonEntziehungsmaßnahmen vereinbart werden.

Auf dem Gelände der ehemaligen Landesgartenschauin Rietberg ein gewohntes Bild: Jeden Tag sieht man, wieeine Gruppe meist junger Männer mit Axtscheren, Sä-gen und Rasenmäher Pflegemaßnahmen unter fachli-cher Anleitung eines Garten- und Landschaftsbauersund Sozialarbeiters durchführt.

Was kaum einer weiß: Jeder dieser Arbeiter ist drogen-abhängig und wird mit Hilfe von Methadon substituiert.Auch in diesem Projekt arbeiten die Betreuer/-innen desProjektes, die Drogenberatung des Caritasverbandes unddas im Bereich Psyche/Sucht spezialisierte Fallmanage-ment der GT aktiv GmbH zugunsten der einbezogenenTeilnehmenden eng miteinander zusammen.

1. TeamWerk

2. CariWerk Sylvia StichTeam U 25ARGE Herford

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Best Practice in OWL

Weitere Informationen unter:

ARGE HerfordSylvia StichMail: [email protected]

Hierbei wird auch dem Interesse der Stadt Herford, die in das bundesweiteProjekt „Stadt ohne Obdach“ eingebunden ist, Rechnung getragen, keinenZuwachs an neuen Fällen von Wohnungslosigkeit entstehen zu lassen. DasProjekt zielt neben dem Erhalt von Wohnraum oder der Beseitigung von Ob-dachlosigkeit auf die Bearbeitung von „schädlichen“ Verhaltensmustern imSinne einer positiven Persönlichkeitsentwicklung.

Hierüber sollen die jungen Menschen in die Lage versetzt werden, ihre bishe-rigen Wahrnehmungs- und Entscheidungskonzepte zu überprüfen und ihreEigenverantwortlichkeit zu stärken. Ziel ist die Re-Integration in das Regel-instrumentarium des SGB II und damit die Weiterentwicklung der Beschäf-tigungsfähigkeit.

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass das Angebot ein sehr wichtiges flan-kierendes Angebot im Fallmanagement darstellt und auch von den betreffen-den Jugendlichen/jungen Erwachsenen gut angenommen wird. Bei den Bewer-ber/-innen handelt es sich um eine sehr schwierige Klientel mit so genanntenMultiproblemlagen, die trotz aller Förderangebote des SGB II kaum noch er-reicht werden, bis hin zu so genannten Totalverweiger/-innen.

Die Aufnahme in das Projekt erfolgt freiwillig, hat sich jemand für die Teilnah-me entschieden, wird dies in einer Eingliederungsvereinbarung mit den ent-sprechenden Rechtsfolgen festgehalten.

Der pädagogische Ansatz ist individuell und einzelfallbezogen mit aufsuchen-dem Charakter. Hierüber wird die ansonsten übliche Distanz gegenüber „Äm-tern“ durchbrochen und die Möglichkeit für die Projektmitarbeiterin/Sozialpäd-agogin vergrößert sich, einen echten Kontakt zu den Jugendlichen/jungen Er-wachsenen herzustellen. Auf Grund der Komplexität der Problemlagen kanndie Beratung nicht nur auf die Sicherung von Wohnraum, Arbeit oder Maßnahme-teilnahme abgestellt sein, sondern muss auch den multikausalen Zusammen-hang erfassen und darauf reagieren.

Genau hier offenbaren sich aber auch die Grenzen dieses Projektes, welchesfür den einzelnen Jugendlichen, je nach Eingruppierung in eine Fallgruppe, miteiner maximalen Stundenzahl ausgestattet ist. Es geht also auch darum, in-nerhalb eines zeitlich begrenzten Rahmens die Chance zu nutzen, Eigenverant-wortung zu entwickeln und darüber eine Stabilisierung oder Veränderung dereigenen sozialen und persönlichen Verhältnisse zu erreichen.

Kein leichtes Unterfangen, was dem überwiegenden Teil der jungen Leutejedoch gut gelingt.

Re-Integration über Stärkung der Eigenverantwortlichkeit

Komplexe Problemlagen erfordern umfassendeBeratung

A uch in den nächsten Jahren wird die Bekämpfung von Langzeit-arbeitslosigkeit eine primäre politische, wie auch gesellschaftli-che Aufgabe darstellen.

Die Tatsache, dass im Kreisgebiet Paderborn mehr als 70 Prozentder von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen dem Kreis der Langzeitarbeits-losen zuzurechnen sind, macht – bei allen bislang erzielten Erfolgen – dieBedeutung der Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit deutlich.

Kreis Paderborn: Spitzensport wirbt für „JobPerspektive“

Auch der Sport – insbesondere der Bereich des Spitzen-sportes – hat vor diesem Hintergrund eine besonderswichtige gesellschaftspolitische und soziale Funktion,ist er doch wie kaum eine andere gesellschaftliche Grup-pierung in der Lage, durch die Woche für Woche großeZahl der Besucher/-innen der verschiedensten Sportver-anstaltungen als erstrangiger Multiplikator zu wirken.Dies besonders, da die Medien- und Außenwirkung desPaderborner Spitzensportes weit über die Grenzen desKreises hinaus feststellbar ist.

Daher hat die ARGE Paderborn am 25. November 2008mit dem Forum Paderborner Spitzensport eine Koope-rationsvereinbarung geschlossen. Beim Spiel des SC-Paderborn gegen Fortuna Düsseldorf am 20. Dezember2008 – damals noch in der Dritten Liga, denn heutespielt der SC Paderborn nach seinem Aufstieg in derZweiten Bundesliga – wurde nicht nur die Kooperation,sondern auch die „JobPerspektive“ als neues Arbeits-marktprogramm bei diesem Fußballspiel vorgestellt. Dazudiente ein Beitrag in der Stadionzeitung, ein filmischerWerbespot und natürlich die Bandenwerbung mit demLogo der JobPerspektive. Als Resonanz konnte nach demBundesligaspiel ein großes Interesse nach weiteren In-formationen der Wirtschaft, insbesondere zur JobPers-pektive, festgestellt werden.

Weitere Veranstaltungen folgten dann beim Paderborn-er Schwimmverein (PSV), beim Paderborner Squash-Club, den Paderborn Baskets und den Baseballern derUntouchables Paderborn.

Der Vorsitzende der Trägerversammlung der ARGE Pa-derborn, Landrat Manfred Müller, stellt abschließend fest:„Die Vermittlung Langzeitarbeitsloser kostet enorme An-strengungen. Die Verbindung mit dem Spitzensport istein effektiver Schritt, um das Thema in das Bewusstseinder Menschen zu holen.“

Die ARGE Paderborn konnte im Jahre 2008 in Koopera-tion mit der Unterstützung der Initiative Spitzensportund der beiden operativen Flankierungsprojekte bei dertbz Bildung gGmbH Kreishandwerkerschaft Paderborn

Kooperation mit Paderborner Spitzensport

v. l.: Willi Lenz, Geschäftsführer Ahorn Sportpark Pa-derborn, Jens Uwe Diedam, Vorsitzender UntouchablesPaderborn, Andreas Preising, Vorsitzender PaderbornerSquash-Club, Landrat Manfred Müller, Hermann-JosefBentler, stv. Geschäftsführer ARGE Paderborn, IngbertKoppermann, Geschäftsführer ARGE Paderborn

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Best Practice in OWLund dem Diözesan-Caritas-Verband Paderborn 200 För-derungen einrichten.

Auch im Jahr 2009 ist abzusehen, dass das gleicheFördervolumen in der praktischen Umsetzung erreichtwird. Der größte Anteil dieser Stellen befindet sich inBetrieben und Unternehmen.

DCaritas Verband Paderborn e. V.:Flankierungsprojekt JobPerspektive

er Caritas-Verband Paderborn e. V. ist einmittelständiges, nicht gewinnorientiertesUnternehmen mit 750 hauptberuflichen Mit-arbeiter/-innen. Unter dem Dach des Verban-

des werden 30 Fachdienste und Einrichtungen betrie-ben. Dazu gehören ambulante und stationäre Pflege-einrichtungen, Beratungsdienste für Eltern, Kinder, Ju-gendliche, Suchtkranke, Migranten/-innen und ver-schuldete Personen sowie Einrichtungen der Kinder-und Jugendhilfe bis hin zu Offenen Ganztagsschulen.

In Zeiten, in denen viele Unternehmen Arbeitsplätze ab-bauen, hat der Caritas-Verband Paderborn e. V. neue Ar-beitsplätze geschaffen. In den letzten Jahren stieg dieZahl der Mitarbeiter/-innen um knapp 50 Prozent, mehrals 80 Prozent davon sind Frauen.

In folgenden Einrichtungen wurden im Rahmen derJobPerspektive Stellen umgesetzt:

Die heilpädagogische Kindertagesstätte St. Christo-phorus des Caritas Verbandes Paderborn e. V. bietet Platzfür körper-, sprach- und nicht behinderte Kinder. Einzel-ne Kinder brauchen eine besonders intensive Betreu-ung. Hier sind über die JobPerspektive geförderte Helfer-stellen eingerichtet worden, die eine direkte Betreuungund eine ständige Begleitung einzelner Kinder unterfachlicher Anleitung sicherstellen.

Ziel ist die Gewöhnung an eine größere Gruppe, Ein-führen von einfachen Regeln, Nahrungsaufnahme imStuhl sitzend, Ritualisierung der eingeführten Regelnsowie die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Pro-

fessionen im Kindergarten, die ebenfalls mit dem Kind agieren (Krankengym-nastik, Ergotherapie, Autismus- Therapie).

Der Caritas-Verband Paderborn e. V., die ARGE Paderborn und das Projekt „GutKombiniert“ des Diözesan Caritasverbandes Paderborn haben schon bei derUmsetzung des Projektes Landeskombilohn NRW gut zusammen gearbeitet. Inder Fortführung dieser Zusammenarbeit wurden die Grundlagen der JobPerspek-tive diskutiert, in den unterschiedlichen Einrichtungen Bedarfe gesichtet undLösungen entwickelt.

Grundlagen für die entstandenen Stellen waren:

Um mögliche Stellen auch langfristig rezufinanzieren sind unbesetzteZivildienststellen und 400 Euro-Stellen in JobPerspektive-Stellen umgewan-delt worden. Auch wurde Arbeit zu Gunsten neuer JobPerspektive-Stellen um-verteilt und weitere Stellen durch erweiterte Angebote geschaffen. Ziel ist es,auch bei ggf. geringerer Förderung, da wo es möglich ist, die Mitarbeiter/-innenüber die erste Förderphase – im Sinne des Förderinstrumentes – zu halten.

Aktuell werden weitere Stellen im Caritas-Verband Paderborn e.V. umgesetzt.Zielgruppenspezifisch Arbeitsangebote, z.B. für suchtkranke Menschen, sollenaufgebaut werden. In Paderborn besteht ein gutes Netzwerk zwischen denunterschiedlichen kath. Trägern und Einrichtungen, der ARGE Paderborn unddem Flankierungsprojekt „Gut Kombiniert“ des Diözesan Caritasverbandes Pa-derborn.

Stationäre Altenhilfe:Helfer/-innen im Bereich der Pflege, Alltagsbegleitung,und im Service

Tagespflege in der Altenhilfe:Helfer/-innen im Bereich Alltagsbegleitung/Service

Offene Ganztagsschule:Helfer/-innen in der Betreuung im Rahmen der OGS

Suchtkrankenhilfe:Helfer/-innen im Bereich Hausmeister, Hauswirtschaftund Verwaltung /Fahrdienst

Sonderkindergarten:Helfer/-innen in der Begleitung einzelner betreuungs-intensiver Kinder

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Erfolgreiche Zusammenarbeit mit der ARGEPaderborn

Umwandlung Landeskombilohn: JobPerspektive

Für bekannte Personen aus AGH’s: Weiterbeschäftigung im Rahmen derJobperspektive

Stellenausschreibung über das Arbeitgeberteam der ARGE führte zur Beset-zung möglicher Stellen

Stellenausschreibung über AGH: Empfehlung kath. Fachverbände wie InVia/SKM PB führte zur Besetzung möglicher Stellen.

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Weitere Informationen unter:

ARGE PaderbornHerman-Josef BentlerMail: [email protected]

S

Ansätze der Landesarbeitsmarktpolitik

Wege in Arbeit für Menschen mit Behinderung in OWL

Boris VossRegionalagentur OstWestfalenLippe

eit 2007 koordiniert die Regionalagentur OstWestfalenLippe dieUmsetzung des Förderprogramms zur beruflichen Integration vonMenschen mit Behinderungen des Ministeriums für Arbeit, Gesund-

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heit und Soziales NRW. In dieser Zeit konnten mehr als 20 Projekte für ca.350 Teilnehmer/-innen in der Region umgesetzt werden. Damit ist die RegionOWL führend in der Umsetzung dieser Förderlinie.

Auch die Ergebnisse der Projekte sind vielversprechend und belegen, dasses sich lohnt, Menschen mit Behinderungen gezielt zu fördern und bei derIntegration in den ersten Arbeitsmarkt zu begleiten. Die Integrationsmaß-nahmen werden aus Mitteln des Landes NRW und des Europäischen Sozial-fonds finanziert. Auch die ARGEn und die Agenturen für Arbeit unterstützendie Maßnahmen aus eigenen Mitteln.

Die Projektmaßnahmen beginnen in der Regel mit einer Kompetenzfeststellungund Belastungserprobung. Bei den Trägern erfolgt dann eine auf die individuel-len Bedürfnisse abgestimmte Qualifizierung zur Vermittlung fachpraktischerKenntnisse und zur Schulung sozialer Schlüsselkompetenzen. Die Teilneh-mer/-innen erhalten die Gelegenheit, verschiedene Arbeitsbereiche bei den Trä-gern und in Praktikumsbetrieben kennen zu lernen und sich dort zu erproben.In einzelnen Projekten wurden Schwerpunkte auf Menschen mit psychischenBeeinträchtigungen, Frauen sowie junge Erwachsene mit Behinderungen ge-setzt.

Im Rahmen der Vermittlungen erfolgt eine enge Verzahnung mit der Förde-rung des Programms JobPerspektive. Eine weitere Ergänzung stellt das Landes-programm „Integration unternehmen!“ zur Schaffung neuer Arbeitsplätze fürschwerbehinderte Menschen dar. Integrationsunternehmen können finanziel-le Zuschüsse zu den investiven Kosten und den laufenden Personalkostenbeantragen und eine professionelle Gründungsberatung in Anspruch nehmen.

Die Regionalagentur OWL hat sich neben der Unterstützung und Beratung beider Antragstellung auch intensiv um die Vernetzung der Einzelmaßnahmengekümmert. Im Jahre 2008 wurde eine Fachtagung veranstaltet, um den OWL-weiten Erfahrungsaustausch anzustoßen und die Synergien in der Region nochbesser zu nutzen.

Im Kreis Paderborn wurde ein eigener Projekt-Arbeitskreis gegründet, umgegenseitig von den Erfahrungen zu profitieren. Ein Ergebnis der Vernetzung:eine gemeinsame Aktion zum „Internationalen Tag der Menschen mit Behinde-rung“ am 03. Dezember 2009. In der Paderborner Innenstadt präsentiertensich die Projektträger mit ihren Teilnehmer/-innen und deren Arbeitgebern. DieLandesbehindertenbeauftragte Angelika Gemkow begleitete die Aktion. Ziel wares, die Öffentlichkeit für berufliche Teilhabe behinderter Menschen zu sensibili-sieren und die Ergebnisse der erfolgreichen Projektarbeit vorzustellen.

Enge Verzahnung der Projekte

ZKreis Minden-Lübbecke: Neue Arbeitsplätzefür Menschen mit Behinderung

ufriedene Unternehmer und 14 zufriedene Arbeitnehmer/-innen mitBehinderung: Das ist in Kürze die Erfolgsbilanz der ersten 24 Mo-nate des neu gegründeten Integrationsunternehmens. Im Oktober2007 nahm die gem. Lebenshilfe Arbeit GmbH unter der Leitung

der Dipl. Sozialwirtin Beatrice Fromke ihre Arbeit auf. Die ersten Mitarbeiter/-innen mit Behinderung wurden im WEZ Markt in Vlotho im Regalservicegeschult und erhielten ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnisbei der Lebenshilfe. Im Januar 2008 wurde ein Team aus einem Mitarbeiter

mit und einem Mit-arbeiter ohne Be-hinderung bei derFa. Tönsmeier imBereich der Verpak-kungsentsorgungeingesetzt.

Vor allem Men-schen mit geistigerBehinderung soll indiesen Tandem-situationen dieMöglichkeit gege-ben werden, auf dem ersten Arbeitsmarkt zu bestehen.Im Rahmen von Arbeitnehmerüberlassung oder Dienst-leistungsverträgen erhält das Unternehmen ein kleinesTeam von zuverlässigen, gut motivierten und begleite-ten Mitarbeiter/-innen, die stundengenau mit der gem.Lebenshilfe Arbeit GmbH abgerechnet werden. Das Risi-ko bezüglich der Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeitder Mitarbeiter/-innen liegt so bei der Lebenshilfe.

Mittlerweile nutzen die Unternehmen Karl Preuß GmbH& Co. (Regalservice), Tönsmeier Entsorgung GmbH &Co. KG (Verpackungsentsorgung), Bäckerei BertermannBackwaren GmbH (Spülstraße und Reinigung), Lebens-hilfe Minden e.V. (Büro- und Telefonservice), Porta Mö-bel Handels GmbH & Co. KG (Lagertätigkeiten) und dasGerichtszentrum Minden (Betreiben des Bistros) die Lei-stungen der gem. Lebenshilfe Arbeit GmbH. Eine ver-trauensvolle Zusammenarbeit und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis bildeten die Grundlage, auch die wirt-schaftlich schwierigen vergangenen Monate gemeinsamgut zu meistern.

Das in OWL bislang einmalige Unternehmenskonzepthat sich offen-sichtlich be-währt. So rücktdas selbst ge-steckte Ziel, 30neue Arbeits-plätze für Men-schen mit vor-wiegend geisti-ger Behinde-rung bis zumJahr 2012 zuschaffen, in

greifbare Nähe. Gefördert wird die gem. Lebenshilfe Ar-beit durch das Amt proArbeit (Kreis Minden-Lübbecke),das LWL-Integrationsamt, die Agentur für Arbeit und derAktion Mensch.

Weitere Informationen unter:

Regionalagentur OstWestfalenLippeBoris VossMail: [email protected]

Sicher im Regalservice: Mitarbei-terin bei der Karl Preuß GmbH &Co. in Minden

Weitere Informationen unter:

gem. Lebenshilfe Arbeit GmbHBeatrice FromkeMail: [email protected]

Teamarbeit imTandem

Ein gutes Team: Mitarbeiter im Bistrodes Gerichtszentrums in Minden

Best Practice in OWL

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OWL aktuellKreis Höxter: Gemeinnützige Integrationsfirmaeröffnet neue Arbeitschancen

DThomas StockTeamleitungARGE Kreis Höxter

er Begriff „gemeinnützige Firma“ scheintbeim ersten Hören wenig Sinn zu ergeben.Wie kann eine Firma dem Gemeinwohl hel-fen? Schließlich profitieren in einer Firma nor-

malerweise vor allem die Inhaber. Bei der Infirm Integra-tionsfirma in Höxter-Brakel ist die Lage anders.

In Brakel arbeiten 21 Menschen, die auf dem norma-len Arbeitsmarkt vorher keine Chance hatten – entwederaufgrund einer Behinderung oder weil sie seelisch oderdurch Suchtkrankheiten beeinträchtigt sind. Sie übenganz unterschiedliche Arbeiten aus, je nachdem, welcheAufträge andere Firmen erteilen: Manche verpacken Bas-telpapier, andere packen Schaumstoffkissen in ihre Kis-senhüllen oder recyceln Autoschläuche.

Der Unterschied zwischen Infirm und einer Behinderten-werkstatt bzw. einer normalen Firma ist die Finanzie-rung der Löhne. Die ARGE Kreis Höxter zahlt einenLohnkostenzuschuss im Rahmen der JobPerspektive. Wiehoch dieser Zuschuss ausfällt, wird von der ARGE ge-prüft und festgelegt. In Brakel beträgt die Förderung zZt.zwischen 60 und 75 Prozent und soll langfristig sinken.

Eine weitere Besonderheit der Infirm sind die Qualifizie-rungsmaßnahmen, die in der Firma stattfinden. Die Mit-arbeiter/-innen werden nicht nur für ihren eigentlichenArbeitsplatz fortgebildet, so dass sie zum Beispiel eineneue Maschine bedienen können. Es gibt bei Infirm auchDeutschkurse und Entschuldungsberatung.

Nach jeweils zwei Jahren prüft die ARGE Kreis Höxterdie Förderung für einen Arbeitsplatz. Dann wird geschaut,ob der/die Mitarbeiter/-in inzwischen schon so gut weiter-qualifiziert wurde, dass er/sie in einer normalen Firmaarbeiten kann. Es soll in Brakel nicht nur versucht wer-den neue Arbeitsplätze zu schaffen, sondern auch, dassArbeitsplätze wieder frei werden.

Die Integrationsfirma freut sich darüber, wenn eine Stel-le neu besetzt werden muss, weil ein/-e Mitarbeiter/-ineinen anderen Job gefunden hat. Deswegen wünscht

sich die ARGE Kreis Höxter für die Infirm viele neue Aufträge, denn es gibt nochviele Menschen, die bei Infirm arbeiten können und wollen.

Bei Infirm tragen die Mitarbeiter/-innen Arbeitskleidung. Das ist für diejeni-gen, die jahrelang keine Chance hatten einen Job zu bekommen, etwas ganzBesonderes. Denn mit der Arbeitskleidung ändert sich der Status, sie gehörenwieder dazu.

Die Preise, die Auftraggeber bei Infirm zahlen müssen, sind Wettbewerbs-preise, wie bei anderen Firmen auch. So wird verhindert, dass durch staatlicheZuschüsse andere Firmen verdrängt werden. Außerdem kann die Firma nur soauch nach Senkung der Lohnkostenzuschüsse bestehen.

Erfolgreiche Kooperation mit der ARGEKreis Höxter

Eine Chance für Menschen mitwenig Chancen

Weitere Informationen unter:

ARGE Kreis HöxterThomas StockMail: [email protected]

„Fachkräfte morgen – Integration heute“: Eingliederung vonJugendlichen mit Migrationshintergrund in den Arbeitsmarkt

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OWL aktuell – Neues aus der Region

ie Gewinnung von Fachkräften wird im Zuge der langfristigen demo-grafischen Entwicklung für Unternehmen zunehmend ein Problemwerden. Daher gilt es, vorhandene Potenziale zu entwickeln undauszuschöpfen. Ein solches Potenzial stellt die hohe Zahl der Ju-

gendlichen mit Migrationshintergrund in OWL dar. „Fachkräfte morgen –Integration heute“ will 100 Jugendliche mit Migrationshintergrund über dieEinstiegsqualifizierung in qualifizierte Ausbildung in ostwestfälisch-lippi-schen Unternehmen vermitteln.

Der demografische Wandel stellt Betriebe vor neue Herausforderungen. Trotzder derzeitigen Krise wird auf längere Sicht die Rekrutierung und Bindung vonFachkräften für Unternehmen ein immer größeres Problem. Deshalb ist esnotwendig, vorhandene Pozentiale zu nutzen und zu entwickeln. Fachkräftemit Migrationshintergrund werden in diesem Zusammenhang zunehmend wich-tiger und hier verfügt OstWestfalenLippe über ein erhebliches Pozential.

Trotz wachsendem Anteil der Migranten/-innen an der Gesamtbevölkerungliegt der Anteil von ausländischen Auszubildenden in OWL nur bei 3,4 Prozent.Aktuell sind ca. 5.000 Jugendliche mit Migrationshintergrund unter 30 Jahrennach der Schule ohne Ausbildung.

Diese Situation stellt eine Chance, aber auch eine Herausforderung dar, denn

Ein Migrationshintergrund darf kein Bildungshindernis sein

Moritz LippaProjektleiterInitiative für Beschäftigung OWL e. V.

OWL aktuell

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Weitere Informationen unter:

Initiative für Beschäftigung OWL e. V.Moritz LippaMail: [email protected]

die Integration von Migranten/-innen ins Bildungssystem sowie in Ausbildungs-und Arbeitsmarkt gestaltet sich schwierig. Die Bildungsbeteiligung von Migran-ten/-innen liegt weit unter dem Durchschnitt. Die Arbeitslosenzahlen von Men-schen mit Migrationshintergrund sind aktuell doppelt so hoch wie in der übri-gen Bevölkerung. „Wir können es uns nicht leisten, diese Gruppe zu verlieren“,meint Moritz Lippa, der Leiter des Projektes bei der IfB OWL e. V. „Jetzt ist dieZeit, jugendliche Migranten und Migrantinnen zu qualifizieren, um wertvolleFachkräfte für die Wirtschaft in OWL zu gewinnen.“

Mit dem Projekt „Fachkräfte morgen – Integration heute“ stellt sich die Initia-tive für Beschäftigung OWL e. V. der Situation. Gemeinsam mit den Kooperati-onspartnern BAJ e. V., der Netzwerk Lippe gGmbH und der Universität Bielefeldwill man 100 Jugendliche mit Migrationshintergrund, die keinen Ausbildungs-platz gefunden haben, über eine Einstiegsqualifizierung (EQ) die Chance aufeine qualifizierte Ausbildung in einem ostwestfälisch-lippischen Unternehmenbieten.

Die EQ-Stellen geben den Jugendlichen die Möglichkeit, wichtige Qualifikatio-nen zu erwerben und sich als künftige Auszubildende zu empfehlen. RegionaleBetriebe können auf diesem Weg Fachkräfte für ihren künftigen Bedarf entwik-keln und auf Beratungs- und Unterstützungsangebote zurückgreifen, fallskulturelle Unterschiede zu Problemen führen sollten.

VK-Technik CNC Fräs- und Graviermaschinen aus Spenge ist eines der Unter-nehmen, das dass Angebot des Projekts wahrnimmt. Das kleine Familienunter-nehmen will wachsen und ausbilden, doch ist es nicht einfach, geeignete Aus-zubildende für den Beruf des Mechatronikers zu finden. Dimitri Kapetzke, derGeschäftsführer, stellt fest:

„Für uns ist es nicht ohne Risiko auszubilden. Wir hatten einen Auszubilden-den, dem wir aber kündigen mussten, weil er einfach nicht die notwendigeLeistungsbereitschaft gezeigt hat. Das waren hohe Kosten für einen kleinenBetrieb wie unseren. Vielen, die von der Schule kommen, fehlt auch einfachdas notwendige Wissen für eine Mechatronikerlehre. Für uns ist es ein großerVorteil, dass Herr Serdjuk jetzt zehn Monate lang die Einstiegsqualifikationmacht. Wir können ihn auf die Ausbildung vorbereiten und dabei genau prü-fen, ob er die notwendigen Fähigkeiten hat und zu uns passt.“

Vladimir Serdjukkonnte trotz eines gu-ten Fachabiturs keineAusbildungsstelle fin-den: „Alle meine Be-werbungen haben zunichts geführt. Ichhabe mich gefragt,woran es liegt und obich etwas völligfalsch mache.“ SeineBeraterin bei der Agen-tur für Arbeit in Her-

ford hat ihn auf das Projekt aufmerksam gemacht.

„Im Projekt habe ich Unterstützung bekommen, bei der Überarbeitung meinerBewerbungsunterlagen, bei der Suche nach einer Stelle und bei der Vorberei-tung auf Bewerbungsgespräche. Und jetzt kann ich bei VK-Technik die Ein-stiegsqualifizierung als Mechatroniker machen. Das ist eine große Chance fürmich und passt gut zu meinen Interessen. Im technischen Bereich zu arbei-ten, liegt mir.“

Das Projekt unterstützt Migranten/-innen und Unternehmen dabei, Anforde-rungen und Leistungen aufeinander abzustimmen. Die Einstiegsqualifizierungwird durch einen interkulturellen Coach begleitet.

Bei Lusiye Fidan laufen alle Fäden für die individuelleFörderung der Jugendlichen zusammen. Als interkul-tureller Coach koordiniert sie die Zusammenarbeit vonBetrieb, Universität und EQ-Teilnehmenden.

„Hier im BAJ e. V. akquirieren wir die Unternehmen, dieEQ-Plätze anbieten können. Wir führen intensive Ge-spräche mit den Jugendlichen, die die Agenturen fürArbeit und die ARGEn an uns verweisen, um herauszu-finden, ob sie als Teilnehmer/-innen geeignet sind understellen ihre Förderplanung mit Selbst- und Fremdein-schätzung. Wir sind Ansprechpartner für alle Fragen,vermitteln und unterstützen, falls es Probleme gibt. Esist wichtig, dass es eine solche zentrale Stelle gibt, andie sich alle Beteiligten wenden können.“

Der BAJ e. V. betreut das Programm im Raum Bielefeld,Gütersloh, Herford und Minden-Lübbecke. Im BereichHöxter, Lippe und Paderborn bietet die Netzwerk LippegGmbH als etablierter Träger vor Ort die entsprechendenLeistungen an.

Daneben erhalten die Jugendlichen Förderunterricht inden Fächern Mathematik und Deutsch durch Lehramts-anwärter/-innen der Universität Bielefeld. Damit werdeneinerseits die Kompetenzen der Jugendlichen gestärkt,andererseits sammeln die Lehramtsanwärter/-innen Er-fahrungen in der interkulturellen, individuellen Förde-rung von Jugendlichen. Auf der Unternehmensseite un-terstützt das Projekt Personalverantwortliche durch eininterkulturelles Training, damit sie in ihrem Unterneh-men besser auf Bewerber/-innen mit Migrationshinter-grund eingehen können.

Weiteres Ziel des Projektes ist es, Eltern mit Migrations-hintergrund über die Bedeutung einer Ausbildung ihrerKinder für deren berufliche Zukunft in Deutschland zuinformieren und zu sensibilisieren. Dazu werden Eltern-vereine und Migrantenselbstorganisationen mit in dieArbeit des Projektes einbezogen. Ihre Qualifizierung undVernetzung untereinander und mit den Arbeitsmarkt-akteuren ist ein wesentliches Mittel zur Ansprache vonMigranten/-innen.

Ein weiterer Weg ist die Veranstaltung von interkultu-rellen, betrieblichen Elternabenden, in denen Unterneh-men und Arbeitsmarktakteure gemeinsam die Bedeu-tung von Ausbildung darstellen. So werden auch weitereZugangswege geschaffen, um Jugendliche zu erreichenund für das Projekt zu gewinnen.

Das Projekt wird im Rahmen des XENOS-Programms„Integration und Vielfalt“ durch das Bundesministeri-um für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozial-fonds gefördert.

Unternehmen begrüßen das Angebot

Die Jugendlichen werden vielfältig gefördert

v. l.: Projektteilnehmer Vladimir Serdjuk, LusiyeFidan, BAJ e. V., Dimitri Kapetzke, VK-Technik

Einbindung der Eltern überMigrantenselbstorganisationen

OWL aktuell

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Für mehr Chancengleichheit in OWL:3. Integrationskongress in Lemgo

D ie Integration der in unserer Region leben-den Menschen mit Migrationshintergrund isteine der wichtigsten Aufgaben für OstWest-falen-Lippe. Um Migranten/-innen und Ent-

scheidungsträger zusammen zu bringen und auf diePotenziale der in unsere Region zugewanderten Men-schen hinzuweisen, haben der Kreis Lippe in Koopera-tion mit der Netzwerk Lippe gGmbH, die Bezirksregie-rung Detmold und das Bundesamt für Migration undFlüchtlinge in Bielefeld am 10. November 2009 zum 3.Integrationskongress OWL in die Lipperlandhalle inLemgo eingeladen.

Seit 2007 findet in OstWestfalenLippe jährlich einIntegrationskongress statt. Nachdem die ersten zweiKongresse in Gütersloh stattfanden, war in diesem JahrLemgo der Veranstaltungsort.

„Mit dem Kongress wollen wir ein Signal setzen, dasses sich lohnt, OWL zu einer Modellregion für Integrationzu entwickeln“, so Landrat Friedel Heuwinkel, der zu-sammen mit Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl rund 400 Gäste in der Lipperlandhalle begrüßte.

Auf dem Programm standen neben Fachvorträgen vonThomas Kufen, dem Integrationsbeauftragten der NRW-Landesregierung, und Tayfun Keltek, Vorsitzender derLandesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Migran-tenvertretungen NRW, Workshops zu den Themen „Aus-bildung und Arbeitsmarkt“, „Integration durch Sport“,„Kulturelle Barrieren“ und „Schulbildung“.

„Die Diskussionen in den Workshops haben in einemlebhaften Austausch gezeigt, dass bisher nicht in allenBereichen eine völlige Chancengleichheit hergestelltwerden konnte. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Hiergibt es noch viel Arbeit, aber wir sind auf einem gutenWeg“, so Sabine Beine, Integrationsbeauftragte des Krei-ses Lippe.

Eine weitere Plattform für den Dialog bot der Markt derMöglichkeiten. Zahlreiche Institutionen, Wohlfahrtsver-bände, Unternehmen, Vereine und an-dere Einrichtun-gen stellten sich mit ihren vielfältigen Projekten undAktivitäten rund ums Thema Integration den Besucher/-innen des Kongresses vor.

Dr. Wolfgang Sieber von der Netzwerk Lippe gGmbHhob dann auch die Bedeutung des Austausches hervor:„Es war uns sehr wichtig, der Kommunikation eine brei-ten Raum zu geben. Die positiven Rückmeldungen be-stätigen, das dies der richtige Ansatz ist.“

Den Abschluss der Veranstaltung bildete die Übergabeder „Charta der Vielfalt“ an 18 Unternehmen und Insti-tutionen in OWL. Die Charta der Vielfalt ist eine Initiativeder deutschen Wirtschaft unter Schirmherrschaft der

Bundeskanzlerin.

Mit Unterzeichnungder Charta verpflich-ten sich die Unter-nehmen und öffent-lichen Einrichtungenein Arbeitsumfeld zuschaffen, das frei vonVorurteilen und Aus-grenzung ist und alleTalente in der Beleg-schaft anerkenntund fördert.

Mit der Unterzeichnung in Lemgo kommen acht Prozent der Chartaunterzeich-ner mit mehreren Tausenden Beschäftigten bundesweit in OWL zusammen.Auch damit ist ein Zeichen gesetzt: Integration wird zunehmend als Aufgabeauch von den Unternehmen und Institutionen der Mehrheitsgesellschaft wahr-genommen.

Signal für eine Modellregion OWL

„Charta der Vielfalt“

Berufsbezogene Sprachförderung: Die Problemanzeigeaus OstWestfalenLippe und ihre Wirkung

D ie berufsbezogene Sprachförderung ist eines der wichtigsten In-strumente in der Arbeitsmarktpolitik. Im April 2008 ist die Zustän-digkeit für diesen Bereich von der Bundesagentur für Arbeit undden Trägern der Grundsicherung auf das Bundesamt für Migrationund Flüchtlinge übertragen worden. Die berufsbezogenen Deutsch-

kurse bieten Migranten/-innen häufig die einzige Gelegenheit zur Verbesse-rung ihrer sprachlichen Kompetenzen.

In OstWestfalenLippe gibt es einen dokumentierten Bedarf an berufsbezoge-nen Deutschkursen für weit über tausend Personen. Die Chancen, die sichaus dem ESF-BAMF Programm ergeben, müssen im Interesse der Migranten/-innen unbedingt genutzt werden. Die formale Programmumsetzung auf Sei-ten des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge erwies sich jedoch als regel-rechter Flaschenhals.

Es zeichnete sich frühzeitig ab, dass die bereit gestellten EU-Mittel auf diese

Dr. Wolfgang SieberBereichsleiter ArbeitsmarktintegrationNetzwerk Lippe gGmbH

Mit der „Charta der Vielfalt“ in den Händen: Teilneh-mer/-innen des 3. Integrationskongresses in OWL

EU-Mittel konnten nicht ausgeschöpft werden

Weitere Informationen unter:

Netzwerk Lippe gGmbHDr. Wolfgang SieberMail: [email protected]

OWL aktuell

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Terminkalender

Die nächste Ausgabe von Forum OWLerscheint im April 2010.

26. - 28. Februar 2010Messe my job-OWL 2010Messezentrum, Bad Salzuflen

19. Januar 20103. Integrationskonferenz Kreis PaderbornAspethera-Hotel, Paderborn

Weise nicht annähernd genutzt werden können und letztendlich zum großenTeil an die EU zurückfließen werden. Für das laufende Jahr können bundesweitmaximal 15-20 Prozent der bereitgestellten Mittel abgerufen und dementspre-chend nur wenige Teilnehmende erreicht werden. Hieraus ergab sich ein drin-gender Handlungsbedarf.

In einer Sitzung des Arbeitskreises Berufsbezogenes Deutsch im Rahmen desThemenkreises Integration der Initiative für Beschäftigung OWL e. V. wurdeEnde Mai eine Problemanzeige beschlossen. U.a. wurden das gesamte An-tragsverfahren, die Zuschnitte der Förderregionen, die hohen Eigenanteile unddie nicht finanzierten Programmbestandteile problematisiert.

Die unterzeichnenden Arbeitsmarktakteure in OstWestfalenLippe haben diepolitischen Akteure daher eindringlich gebeten, auf die Programmverantwort-lichen einzuwirken, zur Vereinfachung des Verfahrens und somit zur Möglich-keit der zügigen, bedarfsgerechten Förderung im Rahmen des ESF-BAMF- Pro-gramms beizutragen. Starke Unterstützung beim Schritt in die Politik leistetedie Initiative für Beschäftigung OWL e. V.

Insgesamt 27 Institutionen und Organisationen aus OstWestfalenLippe un-terstützen die Problemanzeige, darunter alle operativen Träger des Programmsin der Region und alle Träger der Grundsicherung. Die Federführung hat dieNetzwerk Lippe gGmbH übernommen. Das Bundesamt für Migration und Flücht-linge hat auf der Leitungsebene schnell reagiert und zu Gesprächen eingela-den. Die Problemanzeige aus OWL war nach Angaben des BAMF die detaillierte-ste und umfassendste in ganz Deutschland.

Sowohl in einem Termin am 20. Juli in Köln als auch in einem Termin beimBundesarbeitsministerium mit den Staatssekretären Scheele und Brandneram 12. August in Berlin konnte die Problemanzeige vorgetragen und erläutertwerden. Bereits zum Termin im BMAS hat das BAMF schriftlich umfassendeÄnderungen in der Programmgestaltung angekündigt. Nach mehreren Regional-konferenzen (u.a. am 02. September in Köln) wurden die Richtlinien schließ-lich zum 01. Oktober 2009 geändert.

Dies erleichtert die Möglichkeit, Anträge zu stellen und Kurse durchzuführen.Derzeit laufen in OWL sieben Kurse (Minden-Lübbecke, Lippe und Paderborn),fünf weitere sind konkret geplant (Bielefeld, Herford, Höxter und Gütersloh).

Der „Durchbruch“ ist in der berufsbezogenen Sprachförderung noch nichterreicht. Große Baustellen gibt es noch im Bereich der Kofinanzierung und desAufwands bei der Antragstellung. Die Träger hoffen auf eine Verbesserungauch in diesen Bereichen, damit die Durchführung der Kurse reibungsloserund zügiger wird.

Erfolgreiche Problemanzeige aus OWL

LEXIKON

Der Begriff Fallmanagement bzw. Fallma-nager scheint, obwohl seines Zeichens ein Fach-begriff – und ein solcher ist ja bekanntlich nichtimmer sofort beim ersten Hören verständlich,daher auch der Begriff Fachidiot, den wiederum,kaum ausgesprochen, jeder sofort versteht –unmissverständlich und schnörkellos genau denSachverhalt zu umschreiben, für den er im Allge-meinen Anwendung findet: Jemand kümmertsich um einen bestimmten Vorgang bzw. eineAngelegenheit .

Auf den Arbeitsmarkt bezogen steht hinter demVorgang eine Person, um deren berufliche, zu-meist verbunden mit ihren persönlichen Angele-genheiten sich das Fallmanagement bzw. derFallmanager bemüht. Da Sie als Leser/-in amEnde dieser Ausgabe angekommen sind, sollteSie diese Tatsache nun nicht mehr überraschen.

Betrachtet man allerdings jedes der Wörter, ausdenen sich Fallmanagement zusammensetzt –also Fall und Management – für sich genom-men, gewinnt man durchaus den Eindruck, dassder Begriff gar nicht mehr so eindeutig zu verste-hen ist. Denn hier wurden – entsprechend demCharakter des damit beschriebenen progressivenund dynamischen Systems – zwei eher negativbesetzte Begriffe zu einem positivem Ganzen ver-schmolzen. Ganz nach der mathematischen Stan-dardregel, dass Minus multipliziert mit Minusein Plus ergibt.

Denn Fall steht im Allgemeinen zuerst einmalfür Absturz, Unfall, Krankheitsfall, eine Justizan-gelegenheit oder ein altes Feudalrecht. Als wert-freiere Varianten stehen außerdem mathemati-sche Unterscheidungen, die grammatische De-klination eines Nomens sowie seemännisch fürHeraufziehen oder Herablassen eines Taus zurAuswahl.

Und über das Image des klassischen Manage-ments, der Unternehmensführung also, das inZeiten der Wirtschaftskrise und des sich vielfach-abzeichnenden Unvermögens seiner Repräsen-tanten doch arg gelitten hat, muss man hier wohlkeine großen Worte mehr mehr verlieren.

Fazit: Wenn Sie das nächste Mal den BegriffFallmanagement hören, können Sie die verschie-densten Sachverhalte damit in Verbindung brin-gen – aber ihn letztendlich immer in seiner ein-deutig positiven Bedeutung verstehen.

Weitere Informationen unter:

Netzwerk Lippe gGmbHDr. Wolfgang SieberMail: [email protected]