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BEK Forum November 2017 Bremen hat gefeiert 55 4 5Bremen hat gefeiert BEK Forum November 2017 Edda Bosse Präsidentin des Kirchenausschusses der Bremischen Evangelischen Kirche „Viel Schwung für die Zukunft“ Das Reformationsjubiläum 2017 war durchzogen von weltweit vie- len aufregenden Ereignissen und Beunruhigungen: Menschen flie- hen, um Leib und Leben zu retten, überall muss nachdrücklich Mei- nungsfreiheit eingefordert und für eine in Frieden gelebte Vielfalt von Lebensformen, für Gleichheit und Gerechtigkeit geworben werden. Dieses Jubiläum hat uns gelehrt, dass wir die Kultur des Gesprächs und des Zuhörens achten und pflegen, nicht nur Meinungen kundtun, sondern auch Haltung zeigen müssen. Es hat uns gut getan, beispiels- weise die Begriffe „Freiheit“ oder „Bildung“ auf unsere Lebenswirk- lichkeit hin zu beziehen. Ich glaube, dass wir aus vielen Formaten, die wir 2017 ausprobiert haben, lernen und Schwung für die Zukunft mitnehmen. Immer wieder standen theologischen Kernaussagen der Reformation im Zentrum von Gottesdiensten, Debatten oder Vorträ- gen. „Gnade“, „Seelenheil“, „Verdienst“ oder „Werkgerechtigkeit“ scheinen keine ausgestorbenen Begriffe zu sein, wenn man das hohe Interesse an Klärung und Gegenwartsbezug sieht. Zudem wurde zum Beispiel durch „healing of memories“ eine Intensivierung des ökume- nischen Dialogs spürbar, ein besonderer Meilenstein auf dem Weg zu Verständigung und Einigung. Für den Reformationstag haben alle Beteiligten aus Gemeinden und Gesamtkirche ihr Bestes gegeben. Es wurde ein voller, gigantischer, alle Erwartungen übertreffender Erfolg. Tausende Bremerinnen und Bremer haben den Tag zu einem unvergleichlichen Fest gemacht. Den vielen fröhlichen, friedlichen, interessierten Menschen merkte man an, wie willkommen sie sich in den Kirchen unsere Stadt fühlten. Die große Resonanz ist Bestätigung und Appell zugleich – wir dürfen uns darüber sehr freuen und unsere Arbeit mit Gottes Hilfe fortsetzen. Maria Esfandiari Reformationsbotschafterin der Bremischen Evangelischen Kirche „Toleranz und Respekt sind leichter als gedacht“ Ich habe als Katholikin 2017 nicht nur viel über die Reformation gelernt, sondern es war ein Jahr voller toller Begegungen und spannender Ereignisse. Es war eine schöne Zeit für Jens Böhrnsen und mich als Reformationsbotschafter, auch in der Begeisterung für die Themen der Reformation. Martin Luther und die anderen Reformatoren haben gezeigt, dass man sich wehren kann und muss. Nämlich immer, wenn Menschen den Glauben und die Kirche für ihre ganz persönlichen Interessen und Machtspiele ausnutzen und missbrauchen. Denn das war nicht nur vor 500 Jahren so. Das gibt es leider auch heute noch in dieser Welt. Viele andere Werte, die mir wichtig sind, wurden auch durch die Reformation mit angestoßen. Dass Frauen gleichberechtigt sind, dass man seine Meinung frei aussprechen kann und dass jeder Mensch für die Gesellschaft Verantwortung übernehmen kann. Leider sind diese schönen Werte in unserer Welt immer noch nicht selbstverständlich. Frei zu denken und frei zu leben ist ein Privileg, das vielen Menschen fehlt. Darum muss die Reformation immer weitergehen. 2017 hat mich mehr denn je überzeugt: Es gibt nichts Schöneres, als in Vielfalt von Religionen und Kulturen zu leben. Wer sich auf das „Anderssein“ seiner Mitmenschen einlässt, der merkt: Toleranz und Respekt sind leichter, als gedacht. Aus der Angst vor dem „Fremden“ wir dann Dankbarkeit und die Möglichkeit, gemeinsam die Liebe Gottes zu feiern. So muss die Reformation auch nach 2017 weitergehen! Jens Böhrnsen Reformationsbotschafter der Bremischen Evangelischen Kirche „Der Auftrag der Reformation geht unverändert weiter“ Für die EKD-weit einzigartige Idee zu einem ökumenischen Botschaf- ter-Team bin ich der BEK dankbar. Für mich war es eine echte Be- reicherung, bei den vielen Gemeindeveranstaltungen eine lebendige Kirche zu erleben und bremenweit bei Auftritten, unter anderem in Bürgerhäusern, Sportvereinen oder Senioreneinrichtungen, ein gro- ßes Interesse an der Reformation zu spüren. Wir haben 2017 keine Werbetour für eine Jubelfeier gemacht. Reformation ist die Aufgabe, immer wieder auch kritisch zu den Quellen des Glaubens und des Le- bens zurückzufinden und darüber nachzudenken. Das geht nach dem 31. Oktober 2017 unverändert weiter. Ich unterstütze daher die Idee, den Reformationstag zum dauerhaften Feiertag zu machen. Man muss ihn inhaltlich so umfassend verstehen, wie es die Reformation selber und ihre Wirkungsgeschichte auch sind. Sie war weit mehr als ein kirchliches und religiöses Ereignis, sie ist eine Freiheits- bewegung und Bildungsrevolution. Freiheit und Verantwortung, Gleichheit, Toleranz und Respekt, Menschenrechte und Menschen- würde in einer religiös vielfältigen Gesellschaft sind aus meiner Sicht bleibend aktuell. Ich habe in diesem Jahr viele Menschen ge- troffen und dabei erlebt, dass die Reformation ein immerwährender Auftrag ist, uns für die Menschenrechte einzusetzen. „Danke für ein buntes Reformationsjubiläum“ Alle, egal ob in Gemeinden oder gesamtkirchlichen Einrichtungen, haben gemacht, was sie gut können, und das hat das Reformationsjubiläum in Bremen bunt, vielfältig und sehr erfolgreich gemacht. Es gibt ein Bedürfnis, sich mit den Anliegen der Reformation auseinander zu setzen. Uns ist es gemeinsam ganz offensichtlich gelungen, diese Themen ins Jahr 2017 zu transportieren. Die große Resonanz hat mich begeistert. Daran sollten wir jetzt ermutigt und motiviert anknüpfen – ganz herzlichen Dank an alle, die mitgewirkt und diesen großartigen Reformationstag möglich gemacht haben! Meine Reformationsbilanz Renke Brahms Schriftführer des Kirchenausschusses der Bremischen Evangelischen Kirche „Ein wahres Reformationsfeuerwerk“ Die evangelische Kirche hat sich insgesamt beim Reformationsjubi- läum als kampagnenfähig erwiesen und die Landeskirchen stärker zusammengebracht – uns als Bremer vor allem mit unseren Nach- barkirchen im Nordwesten. Mit unseren zwei bremischen Veranstal- tungsschwerpunkten im Frühjahr zum Europäischen Stationenweg der Reformation und jetzt rund um den 31. Oktober lagen wir richtig. Beides haben wir zentral vorbereitet, trotzdem gab es mit 350 Einzel- veranstaltungen ein wahres Reformationsfeuerwerk in den Gemein- den. Dieses enorme Engagement hat mich gefreut. Meine Highlights waren der Geschichtenabend mit jugendlichen Flüchtlingen und Migranten in der Bürgerschaft, unsere Nordwest-Kooperation in Wit- tenberg mit der Denkbar, vor allem aber Jugendveranstaltungen wie die Konficamps und die Refoparty mit dem Luther-Musiktheaterstück der Jugendkirche. Wir waren bremenweit in den Gemeinden mit Gottesdiensten am Reformationstag präsent und haben gleichzeitig tolle zentrale Veranstaltungen wie die Klanginstallation im Dom und die Lichtkunst auf dem Domshof auf die Beine gestellt. Berührt und beglückt hat mich der gute ökumenische Geist bei diesem Jubiläum – wir haben gemeinsam mit den Katholiken und anderen ACK-Kir- chen gefeiert, aber bei unserem ökumenischen Pfingsttreffen auch die internationale Dimension der Reformation mit unseren weltweiten Partnern zum Klingen gebracht. Der 31. Oktober sollte Feiertag blei- ben – um die gesellschaftlich wichtigen Impulse der Reformation wie Freiheit und Verantwortung, Bildung und Vielfalt für uns heute weiter zu bedenken und zu feiern. Dahinter können sich – denke ich – alle politischen, gesellschaftlichen und religiösen Gruppen versammeln. fotos Nikolai Wolff porträts Kerstin Rolfes, Matthias Dembski Jutta Schmidt Reformationsbeauftragte der Bremischen Evangelischen Kirche Reformationsgottesdienst im St. Petri Dom Bremen hat gefeiert!

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BEK Forum November 2017 Bremen hat gefeiert 554 5Bremen hat gefeiert BEK Forum November 2017

Edda BossePräsidentin des Kirchenausschusses der Bremischen Evangelischen Kirche

„Viel Schwung für die Zukunft“

Das Reformationsjubiläum 2017 war durchzogen von weltweit vie-

len aufregenden Ereignissen und Beunruhigungen: Menschen flie-

hen, um Leib und Leben zu retten, überall muss nachdrücklich Mei-

nungsfreiheit eingefordert und für eine in Frieden gelebte Vielfalt von

Lebensformen, für Gleichheit und Gerechtigkeit geworben werden.

Dieses Jubiläum hat uns gelehrt, dass wir die Kultur des Gesprächs

und des Zuhörens achten und pflegen, nicht nur Meinungen kundtun,

sondern auch Haltung zeigen müssen. Es hat uns gut getan, beispiels-

weise die Begriffe „Freiheit“ oder „Bildung“ auf unsere Lebenswirk-

lichkeit hin zu beziehen. Ich glaube, dass wir aus vielen Formaten,

die wir 2017 ausprobiert haben, lernen und Schwung für die Zukunft

mitnehmen. Immer wieder standen theologischen Kernaussagen der

Reformation im Zentrum von Gottesdiensten, Debatten oder Vorträ-

gen. „Gnade“, „Seelenheil“, „Verdienst“ oder „Werkgerechtigkeit“

scheinen keine ausgestorbenen Begriffe zu sein, wenn man das hohe

Interesse an Klärung und Gegenwartsbezug sieht. Zudem wurde zum

Beispiel durch „healing of memories“ eine Intensivierung des ökume-

nischen Dialogs spürbar, ein besonderer Meilenstein auf dem Weg zu

Verständigung und Einigung.

Für den Reformationstag haben alle Beteiligten aus Gemeinden und

Gesamtkirche ihr Bestes gegeben. Es wurde ein voller, gigantischer,

alle Erwartungen übertreffender Erfolg. Tausende Bremerinnen und

Bremer haben den Tag zu einem unvergleichlichen Fest gemacht. Den

vielen fröhlichen, friedlichen, interessierten Menschen merkte man

an, wie willkommen sie sich in den Kirchen unsere Stadt fühlten. Die

große Resonanz ist Bestätigung und Appell zugleich – wir dürfen uns

darüber sehr freuen und unsere Arbeit mit Gottes Hilfe fortsetzen.

Maria EsfandiariReformationsbotschafterin der Bremischen Evangelischen Kirche

„Toleranz und Respekt sind leichter als gedacht“

Ich habe als Katholikin 2017 nicht nur viel über die Reformation gelernt,

sondern es war ein Jahr voller toller Begegungen und spannender

Ereignisse. Es war eine schöne Zeit für Jens Böhrnsen und mich als

Reformationsbotschafter, auch in der Begeisterung für die Themen

der Reformation. Martin Luther und die anderen Reformatoren haben

gezeigt, dass man sich wehren kann und muss. Nämlich immer, wenn

Menschen den Glauben und die Kirche für ihre ganz persönlichen

Interessen und Machtspiele ausnutzen und missbrauchen. Denn das war

nicht nur vor 500 Jahren so. Das gibt es leider auch heute noch in dieser

Welt. Viele andere Werte, die mir wichtig sind, wurden auch durch die

Reformation mit angestoßen. Dass Frauen gleichberechtigt sind, dass

man seine Meinung frei aussprechen kann und dass jeder Mensch für

die Gesellschaft Verantwortung übernehmen kann. Leider sind diese

schönen Werte in unserer Welt immer noch nicht selbstverständlich.

Frei zu denken und frei zu leben ist ein Privileg, das vielen Menschen

fehlt. Darum muss die Reformation immer weitergehen. 2017 hat mich

mehr denn je überzeugt: Es gibt nichts Schöneres, als in Vielfalt von

Religionen und Kulturen zu leben. Wer sich auf das „Anderssein“ seiner

Mitmenschen einlässt, der merkt: Toleranz und Respekt sind leichter, als

gedacht. Aus der Angst vor dem „Fremden“ wir dann Dankbarkeit und

die Möglichkeit, gemeinsam die Liebe Gottes zu feiern. So muss die

Reformation auch nach 2017 weitergehen!

Jens BöhrnsenReformationsbotschafter der Bremischen Evangelischen Kirche

„Der Auftrag der Reformation geht unverändert weiter“

Für die EKD-weit einzigartige Idee zu einem ökumenischen Botschaf-

ter-Team bin ich der BEK dankbar. Für mich war es eine echte Be-

reicherung, bei den vielen Gemeindeveranstaltungen eine lebendige

Kirche zu erleben und bremenweit bei Auftritten, unter anderem in

Bürgerhäusern, Sportvereinen oder Senioreneinrichtungen, ein gro-

ßes Interesse an der Reformation zu spüren. Wir haben 2017 keine

Werbetour für eine Jubelfeier gemacht. Reformation ist die Aufgabe,

immer wieder auch kritisch zu den Quellen des Glaubens und des Le-

bens zurückzufinden und darüber nachzudenken. Das geht nach dem

31. Oktober 2017 unverändert weiter. Ich unterstütze daher die Idee,

den Reformationstag zum dauerhaften Feiertag zu machen. Man muss

ihn inhaltlich so umfassend verstehen, wie es die Reformation

selber und ihre Wirkungsgeschichte auch sind. Sie war weit mehr

als ein kirchliches und religiöses Ereignis, sie ist eine Freiheits-

bewegung und Bildungsrevolution. Freiheit und Verantwortung,

Gleichheit, Toleranz und Respekt, Menschenrechte und Menschen-

würde in einer religiös vielfältigen Gesellschaft sind aus meiner

Sicht bleibend aktuell. Ich habe in diesem Jahr viele Menschen ge-

troffen und dabei erlebt, dass die Reformation ein immerwährender

Auftrag ist, uns für die Menschenrechte einzusetzen.

„Danke für ein buntes Reformationsjubiläum“

Alle, egal ob in Gemeinden oder gesamtkirchlichen

Einrichtungen, haben gemacht, was sie gut können,

und das hat das Reformationsjubiläum in Bremen

bunt, vielfältig und sehr erfolgreich gemacht. Es gibt

ein Bedürfnis, sich mit den Anliegen der Reformation

auseinander zu setzen. Uns ist es gemeinsam ganz

offensichtlich gelungen, diese Themen ins Jahr 2017 zu

transportieren. Die große Resonanz hat mich begeistert.

Daran sollten wir jetzt ermutigt und motiviert anknüpfen

– ganz herzlichen Dank an alle, die mitgewirkt und diesen

großartigen Reformationstag möglich gemacht haben!

Meine Reformationsbilanz

Renke BrahmsSchriftführer des Kirchenausschusses der Bremischen Evangelischen Kirche

„Ein wahres Reformationsfeuerwerk“

Die evangelische Kirche hat sich insgesamt beim Reformationsjubi-

läum als kampagnenfähig erwiesen und die Landeskirchen stärker

zusammengebracht – uns als Bremer vor allem mit unseren Nach-

barkirchen im Nordwesten. Mit unseren zwei bremischen Veranstal-

tungsschwerpunkten im Frühjahr zum Europäischen Stationenweg

der Reformation und jetzt rund um den 31. Oktober lagen wir richtig.

Beides haben wir zentral vorbereitet, trotzdem gab es mit 350 Einzel-

veranstaltungen ein wahres Reformationsfeuerwerk in den Gemein-

den. Dieses enorme Engagement hat mich gefreut. Meine Highlights

waren der Geschichtenabend mit jugendlichen Flüchtlingen und

Migranten in der Bürgerschaft, unsere Nordwest-Kooperation in Wit-

tenberg mit der Denkbar, vor allem aber Jugendveranstaltungen wie

die Konficamps und die Refoparty mit dem Luther-Musiktheaterstück

der Jugendkirche. Wir waren bremenweit in den Gemeinden mit

Gottesdiensten am Reformationstag präsent und haben gleichzeitig

tolle zentrale Veranstaltungen wie die Klanginstallation im Dom und

die Lichtkunst auf dem Domshof auf die Beine gestellt. Berührt und

beglückt hat mich der gute ökumenische Geist bei diesem Jubiläum

– wir haben gemeinsam mit den Katholiken und anderen ACK-Kir-

chen gefeiert, aber bei unserem ökumenischen Pfingsttreffen auch die

internationale Dimension der Reformation mit unseren weltweiten

Partnern zum Klingen gebracht. Der 31. Oktober sollte Feiertag blei-

ben – um die gesellschaftlich wichtigen Impulse der Reformation wie

Freiheit und Verantwortung, Bildung und Vielfalt für uns heute weiter

zu bedenken und zu feiern. Dahinter können sich – denke ich – alle

politischen, gesellschaftlichen und religiösen Gruppen versammeln.

fotos Nikolai Wolff

porträts Kerstin Rolfes, Matthias Dembski

Jutta SchmidtReformationsbeauftragte der

Bremischen Evangelischen Kirche

Reformationsgottesdienst im St. Petri Dom

Bremen hat gefeiert!

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BEK Forum November 2017 Bremen hat gefeiert 76 Bremen hat gefeiert BEK Forum November 2017

Katharina KisslingStellvertretende Landeskirchenmusikdirektorin

„Die Resonanz hat mich begeistert“

Ich bin von der großen Resonanz begeistert, auf die

unsere Angebote gestoßen sind: Gottesdienste und

Musikveranstaltungen waren überall voll. In der

ganzen Stadt war eine friedliche und entspannte

Stimmung zu spüren. Mit „Kirche geht auf den

Markt“ waren wir insgesamt sehr zufrieden. Wir

haben gelernt, dass ein möglichst großer Posau-

nenchor am meisten Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Die Gespräche mit den Promis waren wirklich hö-

renswert – im Nachhinein denke ich, wir hätten sie

aufzeichnen sollen.

Tobias GravenhorstLeitender Kirchenmusiker am St. Petri Dom

„Offener Raum für Spiritualität & Miteinander“

Das Reformationsjubiläum war Anlass, aus der Per-

spektive des Musikers sowohl zurück als auch nach

vorn zu blicken. So haben wir etwa in historischen

Gottesdiensten die Geschichte unserer Liturgie

nachvollzogen. Auf der anderen Seite spürten wir

in Konzerten mit Neuer Musik die bahnbrechende

Wirkung der Suche nach Authentizität auch in der

Gegenwart. Die aufwändigste Veranstaltung war die

erfolgreichste: Am Reformationstag strömten sehr

viele Menschen zur Klanginstallation durch den

Dom und erlebten ihn neu als Raum der Spirituali-

tät und des Miteinanders.

Diemut MeyerPastorin an der Kutlturkirche St. Stephani

„Vision einer menschenfreundlichen Zukunft“

Wenn viele, viele Menschen in einer Kirche zusam-

menkommen. Bei leichter, tänzerischer Musik sich

wiegen, lachen und am Liebsten tanzen würden,

essen und miteinander ins Gespräch kommen, sich

von Künstlerinnen und Künstlern, ihren Werken und

Reformulierungen zur Reformation für ihr eigenes

Leben inspirieren lassen – dann ist Reformations-

tag in der Kulturkirche. Gemeinsam haben wir das

bei unserem „Kunst-und Kaffee-Nachmittag“ erlebt:

eine Gemeinschaft, die sich nicht von der Angst der

Welt einschüchtern lässt. Bei der durch die Musik,

Kunst und Theologie die Vision einer menschen-

freundlichen Zukunft aufscheint. Für diese Vision

hat die Kulturkirche im Reformationsjahr sehr gerne

ihre Türen geöffnet.

Kirsten VögeKita-Leiterin und Mitglied im Gleichstellungsbeirat

„Gleiche Chancen –ein Grund zum Feiern“

Mit vielen tausenden Gästen im Juni „Luthers Hoch-

zeit“, ein mittelalterliches Stadtfest in Wittenberg

erleben zu dürfen, war toll. Die Gespräche in der

„Denkbar“ und auf der Straße über Glauben, Bibel

und Politik haben mich nachhaltig beeindruckt.

„Gleiche Bildungschancen für alle“ ist ein Thema,

das mich in meiner alltäglichen Arbeit in der Kita

beschäftigt, und das seinen Ursprung in der Refor-

mation hat: Wissen für mehr Menschen zugänglich

machen. Für mich ein Grund zum Feiern, was wir

am Reformationstag auf dem Marktplatz ausgiebig

getan haben. Ich bin als Marketenderin vielen netten

Gästen begegnet und konnte ihnen Informationen

und Genuss anzubieten - ein schönes Fest für alle!

Theresa PieperGleichstellungsbeauftragte der BEK

„Reformation heißt Rollenbilder hinterfragen“

Mein persönliches Highlight des Reformationsju-

biläums war der Reformationstag selbst. Im Got-

tesdienst im Dom habe ich mich auch gemeinsam

mit katholischen Geschwistern gefreut, wie viel-

fältig Kirche ist und was versöhnte Verschieden-

heit bedeutet. Auch mit der guten Resonanz beim

Frauenmahl in der Kulturkirche mit über 100 Frau-

en war ich sehr zufrieden. Dort haben wir an die

vielfach unerwähnten Frauen erinnert, die in der

Reformation Verantwortung übernommen haben.

Das hat mich angeregt, kirchliche Traditionen auch

in Bezug auf Gerechtigkeit, Gleichstellung und

Geschlechtlichkeit immer wieder neu zu hinterfra-

gen und mich davon herausfordern zu lassen.

Bernd KuschnerusStellvertretender Schriftführer &

Pastor in der Melanchthon-Gemeinde

„Viele Menschen habenihren Glauben gefeiert“

Von den bewegenden Fluchtgeschichten junger

Menschen im Rahmen des Europäischen Statio-

nenweges, über die spannenden Diskussionen mit

der Politik und mit internationalen ökumenischen

Gästen in Bremen und in unserer Wittenberger

„Denkbar“ bis hin zu den fröhlichen Begegnun-

gen beim Kindertag und der Jugend-Refo-Party am

30. Oktober gab es für mich eine Fülle von Glanz-

punkten im Jubiläumsjahr. Der Reformationstag

war für mich ein großartiges Highlight. Besonders

bewegend fand ich, abends die Posaunen auf dem

Domshof zu hören und die Lichtinstallation zu

sehen. Und es war eine Freude zu erleben, wie viele

sich beteiligt haben, und wie viele sich beschwingt

in die Kirchen und auf die Plätze einladen ließen.

Offenbar gibt es bei zahlreichen Menschen den

Wunsch, ihren Glauben öffentlich zu feiern. Dass

dieses so häufig konfessionsübergreifend geschehen

ist, empfinde ich als bedeutendes Geschenk, an das

wir anknüpfen sollten. Die spezifisch reformatori-

sche Freiheitsperspektive angesichts der aktuellen

gesellschaftlichen Entwicklungen in die Öffentlich-

keit zu tragen, bleibt eine wichtige und lohnende

Aufgabe.

Das Reformationsjubiläum in Bremen war passend zur Bremischen Evangelischen Kirche bunt, kreativ,

lebendig und vielfältig. Deshalb haben wir viele Menschen, die aktiv dabei waren und die vielen Veran-

staltungen mitgestaltet haben, nach ihren Eindrücken, Erfahrungen und Highlights gefragt. Diejenigen,

die sich mit Statements bei der Redaktion zurückgemeldet haben, kommen auf den folgenden Seiten

mit ihrer ganz persönlichen Reformationsbilanz zu Wort.

Aktion „Kirche geht auf den Markt“mit dem Evangelischen Posaunenwerk

Rundfunkgottesdienstmit Maria Esfandiari

Großer Publikumsandrang beimKindermusical in St. Ansgarii

Senatsempfang am Reformationstagin der Oberen Rathaushalle

Kinderkathedraleim Garten des forum Kirche

„Healing of Memories“ mit Renke Brahms und dem Ökumenebeauftragten des Bistums Osnabrück Reinhard Molitor

Mitsing-Konzert am Reformationstag inder Kirche Unser Lieben Frauen

Marketenderinnen am Reformationstagin der Bremer City

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BEK Forum November 2017 Bremen hat gefeiert 98 Bremen hat gefeiert BEK Forum November 2017

Henrike WeyhLeiterin des Dommuseums

„Reformation als Thema der ganzen Kulturwelt“

Unsere Konfirmationsausstellung im Dom war ein

voller Erfolg. Gefreut habe ich mich vor allem über

die vielen spannenden Gespräche der Besucher

untereinander und bei den Führungen. Unsere Aus-

stellung hat auch die Kooperation mit dem Alten

Gymnasium beflügelt, das selber eine Ausstellung

zu den reformatorischen Wurzeln gestaltete. Bei

der Langen Nacht der Museen war ich in fünf Häu-

sern als Gastrednerin eingeladen. Die oft gehörte

Aussage „Wir können 2017 die Lange Nacht nicht

ohne Reformation feiern“ zeigt, dass die Reformation

als ein Thema der gesamten Kulturwelt wahrgenom-

men wurde, was mich sehr gefreut hat.

Heiko Lucht

Koordinationsstelle

Konfirmandenarbeit Bremen-Nord

„Konfi-Camps ziehen jetzt schon Kreise“

Über 400 Konfis, Teamerinnen und Hauptberufliche

aus 20 Gemeinden der BEK haben an drei Konfi-

Camps in Wittenberg teilgenommen. Alle gemeinsam

haben mit hunderten anderer Konfis aus anderen

Landeskirchen den besonderen Geist der Konfi-

Camps fernab des Alltags erlebt: Begegnungen, die

Vielfalt von Möglichkeiten und das Erlebnis, mit

vielen anderen gemeinsam über Glaubensfragen

nachzudenken, machen das Format „Konfi-Camp“

zu einem besonderen und nachhaltigen Highlight in

der Konfi-Zeit, das in der BEK schon jetzt Kreise zieht.

Denn Konfi-Camps lassen Gemeinschaft entstehen,

die gut tut.

Mareike HinzeMitarbeiterin bei PiKS

(Projekte in Kirche und Schule)

„Weitere Kooperationen mit Schulen angestoßen“

Mein Highlight war, dass sich so viele Schulen so

intensiv mit der Reformation beschäftigt haben, teils

ganze Schultage lang. Ich habe erlebt, dass Refor-

mation nicht nur ein Thema der Kirche ist: Glaube

und gesamtgesellschaftliche Entwicklungen waren

bei den Schülerinnen und Schülern im Blick. In un-

serem Modul „Standpunkte beziehen“ ging es bei-

spielsweise um die Meinungen der Jugendlichen zu

ihren Lebensthemen und darum, was es heißt, sich

dafür einzusetzen. Wir waren außerdem mit vielen

Schülergruppen in der Konfirmationsaussstellung

im Dom, was weitere Kooperationen mit Schulen

angestoßen hat.

Simona HerzReferentin der Evangelischen Jugend

„Mit den Thesen der Refo-Party weiterarbeiten“

Die Kinderkathedrale und die Refo-Party mit 650

Jugendlichen haben Kindern und Jugendlichen ein

wesentliches Anliegen der Reformation gezeigt:

„Ich kann mitmischen, ich habe etwas beizutra-

gen.“ Als Jugendverband ist es uns gelungen, das

Thema für Kinder und Jugendliche herunterzubre-

chen: Reformation = Erneuerung! Was bedeutet

das für uns als kirchliche Jugend, wo ist Erneuerung

bei uns notwendig? Die Frage wird uns auch in

den kommenden Jahren begleiten. Wir planen, mit

den Thesen, die auf der Refo-Party aufgeschrieben

wurden, im kommenden Jahr weiterzuarbeiten und

eventuell gemeinsam mit dem Kirchenausschuss

zu überlegen, wie diese Thesen auch innerhalb der

BEK weiter diskutiert werden können.

Ragna MillerPastorin der Kirchengemeinde Bremen-Neustadt

„Vom Parkplatz zum Mittelalter-Marktplatz“

Im Frühjahr: Futtern wie bei Luthern. Ein fantastischer

Abend mit Luthers Tischreden. Wunderbar theo-

logische Gespräche an den Tischen. Zwei Poetry/

Preacher-Slam in diesem Jahr: Texte schreiben,

die zugleich tiefsinnnig, theologisch, kämpferisch,

kurzweilig und auf den Punkt formuliert sind, ist

eine reformatorische Aufgabe, die sich auf mein

Predigtschreiben hoffentlich nachhaltig auswirkt.

Unser Mittelalter-Spektakel war eines der schönsten

Gemeindefeste: Ein Parkplatz wird zum Marktplatz

– mit Tetzel, Tanz und Thesen, Schwertkampf und

Schauspiel, Rössern und rennenden Kindern, Feuer

und farbigen Gewändern, Marktfrauen und Martin

Luther! Eine großartige Atmosphäre!

Stefan KreutzPastor in der Gemeinde Unser Lieben Frauen

„Kreative Freiräume für Glauben und Zweifel“

Unser Jahresthema „Himmel & Hölle“ hat viele

Menschen berührt. Die audiovisuelle Installation

zur „Hölle“, die sich Menschen selber bereiten,

ging vielen sehr nahe. Und die Himmelsschaukel

als Gegenpol müsste eigentlich das ganze Jahr hän-

gen, haben wir oft gehört. Sie hat Menschen ge-

danklich so in Bewegung gesetzt, wie man es mit

Worten nicht hinbekommen würde. Für diese wun-

derschöne Erfahrung von sicherem Gehalten-Sein

und gleichzeitigem freien Schwingen haben Men-

schen am Reformationstag schon mal eine Stunde

gewartet. Das ist der klare Auftrag an uns, Men-

schen am Reformationstag auch künftig so offene

und kreative Räume für ihren Glauben, aber auch

für ihre Fragen und ihren Zweifel zu geben.

Führung durch die Konfirmations-Ausstellung „Mündig werden“ im St. Petri Dom

Kabarettist Fatih Çevikkollu in der Friedenskirche

Konfi-Camp in Wittenberg

Künstler-Führung in der Kulturkirche

Musik-Theater der Jugendkirchein Findorff: „Hier stehe ich“

Blechbläser-Oratorium „Anne Frank“ im Bunker Valentin

Kinderaktion „Vor 500 Jahren“ in der Melanchthon-Gemeinde

Kindermusical in St. Ansgarii

Predigt aus derHimmelsschaukel:Stefan Kreutz

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BEK Forum November 2017 Bremen hat gefeiert 51110 5Bremen hat gefeiert BEK Forum November 2017

Manfred Meyer Landesdiakoniepfarrer

„Gerechtigkeit“ im Mittelpunkt

Als Diakonie haben wir beim Reformationsjubiläum

das Thema „Gerechtigkeit“ in den Mittelpunkt gerückt.

Wir haben „Türen der Gerechtigkeit“ mit ganz

unterschiedlichen Menschen in unseren Einrichtungen

gestaltet und dabei vor allem über Teilhabe und

Inklusion nachgedacht. Ob Menschen im Rollstuhl,

Mitarbeitende oder Menschen in der psychiatrischen

Nachsorge – an der Viefalt der Türen lasssen sich

konkrete Lebenserfahrungen ablesen. Diese Aktion

war nach Innen wie nach Außen ein voller Erfolg. Ich

bemerke, dass wir als Diakonie danach wieder verstärkt

zu „Armut und Gerechtigkeit“ angefragt werden.

Jörg MosigPastor in Alt-Hastedt

„Die Reformation in den Stadtteil geholt“

Mit unserer monatlichen Promi-Bürgerkanzel, der

Reihe unterschiedlicher evangelischer Gottesdienst-

formate vom Even Song bis zum Gottesdienst mit

anschließendem Bankett „Futtern wie bei Luthern“

oder unserem ökumenischen Stationenweg mit ei-

ner Prozession durch die Hastedter Straßen am Re-

formationstag haben wir die Reformation zu uns in

den Stadtteil geholt. Im Gemeindehaus-Garten ist

eine kleine Skulpturenlandschaft von Martin und

Käthe Luther bis zu Albert Schweitzer und Dietrich

Bonhoeffer entstanden, die prägende evangelische

Köpfe zeigt. Höhepunkt war der Besuch des palästi-

nensischen Bischofs Munib Younan, bis 2017 Präsi-

dent des Lutherischen Weltbundes, am 11. Novem-

ber, dem Tauftag Martin Luthers.

Dirk von JutrczenkaPastor in St. Remberti

Dialog mit dem Islam gehört heute zur Reformation

Unsere Reihe zum Islam, bei der teils sowohl Ge-

meindesaal als auch die Kirche mit der Videoüber-

tragung voll waren, zeigte, dass Reformation nicht

nur innerkirchliche Nabelschau bedeutet. Interreli-

giöse Fragen, der Dialog zwischen den Religionen

bewegt die Menschen, die Vortragsvideos im Inter-

net wurden tausendfach geklickt. Auch unsere Reihe

mit teils historischen Lutherfilmen kam gut an und

hat gezeigt, wieviel kritischer wir heute die Refor-

mation feiern. Luther ist nicht mehr der National-

held, sondern seine Judenfeindschaft und andere

Schattenseiten kommen zur Sprache. Manches an

ihm bleibt uns heute Gott sei Dank auch fremd, ein

historierendes oder gar triumphalistisches Geden-

ken war 2017 passé.

Henner FlüggerPastor am St. Petri Dom

„PROtestanten Songcontest erstmals im Dom“

Offenbar war es vielen Evangelischen (nach meiner

Beobachtung nicht nur aus der sogenannten Kern-

gemeinde) wichtig, diesen Tag bewusst zu begehen.

Der 31. Oktober hat gezeigt: Wir sind auch mit un-

serem „Kerngeschäft Verkündigung“ attraktiv. Die

gute Resonanz begründet sich auch durch die vie-

len vorbereitenden Veranstaltungen im ganzen Jahr

2017. Wir haben zum dritten Mal das Schulprojekt

„PROtestanten Songcontest“ mit dem Gymnasium

Hamburger Straße durchgeführt. Die Präsentation

fand erstmals als Schulveranstaltung im Dom statt.

Fazit: es braucht Zeit, bis Vertrauen entsteht, aber

der lange Atem hat sich gelohnt.

Carola KrauseAls Fischfrau „Anna“ war in der City regelmäßig

mit Infos zum Reformationsjubiläum unterwegs

„Viele Bremer getroffen, die etwas über ihre Stadtgeschichte lernen wollten“

Plattdeutsch war ein guter Türöffner, um Menschen

für die App „Bremer Reformation“ zu interessieren

und ihnen eine Werbekärtchen in die Hand zu drük-

ken. Vor allem Ältere, aber auch Familien hatten

Lust, die Stadtführungen mit der App kennenzuler-

nen. Touristen waren eher an meinem Outfit inter-

essiert als an der Bremer Reformations-App - dafür

habe ich umso mehr Bremer getroffen, die etwas

über ihre Stadtgeschichte lernen wollten und mein

Platt mochten. Grundsätzlich waren Frauen eher an

der Reformation interessiert als Männer. Besonders

am Musikfest, aber auch bei meinen Sonnabends-

touren durch die City habe ich viele Menschen über

die App und das Thema Reformation informieren

können, schließlich habe ich ja als Fischfrau Anna

die „Original-Zeitzeugin“ aus der App verkörpert:

„Dorüm bün ick heute hier, ick bün nämlich Anna u

ick häff dor jo bannig wat erlebt.“

Petra DetkenLandesausschuss

Deutscher Evangelischer Kirchentag

„Vor die Tür gehen und Menschen einladen“

Ein übermäßig spannendes Jahr geht zu Ende: Euro-

päischer Stationenweg, ein tolles KonfiCamp und

natürlich der Reformationstag in Bremen. Das Pro-

jekt „denkbar.Der Laden“ in Wittenberg hat uns

drei Nordwest-Kirchen noch enger verbunden. Am

Schluss hatten wir dort wirklich ein Stammpubli-

kum. Der große Einsatz der ehrenamtlichen Gast-

geberinnen und Gastgeber hat sehr stark zum Erfolg

beigetragen: Als Kirche vor die Tür zu gehen, Men-

schen einzuladen und offen für Gespräche über

Gott und die Welt zu sein ist das richtige Konzept

– nicht nur für die „denkbar“ in Wittenberg.

Fischfrau Anna auf dem Marktplatz

Türen der Gerechtigkeit:Workshop in Friedehorst

Musik-Theaterstück der Jugendkirche „Hier stehe ich“

„Geschichten vomAnkommen“ mit Jugendlichenin der Bürgerschaft

„Denkbar“ in Wittenberg

Marketenderinnen am Reformationstag

„Kunst und Café“ in der Kulturkirche

Kinderaktion„Aufbruch in eine neue Zeit“ am Dom

Refo-Party der Evangelischen Jugendin Findorff

Gemeindefest am Reformationstagin der Friedensgemeinde

Reges Publikumsinteresse an der Klanginstallation im St. Petri Dom

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BEK Forum November 2017 Bremen hat gefeiert 51312 5Bremen hat gefeiert BEK Forum November 2017

Thorsten BauerLichtkünstler

„Es war gaaanz wunderbar!“

Es war gaaanz wunderbar! Nicht nur am 31. Okto-

ber beim großen Lichtkunst-Finale auf dem Bremer

Marktplatz, sondern auch schon bei den kleinen

Wanderprojektionen im Vorfeld des Reformations-

tages: Zwei Projektoren, fünf Touren, 26 Orte, zwei-

mal Polizeikontakt, insgesamt 15 Minuten Streitge-

spräch zwischen Passanten, 1228 Fotos, ungezählte

Fragen und ein wenig Mut. Beim letzten Foto hatte

ich das Gefühl, ich fange gerade erst an.

Katrin LehmannKita-Leiterin in der Melanchthon-Gemeinde

in der Kinderkathedrale

Mein persönliches Highlight beim Reformationsju-

biläum war die Refoparty mit dem deutschlandweit

ersten Gottesdienst zum 500. Jubiläum mit einer

großartigen Resonanz. Für meine Arbeit in der Kita

war die Kinderkathedrale das Highlight. Den gan-

zen September hindurch konnten dort Kita- und

Grundschulgruppen einen Vormittag lang in die Zeit

Martin Luthers eintauchen. Besonders spannend

waren immer die Begehungen der Kinderkathedra-

le, bei denen jedes Kind einen anderen Lieblingsort

oder ein Lieblingsbild für sich finden konnte. Im

weiteren Verlauf gab es unter anderem eine Aktion,

bei der jedes Kind auf eine Kiste steigen und sagen

durfte, was ihm in der heutigen Zeit nicht gefällt.

So gelang ein Brückenschlag zwischen den Thesen

Luthers, der die Kirche reformieren wollte und dem,

was Kinder heute bewegt, und was sie verändern

möchten. Selbstverständlich dabei waren auch

Gruppen aus katholischen Kindergärten, so dass die

Ökumene schon bei den ganz Kleinen begann.

Saskia Schultheisunterstützte als Pastorin im

Entsendungsdienst das Reformationsfest

„Kirche in der ganzen Stadt sichtbar“

Das Reformationsjubiläum hat eine große Sichtbarkeit

(der Reformation, aber auch der Kirche an sich) in

der Stadt gebracht und damit auch ein neues, frisches

Nachdenken über Reformation in Vergangenheit

und Zukunft. Der Kindertag am Dom hatte dank des

reizvollen Themas „Auf Luthers Spuren“ eine gute

Resonanz und hat allen Beteiligten viel Spaß gemacht.

Aus den Jubiläumsveranstaltungen lerne ich, wie

wichtig es ist, historische Ereignisse in unsere Zeit zu

holen und ihre Aktualität stark zu machen.

Bernd Klingbeil-JahrPastor in der Friedensgemeinde „Zuviel innerkirchliche

Selbstbespiegelung“

Mein persönliches Highlight im Jubiäumsjahr war

ein Besuch in der Reform-Moschee Berlin-Moabit,

die in einer evangelischen Kirchengemeinde un-

tergebracht ist. Es war ungeheuer bewegend, dass

menschenfreundliche Muslime bei menschen-

freundlichen evangelischen Christen eine Heimat

haben. Gutmeinende Menschen aus allen Religi-

onen zusammenzuführen ist unsere Aufgabe, ge-

rade angesichts von wachsendem christlichen wie

salafistischem Fundamentalismus. Deshalb hatten

wir am Reformationstag einen muslimischen Kaba-

rettisten aus dem katholischen Köln eingeladen und

über unsere eigenen Grenzen hinweg gefeiert. Zu

Gast war eine bunte Mischung geistig beweglicher,

auch kirchenferner Menschen, die aber gerade beim

Dialog der Religionen Antworten und Positionen

von uns Evangelischen erwarten. Wir haben in der

Reformationsdekade zuviel innerkirchliche Selbst-

bespiegelung betrieben. Dabei war die Sozialkritik

am frühkapitalistischen Bankenwesen bei Luther

zentral, kommt aber heute kaum zur Sprache. Des-

halb haben wir eine Predigtreihe dazu gemacht.

Ulrike KotheReferentin der Evangelischen Frauen in Bremen

„FrauenMahl in Wittenberg war ein Erlebnis“

Mit 15 Bremerinnen beim FrauenMahl auf dem

Wittenberger Marktplatz und bei der Themenwo-

che „Familien, Lebensformen und Gender“ dabei

gewesen zu sein, war ein Erlebnis. Der Frauengot-

tesdienst am Reformationstag war rappelvoll, auch

unsere anderen Veranstaltungen waren von Frauen

aus ganz Bremen gut besucht. Ein Highlight steht

noch bevor: Am 24. November um 18 Uhr be-

schließen wir „unser“ Reformationsjubiläum in der

Vahrer Christuskirche mit einem Frauengottesdienst

„Reformation heißt hinschauen und handeln – Wir

schlagen die Glocke zur Mahnung“ ab.

Christian SchulkenPastor in der Arsten-Habenhausen

„Luther ist und bleibt populär“

Beim Luther-Musical hatten wir zweimal eine rap-

pelvolle Kirche, die Aufführungen wurden vom Pu-

blikum und bei Facebook gefeiert. Das war nicht

nur ein Event, sondern ein gutes Stück, dass die Bot-

schaft der Reformation verständlich transportierte.

Auch die musikalische Matinee zur Geschichte

des Bremer Gesangbuchs am Reformationstag war

- ebenso wie die Gottesdienste - gut besucht. Wir

hatten Podiumsdiskussionen mit Politikern, aber

auch ökumenische Gesprächsabende, bei denen

wir gemerkt haben: Das konfessionelle Bewusstsein

ist weg, die Menschen sind an den Sachfragen, wie

beispielsweise Erziehung, Werte und Familie inter-

essiert. Trotzdem ist Luther nach wie vor populär.

Mehr Fotos?

Auf flickr gibt es viele weitere Eindrücke

von den Veranstaltungen rund um das

Reformationsjubiläum

Geschichtenmobil in Bremen

Frauenmahl inder Kulturkirche

Klanginstallation im St. Petri Dom

Ausstellung „G-Code“ im Kapitel 8

Kindermusiclal „Luther“in St. Ansgarii

Straßenbahn zum Reformationsjubiläum

Lichtkunst amReformationstag