Friedrich Wilhelm 1849 an Bunsen, Wiederholung Abi 1848
Click here to load reader
Transcript of Friedrich Wilhelm 1849 an Bunsen, Wiederholung Abi 1848
Wiederholung Abitur 1848/49
Friedrich Wilhelm IV., an Christian von Bunsen, den preußischen Botschafter in
London, am 7. Mai 1849:
„ Sie sind von den Eindrücken der Revolution von 1848 überwältigt. Sie haben
dem scheußlichen Bastard von Mensch und Teufel einen ehrlichen Namen
„Teuschland“ gegeben – ich hingegen habe vom 18. bis 19. März bis heute
nichts darin erkannt als den Abfall von Gott. (Oh, lieber Freund, nehmen Sie
dies nicht mit Hohn auf!!!) Ich habe dem Gräuel Bastard, ohne zu zucken und
zu wanken, seinen Namen gegeben. Sehen Sie, lieber Bunsen, da ist der
Umstand, der unser Verständnis, menschlich zu reden, unmöglich macht. –
Neben der Zerstörung des frommen Baues teutscher Sitten, Gliederungen
und Rechte hat das vor Allem mein Herz zerrissen, dass die heilige Losung
„Teuschland“ vielleicht für immer der Verachtung, Verleugnung, der
Entrüstung aller edlen Menschen der künftigen Tage Preis gegeben worden
ist, (...). – Und dem Namen Teuschland klebt nicht die Heiligkeit vom Namen
des Herrn an. Und doch lieb ich Teuschland, seine Ehre und Ruhm und
Geltung mit der Liebe, mit der man am Namen einer unvergleichlichen Mutter
hängt.
Ich sage, wäre es der Paulskirchen Majorität wirklich um die Sache zu tun
gewesen, so gebot der gesunde Menschenverstand so gut als ein Quentchen
Rechtsgefühl und ein Lötchen Glauben an die Ehrlichkeit meiner offiziellen
Äußerungen diesen Patrioten, zuvor die Zustimmung der rechtmäßigen
Obrigkeiten einzuholen. Ich frage warum nicht? Haben Sie sich das denn
nicht gefragt? Alles Ding hat ein Ursach. Also auch dies Ding. – Warum nicht?
Die Antwort ist mir nicht zweifelhaft – weil diese Patrioten (!) die Revolution,
die Souveränität teutscher Nation unwiderruflich dadurch befestigen wollten,
dass sie dem Narren, dem Preußenkönig, ein Hundehalsband umschnallten,
das ihn unauflöslich an die Volkssouveränität fesselte, der Revolution von 48
leibeigen macht! Das, teuerster Freund, ist des Pudels Kern; diese schnöden
Pudels einzige Entschuldigung (...). Daher rührt mein Bescheid an die (...)
Deputation der Paulskirche. Des Bescheides Sinn ist: „Ich kann euch weder ja
noch nein antworten. Man nimmt nur an und schlägt nur aus eine Sache, die
angeboten werden kann, - und Ihr da habt gar nichts zu bieten: das mach ich
mit meines Gleichen ab; jedoch zum Abschied die Wahrheit: gegen
Demokraten helfen nur Soldaten; adieu!“
(Zitiert nach: Leopold von Ranke: Aus dem Briefwechsel Friedrich Wilhelms IV. mit von Bunsen. Leipzig 1873, S. 229ff.).
5
10
15
20
25
30
Aufgabenstellung:
Interpretiere die vorliegende Quelle, indem Du
1. sie analysierst;
2. sie in den historischen Kontext der Jahre 1848/1849 einordnest und
innerhalb dieses Kontexts erläuterst,
3. dich kritisch mit den Auffassungen des Autors zu Herrschaft, Recht und
Nation auseinandersetzt.
Bitte stichpunktartig für 14.01/15.01 vorbereiten.