Für die Heilung ist Sauerstoff nötig

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74 MMW-Fortschr. Med. Nr. 20 / 2012 (154. Jg.) PHARMAFORUM Chronische Wunden Für die Heilung ist Sauerstoff nötig _ Für die Wundheilung ist eine ausreichende Sauer- stoffzufuhr erforderlich, um die für die Heilungspro- zesse erforderliche erhöhte Stoffwechselaktivität zu ge- währleisten. Sauerstoff wird in allen Phasen der Wundheilung benötigt, da- mit Zellen wie Fibroblasten, Endothelzellen und Kerati- nozyten neues funktionsfä- higes Gewebe durch Gra- nulation, Angiogenese und Epithelisierung aufbauen können. Doch vor allem bei chronischen Wun- den passiert oft genau das Gegenteil: Es herrscht Sauerstoffmangel, weil Primärer- krankungen wie Diabetes oder die peri- phere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) vorliegen, die zu einer lokalen Hypoxie führen, z. B. aufgrund einer Minderperfu- sion in den Gefäßen (PAVK) oder wegen ei- ner extern verursachten Ischämie aufgrund einer repetitiven Druckbelas- tung bei diabetischer Neuropathie. Folgen der Hypoxie sind zum einen die Entstehung von chro- nischen Wunden, aber auch eine Verlangsa- mung oder Stagnation der Wundheilungspro- zesse. Auch von außen gelangt meist wenig Sauerstoff zu den granu- lierenden Zellen, weil das Wundexsudat eine Diffu- sionsbarriere darstellt. Damit fehlt Sauer- stoff als essenzielles Substrat von Hei- lungsprozessen. Die Sauerstoffversorgung der Wunde und des umliegenden Gewebes ist aber ein wichtiges Kriterium für den Heilungs- verlauf. Zur Verbesserung der Sauerstoff- versorgung trägt bereits die Behandlung der Grunderkrankung bei. Bei einer PAVK sorgen u. a. die Rekanalisation verschlos- sener Gefäße oder die Gabe von Pros- taglandin für eine bessere Perfusion. Bei neuropathisch bedingten Fußläsionen ist für die Heilung eine konsequente Druck- entlastung erforderlich. Zusätzlich stehen verschiedene lokale Therapieoptionen zur Verfügung, die zur Verbesserung der Sauerstoffversorgung beitragen. Während die hyperbare Sauer- stofftherapie sehr aufwändig ist, sind sau- erstoffgenerierende Wundauflagen und ein Hämoglobin-Spray (Granulox®) ein- facher anzuwenden. Hämoglobin trans- portiert Sauerstoff. Nach dem Aufsprühen auf die Wunde kann Hämoglobin Sauer- stoff aus der Umgebungsluft binden und diesen zum Wundgrund befördern. Dass sich dadurch auch die Wundheilung ver- bessert, ist in Studien belegt. Dr. Judith Neumaier Quelle: Kröger K et al. Wundmanagement 2012; 5: 212–215 Asthma bronchiale Erhaltungs- und Bedarfstherapie mit nur einem Dosieraerosol? _ Eine einfachere und zugleich effizi- entere Behandlung verspricht Asthmapati- enten das Konzept MART (Maintenance and Reliever-Therapy) mit der extrafeinen Fixkombination aus Beclometason und Formoterol (FOSTER® MART). Von der neu- en Strategie können nach Prof. Roland Buhl, Mainz, praktisch alle Patienten profi- tieren, bei denen neben dem Bronchodila- tator auch ein Steroid indiziert ist. Das MART-Konzept stellt eine Intensi- vierung der antientzündlichen Therapie dar und greift insbesondere, wenn sich ei- ne akute Verschlechterung der Asthma- kontrolle anbahnt: „Das Regime verlängert signifikant die Zeit bis zum Auftreten einer Exazerbation und reduziert die Rate schwerer Exazerbationen um 36%“, erklär- te Buhl. Das belegt eine Vergleichsstudie, bei der die Erhaltungstherapie mit der ex- trafeinen Beclometason/Formoterol-Kom- bination erfolgte und als Bedarfsmedika- tion das gleiche Präparat oder Salbutamol eingesetzt wurde. Die MART-Patienten mussten außerdem seltener wegen des Asthmas in die Klinik oder notfallmäßig be- handelt werden. Neben der verbesserten Asthmakon- trolle und der Vereinfachung der Therapie sprechen laut Buhl Sicherheitsaspekte für das Konzept: „Wir können bei dieser Be- handlungsform sicher sein, dass der Pati- ent nicht nur das Betamimetikum inhaliert, sondern immer auch ein Steroid.“ Bedeutung der kleinen Atemwege lange unterschätzt Die gute klinische Wirksamkeit der extra- feinen Fixkombination wurde nach Prof. Paul M. O`Byrne, Hamilton/ Kanada, in Stu- dien belegt, wobei sich eine statistisch ein- deutige Überlegenheit gegenüber her- kömmlichen Wirkstoffpräparationen ge- zeigt hat (Huchon G et al. Respir med 2009; 103: 41–9). Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass bei der Inhalation der extrafei- nen Teilchen auch die kleinen Atemwege gut erreicht werden. Diese aber tragen maßgeblich zum Krankheitsbild bei: „Asth- ma betrifft den gesamten Bronchialbaum, die Bedeutung der kleinen Atemwege ha- ben wir dabei lange unterschätzt“, sagte Byrne. Christine Vetter Quelle: Expertenmeeting und Symposium „Small airway involvement in respiratory diseases: a paradigm shift in diagnosis and management?”, ERS-Jahrestagung, Wien, September 2012 (Veranstalter: Chiesi) In chronischen Wunden herrscht oft Sauerstoffmangel. ©Arteria photography

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74 MMW-Fortschr. Med. Nr. 20 / 2012 (154. Jg.)

PHARMAFORUM

Chronische Wunden

Für die Heilung ist Sauerstoff nötig_ Für die Wundheilung ist eine ausreichende Sauer-stoffzufuhr erforderlich, um die für die Heilungspro-zesse erforderliche erhöhte Stoffwechselaktivität zu ge-währleisten. Sauerstoff wird in allen Phasen der Wundheilung benötigt, da-mit Zellen wie Fibroblasten, Endothelzellen und Kerati-nozyten neues funktionsfä-higes Gewebe durch Gra-nulation, Angiogenese und Epithelisierung aufbauen können.

Doch vor allem bei chronischen Wun-den passiert oft genau das Gegenteil: Es herrscht Sauerstoffmangel, weil Primärer-krankungen wie Diabetes oder die peri-phere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) vorliegen, die zu einer lokalen Hypoxie führen, z. B. aufgrund einer Minderperfu-sion in den Gefäßen (PAVK) oder wegen ei-

ner extern verursachten Ischämie aufgrund einer repetitiven Druckbelas-tung bei diabetischer Neuropathie. Folgen der Hypoxie sind zum einen die Entstehung von chro-nischen Wunden, aber auch eine Verlangsa-mung oder Stagnation der Wundheilungspro-zesse. Auch von außen gelangt meist wenig Sauerstoff zu den granu-lierenden Zellen, weil das Wundexsudat eine Diffu-

sionsbarriere darstellt. Damit fehlt Sauer-stoff als essenzielles Substrat von Hei-lungsprozessen.

Die Sauerstoffversorgung der Wunde und des umliegenden Gewebes ist aber ein wichtiges Kriterium für den Heilungs-verlauf. Zur Verbesserung der Sauerstoff-versorgung trägt bereits die Behandlung

der Grunderkrankung bei. Bei einer PAVK sorgen u. a. die Rekanalisation verschlos-sener Gefäße oder die Gabe von Pros-taglandin für eine bessere Perfusion. Bei neuropathisch bedingten Fußläsionen ist für die Heilung eine konsequente Druck-entlastung erforderlich.

Zusätzlich stehen verschiedene lokale Therapieoptionen zur Verfügung, die zur Verbesserung der Sauerstoffversorgung beitragen. Während die hyperbare Sauer-stofftherapie sehr aufwändig ist, sind sau-erstoffgenerierende Wundauflagen und ein Hämoglobin-Spray (Granulox®) ein-facher anzuwenden. Hämoglobin trans-portiert Sauerstoff. Nach dem Aufsprühen auf die Wunde kann Hämoglobin Sauer-stoff aus der Umgebungsluft binden und diesen zum Wundgrund befördern. Dass sich dadurch auch die Wundheilung ver-bessert, ist in Studien belegt.

■ Dr. Judith NeumaierQuelle: Kröger K et al. Wundmanagement 2012; 5: 212–215

Asthma bronchiale

Erhaltungs- und Bedarfstherapie mit nur einem Dosieraerosol? _ Eine einfachere und zugleich effizi-entere Behandlung verspricht Asthmapati-enten das Konzept MART (Maintenance and Reliever-Therapy) mit der extrafeinen Fixkombination aus Beclometason und Formoterol (FOSTER® MART). Von der neu-en Strategie können nach Prof. Roland Buhl, Mainz, praktisch alle Patienten profi-tieren, bei denen neben dem Bronchodila-tator auch ein Steroid indiziert ist.

Das MART-Konzept stellt eine Intensi-vierung der antientzündlichen Therapie dar und greift insbesondere, wenn sich ei-ne akute Verschlechterung der Asthma-kontrolle anbahnt: „Das Regime verlängert signifikant die Zeit bis zum Auftreten einer Exazerbation und reduziert die Rate schwerer Exazerbationen um 36%“, erklär-te Buhl. Das belegt eine Vergleichsstudie, bei der die Erhaltungstherapie mit der ex-

trafeinen Beclometason/Formoterol-Kom-bination erfolgte und als Bedarfsmedika-tion das gleiche Präparat oder Salbutamol eingesetzt wurde. Die MART-Patienten mussten außerdem seltener wegen des Asthmas in die Klinik oder notfallmäßig be-handelt werden.

Neben der verbesserten Asthmakon-trolle und der Vereinfachung der Therapie sprechen laut Buhl Sicherheitsaspekte für das Konzept: „Wir können bei dieser Be-handlungsform sicher sein, dass der Pati-ent nicht nur das Betamimetikum inhaliert, sondern immer auch ein Steroid.“

Bedeutung der kleinen Atemwege lange unterschätztDie gute klinische Wirksamkeit der extra-feinen Fixkombination wurde nach Prof. Paul M. O`Byrne, Hamilton/ Kanada, in Stu-

dien belegt, wobei sich eine statistisch ein-deutige Überlegenheit gegenüber her-kömmlichen Wirkstoffpräparationen ge-zeigt hat (Huchon G et al. Respir med 2009; 103: 41–9). Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass bei der Inhalation der extrafei-nen Teilchen auch die kleinen Atemwege gut erreicht werden. Diese aber tragen maßgeblich zum Krankheitsbild bei: „Asth-ma betrifft den gesamten Bronchialbaum, die Bedeutung der kleinen Atemwege ha-ben wir dabei lange unterschätzt“, sagte Byrne.

■ Christine Vetter Quelle: Expertenmeeting und Symposium „Small airway involvement in respiratory diseases: a paradigm shift in diagnosis and management?”, ERS-Jahrestagung, Wien, September 2012 (Veranstalter: Chiesi)

In chronischen Wunden herrscht oft Sauerstoffmangel.

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