Funk statt „Hü“ und „Hott“ - Schillergarten€¦ · Anzeigenschluss für Ausgabe 1/2008:...

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Die Hauszeitung des SchillerGartens zu Dresden-Blasewitz 3. Jahrgang, 4. Ausgabe, November 2007 Es liebt die Welt das Strahlende zu schwärzen. „Jungfrau von Orleans“, Friedrich Schiller Editorial 135 Jahre ist es her, seit die erste Pferdebahn nach Blase- witz fuhr und der Schiller- platz sich langsam zum Ver- kehrsknotenpunkt entwickelte. Im Zehnminutenverkehr vor- mittags und im Fünfminu- tenverkehr nachmittags fuh- ren die Bahnen, das „Hü“ und „Hott“ und Geklingel war weithin zu hören. „Heute“, so schrieb die Sächsische Dorfzeitung und Elbgau- presse 1927, „gehört der Pferdeeisenbahnbetrieb nur noch der Geschichte an, und doch hat die Romantik und der Zauber der Straße durch ihn viel verloren: der heutige Betrieb am Schillerplatz ist jedenfalls alles andere als ro- mantisch.“ Ein wenig Roman- tik gibt es 80 Jahre später aber noch immer im Schiller- Garten, auch und vor allem im Winter. Bei einem Grog im Schankraum oder einem Glühwein bei schönem Wet- ter an der Schirm-Bar merkt man nichts vom Trubel des belebten Platzes vor dem Haus. Wann die nächste Bahn geht, zeigt die funkgesteuerte An- zeigetafel im Biergarten. Zum 268. Geburtstag der Her- zogin Anna Amalia wurde in Weimar die bei einem Brand schwer zerstörte und nach ihr benannte Bibliothek wieder- eröffnet. Siehe auch Seite 10. Inhalt In eigener Sache: Neues Buch vom SchillerGarten 3 Historie: Geschichte SchillerGarten . . . 6 Ereignis: Anna Amalia Bibliothek . . . . 10 Kultur: Kunstsammler aus Blasewitz . 12 Blasewitz: Gedenktafel für Wagner . . . . 15 Literatur: Martin Walsers Dresden . . . . 20 Bühne: Sophie Albrecht . . . . . . . . . . . 21 Geschichte: 135 Jahre Pferdebahn . . . . . 24 Foto: Dörte Gerlach Spätestens seit Anfang Novem- ber, liebe Leser, seit die Winter- ausgabe unse- res beliebten Potz Blitz aus- liegt, müssen wir erkennen, dass sich das laufende Jahr 2007 schon wieder seinem Ende entgegen neigt. Weih- nachten und Silvester stehen vor der Tür, wir freuen uns auf die bevorstehende Winter- zeit. Der SchillerGarten wird auch in diesem Jahr wieder weihnachtlich geschmückt und zeigt sich gerade in die- ser Zeit von einer besonders schönen Seite. Vielleicht erle- ben wir ja in der kommen- den Wintersaison viele Tage mit Pulverschnee und Son- nenschein bei Glühwein an unserer Schirm-Bar. Feiern Sie mit uns auch die schon traditionelle große Silvester- party im Biergarten! Herzogin Anna Amalia Foto: Archiv DVB AG Foto: Archiv Funk statt „Hü“ und „Hott“ Ihr Gastwirt Frank Baumgürtel

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Die Hauszeitung des SchillerGartens zu Dresden-Blasewitz 3. Jahrgang, 4. Ausgabe, November 2007

Es liebt die Welt

das Strahlende zu schwärzen.

„Jungfrau von Orleans“, Friedrich Schiller

Editorial

135 Jahre ist es her, seit dieerste Pferdebahn nach Blase-witz fuhr und der Schiller-platz sich langsam zum Ver-kehrsknotenpunkt entwickelte.Im Zehnminutenverkehr vor-mittags und im Fünfminu-tenverkehr nachmittags fuh-ren die Bahnen, das „Hü“und „Hott“ und Geklingel warweithin zu hören. „Heute“,so schrieb die SächsischeDorfzeitung und Elbgau-presse 1927, „gehört derPferdeeisenbahnbetrieb nurnoch der Geschichte an, unddoch hat die Romantik und

der Zauber der Straße durchihn viel verloren: der heutigeBetrieb am Schillerplatz istjedenfalls alles andere als ro-mantisch.“ Ein wenig Roman-tik gibt es 80 Jahre späteraber noch immer im Schiller-Garten, auch und vor allemim Winter. Bei einem Grogim Schankraum oder einemGlühwein bei schönem Wet-ter an der Schirm-Bar merktman nichts vom Trubel desbelebten Platzes vor dem Haus.Wann die nächste Bahn geht,zeigt die funkgesteuerte An-zeigetafel im Biergarten.

Zum 268. Geburtstag der Her-zogin Anna Amalia wurde inWeimar die bei einem Brandschwer zerstörte und nach ihrbenannte Bibliothek wieder-eröffnet. Siehe auch Seite 10.

Inhalt

In eigener Sache:Neues Buch vom SchillerGarten 3

Historie:Geschichte SchillerGarten . . . 6

Ereignis:Anna Amalia Bibliothek . . . . 10

Kultur:Kunstsammler aus Blasewitz . 12

Blasewitz:Gedenktafel für Wagner . . . . 15

Literatur:Martin Walsers Dresden . . . . 20

Bühne:Sophie Albrecht . . . . . . . . . . . 21

Geschichte:135 Jahre Pferdebahn . . . . . 24

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Spätestens seitAnfang Novem-ber, liebe Leser,seit die Winter-ausgabe unse-res beliebtenPotz Blitz aus-liegt, müssen wir erkennen,dass sich das laufende Jahr2007 schon wieder seinemEnde entgegen neigt. Weih-nachten und Silvester stehenvor der Tür, wir freuen unsauf die bevorstehende Winter-zeit. Der SchillerGarten wirdauch in diesem Jahr wiederweihnachtlich geschmücktund zeigt sich gerade in die-ser Zeit von einer besondersschönen Seite. Vielleicht erle-ben wir ja in der kommen-den Wintersaison viele Tagemit Pulverschnee und Son-nenschein bei Glühwein anunserer Schirm-Bar. FeiernSie mit uns auch die schontraditionelle große Silvester-party im Biergarten!

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Funk statt „Hü“ und „Hott“

Ihr GastwirtFrank Baumgürtel

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Die Advents- und Weihnachts-tage sowie Silvester undNeujahr im traditionsreichenSchillerGarten haben immerein ganz besonderes Flair.Das Haus ist festlich ge-schmückt, die Lichterkettenglitzern in der Nacht – undsollte noch Schnee dazukom-men, sieht es aus wie imMärchenland. Bei schönemWetter ist die Schirm-Bar imBiergarten geöffnet und dieSpaziergänger und Gäste kön-nen sich mit Glühwein oderGrog aufwärmen. Am Heiligen Abend ist dasLokal bis 16 Uhr, am erstenund zweiten Weihnachts-

feiertag wie immer von 11 bis1 Uhr geöffnet, es gibt fest-lichen Gänsebraten undGerichte von der Karte.

Open Air SilvesterNun schon traditionell wirddie Silvesternacht im Schiller-Garten gefeiert. Der Chef-koch hat besonders festlicheSpeisen vorbereitet, die dieGäste à la carte wählen kön-nen. Party ist im Biergartenangesagt: Die Zeit bis Mitter-nacht wird mit Musik undPartystimmung verkürzt, bisdas SchillerGarten-Feuerwerkin den Bann ziehen wird.Gezündet am anderen Elb-ufer, ist es wahrhaft „schil-lernd“ und der Biergarten istnatürlich der beste Platz, die-ses Lichtspektakel anzusehen.Untermalt wird das Ganzemit Beethovens „Ode an dieFreude“, deren Text ja vomNamensgeber des Hauses,Friedrich Schiller, stammt.Ein besinnlicher Moment,der in den letzten Jahren vonvielen Gästen sehr emotionalaufgenommen wurde, bevorsie die Partynacht weiter-feierten. Der Eintritt ist frei.

Der SchillerGarten zumJahreswechsel

Impressum

Herausgeber: SchillerGarten Dresden GmbH, Schillerplatz 9, 01309 DresdenTel. 0351 / 811 99 0 • Fax 0351 / 811 99 23 • www.schillergarten.de Konzept, Gesamtherstellung & Verlag: 2dPROJECT, Enderstr. 59, 01277 Dresden Tel. 0351 / 250 76 70 • Fax 0351 / 250 76 80 • www.2dproject.de

Redaktion: Verantw.: Daniella Fischer, Tel. 0351 / 250 76 [email protected] Hansel, Anke Hoppert, Dagmar Möbius, Katrin Nitzschke,Birte Urban Fotos: Klassik Stiftung Weimar (Maik Schuck), Dörte Gerlach, ArchivSchillerGarten, Archiv DVB AG, Barbara NeumannSatz, Druckvorlagen, Produktionsleitung: Dörte GerlachLektorat: Rosemarie Knöfel

Druck: addprint AG, Am Spitzberg 8a, 01728 Possendorfwww.addprint.deGedruckt auf chlorfrei gebleichtem Druckfix, ausgezeichnetmit dem „Blauen Umweltengel“

Anzeigenleitung: Barbara Groß, Tel. 0177 / 705 58 [email protected] für Ausgabe 1/2008: 20.01.08Redaktionsschluss für Ausgabe 1/2008: 20.01.08Erscheinungstermin Ausgabe 1/2008: 10.02.08

Nachdruck, Vervielfältigung, Verbreitung in elektronischen Medienvon Inhalten und Abbildungen nur mit schriftlicher Genehmigungdes Verlages. Anzeigen sind urheberrechtlich geschützt. Für unver-langt eingesandte Unterlagen übernimmt der Verlag keine Haftung.Zurücksendung erfolgt nicht. Der Verlag übernimmt keine Gewährfür die Richtigkeit der Angaben in den veröffentlichten Texten. AlleRechte vorbehalten.Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01.02.2005.

Adventszeitin Loschwitz

Mit dem traditionellen Stol-lenanschnitt unter Engels-gesängen beginnt am Sams-tag, dem 1. Dezember, um13 Uhr der stimmungsvolleWeihnachtsmarkt im Arealder Friedrich-Wieck-Straßein Loschwitz. Wieder habenetwa 35 Künstler ihre Ständeaufgebaut, an denen die Be-sucher stöbern können, Kunst-handwerkliches erwerben odersich für außergewöhnlicheGeschenkideen inspirieren las-sen können. Natürlich wirdauch für leibliches Wohl ge-sorgt. Am 1. Dezember von11 bis 18 Uhr findet außer-dem der Weihnachtsmarktim KulturHaus Loschwitzstatt, das in der Adventszeitaußerdem viele besinnlicheVeranstaltungen vorbereitethat.Geöffnet ist der Markt vom 1. bis 16. Dezember jeweilsMo bis Do von 13 bis 20 Uhr, Fr von 13 bis 21 Uhr, Sa von11 bis 21 Uhr und So von 11bis 20 Uhr.

Neuer DirektorDer 51-jährige Germanist Dr.Bernhard Fischer wurde zumneuen Direktor des Goethe-Schiller-Archivs in Weimar be-rufen und ist damit Nachfol-ger des in Pension gegange-nen Dr. habil. Jochen Golz.Fischer studierte DeutschePhilologie, Kunstgeschichteund Philosophie in Bonn underwarb sich in 15-jährigerTätigkeit als Leiter des Cotta-Archivs im Deutschen Litera-turarchiv Marbach (DLA)Erfahrungen in der Archiv-tätigkeit, der Konzeption vonAusstellungen und der Betreu-ung von Forschungsaufgaben. Das Goethe-Schiller-Archiv inWeimar ist das älteste und tra-ditionsreichste deutsche Lite-raturarchiv. Es besitzt derzeitüber 120 persönliche Archiv-bestände, insbesondere Nach-lässe von Schriftstellern, Ge-lehrten und Philosophen,aber auch Musikern und bil-denden Künstlern. Das Archivbetreut auch die Nachlässevon Johann Wolfgang vonGoethe und Friedrich Schiller.Aufgrund seines Bestands-profils hat es den Charaktereines zentralen Archivs derdeutschsprachigen Literaturdes 18. und 19. Jahrhunderts.

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Ende November kommt es aufden Markt: das neue Buchüber Dresden-Blasewitz undsein historisches Gasthaus,den SchillerGarten. Auf 128reich illus-trierten Sei-ten werdenGeschichteund Geschich-ten über dasTraditions-gasthaus er-zählt, zahlrei-

che kulturgeschichtliche Zu-sammenhänge vermittelt undein anregender Bogen zurEinbettung des Hauses in dieBlasewitzer und Dresdner His-torie gespannt. Dabei ist dasBuch keineswegs trocknerHeimatkundeunterricht. Un-terhaltsam und in gut struk-turierten Kapiteln zeigt es, wielebendig Geschichte tatsäch-lich ist und wie weit sie inunser heutiges Leben hineinreicht. Besonders hervorzu-heben ist die reiche Bebil-derung des großformatigenBuches mit zahlreichen his-torischen Postkarten, Fotos undspannenden Fotomontagen.Dies alles soll Lust auf Ent-decken machen und den Ge-schichten ein lebhaftes Gesichtverleihen.

Historische NeuigkeitenDie Dresdner und auch dieBlasewitzer Geschichte ist gutbekannt und in zahlreichenBüchern dokumentiert. Den-

noch gibt es im neuen Bucheinige Erstveröffentlichungen.So ist der originale Kaufkon-trakt der Johanna DorotheaSegedin, der Mutter der„Gustel von Blasewitz“, abge-bildet, die 1764 das zur Zwangs-versteigerung stehende Schenk-haus kaufte. Noch spannenderwar die Entdeckung einer et-wa 50-seitigen Akte des „Ge-heimen Kabinetts“ von Au-gust dem Starken. In ihr istder Briefwechsel zwischenJohann Peter Matthie ge-nannt Matthäi, dem der Kur-fürst das Schenkhaus um1704 schenkte, und Augustdem Starken erhalten geblie-ben. Sie bot einen beredtenEinblick in die Verhältnisseder damaligen Zeit. Matthäi,fast als Legende geglaubt, wird

durch seine Briefe lebendig, derHauch der Geschichte wurdeerlebbar und einiges aus derAkte ist nunmehr im Buchnachzulesen. Die Wirtsgeschichte des Tra-ditionsgasthauses bildet eben-so ein großes Kapitel wie „Dar-ben und Schlemmen“, dassich mit der sächsischenKüche im Allgemeinen, aberauch den kulinarischen Ak-tivitäten der vielen Wirte desSchillerGartens befasst. Natür-lich gibt es ein großes Kapitelüber Friedrich Schiller, seineZeit in Dresden, Loschwitzund Blasewitz und ausführli-che Informationen über denSchillerGarten an sich unddas alte Kino.

Das Buch ist direkt im Schiller-Garten, im Buchhandel oderüber www.schillergarten.deerhältlich.

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In eigener Sache

Lebendige GeschichteHistorisches Buch über Blasewitz und

den SchillerGarten

Daniella Fischer„Mein Schillergarten. Dresden-Blasewitzund sein historisches Gasthaus“ISBN: 978-3-00-021998-6, 24,90 Euro

Ausschnitte aus dem Buch „Mein Schillergarten“

Aus dem InhaltSchiller in Blasewitz, seinLeben bei Körner und dieGeschichte der Gustel vonBlasewitz

Über das Haus und den Gar-ten, An- und Umbauten unddas alte Kino

Von Wirten und Besitzern, vonMatthäi bis Frank Baumgürtel

Darben und Schlemmen, säch-sische Küche und die Ideender Wirte

Feiern und Tanzen, Musikerund Kapellen, Schillerfeiernund Dixieland

Der Schillergarten heute, dasHaus und seine Besitzer

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Bereits in schöner Traditionblickt Potz Blitz in der No-vemberausgabe auf das zuEnde gehende Jahr zurück.Der SchillerGarten ist seitseiner Wiedereröffnung imDezember 2004 nun ein ein-geführtes Lokal in Dresden.Die wunderschöne Lage ander Elbe macht das Restau-rant nicht nur für Biergar-tenbesucher interessant, son-dern auch für viele, die hierihre Familien- oder Firmen-feiern erleben oder mit Freun-den oder der Familie gedie-gen speisen wollen. Recht-zeitige Reservierungen sinddaher mittlerweile unum-gänglich. Das zeitige Frühjahr lockte2007 bereits im März ansonnigen Tagen die Gäste inden Garten, dessen Bestuh-lung nicht lange im Winter-schlaf war. Erneut war dasTraditionsgasthaus im MaiTreffpunkt für alle Dixieland-Freunde, die bei freiemEintritt sowohl zum „Schiller-witzer Elbedixie“ als auchzum Dixielandabend zahl-reich gekommen waren. ImHerbst ging im Biergartendie weltweit erste „Dyna-

mische Fahrgastinformation“in Betrieb. In historischemDesign weist von nun an –per Funk vom Schillerplatzgesteuert – diese Anzeigeder Dresdner Verkehrsbe-triebe auf die Abfahrtszei-ten von Bus und Bahn amSchillerplatz hin. Ein beson-derer Höhepunkt im Lebendes Gasthauses ist das amJahresende erscheinendeBuch „Mein Schillergarten.Dresden-Blasewitz und seinhistorisches Gasthaus“ (sieheSeite 3). Und manchmal, dahatte der SchillerGarten„einfach nur offen“ undwar das Schenkhaus an derElbe wie schon seit fast 300Jahren.

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Impressionen 2007

Ein Sommertag im Biergarten

Auf der Terrasse im zeitigen Frühjahr

Oberelbemarathon 2007 Schillerwitzer Elbedixie

Fröhliche Runde im Schankraum

Fahrgastinformation im SchillerGarten

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Herr Becker, Sie haben fürden SchillerGarten die Besit-zer dieses Grundstückes bis1835 zurückverfolgt. Wie ha-ben Sie recherchiert?Wir als Notare können fürdie Eigentümer eines Grund-stücks auf Archive zurück-greifen, in diesem Fall war esdas Staatsarchiv. Dort habenwir Akteneinsicht beantragtund Abschriften angefertigt.Das Lesen der alten Doku-mente ist allerdings nicht ein-fach. Zum einen ist dieSchrift der Schreiber nichtimmer gut leserlich, zum an-deren tauchen Fachbegriffeaus altem Landrecht auf, dieheute nicht mehr gebräuch-lich sind. Historische Recherchen sindsicher nicht Ihr Alltagsge-schäft. Was sind die Stan-dardaufgaben eines Notars?Ein Notar ist die sprachlicheSchnittstelle zwischen demRecht und den Menschen, ins-besondere auch dort, wo derNeuling mit einem Profi, derSchweigsame mit einem rhe-torischen Genie zusammen-treffen. Er hat eine sozialeFunktion. Wir erfüllen ge-schriebenes Recht mit Leben,indem wir als unparteiischeBerater auch bei ungleicherAusgangslage rechtssichereVerträge ausstellen. Der Bür-ger braucht also nicht zwin-gend einen Anwalt, wo derNotar eingreift. Sie sind seit 1990 in Dresden.Was hat Sie hierher verschla-gen? Pioniergeist?Wir kommen aus Nord-deutschland und wollten auspersönlichen Gründen schon

vor 1989 dort weg. Ich habedann im Zuge der einzigarti-gen Entwicklung in der DDRnochmals umgeplant undmich als Notar an verschie-denen Orten beworben, un-ter anderem für Dresden undWeimar. Die hellen Sachsensind schnelle, innerhalb von3 Wochen erhielt ich meineBerufung für Dresden – undseitdem sind wir hier. Beimeiner Vereidigung lernteich dann auf dem Gerichts-flur meinen Partner, Dr.Peter Horn de la Fontaine,kennen. Nach dem zweitenKaffee beschlossen wir, einegemeinsame Kanzlei aufzu-bauen. Haben sich die Aufgaben inder Kanzlei in diesen 17Jahren gewandelt?Es gab in den Jahren immerSchwerpunkte und immervon allem etwas. Kein Jahrwar gleich. Wenn ich Berufs-kollegen aus dem Westen tref-fe, merke ich, dass ich niewieder zurück wollen würde.Aus der Sicht des Bürgershaben wir Notare vielleicht ei-nen monotonen Beruf, dochhier ist jeder Tag anders. Sie sind neben Ihrer Kanzlei-tätigkeit auch für die EUtätig?Ich bin für die europäischenNotare in einem Sachverstän-digenrat bei der EU-Kommis-sion und berate diese. Da ichin Belgien groß geworden bin,spreche ich sowohl Flämischals auch Französisch, was mirbei der Arbeit natürlich hilft.Meine Eltern hatten in Bel-gien ein Hotel mit Restau-rant. Das Gastgewerbe kenne

ich daher nicht nuraus der Sicht vorder Theke. Ihre Kanzlei enga-giert sich in ver-schiedener Weise inDresden. Warum?Mein Kollege undich sind uns einig:Wir leben in dieserStadt und freuenuns darüber. Des-wegen gehört es füruns dazu, dass wiruns hier in Dresdenund Umgebung inverschiedenen Be-reichen engagierenund auf diese Artund Weise etwas zu-rückgeben. Das mussnicht immer mitgroßem finanziellemEngagement ver-bunden sein. Mitunter sindideelle Hilfen sinnvoller. Fi-nanziell unterstützen wir der-zeit den Leistungssport unddas Sportgymnasium in Dres-den. Ich bin weiter Stiftungs-vorstand im WeingutmuseumHoflößnitz in Radebeul undwir sind in der Ev.-luth. Dia-konissenanstalt in Dresdenaktiv. Was verbindet Sie mit demSchillerGarten?Als Gründungsmitglied des

SchillerGarten-Beirates binich seit zehn Jahren mit denWirten verbunden. Bei jedemBesuch treffe ich Bekannte.Der SchillerGarten hat sichzum Drehpunkt entwickelt.Ich wurde noch nie ent-täuscht, wenn ich mit Ge-schäftspartnern, Freundenoder Bekannten hierher ge-kommen bin. Qualität setztsich wirklich durch.

Das Gespräch führteDaniella Fischer

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Der besondere Gast

Notar Michael BeckerMichael Becker betreibt mit seinem Partner Dr. Peter Hornde la Fontaine ein Notariat in der Königstraße 17. Er ist seitzehn Jahren Beiratsmitglied im SchillerGarten.

Notar Michael Becker

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Wir schreiben das Jahr 1704.August der Starke hatte sichgerade in Anna ConstantiaGräfin von Cosel verliebt ….Blasewitz, im Osten der Stadtund hinter dem großenTännicht gelegen, der sichvon der Stadt bis fast nachLaubegast zog, war verschla-fenes Dorf mit nur wenigenHäusern. Eines war demVerfall schon recht nahe: dasalte Vorwerk. Augusts Groß-mutter, Magdalena Sybilla,hatte es 1670 erworben, umdarin Forsthaus und Schenkeeinzurichten, 1683 wurde eserstmals als kurfürstlicheSchenke erwähnt. Nun, 1704, sah der alte Stu-benheizer Augusts des Star-ken, Johann Peter Matthie,darin ein Heim für sich und

seine Familie undstrebte den Kauf desverfallenden Hausesan. Vielleicht hoffteer, es wegen seinerBaufälligkeit rechtbillig zu erhalten –wir wissen es nicht.Er schrieb an Augustden Starken (oderbesser: er ließ schrei-ben, denn viele be-herrschten zu jenenZeiten häufig nurihre eigene Unter-schrift) und war wohlrecht erstaunt, alsder sächsische Kur-fürst ihm dieses Haus„mit allen dependen-tien“ und dem darauf„haftenden freien Bier-schank“ schenkte.

August hatte seine Gründe.Er dankte Johann PeterMatthie, den alle nur„Matthäi“ nannten, mit derSchenkung nicht nur für dietreuen Dienste des Stubehei-zens, sondern auch für eineTat, die offenbar von großerWichtigkeit war. Wie aus denAkten des „Geheimen Kabi-netts“ des sächsischen Kur-fürsten hervorgeht, retteteMatthäi in der unglücklichen

Schlacht bei Klissow imNordischen Krieg eine „Brief-kassette“. In dieser Schlachtim Juli 1702 unterlagen Po-len und Sachsen erneut denSchweden, die die komplettesächsische Artillerie erbeute-ten, ebenso den gesamtenTross mit Augusts Feldkas-sette mit 150.000 Reichs-talern und sogar sein Silber-geschirr. Matthäis Heldentatwird in den Akten des Gehei-

men Kabinetts mehr-fach erwähnt, wenn-gleich unklar bleibt,was die gerettete Kas-sette genau enthielt.

Kampf ums GlückDoch ganz so vollen-det war MatthäisGlück 1704 noch nicht.Zwar war er nunHausbesitzer, dochder alte Förster Zschim-mer hatte sich in sei-nem Haus einquar-tiert und verhinderteso zunächst MatthäisEinzug. Wieder undwieder richtete MatthäiBriefe an August, bis erschließlich 1709 insein Haus „eingewie-sen“ werden konnte.Förster Zschimmer übri-gens schrieb auch an

Geschichten aus dem SchillerGarten

Das Traditionsgasthaus an der Elbe hat eine lange Geschichte.Vieles ist bekannt, wie etwa der Aufenthalt FriedrichSchillers, anderes wird als Legende weitererzählt – und somanche Legende erwies sich als historisch belegbare Tat-sache. Potz Blitz wird im Geschichtsbuch des SchillerGartensblättern und Ereignisse, Begebenheiten und besondereMenschen in loser Reihenfolge in den nächsten Ausgabenvorstellen.

Wie es begann: Die Geschichtevom Stubenheizer Matthäi

Akte des Geheimen Kabinetts Augusts des Starken von1704, Matthäis Haus in Blasewitz betreffend

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August den Starken und ver-langte Gehaltserhöhung, weiler nun nicht mehr die Vor-züge des Vorwerkes genießenkönne. Matthäi lebte fortanmit seiner Familie in demalten Vorwerk – doch unterder Last der darauf liegendenalten Steuern und allen lau-fenden Abgaben drohte er

unterzugehen. Wieder war esAugust der Starke, an den erBriefe richtete mit der Bitte,ihm und allen seinen Erbenund Nachfolgebesitzern desHauses die alten Steuernzu erlassen und die Abgabenlastzu mildern. Seine Briefe so-wie einige Antworten desKurfürsten sind in den

Akten des Geheimen Ka-binetts erhalten gebliebenund geben ein beredtesZeugnis von den damaligenVerhältnissen ab. Viele Jahre gingen vorüber,das Geheime Kabinett be-fand Matthäis Wünsche trotzseiner Verdienste als unange-messen. Doch August setztesich durch – mitunter hatfehlende Demokratie seineVorteile – und für Matthäikam der lang ersehnte Mo-ment: Am 29. Juni 1714erhielt er den „Erb- undBefreiungsbrief“, ein fünf-seitiges Dokument. Eswurde unterzeichnet vonOberhofmarschall Wolde-mar Freiherr vonLöwendal im Auftrag„Augustus Rex“, wiezu lesen ist. Darinwurden ihm fastalle alten Steuernerlassen und diefortan zu zahlen-den Abgabenstark reduziert.Lediglich imumliegendenWald behieltsich der Kur-fürst das Jagd-

recht vor. Matthäi warvon nun an Wirt und Schenk-

hausbesitzer und konnte mitseinem freien BierschankGeld verdienen. Somit war erder erste Wirt des Gasthausesan der Elbe und läutete dielangjährige und bis heutedauernde Geschichte desHauses ein. Im Jahre 1717 baute er an,später vererbte er alles einemSohn Karl, der 1730 noch„eine Nahrung an der Elbe“hinzu erwarb. Nach eineralten Ortschronik ist davonauszugehen, dass ein Teil da-von der heutige SchillerGartenist. Mehr Geschichte und Ge-schichten finden Sie in demBuch: „Mein Schillergarten.Dresden-Blasewitz und seinhistorisches Gasthaus“, ISBN978-3-00-021998-6, Euro 24,90,erhältlich im SchillerGartenDresden, über Internet unterwww.schillergarten.de sowieim Buchhandel.

Daniella Fischer

Auszug aus dem Erb- undBefreiungsbrief von Augustdem Starken für Matthäiaus dem Jahre 1714

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Tochter, Gattin, später Witwe –aber vor allem eines: Schwes-ter. Christophine Reinwald, derälteren Schwester FriedrichSchillers, deren Geburtstagsich am 4. September zum250. Mal jährte, widmet dasDeutsche Literaturarchiv inMarbach eine eigene Ausstel-lung. Unter dem Titel

„Theuerste Schwester“ wirdder Frau gedacht, die stolzdarauf war, die Schwester desDichters zu sein, obwohl bei-der Beziehung nicht immerso eng war, wie sie es sichwünschte. Selbstbestimmt imbescheidenen Rahmen erstnach dem Tod ihrer Eltern,des Bruders und des unge-

liebten Mannes, versuchte sie1817 in Württemberg Fuß zufassen, kehrte aber schonbald nach Meiningen zurück,wo sie 42 Jahre nach ihremberühmten Bruder fast 90-jährig verstirbt. In drei Räumen in SchillersGeburtshaus in Marbach be-zeugen die ausgestellten Aqua-

relle Christophine Reinwaldsihr künstlerisches Talent undpräsentieren sie als Zeich-nerin und Zeitzeugin. Bilder,Handschriften und Sach-zeugnisse aus ihrem Lebenrunden die Ausstellung ab.

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Sonne, Regen, Vogeldreckund natürliche Korrosions-folgen hatten dem bekanntenDenkmal in Weimar ziemlich

zugesetzt. In vierwöchiger Res-taurierung erhielt die vomDresdner Bildhauer ErnstRietschel in dreijähriger Ar-

beit geschaffene Figurengrup-pe die nötige Pflege undkann nun mit einer Wachs-schicht geschützt wieder Windund Wetter trotzen. Dochbevor das Wachs aufgebrachtwerden konnte, war einegründliche Reinigung derBronze mit Bürste und Spül-mittel erforderlich. Die Bron-ze für dieses Denkmal stammtübrigens aus erbeuteten Ka-nonen, die Bayerns KönigLudwig I. gespendet hatte.Da die Bronze das Wachsnicht selber aufnimmt, muss-te sie gleichmäßig auf 50Grad erhitzt und dann miteinem Wachs-Lösungsmittel-Gemisch bepinselt werden. Dasganze wurde drei Mal wieder-holt, um eine ausreichendeSchutzschicht aufzubringen. Das Goethe-Schillerdenkmal

gilt seit seiner Einweihung1857 als Symbol der Verbun-denheit zwischen den Dich-tern, die in idealisierterWeise – mit gleicher Körper-größe, obwohl Schiller tat-sächlich wesentlich größerals Goethe war – dargestelltsind. Aller fünf Jahre lässtdie Stadt Weimar das Denk-mal restaurieren.

Daniella Fischer

Ein Frauenleben der Goethezeit

Wachs-FigurenDas Goethe-Schiller-Denkmalin Weimar wurde restauriert

Vor dem Theater hinter dem Vorhang: Das Goethe-Schiller-Denkmal

Schiller eingerüstet

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Rund sieben Monate lebteFriedrich Schiller 1788 inder Saalestadt, in der er auchseine spätere Frau Charlottevon Lengefeld kennenlernteund seine erste Begegnungmit Goethe hatte. Zu einemintensiven Gespräch zwi-schen den Dichtern kam esdabei allerdings noch nicht.Die Gesellschaft, zu der auchSchiller geladen war, speiste

zunächst mit Frau Herder,Frau von Stein und Fritz vonStein, um dann im Gartender Schwestern Caroline undCharlotte von Lengefeld zu ver-weilen. Goethe sah Schillerzu dieser Zeit „nur“ alsSturm-und-Drang-Dichter“,führte eine weltmännische,feine Unterhaltung ohne denWunsch näherer Bekannt-schaft mit Schiller. Erst spä-

ter entstand ihre enge Bezie-hung. Doch der Ort dieser ers-ten Begegnung zwischenSchiller und Goethe, das Hausder Lengefeld-Schwestern,wird nun bis September2008 zu einem Schillerhausund -museum umgestaltet.Unter dem Titel „Rudolstadt –Schillers heimliche Geliebte“werden in dem Museum ver-schiedene Räumlichkeitenmit originalem Inventar ein-gerichtet, um die Atmosphäredieser Zeit spürbar werden

zu lassen. So werden einSchreibsekretär der FamilieLengefeld zu sehen sein, zweiPorträt-Gemälde und dasReiseschreibzeug Schillers.Die Exponate sind Dauerleih-gaben des Marbacher Schiller-Nationalmuseums, das dengegenständlichen Nachlass desDichters bewahrt. Aus SchillersRudolstädter Zeit ist einzigund allein ein Zeugnis erhal-ten geblieben, das er einemDiener ausgestellt hat.

Daniella Fischer

Die „heimliche Geliebte“Rudolstadt erinnert an Schiller

„9 von 10 mögen Schoko-lade. Der 10. lügt!“ – Mit die-ser mutigen Feststellung gin-gen zwei Designerinnen ausThüringen ans Werk, nebenihrer Arbeit als Grafikerinund Fotografin dem Lebennoch etwas Schönes hinzuzu-fügen. Zuerst waren es attrak-tive Hausnummern-Schilderaus dem geschichtsträchtigenErfurt, die den Weg auf zart-schmelzende Feodora-Schoko-ladentäfelchen fanden undden Geschmack von Einhei-mischen und Touristen tra-fen. Die beiden entwickeltenihr Konzept weiter und hüll-

ten so manches Schokoladen-täfelchen fortan in „Engel& Götterboten“-,„Jungfrauen &Weibsbilder“-oder „Helden& Starke Ker-le“-Papier.Von ihrerIdee biszum Ver-trieb haben die bei-den alles selbst in der Hand undfinden frei nach Schiller: „DieserEinfall war kindisch, aber gött-lich schön“. Und so zergehtnunmehr auch FriedrichSchiller auf der Zunge … delfi

Schiller schmecken

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Einmal kam sie davon: beimgroßen Schlossbrand in Wei-mar 1774. Wenige Jahrezuvor waren die Bücher inein eigenes Bibliotheks-gebäude, das „Grüne Schloss“,verlagert worden und entka-men so den Flammen. Fasthätte es auch im Jahr 2004klappen können: Der be-kannte Rokokosaal – nie nurnüchternes Büchermagazin,sondern ein Gesamtkunst-werk aus Architektur, Bü-chern und bildender Kunst –war wegen der bevorstehen-den Sanierung bereits für die

Öffentlichkeit gesperrt. Dochdie wertvollen Bestände la-gerten noch dort, als eindefektes Elektrokabel dengrößten Bibliotheksbrand inDeutschlands Nachkriegs-geschichte entfachte. Das ver-heerende Feuer vernichteteetwa 50.000 Bände, darunterdie Musikaliensammlung derHerzogin, beschädigte weite-re 62.000 Bücher schwerund hinterließ immenseSchäden am Gebäude. 330Feuerwehrleute und 900 zivi-le Helfer waren in der Brand-nacht im Einsatz, schafften

mit einer Menschenkette Bü-cher ins Freie. Eine der größ-ten Kostbarkeiten, eine Luther-Bibel von 1534, zog Biblio-theksdirektor Michael Knoche,von Qualm und Rauch nahe-zu blind, noch eigenhändigaus der ihm vertrauten Stelleim Regal. Wer sein Buch„Die Bibliothek brennt“ zulesen beginnt, legt es erst amSchluss wieder aus der Hand,einen authentischeren, pack-enderen Bericht über dasDrama gibt es nicht, Träneninklusive. Nach dreijährigerSanierung wurde die Biblio-thek am 24. Oktober, dem268. Geburtstag von Herzo-gin Anna Amalia, im Beiseinvon Bundespräsident HorstKöhler wieder eröffnet.

Dichter als LeserInsgesamt 2.276 dokumen-tierte Entleihungen aus demBestand der Anna AmaliaBibliothek sind für JohannWolfgang von Goethe ver-zeichnet. Er war damit wohleiner der eifrigsten Leser –und ab 1797 für 35 Jahrelang ihr Direktor. Er führtedie Bibliothek zu einer derzwölf bedeutendsten inDeutschland zu seiner Zeit,forcierte die Katalogisierung,plante ein Gesamtverzeichnisaller Bücher und betriebgezielt Neuerwerbungen. Biszu seinem Tod stieg derAnschaffungsetat von jähr-lich 600 auf 12.000 Taler,der Bestand verdoppelte sichauf 130.000 Bände. ZumVergleich: Goethes Privatbib-liothek am Frauenplan inWeimar umfasste zum Schlussetwa 6.500 Bände. FriedrichSchiller, finanziell schlechtergestellt als Goethe, besaß weitweniger eigene Bücher, etwa700. Die Bibliothek wardaher unverzichtbar für ihnund unentbehrliches Hilfs-mittel für seine literarischenWerke. Für den „Wallen-stein“ deckte er sich mitLiteratur über Böhmen ein,für „Maria Stuart“ mitWerken über englische Ge-schichte und für die „Jung-frau von Orleans“ mit Bü-chern über Hexenprozesse.Manche der ausgeliehenenWerke soll er über drei Jahrelang behalten haben, was auf

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Herzogin Anna Amalia Bibliothekin Weimar wiedereröffnet

Der Rokokosaal im Oktober 2007 nach der Restaurierung, Blick Richtung Eingang

Der Brand am 2. September 2004

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eine wohl privilegierte Nut-zung schließen lässt. 1766hatte Herzogin Anna Amaliadas Gebäude zur Bibliothekumbauen lassen – nach Ent-würfen von Kirchenbaumeis-ter Johann Georg Schmid, ei-nem Vetter von George Bähr.Schmid war unter anderemin Dresden auch mit derDreikönigskirche, der Kreuz-kirche und der Annenkirchebefasst.

Neuer alter GlanzDurchnässte, aufgequollene,verkohlte und bis zur Un-leserlichkeit zerstörte Bücherwaren das Ergebnis einesBrandes, in dem 67 Stundengegen das Feuer gekämpftwurde. 15 Monate dauerte es,bis die vollgesogenen Mauernund Holzregale behutsam

und in verschiedenen Ge-schwindigkeiten wieder ge-trocknet waren – von 380.000Litern Löschwasser, so vielwie zwei Jahresmengen Re-gen für ganz Weimar. Diegeretteten Bücher wurdenzunächst im Zentrum fürBucherhaltung in Leipzigeingefroren, um sie vorSchimmel und Mikrobenbe-fall zu schützen, später füreine nachfolgende Restaurie-rung gefriergetrocknet. Inbesonders schweren Fällenentschied man sich, das Buchantiquarisch wiederzube-schaffen anstatt es zu restau-rieren, so geschehen in12.500 Fällen. Von den völligverlorenen Büchern sind ver-mutlich zwei Drittel wieder-zubeschaffen, ein Prozess,der sich noch über Jahrzehn-

te hinziehen wird. Das Ge-bäude selbst hat soviel alteIdentität wie möglich wäh-rend der Restaurierung er-halten. Jeder geschmiedeteNagel, jede Bohle, die nachdem Brand zu retten war,wurde restauriert und wie-derverwendet. Das völlig ver-brannte Mansardengeschosswurde neu aufgebaut undenthält nun einen modernenSonderlesesaal mit Glasku-

busabtrennung zum darun-ter liegenden Rokokosaal.Besucher können ab 1. De-zember den Rokokosaal anse-hen, jedoch ist aus konserva-torischen Gründen ein Tages-limit von 290 gesetzt. Tickets,ähnlich denen im GrünenGewölbe in Dresden, mit fest-gelegtem Besuchsdatum undZutrittszeit können ab soforterworben werden.

Daniella Fischer

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Die beim Brand beschädigte Totenmaske Schillers wurde restauriertund wird künftig im Depot aufbewahrt

Der restaurierte Rokokosaal, Blick Richtung Porträt Herzog Carl August

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Noch gut in der Erinnerungsind bei vielen die großarti-gen Ausstellungen der ver-gangenen Zeit in der NeuenNationalgalerie in Berlin, diemit ihren Bildern ein Millio-nenpublikum erreichten: DasMuseum of Modern Art NewYork, kurz MoMa, gastierteim Jahr 2004, das Metropoli-tan Museum of Art bis An-fang Oktober 2007. Die Wer-ke der Maler wurden vieltau-sendfach bestaunt, für somanchen war es der erste An-blick eines echten Picasso, ei-nes Monet, eines Gauguin. Kaum zu glauben, dass eseinst in Dresden und speziellauch im Stadtteil Blasewitzprivate Sammler gab, dieKunstwerke dieser berühmtenMaler besaßen. Ein Monet inder Mendelssohnallee (früherDeutsche Kaiser Allee), einRenoir auf der Goetheallee(früher Emser Allee) – vieledieser Gemälde, die einst inBlasewitz bei leidenschaft-lichen und kunstsinnigenSammlern ihre Heimat hat-ten, sind heute im Bestandbedeutender Museen in New

York, London, Zürich oderParis. Sie künden dort vonRuhm und Reichtum unse-rer Stadt zu Zeiten um dieJahrhundertwende bis zumBeginn des Dritten Reiches.Ihre „Reisepfade“ sind teilsso verschlungen wie die Le-bensläufe ihrer Sammler.

Bevorzugtes BlasewitzDiese ließen sich aus den ver-schiedensten Motiven in Dres-den und speziell auch inBlasewitz nieder. Der Villen-vorort Dresdens, seine herrli-che Lage an der Elbe undeine Einwohnerschaft geho-bener Klasse waren sicher einTeil der Gründe. Die Stadtmit ihren Kunstangeboten,ihren Museen, ihrer Kulturtrug den anderen Teil dazubei. Ihr Vermögen hatten dieKunstsammler oft als großar-tige Unternehmer und Fir-meninhaber erworben. HansDittmayer zum Beispiel führ-te die väterliche Firma weiterund brachte sie mit derSpezialisierung auf die Her-stellung von Reißverschlüs-sen zur Blüte. Fritz Kreß

übernahm die Firma seinesSchwiegervaters und stellteHeiz-, Löt- und Kochapparateher, Adolf Rothermundt warMitinhaber eines Handels-hauses in St. Petersburg, ausdem er sich 50-jährig mit gro-ßem Vermögen zurückziehenkonnte. Ihnen allen gemein-sam war die Leidenschaft fürmoderne Kunst, für derenAnkäufe sie ihr Vermögeneinsetzten. Die KaufleuteSchmitz und Rothermundtzum Beispiel erwarben seitden 1890er Jahren Haupt-werke von Monet, Renoir,Manet, Degas, Cézanne undvan Gogh sowie von Lieber-mann, Slevogt und Corinth.Ihre Sammlungen galten als„Mustergalerien“ des franzö-sischen und deutschen Im-pressionismus. Mit den priva-ten Sammlern hielt die Mo-derne im barocken DresdenEinzug. Während die Dresd-ner Gemäldegalerie ihrenRuf auf italienischen, hollän-dischen oder spanischen Meis-tern gründete und sowohl fi-nanziellen als auch politi-schen Einschränkungen in

Monet, Renoir und die anderen Private Kunstsammler aus Blasewitz

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Kartenausschnitt Blasewitz von 1903

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ihren Ankäufen unterlegenwar, agierten die Privatsamm-ler nach ganz anderen Überle-gungen.

Verstreut in alle WeltDen Umständen der Zeit ge-schuldet, blieb keine Samm-lung beisammen, die Villenin Blasewitz blieben als „leereHüllen“ verlassen zurück.Manche Eigentümer musstenals jüdische Bürger Deutsch-land Anfang der 1930er Jah-re verlassen, Erben oderNachkommen verkauften dieKunstwerke aus wirtschaft-lichen Gründen und Dresdenging ein großes Stück kultu-reller Identität verloren. KeinMonet mehr in der Mendels-sohnallee, kein Renoir auf derResidenzstraße. Für die Aus-stellung „Von Monet bisMondrian“ im vergangenenJahr in den StaatlichenKunstsammlungen jedochlebten die Sammlungen nocheinmal auf. In akribischerRecherchearbeit hatte manaus alten Ausstellungskatalo-gen, durch Nachforschun-gen in Archiven und Biblio-theken zusammengetragen, wel-che Kunstwerke die Wände inden Villen der Sammler tat-sächlich schmückten undversucht, viele dieser Stückeals Ausstellungsleihgabennach Dresden zu holen. Eine,die daran maßgeblich betei-ligt war und sich mit den Bla-sewitzer Sammlern auskenntwie wahrscheinlich kaum einanderer, ist Heike Bieder-

mann. „Besonders habenmich direkte Kontakte mitNachfahren der Sammler be-rührt“, blickt die Konser-vatorin der StaatlichenKunstsammlungen zurück.So konnte sie mit derSchwiegertochter von OscarSchmitz in Bremen sprechenoder den Enkel von AdolfRothermundt in einem Senio-renheim in Hannover treffen.In loser Reihenfolge stelltPotz Blitz beginnend in dernächsten Ausgabe die Blase-witzer Sammler Adolf Rother-mundt, Oscar Schmitz, HansDittmayer, Fritz Kreß undWoldemar von Seidlitz sowiedie zugehörigen Sammler-Villen in Blasewitz vor.

Daniella Fischer

Hans Dittmayer, Emser Allee 47(heute Goetheallee 47)

scar Schmitz, Emser Allee 18 eute Goetheallee 18)

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Woldemar von Seidlitz, Residenzstr. 33(heute Loschwitzer Str. 11)

Adolf Rothermundt, Deutsche Kaiser Allee 5(heute Mendelssohnallee 34)

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Weitere private Sammlerin Dresden-Blasewitz:

Eduard Müller,Emser Allee 35(heute Goetheallee)Franz Kochmann,Residenzstraße 21(heute Loschwitzer Straße 10)

Weitere private Sammlerin Dresden:

Ida Bienert,Würzburger Straße 46Fritz Glaser, Bergstraße 23Heinrich und Lisa Arnhold,Tiergartenstraße 32Margarethe Stegmann,Sidonienstraße 18

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Eine Geige ist eine Geige –sie ist immer mit vier Saitenbespannt. Aber eine Orgelgleicht keiner anderen. Vonder Zimmerorgel bis hin zurriesigen Monumentalorgel vari-iert zum Beispiel die Anzahlder Pfeifen. „Die Orgel isteines der vielfältigsten Instru-mente“, sagt Dr. Horst Hodick,

der im Auftrag des Landes-amtes für Denkmalpflege inden vergangenen zwölf Jah-ren die Restaurierung zahl-reicher sächsischer Orgelnbetreut hat. Ihn faszinierendie Feinheit, Differenziert-heit und Vielfalt des Orgel-klanges, der ihn oft überwältigt.Die Ausmalung im Gemeinde-

saal der Striesener Versöh-nungskirche ist wieder herge-stellt. Um eine stilistischeEinheit zu schaffen, wirdjetzt die 1909 vom DresdnerJohannes Jahn gebaute Orgelrekonstruiert. „In den1930er Jahren ist die Jahn-Orgel stark umgebaut wor-den“, erläutert der Orgel-Gutachter. Die Menschenbesannen sich damals auf dieältere Orgelmusik, die nachihrer Idee nur auf „Barock“getrimmten Orgeln stimmigklingen könnte. Großflächigwurden Anfang des 20. Jahr-hunderts die Instrumente

vernichtet oder umgebaut. Insolchem Zustand befindetsich die Orgel in der Versöh-nungskirche.„Die Klanggestalt der Orgelsoll wieder hergestellt werden“,berichtet Hodick. VerändertePfeifen lassen sich zurück-bauen. Das Gehäuse ist teil-weise erhalten. Fehlende Stückewerden nach alten Fotos undZeichnungen ergänzt. Wasnicht mehr vorhanden ist,kann an Hand von Vergleichs-instrumenten des DresdnerOrgelbauers rekonstruiert wer-den. In der Pirnaer Marien-kirche steht eine umgebauteJahn-Orgel.Der Orgel-Gutachter lerntbei seiner Arbeit den Orgel-bauer kennen: War diesersehr detailverliebt und hatalles fein verziert? Oder hater ein geniales Instrument ge-baut, sich aber im Hand-werklichen Schnitzer erlaubt?Auch prägte jede Landschafteinen eigenen Instrumenten-typ. Bis ins 19. Jahrhunderthinein war beispielsweise eineThüringer Orgel ganz andersgebaut als eine in Sachsengefertigte.Kurzum: Eine Orgel gleichtkeiner anderen.

Birte Urban

Ein faszinierender Klang für die OhrenDie Orgel der Versöhnungskirche wird rekonstruiert

Horst Hodick in der Versöhnungskirche vor dem veränderten Orgelprospekt von 1939

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Zwischen Wien, Paris und To-kio nach Blasewitz – dieWege des Generalmusikdi-rektors der Semperoper Dres-den, Fabio Luisi, sind vielfältig!Dass er am sonnigen 7. Okto-ber zum Schillerplatz kam,war eine Referenz an einenseiner „Vorgänger“: RichardWagner, Kapellmeister in Dres-den ab 1843. Für diesen könn-te es lauten: zwischen Königs-berg, Riga und Paris nachBlasewitz. Vor 170 Jahren,1837, war es, als der gerade24-jährige Wagner seine FrauMinna suchte. Obwohl erstsieben Monate mit dem Kompo-nisten verheiratet, war sie vorernsten Spannungen aus Kö-nigsberg zu ihren Eltern nachDresden geflohen. Wagnerreiste hinterher, quartiertesich im damaligen „GasthofBlasewitz“ ein und konntehier – zumindest vorerst – eineVersöhnung mit der Ehefrauerreichen.

Inspiration im GasthofUngeachtet der Probleme mitder Frau, mit der er 30 Jahreverheiratet war, arbeitete Wag-ner schöpferisch. So las erhier im Gasthof den Roman„Cola di Rienzi“ des Englän-ders Lord Edward Bulwer-Lytton und entwickelte da-raus die Idee zu einer großenOper. „Aus dem Jammer desPrivatlebens … riss mich dieVorstellung eines großen his-torisch-politischen Ereignis-ses … Dieser Rienzi mit sei-nem großen Gedanken im Kopfund im Herzen, machte miralle Nerven vor sympathetischerLiebesregung erzittern“, schrieber. Tatsächlich wurde „Rienzi“1842 am Königlich SächsischenHoftheater mit großem Erfolguraufgeführt und legte denGrundstein für Wagners spä-teres musikalisches Schaffenin Dresden. Zur Erinnerung an

seinen Aufenthalt in Blasewitzvor 170 Jahren wurde nunam ehemaligen Gasthof, demheutigen „Vitanas Senioren Cen-trum“, eine Gedenktafel an-gebracht. Bulwer-Lytton mach-te sich nicht nur mit seinemRoman über den römischenFeldherrn Cola di Rienzi einenNamen, er übersetzte auchSchiller-Gedichte ins Englische.

Engagement für eineGedenktafelDoch wie viele Jubiläen wür-den unbeachtet vorübergehen,gäbe es nicht Protagonisten,die sie in die Öffentlichkeitbringen und uns an histori-sche Wurzeln erinnern. Soauch im Fall der Wagner-Ta-fel. Hierbei war es der ehe-malige Kammervirtuos derStaatskapelle Dresden, Wolf-gang Wahrig, der als heimat-verbundener Blasewitzer undWagner-Verehrer so manchenStein aus dem Weg räumte,bevor er sich wahrscheinlicham meisten von allen Gästenüber die Einweihung der Ta-fel freuen konnte. Was so ein-fach klingt, war es nicht: Dawaren nicht nur Sponsorenvon der Idee zu überzeugenund eine nicht unerheblicheSumme Geld aufzutreiben,es galt auch Bildhauer undErzgießer auszuwählen, Entwür-fe zu besprechen und geneh-migen zu lassen, es waren Kon-takte zur Denkmalpflege nötig,die Fäden zur Staatskapellezu knüpfen und der Festaktzu planen. Unterstützung fander vor allem in Ines Wonka,der Leiterin von Vitanas amSchillerplatz, dem Orchester-direktor der Staatskapelle, JanNast, und im DramaturgenTobias Niederschlag.

Wagners WegeWagners Versöhnung mitEhefrau Minna im Gasthof

zu Blasewitz war nicht vonDauer. Bereits einen Monatspäter entflieht sie ihm aufsNeue, kehrt aber kurz daraufreumütig zu ihm nach Rigazurück, wo er als Musikdirek-tor angestellt wurde. WieSibylle Zehle in ihrer Spuren-suche „Minna Wagner“ be-schreibt, war ihr Leben ander Seite des Genies allesandere als entspannt. Vonden Biographen häufig als„Haushälterin“ verkannt, warsie doch wohl mehr als dies.Keiner Frau schrieb Wagnerhäufiger als ihr, an ihrerSeite komponierte oder kon-zipierte er einen Großteil sei-ner Werke. Sie „erdete“ ihn,wie Zehle schreibt, liebte denMann, nicht das Genie. Dochder brauchte neben ihr nochMusen, an denen Minnaschließlich zugrunde ging.Sie teilte über viele Jahrehinweg Wagners Elend, nicht

sein Glück. Dieses, den Ruhmund die Erfolge genoss späterWagners zweite, 24 Jahre jün-gere Ehefrau Cosima. Sieüberlebte Wagner um vieleJahre und war nach seinemTod bis 1906 die Leiterin derBayreuther Festspiele. Dochbeim Betrachten der Gedenk-tafel für Wagner in Blasewitzsollte man sich nicht an sie,sondern an Minna erinnern.

Daniella Fischer

Gedenktafel für Wagner

Fabio Luisi (re.) und Wolfgang Wahrig freuen sich über die Gedenktafel

Die Gedenktafel

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Sie sind oftmals die Krönun-gen der Giebelspitzen: orna-mentale Verzierungen, Giebel-blume, Firstblume oder auchKreuzblume genannt. Wohlnur wenige werden sich erin-nern, dass zwei dieserKreuzblumen auch dieGiebel des BlasewitzerNaumannstiftes und heuti-gen Rathauses zierten,bevor sie Mitte der1970er Jahre we-gen baulichen Ver-falls abmontiertwurden. Nun sindsie in voller Schönheitin luftiger Höhe wiederSchmuck des Gebäudes. Zu verdanken ist dies derengagierten Initiativedes Blasewitz-KennersBernd Beyer. Währendder Rekonstruk-

tion des Rathauses erfuhr er,dass am Bau niemand etwasvon diesen Kreuzblumenwusste. Sofort nahm erKontakt zu Dr. Eberhard

Renner auf, dem damalsVorsitzenden der Bürger-

initiative Blasewitz e.V.,der seinerseits die An-

gelegenheit im zuständi-gen Regierungsprä-

sidium vorbrach-te. Dort griffman nach an-fänglicher Skep-

sis die Sache auf,recherchierte underteilte schließlich denAuftrag. Nunmehr krö-nen die Giebel desRathauses eine sanier-te und eine neu ge-staltete Kreuzblume.

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Der Punkt auf dem „I“Blasewitzer Rathaus erhielt Giebelschmuck zurück

Auf den Giebelspitzen desBlasewitzer Rathauses eine neugestaltete und eine rekonstruierteKreuzblume

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„Ach wie ist’s gemütlich aufder Pferdebahn, Blicke knüp-fen friedlich die Bekannt-schaft an ...“, so beginnt einaltes Possenliedchen, welchesin Dresden häufig zu hörenwar. Dass die Dresdner dieEinführung der gelben Pfer-debahn der Initiative einesBriten zu verdanken haben,ist heute genauso in Verges-senheit geraten, wie die blü-hende englische KolonieDresdens, die für einige Jahr-zehnte bis zum Ausbruch desersten Weltkrieges der Stadtein Stück internationale Fär-bung gegeben hatte. Als dieerste gelbe Elektrische 1896auf der Strecke Blasewitz-Reichenbachstraße zuckelte,lebten in Dresden rund 2.500Briten und Amerikaner. Abersie kamen nicht nur, um tech-nische Neuerungen ins träu-mende Elbtal zu tragen, ganzim Gegenteil: Dresden warfashionable gerade weil esvon der Industrialisierung nochso unberührt war. So waren esmeist junge Mädchen, die zu-sammen mit ihren Mütterndie Reise antraten, um einigeMonate in der Kunststadt die

berühmten Gesangs- undZeichenlehrer, die Galerien,Theater und Oper aufzusuchen,um so der Erziehung den letz-ten Schliff zu geben. Stöbertman in der „Dresden Daily“, ei-ner in Dresden gedruckten eng-lischen Zeitung, so erkenntman schnell die Schwer-punkte dieser Aufenthalte: Soempfahl sich Miss Virgin ausder Schnorrstraße mit ihrerSchool for Girls, Miss Hopeaus der Räcknitzstraße botBehandlungen für Gesichts-,Nacken- und anderes super-fluous (überflüssiges) Haaran und die Spanish RidingSchool in der Werderstraßeverlieh die Pferde für einengemütlichen Ritt im GroßenGarten. Quartier bezogen die gut situ-ierten Britinnen im damalsvornehmsten Villenviertel Dres-dens zwischen Bürgerwieseund Wiener Straße, wo manunter einem small flat (kleineWohnung) dann auch schoneinmal fünf Räume, Küche,Bad und Garten verstand. Geschäfte und Dienstleisterwaren bestens auf die Frem-den eingestellt. Möbelverlei-

her, Blumenverkäufer undSchneider richteten ihr An-gebot speziell auf die wohlha-benden Engländerinnen ausund Dresden China (MeißnerPorzellan) war nur ein Favoritaus dem Kunsthandwerks-sektor. In jedem größeren Ge-schäft verstand man Englischund die Prager Straße glichum die Mittagszeit einer gro-ßen englischen Metropole, daman überall, so die Gräfin vonBaudissin, „das angelsächsi-sche Idiom um sich herum“hörte. Schon 1868 war für die angli-kanische Gemeinde eine eigeneKirche im gotischen Stil, dieAll Saints Church, an der EckeWiener-/Beuststraße erbautworden. 1952 wurde dieKirche, die wie der Rest desVillenviertels 1945 fast völlig

zerstört wurde, endgültig ab-gerissen und damit auch dieletzte Erinnerung an dieeinst florierende englischeKolonie beseitigt.

Anke Hoppert

Dresden very BritishErinnerungen an die Englische Kolonie

Pferdebahn einer englischen Gesellschaft in Dresden um 1870, mit Oberdeckwagen

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Englische Kirche in Dresden um1890, erbaut 1868/69

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In sein Atelierkommen Persön-lichkeiten aller Art,aber auch dieKinder aus derNachbarschaft.Er fotografiertHäuser vor demAbriss wie die„Knochenschän-ke“ des Schiller-Gartens, den Bau des BlauenWunders und die neu errich-teten Villen in Blasewitz. Er istdabei, wenn Richtfest gefeiertund ein Schiff in der Werftvom Stapel gelassen wird. Erhält Ereignisse der BlasewitzerFeuerwehr, den Alltag einerWaldschule und die Muste-rung von Soldaten fest. Dochvorrangig ist er Porträtfoto-graf: James Aurig.Als der 21-jährige 1878 inBlasewitz beim FotografenJohannes Schumacher eineAnstellung findet, wandeltsich das Dorf gerade zu einemVillenvorort. Obwohl schonmit Frau und Kindern in Blase-witz ansässig, muss sich Aurigwenige Zeit darauf nach demVerkauf von SchumachersGeschäft zunächst auswärts

nach neuer Arbeit umsehen,ist in Radeberg, Dresden undBad Oeynhausen tätig. Auchspäter, als er in der Lichtdruck-anstalt Römmler & Jonas„Operateur für nasse Platten“ist und unersetzlicher Partnerfür Römmel, führt ihn dieArbeit von Blasewitz weg:nach Berlin, Holland, Belgienund in die Schweiz. Doch dann endlich wird Blase-witz mit eigenem Atelier, zu-nächst in der Residenzstraße(heute Loschwitzer Str.), ab1894/95 in einer vom Blase-witzer Architekten gebautenVilla in der heutigen Jus-tinenstr. 2 sein Domizil. Ereröffnet eine Handlung „photo-graphischer Apparate undArtikel“, hat ein einträglichesGeschäft und bringt es zu An-

sehen und Wohlstand. „Es wareine glückliche Idee, hieranzufangen. Das Geschäft ent-wickelte sich von Jahr zu Jahrbesser und ich konnte Geldsparen“, schreibt er in seinerAutobiografie.Nach der Jahrhundertwendeund auf der Suche nach neu-en, einträglichen Geschäftenwidmet sich Aurig „künstleri-schen Heimporträts“, fotogra-fiert Professoren, Bürgermeis-ter, Stadträte, Geistliche undab 1908 auch im sächsischenKönigshaus. Bis zum Ausbruchdes Ersten Weltkrieges istJames Aurig die erste Adressefür hochwertige Porträts. 1911verleiht ihm der sächsische Kö-nig das Ehrenprädikat „Hofpho-tograph Seiner Majestät“, einHöhepunkt seiner Karriere.Im Alter wendet sich Aurigseinem Hobby, der Homöo-pathie, zu und meldet sogarmit 65 Jahren noch einmal einGewerbe an: Als „Pendelfor-scher für Homöopathie, Heil-praxis nach Dr. Paracelsus“,betreibt eine Praxis in seinenWohnräumen und erlangt soauch auf andere Weise Be-kanntheit. 78-jährig verstirbtAurig im Jahre 1935, seinGrab befindet sich auf demTolkewitzer Urnenfriedhof.

Quelle: Jürgen Frohse

Fotograf in BlasewitzZum 150. Geburtstag von James Aurig

Alma und James Aurig am 1. März 1918

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Ausstellung im BuchHausLoschwitz und in derWeinhandlung 111 in Bla-sewitz vom 4. bis 31. Dezem-ber und Kalender „Photo-graphie in Dresden –James Aurig“ zum 150.Geburtstag

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Menzhausen, JoachimKulturgeschichte SachsensEdition LeipzigISBN 978-3-361-00628-735 EuroDie viel gerühmten KulturgüterSachsens locken jedes Jahr unzäh-lige Besucher in die Region.Bedeutende Persönlichkeiten sindaus diesem Land im Laufe derJahrhunderte hervorgegangen,haben Architektur, Städtebau,Literatur, Musik, Malerei undKunsthandwerk um unvergängli-che Werke und Werte bereichert.Wie all dies entstand und unterwelchen Bedingungen schildert bisin die Gegenwart dieses hervorra-gend recherchierte Buch.

Matthias Gretzschel /Thomas BabovicAuf den Spuren von Erich KästnerVerlag Ellert & RichterISBN 978-3-8319-0271-214,95 EuroSeine Kinderbücher haben Erich Kästner weltberühmtgemacht, aber er war auch einbedeutender Lyriker, Satiriker,Romancier, Drehbuchautor undKabarettist. 1899 in Dresdengeboren, ist er ein großer Sohnunserer Stadt. Der JournalistGretzschel zeichnet seine Biografie anschaulich nach und führt uns zu Schauplätzen seines Lebens, die oft auch zuSchauplätzen seiner Bücher geworden sind. Einen weiterenReiz erhält der Band durch dieexzellenten Farbfotos von Babovic.

Am 4. Oktober weihten derSchillerGarten und die Dresd-ner Verkehrsbetriebe einenüberaus nützlichen Service imBiergarten des Traditionsgast-hauses ein: das „DynamischeFahrgastinformationssystem“.Per Funk vom Schillerplatzgesteuert, zeigt die im histori-schen Design gestaltete Anzei-getafel die Abfahrtszeiten vonBus und Bahn am Schiller-platz an. Und zwar die tatsäch-lichen Abfahrtszeiten, nicht

die Fahrplanwerte. Möglichist dies durch die Übernahmeder Fahrzeugpositionen perInfrarot-Signal in die zentra-len Computer der Verkehrs-betriebe. Der SchillerGarten ist welt-weit das erste Restaurant, dasdiesen Service seinen Gästenanbietet. Die Anzeigetafel stehtim Biergarten, ist aber auchgut vom Schankraum aus einzu-sehen. Im Sommer wissen dieGäste durch die Anzeige

genau, wie viel Zeit ihnen fürein letztes Bier im Biergartenbleibt, im Winter ersparen siesich das Frieren an derHaltestelle. delfi

Im Schillergarten funkt’s

Manfred ten Bosch (FeldschlößchenAG), Reiner Zschieschank (DVB AG),Thomas Jacob, Frank Baumgürtel(SchillerGarten-Eigentümer) v.l.n.r.bei der Enthüllung des Anzeigers

Gastwirt Frank Baumgürtel mit demMarketingleiter der DVB AG,Alexander Czurzim, der die Ideemaßgeblich beförderte

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Viele seiner Bücher spielenam Bodensee, so auch dasgerade erneut verfilmte „Flie-hende Pferd“. In Martin Wal-sers Roman „Verteidigungder Kindheit“ aber prägenDresden-Erfahrungen die Haupt-figur Alfred Dorn, wenn-gleich oft in tragischer Weise.Walsers Akribie und seinememotionalen wie sprachlichenEinfühlungsvermögen ist eszu verdanken, dass im groß-artigen Erzählbogen überdas Leben von Alfred Dorndas Zeitkolorit mit deutlichsächsischem Ambiente verse-hen ist. Die Hauptfigur wird1929 in Dresden geboren,beginnt das Jura-Studium inLeipzig, geht dann aber nachWestberlin, um dort die Aus-bildung fortzusetzen undanschließend nach West-deutschland überzusiedeln.Der einheimische Leser fin-det bei der Lektüre Befind-lichkeiten des sächsischenSprachduktus vor, Hand-lungslokale, aber auch Per-sönlichkeiten und politischeEreignisse zu einem faszinie-renden Geflecht verwoben.Diese Authentizität ist meh-reren Voraussetzungen ge-schuldet: Martin Walser be-

diente sich einer originärenBiographie und unternahm –wie bei allen seinen Texten –gründlichste Recherchen aucham Ort des Geschehens vor, soauch in Blasewitz und Loschwitz.

Besuch in DresdenIm Herbst 1989 reiste MartinWalser mit seiner Frau in dieElbestadt, um den Schau-plätzen der LebensgeschichteAlfred Dorns und den wichti-gen Personen seiner Biogra-fie nachzuspüren. Dazu zählte auch ein Besuchin der Sächsischen Landes-bibliothek, wo ich ihn ken-nenlernte. Im Roman wirdAlfred Dorn später selbst in-tensiv in der Bibliothek überHeinrich von Brühl forschen,weil er vorhatte, einen Ro-man über ihn zu verfassen. Zusammen begaben wir unsnach Loschwitz, um zumHaus von Alfreds Musikleh-rer Heribert Priebe zu ge-hen, der auf dem Steinwegwohnt. Wer die Örtlichkeitenkennt, weiß sofort, dass essich hierbei um den Musik-kritiker und -schriftstellerGottfried Schmiedel handelt.Hier wurde ich Zeuge derexakten Erkundungen Walsers.

Sein Interesse beschränktesich nicht allein auf dasHaus. Er musste unbedingtselbst sehen, auf welcherSeite das Geländer des steilenWeges angebracht war. Undtatsächlich weist im Romaneine Stelle auf dieses Detailhin, als der ehemalige Kreuz-schüler von seinem Lehrernach Hause gehen will undhinfällt. „Das Geländer ander den Weg säumendenMauer war nicht auf derSeite, auf der das Haus lag ...Alfred zog sich am Geländerhoch und ließ nicht mehr los,bis er drunten war auf demnur halb so steilen Veilchenweg.“

Treffpunkt Café ToscanaZuvor waren wir in Bühlau„Am Bauernbusch“ gewesen,der elterlichen Wohnung derRomanfigur. Vorher lebt dieFamilie auf der Borsbergstra-ße, wo sie durch die Angriffeim Februar 1945 alles ver-liert. Diese Erfahrung ist einAuslöser dafür, dass AlfredDorn versucht, die eigene Kind-heit gegen die Gegenwartund Zukunft zu verteidigen,was ihn hindert, „ein richti-ger Mann zu werden“ – sojedenfalls der Vorwurf des

Vaters. Dieser hatte sich vonseiner Mutter getrennt, war1950 ausgezogen und prakti-zierte als Zahnarzt am Schil-lerplatz. Mit ihm traf sich derSohn im Café Toscana. „Al-fred ging die steile, steinerne,wie verwunschen eingewach-sene Plattleite hinunter, zuFuß über die Blaues Wundergenannte Brücke ... WennAlfred über diese Brücke ging,hatte er, weil man durch einDickicht von Stahlbögen und-stangen ging, immer dasGefühl, die Hauptlast, diediese Brücke zu tragen habe,sei sie selbst.“ Also besuchtenwir auch das Café, das derAutor 1989 noch in etwa demZustand vorfand, der demdamals entstehenden Roman-manuskript entsprach. Spä-ter schrieb Walser darüber:„Alfred aß Eierschecke, sei-nen Lieblingskuchen, den esaußerhalb Sachsens nur er-satzweise gibt und innerhalbSachsens nirgends so gut wieim Toscana in Dresden-Blasewitz.“ Es lassen sich noch weitereBezüge finden, die den Lesereinladen, 16 Jahre nach Er-scheinen der „Verteidigungder Kindheit“ Martin Wal-sers Dresden zu erlesen – seies zum ersten Mal oder nachlanger Zeit erneut.

Katrin Nitzschke

Die Eierschecke am Blauen WunderDer Schriftsteller Martin Walser in Dresden

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Würde Sophie Albrecht heu-te leben, wäre sie vielleichteine Dichterin und Schau-spielerin unter vielen undKünstlerinnen eilt der Rufvoraus, exaltierte Persön-lichkeiten zu sein. Doch ihrLeben ist alles andere alstypisch für die Zeit vor 250Jahren, als sie 1757 gebo-ren wurde.Das überraschte auchPetra Andrejewski.Die studierte Musi-kerin und Oboistinan den Landesbüh-nen Sachsen stießdurch Zufall aufSchriften von SophieAlbrecht. „Ich warso fasziniert, dassBianka Schmalfuß undich in Bibliotheken undArchiven recherchiertenund forschten, um Näheresüber die ungewöhnlicheFrau zu erkunden“, erzähltsie. Noch sind nicht alleLücken im Lebenslauf vonSophie Albrecht geschlos-sen. Doch ihr künstlerischerWerdegang und ihre mehr

als nur freundschaftlicheBeziehung zu FriedrichSchiller sind dokumentiert.Ihre Wege kreuzten sicherstmals 1784 in Frankfurtam Main. In Leipzig undDresden wohnten sie gar im

selben Haus. Als bestbezahl-teste Schauspielerin der da-maligen Zeit spielte SophieAlbrecht 1785 bis 1795 mitder Bondinischen Gesellschaftim Kleinen Dresdner Hofthe-

ater. Für sie schrieb SchillerHauptrollen in seinen The-aterstücken, mit ihr überar-beitete er manchen Textund verbrachte in ihremliterarischen Salon auf derWilsdruffer Gasse mehr Zeit,als seinem Freund undGönner Gottfried Körnerlieb war.

Sophie Albrechts Gedich-te wurden von ihr undzahlreichen Bewunde-rern vertont. Ihre, auchim Privaten, außerge-wöhnliche Biografieund ihre Texte erlau-ben heute einen be-wundernden Rück-blick auf ihr künstle-

risches Wirken in Dres-den. Schauspielerin

Bianka Schmalfuß ver-körpert Sophie Albrecht ineinem Salonstück, das mitMusik von Mozart, Schusterund anderen umrahmt wird,und an historischen Ortenzu erleben ist, demnächstzum Beispiel im DresdnerCoselpalais. Damit dürfteSophie Albrecht, deren Ge-

burtstag sich im Dezemberzum 250. Mal jährt, auch inheutigen Zeiten für Ge-sprächsstoff sorgen. Verdienthat sie es.

Dagmar MöbiusNächster Termin:13.12.07, 17 Uhr,Coselpalais Dresden

Sophie Albrecht –eine vergessene Freundin Schillers

Wieder auf der Bühne: die berühmteste Dresdner Schauspielerin ihrer Zeit

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Mittlerweile zumdritten Mal wurdeim SchillerGartendie Stollensaisonbegonnen. Seit En-de Oktober ist derBiergartenaus-schank wieder Stol-

lenbackstube für den hausei-genen Rosinenstollen. An derRezeptur des SchillerGarten-Stollens hat sich nichts verän-dert, noch immer wird ernach einem 45 Jahre altenRezept des erfahrenen Bäcker-meisters Alfred Wuttke ge-

backen, dessen 14 Zutatennatürlich streng geheim blei-ben. Ein Geheimnis erfuhrPotz Blitz dennoch: Es wer-den türkische und australi-sche Rosinen verwendet! Dieeinen sind gut für den Ge-schmack, die anderen sehengroßartig aus, erzählt derKonditor Imre Rapai.Der SchillerGarten knüpftmit dem Stollenbacken andie alte Kaffeehaus-Traditiondes Hauses an. Viele der Wir-te in der langen Geschichtedes Restaurants hatten eigeneBackwaren im Angebot, Stol-len allerdings hat bishernoch kein Wirt gebacken. ImSchankraum neben der The-ke hängt übrigens eine Ur-kunde des Ur-Ur-Großvatersvon Wirt Frank Baumgürtel,der bereits 1880 eine Lizenzzum Ausschank von Likör undSchokolade in einem Caféhatte. Der SchillerGarten istMitglied im SchutzverbandDresdner Stollen e.V.Verkauft wird der Stollen imSchillerGarten oder auch au-ßer Haus im dekorativen Ge-schenkkarton als 1-Kilogramm-Stollen zum Preis von 11,50Euro. Auch im Internet-Shopdes SchillerGartens kann erunter www.schillergarten.debestellt werden. delfi

Wer gern frisches Feldschlöß-chen-Zwickel-Bier aus demSchillerGarten trinkt, kannes sich nunmehr in einem 2-Liter-Siphon nach Hauseholen. Bis zu acht Tage istdas Bier im Siphon haltbar

und schmeckt wie frisch ge-zapft. Der Siphon ist mit19,50 Euro auch ein idealesGeschenk und kann immerwieder neu befüllt werden, proBefüllung kostet es 6,50 Euro.

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Original DresdnerChriststollen aus dem

SchillerGarten

Geschenk-Tipp:Der SchillerGarten-Biersiphon

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Die RegionViana Porta„Carménère“ – Chile

Chile ist das älteste Weinlandder südlichen Erdhalbkugel.Schon im 16. Jahrhundert setz-ten die Spanier hier die erstenReben. Es ist ein Land vollerGegensätze: die Atacama-Wüs-te, die trockenste Region derWelt, die schneebedeckten 7.000Meter hohen Andengipfel, die450 Kilometer lange Pazifik-küste mit dem kalten Hum-boldstrom. Dieser klimatischeGegensatz und die Anden, dieim Osten des Landes eine na-türliche Barriere bilden, erzeu-gen ein fast ideales Klima fürden Weinbau: ausreichend Son-ne, Regen und ein Bewässe-rungssystem, das teilweise durchInkas erbaut wurde und sichaus dem mineralreichen Tau-wasser der Anden speist.

Der WinzerDie Porta Winery

Die Porta Winery wurde 1954von der aus Spanien einge-wanderten Familie Gutierrez-Porta gegründet. Sie ließ sichin Rancagua im CachapoalValley, 120 Kilometer südlichvon Santiago nieder und legteauf 180 Hektar Land ihreersten Weinberge an. Anfangsverkauften sie ihre Weine anchilenische Kellereien, seit1991 vermarkten sie sie unterdem Namen „Casa Porta“selbst. Seitdem gehört Portazu den besten chilenischenWeingütern. Mittlerweile be-wirtschaftet Porta Weinbergein den vier bekanntestenWeinbaugebieten Chiles. AlleWeine werden mit moderns-ten Technologien vinifiziert,über 2.000 Eichenholzfässerkommen zum Einsatz.

Der WeinCarménère Reservado

Die Rebsorte Carménèrestammt aus dem Bordelais, wosie aber durch die Reblausfast völlig ausgerottet wurde.Zuvor nach Chile gebrachteReben wurden dort lange fürMerlot gehalten. Erst ein alterFranzose, der sie noch aus Ju-gendjahren in Frankreichkannte, klärte den Irrtum auf.Inzwischen haben einige Win-zer in Chile das Potential derCarménère-Traube erkannt.Die prägnante Würze, gepaartmit Substanz und samtigenTanninen sind die herausra-genden Merkmale des Weines.Dunkelrote Farbe, Anklängevon Kräutern, Geräuchertemund dunklen Beeren und diefeine, anregende Herbe bringtdas ganze Potential desCarménère zum Ausdruck.

Die EmpfehlungDieser Wein ist eine Deli-katesse zu dunklem Fleischund Geflügel wie zur bald auf-getischten Weihnachtsgans.Damit Sie nicht solange war-ten müssen, trinken Sie ihnzum argentinischen Steak.

Der „Weintipp“ wird präsentiert von KGS –Knüttels Getränkespezialitäten, demLieferanten des SchillerGartens.

Der Weintipp

Manfred Hempel, Fa. KGS

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Als am Nachmittag des 25.September 1872 den Schiller-Garten rund 200 Personenbetraten, kamen sie von ei-nem wahrlich historischenEreignis für Dresden undBlasewitz: Soeben hatte diefeierliche Eröffnung der ers-ten Pferdebahnlinie von Dres-den nach Blasewitz stattge-funden. Nachdem sie mit sie-ben Pferdebahndecksitzwagengegen 13.15 Uhr vom Pirnai-schen Platz abgefahren wa-ren, erreichten sie zügig dieDresden-Blasewitzer Grenze.

Das „Dresdner Journal“ von1872 berichtete hierzu: „BeimEintritt in den BlasewitzerWald begrüßte den Zug einCivilmusikchor. Das DorfBlasewitz selbst hatte reichmit deutschen und sächsi-schen Farben beflaggt, auchzwei Ehrenpforten errichtet,und auf dem Schillerplatzempfing die Kapelle des Leib-grenadierregiments ‚König

Johann die Gäste mit feier-lichen Klängen. Nach Besich-tigung des Bahnhofes, dessengeräumige und sauber gehal-tene Ställe gegenwärtig cirka80 stattliche Rosse beherber-gen, wanderte man nach demSaale des ‚Schillergartens’.Dort servierten die Ober füretwa 200 Personen ein vor-treffliches ‚Diner’ prompt,während der erwähnte Mili-tär-Musikchor im Garten desreizend gelegenen Restau-rants konzertierte. Die Reiheder ‚Toaste’ eröffnete derVorsitzende des Aufsichts-rathes, Herr Levinstein, miteinem Hoch auf Seine Majes-tät den König, allerhöchst-welcher Sein Interesse für diePferdeeisenbahn durch Besich-tigung ihrer Einrichtungenund einer kurzen Fahrt aufderselben vor mehreren Ta-gen bekundet hatte. HerrGeheimer Rath Körnersprach die Hoffnung aus, daßsich das Institut für die Stadt

Dresden und deren Umge-bung segensreich erweisenmöge, und schloß mit einemHoch auf das Unternehmen.“

Außer zwei Verlängerungendieser Pferdebahnlinie vomPirnaischen Platz zum Böh-mischen Bahnhof und weiternach Plauen 1873 blieb dasfür acht Jahre die einzigeLinie. Die Fahrzeit für die9,9 Kilometer lange Streckevon Blasewitz nach Plauenbetrug 45 Minuten. Es stan-den 20 Decksitz- und vierkleine Wagen sowie 110 Pfer-de zur Verfügung. Es galt einTeilstreckentarif für andert-

halb bis drei Neugroschen,später 10 bis 25 Pfennig. Wiewir heute wissen, gingen dieHoffnungen des GeheimenRaths Körner in Erfüllung.

Wer wissen möchte, wie esweiter ging, kann sich in demim Oktober erschienenen neu-en Buch „Von Kutschern undKondukteuren“ informieren,das für 29 Euro im Buch-handel erhältlich ist.

Siegfried HanselArchivar der DVB AG

SchillerGarten Dresden GmbHSchillerplatz 9, 01309 Dresden Telefon: 0351/ 811 99-0Telefax: 0351/ 811 99-23

E-Mail: [email protected]: www.schillergarten.deÖffnungszeiten:Täglich 11.00 – 01.00 Uhr

Gutbürgerliche KücheHauseigene PatisserieEigene EisproduktionGroßer Biergarten mit Elbblick

Unsere Schiller-Frage

Friedrich Schiller weilte von 1785 bis 1787 in Dresden, Loschwitz

und Blasewitz. Wie hieß der Freund und Gönner, bei dem er in die-

ser Zeit lebte?

Ihre Einsendungen richten Sie bitte an: Agentur 2dPROJECT, RedaktionSchillerGarten, Kennwort: Schiller-Frage, Enderstr. 59, 01277 Dresden

Unter den Einsendungen werden drei Gewinner ausgelost, die je einenGutschein im Wert von je 20,- Euro für den SchillerGarten erhalten.Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.Mitarbeitern des SchillerGartens sowie von 2dPROJECT und ihrenAngehörigen ist die Teilnahme nicht gestattet.

Einsendeschluß: 15. Januar 2008

Friedrich Schiller war bei der begeistert aufgenommenen Urauffüh-rung seiner „Räuber“ anwesend. Diese Uraufführung fand inMannheim statt.Herzlichen Glückwunsch unseren Gewinnern:J. Teichmann, H. Goldmann und U. Pietzsch aus Dresden

Auflösung Schillerfrage Ausgabe 03/2007

Das Spiel des Lebens.Wollt ihr in meinen Kasten sehn? Des Lebens Spiel, die Welt im Kleinen,

Gleich soll sie eurem Aug' erscheinen; Nur müßt ihr nicht zu nahe stehn,

Ihr müßt sie bei der Liebe Kerzen und nur bei Amors Fackel sehn.

Schaut her! Nie wird die Bühne leer: Dort bringen sie das Kind getragen,

Der Knabe hüpft, der Jüngling stürmt einher, Es kämpft der Mann,

und Alles will er wagen. Ein Jeglicher versucht sein Glück, Doch schmal

nur ist die Bahn zum Rennen; Der Wagen rollt, die Achsen brennen,

Der Held dringt kühn voran, der Schwächling bleibt zurück, Der Stolze

fällt mit lächerlichem Falle, Der Kluge überholt sie alle.

Die Frauen seht ihr an den Schranken stehn, Mit holdem Blick,

mit schönen Händen den Dank dem Sieger auszuspenden.

Auf Schillers Versen

Blasewitzer Geschichten

Eröffnungsfeier imSchillerGarten

135 Jahre Pferdebahn in Dresden

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Die erste Pferdebahn in Blasewitz

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