Funktionen von Normen - mk.riemenschneider...

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__________________________________________________________ __________________________________________________________ Funktionen von Normen: _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ Aber: _____________________________________________________ Güterabwägung ist eine Methode in der Ethik, die angewendet wird, wenn zwei oder mehrere gleichwertige Güter nicht gleichzeitig verwirklicht werden können und somit eine Interessenkolli- sion vorliegt. Die Verwirklichung der bestmöglichen Folge(n) einer Handlung erfordert dabei, mehrere infrage kommende Handlungsalternativen hinsichtlich ihrer vorhersehbaren Konse- quenzen und damit auch ihres ethischen Wertes abzuwägen. BITTE UMDREHEN! Wert: Eine Handlungsorientierung, die den Charakter des Sollens hat und sich an freie Zustimmung wendet, bezeich- net der Begriff Wert. Werte im sittlich- praktischen Zusammenhang, Werte als Ziele richtigen Wollens und Handelns, bezeichnen ebenfalls Verbindlichkeiten des menschlichen Lebens, jedoch nicht – wie die Normen – in Form von Ge- und Verboten, sondern auf die Weise von Zielen und Zwecken, die durch das Tun und Lassen der Menschen realisiert werden sollen. Norm: Normen (norma = Winkelmaß, Regel, Muster, Maßstab) sind Verbind- lichkeiten für menschliches Verhalten (Sitte, Brauch, Vorschrift, Gesetz, Ge- bot), die in einer Gemeinschaft (Stamm, Land, Staat, Kirche) in Geltung sind und den Anspruch erheben, befolgt zu wer- den. Es gibt z.B. ästhetische, wirtschaft- liche, industrielle Normen. Ethische Normen reichen von Kleidungs- und Speiseregeln über Standesvorschriften für Berufsgruppen bis zu Verboten, die Menschenrechte nicht zu verletzen. Die Einhaltung von Normen zu betonen und einen Verstoß gegebenenfalls zu bestra- fen, ist nur dann sinnvoll, wenn diesen bestimmte Grundwerte zugrunde liegen. Güter: Reale Gegebenheiten, die unab- hängig vom persönlichen Wollen und Denken existieren, aber unserem Han- deln vorgegeben sind, z.B. Leben, Eigen- tum, Gewissensfreiheit, Familie, Staat.

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__________________________________________________________

Funktionen von Normen:

• _______________________________________________________

• _______________________________________________________

• _______________________________________________________

• _______________________________________________________

Aber: _____________________________________________________

Güterabwägung ist eine Methode in der Ethik, die angewendet wird, wenn zwei oder mehrere

gleichwertige Güter nicht gleichzeitig verwirklicht werden können und somit eine Interessenkolli-

sion vorliegt. Die Verwirklichung der bestmöglichen Folge(n) einer Handlung erfordert dabei,

mehrere infrage kommende Handlungsalternativen hinsichtlich ihrer vorhersehbaren Konse-

quenzen und damit auch ihres ethischen Wertes abzuwägen. … BITTE UMDREHEN!

Wert: Eine Handlungsorientierung, die

den Charakter des Sollens hat und sich

an freie Zustimmung wendet, bezeich-

net der Begriff Wert. Werte im sittlich-

praktischen Zusammenhang, Werte als

Ziele richtigen Wollens und Handelns,

bezeichnen ebenfalls Verbindlichkeiten

des menschlichen Lebens, jedoch nicht –

wie die Normen – in Form von Ge- und

Verboten, sondern auf die Weise von

Zielen und Zwecken, die durch das Tun

und Lassen der Menschen realisiert

werden sollen.

Norm: Normen (norma = Winkelmaß,

Regel, Muster, Maßstab) sind Verbind-

lichkeiten für menschliches Verhalten

(Sitte, Brauch, Vorschrift, Gesetz, Ge-

bot), die in einer Gemeinschaft (Stamm,

Land, Staat, Kirche) in Geltung sind und

den Anspruch erheben, befolgt zu wer-

den. Es gibt z.B. ästhetische, wirtschaft-

liche, industrielle Normen. Ethische

Normen reichen von Kleidungs- und

Speiseregeln über Standesvorschriften

für Berufsgruppen bis zu Verboten, die

Menschenrechte nicht zu verletzen. Die

Einhaltung von Normen zu betonen und

einen Verstoß gegebenenfalls zu bestra-

fen, ist nur dann sinnvoll, wenn diesen

bestimmte Grundwerte zugrunde liegen.

Güter: Reale Gegebenheiten, die unab-

hängig vom persönlichen Wollen und

Denken existieren, aber unserem Han-

deln vorgegeben sind, z.B. Leben, Eigen-

tum, Gewissensfreiheit, Familie, Staat.

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Diskussion um Werte, Normen, Güter und deren Abwägung

Arbeitsauftrag: 1. Stellen Sie in ein bis zwei Sätzen sachlich das politische Problem dar! Nutzen Sie dazu auch Ihre Allgemein-

bildung, der Text dient Ihnen nur als Anhaltspunkt.

2. Wenden Sie anschließend die in dieser Stunde erlernten Fachbegriffe auf diesen Sachverhalt an. Differen-

zieren Sie heraus, welche Werte, Normen, Güter, … dabei verhandelt werden. Machen Sie dies graphisch

auf einer Folie deutlich.

Krieg in Syrien - EU will Sanktionen verschärfen

Seit Beginn des Aufstands gegen Präsident Assad im März 2011 wurden in dem Bürgerkrieg laut Angaben von

Aktivisten mehr als 20.000 Menschen getötet. Die Europäische Union will die Sanktionen gegen das Regime in

Syrien verschärfen. Russland und China hatten ein entschlossenes Vorgehen im Syrien-Konflikt mehrfach im

UN-Sicherheitsrat blockiert. Derweil weitet sich der Syrien-Konflikt auf die Nachbarländer aus: Im irakischen

Grenzgebiet wurde eine Frau durch eine syrische Panzerfaustgranate getötet.

Die Außenminister der EU sind sich einig: Es soll weitere Strafmaßnahmen gegen die Führung um Präsident

Baschar al-Assad geben. Zudem will die EU ihre humanitäre Hilfe für die Opfer des Konflikts aufstocken. Die EU verhängte bereits mehrfach Strafmaßnahmen gegen Syriens Machthaber. Mehr als 150 Vertreter und Un-terstützer der Regierung dürfen nicht mehr in die EU reisen, ihre Vermögen in Europa sind eingefroren. Au-ßerdem verhängte die EU seit Konfliktbeginn ein Embargo für Waffen, Öl sowie Industriegüter und kappte die geschäftlichen Verbindungen von syrischen Banken und Unternehmen nach Europa.

Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn sagte nach dem Treffen auf Zypern, über die zusätzlichen Sanktio-nen solle im Oktober beraten werden. Vor allem im Finanzsektor könne man bei den Sanktionen gegen Syrien noch „aufstocken“. Natürlich muss man dann wissen, dass nicht nur Syrien betroffen wird, sondern vielleicht auch Mitgliedsländer der EU. Auch schloss sich Asselborn einer Forderung an, Krankenhäuser in Syrien zu schützen. Mit allen Ländern im UN-Sicherheitsrat müsse diskutiert werden, „damit man einen Zugang be-kommt zu den vielen Zehntausenden Verletzten und zu den Krankenhäusern, damit sie abgeschirmt und ge-schützt werden.“

Quelle: Spiegel online, 08. September 2012 [cbu/dpa/afp ], verändert.

… Um zu einer verantwortbaren Entscheidung zu kommen, sind Wertvorzugsregeln bei der Güter-

abwägung hilfreich:

� Der höhere Wert ist dem niederen vorzuziehen, z.B. Menschenleben dem Tierleben.

� Die Sorge für eine größere Anzahl Menschen geht – bei gleicher Hilfsbedürftigkeit – der Sorge für

eine kleinere Zahl.

� Die Handlung mit größerer Erfolgsaussicht geht einer Handlung mit geringerer Erfolgschance vor,

z.B. passiver Widerstand einer fast aussichtslosen Revolution.

� Die dringlichere Handlung geht der weniger wichtigen vor, z.B. Rettung eines Verunglückten vor

der Sorge um die eigene Familie, die sich nicht in einer gleich großen Notlage befindet.

� Der besser Geeignete ist eher zu einer bestimmten Handlung verpflichtet als der weniger Geeigne-

te, z. B. ein guter Schwimmer eher zur Rettung eines Ertrinkenden als ein ungeübter.

� Gemeinnutz geht vor Eigennutz, solange nicht die Grundrechte des Einzelnen missachtet werden,

z.B. Umweltschutz geht privatem Naturgenuss vor.

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Normen gründen auf, konkretisieren und schützen Werte.

Funktionen von Normen:

� Orientierungsfunktion

� Entlastungsfunktion

� Stabilisierungsfunktion

� Identifikationsfunktion

aber: Einschränkung von Handlungs- und Entscheidungsfreiheit

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Papst Benedikt XVI., Rede im Deutschen Bundestag vom 22.09.2011

Aufgabe der Politik: Mühe um die Gerechtigkeit Grundvoraussetzung für Frieden Problem: Mensch kann Welt zerstören Mensch kann Mensch vom Menschsein ausschließen � NS-Zeit, Rassentrennung Große Frage: Mehrheit allein sagt nichts über Richtigkeit, (gut/böse) v.a. nicht im Bereich der Menschenwürde � Widerstand gegen Gesetze erlaubt, wenn dieses Recht eigentlich Unrecht ist

Verantwortliche müssen Kriterien der Orientierung suchen Was ist das wahrhaft Rechte? Christliche Regel: Natur und Vernunft geben Recht vor Nicht allein funktional nicht positivistisch missverstehen absolut setzen geschieht dies Gefahr: Ethos und Religion allein subjektiv Fallen aus Diskurs heraus Fatale Situation! Aufgabe: Beitrag des Glaubens zu wahrer Vernunft = Anspruch und Aufgabe

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Ein antikes Modell der Normenbegründung: Der Hedoni smus (mdl) Ursprung: größere philosophische Strömung des „Eudämonismus“: geglücktes, gelungenes Leben εὐδαιµονία: „einen guten Dämon (Geist) habend Aristoteles: Nikomachische Ethik: kluger Mann überlegt gut und nützlich ihm dem Leben / anderen tugendhafter Lebenswandel! Lebensende: Bilanz ob Leben geglückt TA: Ein antikes Modell der Normenbegründung: Der He donismus (mdl) Entwicklung: Epikur: Philosophie: Reden und Überlegungen Ziel: glückliches Leben Maximum an Lebensfreude Mittel: Lust-Unlust-Kalkül aus vernünftiger Einsicht Nicht völliger Rausch in Lust – sondern Kontrolle der Begierden für Seelenfrieden! Grundbedürfnisse: - Essen - Trinken - Schutz vor Kälte Kunst: in äußeren Dingen völlig unabhängig machen Vierfaches Heilmittel: Kein Schrecken durch Gott keine Angst vor Tod Gutes gibt’s leicht Bedrohliches geht

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Papst Benedikt XVI., Rede im Deutschen Bundestag (2 2.09.2011)

Aufgabe der _________________________________________

Politik: _________________________________________

Problem: _________________________________________

_________________________________________

_________________________________________

_________________________________________

Große Frage: Welche Kriterien und Quellen gibt es für die Entscheidung

zwischen gut und böse und damit für die Rechts-Bildung

_________________________________________

_________________________________________

_________________________________________

_________________________________________

Verantwortliche müssen Kriterien der Orientierung suchen

Was ist das wahrhaft Rechte?

Christliche Regel:

________________ und ________________ geben Recht vor

Gefahr: _________________________________________

_________________________________________

_________________________________________

Aufgabe: _________________________________________

_________________________________________

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TA: Das Naturrecht – gottgebene Ordnung oder unnütze Beweisführung ? Normenbegründung: jede Norm rückführbar natürliche Ordnung weist Seiendem Platz zu im Kosmos wesensgemäß (in Natur liegend) Spezifika: besondere Stellung: Mensch → rationales Verhältnis zur Welt

Aufgabe: - Erkennen der Gesetzmäßigkeiten - Förderung der natürlichen Zwecke durch Handeln

Das Naturrecht (mdl) theoret. Durchdringung: Thomas von Aquin (1225/6–1274): (antikes Naturrecht vor biblisch-begründeter Weltsicht weiter-entwickelt) Schöpfungsordnung als Ausgangspunkt lex aeterna lex humana (im Schöpfungsplan Gottes (Anwendung des Erkenntnis begründetes natürliches Sittengesetzes auf mit Vernunft Sittengesetz) konkrete Situation) gegenseitiger Was ist gut? Welches Handeln folgt Ausschluss Was ist böse? daraus?

Grundsatz: Tue das Gute – meide das Böse! Oberste Zielsetzung: bonum commune (Allgemeinwohl) Unterordnung des Einzelnen Einordnung: Es gibt ein übergeordnetes Recht Gegensatz zum Rechtspositivismus Kritik: Unüberprüfbarkeit – was ist natürlich, was unnatürlich? Historisch: Auch absolute Monarchie als ‚natürlich‘! Naturrecht vs. Beliebigkeit – Ansatz Benedikts XVI. (Rede)

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Rechtspositivismus versus Naturrecht Definition: Rechtspositivismus Positives Recht = gesetztes Recht Lat.: ponere, positum = gesetzt - was gut oder böse ist, hängt von formaler Richtigkeit ab - Gesetz wird gut/gültig durch Ermessen des Gesetzgebers - ein ewiges, alle Menschen bindendes Gesetz existiert nicht Hintergrund: Ausbildung im Zuge der Rationalisierung des gesamten Staatswesens (Aufklärung – Blütezeit: 19. Jahrhundert) Problem: Ausklammerung der Beziehung von Recht und Moral

(NS-Unrechtsurteile; Mauerschützen) Gegen- Naturrecht (antiker Denkansatz, Mittelalter: Thomas von Aquin) position: nach 1945 weiterentwickelt: Gustav Radbruch: Radbruch’sche Formel: Wenn ein Gesetz ein „unerträgliches Maß“ an Unrecht erreicht: � Gesetz hat der (ewigen) Gerechtigkeit zu weichen Problem: was natürlich ist, wandelt sich in der Anschauung ständig (Absolute Monarchie wurde z.B. auch mit Naturrecht begründet!)

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Pflichtethik: Die Pflichtethik wurde als Modell der Normbegründung entscheidend von Immanuel Kant geprägt. Vor dem Hintergrund der Philosophie der Aufklärung sieht Kant den Menschen als das Wesen der Vernunft; seine Bestimmung ist es deshalb, soweit möglich frei und verantwortlich zu handeln. Der Mensch ist in sittlichen Fragen sein eigener Ge-setzgeber, er ist in seinem Handeln autonom. Das bedeutet jedoch auch, dass er in Konfliktfällen grundsätzlich seinen inneren Überzeugungen zu fol-gen hat, in denen sich nach Auffassung von Kant das natürliche Sittengesetz verkörpert. „Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer der-selben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille" (Grundlegung zur Metaphysik der Sitten). Der gute Wille und die daraus abgeleiteten Pflichten sind für ihn oberste Handlungsprinzipien, die im Kategorischen Imperativ zusammengefasst werden können: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zu-gleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Diese Hand-lungsprinzipien gelten Kant zufolge absolut und uneingeschränkt – ohne je-de Rücksicht auf mögliche negative oder positive Folgen der Tat. Utilitaristische Theorien (lat. utilitas = Nutzen): Grundlage für die ethische Bewertung einer Hand-lung ist die Bewertung ihrer ‚Nützlichkeit’. Danach ist die Handlung geboten, die den größtmöglichen Nut-zen bringt bzw. die das maximale Übergewicht der positiven über die negativen Folgen bewirkt. Dieses Maximum wird rein summarisch bestimmt. Jeremy Bentham (1748-1832) formulierte das Prinzip des Nutzens, das besagt, dass alles gut ist, was ‚das größte Glück der größten Zahl’ hervorbringt. Darin kommt umgekehrt zum Ausdruck, dass ein Nachteil für einen Einzelnen oder wenige in dieser Theorie ‚ausgeglichen’ wird durch den Nutzen für viele. Um ein Nutzenkalkül in einer konkreten Entscheidungssituation durchführen zu können, muss näher bestimmt werden, was genau unter »Nutzen« zu ver-stehen ist. Die Utilitaristische Interpretation identifiziert Nutzen mit Lust (pleasure), Glück (happiness) und setzt dem Unlust (pain) oder Unglück (unhappiness) entgegen. Im Grunde müsste jede einzelne Handlung immer wieder neu dem utilitaristischen Nutzenkalkül unterzogen werden - eine im Alltag kaum zu bewältigende Aufgabe.

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TA: Immanuel Kant: Pflichtethik – ein deontologischer Ansatz der Normenbegründung [ = Ergänzung] Voraussetzung: Philosophie der Aufklärung Mensch als Wesen der Vernunft in sittlichen Fragen autonom Konfliktfall: innerer Überzeugung folgen = Verkörperung des natürlichen Sittengesetzes Theorie: guter Wille daraus abgeleitet oberste Handlungsmaximen Pflichten „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Gelten absolut und uneingeschränkt Oberstes Ziel: Selbstbehauptung des Menschen als Wesen der Vernunft, das zum auto-nomen Handeln befähigt ist Der Utilitarismus – das größtmögliche Glück aller Menschen als Ziel

Ein teleologisches Modell der Normenbegründung Grundlage der Moral/des Handelns: Nutzen, Theorie: (John Stuart Mill) Handlungen dann

falsch richtig, wenn Tendenz

Gegenteil von Glück Glück zu befördern Pain /Leid pleasure / Glück Kritik: Glück (= Freisein von Un-Lust) als einziges Lebensprinzip? Oberstes Ziel: größtmögliches Glück für die größtmögliche Zahl von Menschen Grundtypen ethischer Argumentation/ Ansatz der Normenbegründung Utilitarismus Einordnung: teleologischer Ansatz der Normenbegründung τέλος télos ,Zweck, Ziel, Ende’ λόγος lógos ,Lehre’

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TA Grundtypen ethischer Argumentation Normenbegründung deontologisch teleologisch

griech. Deon/ δέον = Pflicht griech. Telos/ τέλος = Ziel normative Vorgaben zielorientiertes Handeln Was soll ich tun? Wie muss ich leben, um glücklich zu werden? Anspruch des Unbedingten nimmt Realität wahr

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Grundtypen ethischer Argumentation – normative Ethi k In der normativen Ethik bilden Werte (und Normen) den Ausgangspunkt von Entscheidungen. Die normative Ethik kann in drei Richtungen unterteilt wer-den, die sich jeweils nach der Verfahrensweise rund um diesen Ausgangs-punkt der Entscheidung differenzieren lassen.

Gesinnungsethik: Der zentrale Wert ist in diesem Modell die richtige Gesinnung, die von Ver-nunft und Gewissen erkannt wird. Was der Handelnde als richtig erkennt, muss er tun, ohne Rücksicht auf die Folgen zu nehmen – vielmehr geht es um seine gute Absicht. Man kann die Gesinnungsethik mit der Pflichtethik vergleichen, denn es ist die absolute Pflicht, gemäß der Überzeugung zu handeln und das Gute zu tun. Das bedeutet also nicht, eine rein äußerliche Pflichterfüllung zu betreiben oder in blinder Gesetzesmoral zu handeln, stattdessen entscheidet die eigene Gesinnung bzw. das eigene Gewissen.

Erfolgsethik: Wie der Begriff bereits verrät, ist der Erfolg eines Handelns in diesem Mo-dell das Wesentliche; es geht um den Nutzen, den eine Handlung bewirkt. Die Absicht muss erreicht werden, wobei die Methoden und Mittel möglichst gut sein sollen, sie sind aber nicht das ausschlaggebende Kriterium für das Handeln, denn der Erfolg legitimiert das Vorgehen. Was Erfolg ist, definiert jeder für sich – für manchen mag es eine gute Gesellschaft sein, für man-chen die Lust.

Verantwortungsethik: Einen Ausgleich zwischen Erfolgsethik und Gesinnungsethik stellt die Ver-antwortungsethik dar. Einerseits sind die Folgen einer Handlung ein zentra-ler Wert, also ist die Handlung teilweise von Ziel und Zweck her zu beurtei-len. Andererseits aber werden vor der eigentlichen Handlung deren zugrun-de liegende Werte abgewogen. Dies führt dann zur Güterabwägung, d.h. dass derjenige Wert durchgesetzt wird, der der höhere Wert, der Grundwert oder der mehrere Menschen betreffende Wert ist. Die Verantwortungsethik fordert vom Menschen ein freies Handeln, das gleichzeitig nicht überfordert werden darf.

Ordne folgende Aussagen den drei Modellen zu:

� „Ist mir doch egal, wo du dabei bleibst.“ � „Jetzt muss ich aber gut überlegen!“ � „Meine Absicht wenigstens war gut und dadurch stehe ich vor meinem

Gewissen gut da!“ � „Der Zweck heiligt die Mittel!“

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(Historische) Modelle der Normenbegründung Naturrecht Rechtspositi-

vismus Pflichtethik Hedonismus Utilitarismus

In der göttlichen

Schöpfung wird

ein Recht be-

gründet, das von

Natur aus be-

steht. Das natür-

liche Sittengesetz

konkretisiert dies

als allgemein

anerkannte

Übereinkunft.

Das Naturrecht

steht über jedem

anderen vom

Menschen erlas-

senen Recht. Der

Mensch findet es

in seinem Gewis-

sen eingeschrie-

ben und er kann

es mit Vernunft

erkennen.

Positives Recht

bedeutet „ge-

setztes“, erlasse-

nes, vom Men-

schen verab-

schiedetes Recht.

Ziel ist es, formal

und dem Gesetz

nach richtig zu

handeln. Gut ist

ein Gesetz, wenn

es formal richtig

erlassen und le-

gitimiert ist. Der

Inhalt des Geset-

zes spielt dabei

keine Rolle.

Ziel ist die rigo-

rose Pflichterfül-

lung, d.h. das

Befolgen des

moralischen Sit-

tengesetzes, das

nach dem Werk

„Die Kritik der

praktischen Ver-

nunft“ jeder in

seinen inneren

Überzeugungen

findet. Als Richt-

linie dient der

Kategorische Im-

perativ, aus dem

sich der gute

Wille und die

daraus abgeleite-

ten Pflichten er-

geben.

Freude und Lust

sind Ziel und

Sinn des Lebens.

Unlust und

Schmerz sollen

vermieden wer-

den durch ver-

nunftgesteuertes

Handeln, das zu

einem umfas-

senden Gelingen

(das bedeutet

dann Freude und

Lust) des Le-

bensentwurfs

führt.

Ziel des Han-

delns ist der

größtmögliche

Nutzen, wobei

die Methoden

dazu vernachläs-

sigt werden. Be-

stimmend ist das

Ergebnis einer

Handlung. Ur-

sprünglich soll

mit dem Handeln

„das größte

Glück der größ-

ten Zahl“ hervor-

gebracht wer-

den; es gibt aber

auch individuel-

len Utilitarismus.

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Tafelbild

GRUNDTYPEN ETHISCHER ARGUMENTATION Ausgangspunkt von Entscheidungen Gesinnungsethik Verantwortungsethik Erfolgsethik Wert Wert Wert Wert

Der neue kategorische Imperativ? Hans Jonas: Eine Ethik der (ökologischen) Verantwor tung

Hintergrund: Ölpreisschock – Ökologische Krise etc.: Grenzen des Wachstums Umdenken Hans Jonas 1979: Das Prinzip Verantwortung Neuansatz: Verhalten des Menschen beeinflusst künftige Generationen noch stimmlos, aber betroffen Konsequenz: Verantwortung für Zukunft: Aus Nahethik muss Fernethik werden! Imperativ der Verantwortung: „Handle so, dass die Wirkungen Deiner Handlungen mit der Permanenz (Fortdauer) menschenwürdigen Lebens verträglich sind!“ Blick aufs Ganze, auf den Erhalt der Menschheit steht vor allem anderen (Basis: Imma-nuel Kant) Prinzipien ➢ sorgfältiges Abwägen aller denkbaren Folgen technischer Entwicklungen und mensch-licher Verhaltensweisen ➢ Vorrang der Unheilsprognose vor der Heilsprognose (‚In dubio pro malo‘) ➢ Einbeziehung langfristiger Perspektiven (sog. „Fernethik“) Oberste Zielsetzung: Bewahrung der Schöpfung als Lebensraum für Menschen und Tiere (Mensch als „Wächter der Schöpfung“) gewährleisten, dass ➢ es auch in Zukunft auf der Erde Menschen gibt, ➢ diese unter menschenwürdigen Bedingungen leben können, ➢ die Schöpfung insgesamt nicht der „technologischen Zivilisation“ geopfert wird.

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WDH

Versuch einer Verbindung von deontologischer und teleologischer Normenbegründung normative Vorgaben zielorientiertes Handeln Was soll ich tun? Wie muss ich leben, um glücklich zu werden? Pflicht Klugheit Anspruch des Unbedingten nimmt Realität wahr Gegenstück: Vermittlung beider Aspekte Gesinnungsethik in einer konkreten Situation

Max Weber: Verantwortungsethik Normative Ethik

Ausgangspunkt von Entscheidungen

Situationsethik je nach Situation

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Normenwandel in der kirchlichen Ethik am Beispiel Organspende Als 1954 erstmals Organtransplantation möglich war und eine Mutter eine ihrer Nieren opferte, um dadurch das Leben ihres todkranken Kindes zu retten, rea-gierte die Kirche zunächst spontan von ihrer Tradition des Naturrechts her mit Ablehnung: Dies sei eine „Selbstverstümmelung“, damit aber eine in sich schlechte und immer unerlaubte Handlung, die auch durch die gute Absicht nicht gerechtfertigt sei. Mit der Organspende hatte sich - so wurde damals argumen-tiert - die Mutter ein Verfügungsrecht über ihren Leib angemaßt, das allein Gott als dem absoluten Herrn über Leib und Leben zukomme.

Im aktuellen deutschen Erwachsenenkatechismus heißt es:

„Die christlichen Kirchen sehen insgesamt in der Organspende eine Möglichkeit, über den Tod hinaus Nächstenliebe zu praktizieren, treten aber zugleich für eine sorgfältige Prüfung der Organverpflanzung im Einzelfall ein.“ (DEK, 316).

Benedikt XVI.: Organtransplantation - ein großer Fortschritt (Nov. 2008)

„Gewebe- und Organtransplantationen stellen einen großen Fortschritt der medi-zinischen Wissenschaft dar“, erklärte Papst Benedikt XVI, und „für viele Men-schen seien sie ein Zeichen der Hoffnung“, fügte er hinzu. „Bedauerlicherweise ist das Problem der Verfügbarkeit von lebenswichtigen Organen für die Trans-plantation nicht theoretisch, sondern dramatisch real“, so der Papst vor einer Expertenrunde. Das bekundeten „die langen Wartelisten für viele kranke Men-schen“, deren einzige Hoffnung auf Überleben Organspenden seien und die in den Krankenhäusern oft äußerst schwere Augenblicke durchmachen müssten. „Der Leib“, so mahnte der Papst, „darf nie nur als Objekt gesehen werden“, sonst würde die Logik des Marktes siegen. Der Leib jedes Menschen bilde zu-sammen mit dem Geist, der jedem gegeben sei, ein unteilbares Ganzes, dem das Bild Gottes selbst eingeprägt sei. „Es gilt also vor allem die Menschenwürde und die personale Einheit des Menschen zu schützen“, bekräftigte Papst Bene-dikt. Das bedeute für die Technik der Organverpflanzung, dass man nur etwas geben könne, wenn das keine ernste Gefahr für die eigene Gesundheit und Identität mit sich bringe. „Eine Logik des Organverkaufs oder diskriminierende Organspende-Kriterien … sind moralisch nicht erlaubt“, gab der Papst zu beden-ken. Der Missbrauch beim Verpflanzen und beim Handel mit Organen treffe oft Unschuldige. „Die Forschungs- und Ärzte-Gemeinschaft sollte zusammenhalten, um diese inakzeptablen Praktiken zurückzuweisen“, so Benedikt XVI.

Der Papst äußerte sich auch zum Thema Hirntod: „Vitale Organe“ dürften nur „ex cadavere“ entnommen werden. Wenn Sterbende Organe spendeten, dann müsse „der Respekt vor dem Leben des Spenders“ das „Hauptkriterium“ sein.

Bildung und Information rund um diese Thematik sei wichtig, um Vorurteile und Missverständnisse zu überwinden, „damit in allen Menschen ein immer stärkeres Bewusstsein für das große Geschenk des Lebens“ geweckt werde, so Benedikt.

Erläutere den Normenwandel in der kirchlichen Ethik am Beispiel der Organspende.

Inwiefern ist eine Organspende bzw. die Bereitschaft dazu ein Dienst am Nächsten?

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Weitere Modelle der Normenbegründung

Diskursethik (Habermas)

Prinzip Verantwor-tung (Jonas)

Gesetzesethik/ Legalismus

Gesinnungsethik Situations-ethik

Verantwor-tungsethik

Erfolgsethik

In der Öffentlichkeit,

mit Aufrichtigkeit,

Gewaltlosigkeit und

gleichen Kommuni-

kationsrechten für

alle sollen neue Re-

gelungen ständig

diskutiert werden.

Am Ende des Ge-

sprächsprozesses ist

der ethische Kon-

sens die „Wahrheit“.

Dann kann die ver-

einbarte Norm auch

von allen akzeptiert

werden.

Alles Handeln muss

die Verantwortung

für die Folgen und

die Zukunft aller

Menschen im Blick

haben, insbesondere

in den Bereichen

Umwelt, Technik,

Fortschritt. Jede

mögliche negative

Auswirkung muss

eine neue Technolo-

gie stoppen. Furcht

vor kommendem

Übel soll bei Ent-

scheidungen Anteil

haben.

Handeln ist

dann gut, wenn

das vom Gesetz

Geforderte (oh-

ne Rücksicht auf

die Folgen)

strikt umgesetzt

wird.

Zentraler Wert ist

die richtige Gesin-

nung, die von Ver-

nunft und Gewissen

erkannt wird. Was

der Handelnde als

richtig erkennt,

muss er tun, ohne

Rücksicht auf die

Folgen zu nehmen

– vielmehr geht es

um seine gute Ab-

sicht. Es entschei-

det die eigene Ge-

sinnung bzw. das

eigene Gewissen.

Verzicht auf

Handlungsvor-

gaben: Jede

Situation ver-

langt konkrete

Entscheidungen.

Sowohl die Fol-

gen einer Hand-

lung als auch die

der Handlung

zugrunde liegen-

den Werte sind

relevant. Dies

führt zu einer

Güterabwägung.

Die Verantwor-

tungsethik for-

dert vom Men-

schen ein freies

Handeln, das

gleichzeitig nicht

überfordert wer-

den darf.

Zentral ist der

Erfolg eines

Handelns. Es

geht um den

Nutzen, den eine

Handlung be-

wirkt. Die Absicht

muss erreicht

werden, wobei

die Methoden

und Mittel mög-

lichst gut sein

sollen: Der Erfolg

legitimiert das

Vorgehen. Was

Erfolg ist, defi-

niert jeder für

sich.

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(Historische) Modelle der Normenbegründung

Naturrecht Rechtspositivismus Pflichtethik Hedonismus Utilitarismus

In der göttlichen Schöp-

fung wird ein Recht be-

gründet, das von Natur

aus besteht. Das natürli-

che Sittengesetz konkre-

tisiert dies als allgemein

anerkannte Überein-

kunft. Das Naturrecht

steht über jedem ande-

ren vom Menschen er-

lassenen Recht. Der

Mensch findet es in sei-

nem Gewissen einge-

schrieben und er kann es

mit Vernunft erkennen.

Positives Recht bedeutet

„gesetztes“, erlassenes,

vom Menschen verab-

schiedetes Recht. Ziel ist

es, formal und dem Ge-

setz nach richtig zu han-

deln. Gut ist ein Gesetz,

wenn es formal richtig

erlassen und legitimiert

ist. Der Inhalt des Geset-

zes spielt dabei keine

Rolle.

Ziel ist die rigorose

Pflichterfüllung, d.h. das

Befolgen des morali-

schen Sittengesetzes,

das nach dem Werk „Die

Kritik der praktischen

Vernunft“ jeder in seinen

inneren Überzeugungen

findet. Als Richtlinie

dient der Kategorische

Imperativ, aus dem sich

der gute Wille und die

daraus abgeleiteten

Pflichten ergeben.

Freude und Lust sind Ziel

und Sinn des Lebens.

Unlust und Schmerz sol-

len vermieden werden

durch vernunftgesteuer-

tes Handeln, das zu ei-

nem umfassenden Gelin-

gen (das bedeutet dann

Freude und Lust) des

Lebensentwurfs führt.

Ziel des Handelns ist der

größtmögliche Nutzen,

wobei die Methoden da-

zu vernachlässigt wer-

den. Bestimmend ist das

Ergebnis einer Handlung.

Ursprünglich soll mit

dem Handeln „das größ-

te Glück der größten

Zahl“ hervorgebracht

werden; es gibt aber

auch individuellen Utilita-

rismus.

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Die „Quellen“ der christlichen Moral UND die entscheidende Rolle des Gewissens [ggf. nachträglich ergänzen] Aufgabe: Festlegung von Handlungsnormen durch das Kirchliche Lehramt Nicht alleine Auslegung biblischer Weisungen! Vorgehen: Beachtung der sog. „Quellen der Moral“ 1. materiale Quelle: 2. materiale Quelle: Heilige Schrift UND Vernunft Auslegungstradition (Erfahrungen, Wissenschaft) formale Quelle: Lehramt der Kirche - Auswertung der materialen Quellen - Entwicklung verbindlicher Handlungsrichtlinien Letztverbind- Gewissen als letzte Entscheidungsinstanz in der konkreten lichkeit: Handlungssituation Gewissen des/der Einzelnen (Gaudium et spes 16) Im Inneren: Gesetz = Thomas von Aquin (Lex aeterna) Verborgenste Mitte – Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott Rolle des „irrigen Gewissens“

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Kirchliche Dokumente zur christlichen Ethik

Katechismus der Katholischen Kirche

I. Die Quellen der Sittlichkeit

1750 Der sittliche Charakter der menschlichen Handlungen hängt ab - vom gewählten Objekt; - vom angestrebten Ziel oder von der Absicht; - von den Umständen der Handlung. Das Objekt, die Absicht und die Umstände bilden die Quellen oder wesentlichen Elemente der Sitt-lichkeit menschlicher Handlungen.

1751 Das gewählte Objekt ist ein Gut, auf das sich der Wille bewusst richtet. Es ist der „Stoff“ einer menschlichen Handlung. Das gewählte Objekt bestimmt den sittlichen Charakter des Willensaktes, je nachdem, ob es gemäß dem Urteil der Vernunft dem wahren Gut entspricht oder nicht. Die objektiven Regeln der Sittlichkeit drücken die vernunftgemäße Ordnung des Guten und des Bösen aus, die durch das Gewissen bezeugt wird.

1753 Eine gute Absicht (z. B. die, dem Nächsten zu helfen) macht ein an sich falsches Verhalten (wie Lüge oder Verleumdung) nicht zu etwas Gutem oder Richtigem. Der Zweck rechtfertigt die Mittel nicht. Darum kann man etwa die Verurteilung eines Unschuldigen nicht als ein legitimes Mittel zur Rettung des Volkes rechtfertigen. Hingegen wird eine an sich gute Handlung (z. B. Almosengeben) [Vgl. Mt 6,2-4] zu etwas Schlechtem, wenn eine schlechte Absicht (z. B. Eitelkeit) hinzukommt.

1754 Die Umstände, einschließlich der Folgen, sind zweitrangige Elemente einer sittlichen Handlung. Sie tragen dazu bei, die sittliche Güte oder Schlechtigkeit menschlicher Handlungen zu steigern oder abzuschwächen (ein solcher Umstand ist z. B. die Höhe des Betrages eines Diebstahls). […]

II. Gute und schlechte Handlungen

1756 Somit ist es falsch, bei der Beurteilung des sittlichen Charakters der menschlichen Handlungen einzig die ihr zugrunde liegende Absicht oder die sie begleitenden Umstände (wie Milieu, gesell-schaftlicher Druck, Zwang oder Notwendigkeit zu handeln) zu beachten. Es gibt Handlungen, die we-gen ihres Objekts in schwerwiegender Weise, unabhängig von den Umständen und den Absichten, aus sich und in sich schlecht sind, z. B. Gotteslästerung und Meineid, Mord und Ehebruch. Es ist nicht erlaubt, etwas Schlechtes zu tun, damit etwas Gutes daraus entsteht.

ARBEITSAUFTRAG: Ordnen Sie die Aussagen aus dem Katechismus der Katholischen Kirche in die Ihnen bekannten ethischen Begriffssysteme ein!

Die Würde des sittlichen Gewissens: Gaudium et spes 16

„Im Inneren seines Gewissens entdeckt der Mensch ein Gesetz, das er sich nicht selbst gibt, sondern dem er gehorchen muss und dessen Stimme ihn immer zur Liebe und zum Tun des Guten und zur Unterlassung des Bösen aufruft und, wo nötig, in den Ohren des Herzens tönt: Tu dies, meide jenes. Denn der Mensch hat ein Gesetz, das von Gott seinem Herzen eingeschrieben ist, dem zu gehorchen eben seine Würde ist, und gemäß dem er gerichtet wird. Das Gewissen ist die verborgenste Mitte und das Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu hören ist. Im Gewissen erkennt man in wunderbarer Weise jenes Gesetz, das in der Liebe zu Gott und dem Nächsten seine Erfüllung hat. Durch die Treue zum Gewissen sind die Christen mit den übrigen Menschen verbunden im Suchen nach der Wahrheit und zur wahrheitsmäßigen Lösung all der vielen moralischen Probleme, die im Leben der Einzelnen wie im gesellschaftlichen Zusammenleben entste-hen. Je mehr also das rechte Gewissen sich durchsetzt, desto mehr lassen die Personen und Gruppen von der blinden Willkür ab und suchen sich nach den objektiven Normen der Sittlichkeit zu richten. Nicht selten jedoch geschieht es, dass das Gewissen aus unüberwindlicher Unkenntnis irrt, ohne dass es dadurch seine Würde verliert. Das kann man aber nicht sagen, wenn der Mensch sich zuwenig da-rum müht, nach dem Wahren und Guten zu suchen, und das Gewissen durch Gewöhnung an die Sünde allmählich fast blind wird.“ (GS 16)

ARBEITSAUFTRAG: 1. Womit wird das Gewissen verglichen und woher hat es seinen Ursprung? 2. Was ist die Aufgabe des Gewissens? 3. Was sind die Folgen von Gewissensentscheidungen? 4. Was passiert, wenn das Gewissen irrt und man eine falsche Entscheidung trifft?

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Die „Quellen“ der christlichen Moral UND die entscheidende Rolle des Gewissens II Letztverbindlichkeit: Gewissen als letzte Entscheidungsinstanz in der konkreten

Handlungssituation Irriges Gewissen? GS 16: ein irrendes Gewissen verliert seine Würde nicht Aber Aufgabe: ernsthaftes Bemühen um Gewissensbildung Lehramt: Recht und Pflicht: Gewissen über Sittennormen belehren Zunehmende Schwierigkeit, für konkrete Situation zu benennen, was ‚objek-tiv’ richtig oder falsch ist Das eigentlich Wichtige: Transzendentale (= den Menschen übersteigende) Er-fahrung ermöglichen: Sittlichkeit soll Menschen zu Gott hinführen Fazit: Keine Menschendressur durch kirchliche Normen, sondern Freiheit auf Gott hin!

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Biblische Beiträge zur ethischen Urteilsbildung: Di e zehn Weisungen als Gottes Wort für die Freiheit der Menschen Vorurteil: Vermeintliche jüdische Gesetzeshörigkeit (dauernd Ge- und Verbote) Zehn Gebote nicht mehr aktuell, im AT erfunden Gegenteil: Zehn Gebote wörtlich eingegeben (Fundamentalismus) große Frage: ethische Fundierung des Handelns der Christen durch die Bibel? Neusituierung der biblischen Botschaften Bibel: Gotteswort in Menschenwort! Dekalog: Prolog: „Ich bin Jahwe, Dein Gott, der Dich aus Ägypten herausgeführt hat, aus dem Sklavenhaus.“ (Ex 20,2) Dreh- und Angelpunkt der gesamten Auslegung – Ziel des Dekalogs: Gelingendes Leben in Freiheit! „Gottes in Gebote des Lebens gefasste Liebe“ Übersetzung: die zehn Weisungen

Der Dekalog (δέκα λόγος) - zehn Weisungen als Gottes Wort für die Freiheit der Menschen Prolog: „Ich bin Jahwe, Dein Gott, der Dich aus Ägypten herausgeführt hat, aus dem Sklavenhaus.“ zweifache, unterschiedliche Überlieferung: Ex 20, 2 –17 | Dtn 5,6 – 21 Unterschiede Ex Dtn - theologische Begründung

z.B. Sabbatgebot: schöpfungstheologisch geschichtlich-sozial - Milieu (nicht halbnomadisch):

handwerklich bäuerlich (Rind als Zugtier!) - Aufbaumuster: theologische & sozialethische Gebote

Komposition lineare zentral um Sabbatgebot - Formulierung - Inhalt �Ziel des Dekalogs: gelingendes, würdevolles Zusammenleben in Freiheit! Bibel: Gotteswort in Menschenwort!

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Ex 20,2-17 Dtn 5,6-21 2 Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten ge-führt hat, aus dem Sklavenhaus. 3 Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. 4 Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgend etwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. 5 Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwer-fen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation; 6 bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld. 7 Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der Herr läßt den nicht ungestraft, der seinen Namen mißbraucht. 8 Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! 9 Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. 10 Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Skla-vin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbe-reichen Wohnrecht hat. 11 Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt.

6 Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten ge-führt hat, aus dem Sklavenhaus. 7 Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. 8 Du sollst dir kein Gottesbildnis machen, das irgend etwas darstellt am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. 9 Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwer-fen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen und an der dritten und vierten Generation; 10 bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld. 11 Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der Herr läßt den nicht un-gestraft, der seinen Namen mißbraucht. 12 Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat. 13 Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. 14 Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Skla-vin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausru-hen wie du. 15 Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten.

12 Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt. 13 Du sollst nicht morden. 14 Du sollst nicht die Ehe brechen. 15 Du sollst nicht stehlen. 16 Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aus-sagen. 17 Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlan-gen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgend etwas, das deinem Nächsten gehört.

16 Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat, damit du lange lebst und es dir gut geht in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt. 17 Du sollst nicht morden, 18 du sollst nicht die Ehe brechen, 19 du sollst nicht stehlen, 20 du sollst nicht Falsches gegen deinen Nächsten aussagen, 21 du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, und du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren, nicht sein Feld, sei-nen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind oder seinen Esel, nichts, was deinem Nächsten gehört.

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Weisung

ursprünglich

zu schüt-zender Wert

heute

1. Weisung Es gab andere Götter, die Unterwerfung for-derten: „Ich gebe Regen, gute Ernte usw., wenn du dich mir unterwirfst"; der Exodus-Gott will Freiheit des Volkes erhalten, keine neuen Abhängigkeiten; das Fremdgötterver-bot ist Götzenkritik, kein Götzendienst

Weisung

ursprünglich

zu schüt-zender Wert

heute

2. Weisung Wer den Namen eines ändern kennt, hat Macht über ihn (vgl. Rumpelstilzchen; Fluch, Zauber); deshalb ist der Gottesname „Jahwe“ eigentlich kein Name, sondern ein Verspre-chen: „Ich bin für euch da.“

Weisung

ursprünglich

zu schüt-zender Wert

heute

3. Weisung Zeit für Gott bedeutet Zeit für sich selbst und für andere; betroffen sind auch die Sklaven und Arbeitstiere (demokratisch); in Ex: Ruhepflicht aufgrund der göttlichen Schöpfungsruhe; in Dtn: soziales Ruherecht, das besonders den Sklaven zugutekommen soll

Weisung

ursprünglich

zu schüt-zender Wert

heute

4. Weisung an Erwachsene gerichtet; Generationenver-trag wegen fehlender Alterssicherung; Solida-rität der Befreiten mit denen, die sich nicht mehr selbst helfen können; es heißt aber durchaus auch „ehren“, nicht nur „versorgen“

Weisung

ursprünglich

zu schüt-zender Wert

heute

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5. Weisung hebr. „rasach“ ist mit „töten“ nicht zutreffend wiedergegeben: Es bezieht sich nie auf Tiere, wird nie auf Töten im Krieg oder aus Notwehr und auch nicht auf Selbsttötung bezogen, sondern meint immer die Tötung eines Men-schen durch einen Mitmenschen aus persönli-chen Motiven, nicht im staatlichen Auftrag.

Weisung

ursprünglich

zu schüt-zender Wert

heute

7. Weisung Es geht nicht um Kleinigkeiten; Mundraub z.B. war erlaubt, da das Objekt fehlt => zwei Thesen: a) Menschenraub b) jede illegale Aneignung von fremdem Be-sitz; Adressaten sind Besitzende, die anderen die Lebensgrundlage entziehen können (hohe Zinsen, Verschuldung, Versklavung)

Weisung

ursprünglich

zu schüt-zender Wert

heute

9. und 10. Weisung öffentliche, gewaltsame Aneignung des ge-samten fremden Besitzes; Frau aber nicht Be-sitz des Mannes, daher das 9. Gebot in der späteren Fassung vorangestellt; statt „begeh-ren“ sollte man lieber „trachten“ sagen, weil damit das Element der Tat impliziert ist; es sind konkrete Pläne und Machenschaften ge-meint; im Unterschied zur 7. Weisung geht es um die legale Aneignung fremden Besitzes; insgesamt geht es also darum, im Inneren des Menschen zu verhindern, dass er auf den Besitz eines anderen aus ist.

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DIE „Q UELLEN“ DER CHRISTLICHEN MORAL &

DIE ENTSCHEIDENDE ROLLE DES GEWISSENS

1. materiale Quelle: 2. materiale Quelle:

Heilige Schrift UND Vernunft

Auslegungstradition (Erfahrungen, Wissenschaft)

formale Quelle: Lehramt der Kirche

- Auswertung der materialen Quellen

- Entwicklung verbindlicher Handlungsrichtlinien

Letztverbindlichkeit: Gewissen als letzte Entscheidungsinstanz in der konkreten

Handlungssituation

Irriges Gewissen? GS 16: ein irrendes Gewissen verliert seine Würde nicht

ABER Aufgabe: ernsthaftes Bemühen um Gewissensbildung

Lehramt: Recht und Pflicht: Gewissen über Sittennormen belehren

Zunehmende Schwierigkeit, für konkrete Situation zu benennen, was ‚objek-

tiv’ richtig oder falsch ist.

Das eigentlich Wichtige: Transzendentale (= den Menschen übersteigende) Er-

fahrung ermöglichen: Sittlichkeit soll Menschen zu Gott hinführen

Fazit: Keine ‚Menschendressur’ durch kirchliche Normen,

sondern Freiheit auf Gott hin!

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DEKALOG (Ex 20,2-17 | Dtn 5,6-21)

1) Welche Unterschiede stellen Sie bzgl. Ex 20,8-11 | Dtn 5,12-15 fest?

2) In welchem Milieu sind die Texte verortet (Ex 20,17 | Dtn 5,21)?

3) Entdecken Sie ein grobes Aufbaumuster in der Ex- bzw. Dtn-Fassung?

4) Welche Funktion nimmt die Selbstvorstel-lungsformel in Ex 20,2 | Dtn 5,6 ein?

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Zehn Weisungen (nach Ex 20,2-17) Weisung zu schützender Wert heute

Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklaven-

haus

1. Du sollst neben mir

keine anderen Götter ha-

ben.

2. Du sollst den Namen

des Herrn, deines Gottes,

nicht missbrauchen!

3. Gedenke des Sabbats:

Halte ihn heilig!

4. Du sollst Vater und

Mutter ehren!

5. Du sollst nicht morden!

6. Du sollst nicht ehebre-

chen!

7. Du sollst nicht stehlen!

8. Du sollst nicht falsch

aussagen!

9. Du sollst nicht begeh-

ren deines Nächsten

Frau!

10. Du sollst nicht begeh-

ren deines Nächsten Hab

und Gut!

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Regelungen der Schule Der Unterricht in Pflichtfächern und in gewählten Fächern muss von allen Schülerinnen und Schülern besucht werden, soweit nicht in Rechtsvorschrif-ten Ausnahmen vorgesehen sind. [BayEUG Art. 50 Abs.1 Nr. 1]

Alle Schülerinnen und Schüler haben sich so zu verhalten, dass die Aufgabe der Schule erfüllt und das Bildungsziel erreicht werden kann. [BayEUG Art. 56 Abs. 4 Nr. 1]

Im Schulgebäude und auf dem Schulgelände sind Mobilfunktelefone und sonstige digitale Speichermedien, die nicht zu Unterrichtszwecken verwendet werden, auszuschalten. … Bei Zuwiderhandlung kann ein Mobilfunktelefon oder ein sonstiges digitales Speichermedium vorübergehend einbehalten werden. [BayEUG Art. 56 Abs. 5 Nr. 1 und 3]

An einem Tag darf nicht mehr als eine Schulaufgabe, in einer Woche sollen nicht mehr als zwei Schulaufgaben abgehalten werden. [GSO § 54 Abs. 4 Satz 2]

Du wirst nicht töten!

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DIE BERGPREDIGT NACH MATTHÄUS Mt 4,25 Und es folgten ihm [Jesus] große Volksmengen von Galiläa und dem Zehnstädtegebiet

und Jerusalem und Judäa und von jenseits des Jordan. Mt 5,1 Als er aber die Volksmengen sah, stieg er auf den Berg; und als er sich gesetzt hatte,

traten seine Jünger zu ihm. 2 Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach: 3 Glückselig die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel. 4 Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden. 5 Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben. 6 Glückselig, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden. 7 Glückselig die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit widerfahren. 8 Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. 9 Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen. 10 Glückselig die um Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel. 11 Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen

euch reden werden um meinetwillen. 12 Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln; denn ebenso haben sie die

Propheten verfolgt, die vor euch waren. 13 Ihr seid das Salz der Erde; wenn aber das Salz fade geworden ist, womit soll es gesalzen

werden? Es taugt zu nichts mehr, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden.

14 Ihr seid das Licht der Welt; eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein. 15 Man zündet auch nicht eine Lampe an und setzt sie unter den Scheffel, sondern auf das

Lampengestell, und sie leuchtet allen, die im Hause sind. 16 So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und eu-

ren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen. 17 Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin

nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. 18 Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein

Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. 19 Wer nun eins dieser geringsten Gebote auflöst und so die Menschen lehrt, wird der Ge-

ringste heißen im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, dieser wird groß heißen im Reich der Himmel.

20 Denn ich sage euch: Wenn nicht eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer weit übertrifft, so werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hineinkommen.

21 Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber töten wird, der wird dem Gericht verfallen sein.

22 Ich aber sage euch, dass jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird; wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka! dem Hohen Rat verfallen sein wird; wer aber sagt: Du Narr! der Hölle des Feuers verfallen sein wird.

23 Wenn du nun deine Gabe darbringst zu dem Altar und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat,

24 so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh vorher hin, versöhne dich mit deinem Bru-der; und dann komm und bring deine Gabe dar!

25 Komm deinem Gegner schnell entgegen, während du mit ihm auf dem Weg bist! Damit nicht etwa der Gegner dich dem Richter überliefert und der Richter dem Diener und du ins Gefängnis geworfen wirst.

26 Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dort herauskommen, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast.

27 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. 28 Ich aber sage euch, dass jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, schon Ehebruch mit

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ihr begangen hat in seinem Herzen. 29 Wenn aber dein rechtes Auge dir Anlass zur Sünde gibt, so reiß es aus und wirf es von dir!

Denn es ist dir besser, dass eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.

30 Und wenn deine rechte Hand dir Anlass zur Sünde gibt, so hau sie ab und wirf sie von dir! Denn es ist dir besser, dass eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.

31 Es ist aber gesagt: Wer seine Frau entlassen will, gebe ihr einen Scheidebrief. 32 Ich aber sage euch: Jeder, der seine Frau entlassen wird, außer aufgrund von Hurerei,

macht, dass mit ihr Ehebruch begangen wird; und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.

33 Wiederum habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht falsch schwören, du sollst aber dem Herrn deine Eide erfüllen.

34 Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht! Weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron;

35 noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel; noch bei Jerusalem, denn sie ist des großen Königs Stadt;

36 noch sollst du bei deinem Haupt schwören, denn du kannst nicht ein Haar weiß oder schwarz machen.

37 Es sei aber eure Rede: Ja, ja! Nein, nein! Was aber darüber hinausgeht, ist vom Bösen. 38 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn. 39 Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wenn jemand dich auf deine

rechte Backe schlagen wird, dem biete auch die andere dar; 40 und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Untergewand nehmen will, dem lass auch

den Mantel! 41 Und wenn jemand dich zwingen wird, eine Meile zu gehen, mit dem geh zwei! 42 Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will! 43 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. 44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen, 45 damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist! Denn er lässt seine Sonne auf-

gehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. 46 Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner

dasselbe? 47 Und wenn ihr allein eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den

Nationen dasselbe? 48 Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist. Mt 6,1 Habt acht auf eure Gerechtigkeit, dass ihr sie nicht vor den Menschen übt, um von

ihnen gesehen zu werden! Sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater, der in den Him-meln ist.

2 Wenn du nun Almosen gibst, sollst du nicht vor dir her posaunen lassen, wie die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Menschen geehrt werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.

3 Wenn du aber Almosen gibst, so soll deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut; 4 damit dein Almosen im Verborgenen sei, und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir

vergelten. 5 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler; denn sie lieben es, in den Synago-

gen und an den Ecken der Straßen stehend zu beten, damit sie von den Menschen gese-hen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.

6 Wenn du aber betest, so geh in deine Kammer, und nachdem du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.

7 Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die von den Nationen; denn sie meinen,

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dass sie um ihres vielen Redens willen erhört werden. 8 Seid ihnen nun nicht gleich! Denn euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet. 9 Betet ihr nun so: Unser Vater, der du bist in den Himmeln, geheiligt werde dein Name; 10 dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden! 11 Unser tägliches Brot gib uns heute; 12 und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben; 13 und führe uns nicht in Versuchung, sondern errette uns von dem Bösen! - 14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater

auch euch vergeben; 15 wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euer Vater eure Vergehungen auch

nicht vergeben. 16 Wenn ihr aber fastet, so seht nicht düster aus wie die Heuchler! Denn sie verstellen ihre

Gesichter, damit sie den Menschen als Fastende erscheinen. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.

17 Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, 18 damit du nicht den Menschen als ein Fastender erscheinst, sondern deinem Vater, der im

Verborgenen ist! Und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten. 19 Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Fraß zerstören und wo Diebe

durchgraben und stehlen; 20 sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Fraß zerstören und wo Diebe

nicht durchgraben noch stehlen! 21 Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein. 22 Die Lampe des Leibes ist das Auge; wenn nun dein Auge klar ist, so wird dein ganzer Leib

licht sein; 23 wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht,

das in dir ist, Finsternis ist, wie groß die Finsternis! 24 Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den an-

deren lieben, oder er wird einem anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.

25 Deshalb sage ich euch: Seid nicht besorgt für euer Leben, was ihr essen und was ihr trin-ken sollt, noch für euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung?

26 Seht hin auf die Vögel des Himmels, dass sie weder säen noch ernten, noch in Scheunen sammeln, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel wertvoller als sie?

27 Wer aber unter euch kann mit Sorgen seiner Lebenslänge eine Elle zusetzen? 28 Und warum seid ihr um Kleidung besorgt? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wach-

sen: sie mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht. 29 Ich sage euch aber, dass selbst nicht Salomo in all seiner Herrlichkeit bekleidet war wie

eine von diesen. 30 Wenn aber Gott das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen

wird, so kleidet, wird er das nicht viel mehr euch tun, ihr Kleingläubigen ? 31 So seid nun nicht besorgt, indem ihr sagt: Was sollen wir essen? Oder: Was sollen wir trin-

ken? Oder: Was sollen wir anziehen? 32 Denn nach diesem allen trachten die Nationen; denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr

dies alles benötigt. 33 Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles

wird euch hinzugefügt werden. 34 So seid nun nicht besorgt um den morgigen Tag! Denn der morgige Tag wird für sich selbst

sorgen. Jeder Tag hat an seinem Übel genug. Mt 7,1 Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! 2 Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß

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ihr messt, wird euch zugemessen werden. 3 Was aber siehst du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den Balken aber in deinem

Auge nimmst du nicht wahr? 4 Oder wie wirst du zu deinem Bruder sagen: Erlaube, ich will den Splitter aus deinem Auge

ziehen; und siehe, der Balken ist in deinem Auge? 5 Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge! Und dann wirst du klar sehen, um den

Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen. 6 Gebt nicht das Heilige den Hunden; werft auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie

diese nicht etwa mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen! 7 Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es

wird euch geöffnet werden! 8 Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird auf-

getan werden. 9 Oder welcher Mensch ist unter euch, der, wenn sein Sohn ihn um ein Brot bittet, ihm einen

Stein geben wird? 10 Und wenn er um einen Fisch bittet, wird er ihm eine Schlange geben? 11 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wieviel mehr

wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die ihn bitten! 12 Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Denn

darin besteht das Gesetz und die Propheten. 13 Geht hinein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum

Verderben führt, und viele sind, die auf ihm hineingehen. 14 Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind, die

ihn finden. 15 Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen! Inwendig

aber sind sie reißende Wölfe. 16 An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Liest man etwa von Dornen Trauben oder von

Disteln Feigen? 17 So bringt jeder gute Baum gute Früchte, aber der faule Baum bringt schlechte Früchte. 18 Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, noch kann ein fauler Baum gute

Früchte bringen. 19 Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. 20 Deshalb, an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. 21 Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel hineinkommen, son-

dern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. 22 Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Na-

men geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Na-men viele Wunderwerke getan?

23 Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter!

24 Jeder nun, der diese meine Worte hört und sie tut, den werde ich mit einem klugen Mann vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute;

25 und der Platzregen fiel herab, und die Ströme kamen, und die Winde wehten und stürmten gegen jenes Haus; und es fiel nicht, denn es war auf den Felsen gegründet.

26 Und jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, der wird mit einem törichten Mann zu vergleichen sein, der sein Haus auf den Sand baute;

27 und der Platzregen fiel herab, und die Ströme kamen, und die Winde wehten und stießen an jenes Haus; und es fiel, und sein Fall war groß.

28 Und es geschah, als Jesus diese Worte vollendet hatte, da erstaunten die Volksmengen sehr über seine Lehre;

29 denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten. Mt 8,1 Als er aber von dem Berg herabgestiegen war, folgten ihm große Volksmengen.

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QUELLEN CHRISTLICHER ETHIK – NEUTESTAMENTLICHE TEXTE

z.B.

WDH: DIE ZWEI-QUELLEN-THEORIE

(1) Mk ist das älteste der drei synoptischen Evangelien. (2) Mt und Lk haben unabhängig voneinander zwei Quellen benutzt:

(a) Markusevangelium (b) „Spruchquelle Q“ (gemeinsame Stoffe des Mt & Lk über Mk hinaus)

(3) Zudem hat jeder Evangelist. „Sondergut-Material“ verwendet, d.h. Stoffe, die sich nur jeweils in einem Evangelium finden.

SMt SLk

WDH: ZUM MATTHÄUSEVANGELIUM

� Datierung

� Lokalisierung

� Ausrichtung

ZUR BERGPREDIGT

� Lokalisierung/Setting

� Rede-‚Komposition’

� Inhalte, z.B.

Mk

Mt Lk

Q

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Bergpredigt im Matthäusevangelium

Die Antithese von der Vergeltung

Zuhörer Darstellung von Jude Jesus: Prediger/Lehrer Lokali- Parallelisierung sierung/ mit AT-Figur Setting Berg / Volk Mose MtEv: 1. Rede Ethische Lehre Literarische Gestaltung als Predigt durch Matthäus Mose; Aufbau Thema: Gerechtigkeit

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Die Antithese von der Vergeltung GESTALTEN SIE ZU DEN KERNAUSSAGEN DES TEXTVERGLEICHS EINE FOLIE. NUTZEN SIE ZUR TEXTERSCHLIE-

ßUNG DIE ABGEDRUCKTEN LEITFRAGEN! PRÄSENTIEREN SIE IHRE ERGEBNISSE IM ANSCHLUSS VOR DER KLASSE

(CA. 2 MIN.). DIE ERSTELLTEN FOLIEN WERDEN IN DER NÄCHSTEN STUNDE ALS KOPIE AUSGETEILT. GRUPPE 1: Mt 5,38 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: „Auge für Auge“ und „Zahn für Zahn“. Gen 4,23 (aus den 613 Weisungen der Tora – Datierung: vorstaatlich):

„… Fürwahr, einen Mann erschlug ich für meine Wunde und einen Knaben für meine Strieme.“

Das ‚ius talionis’ ist ein im Orient verbreitetes Vergeltungsrecht; es ist allerdings nicht im Sinne von Rache,

sondern als Ausgleich bzw. Ausgleichszahlungen zu verstehen. In Ex 21,22-25 (aus den 613 Weisungen der

Tora – Datierung: frühe Königszeit) heißt es dazu:

„22

Wenn Männer sich raufen und dabei eine schwangere Frau stoßen, so dass ihr die Leibesfrucht

abgeht, aber kein weiterer Schaden entsteht, so muss dem Schuldigen eine Geldbuße auferlegt wer-

den, je nachdem, wie viel ihm der Eheherr der Frau auferlegt, und er soll nach dem Ermessen von

Schiedsrichtern geben. 23

Falls aber ein weiterer Schaden entsteht, so sollst du geben Leben um Le-

ben, 24

Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, 25

Brandmal um Brandmal,

Wunde um Wunde, Strieme um Strieme.“

Leitfragen Arbeiten Sie gegenüberstellend aus den beiden alttestamentlichen Texten den Umgang mit dem erlittenen Scha-den heraus. Erklären Sie das Missverständnis, das im heutigen Sprachgebrauch auf der Formulierung „Auge um Auge“ beruht!

GRUPPE 2: Mt 5,39 Ich [Jesus] aber sage euch: „Leiste dem Bösen keinen Widerstand! Sondern wer dich auf die rechte Wange schlägt, wende ihm auch die andere hin!

Anmerkung: Das Schlagen auf die rechte Wange gilt im Judentum als ernsthafte Beleidigung.

Josephus Flavius ist ein jüdischer Geschichtsschreiber (1. Jh. n.Chr.)

Zur Situation (~ 26 n.Chr.): Pontius Pilatus, der römische Stellvertreter in Judäa, droht den im Stadion versam-

melten Juden – umstellt von römischen Soldaten –, mit dem Tod, wenn sie sich nicht mit den in die Stadt Jerusa-

lem gebrachten Kaiserbildern abfinden, welche allerdings für einen religiösen Juden ein Sakrileg darstellen, da

dadurch die Stadt und der Tempel von Jerusalem entweiht wird.

„Die Juden aber warfen sich – wie auf ein verabredetes Zeichen – auf die Erde nieder, boten [den rö-

mischen Schwertern] ihren Nacken dar und schrieen, sie wollten sich lieber niedermetzeln lassen, als

das Gesetz zu übertreten. Zutiefst erstaunt über eine so feurige Religiosität und Frömmigkeit gab Pila-

tus den Befehl, die Bilder [des Kaisers] sofort aus Jerusalem zu entfernen.“ (Jüdischer Krieg 2,174)

Leitfragen Arbeiten Sie aus beiden Texten vergleichend heraus (1) welcher Streitpunkt angesprochen wird, (2) welche Ar-ten von Gewalt hierbei eine Rolle spielen und (3) wie die Juden damit umgehen. Beurteilen Sie jeweils die Um-setzbarkeit!

GRUPPE 3: Mt 5,40 Und dem, der mit dir vor Gericht streiten und dir dein Untergewand nehmen will, lass ihm auch das Obergewand!

Die Tora-Weisung in Ex 22,26 betrifft die z.T. extreme Ausbeutung der Armen: „Wenn du das Obergewand eines anderen zum Pfand nimmst, so sollst du ihm dasselbe zurückgeben

bevor die Sonne untergeht; es ist doch seine einzige Decke, die Hülle seines Leibes. Worauf sollte er

sonst schlafen?“

Leitfragen Arbeiten Sie vergleichend heraus, wer welche Aufforderung bekommt. Schildern Sie die Folgen, die dies für das Verhalten beider Gesellschaftsgruppen hat.

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GRUPPE 4: Mt 5,41 Und wer dich zwingt zu einer Meile, geh mit ihm zwei! Anmerkung: Der Text bezieht sich auf den Frondienst (Fachterminus: Aggareia), der für die römische Besat-zungsmacht von der Bevölkerung zu leisten ist, z.B. als Träger (für schwere Waffen etc.), meist für eine Meile. Der Philosoph Epiktet (50-130 n.Chr.) gibt auch diesbezüglich Lebensratschläge:

„Wenn Aggareia ist und ein Soldat deine Körperkraft in Anspruch nehmen will, lass es geschehen, wi-

dersetze dich nicht und murre nicht. Sonst bekommst du Schläge und kannst sogar deinen Körper (=

Leben) verlieren.“ (Lehrgespräch IV 1,79)

Leitfragen Arbeiten Sie gegenüberstellend heraus, wie jeweils mit der Machtdemonstration der überlegenen römischen Soldaten umgegangen werden soll. Führen Sie textbezogen Gründe für die Handlungsempfehlung an! ARBEITSAUFTRAG FÜR SCHNELLE GRUPPEN: Beschreiben Sie zusammenfassend die Entwicklung vom alttesta-mentlichen Gesetz hin zu den ethischen Forderungen Jesu in der Bergpredigt!

Jesu Stellung zu den jüdischen Weisungen Mt 5,17-18 17 Meint nicht, dass ich [Jesus] gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulö-

sen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. 18 Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.

Anmerkung: Jota = kleinster Buchstabe im griechischen Alphabet Strichlein = kleines Zeichen im hebräischen Alphabet Mose (Dekalog: 8.-6./ Mt 5,38

5-4. Jh. v.Chr.) Mt 5,17-18 Jesus ~ 30 n.Chr. Mt 5,39-41

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Aktualisierung nach Jesu Antithese von der Vergeltung Matthäusevangelium ~ 80 n.Chr. HAUSAUFGABE: Finden Sie min. zwei weitere Beispiele, in denen die Handlungsoption „Gewaltver-

zicht“ praktiziert wurde/wird (Politik, Alltag etc.).

Mt 5,42 Dem, der dich bittet, gib, und den, der von dir leihen will, weise nicht ab!

Unterstreichen Sie Wesentliches! Der Vers vom „Betteln und Borgen“ zeigt sich allgemeiner und weniger radikal als die drei vorausgehenden Verse. Er steht bei Matthäus im Kontext vom Verzicht auf Widerstand und Gewalt, hat aber konkrete Gewalt nicht zum Inhalt. Zudem wird hier nicht mehr die Perspektive des Armen oder Unterlegenen eingenom-men, sondern des Besitzenden. Der persönliche Feind tritt in der Rolle des Bettlers und Bittstellers auf. Matthäus nimmt hierbei eine Aktualisierung als praktikable Anwendung für seine sesshaf-te Gemeinde vor mit einer allgemeinen Mahnung zur Freigebig-keit und Wohltätigkeit.

SETZEN SIE DEN FILMAUSSCHNITT IN EIN VERHÄLTNIS MIT DEN BISHERIGEN POSITIONEN ZUR VERGELTUNG!

1 „... Jeder von uns hat gesiegt. Der weiße Südafrikaner ist nicht länger unser Feind. Sie sind unsere südafrikanischen Landsleu-te, unsere Verbündeten in der Demokratie. Und sie schätzen das Rugby-Spiel der Springboks. Wenn wir ihnen das wegnehmen,

5 verlieren wir sie. Beweisen wir, dass wir genauso sind, wie sie es befürchtet ha-ben. Wir müssen uns als besser erweisen. Wir müssen sie über-raschen durch unser Mitgefühl, unsere Zurückhaltung und Groß-herzigkeit. Ich weiß, all jene Dinge, die sie uns verwehrt haben.

10 Aber das ist jetzt nicht der Augenblick für kleinliche Rache. Das ist der Augenblick für den Aufbau unserer Nation …“

Zitat aus dem Film Invictus (2009)

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Das Doppelgebot der Liebe (Mk 12,28-34) „Bergpredigt“ (bei Lk als „Feldrede“ bezeichnet) Mt 5–7 // Lk 6,17/20–49 (= Logienquelle Q) Kernpunkt: Feindesliebe Hinzuziehung: Mt 5,43–48: es wurde gesagt: Mk 12,28–34: liebe Nächsten – hasse Feind Gottesliebe Ich aber sage euch: UND liebt Feinde – betet für sie SELBST- wie NÄCHSTENliebe Weg zu christlicher Vollkommenheit Weg zum Reich Gottes Ansatz: Verantwortungsethik Streit: Umsetzung – Lehramt und Leben

Die Frage nach dem wichtigsten Gebot 28 Ein Schriftgelehrter hatte ihrem Streit zugehört; und da er bemerkt hatte, wie treffend Jesus ihnen antwortete, ging er zu ihm hin und fragte ihn: Wel-ches Gebot ist das erste von allen? 29 Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. 30 Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. 31 Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden. 32 Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm, 33 und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lie-ben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer. 34 Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen.

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Augustus ���� Jesus

Kaiser Kind

Weltstadt Rom Davidstadt Bethlehem

Pax Romana messinaischer Friede / Heil

Legionen himmlisches Heer

Prunkvoll einfach, niedrig (Krippe, Hirten)

Retter / Soter Retter / Soter

Evangelium Evangelium

Herrschen Dienen

Mensch wird Gott ���� Gott wird Mensch

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Lk 2,1-20: Geburt Jesu

1 Es geschah aber in jenen Tagen: Ein Erlass ging heraus von Kaiser Au-

gustus, dass sich der ganze Erdkreis in Listen eintrage. 2 Diese erste Zählung

geschah, als Quirinius über Syrien herrschte. 3 Und es gingen alle sich in Lis-

ten einzutragen, ein jeder in seine Stadt. 4 Es stieg aber auch Josef von Gali-

läa, aus der Stadt Nazareth hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Beth-

lehem heißt, weil er aus (dem) Haus und dem Geschlecht Davids war, 5 um

sich einzutragen mit Maria, der ihm Verlobten, die schwanger war. 6 Es ge-

schah aber, während sie dort waren, erfüllten sich die Tage ihrer Geburt, 7

und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn, und sie wickelte ihn in Windeln, und

sie legte ihn nieder in eine Krippe, denn sie hatten keinen Ort in der Herber-

ge. 8 Und es waren Hirten in derselben Gegend, die unter freiem Himmel leb-

ten und des Nachts bei ihrer Herde Wache hielten. 9 Und ein Engel des Herrn

trat zu ihnen und Herrlichkeit des Herrn umleuchtete sie, und sie fürchteten

eine große Furcht. 10 Und es sagte ihnen der Engel: „Fürchtet euch nicht,

siehe nämlich, ich verkündige [euangelizomai] euch eine große Freude, wel-

che dem ganzen Volk sein wird, 11 dass euch heute geboren wurde ein Ret-

ter [soter], der ist (der) Messias [christos], (der) Herr [kyrios], in der Stadt

Davids. 12 Und dies (ist) euch das Zeichen: Ihr werdet einen Säugling finden,

der in Windeln eingewickelt ist und in einer Krippe liegt“. 13 Und plötzlich war

bei dem Engel eine Menge (des) himmlischen Heeres, die Gott lobten und

sprachen: 14 „Herrlichkeit in Höhen Gott, und auf (der) Erde Friede unter

Menschen guten Willens.“ 15 Und es geschah, als die Engel von ihnen weg in

den Himmel gingen, sprachen die Hirten zueinander: „Lasst uns bis nach

Bethlehem gehen und das Wort sehen, das geschehen ist, welches der Herr

uns kundgetan hat.“ 16 Und sie kamen eilend und fanden Maria und Josef

und den Säugling liegend in der Krippe. 17 Als sie aber sahen, gaben sie das

Wort weiter, das ihnen über dieses Kind gesprochen worden war. 18 Und al-

le, die (es) hörten, wunderten sich über das, was von den Hirten zu ihnen

gesprochen wurde. 19 Maria aber bewahrte alle diese Worte, indem sie (sie)

in ihrem Herzen erwog. 20 Und die Hirten kehrten zurück, indem sie Gott

verherrlichten und priesen bezüglich allem, was sie hörten und sahen,

gleichwie zu ihnen gesprochen worden war.

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Dieser Tag, der Geburtstag … hat der Welt ein anderes Gesicht gegeben. Sie

wäre dem Untergang verfallen, wenn nicht in dem heute Geborenen für alle

Menschen ein gemeinsames Heil aufgestrahlt wäre ... Wer richtig urteilt, wird

in diesem Geburtstag den Anfang des Lebens und der Lebenskräfte für sich

erkennen. Es ist unmöglich, in gebührender Weise für so große Wohltaten zu

danken, die dieser Tag uns gebracht hat. Die Vorsehung, die über allem Le-

ben waltet, hat diesen Mann zum Heile der Menschen mit solchen Gaben er-

füllt, dass er uns und den kommenden Geschlechtern als Retter [soter] ge-

sandt ist. Jedem Krieg wird er ein Ende setzen und alles herrlich machen. In

seiner Erscheinung sind die Hoffnungen der Vorfahren erfüllt. Er hat nicht nur

die früheren Wohltäter der Menschheit allesamt übertroffen, es ist unmöglich,

dass ein Größerer käme, da für die Welt der Geburtstag des Gottes [theos]

den Anfang der ihm geltenden guten Nachrichten [euangelion] darstellte.

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TA: Diverse gegensätzliche Grundtypen individuelle Normenbegründungsmodelle ethischer Argumentation Entscheidungen

(Mischformen)

????? oder Frage nach dem ethischen Grundkonsens

Gewissen Kategorischer Imperativ (Kant)/Goldene Regel (u.a. Bibel) Menschenrechte und Menschenwürde Gott

Ein Versuch: Projekt Weltethos (Küng)

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FRAGE NACH EINEM ETHISCHEN GRUNDKONSENS: KATEGORISCHER IMPERATIV ETC.

1. Differenzieren Sie die exakte Aussage der drei Formulierungen! 2. Welche Kritik kann man jeweils den drei Formulierungen entgegenbringen, wenn man

auf der Suche nach dem ethischen Grundkonsens ist? 3. Lesen Sie weiterführend untenstehende ‚Leserbrief-Frage‘ samt Antwort. Klären Sie die

unterschiedlichen Begründungsansätze (Stärke/Schwäche)!

Sprichwort: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu!

Mt 7,12: Goldene Regel Und so wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun, so tut auch ihr ihnen

Kategorischer Imperativ (I. Kant): Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein all-gemeines Gesetz werde.

BLITZ GESCHEIT?

„Jeder hat vermutlich schon einmal beim Autofahren erlebt, dass entgegenkommende Fahrzeuge durch die Lichthupe auf eine Radarfalle aufmerksam machen. Genauso wird vermutlich jeder lang-samer gefahren sein und sich darüber gefreut haben, nicht geblitzt worden zu sein. Nun die Frage: Dürfen andere Autos gewarnt werden? Schließlich ist der Zweck einer Radarfalle, dass die Auto-fahrer langsamer fahren - was sie ja tun, wenn entgegenkommende Autofahrer ihnen ein Zeichen geben. Muss ich sie, wenn man so argumentiert, nicht sogar warnen?“ (Johannes M., Brühl)

Ihre Frage ist aus allgemeinen ethischen Erwägungen heraus interessant. Sie haben nämlich zwei bekannte ethische Grundsätze verwendet: die Goldene Regel und Kants Kategorischen Imperativ, welche oft fälschlicherweise als inhaltsgleich angesehen werden. Sie sind es aber nicht und des-halb kommen Sie zu Recht zu widersprüchlichen Ergebnissen.

Die Goldene Regel lautet positiv formuliert: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst!“ Sie ist ein guter, weil einfacher und praktikabler sittlicher Maßstab, der, würde er stets befolgt, vieles im Zusammenleben verbessern könnte. Sie hat aber auch Schwächen: Sie bleibt zum einen subjektiv an den eigenen Werten orientiert. So dürfte nach ihr beispielsweise, wer zu stolz dazu ist, sich helfen zu lassen, auch niemandem anderen helfen. Dies ist hier kein Prob-lem, denn jeder wünscht sich, rechtzeitig gewarnt zu werden, wenn er zu schnell fährt. Aber ob dieser Wunsch richtig ist, kann die Goldene Regel nicht abschließend beantworten, denn sie hat eine zweite Schwäche: Sie vernachlässigt die Pflichten, denen man auch gegenüber sich selbst unterliegt. Mit anderen Worten, sie stellt keine absoluten Maßstäbe auf, wie sich jeder verhalten soll.

Anders der Kategorische Imperativ, der die persönlichen Lebensgrundsätze überprüft. „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Ihr Grundsatz wäre ja, Schnellfahrer zu warnen und so aus Altruismus [Selbstlosigkeit] vor Strafe zu bewahren. Dies als allgemeines Gesetz können Sie nicht wollen; Sie sehen ganz zu Recht den Zweck der Radarfalle darin, das Rasen zu begrenzen. Gäbe es die Maxime, andere stets zu warnen, als Gesetz, hätten die Kontrollen aber keine Wirkung mehr. Jeder könnte bedenkenlos Gas geben: Er würde ja rechtzeitig gewarnt. Ohne den Überraschungseffekt verlören die Radarfallen ihre allgemeine präventive Funktion, auf die es gerade ankommt: Viele fahren nur langsam, weil sie nicht wissen, ob sie hinter der nächsten Kurve geblitzt, werden. Die Gewissheit, gewarnt zu werden, käme einer faktischen Freigabe der Geschwindigkeit gleich. Das kann niemand wollen, denn Raserei ist die Ursache für viele tödliche Verkehrsunfälle. Hält man sich an den Kategorischen Imperativ, lässt sich das Warnen deshalb nicht vertreten; auch wenn es die Goldene Regel emp-fiehlt, weil man sich selbst freut, gewarnt zu werden. Aber eben pflichtwidrig. Rainer Erlinger

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A) Fassen Sie die Aussagen von Hans Küng thesenartig zusammen. B) Beurteilen Sie, inwiefern Sie die Argumentation überzeugt/nicht überzeugt. Begründen Sie

Ihre Meinung auch anhand von Beispielen.