G N R Ausgehtipps O T C N E R B E N J O A R Y P O T M E K ... und Bikinis zuweilen mit Kulturkritik...

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SURPRISE 399/17 26 Ausgehtipps Nicht alle Popkultur kommt von den Amis. Aarau Rausch am Berg Beim Stichwort Pop Art denken wir zunächst an Roy Lichtenstein, Andy Warhol, Robert Rau- schenberg oder Jasper Johns und sehr viel eher an die USA und England als an die Schweizer Berge. Aber auch hierzulande richteten die Künstler in den Sechzigerjahren ihren Blick auf Werbung, Mode, Popmusik. Die Bildwelten des Alltags wurden zu Kunst, triviale Motive zu pla- kativen Momenten. Die Ausstellung «Swiss Pop Art» zeigt einen Überblick über die schweizeri- schen Ausformungen der Pop Art. Da ist Franz Gertsch, der die Rolling Stones 1968 auf ihre Umrisse reduzierte, oder Peter Stämpfli, der sich ganz dem Autoreifen verschrieb – diesem Symbol der amerikanischen Konsumkultur und der Freiheit zugleich. Und Markus Raetz fand nicht zuletzt dank der Pop Art zu seinen radi- kal vereinfachten Formen. Da die Sechziger aber nicht nur Mondlandung und Flower Po- wer waren, sondern auch Vietnam- oder Kalter Krieg, Rassenunruhen und Drogenkonsum, vermischt sich die Begeisterung für Astronau- ten und Bikinis zuweilen mit Kulturkritik – sieht aber auch dann noch cool aus. (dif) «Swiss Pop Art – Formen und Tendenzen der Pop Art in der Schweiz», So, 7. Mai, bis So, 1. Oktober, Aargauer Kunsthaus, Aarau www.aargauerkunsthaus.ch BILD: RAINER ALFRED AUER, B.B./OBJEKT, 1968, LEIHGABE CH. UND B. AUER, UESSLINGEN Basel Menschen aus Zucker Der «Parcours Humain» stellt mit künstleri- schen Aktionen die Frage nach der Mensch- lichkeit im Zusammenhang mit der aktuellen Flüchtlingskrise. Der deutsche Künstler Niels Tofahrn hat Zelte aufgestellt, auf deren Boden aus Zucker und Holzkohlestaub Bilder schla- fender Personen zu sehen sind – einzeln oder auch ganze Familien. Die Bilder werden vor Ort gestreut und sind nicht fixiert. Jeder Luftstoss vermag ein Bild zu zerstören: So kann Schutz- losigkeit und Verletzlichkeit aussehen. Der fran- zösisch-marokkanische Künstler Badr el-Ham- mami zeigt den Krieg als «Jeu d’échec géant», als überdimensionales Schachbrett, die beiden Seiten in der Mitte durch eine hohe Mauer ge- trennt, sodass der Gegner gar nicht mehr sicht- bar ist. Ein sinnentleertes Strategiespiel, in dem die Machthaber als Spieler fungieren – die nicht wissen, was sie tun. Die Ausstellungsreihe läuft schweizweit, Stationen in Genf, im Tessin und in Graubünden folgen 2018. (dif) «Parcours Humain», Atelier Mondial Dreispitz, Holzpark Klybeck, Stapflehus Weil, bis Pfingst- montag, 5. Juni. Sa, 20. Mai, 12 bis 16 Uhr, Aktionstag Dreiländerbrücke unter Einbezug der drei Grenzorte Basel (CH), Hüningen (F) und Weil am Rhein (D). www.parcourshumain.ch BILD: LIFEJACKETPROJECT.ORG Schwimmwesten, Schutzdecken: Man trägt Krieg. Sucht die Bedeutung der Nacht: Jürg Halter. BILD: MOYAN BRENN Zürich Statt schlafen «Yakamoz» ist vielleicht das schönste Wort im Türkischen: Es beschreibt die Spiegelung nächtlichen Lichts auf dem Wasser. In Reinform meint dies natürlich: den Widerschein des Voll- mondes auf der Meeresoberfläche. (Vom Strand aus gesehen und am besten Arm in Arm mit der oder dem Liebsten.) Das Meer ist hierzu- lande natürlich nicht zu haben, der Zürisee oder auch die Limmat tun es im Zweifelsfall auch. Vom Dach des Zentrums Karl der Grosse kann man vielleicht einen Blick auf «Yakamoz» er- haschen, und wenn nicht, zumindest im Mond- licht baden. (Wenn denn das Grossmünster nicht heller strahlt.) Und währenddessen lauscht man Jürg Halter, wie er mit nächtlichen Gästen über die Bedeutung der Nacht für un- seren Alltag plaudert, und den Klängen einer geheimnisvollen One-Woman-Band. (win) «Vollmond-Talk» mit Jürg Halter und Gästen, Mi, 10. Mai, 21 Uhr, Dachterrasse, Zentrum Karl der Grosse, Kirchgasse 14, Zürich. karldergrosse.ch Anzeige:

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SURPRISE 399/1726

Ausgehtipps

Nicht alle Popkultur kommt von den Amis.

AarauRausch am BergBeim Stichwort Pop Art denken wir zunächstan Roy Lichtenstein, Andy Warhol, Robert Rau-schenberg oder Jasper Johns und sehr viel eheran die USA und England als an die SchweizerBerge. Aber auch hierzulande richteten dieKünstler in den Sechzigerjahren ihren Blick aufWerbung, Mode, Popmusik. Die Bildwelten desAlltags wurden zu Kunst, triviale Motive zu pla-kativen Momenten. Die Ausstellung «Swiss PopArt» zeigt einen Überblick über die schweizeri-schen Ausformungen der Pop Art. Da ist FranzGertsch, der die Rolling Stones 1968 auf ihreUmrisse reduzierte, oder Peter Stämpfli, dersich ganz dem Autoreifen verschrieb – diesemSymbol der amerikanischen Konsumkultur undder Freiheit zugleich. Und Markus Raetz fandnicht zuletzt dank der Pop Art zu seinen radi-kal vereinfachten Formen. Da die Sechzigeraber nicht nur Mondlandung und Flower Po-wer waren, sondern auch Vietnam- oder KalterKrieg, Rassenunruhen und Drogenkonsum,vermischt sich die Begeisterung für Astronau-ten und Bikinis zuweilen mit Kulturkritik – siehtaber auch dann noch cool aus. (dif)«Swiss Pop Art – Formen und Tendenzen der

Pop Art in der Schweiz», So, 7. Mai, bis So, 1. Oktober,

Aargauer Kunsthaus, Aarau

www.aargauerkunsthaus.ch

BILD: RAINER ALFRED AUER, B.B./OBJEKT, 1968, LEIHGABE CH. UND B. AUER, UESSLINGEN

BaselMenschen aus Zucker

Der «Parcours Humain» stellt mit künstleri-schen Aktionen die Frage nach der Mensch-lichkeit im Zusammenhang mit der aktuellenFlüchtlingskrise. Der deutsche Künstler NielsTofahrn hat Zelte aufgestellt, auf deren Bodenaus Zucker und Holzkohlestaub Bilder schla-fender Personen zu sehen sind – einzeln oderauch ganze Familien. Die Bilder werden vor Ortgestreut und sind nicht fixiert. Jeder Luftstossvermag ein Bild zu zerstören: So kann Schutz-losigkeit und Verletzlichkeit aussehen. Der fran-zösisch-marokkanische Künstler Badr el-Ham-mami zeigt den Krieg als «Jeu d’échec géant»,als überdimensionales Schachbrett, die beidenSeiten in der Mitte durch eine hohe Mauer ge-trennt, sodass der Gegner gar nicht mehr sicht-bar ist. Ein sinnentleertes Strategiespiel, in demdie Machthaber als Spieler fungieren – die nichtwissen, was sie tun. Die Ausstellungsreihe läuftschweizweit, Stationen in Genf, im Tessin undin Graubünden folgen 2018. (dif)«Parcours Humain», Atelier Mondial Dreispitz,

Holzpark Klybeck, Stapflehus Weil, bis Pfingst-

montag, 5. Juni. Sa, 20. Mai, 12 bis 16 Uhr, Aktionstag

Dreiländerbrücke unter Einbezug der drei Grenzorte

Basel (CH), Hüningen (F) und Weil am Rhein (D).

www.parcourshumain.ch

BILD: LIFEJACKETPROJECT.ORG

Schwimmwesten, Schutzdecken: Man trägt Krieg. Sucht die Bedeutung der Nacht: Jürg Halter.

BILD: MOYAN BRENN

ZürichStatt schlafen

«Yakamoz» ist vielleicht das schönste Wort imTürkischen: Es beschreibt die Spiegelungnächtlichen Lichts auf dem Wasser. In Reinformmeint dies natürlich: den Widerschein des Voll-mondes auf der Meeresoberfläche. (Vom Strandaus gesehen und am besten Arm in Arm mitder oder dem Liebsten.) Das Meer ist hierzu-lande natürlich nicht zu haben, der Zürisee oderauch die Limmat tun es im Zweifelsfall auch.Vom Dach des Zentrums Karl der Grosse kannman vielleicht einen Blick auf «Yakamoz» er-haschen, und wenn nicht, zumindest im Mond-licht baden. (Wenn denn das Grossmünsternicht heller strahlt.) Und währenddessenlauscht man Jürg Halter, wie er mit nächtlichenGästen über die Bedeutung der Nacht für un-seren Alltag plaudert, und den Klängen einergeheimnisvollen One-Woman-Band. (win)«Vollmond-Talk» mit Jürg Halter und Gästen,

Mi, 10. Mai, 21 Uhr, Dachterrasse, Zentrum Karl der

Grosse, Kirchgasse 14, Zürich.

karldergrosse.ch

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