G20-Sonderausgabe Citizen Today · und der Ergebnisorientierung ist das Vermächtnis der...

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Dezember 2014 Citizen Today Die Stimme der Jugend Die australische Unternehmerin Holly Ransom gibt jungen Menschen beim G20-Gipfel eine Stimme Australien blickt nach vorn Der australische Finanzminister Joe Hockey plant nachhaltiges Wachstum Investitionen in die Infrastruktur Die Investitionslücke schließen Menschenleben retten Tuberkulose in Indien bekämpfen G20-Sonderausgabe

Transcript of G20-Sonderausgabe Citizen Today · und der Ergebnisorientierung ist das Vermächtnis der...

Dezember 2014

Citizen Today

Die Stimme der JugendDie australische Unternehmerin Holly Ransom gibt jungen Menschen beim G20-Gipfel eine Stimme

Australien blickt nach vornDer australische Finanzminister Joe Hockey plant nachhaltiges Wachstum

Investitionen in die InfrastrukturDie Investitionslücke schließen

Menschenleben rettenTuberkulose in Indien bekämpfen

G20-Sonderausgabe

George Atalla Global Government & Public Sector Leader

[email protected] @EY_GovtPublic ey.com/government

1Dezember 2014Citizen Today

illkommen zur neunzehnten Ausgabe von Citizen Today, dem

internationalen Magazin von EY für die öffentliche Hand.

Vor kurzem trafen sich die G20-Staats- und Regierungschefs

zum diesjährigen G20-Gipfel in Brisbane, Australien. Neben zahlreichen anderen

Themen war die Lage der Weltwirtschaft dabei wieder eines der zentralen Themen.

Während einige Länder wie z. B. die USA die Krise augenscheinlich überwunden haben,

ist die Konjunktur in der Eurozone noch nicht wieder so richtig in Schwung gekommen. Darüber hinaus bleibt abzuwarten, wie sich die anhaltende Instabilität im Nahen und Mittleren Osten und der Ebola-Ausbruch in Teilen Afrikas auswirken werden. Das Jahr 2015 steht vor der Tür und die Staats- und Regierungschefs der G20 dürften es schwer haben, ihre beiden vorrangingen Ziele zu erreichen: die Stimulierung des Wachstums in ihren jeweiligen Ländern sowie die Förderung der globalen wirtschaftlichen Stabilität. In der G20-Sonderausgabe von Citizen Today beleuchten wir einige dieser Themen.

Im Februar 2014 vereinbarten die Finanzminister und Notenbankgouverneure der G20 die Entwicklung neuer Maßnahmen, mit denen das gemeinsame BIP der G20-Staaten in den nächsten fünf Jahren um mindestens 2 Prozent über den derzeit prognostizierten Wert steigen soll. Damit würde sich das weltweite BIP um mehr als 2 Billionen US-Dollar erhöhen und es entstünden – wenn alles nach Plan läuft – Millionen neuer Arbeitsplätze.

Wir sprechen mit dem australischen Finanzminister Joe Hockey, einem der Gastgeber des diesjährigen G20-Gipfels, der durchaus optimistisch auf die aktuelle Weltwirtschaftslage blickt. Unterstützt wurde Joe Hockey nicht zuletzt von Holly Ransom, die als Vorsitzende der Y20-Planungsgruppe maßgeblich zur Gestaltung der Agenda des diesjährigen Gipfeltreffens beigetragen hat.

Des Weiteren widmen wir uns dem Thema Vielfalt in der Arbeitswelt. Uschi Schreiber von EY stellt uns die Ergebnisse des neuen, gerade von EY veröffentlichten Weltweiten Index zu Frauen in Führungspositionen des öffentlichen Sektors vor.

Bill Banks von EY berichtet von seinen Erfahrungen als Mitglied der Business 20 (B20), einer Gruppe führender internationaler Wirtschaftsvertreter, die den G20 ihre Empfehlungen vorgelegt haben. Die B20 betonten 2014 die Notwendigkeit von vermehrten Investitionen in die Infrastruktur zur Stärkung des Wachstums. Damit stießen sie auf große Zustimmung bei den G20-Staats- und Regierungschefs.

Ein weiterer Schwerpunkt dieser Ausgabe widmet sich den Themen Rentensysteme und Altersvorsorge. Wie können die G20-Staats- und Regierungschefs verhindern, dass die alternden Gesellschaften ihrer Länder das Sozialversicherungssystem schwächen oder gar gefährden? Josef Pilger von EY hat dazu einige Vorschläge.

In unserer Rubrik Building a better working world schildern wir die Zusammenarbeit von EY mit der Gates Foundation im Kampf gegen die Ausbreitung von Tuberkulose in Indien.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre. Bitte schicken Sie mir Ihr Feedback und Ihre Anregungen. Ich freue mich darauf, von Ihnen zu hören!

Ständige Rubriken | Willkommen

Inhalt ...

Stein auf SteinBill Banks von EY empfiehlt den politischen Entscheidungsträgern der G20-Staaten, sich beim Ausbau der Infrastruktur die Unterstützung des privaten Sektors zu holen.12

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Vielfalt in der Arbeitswelt

Uschi Schreiber von EY stellt uns die Ergebnisse

des neuen, gerade von EY veröffentlichten

Weltweiten Index zu Frauen in Führungspositionen des

öffentlichen Sektors vor.

Das alte Rentensystem in den Ruhestand

schickenDie Herausforderungen

der Renten- und Altersvorsorgesysteme

sind in den G20-Staaten ein generationsübergreifendes

Problem. Josef Pilger von EY mahnt eine

bessere Regulierung, Aufsicht, Governance und

Transparenz an.

Das Jungunternehmertum

fördern George Atalla von EY

gibt zehn nützliche Empfehlungen zur Förderung

junger Unternehmer in den G20-Staaten.

Features

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© Kate Drennan

3Dezember 2014Citizen Today

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Im Gespräch Ständige Rubriken

Schluss mit leeren WortenHolly Ransom, die Vertreterin der Y20, erzählt uns, wie sie dafür sorgt, dass die Meinungen und Ansichten junger Menschen in die G20-Vereinbarungen einfließen.

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Australien blickt nach vornDie Stärkung des Wirtschaftswachstums und die Schaffung von Arbeitsplätzen stehen ganz oben auf der Agenda der G20-Staats- und Regierungschefs. Wir sprechen dazu mit dem australischen Finanzminister Joe Hockey.04 18

Building a better working worldIm aktuellen Beitrag zu unserer Serie Building a better working world schildern wir die Zusammenarbeit von EY mit der Gates Foundation im Kampf gegen die Ausbreitung von Tuberkulose in Indien.

5Dezember 2014Citizen Today

Im Gespräch | Australien blickt nach vorn

„Durch die Globalisierung und Liberalisierung der Märkte stehen wir vor einer

Aufgabe, die niemals ganz abgeschlossen sein wird. Die Herausforderungen bleiben die gleichen, doch ihr Ausmaß ändert sich und sie wirken sich grenzüberschreitend auf die unterschiedlichsten Bereiche aus. Hinzu kommt, dass die meisten Staatskassen leer sind. Aber wenn kein Geld für Reformen da ist, müssen wir eben kreativ sein.“

Joe Hockey vertritt die Ansicht, dass heutzutage nachhaltige Maßnahmen gefragt sind und politische Entscheidungsträger weitsichtig handeln müssen: „Strukturelle Reformen sind nötig, um das Wachstum der Weltwirtschaft mittelfristig zu unterstützen. Durch fiskal- und währungspolitische Maßnahmen können wir kurzfristige Erfolge erzielen, aber sie eignen sich nicht als langfristige Lösungen.“

Privatisierung sei eine Lösungsvariante, die allerdings viel Fingerspitzengefühl erfordere. „Privatisierung ist vielerorts unbeliebt“, gibt er zu. „Deshalb habe ich in Australien Mittel in Höhe von insgesamt 5 Milliarden australische Dollar vorgesehen, um die Regierungen der Bundesstaaten davon zu überzeugen, öffentliches Eigentum zu verkaufen. Ich habe ihnen einen Bonus von 15 Prozent in Aussicht gestellt, wenn sie Eigentum verkaufen und das Kapital anschließend in eine produktiv einsetzbare Infrastruktur investieren. Durch neue Straßen, neue

Welches Land stößt nicht auf Hürden bei der Umsetzung von Reformen zur Stärkung des

Wirtschaftswachstums und zur Schaffung von Arbeitsplätzen? Der australische Finanzminister

Joe Hockey verrät uns, warum er dennoch optimistisch in die Zukunft blickt.

Australienblickt nachvorn

Schienen oder neue Häfen können wir die Wirtschaft wieder in Schwung bringen. Ich wollte vermeiden, dass sich die Bundesstaaten weiter verschulden, da in der Privatwirtschaft genügend Geld vorhanden ist, um beispielsweise die Stromversorgung oder den öffentlichen Transport zu übernehmen.“

Wie viele Schulden kann ein Land schultern?Dieser Ansatz kommt gut an, insbesondere bei den unzähligen Regierungen, die seit der weltweiten Finanzkrise mit leeren Kassen dastehen. Vielerorts stehen die politischen Entscheidungsträger vor der schwierigen Aufgabe, das Wirtschaftswachstum zu stärken, ohne dafür ausreichend Mittel zur Verfügung zu haben.

Joe Hockey betont, dass die Schmerzgrenze im Hinblick auf die Staatsverschuldung dabei von Land zu Land unterschiedlich sei. Deshalb müsse für jeden Staat eine individuelle Lösung gefunden werden.

Investitionen als WachstumstreiberWie viele seiner Amtskollegen weltweit ist er Meinung, dass mit neuer Infrastruktur nachhaltiges Wachstum erzielt werden kann. Dennoch legt er Wert auf die Feststellung, dass es keine Lösung nach Schema F gibt.

Darüber hinaus rät er den politischen Entscheidungsträgern, sich besser abzustimmen und enger zusammenarbeiten. „Beim diesjährigen G20-Treffen haben wir uns auf eine globale Infrastrukturinitiative geeinigt, die Investitionen über mehrere Jahre vorsieht und bei der sich die Länder verpflichten, die Rahmenbedingungen für Infrastrukturinvestitionen zu verbessern.“

Als ein Land mit großem Ressourcenreichtum ist Australien besonders auf eine gute Infrastruktur angewiesen, um seine Waren auf den Markt zu bringen – sowohl im Hinblick auf den Binnentransport als auch auf den Export. „Ich glaube nicht daran, dass der Rohstoff-Boom bald vorbei sein wird“, bekräftigt Hockey.

Angesichts der düsteren Stimmung, die zuletzt weite Teile der Weltwirtschaft befallen hat, bleibt zu hoffen, dass der Optimismus von Joe Hockey eine Signalwirkung auch auf andere politische Entscheidungsträger haben wird. Während die Globalisierung, der demografische Wandel und die Vernetzung zwischen den Staaten weiter voranschreiten, blickt er positiv in die Zukunft.

Holly Ransom ist eine Frau mit einer Mission. Sie möchte den 1,5 Milliarden jungen Menschen in den G20-Staaten eine Stimme verleihen und berichtet von ihren Erlebnissen beim diesjährigen Y20-Gipfel.

Für ihr neues Konzept erhielt Holly Ransom große Unterstützung von den australischen Gastgebern

des G20-Gipfels. „Als ich den G20-Sherpas letztes Jahr im Dezember meine Themenvorschläge unterbreitet habe, bat ich sie, jungen Menschen die Teilnahme an allen G20-Gipfeltreffen und -prozessen zu ermöglichen und sie bei allen Gesprächsrunden mit einzubeziehen. Im Gegenzug versprach ich ihnen, dass sich die studentische Y20-Delegation noch strategie- und ergebnisorientierter, konzentrierter und kooperativer präsentieren würde. Zu meiner großen Überraschung haben die Sherpas tatsächlich alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit wir als erster Youth Summit am G20-Gipfel teilnehmen konnten. Das rechne ich ihnen hoch an!“

Ganz oben auf der AgendaDie Vision der Y20 für das Jahr 2014 beruht auf drei zentralen Themen, mit denen sie die Gegenwart verändern und die Zukunft prägen wollen: Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen, die globale Staatsbürgerschaft und nachhaltige Entwicklung.

Besonders die Schaffung von Arbeitsplätzen liegt ihnen am Herzen, da dieses Thema seit dem G20-Gipfel 2012 in Mexiko auf der Agenda steht und bis jetzt kaum eine der Empfehlungen effektiv umgesetzt worden ist.

„Die erneute politische Aufmerksamkeit für das Thema und die vorrangige Zuteilung von Ressourcen sind von größter Wichtigkeit“, sagt Holly Ransom. „Seit dem G20-Gipfel in Mexiko hat sich die Situation noch verschlechtert. Wir müssen genauer analysieren, was zu tun ist und wie die Best Practice aussieht, und dann müssen wir daraus umsetzbare Maßnahmen ableiten.“

Australien gibt den Ton anHolly Ransom ist stolz auf die gelungene Ausrichtung des G20-Gipfels 2014 in Australien. Sie ist beeindruckt davon, wie gut der öffentliche Sektor des Landes seine Aufgaben im Rahmen des G20-Gipfels erfüllt hat und dass vieles, was Australien sich vorgenommen hat, sogar schon umgesetzt ist. „Abgesehen von der pragmatischen Grundhaltung und der Ergebnisorientierung ist das Vermächtnis der australischen G20-Präsidentschaft meiner Meinung nach die große Beteiligung“, sagt sie. „Verglichen mit den Vorjahren wurde dieses Jahr mehr Wert auf den Erfahrungsaustausch mit Wirtschaftsvertretern, jungen Menschen und Bürgern gelegt, und diese Gruppen wurden stärker in die Arbeitsprozesse eingebunden. Ich denke, das ist eine gute

Schlussmit leeren

Worten

Ausgangsposition für weitere Schritte.“ Das Land hat also von seiner Rolle als Gastgeber profitiert und kann sich noch stärker einbringen als bisher.

Sie betrachtet es auch als Vorteil, dass die politischen Entscheidungsträger Australiens sich nicht so sehr mit innenpolitischen Themen befasst haben. Immerhin könne man in Zeiten der globalen Vernetzung viel von anderen Regierungen lernen.

Holly Ransom gibt sich zwar nicht leicht zufrieden, blickt aber trotzdem mit Stolz auf das, was die Y20 dieses Jahr erreicht haben. „Wir wollten beweisen, dass auch die Meinungen und Lösungsvorschläge junger Menschen der internationalen Politik wichtige Impulse geben können. Dieses Ziel haben wir erreicht.“

In vielen Ländern kommt das Wirtschaftswachstum zwar langsam wieder in Schwung. Doch die weltweit hohe Jugendarbeitslosigkeit bremst weiterhin die Konjunktur. George Atalla von EY gibt zehn nützliche Empfehlungen zur Förderung junger Unternehmer in den G20-Staaten.

DasJungunternehmertum

fördern

7Dezember 2014Citizen Today

Die weltweite Finanzkrise von 2007 bis 2008 hatte viele Implikationen. Eine jedoch betraf die Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer

gleichermaßen: die wachsende Arbeitslosigkeit, von der besonders junge Menschen betroffen waren und sind. Obwohl Politiker in aller Welt aktiv nach Lösungen suchen, sieht die Statistik weiterhin düster aus. Im Januar 2014 lag die Jugendarbeitslosigkeit in den OECD-Mitgliedsstaaten bei 15,7 Prozent und in den EU28 sogar bei 23,4 Prozent. In beiden Fällen war im Vergleich zum Vorjahr nur ein geringfügiger Rückgang zu verzeichnen. In den G20-Staaten lag die Jugendarbeitslosigkeit bei 16,1 Prozent.

Die Ursachen der Jugendarbeitslosigkeit sind von Land zu Land unterschiedlich: In einigen der G20-Staaten fehlt es den jungen Menschen an den nötigen Qualifikationen, in anderen decken sich ihre Fähigkeiten nicht mit dem Bedarf am Arbeitsmarkt. Da es hier keine Pauschallösungen gibt, ist es kaum verwunderlich, dass die Jugendarbeitslosigkeit weiterhin eine der größten Herausforderungen für die Regierungen der G20-Staaten darstellt.

Bewährte MethodenViele Länder haben sich entschieden, neue Beschäftigungsfelder zu erschließen und die Schaffung von Arbeitsplätzen durch die Diversifizierung der Wirtschaft zu unterstützen. Andere gewähren kleinen und mittelständischen Unternehmen in ihrer ersten Wachstums- und Entwicklungsphase Steuerermäßigungen und finanzielle Anreize. Beide Methoden können neue Arbeitsplätze schaffen.

In einigen Ländern haben die politischen Entscheidungsträger umfangreiche Aus- und Weiterbildungsprogramme eingeführt, die den jungen Menschen den Berufseinstieg erleichtern sollen. Dieser Ansatz sieht vor, die Auszubildenden zeitweise als Praktikanten oder Lehrlinge in geeigneten Unternehmen zu beschäftigen, um auf diese Weise ihre Qualifikationen an den Bedarf des jeweiligen Arbeitsmarktes anzupassen. Der Erfolg des dualen Berufsausbildungssystems in Deutschland, wo die Jugendarbeitslosigkeit während der Rezession relativ niedrig war (2012: 8,1 %), ermutigte andere G20-Staaten, das Modell zu übernehmen. Allerdings ergibt sich dabei das Problem, dass in den jeweiligen Ländern erst klare Ausbildungsstrukturen im sekundären Bildungssystem und in der weiterführenden Bildung geschaffen werden müssen.

Auch die Jugendgarantie, die jungen Menschen Unterstützung am Arbeitsmarkt bietet, ist eine beliebte Maßnahme. Sie wurde zuerst von den skandinavischen Regierungen in den 1980er bzw. 1990er Jahren eingeführt. Ihr Ziel ist die stärkere Einbindung junger

Menschen in den Arbeitsmarkt und die Vermeidung langfristiger Jugendarbeitslosigkeit. Von den G20-Staaten ist Deutschland bei der Umsetzung des Programms am weitesten fortgeschritten; die Einführung der Jugendgarantie wurde mittlerweile auch von der EU empfohlen.

Alle diese Maßnahmen haben ohne Zweifel ihre Daseinsberechtigung und wurden mit den besten Absichten eingeführt. Und dennoch sind sie nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Das Jungunternehmertum fördernUm ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu schaffen, muss das Unternehmertum gefördert werden. Entrepreneure schaffen Arbeitsplätze, setzen sich an ihrem Standort für das Gemeinwohl ein und tragen wesentlich zum Wohlstand einer Gesellschaft bei. Kein Wunder, dass sie bei den Regierungen der G20-Staaten hoch geschätzt sind.

EY hat einen Leitfaden zur lösungsorientierten Analyse der Jugendarbeitslosigkeit in den G20-Staaten erstellt. Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor haben wir zehn nützliche Empfehlungen für die Regierungen der G20-Staaten erarbeitet:1. Kapital ohne Mentoring ist verlorenes Kapital Erstellen Sie staatliche oder staatlich geförderte

Finanzierungskonzepte, bei denen Mentoring und die Vermittlung von Finanzwissen eine Bedingung zum Erhalt der Mittel sind.

2. Zugang zu alternativen Finanzierungsmöglichkeiten ist entscheidend

Bauen Sie enge Beziehungen zu Risikokapitalgebern, Gründerzentren und Business Angels auf und bieten Sie ihnen Anreize für die Schaffung oder Bereitstellung alternativer Kapitalquellen.

3. Öffentliche Mittel sind eine große Hilfe Fördern Sie Start-up-Unternehmen, die Sie gezielt

auswählen, mit kostengünstigen Finanzierungen.4. Unternehmer sind nach wie vor auf Bankkredite

angewiesen Schaffen Sie neue Finanzierungsmöglichkeiten für

kleine Unternehmen und Jungunternehmer, die auf ihre Expansionspläne zugeschnitten sind.

5. Gezielte Steuererleichterungen und wachstumsfördernde Maßnahmen sind wichtig, um jungen Unternehmern beim Aufbau ihrer Firmen zu helfen

Fördern Sie Investitionen in Start-ups durch Steuervorteile.

6. Unterstützen Sie die weltweite Mobilität von Jungunternehmern

Erleichtern Sie hoch qualifizierten Fachkräften

9Dezember 2014Citizen Today

Feature | Das Jungunternehmertum fördern

die Einreise in Ihr Land durch die Änderung der Visabestimmungen und Bereitstellung von Fördermitteln.

7. Komplexe und belastende Vorschriften u. a. im Steuerrecht bremsen Jungunternehmer aus

Vereinfachen Sie die Finanzverwaltung, um Jungunternehmer zu entlasten.

8. Durch die gesellschaftliche Verankerung eines positiven Unternehmerbildes kann mehr Nachwuchs gewonnen werden

Schaffen Sie ein positives Bild des Unternehmertums, damit junge Menschen sich frühzeitig entscheiden, diesen Weg einzuschlagen.

9. Fördern Sie das Unternehmertum auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene

Schaffen Sie ideale Bedingungen für Hubs, Gründerzentren, Business Accelerators und Netzwerke, um die richtigen Menschen zusammenzubringen.

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Qualitativ hochwertige Arbeitsplätze für junge Menschen

Kanada

Vereinigtes Königreich

Mexiko

China

Indien

Saudi-Arabien Südafrika

Italien

Südkorea

Frankreich

Russland

Japan

TürkeiArgentinien

Indonesien

Australien

Brasilien

DeutschlandUSA

Solide Konjunktur; Qualifikationen entsprechen nicht dem Bedarf

Vorgehen der Regierung: Stabilisierung der Wirtschaftsleistung;

Fokus auf Kompetenzlücken und Qualität der Beschäftigung

Schwache Konjunktur; Qualifikationen entsprechen

nicht dem BedarfVorgehen der Regierung:

Verbesserung der Wirtschaftsleistung; Fokus auf Kompetenzlücken

und Qualität der Beschäftigung

Solide Konjunktur; Qualifikationen entsprechen dem BedarfVorgehen der Regierung:

Stabilisierung der Wirtschaftsleistung; Sicherung/Ausbau

von Wettbewerbsvorteilen

Schwache Konjunktur; Qualifikationen entsprechen

dem BedarfVorgehen der Regierung:

Verbesserung der Wirtschaftsleistung; Sicherung/Ausbau von Wettbewerbsvorteilen

Wachstumsrate

10. Damit die Empfehlungen und Maßnahmen wirksam umgesetzt werden können, müssen sie in regionale Ökosysteme integriert werden, die optimale Rahmenbedingungen nicht nur für Fachkräfte und Kapital bieten, sondern auch und vor allem für Führungskräfte

Schaffen Sie die Grundlage für den Aufbau eines regionalen Ökosystems, in dem das Unternehmertum optimale Bedingungen vorfindet.

Der Leitfaden von EY zur lösungsorientierten Analyse der Jugendarbeitslosigkeit

Vielfalt hat innerhalb der G20-Staaten einen hohen Stellenwert, berichtet Uschi Schreiber von EY. Politiker können aber noch viel mehr tun, damit Frauen im öffentlichen und privaten Sektor tatsächlich gleichgestellt sind.

Arbeitswelt

Vielfaltin der

11Dezember 2014Citizen Today

Feature | Vielfalt in der Arbeitswelt

Die Volatilität der Weltwirtschaft stellt die Politik vor neue Herausforderungen. Die politischen

Entscheidungsträger der Industrieländer müssen die gerade wieder in Gang gekommene Konjunktur am Laufen halten, während ihre Amtskollegen in den Schwellen- und Entwicklungsländern neue Möglichkeiten zur rascheren Armutsbekämpfung finden müssen. Weitgehend unbeachtet von den Medien verstärken der langfristige demografische Wandel, der rasante technische Fortschritt und der Klimawandel die politischen Herausforderungen und verändern kontinuierlich unsere Lebenswelt.

Glücklicherweise ist die Vielfalt in der Arbeitswelt weiterhin ein Thema von internationaler Relevanz. Die Regierungen, deren Politik von einem vielfältig zusammengesetzten Team entwickelt und umgesetzt wird, schaffen nämlich die besten Voraussetzungen, um Innovationen voranzutreiben und Lösungen für komplexe Sachverhalte zu finden. Politiker brauchen die qualifiziertesten Fachkräfte ihres Landes, um Reformen voranzubringen. Dies wird kaum möglich sein, wenn 51 Prozent der Bevölkerung dabei unterrepräsentiert sind. Vielfältig zusammengesetzte Teams sind nicht nur innovativer, sondern weisen auch eine höhere Qualität bei den Arbeitsergebnissen auf. Der Talentpool ist größer und es stehen mehr Fachkompetenz, Erfahrung und Hintergrundwissen zur Verfügung, um neuen Anforderungen gerecht zu werden.

Globaler Überblick2013 veröffentlichte EY erstmals den Weltweiten Index zu Frauen in Führungspositionen des öffentlichen Sektors. Damals kamen wir zu dem Ergebnis, dass der Anteil von Frauen an der Gesamtzahl der im öffentlichen Sektor Beschäftigten zwar bei etwa 48 Prozent liegt, sie jedoch weniger als 20 Prozent der Führungskräfte im öffentlichen Sektor aller G20-Staaten stellen. Dieses Jahr haben wir unsere Studie wiederholt, um den Fortschritt zu messen und herauszufinden, ob die Ziele und Verpflichtungen der Regierungen erfüllt wurden. Insgesamt zeichnet sich 2014

ein etwas positiveres Bild als noch im vergangenen Jahr ab: Mit Ausnahme von fünf Ländern hat sich der Frauenanteil in den Führungspositionen des öffentlichen Sektors bei allen in der Studie erfassten Ländern erhöht.

Trotz allem verdeutlicht der diesjährige Index wieder einmal, dass Frauen in den meisten G20-Staaten in den höheren Rängen des öffentlichen Dienstes immer noch massiv unterrepräsentiert sind. Dies gilt auch für die Parlamente und Ministerien.

Jetzt nicht nachlassen!Ernst & Young hat die folgenden vier Handlungsbereiche ermittelt, die in ihrer Gesamtheit zu einem höheren Frauenanteil in Führungspositionen führen können:1. Gesetzliche Regelungen können

sichtbare Hürden aus dem Weg räumen und den Frauenanteil steigern.

2. Es muss ein kultureller Wandel stattfinden, um unsichtbare Vorurteile zu beseitigen. Unbewusste Vorurteile bei Männern und Frauen sind hartnäckig und weit verbreitet. Führungskräfte müssen als gutes Vorbild vorangehen, um auf der Führungsebene mehr Gleichberechtigung zu erzielen.

3. Die Anforderungsprofile für Führungskräfte und der Führungsstil sind weitere ausschlaggebende Faktoren. Die politischen Entscheidungsträger müssen sich die folgenden Fragen stellen: Verfügen alle Mitarbeiter über die Möglichkeit des beruflichen Aufstiegs, auch wenn sie in Teilzeit arbeiten? Werden die Fortschritte hinsichtlich Gleichstellung und Vielfalt tatsächlich sorgfältig überprüft oder nur in einer routinemäßigen Compliance-Übung abgehakt, ohne dass aktiv verstärkte Anstrengungen unternommen werden, sobald die Fortschritte stagnieren?

Als vierten Handlungsbereich gibt es konkrete Ratschläge für die angehenden weiblichen Führungskräfte im öffentlichen Sektor:• Trau dich – mach dich bemerkbar. Zeige

deiner Umgebung, dass du Ehrgeiz hast.• Sei energisch – nutze alle Chancen, die

sich dir bieten, und zögere niemals, deine Interessen zu vertreten.

• Lerne, geschickt zu verhandeln – dein Vorgesetzter kann keine Gedanken lesen. Niemand wird dir die richtige Aufgabe zuweisen und dich auf deine Führungsrolle vorbereiten, wenn du nicht genau sagst, was du willst.

• Sag deinem Chef, was du willst – erkläre ihr oder ihm ganz genau, welche Aufgabe zum jetzigen Zeitpunkt zu dir passt und welche Ziele du dir für die Zukunft gesetzt hast.

• Plane langfristig – lass dich nicht dadurch verunsichern, dass deine Karriere sich ein wenig verzögert, wenn du eine Familie gründest.

• Erkenne, dass Flexibilität auf Gegenseitigkeit beruht – sei flexibel, wenn du dadurch deinem Team und deiner Organisation helfen kannst.

• Setze dich für den Wandel ein – Gleichberechtigung ist nicht nur eine Frage sozialer Gerechtigkeit, sondern es geht auch um größere Produktivität, mehr Engagement und bessere Entscheidungen.

• Bitte um Rat – sprich mit anderen Menschen über ihre Erfahrungen.

Bill Banks von EY empfiehlt den politischen Entscheidungsträgern der G20-Staaten, sich beim Ausbau der Infrastruktur die Unterstützung des privaten Sektors zu holen.

Steinauf Stein

13Dezember 2014Citizen Today

Feature | Stein auf Stein

OECD-Prognosen zufolge wird sich der Containerumschlag in den Häfen und bei der Luftfracht bis 2030 mehr als verdreifachen,

während sich der Personenluftverkehr verdoppelt. Bei diesem Bedarf müssen bis 2030 insgesamt 60 bis 70 Billionen US-Dollar in die Infrastruktur investiert werden. Es wird jedoch eine Investitionslücke von 15 bis 25 Billionen US-Dollar prognostiziert. Was können die Politiker der G20 also tun?

Das Fundament legenNatürlich spielen Regierungen eine wichtige Rolle bei der Schließung der Investitionslücke, doch der fehlende Betrag ist so hoch, dass vielen vermutlich keine andere Wahl bleibt, als sich an internationale Geberorganisationen wie die Weltbank zu wenden. Aber auch der private Sektor bietet seine Hilfe an. Immer mehr Unternehmen aus der Privatwirtschaft signalisieren Investitionsbereitschaft, wollen mit der Politik zusammenarbeiten und verfügen über Argumente, um die Vorteile einer besseren Infrastruktur vor der Öffentlichkeit zu vertreten. Leider ist ihre Beteiligung häufig nicht so einfach.

Für den Erfolg eines Infrastrukturprojekts ist eine gründliche wirtschaftliche Prüfung erforderlich. Allerdings werden die Projekte zu oft nach politischen Gesichtspunkten ausgewählt und priorisiert. Es wird keine angemessene Kosten-Nutzen-Analyse erstellt, die den politisch Verantwortlichen die Sicherheit geben würde, dass ihre Investitionen die bestmögliche Wirkung erzielen. Darüber hinaus stellen wir fest, dass die Projektvorbereitung und -durchführung nicht immer optimal ist. So gibt es unter anderem Finanzierungslücken, fehlerhafte Risikozuordnungen sowie ineffiziente Beschaffungsrichtlinien und -prozesse.

Der Weg zum ErfolgDem privaten Sektor muss es ermöglicht werden, sich in größerem Umfang und effektiver an Infrastrukturprojekten zu beteiligen. Dafür müssen die Staaten sinnvollere Wege finden, die Ressourcen der Privatwirtschaft einzusetzen und das Investitionsklima deutlich verbessern. Die Regierungen werden sich öfter an marktorientierte Infrastrukturrichtlinien halten müssen. Diese sorgen für effiziente Investitionen, schützen die langfristigen Interessen der Nutzer und übertragen das Eigentum und die Verwaltung der Infrastruktur in sinnvollen Fällen an private Investoren.

15Dezember 2014Citizen Today

2Entwicklung, Veröffentlichung und Umsetzung realistischer nationaler Infrastrukturvorhaben, die gründlich von unabhängigen Infrastrukturbehörden bewertet und priorisiert wurden

4Einführung transparenter Verfahren zur Vergabe und Genehmigung von Infrastrukturprojekten, die sich an weltweit führenden Praktiken orientieren und bei denen sich Aufsichts- und Umweltbehörden verpflichten müssen, innerhalb bestimmter Zeitvorgaben über Genehmigungen zu entscheiden

6 Steigerung der Verfügbarkeit langfristiger Finanzierungen für Investitionen – u. a. in die Infrastruktur – durch Aufhebung unnötiger Hemmnisse für langfristige Investitionen

Die Arbeitsgruppe für Infrastruktur und Investitionen der B20 hat den G20-Staaten sechs praktische Empfehlungen zur Anregung von Investitionen in die Infrastruktur vorgelegt.

Erneutes Hervorheben der entscheidenden Bedeutung der Infrastruktur – und privaten Investitionen in die Infrastruktur – in den Wachstumsplänen der einzelnen Staaten und Festlegung konkreter Infrastrukturinvestitionsziele bis 2019 1

Schaffung eines globalen Infrastruktur-Zentrums zur Erfassung und Vermittlung der weltweit führenden Praxis und zur Zusammenarbeit mit wichtigen Stakeholder-Organisationen, um die Zahl der bankfähigen und investitionsreifen Infrastrukturprojekte zu erhöhen 3

Stärkere Förderung und Schutz grenzüberschreitender Kapitalflüsse, insbesondere ausländischer Direktinvestitionen 5

Feature | Stein auf Stein

Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Da die Wahlbeteiligung bei älteren Menschen meist überproportional hoch ist, wird man in den G20-

Staaten kaum einen Politiker finden, der ihre Bedürfnisse, Wünsche und Sorgen nicht kennt. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass diese Bevölkerungsgruppe privilegiert ist und nicht unter den Problemen leidet, mit denen jüngere Generationen zu kämpfen haben.

Zunächst einmal wächst diese Gruppe rasant. Schauen Sie sich um – die Gesellschaft wird immer älter. Zu den geburtenstarken Jahrgängen der Babyboomer, die jetzt in den Ruhestand gehen und inzwischen mehr als nur eine Ziffer in versicherungsmathematischen Berechnungen sind, kommt eine höhere Lebenserwartung, wesentlich bedingt durch neue bahnbrechende Medikamente und medizinische Geräte, die viele Krankheiten vollständig oder annähernd ausgerottet haben. Andere Krankheiten, die früher einem Todesurteil gleichkamen, sind heute chronische Erkrankungen, die sich gut behandeln lassen. Anfang des letzten Jahrhunderts hat kaum ein Mensch davon zu träumen gewagt, dass er einmal seinen 100.

Die Staats- und Regierungschefs der G20 müssen sich nicht nur mit den aktuellen, sondern auch mit den künftigen Herausforderungen befassen. Das generationsübergreifende Problem der Renten- und Altersvorsorge erfordert Reformen auf globaler Ebene. Josef Pilger von EY weiß, wie dem demografischen Wandel begegnet werden kann.

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alte

in den Ruhestand schicken

17Dezember 2014Citizen Today

Feature | Das alte Rentensystem in den Ruhestand schicken

Geburtstag feiern würde. Dank des medizinischen Fortschritts dürfte dieser Traum für etwa 50 Prozent aller neu geborenen Mädchen wahr werden.

Diese Errungenschaft für die Menschheit verdient es, gefeiert zu werden. Immer mehr Menschen freuen sich auf einen Ruhestand, der so lang sein wird wie ihr Berufsleben. Das stellt jedoch die politischen Entscheidungsträger vor ein neues Problem. Während sich der demografische Wandel immer stärker bemerkbar macht, müssen die Regierungen ihre Renten-, Sozial- und Wirtschaftspolitik an die zunehmend älter werdende Gesellschaft anpassen. Allerdings ist die finanzielle Lage schon jetzt teilweise sehr angespannt.

Optionen für die ZukunftAngesichts dieses schnellen Wandels befragte EY kürzlich 80 Fachleute aus dem Bereich Renten- und Altersvorsorge. Darunter waren politische Entscheidungsträger, Aufsichtsbehörden, Versicherer aus dem öffentlichen und dem privaten Sektor und Produktanbieter aus 18 Ländern der Regionen Nord- und Südamerika, Asien-Pazifik und Europa. In unserem Bericht prognostizieren wir, dass mehr Transparenz und Erfahrungswerte aus internationalen Rentensystemen dazu führen werden, dass zentrale Annahmen der Branche auf den Prüfstand gestellt werden, und es zugleich den Bürgern ermöglichen werden, kompetentere Entscheidungen im Hinblick auf ihre Altersvorsorge zu treffen.

Wir haben fünf Schwerpunktbereiche identifiziert, in denen Anbieter von Renten- und Altersvorsorgeleistungen zur Umsetzung sozialpolitischer Maßnahmen beitragen können. Die Herausforderungen des Renten- und Altersvorsorgesystems erfordern bei folgenden Fragen ein grundlegendes Umdenken bei den politisch Verantwortlichen und Bürgern:

1. Ausreichende Finanzierung Welche Mittel werden die

unterschiedlichen Gruppen und Generationen von Leistungsempfängern benötigen, um im Ruhestand finanziell abgesichert zu sein?

2. Finanzielle Tragfähigkeit Wie viele Mittel können

Regierungen, private und öffentliche Rentenversicherer und Leistungsempfänger langfristig zurücklegen, um für die Renten- und Altersvorsorge aufzukommen?

3. Wertentwicklung Wie können wir die Ergebnisse und

Planbarkeit der Anlage von Renten- und Altersvorsorgevermögen verbessern?

4. Effizienz und Effektivität Wie können wir unsere Versprechen an

alle Beteiligten effizient und effektiv erfüllen?

5. Politischer Rückhalt Wie sieht unsere langfristige Vision

für die Renten- und Altersvorsorge aus? Welche Kompromisse müssen kurzfristig eingegangen werden, um den politischen Rückhalt für die notwendigen Reformen zu sichern?

Ein wesentlicher Faktor ist die lange Vorlaufzeit, bis die Reformen greifen. Hier ist viel Durchhaltevermögen seitens der Politik gefragt. Um die Höhe der Versorgungsleistungen oder das Renteneintrittsalter zu ändern, bedarf es außerdem eines hohen Maßes an politischem Fingerspitzengefühl: Für neue Initiativen ist ein geeigneter Zeitpunkt abzupassen und die Änderungen müssen in kleinen Schritten erfolgen.

Anpassung an die neue RealitätDa jedes Land unterschiedliche Renten- und Altersvorsorgesysteme hat, muss jede Regierung ihren eigenen Ansatz

entwickeln. So stark die Renten- und Altersvorsorgesysteme aber von Land zu Land variieren, eines ist überall gleich: Die Dringlichkeit des Problems nimmt zu. Daher sind eine bessere Regulierung, Aufsicht, Governance und Transparenz nötig. Wenn die Staats- und Regierungschefs der G20 jetzt nicht aktiv werden, könnte es für einige Menschen bald zu einem Wegfall an Leistungen und für die Mehrheit der Bevölkerung zu spürbaren Einschränkungen kommen. Vor diesem Hintergrund sind Durchhaltevermögen, nüchterne Logik und schwierige Entscheidungen erforderlich, um das Rentensystem langfristig besser, gerechter und nachhaltiger zu gestalten.

Im aktuellen Beitrag unserer Serie Building a better working world sprechen Guru Malladi, Vibhor Jain und T. Koshy von EY über unsere Zusammenarbeit mit der Bill & Melinda Gates Foundation im Kampf gegen die Ausbreitung von Tuberkulose in Indien.

in IndienbekämpfenTuberkulose

19Dezember 2014Citizen Today

Building a better working world

Ständige Rubriken | Tuberkulose in Indien bekämpfen

Steigende Nahrungsmittelpreise machen vielen Indern das Leben schwer. In den Städten fallen außerdem die Slums ins Auge, das wahrscheinlich

deutlichste Zeichen dafür, dass immer noch viel zu viele Inder unter schlechten Wohnbedingungen und mangelnder hygienischer Versorgung leiden. So verwundert es auch nicht, dass Indien die Tuberkulose (TB) noch nicht endgültig besiegen konnte.

Es wird geschätzt, dass sich bis zu 5.000 Menschen täglich mit der Krankheit infizieren, allerdings läuft die Diagnose nur selten reibungslos ab. Die TB-Bekämpfung umfasst mehrere Etappen, angefangen bei diversen Methoden zur Ermittlung potenziell infizierter Patienten über die Diagnose mit Hilfe entsprechender Labortests bis hin zur vollständigen Behandlung und Nachsorge. Auf jeder dieser Etappen agieren gleichzeitig mehrere Akteure aus dem öffentlichen und dem privaten Sektor, deren Zuständigkeitsbereiche sich ständig ändern.

Das bedeutet für die Patienten, dass sie eventuell mehrere Gesundheitsanbieter oder Labors aufsuchen müssen, bevor sie eine richtige Diagnose und eine angemessene Behandlung erhalten.

Zeit für TeamgeistDie Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) setzt sich bereits seit einem Jahrzehnt aktiv für die Bekämpfung von TB in Indien ein. Die Stiftung unterstützt in erster Linie das Revised National TB Control Program der indischen Regierung, das vor allem die Einführung eines immunchromatografischen Schnelltests (ICT) vorantreibt. Dadurch möchte die Regierung eine effektive Umsetzung, wirksame Durchführung und lückenlose Überwachung der Prozesse zur Eindämmung der TB vor Ort erreichen.

2012 hat die BMGF eine breit angelegte Studie zu TB in Indien durchgeführt und dabei die Leading Practices zur Nutzung des ICT für die Eindämmung der Krankheit ermittelt. Anschließend haben die Teams von EY gemeinsam mit der Stiftung und deren Partnern an verschiedenen Projekten zur Bekämpfung der TB gearbeitet. Im Rahmen dieser Einsätze haben wir die Unterstützung wichtiger Stakeholder gewonnen und an Initiativen zur Modernisierung der TB-Behandlung in Indien mitgewirkt. EY weiß jetzt nicht nur um die Herausforderungen der TB-Eindämmung in Indien,

sondern kennt auch die Lösungsansätze, die in Zusammenarbeit mit Politikern, Leistungsträgern sowie öffentlichen und privaten Gesundheitsanbietern umgesetzt werden können. Des Weiteren haben wir ein ICT-Rahmenkonzept entwickelt, das die Transparenz und den Datenaustausch zwischen den Gesundheitsdienstleistern erhöht, die sich der Bekämpfung von TB widmen.

In der TestphaseEY arbeitet derzeit mit der BMGF an einem TB-Projekt in drei Städten, bei dem das Potenzial des ICT ausgeschöpft werden soll. Außerdem soll eine Anlaufstelle zur Förderung der Beteiligung des privaten Sektors bei der Eindämmung von TB aufgebaut werden. Das Programm wird über einen Zeitraum von zwei Jahren in den Städten Mumbai, Patna und Mehsana umgesetzt. Das Ziel einer stärkeren Präsenz und Kontrolle über die Krankheit soll durch die frühzeitige Ermittlung von potenziell infizierten Patienten und eine schnelle Diagnose sowie eine effizientere Überwachung der Behandlung erreicht werden.

Blick in die ZukunftIn den letzten zwei Jahrzehnten wurden wichtige Fortschritte im Kampf gegen TB erzielt. Zwischen 1990 und 2012 ist die weltweite TB-Sterblichkeitsrate um 45 Prozent gefallen. Doch die Häufigkeit der Krankheit in Indien verdeutlicht, welche Mammutaufgabe noch vor uns liegt. Immer noch leiden Millionen Menschen in Indien und weltweit an dieser lebensbedrohlichen Krankheit und es bleibt wenig Zeit, ihnen zu helfen.

Während weiterhin klinische Studien mit einem neuen Impfstoff und wirksameren Medikamenten durchgeführt werden, sind effektive Überwachungsinstrumente, wie die Anlaufstelle, an deren Aufbau wir beteiligt sind, unerlässlich. Die Mitarbeiter von EY sind stolz darauf, an der schnelleren Umsetzung neuer Lösungsansätze im Kampf gegen TB mitzuwirken. Zumindest in diesem Fall freuen wir uns jedoch auf den Tag, an dem unsere Arbeit nicht mehr gebraucht wird.

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