Ganz im Zeichen wichtiger Reformen · überfälligen Maßregelvollzugsge-setz gemündet sind und...

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VERANTWORTLICH für beide Seiten: Bayerischer Bezirketag, Redaktion: Ulrich Lechleitner welche Konsequenzen und Aus- wirkungen zu rechnen ist. Sie legen aber auch dar, welche Änderungen weiterhin zu erörtern sein werden. Tagungsteilnehmer können sich somit auf eine ergfolgreiche Dis- kussion freuen. Informationen zur Tagung, für die eine offizielle An- meldung notwendig ist, findet man im Internet. > HENNER LÜTTECKE www.kbo-iak.de überfälligen Maßregelvollzugsge- setz gemündet sind und auf Bun- desebene eine Neuordnung der Maßregelgesetzgebung einfordern. Auf der Tagung werden weiter- hin die verschiedenen Aspekte, die das neue Maßregelvollzugsgesetz mit sich bringt, eingehend vorge- stellt und diskutiert. Referenten und Vertreter der Justiz, der Medi- zin, der Angehörigenverbänden und der Patienten zeigen auf, mit widrige Tat im Zustand der Schuld- unfähigkeit oder der verminderten Schuldfähigkeit) untergebracht sind, profitieren von der veränder- ten Rechtsprechung. Deutlich wird dies auch an den Unterbringungs- zahlen, die in allen forensischen Einrichtungen spürbar zurück gin- gen. Darüber hinaus ist der Ver- hältnismäßigkeitsbegriff zum Mo- tor der Reformüberlegungen ge- worden, die in Bayern im längst ßigkeit“ der Unterbringung. Das Bundesverfassungsgericht hatte in einem weit beachteten Urteil ver- lässliche Regeln gefordert, um auch hier die Rechte der Patienten in Zukunft noch strenger und um- fassender beachten zu können. Seit der Verkündung des Urteils im Jahr 2012 hat es bereits deutliche Auswirkungen gezeigt. Insbeson- dere Patienten, die nach Paragraf 63 des Strafgesetzbuches (rechts- S chon seit längerer Zeit disku- tiert und berät der Bayerische Landtag über ein neues Maßregel- vollzugsgesetz. An der Ausarbei- tung waren unter anderem Exper- ten aus der Justiz und der forensi- schen Psychiatrie beteiligt, um dem neuen Gesetz die notwendige Tiefe und Klarheit geben zu kön- nen. Dieser „Neujustierung des Maßregelvollzugs“ widmet sich daher auch das 10. Münchner Fo- rensik-Symposium, das am 19. Juni im kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost stattfinden wird. Herbert Pfeiffer, Chefarzt der dor- tigen Klinik für forensische Psy- chiatrie und Psychotherapie, er- wartet mehr als 250 Teilnehmer und eine fundierte und facetten- reiche Diskussion. „Behandlung, Besserung und Sicherung“ Denn das neue Gesetz soll die Schwerpunkte „Behandlung, Bes- serung und Sicherung“ widerspie- geln, die in der forensischen The- rapie und Behandlung geleistet werden. Weitere Aspekte werden zudem eine mögliche Zwangsbe- handlung von Patienten sein, also eine notwendige medizinische Be- handlung auch gegen den aus- drücklichen Willen des Patienten. Allerdings sprechen sich alle Me- diziner und Psychiater ausdrück- lich dafür aus, dass für solche Maß- nahmen, die einen immensen Ein- griff in die persönlichen Rechte des jeweiligen forensischen Patienten eingreifen, klare und eindeutige Regeln festgeschrieben werden müssen, die auch nur in ganz be- stimmten Ausnahmesituationen angewendet werden können. Ein weiterer Aspekt der Tagung ist die sogenannte „Verhältnismä- 10. Forensik-Symposium im kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost Ganz im Zeichen wichtiger Reformen Im Maßregelvollzug ist der Tagesablauf der Bewohner genau durchgeplant – auch ein wichtiger Bestandteil ihrer Behandlung. FOTO DPA Ein Filmabend zum „Tag der seelischen Gesundheit“ des Gemeindepsychiatrischen Verbunds Lindau Eine Fiktion nahe an der Realität Mit einem Filmabend zum „Tag der seelischen Gesundheit“ rückte der Gemeindepsychiatrische Ver- bund Lindau unlängst Menschen mit psychischen Erkrankungen in den Fokus. Das Familiendrama Hirngespinster von Dirk Bach (nicht verwandt mit dem verstor- benen gleichnamigen Comedian) erzählte dabei exemplarisch die Krankheitsgeschichte eines an Schizophrenie leidenden Vaters und die Ohnmacht einer Familie, die von einer reflexhaft reagieren- den Umwelt langsam ausgegrenzt wird. Bereits seit seiner Jugend leidet Architekt Hans Dallinger (Tobias Moretti) an paranoider Schizo- phrenie, die schubweise immer wieder auftritt und die Menschen um ihn herum auf eine harte Pro- be stellt. Während der Kranke selbst von seiner Psychose nichts wissen will und sich zunehmend in Wahnvorstellungen verliert, sind seine Frau Elli und die beiden Kinder Simon und Maya bemüht, der Außenwelt eine heile Familie vorzuspielen. Als sich der Vater wie besessen in seine Arbeit stürzt, um sein berufliches Come- back voranzubringen, lösen Stress und Druck einen weiteren para- noiden Schub aus. Wütend reißt er die Satellitenschüssel des Nachbarn herunter, die ihn angeb- lich bedroht. Nach einer Axt-Atta- cke landet er vorübergehend in der Psychiatrie. Wie nahe die Wirklichkeit den Szenen im Film tatsächlich ist, wurde in der anschließenden Dis- kussion mit Ullner von der Tages- klinik Lindau deutlich. Müssen Fa- milien sich diesem Leid aussetzen, gibt es keine Möglichkeiten Kinder psychisch kranker Eltern besser zu schützen? Diese und weitere Fra- gen kamen aus dem Publikum. Eine Mitarbeiterin aus dem Ju- gendamt berichtete über Gruppen in Lindau und Lindenberg, in de- nen sich Kinder psychisch kranker Eltern regelmäßig treffen und Un- terstützung finden. Ullner infor- Angeregt durch die Intensität des Filmes entstand eine lebhafte und weitschichtige Diskussion: Jörg Sautier, Leiter der psychiatri- schen Tagesklinik, die zu den Be- zirkskliniken Schwaben gehört, betonte die Bedeutung von Krankheitseinsicht als ein Vo- raussetzung, um innerlich bereit zu sein, Hilfe auch anzunehmen. Gerade bei Wahnerkrankungen fehle diese aber häufig. Toleranz und Verständnis für psychische Probleme sei nicht nur Aufgabe von Professionellen, sondern müsse in der gesamten Gesell- schaft erfolgen und auch geför- dert werden, betonte eine Disku- tantin. In seinem Schlusswort verwies Sautier auf die Wichtig- keit von Information und Öffent- lichkeitsarbeit zur Minderung von Stigmatisierung durch psy- chische Erkrankung. Der Ge- meindepsychiatrische Verbund sehe seine Aufgabe in der Koordi- nation und Optimierung des re- gionalen psychiatrischen Hilfsan- gebotes. Dazu dürften in Anbe- tracht des spürbaren Interesses weitere Aktivitäten zum „Tag der seelischen Gesundheit“ gehören. > BIRGIT BÖLLINGER TV-Star Tobias Moretti spielt den kranken Familienvater in „Hirngespinster“ sehr überzeugend. FOTO DPA mierte zudem über Patenschafts- angebote, die es bereits in anderen Bundesländern gibt: Paten bieten betroffenen Kindern die Hilfe, die sie brauchen. Nun ist es raus: Der Tag der Franken wird im Jahr 2016 im oberfränkischen Hof gefeiert. Dies beschloss der Bezirkstag von Oberfranken in seiner jüngsten Sitzung einstimmig. Bei der Aus- richtung der zentralen Festveran- staltung, die 2006 ins Leben geru- fen wurde um an fränkische Tradi- tionen zu erinnern, wechseln sich die drei Bezirke Ober-, Mittel- und Unterfranken im Jahresrhythmus ab. Der Tag der Franken wird im kommenden Jahr ganz im Norden Frankens stattfinden. Die Stadt Hof hatte sich um die Ausrichtung der zentralen Festveranstaltung beworben und erhielt nun von den oberfränkischen Bezirksräten einstimmig den Zuschlag. Mit der Freiheitshalle und dem angrenzenden Freigelände steht in Hof ein geeigneter Austragungsort zur Verfügung. Wie schon 2013 soll nach dem Willen von Bezirks- tagspräsident Günther Denzler auch der Tag der Franken im nächsten Jahr dezentral begangen werden. „Alle fränkischen Kom- munen sind eingeladen, eine Ver- anstaltung unter einem gemeinsa- men Motto durchzuführen“, rief Denzler im Rahmen der Bezirks- tagssitzung bereits zur Teilnahme auf. Er freue sich aber auch auf die große zentrale Festveranstaltung am 3. Juli 2016, die nach Bamberg (2007), Kulmbach (2010) und Bayreuth (2013) nun mit der Stadt Hof in einer weiteren wichtigen und in vieler Hinsicht bedeuten- den Teilregion Oberfrankens statt- finden wird. > CHRISTIAN PORSCH Tag der Franken soll dezentral gefeiert werden An der Einrichtung des BKH Passau wurden bereits über 1000 Patienten behandelt Institutsambulanz zertifiziert Die Psychiatrische Institutsam- bulanz der Fachklinik für Erwach- senenpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Bezirks- krankenhaus (BKH) Passau, kurz PIA genannt, wurde unlängst mit dem Zertifikat nach DIN ISO 9001-2008 ausgezeichnet. Aus- drücklich dankte der Ärztliche Di- rektor des Bezirksklinikums Mainkofen und Chefarzt der Er- wachsenenpsychiatrie des BKH Passau, Professor Wolfgang Schreiber, im Namen des gesamten Direktoriums den Beteiligten für die hervorragende Auszeichnung. Damit werde die Qualität der Am- bulanz auch nach außen widerge- spiegelt. Von der Bedeutung des Wortes „Zertifikat“ ausgehend, er- läuterte er die Wurzeln des aus dem Lateinischen stammenden Begriffs certe = sicher und facere = machen. Durch diese Auszeichnung werde bestätigt, dass die geleisteten Maß- nahmen im multiprofessionellen Team durch Qualitätskriterien wie Struktur-, Prozess- und Ergebnis- qualität letztlich nur einen Zweck verfolgen: der Kundenorientierung zu entsprechen. Dies seien in erster Linie Patien- ten und Mitarbeiter, aber auch die finanzierenden Kostenträger und politischen Vertreter, die für ge- sundheitliche und wirtschaftliche Interessen der Gesellschaft eintre- ten. Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich bedankte sich bei dem Team für die gute Versorgung der 2013 eröffneten Einrichtung in Passau und dazu, dass das Zertifi- kat im ersten Anlauf erlangt wor- den war. Mittlerweile seien über 1000 Patienten ambulant behandelt worden. Der Bevölkerung stünde ein breitgefächerte Angebot zur Verfügung, das von psychothera- peutischer Behandlung durch speziell ausgebildete Fachärzte, Psychologen und psychiatrische Fachpflege, über qualifizierte Psy- chopharmakatherapie, therapeu- tische Hausbesuche, sozialmedi- zinische Beratung bis hin zu zahl- reichen Therapieangeboten vor Ort reiche. Der Leitende Arzt Markus Wittmann nahm die Ge- legenheit wahr, auf die Entwick- lung der PIA innerhalb 15 Jahren im Bezirksklinikum Mainkofen zurückzublicken. Die aktuellen Vorteile im multi- professionellen Team lägen sicher- lich darin, die kürzer gewordene Aufenthaltsdauer in den Kranken- häusern durch gezieltes Schnitt- stellenmanagement bei der Entlas- sung über die Institutsambulanz zu stützen, um einen sogenannten Drehtüreffekt zu vermeiden. > E.B. Peter Lederer, der langjährige stellvertretende Vorsitzende des Planungs- und Koordinierungs- ausschusses (PKA) des Bezirks Mittelfranken, wurde auf der ver- gangenen Sitzung feierlich verab- schiedet. Der Leiter des Gesund- heitsamtes Erlangen gehört dem PKA seit März 1995, zunächst für sieben Monate als nichtstimmbe- rechtigtes Mitglied, seit Oktober desselben Jahres als stimmberech- tigtes Mitglied, an. Im Januar 1999 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Die Verab- schiedung nahm Bezirkstagspräsi- dent Richard Bartsch als PKA- Vorsitzender vor. > E.B. Peter Lederer als PKA-Vizechef verabschiedet Der Filmemacher Erwin Winter aus Falkenstein hat sich mit der Ka- mera auf den Weg durch die Ober- pfalz gemacht, um die vor über 100 Jahren statt gefundene Reise des Kallmünzer Verlegers Johann Bap- tist Lassleben nachzuvollziehen. Entstanden ist dabei eine lebendi- ge Collage der Vergangenheit und Gegenwart der Oberpfalz mit his- torischen Ansichten und aktuellen Aufnahmen sowie heimatge- schichtlichen Anmerkungen. Die beiden Sprecher des Films machen den Kontrast deutlich zwischen der Oberpfälzer Gegenwart und Vergangenheit mit aktuellen Kom- mentaren und Zitaten aus dem his- torischen Reisebericht, den Lass- leben in der von ihm 1907 gegrün- deten und heute noch erscheinen- den Zeitschrift Die Oberpfalz ver- öffentlicht hat. Winter war die Zeitschrift mit einem Teil des Reiseberichts beim Elternsprechtag in die Hände ge- fallen, als keine Eltern kamen. Der Reisebericht war Anregung für das Drehbuch, am Ende der dreimonatigen Filmaufnahmen destillierte Winter aus fünf Stun- den Material einen 45-minütigen optisch und emotional anspre- chenden Film. Bezirksheimatpfle- ger Dr. Tobias Appl unterstützte den erfahrenen Filmmacher mit heimatgeschichtlichen Informa- tionen, der stellvertretende Be- zirksheimatpfleger Johann Wax sorgte mit seiner Frau für die sehr gelungene Filmmusik. Der auch für touristische Zwecke und den Schulunterricht einsetzbare Film ist im Oberpfälzer Freilandmu- seum Neusath-Perschen und in der Tourismusinfo Falkenstein als DVD zu erwerben. Bezirkstagspräsident Franz Löffler bescheinigte der Urauffüh- rung von Mein Spaziergang durch die Oberpfalz einen beson- dere Qualität. „Sie haben hier ei- nen Heimatfilm mit starken Bil- dern und inhaltlicher Qualität ge- schaffen“, so der Bezirkstagspräsi- dent. > MARTINA HIRMER Auf den Spuren von Lassleben durch die Oberpfalz 12 DONNERSTAG, 30. APRIL 2015 BAYERISCHER BEZIRKETAG BAYERISCHE STAATSZEITUNG NR. 18 VERÖFFENTLICHUNG DES BAYERISCHEN BEZIRKETAGS

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VERANTWORTLICHfür beide Seiten:Bayerischer Bezirketag,Redaktion: Ulrich Lechleitner

welche Konsequenzen und Aus-wirkungen zu rechnen ist. Sie legenaber auch dar, welche Änderungenweiterhin zu erörtern sein werden.Tagungsteilnehmer können sichsomit auf eine ergfolgreiche Dis-kussion freuen. Informationen zurTagung, für die eine offizielle An-meldung notwendig ist, findet manim Internet. > HENNER LÜTTECKE

www.kbo-iak.de

überfälligen Maßregelvollzugsge-setz gemündet sind und auf Bun-desebene eine Neuordnung derMaßregelgesetzgebung einfordern.

Auf der Tagung werden weiter-hin die verschiedenen Aspekte, diedas neue Maßregelvollzugsgesetzmit sich bringt, eingehend vorge-stellt und diskutiert. Referentenund Vertreter der Justiz, der Medi-zin, der Angehörigenverbändenund der Patienten zeigen auf, mit

widrige Tat im Zustand der Schuld-unfähigkeit oder der vermindertenSchuldfähigkeit) untergebrachtsind, profitieren von der veränder-ten Rechtsprechung. Deutlich wirddies auch an den Unterbringungs-zahlen, die in allen forensischenEinrichtungen spürbar zurück gin-gen. Darüber hinaus ist der Ver-hältnismäßigkeitsbegriff zum Mo-tor der Reformüberlegungen ge-worden, die in Bayern im längst

ßigkeit“ der Unterbringung. DasBundesverfassungsgericht hatte ineinem weit beachteten Urteil ver-lässliche Regeln gefordert, umauch hier die Rechte der Patientenin Zukunft noch strenger und um-fassender beachten zu können.Seit der Verkündung des Urteils imJahr 2012 hat es bereits deutlicheAuswirkungen gezeigt. Insbeson-dere Patienten, die nach Paragraf63 des Strafgesetzbuches (rechts-

Schon seit längerer Zeit disku-tiert und berät der Bayerische

Landtag über ein neues Maßregel-vollzugsgesetz. An der Ausarbei-tung waren unter anderem Exper-ten aus der Justiz und der forensi-schen Psychiatrie beteiligt, umdem neuen Gesetz die notwendigeTiefe und Klarheit geben zu kön-nen. Dieser „Neujustierung desMaßregelvollzugs“ widmet sichdaher auch das 10. Münchner Fo-rensik-Symposium, das am 19.Juni im kbo-Isar-Amper-KlinikumMünchen-Ost stattfinden wird.Herbert Pfeiffer, Chefarzt der dor-tigen Klinik für forensische Psy-chiatrie und Psychotherapie, er-wartet mehr als 250 Teilnehmerund eine fundierte und facetten-reiche Diskussion.

„Behandlung, Besserung

und Sicherung“

Denn das neue Gesetz soll dieSchwerpunkte „Behandlung, Bes-serung und Sicherung“ widerspie-geln, die in der forensischen The-rapie und Behandlung geleistetwerden. Weitere Aspekte werdenzudem eine mögliche Zwangsbe-handlung von Patienten sein, alsoeine notwendige medizinische Be-handlung auch gegen den aus-drücklichen Willen des Patienten.Allerdings sprechen sich alle Me-diziner und Psychiater ausdrück-lich dafür aus, dass für solche Maß-nahmen, die einen immensen Ein-griff in die persönlichen Rechte desjeweiligen forensischen Patienteneingreifen, klare und eindeutigeRegeln festgeschrieben werdenmüssen, die auch nur in ganz be-stimmten Ausnahmesituationenangewendet werden können.

Ein weiterer Aspekt der Tagungist die sogenannte „Verhältnismä-

10. Forensik-Symposium im kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost

Ganz im Zeichen wichtiger Reformen

Im Maßregelvollzug ist der Tagesablauf der Bewohner genau durchgeplant – auch ein wichtiger Bestandteil ihrer Behandlung. FOTO DPA

Ein Filmabend zum „Tag der seelischen Gesundheit“ des Gemeindepsychiatrischen Verbunds Lindau

Eine Fiktion nahe an der RealitätMit einem Filmabend zum „Tag

der seelischen Gesundheit“ rückteder Gemeindepsychiatrische Ver-bund Lindau unlängst Menschenmit psychischen Erkrankungen inden Fokus. Das FamiliendramaHirngespinster von Dirk Bach(nicht verwandt mit dem verstor-benen gleichnamigen Comedian)erzählte dabei exemplarisch dieKrankheitsgeschichte eines anSchizophrenie leidenden Vatersund die Ohnmacht einer Familie,die von einer reflexhaft reagieren-den Umwelt langsam ausgegrenztwird.

Bereits seit seiner Jugend leidetArchitekt Hans Dallinger (TobiasMoretti) an paranoider Schizo-phrenie, die schubweise immerwieder auftritt und die Menschenum ihn herum auf eine harte Pro-be stellt. Während der Krankeselbst von seiner Psychose nichtswissen will und sich zunehmendin Wahnvorstellungen verliert,sind seine Frau Elli und die beidenKinder Simon und Maya bemüht,

der Außenwelt eine heile Familievorzuspielen. Als sich der Vaterwie besessen in seine Arbeitstürzt, um sein berufliches Come-back voranzubringen, lösen Stressund Druck einen weiteren para-noiden Schub aus. Wütend reißter die Satellitenschüssel desNachbarn herunter, die ihn angeb-lich bedroht. Nach einer Axt-Atta-cke landet er vorübergehend inder Psychiatrie.

Wie nahe die Wirklichkeit denSzenen im Film tatsächlich ist,wurde in der anschließenden Dis-kussion mit Ullner von der Tages-klinik Lindau deutlich. Müssen Fa-milien sich diesem Leid aussetzen,gibt es keine Möglichkeiten Kinderpsychisch kranker Eltern besser zuschützen? Diese und weitere Fra-gen kamen aus dem Publikum.Eine Mitarbeiterin aus dem Ju-gendamt berichtete über Gruppenin Lindau und Lindenberg, in de-nen sich Kinder psychisch krankerEltern regelmäßig treffen und Un-terstützung finden. Ullner infor-

Angeregt durch die Intensitätdes Filmes entstand eine lebhafteund weitschichtige Diskussion:Jörg Sautier, Leiter der psychiatri-schen Tagesklinik, die zu den Be-

zirkskliniken Schwaben gehört,betonte die Bedeutung vonKrankheitseinsicht als ein Vo-raussetzung, um innerlich bereitzu sein, Hilfe auch anzunehmen.Gerade bei Wahnerkrankungenfehle diese aber häufig. Toleranzund Verständnis für psychischeProbleme sei nicht nur Aufgabevon Professionellen, sondernmüsse in der gesamten Gesell-schaft erfolgen und auch geför-dert werden, betonte eine Disku-tantin. In seinem Schlusswortverwies Sautier auf die Wichtig-keit von Information und Öffent-lichkeitsarbeit zur Minderungvon Stigmatisierung durch psy-chische Erkrankung. Der Ge-meindepsychiatrische Verbundsehe seine Aufgabe in der Koordi-nation und Optimierung des re-gionalen psychiatrischen Hilfsan-gebotes. Dazu dürften in Anbe-tracht des spürbaren Interessesweitere Aktivitäten zum „Tag derseelischen Gesundheit“ gehören.> BIRGIT BÖLLINGER

TV-Star Tobias Moretti spielt den kranken Familienvater in „Hirngespinster“sehr überzeugend. FOTO DPA

mierte zudem über Patenschafts-angebote, die es bereits in anderenBundesländern gibt: Paten bietenbetroffenen Kindern die Hilfe, diesie brauchen.

Nun ist es raus: Der Tag derFranken wird im Jahr 2016 imoberfränkischen Hof gefeiert.Dies beschloss der Bezirkstag vonOberfranken in seiner jüngstenSitzung einstimmig. Bei der Aus-richtung der zentralen Festveran-staltung, die 2006 ins Leben geru-fen wurde um an fränkische Tradi-tionen zu erinnern, wechseln sichdie drei Bezirke Ober-, Mittel- undUnterfranken im Jahresrhythmusab. Der Tag der Franken wird imkommenden Jahr ganz im NordenFrankens stattfinden. Die StadtHof hatte sich um die Ausrichtungder zentralen Festveranstaltungbeworben und erhielt nun vonden oberfränkischen Bezirksräteneinstimmig den Zuschlag.

Mit der Freiheitshalle und demangrenzenden Freigelände steht inHof ein geeigneter Austragungsortzur Verfügung. Wie schon 2013soll nach dem Willen von Bezirks-tagspräsident Günther Denzlerauch der Tag der Franken imnächsten Jahr dezentral begangenwerden. „Alle fränkischen Kom-munen sind eingeladen, eine Ver-anstaltung unter einem gemeinsa-men Motto durchzuführen“, riefDenzler im Rahmen der Bezirks-tagssitzung bereits zur Teilnahmeauf. Er freue sich aber auch auf diegroße zentrale Festveranstaltungam 3. Juli 2016, die nach Bamberg(2007), Kulmbach (2010) undBayreuth (2013) nun mit der StadtHof in einer weiteren wichtigenund in vieler Hinsicht bedeuten-den Teilregion Oberfrankens statt-finden wird. > CHRISTIAN PORSCH

Tag der Frankensoll dezentralgefeiert werden

An der Einrichtung des BKH Passau wurden bereits über 1000 Patienten behandelt

Institutsambulanz zertifiziertDie Psychiatrische Institutsam-

bulanz der Fachklinik für Erwach-senenpsychiatrie, Psychotherapieund Psychosomatik am Bezirks-krankenhaus (BKH) Passau, kurzPIA genannt, wurde unlängst mitdem Zertifikat nach DIN ISO9001-2008 ausgezeichnet. Aus-drücklich dankte der Ärztliche Di-rektor des BezirksklinikumsMainkofen und Chefarzt der Er-wachsenenpsychiatrie des BKHPassau, Professor WolfgangSchreiber, im Namen des gesamtenDirektoriums den Beteiligten fürdie hervorragende Auszeichnung.Damit werde die Qualität der Am-bulanz auch nach außen widerge-

spiegelt. Von der Bedeutung desWortes „Zertifikat“ ausgehend, er-läuterte er die Wurzeln des aus demLateinischen stammenden Begriffscerte = sicher und facere = machen.Durch diese Auszeichnung werdebestätigt, dass die geleisteten Maß-nahmen im multiprofessionellenTeam durch Qualitätskriterien wieStruktur-, Prozess- und Ergebnis-qualität letztlich nur einen Zweckverfolgen: der Kundenorientierungzu entsprechen.

Dies seien in erster Linie Patien-ten und Mitarbeiter, aber auch diefinanzierenden Kostenträger undpolitischen Vertreter, die für ge-sundheitliche und wirtschaftliche

Interessen der Gesellschaft eintre-ten. Bezirkstagspräsident OlafHeinrich bedankte sich bei demTeam für die gute Versorgung der2013 eröffneten Einrichtung inPassau und dazu, dass das Zertifi-kat im ersten Anlauf erlangt wor-den war.

Mittlerweile seien über 1000Patienten ambulant behandeltworden. Der Bevölkerung stündeein breitgefächerte Angebot zurVerfügung, das von psychothera-peutischer Behandlung durchspeziell ausgebildete Fachärzte,Psychologen und psychiatrischeFachpflege, über qualifizierte Psy-chopharmakatherapie, therapeu-

tische Hausbesuche, sozialmedi-zinische Beratung bis hin zu zahl-reichen Therapieangeboten vorOrt reiche. Der Leitende ArztMarkus Wittmann nahm die Ge-legenheit wahr, auf die Entwick-lung der PIA innerhalb 15 Jahrenim Bezirksklinikum Mainkofenzurückzublicken.

Die aktuellen Vorteile im multi-professionellen Team lägen sicher-lich darin, die kürzer gewordeneAufenthaltsdauer in den Kranken-häusern durch gezieltes Schnitt-stellenmanagement bei der Entlas-sung über die Institutsambulanz zustützen, um einen sogenanntenDrehtüreffekt zu vermeiden. > E.B.

Peter Lederer, der langjährigestellvertretende Vorsitzende desPlanungs- und Koordinierungs-ausschusses (PKA) des BezirksMittelfranken, wurde auf der ver-gangenen Sitzung feierlich verab-schiedet. Der Leiter des Gesund-heitsamtes Erlangen gehört demPKA seit März 1995, zunächst fürsieben Monate als nichtstimmbe-rechtigtes Mitglied, seit Oktoberdesselben Jahres als stimmberech-tigtes Mitglied, an. Im Januar 1999wurde er zum stellvertretendenVorsitzenden gewählt. Die Verab-schiedung nahm Bezirkstagspräsi-dent Richard Bartsch als PKA-Vorsitzender vor. > E.B.

Peter Lederer alsPKA-Vizechefverabschiedet

Der Filmemacher Erwin Winteraus Falkenstein hat sich mit der Ka-mera auf den Weg durch die Ober-pfalz gemacht, um die vor über 100Jahren statt gefundene Reise desKallmünzer Verlegers Johann Bap-tist Lassleben nachzuvollziehen.Entstanden ist dabei eine lebendi-ge Collage der Vergangenheit undGegenwart der Oberpfalz mit his-torischen Ansichten und aktuellenAufnahmen sowie heimatge-schichtlichen Anmerkungen. Diebeiden Sprecher des Films machenden Kontrast deutlich zwischender Oberpfälzer Gegenwart undVergangenheit mit aktuellen Kom-mentaren und Zitaten aus dem his-torischen Reisebericht, den Lass-leben in der von ihm 1907 gegrün-deten und heute noch erscheinen-den Zeitschrift Die Oberpfalz ver-öffentlicht hat.

Winter war die Zeitschrift miteinem Teil des Reiseberichts beimElternsprechtag in die Hände ge-fallen, als keine Eltern kamen.Der Reisebericht war Anregungfür das Drehbuch, am Ende derdreimonatigen Filmaufnahmendestillierte Winter aus fünf Stun-den Material einen 45-minütigenoptisch und emotional anspre-chenden Film. Bezirksheimatpfle-ger Dr. Tobias Appl unterstützteden erfahrenen Filmmacher mitheimatgeschichtlichen Informa-tionen, der stellvertretende Be-zirksheimatpfleger Johann Waxsorgte mit seiner Frau für die sehrgelungene Filmmusik. Der auchfür touristische Zwecke und denSchulunterricht einsetzbare Filmist im Oberpfälzer Freilandmu-seum Neusath-Perschen und inder Tourismusinfo Falkenstein alsDVD zu erwerben.

Bezirkstagspräsident FranzLöffler bescheinigte der Urauffüh-rung von Mein Spaziergangdurch die Oberpfalz einen beson-dere Qualität. „Sie haben hier ei-nen Heimatfilm mit starken Bil-dern und inhaltlicher Qualität ge-schaffen“, so der Bezirkstagspräsi-dent. > MARTINA HIRMER

Auf den Spuren vonLassleben durchdie Oberpfalz

12 DONNERSTAG, 30. APRIL 2015 BAYERISCHER BEZIRKETAG BAYERISCHE STAATSZEITUNG NR. 18

VERÖFFENTLICHUNG DES BAYERISCHEN BEZIRKETAGS