Ganze Predigtreihe Ich bin Worte Mai 2012 - emk … · Doch leider brauchen diese Menschen einen...

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Wenn diese Einladung ausgedruckt und gefaltet wird, ist sie wie ein Leporello.

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Wenn diese Einladung ausgedruckt und gefaltet wird, ist sie wie ein Leporello.

VorwortSchon seit längerer Zeit stand auf meiner „Predigt-Ideenliste“, dass ich einmal über die

„Ich-bin-Worte“ von Jesus predigen will. Doch irgendwie war die Gelegenheit dazu noch nicht gegeben. In diesem Frühsommer sah ich bei der Planung, dass es gut und sinnvoll ist, diese Reihe einzuplanen. Und meine drei „Predigthelfer“ willigten gerne mit ein, bei dieser Reihe mitzumachen. So stehen hier nun die Predigten in schriftlicher Form von vier verschiedenen Predigern zu Verfügung. Jede Predigt beinhaltet ein Wort von Jesus.

Für mich selber war es eine spannende und auch lehrreiche Zeit, über diese kernigen Aussagen von Jesus nachzudenken und zu überlegen, was sie für mich selber und gleich-zeitig auch für die Menschen der Gemeinde (und für Gäste) bedeuten können. Sie sind eine Ermutigung und gleichzeitig eine Herausforderung für mich. Ich hoffe, dass auch Sie als Leserin oder Leser dieser Predigten dies für sich in Anspruch nehmen können.

Ich wünsche fruchtbare Momente beim Lesen der Predigten zu den Ich-bin-Worten von Jesus.

Stefan Pfister, Pfarrer

Davos, 10. Juli 2012

Predigttext: Johannes 10,11.14: Ich bin der gute Hirte

Liebe Gemeinde1. Ich bin Worte - verschiedene Bezeichnungen für eine Person

Wenn Ihr von Elisabeth Pfister sprecht, habt Ihr schon einige Möglichkeiten: Ihr sprecht von Elisabeth, von Frau Pfister, von der Frau von Stefan Pfister, usw. Ich habe noch viele mehr: Sie ist meine Ehefrau, Partnerin, beste Freundin, mein „Spöisli“ (Kosenamen) und einige mehr. Und immer ist sie, diese „Frau hier“ gemeint. Wenn Jesus von sich selber in verschiedenen Bildern redet, dann tut er das gleiche: Er gibt uns die Möglichkeit, Jesus Christus in seiner „Verschiedenheit“ kennen zu lernen, wie er den Menschen begegnet. Die Bilder helfen je nach Person, Jesus besser zu verstehen als der, der er ist! Und doch ist geht es immer um ihn: Jesus Christus, den Sohn Gottes, der auf die Erde gekommen ist, um für uns Menschen zu leben, zu sterben und aufzuerstehen. 2. Ich bin der (!) gute (!) Hirte

Jesus Christus sagt von sich selber in diesem Abschnitt: „Ich bin der gute Hirte.“ Ich be-tone zwei Worte: „der“! Er sagt nicht „irgendeiner“, einer von vielen. Jesus sagt von sich: Ich bin der Hirte! An mir als Hirte müssen sich alle anderen Hirten messen. Und er sagt von sich selber: „gut“! Er ist nicht der Hirte, sondern er ist der gute Hirte! Jetzt haben wir oft ein Problem. Vielleicht habt Ihr das selber schon bei Euch in Gedanken und Gefühlen erlebt oder von anderen Menschen gehört: „Ja, diese Priester / Pfarrer! Wenn die nicht wären. Sie geben sich als hilfreich aus und nehmen die Menschen aus. Ja, sie missbrau-chen sogar Kinder, sie verführen Frauen die zu ihnen in die Seelsorge kommen!“ Versteht mich recht: was diese Menschen anklagen, entspricht leider ja oft den Tatsachen. Es gibt Priester und Pfarrer, die das wirklich gemacht haben! Und oft wurde es von der Kirche noch lange unter dem Deckel gehalten und geleugnet, bis es nicht mehr anders ging als zugeben! Das ist tragisch. Doch leider brauchen diese Menschen einen Vorwand für ihr nicht glauben können oder wollen, der traurig ist! Sie messen den Glauben an den Men-schen, eben, an einem der Hirten, die immer nur „menschliches und damit auch sündiges Abbild“ des einen Hirten sind! Jesus verweist hier zuerst einmal an sich als den Hirten! „Ich bin der gute Hirte!“ Ich bin es, der die Schafe führt! Seht auf mich als den Hirten, und nicht in erster Linie auf die menschlichen Hirten - auch wenn sie in meinem Namen han-deln. Jesus ist und bleibt der „Erzhirte“ (1. Petrus 5,4) und wir „Pastoren“ haben immer zu-erst auch Teil an seinem Hirtenamt! Bitte, beachtet das selber, und versucht vielleicht auch Menschen liebevoll auf diesen Unterschied hinzuweisen. 3. Er gibt das Leben für die Schafe

Die Leser und Hörer des Johannesevangelums hatten bestimmt den Psalm 23 im Ge-dächtnis als sie diese Worte gehört haben. Und doch ist erstaunlich, dass Jesus - obwohl er sich selber als den guten Hirten bezeichnet - relativ wenig aufnimmt aus dem Psalm 23 und auf sich selber bezieht. Jesus sagt nicht: Ich bin der gute Hirte, der die Schafe auf die grüne Weide führt und am frischen Wasser tränken lässt. Er füllt sein Hirtenamt zuerst einmal ganz anders aus: Das erste, was er von sich als dem guten Hirten sagt ist: „Der gu-te Hirte lässt sein Leben für die Schafe!“ (V. 11). Das zeichnet ihn zuerst als den guten Hir-ten aus. Und ich meine, dass das auch für mich wichtig ist. Klar bin ich dankbar für alles, was Jesus mir schenkt und wenn ich das Leben - wie es gerade im vorhergehenden Vers heisst - in Fülle erlebe. Doch zuerst sagt Jesus von sich, dass er der gute Hirte in dem Sinn ist, dass er sein Leben für die Schafe lässt. Und nur daher her können sie das Leben als Fülle erleben! Ich finde das speziell hier. Ich würde zuerst anderes erwarten, was Je-sus als guter Hirte tut. Doch hier spürt man wieder das Zentrum der Botschaft der Bibel: Es ist die Hingabe Jesu am Kreuz für mich, für Dich, für uns. Von daher geht alles aus.

Das will ich mir merken. Es ist der Schutz, den er als Hirte mir gewährt vor „dem Wolf“, den der Mietling nicht gewähren würde, weil er flieht. Doch der Hirte, der sein Leben gibt, flieht eben nicht, sondern gibt sich selber für mich dass ich leben kann! Er ist der, der sei-ne Schafe kennt und die Schafe kennen ihn! Da ist eine enge Beziehung! Da ist Schutz, da ist Hilfe, da ist Nähe, da ist Geborgenheit, da ist Sicherheit! 4. Der gute Hirte hat noch andere Schafe

Dann werden wir hier auf einen weiteren Umstand von Jesus hingewiesen: Es gibt noch weitere Schafe, die zur Herde gehören und die seine Stimme hören. Immer wieder wird auch gefragt, wer genau damit gemeint sein könnte. Seriöse und auch etwas spezielle. Die ganz klar seriöse ist die, dass damit die Judenchristen gemeint sind. Johannes sagt damit seinen Hörern und Lesern, wenn er diese Worte von Jesus zitiert: „Denkt dran, dass ihr nicht die einzigen seid, die Jesus kennen. Da gibt es ein Volk, mit dem Gott schon ei-nen langen Weg gegangen ist. Sie gehören auch zu den Schafen von Jesus.“ Jemand hat einmal gesagt: Ich habe keine Probleme, wenn es Leute gibt, die behaupten, dass es aus-serirdische Menschen gibt. Wer weiss, vielleicht hat Jesus mit diesem Wort gemeint, dass es auch Menschen auf anderen Planeten gibt, die ihn kennen! Wirklich eine ganz andere Herde. Für mich / uns kann es wichtig sein, dieses Wort Jesu immer wieder zu hören und bewusst zu machen: Die Herde Jesu ist viel grösser als die, die ich sehen und erkennen kann: Sie geht über meine Gemeinde hinaus, über die Gemeinden und Kirchen der Davo-ser Landschaft, der Schweiz, Europa - sie umfasst die Herden Jesu in der ganzen Welt! Und damit ist ein Gedanke wichtig und entscheidend: Was verbindet uns hier? Nicht die Organisation einer Kirche oder einer Gemeinschaft! Was uns jedoch immer verbinden wird, egal in welchem Land oder auf welchem Kontinent eine dieser Herden Jesu sich be-findet, ist die Stimme Jesu! Er kennt sie genauso wie wir hier in Davos! Es ist die gleiche Stimme Jesu, die je zu uns spricht, egal wo wir sind. 5. Meine Schafe hören meine Stimme

Ein letzter Gedanke aus diesem Abschnitt: Das Hören der Stimme des Hirten. Hörst Du sie? Erkennst Du sie, die Stimme des Hirten? Die „echten“ Schafe erkennen ihren Hirten an seiner Stimme. Sie würden nie einem andern folgen als dem eigenen Hirten. Wie ist das bei uns? Die Säuglinge erkennen ihre Eltern schon bald an ihrer Stimme (wobei ich gerade in einer Radiosendung gehört habe, dass das erste der Geruch ist). Auch als Er-wachsene können wir sehr schnell Stimmen erkennen. In einem Stimmengewirr erkennen wir: Da ist die Person auch hier, die wir kennen! (Dies haben sicher viele schon erlebt.) Und ein eindrückliches Beispiel aus der Tierwelt findet sich im Film „Die Reise der Pingui-ne“. Da müssen die Väter wieder zurück zum Meer um sich zu ernähren. Und wenn sie nach Wochen zurück kommen und die Mütter auch unterwegs sind, finden sich die Väter und ihre Kleinen an der Stimme!

Ich will die Stimme Jesu immer besser kennen lernen - und unterscheiden lernen aus dem Stimmengewirr in mir und um mich herum! Das empfinde ich als sehr wichtig. Das braucht „Übung“, ein unterwegs sein mit der Bibel und im „Gespräch mit dem guten Hir-ten“. Doch wichtig ist auch zu erkennen: Hier steht nicht, dass jedes Schaf für sich die Stimme des Hirten erkennt, sondern die Schafe zusammen. Das scheint mir nicht zufällig: Wir brauchen einander um die Stimme des Hirten richtig zu hören. Wenn nur einer sie hört und alle andern nicht, ist das immer auch gefährlich. Die Bibel spricht davon, dass das ge-prüft und bestätigt werden muss. Ich erzähle aktuelles Beispiel; da habe ich den Eindruck, dass ich die Stimme des Hirten gehört und ihr gefolgt bin. ...

Jesus sagt: „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Ich kenne die meinen und die meinen kennen mich. Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie und sie folgen mir und ich gebe ihnen das ewige Leben.“ AMEN

Predigttext: Johannes 10,7.9: Ich bin die Tür

Liebe GemeindeWie viele Türen habt Ihr heute morgen schon durchschritten? Es waren bestimmt schon

einige bis ihr durch diese Tür gegangen seid um hier im Gottesdienst zu sein. Wir können uns das Leben ohne Türen nicht vorstellen. Besonders hier in der Schweiz, wo das Wetter auch nicht ganz so konstant schön ist... Darum sagen ab und zu Eltern ihren Kindern: „Mach bitte die Türe zu, wir haben hier keine Säcke...“ Türen wurden immer wieder auch gestalterisch besonders hergestellt. Türen sollen etwas schönes, „anmächeliges“ sein. Schliesslich sind sie ein Durchgang, führen irgendwo hinein.

Manchmal sind wir froh, wenn wir hinter uns eine Türe zumachen können um alleine zu sein, oder jemandem die Türe wieder zuschmeissen können um ihn nicht in unsere Nähe kommen zu lassen weil wir im Moment mit dieser Person nicht zusammen sein wollen.

Hier einige wenige Bilder von besonderen Türen. Ich finde das tolle Bilder. Und die Tü-ren machen den Unterschied. - Natürlich wissen wir auch, dass es Türen gibt, die uns gar nicht anmachen. Gefängnistüren stehen hier wohl an erster Stelle, doch auch Türen, die zeigen (oder sogar angeschrieben sind) dass man nicht hinein gehen darf. Türen können auch „gwundrig“ machen. Was versteckt oder verbirgt sich dahinter? Und wer weiss nicht, wie traurig es ist, wenn Türen verschlossen sind, durch die man sehr gerne gehen würde. Wenn wir unterwegs sind, besuchen wir immer gerne Kirchen. Doch immer mehr Kirchen sind aus Sicherheitsgründen geschlossen. Das ist schade. Gerne würden wir die Schön-heit der Kirche betrachten und für einen Moment auch die Atmosphäre im Haus Gottes geniessen in einem fremden Land oder einer einer fremden Stadt. Doch die geschlossene Tür verhindert das dann eben. - Wir hören auf Johannes 10,7-10

Jetzt geschieht etwas besonderes. Jesus braucht das Bild der Türe auch für sich selber. Das finde ich ein spannendes und besonderes „Ich bin Wort“ von Jesus. Vielleicht des-halb, weil es so eingebettet ist im Abschnitt über „Ich bin der gute Hirte“. Daher geht es oft als eigenes Wort, als eigenes Bild, auch etwas unter. Heute wollen wir diesem Ich bin Wort jedoch einen ganzen Gottesdienst widmen. Und ich meine, dass dies wichtig ist.

Türen haben verschiedene Gründe. Deshalb braucht auch Jesus hier dieses Bild nicht einfach in einer Richtung, sondern braucht es bezogen auf verschiedene Situationen.

Jesus sagt zuerst: „Ich bin die Tür zu den Schafen.“ (V. 7) Es ist also wichtig, dass man zu den Schafen gehen kann. Diese sind nicht einfach eingeschlossen und abgeschlossen. Diese Tür zu den Schafen ist Jesus selber. Jesus fährt gleich weiter, dass die, die vor ihm gekommen sind, Diebe und Räuber waren. Doch die Schafe haben ihnen nicht gehorcht. Wer genau mit diesen Dieben und Räubern gemeint ist, wissen wir nicht. Menschen, die die, die an Jesus glaubten, verführen wollten. Menschen, die schon das Volk Gottes in die Irre führen wollten und ihnen den Weg (eben die Tür) versperren wollten, damit sie das Heil finden. Doch, es ist ein hoffnungsvolles Wort: Die Schafe haben nicht auf diese Men-schen gehört. So „blöd“ sind eben Schafe nicht. Sie wissen, was gut ist für sie.

Doch durch „die Tür Jesus“ dürfen Menschen gehen, die als „Hirten“ im Sinne Jesu mit den Schafen unterwegs sind. Zu Petrus sagt Jesus zum Beispiel am Ende des Johannes-evangeliums: „Weide meine Schafe.“ (21,17) Also, Petrus darf durch die Türe gehen. Zu-erst braucht Jesus also das Bild der Tür, dass man durch ihn (ich würde einmal sagen: im Auftrag von ihm) zu den Schafen gehen kann.

Als nächstes braucht Jesus das Bild folgendermassen: „Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden.“ (V. 9). Dieses Mal ist die Tür ganz anders verstanden als vorher. Jesus ist die Tür, durch die Rettung geschieht. Er sagt selber: Wer durch mich geht, wird gerettet, wird das ewige Leben haben, wird erneuertes Leben ha-

ben, von Gott geprägtes leben. Es ist klar: Wer Errettung will, muss durch „die Türe Jesus“ gehen. Anders geht es nicht. Wer durch „diese Türe“ geht macht etwas fest in seinem Le-ben. Ist damit nicht einfach in einem andern Raum sondern vielmehr in einer anderen Re-alität! Jesus sagt: „Ich bin die Tür, wenn jemand durch mich hinein geht, wird er selig wer-den.“

Und er fährt gleich weiter und braucht damit die Türe noch einmal als ein nächstes „Bild“: „... und wird ein- und ausgehen und Weide finden. ... Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen.“ (V. 9.a10b) Mich hat das „ein- und ausgehen“ angesprochen. Die Schafe erleben die zwei Seiten der Türe, durch die sie ständig gehen: Die eine Türseite gibt ihnen Sicherheit, Wärme, Ruhe. Wenn sie im Stall sind, sind sie ge-schützt. Sie müssen sich nicht fürchten. Und dann erleben sie die andere Seite der Türe, die Seite des Genusses, der Genüge, der (auch geschützten) Freiheit, der Weide. Und dazwischen ist „die Türe Jesus“!

Die Türe Jesu ist auch Angelpunkt zwischen den verschiedenen „Lebenswelten“ die wir kennen: Er ist die Türe zum Schutz. Wer mit Jesus lebt, darf durch diese Türe gehen. Ich muss keine Angst haben - auch nicht Angst vor „Feinden“, wie auch immer diese Feinde heissen, ob sie irdische oder „überirdische“ Namen tragen. Die „Tür Jesus“ schützt mich davor! Da darf ich Gewissheit haben, nicht wegen mir, sondern wegen seiner Verheissung. Und gleichzeitig führt die „Türe Jesus“ in die Fülle, dort wo es genug hat! In Christus muss ich keine Angst haben, zu kurz zu kommen.

Ist Euch auch schon aufgefallen, wie viele Menschen den Eindruck haben, sie kommen zu kurz? Dass man als Kind dieses Gefühl zwischendrin haben kann, wenn eine Schwes-ter oder ein Bruder mehr bekommt als man selber (meist ist es zwar eher ein Eindruck als Tatsache!), dann kann ich es ja noch verstehen. Doch wenn Erwachsene Personen stän-dig mit dem Gefühl herumgehen, sie kommen zu kurz, andere werden immer und überall bevorzugt, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Und bei Christen verstehe ich es noch weniger. In Christus habe ich mehr als genug! Ich angeschlossen an die „himmlischen Quellen“. Da darf ich die Angst, zu kurz zu kommen, getrost auf die Seite legen (was nicht heisst, dass gewisse Formen von „Mangel“ auch zum Leben gehören können, wie Paulus auch bestätigt). Und doch bestätigt er den Philippern: „Mein Gott aber wird all euren Man-gel abhelfen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus.“ (Philipper 4,19) Das ist die Perspektive in der ich lebe, wenn mir bewusst ist, dass Jesus Christus die Türe ist! Die Türe zum Schutz und die Türe zur Fülle. Aus dieser Gewissheit will ich leben.

Jesus sagt: „Ich bin die Tür.“ Heute steht eine Türe da. Eine einladende Türe. Ihr dürft durch sie hindurch gehen. Überlegt Euch, welcher Aspekt für Euch heute, in diesem Got-tesdienst, wichtig ist. Und dann dürft ihr Euch vorstellen: Christus, der die Türe ist, lädt Euch ein, durch ihn als Türe hindurch zu gehen zu dem Aspekt hin, der für Euer Leben im Moment entscheidend ist.

• Ich bin die Türe zu den Schafen: Ja, Herr, ich lasse mich von dich senden und ge-brauchen. Hilf mir. Ich gehe durch dich zu den Schafen, die mir von dir anvertraut wurden.

• Ich bin die Türe zur Seligkeit: Ja, Herr, ich will mein Leben mit dir und aus dir gestal-ten. Danke dass du die Türe dazu bist. Ich gehe bewusst durch diese Tür und emp-fange dein Heil.

• Ich bin die Tür, ihr könnt hinein gehen: Ja, Herr, danke dass ich bei dir Schutz, Si-cherheit und Geborgenheit erfahren kann. Ich gehe durch dich in diesen Schutz.

• Ich bin die Tür, ihr könnt hinaus gehen: Ja, Herr, danke, dass ich durch dich in die Fülle gehen darf. Du bist reich, und ich darf aus deiner Fülle leben. Ich will diese Perspektive haben und nicht mehr immer denken, ich komme zu kurz.

AMEN

Predigttext: Johannes 6,35: Ich bin das Brot

Liebe Gemeinde1. Ich bin das Brot - täglich

Brot ist unser Grundnahrungsmittel. Die meisten Menschen in unseren Breitengraden essen noch täglich Brot. Früher war dies noch viel stärker der Fall als heute: Denn Brot war relativ einfach herzustellen, es war ziemlich billig und gleichzeitig nahrhaft und gut!

Ich erinnere mich gut an eine Szene aus der Teenagerzeit. Ich war mit einem Schul-freund unterwegs. Ich weiss nicht mehr, was wir gemacht haben. Wir kamen im Laufe des Nachmittags zu uns nach Hause. Meine Mutter war gerade nicht da. Doch ein frisch ein-gekauftes Brot lag in der Küche - und wir hatten Hunger. Wenig später war das Brot weg und eine Tafel Schokolade fehlte in unserer Küche... Meine Mutter staunte nicht schlecht, dass wir das ganze Brot zum Zvieri gegessen hatten - und es blieb ihr nichts anderes üb-rig, als wieder eines einkaufen zu gehen. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass ich etwas später „ganz normal“ zu Abend gegessen habe...

In zwei Tagen werde ich wieder in Kambodscha sein. Die Asiaten essen meist dreimal täglich Reis! Zum Frühstück, zum Mittagessen und zum Abendessen. Und in Kambo-dscha, einem eher noch ärmeren Land, ist es vor allem Reis. Dazu noch etwas Gemüse und manchmal noch ein bisschen Fleisch oder Fisch. Doch das Reis überwiegt bei wei-tem!

Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens!“ Er sagt damit, dass er selber die Lebens-grundlage von uns Menschen ist. So nötig wir täglich Brot haben und Brot essen um leben zu können, so nötig ist es, Jesus täglich „in uns aufzunehmen“, in Verbindung zu bleiben mit ihm. Ich will es tatsächlich mit dem Brot und dem Essen vergleichen: Wir Menschen können gut auch einen Monat, vielleicht auch noch etwas darüber hinaus, ohne Nahrung auskommen. Doch dann leidet der Körper immer mehr bis er schlussendlich stirbt. So ist es meiner Meinung nach - und ich denke, darauf hinaus will Jesus hier auch - geistlich: Wir können gut auch einmal ohne konkrete Verbindung leben. Damit „sterben“ wir nicht gerade geistlich. Doch je länger wir ohne konkrete Verbindung mit Jesus leben, desto mehr sterben wir geistlich, bis wir in diesem wichtigen Lebensbereich „tot“ sind. Daher ist es wichtig, diese Selbstbezeichnung von Jesus ernst zu nehmen: „Ich bin das Brot des Lebens, wer zu mir kommt, den wird nicht hungern!“ 2. Ich bin das Brot - anvertraut und empfangen

Die meisten Menschen backen heute ihr Brot nicht mehr selber. Sie lassen es backen; sie lassen es sich geben. Ich gehe in den Laden neben an und darf wählen, welches Brot ich gerne möchte. Die Verkäuferin nimmt es aus dem Gestell und gibt es mir.

Genauso kann ich Jesus nicht einfach selber nehmen. Er wird mir gegeben. Das sagt Jesus selber in diesem Abschnitt. Ich bin Empfangender! Ich darf meine Hände ausstre-cken und ihn empfangen - auch gerade an diesem Sonntag.

Und genau das hat doch auch etwas mit Vertrauen zu tun. Es geht nicht um eine Aktion, um ein Verdienen. Es geht um ein beschenkt werden aus Liebe, aus Vertrauen, aus Be-ziehung. Jesus sagt von sich: „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, den wird nicht hungern.“ 3. Ich bin das Brot - nicht ich habe das Brot

In diesem Satz von Jesus gibt es einen ganz wichtigen Unterschied: Es geht nicht da-rum, dass Jesus das Lebensbrot hat, sondern dass er es selber ist! Diese Aussage gehört für mich zu den stärksten der „Ich bin Worte“. Und auch für die Zuhörer damals war dieses

Wort unverständlich und anstössig. Es wäre wohl einfacher, wenn Jesus sagen würde: „Hier, ich habe das Brot des Lebens. Esst davon, und ihr werdet leben.“ Dann wäre es vielleicht wie eine Medizin, die Jesus anbieten würde. Doch er sagt selber: Ich bin es, nehmt, esst mich!

Hier kommt der starke Unterschied zwischen „Ich bin“ und „Ich habe“ zum Ausdruck. Es ist doch ein riesengrosser Unterschied, ob ich sage: Ich habe ein Geschenk oder ich bin ein Geschenk für Dich. Jesus hat nicht nur etwas für uns, sondern er ist das Wichtigste für uns Menschen.

Ganz ähnlich sagt er es ja nachher in den anderen Evangelien wenn er mit den Jüngern das letzte Mal das Abendmahl nimmt und - während er ihnen das Brot gibt - sagt: „Nehmt, esst, das ich mein Leib, das für euch gebrochen wird.“ (Lukas 22,19) Doch hier ist es noch einmal stärker: „Ich bin das Brot des Lebens.“

Es geht Jesus wohl wirklich um ein richtiges „aufnehmen von ihm in uns“. Ein „einver-leiben“ von Jesus selber. So nah will er uns sein. So ein Teil von uns. So wie uns die Auf-nahme der Nahrung Kraft, Energie, Freude und Lebensfähigkeit gibt, so will er für uns sein.

Es ist so: Im Abendmahl kommt das ganz stark zum Ausdruck. Ein Künstler hat einmal ein eindrückliches Bild gemacht: Da liegt Jesus selber über den ganzen Tisch ausge-streckt und hält seine Arme um die Jünger. Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens. Nehmt mich selber in euch auf. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern!“

AMEN

Predigt: Johannes 15,1-5: Ich bin der Weinstock

Liebe GemeindeIch bin der Weinstock und ihr seid die Reben. Was für ein Vergleich! Wir stehen mitten in einer Predigtreihe zu den „Ich bin-Worten“ Jesu. Ich bin der Gute

Hirte, Ich bin das Brot, Ich bin das Licht, Ich bin die Tür. Bei keinem dieser Worte ist so ei-ne innige Verbindung sichtbar wie bei dem Weinstock und den Reben.

Was ist denn das Wunderbare, das Einzigartige an diesem Vergleich?Betrachten wir die Wurzen dieser Bäume. Wie sie das Gewicht der Stämme und der

Krone tragen und verankern müssen. Riesenkräfte sind da am Werk. Es braucht eine ge-waltige Anstrengung, diese mächtigen Bäume zu verankern und zu tragen und zu nähren. An den Felsen müssen sie sich krallen, in der Tiefe des Bodens müssen sie das Wasser und die nährenden Stoffe suchen.

Ganz anders die Reben. Sie profitieren vom Weinstock. Denn er sucht Halt und Nah-rung im Untergrund. Der Weinstock besorgt im Grunde die „halbe Miete“. Er ist verwurzelt in der Erde. Er sucht und bringt mit seinen Wurzeln das Wasser und die Nährstoffe. Die Reben können auf dem Stock gedeihen. Sie dürfen direkt die guten Säfte anzapfen und haben die vornehme Aufgabe, schattenspendende Blätter zu entwickeln, dann Früchte zu bilden und zu tragen.

Ja, das ist ein Bild – wie so vieles in der Bibel. Es ist nicht die ganze Wirklichkeit, nicht 1:1 die Realität für unser Leben als Menschen. Aber solche Bilder wollen uns helfen, das Reich Gottes zu verstehen.

Was will uns Jesus also mit dem Bild vom Weinstock sagen: Drei Schwerpunkte für heute:

• Verbindung Weinstock – Rebe• Bleiben• FrüchteDas Leben des Menschen ist ein Krampf und ein Kampf. Das war es schon immer und

wird es immer bleiben. Die äusseren Bedingungen wandeln sich. Früher in den Anfängen in den Höhlen war es das nackte Überleben gegenüber der Natur, heute ist es vielleicht eher der Überfluss und die Reizüberflutung oder

die totale Überwachung im Internet oder der Kampf gegen Ängste. Wie auch immer. Wer auf sich gestellt ist, ist arm dran. Da gibt es nur das verzweifelte Haschen nach ein bisschen Halt und der tägliche Kampf gegenüber dem Nächsten, nicht zu kurz zu kom-men. In diese nicht enden wollende Spirale stellt Jesus das Bild des Weinstocks.

Hallo Mensch. Wenn mir vertraust, darfst du mir nahe sein. Du darfst bei mir andocken. Ich gebe dir alles, was du brauchst zum Leben! Verblüffend einfach – und doch auch ein Geheimnis.

Im Nachdenken zu diesem Gottesdienst ist mir dieser Unterschied zum ersten Mal so richtig bewusst geworden. Natürlich lebt auch der Christ nicht im Paradies. Wir leben auf der Erde in einer gefallenen Schöpfung und sind vielen unangenehmen Einflüssen ausge-setzt und machen fortlaufend selber auch Fehler. Dennoch ist es ein Unterschied, ob wir total auf uns selbst und allenfalls noch auf unser soziales Beziehungsnetz gestellt sind oder ob wir unsere Lebensgrundlage in Jesus Christus, dem Weinstock, haben. Die Ver-bindung zu ihm gibt uns den nötigen Saft und Kraft. Dabei kann diese Verbindung je nach Lebensalter, Aufgaben, Traditionen, Charakter recht verschieden ausgestaltet sein. Da braucht es wohl keine Uniformität. Aber dass eine Verbindung, eine innige und eine be-

ständige Verbindung besteht, das ist wesentlich. In den ersten 10 Versen von Johannes 15 kommt das Verb „bleiben“ nicht weniger als 10 mal vor. Es braucht wohl keine weitere Begründung, dass das Bleiben von zentraler Bedeutung ist.

Ich stamme noch aus einer Generation, wo sich die Mädchen im Schulalter bei ihren Freundinnen im Poesie-Album verewigt haben. Da hiess ein beliebter Spruch: „Mit Gott fang an, mit Gott hör auf, das ist der beste Lebenslauf“.

Na toll, aber was ist mit der Zeit dazwischen? Ist da dann die totale Freiheit, die totale Selbstbestimmung? Juhui! Diese Art Freiheit kann wunderbar sein, vielleicht läuft Vieles wie am Schnürchen bis ins hohe Alter. Findest du dann aber den Rank just dann, wenn’s um’s Sterben geht und du seit dem seligen Anfang in der Kindheit in nichts Gott nachge-fragt hast? Das scheint mir zumindest ein riskantes Spiel, abgesehen davon, dass neben Freiheit und absoluter Selbstbestimmung eben auch viel Widerwärtiges und Bedrückendes auf den Menschen zukommen kann.

Wie viel sicherer und auch leichter ist es, täglich, stündlich, einfach immer in ihm und mit ihm, dem Weinstock, verbunden sein. Das heisst ja nicht, dass wir keine anderen Ge-danken mehr haben dürfen als an Gott. Das ginge ja gar nicht. Aber genauso, wie ich weiss, dass ich mit einer wunderbaren Frau verheiratet sein darf, ebenso weiss ich, dass ich ein Kind Gottes sein darf. Und ebenso wie ich die Nähe und das Gespräch in meiner Familie suche, suche ich die Verbindung zu meinem Gott. Bei ihm erfahre ich Halt und Nahrung für mein Leben.

Der Prophet Jeremia beschreibt im 31. Kapitel den neuen Bund, den Gott mit seinem Volk schliessen will, einen Bund, den er den Menschen direkt ins Herz schreiben will. In einem Kommentar dazu heisst es wörtlich: „Unsere Religion ist eine atmende Beziehung - eine atmende Beziehung - die innen lebt, in unseren Herzen und in unserem Verstand. Das ist möglich, weil Gott uns in Jesu Tod am Kreuz unsere Sünde der Getrenntheit von ihm ein für alle Mal vergibt. Diese Vergebung macht unser Herz ‚sehfähig‘“.

Was aber, um beim Poesiespruch zu bleiben, was also, wenn wir nur einen Anfang ma-chen mit Gott? Vers 6 sagt es so: „Wer nicht mit mir vereint bleibt, wird wie eine abge-schnittene Rebe fortgeworfen und vertrocknet. Solche Reben werden gesammelt und ins Feuer geworfen, wo sie verbrennen.“

Ich denke, Jesus sagt das nicht um uns Angst zu machen. Aber das Bild vom Weingärt-ner ist ein ganz selbstverständliches. Überzählige Reben, Reben, die nicht ideal wachsen, werden abgeschnitten und weggeworfen und verdorren. Klar, logisch aus der Sicht des Bauern.

Viel stärker ist dann aber wieder der nächste Vers: „Wenn ihr mit mir vereint bleibt und meine Worte in euch lebendig sind, könnt ihr den Vater um alles bitten, was ihr wollt, und ihr werdet es bekommen. Wenn ihr bleibt und meine Worte in euch lebendig sind. Ja, dann könnt ihr bitten um was ihr wollt, und ihr werdet es empfangen.“ Ist das nicht eine wunder-volle Verheissung?

Was ist also die Aufgabe der Reben? Richtig – Frucht zu bringen. Die Rebe bringt im Sonnenlicht reifende Trauben hervor, welche später in Form von Traubensaft und Wein die Herzen der Menschen erfreuen.

Genauso ist es unsere Bestimmung, Früchte hervorzubringen. Und weil wir so ver-schieden sind in Gestalt und Kräften und Charakteren, sind auch unsere Früchte recht verschieden. Und es hängt auch gar nicht ab von der Menge, oder was davon nach aus-sen sichtbar ist.

Der Begriff „Aufgabe“ ist in diesem Zusammenhang eigentlich falsch. Aufgabe hat so einen Beigeschmack von Leistung und Krampf. Vielmehr müsste man sagen, die Bestim-

mung der Rebe ist es, Früchte hervorzubringen. Ja, das tönt besser. Im Text heisst es ja auch so: „Wer mit mir verbunden bleibt, so wie ich mit ihm, bringt reiche Frucht.“

Nichts von Krampf oder Anstrengung! Nichts von müssen oder verpflichtet sein. Wer mit dem Weinstock, mit Christus, verbunden ist, bringt Frucht. Das geht offenbar ganz auto-matisch – muss nicht unsere Sorge sein!

Es ist in der Rebe angelegt. Kein Weinbauer, kein Obstbauer, kein Ackerbauer hat es auch nur ein Fünkchen selber in der Hand, ob die Pflanze Frucht hervorbringt. Das ist ganz allein Gottes Wirken. Natürlich kann der Mensch mit Dünger und Pflege nachhelfen und möglichst gute Bedingungen schaffen. Aber die Frucht selber ist ein Geschenk, eine Gnade.

„Die Herrlichkeit meines Vaters wird ja dadurch sichtbar, dass ihr reiche Frucht bringt und euch so als meine Jünger erweist.“ (Vers 8)

Zur Illustration, was für eine Art Früchte gemeint ist, will ich euch hier einige auf die Wand projizieren (je 1 Folie vorwärts):

• Liebe• Sanftmut• Barmherzigkeit• Glauben• Mässigung• Erkenntnis• Selbstbeherrschung• Geduld• Treue• Friede• FreundlichkeitWenn ich in die Runde blicke, sehe ich lauter liebe Menschen, die bestimmt alle den

Wunsch haben, solche Früchte hervorzubringen. Wir schauen einander an und denken, oh ja die hat halt Glauben, der von weitem sichtbar ist, und der ist immer so freundlich und jene ist immer so sanftmütig und hilfreich und jener hat halt die Selbstbeherrschung, die ich nicht habe.

Stopp! Genau das ist ein falscher Ansatz! Wir sollen nicht vergleichen. Keine Rebe auf dem Weinberg hat den Überblick, keine Rebe kann über die Früchte der anderen urteilen. Ihr Gesichtsfeld reicht ja nur ein paar Meter weit.

Der Weingärtner, der entscheidet, was Frucht ist. Er streift täglich durch den Weinberg und knippt da und dort mal eine faule oder verdorrte Beere ab und jätet und düngt.

Wir sollen nicht einander beobachten und messen. Am allerwenigsten uns selber. Das bringt rein gar nichts.

Wollen wir also gemeinsam als Einzelne und als Gemeinde ein „Weinberg des Herrn“ sein! Ein Weinberg, der angenehme Früchte hervorbringt zur Freude und Stärkung der Menschen um uns herum – in Familien, Nachbarschaft, in unserem Tal und unserem Land!

Zum Wohl! Amen

Predigttext: Joh. 11,25f: Ich bin die Auferstehung und das Leben

Liebe GemeindeAls Teenager habe ich das Buch gelesen: „Ich war eine Hexe.“ Ich kann mich längst

nicht mehr an alle Details erinnern, doch es ging um eine Hexe, die ganz ausserordentli-che Sachen machen konnte durch ihre Verbindung mit dem Satan. Sie hat auch beschrie-ben, wie sie den Satan und seine Engel gesehen hat, wie sie zusammen gesprochen ha-be, usw. - Es war eines von vielen Büchern jener Zeit, die sich mit diesem Thema beschäf-tigten. Es gab Bücher in denen Frauen berichteten, wie sie Sex mit dem Satan hatten und vieles mehr.

Unterdessen habe ich lange keine Bücher mehr gesehen, die solche Lebensgeschich-ten erzählen. Ich weiss nicht, weshalb sie damals so „in Mode“ waren. Doch sie haben uns „gruselig beeindruckt“. Sie haben mich - und meine Kollegen, die sich auch gelesen haben - irgendwie verunsichert: Kann das wirklich sein? Weshalb geschehen solche Dinge? Ich lese zwar davon, doch alle Erlebnisse sind doch immer sehr weit weg von mir und von uns.

In den letzten wenigen Jahren gab es ein anderes Thema auf dem christlichen Buch-markt. Es kamen einige Bücher heraus von Menschen, die klinisch Tod waren und in ihren Büchern erzählen, was sie alles erlebt und gesehen haben: Wie sie Jesus begegnet sind und wie sie die Ewigkeit gesehen haben (z.T. mit ihren verstorbenen Verwandten) und ei-nige auch einen Blick in die Hölle bekommen haben. Mir gefallen zwar diese Bücher eini-ges besser, bleibe jedoch auch hier etwas skeptisch. Und doch frage ich mich auch hier: Weshalb gibt es die innerhalb weniger Jahre in solchem Ausmass - ähnlich wie vor 25 Jahren die Bücher über die - so nannten sie sich manchmal „Satansbräute“?

Wenn wir über das „Ich bin Wort“ Jesu nachdenken, in dem er von sich sagt, dass er die Auferstehung und das Leben sei (Johannes 11,25), dann werden wir mitten in eine Geschichte hinein genommen, in der ein Mensch stirbt und von Jesus zum Leben erweckt wird: Lazarus. Das spezielle an dieser Geschichte ist - verglichen mit den Büchern von heute von Menschen, die kürzer oder länger „tot“ waren -, dass Lazarus kein Wort darüber verliert, was er während dieser vier Tage gesehen und erlebt hat. Kein Wort. Hat ihn nie-mand danach gefragt? Hat das damals niemanden so interessiert wie es heute anschei-nend die Menschen interessiert? Heute hätte er sein Buch gut verkaufen können. Und nicht nur bei Lazarus fällt dies auf, nein, auch beim Jüngling von Nain (Lukas 7,11-17), bei der Tochter von Jairus (Matthäus 9,18-26) und bei Tabita (Apostelgeschichte 9,36-43) ist das je ein Thema. Niemand erzählt von der Erfahrung des Tod seins. Auch Jesus selber nicht, der gestorben und auferstanden ist! Und speziell ist, dass anscheinend diese Toten-erweckungen nicht einfach dazu geführt haben, dass damit endlich alle Zweifel an Jesus ausgeräumt waren und alle Menschen zum Glauben kamen. Nein, ganz im Gegenteil: Im Johannesevangelium merken wir, dass die Erweckung von Lazarus gerade dazu geführt hat, dass Jesus endlich sterben muss!

Wenn Jesus also davon spricht, dass er die Auferstehung und das Leben sei, was meint er damit? Was hat es damit auf sich - für uns heute, die wir noch mehr oder weniger mitten im Leben stehen?

Wenn wir als Menschen miteinander reden, dann erleben wir immer wieder Verständi-gungsprobleme. Ich staune selber, was ich alles falsch verstehen kann oder was andere von mir falsch verstehen (wo ich es doch so gut gesagt und erklärt habe). Manchmal sagt man ein Wort, das total verschiedene Inhalte und Vorstellungen haben kann - und schon ist die Verständigung gescheitert.

Frage: Was verstehst Du unter „Leben“? Welche Vorstellung hast Du davon? Oder auch: Was verstehst Du unter „Auferstehung“? Welche Vorstellung hast Du von diesem Wort? Wir alle haben von diesen beiden Worten unsere klaren, manchmal sehr fixen Vor-stellungen. Doch, stimmen diese wirklich auch mit dem Überein, was Jesus hier meint? Kann es nicht doch sein, dass wenn wir uns als Menschen schon immer wieder falsch ver-stehen, Verständigungsprobleme noch viel mehr mit Jesus „normal“ sind? In dem Ab-schnitt, in dem Jesus von sich sagt, dass er „die Auferstehung und das Leben“ sei, sind auf jeden Fall ganz viele Verständigungsprobleme drin. Wenn Jesus davon spricht, dass Lazarus „nur schläft“, meint er, dass er gestorben ist. Wenn er sagt, dass diese Krankheit bei Lazarus nicht zum Tode führt sondern zur Verherrlichung Gottes, meint er doch, dass zwar Lazarus stirbt und gerade dadurch die Verherrlichung Gottes geschieht.

Als Martha zu Jesus kommt, sagt sie etwas ganz wunderbares, nachdem sie Jesus auch vorwirft: „Herr, wärst du hier gewesen, wäre mein Bruder nicht gestorben“: „Aber auch jetzt weiss ich, was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben.“ Das Vertrauen von Martha scheint extrem gross zu sein - und doch weiss sie nicht recht, was sie denn erwar-ten soll, dass Jesus tut. Auf jeden Fall doch nicht unbedingt, dass Jesus den Lazarus auf-erweckt... Denn auf die Bemerkung von Jesus, dass Lazarus auferstehen wird, sagt sie ganz klar: „Ja, Lazarus wird auferstehen, das glaube ich, doch am Jüngsten Tag.“ Und ge-nau das macht ihr ja Mühe: Jetzt möchte sie, dass Lazarus noch lebt und mit ihr sprechen kann; dass Jesus ihn geheilt hätte, solange er noch krank war und er deshalb nicht hätte sterben müssen.

Und hier scheint ein Schlüssel zu liegen: Wir Menschen glauben an schöne Abfolgen. Wir rechnen immer mit „einem nach dem anderen“ und planen auch das ganze Leben so: Jetzt muss ich das machen, dann das nächste. Jetzt darf oder kann ich das machen, in einigen Jahren kann und darf ich mehr machen. Doch Martha spricht mit Jesus, der aus der Ewigkeit kommt. Und in der Ewigkeit gibt es weder Vergangenheit noch Gegenwart noch Zukunft. Dort gibt es keine Zeit. Und deshalb braucht Jesus auch nicht in Vergan-genheit oder Zukunft zu sprechen, sondern spricht in „bleibender Gegenwart“: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt, und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmer sterben.“ Und doch ist Lazarus doch gestorben. Doch zum Zeichen, dass dies wahr ist, ruft Jesus wenig später ins Grab hinein: „Lazarus, komm heraus!“ Und Lazarus, der schon vier Tage tot war und der Verwesungs-geruch schon riechbar war kommt tatsächlich heraus. Doch wissen wir auch, dass Lazarus einige Jahre später wieder gestorben ist - um wieder neu zu leben und eine weitere Aufer-stehung zu erleben.

Was verstehst Du unter „Leben“, was unter „Auferstehung“? Für Jesus scheint Leben und Auferstehung ein fortwährender Prozess zu sein, in dem „Ewigkeitswirklichkeit“ sicht-bar wird. Der Tod scheint darin zwar eine irdisch-menschliche Realität zu haben, die aber doch schlussendlich „kraftlos“ bleibt und keine Chance hat, das Leben aufzuhalten!

Doch ist es schwer, damit umzugehen. Und zwar nach meinen Erfahrungen in zwei Richtungen: Der Tod ist in der Bibel (vor allem in den Psalmen wird das ganz stark sicht-bar) nicht einfach etwas, das am Ende des Lebens kommt. Sondern immer wieder greifen die „Todespranken“ nach dem Leben, in Krankheit, Verletzungen, Unfall, Krieg, Konflikten, usw. Und so oft beten Menschen in den Psalmen darum, dass Gott in diese „Todessituati-onen“ eingreift und neues Leben schenkt. Ich will lernen zu sehen, dass hier etwas von dieser Auferstehungskraft und Lebenskraft von der Ewigkeit her sichtbar ist in meinem Le-ben. Diese „negativen Umstände“ will ich mit diesen Augen sehen! Ich habe schon viele „Auferstehungen“ erlebt - und ich bin überzeugt, ihr alle auch! Habt Ihr das gemerkt?

Und trotz allem hat die biblischen Beter auch den „irdisch-abschliessenden Tod“ erreicht - und wir wissen, dass auch wir nicht um das herum kommen! Nichts ist so sicher als das

Sterben auf dieser Welt. Wenn Menschen von Todeserfahrungen berichten und was sie dabei erlebt haben, dann kommt meist nachher als „grosser Lernprozess“, dass sie das Leben auf dieser Erde noch viel bewusster leben und gestalten wollen. Sie sehen auch dieses irdische Leben - aus der Perspektive des Todes und der Ewigkeit - in einem neuen Licht. Doch, müssen wir denn alle zuerst einmal klinisch Tod sein um zu dieser Erkenntnis zu kommen? Reicht es nicht, zu sehen und zu lesen - gerade durch solche Texte und Ich-bin-Worte von Jesus -, was es bedeutet hier auf dieser Erde für 70, 80 oder noch mehr Jahre zu leben? Welchen Sinn es hat und wie dieses Leben gestaltet werden kann als ein „Prozess des Lebens und des Auferstehens“? Gerade in und durch die Schwierigkeiten? - Und gleichzeitig: Gibt es uns nicht einen neuen Blick auch für das, was nach dem Tod kommt? Will Jesus hier nicht auch ermutigen zu sehen, dass dem Tod eben wirklich die Macht genommen ist? Ich weiss, für die Hinterbliebenen ist es wohl immer schwierig. Vor 10 Tagen haben wir vernommen, dass relativ kurz vor unserer Ankunft in Kambodscha der einzige Sohn eines Ehepaares bei einem Unglück ums Leben gekommen ist. Solange er mit schweren Verletzungen im Spital lag, haben sie gebetet und viele der Gemeinden ein-geladen, mit ihnen zu beten, dass er wieder gesund wird. Als er dann doch starb, haben sie Gott gedankt, dass er jetzt - ohne Schmerzen und Behinderungen - bei ihm sein darf. - Vor vielen Jahren habe ich eine Familie begleitet. Das dritte Kind kam mit einer Genstö-rung auf die Welt und ist nach einem halben Jahr gestorben. Die Familie hat viel gebetet und alles getan, was in ihrer Macht war, dass das Kind überleben kann. Wir als Gemeinde haben sie so gut unterstützt wie es ging. Als das Kind dann doch starb, war bis zur Grab-legung die Hoffnung und der Glaube, dass Gott ein noch grösseres Wunder tut und sich als Herr erweist und das Kind vom Tod erweckt. Das geschah nicht. Die Mutter ist daran verzweifelt. Sie hat den Glauben an Gott damit verloren. Er hat sie so enttäuscht.

Zwei Familien erleben eine ähnliche Situation und gehen doch so anders damit um. Beide haben geglaubt und gehofft, dass Jesus die Auferstehung und das Leben ist - und während es für die eine Frau zum „Glaubensverlust“ kam, blieb die andere Familie im Ver-trauen, dass das Wort Jesu stimmt.

Welches Bild haben wir von „Leben“ und von „Auferstehung“? Und welche Bilder, wel-che Informationen, welche Bücher brauchen wir, um uns ein neues, „biblisches Bild“ davon zu machen? Jesus sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben!“ Und das muss rei-chen! AMEN

Predigt: Johannes 14,6: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben

Liebe GemeindeThomas fragt Jesus nach dem Weg und erhält diese Antwort: „Ich bin der Weg, die

Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater ausser durch mich“ (Joh. 14,6). Es geht nicht um irgendeinen Weg, sondern um den Weg zum Vater.

Jesus als EINZIGER Weg zum Vater ist nicht sehr populär, aber wenn wir auf das Ziel achten, macht seine Aussage Sinn. Es geht nicht um Erleuchtung oder Nirvana, sondern um den Vater-Gott, eine innigere Vertrautheit mit unserem Schöpfer gibt es nicht.„Ich bin der Weg“

Hier zwei Bilder von zwei verschiedenen Wasserwegen:

Welchen würdet ihr spontan eher Jesus als Weg zuordnen? (Ergebnis: ca. 50 zu 50)Der korrigierte Fluss:

• schön geordnet• optimale Fliessgeschwindigkeit verhindert ungewollte Kiesablagerungen• seitliche Dämme verhindern Überschwemmungen bei normalem Hochwasser, das

umliegende Land bleibt trocken• braucht verhältnismässig wenig Platz, Ackerland bis nahe an den Fluss• wenig Leben

Der wilde Fluss:• sich stets verändernde Flusslandschaft• braucht viel Platz• bei Hochwasser werden je nach dem grössere Gebiete überschwemmt• Lebensraum für viele Tiere und PflanzenJesus sagt von sich, er sei das Leben. Daher kommt nur der wilde Flusslauf in Frage,

denn der korrigierte ermöglicht nur sehr wenig Leben. Der korrigierte Fluss ist für mich ein sehr illustratives Bild, wie sich unser Leben weitgehend abspielt: Gegen alle möglichen Gefahren gibt es ein Gesetz, von allen Seiten wird das Leben eingeschränkt. Die vielen Vorschriften verhindern zwar einige negative Auswüchse, sie verhindern aber ebenso zu-verlässig alle positiven Entwicklungen, ja sie dämpfen das Leben.

Wir Christen sind von diesem Zeitgeist auch beeinflusst, etwa wenn es darum geht, das Evangelium weiterzusagen. Wir sind als Kirchen schön kanalisiert und so lange wir nicht

die Leute mit dem Evangelium konfrontieren, lässt man uns in Ruhe. Dementsprechend wenig Leben kann sich entfalten.

Jesus möchte uns ein Weg sein, der vielmehr dem wilden Flusslauf entspricht:• wild und unberechenbar• sich verändernd• einen weiten Raum einnehmend, der viel viel Leben ermöglicht!In dieser Flusslandschaft kommt es immer wieder zu Dramen: Ganze Ameisenhaufen

werden weggespült, Tiere ertrinken, andere trocknen aus, weil der Fluss seinen Lauf än-dert. Aber trotzdem: Diese wilde Flusslandschaft ermöglicht tausendmal mehr Leben als der sterile, korrigierte Flusslauf!„Ich bin die Wahrheit“

Definition von Wahrheit: Wahrheit ist - Unwahrheit tut als ob. Jesus ist der Seiende, der der einfach IST, so wie Gott sich dem Moses vorgestellt hat.

Auch hier: Die Wahrheit als lebendige Person und nicht als starres Gesetzeswerk. Das Tolle daran: Alle Menschen, die nach Wahrheit suchen, suchen JESUS, egal ob sie sich dessen bewusst sind oder nicht!„Ich bin das Leben“

Jesus sagt: „Ich lebe und ihr sollt leben!“ (Joh 14,19) In uns allen steckt eine tiefe Sehnsucht nach Leben. Wirklichem Leben, nicht nur dahinvegetieren und funktionieren. Gleichzeitig fürchten wir dieses wilde, freie Leben, da es voller Unsicherheiten ist.

Menschliches Leben hat auch immer mit Liebe zu tun. Leben = Lieben. Wo die Liebe fehlt, da stirbt etwas wesentliches und es „tötelet“. Aber eben: die Liebe ist etwas verletzli-ches. Wie oft wurden wir schon enttäuscht und haben uns als Folge davon Schutzmauern aufgerichtet. Und das ist nun das Evangelium: Jesus möchte das wir voll leben. Ja, er selbst will in uns wohnen und so SEIN Leben in uns entfalten. Der Weg, den er mit uns gehen will ist nicht berechenbar, er gleicht vielmehr dem mäandernden Fluss: wild, sich verändernd, dynamisch, voll von Drama.

Aber auch voll von Leben, nicht nur in uns, sondern auch um uns herum! Wie können wir die Furcht überwinden, die uns immer wieder daran hindert, das Leben in der Fülle aus der Hand Jesu anzunehmen?

• IHN mehr und mehr erkennen. Nur so erkennt unsere Seele, dass sie in diesem un-berechenbaren Abentuer von einer liebenden Hand getragen ist. Ich weiss, wie leicht sich das sagt und wie schwer das ist, wenn eine Seele verwundet ist. Aber es gibt keinen anderen Weg zur Heilung.

• selbst errichtete Dämme überwinden, abbrechen. Z.B. auf Menschen zugehen, wenn wir spüren, dass Gott sie uns aufs Herz legt, oder den Glauben ansprechen, wenn wir spüren, dass es angezeigt ist. Kein „du musst“!

• Pfeifen wir auf die "Political Correctness". Glaube ist nicht nur Privatsache!• Den Irrglauben aufgeben, dass ein Gott wohlgefälliges Leben ein Leben ohne Drama

ist. Nicht einen statisch „korrekten“ Zustand anstreben, sondern ein dynamisches Leben, so wie es der wilde Fluss darstellt.

Also machen wir es so die Ingenieure im Wasserbau: Sie haben erkannt, dass die Flusskorrekturen des letzten Jahrhunderts ihre gravierenden Nachteile haben. Deshalb werden immer mehr korrigierte Flussläufe "revitalisiert". Brechen wir also unsere Dämme ab und lassen dem Leben Jesu in uns freie Bahn!

AMEN

Predigt: Johannes 8,12: Ich bin das Licht der Welt

Liebe GemeindeAuch das heutige „Ich bin“ Wort gehört zu den grossen Offenbarungsworten im Johan-

nesevangelium mit denen Jesus sich selbst, sein innerstes Wesen und seinen Auftrag verständlich macht. In den letzten zwei Monaten haben wir verschiedene Predigten in die-sem Zusammenhang gehört. Diese Predigtreihe wird mit der heutigen Auslegung nun ab-geschlossen.

„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Ein Bibelwort, das an Klarheit und Zuspruch keinen Zweifel offen lässt. Das Evangelium von Jesus Christus wird hier besonders treff-lich verkündet. Kein Wunder, dass deshalb Joh. 8,12 der Tauf-, Konfirmations- oder Trauspruch vieler ist.

Jeder darf beim Hören dieser Worte ein inneres Licht sehen. Ein Licht, das warm in die uns oftmals umgebende Dunkelheit scheint und uns den Weg erleuchtet. Wir können si-cher und geborgen durch alle Dunkelheiten dieser Welt schreiten, im Wissen, dass Jesus unser Licht sein wird. Wer diesem Licht folgt, dem wird es sich niemals entziehen.

Um uns die Bedeutung dieser Worte klar zu machen, vergegenwärtigen wir uns die Si-tuation, in welcher Jesus das gesagt hat. Es ist am Ende des Laubhüttenfestes. Während diesem Fest findet an einem Abend eine Zeremonie statt, die als Illumination des Tempels bezeichnet wird. In der Mitte des Hofes wurden vier grosse Armleuchter aufgestellt. Sobald es dunkelte, wurden sie angezündet und verbreiteten eine solche Helligkeit, dass von ih-rem Schein sämtliche Höfe in Jerusalem überglänzt gewesen sein sollen. Die ganze Nacht hindurch tanzten die Anführer der Juden, die weisen und heiligen Männer des Volkes Isra-el, sangen Freudenpsalmen zum Lobe Gottes und das Volk sah ihnen dabei zu. Versucht einmal, euch diese Situation vorzustellen. Die Nächte sind noch angenehm warm. So zwi-schen 19 und 24 Grad. Die Dunkelheit ist hereingebrochen, die Grillen zirpen und alle war-ten in freudiger Erwartung dessen was jetzt kommt. Und dann werden die Leuchter ange-zündet. Einer nach dem anderen. Und aus der Dunkelheit wird Licht. Und dann beginnen die Anführer zu tanzen und singen Freudenpsalmen. Vielleicht wurde dazu auch Musik gemacht. Alles in Allem eine fröhliche Stimmung. Aber wie jedes Fest geht auch dieses einmal zu Ende. Der Morgen und damit auch das Licht kommt, die Kerzen erlöschen und die Gesänge verstummen. Und nachdem das Laubhüttenfest beendet ist, steht nun Jesus vor den Menschen, die dies erlebt haben, und sagt: „Ich bin das Licht der Welt und für alle, die mir nachfolgen wird es hell sein. Nicht nur eine Nacht, sondern auf dem ganzen Le-bensweg. Das Licht des Tempels ist ein strahlendes Licht, aber einmal beginnt es zu fla-ckern und erlischt. Ich dagegen bin für alle Menschen das Licht, das ewig leuchtet“.

Habt ihr bemerkt? Jesus sagt nicht: Ich kenne ein Licht oder ich gebe ein Licht. Nein, er sagt: Ich bin das Licht. Wieder einmal richtet Jesus den Blick auf sich und seine Gottver-bundenheit. Nur schon mit den Worten „Ich bin“ nimmt Jesus die Selbstoffenbarung Gottes auf, wie sie in 2. Mose 3 beschrieben ist, auf. Es handelt sich dabei um die Geschichte vom brennenden Dornbusch. Dort sagt Gott zu Moses: “Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.“ So kann nur Gott sprechen und nur Gott kann sagen: „Ich bin das Licht der Welt.“ Indem Jesus diese Worte gebraucht, zeigt er auch seine Einheit mit Gott auf. Er ist Gottes erleuchtende und lebensschaffende Gegenwart in der Welt. In Jesus allein haben wir wirklich Gott als Licht der Welt.

Bei der Schriftlesung haben wir die Verse 1-11 gehört, in welchen die Geschichte der Ehebrecherin erzählt wird. Und in diese Situation hinein, wo jemand eine Sünde begangen hat, die mit den Tod zu bestrafen ist kommt Jesus und vergibt die Schuld. Er erscheint als

Licht ins Dunkel dieser Frau. Er gibt ihr eine neue Chance. Er zeigt ihr einen Weg aus dem Dunkel des Unrechts. „Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr.“ In welches Dunkel in deinem Leben darf Jesus gerade jetzt und heute sein Licht scheinen lassen und Dir einen Ausweg zeigen? Ist es vielleicht die nicht ganz genau ausgefüllte Steuererklärung, das unversöhnt sein mit einem Mitmenschen, eine Lüge oder zumindest eine wesentliche Übertreibung, ein falsches oder böses Wort gegenüber einem anderen Menschen? Oder ist es deine gesundheitliche oder familiäre Situation die dich fordert oder überfordert. Hast Du Probleme am Arbeitsplatz? Ich denke du weisst es selbst am besten.

Denkt einen kurzen Moment darüber nach. Pause„Ich bin das Licht der Welt, Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis,

sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Jesus nachfolgen. Das ist eine Vorausset-zung, dass uns dieses Licht erhalten bleibt. Nachfolgen bedeutete damals und auch heute noch, Jesus folgen, wie es z.B. Soldaten tun, die Ihrem Anführer folgen. Sie folgen ihm in absolutem Gehorsam, egal wohin er sie führt. Oder wie damals die Sklaven ihrem Herrn überall hin folgten und stets zu seiner Verfügung standen. Immer bereit, ihm zu Diensten zu sein, seine Aufträge auszuführen. Nachfolgen bedeutet auch, sich der Meinung, der Entscheidung oder dem Urteil eines klugen Ratgebers anzuschliessen. Wer im Zweifel ist wegen einer Sache sucht Rat bei erfahrenen und klugen Menschen. Aber eigentlich ist Je-sus der einzig wahre Ratgeber und Sachverständige. Und wer sich bei seinem Tun und Lassen von seinem Rat leiten lässt, der handelt klug. Denn auch die eigene Weisheit ist immer nur Teilwerk. Dies hat schon der Prediger Salomo erkannt. So schreibt er in Predi-ger 1,17: „Und ich richtete mein Herz darauf, dass ich lernte Weisheit und erkenne Tollheit und Torheit. Ich ward aber gewahr, dass auch dies ein Haschen nach Wind ist.“

Dabei ist mir bewusst, dass das Hören auf Jesus und sich von ihm leiten lassen, nicht immer so eine einfache Sache ist. Wie viele Male habe ich um einen Rat gebeten und kei-ne Antwort erhalten. Auf jeden Fall keine direkte. Und wie viel Mal habe ich gehofft, dass Jesus mir den Weg erleuchtet und habe mich trotzdem alleine und im Dunkeln gefühlt. Kennt ihr das? Und doch sage ich heute, dass ich trotz aller Zweifel und aller Gefühle des Alleinseins, nie alleine gewesen bin! Zurückblickend darf ich sagen, dass er immer bei mir war. Nur ist der Weg, den er mir gezeigt hat, nicht immer der Weg gewesen, den ich sehen wollte. Darum spricht Gott: „Meine Wege sind nicht deine Wege und meine Gedanken sind nicht deine Gedanken.“ (Jesaja 55,8) Das bedeutet: Ich muss schon ganz gut und manchmal ganz geduldig hinhören bis ich die Worte Jesu höre und verstehe, was er mir sagen will. Und ich wünsche mir und Euch, dass ich immer wieder aus tiefster Überzeu-gung das sagen kann, was Paulus in Römer 8,38 ausdrückt: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, unserem Herrn.“

Kommen wir zurück zu unserem Text. Jesus sagt von sich: „Ich bin das Licht der Welt.“ Er geht aber noch weiter. Er überträgt diese Aussage auch auf seine Jünger. In Math. 5,14-16 steht: „Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Jesus will, dass wir nicht nur sein Licht für uns empfangen. Nein, er fordert seine Jünger und damit auch uns auf, ebenfalls ein Licht auf dieser Welt zu sein. D.h. eigentlich fordert er uns nicht dazu auf. Er sagt ja: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Ich interpretiere das dahingehend, dass er davon ausgeht, dass wenn wir sein Licht empfangen gar nicht an-ders können, als auch Licht zu sein. Wir sollen nicht, wir müssen nicht, sondern es ist uns ein Bedürfnis dies zu tun. Er will uns sagen, dass wir dieses Bedürfnis nicht unterdrücken sollen. Z.B. aus Angst vor der Reaktion der anderen Menschen. Jeder und jede soll ein

Licht auf dieser Welt sein. Und so, wie es für die vielen verschiedenen Bedürfnisse viele verschiedene Arten von Licht gibt, so soll jeder so Licht sein, wie es seinen Möglichkeiten entspricht und so, wie es die Situation erfordert. Ihr stellt Euch ja auch nicht ein Flutlicht, so wie es auf Fussballplätzen verwendet wird, auf den Nachttisch. Nein, dort braucht es etwas kleines feines.

Umgekehrt könnt ihr mit einer Nachttischlampe keinen Fussballplatz erhellen. Nein dort braucht es dann das Flutlicht. Und so, wie diese zwei Lampen verschieden sind, unter-schiedlicher kaum sein könnten, so verschieden sind wir und unsere Gaben. Und so un-terschiedlich sollen wir sie einsetzen.

Ich komme zum Schluss. Im Gegensatz zu Licht steht Finsternis. Sie steht für Orientie-rungslosigkeit, Bedrohung und Tod. Deshalb darf unsere Freude grenzenlos sein, wenn Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt“, wenn wir sein Licht empfangen und uns von ihm leiten lassen dürfen. Und genau so gross ist die Freude der Menschen, denen wir Licht sind. Mache dich auf und werde Licht. Gehe hinaus in die Welt und tu Gutes den Men-schen, die im Dunkeln leben. Den Armen, Kranken, Schwachen den Aussenseitern und den Gescheiterten. Tu Gutes dem Menschen der dich jetzt, vielleicht gerade heute, braucht. Sei dem, der ein Buch lesen will die kleine feine Nachttischlampe. Und wenn es deiner Art entspricht, sei dem Fussballspieler das Flutlicht. Egal wie, aber: „gehe hin und werde Licht“.

Amen