Gebläsehalle und Dynamo-Zentrale müssen erhalten bleiben

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Tageblatt Montag, 18. April 2016 • Nr. 91 50 ESCH BELES Ungewöhnlich viele Mit- glieder sowie Jean Spautz, ehe- maliger Präsident der Abgeord- netenkammer, und die Schöffin- nen Simone Asselborn und Myri- am Cecchetti mit fünf weiteren Sanemer Gemeinderäten aller Couleur nahmen an der Jahres- hauptversammlung des Freun- deskreises der Belvaler Hochofen A und B am Freitag im „Metzer- lach“ teil, aber kein einziger Ver- treter der Escher Gemeindever- waltung. Für die „Amicale“ ist laut Präsi- dent Robi Gales und Sekretär Dan Cao die Erhaltung wichtiger Bestandteile und Produktions- stätten in höchstem Maße gefähr- det, so z.B. die Gebläse- und Dy- namo-Zentrale, laut Gales „déi zwou grandios an eenzgaarteg Halen mat deenen authente- schen, giganteschen an onersetz- leche Schmelzemaschinnen“. Auch die beeindruckenden Wand- und Gas-Leitungen zwi- schen der Gebläsezentrale und dem Hochofen A mit ihrem Durchmesser von anderthalb bis zwei Metern seien ein Symbol für die industrielle Kultur und müss- ten unbedingt erhalten bleiben. Die Argumente der Abriss-Be- fürworter (Sicherheit und Kosten bei einer Renovierung) seien eher dürftig, der Vorschlag, die Lei- tungen durch Lichtstrahlen zu er- setzen, lediglich ein Ablenkungs- manöver und zudem lächerlich. Briefe unbeantwortet Vor Jahren hatten die Verant- wortlichen des Fonds Belval ver- sprochen, dass es jetzt definitiv Schluss sei mit dem Abriss weite- rer Anlagen. Jetzt hüllen diesel- ben Leute sich in abgrundtiefes Schweigen und beantworten nicht einmal einen Brief der „Amicale“ vom Januar dieses Jah- res, in dem diese eine Zusam- menkunft vorschlug, um über die Zukunft derselben Anlagen zu diskutieren. Unverständlich für Robi Gales auch das Schweigen der Escher Lokalpolitiker: „Mär fuerderen dofir déi Escher Ge- mengevertrieder op, sech dësem onnéidegen Ofrappen vun de Leitungen ze widdersetzen, well déi Aktioun nëmmen eng weider kulturell Degradatioun vun deem Escher Site mat sech bréngt, an dat an engem Moment, wou Esch a seng Nopeschgemengen hir Kandidatur fir d’Kulturjoer 2022 soll konfirméiert kréien.“ Alarm schlagen will die „Ami- cale“ auch hinsichtlich des pro- grammierten Abrisses der Mölle- rei, die nicht dasselbe Schicksal erleiden dürfe wie die bereits un- ter Wasser stehende Anlage auf „Terres-Rouges“. Der Forde- rungskatalog der „Amicale“ ist al- lerdings damit nicht abgeschlos- sen. Man kann die wichtigsten davon in einem Tageblatt-Bei- trag nachlesen, der bereits am 25. März 2012 veröffentlicht wur- den. Vergessen dürfe man nicht, dass die Erhaltung der Belvaler Industrieanlagen seinerzeit ge- setzlich festgelegt wurden, eben- so wie die Finanzierung des Pro- jekts. Zehnjähriges Jubiläum Jean Spautz, Ehrengast der Ver- anstaltung, der während 20 Jah- ren im Walzwerk von Arbed Bel- val gearbeitet hatte, sollte seinem Unmut über die „Frechheit“ des Fonds Belval, keine Briefe zu be- antworten, und die anmaßende Haltung dieser Leute freien Lauf lassen. Dieses Verhalten und das der Schmelzherren bezeichnete er in seinem Diskussionsbeitrag als „Kapitalismus der übelsten Art“. Zu den „normalen“ Tätigkeiten des Freundeskreises, der mittler- weile 369 Mitglieder zählt, gehör- ten im Jahr 2016 laut Bericht von Sekretär Dan Cao die Beteiligung an zahlreichen Veranstaltungen wie der Escher „Nuit de la cultu- re“, des 2. Hochofenfests des Fonds Belval, der Barbarafeier und der Feier am Tag des hl. Egi- dius, Schutzpatron der Stahlar- beiter. Das Programm für das lau- fende Jahr ist ebenso ehrgeizig. Am 18. Juni feiert die „Amicale“ ihr zehnjähriges Bestehen. Nach der Niederlegung eines Blumen- gebindes am Denkmal „Als Erën- nerung un d’Leit vun de Schmel- zen“ werden kurze Ansprachen von Robi Gales und Denis Scuto, Vorsitzender des Organisations- komitees, gehalten und am Nachmittag desselben Tages fin- det auf dem Fußballplatz in Schouweiler ein Blitzturnier für Betriebsmannschaften statt. Im Rahmen desselben Jubilä- ums erscheint eine Broschüre, die man zum Preis von 10 Euro erstehen kann. Auf Antrag der „Amicale“ gießt die Firma Mas- sard aus Kayl eine „Tak“ mit dem Motiv „Erster Abstich von Hoch- ofen 1 am 30.9.1911“. Im Sep- tember dieses Jahres wird man sich bei einem Ausflug zum Sid- mar (Arbed)-Werk in Gent bege- ben, das übrigens mithilfe von lu- xemburgischen Ingenieuren auf- gebaut wurde. Der Vorstand setzt sich wie folgt zusammen: Robi Gales, Prä- sident, Marcel Bouschet, Vize- präsident und Archivar, Dan Cao, Sekretär, Gino Pasqualoni, Kassierer, Armando Bartocci, Misch Feinen, Simone Heider- scheid, Ed Huberty, Ferruccio Licciardi, Camille Liesch, René Mackel, Camille Mahowald, Edy Sand, Benny Weber und Ray- mond Weyland, Beisitzende. FH „AMICALE“ DER HOCHOFEN A UND B Gemeinde und Fonds Belval in der Kritik Kopfzerbrechen und ernsthafte Sorgen machen sich die Mitglieder der „Amicale des hauts-fourneaux A et B“ von Arbed-Belval über die Erhaltung der industriellen Anlagen. Und üben dabei unverblümte Kritik an den Escher Lokalpolitikern und am Fonds Belval. „Gebläsehalle und Dynamo-Zentrale müssen erhalten bleiben“ Foto: Luc Laboulle Die Zukunft der Gebläsehalle auf Belval ist immer noch ungewiss Foto: Isabella Finzi Der Vorstand der „Amicale“ mit Präsident Robi Gales (4.v.l.) und Sekretär Dan Cao (3.v.l.) Während die Sanemer Lokal- politiker mit einer starken De- legation (sieben von 15 Ge- meinderatsmitgliedern) an der Generalversammlung teilnah- men, obschon ihre Gemeinde keinen direkten Bezug zu den Belvaler Hochofen hat, glänz- ten ihre Escher Kollegen durch völlige Abwesenheit. Obschon sich Schöffe Martin Kox („déi gréng“) offiziell ange- meldet hatte, blieb er der Ver- sammlung ohne Entschuldi- gung fern. Diese Escher Abwesenheit pro- vozierte den Zorn von Sekretär Dan Cao. Verstärkt wird da- durch die Vermutung, dass aus- gerechnet die Lokalpolitiker je- ner Stadt, die 2022 das Euro- päische Kulturjahr veranstalten wollen, die Pflege ihrer eigenen industriellen Kultur aufgege- ben haben und wenig Interesse am Erhalt der Belvaler Anlagen zeigen, ganz im Gegenteil zur früheren Bürgermeisterin Ly- dia Mutsch, die sich zusammen mit Jean Spautz für die Erhal- tung der Hochofen starkge- macht hatte. Kritik an Escher Lokalpolitikern Persönlich erstellt für: Robert Gales

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Beitrag aus "tageblatt" vom Montag den 18. April 2016

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TageblattMontag, 18. April 2016 • Nr. 9150 ESCH

BELES Ungewöhnlich viele Mit-glieder sowie Jean Spautz, ehe-maliger Präsident der Abgeord-netenkammer, und die Schöffin-nen Simone Asselborn und Myri-am Cecchetti mit fünf weiterenSanemer Gemeinderäten allerCouleur nahmen an der Jahres-hauptversammlung des Freun-deskreises der Belvaler HochofenA und B am Freitag im „Metzer-lach“ teil, aber kein einziger Ver-treter der Escher Gemeindever-waltung.

Für die „Amicale“ ist laut Präsi-dent Robi Gales und SekretärDan Cao die Erhaltung wichtigerBestandteile und Produktions-stätten in höchstem Maße gefähr-det, so z.B. die Gebläse- und Dy-namo-Zentrale, laut Gales „déizwou grandios an eenzgaartegHalen mat deenen authente-schen, giganteschen an onersetz-

leche Schmelzemaschinnen“.Auch die beeindruckendenWand- und Gas-Leitungen zwi-schen der Gebläsezentrale unddem Hochofen A mit ihremDurchmesser von anderthalb biszwei Metern seien ein Symbol fürdie industrielle Kultur und müss-ten unbedingt erhalten bleiben.

Die Argumente der Abriss-Be-fürworter (Sicherheit und Kostenbei einer Renovierung) seien eherdürftig, der Vorschlag, die Lei-tungen durch Lichtstrahlen zu er-setzen, lediglich ein Ablenkungs-manöver und zudem lächerlich.

Briefe unbeantwortetVor Jahren hatten die Verant-wortlichen des Fonds Belval ver-sprochen, dass es jetzt definitivSchluss sei mit dem Abriss weite-rer Anlagen. Jetzt hüllen diesel-ben Leute sich in abgrundtiefesSchweigen und beantwortennicht einmal einen Brief der„Amicale“ vom Januar dieses Jah-res, in dem diese eine Zusam-menkunft vorschlug, um über dieZukunft derselben Anlagen zudiskutieren. Unverständlich fürRobi Gales auch das Schweigender Escher Lokalpolitiker: „Märfuerderen dofir déi Escher Ge-

mengevertrieder op, sech dësemonnéidegen Ofrappen vun deLeitungen ze widdersetzen, welldéi Aktioun nëmmen eng weiderkulturell Degradatioun vun deemEscher Site mat sech bréngt, andat an engem Moment, wou Escha seng Nopeschgemengen hirKandidatur fir d’Kulturjoer 2022soll konfirméiert kréien.“

Alarm schlagen will die „Ami-cale“ auch hinsichtlich des pro-grammierten Abrisses der Mölle-rei, die nicht dasselbe Schicksalerleiden dürfe wie die bereits un-ter Wasser stehende Anlage auf„Terres-Rouges“. Der Forde-rungskatalog der „Amicale“ ist al-lerdings damit nicht abgeschlos-sen. Man kann die wichtigsten

davon in einem Tageblatt-Bei-trag nachlesen, der bereits am 25.März 2012 veröffentlicht wur-den. Vergessen dürfe man nicht,dass die Erhaltung der BelvalerIndustrieanlagen seinerzeit ge-setzlich festgelegt wurden, eben-so wie die Finanzierung des Pro-jekts.

Zehnjähriges JubiläumJean Spautz, Ehrengast der Ver-anstaltung, der während 20 Jah-ren im Walzwerk von Arbed Bel-val gearbeitet hatte, sollte seinemUnmut über die „Frechheit“ desFonds Belval, keine Briefe zu be-antworten, und die anmaßende

Haltung dieser Leute freien Lauflassen. Dieses Verhalten und dasder Schmelzherren bezeichneteer in seinem Diskussionsbeitragals „Kapitalismus der übelstenArt“.

Zu den „normalen“ Tätigkeitendes Freundeskreises, der mittler-weile 369 Mitglieder zählt, gehör-ten im Jahr 2016 laut Bericht vonSekretär Dan Cao die Beteiligungan zahlreichen Veranstaltungenwie der Escher „Nuit de la cultu-re“, des 2. Hochofenfests desFonds Belval, der Barbarafeierund der Feier am Tag des hl. Egi-dius, Schutzpatron der Stahlar-beiter. Das Programm für das lau-fende Jahr ist ebenso ehrgeizig.Am 18. Juni feiert die „Amicale“ihr zehnjähriges Bestehen. Nachder Niederlegung eines Blumen-gebindes am Denkmal „Als Erën-nerung un d’Leit vun de Schmel-zen“ werden kurze Ansprachenvon Robi Gales und Denis Scuto,Vorsitzender des Organisations-komitees, gehalten und amNachmittag desselben Tages fin-det auf dem Fußballplatz inSchouweiler ein Blitzturnier fürBetriebsmannschaften statt.

Im Rahmen desselben Jubilä-ums erscheint eine Broschüre,die man zum Preis von 10 Euroerstehen kann. Auf Antrag der„Amicale“ gießt die Firma Mas-sard aus Kayl eine „Tak“ mit demMotiv „Erster Abstich von Hoch-ofen 1 am 30.9.1911“. Im Sep-tember dieses Jahres wird mansich bei einem Ausflug zum Sid-mar (Arbed)-Werk in Gent bege-ben, das übrigens mithilfe von lu-xemburgischen Ingenieuren auf-gebaut wurde.

Der Vorstand setzt sich wiefolgt zusammen: Robi Gales, Prä-sident, Marcel Bouschet, Vize-präsident und Archivar, DanCao, Sekretär, Gino Pasqualoni,Kassierer, Armando Bartocci,Misch Feinen, Simone Heider-scheid, Ed Huberty, FerruccioLicciardi, Camille Liesch, RenéMackel, Camille Mahowald, EdySand, Benny Weber und Ray-mond Weyland, Beisitzende. FH

„AMICALE“ DER HOCHOFEN A UND B Gemeinde und Fonds Belval in der Kritik

Kopfzerbrechen undernsthafte Sorgen machensich die Mitglieder der„Amicale des hauts-fourneauxA et B“ von Arbed-Belvalüber die Erhaltung derindustriellen Anlagen.Und üben dabei unverblümteKritik an den EscherLokalpolitikern und amFonds Belval.

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Die Zukunft der Gebläsehalle auf Belval ist immer noch ungewiss

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Der Vorstand der „Amicale“ mit Präsident Robi Gales (4.v.l.) und Sekretär Dan Cao (3.v.l.)

Während die Sanemer Lokal-politiker mit einer starken De-legation (sieben von 15 Ge-meinderatsmitgliedern) an derGeneralversammlung teilnah-men, obschon ihre Gemeindekeinen direkten Bezug zu denBelvaler Hochofen hat, glänz-ten ihre Escher Kollegen durchvöllige Abwesenheit.Obschon sich Schöffe MartinKox („déi gréng“) offiziell ange-meldet hatte, blieb er der Ver-sammlung ohne Entschuldi-gung fern.Diese Escher Abwesenheit pro-

vozierte den Zorn von SekretärDan Cao. Verstärkt wird da-durch die Vermutung, dass aus-gerechnet die Lokalpolitiker je-ner Stadt, die 2022 das Euro-päische Kulturjahr veranstaltenwollen, die Pflege ihrer eigenenindustriellen Kultur aufgege-ben haben und wenig Interesseam Erhalt der Belvaler Anlagenzeigen, ganz im Gegenteil zurfrüheren Bürgermeisterin Ly-dia Mutsch, die sich zusammenmit Jean Spautz für die Erhal-tung der Hochofen starkge-macht hatte.

Kritik an Escher Lokalpolitikern

Persönlich erstellt für: R

obert Gales