Gedichte erschließen mit allen Sinnen - Cornelsen Verlag · •November2012•Copyright © 2012...

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1 Magazin für die Grundschule • November 2012• Copyright © 2012 Cornelsen Verlag, Berlin NOVEMBER 2012 G edichte gehören zu den ersten sprachlichen Erfahrungen, die viele Kinder machen. Sie werden schon sehr früh vertraut mit Sprüchen, Reimen, Schlafliedern, Abzählversen und Fingerspie- len. Die Bedeutung von Gedichten für den kindlichen Spracherwerb ist damit immens. Auch für den Zweitspracherwerb sollte die Bedeutung von Gedichten nicht unter- schätzt werden. Häufig sprechen Kinder Verse vor sich hin, ohne deren Bedeutung zu kennen. Aber sie lieben den Rhythmus und den Klang der Sprache. Der natürliche und ungezwungene Umgang mit Gedich- ten ist diesen Kindern schon von früh an vertraut. Literatur begegnet Kindern in der Schule häufig in sachtext-orientierter Form. Schon früh arbeiten sie an Texten mit informie- rendem Charakter, lösen in Mathematik Sachaufgaben oder lesen und präsentieren in späteren Klassen Bücher. Die Sprache dient häufig dazu, Wissen und Fakten zu vermitteln. Daneben werden die Kinder in der Schule aber auch an Geschichten, Texte und Gedichte herangeführt, um ihnen die Schönheit und die Möglichkeiten der Sprache näherzubringen. Daran knüpft meist auch nahtlos ein Aufsatzunterricht an, der die Fantasie der Kinder und Jugendlichen zwar anregen und fördern soll, der jedoch immer auch sehr darauf achtet, dass sprachliche Normen gelernt und eingehalten werden. Die Schönheit der Sprache tritt dabei leider oft in den Hinter- grund. Wo schon wird im Unterricht systematisch geübt, Ge- dichte zu schreiben? Gedichte repräsentieren eine Form von Literatur, die eigentlich für die Schule wie geschaffen ist. Sie sind häufig sehr kurz im Vergleich zu Sachtexten. Gedichte in der Schule Gedichte erschließen mit allen Sinnen Seit Generationen begegnen Kinder und Jugendliche Gedichten im Unterricht. Meist lernen sie sie sogar auswendig, doch am Ende der Schulzeit bleibt wenig Positives davon übrig. Warum also sind Gedichte auch heute noch wichtig? Vielfach reimen sie sich, was der Bedeutung der As- soziation beim Leseprozess entgegenkommt. Ihre Spra- che ist häufig sehr offen und vielfach experimentell. In Gedichten ist die Spra- che verdichtet, kein Wort ist überflüssig oder „nur so da- hingeschrieben“. Gedichte lenken den Blick des Lesers auf Einzelheiten, fordern wiederholtes Lesen, um den Rhythmus zu erleben. Jedes Wort ist wichtig, um das Ganze zu verstehen. Gedichte leisten eine Menge. Sie können danach „Vorschläge unterbreiten, sie können aufwiegeln, ana- lysieren, schimpfen, drohen, locken, warnen, schreien, verurteilen, verteidigen, an- klagen, schmeicheln, for- dern, wimmern, auslachen, verhöhnen, preisen, loben, erörtern, jubeln, fragen, verhören, anordnen, forschen, übertreiben, toben, kichern. Sie können jeden Gestus annehmen außer einem einzigen: dem, nichts und niemanden zu meinen, Sprache an sich und selig in sich selbst zu sein.“ 1) Gedichte selbst eignen sich für vieles: Man kann sie lesen, malen, spielen, verändern, schreiben, singen, übersetzen, erle- ben, nacherzählen, bauen, zerschneiden, neu komponieren … und damit interpretieren. Man kann über Gedichte aber auch wunderbar reden. Methoden im Unterricht Gedichte schreiben macht Spaß. 1) Hans Magnus Enzensberger; Allereirauh, 1961, S. 134 © iStockphoto/Carmen Martínez Banús

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Magazin für die Grundschule

• November 2012• Copyright © 2012 Cornelsen Verlag, Berlin

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Gedichte gehören zu den ersten sprachlichen Erfahrungen, die viele Kinder machen. Sie werden schon

sehr früh vertraut mit Sprüchen, Reimen, Schlafliedern, Abzählversen und Fingerspie-len. Die Bedeutung von Gedichten für den kindlichen Spracherwerb ist damit immens.

Auch für den Zweitspracherwerb sollte die Bedeutung von Gedichten nicht unter-schätzt werden. Häufig sprechen Kinder Verse vor sich hin, ohne deren Bedeutung zu kennen. Aber sie lieben den Rhythmus und den Klang der Sprache. Der natürliche und ungezwungene Umgang mit Gedich-ten ist diesen Kindern schon von früh an vertraut.

Literatur begegnet Kindern in der Schule häufig in sachtext-orientierter Form. Schon früh arbeiten sie an Texten mit informie-rendem Charakter, lösen in Mathematik Sachaufgaben oder lesen und präsentieren in späteren Klassen Bücher. Die Sprache dient häufig dazu, Wissen und Fakten zu vermitteln. Daneben werden die Kinder in der Schule aber auch an Geschichten, Texte und Gedichte herangeführt, um ihnen die Schönheit und die Möglichkeiten der Sprache näherzubringen.

Daran knüpft meist auch nahtlos ein Aufsatzunterricht an, der die Fantasie der Kinder und Jugendlichen zwar anregen und fördern soll, der jedoch immer auch sehr darauf achtet, dass sprachliche Normen gelernt und eingehalten werden.

Die Schönheit der Sprache tritt dabei leider oft in den Hinter-grund. Wo schon wird im Unterricht systematisch geübt, Ge-dichte zu schreiben?

Gedichte repräsentieren eine Form von Literatur, die eigentlich für die Schule wie geschaffen ist. Sie sind häufig sehr kurz im Vergleich zu Sachtexten.

Gedichte in der Schule

Gedichte erschließen mit allen SinnenSeit Generationen begegnen Kinder und Jugendliche Gedichten im Unterricht. Meist lernen sie sie sogar auswendig, doch am ende der Schulzeit bleibt wenig Positives davon übrig. Warum also sind Gedichte auch heute noch wichtig?

Vielfach reimen sie sich, was der Bedeutung der As-soziation beim Leseprozess entgegenkommt. Ihre Spra-che ist häufig sehr offen und vielfach experimentell.

In Gedichten ist die Spra-che verdichtet, kein Wort ist überflüssig oder „nur so da-hingeschrieben“. Gedichte lenken den Blick des Lesers auf Einzelheiten, fordern wiederholtes Lesen, um den Rhythmus zu erleben. Jedes Wort ist wichtig, um das Ganze zu verstehen.

Gedichte leisten eine Menge. Sie können danach „Vorschläge unterbreiten, sie können aufwiegeln, ana-lysieren, schimpfen, drohen, locken, warnen, schreien, verurteilen, verteidigen, an-klagen, schmeicheln, for-

dern, wimmern, auslachen, verhöhnen, preisen, loben, erörtern, jubeln, fragen, verhören, anordnen, forschen, übertreiben, toben, kichern.

Sie können jeden Gestus annehmen außer einem einzigen: dem, nichts und niemanden zu meinen, Sprache an sich und selig in sich selbst zu sein.“1)

Gedichte selbst eignen sich für vieles: Man kann sie lesen, malen, spielen, verändern, schreiben, singen, übersetzen, erle-ben, nacherzählen, bauen, zerschneiden, neu komponieren … und damit interpretieren. Man kann über Gedichte aber auch wunderbar reden.

Methoden im Unterricht

Gedichte schreiben macht Spaß.

1) Hans Magnus Enzensberger; Allereirauh, 1961, S. 134

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denen sie die Sätze anordnen müssen. Es gilt die Aufgabe: „Schreibe sechs wichtige Sätze zu dem Thema Weihnachten (Winter). Wähle dann den schönsten oder wichtigsten Satz aus und schreibe ihn noch zwei Mal auf.“ In einem weiteren Schritt werden die Kinder dann aufgefordert, diese acht Sätze in freier Wahl untereinander anzuordnen. Nur so machen sie elementare eigene Erfahrungen über Sprache, die Wirkung von Sätzen und den Aufbau von Texten bzw. Gedichten.

Diese drei vorgestellten Formen lassen sich durch weitere Bei-spiele (Haiku, Vier-Zeilen-Gedicht, Wortsammlungen …) ergän-zen. Wichtig bei allen ist, dass die Kinder Zeit, Ruhe und Geduld brauchen.

An dieser Stelle möchten wir Bertholt Brecht zitieren: „Mit Ge-dichten muss man sich ein bisschen aufhalten, um manchmal herauszufinden, was schön daran ist.“ Wir möchten ihn hier so-gar noch ergänzen: Es braucht auch Zeit herauszufinden, was wichtig und bedeutsam ist. Dies erschließt sich nicht immer nur durch das Lesen und das Gespräch. Manchmal brauchen Kinder die Umwege über das Bild, die Musik, das Rollenspiel, die Verän-derung des Textes, das Nacherzählen oder das Neu-Schreiben.

Nur wenn es gelingt, im Unterricht Freude an Literatur zu vermitteln, werden wir auch Nachhaltigkeit erzeugen können. Denn eine Gesellschaft, die sich ihrer literarischen Wurzeln nicht bedient, wird ärmer werden.

Schlussbemerkung

Bei all den Methoden ist jedoch wichtig, dass diese nie Selbst-zweck sind, sondern einem Ziel dienen: Im Mittelpunkt muss immer der Inhalt des Gedichtes und die Schönheit der Sprache stehen. Auch wenn Kinder und Jugendliche Gedichte verändern, neu schreiben oder auch nur ergänzen, es bleibt immer das Ori-ginal bestehen und muss in Relation zum Neuen gesetzt werden.

Die Erfahrung zeigt, dass Kinder und Jugendliche gerne Gedichte schreiben. Dies liegt sicher mit darin begründet, dass sie Ge-dichte als kurze Textform empfinden. Dadurch können meistens alle Schülerinnen und Schüler Ergebnisse vorweisen, die ihnen selbst Zufriedenheit verschaffen. Auch wichtige Formen der Überarbeitung (Inhalt, Form, Rechtschreibung) lassen sich da-durch überschaubarer gestalten.

Häufig ist das eigene Schreiben von Gedichten jedoch nur die Umsetzung einer vorgegebenen Formatvorlage in einen Ge-dichttext. Vielmehr sollte aber darauf geachtet werden, dass dabei jedes einzelne Wort von großer Bedeutung ist und nicht unüberlegt niedergeschrieben werden darf.

Drei Beispiele freier Gedichtformen3 Elfchen: Kaum eine Schülerin oder ein Schüler durchläuft

heute noch die Schule, ohne ein Elfchen geschrieben zu haben. Auch wenn der Aufbau und die Anzahl der Wörter sehr überschaubar sind, entsprechen die Ergebnisse häufig nicht den Erwartungen. Dies liegt meist daran, dass Wörter einfach addiert werden, bis elf Begriffe auf dem Blatt ste-hen. Der Schreibphase sollte unbedingt eine Reflexions- phase vorgeschaltet werden. „Was ist für dich wichtig, wenn du an Weihnachten denkst?" Erst danach findet der Schreiber die richtigen und zum Thema passenden Worte.

3 Akrostichon: Es kann aus einzelnen Wörtern bestehen, die die Anfangsbuchstaben eines senkrecht geschriebenen Wortes repräsentieren. Die gefundenen Wörter können den gewünschten Buchstaben aber auch in der Mitte des Wortes abbilden. Möglich ist auch, ganze Sätze zu formulieren, die mit einem bestimmten Buchstaben beginnen. Ob einzelne Wörter oder ganze Sätze, es gilt auch hier, wichtige oder auch schöne Wörter und Formulierungen zu finden, die dem Ergebnis eine Bedeutung geben.

3 Rondell: Ein Rondell ist eine Gedichtform, die aus mehreren Sätzen besteht, bei der sich ein Satz drei Mal wiederholt. Häufig hat ein Rondell dann acht Sätze. Auch hier sollten Kinder nicht in formale Vorgaben gepresst werden, nach

Freies Schreiben von Gedichten

Lernen an Stationen in der Grundschule Neue Ausgabe2.–4. Schuljahr Gedichte (6. Auflage)Kopiervorlagen mit CD-ROM (Einzellizenz)978-3-589-22695-5

3 ellen baumbusch arbeitet als Lehrerin an der Grundschule in Friolzheim. Sie war lange Zeit Fortbildnerin im Schulamt Pforzheim und ist Autorin zahlreicher Kopiervorlagen-Hefte aus der Reihe Lernen an Stationen.

3 Hansjörg Laub Seminarschulrat am Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung GWHS in Pforzheim. Zusammen mit Frau Baumbusch Co-Autor zahlreicher Kopiervorlagen-Hefte der Reihe Lernen in Stationen.

Zwei Beispielseiten für schön gestaltete Gedichtsblätter

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Gedichte vortragen, spielen und vertonen

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Ein Gedicht sortieren

Achtung!! Gespensterspuk!! Spukgedicht!! Die Gespenster haben alles gespenstisch durcheinandergebracht!!

1 Nehmt euch die Gespensterkärtchen und lest die einzelnen Teile

des Gedichtes leise durch.

2 Versucht die Gespensterkärtchen so anzuordnen, dass wieder ein Gedicht entsteht. Dazu könnt ihr in jedes Gespenst eine Nummer schreiben und die Kärtchen in dieser Reihenfolge vor euch hinlegen.

3 Vergleicht euer Gedicht mit dem Lösungsblatt.

4 Schreibt euer Gedicht in schönster Gespensterschrift auf ein Blatt und schmückt es gespenstisch aus. Achtung!! Gespenster können sehr ärgerlich werden, wenn sie unzufrieden sind!

5 Übt das Gedicht richtig gruselig und gespenstisch vorzutragen. Ihr könnt auch das Zimmer verdunkeln und eine Kerze aufstellen.

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Gedichte vortragen, spielen und vertonen

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Rhenius, Barbara: Das Nachtgespenst. Aus: Wolfgang Menzel (Hrsg.). Pusteblume, Das Lesebuch 3 1996, Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH, Braunschweig, www.schroedel.de

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Das Nacht

Du bibberst, jammerst, stöhnst und flennst: Es fasst dich an, das Nachtgespenst.

Um Mitternacht – du träumst, du pennst: Dann kommt es an, das Nachtgespenst.

Sag laut und deutlich: Katzendreck! – Dann rennt es weg …

Und wenn das Zauberwort du nennst, dann fürchtet sich das Nachtgespenst.

Und wenn du um dein Leben rennst: Es packt dich doch, das Nachtgespenst!

Ich weiß genau, dass du es kennst: das gruselige Nachtgespenst.

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Zu Gedichten malen und basteln

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Ein Frosch-Gedicht-Plakat entwerfen 1 Lest euch das Gedicht „Die Frösche“ von Johann Wolfgang von

Goethe leise durch.

2 Sprecht darüber, was mit den Fröschen geschehen ist. Überlegt, wie ihr die Geschichte der Frösche auf einem Plakat festhalten könnt.

3 Gestaltet dann gemeinsam euer Plakat. Dazu könnt ihr malen, schneiden, basteln, kleben …

4 Ihr könnt auch leicht Frosch-Figuren falten. Schaut euch die Arbeitsschritte an und faltet so viele Frosch-Figuren, wie ihr für euer Plakat benötigt.

Falte dein Blatt waagerecht, senkrecht und diagonal.

Drücke die Seiten nach innen. So bekommst du ein Dreieck.

Falte die äußeren Spitzen nach oben zur Mittelspitze.

Dreh deine Faltarbeit um und falte die beiden Teile zur Mitte.

Nun noch einmal nach außen falten

und fertig ist dein Frosch.

5 Hängt euer Plakat auf.

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Zu Gedichten malen und basteln

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Die Frösche Ein großer Teich war zugefroren. Die Fröschlein, in der Tiefe verloren, durften nicht ferner quaken noch springen, versprachen sich aber im halben Traum: Fänden sie nur da oben Raum, wie Nachtigallen wollten sie singen. Der Tauwind kam, das Eis zerschmolz; nun ruderten sie und landeten stolz und saßen am Ufer weit und breit und quakten wie vor alter Zeit.

Johann Wolfgang von Goethe

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Ein Gedicht mit Lücken 1 Lies dir das Gedicht „Ein Kind“ leise durch.

2 Hast du eine Idee, welche Wörter in dem Gedicht fehlen? Überlege dir Wörter, die du einsetzen könntest, und schreibe sie in die Lücken.

3 Vergleiche nun dein Gedicht mit dem Lösungsblatt. Fällt dir dabei etwas auf?

4 Du kannst dein Gedichtblatt noch schön gestalten. Befestige dein Gedicht am Plakat.

5 Übe dein Gedicht und lies es der Klasse vor.

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Beiser, Angela; Merklin-Schönstein, Veronika; Rinderle, Bettina: Das Kind Aus Xa-Lando, 3. Schuljahr (Ausgabe B). © Verlag Schöningh, Paderborn 1995

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Ein Kind

saß vor dem Fernsehapparat und schaute fern. Es schaute Es schaute Es schaute Es schaute die Es schaute alles. Das Kind verlernte dabei zu spielen. Es verlernte zu Es verlernte zu Es verlernte zu Es verlernte zu Das Kind vergaß außerdem die Hausaufgaben. Es vergaß Es vergaß zu Es vergaß die Es vergaß, wie nach: Angela Beiser, Bettina Rinderle, Veronika Merklin-Schönstein

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Fragen an ein Gedicht stellen 1 Lest euch das Gedicht „Kleine Frage“ von Erich Fried leise durch.

2 Vieles verstehen wir nicht, vieles wollen wir wissen. Welche Fragen habt ihr?

3 Schreibt eure Fragen in die Sprechblasen zu dem Gedicht.

4 Lest eure Frage den anderen im Stuhlkreis vor. Vielleicht kann sie ja jemand beantworten?

5 Hängt das Gedicht mit euren Fragen an das Plakat.

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Fried, Erich: Kleine Frage. Aus Erich Fried: Lebensschatten, Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1981 (NA 1996)

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Kleine Frage Glaubst du du bist noch zu klein um große Fragen zu stellen?

Dann kriegen die Großen dich klein noch bevor du groß genug bist

Erich Fried