Geldpolitik - lkf.econ.uni-muenchen.de · Mengentender Zinssatz nur Mengen Zuteilung durch ZB (=...
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ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München
Geldpolitik
Prof. Dr. Kai Carstensen, LMU und Ifo InstitutSteffen Elstner, Ifo Institut1
1Vielen Dank an Michaela Kesina für die Erstellung der Folien.
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Motivation/ Betrachtung der US-Konjunktur
Ab Mitte der 80iger Jahre „Great Moderation“
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Reale Effekte von Geldpolitik
• Im RBC-Modell besitzt Geldpolitik sowohl kurz- als auch langfristig keine Auswirkungen auf reale Variablen wie z.B. die Produktion oder der Arbeitslosenquote
• Ursache hierfür ist die Annahme vollkommen flexibler Preise
• Ist diese Annahme realistisch?• Im Durchschnitt ändern 15 % aller Unternehmen ihre
Preise im Monat in der Eurozone; durchschnittliche Duration von 13 Monaten (Quelle: Dhyne u.a. (2005))
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Einführung in die Geldpolitik (1)
Geldpolitik bisher: Geldmengenerhöhung im IS-LM Modell
IS
LMLM‘
• Offenmarktpolitik der Zentralbank (ZB)• ZB kauft Wertpapiere auf und wirft Geldauf den Markt
• Erhöhung der Geldmenge M verschiebt LM nach rechts und senkt den Zins i
Geldmengen:• M1: umlaufendes Bargeld + täglich fällige Einlagen (Sichteinlagen)• M2: M1 + Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu 2 J. (Termineinlagen)
+ Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist bis zu 3 Mo. (Spareinlagen)• M3: M2 + Anteile an Geldmarktfonds, andere Geldmarktpapiere, Pensions-
geschäfte und Schuldverschreibungen mit Ursprungslaufzeit bis zu 2 J.
Y
i
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Einführung in die Geldpolitik (2)
In der Realität: Implementierung von Geldpolitik durch Veränderung der Zinsen
EZB verändert den Leitzins
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Einführung in die Geldpolitik (3)
BMW-Modell: IS-LM Modell mit Zinspolitik der ZBLM
IS
ZB
• neue Kurve im IS-LM-Modell: horizontale ZB-Kurve
• Zinsänderung verschiebt dieZB-Kurve
• Bei Zinssenkung: ZB-Kurve↓endogene Anpassung der LM: LM ↓
ZB‘
LM‘
ZB beeinflusst direkt den Zins zu beeinflussen und über verschiedene Wirkungskanäle auch die Produktion!
Y
i
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Einführung in die Geldpolitik (4)
• Ziele der Geldpolitik– Wirtschaftspolitische Ziele wie Preisniveaustabilität,
Beschäftigungsziele, Wechselkursziele – Zwischenziele als Indikatoren zur Einhaltung der
wirtschafts-politischen Ziele z. B. Geldmenge, Zins, Inflationsrate…
• Ausgestaltung von Geldpolitik (Führung von Geldpolitik) 1. Geldmengensteuerung 2. Zinssteuerung nach der Taylor Regel3. Inflation Targeting
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Ziele der Geldpolitik
• Stabilisierungspolitik zur Vermeidung von Fluktuationen in Output, Beschäftigung und Inflation
• Minimierung der Social Loss function:
( )
( )
2 2
22
22 *
0y
y t
t
SL
E y y
E
π
π
σ κσ κ
σ
σ π π
= + >
⎡ ⎤≡ −⎣ ⎦⎡ ⎤≡ −⎢ ⎥⎣ ⎦
SL: Social Loss functionyt: Output
: Trendoutput π*: Zielinflationsratey
Warum sollte man auf Output- und Inflationsstabilisierung achten? Wir beziehen uns hier aus Zeitgründen nur auf die Vorteile „stabiler“ Inflationsraten.
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Ziele der Geldpolitik – Inflationsziel (1)
Kosten der Inflation• Shoeleather costs• Menu costs: bei zunehmender Inflation passen Firmen
ihre Nominalpreise an→ Kosten z. B. Drucken neuer Speisekarten
• Verzerrung der relativen Preise: Firmen passen ihre Preise zu unterschiedlichen Zeitpunkten an; ein Teil der Firmen hat sich an die Inflation angepasst und ein anderer Teil noch nicht → Verzerrung der Konsumentscheidung
• Investitionsentscheidungen: volatile Inflationsraten beeinträchtigen die Investitionsentscheidungen, da eine höhere Risikoprämie verlangt wird.
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Ziele der Geldpolitik – Inflationsziel (2)
• Verzerrungen wegen nicht-indexiertem Steuersystem: Die Inflation treibt einen Keil zwischen nominale und reale Erträge von Investitionen und Ersparnissen:– die Einkommenssteuer wird auf die Nominalzinsen
erhoben– Inflation führt dann zu einer zu hohen Besteuerung von
nominalen Assets relativ zu realen Assets wie Boden und Gebäude→ Verzerrung von Ersparnis- und Investitionsent-
scheidungen→ möglichst geringe Inflation zur Vermeidung der Kosten→ Wäre eine Inflationsrate von 0 % optimal?
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Ziele der Geldpolitik – Inflationsziel (3)
Antwort: Nein• Bei einer Inflationsrate von Null wird der geldpolitische
Spielraum (Veränderung von Nominalzinsen) stark eingegrenzt– Zinssenkungen zur Milderung von Rezessionen nicht
anwendbar, da der Zins nicht unter Null fallen kann.→ Tolerieren einer positiven Inflationsrate, um Raum für
weitere Zinssenkungen lassenBeispiel: Japan
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Ziele der Geldpolitik – Inflationsziel (4)
• Nominallöhne sind nach unten rigide; bei negativem Schock wäre Anpassung über sinkende Reallöhne nötig→ mit positiver Inflation leichter umsetzbar
• Messung der Inflation schwierig: Inflation überschätzt durch Laspeyres-Index (Konsumentenpreisindex)
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3. Transmissionskanäle der Geldpolitik
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Transmissionsmechanismus - Ablaufschema
ZBMonetäre Finanz-
intermediäre
Nicht-monetäre Akteure
Haushalte Konsum
Unternehmen
Ausland
Investitionen
Außenbeitrag
Vgl. Gischer/Herz/Menkhoff (2005), S. 212.
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Transmissionskänale der Geldpolitik (1)
WirtschaftGeldpolitik
Zinskanal (Investitionen)
Wechselkurskanal
WirtschaftZinskanal (Konsum)
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Zinskanal Investitionen (1)
• Durchführung von Investitionsprojekten wird anhand der Kapitalwertmethode bestimmt:
• Höhere Zinsen bewirken, dass weniger Investitionsprojekte rentable sind
( ) ( )2 ...1 1 1
0,
t T
t
Einzahlung Einzahlung EinzahlungKW Auszahlungr r r
KW Durchführung der Investition
ε ε ε=− + +
+ + + + + +
> r: Marktzinsε: Risikoprämie
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Zinskanal Investitionen (2)
• Zinskanal (klassische IS-LM Argumentation): Kriterium zur Investitionsentscheidung: interner Zinsfuß von I > Marktzins i → tätige IM↑ → i↓ → I ↑ →Y ↑; Y ↑ → P ↑
i
Y
LM
IS
LM‘M↑
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Zinskanal (Konsum)
• Eulergleichung eines Haushaltes zur Bestimmung der intertemporalen Konsum Entscheidung:
wobei die Elastizität der intertemporalen Substitution, die zeitliche Präferenzrate, den nominalen Zinssatz und die Inflationsrate darstellen
• ein höherer Zinssatz bewirkt eine Verschiebung des Konsums in die Zukunft und ein damit geringere Produktion heute
( )1 1
1t t
t t
C iC
σ
βπ
+⎛ ⎞⎛ ⎞ +
= ⎜ ⎟⎜ ⎟ ⎜ ⎟+⎝ ⎠ ⎝ ⎠
σti
βtπ
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Wechselkurskanal (1)
• Wechselkurskanal:Ungedeckte Zinsparität:
E: Anzahl an Einheiten heimischer Währung, die für den Erwerb einer Einheit ausländischer Währung nötig sind
M↑→ i↓→ E↑(Abwertung)→ X↑→ Y↑
( ) 11 1 e
f tt t
t
Ei iE+⎛ ⎞
+ = + ⎜ ⎟⎝ ⎠
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Wechselkurskanal (2)
• Wechselkurs EUR/US-$ 1.1.-1.6.2009
Quelle: Handelsblatt
Nachricht führt zu einem Überschießen des Wechselkurses
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Offenmarktpolitik
• Zentralbank ZB bietet den Geschäftsbanken GB bestimmte festverzinsliche Wertpapiere (Offenmarkt-papiere) zum Kauf an oder kauft selbst Wertpapiere von den Geschäftsbanken (Offenmarktgeschäfte)
• ZB verkauft WP an GB und erhält Liquidität → GB haben weniger Mittel für Kreditvergabe
• ZB kauft WP von GB und gibt den GB Liquidität → GB haben mehr Mittel für Kreditvergabe
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Drei Ebenen der Geldpolitik
Zentralbank
Geschäfts-banken
Nichtbanken-sektor
Europäische Zentralbank
PrivateHaushalte Unternehmen Staat
Quelle: Wildmann (2007), S. 131.
Leitzins
Staatsver-schuldung
Kontokorrentkr. Investitionskr.
Konsumentenkr. Kontokorrentkr.
Interbankenmarkt: Eonia, Euribor,
Eurepo
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Zuteilung des ZB Geldes – Mengen- und Zinstender
Mengentender:• Zinssatz (Leitzins) für angebotenes ZB-Geld fest
vorgegeben• GB machen Gebote über gewünschte Geldbeträge• Zuteilungsquote: insgesamt gewünschte
Geldbeträge/Geldangebot• Nachteil: wegen niedrigen Zinsen machen die GB höhere
Gebote als sie tatsächlich brauchen• Ab Oktober 2008 durchgeführtZinstender:• Zentralbank legt die zu emittierende Geldmenge und
einen minimalen Mindestzins (Leitzins) fest• GB geben Zinsgebote ab
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Versteigerungsverfahren bei OffenmarktgeschäftenÜbersicht
zum jeweiligen gebotenen Zins; Grenzgebote repartiert
-(Mindest-zinsmöglich)
Zinstender, amerikanisches Verfahren
Mengenzuteilung proportional zu Geboten
nur MengenZinssatzMengentender
Zuteilung durch ZB (= Angebot AT)
Gebote der GB(= Nachfrage NE)
Vorgabe der ZB
Versteigerungsverfahren
Vgl. Gischer/Herz/Menkhoff (2005), S. 191.
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Versteigerungsverfahren bei Offenmarktgeschäften -Grafisch
Mengentenderi
x
AT
NE
Zinstender (amerikanisch)
x
i AT
Vgl. Gischer/Herz/Menkhoff (2005), S. 191.
NE
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Zinsen der EZB
0
1
2
3
4
5
6
7
1999
-119
99-7
2000
-120
00-7
2001
-1
2001
-720
02-1
2002
-720
03-1
2003
-720
04-1
2004
-720
05-1
2005
-720
06-1
2006
-7
2007
-120
07-7
2008
-120
08-7
2009
-1
EONIA Geldmarktsatz EinlagenfazilitätSpitzenrefinanzierungfaszilität Zinssatz (Tenderverfahren)
• EONIA (Euro OvernightIndex Average)Referenzzinssatz der EZBfür Tagesgeldkonten
• EinlagenfazilitätGB können kurzfristig nichtbenötigte (überschüssige)Geldmittel bis zum nächstenGeschäftstag (= Übernacht-geld) anlegen. Einlagenfazi-litätszinssatz gilt als natürlicheZinsuntergrenze.
• SpitzenrefinanzierungsfazilitätGB können sich kurzfristig über Nacht Geld beschaffen.
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5. Geldpolitische Strategie(Implementierung von Geldpolitik)
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Geldpolitische Strategie
Instrumenten-einsatz
z.B. Offenmarkt-geschäfte
OperativeZielez.B.
Geldmarkt-zins
Zwischenziel/Indikatoren
z.B.Geldmenge
Endzielz.B.
Preisstabilität
- Zeitverzögerungen bis zur Erreichung des Endziels→ Notenbanken müssen geeignete Zwischenziele oder
Indikatoren für kurzfristige geldpolitische Transaktionenverwenden.
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1. Geldmengensteuerung
• Kontrolle der umlaufenden Geldmenge unter Beachtung vorgegebener Ziele
• Quantitätstheorie des Geldes:
• Beispiel: Deutsche Bundesbank
M V P y⋅ = ⋅M: GeldmengeV: Umlaufgeschwindigkeit des GeldesP: Preisniveauy: produzierte Gütermenge
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Zusammenhang von Geldmenge M3 und Preisniveau
Monetäres Wachstum und Inflation
Inflationsrate
M3
Wac
hstu
m
Quelle:Gischer et Al. (2005), S. 302.
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2. Zinssteuerung nach der Taylor Regel – Motivation
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2. Zinssteuerung nach der Taylor Regel – Idee (1)
• John B. Taylor (1993): Discretion versus policy rules in practice. Carnegie-Rochester Conference Series on Public Policy 39, S. 195-214.
• Instrumentregel auf Basis des Geldmarktzinses• Geldpolitische Reaktionsfunktion: Tagesgeldsatz reagiert
auf zentrale Zielvariablen der Notenbank.
( ) ( )* Pt t t t ti r h g y yπ π π= + + − + −
i: Nominalzinsr: gleichgewichtiger
Realzinsπ: aktuelle Inflationsrateπ*: langfristiges Inflationsziel y: reales SozialproduktyP: langfristiges Produktions-
potential
Abweichung der Inflationsrate vom Zielwert
Output Gap
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2. Zinssteuerung nach der Taylor-Regel – Idee (2)
• Interpretation der Gleichung:– Bei zunehmender Inflation erhöht die Notenbank den
Geldmarktzins um den Faktor 1+h.Taylor Principle: bei h>0 steigt der Zins bei zunehmender Inflation an.
– Bei zunehmender Outputlücke erhöht die Notenbank den Geldmarktzins um den Faktor g.
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2. Zinssteuerung nach der Taylor Regel - Praxis
• In der Praxis: Zinsglättung der Zentralbank („interest rate smoothing“). Muss die ZB aufgrund gestiegener Inflation den Zins anheben, so erhöht sie den Zins nicht in einem sondern in mehreren Schritten
• Die Taylor Regel in der Praxis besteht aus zwei Elementen:
– Zielzinssatz
– Grad der Zinsglättung
( ) ( )* * Pt t t t ti r h g y yπ π π= + + − + −
( )*11t t ti i iλ λ −= + −
Je wichtiger das Ziel der Zinsglättung d.h. je kleiner λdesto langsamer wird der Zins dem Zielwert angenähert.
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2. Zinsteuerung nach der Taylor-Regel - Empirie
• Zahlreiche empirische Analysen zur Untersuchung, ob die Zentralbanken bei ihrem Zinssetzungsverhalten der Taylor-Regel folgen.
• Dabei wird häufig folgende empirische Form der Taylor-Regel verwendet:
( ) ( ) ( ) ( )*11P
t t t t t ti r h g y y iλ π λ π π λ λ −= + + − + − + −
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Beispiel USA: Zinsverlauf nach der Taylor-Regel und tatsächliche Federal Funds Rate
Taylor Regel: ( ) ( )2 0,5 2 0,5 pt t t t ti y yπ π= + + − + −
Quelle: Taylor (1993), S. 204.
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2. Zinssteuerung nach der Taylor- Regel - Vorteile
• Einfache Form• Direktes Ansetzen des Geldmarktzinses an den operativen
Zielen der Notenbanken• Inflation und Outputlücke als Determinanten des Zinssatzes
entsprechen den Endzielen vieler Notenbanken (Preisniveaustabilität und Verstetigung der konjunkturellen Entwicklung)
• Modifikation der Taylor-Regel mit Erwartungen vgl. Clarida/Gali/Gertler (1998)
• Aufgrund ihrer einfachen Form gut mit unterschiedlichen makroökonomischen Modellen vereinbar
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2. Zinssteuerung nach der Taylor- Regel - Nachteile
• Schwierigkeiten bei der Implementierung– Wahl der Gewichtungsparameter h und g– Verwendung geeigneter Daten
• Wahlmöglichkeit beim Preisindex: BIP Deflator oder HVPI→ langfristig ähnliche Entwicklung, aber kurzfristig Unterschiede
• Unterschiedliche Output-Lücken in Abhängigkeit des jeweils verwendeten Verfahrens
– Festlegung des gleichgewichtigen Realzinses r• Eindeutige Vorgabe des Zinssatzes → wenig Spielraum, um
auf unerwartete Schocks zu reagieren z.B. Boom bei Immo-bilienpreisen, Ölpreisschocks, importierte Inflation, Wechsel-kursschwankungen, Auswirkung von Verzerrungen auf dem US Interbankenmarkt für die Eurozone
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3. Inflation Targeting – Idee (1)
• Öffentliche Verpflichtung der Notenbank auf das Ziel der Geldwertstabilität (Outputstabilisierung zweitrangig)
• Vorgabe einer Zielbandbreite für die Inflationsrate• Transparenz bezüglich der Ziele und Entscheidungen der
Notenbanken• Verantwortung und Rechenschaftspflicht der Notenbanken für
die Einhaltung des Inflationsziels• Keine Vorgabe, mit welchen Maßnahmen Inflationsziel
erreicht werden soll
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3. Inflation Targeting – Idee (2)
• Ausrichtung der GP, so dass die zukünftig zu erwartende Inflationsrate mit dem Inflationsziel übereinstimmt.
• Bildung von Inflationsprognosen auf Basis des aktuellen Informationsstandes und eines vorgegebenen Zeitpfades für ihren Instrumenteneinsatz.
• Notenbank reagiert mit ihren Instrumenten auf Abweichungen der Inflationsprognose vom Inflationsziel:
Inflationsprognose > Inflationsziel → restriktive GPInflationsprognose < Inflationsziel → expansive GP
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3. Inflation Targeting – Idee (3)
• Geldpolitische Reaktionsfunktion
• Formen: striktes Inflation Targeting:- alleinige Orientierung an der Inflationsprognose, d.h. λ →∞- bei Abweichungen vom Zielwert schnelle Zurückführung der
Inflationsrate zum Zielwert- Erhebliche Änderungen im Instrumenteneinsatz und
beträchtliche Schwankungen von Sozialprodukt und Wechselkurs
( )t t t jx Eλ π π+Δ = − xΔ
π
λ
j
Veränderung des InstrumenteneinsatzesReaktionskoeffizientInflationsprognoseInflationszielPrognoseintervall
t t jE π +
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3. Inflation Targeting – Idee (3)
flexible Inflationssteuerung- bei Abweichungen der Inflationsprognose vom Inflations-
ziel reagiert die Notenbank über einen längeren Zeitraum hinweg d.h. λ < ∞.
- Spielraum für konjunkturstabilisierende Maßnahmen zur Verstetigung der Entwicklung von Sozialprodukt und Wechselkurs
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3. Inflation Targeting - Vorteile
• Transparenz und Vorhersehbarkeit geldpolitischer Entscheidungen
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3. Inflation Targeting - Nachteile
• Geldpolitische Entscheidungen basieren auf Prognosen• Aufgrund des Entscheidungsspielraumes: Glaubwürdig-
keits- und Zeitinkonsistenzprobleme möglich
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3. Inflation Targeting – Beispiel UK Inflationsprognosen
Quelle: Bank of England Inflation Report May 2009 S. 8.
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3. Inflation Targeting – Beispiel UK Inflationsprognosen
Anmerkung zu den Grafiken:The fan chart depicts the probability of various outcomes for CPI inflation
in the future. It has been conditioned on the assumption that the stock of purchased assets financed by the issuance of central bank reserves reaches £125 billion and remains there throughout the forecast period. If economic circumstances identical to today’s were to prevail on100 occasions, the MPC’s best collective judgement is that inflation in any particular quarter would lie within the darkest central band on only 10 of those occasions. The fan chart is constructed so that outturns of inflation are also expected to lie within each pair of the lighter red areas on 10 occasions. In any particular quarter of the forecast period, inflation is therefore expected to lie somewhere within the fan on 90 out of 100 occasions. The bands widen as the time horizon is extended, indicating the increasing uncertainty aboutoutcomes. See the box on pages 48–49 of the May 2002 Inflation Report for a fuller description of the fan chart and what it represents. The dashed line is drawn at the two-year point.
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Geldpolitische Strategie der EZB
• Rechtliche Grundlage der europäischen Geldpolitik: Vertrag von Maastricht Art. 105 Abs. 1 EGV„Das vorrangige Ziel des ESZB ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten. Soweit dies ohne Beeinträchtigung des Zieles der Preisstabilität möglich ist, unterstützt des ESZB die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Gemeinschaft, um zur Verwirklichung der in Artikel 2 festgelegten Ziele der Gemeinschaft beizutragen. Das ESZB handelt im Einklang mit dem Grundsatz einer offenen Marktwirtschaft und hält sich dabei an die in Artikel 3 a genannten Grundsätze.“
• Die EZB ist verpflichtet zuerst Preisstabilität zu gewährleisten und erst nachrangig die Konjunktur zu stützen.
• Was versteht man unter Preisstabilität?
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Geldpolitische Strategie der EZB
Die geldpolitische Strategie der EZB:1. Sicherung der Preisniveaustabilität2. Zwei-Säulen Strategie zur Analyse der Risiken für die
Preisniveaustabilität3. Externe Kommunikation
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Geldpolitische Strategie der EZB
Vorrangiges Ziel: Preisniveaustabilität
EZB-Rat trifft geldpolitische Entscheidungen auf der Grundlage einer einheitlichen Gesamt-beurteilung der Risiken für die Preisstabilität
1. Säule: Wirtschaftliche Säule(Wirtschaftliche Analyse)
2. Säule: Monetäre Säule (Monetäre Analyse)
Analyse wirtschaftlicher Entwicklungen und Schocks (Inflationsrate, Arbeitslosenquote…)
Analyse monetärer Trends (Kreditvolumen, M3…)
Gesamtheit der zur Verfügung stehenden Informationen
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1. Sicherung der Preisniveaustabilität (1)
• Quantitative Definition von Preisstabilität• Preisniveaustabilität ist dann erreicht, wenn der Anstieg des
Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) knapp unter 2 % liegt.
• Orientierung an der durchschnittlichen Preisentwicklung im Euroraum und nicht an einzelnen regionalen Preisen
• Die Preisniveaustabilität soll mittelfristig aufrechterhalten werden.
• Warum gerade 2%? Bei der Festlegung von Zielwerten ist zwischen den Kosten der Inflation und den Gründen für die Tolerierung niedriger Inflationsraten abzuwägen.
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1. Sicherung der Preisniveaustabilität (2)
• Nach Einschätzung des EZB-Rates ist die Obergrenze von 2% so niedrig gewählt, dass die Risiken einer Deflation, die Möglichkeit von Messfehlern und das Vorhandensein nominaler Rigiditäten bei Preisen und Löhnen in ausreichendem Maße berücksichtigt sind. Gleichzeitig sind die damit verbundenen Inflationskosten noch vertretbar.
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1. Sicherung der Preisniveaustabilität (3)
• Vorteile der Vorgabe eines Zielwertes– Verbesserung der Transparenz der Geldpolitik– Die Marktteilnehmer erhalten eine Orientierung
bezüglich der künftig zu erwartenden Preisentwicklung – Inflationsziel gibt der Öffentlichkeit einen Maßstab für
die Bewertung der EZB-Politik• Beispiele für die Zielwerte der Preissteigerungsraten
anderer Notenbanken: Bank of Canada und AustralischeNotenbank 3%
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1. Sicherung der Preisniveaustabilität (4)
• Beachte: aufgrund des niedrigen Inflationsziels kann bei regional unterschiedlicher Wirtschaftsentwicklung gleichzeitig in einigen Regionen Inflation und in anderen Deflation vorliegen (v.a. aufgrund der Einkommensunter-schiede im Euroraum)siehe Diskussion: Deflationsgefahr in Deutschland 2002/03
• Preisstabilität als übergeordnetes Ziel: die EZB kann andere Ziele nur dann verfolgen, wenn ihr vorrangiges Ziel nicht verletzt ist.
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2. Zwei-Säulen Strategie
• Unterscheidung verschiedener Zeithorizonte bei der Analyse der Preisentwicklung.
• Zerlegung des Inflationsprozesses in zwei Komponenten:– Wirtschaftliche Analyse:
• Betrachtung der realen Wirtschaftstätigkeit und finanziellerGegebenheiten
• Betrachtung der kurzen und mittleren Frist• Untersuchung der kurzfristigen Abweichungen der aktuellen
Inflationsrate vom langfristigen Trend
– Monetäre Analyse:Betrachtung der langfristigen Preisentwicklung
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2. Zwei-Säulen Strategie – 1. Säule
→ Berücksichtigung dieser zwei Betrachtungsweisen in der Zwei-Säulen Strategie1. Säule (wirtschaftliche Säule): Aussichten für die
Preisentwicklung und die Risiken für die Preisstabilität im Euro-Währungsgebiet
→ relevant für die geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rates
2. Säule (monetäre Säule): Geldmenge als langfristige Orientierungsgröße; Vorgabe eines Referenzwertes für das monetäre Wachstum
Bis 2003 war die monetäre Säule die 1. Säule wegen der Glaubwürdigkeit;ab 2003 ist die wirtschaftliche Säule die erste Säule
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2. Zwei-Säulen Strategie – 1. Säule
• Breit angelegte wirtschaftliche Analyse der Preisent-wicklung– Orientierung an Konjunkturindikatoren: z.B. Entwick-
lung der gesamten Produktion, Gesamtnachfrage und ihre Komponenten, Fiskalpolitik, Bildung und Kosten von Kapital, Arbeitsmarktbedingungen etc.
– Explizite Inflationsprognosen von Forschungsinstituten• Halbjährlich Veröffentlichung von makroökonomischen
Projektionen
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2. Zwei-Säulen Strategie – 1. Säule - Projektionen
• Instrument zur zukunftsgerichteten Analyse• Basis für geldpolitische Entscheidungen• Erstellen eines Grundszenarios; darauf aufbauende
Prognose der weiteren Entwicklung unter der Annahme, dass Zinsen und Euro-Wechselkurs unverändert bleiben.– Untersuchung, ob EZB unter gegebenen Annahmen
bei unveränderter Politik Inflationsziel erreichen kann.– Vergleich der tatsächlichen wirtschaftlichen
Entwicklung mit den zugrunde liegenden Annahmen
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2. Zwei-Säulen Strategie – 2. Säule
• Festlegung eines Referenzwertes für das Geldmengen-wachstum von M3
• wächst Geldmenge gemäß dem Referenzwert -> mittelfristig Geldwertstabilitätwächst Geldmenge schneller -> mittelfr. Inflationsgefahrwächst Geldmenge langsamer -> mittelfr. Deflationsgefahr
• Beurteilung der Liquiditätslage: Infos zu Komponenten und Gegenpositionen von M3, Kreditvergabe, Geldlücke etc.
• Beachte: Volatilität der Finanzmärkte und strukturelleVeränderung an den Finanzmärkten– Geldmengenwachstum „nur“ Referenzwert– nur mittelbarer Einfluss auf die geldpolitischen Entscheidungen
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2. Zwei-Säulen Strategie – 2. Säule
Ableitung des Referenzwertes des Geldmengenwachstums
Die Wirtschaftssubjekte benötigen in dem Maße mehr Geld, wie die Preise steigen, das Sozialprodukt wächst und die Umlaufgeschwindigkeit abnimmt.Seit 2003: Referenzwert für Wachstum der Geldmenge M3 von 4 ½ %. Kompatibel mit folgenden mittelfristigen Annahmen über die Komponenten
m p y vΔ = Δ + Δ −ΔmΔpΔyΔvΔ
GeldmengenwachstumZielinflationsrate knapp unter 2%Veränderung des Sozialprodukts 2%Umlaufgeschwindigkeit des Geldes -1/2%
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2. Zwei-Säulen Strategie – Zusammenhang der Säulen
• Endziel der EZB: Sicherung der Preisniveaustabilität• Entscheidende Determinante: mittelfristige Aussichten
über die Preisentwicklung • Cross-checking: alle Informationen gehen in die
geldpolitische Entscheidung ein • Wirtschaftliche und monetäre Analyse dienen dabei als
komplementäre Methoden zur Beurteilung der zukünftigen Inflationsentwicklung
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3. Externe Kommunikation - Bedeutung
• Information und Kommunikation der EZB Politik• Transparenz bezüglich geldpolitischer Entscheidungen
– Rechenschaftspflicht staatlicher Instanzen– Verbesserung der Effizienz der Geldpolitik: Verringerung
der Unsicherheit bzgl. Zins- und Inflationsentwicklung→ erleichtert Entscheidung der Privaten
• Verringerung des Zeitinkonsistenzproblems: durch Veröffentlichung von Zielwerten werden Zielabweichungen deutlicher; der Anreiz zu einer überraschend expansiven Geldpolitik sinkt
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3. Externe Kommunikation – Maßnahmen der EZB
• Pressekonferenz nach der ersten EZB-Ratssitzung eines jeden Monats: Erläuterung der Einschätzung des EZB Rats über die wirtschaftliche und preisliche Entwicklung
• Monatsberichte: Analyse der wirtschaftlichen Lage• Aufsätze über aktuelle Fragen der Geld- und
Wirtschaftspolitik• Veröffentlichung der makroökonomischen Projektionen• Jahresberichte• Vierteljährliche Berichte über die Arbeit des Eurosystems
zur Vorlage beim Europäischen Parlament, dem Ministerrat und der Kommission