General (Reise & Preise Germany, October 2012)

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Individuell reisen, perfekt planen REISE-PREISE.de C 1279 · Nov./Dez./Jan. · 4/2012 € 5,50 ® INSIDER-GUIDE AMSTERDAM LANGZEITURLAUB Überwintern unter Palmen BAHAMAS Inselparadies vor Florida FLÜGE BUCHEN IM INTERNET Mogelpackung Billigflüge Mit versteckten Kosten auf Kundenfang TEST Schweiz CHF 10,90 · Österreich € 6,50 · Belgien € 6,60 · Niederlande € 6,70 · Luxemburg € 6,60 · Italien € 6,90 · Spanien € 6,90 Wo 300 Tage im Jahr die Sonne lacht SCHÖNWETTER-GARANTIE SO WIRD’S GEMACHT! Mit dem Camper durch Queensland Afrika für Fortgeschrittene Auf Neulandsuche in der Andamanensee THAILAND AUSTRALIEN MOSAMBIK

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Two-page feature about volunteering with half-page interview with Biosphere Expeditions founder & executive director Dr. Matthias Hammer in German Reise & Preise Travel magazine in October 2012.

Transcript of General (Reise & Preise Germany, October 2012)

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Wo 300 Tage im Jahr

die Sonne lacht

SCHÖNWETTER-GARANTIESO WIRD’S

GEMACHT!

Mit dem Camper durch Queensland

Afrika für Fortgeschrittene

Auf Neulandsuche in der Andamanensee

THAILAND

AUSTRALIEN

MOSAMBIK

titel-412-qxp9-final_Layout 1 18.09.12 20:03 Seite 1

s ist halb sechs, als der Wecker klingelt.Außerhalb des kleinen Häuschens mit

den drei Etagenbetten ist der Regenwalddes Nationalparks Manuel Antonio an

der Pazifikküste Costa Ricas schon erwacht.Auch die Totenkopfäffchen dürften bald wie-der auf der Suche nach Essbarem durch die Bäu-me toben. Sie sind der Grund für das frühe Auf-stehen, denn heute vor dem Frühstück – bevordie ersten Besucher kommen – sollen möglichstviele von ihnen aufgespürt und gezählt wer-den. Eduardo Vargas von der Universität SanJosé wartet schon draußen auf die beiden frei-willigen Helfer aus Kanada und aus Deutsch-land, die ihm heute Morgen zugeteilt wordensind. Er beobachtet und erforscht die kleinenAffen und ihre Lebensbedingungen im belieb-testen Nationalpark Costa Ricas. Weil der Parkklein und leicht zugänglich ist, ist der Besu-cherdruck sehr hoch. Nun will man herausfin-den, wie der sich auf die Äffchen auswirkt. Nacheineinhalb Stunden auf den schmalen Wegendes Regenwaldes lautet die etwas magere Bilanz:ein Trupp gesichtet, 14 Tiere gezählt. Doch als

wir zurückkehren, werden wir schon von zwit-schernden Lauten empfangen. Ein weitererTrupp turnt direkt über dem Gebäude der Ver-waltung umher. Manchmal machen es einemdie Forschungsobjekte auch ganz einfach...

Nach dem Frühstück geht es weiter mit Auf-gaben, um die man sich nicht unbedingt reißt.Erst müssen wie jeden Tag die Besuchertoilet-ten geputzt werden, dann geht es mit großenPlastiksäcken auf Müllpatrouille. Und für dienächsten Tage steht noch die Pflege und Befes-tigung der Besucherwege auf dem Programm.Volunteering im Nationalpark ist eine vielseiti-ge Sache.

Die Idee des VolunteeringMöglichkeiten, sich im Urlaub für einenbegrenzten Zeitraum in einem Projekt zu enga-gieren, gibt es auf der ganzen Welt. Anbietersind entweder einzelne Initiativen, gemein-nützige Organisationen oder Spezialveranstal-ter. Es gibt reichlich Angebote mit einer Dauervon ein bis drei Wochen, andere haben einen

ARBEITEN IM AUSLAND

Bezahlen, um zu arbeiten

100 REISE & PREISE 4/2012

Volunteering ist eine zuneh-mend beliebter werdende

Möglichkeit, sich im Urlaubsozial zu engagieren und an

Projekten teilzunehmen.Vom Zählen von Affen-

populationen bis zu archäo-logischen Ausgrabungen ist

alles möglich. Geld gibt’sdafür nicht, aber freie Kost

und Logis − und jede MengeLebenserfahrung.

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VOLUNTEERING

volunteering-412-satzdatei 14.09.12 12:37 Seite 2

nach oben offenen Zeitrahmen. Die Unter-bringung der Freiwilligen ist i. d. R. recht rusti-kal, oft in Zelten oder einfachen Unterkünftenmit Mehrbettzimmern. Die Teilnehmer bekom-men kein Geld für ihren Einsatz, sondern bezah-len dafür. Diese Einnahmen machen in vielenFällen die Projekte erst möglich oder sindzumindest eine wichtige zusätzliche Finanz-spritze – direkt für das Projekt sowie die Unter-bringung und Verpflegung der Teilnehmer.

Die Schwerpunkte lassen sich grob in dreiBereiche unterteilen: Natur-, Tier- und Umwelt-schutz, Soziales, Ausgrabungen und Denk-malspflege. Generell geht es um die tatkräftigeUnterstützung des Teams vor Ort. Im Bereichvon Natur-, Tier- und Umweltschutz kann manz. B. Wissenschaftlern zur Hand gehen, den gan-zen Tag mit dem Peilsender umherlaufen, Tie-re zählen und Datenblätter ausfüllen. Oder beider Biotop-Pflege helfen, was mit einiger kör-perlicher Anstrengung verbunden ist. Bei Aus-grabungen geht es mit Schaufel, Hacke und Pin-sel zur Sache. Bei sozialen Projekten stehen oftKinder im Mittelpunkt. Dann geht es mal umdie Betreuung und Bildung der Kinder, mal umdie Renovierung oder den Bau eines Waisen-hauses oder einer Schule.

Volunteering ist im Prinzip keine Frage desAlters. Einzige Voraussetzung ist die Volljäh-rigkeit. Eine obere Altersgrenze gibt es nur beiAngeboten, die sich speziell an junge Leute rich-ten, sie liegt dann meist bei rund 30 Jahren. Häu-fig stellen die Teilnehmer eine bunte Mischungdar, in der Studenten genauso vertreten sind wie

Senioren. Besondere Kenntnisse sind i. d. R.nicht mitzubringen. Eine Ausnahme sindUnterwassereinsätze, z. B. bei Forschungen aneinem Korallenriff.

Das passende Projekt findenWer an einem Projekt teilnehmen möchte, musssich i. d. R. einfach nur anmelden – sollte sichvorher allerdings klar darüber sein, welche Vor-stellungen er hat und wo seine Interessen,Fähigkeiten und Einschränkungen liegen. Zweilinke Hände verschwinden auch nicht beim Baueines Waisenhauses und stundenlange Spu-rensuche im feuchtheißen Regenwald kannsehr anstrengend sein. Auch das Projekt undden Veranstalter sollte man auf Herz und Nie-ren prüfen. Je mehr Informationen vorliegen,desto besser. Auf den Webseiten sollten u. a.der Hintergrund des Anbieters genau darge-stellt, die Projekte ausführlich beschrieben unddie Verwendung der Geldeinnahmen offenge-legt werden.

Der Gewinn für einen selbst liegt vor allemin den neuen Erfahrungen. Die Wenigstenhaben in ihrem normalen Leben Gelegenheit,Geparden zu besendern, Fundstücke aus derRömerzeit auszugraben oder Schulen zu bau-en. Dazu kommt häufig noch der direkte undintensive Kontakt zu der Bevölkerung vor Ort.Spannend ist auch die Auswirkung auf das eige-ne Selbstbild – z. B. wenn man entdeckt, mitwie wenig Komfort man zumindest einige Zeitauskommen und was man alles leisten kann.

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Biosphere ExpeditionsDie Expeditionsreisen bringen Laien mit Wissenschaftlern zusammen. Hinter jedem Projekt steht ein konkreter Forschungsauftrag.Das Spektrum reicht vom Schutz der Korallen-riffe vor der malaysischen Insel Tioman bis zurWeiterentwicklung von Schutzgebieten imperuanischen Amazonasgebiet. Die Einsätzedauern ein bis zwei Wochen, es werden inDeutschland auch Schnuppertage angeboten.Teilnahmekosten: ab € 1.170 Kontakt: Tel. 0931-40480500, www.biosphere-expeditions.org

Earthwatch InstituteBereits seit 1971 ist die nordamerikanischeOrganisation weltweit aktiv. Hier nehmen Freiwillige ebenfalls an wissenschaftlichenUntersuchungen teil. Neben Naturschutz-projekten gibt es auch solche mit archäolo-gischem oder paläontologischem Hintergrundsowie zum Thema Klimawandel. Teilnahmekosten: ab € 1.400 bei einer WocheKontakt: Europa-Büro in Oxford, Tel. 0044-1865-318838, www.earthwatch.org/europe

African Conservation ExperienceDie gemeinnützige Organisation mit Sitz inGroßbritannien arbeitet mit verschiedenen Projekten im südlichen Afrika zusammen, vorallem im Tierschutz, in Schutzgebieten oderAuffangstationen für verletzte Tiere. Ein sozialesProjekt ist ein Umweltbildungsprogramm fürKinder im Tuli-Naturreservat in Botswana. Teilnahmekosten: € 2.330 bei zwei WochenKontakt: Tel. 0044-1454-269182, www.conservationafrica.net

Cross-Cultural SolutionsSeit 1995 vermittelt die gemeinnützige Organisation mit Hauptsitz in den USA undeinem Büro in Großbritannien Freiwillige insoziale Projekte nach Lateinamerika, Afrika und Asien. Die Aufgaben reichen von der Arbeit mit Kindern bis zur Betreuung von Senioren. Freiwillige können zwei bis zwölfWochen in den Projekten verbringen. Teil-nahmekosten: ab US$ 2.588 bei zwei Wochen.Kontakt: Tel. 0044-845-4582781, www.crossculturalsolutions.org

STA TravelDer deutsche Reiseveranstalter hat den Katalog»Reisen mit Perspektiven« herausgebracht, indem auch Freiwilligeneinsätze enthalten sind.Dafür arbeitet STA mit der Organisation Plane-terra (www.planeterra.org) zusammen. DieEinsatzorte sind über die ganze Welt verteilt, es gibt gemeinnützige Projekte, Kinderhilfs-projekte, Tier- und Naturschutzprojekte. Teilnahmekosten: ab € 300 bei zwei WochenKontakt: Tel. 01805-456422, www.statravel.de

Die angegebenen Preise verstehen sich grundsätzlich ohne Anreise

Herr Dr. Hammer, welche Idee steckt hinter BiosphereExpeditions?Wir wollen Laien einen echten,tiefen Einblick in die Natur -schutzarbeit im Feld mit Erfol-gen und Misserfolgen, Höhenund Tiefen geben. Und damitMenschen für Artenschutz sensibilisieren und begeistern.

Wie kommen die Projekte zustande?Wir bekommen viele Anfragen aus allerWelt, aber nur wenige schaffen es, eineExpedition bei uns zu werden, da die Mess-latte sehr hoch liegt. Laien müssen sinnvollmitarbeiten können, es muss ein soforterkennbarer Bezug zum Naturschutz undAussicht auf Erfolg bestehen, auch derSicherheitsaspekt und die Logistik müssenstimmen.

Können Laien bei deren Umsetzung wirklich helfen?Absolut, denn oft ist Biologie Fleißarbeit,die keine automatisierte Technik erledigenkann: z. B. Spurenlesen und -nachverfol-

gen, Tiere fangen und besen-dern, Kamerafallen aufstellenund auswerten. Dafür brauchtman möglichst viele Helfer,denen man einfache Tätigkeitenmit ein bis zwei Tagen Aus-bildung vermitteln kann.

Warum müssen die Teilnehmerfür ihren freiwilligen Einsatz bezahlen?

Weil seriöse Forschung und NaturschutzGeld kosten und Fördermittel rar gewordensind. In vielen Bereichen springt hier derWissenschaftstourismus wie das Voluntee-ring sogar in die Bresche und ersetzt gestrichene Fördergelder.

Welches waren die größten Erfolge?Wir haben mitgeholfen, ein Schutzgebietfür Schneeleoparden im Altai einzurichten,einen Nationalpark an der ukrainischenSchwarzmeerküste und einen länderüber-greifenden Nationalpark im südlichen Afrika ins Leben zu rufen, Wölfe in Polenvor dem Abschuss gerettet, die Lebens -grundlage für Bartgeier in den Pyrenäenverbessert und vieles mehr.

INTERVIEWDie gemeinnützige Organisation »Biosphere Expeditions« bringt seit 1999 freiwillige Helfer und Naturschutzprojekte zusammen. Gegründet wurde sie von dem DeutschenDr. Matthias Hammer

Dr. Matthias Hammer

Ausgewählte Beispielprojekte

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