Generationenwechsel im Mittelstand TIPPS ZUR VORGEHENSWEISE · 22 WIRTSCHAFTSFORUM 06/2013 Stimmen...

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22 WIRTSCHAFTSFORUM 06/2013 Stimmen des Mittelstandes ten Nachfol- ger finden und den Ge- nerationen- wechsel langfristig gestalten können. Viele Unternehmer drücken sich vor der Frage des Generationenwechsels, insbesondere dann, wenn kein geeig- neter Nachfolger aus der Familie be- reit steht. Einen Fahrplan vereinbaren und konsequent loslassen Unabhängig davon, ob eine Unter- nehmensnachfolge im Familienkreis geplant wird oder ein externer Stab- wechsel ansteht, ist eine langfristige Planung wichtig. Es empfiehlt sich, die Nachfolgeregelung systematisch an- zugehen. Eine Unternehmensüberga- be erfordert eine neue Geschäfts- führung und einen neuen Gesellschaf- ter. Beides kann durchaus getrennt betrachtet werden. Die Anforderungen an einen geeig- neten Geschäftsführer liegen in den klassischen unternehmerischen Qua- litäten wie z.B. Risikobereitschaft und strategisches Denken aber auch in ei- ner ausgeprägten Führungs- und Sozi- alkompetenz. Selbst wenn ein interner oder externer Nachfolger gefunden ist, kann die Nachfolgeregelung schei- tern, da der Eigentümer und Chef oft nicht loslassen möchte. In vielen Fällen können Berater bei der Nachfolgeregelung unterstützen. Der Steuerberater und Rechtsanwalt sind gefragt, wenn es zur rechtlichen und steueroptimalen Gestaltung der Übergabe geht. Bei einer externen Nachfolgeregelung ist das Know How eines M&A Beraters gefragt. E s wird für mittelständische Unter- nehmer in den letzten Jahren im- mer schwieriger einen geeigneten Nachfolger zu finden. Auch bei der Unternehmensnachfolge ist der de- mografische Wandel spürbar. In Un- ternehmerfamilien gibt es immer we- niger Kinder. Viele potenzielle Nach- folger aus der Familie entwickeln sehr zum Leidwesen der Gründergenerati- on andere Interessen. Zur Zeit sind jährlich über 100.000 Betriebe im Mittelstand reif für die Nachfolgeregelung. Die Zahl steigt in den nächsten Jahren immer mehr an. Glücklich sind die Unternehmer, die innerhalb der Familie einen geeigne- Generationenwechsel im Mittelstand TIPPS ZUR VORGEHENSWEISE von Gunter Fauth, Geschäftsführer der Valegra GmbH, Stuttgart und Beisitzer im Kreisvorstand der MIT Rems-Murr Eine Unternehmensnachfolge ist eine komplexe Sa- che. Wer die Suche nach einem Nachfolger nicht frühzeitig plant, gefährdet die Zukunft für sein Un- ternehmen und deren Mitarbeiter.

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22 WIRTSCHAFTSFORUM 06/2013

Stimmen des Mittelstandes

ten Nachfol-ger findenund den Ge-nerationen-wechsel langfristig gestalten können.Viele Unternehmer drücken sich vorder Frage des Generationenwechsels,insbesondere dann, wenn kein geeig-neter Nachfolger aus der Familie be-reit steht.

Einen Fahrplan vereinbaren und konsequent loslassen

Unabhängig davon, ob eine Unter-nehmensnachfolge im Familienkreisgeplant wird oder ein externer Stab-wechsel ansteht, ist eine langfristige

Planung wichtig. Es empfiehlt sich, dieNachfolgeregelung systematisch an-zugehen. Eine Unternehmensüberga-be erfordert eine neue Geschäfts-führung und einen neuen Gesellschaf-ter. Beides kann durchaus getrenntbetrachtet werden.

Die Anforderungen an einen geeig-neten Geschäftsführer liegen in denklassischen unternehmerischen Qua-litäten wie z.B. Risikobereitschaft undstrategisches Denken aber auch in ei-ner ausgeprägten Führungs- und Sozi-alkompetenz. Selbst wenn ein interneroder externer Nachfolger gefundenist, kann die Nachfolgeregelung schei-tern, da der Eigentümer und Chef oftnicht loslassen möchte.

In vielen Fällen können Berater beider Nachfolgeregelung unterstützen.Der Steuerberater und Rechtsanwaltsind gefragt, wenn es zur rechtlichenund steueroptimalen Gestaltung derÜbergabe geht. Bei einer externenNachfolgeregelung ist das Know Howeines M&A Beraters gefragt.

Es wird für mittelständische Unter-nehmer in den letzten Jahren im-

mer schwieriger einen geeignetenNachfolger zu finden. Auch bei derUnternehmensnachfolge ist der de-mografische Wandel spürbar. In Un-ternehmerfamilien gibt es immer we-niger Kinder. Viele potenzielle Nach-folger aus der Familie entwickeln sehrzum Leidwesen der Gründergenerati-on andere Interessen.

Zur Zeit sind jährlich über 100.000Betriebe im Mittelstand reif für dieNachfolgeregelung. Die Zahl steigt inden nächsten Jahren immer mehr an.Glücklich sind die Unternehmer, dieinnerhalb der Familie einen geeigne-

Generationenwechsel im Mittelstand T I P P S Z U R V O R G E H E N S W E I S Evon Gunter Fauth, Geschäftsführer der Valegra GmbH, Stuttgart und Beisitzer im Kreisvorstand der MIT Rems-Murr

Eine Unternehmensnachfolge ist eine komplexe Sa-che. Wer die Suche nach einem Nachfolger nichtfrühzeitig plant, gefährdet die Zukunft für sein Un-ternehmen und deren Mitarbeiter.

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n Ein fairer Preis des Unternehmensist die Grundlage für einen erfolg-reichen Verkauf. Oft scheitert einVerkauf an zu hohen Vorstellungendes Gesellschafters. Eine objektiveUnternehmensbewertung beinhal-tet auch Aussagen zu den Chancenund Risiken des Verkaufs eines Un-ternehmens sowie eine qualifizier-te Markteinschätzung.

n Eine schrittweise Übergabe der Un-ternehmensanteile macht es für dieNachfolge einfacher, die Finanzie-rung zu stemmen.

n Ihre zukünftige Rolle. Spätestensmit der Übergabe der Unterneh-mensanteile sollten Sie sich aus deroperativen Verantwortung zurück-ziehen. Sie haben ein gut organi-

siertes Unternehmen mit einemfunktionierenden Führungskreis indie Hände eines Nachfolgers ge-legt, den Sie sorgsam ausgesuchthaben. Jetzt ist es Zeit sich auf eineberatende Rolle zurück zu ziehenoder den wohl verdienten Ruhe-stand zu genießen.

Wenn Sie Ihr Unternehmen so auf-stellen, dass es auch „ohne Chef läuft“,dann haben Sie bereits erste, wichtigeMeilensteine für eine systematischeNachfolgeregelung gefunden.

Sie erreichen Gunter Fauth per E-Mailunter [email protected]

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Tipps beim Generationen-wechsel:n Eine Nachfolgeregelung dauert 3-5

Jahre. Deshalb ist es wichtig, dassSie frühzeitig mit der Planung be-ginnen und Ihr Unternehmen „fit“für eine Nachfolge machen. EineNachfolgeregelung ist eine derwichtigsten strategischen Entschei-dungen eines Unternehmers.

n Bereiten Sie Ihr Unternehmen vor.Machen Sie sich möglichst über-flüssig. Bauen Sie frühzeitig eineFührungs- und Organisationsstruk-tur mit klaren Verantwortlichkeitenauf. Es empfiehlt sich, einenFührungskreis zu etablierenund die unternehmerischeVerantwortung zu delegieren.

n Stärken Sie die Finanz- und Er-tragskraft für Ihr Unterneh-men. Ein Unternehmen wirdfür einen Nachfolger dann in-teressant, wenn es eine guteErtragskraft hat, jedoch dieerforderlichen Investitionennicht vernachlässigt werden.Eine durchgängige Unterneh-mensplanung mit Umsatz-,Produkt-, Ertrags- und Finanz-planung legt die Grundlagefür gemeinsame Ziele.

n Suchen Sie selbst einen geeig-neten Nachfolger: Der ersteAnsprechpartner für eineNachfolgeregelung ist i.d.R.immer die Familie. Ein guterMitarbeiter oder ein externerManager sollte jedoch auch inBetracht gezogen werden füreine Nachfolge. Denken Sie inAlternativen.

n Wenn Sie eine familieninterneNachfolgeregelung gefundenhaben, dann gestalten Sie denÜbergang gemeinsam. Diejunge Generation benötigtFreiraum für eigene Ideen, je-doch auch Zeit, um die unter-nehmerische Verantwortungzu übernehmen.

n Bei der Nachfolge muss die„Chemie“ stimmen. NehmenSie sich Zeit für ausführlicheGespräche mit einem potenzi-ellen Nachfolger. Ihr Ge-sprächspartner und Sie soll-ten wissen, auf was Sie sicheinlassen, dann halten sichdie Überraschungen auf bei-den Seiten in Grenzen.

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