geno graph_2010_03_schwarzmann_s63

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Wirtschaft und Gesellschaft GENOGRAPH 3/2010 63 ie bitte? Aber Arbeiten ist doch das wesentliche Ele- ment ökonomischen Wirtschaftens überhaupt! Das stimmt. Doch ich bleibe bei meiner Aussage: Wer mor- gen noch arbeitet, wird keinen Erfolg mehr haben. Warum? Machen Sie mit sich selbst und/oder mit Ihren Mitarbeitern ein- mal einen Test. Fragen Sie sich und/oder Ihre Mitarbeiter, wel- che Gedanken Ihnen und/oder Ihren Mitarbeitern zum Begriff „Arbeit“ spontan in den Sinn kommen. In den meisten Fällen treten nicht besonders motivierende, häufig negative Assozia- tionen zutage, wie Einkommensbeschaffung, Druck, Stress, Hektik, etc. Fragen Sie sich und/oder Ihre Mitarbeiter dann, welche Gedanken Ihnen und/oder Ihren Mitarbeitern zum Be- griff Engagement spontan in den Sinn kommen. In nahezu allen Fällen treten motivierende, häufig sehr positive Vorstellungen zutage, wie Spaß, Begeisterung, freiwilliger Antrieb, höhere Ziele, etc. Fragen Sie sich und/oder Ihre Mitarbeiter anschlie- ßend, in welcher Welt Sie und/oder Ihre Mitarbeiter leben wol- len – in der Welt der Arbeit oder in der des Engagements? Engagement statt Arbeit Diese Aktion zeigt eines deutlich: Viele unter uns arbeiten schlicht und einzig dafür, um sich den notwendigen Lebensun- terhalt zu verdienen. Und darunter gibt es wiederum eine Menge Menschen, die nur in geringem Maß oder überhaupt nicht mit dem zufrieden sind, was sie acht Stunden am Tag, fünf W Tage die Woche und letztlich ein Arbeitsleben lang tun. Umfra- gen belegen diesen Zustand: Arbeit ist in allen Schichten der Erwerbstätigen mehrheitlich negativ belegt. Kein Wunder also, dass Unzufriedenheit, Druck und nicht zuletzt Angst am Ar- beitsplatz zunehmen. Geht es allerdings um den Bereich des freiwilligen Engagements, finden wir uns sogleich auf einer völ- lig anderen Stufe der Wahrnehmung wieder – sich ausleben, sich selbst verwirklichen und sich mit Liebe einer Aufgabe wid- men zu können, das alles sind Vorgänge, die besondere Begeis- terung, Fleiß und unsere kreativen Fähigkeiten zum Vorschein bringen. Allerdings – und auch das zeigen Umfragen – treten diese Ei- genschaften überwiegend in der Freizeitgestaltung auf. Schon vor Jahren provozierte ich auf meinen Vorträgen mit folgender These: Gelänge es uns, Ausmaß und Qualität der Freizeitpro- duktivität 1:1 in Arbeitsproduktivität umzuwandeln, würde sich unser jährliches Wirtschaftswachstum mindestens verdoppeln. Ganz zu schweigen von den vielen anderen positiven Aspek- ten. Dabei liegt der Unterschied zwischen Arbeit und Engage- ment nicht in irgendwelchen äußeren Rahmenbedingungen, sondern in unserem Bewusstsein. Wollen wir unseren Beruf als positives Engagement begreifen, müssen wir uns lediglich ei- nige Fragen stellen: Haben wir die Aufgabe unseres Lebens ge- funden? Sind wir mit vollem Herzen bei der Sache? Und nicht zuletzt: Warum tun wir, was wir tun? Die (ehrlichen) Antworten auf diese Fragen geben Aufschluss darüber, wo wir wirklich tätig sind – in der Welt der Arbeit oder in der des Engagements. Von innen heraus motiviert Von innen heraus motivierte Menschen begeistern uns. Sie fas- zinieren uns deshalb, weil sie Fröhlichkeit, Freude, Kompetenz, Ideenreichtum und Kreativität versprühen – und weil sie so sel- ten sind. Ich spreche hier nicht von Blendern und Workaholics, beide Gruppen haben sich nicht wirklich einer höheren Auf- gabe verschrieben, sondern überdecken und kompensieren per- sönliche Defizite. Nein, die wunderbar motivierten Menschen sind gemeint, die einen tieferen Sinn in ihren Herausforderun- gen und Projekten sehen, die nicht nur karriere-, macht- und provisionsgetrieben sind. Gerade die Krise fordert als Antwort einen solchen Menschen- typus; mehr denn je in der Finanzberatung, weil bei dieser nun- mehr Glaubwürdigkeit, Zuversicht und Zukunftsvertrauen im Mittelpunkt stehen. Diese Attribute können allerdings nur sol- che Personen hervorbringen und nachhaltig vertreten, die eine innere, ethisch geprägte Form von Motivation und Kreativität auf sich vereinen. Personen eben, die nicht mehr nur arbeiten, sondern im besten Sinne engagiert sind. Sie werden es sein, die die Erfolgsgeschichten von morgen schreiben. Wer morgen noch arbeitet, wird keinen Erfolg mehr haben … Autor Oliver W. Schwarzmann Zukunftsforscher & Vor- denker, Vordenker-Medien, Bley und Schwarzmann AG © memophotography –iStockphoto.com

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Diese Aktion zeigt eines deutlich: Viele unter uns arbeiten schlicht und einzig dafür, um sich den notwendigen Lebensun- terhalt zu verdienen. Und darunter gibt es wiederum eine Menge Menschen, die nur in geringem Maß oder überhaupt nicht mit dem zufrieden sind, was sie acht Stunden am Tag, fünf Engagement statt Arbeit Von innen heraus motiviert Wirtschaft und Gesellschaft Oliver W. Schwarzmann Zukunftsforscher & Vor- denker, Vordenker-Medien, Bley und Schwarzmann AG Autor

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Wirtschaft und Gesellschaft

GENOGRAPH 3/2010 63

ie bitte? Aber Arbeiten ist doch das wesentliche Ele-ment ökonomischen Wirtschaftens überhaupt! Dasstimmt. Doch ich bleibe bei meiner Aussage: Wer mor-

gen noch arbeitet, wird keinen Erfolg mehr haben. Warum?Machen Sie mit sich selbst und/oder mit Ihren Mitarbeitern ein-mal einen Test. Fragen Sie sich und/oder Ihre Mitarbeiter, wel-che Gedanken Ihnen und/oder Ihren Mitarbeitern zum Begriff„Arbeit“ spontan in den Sinn kommen. In den meisten Fällentreten nicht besonders motivierende, häufig negative Assozia-tionen zutage, wie Einkommensbeschaffung, Druck, Stress,Hektik, etc. Fragen Sie sich und/oder Ihre Mitarbeiter dann,welche Gedanken Ihnen und/oder Ihren Mitarbeitern zum Be-griff Engagement spontan in den Sinn kommen. In nahezu allenFällen treten motivierende, häufig sehr positive Vorstellungenzutage, wie Spaß, Begeisterung, freiwilliger Antrieb, höhereZiele, etc. Fragen Sie sich und/oder Ihre Mitarbeiter anschlie-ßend, in welcher Welt Sie und/oder Ihre Mitarbeiter leben wol-len – in der Welt der Arbeit oder in der des Engagements?

Engagement statt Arbeit

Diese Aktion zeigt eines deutlich: Viele unter uns arbeitenschlicht und einzig dafür, um sich den notwendigen Lebensun-terhalt zu verdienen. Und darunter gibt es wiederum eineMenge Menschen, die nur in geringem Maß oder überhauptnicht mit dem zufrieden sind, was sie acht Stunden am Tag, fünf

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Tage die Woche und letztlich ein Arbeitsleben lang tun. Umfra-gen belegen diesen Zustand: Arbeit ist in allen Schichten derErwerbstätigen mehrheitlich negativ belegt. Kein Wunder also,dass Unzufriedenheit, Druck und nicht zuletzt Angst am Ar-beitsplatz zunehmen. Geht es allerdings um den Bereich desfreiwilligen Engagements, finden wir uns sogleich auf einer völ-lig anderen Stufe der Wahrnehmung wieder – sich ausleben,sich selbst verwirklichen und sich mit Liebe einer Aufgabe wid-men zu können, das alles sind Vorgänge, die besondere Begeis-terung, Fleiß und unsere kreativen Fähigkeiten zum Vorscheinbringen. Allerdings – und auch das zeigen Umfragen – treten diese Ei-genschaften überwiegend in der Freizeitgestaltung auf. Schonvor Jahren provozierte ich auf meinen Vorträgen mit folgenderThese: Gelänge es uns, Ausmaß und Qualität der Freizeitpro-duktivität 1:1 in Arbeitsproduktivität umzuwandeln, würde sichunser jährliches Wirtschaftswachstum mindestens verdoppeln.Ganz zu schweigen von den vielen anderen positiven Aspek-ten. Dabei liegt der Unterschied zwischen Arbeit und Engage-ment nicht in irgendwelchen äußeren Rahmenbedingungen,sondern in unserem Bewusstsein. Wollen wir unseren Beruf alspositives Engagement begreifen, müssen wir uns lediglich ei-nige Fragen stellen: Haben wir die Aufgabe unseres Lebens ge-funden? Sind wir mit vollem Herzen bei der Sache? Und nichtzuletzt: Warum tun wir, was wir tun? Die (ehrlichen) Antwortenauf diese Fragen geben Aufschluss darüber, wo wir wirklichtätig sind – in der Welt der Arbeit oder in der des Engagements.

Von innen heraus motiviert

Von innen heraus motivierte Menschen begeistern uns. Sie fas-zinieren uns deshalb, weil sie Fröhlichkeit, Freude, Kompetenz,Ideenreichtum und Kreativität versprühen – und weil sie so sel-ten sind. Ich spreche hier nicht von Blendern und Workaholics,beide Gruppen haben sich nicht wirklich einer höheren Auf-gabe verschrieben, sondern überdecken und kompensieren per-sönliche Defizite. Nein, die wunderbar motivierten Menschensind gemeint, die einen tieferen Sinn in ihren Herausforderun-gen und Projekten sehen, die nicht nur karriere-, macht- undprovisionsgetrieben sind. Gerade die Krise fordert als Antwort einen solchen Menschen-typus; mehr denn je in der Finanzberatung, weil bei dieser nun-mehr Glaubwürdigkeit, Zuversicht und Zukunftsvertrauen imMittelpunkt stehen. Diese Attribute können allerdings nur sol-che Personen hervorbringen und nachhaltig vertreten, die eineinnere, ethisch geprägte Form von Motivation und Kreativitätauf sich vereinen. Personen eben, die nicht mehr nur arbeiten,sondern im besten Sinne engagiert sind. Sie werden es sein,die die Erfolgsgeschichten von morgen schreiben.

Wer morgen noch arbeitet, wird keinen Erfolg mehr haben …

Autor

Oliver W. SchwarzmannZukunftsforscher & Vor-denker, Vordenker-Medien,Bley und Schwarzmann AG

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