Genuine Homöopathie Online Vortrag 09.09€¦ · Das «American Institute of Homeopathy» hatte im...

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Genuine Homöopathie Seite 1 Genuine Homöopathie Online Vortrag 09.09.2020

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  • Genuine Homöopathie Seite 1

    Genuine Homöopathie

    Online Vortrag

    09.09.2020

  • Genuine Homöopathie Seite 2

    ❍  Die Bedeutung der geschichtlichen Entwicklung ❍  Die wesentlichen Unterschiede der genuinen und der klassischen Arbeitsweise ❍  Könnte ich noch mal von vorne anfangen...ich würde genuin beginnen!

    Was ich heute vermitteln möchte

  • Genuine Homöopathie Seite 3

    Mein bisheriger Weg

  • Genuine Homöopathie Seite 4

    Begriffserklärung

    Klassisch Genuin

    Ø  Eingeführt in den 1950er und 1960er Jahren Ø  um sich von der damals in Deutschland

    üblichen Indikations- und Komplexmittel-Homöopathie abzugrenzen.

    Ø  „Reimport“ aus Amerika, der auf den Lehren

    James Tyler Kents basierte, insbesondere seiner sogenannten „Lectures“.

    Ø  Übereinstimmung mit Hahnemann wurde

    zunächst nicht geprüft. Ø  Durch eine intensive Auseinandersetzung

    mit den alten Quellen wurde deutlich, dass es erhebliche Abweichungen zur hahnemann‘schen Arbeitsweise gibt.

    Ø  Erstmals verwendet im Jahre 1998 von Will Kluncker

    Ø  Er verstand darunter die von Hahnemann

    praktizierte Arbeitsweise. Ø  Heute schließt der Begriff auch die

    Arbeitsweisen von Clemens von Bönninghausen, G.H.G. Jahr oder Constantin Hering ein.

    Ø  Genuin zu arbeiten, heißt natürlich nicht,

    alles was die „Altvorderen“ lehrten unkritisch zu übernehmen und Fortschritte in der Methodik und den Arbeitsmittel zu ignorieren.

  • Seite 5 Seite 5 Genuine Homöopathie

    Die Pioniere

    S. Hahnemann (1755-1843)

    C. v. Bönninghausen (1785-1864)

    G. H. G. Jahr (1801 – 1875)

    C. Hering (1801-1880)

  • Seite 6 Seite 6 Genuine Homöopathie

    ❍  Geboren bei Tubbergen, Overijssel/NL ❍  Ab 1803 Jura Studium in Groningen ❍  1814 Umzug nach Darup (Westfalen) ❍  1826 Umzug nach Münster ❍  1826-1845 Leitung des Botanischen Gartens (Münster) ❍  1827 erkrankt er an „Schwindsucht?“ und wird von Dr. Carl Ernst August Weihe geheilt ❍  1832-1835 «Systematisch-alphabetisches Repertorium der antipsorischen und nicht-

    antipsorischen Arzneien» ❍  1846 «Therapeutisches Taschenbuch» als erstes zeichenorientiertes Repertorium ❍  1848 Gründung der jährlichen „Versammlung homöopathischer Ärzte Rheinlands und

    Westfalens“. ❍  Sein dritter Sohn Carl heiratet die Adoptivtochter von Melanie Hahnemann ❍  Carl praktiziert zusammen mit Melanie in Paris in einer Gemeinschaftspraxis ❍  CvB hat Hahnemann nie persönlich kennengelernt

    Dr. jur. Dr. med. h.c. Clemens Maria Franz von Bönninghausen (1785-1864)

    Quelle: Stefan Reis; Freewiki

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    ❍  30.01.1801 geboren in Neudietendorf (Thüringen) ❍  1823-30: Pädagoge in Neuwied ❍  1827: Beginn der Auseinandersetzung mit der Homöopathie ❍  1830-1832: Medizinstudium in Bonn, wegen Angehörigkeit einer Burschenschaft wird er

    von der Universität verwiesen und darf in Deutschland kein Doktordiplom ablegen ❍  1833: unterstützt Aegidi in dessen Praxis und arbeitet an der ersten Auflage seines

    Handbuch der Hauptanzeigen ❍  1834: arbeitet neun Monate lang bei Hahnemann in Köthen am Manuskript für die

    Neuauflage der Chronischen Krankheiten ❍  1839-1870: lebt und arbeitet in Paris als homöopathischer Arzt und Autor ❍  Ist neben Melanie Hahnemann und Dr. Croserio einziger Zeuge von Hahnemanns Tod,

    stellt dessen Totenschein aus und teilt es der homöopathischen Gemeinschaft mit ❍  1870: muss infolge des deutsch-französischen Krieges Paris verlassen, lebt und lehrt in

    Brüssel, erhält aber aufgrund des fehlenden Doktordiploms keine Praxis-Erlaubnis ❍  Stirbt am 11. Juli 1875 völlig verarmt an einer Sepsis

    Georg Heinrich Gottlieb Jahr (1801-1875)

    Quelle: Dr. Jens Ahlbrecht; G.H.G. Jahr Einführung: Ilka Sommer

  • Seite 8 Seite 8 Genuine Homöopathie

    ❍  Geboren in Oschatz/Sachsen ❍  Studium der Mathematik und Griechisch in seiner Heimatstadt Zittau ❍  Ab 1820 Medizinstudium in Leipzig

    ➤  Während seiner Studienzeit in Leipzig sollte er eine Streitschrift gegen die Homöopathie verfassen. Hahnemann lehrte zur gleichen Zeit dort Homöopathie, doch Hering hat ihn persönlich nie kennengelernt.

    ➤  Durch die homöopathische Heilung seines infizierten Fingers mit homöopathisch aufbereitetem Arsen konvertierte Hering zur Homöopathie.

    ❍  1825 bis 1826 Studium in Würzburg, bei Schönlein, dem Begründer der naturhistorischen

    Schule ❍  1830 Prüfung von Lachesis ❍  1833 Emigration in die USA ❍  War einer der einflussreichsten Homöopathen in den USA ❍  Entwickelte das systematische Arzneimittelstudium ❍  Begründer der Nosoden

    Constantin Hering (1800-1880)

  • Genuine Homöopathie Seite 9

    Die Homöopathie in den USA

  • Seite 10 Seite 10 Genuine Homöopathie

    ❍  1825: Der dänische Arzt Hans Burch Gram (1788-1840) bringt die Homöopathie nach New York ➤  er hatte persönlich bei Hahnemann studiert

    ❍  1828: Angeregt durch einen Briefwechsel mit Ernst Stapf, beginnen der deutsche Arzt Wilhelm

    Wesselhoeft und sein schweizer Kollege Heinrich Detwiller in Pennsylvania homöopathisch zu praktizieren.

    ❍  1833: Constantin Hering kommt in die USA. Die «Hahnemann Gesellschaft» wird gegründet. ❍  1835: Errichtung der «Nordamerikanische Akademie der homöopathischen Heilkunst» durch die

    «Hahnemann Gesellschaft». ❍  1847 wurde ein Verhaltenskodex erlassen (Code of Ethics), der den allopathischen Ärzten den

    Kontakt und die Zusammenarbeit mit Homöopathen und anderen „Heilern“ verbot. ❍  1848 Gründung des «Homoeopathic Medical College of Pennsylvania» durch C. Hering mit Jacob

    Jeanes und Walter Williamson

    Die Homöopathie in den USA

    Quelle: Taschenatlas Homöopathie in Wort und Bild, Josef M. Schmidt, Haug Verlag.

  • Seite 11 Seite 11 Genuine Homöopathie

    ❍  1881 J. T. Kent konvertiert zur Homöopathie ❍  Im Jahre 1898 gab es in den USA

    ➤  20 homöopathische Colleges ➤  140 homöopathische Krankenhäuser ➤  57 homöopathische Apotheken ➤  31 homöopathische Zeitschriften ➤  und mehr als 100 homöopathische medizinische Gesellschaften. ➤  12.000 Ärzte nannten sich homöopathische Ärzte

    ❍  Das «American Institute of Homeopathy» hatte im Jahre 1903 2.100 Mitglieder,

    was ca. 8 - 9% aller amerikanischen Ärzte ausmachte ❍  Viele homöopathische Colleges unterstützten die Abschaffung des Verbots Frauen

    studieren zu lassen ❍  1910 der Flexner Report (Carnegie, Rockefeller) revolutioniert die Medizin und löscht die

    homöopathischen Colleges praktisch aus

    Die Homöopathie in den USA

    Quelle: Heike Kron, Rezeptionsgeschichte James Tyler Kents (1849-1916) in Deutschland von 1886 bis 1986

  • Seite 12 Seite 12 Genuine Homöopathie

    ❍  Pierre Schmid (1894-1987) ➤  Arzt aus Genf ➤  Hat bei einem Schüler Kent‘s gelernt ➤  1922 berichtete Pierre Schmidt vor dem internationalen homöopathischen Rat in

    Basel erstmals öffentlich von seiner homöopathischen Studienreise. ➤  Dies kann als der Beginn eines neuen Zeitalters in der Homöopathielandschaft

    Europas und besonders auch Deutschlands angesehen werden [...] ❍  Jost Künzli v. Fimmelsberg (1915-1992) ❍  Adolf Voegeli (1898-1993) ❍  Rudolf Karl Flury (1903-1977) ❍  Otto Eichelberger (München - 1918-2005)

    1922 – Der „Reimport“ nach Europa

    Quelle: Heike Kron, Rezeptionsgeschichte James Tyler Kents (1849-1916) in Deutschland von 1886 bis 1986

  • Genuine Homöopathie Seite 13

    James Tyler Kent (1849-1916)

    George G. Starkey: „Kent was truly a great homoeopath and a progressive thinker. Most of what he has contributed to homoeopathy has proved a lasting value.

    Yes, in a few areas he was wrong but that is only natural.“

    Quelle: J. T. Kent, Lectures in homoeopathic philosophy, Memorial ed., 1919, S.14

  • Seite 14 Seite 14 Genuine Homöopathie

    ❍  Autodidakt. Hat nicht bei Hering gelernt, da er kein Deutsch sprach.

    ❍  Dr. Heike Kron, in: Geschichte der Homöopathie in den USA [...] (S.9)

    ➤  [...] 1881 trat Kent aus allen eklektischen Vereinigungen aus und studierte fortan Homöopathie.

    ➤  Er begann ab 1881 [sic!] Artikel in homöopathischen Zeitschriften zu veröffentlichen.

    [...]

    ➤  Er lehrte 32-39-jährig als Professor von 1881 bis 1888 am Homeopathic College of Missouri in St. Louis zuerst Anatomie, später Chirurgie und von 1883 bis 1888 Materia Medica (Arzneimittellehre).

    ❍  Kent war Spezialist im Bereich Urologie, wofür es kein Repertorium gab. Das brachte ihn

    dazu, selbst ein Repertorium zu erstellen.

    Einige Details zu J. T. Kent

  • Seite 15 Seite 15 Genuine Homöopathie

    ❍  Ziel war ein Repertorium, das auf dem Prinzip des vollständigen Symptoms basiert ❍  Erstveröffentlichung 1897

    Ø  »Das Repertorium wurde in einer durch Clara Louise Kent (1856 -1943) [...] revidierten Fassung veröffentlicht.«*

    ❍  Seine Quellen:

    Ø  GHG Jahrs Handbuch der Hauptanzeigen von 1835 Ø  Constantin Lippe (Handbook of Characteristics) Ø  Lee Ø  Bönninghausen‘s Therapeutisches Taschenbuch (Kapitel Allgemeines)

    Das kent‘sche Repertorium

    * Quelle: Emmanuel Swedenborg und die Homöopathie, Zürich, Swedenborg Zentrum

  • Seite 16 Seite 16 Genuine Homöopathie

    ❍  Nicht nachvollziehbare Prüfungen ❍  Unmengen von Nachträgen klinischer Symptome, die nicht gekennzeichnet sind ❍  Einträge, die in Prüfungen nicht vorkommen (Gemüt, Allgemeines, Nahrungsmittel)

    ➤  man weiß nicht, woher diese Einträge kommen (Beobachtungen/Heilungen?) ❍  Ein vollständiges Symptom ist meistens an einer Stelle einsortiert

    ➤  Beispiel: «Angst mit Herzklopfen, nachts aus dem Schlaf hochschreckend» unter Schlaf eingeordnet, wird es sehr schwer zu finden sein.

    ➤  Es war dennoch ein Vorteil des Kent-Repertoriums, dass vollständige Symptome in Unterrubriken

    standen ❍  Hochsetzen von Gradeinteilungen aufgrund klinischer Verifikation

    ➤  Das Gradsystem ist bereits im ursprünglichen Kent-Repertorium intransparent

    Die Kent basierten Repertorien heute

    Fazit: Sie wurden immer weniger verlässlich (deshalb diverse Filter)

  • Seite 17 Seite 17 Genuine Homöopathie

    Vgl. Handbuch der Hauptanzeigen von GHG Jahr

    Seite 17

    ²  Signaturen:

    Ø  * Gleichzeitig Heil- und Prüfungsergebnisse Ø  Prüfungssymptome ohne praktische Bestätigung Ø  ° Ausschließlich Heilsymptome

  • Seite 18 Seite 18 Genuine Homöopathie

    ❍  Der Patient nicht die Krankheit trat in den Vordergrund ❍  Die Homöopathie wurde gemütsorientiert (obwohl Kent selbst anders gearbeitet hat) ❍  Arzneimittelbilder sind entstanden, die nichts mit den Arzneimittelstudien der alten

    Homöopathen zu tun hatten und zu Interpretationen führte ❍  Durch Übersetzungsfehler und die Auswahl von Begriffen sind große Missverständnisse

    entstanden

    ➤  Zeichen wurde zu Symptom

    ➤  BESONDERS wurde zu PECULIAR, was mit RARE gleichgesetzt wurde

    ❍  §153 wurde überbewertet im Vergleich zu §154

    Zusammenfassung

    Die Homöopathie hatte sich grundlegend verändert.

  • Seite 19 Seite 19 Genuine Homöopathie

    Die Sprache des 19. Jh.

    Hahnemann §153 und 154 Bedeutung

    Eigenheitlich (charakteristisch) Eigenheitlich sind die näheren Bestimmungen, die diesen Fall von anderen Fällen unterscheidet.

    Auffallend, sonderlich Besonders

    Ungewöhnlich Ungewöhnlich heißt, dass das Symptom eine nähere Bestimmung (Modalität, Erstreckung) aufweist.

    Weder seltsam und absonderlich, noch fremdartig oder komisch.

  • Seite 20 Seite 20 Genuine Homöopathie

    ❍  Er war ein schwedischer Gelehrter, Philosoph und christlicher Mystiker ➤  hat selbst nie eine Kirche gegründet

    ❍  Die »New Church« in den Vereinigten Staaten wurde 1792 in Baltimore ins Leben gerufen ❍  Mitglieder der »Society of Swedenborgians« u. a.:

    Hering, Boericke, Farrington, Hans Gram, Kent, Kent‘s zweite Frau ❍  Berühmte Namen, die Swedenborg als Inspirationsquelle genannt haben:

    Goethe, Dostojewski u.v.m. ❍  Auch Hahnemann war wahrscheinlich mit einigen anatomischen Werken aus Swedenborgs

    frühen Jahren vertraut. (Quelle: Marguerite Block, The New Church in the New World, 1984) ❍  Ein vielsagendes Zitat von Hering: „Während die Swedenborgianer aus gutem Grund eine

    homöopathische Behandlung bevorzugen durften, gibt es überhaupt keinen Grund, warum alle Homöopathen Swedenborgianer sein sollten.“

    Wer war Emmanuel Swedenborg (1688-1772)

    Quelle: Emmanuel Swedenborg und die Homöopathie, Zürich, Swedenborg Zentrum

  • Seite 21 Seite 21 Genuine Homöopathie

    ❍  Kent nannte seine Potenzreihe 30, 200, M, 10M, 50M, CM, MM »Oktaven in der Reihe der Grade« (in Übereinstimmung mit Swedenborgs »Lehre von den Graden« und dessen Ideen über die Unendlichkeit).

    ❍  »Lesser Writings«: »Durch meine Vertrautheit mit Swedenborg habe ich erkannt, dass die

    aus dem Worte Gottes hervorgebrachte Entsprechung mit allem, was ich erfahren habe, übereinstimmt.«

    ❍  "Meine ganze Lehre gründet sich auf Hahnemann und Swedenborg.

    Ihre Lehren entsprechen sich vollkommen.“

    Einflüsse von Swedenborg auf Kent

    Quelle: Emmanuel Swedenborg und die Homöopathie, Zürich, Swedenborg Zentrum

  • Seite 22 Seite 22 Genuine Homöopathie

    ❍  You cannot individualize unless you have that which characterizes. The things that characterize are things to make you hesitate, to make you meditate.

    ❍  Suppose that you have been acquainted with a large number of cases of measles, for

    instance, or a large number of cases of whooping cough, but along comes one of which you say to yourself, “that is strange; I never saw such a thing as that before in a case of whooping cough. It is peculiar.”

    ❍  “You hesitate, you meditate, and at once recognize it as something individual, because it is

    strange and rare and peculiar. You say, I do not know what remedy has that symptom. […] You may have a seen a hundred cases of measles without seeing that very thing.

    ❍  That peculiar thing that you see in measles relates to the patient and not to the disease

    […]

    Zitate

  • Seite 23 Seite 23 Genuine Homöopathie

    Unterschiedliche Herangehensweisen

    Genuin vs. Klassisch

  • Seite 24 Seite 24 Genuine Homöopathie

    ❍  Das Grundverständnis von Gesundheit und Krankheit (Krankheit vs. Patient) ❍  Das „charakteristische“ Symptom des Krankheitsfalles (§153) und der Arznei (§154) ❍  Die Bedeutung der Gemütssymptome und Charaktermerkmale für die Fallanalyse ❍  Der Umgang mit sogenannten „klinischen“ Symptomen ❍  Der Umgang mit pathognomonischen Symptomen ❍  Der Aufbau der Arbeitswerkzeuge (Symptomenlexikon vs. Repertorien)

    Die wesentlichen Unterschiede

  • Seite 25 Seite 25 Genuine Homöopathie

    Abweichendes Verständnis

    ❍  Auffallend wird ein Symptom dadurch, dass es

    Ø  nicht zu allgemein und Ø  näher bezeichnet ist –

    (z.B. Modalität/Erstreckung) Ø  nicht von sämtlichen Arzneien der

    Materia Medica gedeckt wird ❍  Bönninghausen: „Goldkörner“

    Genuin

    ❍  Kent: Auffallend im Sinne des §153 ist ein Symptom, wenn es merkwürdig, komisch, unerwartet, selten, sensationell ist.

    Klassisch

    Charakteristik

    ❍  Kein Schema ❍  Krankheiten können von Geistes- und

    Gemütsveränderungen begleitet sein. Ist das der Fall, sind diese Symptome -- neben den anderen -- wichtig oder sogar wahlanzeigend.

    1.  Geistessymptome 2.  Allgemeinsymptome 3.  Verlangen, Abneigungen 4.  Sexualsymptome

    (die niemals in der ersten Anamnese erfragt werden sollten)

    5.  Schlaf, Träume 6.  Lokale Symptome

    Hierarchie

  • Seite 26 Seite 26 Genuine Homöopathie

    Arzneimittelstudium nach Hering

    1. Durchlesen

    Lokalsymptome (Organe)

    2. Durchlesen

    Art und Ort der Beschwerde

    3. Durchlesen

    Modalitäten

    4. Durchlesen

    [...] Anfangs auf die Organe, an denen die Zeichen vorkommen [= LOKALSYMPTOME]. Man bemerkt sogleich, dass manche Organe oder Systeme vorzugsweise ergriffen werden. Diese zeichenreicheren Organe betrachtet man hierauf nach ihrer physiologischen Verwandtschaft.

    Bei einem zweiten Durchlesen des Mittels achte man vorzugsweise auf die Art der Zeichen [= EMPFINDUNGEN], wozu das vorige Lesen gleichsam die Vorbereitung war. Man vergleicht die Arten der Schmerzen an verschiedenen Teilen, betrachtet alle gleiche, ähnliche oder nahe verwandte Schmerzen oder andere Empfindungen, die an verschiedenen Orten bemerkt worden sind.

    Bei einem dritten Durchlesen achte man auf die Bedingungen der Zeichen [= MODALITÄTEN]; man sollte dies nur tun mit der Feder in der Hand, [...]. Man achte auf die linke und rechte Seite, wenn man dies nicht schon früher getan; auf die Tageszeiten, wobei pathologische Kenntnisse wieder sehr zu statten kommen; auf die verschiedenen Lagen, Stellungen, Bewegungen, usw.

    Man könnte das Mittel noch ein viertes Mal durchlesen, mit besonderer Hinsicht auf die Verbindungen der Zeichen [= BEGLEITSYMPTOME], indem man ganz besonders darauf achtet, welche Zeichen nach einander oder zugleich auftreten, doch musste man schon früher sehr oft auf dieselben Rücksicht nehmen, wo dies nicht geschah, suche man die Verbindungen nun mit früheren Sätzen in Zusammenhang zu bringen.

    Begleitsymptome

  • Seite 27 Seite 27 Genuine Homöopathie

    Hering über die Gewichtung der Symptome (HMS S. 628)

    ❍  Ihm (dem Homöopathen) sind solche Zeichen die wichtigsten, welche am stärksten charakterisiert sind d. h. bei denen er eine genaue Bestimmung des Orts der Art erhalten konnte, besonders aber auch der Bedingungen.

    ❍  Sind solche Zeichen, die sich in jeder Hinsicht

    genau bestimmen ließen, auch noch mit andern in eigentümlicher Verbindung, so werden sie einen noch höheren Rang haben.

    ❍  Gibt es mehre solche Zeichen, die durch obige

    Bestimmung auf gleich Stufe kämen, so entscheidet unter ihnen die pathologische Wichtigkeit oder die Wichtigkeit, welche der Kranke ihnen nach seinem Gefühle beimisst.

    ❍  Ganz besonders wichtig werden Zeichen, wo

    letzteres zusammentrifft, wie dieses nicht selten der Fall ist.

    ❍  Ort und Beschwerde ❍  Modalität ❍  Hinweis auf Zeichenkombinationen ❍  ZK wichtiger als Einzelzeichen ❍  Hauptsymptom wahlanzeigend für das

    erforderlich Mittel zum jetzigen Zeitpunkt

  • Seite 28 Seite 28 Genuine Homöopathie

    Hering über die Gewichtung der Symptome (HMS S. 628)

    ❍  Wenn bei mehreren Zeichen dieselbe Bedingung vorkommt oder dieselbe Verbindung

    ❍  Oder wenn eine gewisse Art von Empfindung an

    vielen Orten vorkommt, dann wird solch eine ❍  Bedingung oder Verbindung oder Art durch

    dieses ofte Wiederkommen zu einem Zeichen vom ersten Range.

    ❍  Wenn dieselben Modalitäten oder Beschwerden bei mehreren Zeichen des Patienten vorkommen

    ❍  Dieselbe Beschwerde an vielen Orten ❍  Dieselben Modalitäten, ZK oder B kommen

    beim Patienten mehrfach vor

  • Seite 29 Seite 29 Genuine Homöopathie

    ❍  Hierbei hüte man sich vor dem Hinstellen allgemeiner Sätze, z.B. "Abends schlimmer", "bei Bewegung schlimmer" u. dgl. dies hilft wenig zur Kenntnis des Mittels und schadet oft bei der Wahl; was wir zu wissen nötig haben ist: was für Zeichen Abends oder bei Bewegung schlimmer werden. [...]

    ❍  Ebenfalls hüte man sich vor der Annahme des Gegenteils; daraus, dass ein Mittel viele

    Zeichen hat, die schlimmer in Ruhe werden, folgt nicht, dass es Besserwerden bei Bewegung habe und umgekehrt.

    ❍  [...] denn es gibt kein einziges Mittel, bei dem irgend eine Bedingung, die

    Körperseite, die Tageszeiten, das Wetter, die Wärme, die Bewegungen und Stellungen, die Berührungen usw. alles verschlimmerten oder alles besserten. Immer nur tun sie‘s in einem bestimmten Kreise und es ist in dieser Begrenzung das Charakteristische, nicht in der Bedingung.

    ❍  Hat man auf diese Weise mit einem oder mehren Mitteln sich vertraut gemacht, so geht

    man nun zu andern über, am besten zu nahen Verwandten. Das Studium des zweiten Mittels ist schon etwas leichter [...]

    Wie man nach Hering ein Mittel studiert

  • Genuine Homöopathie Seite 30

    Das Symptomenlexikon

  • Seite 31 Seite 31 Genuine Homöopathie

    ❍  Hahnemann am 30.06.1834 in einem Brief an Bönninghausen:

    Nach allem Überdenken für mich und Herrn Jahr, finde ich nun selbst die Unmöglichkeit ein Repertorium anders einzurichten, als sie und Jahr schon gefertigt lieferten und Sie können sich wahrlich dabei beruhigen, es kann nichts anderes als Winke auf die vorhandenen Arznei-Prüfungen enthalten. Nur ein Lexikon kann vollständigere Auskunft dem Suchenden geben [...]

    Wie ein Repertorium sein müsste

  • Seite 32 Seite 32 Genuine Homöopathie

    ❍  Alphabetische Anordnung

    ➤  Abdomen-Zähne ❍  Empfindungen und Erscheinungen

    ➤  Beschwerden, Schmerzqualitäten, funktionelle- oder Gewebsveränderungen ❍  Organe mit deren Teilen als Unterordnung

    ➤  Wo genau am Kopf, wo genau im Auge ❍  Bei den Modalitäten die Körperteile und Empfindungen ❍  Bei den Körperteilen die Empfindungen und Modalitäten ❍  Bei den Empfindungen die Körperteile und die Modalitäten

    Wie ein Lexikon sein müsste

    Quelle: Repertorium der Hautsymptome von GHG Jahr; Vorwort

    Das konnte erst mit dem SL von Uwe Plate realisiert werden.

  • Genuine Homöopathie Seite 33

    Die Arbeitsweise

    1. Schritt: Zerlegen von Symptomen

  • Seite 34 Seite 34 Genuine Homöopathie

    ❍  Zerlegung von vollständigen Symptomen in Zeichenkombinationen (ZKs) ❍  Relativer Wert der Symptome

    ➤  Hauptsymptom ➤  Nebensymptome ➤  Begleitende Beschwerde

    ❍  In umgekehrter Reihenfolge des Erscheinens (Hering) ❍  Der Genius-Gedanke einer Arznei ❍  Gibt es Gegenanzeigen (bei den Modalitäten) ❍  Pathognomonische Symptome werden verwendet => wenn sie näher bezeichnet sind

    Zentrale Merkmale der genuinen Arbeitsweise

  • Seite 35 Seite 35 Genuine Homöopathie

    ❍  Das vollständige Symptom ❍  Aufteilung in Einzelzeichen:

    Vollständige Symptome werden zerlegt

    Ort (Abdomen)

    Beschwerde (Stechen)

    Modalität (Bewegung agg.) + +

    Beschwerde (Stechen)

    Ort (Abdomen)

    Modalität (Bew. Agg.)

  • Seite 36 Seite 36 Genuine Homöopathie

    ❍  Abdomen + Stechen

    Suche der Kombinationen im SL

    Ort Beschwerde +

  • Seite 37 Seite 37 Genuine Homöopathie

    ❍  Essen < Bauchschmerzen

    Suche der Kombinationen im SL

    Modalität Ort +

  • Seite 38 Seite 38 Genuine Homöopathie

    ❍  Gehen < Stechen

    Suche der Kombinationen im SL

    Seite 38

    Beschwerde Modalität +

  • Seite 39 Seite 39 Genuine Homöopathie

    ❍  Halsschmerzen und Ohrenschmerzen treten gleichzeitig auf

    Suche der Kombinationen im SL

    Ort Ort +

    Zerlegen vollständiger Symptome in Einzelzeichen und bilden von Kombinationen

  • Seite 40 Seite 40 Genuine Homöopathie

    ❍  Weitere Kombinationsmöglichkeiten

    Suche der Kombinationen im SL

    Beschwerde Begleitende Beschwerde + Kopfschmerz + Übelkeit =

    Beschwerde Erstreckung + Reißen herauf oder herunter =

    Zerlegen vollständiger Symptome in Einzelzeichen und bilden von Kombinationen

  • Seite 41 Seite 41 Genuine Homöopathie

    Die Arbeitsweise

    2. Schritt: Der relative Wert von Symptomen

  • Seite 42 Seite 42 Genuine Homöopathie

    ❍  Das Hauptsymptom wird entweder vom Patienten als solches geschildert oder vom Behandler

    auf Grund der Pathologie definiert. ❍  Die Nebensymptome stellen vom Hauptsymptom getrennte Symptome dar. Sie sind zeitlich nach

    dem Hauptsymptom entstanden und bei der Anamnese immer noch vorhanden. Wahlanzeigend! ❍  Die jeweilige BB steht im direkten Bezug zum Haupt- bzw. Nebensymptom. Eine BB liegt nur

    dann vor, wenn eine Beschwerde die unmittelbare Voraussetzung für eine andere ist.

    ➤  Kopfschmerz < Übelkeit (KS bedingt Übelkeit)

    Welche Symptome sind verwendbar

  • Seite 43 Seite 43 Genuine Homöopathie

    ❍  Es werden keine Symptome verwendet, die vor dem Hauptsymptom entstanden sind ❍  So arbeiten

    Ø  Michael Kohl Ø  Dr. Gypser Ø  Stefan Reis Ø  uva

    Welche Symptome sind verwendbar

    X

    X X

    Das ist eine zentrale Arbeitsweise der genuinen Homöopathie

  • Seite 44 Seite 44 Genuine Homöopathie

    Auswertung mit einem Zeichenrepertorium (TTB)

    X

    X

    Der Genius einer Arznei wird gesucht

    ❍  vgl. klassische Repertorisation

  • Seite 45 Seite 45 Genuine Homöopathie

    ❍  Die Arbeit mit Zeichenkombinationen anstatt mit vollständigen Symptomen

    Ø  man findet andere Mittel

    Ø  Die Vorstellung von einem „Mittelbild“ verändert sich grundlegend ❍  Welche Symptome sind derzeit verwendbar ❍  Primäre Materia Medica ist ungleich verlässlicher

    Die wesentlichen Aussagen dieser Präsentation

  • Seite 46 Seite 46 Genuine Homöopathie

    Kursempfehlungen:

    SL: Michael Kohl, Meike Orth-Faul

    TTB: Stefan Reis

    Institute: Punctum Saliens, Homöocampus

  • Seite 47 Seite 47 Genuine Homöopathie

    GHG Jahr

    Semiotik und die Anwendung des

    Handbuch der Hauptanzeigen (HHJ)

    Kursempfehlung: Dr. Jens Ahlbrecht

    Im nächsten Teil...

  • Seite 48 Seite 48 Genuine Homöopathie

    Welche Symptome sind verwendbar

    Scrofulose

    Gichtische Diathese

    Diagnose: Scrofulose auf Basis einer gichtischen Diathese

  • Seite 49 Seite 49 Genuine Homöopathie

    Vielen Dank!