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Johannes Gutenberg-Universität Mainz Geographisches Institut Projektstudie: Klimaökologie und Klimawandel am Aletsch- und Rhone-Gletscher im Wallis/Südschweiz Dozent: Prof. Dr. Hans-Joachim Fuchs Sommersemester 2006 Abgabetermin: 22.06.2006 Geographische Kennzeichen der Rhone – von der Quelle bis zur Mündung. Pablo Crisolli Geographie und Germanistik 8. Semester Matrikelnummer: 2520505 Berliner Str. 39 55131 Mainz 06131 – 8373892 0176 – 23548131 [email protected]

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Johannes Gutenberg-Universität Mainz Geographisches Institut Projektstudie: Klimaökologie und Klimawandel am Aletsch- und Rhone-Gletscher im Wallis/Südschweiz Dozent: Prof. Dr. Hans-Joachim Fuchs Sommersemester 2006 Abgabetermin: 22.06.2006

Geographische Kennzeichen der Rhone – von der Quelle bis zur Mündung.

Pablo Crisolli Geographie und Germanistik 8. Semester Matrikelnummer: 2520505 Berliner Str. 39 55131 Mainz 06131 – 8373892 0176 – 23548131 [email protected]

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Inhaltsverzeichnis

1 Die Rhone – Länge und Einzugsgebiet ...... Fehler! Textmarke nicht definiert.-3

2 Der Verlauf der Rhone................................................................................. 3-15

2.1 Die Quelle – Das Rhonegletschertor ............................................................ 4

2.2 Das alpine Längstal des Wallis .................................................................... 5 2.2.1 Der obere Talabschnitt des Wallis......................................................... 6

2.2.2 Der mittlere Talabschnitt des Wallis ................................................... 6-7 2.2.3 Der untere Talabschnitt des Wallis........................................................ 8

2.3 Der Genfer See ....................................................................................... 8-10

2.4 Der Französische Jura – Rhoneabschnitt von Genf bis Lyon................ 10-12

2.5 Die Rhône – Saône Senke.................................................................... 14-14

2.6 Die Mündung – Das Rhône/Carmarque-Delta....................................... 14-15

3 Literaturverzeichnis ........................................................................................ 16

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1 Die Rhone – Länge und Einzugsgebiet Betrachtet man ohne jegliche Vorkenntnisse den vorliegenden Ausschnitt der politischen Karte Europas aus dem Diercke Weltatlas, so lässt sich unschwer auf dem Staatsgebiet der Schweiz und Frankreichs die Rhone entdecken. Allein die Anwesenheit auf der Karte neben Flüssen wie Rhein, Donau, Elbe, Oder, Po, Seine, Loire und Ebra impliziert, dass die Rhone den europäischen Vergleich nicht zu scheuen braucht. Zudem lässt sich erkennen, dass es sich um einen staatsübergreifenden Fluss handelt, der in der Schweiz entspringt und durch Frankreich verläuft, wo er dann auch in das Mittelmeer mündet. An der Grenze zwischen Schweiz und Frankreich inmitten des Verlaufs der Rhone tut sich ein Binnengewässer auf – der Genfer See. Damit speist die Rhone, ähnlich wie der Rhein den Bodensee, einen großes Gewässer. Abb. 1: Europa politisch (Ausschnitt verändert - Rhone im Zentrum)

Quelle: Diercke. Die Welt in Karten.

Konzentrieren wir uns ein letztes Mal auf die Karte so wird ebenfalls deutlich, dass die größere Fließstrecke der Rhone auf französischem Staatsgebiet liegt. Ein Balanceakt mit Zahlen zur Rhone aus x-beliebigem Lexikons ermöglicht uns ein die Rhone ihren Regionen besser zuzuordnen. Abb. 2: Verteilung (Länge und Einzugsgebiet) der Rhone auf Schweiz und Frankreich) Schweiz: Frankreich: Gesamt:

Länge (in km): 260 (32 %)

550 (68 %)

810 (100 %)

Einzugsgebiet (in km2):

8.0000 (8 %)

92.000 (92 %)

100.000 (100 %)

Quelle: Eigener Entwurf mit Zahlen aus „Westermann-Lexikon der Geographie“, Stichwort: Rhone.

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Wie auch schon in der thematischen Karte angedeutet, verlaufen ⅔ der Rhonelänge in Frankreich. Auch im Hinblick auf das Einzugsgebiet des Flusses dominiert Frankreich, jedoch noch eindeutiger. Nur 8 % der 100.000 km² entfallen auf die Schweiz. Dies ist dadurch zu erklären, dass gerade die Schweiz als Quellregion der Rhone über den Oberlauf des Flusssystems verfügt. Hingegen sind Mittellauf, Unterlauf sowie Flussdelta auf dem französischem Staatsterritorium vorzufinden. Der steile Abfall in der Schweizer Region provoziert eine hohe Fließgeschwindigkeit und sorgt somit für Tiefenerosion statt Seitenerosion. Dadurch ist das Einzugsgebiet von vorneherein eingeschränkter.

2 Der Verlauf der Rhone Ein weiterer detailreicherer Blick auf eine physische Karte des Rhonegebiets führt uns hin zu einer Unterteilung der Flusslandschaft in verschiedene analysierbarer Flussabschnitte. Eine Darstellung beginnend bei der Quelle ist ratsam, da dies die flussgenetische Entwicklung nachvollziehbar macht. Abb. 3: Physische Karte des Einzugsgebietes der Rhone.

Quelle: Diercke Weltatlas.

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Als behandelbare Flussabschnitte sollen voneinander separiert beschrieben werden:

• die Quelle, da sie das ganze Flusssystem speist und u.a. Teil des zu analysierenden Exkursionsgebiets sein wird.

• das alpine Längstal des Kantons Wallis, da es eine geologische Einheit bildet.

• der Genfer See als von der Rhone gespeiste glaziale Hohlform.

• die Strecke von Genf bis kurz vor Lyon, da sich der Flusslauf in der Region am französischen Jura orientiert.

• die Rhône-Saône-Senke, da das Niederschlagseinzugsgebiet und damit der Fluss selbst eine immense Vergrößerung erfährt und der Flusslauf seine endgültige Richtung annimmt.

• das Flussdelta unterhalb von Avignon, da sich u.a. dort ein artenreiches Naturschutzgebiet herausgebildet hat.

2.1 Die Quelle – Das Rhonegletschertor Die Rhone entspringt in der Schweiz, nordöstlich vom Kanton Wallis in einer Höhe von circa 1800 Metern über dem Meeresspiegel. Dort tritt sie am vorderen Ende der Gletscherzunge des Rhonegletschers aus. Es handelt sich daher um einen ehemals subglazialen Schmelzwasserbach. Damit einher geht auch das Kuriosum der unterschiedlichen Quellungsangaben innerhalb der wissenschaftlichen Fachliteratur. Ältere Quellen nennen genauere und zum Teil um einige Meter niedrigere Entstehungshöhen der Rhone. Dies hängt damit zusammen, dass sich mit den Abschmelzprozessen des Rhonegletschers auch zwangsläufig seine Quelle vertikal verlagert. Abb. 4: Rhonegletscherzunge seitlich fotografiert (selbst bearbeitet).

Quelle: Research Institute for Humanity and Nature, http://www.chikyu.ac.jp/shiraiwa/glacier/-glacierphoto/Alps/Rhonegletscher.jpg (16.06.2006)

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2.2 Das alpine Längstal des Wallis Der Kanton Wallis entspricht im Grunde genau dem alpine Längstal im welchem die Rhone verläuft. Von ihrer Quelle bis zu dem kleinen Städtchen Martigny – hier mündet die Dranse in die Rhone – folgt der Flusslauf einem sich von Nordost nach Südwest erstreckenden 120 Kilometer langem Quertal. Bei Martigny knickt die Rhone um 90° von ihrer ursprüngliche Laufrichtung ab. Dadurch bildet sich innerhalb des Kanton Wallis ein zweites, aber weitaus kleineres Quertal, welches von Südosten nach Nordwesten verläuft. Letzteres Quertal endet schließlich dort wo die Rhone in den Genfer See mündet. Parallel zu beiden Quertälern verlaufen im Norden die Berner und im Süden die Walliser Alpen. Die gesamte Region im Wallis, die sich aus dem Durchfließen der Rhone durch jene zwei Quertäler ergibt lässt sich nach Urs Wiesli wiederum in drei Einheiten gliedern. Nämlich in oberes, mittleres und unteres Wallis. Abb. 5: Satellitenbild (Eutelsat) des Kanton Wallis (selbst bearbeitet).

Quelle: Diercke-Weltraumbild-Atlas.

Das Flussbett ist in dieser Region fast vollständig reguliert, d.h. kanalisiert, eingedämmt und mit Schiebevorrichtungen versehen. Dies ist notwendig, weil das Flussregime der Rhone in diesem Gebiet vollständig glazial ist. Das heißt die Rhone führt in den warmen Sommermonaten im Jahresdurchschnitt am meisten Wasser.

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2.2.1 Der obere Talabschnitt des Wallis Der obere Talabschnitt des Wallis erstreckt sich vom Austritt der Rhone aus dem Gletschertor bis zum Ort Visp. Diese Region erstreckt sich unter anderen über den gesamten Bezirk Goms, wo die Rhone noch als Rotten bezeichnet wird. Als Talform in diesem 50 km langen Abschnitt bildete sich ein Trogtal – auch als U-Tal oder Glazialtrog bezeichnet – aus. Dieses bezeugt, dass der Rhonegletscher im Eiszeitalter den Talabschnitt mehrfach regelrecht ausgehobelt hat. Die Folge sind steilhängige sedimentfreie Trogwände mit einem muldenförmigen Talboden, der von der jungen Rhone aufgeschüttet wurde. In diesem obersten Talabschnitt des Wallis verläuft der Rotten zum Teil noch unreguliert. Hangschutt und Grundmoräne bewirken als eine der bodenbildendenden Einflussfaktoren eine Steppenvegetation. Abb. 6 u. 7: Das obere Wallis mit noch unreguliertem Lauf der Rhone/Rotten und Luftbild des Bezirks Goms (selbst bearbeitet)

Quellen: Wikipedia. Die freie Enzyklopädie. http://de.wikipedia.org/wiki/Goms_(Bezirk) und http://de.-wikipedia.org/wiki/Bild:Rhoneglacier.JPG (16.06.2006)

2.2.2 Der mittlere Talabschnitt des Wallis Der mittlere Talabschnitt des Wallis erstreckt sich von Visp bis nach Martigny. Zwischen diesen beiden Regionen befindet sich auch der Pfynwald, ein Kiefernwald zwischen den Städten Leuk und Siders, der eine Sprach- und Kulturgrenze im Wallis markiert. Diese resultiert daraus, dass gerade an dieser Stelle ein prähistorischer Erdrutsch stattgefunden hat, welcher eine fast kahle Platte mit steppenartiger Vegetation am rechten Rhoneufer formte. Darauf folgende Murgänge eines Wildbachtals namens Illgraben – die dort auch heute noch regelmäßig auftreten – haben einen Schotterkegel herausgebildet, der Wanderungen zwischen Norden und Süden einst massiv erschwerte (Pfyn-Finges Naturpark Wallis 2006). Die gesamte Region von Visp bis Martigny ist geprägt von aus Nord und Süd kommenden ebensohlige Mündungen der Quertäler. Die damit verstärkt auftretenden Schutt-, Schotter- und Feinsedimentmassen lassen im Tal eine großflächige Alluvial-ebene (Schwemmebene) entstehen, welche bis Pfynwald bereits eine maximale Breite von einem Kilometer erreicht hat. Hauptverantwortlich für den Massentransport ist dabei die unterhalb von Visp linksrhonisch in die Rhone mündende Visper aus den Vispertälern der Walliser Alpen. Insgesamt ist der Zustrom von Wildbächen aus

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den Walliser Alpen im gesamten mittleren Talabschnitt des Wallis größer als der Zufluß aus den Berner Alpen. Nach dem Pfynwald weitet sich die Alluvialebene nicht nur stetig auf ein Maximum von drei Kilometer Breite bei Martigny, sondern auch die linksrhonischen Walliser Alpen flachen zunehmend ab. Daraus folgt für die gesamte Region eine Talasymmetrie mit im Norden steilen Hängen bei gleichzeitiger im Süden flacher ansteigender Terrassenlandschaft. Letztere wird landwirtschaftlich intensiv genutzt. Abb. 8 u. 9: Der Kanton Wallis mit Abgrenzung der einzelnen Regionen des Wallis nach Urs Wiesli (selbst bearbeitet) und eine Fotografie aus einem Segelflugzeug über dem Pfynwald

Quelle: Diercke. Die Welt in Karten.

Besonders hervorzuheben ist, dass ab Pfynwald die Seitentäler nicht mehr ausschließlich ebenmündig in das Haupttal münden, sondern sich vereinzelt auch in Form von Stufenmündungen – auch als Hangtal bezeichnet – öffnen. Diese Hängetäler entstanden durch die geringe Übertiefung von Seitentälern durch kleinere (Seiten-) Gletscher und enden hoch über den Haupttälern. Entlang dieser Täler mit hoher Reliefenergie erzeugen Wasserspeicherkraftwerke „saubere“ Energie (Prof. Dr. H.Job ; LMU München). Die gewonnenen Ennergiemengen dürfen nicht unterschätzt werden, denn Hydroelektrizität bildet die Grundlage zur Industrialisierung des Wallis (Urs Wiesli ; S. 306 – 308 ; Die Schweiz). Abb. 10: Schema eines Trogtals (selbst bearbeitet)

Quelle: Wörterbuch Allgemeiner Geographie. Stichwort: Trogtal.

2.2.3 Der untere Talabschnitt des Wallis Unterhalb von Martigny ändert die Rhone ihre Richtung und fließt rechtwinkelig nach Nordenwesten, um das Aiguilles-Rouges-Massiv zu queren und in einem zweiten

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Quertal am Abfall der Berner Alpen entlang zu verlaufen. An dem erwähnten Massiv verengt sich das Tal zur „Porte du Rhone“ – übersetzt etwa „Pforte der Rhone“. Dabei handelt es sich um ein epigenetisches Durchbruchstal, an dem sich der Strom, der Antiklinale folgend, durch härteres Gestein gearbeitet hat. Im Anschluss an die Schlucht öffnet sich ein 35 km langes Quertal, dass sich in der Talebene trichterförmig bis zu 8 km weitet. Dieses heute trockengelegte Tal ist ein ehemaliges Einzugsgebiet des Genfers Sees, welches die Rhone durch Schutt- und Schottermassen nach und nach zugeschüttet hat. Abb. 11: Satellitenbild der enge „Porte Du Rhone“ und der sich daran anschließende Schwemmlandebene (selbst bearbeitet).

Quelle: Diercke-Weltraumbild-Atlas.

Zwischen St. Gingolph und Villeneuve fließt die Rhone mit einer ausgeprägten Deltamündung in das Seebecken des Genfer Sees. Dabei befindet sie sich auf einem Höhenniveau von 373 Metern über Meeresspiegel. D.h. sie hat von ihrer Quelle – dem Rhonegletschertor – bis zur Mündung in den Genfer See einen Höhendifferenz von circa. 1427 Metern hinterlegt. Somit wurde bereits bis zum Genfer See – immer noch innerhalb der Schweiz - bereits vier fünftel der Höhendifferenz zwischen Quelle und Mündung überwunden.

2.3 Der Genfer See Der Genfer See ist ein in den Eiszeiten vom Rhonegletscher übertiefte Felswanne. Verständlich wird dies, wenn man sich die Untersuchungen von JÄCKLI zur würmeizeitlichen Vergletscherung der Schweiz betr achtet. Kartographisch stellt die Mächtigkeit der Vergletscherung in der Würmeiszeit mit Hilfe von 100 Meter – Isohypsen dar. Gemäß seiner Kartierung hat die Eismasse, von Osten kommend, an dem heutigen Eintritt der Rhone in den Genfer See eine Mächtigkeit von über 1400

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Metern und schiebt sich Richtung Nordwesten auf das Französische Jura zu. Das davon südwestlich gelegenen Genf weist jedoch immer noch eine Eismächtigkeit von 900 Metern auf. Damit war der Genfer See laut JÄCKLI von einer höheren Eismasse bedeckt als der Bodensee, dessen Eismassen zeitgleich nur eine Mächtigkeit von 1200 Metern im Süden und 700 Metern im Norden erreichten. Heute umfasst der Genfer See eine Fläche von 581 km2, besitzt ein Wasservolumen von 89 900 Mill. m3 bei einer Breite von 14 km, einer Länge von 72 km und einer Tiefe von 310 m. Damit ist er im Vergleich zum Bodensee hinsichtlich aller genannten Kenndaten größer. Abb. 12 u 13: Satellitenbild vom Genfer See und der fast deckungsgleiche Ausschnitt einer physischen Karte.

Quelle: Wikipedia: Die freie Enzyklopädie ; Diercke Weltatlas.

Das glaziale Flussregime der Rhone im Kanton Wallis macht sich schließlich auch an den Zuflussmengen des Genfer Sees bemerkbar. Im Jahresschnitt beläuft sich diese auf 182 m3/sec, wobei die Verteilung über das Jahr hinweg relativ ungleichmäßig erfolgt. So kommt es im Sommermonat Juli zum höchsten Monatsmittel von 428 m3/sec – zweieinhalb mal mehr als im Jahresschnitt – während im Wintermonat Januar das geringste Monatsmittel von 61,2 m3/sec – dreimal weniger als im Jahresschnitt – erreicht wird. Gerade das Zusammentreffen von Niederschlägen und Gletscherfluss sorgen in den Haupttälern des Wallis und im Genfer See Gebiet für verheerende Hochwasser im Sommer. Abb. 14: Zuflussmengen des Genfer Sees vom Januar und Juli im Vergleich zum jährlichen Monatsmittel.

Quelle: Eigens entworfenes Diagramm nach Zahlen von TIETZE, W. (Westermann Lexikon).

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Abb. 15: Hochwasser im Wallistal und Wasser-, Schlamm- und Schutthöhengedenktafel an einer Häuserwand in Brig.

Quellen: zurzeit unbekannt ; Geographisches Institut: http://www.geographie.-uni-suttgart.de/-ehrveranstaltungen/exkursionen/wallis_2001/html/hochwasser/hochwasser_content.html (16.06.2006)

2.4 Der Französische Jura – Rhoneabschnitt von Genf bis Lyon Von Genf aus fließt die Rhone den Synklinalen folgend Richtung Südwesten. Dabei fließt sie am Ostrand des französischen Jura entlang. Die Grenzüberschreitung erfolgt bei Challex & Pougny wenige Kilometer nach dem Seeaustritt. Auf französischem Staatsgebiet hinter Bellegarde kam es in wasserarmen Sommermonaten bis 1947 in einem Kalkengtal in das sich die Rhone eingeschnitten hat noch zur gänzlichen Versickerung des Flusses. Ein solch ehemals partiell trockengelegtes Rhonebett auf Kalkstein lässt sich mit der Donauversickerung innerhalb der Fränkischen Alb vergleichen. Während man jedoch die Donau mittels Stollen unterirdisch an der Versickerungsstelle vorbeileitet hat um ein Trockenfallen des Flusses zu umgehen, nutzt man bei der Rhone die Talverengung und das große Gefälle der Kalksteinregion zur Installierung eines Staudammsystem bei Génissat und Seyssel. Initiator und Bauherr dieser und sämtlicher anderer Staudamminstallationen der Rhone auf französischem Staatsgebiet ist die „Compagnie Nationale du Rhône“. Dabei handelt es sich um ein privatwirtschaftliches Energieunternehmen, welches vom französischen Staat im Rahmen eines Modernisierungsgesetzes der Rhone aus dem Jahre 1921 den Auftrag erhalten hat, die Rhone unter den Aspekten Elektrizitätsgewinnung, Schifffahrt und Landwirtschaft auszubauen und zu betreiben. Neben 19 Talsperren mit Hydroelektrizitätswerken sowie einem Staudamm initiierte die CNR auch den Bau von 14 Schleusen zur besseren Schiffbarkeit des französischen Rhoneabschnitts. Die CNR blickt dabei schon auf eine lange Firmengeschichte zurück, sie besteht bereits seit 1933 und die „Barrage du Génissiat“ – 1937 – 1947 erbaut - ist die erste Talsperre mit welcher der hydroelektrische Ausbau der Rhone initiiert wurde (COMPAGNIE NATIONALE DU RHÔNE). Die Sperre in Höhe von 104 Meter staut 56.00 hm3 Wasser der Rhone auf 23 Kilometer bis zur Schweizer Grenze. Die daran angeschlossene Zentrale erzeugt im Mittel jährlich 1700 Mill. kWh (NICOLAS JANBERG/STRUCTURAE – INTERNATIONALE GALERIE UND DATENBANK DES INGENIEURBAUS).

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Abb. 16 u. 17: Blick aus Süden auf die Talsperre von Génissat und schematische Abbildung der Barrage.

Quelle: NICOLAS JANBERG. Structurae – Internationale Galerie und Datenbank des Ingenieurbaus. http://de.structurae.de/photos/index.cfm?JS=3305 und http://de.structurae.de/photos/ (16.06.2006)

Ein weitere Besonderheit, die sich in dem Rhoneabschnitt entlang dem französischen Juras herausbildet, sind die Klusenketten. Die dicht aufeinander folgenden Schluchtenabschnitte bildeten sich landschaftsprägend in den südlichen Ausläufer des französischen Juras aus. Entstanden sind die Durchbruchstäler antezedent, d.h. der Strom verlief bereits vor der Hebung des europäischen Juras im heutigen Flussbett und hat sich in die Ausläufer des ansteigenden Gebirgszugs aus Kalkstein hineingefressen. Besonders imposant und romantisch mutet das Landschaftsbild am „Defile de l´Ècluse“ – kurz nach dem Eintritt der Rhone nach Frankreich – an.

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Abb. 18: Das „Defile de l´Ècluse“ – Klusental kurz nach dem Eintritt nach Frankreich.

Quelle: http://www.photo-boutique.com/pays_de_gex/leaz/images/leaz7.jpg (16.06.06).

Durch die Klusenbildung trennt die Rhone einzelne Ausläufer des Jura inselartig ab. Nach dem umfließen der südlichen Ausläufer des Juras tritt die Rhone in das Rhone-Saone-Becken ein und läuft von Westen auf Lyon zu. Rechtsrhonisch nimmt sie den Ain – einen Fluss ohne glaziales Regime - auf und spaltet sich vor Lyon in mehrere Flussarme. Nördlich von Lyon vereinigen sich die Arme dann wieder und der Fluss biegt innerhalb der Stadt nach Süden in die dann beibehaltene Laufrichtung ab. Mittig von Lyon treffen Sâone und Rhône aufeinander. Abb. 19 u. 20: Rhone und Saone treffen bei Lyon aufeinander und Physische Karte des Rhoneverlaufs bei Lyon.

Quelle: http://xvella.free.fr/docum/reportage/lyon/dsc_0065.jpg (160606) ; Diercke Weltatlas.

2.5 Die Rhône-Sâone-Senke In der Rhone-Saone-Senke - auch als Rhone-Saone-Becken bezeichnet – fließt die Rhone von Lyon bis in das Mittelmeer. Die Mulde wird im Westen durch das französische Zentralmassiv, im Norden durch die Saone-Senke, im Nordosten durch

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das französische Jura und im Südosten schließlich durch die Ausläufer der Alpen begrenzt. 20 Kilometer südlich von Lyon folgt der Flusslauf einer ehemaligen – im Eiszeitalter/ Pliozän – entstandenen Riaküste. Folglich war das heutige Rhonebecken ursprünglich vom Mittelmeer aufgrund eustatischer Meeres-spiegelschwankungen überschwemmt und wurde erst nach und nach mit alpinen Schuttmassen zugeschüttet. Heute kann man den Meeresvorstoß an den verlandeten Steilküsten des französischen Zentralmassivs noch erahnen. Entlang der ehemals aufgeschütteten alpinen Geröllemassen frisst sich die Rhone am Rande des Zentralmassivs durch das Becken. Die Flusspassagen im Unterlauf waren dadurch zum Teil so eng gewesen, dass sie den zunehmenden Schiffsverkehr behinderten. Im Zuge der schon erwähnten Flussmodernisierung seit 1933 durch die Compagnie Nationale du Rhone wurden u.a. Umgehungskanäle gebaut, die man gleich mit Bewässerungskanälen für die Landwirtschaft koppelte. Die Engtalstellen des Rhone-Saone-Beckens wurden im Gegenzug – ähnlich wie im Falle Génissat – durch Talsperren gestaut und zur Energiegewinnung mittels hydroelektrischen Kraftwerken umfunktioniert. Abb. 21 u. 22: An der Rhone installierte Talsperren (Barrages), Schleusen (Écluses), hydroelektrische Kraftwerke (Centrales Hydroélectrique) und Umgehungskanäle (Canaux Aménagés) durch die Com-pagnie Nationale du Rhone und der ungefähre Verlauf der Riaküste des Pliozän im heutigen Rhone-Saone-Becken.

Quelle: COMPAGNIE NATIONALE DU RHONE. http://www.cnr.tm.fr/fr/vivre/fiches_amen/fiche123.htm (16.06.06) ; Diercke Weltatlas.

Ähnlich wie im mittleren Wallis hat sich auch im Rhone-Saone-Becken eine asymmetrische Talformung herausgebildet. Diese gestaltet sich mit einem Steilhang an der Ostseite des Zentralmassivs und terrassenartigen Anstieg des Beckens Richtung Kalkalpen.

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Mit dem Eintritt der Rhone in die Bodenvertiefung bei Lyon ändert sich auch das Flussregime, denn die Rhone nimmt Ain und Saône rechtsrhonisch auf. Beide verfügen über ein nivales Flussregime. Eine Nuance welche das glaziale Regime noch mal kurzzeitig akzentuiert, erfährt die Rhone lediglich noch einmal mit dem Einfließen der Isére in die Rhone nördlich von Valence. Demzufolge verlagern sich auch die typischen Hochwasser- bzw. Niedrigwasserperioden im Jahresgang. Eine weitere Spezifikation des Flussregimes ereignet sich etwa ab Valence, denn dort ändert sich das Klima. Während Alles nördlich als halbkontinental beschrieben werden kann, so tritt südlich das Mittelmeerklima in Erscheinung. Letzteres ruft ein mediterranes Flußssregime mit niederschlagsreichen Wintern hervor und wird unter anderem durch den Zufluss von Drôme, Durance und Gard in die Rhone akzentuiert. Abb. 23: Die Klimazonen Frankreichs nach SCHWEIZER, W. mit einer Hervorhebung der Lage der Stadt Valence (eigens verändert)

Quelle: Schweizer, W. , Frankreich. Länder und Völker.

2.6 Die Mündung – Das Rhône/Carmarque-Delta Drei Kilometer oberhalb der Stadt Arles beginnt das Rhonedelta, auch als Carmarque-Delta bezeichnet. Der Abfluss der Rhone beträgt dort 1820 m3/s. Ursprünglich spaltete die Rhone sich in dieser Region in unzählige kleine Arme auf, doch im Zuge der Modernisierungsmaßnahmen im Hinblick auf eine Schiffbarkeit des Stromes existieren heute nur noch zwei Flussarme. Der Kleinere von Beiden auch „Petite Rhône“ oder westliche Rhone genannt, speist nur 15 % des Wassers vom ursprünglichen Fluss. Er fließt auf der Aufschüttung und mündet zwei Kilometer westlich des Wallfahrtortes Saintes-Maries-de-la-Mer in den Golf von Lyon. Der größere Flussarm – analog auch als „Grande Rhône“ oder östliche Rhone bezeichnet – speist die übrigen 85% Wasser des Mutterflusses und fließt an der Ostgrenze des Flussdeltas. Dieses schiebt er – durch die starke Schuttzufuhr aus den Gebirgsflüssen – stetig weiter ins Meer. Infolge der starken Sedimentführung von 20 Millionen m3/Jahr beträgt der Meeresvorstoß des Deltas zwischen 10 – 50 Meter pro Jahr. Daneben findet aus ebendiesen Gründen eine Westverlagerung des Flussarmes statt wodurch die zwischen beiden Rhonearmen liegenden und gegen das Meer durch Strandwälle abgegrenzten Flusslagunen des Deltas allmählich wohl zugeschüttet werden. Wegen dieser Verschlammung konnte sich an der Mündung

Legende zur Abbildung Klimazonen Frankreichs:

I. ozeanisches Klima

II. Klima des Pariser

Beckens

III. halbkontinentales

Klima

IV. aquitanisches Klima

V. Klima des

Zentralmassivs

VI. alpines Klima

VII. Mittelmeerklima ab Valence

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lange Zeit kein größerer Hafen entwickeln. Der Hafen und Industriekomplex Fos-sur-Mer – von der Grande Rhone östlich gelegen – wurde erst in den 80-er Jahren als Tiefhafen geplant und verwirklicht. Zeitgleich wurde auch der abschnittsweise Ausbau des Unterlaufs der Rhone in Angriff genommen. Insbesondere Ausbaggerungen des Flussbettes im Deltabereich und in der Küstenregion sind auch heute noch notwendig um eine reibungslose Schifffahrt zu garantieren (COMPAGNIE NATIONAL DU RHÔNE).

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3 Literaturverzeichnis

Beckel, L. (1989) Diercke-Weltraumbild-Atlas. Georg Westermann Verlag GmbH. Braunschweig.

Dornbusch, J. (Hrsg) (2000) Diercke. Die Welt in Karten. Georg Westermann Verlag GmbH. Braunschweig. Gutersohn, Heinrich (1971) Die Alpen. 1.Teil: Wallis, Tessin, Graubuenden. Kuemmerly + Frey Geographischer Verlag. Bern. Leser, H. (Hrsg.) (1997): Diercke Wörterbuch Allgemeiner Geographie. München. Pletsch, A. (2003) Frankreich. Geographie, Geschichte, Wirtschaft, Politik. Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt. Darmstadt.

Schweizer, W. (???) Frankreich. Länder und Völker. Enzyklopädie für Geographie, Geschichte, Kunst, Kultur, Sitten und Bräuche. Kunstkreis Buchverlag. Luzern. Tietze, W. (Hrsg.) (1973 – 1975): Westermann-Lexikon der Geographie. Braunschweig. Wiesli, U. (1986) Die Schweiz. Wissenschaftliche Länderkunde Band 26. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt. Darmstadt.