Geschichte „Vorstoß der Schnellen Truppen im Mai 1940 von ... · Guderian und der 6. PD des...
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72 Das Schwarze Barett Nr. 46
Geschichte
verlängerte MAGINOT- Linie am 16. Mai
1940 abends. Außer einigen wenigen Bun-
kern ist im Gelände heute nichts mehr von
der einst bis zu 2 km tiefgestaffelten Befesti-
gungsanlage – aus Betonbunkern, Minen-
feldern, Panzergräben, Stacheldrahtverhauen
etc. bestehend – zu sehen. Umso mehr war
Fantasie gefragt, sich nach den Schilderungen
der Leitung eine Vorstellung davon zu machen,
was sich den deutschen Truppen damals als
Hindernis entgegenstellte.
Entgegen der Armeeweisung „Kein Durch-
bruch“ nutzte Rommel das Überraschungs-
moment zum Handstreich. Ein Novum in
„Vorstoß der Schnellen Truppen im Mai 1940 von der Maas zum Kanal“
Neben interessanten kriegsgeschichtlichen
Darbietungen in BELGIEN und NORD-
FRANKREICH erlebten 46 Mitglieder
und Gäste unseres Freundeskreises vom
13. -16. Oktober mit der Besichtigung
der Kathedrale von LAON auch einen an-
spruchsvollen kulturellen Anteil.
Referent war Fregattenkapitän a.D. Dr.
Heinrich Walle, uns von der Exkursion
2008 „Kämpfe um die Vogesen im Ersten
Weltkrieg“ wohlbekannt. Für die Orga-
nisation der Exkursion war wieder unser
Beauftragter für Militärgeschichtliche Ex-
kursionen, Oberst a.D. K.-T. Schleicher,
verantwortlich.
In zwei abendlichen Einführungsvorträgen
am Donnerstag und am Freitag ging der
Referent auf die Große Lage und die Fort-
setzung des Angriffs der Wehrmacht ab
Überschreiten der MAAS bis zur KANAL-
Küste ein. Den Vorträgen folgten am Frei-
tag, Samstag und Sonntag – bzw. gingen
am Donnerstag bereits voran – Geländebe-
sprechungen an elf Punkten, auf denen die
Leitung auf den Ablauf der einzelnen Phasen
näher einging (Details s. 1., 2., 3. und
4. Tag). Das sonnige herbstliche Wetter ließ
von unseren diversen Besprechungspunkten
einen weiten Blick in das Gelände des
Kampfgeschehens von 1940 zu.
1. Tag (Donnerstag)
Nach Aufnahme der Teilnehmer am
Donnerstagmorgen in Erftstadt und
am Hauptbahnhof Köln erfolgte die An-
fahrt über die Autobahn A4 - E40 - E411
nach DINANT. Der Anreisetag wurde be-
reits für Geländebesprechungen genutzt.
Ab DINANT folgte man dem Angriff der
7. Panzerdivision Rommels über die MAAS
nach Westen. Im Bus wurde der Flussüber-
gang und die Bildung eines Brückenkopfes
westlich davon geschildert. Bemerkenswert wie
die deutschen Truppen die den Übergang
über die MAAS in dem steilen, an einen
Canyon erinnernden Taleinschnitt den
Übergang am 12. Mai 1940 handstreichartig
erzwangen.
Weiter ging es dann aus dem Brückenkopf
heraus über das Gefechtsfeld der Panzer-
kämpfe von FLAVION und PHILIPPE-
VILLE vom 15. Mai 1940 über die Grenze
BELGIENS nach FRANKREICH hinein.
Am frühen Nachmittag erreichten wir unseren
ersten Besprechungspunkt, Bespr.-Pkt. A1
westlich CLAIRFAYTS. Dort erläuterte der
Referent den Durchbruch der 7. PD durch die
„Vorstoß der Schnellen Truppen im
Mai 1940 von der Maas zum Kanal“
“Kriegsgeschichtliche Exkursion vom 13.-16. Oktober 2011
Autor: Karl-Theo Schleicher und Dr. Heinrich Walle
Dr. Karl-Heinz Frieser, Blitzkrieglegende, S. 334)
Dr. Walle an der Maginot-Linie westlich Clairfyts (Foto Si)
73Das Schwarze Barett Nr. 46
MilEx
der Militärgeschichte: ein massiver Panzer-
angriff bei Nacht gegen eine gut ausgebaute
Stellung. Und dies ohne Vorbereitung aus
der Bewegung heraus. Pioniere setzten
Betonbunker mit geballten Ladungen
und Flammenwerfern außer Gefecht und
sprengten Lücken in die Sperrgürtel.
Durch die Bresche stießen die Panzer –
gefolgt von Kradschützen – nach beiden
Seiten feuernd in die Tiefe der Befesti-
gungslinie vor und durchstießen sie bei
SOLRE-LE-CHATEAU.
Auf der Fahrt über AVESNES zur
SAMBRE-Brücke bei LANDRECIES ging
Dr. Walle dann auf die wohl spektakulärste
Einzelaktion des Westfeldzuges, Rommels
nächtlichen Angriff vom 16.-17. Mai 1940
entlang dieser Straße durch die Bereit-
stellungsräume mehrerer französischer Di-
visionen, ein. Die deutschen Panzer rasten
mitten durch die wie Zielscheiben auf-
gereihten Fahrzeuge hindurch, wobei sie
auf Rommels Befehl „Breitseiten aus allen
Rohren“ feuerten. Ein Unternehmen, das
der 7. PD den französischen Beinamen
„la division fantome“ (Gespensterdivision)
einbrachte.
In LANDRECIES, Bespr.-Pkt A2 wurde
den Teilnehmern die Bedeutung der
wiederum handstreichartigen Wegnahme
der SAMBRE-Brücke am 17. Mai 1940,
06.00 Uhr für den weiteren Angriff der
Division klar vor Augen geführt. Rommel
jagte wie besessen weiter vorwärts und ließ
erst anhalten als die Spitze der Vorausab-
teilung gegen 06.30 Uhr das Hügelgelände
ostwärts LE CATEAU erreicht hatte.
Auf dem Bespr.-Pkt A3 ostw. LE CATEAU
ging die Leitung auf die Igelstellung der
Vorausabteilung auf dem Höhengelände
zwischen POMMEREUIL und Le CATEAU
ein. Angesichts der Versorgungsengpässe
musste selbst ein Rommel erkennen, dass
nun anstehende Versorgungsmaßnahmen
Vorrang vor einem weiteren Vorwärtsdrang
hatten. Außerdem bemerkte er erst jetzt,
dass ihm bei seinem Angriff zum Schluss
nur noch zwei Panzerabteilungen und einige
Kradschützenzüge gefolgt waren. Er hat-
te den Vorstoß über 50 km allein mit der
Vorausabteilung geführt. Die dritte Panzer-
abteilung und die Masse der Aufklärungsab-
teilung waren unterwegs steckengeblieben
und in Kämpfe mit zunächst überrollten
französischen Truppen verwickelt. Die
Masse seiner Division, darunter die beiden
Schützenregimenter, befand sich noch auf
belgischem Gebiet. Auf rätselhafte Weise
war nämlich die Funkverbindung zu
Rommels Führungsstaffel abgebrochen.
Eine fatale Situation, auf die der Referent
näher einging. Dabei schilderte er mehrere
Anekdoten, in denen Rommel durch Bluffs
zwar Erfolg hatte, aber sich gleichzeitig in
große Lebensgefahr brachte.
Für die Nacht vom 13. - 14.Oktober bezogen
wir Quartier im Campanile in LAON,
ca. 70 km südlich von LE CATEAU.
Nach dem Abendessen führte uns Dr. Walle
in einem ca. 60-minütigen eindrucksvollen
Vortrag in die Große Lage des Westfeldzuges
und des Themas der Exkursion ein.
Als Westfeldzug wird die Eroberung der
NIEDERLANDE, BELGIENS, LUXEM-
BURGS und NORD- FRAMKREICHS
(Fall GELB) und ZENTRALFRANK-
REICHS (Fall Rot) durch die deutsche
Wehrmacht während des Zweiten Welt-
krieges vom 10. Mai bis 25. Juni 1940 be-
zeichnet.
Er erläuterte das Ringen um den „Sichel-
schnitt-Plan“ und die daraus abgeleiteten
Aufmarschweisungen 1 bis 4 für den Fall
„Gelb“. Dabei bezog er Beispiele aus der
Militärgeschichte bis hin zur Kesselschlacht
bei Cannae 216 v. Chr. ein. Mansteins
Alternativplan und die 4. Aufmarschan-
weisung setzten sich letztlich durch. Im
Grunde genommen war der Mannsteinsche
Sichelschnittplan nichts anderes als eine
spiegelverkehrte Variante des deutschen
Vormarsches von 1914.
In einer Art „Sichelschnitt“ drangen die
Kommandeure deutscher Panzergroßver-
bände, teils eigenmächtig handelnd, binnen
weniger Tage „blitzkriegartig“ durch die
ARDENNEN bis zur KANAL-Küste vor
und zwangen die britischen Truppen, sich
von DÜNKIRCHEN aus nach GROSS-
BRITANNIEN zurückzuziehen.Mit „Blitzkrieg“ hatte die britische Bericht-
erstattung die deutschen Operationen be-
zeichnet und seither wurde dieser Ausdruck
immer wieder verwendet.
Blick in das Gelände der Igelstellung der 7. PzDiv. ostw. LE CATEAU (Si)
SAMBRE Kanal Westrand Avesnes (Si)
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Geschichte
Die Niederlage der französischen Armee
und des britischen Expeditionskorps war
das Ergebnis einer völlig verfehlten Strategie
und großer Defizite auf der Führungsebene.
Auf die Nachricht vom deutschen Angriff
hin ließ General Maurice Gamelin – in Ab-
sprache mit General Lord Gort, dem Chef
des britischen Expeditionskorps – am
10. Mai seine Truppen in BELGIEN ein-
marschieren, da er erwartetet, dass sich
der deutsche Vormarsch am Schema von
1914 orientieren würde. Weit vor der
französischen Grenze sollten die besten
und schnellsten alliierten Verbände die
Wehrmacht stoppen. Als jedoch drei Tage
später, am 14. Mai 1940, in ihrem Rücken
das Panzerkorps des Generals Heinz
Guderian bei SEDAN die MAAS über-
querte, waren ihm die Hände gebunden.
Eine Umkehr des eigenen Vormarsches, um
den Vorstoß der Deutschen zum KANAL zu
stoppen, war ausgeschlossen und Reserven
standen nicht zur Verfügung.Nach dem für die Alliierten überraschenden
Vorstoß durch die ARDENNEN erreichten
die Panzerdivisionen der Heeresgruppe A am
17. Mai 1940 das Gebiet der Schlachtfelder
des Ersten Weltkrieges an der SOMME.
Zur gleichen Zeit setzte die Heeresgruppe B
im NORDEN ihren Vormarsch durch
BELGIEN unaufhaltsam fort. Hitler und
die Generäle der Wehrmacht waren von der
Schnelligkeit des deutschen Vormarsches
überrascht. Ängstliche, aber wegen der
Flankenbedrohung auch durchaus ver-
ständliche Reaktionen (Haltebefehle) wirk-
ten sich auf den Vormarsch hemmend aus.
Wegen des Verschiebens des Schwerpunktes
von der Heersgruppe B im Norden hin zur
Auf- marschan-weisung
Fall „Gelb“ 24.02.1940
(Frieser S.73)
Kräftevergleich am 10. Mai 1940 (Frieser S. 65)
Bilder links: General Guderian
oben, General Rommel unten
s.Frieser S. 120;
Grafik Panzer-vorstoss: Frieser S. 342; Gliederung Heeresgruppe A. Frieser S. 118
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MilEx
panzerstarken Heeresgruppe A in der
Mitte ging der Referent besonders auf
deren Gliederung ein. Bei der Vorstellung
der Gliederungen der 1. und 7. PD wurde
uns vor Augen geführt, dass es keine ein-
heitliche Gliederung bei den 10 dt. Panzer-
divisionen gab und auch deren Ausstattung
mit Panzern (Pz I-IV und Pz 38 t) und
Panzerzahl mit ca. 220 bis 250 sehr unter-
schiedlich war.
Danach zog er einen Kräftevergleich, der
auswies, dass die Alliierten der Deutschen
Wehrmacht kräftemäßig keines falls
unterlegen waren. Lediglich bei der
Ausstattung mit Funkgeräten waren die
deutschen Panzer im Vorteil.
2.Tag (Freitag).
Am Vormittag standen drei Bespre-
chungspunkte auf der Agenda.
Vom Bespr.-Pkt. B1 auf der Nordseite der
Kathedralen-Höhe von LAON blickte
man in das weite Vormarschgelände der
1. und 2. PD des Korps Guderian am
16. Mai 1940 nachmittags. Das herrliche
Wetter ließ einen Blick auf ca. 25 km in
das panzergünstige Gelände zwischen
Der Halt-Befehl von Montcornet (Frieser S. 317)
Blick nach Westen in das Angriffsgelände des Korps Guderian (Si)
MONTCORNET und ST. QUENTIN
zu. Oberst Schleicher erläuterte das Vorge-
hen der gepanzerten Verbände in Gefechts-
gliederung. Mit etwas – oder auch mit viel
– Vorstellungskraft konnte man die Staub-
fahnen der Panzerkolonnen in der vor uns
liegenden Ebene erahnen.
Auf dem Bespr.-Pkt. B2 ndostw. BUCY-LÈS-
PIERREPONT erläuterte die Leitung den
Ansatz des Angriffs der 4. frz. PzDiv (De
Gaulle) am 17. Mai auf MONTCORNET
nach Durchfahren des Sumpfgeländes zw.
LAON und CHIVRES. De Gaulle, einer
der Panzervisionäre der frz. Armee, hatte
die 4. frz. PD erst am 11. Mai über-
nommen. Mit „Los, de Gaulle! Für Sie, der
Sie schon so lange die Methoden vertreten,
die der Gegner anwendet, bietet sich jetzt
die Gelegenheit zum Handeln“ schickte
General Georges ihn ins Gefecht. Seine
Aufgabe bestand darin, den Aufbau einer
neuen Verteidigungslinie im Raum LAON
an der AISNE zu decken. Dazu wollte
er den nördlich LAON vorrückenden
deutschen Panzerverbänden in den
Rücken stoßen und durch Nehmen des
Straßenknotenpunktes MONTCORNET
ihre rückwärtigen Linien unterbrechen.
Auf dem Bespr.-Pkt B3 auf der Höhe
189 nördlich MONTCORNET mussten
methodisch drei Punkte behandelt werden,
die zu unterschiedlichen Zeiten abliefen.
Zunächst schilderte uns die Leitung das
Vorgehen der 1. und 2. PD des Korps
Guderian und der 6. PD des Korps
Hoth am 16. Mai 1940 mittags, die in
MONTCORNET in einander fuhren und
von den Kommandeuren entzerrt werden
und auf neue Vormarschstraßen verteilt
werden mussten.
Ein weiterer Besprechungspunkt war der
„Halt-Befehl von MONTCORNET“ für
den 17. Mai sowie die zeitweise Ablösung
Guderians von seinem Kommando im
Laufe des 17. Mai. Der Richtungskampf
innerhalb der dt. Generalität kulminierte
in der Kontroverse zwischen Guderian und
Französischer Präsident Lebrun und De Gaulle
76 Das Schwarze Barett Nr. 46
Geschichte
Nach einer Mittagspause in LAON führte
uns unser kultureller Anteil zur Kathedrale
von LAON. Unser Kunsthistoriker Dr.
Walle führte uns mit einem sachkundigen
Vortrag vor der Kathedrale in dieselbe ein,
bevor wir sie auch im Inneren betrachteten.
Die Bauzeit dauerte von 1155 bis 1235.
Der Bauherr war Bischof Gauthier de
Montagne. Mit einer Länge von 110,50
m, einer Breite von 56 m (Querschiff) und
bis zu 60 m hohen Türmen ist die früh-
gotische, von zisterziensischem Einfluss ge-
prägte Kathedrale ein imposantes Bauwerk.
Interessant war es auch zu erfahren, dass die
Kathedrale von LAON zahlreichen Kathe-
dralen als Modell diente, so CHARTRES,
REIMS, MAGDEBURG, LIMBURG
(DEUTSCHLAND), LAUSANNE,
NOTRE-DAME DE DIJON.
Vorbei an den Schlachtfelder des Ersten
Weltkrieges, so bei ST. QUENTIN
und CAMBRAI, ging unsere Fahrt zum
nächsten Quartier nach SAINT OMER. In
einem zweiten Vortrag am Abend stimmte
uns dann der Referent auf den Fortgang des
Feldzuges bis zur Kanalküste ein.
Danach hatten die Teilnehmer Gelegenheit,
die französische Küche und den Rotwein in
diversen Lokalen zu genießen.
3. Tag (Samstag).
Der Tag begann mit dem sehr be-
indruckenden Besuch des deutschen
Soldatenfriedhofes in NEUVILLE – ST.
VAAST nördlich von ARRAS. Dort liegen
44.833 gefallene deutsche Soldaten aus
dem Ersten Weltkrieg. In den Jahren 1919
bis 1923 wurde er von den französischen
Blick auf MONTCORNET (M.Ha)
Kathedrale von Leon (M.Ha)
Kleist schon seit dem 13. Mai. Bei dem
eher vorsichtigen General v. Kleist, der sich
zwischenzeitlich von der allgemeinen Sieges-
zuversicht anstecken ließ, machte sich immer
wieder die Sorge um die offene linke Flanke
bemerkbar. Guderian dagegen drängte auf
die Fortsetzung des Angriffes und warf dem
ihm vorgesetzten Kleist vor, durch seine
Anordnungen würde „der Sieg verschenkt“
werden. Am 15. Mai wiederholte sich die
Prozedur, denn Kleist wollte die Panzer er-
neut stoppen. Durch eine energische Inter-
vention erreichte Guderian noch einmal die
Freigabe der Bewegungen um 24 Stunden,
worauf er seinen Soldaten „Rücksichtslos
vorwärts“ befahl. Es gab nichts mehr, was
die dt. Panzer hätte aufhalten können – es
sei denn die eigene Führung. Da erhielt
Guderian am frühen Morgen des 17. Mai
den Befehl von der Panzergruppe Kleist,
sofort den Angriff zu stoppen. Auf dem
Feldflugplatz bei MONTCORNET gerieten
die beiden aneinander. Guderian bat um
Enthebung von seinem Kommando. Kleist
stimmte dem zu. Die „Führungskrise“
schlug Wellen bis hin zu den höchsten
Kommandobehörden. Generaloberst List,
der OB der 12. Armee glättete die Wogen
und Guderian wurde am Abend wieder in
sein Kommando eingesetzt.
Dann folgte die Erläuterung des Angriffs
von De Gaulle am 17. Mai mittags auf
MONTCORNET, der genau in die Zeit
der Ablösung Guderians fiel, und dessen
endgültige Abwehr am Nachmittag.
Der Angriff De Gaulles begann erfolgver-
sprechend, denn die südliche Flanke des
dt. Durchbruchkorridors war nach dem
weiteren Vorstoß der 1. und 2. PD nach
Westen nur durch vereinzelte Sicherungen
geschützt. Als die frz. Panzer sich schließ-
lich MONTCORNET näherten, schien
die Lage für die Deutschen recht kritisch
zu werden. Der erste dt.
Offizier, der dies bemerkte,
war Hauptmann i. G. Graf
von Kielmansegg, der Ib
der 1. PD. Durch Pioniere
ließ er sofort eine Minen-
sperre anlegen und impro-
visierte mit zusammenge-
würfelten Truppen eine
Verteidigungslinie. Auch
einige dt. Panzer, die
gerade aus der Instand-
setzung kamen, warf er
ins Gefecht. Am Nach-
mittag erschienen Stukas
vom VIII. Fliegerkorps
und stürzten sich auf
die frz. Verbände. Da
inzwischen auch die
zum Korps Guderian ge-
hörende 10. PD aus den
Kämpfen von STONNE
herausgelöst und in den
Raum MONTCORNET
nachgeführt worden war,
musste De Gaulle sich
aufgrund der Bedrohung
seiner rechten Flanke zu-
rückziehen.
77Das Schwarze Barett Nr. 46
RedeGeneralleutnant a.D. Wolfgang Odendahlam 15.10.2011auf dem deutschen Soldatenfriedhof Neuville – St. Vaast nahe ArrasNach einer historischen Geländebespre-
chung ist eine Stunde der Besinnung auf
einem Soldatenfriedhof in meinen Augen
nicht nur ein guter Brauch, sondern sogar
eine zwingende moralische Verpflichtung.
Denn sie bringt uns in die harte Wirklich-
keit unseres Berufes zurück. Ohne dieses
Gedenken an die Gefallenen besteht die Ge-
fahr, daß wir unsere militärgeschichtlichen
Exkursionen als Gedankenspiele betrachten,
daß wir die Kriegführung, wenn wir Noten
vergeben für gute und schlechte Entschlüsse
oder Befehle, zu einem Schachspiel de-
gradieren zwischen zwei Feldherren. Das
ist nicht der Fall. Wir müssen uns immer
wieder bewußt werden in unserem Beruf,
daß auch zweckmäßige Befehle und richtige
Entschlüsse immer Menschenleben kosten,
je nach Führungsebene ein paar Dutzend,
Gräber deutscher Soldaten jüdischen und christlichen Glaubens. (Sch)
ein paar Hundert oder mehrere Tausend.
Dessen müssen wir uns immer wieder bei
unseren Gedanken über die Operations-
führung bewußt werden. Ohne das wäre es
eine gedankenlose Spielerei.
Der zweite Gedanke, der sich mir immer
aufdrängt, wenn ich auf diesen Soldaten-
friedhöfen stehe, die vom Nordkap bis nach
Afrika durch ganz Europa und die westliche
Welt reichen, ist, dass in diesen Kriegs-
gräbern 7 Millionen deutsche Gefallene,
Angehörige der beiden tragischsten Sol-
datengeneration der deutschen Kriegsge-
schichte liegen. Die vielleicht beste Armee,
die wir je hatten, der gerade von ihren
Gegnern höchste Anerkennung gezollt
wird, ist von einem verbrecherischen
Regime ausgenutzt worden und diese
Generation ist diesem gefolgt bis zum
Ende. Wir wissen alle, daß viele unserer
Vorgänger sich schuldig gemacht, auch per-
sönlich schuldig gemacht haben, aber nicht
alle. Und diese Generation hat es nicht
verdient, daß ihre Enkel, die sich auf ihre
MilEx
Militärbehörden als Sammelfriedhof für
deutsche Kriegstote aus dem Raum nörd-
lich und ostwärts ARRAS angelegt. Er ist
die größte deutsche Anlage des Ersten
Weltkrieges in Frankreich. Der Volksbund
deutscher Kriegsgräberfürsorge hat ihn in
den Jahren 1975 bis 1983 neu gestaltet.
Ein dort angebrachter Mahnspruch lautet:
„Die Soldatengräber sind die größten
Prediger des Friedens“. Am Ehrenmal
legten wir ein Kranzgebinde nieder.
Generalleutnant a.D. Wolfgang Odendahl
hielt eine kurze Ansprache, in der er
der Leistung und des Leids aller Soldaten
Toleranz und ihren Gerechtigkeitssinn
so viel zugute halten, sie pauschal als Ver-
brecher diskriminiert. Diese Generation
hat uns, die Soldaten der Bundeswehr, aus-
gebildet und umso größer ist unsere Ver-
pflichtung, dieser Generation, die dieses
tragische Schicksal erlitten hat, der man ihre
Jugend geraubt hat, sie über die Schlacht-
felder ganz Europas gejagt hat, nicht, wie
sie glaubten, um das Vaterland zu verteidi-
gen, sondern um ein Regime der Tyrannei
über ganz Europa zu errichten.
Aber sie müssen in unseren Augen auf-
rechte, ehrliche Soldaten bleiben, und wir,
die Generation, die von diesen ausgebil-
det ist, haben die Verpflichtung, dieser
Generation die Ehre zu erweisen, die ihr
gebührt. Das wollen wir nicht vergessen.
Danke.
Nachsatz dazu im persönlichen Gespräch:
Gerade der Soldatengeneration der Bun-
deswehr, der es vergönnt war, ihren Auftrag
zum Schutz des Staates ohne Blutvergießen
zu erfüllen, ist es umso mehr Verpflichtung,
auch unseren Vätern und Großvätern
Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
des Ersten Weltkrieges, aber auch anderer
Kriege gedachte (s. Rede GenLt a.D.
Odendahl).
Dr. Walle ging am Grabe zweier deut-
scher Soldaten christlichen und jüdischen
Glaubens auf die Einsätze im Ersten
Weltkrieg im Raum ARRAS, insbesondere
auf die Kämpfe um die LORETTE-Höhen
ein.
Am Bespr.-Pkt C1 westlich MONCHY-LE-
PREUX erläuterte die Leitung den Ansatz
der 7. PD zur südlichen Umgehung von
ARRAS und zum Vorstoß zu den
SCARPE-Brücken nordwestlich von
ARRAS.
Rommel war nach seinem stürmischen
Vormarsch bis LE CATEAU zunächst von
seinen Vorgesetzten gestoppt worden.
Nach Freigabe der Bewegungen stieß er
über CAMBRAI bis in den Raum südlich
ARRAS vor. Für den 21. Mai erhielt die 7.
PD den Auftrag, in einer Drehbewegung
westlich um ARRAS herum Richtung Nor-
den anzugreifen und die Übergänge bei
ACQ zu nehmen. Diese halbkreisförmige
Bewegung – im Uhrzeigersinn – stellte ein
78 Das Schwarze Barett Nr. 46
Geschichte
erhebliches Risiko dar, da während des ge-
samten langwierigen Schwenkmanövers die
rechte Flanke aufgrund des Nachhängens
der rechts der 7. PD eingeplanten 5. PD die
rechte Flanke zur Stadt hin offen war.
In einer ausgedehnten Mittagspause in
ARRAS gab es die Gelegenheit, sich die
Stadt näher anzuschauen.
Auf dem Bespr.-Pkt C2 bei BAC DU
NORD ca. 5 km südwestlich von ARRAS
stand dann der britische Gegenangriff vom
Nachmittag des 21. Mai 1940 und erste
Abwehrmaßnahmen im Zentrum. Mit
Blick ins Gelände schilderte die Leitung die
Ereignisse.
Rommel hatte sich entschlossen, mit dem
PzRgt 25 einen Vorausangriff auf die mehr
als 10 km entfernten SCARPE-Brücken
bei ACQ zu unternehmen. Die beiden
Schützenregimenter sollten später folgen.
Das Risiko wurde dadurch erhöht, dass die
Masse der Division ohne einen einzigen
Panzer zurückblieb.
Während Rommel bislang in erstaunlicher
Weise vom Glück begünstigt gewesen
war, brach nun das Verhängnis über seine
Division herein. Der Zufall wollte es, dass der
von den Briten ohne vorherige Aufklärung
vorgetragene Panzerangriff exakt zum un-
günstigsten Zeitpunkt an der ungünstigsten
Stelle voll in die ungeschützte Flanke der dt.
Infanteriekolonnen hineinstieß.
Rommel war zunächst seinen rasch davon
preschenden Panzern gefolgt. Als jedoch die
Infanterie nicht nachkam, fuhr er wieder
zurück und erlebte gegen 16.00 Uhr den
Angriff von ca. 40 brit. Panzern auf das II.
Btl des SchtzRgt 7. Daraufhin eilte er auf
die Höhe 111 (Rommel-Höhe) 1 km ndw.
WAILLY, wo mehrere dt. Geschütze in
Stellung gegangen waren. Einige brit. Panzer
vom Typ Mark I wurden abgeschossen.
Die Situation schien nicht allzu dramatisch
bis auch einige schwerfällige Panzerkolosse
– Infanteriepanzer Mark II (Matilda) –
auftauchten, an denen alle Geschosse
wirkungslos abprallten. An manchen
Stellen brach Panik aus, aber nicht da, wo
der DivKdr sich mitten unter seinen Sol-
daten befand. Es bewährte sich das Prin-
zip des „Führens von vorne“. In vorderster
Linie konnte Rommel blitzschnell die
Situation erfassen und sofort reagieren.
Er organisierte persönlich eine vordere
Auffanglinie aus Paks und leichten Flak-
Geschützen. Dadurch konnte man zwar
nicht die Matilda-Panzer, dafür aber etliche
leichte Panzer stoppen.
Auf dem Bespr.-Pkt C3 am Nordrand von
MERCATEL erläuterte die Leitung – ergänzt
Blick in das Gelände des britischen Gegenangriffs. Baumgruppe am rechten Bildrand wird „Rommelhöhe“ genannt. (M.Ha)
durch Details des „Fachmannes“ der Ge-
schichte der 7. PD, OTL a.D. Karl-Heinz
Thönissen – dann den endgültigen Zu-
sammenbruch des brit. Gegenangriffs.
Rommel hatte per Funk an seinen Divi-
sionsstab eine zweite Auffanglinie aus
Artillerie- und Flak-Geschützen – darunter
die legendäre 8,8 – in der Tiefe befohlen.
Frieser S. 345
Mittagspause auf dem Rathausplatz in ARRAS (Si)
79Das Schwarze Barett Nr. 46
MilEx
Als die Briten im offenen Gelände zwischen
MER CATEL und TILLOY frontal gegen
diese Stellungen anrennen wollten, ver-
loren sie in wenigen Minuten zwei Duzend
Panzer. Kurz nach 18.00 Uhr, als der brit.
Angriff bereits abgeschlagen war, stürzten
sich dt. Flugzeuge des I. und VIII. Flieger-
korps auf die zurückweichenden Feind-
panzer. Die sog. „Panzerschlacht von
ARRAS“ war längst entschieden als zurück-
beorderte dt. Panzer der 7. PD das Ge-
fechtsfeld erreichten.
Abschlussabend
Um 19:00 Uhr fand dann der Ab-
schlussabend statt, der mit einem
Toast auf unser deutsches Vaterland er-
öffnet wurde. Zwischen dem Hauptgang
und der Nachspeise zog der Beauftragte für
Exkursionen ein Resümee des Ablaufs der
Exkursion 2011. Dabei gab er einleitend
einen kurzen Überblick über die in den
letzten 12 Jahren durchgeführten Kriegs-
geschichtlichen Exkursionen. Bei diesen sei
man meist in der Defensive gelegen. Mit
der Exkursion „Schnelle Truppen 1940“ sei
er dem Wunsch vieler Teilnehmer nachge-
kommen, auch einmal auf der Siegerstraße
zu sein.
Dann dankte er dem Referenten Dr. Walle
für seine informativen und interessanten
Darlegungen an den beiden Vortragsaben-
den und im Gelände. Walle habe es sehr
gut verstanden, den Teilnehmern die Große
Lage, die Planung des Frankreichfeldzuges,
die Zusammenhänge der Operationen der
Heeresgruppen, Armeen und Korps darzu-
stellen.
Dabei habe er deutlich gemacht, dass
– der Gegner materiell und personell
keinesfalls unterlegen war,
– die deutsche Führung mit der Inkauf-
nahme offener Flanken hohe Risiken ein-
ging,
– es in der deutschen Generalität erheb-
liche Meinungsverschiedenheiten hin-
sichtlich des Einsatzes der gepanzerten
Großverbände gab.
Zu Letzterem könne man sagen, dass es
wohl zwei Auseinandersetzungen gab: eine
auf dem Schlachtfeld und eine innerhalb
der Generalität. Der Umschwung von einer
mehr linearen zu einer nunmehr nicht
linearen Operationsführung und der
Stoß in die Tiefe unter Inkaufnahme
der Risiken – offene Flanken und große
Lücken – musste erst verkraftet werden.
Der Forderung der „alten Schule“, den
Vormarsch der Panzer verlangsamen, um
die größtenteils noch nicht motorisierte
Infanterie aufschließen zu lassen, stand – so
unser Referent – die Forderung der „Pro-
gressiven“ (z.B. Guderian und Rommel)
nach Ausnutzen der Anfangserfolge der
mechanisierten Truppen entgegen. Zitat
Guderians: „Solange man selbst in Be-
wegung ist, solange hält man auch den
Feind in Bewegung und hindert ihn daran,
sich festzusetzen.“
Durch die an den elf ausgewählten Be-
sprechungspunkte gegebenen Erläuterun-
gen im Gelände habe man einen umfassen-
den Überblick über das Gesamtgeschehen
des Vorstoßes der Schnellen Truppen von
der MAAS bis zum KANAL sowie einen
nachhaltigen Eindruck von den an die
Führer unterschiedlicher Ebenen gestell-
ten Anforderungen, aber auch von der
Leistung der von diesen geführten Soldaten
gewonnen.
Sein Dank galt auch Dr. Walles kunsthisto-
rischem Vortrag zur Kathedrale von LAON.
Schleicher überreichte dem Waffensamm-
ler Dr. Walle unter großem Beifall aller
Teilnehmer als äußeres Zeichen der Aner-
kennung eine Rarität aus dem Jahre 1905
„Die Entwicklung der Handfeuerwaffen“.
Schleicher drückte auch seine Freude dar-
über aus, dass wiederum neue Teilnehmer
zum Kreis der an kriegsgeschichtlichen
Exkursionen Interessierten gestoßen seien.
Sein Dank galt auch den zwei Damen, die
sich in die Männergemeinschaft so gut
eingefügt haben. Die Teilnahme mehrerer
jüngerer Herren mache Hoffnung, auch aus
dieser Generation ständige Exkursionsteil-
nehmer zu gewinnen. Auch ein Dank an
den stets sicheren und fürsorglichen Bus-
fahrer durfte nicht fehlen.
Im Namen aller Teilnehmer dankte Brigade-
general Erich Becker Oberst a.D. Schleicher
für die Planung sowie die organisatorische
Vorbereitung und Durchführung der Ex-
kursion 2011.
Schleicher ging dann noch auf die Durch-
führung der Exkursionen in den nächsten
Jahre ein. (s. „Planung für die nächsten zwei
Jahre“).
Oberst a.D. Schleicher dankt dem Referenten Fregattenkapitän a.D. Dr.Walle.( Foto M.Ha).
Intonierung des Panzerliedes von Halfpap „Ob`s stürmt oder schneit.... doch froh ist unser Sinn....
80 Das Schwarze Barett Nr. 46
Geschichte
Zum Abschluss des offiziellen Teils sangen
wir das „Panzerlied“, wie immer stimmge-
waltig intoniert von . Peter Halfpap.
In gemütlicher Runde, Pflege der Kame-
radschaft sowie interessanten Gesprächen
klang der Abend aus.
4. Tag (Sonntag)
Am Morgen nach der Gepäckver-
ladung startete wir zur letzten Phase
„Dünkirchen, Mai - Juni 1940“
Von ST. OMER fuhren wir entlang des
AA-Kanal, der sich bis zur Küste fortsetzt,
nach WATTEN. Der Blick auf den ca.
40 m breiten Kanal führte uns die Be-
deutung von AA und AA-Kanal für den
Frieser S.364
Grafik: H.A. Jakobsen
Schutz der rechten Flanke der Alliierten
vor Augen. Auf der Weiterfahrt nach
CASSEL ging der Referent kurz auf die
Einnahme des MÜHLEN-Berges ostwärts
des AA-Kanals durch die Leibstandarte
Adolf Hitler (LAH) unter Sepp Dietrich
ein, die der Haltbefehl eigentlich nicht
zuließ.
Vom Bespr.-Pkt D1, Höhe 159 in CAS-
SEL, hatten wir unter den Augen des frz.
Marschall Foch aus dem Ersten Weltkrieg,
der auf einem Denkmal dort thront, einen
weiten Blick nach Norden in das Gelände
des sich zwischen dem 27. Mai und 4. Juni
laufend verengenden Kessels von DÜN-
KIRCHEN.
Am 22. Mai hatten die Panzer Guderians
den Angriff in Richtung CALAIS gestartet
und waren am 24. Mai nur 18 km von
DÜNKIRCHEN entfernt. Unerwarteter-
weise ließ von Rundstedt, bestätigt durch
Hitler, die Panzer anhalten. Derartige Halt-
befehle hatte es im Verlauf schon mehrfach,
zuletzt am 17. Mai, gegeben.
U. a. wollte man die Panzer für die bevor-
stehende Schlacht in Frankreich schonen.
Hermann Göring kündigte außerdem an,
die alliierten Truppen durch Luftangriffe
zu vernichten. Lord Gort und die 1. frz.
Armee unter General Blanchard hatten nun
vom 24. bis 27. Mai die Möglichkeit, einen
Verteidigungsring um DÜNKIRCHEN zu
errichten. Das schlechter werdende Wetter
erschwerte zudem den Einsatz der dt. Luft-
waffe. Erst am 27. Mai wurden die dt.
Panzer vor DÜNKIRCHEN wieder eilig in
Bewegung gesetzt. Kostbare Zeit war ver-
loren gegangen. Der Ansatz der dt. Groß-
verbände gegen den Kessel von Dünkirchen
wird aus dem Kartenausschnitt „Der Halt-
befehl von DÜNKIRCHEN“ deutlich.
Der Referent beschränkte sich in seinen
Darstellungen auf den Angriff der LAH
gegen WORMHOUDT, links flankiert
vom Regiment „Großdeutschland“, sowie
den Angriff der 2. PD gegen BERGUES.
Auf der Fahrt von CASSEL-WORM-
HOUDT-BERGUES-DÜNKIRCHEN
überquerten wir laufend Bäche und Kanäle,
die 1940 den Alliierten immer wieder die
Möglichkeit zum Aufbau neuer Abwehr-
linien gegen die dt. Angriffe boten.
Unser letzter Bespr.-Pkt D2 am Strand von
DÜNKIRCHEN unweit des Digue des
Allies, des Denkmals zur Erinnerung an die
Operation Dynamo, ist heute ein beliebter
Badesstrand.
Unser Referent ging noch einmal kurz
auf die Kämpfe um den immer enger
werdenden Kessel ein, bevor er dann die
Einschiffung der Alliierten (Operation
Dynamo) näher erläuterte.
Vom 27. Mai bis 4. Juni bestiegen die
alliierten Soldaten Seefahrzeuge aller Art.
338.226 Soldaten, darunter 110.000 Fran-
zosen, wurden mit etwa 900 Schiffen nach
England gebracht. Dabei verloren die Briten
200 Schiffe, 177 Flugzeuge und 90 Piloten.
Die dt. Luftwaffe hatte den Verlust von
132 Maschinen zu beklagen. Im Laufe des
4. Juni eroberte das Inf-Rgt. 54 unter Oberst
Hermann Recknagel DÜNKIRCHEN.
Ca. 40.000 alliierte Soldaten, überwie-
gend Franzosen gingen in Gefangenschaft.
50.000 Fahrzeuge aller Art und anderes
schweres Kriegsgerät wurden erbeutet.
81Das Schwarze Barett Nr. 46
MilEx
Gruppe am Memorial. Ende der Militärgeschichtliche Exkursion 2011 (M.Ha)
Exkursionsplanungen für die nächsten zwei Jahre
Oberst a.D. Jobst von Wagner ergänzte
den Vortrag um die Kämpfe des Kessels
durch einen Kurzbericht über den Einsatz
seines Vaters Major Klaus von Wagner als
Kommandeur des 2. Bataillons des 398.
Inf-Rgt am Nordrand des Kessels bei
FURNES ca. 15 km ostw. DÜNKIRCHEN.
Dr. Walle betonte dann am Ende der
Exkursion, dass trotz des von vielen Zeit-
genossen damals unerwarteten aber gewal-
tigen Sieges der Feldzug gegen Frankreich
zwar gewonnen, der Krieg jedoch verloren
war. Großbritannien wollte die Niederlage
nicht hinnehmen und verfügte mit seinem
Empire und zusammen mit den übrigen
Alliierten über Materialressourcen, die
denen des Deutschen Reiches weit über-
legen waren.
Oberst Schleicher schloss die Exkursion mit
einem nochmaligen Dank an Dr. Walle,
vornehmlich für den 4. Tag, ab.
Ca. 12.30 Uhr traten wir die Heimfahrt
an. � Blick von Höhe 159 auf Wormhoudt im Kessel Dünkirchen (M.Ha)
2012 „Die Ardenneoffensive 1944 mit Schwerpunkt: Vorstoß der
Panzergruppe Peiper in Richtung Maas sowie Einschließung von
US-Kräften in Bastogne“ als 4-tägige vom 11.-14. Oktober;
Referent: O a.D. Klaus Hammel.
2013 „Der Deutsch-Dänische Krieg von 1864“ (dabei auch
Düppeler Schanzen) als 4-tägige Veranstaltung vom
10.-13. Oktober;
Referent: FKapt. a.D. Dr. Heinrich Walle.