Geschichte und Gesetzmäßigkeit

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    Geschichte Gese t zmci igkeitnd

    l{arun knnen Gesetzririgkeiten in dergesellschaftlichen Beuegung nicht nathe-natischen Formeln gleichgesezt werden?.. Anders als in der i"iathenat,ik, ln derv)1ige Identitt zvische.n der Erkenntnisdes Gegenstandes, den sie behandelt, undden Gegenstand selbst besteht, gibt es inder Wissenschaft von der Gesellschaft keinabsolutes lJjssen, in dem die Erkenntniseins r.rre rnit dere Sein, das sie erkennt.Die Cesetze der gesel.lschaftlichen Entuick:.lung stellen ein ldeal dar, nicht dieiJirklichkeit. Sie verwi.rklichen s.lchdurch ihre Nicht-VersirkJichung. In derI'lathenatik haben wir es rnit Zahlen zu tun,also feri,igen Dingen, in der Gesellschaftmit einem Pomplex von prozessen.

    0der anders ausgedriickt. liegt derFroblenra.tik von sogenannten Gesetzen inder Ceschicht.e das Verhltnis von Zufal-lund Nc'twendigkeil, von I'lglichkeit undl'ii.rkl ichkeit zugrunde. Betrachtet man Ce-schi chte als einen Proze sich entwickelnderBevegungen und Ereignisse, aus dem fort-whrend neue Di.nge hervorgehen, dannsetzt sich in diesem F1u uerdender uncivergehender [irscheinrrngen durch eine unge_zhIt,e l.lenge von Zufl Ien das t{otwendigedurch. Das llotwendlge gehL aus zuf)ligenUmst,nden hervor, die ohne lnneren Zusannen_hang niL der Sache ber dns entscheiden,was entsteht,. 0b aus elnem Sanenkorn einePflanze wlrd, isl abhngig rlavon, ob esdurch den Hjnd an einen Ort geveht wird,

    wo es die seinem I'la chstum notwendlgen Be-dinElungen vorfindet. ZufJ1ig ist al_les,v&s so oder anders, sein oder nicht seinkann i se inen Grund hat e s in anderenr. I,l j nclund Ort haben keine notwendige Beziehung zunSanenkorn, ihr Vorhandensein ist zufl1ig;slnd durch sie aber die dem lrlachstum desKorns addquaten Unstnde geschaffsrr eoentsteht notvendig eine pflanze.Aus bestirnnten Bedingungen knnen nur be-stimnte Dinge hervorgehen, keine andereniDer Zufal1 selbst ist von Cesetzen be-herrscht, das heit: Fhrt der ZufalJ zurnVorhandensein best,irnmter Bedingungen, soentsteht notwen

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    Freilich'.":.: sleh nich{inmal Nerrforrnulierunfl kausarer Beziehungen ge-in Bereich der Neturwlssenschhten ber- fhrt hat, reuchtetall strenge Ksusalbeziehungen, ein- l(ausalitdt u""o ,o"nru'ohr ein' da einfachefache ursache-!{irkung-verhltnisse historischen ,.oru""::t,:: o:" '{nalyse desfestst.er-Ien. Dje Beziehun6l zvlschen ur- r,i.;**--;#":;-j:;"ff*s-sache und lriirkung, zwischen Notwendig_keit und Zufall, kurz: dle Beschreibung Dle sozisldenokratische und bolsche-und Forrnulierung des Gesetznigen ist r'ristische Schule dergerade durch die neueren Erkenntniss, ,rie der Geschichtsf""::;il":l::t:l;::t:i:,der modernen Naturvlssenschaft (hler da in Geschicht.sproze cesetznigkeitenausgelst durch den Dualismus der bestlnnbar slnd, dle den Verlsuf;;;;;_Quantenerschelnung ln cier l{lkrophystk) "chichte vorhersagbar nachen ln slnne eln_zun Gegenstand wissenschaftlieher Kon- facher (un

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    proze der I'iatLrr ist nicht in den Si.nnedeterniniert, da er vorherzubestinnenvrei das uiirde bedeuten, daB er sichnessen 1iee an einen Ding, das ihnvorherbestimnt, das neben oder berihn e:

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    verndert r-:ch. Die Arbeiterklssse der Noven-berrevol:i"ion lrar eine andere als dle derWeltwiitschaftskrise; noch grijer sind dieUnterschiede in Bezug auf nateri.elle Lageund Bevutsein zu den Arbeitern heute.Elend - 1n selner klasslschen oder nodernenForm - lst offenbar eine notwendlge, aber nochnicht hinrelchende Bedingung fr. eine radikaleUmw1 zung der Gegenwart. epektakulrer I'lrJohI-stand'r aber auch kelne ausreichende Bedingun6lzu ihrer Verhinderung.

    Di e gesellschaftlichen Bevegungsgesetze irirLken nur als Tendenzen, die auf viele gegen-1ufige Tendenzen treffen. Je uehr Bedlngungenauf die Herausbildung einer Sache einwirken, unso achlrerer ist das von thnen bedlngte vorher-sehbar. In jeder konkreten higtorlschenSltuation slnd innerhalb der gegebenen Bedlngun-gen nehrere l,tglichkelten der l{eiterentvlck-lung enthalten, Erst r,renn das neu llntstandenesich gegen andersgerichteie Tendenzen durchge-setzt he.t, kann es a1s notwendig erkannt tser-d en.Deshalb erscheint es also ebenso richtlgvie belangl-os, von einen historischen Ereigniszu sagen: Es hat nicht enders kommen kijnnen.Obvohl es so und nicht anders notvendig gekonnenist" gab es lnr Augenblick des Geschehens ver-schledene Mglichkeiten der ttlgen Menschen.Insofern ist die Vergangenheit imnrer kritt-sierbar durch die Parieinahne des Revolutio-nrs, ljas anders konnen kann (nnrlich andersals Voraussaen, die slch selbst im besten FaIlJnur au{ einen Teil der zu erlrennenden Krftesttzen knnen), lst das Zuknftige. Durchdie konkreten Entscheidungen konkreter Menschen

    r.rerden die i'lgli.chkeiten reallsiert oder ver-vorfen. Erst in der Krttik vergangener 14g-llchkeiten wird die Entscheidungsfhi.gkeit frdas Zuknftlge geschult. Prognosen fr dieZukunft sind ,r6iTlilih, aber, vie man ausdenr schlecht,en Bei.splel der sozialdemokrati_schenund lenlnlstischen Geschlchtsphilosophle ent_nehnen kenn, rnlt groer Vorslcht anzustell,enidle Gefahr von Irrtnern und fdeologlslerungenlst gro. l{as Engels lm HJnbll.leck ouf dle Tages-geschlchte feststellte, gllt unseres Erachtensfr die Geschlchte generell: Der klare Uber-blick ber die kononlsche Ceschlchte elnergegebenen Perlodo ist nte glelchaeitlg, lstnur nachtrglich, nach erfolgter Samnlungund Slcht,ung des Stoffes, zu gevlnnen.tl(MEIJ Bd. 22 s, 509)

    Unser Kanpf fr den KOnrnunismus grndet slchvenlger auf rrunsar l^lLssen!r von Gang der Geschl ch-te, sondern hauptsch11ch auf die konkreteAnalyse der spektakulren KlessengesellschaftdLeser Zelt. Das nioderne Elend macht den Komrnu-nlsnus zu elner Sache der rnenechllchen Gattung,1n der modernen prol-etarischen Bewegungsehen vir die Kraft, die die spektaku-Lre Hanclelswelt berwinden kann.

    Die spektakulre Klassengesellschaft birgtnach unserer bescheidenen Erkenntnis clie i,lg_lichkelt des K0mrnunisnus; ob diese l,Jjrkljch-keit wi.rd, ist nicht entschieden. AIlegenauren [jnsicht.en in diesen proze kannnur die Analyse der heutigen gesellschaft-lichen lJirklichkeit und cler bisher noch un_genilgend erforschten Abschnitte der Ceschich-te erschl ieen. a

    l/"t\ii\tIt\

    IIN[ AUSWAHL AUSLANDISCHIR GRUPPEN UND PUBLIKATIONIN DTR MODIRNTNRTVOLUT I ONAREN BIWTGUNGI nAi i(r: | /-H ' E5:AI 5 - NCUVELL StR I:c/ o j tpMv LALLii"l[i.jTB.P, 1013 - :l9Clj .rr:crnsciDex - FRAiTKRiICHLES F ILS DE I'lR. HYcEC/O OIru I EL DAL I GAT]D31, RuE LoutsE iutcHrL92 100 uever-ro r s FRANKit I iH

    3PECTACULAR TII'IESc/o Box 99, 84 e.WHI TECHAPEL HIGHT SIREEILcr,iooN. e 1 7cx. GBCHR I 5 SHUTiSc/.o P. o. Box 4502BIRKELEY. CAL ITORN I A ']4 704USA

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    CHARLATAN STEV/c/o p.o. Box 31461SEAIILC, WA. 98'I O3USA

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    SUBUERSIONNr 9l 5DM!;:!;",!;; :,,t een tuie,/e) i!!!';i""onA )' .. ,a

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    s. 4qS' Bs" 9s. 14s.46s"47

    *-qgfggf_Ayo d m $e$ bstaufhehrrrl g des p rc t e r a n I a r

    ts4'lc,P[_K 0x 0 ffi ?3 63e rhn

    I Gr.E. I TDER sPIKTAKUtnrnr

    NUr.lr',tERN voN SUBVIRS !0N

    ./[RSIJM[N S IT [S N !CHT';UMT.,,1TRN VL]N SUBVIRS ION SICH DIt VIRGANGININ UND FOIGINDINANZUI IGI'IIN !

    m ffisin topyrtght

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    ni cht,s Le.he n 4,!.e,iAe

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    *, Schlu: Die Metapher der Resultante,L:.lerMetapherderResultanteistangedeutet'dadasSpektrumderunterschiedlichen!:::egien als Krftefeldinterpretiert werden kann. Die unterschiedlichen Strategien sind:.:,ei mit unterschiedliche.r Krften vergleichbar. Im polyzentrischen System wird die,:":egische Entwicklung immer durch mehrere' nicht vemachlssigbare Krfte geprgt'lr: \-ersuch eines Partlilzentrums, hinsichtlich der inhaltlichen Ausgestaltung der strate-:..lhen Manver alle andere Krfte zu dominieren, wird scheitem' Die anderen Krfte,:.ren nur bedingt unter der Kontrolle eines Zentrums' so da die tatschlich beobachtbarer'::tr eine Resultante darstellt, dje von keinem der Beteiligten so intendierl war' Es ist stets:ieFragederempirischenKrftevefieilung,welcheStrategien(Krfte)dieResultante, s die tatschlich beobachtbare Kraft) in welcher weise beeinflussen' Die-strke der:-:zelnenKrfteistdabeiselbstvonvielfltigenFaktorenabhngig,etwavonden\I,;ht- oder Konsenspotentialen derjenigen, die eine bestimmte strategie vertreten' Die:_-.zelnen Krfte sind dabei keineswegs an die Grenzen der organisation bzw' des:c::achteten Systems gebunden. Auch externe Interessenten knnen Krfte reprsentieren'..: die Resultante mehr oder weniger stark beeinflussen. Dabei knnen sich einzelner;uie gegenseitig verstrken oder (iumindest partiell) aufheben. Die resultierende Kraft,-:letztlichdiestrategischeEntwicklungtatschlichprgt'ergibtsichausdemZusam--=:rrvirken dieser verschiedenen, unterichiedlich starken Krfte' Eine Teilmenge der::ategien und Fhrungshandlungen mag sich auch darauf beschrnken, die Regeln des-;sammenwirkens der-verschiedenen Krfte zu formen' In bestimmten Situationen mag,, .lesonders rational sein, sich auf solche prozeduralen Handlungen zu beschrnken und-. inhaltlichen Fragen darauf zu vertrauen, da eine Resultante hufig die "vemnftigste{;aft" darstellt (vgl. ausfhrlicher Obring 1992'219ff ')'}:e Metapher der Resultante ist jedoch nicht nur geeignet, das Zusammenspiel untel-s.;niedlicher Strategien in ploty'enirischen Sffukturen zu verdeutlichen' Wir glauben' da:'eMetapherderResultanteeinegeeigneteDenkfigureinerallgemeinenTheor\eder.:ategischen untemehmensfhrung ist. sie beinhaltet verschiedene Mglichkeiten der{:fteverteilung, die Jn i* Speftrum zweier Extrema bewegen: In polyzentrischenSrrukturen wird die Resultante von jeder einzelnen der zusammenwirkenden Krfte::utiich abweichen. ln monozentrischen Strukturen dagegen wird die Resultante weitge-.::nddurcheinedominierendeKraftgeprgt.EinesolcheallgemeineTheoriederstrate-:tschen unternehmensfhrung erscheint notwendig, weil das Phnomen der strategischenlrung bei nherer Betrachting - und insbesondere bei expliziter Bercksichtigung des.Prfifsteines Polyzentrismus" sehr vielfltige Facetten aufweist'Erne intendierte Beeinflussung setzt nun vofaus, da ein Individuum oder eine Koalitionlie tatschliche (erst ex post iekonstruierbare) strategische Entwicklung in ihren Strate-;ienvorgezeichnetbzw.beabsichtigthat.ZweiFaktorenlassendiesunwahrscheinlich:rscheinen. Zum einen knnen die Requirements des Feldes nicht mit einer hinreichendenSicherheit antizipiert werden. Die tatsachlichen Handlungen (aber auch die strategien)nssenimmerwiederaufErfordemissedesFeldesreagieren,dieindenursprnglichenStrategiennichtbercksichtigtwurder'.Zumanderen(diesergibtsichausdenAussagen 29

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    Zur Metapher der Resultante) ist es eine Frage der empirischen ,,Krftevefieilung..,inwieweit die strategischen Manver realiter durch Handlungsorientierungen einzelnerIndividuenoderKoalitionengeprgtwerden.JemehrdiezugrundeliegendenHandlungs-strukturen polyzentrisch"n c"n.*t"' haben, desto weniger wird dies der Fall sein. DieSfiategischenManversinddannausbeidenGrndenzwardas,,ErgebnismenschlichenHandelns. aber nicht menschlichen Entwurfs" (Hayek 1969,91ff .).27 Dennoch implizierdie Metapher der Resultante, da auch in solchen Situationen die strategische EntwicklungdurchintendierteEintlunahmenzumindestprinzipiellbeeinflutwerdenkann.Die hier nur kurz umrissene Theoriekonstruktion zur Analyse von Phnomenen undProblemen einer st ategischen Unternehmensfhrung entspricht sicherlich (noch?) nichtden Anforderungen un'Aurrug"rysteme, die Grundlage unmittelbar darauf gegrndeterempirischer Designs sind. An"deierseits ist die Theoriekonstruktion nicht unwesentlichdurchdieeigenenBemhungendergrozahligenempirischenForschunggeprgt.Geradedie dort auf der Basis von l.iageuogenerhebungen und Interviews gewonnenen Erfahrun-gen ,,belegen.. die Notwenaiglelt,itreoretische Kategorien zu entwickeln, mit denen dieForschungsergebnisse reflektierl werden knnen'So ist es hinsichtlich der Antworten der grozahlig auszuwertenden Fragebogen i' d' R'kaum entscheidbar gewesen, ob die Beantworler der Fragebogen durch das Design desFragebogens animiert wurden, formierte Strategien, dahinter

    stehende Werthaltungen usw'zu rekonstruieren undim Kontext des Fragebogens auszndrcken oder ob sie durch dieFragebogen animierl wurden, das ihnen bekannte System im Kontext des Befragungsde-sigris glJichsam aus der AuJsenperspektive zu beobachten. Es besteht nach dem Gesagtendie Vermutung (und das giit nuitirtr.t nicht nur fr die empirischen Projekte, die mit oderdurch Gabele durchgefirt wurden, sondem fr viele Bereiche der empirischen organi-sationsfofschung) einer mglicherweise vorhanden enverzerrung der Ergebnlsse' Dies istdann der Fall, wenn naci. Intentionen gefi agt wird, die Antwofien jedoch Ex-post-Beobachtungen der tsefragten darstellen. Den Befragten ist diese verzemrng hufig garnicht bewu1. Sie werden il*eire unbewut von dem im Kontext des Befragungsdesignsbeobachteten Verhalten kurzschlssig auf dahinterstehende Intentionen und Strategien derjeweiligen von den Befragten beobaihteten Entscheidungstrger schlieen' Insbesonderein Konzernen besteht die efahr, da eine solche Attribution einer strategischen Fhrwngin realiter polyzentrischen Fhrungsstrukturen zu letztlich idealisierenden Aussagesyste-men fhrt. wir wollen mit unserer Theoriekonstruktion dazu beitragen, da solche ver-einfachungenundVerzerungensystematischhinterfragtundoffengelegtwerdenkn-nen.

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    \nmerkungen- Zu einem ausfhrlicheren berblick ber die Theoriekonstruktion vgl. Kirsch (1992b), Kirsch (1992c),Obring (1992), insbesondere S. 76ff. und Obring (1993).I Die hier angesprochenen Konzepte knnen auch noch weiter definiert werden. Lelztlich handelt es sich umein,,semantisches Feld", das familienhnliche Begriffe wie Lebenswelt, Lebens- und Sprachform, Sprach-spiel, Kontext, Paradigma, Tradition oder Praxis umfat (zu diesem semantischen Feld vgl. Kirsch 1990,s. 120ff.).: Obwohl dies im nachfolgenden Text nicht immer herausgestellt wird, kann der gesamte Bezugsrahmen nicht

    nur herangezogen werden, um Fragen der strategischen Entwicklung und der strategischen Fhrung einzelnerOrganisationen zu untersuchen. Vielmehr knnen ais zugrundeliegende Untersuchungsobjekte auch Unter-nehmensverbindungen, Netzwerke, Branchen etc. gewhlt werden. Dies wird besonders relevant, wenn mandas Phnomen polyzentrischer Strukturen untersucht (vgl. die Ausfhrungen in Abschnitt sieben).I \fintzberg versteht diese Charakterisierung freilich als Explikation eines allgemeinen Strategiebegriffes.Strategien knnen dabei intendiert oder realisiert sowie formuliert oder formiert sein. Mit den strategischenEntwicklungsmustem - das drfte im weiteren Verlauf des Textes noch deutlicher werden - sind aus-sch-lielich realisierte Strategien angesprochen.: Der Begriff der ,,Handlungsorientierung" wird freilich nicht im Sinne von Habermas (1981a) verwandt, derrnit der Erfolgsorientierung und der Verstndigungsorientierung unterschiedliche individuelie Einstellungengegenber den jeweiligen Interaktionsteilnehmem bezeichnet, sondem in dem (in der Soziologie durchausgelufigen) Sinne von ,,verhaltenssteuemde(n) Aspekte(n) beim Handeln gegenber Subjekten und Objek-ten" (Reinhold et al. 1991, S. 228).: Der Begriff der strategischen Unternehmensentwicklung deutet darauf hin, da es natrlich auch Untemeh-mensentwicklungen bzw. Entwicklungsmuster gibt, die nicht als ,,strategisch" gekennzeichnet werdenknnen. Damit wird es notwendig, das typisch ,,Strategische" nher zu charakterisieren. Wir verbinden dasrypisch Strategische mit der Ausrichtung auf die Ertblgspolentiale und Handlungsmglichkeiten der Orga-nisation. Grundstzlich ergeben sich Erfolgspotentiale, wenn Fhigkeiten der Organisation auf Feldbedin-gungen treffen, die in der Nutzung dieser Fhigkeiten entsprechende Erfolge erwarten lassen (vgl. hierzuausfhrlicher Kirsch 1992c, S. 8ff. und Wolfrum 1993).- Zur bereinstimmung des Strategiebegriffes in der relevanten empirischen Forschung mit unserem Begriffdes strategischen Manvers vgl. Habel (1992).! In De Woot (1992) wird die Genese der Strategien (Business Policy) von Walt Disney beschrieben. DieseAusfhrungen reprsentieren ein prototypisches Beispiel fr den Fall, da die Strategien den strategischenManvem nachfolgen.t Zt den unterschiedlichen Interpretationen der Performance und den damit einhergehenden Mastben desUntemehmenserfolges vg1. Nther (1993).- Vgl. hierzu etwa Obring (1992), S. 50ff.-i Vgl. hierzu als wohl prominentestes Beispiel die Normstrategien in den unterschiedlichen Konzepten derPortfoliomethode (vgl. etwa Roventa 1981; zu einer Kritik an solchen Normstrategien beispielhaft Trux,Mller und Kirsch 1988). Aber auch die generischen Wettbewerbsstrategien von Porter (1980) sind ja mitdem Postulat verbunden, eine dieser Strateglen explizit zu whlen, wobei dann freilich die Umsetzunglosgelst von den Instrumenten untemehmensspezifisch konkretisiert werden mu.

    - i Der Begriff der Verfremdung bringt zum Ausdruck, da eine kulturelle Transformation durch eine Art derKritik stattfindet, die die Betroffenen dazu veranlat, eine motivationale Distanz zu sich und ihren Hand-lungen einzunehmen (vgl. ausfhrlicher Kolb 1988, S. 90)..3 Die Verwendung des Konzeptes der Auenperspektive impliziert einige Annahmen und Probleme, die wirhier nicht eingehend thematisieren knnen (vgl. dazu Kirsch 1992a, S. 120ff.). Ein wesentlicher Aspekt istdie Arurahme, da mit einem Wechsel von der Binnen- in die Auenperspektive auch ein Kontextwechselverbunden ist. Wenn wir etwa davon sprechen, da ein Mitglied eines betrachteten Systems zu einem (Ak-teur-) Beobachter dieses Systems wird, so wechselt er insofem in die Auenperspektive als er ,,seine"Organisation in einem (organisationsfremden) Beraterkontext, wissenschaftlichen Kontext o.. beschreibt.- i Vor dem Hintergrund eines methodologischen Individualismus ist es nicht unproblematisch, von Selbstbe-obachtungen und Selbstbeschreibungen eines sozialen Systems zu sprechen. Letztlich handelt es sich hier umeine sprachliche Vereinfachung, die nur gerechtfertigt ist, wenn bestimmte Bedingungen vorliegen (vgl.ausfhrlicher Kirsch 1992a, S. 262ff.)l5 Vgl.hierzudieArbeitvonHabel(1992),irderdieeinschlgigenempirischenArbeitenvordemHintergrundunseres Bezugsrahmen untersucht und kritisch gewrdigt werden.-5 Der Begriff,,kologie von ldeen" wurde nach Bateson erstmals von Sir Geoffrey Vickers im Jahre 1968

    verwandt (Bateson 1981, S. 592).3l

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    t] Zur genaueren Charakterisierung der historischen Entw:icklung der Portfolioanalyse, in die auch die ,,BCG-Matrix" einzubeziehen ist, vgl. Roventa (1981).Zt einer detaillierteren Untersuchung des Polyzentrismus-Begriffes vgl. Obring (1992), Kapitel 4.1. Dieverschiedenen empirischen Erscheinungsformen werden in Obring (1992), S.2ff. detaillierter dargestellt.Empirische Relevanz haben polyzentrische Strukturen vor allem in Konzemen, multinationalen Untemeh-men und strategischen Allianzen.Die ausschlieliche Konzentration aufdiese hierarchische Sichtweise wird etwa von Ochsenbauer (1988),S. 121 nach einer dementsprechenden Untersuchung der organisationstheoretischen Anstze festgestellt:,,Die ,etablierten' Schulen der betriebswirtschaftlichen Organisationstheorie zeichnen sich - bei a1l ihrerVielfltigkeit durch eine Gemeinsamkeit aus: sie sehen die Hierarchie als unberwindbar an."Eine Konsequenz hieraus drfte darin liegen, da die Zi,ele der Organisation hufig sehr unklar formuliertwerden. So stellt etwa Hauschild (1977) und (1981) auf der Grundlage empirischer Erhebungen dieUnklarheit der Zieldefinitionen als Normalfall heraus.Eine erste Annilherung an das Spektrum relevanter Maximen lt sich anhand des des Sprachspiels derZielforschung gewinnen, in dem zwischen Zielen der Organisation, Zielen 1r die Organisation und Indivi-dualzielen mit inhaltlichem Bezug auf die Organisation unterschieden wird. Ziele fr die Organisationwerden von (organisationsintemen oder -extemen) Interessenten als Forderungen an die Kemorgane derOrganisation herangetragen und beinhalten knftige Zustnde der Organisation oder ihrer Umwelt, die durchManahmen der organisatorischen Entscheidungstrger erreicht werden sollen. Sie werden zu Zielen derOrganisation, wenn die Zielfomulierungen durch die Kernorgane ,,verbindlich beschlossen" und insofemautorisierl werden. Von diesen Zielen, die sich unmittelbar auf die Organisation beziehen, lassen sich dieindividuellen Zielvorstellungen unterscheiden, die ein einzelner Akteur mlt der Teilnahme an der Organisa-tion bzw. Einflufinahme auf die Organisation verwirklichen will. Diese Individualziele knnen eineninhaltllchen Bezug zur Organisation besitzen und prgen ebenialls die Handlungen innerhalb von Organisa-tionen.Dies schliet die Mglichkeit ein, da in der Verfassung (2. B. eines Konzems) eine solche zentraleSteuerungsinstanz definiert ist. Die These ist jedoch, da der Fhmngsanspruch der Zentrale nicht immerdurchsetzbar ist, so dalS realiter die ,Zentrale" lediglich ein Partialsystem im Rahmen der polyzentrischenAbslimmungsprozesse ist (zur Bedeutung der Verlassung bei der Entstehung polyzentrischer Fhrungs-strukturen vgl. Obring 1,992, S.2I1tt.).Damit wird auf die Mlleimefiheorie organisatorischer Entscheidungsprozesse angespielt. Danach werdenEntscheidungsarenen (Choice Opportunities) a1s ,,Garbage Cans" verstanden, in die verschiedene Partizi-pienten ihre Problemdefinitionen und Lsungsvorschlge einbringen, die jedoch von anderen Partizipientenhufig a1s inadquat, nicht passend oder: einfach als ,,Mll" wahrgenommen werden (vgl. Cohen, March undOlson 1976).Hinter dieser Sichtweise steht die Konzeption des politischen System der Untemehmung, wie es unterRckgriff auf das politikwissenschaftliche Sprachspiel Eastons (1965) ausarbeitet wurde (vg1. Kirsch et al.i979, S. 26ff., Kirsch 1988, S. 125ff. und Kirsch 1990, S.90ff.). Das politische System stellt dabei eineModellierung der organisatorischen Entscheidungsstrukturen dar, in der die zentralen Mechanismen undRegeln, denen politische Entscheidungen unterliegen, expliziert werden knnen.Die nachfolgenden Ausfhrungen basieren auf Uberlegungen in Obring/Ringlstetter (1991 ).Im Rahmen der Abstimmungsprozesse rnssen die verschiedenen politischen Zentren nicht in direkterInteraktion stehen. Hufig werden solche politischen Tauschprozesse antizipiert und ohne direkte Interak-tionen unter Rckgriff auf die ,,Reziprozittsnorm" vorweggenommen. Die Reziprozittsnorm fordert, dal3man ini Verhltnis zu anderen Akteuren nicht nur einseitig Vofieile empfangen kann, sondem zu einer (wieauch immer gearteten) Gegenleistung verpflichtet ist, auch wenn hierzu keine verfagliche Verpflichtungbesteht (Kirsch 1971, S.215). Die Reziproziltsnorm mu dabei zwischen den Akteuren nicht vereinbartwerden; sie ist in den meisten Kulturkreisen verankert und wird im Zuge der normalen gesellschafilichenSozialisation erlernt. Wenn auf die Wirksamkeit dieser Reziprozittsnorm vertraut wird, kann auf explizilvereinbarte Tauschprozesse verzichtet werden. Entscheidungen eines Akteurs oder Entscheidungszentrumsbeinhalten dann einseitige Kompensationen, weil man darauf vertraut, da in vergleichbaren Situationen die,,andere Seite" ebenfalls zu einseitigen Kompensationen bereits ist. Die Koordination kann daher auch ohnedirekte Interkationen stattfinden (Obring, S. 245f.).Diese Aussage von Hayek ist freilich vor dem Hintergrund eines anderen theoretischen Backgroundes -nmlich der Systemtheorie - zu verstehen.

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    Die Deutsche Bibliothek - CIP-EinheitsaufnahmeStrategien fr nationale und internationale Mrkte : Konzepteund praktische Gestaltung ; Eduard Gabele zum Gedenken /hrsg. von Johann Engelhard und Heinz Rehkugler. Mit Beitr.von Ingolf Bamberger ... - Wiesbaden : Gabler, 1994ISBN 3-409-13870-6NE: Engelhard, Johann [Hrsg.]; Bamberger, Ingolf; Gabele, Eduard:

    Festschrift

    Der Gabler Verlag ist ein untemehmen der verlagsgruppe Bertelsmann International.@ Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1994Lektorat: Barbara Marks/Silke Specht

    A1le Rechte vorbehalten. Das werk einschlielich aller seiner Teile ist urhe-berechtlich geschtzt. Jede verwertung auerhalb der engen Grenzen desurheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des verlags unzulssig undstratbar. Das gilt insbesondere fr Vervielfltigungen, be.setrr,ngen,Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und verarbeitung in elektni-schen Systemen.Hchste inhaltliche und technische Qualitat unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der produktion unrlVerbreitung unserer Bcher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf surefreiem undchlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die Einschweifolie besteht aus polythylen und damit ausorganischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schadstoffefreisetzen.Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werkberechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, da solche Namen im Sinneder Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wren und daher vonjedermann benutzt werden drften.Satz: Satzstudio RESchulz, Dreieich-BuchschlagDruck und Bindung: Wilhelm & Adam, HeusenstammPrinted in GermanyISBN 3-409-13870-6

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    \\emer Kirsch und Kai Obring

    Grundrisse einer Theorie ders trate gi s chen Unternehmens fhrun g

    1. Einleitung - In Memoriam Eduard Gabele2. berblick ber eine Theoriekonstruktion zur strategischen Untemehmensfhrung3. Die Auenperspektive: Das Zusammenwirken von Feld, strategischen Manvem undErfolg.1. Die Binnenperspektive: Organisatorische Lebenswelt und strategische Maximen5. Die Bedeutung von Beobachtungen und die kologie von Ideen6. Die Einbeziehung polyzentrischer Strukturen

    .l7. Schlu: Die Metapher der Resulta\teAnmerkungenLiteraturverzeichnis