Gesunde Gliedmaßen und Klauen Neue Möglichkeiten in der Zucht · Das Programm für Produktion und...

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1 Gesunde Gliedmaßen und Klauen – Neue Möglichkeiten in der Zucht 42. Tag des Milchviehhalters am 5. und 6. April 2016

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Gesunde Gliedmaßen und Klauen –Neue Möglichkeiten in der Zucht

42. Tag des Milchviehhalters am 5. und 6. April 2016

Klauen-Krankheiten beim Rind

Klauen-Krankheiten sind eines der wichtigsten Probleme

Abgangsrate liegt bei 12%

Kosten pro Lahmheit liegen bei 130,- bis 160,- €

Aber: genetische Bearbeitung der Klauengesundheit ist möglich

Prüfdesigns, in denen Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen berücksichtigt werden, sollten diskutiert werden

Bisher: subjektiv erfasste Fundamentsmerkmale im Rahmen der linearen Exterieurbeurteilung in der routinemäßigen ZWS berücksichtigt

Können diese zur Verbesserung der Klauengesundheit beitragen?

2

Abgangsursachen 1. Laktation

3 Boldt, 2015

22 20

13 12 12

7 7 6

% der Merzungen 10/2011 bis 09/2014

4 Boldt, 2016

Merkmalskomplex Fundament

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

sehr gut gut befriedigend ausreichend undmangelhaft

An

teil

(%)

Einstufung Fundament

Kühe mit 1Klauenerkrankung

Kühe mit ≥ 2 Klauenerkrankungen

Einfluss der Fundamentsnote auf Klauenerkrankungen

5 Boldt, 2016

1,8 mal häufiger klauenkrank

6

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

1,2

sehr gut gut befriedigend ausreichend undmangelhaft

An

teil

(%)

Einstufung Fundament

1 Diagnose Sohlengeschwür ≥ 2 Diagnosen Sohlengeschwür

Einfluss der Fundamentsnote auf Sohlengeschwüre

1,9 mal häufiger erkrankt

Boldt, 2016

7

Einfluss der Hinterbeinstellung auf Sohlengeschwüre

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

Note 1-3 Note 4-6 Note 7-9

An

teil

he

(%

)

Einstufung Hinterbeinstellung

1 Diagnose Sohlengeschwür ≥ 2 Diagnosen Sohlengeschwür

0,6 mal weniger erkrankt

Boldt, 2016

Einfluss des Sprungelenkes auf Sohlengeschwüre

8

0

2

4

6

8

10

12

14

16

Note 1-3 Note 4-6 Note 7-9

An

teil

he

(%

)

Einstufung Sprunggelenk

1 Klauenerkrankung ≥ 2 Klauenerkrankungen

0,3 mal weniger erkrankt

Boldt, 2016

Einfluss des Klauenwinkels auf Sohlengeschwüre

9

0

2

4

6

8

10

12

14

16

Note 1-3 Note 4-6 Note 7-9

An

teil

he

(%

)

Einstufung Klauenwinkel

1 Klauenerkrankung ≥ 2 Klauenerkrankungen

0,1 mal weniger erkrankt

Boldt, 2016

Einfluss des Klauenwinkels auf Mortellaro

10

0

1

2

3

4

5

6

7

Note 1-3 Note 4-6 Note 7-9

An

teil

he

(%

)

Einstufung Klauenwinkel

1 Diagnose Mortellaro ≥ 2 Diagnosen Mortellaro

Kein signifikanter Einfluss auf Mortellaro

Boldt, 2016

Klauen-Krankheiten

Korrelation zwischen Klauenerkrankungen und Zuchtwerten für Fundamentsmerkmale

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lineare Exterieurbeurteilung und Zuchtwerte der Fundamentsmerkmale erfassen Klauenkrankheiten ganz gut

Sohlengeschwür Mortellaro Limax

Fundament 0,34 0,42 0,54

Hinterbeinwinkel -0,37 -0,38 -0,36

Trachtenhöhe 0,22 0,46 0,18

Sprungelenk 0,17 -0,02 0,51

Hinterbeinstellung 0,24 0,37 0,40

nach König et al., 2005

Studie der UNI Halle (Prof. Swalve) in Testherden von 2002 - 2010

Datenerhebung in 7 Testherden der RMV

Aufzeichnungen während der routinemäßigen Klauenschnitte (ganze Herde)

Professioneller Klauenschneider Rene Pijl

Umweltbedingungen wurden dadurch standardisiert

Durch einen einheitlichen Diagnoseschlüssel wurden die Krankheiten exakt erfasst

Die Untersuchungen konzentrierten sich auf die 6 wichtigsten Klauenerkrankungen

Ziel: Ist ein genetischer Einfluss auf die Klauenerkrankungen zu finden und ist dieser ausreichend für die Schätzungen von Zuchtwerten

12

Krankheitsraten für die Krankheiten in den “besten“ und “schlechtesten“ Herden

13 nach Swalve, 2012

Herde LAM DD DID WLD SU Beobachtungen

N Besuche

N

∅-Milch-

(kg)

A 21.74b 16.29 15.97 11.45 7.35 637 11 8684

B 59.27w 15.83 16.41 13.51 10.18 375 6 8971

C 41.02 0.20 b 6.80 10.72 9.63 424 9 9056

D 37.23 37.48w 23.29 15.98 12.51 666 9 8515

E 37.14 2.52 2.26 b 11.31 6.86 602 9 9156

F 41.96 17.93 34.24w 10.76 9.90 718 11 8657

G 36.63 15.07 22.32 6.09 b 8.37 571 11 8425

H 41.81 21.54 15.63 23.19w 7.23 995 10 8840

I 35.86 3.76 11.59 12.65 3.35 b 664 11 8704

J 47.83 23.73 24.67 14.44 17.23w 498 7 8627

b = “beste“ Herde w = “schlechteste“ Herde

Aufteilung der Söhne wichtiger Bullenväter auf Zuchtwertquartile

14 nach Swalve, 2012

für Laminitis (LAM), Mortellaro (DD), Derm. Interdigitalis (DID), Weiße Linie Defekt (WLD), Klauensohlengeschwür (KSG). Ns = Zahl der Söhne, Ne = Zahl der Enkelinnen No = Zahl der Beobachtungen

Befund ZW-Klasse Starbuck Aerostar Prelude Blackstar Luke

Ns=12 Ns=17 Ns=15 Ns=28 Ns=14

Ne=322 Ne=615 Ne=628 Ne=1193 Ne=871

No=1058 No=1058 No=2201 No=4431 No=3177

LAM hohe ZW 7* 11* 12* 16* 2

geringe ZW 3 4 2 7 11*

DD hohe ZW 2 5 14* 3 13*

geringe ZW 7* 10* 1 23* .

DID hohe ZW 4 6 12* 11 5

geringe ZW 7* 8* 2 11 7

WLD hohe ZW 6 4 4 7 2

geringe ZW 4 9* 11* 12 10*

KSG hohe ZW 9* 8* 15* 17* 1

geringe ZW 2 6 . 9 12*

Was machen wir im Zuchtprogramm? RA Bullenselektion

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Mittelwerte der angekauften Bullen nach GJ

GJ n Bullen gRZG gRZM gRZE gFun gRZS gRZN

2012 64 136 122 121 117 111 121

2013 47 142 127 125 120 111 123

2014 41 151 130 130 124 120 130

2015 31 158 139 133 127 116 130

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Was machen die Züchter?

Gleiches Niveau in MV und ST!

RZM, RZE Genomische Bullen

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Differenz speziell im RZE!

Was machen die Züchter?

RZM, RZE tö.geprüfte Bullen

Fazit Zur Verbesserung des Fundaments wird hauptsächlich die

lineare Beschreibung von Hilfsmerkmalen genutzt.

Zusammenhang zu KK gering, aber trotzdem hoch genug, um sie züchterisch zu bearbeiten.

Aber: die Umwelt und das Management spielen eine wichtige Rolle

Eine direkte Erfassung der Klauenerkrankungen könnte einen größeren Zuchtfortschritt erbringen.

Mit diesem Zuchtwert wäre es möglich, die Gefahr von lahmen Kühen einzuschätzen und die Zucht auf langlebige, gesunde Kühe voranzutreiben.

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Zucht auf neue Merkmale - Klauengesundheit -

Klauengesundheit – Was machen andere

Entwicklung Klauenmerkmale in der ZWS tierärztliche Diagnosen (Lahmheitsbehandlungen) zusätzlich Landwirt-Beobachtungen zusätzlich Klauenpflege-Daten

Datenerfassung

bislang nur teilweise standardisiert (national, länderübergreifend)

internationale Initiative zur Harmonisierung (ICAR WGFT) "ICAR Claw Health Atlas" (2015)

20 Vit 2015

Klauengesundheit Niederlande / CRV

Klauendaten ab 2006, ZWS Klauengesundheit seit April 2010 aktuell ca. 750.000 Klauengesundheitsdaten

10 Klauendefekte + Fundamentsmerkmale Limax, Klauenrehe, Mortellaro, Klauenfäule, Sohlengeschwür, Weiße-Linie-Defekt; HB-Stellung, HB-Winkelung, Klauenwinkel, Lokomotion/Bewegung, Fundament

Zusammenfassung zu Klauengesundheitsindex

Skandinavien (DK, SWE, FIN) / NAV

Klauendaten ab 2003 (SWE, FIN) bzw. 2010 (DK) zunehmend aus Klauenpflege, einheitliches EDV-System ab 2010

10 Klauendefekte N=10 Klauendefekte: Sohlengeschwür, Sohlenblutung, Ballenhornfäule, Dermatitis digitalis (Mortellaro), Dermatitis interdigitalis, Verruköse Dermatitis, Limax (interdigitale Hyperplasie), Doppelte Sohle, Weiße-Linie-Defekt, Rollklaue

Zusammenfassung zu Klauengesundheitsindex

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Vit 2015

Klauengesundheit Norwegen / GENO

Klauendaten als Teil der regulären Gesundheitsdatenerfassung

Klauengesundheitskarte; zunehmend aus Klauenpflege, EDV-System (s. NAV) ab 2014

seit 2014 Nutzung von Klauenpflegedaten in der Routine-ZWS

Klauenerkrankungskomplexe Rollklaue, infektiöse Klauenerkrankungen (Dermatitis, Ballenhornfäule, Zwischenklauen-

phlegmone), Klauenrehe-Komplex (Sohlengeschwür, Weiße-Linie-Erkrankung, Sohlenblutung)

Zusammenfassung zu Klauengesundheitsindex

Gliedmaßengesundheitsindex: 80% Klauengesundheitsindex + Exterieur-Merkmale 10% HB v.h. + 10% Klauenwinkel (+ Hilfsmerkmale: HB seitl., Hornqualität)

Projekte Klauen / Klauen-ZWS in Planung Frankreich (Genopedix) Spanien (I-SAP) Kanada (z.B. Alberta Hoof Health Project)

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Vit 2015

Was kann die Zucht? – Was müssen wir tun?

Erfassung neuer Merkmale (noch) nicht Standard!

Testherdenprogramme

Melktechnik , Managementprogramme anpassen/nutzen

Erfassung Phänotypen und Genotypen!

Genotypisierung kompletter Herden!

Nutzung gZW für Selektion

Optimierte Anpaarung mit genetischen Informationen

Zusätzliche Infos (Abstammung, Rotfaktor, Hornstatus, Kappa-Kasein)

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Thaller, 2008

ProFitplus Testherdenprogramm Das Programm für Produktion und Fitness

Start 2005 – mit 22 Mitgliedsbetrieben der RMV

aktuell 30 Mitgliedsbetriebe RA in MV und BB

Seit 2016 neue Mitgliedsbetriebe RA in ST

Nutzung neuer Phänotypen, die exakt erfasst werden müssen!

24

25

Einzigartige Datengrundlage

seit 2005 umfangreiche Datensammlung nach einem standardisierten Verfahren

Was wird erfasst?

Krankheitsdiagnosen

Klauenschnittdaten

Geburtsverläufe

Geburtsgewichte aller lebend und tot geborener Kälber

Besamungsgewichte

Einstufungen aller Jungkühe

ProFitplus Testherdenprogramm Testherden ST 2015

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A+B Kühe Anzahl

Bieseland KG, Rossau 414

Klug GbR, Volgfelde 223

AG "Schwarzbuntzucht" Fischbeck eG 691

AG Hamersleben e.G. 578

AG Krevese-Drüsedau eG 675

Agrarerzeugergemeinschaft eG Pretzier 737

Agrar- u. Milchhof Stemmern GmbH 717

Agr.ges. mbH Siedenlangenbeck 703

Agrar GmbH Jeetze 830

Ostrauer Agrar GmbH 429

Agrarprodukt e.G. Schafstädt 659

AG Querfurt e.G. 672

Agrargen. Cobbelsdorf eG 507

Milchagrargenossenschaft-Heideland-e.G.Kemberg 1.227

LLFG-Landw.Betrieb-Iden 418

MP Lindtorf e.G. 1.133

Güldenpfennig/Herrmann, Dahrenstedt 400

Güldenpfennig & Wollert GbR, Gohre 138

27

28

Zuchtwert für alle relevanten Klauenkrankheiten

Beruht auf Diagnosedaten und Klauenschnittdaten!

Einführung August 2016!

Diagnosemeldungen aus den Testherden von RBB und RA aus den Jahren 2007-2015 (zentrale Gesundheitsdatenbank / vit)

insgesamt rund 3,4 Mio. Diagnosemeldungen, davon rund 600.600 Klauen-Diagnosen

29 Vit, 2016

Genetische Parameter

30 Vit, 2016

Merkmal N h² SEh²

Nicht-eitrige Klauenerkrankungen (NEK) 329.881 0,066 0,003

Limax (NEK-L) 283.479 0,108 0,005

Klauenrehe (NEK-R) 289.818 0,038 0,002

Weiße-Linie-Defekt (NEK-W) 285.780 0,061 0,003

Eitrige Klauenerkrankungen (EK) 355.149 0,118 0,003

Klauengeschwüre (EK-G) 256.020 0,121 0,004

Panaritium/Phlegmone (EK-P) 235.614 0,080 0,004

Dermatitis digitalis (EK-DD) 262.632 0,113 0,003

Vergleichswerte M-kg SCS TG d

0,53 0,16 0,03

Häufigkeit einzelner Klauendiagnosen

31 Vit, 2016

Sohlengeschwüre insgesamt: N=54.832 (Rang 2)

Zahlenmäßig bedeutendste Klauenerkrankungen im Klauen-Datenmaterial aus den Testherden von RBB und RA (>1.000 Erstdiagnosen); Diagnosen bis 31.12.2015, Datenstand 07.03.2016

Zucht auf neue Merkmale – ein Beitrag zur effizienten Milchproduktion Fazit

Mit den modernen Zuchtmethoden werden wir deutlich die Gesundheit und damit die Nutzungsdauer und Lebensleistung verbessern!

Nutzung neuer Phänotypen, die exakt erfasst werden müssen! z.B. Klauenschnittdaten

Genotypisierung kompletter Herden als Grundlage für Zuchtwertschätzung und Managemententscheidungen!

Genomische Zuchtwertschätzung für neue Merkmale - Klauengesundheit!

Verbesserung der Nutzungsdauer/Lebensleistung durch bessere Gesundheit!

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Gesunde Gliedmaßen und Klauen –Neue Möglichkeiten in der Zucht

42. Tag des Milchviehhalters am 5. und 6. April 2016

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!