gesundsitzen_2008

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Ausgabe 2008/09 Schweizer Magazin für Ergonomie am Arbeitsplatz und zu Hause Exemplar zum Mitnehmen Eine Karriere, die sitzt! Promitalk mit dem Ex-Tagesschau-Sprecher Heinrich Müller Design & Werkstoffe Leidenschaft für Perfektion Life Style Leitfaden Raumbeleuchtung Medizin & Rücken Der Fuss – kein Körperteil trägt mehr Trends & Wissen Sitzen in der Schule

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Design & Werkstoffe Life Style Trends & Wissen Medizin & Rücken Leitfaden Raumbeleuchtung Leidenschaft für Perfektion Sitzen in der Schule Der Fuss – kein Körperteil trägt mehr Schweizer Magazin für Ergonomie am Arbeitsplatz und zu Hause Ausgabe 2008/09

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Ausgabe 2008/09

Schweizer Magazin für Ergonomie am Arbeitsplatz und zu Hause

Exemplarzum Mitnehmen

Eine Karriere, die sitzt!Promitalk mit dem Ex-Tagesschau-Sprecher Heinrich Müller

Design & WerkstoffeLeidenschaft für Perfektion

Life StyleLeitfaden Raumbeleuchtung

Medizin & RückenDer Fuss – kein Körperteil trägt mehr

Trends & WissenSitzen in der Schule

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Inha

lt

05/2008/09 · gesundsitzen

Life Style: Leitfaden Raumbeleuchtung.

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Design & Werkstoffe: Leidenschaft für Perfektion.

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Medizin & Rücken: Der Fuss – kein Körperteil trägt mehr.

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Inhaltsverzeichnis

IMPRESSUM gesundsitzen • Magazin für Ergonomie am Arbeitsplatz und zu Hause • Erscheint 1x jährlich • Ausgabe 5 • Auflage 150 000 Exemplare • Erscheinung: Sommer 2008Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Gesundes Sitzen, Kurt Schneider (Ergonomische Beratungen), Postfach 252, CH-3612 Steffisburg, Mobile 079 651 67 61, E-Mail: [email protected] • Konzept, Redaktion und Grafik: UniverseMedia Verlag (ein Unternehmen von www.fruitcake.ch), Postfach 777, 3076 Worb-Bern; Telefon +41 (0)31 838 33 33; grafische Gestaltung: Marina Roncagalli • Fotos zvg • Druck: Weber-Benteli AG, Brügg • Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung.

15 Editorial

16 Life Style Belux – Leitfaden Raumbeleuchtung.

9 Promitalk Sein Leben nach der Tagesschau – Interview mit Heinrich Müller.

12 Design & Werkstoffe «Leidenschaft für Perfektion – auch im Detail» Interview mit Heinz Stebler und Philippe Walther, Vertriebsleitung und Marketing, Girsberger AG.

15 Medizin & Rücken «Der Fuss – kein Körperteil trägt mehr». Sohle, Schuhe – oder beides zusammen?

20 Medizin & Rücken Gelenkerkrankungen richtig behandeln.

21 Medizin & Rücken Betriebliche Gesundheitsförderung, Spital Thun.

26 Medizin & Rücken Fitness beim Sitzen fördern.

27 Medizin & Rücken Der ultimative Stuhl-Check.

28 Trends & Wissen Sitzen in der Schule – Schweizer Jugend testet.

30 Trends & Wissen Kraftmaschine versus Hantel.

32 Trends & Wissen Pilates – Körper und Geist in Harmonie.

34 Trends & Wissen Wie sitzt Man(n) oder Frau am stillen Örtchen?

36 Trends & Wissen Physiotherapie verboten?

37 Wettbewerb Gewinnen Sie einen Swooper-Stuhl.

Gewinner des Leserwettbewerbs (07/08)1 Hag Capisco Charlotte Tschabold, Allmendingen 1 Sylia Standard Thekla Kaspar, Oberkulm

1 Vitra Head Line Edgar Zeller, Basel 1 Varier Planet Petra Müller, Thun

1 RH 4 / RH 400 Cornelia von Allmen-Jundt, Mürren

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05/2008/09 · gesundsitzen

Das ist die fünfte Ausgabe von

«gesundsitzen». Das Konzept, Sie,

liebe Leserinnen und Leser, eingehend

über Ergonomie am Arbeitsplatz und

zu Hause zu informieren, ist bis jetzt

weitgehend auf fruchtbaren Boden

gestossen. Das zeigen die positiven

Reaktionen, die wir mit jeder neuen Aus-

gabe erhalten haben. Auch die Essays

über gesunde Ernährung und gesundes

Training in der Fitness erfahren jeweils

reges Interesse, und natürlich, last but

not least, wird auch schon mit Span-

nung erwartet, wer wohl diesmal das

Titelblatt von «gesundsitzen» krönt.

Mit Heiri Müller, dem sympathischen

ehemaligen Fernsehmoderator vom

Schweizer Fernsehen und heutigen

Entertainer, führten wir den Promi-Talk

mit einem Mann, dessen Karriere im

wahrsten Sinne des Wortes wirklich

sitzt.

Das Thema Raumbeleuchtung hat in

der letzten Ausgabe sehr viel Aufmerk-

samkeit ausgelöst. Das veranlasst uns,

diese Materie erneut noch einmal etwas

zu vertiefen. Und vielleicht auch nicht

das letzte Mal.

Dass es neben Skandinavien auch in

der Schweiz Unternehmen erster Sahne

gibt, zeigt der Beitrag über die Firma

Girsberger aus dem Oberaargau, die sich

weit über die Landesgrenzen hinaus

einen Namen für ergonomisches Sitzen

gemacht hat. Und falls Sie auch noch

genau wissen möchten, wie das Spital

Thun ein betriebliches Gesundheits-

management auf die Beine gestellt hat

und wie auch andere davon profitieren

können, lesen Sie den Beitrag auf

Seite 21 besonders aufmerksam.

Der Beitrag «Der Fuss – kein Körperteil

trägt mehr» will erklären, wie gross der

Einfluss des Fusses auf den Rücken

sein kann, und auch Lösungen aus der

Sicht von Profis, die sich intensiv damit

befasst haben, aufzeigen.

Vielleicht haben einige von Ihnen die

Kassensturz-Sendungen «Schweizer

Jugend testet» verfolgt. Da fiel uns ein

Beitrag der Schüler der Wirtschafts-

schule Thun über das Sitzen in den

Schulen besonders auf. Schon allein

der Umstand, dass sich ganz junge

Menschen für gutes Sitzen engagieren,

ist es wert, darüber zu berichten.

Alles um Pilates erfahren Sie in einem

speziellen Beitrag dazu und es fehlt na-

türlich auch in dieser Ausgabe nicht un-

ser Wettbewerb, bei dem Sie mit etwas

Glück wertvolle Preise für insgesamt

über 5000 Franken gewinnen können.

Und bestimmt geben wir Ihnen auch

in dieser Ausgabe im Mittelteil wieder

wertvolle Hinweise mit einer Auswahl

Wohlfühl-Sitzmöbel von Herstellern

ergonomischer Produkte aus aller Welt.

Wenden Sie sich bei Fragen vertrauens-

voll an die Adresse auf der letzten

Umschlagseite.

Wir wünschen Ihnen gute Gesundheit,

Erfolg und viel Spass beim Lesen dieser

fünften Ausgabe von «gesundsitzen».

Arbeitsgemeinschaft Gesundes Sitzen

Liebe Leserinnen, liebe LeserKurt Schneider

Edito

rial

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Life

styl

e

Leitfaden für eine optimale Raumbeleuchtung

Einfluss der Beleuchtung auf den ArbeitsalltagWer heute die Raumbeleuchtung noch als Stiefkind behandelt, riskiert Gesundheit und Leistungsbereitschaft seiner Mit-menschen. Eine Kombination von Tageslicht und künstlicher Beleuchtung kann Wunder wirken. Physiker beschreiben Licht als Gemisch elektromagnetischer Wellen. In einem Frequenz-bereich von 380 bis 780 Nanometern liegt der sichtbare Teil des Lichts.

Aber auch das Licht jenseits dieses «op-

tischen Fensters» stimuliert uns. So

spüren wir langwelliges, energiearmes

Infrarot als Wärme auf der Haut. Kurz-

welliges, energiereiches UV-Licht – richtig

eingesetzt – wirkt sich positiv auf Haut

und Knochenbau aus.

Sind Sie optimal beleuchtet?Wie sieht es eigentlich in Ihrem Räumlich-

keiten aus – sind Sie optimal beleuchtet?

Gesundsitzen hat für Sie in Zusammen-

arbeit mit Benny Riz, Leiter Lichtplanung

bei der BELUX AG, einen kurzen, über-

sichtlichen Leitfaden zusammengestellt.

Licht richtig eingesetztNeben der Frage nach der richtigen Licht-

menge und Lichtqualität müssen Fak-

toren wie Blendung, Reflexion und Leucht-

dichtenunterschiede (Helligkeit) in die

Planung eines Arbeitsplatzes einfliessen.

Künstliche Lichtquellen ergänzen oder

ersetzen das Tageslicht und entscheiden

über Wohlbefinden und Arbeitsleistung.

Beim Layout eines Büros gilt es, einige

lichttechnische Grundregeln zu befol-

gen. Wird der Bildschirm gegen das Fens-

ter gerichtet, entstehen unerwünschte

Spiegelungen. Dies führt zu indirekter

Text: Thomas Laubi, BELUX; Fotos: zvg

Blendung (Abbildung 1), was im Arbeits-

bereich störend wirkt. Ist der Blickwin-

kel zum Fenster gerichtet, ergeben sich

für das Auge hohe Leuchtdichtenunter-

schiede zwischen hellem Tageslicht und

dunklem Bildschirm (Abbildung 2). Die

stetige Akkomodation des Auges zwi-

schen Bildschirm und Tageslicht kann zu

Sehstörungen, Kopfschmerzen, Augen-

flimmern oder Schwindelanfällen füh-

ren. Mit Vorteil verläuft die Blickrichtung

also parallel zum Fenster, wobei der Bild-

schirm mit 90° zum Fenster platziert

wird (Abbildung 3). Spiegelungen und

Blendungen können durch korrektes Aus-

richten des Arbeitsplatzes und des Bild-

schirms eliminiert werden.

Wissenschaftlich begleitete Tests haben

gezeigt, dass ein indirekter Lichtanteil

(Licht via Decke reflektiert) zu einem

angenehmeren Raumgefühl und dadurch

zu weniger Ermüdung führt. Diese Er-

kenntnis hat sich BELUX zu Nutze ge-

macht und unterscheidet zwischen drei

Beleuchtungsarten.

Die direkte Beleuchtung (Abbildung 4)

weist eine hohe Wirtschaftlichkeit aus.

Das Licht ist «lebendig» und verfügt

über eine hohe Schattigkeit, was eine

Dreidimensionalität bewirkt. Dies ergibt

Vorteile bei der Beleuchtung von z.B.

Abbildung 1

Abbildung 2

Abbildung 3

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Life

styl

e

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Kurz-Portrait BELUX

Die Schweizer Firma wurde 1970 von

Thomas Egloff ins Leben gerufen. Sein

Wille zur fortlaufenden Entwicklung

innovativer Lichtlösungen und neu-

artiger Leuchtenkonzepte führten zu

enger Zusammenarbeit mit internatio-

nal renommierten Designern und Ar-

chitekten. Wegweisend bis heute war

die Zusammenarbeit mit dem Schwei-

zer Designer Hannes Wettstein, heu-

te längst eine Koryphäe im Interior

Design.

Ein grosser Durchbruch erfolgte 1982

mit der gemeinsamen Entwicklung

von Metro, dem weltweit ersten Nie-

dervolt-Seilsystem. Die gespannten

Drähte mit den kleinen Leuchtkörpern

waren bald in unzähligen Privathäu-

sern, Restaurants und Hotels anzu-

treffen und fanden viele Nachahmer.

Noch im gleichen Jahr übernahm

Belux die Lizenz zur Produktion extra-

vaganter Möbel und Objekte der an-

gesehenen italienischen Designer-

Gruppe Memphis um Ettore Sottsass

und Michele de Lucchi. Heute sorgt

Belux im Leuchtenmarkt mit Autoren

wie Frank Gehry, Herzog & de Meuron,

Ronan und Erwan Bouroullec sowie

Hella Jongerius für Furore. Während

über 30 Jahren baute Thomas Egloff

die Firma zu einem international aner-

kannten Hersteller von hochwertigen

Designerleuchten aus.

2001 fand er zur Nachfolgeregelung

mit Vitra den idealen Partner. Mit dem

international renommierten Möbel-

hersteller erschloss sich auch der Zu-

gang zu neuen Märkten, Produktions-

methoden und nicht zuletzt zu einem

Netzwerk bedeutendster Gestalter

unserer Zeit.

Skulpturen oder Waren. Punktuelles Licht

(Strahler) erzeugt einen eher theatra-

lisch inszenierenden Charakter mit sehr

hoher Schattigkeit, was für die Bürobe-

leuchtung aufgrund der Blendung und zu

hoher Kontrastunterschieden nicht emp-

fehlenswert ist. Im Gegensatz dazu ergibt

Flächenlicht (Ein-/Aufbauleuchten) mit

Fluoreszenzlampen ein homogeneres

Direktlicht. Allerdings bleibt bei der Di-

rektbeleuchtung die Decke dunkel und

Bildschirmarbeitsplätze müssen sehr

präzise platziert werden, um Blendungen

auf dem Bildschirm zu vermeiden. Ar-

beitsplätze müssen demzufolge bei die-

ser Lösung präzise platziert werden und

sind unter dem Lichtaspekt nur schwierig

zu verschieben.

Beim Indirektlicht (Abbildung 5) wird die

Decke als Reflektor genutzt. Dazu soll

diese hell matt/diffus und zwischen 2.40

und 4 m hoch sein. Eine Einsicht von oben

(Galerie) sollte dabei vermieden werden.

Durch das indirekte Licht werden auch

die Wandflächen gleichmässig ausge-

leuchtet, was zu einem besseren Raum-

gefühl führt. Durch das ausschliesslich

diffuse Licht fehlt beim Indirektlicht die

Dreidimensionalität.

Die Indirekt-/Direktleuchte (Abbildung 6)

kombiniert die Vorteile aus Abbildung 4

Abbildung 4

Abbildung 5

und 5. Es entsteht ein äusserst homoge-

nes Raumlicht mit einem direkten Licht-

anteil für lebendiges Licht mit geringer

Schattigkeit. Das indirekte, entblendete

Licht sorgt für freundliche Raumstim-

mung. Alle Büro-Leuchtensysteme von

BELUX unterstützen diese Beleuchtungs-

philosophie. Der Anspruch auf Lichtmen-

ge ist aufgrund der Arbeit (Bildschirm,

Handwerk, Lesen etc.) sowie die nach-

lassende Sehleistung des Menschen im

TWILIGHT. Das indirekte und das direkt Licht sind unab-hängig voneinander dimmbar.

METER BY METER. Das Licht am Meter wird individuell zuge-schnitten und verleiht der Wand eine Dreidimensionalität.

Abbildung 6

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Alter sehr individuell. Als Lösung kann

das Raumlicht mit Tischleuchten ergänzt

werden. SCOPE von BELUX ist eine neue

energiesparende Gelenkleuchte, welche

mit einem verborgenen, patentierten Ver-

stellmechanismus «easy move» das Licht

mit einem grossen Aktionsradius an den

gewünschten Ort bringt. Dem Bedürfnis

nach individueller Lichtstärke kann somit

einfach Rechnung getragen werden.

Der informelle Gedankenaustausch in

der Bürowelt findet oft an neutralen, zu-

rückgezogenen Orten, wie Kaffeeautomat

oder Korridor statt. Heute wird dieses

Bedürfnis von den Planern in ein Büro-

konzept miteinbezogen. Es entstehen ge-

mütliche Kommunikationsinseln mit Sofa

oder Benches. Dabei spielt die Lichtatmo-

sphäre eine wichtige Rolle: Gemütliches

Stimmungslicht, gute Lichtqualität und

warme Farbtöne helfen, diese Wohnat-

mosphäre zu intensivieren. Aus diesem

DISK. Direktes- und indirektes Arbeitslicht im Minergie-Standard auch platzsparend mit Tischadaptionen für die meisten Bürosysteme.

Grund hat BELUX schon früh energiespa-

rende Wohnraumleuchten auf den Markt

gebracht, welche auch im Officebereich

eingesetzt werden können. Ein Teil der

Leuchten wurde zusätzlich mit dem Mi-

nergie-Label für hohe Wirtschaftlichkeit

und optimale Entblendung ausgezeichnet.

Alle Erkenntnisse im Bürobereich lassen

sich auch im Heimbereich umsetzen, wo-

bei die Frage nach der Flexibilität in der

Nutzung im Vordergrund steht. Verschie-

dene Tätigkeiten wie lesen, essen, schrei-

ben, fernsehen verlangen auch dort nach

individuellen Lichtlösungen.

SCOPE. Individuelles und energiesparendes Licht mit grossem Aktionsradius.

ONE BY ONE. Energiesparendes, entblendetes Licht aus edlem und langlebigem Material.

BIGSIZE. Stimmungsvolles Glühlampenlicht für den kommunikativen Bürobereich.

Life

styl

e

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05/2008/09 · gesundsitzen

Sein Leben nach der Tagesschau

Text: Jamie Wong-Li, Fotos: Oliver Oettli

Im Sommer 2007 ist Heinrich Müller als Fernsehjournalist und

Moderator der «Tagesschau» zurückgetreten. Nach 27 Jahren

beim Schweizer Fernsehen widmet er sich jetzt leiden-

schaftlich seiner Musik-Karriere. An einem kühlen Frühlingstag

treffen wir den zurückhaltenden sympathischen Mann am

Ufer des Greifensees in der Gemeinde Maur, wo er seit über

10 Jahren wohnt. Prom

italk

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Prom

italk

Idylle am Seeufer: schnatternde Enten,

elegant gleitende Schwäne, grunzende

Schweine, gackernde Hühner und eine

malerische Seepromenade, die zu Besinn-

lichkeit aufruft. An diesem erholsamen

Ort kommt uns Heinrich Müller ruhigen

Schrittes entgegen und bestellt sich im

örtlichen Seerestaurant Kaffee und Man-

delgipfel. Trotz seiner gemütlichen Art

wird schnell offensichtlich, dass ‹ruhig›

mitnichten ‹verschlossen› heisst. Jahr-

zehntelange Berufserfahrung im Jour-

nalismus haben seinen Sinn für die Kom-

munikation geschärft. Mit sehr viel Offen-

heit erzählt Heinrich Müller ausführlich

aus seinem erfahrungsreichen Leben.

Jenseits von AfrikaIm Frühling 1946 wurde Heinrich Müller

in Reiden (LU) geboren, wo er mit seinen

drei Geschwistern aufwuchs. Später lebte

die Familie in Rheinfelden (AG). «Ich war

ein richtiges Landkind und liebte die Na-

tur. Ich wollte sogar einmal Bauer und

Förster werden. Aber das ist eine andere

Geschichte ...». Und Geschichten hat uns

«Heiri» Müller viele zu erzählen.

«Ich bin wohlbehütet in einer harmo-

nischen Familie aufgewachsen. Ich habe

im Leben immer Glück gehabt», meint

der Pfarrerssohn und fügt hinzu: «Bis-

her habe ich in meinem Leben versucht,

jeden grossen Traum umzusetzen. Einer

dieser Träume war Afrika.»

In der Bibliothek des Pfarrhauses fand

Jung-Heinrich damals Literatur über Mis-

sionare in Afrika und deren Entdeckung

des riesigen Kontinents. Dieser Fundus

und der erste Kontakt in der Basler Mis-

sion zu Menschen aus Ghana und Süd-

afrika hätten ihn sehr geprägt, erzählt

Heinrich Müller. Nach seinem Jura- und

Politologie-Studium in Basel wanderte

er deshalb nach Nigeria aus, wo er fast

10 Jahre lang als Dozent für Staats- und

Verfassungsrecht an einer der dortigen

Universitäten unterrichtete.

Bei seiner Ankunft 1971 in Westafrika

lernte Heinrich Müller zunächst ein sehr

ursprüngliches Afrika kennen: den Stamm

der Mumuje im Nordosten Nigerias. «Die

Mumujes lebten noch in steinzeitlichen

Verhältnisse. Sie nahmen mich während

Monaten gastfreundlich auf, und ich ver-

suchte etwas von ihrem so ganz anderen

Leben zu verstehen. Das war damals eine

komplett neue Welt für mich. Da liefen die

Menschen in Fellen und Tüchern rum und

jagten noch mit Pfeil und Bogen. In der

Nacht wurde oft getanzt und getrommelt.

Und diese Instrumente, die ich dort zum

ersten Mal gesehen habe – faszinierend!

Diese Eindrücke haben mich viel später

zu einigen Songs inspiriert», schwärmt

der Abenteurer. Während Heinrich Mül-

ler so spricht, verrät der Blick in seinen

Augen, dass er für einen Moment lang

tief in seinen afrikanischen Erinnerun-

gen schwelgt.

Liebesgeschichte mit Happy EndSchon kurz nach seiner Ankunft in Nigeria

traf er seine zukünftige Frau Ruth: «Sie

lief damals über den Sportplatz der Mis-

sionarsschule. Es war Liebe auf den ers-

ten Blick». Doch wie bei so vielen gross-

artigen Liebesgeschichten, verlief auch

diese nicht gradlinig. Ruth verliess Nige-

ria schon bald und wanderte in die USA

aus. So sahen sich die beiden nach einem

Tanz beim Fest ganze fünfzehn Jahre

nicht mehr. Aber Heinrich Müller konnte

die schöne Nigerianerin nie vergessen. Er

lud Ruth nach ihrer Scheidung Mitte der

Achtziger in die Schweiz ein. 1992 heira-

teten sie zuerst in Chicago und feierten

die Hochzeit später mit Ruths Familie

und dem ganzen Dorf mit einem riesigen

Fest in Marama, Nigeria. Noch heute hält

die Liebesgeschichte an.

Vom Musizieren ...Aber zurück zur Biografie: Während des

Gesprächs mit Heinrich Müller kommen

wir immer wieder auf seine Leidenschaft

zu sprechen – Musik. Diese habe ihn

durchs ganze Leben begleitet. Er wuchs

in einer musikalischen Familie auf, in der

stets gesungen und musiziert wurde. Er

gründete gar in jungen Jahren mit sei-

nem Bruder Thomas seine erste Band.

«Meine Mundharmonika habe ich im-

mer dabei. Die ist für mich mindestens

so wichtig wie meine Zahnbürste! Und

auch meine Gitarre begleitet mich, wenn

immer möglich». Während seiner 27-jäh-

rigen Karriere beim Schweizer Fernsehen

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Prom

italk

05/2008/09 · gesundsitzen

jedoch, habe er «kaum einen Ton von

sich» gegeben. Das Musizieren habe ihm

während dieser Zeit nicht einmal gross

gefehlt, denn er sei anderweitig gefordert

gewesen.

... zum Moderieren ...Nach seiner Zeit in Afrika hat sich Hein-

rich Müller Ende 1980 beim Schweizer

Fernsehen beworben und wurde prompt

für das Auslandsmagazin «Rundschau»

engagiert. Später wechselte er zum «CH-

Magazin» und landete schlussendlich

bei der Tagesschau, wo er als Berichter-

statter überall auf der Welt eingesetzt

wurde und meint dazu: «Ich war immer

lieber Reporter als Moderator». Am Span-

nendsten waren für ihn seine Reportagen

in Südafrika während der Apartheit-Zeit.

«Zum schönsten Erlebnis während mei-

nen TV-Jahren zählte der Augenblick, als

ich von Nelson Mandelas Entlassung aus

dem Gefängnis erfuhr. Nach all’ den Jah-

ren, wo ich mich intensiv mit dem süd-

lichen Afrika und dessen Menschen be-

fasst habe, freute ich mich so sehr über

Mandelas Befreiung, als wär’ ich selbst

ein Südafrikaner». Als wagemutiger Re-

porter, der kein Blatt vor den Mund nahm,

sass er ein paar Mal während seinen Süd-

afrika-Einsätzen im Gefängnis, aber dies

sei nicht so schlimm gewesen: «Ich bin

jeweils nur kurz inhaftiert worden, und

man hat mich anständig behandelt». Sein

schwierigstes Erlebnis als Fernsehmo-

derator war der 11. September 2001:

«Der Terroranschlag war meine grösste

Herausforderung in den 27 Jahren beim

Fernsehen. In diesem Chaos einen kühlen

Kopf zu behaupten, fiel nicht leicht».

... zum MusizierenUnd ob es ein Leben nach der Tagesschau

gibt!

«Ich beschloss, das Fernsehen dann zu

verlassen, wenn mir die Arbeit immer

noch grosse Freude bereitet. Mein Ent-

scheid war richtig. Heute habe ich das

Glück, von der Musik und meiner Ren-

te leben zu können!», meint Heinrich

Müller zu seinem Abschied beim SFDRS.

Noch als er beim Schweizer Fernsehen

arbeitete, produzierte er bereits seine

erste Platte: «Footsteps» wurde 2004

innerhalb dreieinhalb Tagen in Nashville,

Tennessee aufgenommen. «Dabei mache

ich nicht mal Country», bemerkt Heinrich

Müller lakonisch, dessen Zuhause mehr

im Folk, Pop und Rock angesiedelt ist. Er

ging damals vor allem wegen seines eng-

lischen Produzenten Tim Hinkley, der in

Nashville lebt, in ein amerikanisches Stu-

dio. Das Debutalbum wurde von interna-

tional bekannten Musikern eingespielt

und avancierte gleich zum Schweizer

Überraschungserfolg. Mit seiner vollen,

sonoren Leadstimme und den Geschich-

ten, die sein Leben schrieb, eroberte

er das helvetische Publikum im Sturm.

2006 legte Heiri Müller ein weiteres Al-

bum nach. Mit «Chains of Pearls» tourt

der Singer-Songwriter derzeit durch die

Schweiz. «Auf der Bühne bin ich offen

und voller Energie. Es macht mir Spass,

Menschen mit meiner Musik zu bewe-

gen», meint der grosse Chicago-Fan

(«Chicago Transit Authority»: bekann-

te Funk-, Jazz- und Rockband in den

Achtzigerjahren. Anm. d. Red.), der mo-

mentan schon wieder fleissig am Schrei-

ben neuer Songs ist.

Heinrich Müller, der GeniesserEr sei vor allem ein Geniesser der Natur,

die ihn auch immer wieder zu neuen Lie-

dern inspiriere. Es verginge kaum ein Tag,

an dem er nicht durch Felder und Wiesen,

zwischen Bäumen und Sträuchern streife.

Er habe auch einen kleinen Garten, den er

pflegt. Natürlich lese er oft und gerne, am

liebsten in englischer Sprache. Und noch

eine Leidenschaft, die Heinrich regelmäs-

sig auslebt: «Ich liebe es zu reisen. Am

besten auf eigene Faust, nichts organi-

siert. Und mit Ruth reise ich so oft es geht

nach Afrika ins Dörfchen Marama».

Sitzend in Bewegung sein«Jeder Sitz, der sich bewegt, ist gut für

mich!» So antwortet Heinrich Müller auf

die Frage nach seinem «Sitz-Liebling».

Schon als Kind habe er auf dem Spielplatz

das «Rösslispiel» am meisten gemocht.

Hauptsache, er bleibe in Bewegung. Zum

Beispiel als passionierter Reisender im

Zug, und zwar ausschliesslich in der

2. Klasse: «Die Menschen in der 2. Klasse

sind für mich oft interessanter und he-

rausfordernder, und sie geben mir neuen

Stoff für neue Lieder!»

Wenn Sie mehr über Heinrich Müllers

Musik erfahren wollen:

www.heinrichmueller.ch

Copyright: SF/Nik Hunger

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05/2008/09 · gesundsitzen

Die Tatsache, dass der Mensch zur Fortbewegung nur zwei Beine hat, dass zur Erhaltung des Gleichgewichts die kleine Grundfläche der Füsse ausreicht, zeigt schon, dass diese Füsse eine ausserordentlich komplizierte Kombination von Festigkeit, Elastizität, Beweglichkeit und Emp-findungsvermögen darstellen. Zur Erfüllung dieser rein technischen Erfordernisse muss ein grosser Teil des gesamten Körpers beitragen. Dementsprechend bringen formale oder funktio-nelle Veränderungen an den Füssen eine Rückwirkung auf den Gesamtorganismus und selbst-verständlich auch auf den Rücken zum Ausdruck.In diesem Beitrag möchten wir drei Produzenten/-innen zu Wort kommen lassen, die sich mit ihren Produkten auf den menschlichen Fuss und deren Auswirkung auf den Rücken – sei es mit Therapiesohlen oder speziellen Schuhen – spezialisiert haben.

Muskeln stärken mit Therapiesohlen von PodotecDank der eigenen Schuh-Boutique und

dem Fussmassage-Angebot kommt

Konstanze von Allmen ständig mit ih-

ren Kunden in Kontakt – und hört nicht

nur Positives. «Viele Menschen leiden

unter Fussproblemen oder muskulären

Verspannungen, die aufgrund von Ver-

änderungen des Fussgewölbes entste-

hen. Diese Probleme können mit den

bekannten orthopädischen Einlagen oft

nicht vollständig korrigiert werden», sagt

von Allmen.

Eine Weiterentwicklung von stabilisie-

renden Einlagen seien spezielle, indivi-

duell angefertigte Therapiesohlen; sprich

Podotec! Diese Sohlen stabilisieren nicht

nur, sondern korrigieren und trainieren

die Fussmuskeln; und dies ist einzigartig!

So kann Fussdeformierungen entgegen-

gewirkt und gleichzeitig können Verspan-

nungen im Rücken- und Schulterbereich

gelindert werden.

Sohle versus Schuhe – oder beides zusammen?

Der Fuss – kein Körperteil trägt mehr!

Med

izin

& R

ücke

n

Podologische Methode Derks – was ist das?Bei der Untersuchung werden Gelenk-

und Muskelfunktionen überprüft. Mit-

tels eines Podogrammes (Fingerab-

druck des Fusses) wird ersichtlich, an

welchen Stellen der Körper falsch be-

lastet wird und wie weit sich die Zent-

rierung des Körperschwerpunktes ver-

schoben hat. Der Spezialist bedient sich

zweier Methoden, der biomechanischen

und der sensomotorischen Methode.

Biomechanik befasst sich mit rein me-

chanischen Veränderungen, die über

verschiedene Hebelmechanismen und

Gewichtsverlagerungen den Stand der

Knöchel, des Knies, der Hüfte und des

Rückens verändern und dynamische

Überbelastungen beheben. Bei der

sensomotorischen Methode wird von

der regulierenden Wirkung des Nerven-

systems auf Haltung und Muskelbe-

lastung ausgegangen.

Text: Fruitcake.chVerein Podologie Methode Derks, Wien

Franz Amann,Orthopädie-Schuhtechnik, BaselChristophe Bocherens, Vabene/Ortho-Team AG, Bern

Differenzierung zur ortho-pädischen EinlagenversorgungKlassische Einlagen sind passive Ein-

lagen, d.h., der Fuss wird in der Fehl-

stellung abgestützt. Die Fussmuskeln

Podogramm

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Med

izin

& R

ücke

n

«arbeiten» nicht ausreichend, was die

Funktion des Fusses nicht nachhaltig

verbessert.

Therapiesohlen nach der Methode

Derks sind aktive Einlagen, d.h., die

Fussmuskeln müssen «arbeiten». Die

Fussmuskulatur wird dadurch kräftiger,

die Schrittabwicklung normalisiert sich

und das Gangbild wird verbessert. Im

Weiteren wird das Zusammenspiel der

Fuss-, Bein- und Rückenmuskeln posi-

tiv beeinflusst.

Bei der sensomotorischen Methode wird

von der regulierenden Wirkung des Ner-

vensystems auf Haltung und Muskelbe-

lastung ausgegangen. Dies entspricht

einer ganzheitlichen Wahrnehmung

des Körpers und erhöht die Regenera-

tion enorm.

Ziele / ZielgruppenGelenke werden entlastet, die Bewegung

erleichtert und somit ein schmerzfreies

Gehen, Stehen und Laufen gewährleis-

tet. Personen mit Fussbeschwerden

oder körperstatischen Beschwerden wie:

Hallux Valgus, Hammerzehen, Vorfuss-

schmerzen, Überdruckstellen am Fuss,

Fersenschmerzen, Fersensporn, Rist-

schmerzen, Achillessehnenbeschwer-

den, Wadenschmerzen, Kniebeschwer-

den, Hüftschmerzen und Haltungs-

schmerzen der Wirbelsäule.

Bei Kindern vom 2. bis 12. Lebens-

jahr wird nur die Beinrotation mit-

tels Hebelmechanismen auf den

Therapiebettungen beeinflusst, da

die neurologische Entwicklung des

menschlichen Körpers erst ab dem

12. Lebensjahr ausgereift ist.

Sportler: bei Hobby- und Profisportlern

wird speziell auf die Körperbewegung

für die jeweilige Sportart geachtet; das

heisst z.B. beim Läufer auf die Beinro-

tation, auf den Auftrittswinkel, auf die

Schrittabwicklung und auf die Körper-

haltung.

Quelle:

Verein Podologie Methode Derks, A-1010

Wien, www.podologen.at

Podotec

Konstanze von Allmen hat das Potenzial

dieser Therapiesohlen erkannt, fertigt

die individuellen Sohlen im eigenen Be-

trieb an und bietet diese seit März 2008

auch an. Das Wissen eignete sie sich bei

einem Pionier dieser Methode (Derks) in

Holland an.

Sohlen bestellen!

Einer Bestellung geht vorrangig eine –

durch einen Facharzt ausgeführte – ortho-

pädische, ganzheitliche Körper-Analyse

voraus. Für die Analyse, die Auswer-

tung, den Entwurf und die Anfertigung

der Therapiebettung werden ca. 1 bis

2 Stunden benötigt.

Kosten: Erstuntersuchung CHF 100.–,

die erste Sohle CHF 250.–. Schon nach

ca. 3 Monaten sind Veränderungen sicht-

bar, und die Aktivierungselemente in der

Bettung müssen nachgestellt, d.h. ver-

setzt werden. Der passende, richtig ge-

formte Schuh zur Sohle ist immens wich-

tig. Mit der Produktion der renommierten

Kandahar-Schuhen, die im gleichen Haus

angesiedelt ist, kann das passende Model

direkt vor Ort ausgesucht werden.

Weitere Informationen:

Podotec AG, K. von Allmen, podotec.ch

Wer die Ursachen kennt, kann handelnDer zivile Komfort und die veränderten

Lebensgewohnheiten sind zwar sehr

angenehm, haben uns aber viele Be-

schwerden eingebrockt. Der menschliche

Bewegungsapparat ist dafür ausgelegt,

täglich 20 km auf Naturboden gehen zu

können, ohne davon Schaden zu nehmen.

Studien aus Deutschland zeigen, dass die

heutige Gehdistanz im Schnitt aber nur

noch ca. 800 m beträgt.

Sobald der Körper auf einem flachen

und stabilen Untergrund steht oder geht,

schaltet er zahlreiche nicht benötigte

Muskeln ab, welche er zum Stabilisieren

auf unebenem und weichem Naturboden

aktivieren müsste, um aufrecht zu blei-

ben. Der energiesparende Stemmschritt

auf flachem und hartem Boden verur-

sacht im ganzen Körper Schläge, welche

wir beim Barfussgehen, z.B. am schö-

nen weichen Sandstrand, nicht haben.

Deshalb empfinden fast alle Menschen,

die schon einmal am Meer in den Ferien

waren, das Barfussgehen am Strand

als sehr angenehm, obwohl es anstren-

gender ist.

Wer regelmässig auf instabilem Unter-

grund geht, trainiert die kleinen, kurzen

Muskeln in den unteren Extremitäten,

den Beinen und den Füssen. Dadurch

wird die Reaktionsfähigkeit verbessert

und das Hüft- und die Kniegelenke wer-

den im Schnitt zu 19% entlastet1. Beim

Stehen auf weichem Boden versucht der

Körper aus energieeffizienten Gründen,

seinen Schwerpunkt möglichst im Lot

zu halten, dabei wird die Haltung um 10°

aufgerichtet, die Rücken und Bauchmus-

kulatur ist zur Stabilisierung der Haltung

aktiver, die Gesässmuskulatur ist 38%,

die Oberschenkelmuskulatur 37% und

die Wadenmuskulatur 38% erhöht2. Beim

Barfussgehen in weichem Sand ist der

Druck unter den Füssen besser verteilt

und führt zur Entlastung der Ferse und

Was unter den Füssen ist, entscheidet, wie es dem Rücken geht!

Page 12: gesundsitzen_2008

17

05/2008/09 · gesundsitzen

regelmässig pro Tag ein Paar MBTs mit

der weichen und runden Sohle zu tra-

gen», meint Franz Amann.

Wie kann der Boden unter den Füssen verändert werden?Die Masai-Barfuss-Technologie wurde

vom Schweizer Ingenieur Karl Müller vor

10 Jahren entwickelt und basiert auf

dem Prinzip «destabilisieren, sensibi-

lisieren, mobilisieren». MBT-Schuhe be-

wirken all das, was Messungen beim Bar-

fussgehen im Sand und die zahlreichen

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des Vorfusses3. Der Energieaufwand ist

auf weichem Untergrund erhöht und re-

duziert besonders bei übergewichtigen

Personen die Gelenkbelastung signifi-

kant4. Sensomotorisches Training auf

instabilem Untergrund verbessert das

neuromuskuläre System, was zu einer

gesteigerten posturalen Körperstabilität

und damit verminderter Sturzhäufigkeit

führt5. Das Training der Unterschenkel-

muskeln führt zu Kraftausdauer und

Koordination, was eine erhöhte Sprung-

gelenkstabilität bewirkt6.

Was können wir unternehmen?Was gibt es für Möglichkeiten, den Körper

wieder natürlicher zu gebrauchen? Die

wohl teuerste und unpopulärste Mass-

nahme wäre, bei allen Trottoirs den Teer

zu entfernen, mit weichem Sand aufzu-

füllen und barfuss darauf zu gehen. Oder

von den 10’000 Schritten, die das Bun-

desamt für Gesundheit BAG täglich emp-

fiehlt, die Hälfte davon, etwa 2.5 km bar-

fuss in der Natur zu absolvieren. «Oder

1 Prof. Dr. Benno M. Nigg, University of Calgary, CD.2 Tim Vernon et al., Sheffield Hallam University, UK3 Franz Amann, Adriane Lang, AMANN.ch AG Orthopädie-Schuhtechnik Basel, CH4 Prof. Dr. Erich Müller, Universität Salzburg, A5 Prof. Dr. A. Gollhofer, Universität Freiburg i.Br., D6 Xaver Kälin, Praxisklinik Rennbahn Muttenz-Basel, CH

oben aufgeführten Studien gezeigt ha-

ben. Durch die runde und weiche Sohle

muss der Körper wieder mehr muskuläre

Stabilitätsarbeit leisten. Im Gegensatz zu

konventionellem Schuhwerk mit hartem

Absatz hat der MBT einen eigens entwi-

ckelten weichelastischen «Masai Sen-

sor». Damit bekommt der Träger ein ähn-

liches Gefühl wie beim Gehen in tiefem

Sand oder weichem Moosboden, weil so

der Fuss wieder mit der Ferse bei jedem

Schritt in den Boden einsinkt.

Gemäss Aussage von Franz Amann sol-

len Tausende von MBT-Trägern durch die

Körperaufrichtung eine Linderung der

Rückenbeschwerden verspüren, weil die

Franz Amann

AMANN.ch AG

Orthopädie-Schuhtechnik

Spezialgeschäft für Fuss, Schuh

und Körperhaltung, Basel.

Mehr Infos: www.amann.ch

kleinen Rückenmuskeln zum Balancieren

wieder aktiviert werden. Von 280 Rücken-

patienten haben 67% angegeben, dass

ihnen das MBT-Tragen viel bis sehr viel ge-

holfen hat. Im Unterschied zu einem Trai-

ning, welches Disziplin und Zeit benötigt,

brauche es diese zwei Faktoren beim MBT

nicht, da wir ohnehin Schuhe tragen.

Krankenkassen, die sich mit MBT ausei-

nander gesetzt und die Vorteile erkannt

haben, bezahlen aus der Zusatzversi-

cherung einen Teil an MBT.

Ohne Veränderung keine VerbesserungWer verstanden hat, für welche Bedin-

gungen der Körper während der Evolution

optimiert wurde, weiss, was er im Alltag

verändern kann, um seine Beschwerden

an den Füssen, Beingelenken oder im Rü-

cken zu lindern.

«Nur wissen was zu tun wäre hilft dem

Rücken nicht, es sei denn, Sie setzen zu

Ihrem Wohle das Wissen in die Tat um»,

meint Franz Amann.

Weitere Informationen:

www.swissmasai.ch

Page 13: gesundsitzen_2008

18

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Einseitige Körperhaltung und damit ver-

bundene Überlastungen führen dazu,

dass immer mehr Erwachsene und

zunehmend auch Kinder über Rücken-

schmerzen klagen. Grund genug, an der

Basis zu beginnen: Die vabene-Methode

bringt sie wieder ins Gleichgewicht und

lindert haltungsbedingte Beschwerden

wirkungsvoll und dauerhaft – über einen

körpereigenen Reflexmechanismus.

Aber auch mangelnde Bewegung, häu-

figes Sitzen und eine falsche Arbeitshal-

tung gehören heute für viele zum Alltag.

Wer Sportarten trainiert, bei denen ein-

seitige Bewegungen gemacht werden,

wie z.B. beim Golfspielen, leidet oft auch

an den Auswirkungen eines muskulären

Ungleichgewichts. Für den Körper bedeu-

tet dies erhöhte, einseitige Belastungen.

Auf Dauer kommt es zu sichtbaren Hal-

tungsfehlern und aufgrund der ständigen

Überbelastung der Muskulatur zu Ver-

spannungen, Rückenbeschwerden, Kopf-

und Knieschmerzen.

Die ganzheitliche TherapieDie vabene-Methode arbeitet nach ganz-

heitlichen Grundsätzen. Das heisst, dass

nicht lediglich die Schmerzsymptome

kurzfristig behandelt werden, sondern

das Krankheitsbild und dessen Ursachen

von Grund auf untersucht und therapiert

werden.

Jede auch nur vorübergehende Überlas-

tung führt zu einer Überreizung oder zu

Schmerzen – mit dem Effekt, dass sich

die Körperhaltung und die Bewegungs-

abläufe im Körper verändern, um so

dem Schmerz «auszuweichen». Eine

Verspannung im Schulterbereich kann

beispielsweise bewirken, dass sich das

Becken verdreht. Durch eine automa-

tisch veränderte Fussstellung versucht

der Körper, das Gleichgewicht wieder-

zufinden und beizubehalten. Der Körper

umgeht auf diese Weise vorübergehend

den Schmerz. Diese Schonmuster ma-

nifestieren sich im Gehirn in der Folge

als «normale» Bewegungsmuster. Die

Gesamtkörperstatik gleicht sich diesem

neuen Muster an und verändert so die

komplette Körperhaltung. So kommt es

zu dauerhaften Fehlhaltungen mit im-

mer wiederkehrenden Schmerzen mit

teils chronischen Folgen. Da der Körper

von den Füssen getragen wird, sind

diese Körperteile mögliche Ausgangs-

punkte, wenn es um die Korrektur einer

fehlerhaften Körperhaltung geht.

Neuro-muskuläre WirkungszusammenhängeDer therapeutische Ansatz beruht auf den

Erkenntnissen der Propriozeption nach

Prof. Dr. René J. Bourdiol und Dr. Giu-

seppe Bortolin über neuro-muskuläre

Wirkungszusammenhänge und deren

Einfluss auf die Körperstatik. Damit der

Mensch bei allen Bewegungen sein Kör-

pergleichgewicht halten kann, überprüft

und beeinflusst der Körper über spezi-

elle Nervenzellen, so genannte Proprio-

zeptoren, permanent den Zustand sei-

ner Muskelspannung. Propriozeptoren

befinden sich an vielen Stellen des Kör-

pers, z.B. auf der Kopfhaut, an den Hand-

innenflächen und den Fusssohlen. Über

das Prinzip von Meldung und Rückmel-

dung lösen propriozeptive Reize Muskel-

spannungen bzw. -entspannungen aus,

um damit einen optimalen koordinierten

und balancierten Bewegungsablauf zu

ermöglichen.

Diesen Mechanismus macht sich die

vabene-Methode zunutze. Kleine Er-

hebungen in den speziellen Einlagen

üben dabei eine Reizwirkung auf diese

speziellen Nervenzellen in den Muskeln

und Sehnen aus. Dadurch wird über das

Zentralnervensystem die Spannung ge-

wisser Muskelketten gezielt beeinflusst,

um einen optimalen, koordinierten und

balancierten Bewegungsablauf zu er-

möglichen, was zu einer schrittweisen

Normalisierung der Körperhaltung führt:

Spannungen lösen sich, der Körper

richtet sich auf, Schmerzen werden ge-

lindert oder verschwinden ganz. Bewe-

gungsabläufe in Alltag, Beruf und Sport

vabene®– wirkungsvolle Methode gegen Rückenschmerzen

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05/2008/09 · gesundsitzen

werden verbessert und dadurch wird die

Beweglichkeit und Leistungsfähigkeit ge-

steigert.

Untersuchung des Bewegungs- und HaltungsapparatesIm Mittelpunkt der vabene-Methode steht

eine sorgfältige Untersuchung des Be-

wegungs- und Haltungsapparates. Dabei

werden das Wirbelsäulenprofil und die

Körperstatik analysiert, die harmonische

Funktion der Muskelketten untersucht,

mögliche Beckenverdrehungen festge-

stellt und muskuläre Ungleichgewichte

ermittelt, die Fehlhaltungen auslösen.

Entsprechend dem Ergebnis der körper-

statischen Untersuchung werden kleine,

ein bis drei Millimeter dünne Plättchen,

so genannte Prozeptoren, an genau de-

finierten Punkten unter der Fusssohle

platziert, um auf die neuro-muskulären

Rezeptoren einzuwirken.

Durch das Unterlegen der spezifisch

geformten Plättchen wird ein körper-

eigener Reflex ausgelöst. Er läuft je

nach stimuliertem Fussmuskel über be-

stimmte Muskelketten und breitet sich

über den Körper aus. Der jeweilige Reflex

kann Muskelspannungen im ganzen

Körper verändern. Somit ist es möglich,

funktionelle Fehlhaltungen, die durch

eine «falsche» Muskelaktivität entstan-

den sind, zu korrigieren. Die Wirkung ist

sofort spürbar. Auch der Kunde spürt

diese Verbesserungen und kann somit

auch entscheiden, ob er dann die Sohlen

anfertigen lassen möchte! Die richtig

positionierten Sohlenelemente werden

anschliessend über modernste Scanner-

Technologie erfasst. Danach erfolgt eine

computergestützte millimetergenaue

Herstellung der individuellen Therapie-

sohlen (CNC-Fräsverfahren). Diese neu-

ro-muskulären Prozeptorsohlen sind nur

wenige Millimeter hoch und können in

den Schuhen, mit Absätzen bis zu 4 cm,

bequem getragen werden.

Diese erfolgreiche Methode versteht sich

als eine Ergänzung zu den herkömm-

lichen Therapiemöglichkeiten. Sie er-

setzt bei Beschwerden auf keinen Fall

den Besuch beim Arzt oder Physiothera-

peuten.

Ortho-Team AG

Christophe Bocherens

Effingerstrasse 37, CH-3008 Bern

Tel. 031 388 89 89

[email protected], www.ortho-team.ch

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Therapie

Gelenkerkrankungen behandelnText: ChiroSuisse

Die Erkrankungen der Gelenke sind vielfältig und können auf sehr unterschiedliche Art und Weise entstehen. Schmerzen setzen oft einen Teufelskreis in Gang, der die Krankheit ständig verschlimmert. Hier setzt der Chiro-praktor an, indem er zum Beispiel Gelenke mobilisiert und Spannungen in den Muskeln abbaut.

Wenn ein Gelenk erkrankt, kann das sehr

verschiedene Gründe haben. Die zu Grun-

de liegenden Störungen lassen sich in

acht grosse Gruppen zusammenfassen:

1. Störung des Stoffwechsels von Harn-

säure (Gicht), Fett (gutartige Tumore),

Kalk (Chondrokalzinose) oder Eisen

(Hämochromatose).

2. Hormonelle Störungen: Unterfunktion

der Schilddrüse oder Zuckerkrankheit

(Diabetes).

3. Störung der Blutgerinnung kann dazu

führen, dass Blut ins Gelenk eindringt.

4. Blutkrankheiten: Entartete, zum Teil

bösartige Blutzellen können die

Gelenke angreifen.

5. Krankheiten des Nervensystems:

Syringomyelie, eine seltene Erkran-

kung des Rückenmarks, oder Lepra,

eine Degeneration der sensiblen Ner-

venfasern, was unter anderem auch

zu Verletzungen der Gelenke führt.

6. Abnutzung durch zu starke oder ein-

seitige Belastung (Arthrosen).

7. Autoimmunkrankheit: Das Immun-

system greift eigenes Gewebe an

und verursacht so Entzündungen wie

rheumatoide Arthritis.

8. Infektion durch Krankheitserreger,

meistens Bakterien oder Viren.

Wie Gelenke erkrankenAbnützung des Gelenkknorpels und

Entzündungen im Gelenk schädigen die

Strukturen des Knorpels, was bioche-

mische Abbauprodukte freisetzt. Diese

ziehen, aufgrund ihres osmotischen

Drucks, Flüssigkeit aus dem umge-

benden Bindegewebe in das Gelenk. Das

macht die Gelenkschmiere dünnflüssiger,

wodurch die Reibung zunimmt.

Schon eine normale Belastung schädigt

nun das Gelenk weiter, und der Teufels-

kreis von Entzündung und Abnützung

dreht sich immer schneller. Das Gelenk

schmerzt, was die Muskeln aktiviert, sich

stärker anzuspannen, um das Gelenk zu

entlasten. Das führt zu Fehlhaltungen,

weil die verkrampften Muskeln immer

stärker und ihre natürlichen Gegenspie-

ler (Antagonisten) immer schwächer

werden. Das verschlechtert Koordination,

Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit, was

das Gelenk weiter schädigt. Die Masse

des Knorpels nimmt stetig ab, statt-

dessen wird Kalk eingelagert, und der

Knorpelbelag wird löchrig. Jede Bewe-

gung schmerzt, selbst bei geringer Be-

lastung. Das Gelenk schwillt an und fühlt

sich warm an.

Wann Gelenke erkrankenJede Frau und jeder Mann kann von Er-

krankungen der Gelenke betroffen sein.

Eine häufige Ursache ist zu starke und

zu einseitige Belastung, zum Beispiel

im Spitzensport. Auch Übergewicht und

schlecht koordinierte Bewegungen kön-

nen die Gelenke zu stark belasten, eben-

so schlechtes Schuhwerk, vor allem auf

harten, unelastischen Böden.

Starke Verletzungen, zum Beispiel durch

einen Sportunfall oder übermässiges

Training, können der Auftakt zu einer län-

ger dauernden Gelenkserkrankung sein.

Aber auch die schleichende Überlastung

durch eine Folge von kleineren Verletzun-

gen kann dieselbe Wirkung erzeugen.

Ernährung spielt im Allgemeinen keine

grosse Rolle, ausser bei massiver Fehl-

oder Mangelernährung. Hingegen stellen

die genetischen Anlagen entscheidende

Weichen, vor allem die Anfälligkeit für

jene Stoffwechselleiden, die sich negativ

auf die Gelenke auswirken können.

So behandelt man erkrankte GelenkeDer Chiropraktor verfügt über eine gan-

ze Reihe von bewährten Methoden, um

Beschwerden in den Gelenken zu lindern

und zu beheben. Dies betrifft vor allem

auch die Gelenke der Wirbelsäule vom

Hals bis hinunter zum Becken. Durch ge-

zielte Manipulation mobilisiert der Chiro-

praktor blockierte Gelenke und leitet

so eine Entspannung der verkrampften

Muskeln ein, was einen wichtigen Schritt

zur Besserung einleitet.

Entzündungshemmende Massnahmen

wie Kältepackungen, Vitamine, Enzyme

und Medikamente unterstützen diese

Behandlung ebenso wie Präparate gegen

den Abbau des Knorpels. Leichte Bewe-

gung mit Mass ohne Belastung (zum

Beispiel im Wasser) kann wahre Wunder

wirken.

Page 16: gesundsitzen_2008

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05/2008/09 · gesundsitzen

Ergonomie im Spital – wie geht das?

Betriebliche Gesundheits-förderung in der Spital STS AG

Die Spital STS AG (Simmental-Thun-Saanenland AG) ist verant-wortlich für die medizinische Spitalversorgung der regionalen Bevölkerung. Sie dient als Ausbildungsstätte verschiedenster Spitalberufe und ist ein bedeutender Arbeitgeber der Region.

gesundsitzen möchte vor allem über die

betriebsinternen Aktivitäten des Spitals,

über die so genannte Betriebliche Ge-

sundheitsförderung (BGF), als Teil des

betrieblichen Gesundheits-Managements

(BGM), und im Detail über den Bereich Er-

gonomie am Arbeitsplatz berichten.

Themenbereiche im Rahmen der BGF«Betriebliches Gesundheits-Management

ist Chefsache», meint der Beauftragte

BGF, Patrik Walther, bestimmt. Ja, denn

75% der Spitalausgaben sind Personal-

kosten. Umso wichtiger erscheint es, in

diesem Bereich genauer hinzuschauen.

Hohe AbsenzenrateDas Spital hat – wie viele andere Unter-

nehmungen auch – eine zu hohe Absen-

zenrate. Diese gilt es zu senken, denn

laut einer Studie des Alpha Kadermarktes

(2004) können 65.8% der durch Fehl-

zeiten verursachten Kosten langfristig

gesenkt werden.

Nur, was sind die Gründe dieser Fehlzeiten? «Krank sein ist nicht alleine ein medizi-

nisches Problem, Einfluss haben z.B. auch

die Arbeitsmotivation, Mobbing und Stress-

faktoren, Reorganisation, Führungsver-

halten, persönliches Umfeld oder externe

Einflüsse (Globalisierung, fremde Kul-

turen). Wichtig ist die Work-Life-Balance.

Arbeitswelt und privates Leben sollten

grösstmöglich in Balance sein. Unaus-

geglichenheit schlägt sich sofort auf das

Befinden des Einzelnen aus. Die Folgen

davon können Durchhänger, Krankheit

bis hin zur Kündigung sein», betont

Patrik Walther.

Seit der Einführung der BGF-Massnahmen

im 2006 konnten die Absenzen um mehr

als 10% reduziert werden. Dies bedeutet

eine Kosteneinsparung von ca. einer Mil-

lion Franken.

Attraktivität des Arbeitsplatzes erhöhenMit der konsequenten Umsetzung der

BGF-Massnahmen in der Spital STS AG

wird das Bewusstsein für das eigene Ge-

sundheitsverhalten der Mitarbeitenden

gezielt gefördert. Damit erhöht sich die

Attraktivität des Arbeitsplatzes noch wei-

ter, und zudem werden Unkosten durch

Fehlzeiten gesenkt sowie Zusatzbelas-

tungen vermieden. Aus diesem umfang-

reichen Massnahmenkatalog wollen wir

uns im Detail mit der Ergonomie am Ar-

beitsplatz befassen.

ArbeitsplatzabklärungDie Arbeitsplatzabklärung wird für Einzel-

personen sowie für ganze Teams angebo-

ten. Bei Teams werden im Anschluss an

die Arbeitsplatzabklärung gezielte Mass-

nahmen innerhalb eines Workshops ver-

mittelt.

Text: Fruitcake.ch, Bilder: zvg

53

Page 17: gesundsitzen_2008

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n

Die Ergonomie-Workshops sind ebenfalls

ein Angebot der Spital STS AG, um allfällige

unbefriedigende Arbeitssituationen be-

treffend die Ergonomie und die äusseren

Rahmenbedingungen zu optimieren.

Den Teilnehmenden wird ein theore-

tisches und ein praktisches Wissen ver-

mittelt, welches ihnen helfen soll, den

eigenen Arbeits-Alltag bewusster und

ergonomischer zu gestalten. Als direkte

Folge erhofft man sich eine positive Wir-

kung auf die Belastbarkeit des eigenen

Körpers.

Pilot-WorkshopsGestartet wurde bereits im letzten Jahr

mit Workshops für zwei verschiedene Be-

rufsgruppen. Bei der einen waren es vor

allem Beschwerden wie: Nackenverspan-

nungen, Rücken- und Kopfschmerzen

und müde Augen, hervorgerufen durch

häufige Bildschirmarbeiten, d.h. stän-

diges Sitzen vor dem Computer. Bei der

anderen wurden die Beschwerden eher

durch sehr langes Stehen – z.B. bei der

Erstellung eines EKG – hervorgerufen.

Als Folge konnten durch die Feedbacks

vom Workshop direkte Anpassungen am

Arbeitsplatz vorgenommen werden, wie

z.B.:

• Bildschirm-Höhe/-Distanz richtig

einstellen

• Optimierung der Arbeitsplatz-

gestaltung (PC, Tastatur, Maus etc.)

• Neuer Bürostuhl

• Korrekte Stuhleinstellung

• Fussstütze

• Umsetzung der Übungen für die Augen

• Empfehlung, beim Telefonieren ab und

zu aufstehen und/oder Benutzung von

Headsets

«Die Pilot-Probanden waren alle be-

geistert von den Workshops. Manchmal

braucht es gar keinen grossen Aufwand

– kleine Tipps oder Hilfsmittel wie z.B.

ein Ballkissen oder das Installieren eines

Headsets (zur Verminderung von Genick-

starre bei längerem Telefonieren) bewir-

ken schon eine beachtliche Linderung

der Beschwerden. Die Mitarbeitenden

sind froh und dankbar für unsere Inputs

und Beratung», berichten Claudia Müller,

Fachbereichsleitung Physiotherapie, und

Esther Huggler, dipl. Physiotherapeutin.

«Dieses positive Feedback gibt uns auch

die Bestätigung, dass wir auf dem rich-

tigen Weg sind mit unserem Kurs-Ange-

bot.»

Arbeitsplatzabklärung (APA)

Ziele:

• Analysieren und Beurteilen der

Arbeitssituation/des Arbeits-

platzes

• Einleiten von notwendigen und

gezielten Massnahmen zur

Verbesserung der aktuellen

Situation

• Coaching und Betreuung in Bezug

auf die körperliche Belastung am

Arbeitsplatz

Mögliche Inhalte:

• Beurteilung von Sitz- und

Stehpositionen

• Beurteilung des Bewegungs-

verhaltens am Arbeitsplatz

• Evaluation/Analyse belastender/

ungünstiger Arbeitssituationen

für den Bewegungsapparat

(z.B. Heben von schweren Lasten,

repetitive Bewegungen etc.)

und mögliche Alternativen

• Beurteilung von Raumklima,

Licht, Lärm, Mobiliar, Bild-

schirmarbeit

• Möglichkeiten einer Arbeits-

platzanpassung, zum Beispiel

mit Hilfsmitteln oder Ausgleichs-

bewegungen, werden evaluiert

und präsentiert und können

ausprobiert werden.

Ergonomie-Workshop (WS)

Ziele

• Prophylaktischer Einfluss auf

den Bewegungsapparat

• Verminderung von bestehenden

Problematiken des Bewegungs-

apparates

• Steigerung der eigenen körper-

lichen Belastbarkeit

• Optimierung des Einsatzes des

eigenen Energiehaushalts

Inhalt und Aufbau des Workshops

• Theoretische Informationen über

Strukturen und Funktionen

unseres Körpers

• Was ist Ergonomie?

Wie kann ich diese im Alltag

einsetzen?

• Belastung und Belastbarkeit

des Körpers bei der Arbeit und

in der Freizeit

• Informationen und Instruktionen

in Bezug auf Sitzen, Heben,

Stehen, berufsspezifische

Situationen etc.

• Praktische Umsetzung der

Informationen direkt am

eigenen Arbeitsplatz

• Ausgleichsübungen für den

Arbeitsalltag

• Beantworten von Team- und/oder

individuellen Fragen

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05/2008/09 · gesundsitzen

Anmeldung bequem via IntranetAlle im Spital STS AG angebotenen Work-

shops oder Kurse können direkt via In-

tranet eingesehen werden. Relevante In-

formationen wie: Thema, Ort, Zeiten usw.

sind aktuell abrufbar. Die Anmeldung zu

den jeweiligen Kursen erfolgt mit 2–3

Mausklicks.

Eigenverantwortung«Ganz wichtig ist die Eigenverantworung

der Teilnehmenden. Sie müssen selber

aktiv werden, sich informieren und sich

via Intranet anmelden. Wir bieten einfach

die nötigen Strukturen, das Gerüst; den

ersten Schritt zur Veränderung müssen

jedoch die Mitarbeitenden selber ma-

chen», erläutert Claudia Müller, Fachbe-

reichsleiterin der Physiotherapie.

Spital STS AGDie Spital STS AG gewährleistet als

Regionales Spitalzentrum (RSZ) mit

ihren Spitalbetrieben Thun, Zweisim-

men, Saanen und der Klinik Erlenbach

die Spitalversorgung für ca. 170’000

Menschen. Über 92% aller notwen-

digen Spitalbehandlungen aus dem

Einzugsgebiet werden in diesen Be-

trieben durchgeführt. Um dies zu ge-

währleisten, sind an den 4 Standorten

rund 1’700 Mitarbeitende in einer Voll-

oder Teilzeitstelle tätig.

Weitere Informationen:

Betriebliche Gesundheitsförderung

Spital STS AG

Patrik Walther, Beauftragter BGF

Krankenhausstrasse 12

3600 Thun

Tel. 033 226 22 18

[email protected]

Esther Huggler, Patrik Walther und Claudia Müller

Physiotherapie und Ergonomie

Spital STS AG

Claudia Müller

Fachbereichsleitung Physiotherapie

Esther Huggler, dipl. Physiotherapeutin

Tel. 033 226 26 76

[email protected]

55

Page 19: gesundsitzen_2008

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10 Minuten für Ihre GelenkeGeben Sie Verletzungen keine Chance: Das Kräftigungsprogramm von <Dänk a Glänk>.

Zwischen Fersen- und Zehenstand wechseln – 20 mal

Liegestütze oder Knieliegestütze – 10 bis 20 mal

Kniebeuge – 20 mal

Rumpf heben rücklings – 3 x 10 Sekunden halten

Rumpf heben – 3 x 10 Sekunden halten

Becken heben seitwärts – 3 x 10 Sekunden halten

Bein anheben – 3 x 10 Sekunden halten

Rumpf anheben – 3 x 10 Sekunden halten

Bein und Arm heben diagonal – 3 x 10 Sekunden halten

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05/2008/09 · gesundsitzen

Gesundheit

Fitness beim Sitzen fördernText: Jürg Hurter, Chirosuisse; Bilder: zvg

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Sitzen ist Zwang. Will man Beschwerden vermeiden, darf man sich nicht zu lange in einen Stuhl zwängen: Je öfter man auf-steht und sich bewegt, desto besser.

Der Stuhl mag noch so gut sein: Wir sit-

zen zu viel. Schon in der Schule sitzen wir

auf oft schlechten Stühlen und an starren

Bänken. Wir sitzen im Büro oder in der

Werkstatt. Wir sitzen im Auto. Wir sitzen

abends vor den Fernseher.

Dafür ist die kompliziert aufgebaute Wir-

belsäule nicht geschaffen: Der Druck in

den Bandscheiben ist beim Sitzen deut-

lich erhöht; ihre vierundzwanzig Wirbel,

dreiundzwanzig Bandscheiben, acht-

undvierzig Gelenke, ihre vielen Muskeln,

Sehnen und Bänder müssen ständig und

ausgewogen bewegt werden. Belastet

man einzelne Teile zu schwach, zu stark

oder gar nicht, drohen Verkümmerung,

Verhärtung oder Verschleiss: Das Zu-

sammenspiel von Gelenken und Muskeln

leidet, die Wirbelsäule wird unbeweglich,

Fehlhaltungen nehmen überhand, man

bewegt sich noch weniger – ein schmerz-

hafter Teufelskreis.

Abwechslung und Bewegung sind die

Schlüssel zum richtigen Sitzen. Zwei

Meter auf dem allerbesten Bürostuhl

zum nächsten Tisch rollen mag praktisch

scheinen – aber es tut dem Rücken nicht

gut. Besser ist es, immer wieder ein paar

Schritte zu tun, gelegentlich ein Telefon-

gespräch stehend zu führen und sich den

Kaffee selbst zu holen ...

Gute Stühle sind nicht billig; viel Entwick-

lung und hochwertige Materialien stecken

in ihnen. Doch der teuerste Stuhl ist güns-

tiger als ein kranker Rücken. Ausgezeich-

nete Sitzmöbel lohnen sich : Es darf nicht

einengen, es muss stützen und entlasten

und das Sitzen in Bewegung erlauben.

Wenn der Rücken trotzdem schmerzt?

Je eher z.B. der Chiropraktor untersucht

und behandelt, desto weniger werden Be-

schwerden verschleppt und desto besser

verhindert man chronische Schmerzen.

Besser sitzenAbwechslung

Schlecht ist auch die beste Sitzhal-

tung, wenn man sie seinem Körper zu

lange aufzwingt.

Kraft

Unbeschadet sitzen kann man nur

mit einer kräftigen Muskulatur. Mus-

kelkraft erlangt man mit Bewegung,

mit gezielter Gymnastik und Sport.

Bewegung

Wer unbeweglich sitzt, ermüdet rasch

und leidet an Verspannungen und

Fehlhaltungen: Auf dem Stuhl muss

man sich bewegen können.

Stehen

Verstellbare Steh- und Sitzpulte sowie

Pultaufsätze kommen dem Bewe-

gungsdrang entgegen und erlauben

das Arbeiten in möglichst vielen Posi-

tionen – sitzend und stehend.

Alternativen

Als Abwechslung zum Stuhl können

Kniestühle, Sitzbälle, Stehhocker, Bal-

lonkissen und anderes eingesetzt

werden.

Auto

Der Autositz darf nicht einengen und

muss im Falle eines Unfalles schützen. Die

Kopfstütze reicht bis zur Scheitelhöhe.

Hilfsmittel

Fussstütze und -schemel, Handstüt-

zen und Manuskripthalter, Telefon-

kopfhörer und -mikrophon helfen,

korrekt zu sitzen.

Page 21: gesundsitzen_2008

Sitzen in der Schule

Schweizer Jugend testet! Für den Kassensturz-Bericht prüften Roman Gugger, Lea Aeschlimann und Pascal Dummermuth von der Wirtschafts-schule Thun je 10 Stühle an 13 Wirtschafts- und Handels-schulen in der gesamten Schweiz. 86 Schulen wurden ange-fragt. Die KV-Lernenden im 2. Lehrjahr testeten die Kriterien: 1. Design, 2. Komfort, 3. mögliche Beschwerden (Rücken).

gesundsitzen hat sich mit den drei inno-

vativen TesterInnen hoch über dem Thu-

nersee getroffen und sie zu folgenden

Themen befragt;

gesundsitzen: Wie seid ihr auf Kassen-

sturz bzw. Schweizer Jugend testet

gestossen? Warum habt ihr da mit-

gemacht? Was war der Auslöser?

Im Rahmen der AusbildungsEinheit 2

bekamen wir von unserem Lehrer die

Projektaufgabe, an diesem Wettbewerb

teilzunehmen. Wir konnten das Projekt

resp. die damit verbundenen Arbeiten

zu fast 90% während der Schulstunden

bewältigen.

gesundsitzen: Wie seid ihr auf die Idee

mit den Stühlen gekommen?

Durch Zufall – eigentlich wussten wir an-

fangs gar nicht so recht, in welche Rich-

tung wir gehen wollten – hatten keinen

spontanen Einfall. Als wir uns dann auf

unseren Stühlen hin- und herfläzten, kam

die Idee mit den Stühlen.

gesundsitzen: Wie habt ihr die Anfrage

für das Projekt gestartet – wie wurden

die 86 Schulen angefragt?

Die Bearbeitung des Prozesses begann

mit dem Kreieren des Bewertungsbo-

gens. Wir machten uns im Internet schlau

über gesundes Sitzen, Eigenschaften der

Stühle und Notwendigkeiten. Laufend

entstand so ein Bewertungsformular.

Die erstellten Bögen übersetzten wir in

die Sprachen Englisch und Französisch,

damit auch Schüler aus der Westschweiz

und dem Tessin an der Umfrage mitma-

chen konnten und das Testresultat nicht

aufgrund sprachlicher Differenzen ver-

fälscht wurde. Zeitgleich machten wir

die Adressen aller Wirtschafts- und Han-

delsschulen in der Schweiz ausfindig.

Die Testanfragen verschickten wir dann

direkt per Mail.

gesundsitzen: Wie war das Feedback

der Schulen? Positiv, speditiv, koope-

rativ ?

Das Feedback war sehr unterschiedlich –

zum Teil kam – trotz «Znüni-Lockvogel»

für die ersten Einsendungen – gar keine

Reaktion. Die meisten Schulen haben aber

schnell geantwortet und die Aktion wurde

an ein bis zwei Schulen sogar als Anstoss

gewertet, um eine mögliche Neuanschaf-

fung der Schulstühle ins Auge zu fassen.

gesundsitzen: Wie war die

Zusammenarbeit mit dem Fernsehen,

Ueli Schmezer und Team SF?

Ueli Schmezer haben wir gar nicht ken-

nengelernt. Das SF-Produktionsteam kam

in unserer Schule vorbei und hat die Auf-

nahmen gemacht. Ca. drei Stunden für

zwei bis drei Minuten Bericht – aber es

hat trotzdem Spass gemacht, das Team

war nett!

gesundsitzen: Was sind die wichtigsten

Kriterien bei einem Stuhl?

Sicherlich die Verstellbarkeit der Sitz-

höhe. Aber auch die Rückenlehne muss

in der Neigung und Höhe verstellbar und

flexibel sein.

gesundsitzen: Was hat sich nach dem

Test in eurer oder in anderen Schulen

verändert?

(wurden evtl. neue Stühle bestellt ...)

An unserer Schule hat sich nichts verän-

dert – unser Stuhl hat ja im Test mit dem

3. Rang abgeschnitten, wir sitzen also

bereits auf einem sehr guten Stuhl. Aber

bei ein bis zwei anderen Schulen hat die-

ser Test doch eine Reaktion resp. einen

Anstoss ausgelöst.

gesundsitzen: Habt ihr schon neue

Ideen von Produkten, die ihr schon

lange einmal testen wolltet?

Text und Fotos: Fruitcake.ch

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Folgende Schulen haben mitgemacht

• Kaufmännische Berufsschule

Solothurn

• Berufsschule der Landschaft Davos

• Kaufmännische Berufsschule

Schwyz

• KBZ St. Gallen

• Handelsschule Ursula

• Wirtschaftsschule KV Winterthur

• Bildungszentrum Zürichsee

• Berufsbildungszentrum Olten

• EPAC Bulle

• Wirtschaftsschule Thun

• KBS Glarus

• Handelsschule KV Aarau

• Berufsschule Bülach

Nein – (alle lachen) – daran haben wir

noch gar nicht gedacht!

gesundsitzen: Auch eure zukünftige

berufliche Tätigkeit wird voraussicht-

lich vorwiegend in sitzender Position

vollbracht. Seid ihr jetzt sensibili-

sierter, was das Sitzen resp. den Stuhl

anbelangt?

Ja; wir achten nun sicher mehr auf die

Qualität eines Stuhls ganz allgemein.

gesundsitzen: Würdet ihr bei anhal-

tenden Rückenschmerzen beim Arbeit-

geber intervenieren, um einen Stuhl,

der euren Bedürfnissen entspricht, zu

erhalten?

(alle lachen) Ja, würden wir – momentan

ist dies zwar nicht der Fall – unsere Sitz-

unterlagen sind alle top – aber wir würden

uns sicherlich zu wehren wissen!

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Fitness-Ratgeber

Kraftmaschine versus HantelDie Diskussion über den Nutzen bzw. das Gefahrenpotenzial von Trainingsgeräten und Freien Gewichten ist nicht grund-sätzlich zu führen. Es geht vielmehr darum, Vor- und Nachteile den Anforderungen des Anwenders durch Modifikation einer Übung anzupassen.

Am Beispiel der Grundbewegung «Arm-

beugen» wird erkennbar, welche Bedeu-

tung das Wissen um die physiologische

Kraftentwicklung hat. Die Kraft der Beu-

gemuskeln (z.B. Bizepsmuskel) ist vom

Beugegrad abhängig. In der Mittelstellung

der gesamten Beugebewegung bei ca. 90°

ist die willkürlich erzeugbare Muskelkraft

am grössten (100%); mit zunehmender

Beugung (>90°) und Streckung (<90°)

nimmt diese deutlich ab. Etwa 30° vor der

maximalen Beuge- bzw. Streckstellung im

Ellenbogengelenk beträgt diese nur noch

50% (vgl. Abb.1).

Diese muskelphysiologische Eigenschaft

ist auf alle eingelenkigen Muskeln über-

tragbar. Wenn wir nun die Gewichtskraft

durch eine Hantel berücksichtigen, wird

der Unterarm zu einem einfachen Hebel.

Die Gewichtskraft erzeugt das grösste

Drehmoment, wenn der Unterarm die

Horizontale bei einem Winkel von 90° er-

reicht. In dieser Stellung fallen maximale

Muskelkraft und Gewichtskraft idealer-

weise zusammen (vgl. Abb. 2).

Ausgehend vom Wissen, dass die Kraft-

kurve eines Muskels einen sinusför-

migen Verlauf zeigt, fokussieren wir nun

unsere Betrachtung auf Trainingsgeräte.

Am Beispiel der Übung «Kniestrecken»

wird die Gefahr einer Fehl- oder Überbe-

lastung des Kniegelenkes bzw. dessen

überbrückenden Muskel-Sehnen-Struk-

turen erkennbar. Mit zunehmender Knie-

streckung vermindert sich die Kraft des

vorderen Oberschenkelmuskels. Der

Widerstand erhöht sich aber durch die

anguläre Bewegung des Gerätehebels

(länger werdender Lastarm) bis zur Hori-

zontalen (vgl. Abb.3).

Dieses unphysiologische Kraft-Last-Ver-

hältnis kann zu der besagten Fehlbe-

anspruchung und damit zu Schmerzen

führen. Darüber hinaus wird der Trai-

ningseffekt durch die Divergenz1 von

Kraft- und Lastkurve deutlich gemindert.

Aus diesem Grunde sind billige Fitness-

geräte, welche für das Heimtraining im

Warenhaus oder Supermarkt angeboten

werden, ungünstig (vgl. Abb.4).

Die bisherigen Betrachtungen waren auf

eingelenkige Muskeln bezogen. Um den

Vergleich zwischen Trainingsgeräten und

Freien Gewichten zu vervollständigen,

muss auch die Wirkungs- und Arbeitswei-

se der zweigelenkigen2 Muskeln berück-

sichtigt werden.

Am Beispiel der Kräftigungsübung «Knie-

beugen» soll ein weiterer vergleichender

Aspekt erörtert werden (vgl. Abb. 5). Das

Aufstehen von einem Stuhl, Aufrichten

aus der tiefen Hocke oder Treppenstei-

gen sind häufige Alltagsbewegungen,

welche eine mehr oder weniger starke

Aktivierung der Streckmuskelkette von

Knie- und Hüftgelenken gegen die Ein-

wirkung der Schwerkraft erfordern. Unter

diesem alltagsrelevanten Gesichtspunkt

wird häufig von funktioneller Bewegung

gesprochen. Wenn also zum Beispiel

mit einer Hantelkniebeuge dieses Bewe-

gungsmuster trainingswirksam geübt

werden kann, dann lässt sich daraus ein

unmittelbarer Nutzen in Bezug auf den

täglichen Arbeitseinsatz ziehen. Ferner

entspricht das Beugen und Strecken der

Beine im Stand der physiologischen Ar-

beitsweise der beteiligten Muskeln. Bei

Abb. 1: Kraftentwicklung der Armbeugemuskulatur in Abhängigkeit der Winkel-stellung.

Abb. 2: Die Gewichtskraft G erzeugt beim Heben gegen die Schwerkraft ein Drehmoment, welches bei horizontaler Stellung des Hebelarmes maximal wird. 1 Auseinanderlaufen

Text: Urs Geiger, physioswiss GYM medico, Basel; Bilder: zvg

Abb. 3: Ungünstiges Verhältnis zwischen Belastungskurve (grüner Pfeil) und Kraftkurve (blauer Pfeil) bei Knie-streckung.

2 Muskeln, die zwei hintereinander folgende Gelenke überbrücken

Belastungskurveeines Gewichtes

Kraftkurve beim Beinstrecken

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05/2008/09 · gesundsitzen

der Kniebeuge wird der vordere Ober-

schenkelmuskel über das Kniegelenk

gedehnt, während durch die gleichzeitige

Beugung im Hüftgelenk eine kompensa-

torische Annäherung stattfindet. Für die

hintere Oberschenkelmuskulatur verhält

es sich genau umgekehrt. Damit wird

sichergestellt, dass der Muskel seine Ru-

helänge weitgehend erhalten kann und

damit auch seine Kraft.

Durch die lineare Bewegung des Massen-

schwerpunktes wird, im Gegensatz zur

angulären Bewegung, keine übermässige

Zu- bzw. Abnahme der Drehmomente ge-

neriert. Als weiterer Aspekt kommt jener

der Koordination und Stabilisation hinzu.

Die gleichgewichtserhaltende Feinregu-

lierung der Rohkraft und die stabilisie-

rende Kraft der Rumpfmuskulatur zum

aktiven Schutz der Lendenwirbelsäule

sind wertvolle Zusatzeffekte. Auf der ent-

sprechenden Kraftmaschine «Beinpres-

se» sind diese sensomotorischen Fähig-

keiten nicht zu erwarten.

Aus gesundheitlichen Gründen darf der

Aspekt der Bewegungsgeschwindigkeit

nicht unberücksichtigt bleiben. Grund-

sätzlich ist eine lineare Bewegungsge-

schwindigkeit gefordert. Linear heisst in

diesem Zusammenhang gleich bleibend

oder konstant, was Beschleunigung und

damit Kraftspitzen am Umkehrpunkt

der Bewegung ausschliesst. Langsames

Bewegungstempo bedeutet gleichmäs-

sige, höhere Muskelspannung und damit

auch Verbesserung des aktiven Gelenk-

schutzes. In einer Studie von W. Westcott,

1994, wurde der Trainingseffekt bei un-

terschiedlichen Bewegungsgeschwin-

digkeiten untersucht. Als gleich wirksam

haben sich für 10 Wiederholungen Be-

lastungszeiten (Sekunden) von 4 (2/2),

6 (2/4) und 8 (4/4) Sekunden erwiesen.

Die lokale Ermüdung muss dabei inner-

halb einer Belastungsdauer von 40 und

80 Sekunden erfolgen.

Schlussfolgerungen• Mit langsamer Bewegungsgeschwin-

digkeit – zum Beispiel 2 Sekunden

Gewicht heben, 4 Sekunden Gewicht

kontrolliert senken – ist eine signifi-

kante Verbesserung der Kraft garan-

tiert (Minimierung des Drehmomen-

tes bei Maximierung der Muskel-

spannung).

• Widerstandsgeräte erlauben bei allge-

mein einfacher Bedienung eine gute

Dosierbarkeit der Belastung. Die pas-

sive Stabilisation des Körpers ist meist

gegeben. Aufgrund der ausgesproche-

nen Selektivität können Einzelmus-

keln lokal optimal ausgereizt werden.

Voraussetzung ist aber eine adaptierte

Kraftübertragungsmechanik. Die Trai-

ningswirkung basiert primär auf Pro-

zessen der lokalenergetischen Ener-

giebereitstellung ohne Umsetzung auf

der neuromuskulären Ebene.

• Das Training mit Freien Gewichten be-

dingt eine gute Körperwahrnehmung

(Bewegungs- und Kraftsinn) und die

Fähigkeit zur willkürlichen Gelenk- und

Wirbelsäulenstabilisation. Die grosse

Übungsvariabilität erlaubt individuelle

Anpassungen an die geforderte Alltags-

oder Sportbelastung. Die bewegungs-

koordinative Komponente ist meist

zwingend enthalten. Für Trainingsun-

erfahrene ist die Instruktion durch

eine kompetente Fachperson aber

unerlässlich. Abb. 4: Unphysiologische Belastung ohne Widerstands-adaptation durch Cam (exzentrische Umlenkrolle).

Abb. 5: Tiefe Hantelkniebeuge (squat) zur funktionellen Kräftigung der Beinstreckmuskelkette.

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Die sanfte Trainingsmethode

Pilates – Körper und Geist in HarmonieDie Pilates Methode ist eine einzigartige Trainingsmethode, die mit Konzentration, gezielten Bewegungen und Atmung in-nere Kraft schenkt und dem Körper Ausdauer, Stärke und Ge-schmeidigkeit verleiht. Körper und Geist werden gleichzeitig beansprucht und das Wohlbefinden wird gefördert.

Text: Beatrice Eggimann, Pilates Bern; Bilder: zvg

Im Pilates geht es nicht um Quantität,

sondern um Qualität: Ein wesentlicher

Grundsatz des Trainings ist die kontrol-

lierte Ausführung aller Übungen und Be-

wegungen. Durch die Kontrolle werden

die Übungen sicher und die Effizienz wird

gesteigert. Genaue Ausführungen helfen

die gewünschte Wirkung zu erzielen. Alle

Übungen werden in fliessenden Bewe-

gungen ausgeführt, ohne längere Unter-

brechungen. Mit der Kontinuität werden

neue Bewegungsmuster erlernt und ge-

speichert. Ziel ist es, Pilates in den Alltag

einfliessen lassen und ein neues Bewe-

gungsgefühl zu erhalten. Mit Hilfe der

Imagination und Visualisierung werden

kleinste Aktivitäten ausgelöst, welche die

Methode unterstützen.

Was bewirkt Pilates?• Pilates verbessert die Haltung

• Mobilisiert und stabilisiert die

Wirbelsäule

• Kräftigt den Rumpf

• Schenkt mehr Kraft und Beweglichkeit

• Schult die Körperwahrnehmung

• Verhilft zu mehr Entspannung und

Harmonie

• Verbessert die Balance

Pilates ist ein ganzheitliches Training,

welches Körper und Geist gleichzeitig

beansprucht. Bewegungsmuster wer-

den analysiert und können verbessert

werden, Verspannungen und Fehlhal-

tungen kann entgegengewirkt werden.

Die Pilates Methode arbeitet mit Prin-

zipien, welche sich optimal ergänzen:

Die 7 Prinzipien von Pilates (nach der PILATES Bodymotion Methode)• Zentrierung

• Atmung

• Bewegungslänge und -weite

• Gewichtsverlagerung und Alignement

• Lockerheit und Entspannung

• Schultergürtelorganisation

• Gelenkartikulation

Das Pilates kann in den ver-schiedensten Formen ausgeführt werdenFür gesunde Personen verschiedenster

Altersklassen und Fitness ist das gene-

relle Pilates Training auf der Matte in der

Gruppe geeignet. Gruppen können jedoch

auch spezifisch auf ein Thema wie bei-

spielsweise Schwangerschaft und Rück-

bildung, Seniorentraining, Rückenbe-

schwerden, Osteoporose, sportspezifisch

etc. ausgelegt und das Pilates Training an-

gepasst werden. Optimal berücksichtigt

Joseph Pilates (1880–1967)

Pilates wurde von

Joseph Hubertus

Pilates entwickelt.

Schon im Kindesalter litt er an Ra-

chitis, Asthma und rheumatischem

Fieber. Pilates war fest entschlossen,

diese gesundheitlichen Probleme zu

überwinden, und so widmete er sich

dem körperlichen Training. 1912 ver-

liess Joseph Pilates seine Heimat in

der Nähe von Düsseldorf, um nach

England zu gehen. Während des Ers-

ten Weltkrieges war er Gefangener

in einem Lager und kümmerte sich

um die Kriegsverletzten. Gerade un-

ter diesen Umständen entwickelte er

seine Trainingsmethode weiter. Sein

Ziel war es, eine Art Rehabilitations-

training zu entwickeln. Bettlägerige

Patienten sollten die Übungen ausfüh-

ren können, um so Kraft und Flexibi-

lität zu entwickeln. So entstanden die

ersten Geräte mit Federnwiderstand.

Nach dem Krieg zog es Joseph Pilates

nach Amerika, in New York eröffnete

er 1923 sein erstes Studio. Er starb im

Jahre 1967.

werden die Ziele und Schwachstellen

eines Klienten beim Pilates Personal Trai-

ning. Pilates kann von Kindern bis hin

zu Senioren praktiziert werden und wird

ebenfalls in der Rehabilitation und Phy-

siotherapie angewendet.

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05/2008/09 · gesundsitzen

Gesunderhaltung mit PilatesPilates soll in erster Linie der Gesund-

erhaltung und dem individuellen Fit-

nessmanagement dienen. Besonders im

Pilates Personaltraining werden durch

eine ausführliche Haltungsanalyse die

Schwachstellen aufgedeckt. Ein indi-

vidueller Trainingsplan wird unter der

Berücksichtigung von Krankheits- und

Beschwerdebildern erstellt und falsche

Haltungs- und Bewegungsmuster kön-

nen korrigiert werden.

Pilates für SeniorenMit zunehmendem Alter reduziert sich

Beweglichkeit, Muskelspannung und

Muskelkraft jedes Menschen. Diese Re-

duzierungen vermindern die allgemeine

Aktivität ebenso wie die Konzentrations-

fähigkeit und Motivation. Diesem Leis-

tungsverlust kann jedoch durch Training

wie Pilates entgegengewirkt werden.

Pilates für KinderViele Einflüsse der modernen Zivilisa-

tion beeinträchtigen das gesunde Be-

wegungsverhalten des Kindes. Langes

Sitzen in der Schule, vor dem Fernseher

oder dem Computer, intensive, zu einsei-

tig belastende Sportarten oder Überge-

wicht führen zu Haltungsschwächen und

muskulären Dysbalancen. Das Kinder

Pilates unterstützt das Kind, sich besser

wahrzunehmen, sich zu entspannen und

Ruhe zu finden. Die Konzentration des

Kindes wird gefördert und die Kreativität

gesteigert. Mit einem spielerischen Pila-

tes Training wird die Stabilität in der Tiefe,

Balance, Aufrichtung erhöht und somit

eine gesunde Haltung erzielt.

Für welche Kinder ist Pilates geeignet?Grundsätzlich ist Pilates für alle Kinder

im Schulalter geeignet.

Insbesondere aber für Kinder mit:

Weitere Informationen:

Pilates Bern

Studio für Pilates und Personal Training

Beatrice Eggimann, dipl. Pilates Trainerin

E-Mail: [email protected]

Web: www.pilates-bern.ch

Mobile: + 41 79 600 22 09

Partner für Ausbildungen

Pilates Bodymotion

www.pilates-bodymotion.ch

• Haltungsschwächen

• Fehlhaltungen der Wirbelsäule oder

Beinlängsachse

• Körperwahrnehmungsschwierigkeiten

• chronischen Atemwegserkrankungen

Der beste Einstieg in die Pilates MethodePilates anhand eines Buches oder einer

DVD zu erlernen, ist enorm schwierig und

kann ohne präzise Anleitung gesundheit-

liche Probleme mit sich bringen. Umso

mehr empfiehlt es sich, bei einer ausge-

bildeten Fachperson die Einsteigertrai-

nings zu besuchen. Ein professioneller

Pilates Trainer fragt zuerst nach gesund-

heitlichen Beschwerden und kann so

auf die körperlichen Schwachstellen des

Kunden eingehen. Im Training werden die

Übungen erlernt, und der Pilates Trainer

überprüft die richtige Ausführung.

Über Pilates BernPilates Bern wurde von Beatrice Eggi-

mann im September 2004 gegründet

und entwickelt sich seither stetig weiter.

Von einer med. Masseurin zur Physiothe-

rapeutin, von Tänzern zu Bewegungspä-

dagogen, einer Hebamme und Erwachse-

nenbildnerin bildet das Team von Pilates

Bern eine wunderbare ergänzende Einheit

von Pilates Trainern, deren Leidenschaft

es ist, die Pilates Methode zu vermitteln

und Erfahrungen weiterzugeben.

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Page 27: gesundsitzen_2008

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Die letzte Januarausgabe des «Beobachters» hat es auf den Punkt gebracht: Die Wirtschaft-lichkeitsverfahren von santésuisse nehmen derzeit ungewöhnliche Formen an, die gravie-rende Auswirkungen auf die Physiotherapie haben. Die Ärzte sehen sich gezwungen, die durch sie veranlassten Kosten drastisch zu reduzieren und so keine oder deutlich weniger Physio-therapie zu verordnen. Im Kanton Tessin beispielsweise hat das Volumen neu verordneter Phy-siotherapie gemäss einer aktuellen Erhebung von physioswiss um mehr als 30 % abgenom-men. Dies mit gravierenden Folgen für Patient und Physiotherapiepraxis.

Die Krankenversicherer haben gemäss

KVG den gesetzlichen Auftrag, die Wirt-

schaftlichkeit der Leistungserbringer zu

kontrollieren. santésuisse verpflichtet die

in ihrer Kostenstruktur auffälligen Ärzte

(in der Regel jene, die signifikant über den

durchschnittlichen Kosten liegen) zur

Rechenschaft und Begründung der Kos-

ten. Im Positionspapier von santésuisse

vom 25.10.2007 zu den Wirtschaftlich-

keitsverfahren steht: «Damit (gemeint

sind die Wirtschaftlichkeitsverfahren für

die Ärzte) soll der Anreiz, Leistungen zu

verschreiben statt sie selber auszufüh-

ren, verkleinert werden.» Indes berück-

sichtigt santésuisse bei der Messung

der Kosten nur einen Teil der verordneten

Leistungen (Eigenleistungen, Medika-

mente, Labor und Physiotherapie). Ande-

re veranlasste Leistungen werden dem-

gegenüber nicht berücksichtigt. Für die

Physiotherapie, die in der Grundversiche-

rung ausschliesslich auf ärztliche Verord-

nung erfolgt, hat dies gravierende Folgen.

Der Arzt wird angehalten, auf die medizi-

nisch indizierte Verordnung von Physio-

therapie zu verzichten, oder er weicht auf

eine andere paramedizinische Leistung

aus, obwohl Physiotherapie im jeweiligen

Fall wirksamer, zweckmässiger und wirt-

schaftlicher wäre. physioswiss verurteilt

ein solches Vorgehen in aller Form und

spricht sich gegen eine verdeckte Leis-

tungsbeschränkung aus.

Die Umsetzung der Wirtschaftlichkeits-

kontrolle zeigt regionale Unterschiede.

Der Kanton Tessin ist gegenwärtig sehr

stark betroffen. Bereits sind Physiothe-

rapiepraxen gezwungen, Angestellte zu

entlassen oder deren Arbeitspensum zu

reduzieren, weil die Zahl der Patienten

innert kürzester Zeit drastisch abgenom-

men hat.

Die Physiotherapie hilft erwiesenermas-

sen Kosten zu sparen. Seit zehn Jahren

werden PhysiotherapeutInnen für ihre

Leistungen mit dem gleichen Preis ent-

schädigt und mussten in der Folge einen

Medienmitteilung physioswiss

Physiotherapie verboten?

Kaufkraftverlust ihres Einkommens von

über 10 % hinnehmen. Es ist nicht akzep-

tabel, dass sie nun auch noch unter einer

in dieser Form unsinnigen Wirtschaftlich-

keitskontrolle zu leiden haben.

Auskunft erteilt Ihnen gerne die Ge-

schäftsstelle von physioswiss, Tel. 041

926 07 80 oder [email protected].

Für ein Praxisbeispiel zum geschilderten

Problem wende man sich an: Physiothe-

rapie M. Schuurmans Stekhoven, Zürich,

Tel. 044 383 12 11 oder

[email protected]

PhysioswissDie Physiotherapie ist mit den Ärzten

und den Pflegenden eine der grossen

Berufsgruppen im Gesundheitswesen.

physioswiss – der Schweizer Physio-

therapie Verband – vertritt die Inte-

ressen von über 7’500 selbstständig

erwerbenden und angestellten Physio-

therapeutInnen. 68

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Page 28: gesundsitzen_2008

Möbel

Checkliste Stuhl Text: ChiroSuisse

Mit dieser Checkliste können Sie prüfen, ob Ihre Stühle gut genug sind und worauf Sie bei einem Kauf achten sollten.

Stühle können sehr unterschiedlichen

Zwecken dienen und werden auf sehr

unterschiedliche Art genutzt. Dement-

sprechend sind auch die Anforderungen

sehr vielfältig. Grundsätzlich gilt: Je mehr

Zeit man auf einem Stuhl verbringt, des-

to wichtiger ist es, dass er die Anforde-

rungen an die Ergonomie erfüllt: Richtige

Sitzhöhe, richtige Länge, Neigung und

Beschaffenheit der Sitzfläche, Arm- und

Rückenlehnen, Stütze des Rückens an

der richtigen Stelle, insbesondere beim

dynamischen Sitzen.

Die vollständige Checkliste ist in erster

Linie für Bürostühle gedacht, bei denen

sämtliche Punkte erfüllt sein müssen.

Bei jenen Stühlen, auf die man sich in

der Regel nur kurze Zeit setzt und die für

alle passen sollten, kann man die Punkte

überspringen, die sich auf individuelle

Abstimmung beziehen.

Zweck des Stuhls• Stellt höchste Anforderungen an die

Ergonomie.

• Gemischte Büroarbeiten: Stellen hohe

Anforderungen an die Ergonomie.

• Gespräche, Konferenzen, Symposien:

Bequem, rückenschonend, ergonomisch.

• Essen und Trinken: Bequem, praktisch,

stabil, gut zu reinigen.

• Ausruhen: Gute, atmungsaktive, nicht

zu weiche Polsterung.

Nutzungsart des Stuhls• Dauer des Sitzens kurz oder lang.

• Abwechslung zwischen Stehen und Sit-

zen oder dauerndes Sitzen.

• Arbeit oder Entspannung und Erholung.

Richtige Sitzhöhe• Die Füsse stehen flach auf dem Boden,

ohne dass die Sitzfläche Druck auf die

Oberschenkel ausübt.

• Die Oberschenkel sind annähernd

waagrecht, leicht nach vorne abfallend.

• Bei einem Bürostuhl ist die Sitzhöhe

stufenlos verstellbar.

Richtige Länge der Sitzfl äche• Bei aufrechter Haltung des Rückens

wird dieser von der Rückenlehne ge-

stützt, ohne dass die vordere Kante der

Sitzfläche in den Kniekehlen spürbar ist.

• Zwischen vorderer Kante der Sitzfläche

und den Kniekehlen bleibt nicht wesent-

lich mehr Raum frei als eine Handbreite.

Richtige Neigung der Sitzfl äche• Die Sitzfläche ist leicht nach vorne ge-

neigt.

• Bei einem Bürostuhl ist die Neigung

der Sitzfläche stufenlos verstellbar.

Beschaffenheit der Sitzfl äche• Es sind keine harten Kanten spürbar.

• Bei einem Bürostuhl ist die Sitzfläche

so hart gepolstert, dass sie guten Halt

gibt, und so weich, dass keine Druck-

stellen zu spüren sind.

• Bei einem Polstermöbel ist die Sitzflä-

che so weich gepolstert, dass sie be-

quem ist, aber so hart, dass man nicht

einsinkt. Sie ist mit einem atmungsak-

tiven Material überzogen.

Armlehnen• Erlauben Abstützen der Unterarme oder

Ellbogen bei normaler Sitzposition.

• Geben stabilen Halt auch bei stärkerem

Aufstützen.

• Erlauben beim Bürostuhl dynamisches

Sitzen.

Richtige Höhe der Rückenlehne• ca. 50 cm, gemessen von der Sitzfläche.

Richtige Stütze des Rückens• Bürostuhl: Die Rückenlehne stützt

den Rücken deutlich oberhalb der Be-

ckenkante und deutlich unterhalb der

Schulterblätter, an der Stelle des «hoh-

len Kreuzes» (Lordose).

• Bürostuhl: Die Rückenlehne folgt dem

Rücken bei der Bewegung nach vorne,

nach hinten und zur Seite mit einem

möglichst konstanten Druck (dyna-

misches Sitzen).

• Essstuhl: Die Rückenlehne gibt dem

Rücken bei Bedarf festen Halt und

stützt optimal zwischen Beckenkante

und Schulterblättern.

• Polsterstuhl: Die Rückenlehne ist weich,

aber doch fest gepolstert und mit einem

atmungsaktiven Material überzogen.

Dynamisches Sitzen• Wechsel zwischen aufrechter Position

der Wirbelsäule und Neigung bis etwa

45 Grad nach hinten, bei steter Stütze

des Rückens.

• Wechsel zwischen aufrechter Position

und Neigung nach links oder rechts,

bei steter Stütze des Rückens.

• Wechsel zwischen freier aufrechter Sitz-

position und Stütze im Kreuz, zwischen

Beckenkante und Schulterblättern.

• Aufstützen auf der Armlehne, links

und/oder rechts.

• Rotieren des Rumpfs nach links oder

nach rechts, mit oder ohne Stütze im

Rücken.

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