Giftpilze – Pilzgifte – Pilzvergiftungen München 2015 · Standen im Verdacht, halluzinogen zu...

Giftpilze – Pilzgifte – Pilzvergiftungen München 2015

mit speziellem Fokus aufKinderunfälle mit Rasenpilzen

12.12.2015GiftpilzePilzgiftePilzvergiftungenGIZ München

Dr. med. Katharina Schenk‐JägerTox Info Suisse

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Panaeolina foenisecii


Übersicht

Kinderexpositionen mit Rasenpilzen

Häufigkeit / Arten

Verläufe

Risikoprofile

Speisepilze

Ungeniessbare Pilze

Heudüngerlinge (Panaeolina foenisecii)

Risspilze

Orellaninhaltige Pilze

Amatoxinhaltige Pilze

Vorgehen bei Rasenpilzunfällen

2


Kinderunfälle mit Rasenpilzen

Besteht überhaupt Handlungsbedarf? Es passiert ja nie etwas schlimmes?

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Häufigkeit / Arten

Jährlich zwischen 100 und 150 Anfragen

Meistens unbekannte Menge und unbekannte Pilzart

4

Anfragestatistik Tox Info SuisseJanuar 2010 bis Ende November 2015(n=544)


Verläufe

5Zeitpunkt Erstanruf Zeitpunkt Rückmeldung

Das geht nur dank Notfallpilzexperten, resp.

Pilzsachverständigen!DANKE!


Verläufe ‐

Schweregrad

6

Rückmeldestatistik Tox Info Suisse 1.1.2010 –Ende November 2015 (n=77)


7

Armillaria melleaHypholoma fasciculareInocybe rimosaLepiota cristataLepiota subincarnata var. josserandiiMarasmius oreadesPanaeolina foeniseciiPsilocybe semilanceataRugosomyces carneaTubaria hiemalisAgaricus

sp. Agrocybe

sp.Clitocybe

sp.Coprinus

sp.Cyathus

sp.Entoloma

sp.Inocybe

sp.Lactarius

sp.Lepiota

sp.Leucoagaricus

sp.Mycena

sp.Panaeolus

sp.Psathyrella

sp.Psilocybe

sp.

Arten –

Anfragen ‐

Rückmeldungen

Hauptsächlich kleine, weiss – beige –

braune

Lamellenpilze

Potenziell gefährliche Arten:Rötlinge (Entoloma

sp.)

Risspilze (Inocybe

sp.)Trichterlinge (Clitocybe

sp.)

Kahlköpfe (Psilocybe

sp.)Giftschirmlinge (Lepiota

sp.)


Risikoprofile: Speisepilze

Hauptproblem vergleichbar mit Rohkonsum

Latenz: meist kurz (innert 2h)

Symptome: maximal leichte Magendarmbeschwerden

Beispiele: Nelkenschwindling (Marasmius oreades), Voreilender Ackerling (Agrocybe praecox)

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Risikoprofile: Ungeniessbare Pilze

Hauptproblem: oft ist über die Toxizität wenig bekannt!

Im toxikologischen Alltag meist wenig problematisch dank kleiner

Einnahmemengen. Es bleibt eine Restunsicherheit!

Beispiele: Faserlinge (Psathyrella

sp.), Tintlinge (Coprinus sp.)

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Risikoprofile: Heudüngerlinge (Panaeolina foenisecii)

Standen im Verdacht, halluzinogen zu sein

Sehr häufiger Pilz im Hausgarten

ProPi‐Studie1: 19 Kinderfälle mit beobachteter Einnahme von mind. 1cm2

und ärztlicher

Rückmeldung/Nachverfolgung über den Verlauf

Keine Halluzinationen bei Einnahme bis 5 Hüte

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Schenk KM et. Al. Accidental Panaeolus foenisecii exposures – no clinically relevant effects in children Abstract EAPCCT 2015, Malta


MuskarinsyndromLatenzzeit: kurz (30 ‐

120min.)

Symptome: Tränenfluss, Speichelfluss, Durchfall, langsamer Puls (Bradykardie)

Therapie: Atropin in ausgeprägten FällenBeispiele: Risspilze (Inocybe

sp.), Trichterlinge

(Clitocybe

sp.)

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Risikoprofile: Muskarinhaltige Pilze


Risikoprofile: Orellaninhaltige Pilze

Orellaninsyndrom

Latenzzeit: extrem lang (3 Tage bis 3 Wochen!)

Symptome: initial unspezifische Krankheitszeichen, später Zeichen der

Niereninsuffizienz

Therapie: Dialyse, Nierentransplantation

Beispiele: Orangefuchsiger Raukopf (Cortinarius orellanus), Spitzbuckliger Raukopf (Cortinarius

rubellus)12


Risikoprofile: Amatoxinhaltige Pilze

Amatoxin‐Vergiftung!Latenzzeit: 6‐18 StundenSymptome: heftige gastrointestinale Symptome

gefolgt von einer oligosymptomatischen Zwischenphase, bis nach 24‐36h das Leber‐

und

Nierenversagen einsetztLebensrettend ist die rasche (antidotale) TherapieBeispiele: Häublinge (Galerina

sp.), Giftschirmlinge

(Lepiota

sp.) und Wulstlinge (Amanita

sp.)

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Ab wann wirds gefährlich?

LD50

Amatoxine1:

alpha‐

Amatoxin: 0.3mg/kgKG (Maus p.o.)

beta‐

Amatoxin: 0.5mg/kgKG (Maus p.o.)

Konzentration Amatoxine2:

Amanita phalloides max. 367µg/g

Galerina marginata max. 243µg/g

Gewicht Pilzfragmente

1cm2

wiegt zwischen 0.111g und 0.198g

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1 Vetter J Toxins of Amanita phalloides Toxicon Vol. 36, No. 1, pp. 13-24, 19982 Enjalbert F et al. Amatoxins in wood-rotting Galerina marginata. Mycologia, 96, 2004, pp. 720–729.


15

Oben: Hebeloma mesophaeum: 0.152gUnten: Pholiota gummosa 0.121g

Oben: Agaricus bisporus: 0.198gUnten: Cortinarius

sp. 0.144g

Photos und Messungen: Michel Schneider, Lebensmittelkontrolle Kant. Labor Zug


Ab wann wirds gefährlich?

Worst Case: Kind (8kg) isst ca. 30 Fragmente à

200mg mit einer maximalen Amatoxinkonzentration wie in

Amanita phalloides. Damit kommt es auf die orale LD50

von alpha‐Amatoxin. Realistischer Case: Kind (8kg) isst 1 Fragment, das

zwischen 100 und 150mg schwer ist und eine alpha‐ Amatoxinkonzentration wie Galerina marginata hat. Damit ist es um einen Faktor 65 weg von der LD50

.

16

1cm2

ist eine vernünftige Richtgrösse


Vorgehen Kinder

Pragmatisches Vorgehen• <1cm2: keine Massnahmen nötig

• >1cm2 oder mehrere kleinere Stücke:• Aktivkohle (Flüssigkeit!) • Pilzbestimmung• Giftinformationszentren: Bei berechtigtem Verdacht und fehlendem

Pilzmaterial:

Behandlung beginnen bis Resultat des Amatoxinnachweises vorliegt


Zusammenfassung

„Rasenpilzunfall“• Häufig unklar, ob überhaupt etwas eingenommen wurde

• Mögliche Pilzarten:• Speisepilze• Ungeniessbare Pilze• Lebensgefährlich giftige Pilze• Heudüngerling macht keine

Halluzinationen bei Einnahme bis 5 Pilze

• Vorgehen: Kohlegabe / Pilzbestimmung, im Zweifelsfall

mit der antidotalen Therapie beginnen


Freiestrasse 168032 Zurich145+41 44 251 66 66+41 44 252 88 [email protected]‐80‐26074‐7

© Tox Info SuisseJanuar 2015

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DANKE

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