gleichstellung kompakt - Burgenland · wird es nicht funktionieren. erst wenn es...

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männer und gleich- stellung gendergerechtigkeit betrifft beide geschlechter if. . faktum gleichstellung kompakt 3_2016 männer und gleichstellung gendergerechtigkeit betrifft beide geschlechter if. . faktum gleichstellung kompakt www.burgenland.at/frauen

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männerund gleich-

stellunggendergerechtigkeit

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männer und gleichstellunggendergerechtigkeit betrifft beide geschlechter

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www.burgenland.at/frauen

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editorial

inhalt

Liebe LeserInnen!die burgenländische Schriftstellerin theodora Bauer zum thema Männer und Gleichstellung

Was haben Männer mit Gleichstellung zu tun? Diese Frage ist gleichzeitig komplexer und einfacher, als sie scheint. Gerade

in jüngster Zeit wurde oftmals deutlich, dass das Thema alles andere als abgehandelt ist: keine einzige Landeshauptfrau in Österreich, bedenklich wenige Landesrätinnen in vielen Regierungen. Sexistische Anfeindungen gegen Politikerinnen und Journalistinnen quer über

den Globus. Der Gender Pay Gap, der nach wie vor nicht nur Hollywoodstars, sondern Frauen aller Gesellschafts­

schichten betrifft. Die Liste ließe sich beliebig lang fortsetzen. Und sie zeigt eines: Gleichstellung funktio­niert nur, wenn beide Geschlechter daran beteiligt werden. Sonst bleibt die Emanzipation der Frauen ein sozialpolitisches Faktum, das auf allen Ebenen, unabhängig von nationaler, religiöser, gesellschaftlicher

Zugehörigkeit, auf hartnäckige und teils böswillige Ablehnung stößt.

Selbstverständlich geht es bei all diesen symbolischen Graben­kämpfen um tatsächliche ökonomische Verteilungsfragen, darum, wer wie weit an der öffentlichen Sphäre partizipieren, wer wie viel Macht haben darf. Vielen Männern scheint das wohl ein schlechtes Geschäft zu sein. Wer sind sie, wenn Frauen in berufliche und kulturelle Domänen vorstoßen, die bis dato ihnen vorbehalten waren? Woraus beziehen sie dann ihr Selbstverständnis als Mann? Nur langsam entwickelt sich ein Bewusstsein dafür, dass festgefahrene Rollen und Zuschreibungen beide Geschlechter einengen: Kann es nicht auch eine Befreiung sein, die Familie nicht mehr alleine erhalten zu müssen? Nicht immer den „starken Mann“ zu spielen? Eine Partnerin zu haben, mit der Mann sich das Leben teilt, und nicht ein Anhängsel, eine Kindertante, eine hübsche Begleiterscheinung?

Ich persönlich bin schon sehr gespannt, zu lesen, wie dieses komplexe Thema hier von so vielen verschiedenen Seiten angepackt wird, und verbleibe

mit herzlichen Grüßen

03_Gleichstellung betrifft beide GeschlechterFrauenlandesrätin Verena Dunst.

04_die rolle der MännerDie Gleichstellung der Frauen wird ohne aktive Beteiligung der Männer nicht realisierbar sein.

08_Wir müssen allianzen bildenGeschlechterforscher Dr. Paul Scheibelhofer im Interview.

10_neue Väter braucht das landFrauenministerin Sabine Oberhauser zur Väterbeteiligung und den notwendigen Schritten auf dem Weg zur Gleichstellung.

12_Vorbilder in der eUViele EU-Staaten sind Österreich hinsichtlich der Väterbeteiligung an der Betreuungsarbeit voraus.

14_Väter in KarenzMarkus Bieler und Roland Ringhofer erzählen, warum eine Karenzzeit für sie selbstverständlich ist.

15_leichterer WiedereinstiegAK-Studie: Frauen schaffen den Wiedereinstieg in den Beruf leichter, wenn ihre Partner einen Teil der Karenzzeit übernehmen.

16_MeinungenMenschen zum Thema Männer und Gleichstellung.

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Mehr Info: [email protected]/frauen

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if:faktum gleichstellung kompakt. Aktuelle Information zu Frauen- und Gleichstellungsthemen für MultiplikatorInnen sowie interessierte Frauen und Männer. herausgeberin: Mag.a Karina Ringhofer, lAD – Referat Frauen, Antidiskriminierung und Gleichbehandlung des landes Burgenland Chefredakteurin: Yvonne Schwarzinger Burgenland-redaktion: Mag.a Karina Ringhofer, Mag.a Katrin Höfer artdirektion, layout, Grafik und Bildbearbeitung: Martin Renner rennergraphicdesign druck: Samson Druck auflage: Burgenland 2.000, Gesamtauflage 16.300 Beratung, Konzept, Koordination der produktion: „Welt der Frau“ Corporate Print für das land Burgenland, Referat für Frauenangelegenheiten. www.welt-der-frau.at

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aber ja, natürlich ist es wichtig, auch die Männer in den prozess der Gleichstellung zu integrieren. anders

wird es nicht funktionieren. erst wenn es selbstverständ-lich geworden ist, dass auch Männer in Karenz gehen, als

Kindergartenpädagoge arbeiten, sich besonders in Beru-fen des pflegebereichs engagieren und zu gleichen teilen

auch arbeiten im haushalt und bei der Betreuung der Fami-lie übernehmen, haben wir unser Ziel erreicht. Umgekehrt müssen nach wie vor auch die jungen Frauen und Mädchen davon überzeugt werden, dass auch sie Karriere in der tech-nik machen können. all das kann nur gelingen, wenn beide Geschlechter an der erreichung der Gleichstellung von Frau-en und Männern mitarbeiten. Mit verschiedenen aktionen wie dem Girls’ day, der Schülerinnen für den technischen und naturwissenschaftlichen Bereich begeistern soll, oder auch der BiBi-Messe, die beide Geschlechter für die jeweils unty-pischen Bereiche interessieren möchte, versuchen wir be-reits bei den Kindern unserer Gesellschaft anzusetzen, um eingefahrene rollenbilder aufzubrechen, traditionel-len Berufsentscheidungen entgegenzuwirken und

neue Möglichkeiten aufzuzeigen. denn 10,74 % Väter-beteiligung am Kinderbetreuungsgeld ist zwar ein

anfang, aber dabei soll es nicht bleiben.

ihre Verena dunst

Frauenlandesrätin

StandpUnKte

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der burgenländischen Väter, die Kinderbetreuungsgeld

beziehen, haben die Variante 30 plus 6 Monate gewählt.

22,79 % bleiben mindestens 2 Monate bei ihren Kindern.

BMFj, Auswertung der Väter-

beteiligung beim Kinder-

betreuungsgeld (Stand 12. 5. 2016)

aktuelle Situation im Burgenland

aktuell liegt die Väterbeteiligung

über alle Varianten des Kinderbe-

treuungsgeldes in Österreich (Stand

12. 5. 2016) bei 19,01 %, was in abso-

luten Zahlen 17.192 Männern ent-

spricht. Mit 10,74 % liegt hier das

Burgenland im Bundesländerver-

gleich eher abgeschlagen an vor-

letzter Stelle, vor Vorarlberg mit

9,47 % . interessant ist, dass die Be-

teiligung der Väter besonders bei

der einkommensabhängigen Varian-

te vorkommt und dann mit der an-

steigenden länge des Kindergeldbe-

zugs fällt. So beträgt sie im Burgen-

land beim einkommensabhängigen

Kinderbetreuungsgeld 22,79 %, bei

der Variante 30 plus 6 sinkt sie je-

doch rapide auf 5,54 %. Wobei auch

anzumerken ist, dass die Varianten

20 plus 4, 15 plus 3 und 12 plus 2 be-

zogen auf die Väterbeteiligung rela-

tiv nah beieinanderliegen (zwischen

10 % und 14 %) und der abfall auf

5,54 % Beteiligung erst bei der längs-

ten Variante zum ausdruck kommt.

BMFj, Auswertung Väterbeteiligung

beim Kinderbetreuungsgeld

(Stand 12. 5. 2016)

5,54 %

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3_2016 if..faktum

3 Fragen an … Whrin Mag.a elke edelbauer Leiterin der abteilung 1 – Personal im amt der Burgenländischen Landesregierung zum Thema „Männer in Karenz im Landesdienst“

Wie viele Männer im landesdienst sind

derzeit in Karenz?

Aktuell befinden sich zwölf Mitarbeiter in

Karenzurlauben ohne Bezug. Darin enthalten

sind Väter in Frühkarenz („Papamonat“),

männliche Bedienstete in Karenzurlaub

gemäß Mutterschutzgesetz sowie Mitarbeiter

in Karenzurlaub ohne Bezahlung.

Wie hoch ist die durchschnittliche dauer

der Karenz von Männern im landesdienst?

Die durchschnittliche Dauer betrug seit dem

jahr 2013 355 Tage.

Welche entwicklungen gibt es in den letzten drei

Jahren? Wie haben sich hier die Zahlen verändert?

Seit 2013 waren insgesamt 45 Mitarbeiter in

Karenz, wobei die Anzahl pro jahr relativ kon-

stant geblieben ist. Was interessant zu beob-

achten ist, ist die Dauer. Denn die Anzahl der

Tage hat sich seit 2013 mehr als verdreifacht,

auf 7.519 Tage. Das zeigt, dass sich die Mitarbei-

ter tendenziell für eine längere zeit zu Hause

entscheiden. Allerdings sind hier auch die

Mitarbeiter enthalten, die Karenzurlaub unter

Entfall der Bezüge in Anspruch nehmen.

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mann kann, darfund soll!

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Die Gleichstellung der Geschlechter wird nicht realisierbar sein, wenn nicht die Männer aktiv ihren Anteil dazu beitragen. Frauen brauchen Männer hier als Verbündete. Denn nur durch Änderungen in ihren Einstellungen und ihrem Verhalten wird aus der theoretisch erreichten Gleichberechtigung eine faktische Gleichstellung von Frau und Mann.

Gender means women! Jahrzehntelang war dies die Prämisse, wenn es um Fragen der Gleichberechtigung und Gleichstellung

der Geschlechter ging. Wissenschaftliche Forschungen, politische Maßnahmen, Praxisprojekte – alles hatte ausschließlich die Frauen im Blick. Die Rolle der Männer wurde nicht hinterfragt. So, als hätte das Ver­halten der Männer gar keine Auswirkungen auf das Verhältnis der Geschlechter. Doch schrittweise hat sich das in den letzten Jahren verändert. Die feministische Bewegung ist heute ver­stärkt im Dialog mit der kritischen Männlichkeits­forschung. Und die Europäische Union richtet ihre Gleichstellungspolitik immer stärker auf Männer als Akteure aus. Dabei werden zentrale Lebensbereiche wie Schule/Bildung, Berufswahl, Arbeit und Karriere, Familie und Gesundheit beleuchtet, kritisch hinter­fragt und mit speziellen Programmen „bearbeitet“. Auch in Österreich. Doch es sind ja vor allem die Männer, die von der gegenwärtigen Ungleichstellung der Geschlechter pro­fitieren. Unbezahlte Arbeit wie Hausarbeit, die Betreu­ung von Kindern und pflegebedürftigen Menschen

wird nach wie vor hauptsächlich von Frauen geleistet. Und die Männer haben, bildlich gesprochen, die Hän­de frei für Beruf und Karriere. Und sie wissen das auch zu nützen, wie das Geschlechterverhältnis in Unter­nehmensvorständen und Aufsichtsräten sowie die Ein­kommensunterschiede zwischen Frauen und Männern deutlich zeigen. Was kann Männer also motivieren, sich am Projekt Geschlechtergleichstellung zu beteili­gen? Sehr viel, meinen die AutorInnen der EU­Studie „The Role of Men in Gender Equality“. „Die klassischen Rollenbilder beginnen zu bröckeln. Bislang gültige Männerleitbilder wie die ausschließli­che Zurichtung auf Erwerbsarbeit und die Vollzeit­norm werden zunehmend in Frage gestellt. Männer haben heute durchaus offenere Lebensorientierungen. Viele erkennen, dass die ausschließliche Erwerbsorien­tiertheit auch für sie nicht so angenehm ist, und leiden darunter. Dadurch werden sie im Gleichstellungspro­zess zu neuen Kooperationspartnern für Frauen“, sagt Nadja Bergmann. Sie ist Soziologin und seit 2000 wis­senschaftliche Mitarbeiterin und Projektleiterin bei L&R Sozialforschung und war in Österreich maßgeb­lich an der EU­Studie zur Rolle der Männer im Gleich­stellungsprozess beteiligt. Gemeinsam mit Elli und Christian Scambor untersuchte sie, aufbauend auf die­ser EU­Studie, die Situation in Österreich genauer.*

Schule und BildungIn den letzten Jahren sind Buben als vermeintliche Bildungsverlierer verstärkt in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. Haupttenor der Kritik: Buben lernen anders und die Vormacht stellung des weiblichen Lehrpersonals verhindert, dass darauf Rücksicht genommen wird. Tatsächlich ist es so, dass offenbar ein beträchtlicher Anteil der Burschen Lernen als unmännlich betrachtet. Gerade Schulab brecher hätten ein sehr traditionelles Männerbild, berichtet

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*nadja Bergmann, Christian Scambor, elli ScamborBeWeGUnG iM GeSChleChterVerhältniS?zur Rolle der Männer in Österreich im europäischen VergleichReihe: Wiener Beiträge zur empirischen SozialwissenschaftBand 5, 2014, broschiert, 232 Seiten, ISBn: 978-3-643-50539-2

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Besser verteilt

Was die Verteilung der arbeitszeit zwischen Frauen und

Männern betrifft, klaffen in Österreich Wunsch und Wirklich-

keit weit auseinander. eine vor Kurzem vom institut für

höhere Studien (ihS) durchgeführte Befragung im rahmen

des european Social Survey bestätigt diese beträchtlichen

gesellschaftlichen herausforderungen ganz klar. demnach

sprechen sich 42 % der Bevölkerung (Frauen und Männer

gleichermaßen) für eine gleichmäßigere Verteilung der

arbeitszeit zwischen Vätern und Müttern aus. in der alters-

gruppe bis 44 Jahre sind es 50 %, die sich eine kürzere Wo-

chenarbeitszeit für Väter und längere Wochenarbeitszeiten

für Mütter wünschen. erwerbstätige (47 %) und Menschen in

ausbildung (54 %) sind besonders daran interessiert.

darüber hinaus wünscht sich die Mehrheit der Bevölkerung

(52 %), dass sich Männer stärker an Kinderbetreuung und

pflege beteiligen. Bei jungen Menschen bis 24 Jahre (61 %)

sowie in der altersgruppe bis 44 Jahre (58 %) ist dieser

Wunsch besonders stark ausgeprägt, ebenso bei Menschen

in ausbildung (71 %) und akademikerinnen (74 %).

die alten Stereotype

typisch weiblich und typisch männlich. Wer dachte,

dass diese Klischees bereits längst überwunden sind,

irrt. eine Studie des Berliner Max-planck-instituts für

Bildungsforschung aus dem Jahr 2014 zeigt deutlich,

dass die alten Muster und rollenbilder noch in den

Köpfen sitzen. Und zwar nicht nur in denen von Männern.

Befragt wurden in der Studie 1.016 deutsche Frauen

und Männer. Sie sollten bewerten, welches Geschlecht

bezüglich verschiedener thematiken die bessere intui-

tion hat. dabei ging es sowohl um das privat- als auch

um das Berufsleben. ergebnis: Frauen wie Männer

halten die intuition von Frauen im Beziehungsleben für

unschlagbar. Ganz anders dann im Berufsleben: hier

trauen beide Geschlechter der weiblichen intuition

wenig zu und sehen die Männer klar im Vorteil – z. B.

beim aktienkauf. Spiegeln diese Stereotype die Wirk-

lichkeit wider? am aktienmarkt ist das keineswegs der

Fall. Studien zeigen keinen Unterschied oder sogar

leicht erfolgreichere investitionen von Frauen.

noch überraschender als das Fortleben alter Ge-

schlechterstereotype ist dieses ergebnis der Studie:

es zeigte sich, dass die einschätzungen und denk-

muster über alle altersstufen gleich sind. Von der

jüngeren Generation ist also zumindest in diesem

punkt nicht viel Fortschritt zu erhoffen.

eine Frage der ZeitVon den 24 Stunden, die uns allen täglich zur

Verfügung stehen, sind beinahe die hälfte mit

persönlichem, wie Schlafen, essen oder der

Körperpflege, ausgefüllt. Berufliche tätigkeiten

beanspruchen Frauen im Schnitt zwei Stunden

und 40 Minuten pro tag, Männer rund ein-

dreiviertel Stunden mehr. Kochen, putzen,

Wäschewaschen: Frauen in Österreich verrich-

ten täglich drei Stunden, 42 Minuten arbeiten

im haushalt, während sich Männer im Schnitt

nur knapp zwei Stunden damit aufhalten.

Frauen investieren auch 22 Minuten mehr als

Männer in „soziale Kontakte, Kinderbetreuung,

Freiwilligenarbeit. Für Frei zeitaktivitäten bleibt

dagegen Männern über eine halbe Stunden

mehr Zeit als Frauen.

Unbezahlte arbeit – zwei drittel hängen an den

Frauen! Was die Verteilung unbezahlter arbeit

betrifft, liegt Österreich im europäischen Mittel-

feld. in vielen südeuropäischen ländern, etwa

Griechenland und Zypern, liegt der anteil, den

Männer im haushalt, beim Kochen und bei der

Kinderbetreuung leisten, bei rund 20 oder

sogar unter 20 %. in den nordeuopäischen und

baltischen ländern beträgt er etwa 40 %.

in Österreich liegt er (je nach Studien) zwi-

schen 25 und 30 %. Jede Woche werden in

Österreich von personen ab zehn Jahren insge-

samt rund 186,5 Millionen Stunden an unbezahl-

ter arbeit geleistet – zwei drittel davon von

Frauen. annähernd umgekehrt ist das Verhält-

nis bei erwerbsarbeit: hier haben Frauen einen

anteil von 39 %, Männer von 61 %.

Quelle: Statistik Austria,

zeitverwendungsstudie 2008/2009

Quelle: Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung jahresdaten 2014 Quelle: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, 2014

Vollzeit/teilzeit von Frauen/Männern nach Branchen

Stereotype von Frauen/Männern über intuition

47,1%

18,2%

21,1%

49,8%

43,3%

38,6%

46,8%

60,3%

30,2%

73,1%

39,1%

79,8%

69,8%

5,8%

4,7%

6,7%

3,0%

7,6%

11,0%

2,6%

10,6%

8,5%

5,0%

4,6%

4,0%

2,7%

25,0%

36,6%

40,7%

28,6%

27,3%

25,0%

29,0%

18,9%

32,5%

13,2%

26,6%

8,2%

17,4%

22,0%

40,4%

31,5%

18,6%

21,8%

25,6%

21,6%

10,1%

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0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Gesamt

Gesundheits- und Sozialwesen

Erziehung und Unterricht

Öffentliche Verwaltung

Freiberufliche/techn. Dienstleistungen

Grundstücks- und Wohnungswesen

Finanz- und Versicherungsleistungen

Information und Kommunikation

Beherbergung und Gastronomie

Verkehr

Handel

Bau

Herstellung von Waren

männlich Vollzeit männlich Teilzeit weiblich Vollzeit weiblich Teilzeit

■ Männer sind besser ■ kein Unterschied ■ Frauen sind besser

Den richtigen Partner wählen

Mitarbeiter führen

In Aktien investieren

Befragte Männer

Befragte Männer

Befragte Männer

BefragteFrauen

Befragte Frauen

Befragte Frauen

14

34

66

6

18

52

26

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28

44

37

60

26

9

66

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der Psychologe und Männerforscher Erich Lehner. Doch sowohl Burschen als auch Mädchen sind heute besser ausgebildet als je zuvor. Und die Zahl der männ­lichen Schulabbrecher ist in den letzten Jahren leicht gesunken. Zudem gibt es in Österreich bei den Schul­abbrechern im Gegensatz zur restlichen EU kaum Un­terschiede zwischen Mädchen und Burschen, so Mit­autorin Nadja Bergmann in ihrer Untersuchung. Dennoch plädiert der Männerforscher Paul Scheibel­hofer für die Entwicklung einer „geschlechterreflektie­renden Pädagogik“, die verstärkt in der Ausbildung von LehrerInnen verankert werden müsse. „Nicht alle Buben sind gleich. Kinder kennen aber die Erwartun­gen an ihr Geschlecht und sie werden für geschlechter­konformes Verhalten gelobt. So wird die Schule zum Lernraum von Männlichkeit. Als Pädagogin und Pädagoge muss man das thematisieren, indem man es infrage stellt“, meint er.

Wie schwierig es ist, die Geschlechtersegregation in Bildung und Ausbildung aufzubrechen, zeigt die Tat­sache, dass in Österreich immer noch ein Großteil der Mädchen und Burschen frauen­ bzw. männertypische Berufe wählt. Tatsächlich nahm der Anteil der Männer in den Arbeitsbereichen Bildung, Gesundheit, Pflege und Fürsorge im letzten Jahrzehnt sogar ab, berichtet Bergmann. „Das schaut in anderen Ländern, vor allem in Süd­ und Südosteuropa, ganz anders aus. Und in den Ländern Nordeuropas gibt es zwar Frauen­ und Männerberufe, aber sie werden auch bei der Bezahlung nicht so unterschiedlich bewertet wie bei uns. Dort ist die Lohnpolitik solidarischer.“

Beruf und KarriereNicht nur hinsichtlich der Berufswahl, sondern auch betreffend die Arbeitszeitverteilung zeigt sich laut Bergmann in Österreich ein besonders konservatives Bild. Die Unterschiede zwischen Frauen und Männern bei der Erwerbsquote im Allgemeinen und der Voll­zeitquote im Speziellen sind in Österreich weitaus ausgeprägter als in anderen EU­Ländern. Besonders auffallend: Während die Erwerbsquote und der Er­werbsverlauf von Frauen und Männern in kinderlosen Beziehungen relativ gleichstellungsorientiert sind, ändert sich dies ab der Geburt des ersten Kindes schlag­artig – zu Ungunsten der Frauen. Nadja Bergmann ortet jedoch vor allem bei jüngeren Männern eine Tendenz zu breiteren Lebensentwürfen, die nicht mehr nur auf Erwerbsarbeit ausgerichtet sind, sondern z. B. auch dem Wunsch nach stärkerer Beteiligung an der Kinderbetreuung Rechnung tragen. „Während also auf der individuellen Verhaltens­ und Einstellungs­ebene gewisse Änderungen im Geschlechterverhältnis

ausgemacht werden können – für beide Geschlechter –, hinken sozialstaatliche Sicherungssysteme, Rechts­normen und die betrieblichen Realitäten diesen An­sprüchen hinterher“, konstatieren Nadja Bergmann, Elli und Christian Scambor dazu in ihrer Untersu­chung. Immerhin ist es aber so, dass die Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf mittlerweile als eine wahrgenommen wird, die nicht nur Frauen, son­dern auch Männer betrifft. Es bedürfe jedoch betrieb­licher und sozialrechtlicher Rahmenbedingungen, um Vereinbarkeit für Männer lebbar zu machen und eine gleichstellungsorientierte Verteilung der Care­ Arbeit zu fördern, so Bergmann. Wir brauchen also „väter karenzfreundliche“ Betriebe.

MännerpolitikDie AutorInnen der EU­Studie „The Role of Men in Gender Equality“ kommen zu dem eindeutigen Schluss, dass Männer nicht nur in zunehmendem Maße an Fragen der Geschlechterdemokratie interes­siert sind, sondern dass mittlerweile geschlechterdemo­kratische Prozesse und Projekte auch deutlich öfter und präziser auf Männer als Akteure ausgerichtet sind. Im

Prozess der Weiterentwicklung der Gleichstellungs­politik werden Männer zunehmend berücksichtigt und angesprochen. Parallel dazu hat sich auch in Österreich, nicht erst seit der Einführung der nicht unumstrittenen Männerpolitischen Grundsatzabteilung des Bundes, eine „Männerpolitik“ entwickelt, die von zahllosen Vereinen und Beratungsstellen getragen wird. Nicht immer ist diese gleichstellungsorientiert. Doch die Ent­wicklung einer zukunftsorientierten Männerpolitik müsse keineswegs zulasten der Frauen erfolgen, meint Bergmann. Und selbstverständlich ist es legitim, dass Männer ihre Themen und Probleme – etwa in den Be­reichen Gesundheit, Gewalt, Sorgerecht oder Bildung – ansprechen und bearbeiten. Doch das Thema Männer und Gleichstellung dürfe nicht so diskutiert werden, dass Männer vordergründig als die neuen Opfer darge­stellt würden, betont Bergmann. Vielmehr hofft sie darauf, die Männer als neue Verbündete zu gewinnen. „Es ist Bewegung im Geschlechterverhältnis. Wenn Männer an Strukturen und Rollenbildern leiden, kommt ein Nachdenkprozess in Gang, der Männer durchaus zu Verbündeten im Gleichstellungsprozess machen kann. Ich bin da nicht ganz pessimistisch.“

Fortsetzung von Seite 5

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„das thema Männer und Gleichstellung

darf nicht so diskutiert werden, dass

Männer vordergründig als die neuen opfer

dargestellt werden.“ nadja Bergmann

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Wir müssen allianzen bilden

„Wenn es leicht wäre, die Geschlechter ver hältnisse zu verändern, wären wir schon sehr viel weiter“, sagt Paul Scheibelhofer. Er ist Sozialwissenschaftler und Geschlechter forscher mit Fokus auf kritischer Männlichkeitsforschung. Mit der Frage, was die Männer zum Gleichstellungs prozess beitragen können, beschäftigt er sich intensiv.

Was hindert Männer daran, nach ihren Einstellungen zu handeln?Da muss man sich die institutionellen Rahmen­bedingungen anschauen. Je männlicher ein Berufszweig ist, desto eher müssen Männer wie Männer funktionieren. Es gibt eine männlich dominierte Kultur, deren Status quo ist, dass Männer Vollzeit arbeiten und besser verdienen und Frauen in Teilzeitarbeit schlechter verdienen. Und es gibt immer noch die Zuweisung, dass familientaugliche Jobs weiblich sind und ein Großteil der Familienarbeit von Frauen getragen wird. Das muss sich ändern. Aber auf der Basis von Freiwilligkeit wird das nicht passieren. Da braucht es Gesetze und Regelungen, z. B. Frauen­quoten für Aufsichtsräte. Strukturen ändern sich nicht durch gut Zureden.

Wie kann man Männer zu geschlechter­gerechtem Handeln motivieren?Man muss ihnen aufzeigen, dass ihre gesell­schaftliche Dominanz Kosten hat. Dass sie damit einen Deal eingehen, der bedeutet, dass sie Familienzeit und Empathie verlieren. Und man muss ihnen vermitteln, was sie gewinnen durch mehr Geschlechtergerechtigkeit. Bessere Arbeitsbedingungen von Frauen helfen auch den Männern, weil die Familie vom höheren Einkommen der Frauen profitiert. Beginnen muss diese Arbeit schon bei Buben

if:faktum: Herr Dr. Scheibelhofer, kann Män­nerarbeit für Frauen wirken, in dem Sinne, dass sie den Gleichstellungsprozess vorantreibt?Paul Scheibelhofer: Im Gewaltbereich ist das definitiv so. In der Burschenarbeit gibt es auch Differenzen. Da werden die Burschen gerne mal als Opfer der Emanzipation dargestellt. Noch stärker können wir das im Bereich der Väter be­obachten. Da muss man also sehr aufpassen bei der Männerarbeit. Was wir seit Jahren sehen, ist eine große Diskrepanz zwischen den Einstellun­gen und den Handlungen. Von ihrer Einstellung her sind heute die meisten Männer eher progres­siv. Ihre Handlungen sind hingegen sehr viel we­niger fortschrittlich im Sinne der Gleichstellung.

ist Sozialwissenschaftler und Geschlech-

terforscher mit Fokus auf Männlichkeits-

forschung. in den vergangenen Jahren hat

er neben seiner wissenschaftlichen tätigkeit

ein sexualpädagogisches projekt in niederös-

terreich aufgebaut und geleitet. ab herbst 2016

ist er als Universitätsassistent am institut für erzie-

hungswissenschaft der Universität innsbruck tätig. er forscht, lehrt und publiziert

zu kritischer Männlichkeitsforschung, geschlechtersensibler pädagogik, Sexual-

pädagogik sowie sozialer Ungleichheit, Migration und rassismus.

DR. PAUl SCHEIBElHOFER

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Frauen können mittlerweile auf die Männer als

Verbündete im Gleichstellungsprozess zählen – doch

längst nicht auf alle.

Viele Männer haben erkannt, dass diversität und echte

Gleichstellung der Geschlechter auch ihnen Vorteile bringen.

doch es gibt auch randgruppen, die strikt antifeministisch

sind und den Mann in einer neuen rolle als opfer der eman-

zipation darzustellen versuchen. So klein diese Gruppe der

Männer auch sein mag, umso lauter verschafft sie sich oft

im internet Gehör.

dass Männer früher stürben, weil ihre gesundheitlichen und

sozialen probleme gesellschaftlich kaum beachtet würden,

wird da ebenso beklagt wie die angebliche tatsache, dass

Buben in der Schule heutzutage benachteiligt seien, weil

sie nachweislich schlechtere noten hätten. dass die Buben,

sobald sie mal erwachsen sind, dann dennoch die besser

bezahlten und höher angesehenen Jobs bekommen, bleibt

dabei unerwähnt. Besonders lautstark über ihre opferrolle

klagen oft die Scheidungsväter, die ihren erbitterten Kampf

ums Kind (oder gegen ihre exfrau) gerne mit dem „recht

des Kindes auf beide eltern“ kaschieren. Wie groß ihr anteil

an der Betreuungs- und Familienarbeit vor der Scheidung

war, bleibt dabei unerwähnt.

Gerade diese radikalen Männer-Splittergruppen waren

ein Grund, warum im heurigen Jänner der „dachverband

Männerarbeit Österreich“ (dMÖ) gegründet wurde. „diesen

extremen Gruppen darf man nicht das Feld überlassen.

es gibt keine männliche diskriminierung. das muss man

differenziert abklären. Wir wollen eine reflektierte

Stimme einbringen. es ist sehr wohl wichtig, auf

die nachteile, die Männer haben, einzugehen und

daran zu arbeiten. aber man muss auch immer

die Vorteile gegenüberstellen“, sagt dazu Vor-

standsmitglied erich lehner. der dMÖ engagiert

sich laut eigendarstellung für eine faire Vertei-

lung von arbeit und ressourcen, für mehr Väter-

präsenz in den Familien, für gewaltfreie Männer-

und Beziehungsentwürfe, für alternativen zu

traditionellen Männlichkeitsentwürfen und für

gendersensible Bildungszugänge. dabei bekennt

sich der dMÖ explizit dazu, als Unterstützer und

Kooperationspartner für Frauen und ihre rechte,

anliegen und organisationen einzutreten.

„Wir arbeiten für ein neues, geschlechtergerechtes Männ-

lichkeitsbild. Und wir wollen aufzeigen, dass Geschlechter-

gleichstellung und -gerechtigkeit auch das leben der

Männer verbessert“, sagt lehner.

www.dmoe-info.at

Männer alS VerBündete

9

und jungen Burschen, die man unterstützen und sensi bilisieren muss. Aber klar ist: Diese positive Vermittlung reicht nicht. Es braucht auch klare politische Signale, und zwar nicht nur Worte, sondern auch Taten und Ressourcen.

GleichbeRECHTigung haben wir erreicht. Doch manchmal scheint es, als wäre es zur realen GleichSTELLUNG von Frau und Mann noch ein sehr weiter Weg. Wie schätzen Sie das ein?Die Liberalisierung der Gesellschaft bringt Fortschritte und die neue Viel­fältigkeit von Geschlechtsidentitäten bietet Chancen. Doch es gibt auch Hinweise und Untersuchungen, die zeigen, dass wir derzeit eine Art Retraditionalisierung erleben, in der die alten Rollenbilder wieder verstärkt wirksam und gültig sind. Was bedeutet z. B. das Phänomen Andreas Gabalier? Es zeigt, dass die Bilder und Vorbilder wieder traditioneller werden. Vielleicht sind der Neoliberalismus und die Krise Gründe dafür. Was wir brauchen, sind Dialog und Verständnis zwischen den Geschlechtern. Im Kampf um Gleichstellung müssen Frauen und Männer Allianzen bilden. Diese müssen nicht unbedingt dauerhaft sein, sondern können vielleicht auch nur zur Durchsetzung einer einzelnen Forderung bestehen.

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erich lehnerDachverband Männerarbeit Österreich

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In Österreich treten am 1. März 2017 zwei neue Regelungen in Kraft, die Väter animieren sollen,

sich verstärkt bei der Kinderbetreuung zu engagieren. Künftig haben Väter, die mit ihrem Kind und dem an­deren Elternteil in einem gemeinsamen Haushalt leben und für ihr Kind Familienbeihilfe beziehen, die Mög­lichkeit, nach der Geburt ihres Kindes einen Monat lang die Erwerbstätigkeit zu unterbrechen und sich ausschließlich der Familie zu widmen. Ein Rechts­anspruch auf diesen „Papamonat“ besteht allerdings nicht. Auch Kündigungsschutz ist in Zusammenhang mit der neuen Familienzeit nicht gegeben.

Neue Voraussetzungen gelten für Geburten ab 1. März 2017 auch beim Kinderbetreuungsgeld. Es gibt dann ein Kinderbetreuungsgeld­Konto mit einer einheit­lichen Gesamtsumme (15.449 Euro). Die Bezugsdauer kann individuell gewählt werden. Sie beträgt für einen Elternteil zwischen zwölf und 28 Monate. Beteiligen sich beide Elternteile an der Kinderbetreuung, beträgt die mögliche Bezugsdauer zwischen 15 und 35 Monate. Teilen sich die Eltern die Kinderbetreuung zu (an­nähernd) gleichen Teilen, also 50 zu 50 oder 60 zu 40, gibt es überdies einen Partnerschaftsbonus in der Höhe von 1.000 Euro.

Wir haben die neue Frauenministerin, Sabine Oberhauser, zur Väterbe­

teiligung und den notwendigen kommenden Schritten auf

dem Weg zur Gleichstellung befragt.

neue Väter braucht

das landFrauenministerin

Sabine Oberhauser im Interview.

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if:faktum: Frau Ministerin, warum ist die Väter­beteiligung an der Familienarbeit so wichtig?Sabine Oberhauser: Männerbeteiligung in der Familie ist die notwendige Ergänzung zur Frauenemanzipation am Arbeitsplatz. Wenn sich Väter gleichteilig in der Kinderbetreuung einbringen, können sich ihre Partne­rinnen gleichberechtigt im Berufsleben beweisen. Gleichzeitig kommt es dadurch schrittweise zu einem gesellschaftlichen Umdenken: Als ArbeitgeberIn merke ich dann vielleicht, dass nicht nur junge Frauen, son­dern auch junge Männer Kinder bekommen – und in Karenz gehen. Das heißt, dass „Kinderkriegen“ hoffentlich irgendwann am Arbeitsplatz nicht mehr nur als Frauensache wahrgenommen wird, sondern als das, was es ja ist: Elternsache. Die Einführung des Papamonats für die Privatwirtschaft war jedenfalls ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung.

Welche Maßnahmen erfordert es, um von der erreichten GleichbeRECHTigung zur tatsächlichen GleichSTELLUNG zu kommen?Zunächst ist es wichtig, einen rechtlichen Rahmen zu schaffen, um Vätern – und Eltern generell – die Fami­lienarbeit überhaupt zu ermöglichen. Politisch sind wir hier ständig am Ball. Ende letzten Jahres konnten zum Beispiel Novellen zum Arbeitszeit­, Mutterschutz­ und Väter­Karenzgesetz im Nationalrat beschlossen werden. Für Männer ist es außerdem genauso wichtig wie für Frauen, traditionelle Rollenmuster zu hinterfragen. Gerade heute, wo Debatten oft sehr polemisch geführt werden, ist eine kritische und umsichtige Auseinander­

setzung mit „Männlichkeit“ wichtig. Als Frauen­ministerin unterstütze ich daher Vereine, die Burschen­ und Männerarbeit anbieten.

Was können wir von Best­Practice­Ländern wie Norwegen, Schweden, Finnland, Island lernen?In der skandinavischen Politik ist schon sehr früh damit begonnen worden, Vereinbarkeitsmaßnahmen politisch und betrieblich zu verankern – sowohl für Frauen als auch für Männer. Es ist wichtig, zu erken­nen: Wenn ein Betrieb es Vätern leicht macht, in Karenz zu gehen, wirkt sich das in der Regel positiv auf das Arbeitsklima aus. So etwas steigert die Moti­vation und Loyalität der ArbeitnehmerInnen. Diese Erkenntnis muss sich bei uns leider erst breiten­wirksam durchsetzen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Neuregelung des Kinderbetreuungsgeldes und dem „Papamonat“?Prinzipiell bin ich sehr zufrieden. Damit haben wir in Österreich einem zeitgemäßeren, bunteren Familien­bild Rechnung getragen. Das neue Kinderbetreuungs­geld­Konto ermöglicht Eltern eine größere Flexibilität bei der Gestaltung der Karenz. Der „Papamonat“ für die Privatwirtschaft ist ein riesiger Schritt. Väter sind während dieser Zeit voll kranken­ und pensionsversi­chert. Das gilt übrigens auch für Regenbogenfamilien! Ich denke, wir sind so weit gegangen, wie wir in der gegenwärtigen Situation gehen konnten. Jetzt müssen wir uns einmal anschauen, wie das neue Kinderbe­treuungsgeld in der Umsetzung funktioniert.

eU-projekt für mehr Vereinbarkeit

Bestehende Studien und Umfragen zeigen den

wachsenden Wunsch vieler Männer, stärker als

bislang an Kindererziehung und Betreuungsarbeit

teilzuhaben, und deuten gleichzeitig auf viel-

fältige hindernisse dabei hin. insbesondere in

männerdominierten Branchen scheint es oft

einen Mangel an betrieblichen Gleichstellungs-

strategien zu geben. Weiters bestehen – aus

vielen Gründen – geschlechtsspezifische

Ungleichheiten in der (gesellschaftlichen und

familiären) arbeits(zeit)teilung fort – sei es

aufgrund von Karrierechancen, einkommens-

unterschieden oder hartnäckigen rollenbildern.

Seit einem guten halben Jahr (und noch bis

dezember 2017) läuft nun in Österreich das

eU-projekt „Männer und Vereinbarkeit von Beruf

und Familie: Wege zur gerechten aufteilung von

Karenz-, Betreuungs- und arbeitszeiten“, an dem

das Sozialministerium in Kooperation mit dem

Bundesministerium für Gesundheit und Frauen,

die l&r Sozialforschung und die Forschungs- und

Beratungsstelle arbeitswelt ForBa beteiligt sind.

als assoziierte projektpartnerinnen nehmen

zudem die arbeiterkammer, der ÖGB und die

industriellenvereinigung teil.

Unter anderem werden bei diesem projekt

Vereinbarkeitsstrategien in stark männerdomi-

nierten Branchen etabliert. damit soll es mehr

Männern ermöglicht werden, in Karenz zu gehen

und an der Kindererziehung aktiv teilzunehmen.

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In Österreich ist man bemüht, die Beteiligung der Väter an der Kinderbetreuung zu erhöhen. Vorbilder und positive Beispiele, an denen man sich orientieren könnte, finden sich in den anderen EU-Staaten genug.

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Obwohl die Beteiligung der Männer an der Kinderbetreuung europaweit in den

letzten Jahren tendenziell zugenommen hat, ist Kinderbetreuung nach wie vor größtenteils „Frauen sache“. Und obwohl es in der EU einen klaren politischen Konsens gibt, dass der Anteil der Väter an den gesetzlich erlaubten oder tatsächlich beanspruchten Karenzzeiten erhöht werden soll, scheitert dieses löbliche Vorhaben vielerorts in der Praxis an den Realitäten der Arbeitswelten.

Allerdings gibt es große Unterschiede zwischen den EU­Staaten. Vor allem in den nordischen Ländern übernehmen wesentlich mehr Väter ihre partnerschaftlichen Pflichten und Aufgaben bei der Kindererziehung und ­betreuung als etwa in Österreich. Es lohnt sich also, einen genaueren Blick darauf zu werfen, was die Gründe dafür sein könnten.

Hinsichtlich der Beteiligung der Männer an der Kinderbetreuung liegt Österreich im unteren Drittel der EU­Staaten. Während in nordischen und baltischen Ländern die Väter einen Anteil von 40 Prozent der Betreuungstätigkeit für sich verbuchen können, bringen es österreichische Männer gerade einmal auf 28 Prozent. Auch hin­sichtlich der Inanspruchnahme von Karenzzeiten durch Männer hat Österreich Nachholbedarf. 2015 lag der Anteil der Männer an Kinderbe­

treuungsgeldbeziehenden bei 18 Prozent. Hinzu kommt noch, dass die Männer deutlich kürzere Karenzzeiten in Anspruch nahmen als Frauen.

Was kann Österreich nun von anderen euro­päischen Staaten lernen? Vergleichsstudien zeigen, dass eine hohe Väterbeteiligung vor allem zwei Grundlagen hat: die Bereitschaft von Betrie­ben, hier aktiv mitzuwirken und entsprechende Modelle für Männer (und Frauen) anzubieten, und eine Gesetzgebung, die diese gendersensible Unternehmenskultur unterstützt.

Als das europäische Vorzeigeland schlechthin kann Island angesehen werden. Dort gilt eine gesetzliche Dreiteilung der Karenzzeit (insgesamt neun Monate). Je drei Monate müssen von je­weils einem der beiden Elternteile in Anspruch genommen werden. Die übrigen drei Monate können frei gewählt werden. Nimmt ein Eltern­teil seine drei Monate nicht in Anspruch, ver­fallen diese. Der Erfolg dieser Regelung spricht für sich: 90 Prozent der Väter nehmen die Ka­renz in Anspruch – mit einer durchschnittlichen Dauer von 100 Tagen. Neue Studien zeigen auch, dass die hohe Karenzbeteiligung der Väter auch positive Auswirkungen auf die Beteiligung an der Kinderbetreuung nach der Karenz hat. Island kann auf die gerechteste Aufteilung der Betreuungspflichten in Europa verweisen!

Ein ähnliches System ist in Schweden imple­mentiert. Dort beträgt die gesetzliche Karenzzeit maximal 18 Monate, von denen mindestens drei vom zweiten Elternteil (in der Regel dem Mann) konsumiert werden müssen. Passiert dies nicht, verfallen auch in Schweden diese Karenzmonate. Zudem kann die Karenzzeit sehr flexibel bis zum zwölften Lebensjahr des Kindes genutzt werden.

ein Blick über den tellerrand

Für die erforschung der rolle der Männer im Gleichstellungs-

prozess waren im rahmen der eU-Studie in Österreich das

abz*austria, das Forschungsbüro des Vereins für Männer-

und Geschlechterthemen Steiermark und das l&r institut für

Sozialforschung im einsatz.

Mehr informationen finden Sie hier:

www.lrsocialresearch.at, www.abzaustria.at, vmg-steiermark.at

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2008 wurde auch ein „Gleichstellungsbonus“ eingeführt, den die Eltern erhalten, wenn die Karenz gerecht aufgeteilt ist. Mittlerweile nehmen in Schweden acht von zehn Vätern die Karenz in Anspruch – die meisten deutlich länger als drei Monate. Auch auf betrieblicher Ebene wird in Schweden viel Wert auf gleich­stellungsfördernde Maßnahmen gelegt. So sehen die meisten Kollektivverträge zusätzliche Einkommenskompensationen während der Karenzzeit vor und bieten über die gesetzlichen Regelungen hinausgehende sozialrechtliche Ansprüche. Zudem haben Eltern den Anspruch, bis zum achten Lebensjahr des Kindes ihre Arbeitszeit bis zu 75 Prozent zu reduzieren.

Mit der Einführung des Bundeselterngeldes 2007 konnte auch Deutschland den Anteil der Väterkarenz steigern – von mageren 3,5 Prozent auf ein beachtliches Drittel. Auch in den deut­schen Unternehmen scheint sich der Gedanke der Gleichstellung mehr und mehr durchzu­setzen. Zwei Vätermonate gelten heute in vielen Betrieben bereits als Standard.

Auch Slowenien geht seit 2014 bei der Eltern­karenzregelung den Weg der größtmöglichen Gleichstellung. Von den 260 möglichen Karenz­tagen ist ein Teil exklusiv für die Mutter, ein Teil exklusiv für den Vater und ein Teil frei wählbar. Der exklusive Vater­Anteil, der nicht übertragen werden kann, beträgt 50 Tage.

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So familien- freundlich ist Österreich

in Österreich wurde im Jahr 2006

als konkrete Folge eines eU-projekts

die Familie und Beruf Management

Gmbh eingerichtet. diese nationale

Service-, Koordinierungs- und Umset-

zungsstelle entwickelt Vereinbarkeits-

maßnahmen für Unternehmen, Gemein-

den, hochschulen und Universitäten sowie

Gesundheits- und pflegeinstitute. Ziel ist

die optimale Gestaltung einer familien-

orientierten lebens- und arbeitsumge-

bung. das angebotsspektrum der Familie

und Beruf Management Gmbh umfasst

auditangebote, die Förderung bedarfs-

gerechter Kinderbetreuung sowie die

organisation des Staatspreises „Familien-

freundlichster Betrieb“. Zudem soll ein

„berufundfamilie-index“ Unternehmen

helfen, die Stärken und entwicklungs-

potenziale ihrer eigenen personalpolitik in

Bezug auf das Familienbewusstsein bzw.

auf die Vereinbarkeit von Familie und

Beruf zu überprüfen und sich mit anderen

Unternehmen zu vergleichen.

Für arbeitnehmerinnen finden sich auf

der homepage der Familie und Beruf

Management Gmbh eine liste familien-

freundlicher Betriebe sowie eine

Check liste, die helfen soll, die Familien-

freundlichkeit eines Unternehmens ein-

zuschätzen. außerdem ermöglicht es

eine sogenannte „Family-Map“, auf einer

Österreichkarte gezielt nach familien-

freundlichen Unternehmen, Gemeinden

oder sonstigen einrichtungen zu suchen.

www.familieundberuf.at/home

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„neue Väter“ – wenn die Karenz zur Selbstverständlichkeit wirdInterview mit Markus Bieler und Roland Ringhofer, zwei Vätern in Karenz.

Welche Gründe waren für Sie ausschlag­gebend, in Karenz zu gehen?

MB: Ich möchte so viel Zeit wie möglich mit meiner Tochter

verbringen, da war es für mich von Anfang an klar, dass ich auch in Karenz gehen möchte. Vor allem im ersten Jahr gibt es so viele große und kleine Entwicklungsschritte des Kindes, daran wollte ich auch teilhaben.RR: Ich wollte Zeit mit

meinen Kindern verbrin­gen. Ich hätte es als unfair

empfunden, wenn dieses Privileg nur meiner Frau

vorbehalten gewesen wäre.

Wie lange waren bzw. sind Sie in Karenz?MB: Zwei Monate waren optimal für meine Frau und mich vereinbar.RR: Ich war bei beiden Kindern jeweils vier Mona­te in Karenz. Das war ein passender Kompromiss zwischen Familie und Arbeit.

Beschreiben Sie einen typischen Tag als Vater in Karenz.MB: Unser morgendliches Kuschel­Wickel­ Umzieh­Ritual hat sich fest in unseren Tagesab­lauf verankert, danach wurde Frühstück ge­macht und viel gespielt. Während sie dann wieder schlief, habe ich das Mittagessen vorbereitet. Am Nachmittag haben wir viel Zeit draußen verbracht und nach einem kurzen Schläfchen wurde getobt, gegessen und natür­lich immer wieder gewickelt.RR: Überraschend anstrengend und ausfüllend. Kinderbetreuung und Haushalt nehmen viel Zeit und Energie in Anspruch. Es dauert eine Zeit, bis man einen passenden Tagesablauf gefunden hat. Dann hat man neben Wickeln, Füttern,

Kochen, Waschen auch ausreichend Zeit und Nerven für die schöne Seite der Karenz – Spielen, Kuscheln und Spazierengehen mit den Kindern.

Wie hat/haben Ihr/e ArbeitgeberIn/Ihre KollegInnen auf Ihren Wunsch, in Karenz zu gehen, reagiert?MB: Bis auf wenige Ausnahmen waren die Reaktionen sehr positiv.RR: Da ich schon früh meinen Karenzwunsch geäußert habe, konnten sich alle gut darauf vor­bereiten. Vonseiten des Arbeitgebers wurden mir keinerlei Steine in den Weg gelegt.

Haben Sie irgendwelche negativen Erfahrungen gemacht?MB: Nein, hier gab es nur positive Erfahrungen. Einzig ältere Männer verstehen nicht ganz, warum ein Mann in Karenz geht bzw. was er da den ganzen Tag tut.RR: Kaum, vielleicht Erstaunen und etwas Unverständnis hin und wieder. Die meisten Reaktionen waren sehr positiv. Ältere Frauen waren sichtlich überrascht, dass auch ein Mann das Leben mit Kleinkindern meistern kann, und von älteren Männern habe ich des Öfteren gehört: „Schade, dass das zu meiner Zeit noch nicht gegangen ist.“

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BiBi – Bildungs- und Berufsinformationsmesse

Mit dem Ziel, traditionelle und fest-

gefahrene Stereotype und rollenbilder

aufzubrechen und vor allem Mädchen

neue Wege aufzuzeigen, startete einst

die Bildungs- und Berufsinformations-

messe als reine Mädchenmesse. durch

den jährlichen anstieg der ausstellerin-

nen und die erkenntnis, dass natürlich

Burschen ebenso in den prozess der

Gleichstellung eingebunden werden

müssen, öffnete die BiBi auch für männ-

liche Schüler ihre türen. Mit erfolg,

denn heute besuchen an die 2.000

Schülerinnen unsere Bildungs- und Be-

rufsinformationsmesse. die Besucherin-

nen können sich quer über alle Berufs-

und Weiterbildungssparten informieren.

natürlich gibt es auch die Möglichkeit,

handwerkliche Fertigkeiten auszupro-

bieren oder in den Sozialbereich zu

schnuppern. Mit der BiBi soll beiden

Geschlechtern, Burschen wie Mädchen,

gezeigt werden, dass es auch abseits der

traditionellen Berufsbilder unzählige

Möglichkeiten und erfolgschancen gibt.

Heuer findet die Messe von 4. bis 6. Okto-

ber von 9.00 bis 13.00 Uhr im Messezen-

trum Oberwart statt. Wir freuen uns schon

auf viele interessierte junge Menschen.

Väterkarenz unterstützt WiedereinstiegMag.a Gabi Tremmel-Yakali, Referentin für Frauen-angelegenheiten, Arbeiterkammer Burgenland

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adressen, Beratungsstellen, links

• arbeiterkammer Burgenland 7000 Eisenstadt, Wiener Straße 7, Tel.: 02682 740

• aK-Bezirksstelle 7100 neusiedl, Obere Hauptstraße 55, Tel.: 02167 8120

• aK-Bezirksstelle 7350 Oberpullendorf, Spitalstraße 25, Tel.: 02612 42255

• aK-Bezirksstelle 7400 Oberwart, lehargasse 5, Tel.: 03352 32588

• aK-Bezirksstelle 7540 Güssing, Hauptstraße 59, Tel.: 03322 42755

• aK-Bezirksstelle 8380 jennersdorf, Bahnhofring 5, Tel.: 03329 46255

• Verein tagesmütter Burgenland 7000 Eisenstadt, Hartlsteig 2

Tel.: 02682 61025, E-Mail: [email protected], www.tagesmuetter.or.at

• Verein für Männer- & Burschenkompetenz Mag. Clemens Schermann 0676/753 72 86,

Christian Huisbauer 0676/527 20 70, E-Mail: [email protected]

• Männerberatung der Caritas eisenstadt 7000 Eisenstadt, Bründlfeldweg 75

Tel.: 0676/837 30-409, www.caritas-burgenland.at

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Geht auch der Vater in Karenz, schaffen Mütter leichter die

Rückkehr in den Beruf. Das hat das AK Wiedereinstiegsmonitoring gemessen: 72 % der Burgenländerinnen, deren Partner in Karenz waren, sind mit Ende der arbeitsrechtlichen Karenz zum zweiten Geburtstag ihres Kindes wieder erwerbstätig. Dagegen sind es bei Frau­en ohne partnerschaftliche Teilung nur 57 %. Am schwierigsten gestaltet sich der Wiedereinstieg für Alleinerzieherin­nen. Hier sind nur 53 % zum zweiten Geburtstag des Kindes wieder berufstätig.

Grundsätzlich zeigt das Monitoring, dass sich kür­zere Unterbrechungen posi­tiv auf den Wiedereinstieg auswirken. Wird die Karenzzeit zwischen den Eltern geteilt, unter­stützen Männer damit den Wieder­einstieg der Frauen. Auch für die Väter zeigt das Monitoring sehr stabile Ein­stiege: Bereits im dritten Monat nach Beginn des Kinderbetreuungsgeld­bezuges erreichen Männer im Burgen­land Beschäftigungsraten von 71 %.Positiv ist daher, dass der Anteil der Männer mit Kinderbetreuungsgeld­bezug steigt. Er hat sich von 2006 auf 2012 von 5 % auf 11 % mehr als ver­doppelt. Im Burgenland unterbrachen 61 % der Väter 2012 ihre Erwerbsarbeit

während des Kinderbetreuungsgeld­bezugs. Damit liegen die Burgenländer zwar über dem Österreichschnitt (56 %), dennoch sind es nur etwas mehr als die Hälfte der Bezieher.

Die Entscheidungen über die Auf­teilung von Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit werden sehr rasch nach der Geburt gefällt. Die AK hat sich da­her für das Recht auf einen Papamonat

eingesetzt. Folgende Regelung wur­de im Zuge der Kindergeld­

reform getroffen: Mit 2017 sollen alle Väter die Möglichkeit einer Berufspause nach der Geburt ihres Kindes ha­

ben. Dieser sogenannte Familienzeitbonus kann

im Umfang von 28 bis 31 Tagen innerhalb von 91 Tagen

nach der Geburt des Kindes konsumiert werden. Väter sind während dieser Zeit kranken­ und pensionsversichert und erhalten finanzielle Unterstützung. Zusammen mit der Reform des Kinder­geldes, bei der ein Bonus für die partnerschaft liche Teilung vorgesehen ist, sind das weitere Schritte, um die Vä­terbeteiligung bei der Kinderbetreuung zu erhöhen. Das stärkt die Bindung zum Kind, ist gut für die Familien und fördert die Gleich stellung von Männern und Frauen im Erwerbsleben.

Gabi tremmel-

Yakali

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P.b.b. – Verlagspostamt 7000 Eisenstadt, Gz 002 100 31 42 024 70002

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menschenzum thema männer und

gleichstellung

Mag. Clemens Schermann, Männerberater und therapeut,

obmann des Vereins für Männer- und Burschenkompetenz

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Gleichstellung dann

eher gelingt, wenn Männer mit Frauen auf Augenhöhe

verhandeln können. Manchmal ist das Gespräch von Mann

zu Mann dazu hilfreich, um selbstbewusst an fairen lösungen

mitzuwirken – partnerschaftlich in Familie und Gesellschaft.

doris horvath,

Geschäftsführerin Frauenberatungsstelle oberpullendorf

Männer tragen genauso wie Frauen die Verantwortung für

Geschlechtergerechtigkeit, sie sind ebenso Betroffene und

Verantwortliche im Gleichstellungsprozess. Männer sind

zwar auch Teil des Problems, sind aber auch Teil der lösung,

sie können aktiv zum Wandel der Gesellschaft beitragen.

Chancen für neues gibt es, wenn die Gesellschaft bereit ist

für Vielfalt, neue Partnerschaften und neue zusammenarbeit.

Christian huisbauer, lebens- und Sozialberater

und Koordinator des Boys’ day im Burgenland

Die sozialen und emotionalen Kompetenzen von Burschen

werden im derzeitigen Rollenverständnis von „Mannsein“ bei

der Berufswahl wenig berücksichtigt. Am Boys’ Day werden

Burschen ermutigt, diese Kompetenzen zu entdecken, zu

diskutieren und zu erleben. Burschen möchten an einem fairen

zusammenspiel mitwirken.