Greven global jens fiege... · Er ist Optimist: Jens Fiege, 34, ist in die Chefetage des Grevener...

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Er ist Optimist: Jens Fiege, 34, ist in die Chefetage des Grevener Familien-Unter- nehmens aufgerückt. GZ-Foto Fiege 34 Jahre, schlank und 1,89 groß. Ein junger Mann, eine große Firma. Chefetage. Jens Fiege ist die Personifizierung einer gelungenen Nachfolge an der Spitze. Jens Fiege ist die 5. Generation im Famili- enunternehmen. Aber, wer ist das? Wie ist er, der Mann, der zusammen mit Vater Heinz, Onkel Hugo und Cou- sin Felix und einem mehr- köpfigen Vorstand jetzt Chef von 21 000 Mitarbeitern ist ? Wir haben ihn gefragt . Dampf hat er: Kein Sakko, offener Blick, nach mancher Frage erst eine kurze Denk- pause. Aber nur, damit die Antwort nachher umso schneller sprudeln kann. Er spricht zügig. Er spricht strukturiert. Er spricht viel. Und so hat er der Grevener Zeitung schnell erzählt, wer Jens Fiege ist, wenn man die Logistik abzieht. Die Eltern Heinz und Uschi Fiege hat der zweite Sohn Jens (Hendric ist älter, Marc und Sonja sind jünger) wie- der nach Greven gebracht: „Als ich kam, passte ich nicht mehr rein in die Wohnung in Münster. Da sind meine El- tern wieder an den Grünen Weg gezogen.“ In dem Haus wohnen sie immer noch. „Ich war halt Jens. Und fer- tig !“ So war´s in der Martini- Grundschule und auf der Penne. „Fiege, der Name hat mir nichts leichter und nichts schwerer gemacht.“ Freunde hat er gewonnen, fürs Leben. Jens Fiege, der wohnt zwar in Münster, ist aber eigentlich Grevener. Und das durchaus mit Herz: „Man kennt sich, man trifft sich, man schnackt ein bisschen. Ich geh´ in Gre- ven zum Frisör, ich kaufe in Greven ein. Da weiß ich, wo alles ist, Greven hat viel zu bieten.“ Global sein ist im Büro – aber das Hemd kommt vom Niederort. Schule – ein Jahr Amerika in einem kleinen Kaff irgend- wo hinter Pittsburgh – war damals und ist heute schon nichts Besonderes mehr. „Ei- ne tolle Zeit“, sagt Jens Fiege, „war´s trotzdem“. Und nach der Schule ? „Ja, was erleben, was machen, ein eigenes Leben führen, das wollte ich schon.“ Jens Fiege hätte – was er nicht wollte – auch Tischler oder Steuerbe- rater werden können: „Mein Vater und meine Mutter hät- ten alles akzeptiert, hätten mich immer unterstützt.“ Medizin, das wäre was gewe- sen, das hat ein bisschen ge- lockt. Aber wer Fiege heißt, wer als Junge im Betrieb fürs Taschengeld den Hof gefegt und die Laster abgeladen hat, den lockt die Firma. Klar ! So- bald er den Füh- rerschein hatte, hat er Papa Heinz als Fahrer zu den Kunden kut- schiert. Hat bei Be- sprechungen zuge- hört. „Das war spannend. Hat Spaß gemacht. Ich hatte Lust, in die Fußstapfen meines Va- ters zu treten.“ Studium, Betriebswirt- schaftslehre. Raus hier: Je ein Jahr Köln, Oxford, Madrid, Paris und am Ende ein halbes Jährchen in Berlin. Jens Fie- ge, dem nichts zufliegt, der richtig lernen und arbeiten muss und der vor Prüfungen auch schon mal eine kompri- mierte Woche Pauken ein- schiebt, er ist kein Bummel- student. Fünf Jahre, drei Hochschulabschlüsse: Di- plom-Kaufmann, das Gleiche nochmal auf Französisch und Englisch – Hut ab ! Ach ja: Englisch, Spanisch und Fran- zösisch spricht er aktiv flie- ßend, Italienisch und Portu- giesisch ein bisschen ... „Ei- gentlich bin ich eher so der Mathe-, Physik-, Chemie-Typ und nicht so geschickt in Sprachen“, sagt Jens Fiege. Auf der Penne hat sein Lehrer ihm gera- ten, den Franzö- sisch-Kurs lieber sau- sen zu las- sen. „Un- genügend“ war Dro- hung und Risiko zugleich. Aber: Leben und Lernen im Ausland, das Studium mit vielen Men- schen anderer Sprache, das hat auch Vorteile ... „Mein Studium war eine tolle Zeit, ich hab´ das sehr genossen !“ Heute ist Büro angesagt, aber locker: Zwischen 8 und 9 geht´s los. „Ich möchte eben manchmal gerne mor- gens meine Tochter zum Kin- dergarten bringen.“ Johanna ist zwei Jahre und sie wird es mögen, wenn Papa das macht. Und seine Frau Anni- ka auch. Das Büro, die Fiege Sys- temzentrale, der Job: „Wenn man hier ist, ist immer was los !“ Kein Wunder, schließ- lich ist Fiege keine kleine Klitsche. Und deshalb ist Ent- spannung wichtig. Raus. Ru- he, Kopf frei. Das fängt mor- gens schon an: Im Sommer kommt der Chef manchmal mit Radler- hosen und Sportklamotten völlig ver- schwitzt in den schicken Bau vis á vis vom Flughafen. Und wenn er sein 08/15-Trecking- rad vor dem Gebäude ab- stellt, dann „gucken die Kol- legen, die ich treffe, schon ein wenig .“ Er versucht min- destens einmal pro Woche morgens mit der Leeze am Kanal entlang von MS nach Greven zu fahren. Keine Rad- tour, ordentlich Kette – die Dusche und der Anzug im Büro machten das Fiegesche Fitness-Programm möglich. Tennis gehört auch dazu und Fußball – derzeit in der Halle: „Das ist ´ne harte Sache“, sagt er, wissend, dass Kicken mit Bande ohne Pause ers- tens anstrengend ist und zweitens auf die Knochen geht: „Macht aber Spaß !“ Körperlich was tun, wer braucht das nicht ? Das ge- hört zum Bereich Abschalten, Ruhe, den Kopf frei kriegen, ohne den man keine Energie fürs Geschäft hat. Jagen ge- hen ist Hobby seit Ewigkei- ten, aber er schafft´s nicht so oft wie er gerne möchte. Reisen auch das nennt Jens Fiege als Hobby. Das passt, ergänzt sich näm- lich opti- mal mit seiner Frau Annika. „Vor zwei Jahren haben wir eine Mietwagen-Tour durch Afrika gemacht. Abenteuer, Zelten in Namibia – das ist Erholung pur“ – er schwärmt, möchte morgen wieder losfahren. Traumziele: Neuseeland, Mit- telamerika, Kuba. War´s das: Familie, Büro, Sport, Reisen ? Nein, der Mensch ist mehr. Jens Fiege trinkt Tee. „Fastenzeit“, sagt er, da verkneift er sich was. Kaffee, Süßes, Dessert und Alkohol. Fastenzeit macht Sinn für Jens Fiege. Er ist katholisch, das The- ma Kirche durchaus wichtig: „So oft ich kann“, geht er hin. Religion und Kirche sind An- kerpunkt, Ruhepol und Grundlage für Erklärungen: „Ich habe großes Zutrauen in die Zu- kunft, da ist Religion ein wichti- ger Be- standteil.“ Motto: „Al- les wird gut !“ Sagt er. Glaubt er. Der Op- timist, der auch aus schlech- ten Situationen Gutes rausho- len will. Keine schlechte Basis für den Unternehmer Jens Fiege, 34. Wo ist er, wenn er 44 ist ? „Beruflich wird sich kaum was ändern. Ich werde weiter reinwachsen und mit 44 nach wie vor bei Fiege sein.“ Nicht viel ändern, das gilt auch ganz privat. „Glücklich sein“, möchte er. Und ein (oder zwei) Geschwister für Johanna. Und wenn die Woh- nung in Münster zu klein wird, gibt´s ja noch das Haus am Grünen Weg in Greven. Das kennt Jens Fiege schon ... Peter Henrichmann Greven global Jens Fiege (34) – und was er außer Chef sonst noch ist GREVEN Moderne Archi- tektur, gerade Linien, Etage acht von zehn. An der Vor- zimmerdame vorbei ins Eck-Büro. Vier Fenster, Blick aufs Airportcenter, ein Arbeitsplatz, eine Wer- begeschenk-Uhr an der Wand, Schränke und ein Palaver-Tisch für vier. Sein Büro ist klein. Zu klein für zu große Erwartungen. Aber: Was soll´s ? „Ein gro- ßes Büro, um Gäste zu be- eindrucken ? Da wächst doch nur der Abstand zwi- schen Schreibtisch und Konferenztisch. Das brau- che ich nicht !“, sagt Jens Fiege. Stimmt. Er braucht das nicht. Jens Fiege wirkt auch so ... Das ist Fiege ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• Gründung: 1873 Beschäftigte: 21 100 in 18 Ländern Auszubildende: 524 Standorte: 230 Lager/Logistikfläche: 3,1 Mio. m² Umsatz 2007: 1,8 Mrd. Standorte: Österreich, Belgien, China, Tschechische Repu- blik, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Ungarn, Italien, Niederlande, Polen, Portugal, Russland, Slowakei, Spanien, Schweiz, Taiwan, Ukraine; Branchen: Fashion, Fast Moving Consumer, Handel, Healthcare / Medical, Industriegüter, Durable Consumer Goods, Reifen, Medien Firmenleitung: derzeit Ge- nerationsübergang von der 4. Generation mit Heinz und Dr. Hu- go Fiege auf die 5. Generation mit Jens und Felix Fiege ................................................. Lokalpatriot? Das bin ich. Ich versuche immer jedem zu erklären, was Greven und das Münsterland so besonders macht. ........................................ ................................................................ Wenn man hier aufgewachsen ist, sagt man: Bloß weg hier. Wenn man wiederkommt, weiß man, was man hier hat ! ..................................................... ................................................. Ich knie mich in viele Sachen richtig rein. Aber ich brauche auch Phasen, um den Akku wieder aufzuladen. ........................................ Das wird nicht einfach: Was ist Logistik ? Ein Satz bitte ... Jens Fiege – er lacht herzlich und schlägt vor: „Wir kön- nen ja ein paar Kommata rein machen in den Satz.“ Dann sagt er kurz und präzise: Logistik heißt, dass wir dem Kunden das Problem abnehmen, seine Ware optimal zu seinen Kunden zu bekommen, und zwar kostengünstig und sehr zuverlässig. Das war klasse ! Und was ist sonst dazu zu sagen ? Fiege: Was Logistik ist, das merkt man immer erst dann, wenn es nicht funktioniert. Wenn kein Joghurt im Regal steht zum Beispiel ... Was ist für Sie besonders wichtig im Beruf ? Fiege: Im Büro sitzen und hier bis abends lange rumho- cken jedenfalls nicht. Wir sind ein Dienstleister. Wir ha- ben kein Produkt zu verkaufen, das im Regal liegt. Wir müssen kundenorientiert arbeiten, Kunden begeistern, Kunden überzeugen, Kunden holen. Wir müssen neue Konzepte, neue Ideen ausarbeiten. Sich mit Kollegen und Mitarbeitern austauschen, das ist wichtig. Meine Arbeit hört nicht auf, wenn ich aus dem Büro gehe. 21 000 Mitarbeiter im Unternehmen, das ist viel. Empfin- den Sie das auch als Last ? Fiege: Es ist eine Verpflichtung. Ich trage Verantwor- tung für diese Leute. Aber es ist auch ein bisschen abs- trakt: Da sind auch Menschen weit weg, z.B. in Spanien oder in Polen, für die meine Entscheidungen Tragweite haben. Wichtig ist, dass es den Menschen gut geht, dass sie gesund sind, nicht überarbeitet, dass sie ihr Leben gut leben können. V IER F RAGEN AN ... Blackberry heißt das Zaubergerät der Profis: Mit diesem Mobiltelefon kann man mit Outlook mailen, im www. surfen und auch noch telefo- nieren. „Das ist su- per, wenn man un- terwegs ist. Und ich habe den Dreh raus ...“, sagt Jens Fiege. Denn er ist richtig schnell auf diesem Ding, auf dem man meist mit zwei Daumen seine Mails (er bekommt um die 50 Stück pro Tag) tippt. Mercedes fährt der Chef. Noch E-, bald C-Klas- se. „Status muss nicht sein, Kosteneffizienz ist wichtiger.“ Jens Fiege hat einen sportlichen Die- sel geordert und er fährt selbst. Freisprechein- richtung, Navi, der Rest ganz normal. Bis auf die Standheizung: Er hat keine Garage. Nr. 068 12. Woche GRLO7 G REVEN / D AS P ORTRÄT Samstag, 21. März 2009 www.GrevenerZeitung.de

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Er ist Optimist: Jens Fiege, 34, ist in die Chefetage des Grevener Familien-Unter-nehmens aufgerückt. GZ-Foto Fiege

34 Jahre, schlank und 1,89groß. Ein junger Mann, einegroße Firma. Chefetage. JensFiege ist die Personifizierungeiner gelungenen Nachfolgean der Spitze. Jens Fiege istdie 5. Generation im Famili-enunternehmen. Aber, werist das? Wie ist er, der Mann,der zusammen mit VaterHeinz, Onkel Hugo und Cou-sin Felix und einem mehr-köpfigen Vorstand jetzt Chefvon 21 000 Mitarbeitern ist ?Wir haben ihn gefragt .

Dampf hat er: Kein Sakko,offener Blick, nach mancherFrage erst eine kurze Denk-pause. Aber nur, damit dieAntwort nachher umsoschneller sprudeln kann. Erspricht zügig. Er spricht

strukturiert. Er spricht viel.Und so hat er der GrevenerZeitung schnell erzählt, werJens Fiege ist, wenn man dieLogistik abzieht.

Die Eltern Heinz und UschiFiege hat der zweite SohnJens (Hendric ist älter, Marcund Sonja sind jünger) wie-der nach Greven gebracht:„Als ich kam, passte ich nichtmehr rein in die Wohnung inMünster. Da sind meine El-tern wieder an den GrünenWeg gezogen.“ In dem Haus

wohnen sie immer noch.„Ich war halt Jens. Und fer-

tig !“ So war´s in der Martini-Grundschule und auf derPenne. „Fiege, der Name hatmir nichts leichter und nichtsschwerer gemacht.“ Freundehat er gewonnen, fürs Leben.Jens Fiege, der wohnt zwar inMünster, ist aber eigentlichGrevener. Und das durchausmit Herz: „Man kennt sich,man trifft sich, man schnacktein bisschen. Ich geh´ in Gre-ven zum Frisör, ich kaufe inGreven ein. Da weiß ich, woalles ist, Greven hat viel zubieten.“ Global sein ist imBüro – aber das Hemdkommt vom Niederort.

Schule – ein Jahr Amerikain einem kleinen Kaff irgend-wo hinter Pittsburgh – wardamals und ist heute schonnichts Besonderes mehr. „Ei-ne tolle Zeit“, sagt Jens Fiege,„war´s trotzdem“.

Und nach der Schule ? „Ja,was erleben, was machen,ein eigenes Leben führen, daswollte ich schon.“ Jens Fiegehätte – was er nicht wollte –auch Tischler oder Steuerbe-rater werden können: „MeinVater und meine Mutter hät-ten alles akzeptiert, hättenmich immer unterstützt.“Medizin, das wäre was gewe-sen, das hat ein bisschen ge-lockt. Aber wer Fiege heißt,wer als Junge im Betrieb fürsTaschengeld den Hof gefegtund die Laster abgeladen hat,den lockt die Firma. Klar ! So-

bald er den Füh-rerschein hatte,hat er Papa Heinzals Fahrer zu denKunden kut-schiert. Hat bei Be-sprechungen zuge-hört. „Das warspannend. Hat

Spaß gemacht. Ich hatte Lust,in die Fußstapfen meines Va-ters zu treten.“

Studium, Betriebswirt-schaftslehre. Raus hier: Je einJahr Köln, Oxford, Madrid,Paris und am Ende ein halbesJährchen in Berlin. Jens Fie-ge, dem nichts zufliegt, derrichtig lernen und arbeitenmuss und der vor Prüfungenauch schon mal eine kompri-mierte Woche Pauken ein-schiebt, er ist kein Bummel-student. Fünf Jahre, drei

Hochschulabschlüsse: Di-plom-Kaufmann, das Gleichenochmal auf Französisch undEnglisch – Hut ab ! Ach ja:Englisch, Spanisch und Fran-zösisch spricht er aktiv flie-ßend, Italienisch und Portu-giesisch ein bisschen ... „Ei-gentlich bin ich eher so derMathe-, Physik-, Chemie-Typund nicht so geschickt inSprachen“, sagt Jens Fiege.Auf derPenne hatsein Lehrerihm gera-ten, denFranzö-sisch-Kurslieber sau-sen zu las-sen. „Un-genügend“war Dro-hung undRisiko zugleich. Aber: Lebenund Lernen im Ausland, dasStudium mit vielen Men-schen anderer Sprache, dashat auch Vorteile ... „MeinStudium war eine tolle Zeit,ich hab´ das sehr genossen !“

Heute ist Büro angesagt,aber locker: Zwischen 8 und9 geht´s los. „Ich möchteeben manchmal gerne mor-gens meine Tochter zum Kin-dergarten bringen.“ Johannaist zwei Jahre und sie wird esmögen, wenn Papa dasmacht. Und seine Frau Anni-ka auch.

Das Büro, die Fiege Sys-temzentrale, der Job: „Wennman hier ist, ist immer waslos !“ Kein Wunder, schließ-lich ist Fiege keine kleineKlitsche. Und deshalb ist Ent-spannung wichtig. Raus. Ru-he, Kopffrei. Dasfängt mor-gens schonan: ImSommerkommt derChefmanchmalmit Radler-hosen undSportklamotten völlig ver-schwitzt in den schicken Bauvis á vis vom Flughafen. Undwenn er sein 08/15-Trecking-rad vor dem Gebäude ab-stellt, dann „gucken die Kol-legen, die ich treffe, schonein wenig .“ Er versucht min-destens einmal pro Wochemorgens mit der Leeze amKanal entlang von MS nachGreven zu fahren. Keine Rad-tour, ordentlich Kette – dieDusche und der Anzug imBüro machten das FiegescheFitness-Programm möglich.Tennis gehört auch dazu undFußball – derzeit in der Halle:„Das ist ´ne harte Sache“,sagt er, wissend, dass Kicken

mit Bande ohne Pause ers-tens anstrengend ist undzweitens auf die Knochengeht: „Macht aber Spaß !“

Körperlich was tun, werbraucht das nicht ? Das ge-hört zum Bereich Abschalten,Ruhe, den Kopf frei kriegen,ohne den man keine Energiefürs Geschäft hat. Jagen ge-hen ist Hobby seit Ewigkei-ten, aber er schafft´s nicht so

oft wie ergernemöchte.Reisen –auch dasnennt JensFiege alsHobby.Das passt,ergänztsich näm-lich opti-mal mit

seiner Frau Annika. „Vorzwei Jahren haben wir eineMietwagen-Tour durch Afrikagemacht. Abenteuer, Zeltenin Namibia – das ist Erholungpur“ – er schwärmt, möchtemorgen wieder losfahren.Traumziele: Neuseeland, Mit-telamerika, Kuba.

War´s das: Familie, Büro,Sport, Reisen ? Nein, derMensch ist mehr. Jens Fiegetrinkt Tee. „Fastenzeit“, sagter, da verkneift er sich was.Kaffee, Süßes, Dessert undAlkohol. Fastenzeit machtSinn für Jens Fiege.

Er ist katholisch, das The-ma Kirche durchaus wichtig:„So oft ich kann“, geht er hin.Religion und Kirche sind An-kerpunkt, Ruhepol undGrundlage für Erklärungen:„Ich habe großes Zutrauen in

die Zu-kunft, daist Religionein wichti-ger Be-standteil.“Motto: „Al-les wirdgut !“ Sagter. Glaubter. Der Op-

timist, der auch aus schlech-ten Situationen Gutes rausho-len will.

Keine schlechte Basis fürden Unternehmer Jens Fiege,34. Wo ist er, wenn er 44 ist ?„Beruflich wird sich kaumwas ändern. Ich werde weiterreinwachsen und mit 44 nachwie vor bei Fiege sein.“

Nicht viel ändern, das giltauch ganz privat. „Glücklichsein“, möchte er. Und ein(oder zwei) Geschwister fürJohanna. Und wenn die Woh-nung in Münster zu kleinwird, gibt´s ja noch das Hausam Grünen Weg in Greven.Das kennt Jens Fiegeschon ... � Peter Henrichmann

Greven globalJens Fiege (34) – und was er außer Chef sonst noch ist

GREVEN � Moderne Archi-tektur, gerade Linien, Etageacht von zehn. An der Vor-zimmerdame vorbei insEck-Büro. Vier Fenster,Blick aufs Airportcenter,ein Arbeitsplatz, eine Wer-begeschenk-Uhr an derWand, Schränke und einPalaver-Tisch für vier. SeinBüro ist klein. Zu klein fürzu große Erwartungen.Aber: Was soll´s ? „Ein gro-ßes Büro, um Gäste zu be-eindrucken ? Da wächstdoch nur der Abstand zwi-schen Schreibtisch undKonferenztisch. Das brau-che ich nicht !“, sagt JensFiege. Stimmt. Er brauchtdas nicht. Jens Fiege wirktauch so ...

Das ist Fiege••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••

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� Gründung: 1873 � Beschäftigte: 21 100 in 18 Ländern� Auszubildende: 524 � Standorte: 230� Lager/Logistikfläche: 3,1 Mio. m² � Umsatz 2007: 1,8 Mrd.� Standorte: Österreich, Belgien, China, Tschechische Repu-

blik, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Ungarn, Italien,Niederlande, Polen, Portugal, Russland, Slowakei, Spanien,Schweiz, Taiwan, Ukraine; � Branchen: Fashion, Fast MovingConsumer, Handel, Healthcare / Medical, Industriegüter, DurableConsumer Goods, Reifen, Medien � Firmenleitung: derzeit Ge-nerationsübergang von der 4. Generation mit Heinz und Dr. Hu-go Fiege auf die 5. Generation mit Jens und Felix Fiege

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Lokalpatriot? Das bin ich.Ich versuche immerjedem zu erklären,

was Greven und dasMünsterland

so besonders macht.

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Wenn man hier aufgewachsen ist,sagt man: Bloß weg hier. Wenn man

wiederkommt, weiß man, was man hier hat !

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Ich knie mich inviele Sachen richtig rein.Aber ich brauche auchPhasen, um den Akku

wieder aufzuladen.

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Das wird nicht einfach: Was ist Logistik ? Ein Satz bitte ...Jens Fiege – er lacht herzlich und schlägt vor: „Wir kön-

nen ja ein paar Kommata rein machen in den Satz.“ Dannsagt er kurz und präzise: Logistik heißt, dass wir demKunden das Problem abnehmen, seine Ware optimal zuseinen Kunden zu bekommen, und zwar kostengünstigund sehr zuverlässig.

Das war klasse ! Und was ist sonst dazu zu sagen ?Fiege: Was Logistik ist, das merkt man immer erst

dann, wenn es nicht funktioniert. Wenn kein Joghurt imRegal steht zum Beispiel ...

Was ist für Sie besonders wichtig im Beruf ?Fiege: Im Büro sitzen und hier bis abends lange rumho-

cken jedenfalls nicht. Wir sind ein Dienstleister. Wir ha-

ben kein Produkt zu verkaufen, das im Regal liegt. Wirmüssen kundenorientiert arbeiten, Kunden begeistern,Kunden überzeugen, Kunden holen. Wir müssen neueKonzepte, neue Ideen ausarbeiten. Sich mit Kollegen undMitarbeitern austauschen, das ist wichtig. Meine Arbeithört nicht auf, wenn ich aus dem Büro gehe.

21 000 Mitarbeiter im Unternehmen, das ist viel. Empfin-den Sie das auch als Last ?

Fiege: Es ist eine Verpflichtung. Ich trage Verantwor-tung für diese Leute. Aber es ist auch ein bisschen abs-trakt: Da sind auch Menschen weit weg, z.B. in Spanienoder in Polen, für die meine Entscheidungen Tragweitehaben. Wichtig ist, dass es den Menschen gut geht, dasssie gesund sind, nicht überarbeitet, dass sie ihr Leben gutleben können.

V I E R F R A G E N A N . . .

� Blackberry heißt das Zaubergerätder Profis: Mit diesem Mobiltelefonkann man mit Outlook mailen, imwww. surfen und auch noch telefo-

nieren. „Das ist su-per, wenn man un-terwegs ist. Undich habe den Drehraus ...“, sagt JensFiege. Denn er istrichtig schnell aufdiesem Ding, auf

dem man meist mit zwei Daumenseine Mails (er bekommt um die 50Stück pro Tag) tippt.

� Mercedes fährt der Chef. Noch E-, bald C-Klas-se. „Status muss nicht sein, Kosteneffizienz istwichtiger.“ Jens Fiege hat einen sportlichen Die-sel geordert und er fährt selbst. Freisprechein-richtung, Navi, der Rest ganz normal. Bis auf dieStandheizung: Er hat keine Garage.

Nr. 068 � 12. Woche GRLO7 G R E V E N / D A S P O R T R Ä T Samstag, 21. März 2009www.GrevenerZeitung.de