Grüsse aus St. Luzi 2007

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Priesterseminar Chur 2007 Grüsse aus St.Luzi

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Priesterseminar Chur 2007

Grüsse aus St.Luzi

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Berichte und Mitteilungenaus dem Priesterseminar St. Luzi ChurDezember 2007

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Maria mit Kind in der kath. Kirche Uitikon Waldegg ZH Albert Wyder 1971

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Mädchen, du, in Israel, kleine Tochter Gottes,

durch dich wurde Nazaret Hoffnung aller Menschen.

Du vertrautest auf das Wort, das Gott einst gesprochen,

das Propheten sagen liess: Neu wird diese Erde.

Was nie zu erwarten war, hast du uns gegeben,

der dein Ein und Alles war, wurde aller Bruder.

Diethard Zils

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Das Jahr 2007 ist für das Priestersemi-nar St. Luzi und die Theologische Hoch-schule Chur in mehrfacher Hinsicht einbesonderes Jahr.

Am 6. Juli hat das Domkapitel Dr. VitusHuonder zum Bischof des Bistums Churgewählt; am 8. September ist der von Papst Benedikt XVI. am 8. Juli ernannteBischof Vitus in der Klosterkirche Ein -siedeln zum Bischof geweiht worden. Prie-sterseminar und Theologische Hochschuleentbieten dem neuen Oberhirten herz-lichen Glück- und Segenswunsch und heis-sen Bischof Vitus in St. Luzi jederzeit willkommen.

Schon bald nach seiner Wahl hat Bi-schof Vitus verschiedentlich verlauten las-sen, das ihm der Kontakt mit dem Priester-seminar und die Nähe zu den Seminaristenein Herzensanliegen sei. Ganz im Sinne des Apostolischen Schreibens «Pastores da-bo vobis» von Johannes Paul II. möchte Bischof Vitus die Priesteramtskandidatenhäufig besuchen, bei ihnen sein und so das Seine beitragen zur Formung des «sensus Ecclesiae» (vgl. «Pastores dabo vo-bis» Nr. 65). Die Leitung des Priesterse -minars und die Seminaristen sind mit ihrem neuen Bischof im Gebet verbund-en und vertrauen mit ihm darauf, dass seine Anwesenheit im Priesterseminar guteFrüchte zeitige.

In seiner Eigenschaft als Grosskanzlerist der Bischof von Chur auch in besonde-rer Weise mit der Theologischen Hoch-schule verbunden. In seinem Grusswort zur Jubiläums-Festschrift «200 Jahre Prie-sterseminar St. Luzi und Studium theo -logicum/Theologische Hochschule Chur»spricht Bischof Vitus auch der Theologi-schen Hochschule seineWertschätzung undAnerkennung aus, wenn er schreibt:«Bei seinem Treue-Eid verspricht der Epi-

scopus electus – das ist der vom Papst ernann-te Bischof –, sich unter anderem ganz be-sonders für die priesterlichen und geistlichenBerufungen einzusetzen und diese zu fördern.Wie dankbar muss daher der Oberhirte derDiözese sein, wenn ihm in seinem Bistum einPriesterseminar mit einer gut organisiertenHochschule hilft, dieses Versprechen einzu -lösen. So schaue ich zunächst anerkennendund voll Bewunderung auf die Entstehungdieses Hauses zurück und bin in Gedankenmit all jenen verbunden, die an diesem Werkmitgearbeitet und dafür ihre Kräfte selbstloseingesetzt haben. Sie verdienen unseren gros-sen Respekt.Der mit dieser Institution verbundene

Einsatz vergangener Generationen gibt denheutigen Generationen alsdann die Anre-gung für Künftiges. Der Blick in die Vergan-genheit macht uns Mut, weiterzuschauenund weiterzubauen. Er nimmt uns in diePflicht, das Erreichte zu pflegen, zu erhaltenund zu entfalten.» Die Verantwortlichender Theologischen Hochschule freuen sich,mit ihrem Grosskanzler weiterzuschauenund weiterzubauen.

Zum Bericht über den Wechsel auf demBischofsstuhl von Chur gehört ein grosserDank an den in den Ruhestand getretenenBischof Amédée Grab. Auch Bischof Amé-dée waren Priesterseminar und Theolo -gische Hochschule ein Herzensanliegen.Bald nach seinem Amtsantritt war die Ausbildungsstätte St. Luzi ernsthaft gefähr-det. Nach eingehenden Beratungen hatsich Bischof Amédée zusammen mit demBischofsrat entschieden, die Theologische

Liebe Ehemalige, lieber Freundeskreis von St. Luzi

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Hochschule Chur und das PriesterseminarSt. Luzi nicht nur in der bisherigen Weiseweiterzuführen, sondern auszubauen undzu optimieren. In seiner Amtszeit ist dasInterdiözesane Einführungsjahr für Prie-steramtskandidaten errichtet worden, unddie Theologische Hochschule hat sich un-ter seiner Führung zur universitären Hoch-schule in kirchlicher Trägerschaft entwi -ckelt. Für diese Weitsicht gebührt BischofAmédée unser aller Dank. Aber es warennicht nur die strategischen Entscheidun-gen, die das Wirken von Bischof Amédéeprägten. Es waren ebenso oder noch mehrseine Menschlichkeit und Liebenswürdig-keit, die den Lehrenden und Studierendenund auch allen Angestellten in St. Luzi einfach gut getan und ihr Schaffen und Arbeiten beflügelt haben. Darum freuenwir uns auch darüber, dass Bischof Amédéeseinen Wohnsitz im Priesterseminar ge-nommen hat, und wünschen ihm in St. Lu-zi von Herzen ein langes «otium cum dig-nitate.»

Im Weiteren fällt in das Jahr 2007 das200-jährige Jubiläum des PriesterseminarsSt. Luzi und der theologischen Ausbil -dungsstätte Chur. Es war am 12. November1807, als der aus dem Vinschgau stammen-

de Regens Gottfried Purtscher unter wid -rigen Umständen das Priesterseminar Chureröffnete. Seitdem haben Generationen vonProfessoren in St. Luzi Philosophie undTheologie gelehrt, und für Generationenvon Theologiestudierenden ist St. Luzi einStück Heimat geworden, ein Ort mit gutenErinnerungen.

Am vergangenen 12. November 2007konnten Priesterseminar und TheologischeHochschule ihr 200-jähriges Jubiläum inAnwesenheit zahlreicher Gäste aus Kircheund Staat feiern. Dem Festgottesdienst mitBischof Vitus Huonder schloss sich einFestakt in der Aula an, bei dem unter ande-rem Honorarprofessor Ernst Spichtig derFestversammlung die Jubiläums-Festschrift«200 Jahre Priesterseminar St. Luzi undStudium theologicum/TheologischeHoch -schule» präsentierte. Nach dem Mittages-sen rundete Professor Ottmar Fuchs ausTübingen den Festtag mit dem Referat«Theologische Ausbildungsstätte als pasto -raler Ort. Wissenschaftliche Theologie unterdem Zuspruch und Anspruch pastoraler undspiritueller Orientierung» ab.

Schliesslich konnten am Jubiläumstagauch die neu renovierten Gebäulichkeiten

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von St. Luzi eingeweiht werden. BischofAmédée Grab stellte sie in einem feier-lichen Akt unter Gottes Segen. Währendzweieinhalb Jahren ist St. Luzi umfassendsaniert worden. Die gesamte Haustechnik,die Räume für die Hochschule und dieHauswirtschaft sind auf den neuestenStand gebracht. Dazu wurden beispiels-weise über 78 Kilometer elektrische Kabel

neu verlegt und 365 Brandmelder ein -gebaut. Der Gebäudekomplex hat einenzentralen Zugang erhalten. Es stehen 60freundliche Zimmer für Seminaristen undGastgruppen zur Verfügung. Über 60 000Bücher sind in einer benutzerfreundli -chen Bibliothek untergebracht. SämtlicheAussenfassaden erstrahlen in neuem Glanz.Der Kirchturm von St. Luzi ist einergründlichen Betonsanierung unterzogen

worden. Somit sind die äusseren Vorausset-zungen für einen zeitgemässen Betrieb vonPriesterseminar und THC geschaffen.

Der Soziologe Hans Joas weist in seinerSchrift «Braucht der Mensch Religion?»auf den Zusammenhang von Bildungspro-zess und baulichem Zustand der Bildungs-einrichtung hin. Er sagt: Der Charakter der

Bildungseinrichtungen selbst, ihr baulicherZustand, ihre internen Strukturen und ihrSelbstverständnis als Lebensform wirkensich auf die Bildungsprozesse oft mehr aus als die Bildungsintentionen der Verant-wortlichen. Kurz und gut: Gestalt undStruktur einer Bildungseinrichtung und diedarin praktizierte Lebensform haben vielmit dem Erfolg des Bildungs prozesses zutun. Ein Professor kann sich noch so sehr

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um eine gute Vorlesung bemühen – wennder bauliche Zustand des Gebäudes, in demer unterrichtet, miserabel ist, und wenn deram Ort praktizierte Lebensstil nicht über-zeugt, bleibt dies nicht ohne Auswirkungauf den Erfolg seiner Lehre.

So bin ich dankbar für den guten bau-lichen Zustand von St. Luzi und ich hoffe,dass auch die in St. Luzi praktizierte Le-bensform sich positiv auf den Bildungs -prozess auswirkt. Es ist ja eine Eigenart von St. Luzi, dass Theologische Hochschu-le und Priesterseminar unter einem Dachvereinigt sind. Das gibt uns die Chance,uns Gottes Geheimnis nicht nur über dietheologische Lehre – so wichtig sie bleibt –,sondern immer auch über den Lebensstilund die in diesem Hause gelebte Lebens-form zu nähern.

Ich darf zum Schluss danken. Ich dankeAltbischof Amédee Grab für sein Ja zurbaulichen Erneuerung von St. Luzi und die entsprechende moralische und mate-rielle Unterstützung. Einen aufrichtigenDank richte ich an den Administrationsratdes Bistums Chur unter der Leitung vonHerrn Reto Sciuchetti, an die Mitgliederder Baukommission mit ihrem Präsiden-ten, Verwalter Werner Derungs, sowie anden Architekten Michael Schumacher fürdie intensive und stets konstruktive Zu-sammenarbeit.

Mein Dank geht nicht zuletzt an dieProfessoren, Studierenden und Angestell-ten für alle Geduld und Ausdauer währendder nicht immer einfachen Bauphasen.

Planen und Bauen ist das eine, das an-dere ist die Finanzierung des gesamtenBaus. Hier darf ich allen Institutionen undPrivatpersonen danken, die einen finanziel-len Beitrag an die hohen Baukosten von ca.11,5 Millionen Franken geleistet haben. Essind zum einen die Bistumskantone unddas Domkapitel sowie verschiedene Kirch-gemeinden, Klöster und Pfarreien inner-halb und ausserhalb des Bistums, die nam-

hafte Beiträge gespendet haben. Darüberhinaus haben auch viele Stiftungen undEinzelpersonen das umfangreiche Bauvor-haben unterstützt. Schliesslich hat das Pa-tronatskomitee die ganze Spendenaktiontatkräftig mitgetragen. So sind bis heuterund fünf Millionen Franken an Spendenzusammen gekommen. Ihnen allen, die Siedieses grossartige Ergebnis möglich ge-macht haben, danke ich im Namen derStiftung Priesterseminar mit einem herz-lichen Vergelt’s Gott.

Der äussere Bau ist vollendet. Der inne-re Bau will Tag für Tag durch das Bemühenaller, die in St. Luzi lehren und studieren,wohnen und arbeiten, mit Gottes Beistanderrichtet werden.

Liebe Ehemalige, lieber Freundeskreisvon St. Luzi,

ich grüsse Sie im Namen der Professo-renschaft, der Angestellten und Studieren-den von St. Luzi und wünsche Ihnen gna-denreiche Weihnachtstage sowie Wohlerge-hen und Gottes Segen für das neue Jahr2008.

Josef Annen, Regens

Zur Deckung der Druckkosten der «Grüs-se aus St. Luzi» erlauben wir uns, einen Ein-zahlungsschein beizulegen und danken für jeden Beitrag.

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9.–11. Oktober 2006: EinführungstageMit drei Einführungstagen beginnen sie-ben Männer das Einführungsjahr unter der Leitung von Pfr. Stefan Staubli. Neustösst Kaplan Beat Grögli aus dem Bistum St. Gallen hinzu, der die Kandidaten aufihrem Berufungsweg begleiten wird.

17. Oktober: Eröffnung des StudienjahresMit dem Eröffnungsgottesdienst unterdem Vorsitz von Bischof Amédée Grab stellen wir das neue Studienjahr unter Got-tes Schutz. Am Nachmittag wandern wirzum bischöflichen Gut Molinära. Der sehrschöne Herbsttag wird ein fröhlicher undfrischer Auftakt ins Studium.

30. Oktober: InaugurationsfeierAm Abend kann Rektor Franz Annen dieStudierenden und Gäste zur feierlichen Er-öffnung des Studienjahres 2006/2007 inder Aula begrüssen.Dr. Giusep Nay, Bundesgerichtspräsidentin Lausanne, hält den Festvortrag zumThema «Das Verhältnis von Kirche undStaat am Beispiel Graubünden».

25. November: PriesterweiheAnlässlich der feierlichen Priesterweihe vonMatthias Horat, Stefan Loppacher, AxelLandwehr und Patrick Lier in der Pfarr -kirche St. Martin in Schwyz dürfen einigeder Seminaristen ministrieren. Es ist eineeindrucksvolle Feier in der festlich ge-schmückten und bis auf den letzten Steh-platz gefüllten Pfarrkirche.

3. Dezember: 1. AdventssonntagVon fleissigen Händen wird die Seminar-kirche wiederum mit hunderten Kerzen geschmückt. Regens Annen gestaltet eineAdventsvigil zum Thema Engel. Anschlies-send werden die Seminaristen überraschen-derweise von den Kandidaten des Einfüh-rungsjahres in den Otmarsaal eingeladen.Dort schmücken prächtige, selbstgemachteFensterbilder mit Motiven aus der Heils -geschichte den Raum. Die Vernissage beiGlühwein, Gebäck und leiser Hintergrund-

musik sorgt optimal für ein gemütlichesAusklingen eines unvergesslichen Abends.

5. Dezember: SamichlausabendDer Vorabend des 6. Dezember beginntmit einer stimmungsvollen, von der Orgelbegleiteten Vesper und einem anschliessen-den Fondue-Plausch im Speisesaal. Alle Be-wohner von St. Luzi sind eingeladen. DenHöhepunkt bildet die Begegnung mit demSamichlaus.

17.–22. Dezember: ExerzitienIn diesen vorweihnächtlichen Tagen dürfendie Seminaristen sowie die Teilnehmer desEinführungsjahres die jährlichen Exerzi-tien machen. Während die Seminaristen im«Haus der Begegnung» der Ilanzer Domi-nikanerinnen weilen, hält das Einführungs-jahr seine Exerzitien mit Br. Albert in In-genbohl.

Priesterweihe in Schwyz

Rückblick auf das Studienjahr 2006/2007

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6./7. Januar 2007: StudierendentreffenDas diesjährige Studierendentreffen desBistums Chur steht unter dem Thema«Gott im Film». Als Referent kann Kapu-zinerbruder Adrian Müller gewonnen wer-den. Am Sonntag feiern wir zusammen mitBischof Amédée Grab eine feierliche Messezum Hochfest der Erscheinung des Herrn.Am Abend kann die Seminarversammlungbereits im neuen Aufenthaltsraum für dieSeminaristen im Dachgeschoss stattfinden.Anschliessend an die Versammlung wirdnach altem Brauch die Haussegnung vor -genommen. Regens Annen stellt das ganzeHaus, seine Bewohner und Besucher unterden Segen Gottes.

17. Januar: Lektoren- und AkolythenbeauftragungIn der Abendmesse finden die Beauftra-gungen zum Lektorat und Akolythat statt.Bischof Amédée beauftragt Martino Man-tovani, Michael Dahinden und Andreas Ber-linger zu diesen Diensten. Anschliessendtrifft man sich noch im Clubraum zu einem gemütlichen Umtrunk, wozu auchAngehörige der Beauftragten eingeladensind.

2. Februar: SemesterendeMit dem Fest Darstellung des Herrn (Mariä Lichtmess), das wir mit einemfeierlichen Gottesdienst in der Krypta be-gehen, endet offiziell das Wintersemester2006/2007.

5.–9. März: AssisireiseEiner der ganz grossen Höhepunkte desdiesjährigen Einführungsjahres ist die Rei-se nach Assisi. Im Rahmen eines Lektüre -seminars befassten wir uns zusammen mitStudierenden der THC mit dem heiligenFranziskus. Während dieser fünftägigenStudienreise besuchen wir die bedeutend-sten Stätten franziskanischer Spiritualitätin Assisi und Umgebung.

21.–28. April: LourdeswallfahrtDie Teilnahme des Einführungsjahres an der «Interdiözesanen Lourdeswallfahrt2007» ist ein grosses Privileg. Als Freiwilli-ge helfen wir bei der Betreuung der kran-ken und behinderten Pilger mit. Obwohlwir wenig Zeit für die persönliche Einkehrfinden, kehren wir reich beschenkt nachHause zurück.

12. Mai: DiakonenweiheBischof Amédée Grab weiht in der KircheSt. Konrad Zürich Beat Auer zum Diakon.Nach der Messe grillieren die Pfadis Brat-würste für alle Gläubigen, und die Pfarreilädt zum Apero ein.

16. Mai: AdmissiofeierInnerhalb der feierlichen Abendmesse mitBischof Amédée findet die Admissiofeiervon Markus Dettling und Knut Hermannsstatt. Damit nimmt sie der Bischof als Kan-didaten für Diakonat und Presbyterat auf. Assisireise

Diakonenweihe

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17. Mai: SeminarausflugDer traditionelle Seminarausflug an ChristiHimmelfahrt, bei dem die Seminaristenund das Einführungsjahr dabei sind, wirddieses Jahr zusammen mit den Teilnehmerndes Pastoralkurses unternommen. RegensAnnen führt uns ins Lugnez, eine für unsbis anhin unbekannte Gegend Graubün-dens. In der schönen Talkirche St.Vinzenzin Pleif feiern wir den Gottesdienst zuChristi Himmelfahrt. Nach dem Mittag -essen geht es zu Fuss nach Degen. Dortzeigt uns Pfarrer Markus Flury die reich -geschmückte St. Sebastianskapelle und diekleine Pfarrkirche.

5. Juni: WandgestaltungHeute beendet der renommierte KünstlerAlois Spichtig seine Arbeiten an der künst-lerischen Ausgestaltung der Seminargänge.Einem interessierten Publikum aus Hoch-schule und Seminar erläutert er die ver-schiedenen Sujets aus dem Alten und Neu-en Testament. Während zehn Tagen verhalfer zusammen mit einem Kunstmaler unse-ren bis anhin kargen und kühl wirkendenGängen zu einer warmen und angenehmenAtmosphäre.

17. Juni: BesuchstagAlle zwei Jahre findet der Familienbesuchs-tag statt. Dieser bietet den Angehörigen dieMöglichkeit, einen Einblick ins Seminar zugewinnen. Auch dieses Jahr wird das An -gebot rege benutzt. So darf Regens Annengegen 50 Besucher und Besucherinnen inder Seminarkirche begrüssen, wo der Anlassmit der Sonntagsmesse beginnt. Bei prächti-gem Sonnenschein kann anschliessend imGarten grilliert und unter der Schatten spen-denden Pergola gegessen werden. Die Küchezaubert ein reiches Salat- und Dessertbuffether. Nach dem Essen wird den An gehörigenin der Aula der neue Werbefilm der THC ge-zeigt. Darauf bedankt sich Regens Annen beiden Familienangehörigen für ihr Kommenund ihre Unterstütz ung. Die Seminarbe-wohner zeigen ihren Angehörigen daraufhindie neu gestalteten Seminarräume.

5. Juli: Abschluss des EinführungsjahresHeute schliessen wir das Einführungsjahroffiziell ab. Den Nachmittag nutzen wir,um nochmals das Jahr Revue passieren zulassen. Unter anderem marschieren wir zurSt. Luzi-Kapelle hinauf, wo wir gemeinsamdie Vesper beten.

6. Juli: AbschlussabendDen Schlusspunkt des Studienjahres 06/07bildet der Abschlussabend. Nach einemfeierlichen Dankgottesdienst mit BischofAmédée findet die Diplomübergabe in derAula durch Rektor Franz Annen statt. Dasnachfolgende Festessen wird durch origi-nelle und unterhaltsame Beiträge der Stu-dierenden bereichert.

Der Chronist:Philipp Steiner

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Besuchstag: Mittagessen im Garten

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Dankesworte an der Schlussfeier des Stu-dienjahres 2006 /2007; der Redestil wurdebeibehalten.

Franz Annen hat während acht Jahrendas Amt des Rektors ausgeübt. Es warenacht lange Jahre; lange Jahre, die randvollwaren mit Umbrüchen, mit Neuorientie-rungen, mit Entwicklungsarbeit. Dies warbedingt durch die Situation unserer Hoch-schule, die seit einer Krise im Jahr 2000nur durch eine anspruchsvolle Arbeit desNeuaufbaus wieder guten Stand erhaltenhat. Es hat auch damit zu tun, dass in denletzten Jahren die Hochschullandschaftkomplizierter geworden ist. Das StichwortBologna-Prozess möge hier genügen. Eswaren lange und schwierige Jahre.

Man könnte versuchen, diese acht Jahrein Zahlen zusammenzufassen. Zum Bei-spiel waren es acht Jahre mit drei verschie-denen Studienordnungen, nimmt man diePromotionsordnung noch eigens hinzu,sind es vier Studienordnungen. Es warenacht Jahre mit elf Neubesetzungen vonLehrstühlen. Die acht Jahre enthielten aberauch ungefähr 30-fältige Freude darüber,dass Studierende nach absolviertem Stu-dium mit einem Abschluss entlassen wer-den konnten. Die Zahlen liessen sich ver-mehren. Doch wie soll man noch zählen,wie viele Krisen und Enttäuschungen eswaren? Und wer zählt die Momente der Er-leichterung, der Freude und des Erfolgs?

Es war Franz Annen in dieser Rektorats-zeit einiges abverlangt. Er musste sich indem üben, was man die Tugend der Hy -pomoné nennt. Bitte verzeihen Sie mir dasgriechische Wort – ich möchte hier wederdie Situation der Griechischprüfung wieder-holen noch in Rätseln sprechen. «Hypomo-né» lässt sich zwar mit Geduld übersetzen,aber der eigentliche Wortsinn ist reicher.

Dies hat Franz Annen selbst in einem Bei-trag zur Hypomoné vor Jahren herausgear-beitet1. Ich möchte davon einiges aufgreifen.

Wortwörtlich übersetzt bedeutet dergriechische Begriff Hypomoné in sehr bild-hafter Weise: «unter (hypo) etwas bleiben(menein)». Die vergangenen Jahre warenfür Franz Annen ein fruchtbares Übungs-feld für dieses «Darunterbleiben». Es wareine Zeit, in der es galt, unter dem Joch derAufgabe des Rektors zu bleiben. Seine Fä-higkeit, «darunter zu bleiben», also die Ge-gebenheiten und Notwendigkeiten der Si-tuation nicht in Höhenflügen zu über-springen, sondern zu schauen, was darinmöglich ist, ist reichlich erprobt worden.

Dazu gehörte auch das, was wir imDeutschen eben Geduld nennen. Denn na-turgemäss konnten es nicht zuerst Jahre der Ernte sein. Es waren Jahre der Aussaat,in denen es Geduld braucht, auf das Wach-sen der Saat zu warten.

Dabei blieben Enttäuschungen nichtaus. Das Ausgesäte wuchs nicht immer un-behindert. Wir haben mit unerwartetenAbschieden leben müssen, durch die gutBegonnenes abgebrochen wurde. In seinerAuslegung der Hypomoné spricht FranzAnnen davon, dass zu ihr «das ‹Stehver -mögen› in schwierigen Situationen» gehöre,Beharrlichkeit, und die Bereitschaft,Durststrecken auszuhalten (vgl. Annen,Hypomoné 50f ). In schwierigen Zeitenund in acht langen Jahren braucht es auch«langen Atem» (vgl. Annen, Hypomoné55). «Nicht der Held ist in dieser Zeit der Bewährung gefragt, sondern der treueGlaubende und Liebende mit zähem Steh-vermögen» (Annen, Hypomoné 52f ).

Es war nicht die Zeit der Ernte, sonderndie der Aussaat. Gerade darum hoffe ich,

Ende der Amtszeit von Prof.Dr. Franz Annen als Rektor

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1 Franz Annen: Hypomoné (Beharrlichkeit): eine neutestamentliche Tugend für unsere Kirche. In: JosefPfammatter (Hrsg.): «Werft eure Zuversicht nicht weg» (Hebr 10,35). Tugenden für die Kirche von heuteund morgen. Freiburg i. Ü.: Kanisius, 2002, 46–58. Das Buch ist an der THC noch erhältlich.

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dass die Hypomoné des Rektors in den ver-gangenen Jahren immer auch zukunftsge-richtet sein konnte. Denn die Tugend derHypomoné ist von sich her «nicht einerückwärts gerichtete Tugend, die einmal Er-rungenes zu bewahren, dabei stehenzublei-ben versucht. Vielmehr ist sie zukunftsge-richtet. . . . [So ist] die Hypomoné ein Nameder Hoffnung» (Annen, Hypomoné 57). Ste-hen bleiben ging nicht in den letzten Jah-ren. Wenn etwas geschafft war, konnte mansich nicht lange dabei aufhalten; es gab zuviel, was auch noch wartete. Wenn der Rek-tor in den vergangenen Jahren an unsererHochschule etwas bewahren musste, danndie Bereitschaft, weiterzugehen. Es ist Dir,Franz, zu wünschen, dass Dir für dieses be-ständige Weitergehen die Kraft der Hoff-nung und der Zuversicht geschenkt war.

Und sicher hast Du Dich auch selbst überdie Erfolge gefreut, auf die wir zurückschau-en und für die wir Dir heute danken möch-ten. Es war dann doch nicht nur die Zeit derAussaat, sondern manchmal auch schon einwenig die Zeit der Ernte. Ich möchte hiernur einige Höhepunkte Revue passieren las-sen. 2003 wurde das Pastoralinstitut eröff-net. Ebenfalls 2003 ist der THC das Pro -motionsrecht zuerkannt worden. Die Zu-sammenarbeit mit dem Kanton Graubündenist auf eine erneuerte Grundlage gestellt worden. Die Beziehungen zu den anderenHochschulen in Chur sind intensiviert wor-den, und wir sind in gutem Gespräch mit

den anderen Theolo gischen Fakultäten derSchweiz. 2006 erlangten wir die Akkreditie-rung der Theologischen Hochschule Chur(THC) als «private universitäre Institution».Und es ist ja letztlich jeder Beginn und jederAbschluss eines Studienjahres ein Höhe-punkt, der die Freude und den Stolz auf dieStudierenden ausdrücklich werden lässt.

Lieber Franz, wir möchten Dir für Dei-nen beharrlichen Einsatz für die Hochschu-le in den letzten Jahren herzlich danken.Besondere Anerkennung gebührt Deinembehutsamen und dialogbereiten Bemühenum ein gutes Klima an unserer Hochschule.

Wir gönnen Dir, dass Du nach dieserAmtszeit, die Dir einen langen Atem abver-langte, nun aufatmen darfst. Als kleine Hil-festellung in diese neue Situation hineinmöchte ich Dir im Namen von Hochschuleund Priesterseminar ein kleines «Vorbild»überreichen. Wenn es noch nicht so rechtgelingt mit dem Ausruhen und mit demBegreifen, dass die schlimmsten Mühennun vorbei sind, kannst Du einen auf demGipfel ausruhenden Wanderer anschauenund von ihm lernen. Zugleich kann diesesBild Dir auch eine kleine Erinnerung an dieFreude wachrufen, die Dir in diesen Jahrenan den Studierenden geschenkt war: Es istein Bild von Guido Tomaschett, der von2001–2006 an der THC studierte.

Eva-Maria Faber

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Am 19. November 2007 ernannte Bi-schof Dr. Vitus Huonder, der neue Gross-kanzler der THC, Prof. Eva-Maria Faberzur Rektorin der THC. Bereits am 25. Ja-nuar 2007 hatte die HochschulkonferenzProf. Faber zur Nachfolgerin von RektorFranz Annen gewählt, dessen Amtszeit En-de Juli zu Ende ging. Wegen der Vakanz aufdem Churer Bischofsstuhl verzögerte sichdas Ernennungsverfahren. Seit dem 1. Au-gust amtete Prof. Faber als Rektorin ad interim, bis jetzt die formelle Ernennungerfolgen konnte.

Prof. Faber wurde 1964 in Osnabrückgeboren. Sie absolvierte ihr Theologiestu-dium in Münster /Westfalen, in Toulouseund in Freiburg i. Br., wo sie 1992 zum Dr. theol. promoviert wurde. Als wissen-schaftliche Assistentin am dortigen Lehr-stuhl für Dogmatik und ÖkumenischeTheologie bereitete sie ihre Habilitationvor. Diese erfolgte 1998 mit einer Arbeitüber Johannes Calvin. Nach Lehraufträ-gen und Stellvertretungen in Luzern undFreiburg i. Br. wurde sie am 7. Juli 2000 zurOrdentlichen Professorin für Dogmatikund Fundamentaltheologie an die THC berufen. Noch im selben Jahr wurde sieauch zur Prorektorin gewählt. Sie arbeitetan einem Forschungsprojekt «Lebenswelt-nahe Theologie». Dabei geht es darum,Einsichten anderer Wissenschaften in ih-rem Bemühen um grössere Lebensweltnähezu sichten und kritisch aufzunehmen, theo-

logiegeschichtliche Formen lebensweltna-her Theologien auf ihre Beiträge zu unter-suchen und theologischen Denkformennachzugehen, in denen sich lebensweltnaheAusdrucksgestalten des Glaubens besser bewahren lassen – ein Projekt, das demLeitbild der THC entspricht, die in Lehreund Forschung eine Theologie mit pastora-ler Ausrichtung im Auge hat.

Prof. Faber ist bestens gerüstet für ihreneue Aufgabe als Leiterin einer universitä-ren Hochschule. Sie hat sich in der Schweizund im Ausland als Theologin einen Na-men gemacht und kennt sich nicht zuletztauch in ökumenischen Fragen aus (Cal-vin). Dass sie eine kompetente Lehrerin ist, zeigt der «Lehrpreis des Landes Baden-Württemberg», der ihr im Jahr 2000 für ihre Tätigkeit an der Universität Freiburgi. Br. zugesprochen wurde. Den Aufbauund die Weiterentwicklung der THC be-gleitete und unterstützte sie seit 2000 alsProfessorin und Prorektorin sehr engagiert.Ihre Kolleginnen und Kollegen sowie dieStudierenden wünschen ihrer neuen Rek-torin den Segen Gottes für die Aufgabe, die vor ihr liegt.

Franz Annen

Die neue Rektorin der THC: Prof. Eva-Maria Faber

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In Geschäftsberichten sind es oft Zah-len, denen die erste Aufmerksamkeit zu-kommt. Wie aussagekräftig sind Zahlen fürdas Einführungsjahr?

Ich will einige nennen: Das seit demvergangenen Herbst interdiözesan durch-geführte Einführungsjahr haben siebenKandidaten begonnen und erfolgreich be-endet. Vier werden ihren Weg an der THCals Seminaristen fortsetzen, zwei zieht es ineine Ordensgemeinschaft, einer wird seineDeutschkenntnisse noch intensiv verbes-sern und mit uns in Kontakt bleiben.

Wir besuchten drei Pfarreien: eine imZürcher Oberland und zwei in der Stadt St. Gallen, wo Beat Grögli als Priester wirkt– wenn er nicht in Chur weilt, wo er für eine wöchentliche Einheit im Bereich derPersönlichkeitsbildung verantwortlich ist.Im Weitern hatten wir zwei Weltpriesterund zwei Ordenspriester zu Besuch, die ausihrem Alltag erzählten und sich unserenFragen stellten. Es gab einen Begegnungs-tag mit Eva-Maria Fischer von der kath.Behindertenseelsorge Zürich, dogmatischeEinblicke in den Dienst des Priesters mitunserer Professorin Eva-Maria Faber, zu-mindest im Sommersemester einen wö-chentlichen Besuchsmorgen im AltersheimBodmer, wöchentlich zwei hilfreiche undherausfordernde Übungsstunden «Rheto-rik und Ausdruck» mit Maya Bösch undviele interessante Griechischstunden beiUrs Grazioli.

Genug der Zahlen – mit einem Dichter-wort von Novalis möchte ich endgültig vonden Zahlen wegkommen: «Wenn nichtmehr Zahlen und Figuren sind Schlüssel al-ler Kreaturen . . .». Ja, was dann, auf waszählen wir im Einführungsjahr ganz be-sonders?

Ich möchte es das Wunder der Wand-lung nennen, das sich nicht auf die Eu -charistiefeier beschränkt. Das Wahrneh-men und Darbringen der eigenen Gaben ist

wichtig. Wir lernen im Einführungsjahrnoch deutlicher unsere menschlich-geistli -chen Gaben kennen und versuchen, Schrit-te der Hingabe zu tun, damit Gott seinWunder der Wandlung tun kann.

Ich bin dankbar für alle Wandlungs-wunder, die im vergangenen Jahr gesche-hen durften.

Stefan StaubliLeiter des Einführungsjahres

Interdiözesanes Einführungsjahr für Priesteramtskandidaten

Einführungsjahr in «Nossadunna dallaGlisch» bei Trun

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Hatten an der THC nur wenige ihr Stu-dium im ersten Kurs neu aufgenommen, sowaren es im Pastoraljahr mit achtzehn Per-sonen sehr viele.

Wie in jedem Jahr hatte die Arbeit desMentorats drei Schwerpunkte:

1. Begleitung der Bistumsstudierenden ander Theologischen Hochschule Chur.

2. Begleitung der künftigen Laien im pas-toralen Dienst an den Studienorten Lu-zern (RPI, DBW, Uni Luzern) und Frei-burg.

3. Mitarbeit im Pastoralkurs.

Das Mentorat bot während des Seme-sters für alle Studierenden Einzelgesprächean, die unterschiedlich genutzt wurden.Wir begegneten den Studenten und Stu-dentinnen am Studierendentreffen im Ja-nuar, an den Begegnungstagen im Mai undden Besinnungstagen. Das Mentorat wolltedabei nicht als weitere Verpflichtung wahr-genommen werden, sondern die zukünfti-gen Seelsorger und Seelsorgerinnen in denje eigenen Lebenslagen und -fragen beglei-ten. Wie kann ich neben der Familie stu-dieren? Entspricht mein Lebensentwurfden kirchlichen Vorgaben? Diese und ähn-liche Fragen haben manch längeres Ge-

spräch gefüllt, und es hat sich gezeigt, dasshierfür ein Bedarf besteht und Hilfe mög-lich ist.

Ein zweiter Schwerpunkt des Mentoratswar im vergangenen Jahr sicher der Pasto-ralkurs:

Er begann mit einem Einführungstagim September 2006. Wie in jedem Jahrwollte der Kurs die ersten Erfahrungen mitdem Berufseinstieg reflektieren. Es war er-freulich, dass alle Teilnehmenden von posi-tiven Erfahrungen mit dem Arbeitsbeginnund dem Neueinstieg berichten konnten.Auch die Besuche in den verschiedenenPfarreien zeigten das gleiche Bild. Hierfürgilt es, den Praxisbegleiterinnen und -be-gleitern herzlich zu danken. Die Wichtig-keit dieser Begleitung darf nicht unter-schätzt werden. Hinzu kamen Besuchewährend des Kurses in Chur. EntspannteGespräche am Abend und kritische Bemer-kungen zum Kurs zeigten, dass die Kircheengagierte neue Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter gewonnen hatte. Das Feedback desKurses fasst zusammen, was immer wiederzu spüren ist: Die Inhalte des Pastoral -kurses werden als bereichernd empfunden,und die Möglichkeit zur Vernetzung istwichtig. Das macht auch uns Mut, den ein-geschlagenen Weg fortzusetzen.

Thomas Leist und Petra LeistAusflug an Christi Himmelfahrt ins Lugnez

Ein kleiner «Erster Kurs» und ein grosser «Pastoralkurs»Bericht des Mentorats vom Studienjahr 2006/2007

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Zum Zeitpunkt des Erscheinens dieserGrüsse aus St. Luzi ist der Umbau der Ge-bäude des Seminars und der THC abge-schlossen. Anlässlich der Feierlichkeitenzum 200. Geburtstag des PriesterseminarsSt. Luzi am 12. November 2007 hat der Bischof sie eingeweiht. Alle Betroffenen atmeten erleichtert auf. Es war in den ver-gangenen zwei Jahren nicht immer einfach,inmitten von Hämmern und Bohren, vonStaub und Zugluft zu wohnen und einen ge-regelten Studienbetrieb aufrecht zu erhalten.Aber nachdem alles gut überstanden ist, pro-fitiert nicht nur das Seminar, sondern auchdie THC von funktionalen Räumlichkeiten,die eine zeitgemässe Studien- und Ausbil-dungssituation schaffen. Der neue Haupt-eingang erlaubt den direkten Zugang zu denHochschulräumlich keiten, so dass auch Orts-unkundige ohne «Fremdenführer» zurechtkommen. Es stehen zusätzliche Räume fürVorlesungen und Seminare, auch neue Bü-ros für auswärts wohnende Professoren/in-nen zur Verfügung. Die alten Lehrsäle wur-den erneuert, technisch aufgerüstet und teilsneu möbliert, so dass man jetzt auch längereZeit ohne Rückenschmerzen den Lehrveran-staltungen folgen kann. Das Prunkstück ausder Sicht der THC ist die neue Bi bliothek,in der nun die gesamten Bücherschätze (ca.60000 Bände) vereinigt sind. EinladendeArbeitsplätze in genügender Anzahl, ausge-rüstet mit Computern und Internet-Zu-gang, stehen für die Benützer zur Verfügung.

Der räumliche Aufbau und Umbau istalso weitgehend abgeschlossen. In dennächsten Jahren sollte die THC nachmenschlichem Ermessen – bis auf die nor-malen Unterhaltsarbeiten – von Baulärmund Staub verschont bleiben. In personel-ler und struktureller Hinsicht allerdingssind die Arbeiten des Neuaufbaus und derWeiterentwicklung nicht abgeschlossen; siekönnen und dürfen nie abgeschlossen sein.

Wie Sie wissen, musste in den vergange-nen Jahren durch Umstände, die von derTHC aus nicht beeinflusst werden konn-

ten, ein starker Wechsel im Lehrkörper hin -genommen werden. Der Lehrstuhl fürTheo -logische Ethik wurde innerhalb wenigerJahre mehrmals vakant: durch die Emeri-tierung von Prof. Hubert Dobiosch 2001,durch die Berufung von Prof. Albert-PeterRethmann nach Prag 2003 und schliesslichdurch den plötzlichen Tod von Prof. Andre-as-Pazifikus Alkofer 2006. Wir hoffen sehr,dass durch die Neuberufung von Prof. Dr.Hanspeter Schmitt dieser Teil der BaustelleTHC für längere Zeit zur Ruhe kommt.

Diese Hoffnung erstreckt sich auch aufdas Fach Religionspädagogik. Auch hier folg-te der Wechsel der Lehrstuhlinhaber in kur-zen Abständen: Demission von Prof. AlfredHöfler 2003 und die Berufung von Prof. Ul-rich Kropac nach Eichstätt zu Beginn desSommersemesters 2007. Auch für diesenLehrstuhl ist das Berufungs verfahren weitfortgeschritten undverläuft vielversprechend.

An der THC wird weiter gebaut

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Dass bei all diesen Vakanzen die Qualitätder Lehre nicht beeinträchtigt wurde, ver-dankt die THC vor allem der bereitwilli-gen Übernahme von Vertretungen durchMitglieder der Luzerner Professorenschaft(Prof. Monika Jakobs, Prof. Hans Halterund Prof. Hans Münch). Die in den letztenJahren gewachsene gute Zusammen arbeitmit der Theologischen Fakultät der Univer-sität Luzern trug in dieser Hinsicht für dieTHC nun sehr spürbare und wertvolleFrüchte. Darüber hinaus halfen Dr. ThomasWallimann und Max Feigenwinter ebensobereitwillig und kompetent aus, so dass imLehrangebot keine Lücken entstanden. Dassei an dieser Stelle dankbar vermerkt.

Noch eine weitere Persönlichkeit mussim Zusammenhang der Personalnachrich-ten aus der THC dankend erwähnt werden:Ganz am Schluss des vergangenen Stu dien -jahres wurde bekannt, dass der erste und

langjährige Honorarprofessor der THC,Dr. Alois Sustar, Alt-Erzbischof von Ljubl-jana, am 29. Juni 2007 gestorben ist. Er warvon 1963–1968 Professor für Moraltheo -logie und von 1965–1968 auch Regens des Priesterseminars St. Luzi. 1968–1977war er als Bischofsvikar eine der prägendenPersönlichkeiten des Bistums Chur und derKirche in der Schweiz. Eine ausführlichereWürdigung findet sich an anderer Stelledieser «Grüsse aus St. Luzi».

Was den strukturellen Aufbau der THCbetrifft, waren die Verleihung des Doktorats-rechts durch die römische «Kongre gation fürdas Katholische Bildungswesen» im Jahr2003 und die Akkreditierung als private uni-versitäre Institution durch die «Schweizeri-sche Universitätskonferenz» 2006 entschei-dende Etappen. Die Weiterentwicklung unddie Sicherung der Qualität von Lehre undForschung werden gerade dadurch zur dau-ernden Aufgabe, wenn die THC sich ihrenPlatz im Rahmen der theologischen Fakul -täten auf die Dauer sichern will.

In diesem Zusammenhang beschäftigtdie Leitung der Hochschule wie auch dieLehrenden und Studierenden momentander Umbau der Studienstrukturen auf dassogenannte «Bologna-Modell». Die Schwei-zer Bischofskonferenz setzte am 1. Dez em-ber 2005 ein «Rahmenprogramm für das theologische Vollstudium nach dem Bolog-na-Modell» für die Ausbildung der Seel -sorger /innen in der Schweiz in Kraft. Aufdieser Grundlage erarbeitete die THC eine neue Studienordnung. Sie wurde fürden ersten Studienabschnitt (Bachelor-Stu-dium) bereits im vergangenen Studienjahr2006–2007 umgesetzt. Der zweite Studien-abschnitt (Master-Studium) folgt mit demlaufenden Studienjahr 2007–2008. Wassich so leicht anhört, ist in der Realität einesehr aufwändige und arbeitsintensive Gene-ralstabs-Übung, die in der Übergangszeitvon allen Beteiligten viel Flexibilität ver-langt und auch einige Unsicherheiten mitsich bringt. Ob die Bologna-Reform die er-17

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hofften Vorteile für das Theologiestudiummit sich bringt, ist noch sehr umstritten.Aber die THC kommt nicht darum herummitzumachen, wenn sie sich ihren Platz imgesamteuropäischen Studiensystem, das imEntstehen begriffen ist, wahren will.

Dies ist das letzte Mal, dass ich als Rek-tor in den «Grüssen aus St. Luzi» über dieTHC berichte. Ich habe Ende Juli diesesJahres nach zwei vierjährigen Amtszeitendas Rektorat abgegeben. Es ist in den ver-gangenen Jahren gelungen, den Neuaufbauund den Ausbau der THC so weit voran -zutreiben, dass ihre Zukunft nach mensch-lichem Ermessen gesichert scheint. Zu die-sem Aufbauwerk haben viele Menschenbeigetragen. Einige möchte ich ausdrück-lich nennen: Bischof Amédée Grab, der denNeuaufbau ermöglichte und stützte, Re-gens Josef Annen, der auf der Seite des Prie-sterseminars am gleichen Strick zog und

viel beitrug, der Lehrkörper der THC, vondem ein erhebliches Mass an Flexi bilität ge-fordert war, die Studierenden, die engagiertmitgetragen haben, die Behörden des Kan-tons Graubünden und der kantonalkirch-lichen Institutionen des Bistums, die unsgrosses Wohlwollen und kräftige finanzielleUnterstützung gewährten, und nicht zu-letzt die Seelsorger / innen und sehr vieleGlieder unseres Bistums, die uns ideell undmateriell unter die Arme griffen. Ihnen al-len verdankt es die THC, dass es sie nochgibt und dass sie zuversichtlich in die Zu-kunft schauen kann, in der noch viele Her-ausforderungen und Aufgaben auf sie war-ten. Der Aufbau der THC geht weiter!

Wer sich über die Situation und die Tätig-keit der THC eingehender infor mieren möchte,kann den Jahresbericht der THC 2006–2007beim Sekretariat an fordern oder ihn im Inter-net unter www.THChur.ch finden.

Jubiläumsgottesdienst, 12.11.2007

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Wechsel in der Institutsleitung

Herr Prof. Dr. Ulrich Kropac,bisher Pro-fessor für Religionspädagogik und Kate-chetik an der Theologischen HochschuleChur und Leiter des Pastoralinstituts vom1. Oktober 2006 bis 28. Februar 2007, hatzum 1. März 2007 einen Ruf auf den Lehr-stuhl für Didaktik der Religionslehre, fürKatechetik und Religionspädagogik an derKatholischen Universität Eichstätt ange-nommen. Wir danken ihm für seine en -gagierte Mitarbeit im PI, zuletzt bei derkonzeptionellen Entwicklung des Weiter-bildungsstudienganges «Theologie-Kultur-Praxis», und für die gute kollegiale Zu-sammenarbeit.

Zum neuen Leiter des Pastoralinsti-tuts wurde an der Hochschulkonferenzvom 15. März 2007 Prof. Dr. Manfred Be-lok, Lehrstuhlinhaber für Pastoraltheologie

und Homiletik, gewählt, der die Leitungdes Instituts bereits von 2004 bis 2006 in-nehatte. Zu seiner Stellvertreterin wurdeFrau Prof. Dr. Birgit Jeggle-Merz, Inhaberindes Lehrstuhls Liturgiewissenschaft, ge-wählt.

Geschäftsführender Institutsleiter bzw.Geschäftsführende Institutsleiterin ist lautdes fortgeschriebenen, vom Grosskanzlerder THC am 3. Mai 2007 genehmigten,Statuts des Pastoralinstituts alternierendfür jeweils zwei Jahre der Inhaber oder dieInhaberin der Lehrstühle für Pastoraltheo-logie und Homiletik, Religionspädagogikund Liturgiewissenschaft.

Somit besteht die operative Leitung desPI jetzt aus Frau Prof. Dr. Birgit Jeggle-Merz (Stellv. PI-Leiterin), Prof. Dr. Man-fred Belok (Leiter des PI) und HerrnProf. Dr. Michael Durst, Lehrstuhlinhaber

Das Pastoralinstitut (PI)

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für Kirchengeschichte und Patristik, derauf Vorschlag der PI-Leitung von derHochschulkonferenz am 29. Juni 2006 fürzwei Jahre gewählt wurde.

Neuer Weiterbildungsstudiengang: «Theologie – Kultur – Praxis» (TKP)

Das Pastoralinstitut der THC Chur bie-tet mit dem Studienjahr 2007/2008 denneuen Weiterbildungsstudiengang «Theo-logie – Kultur – Praxis» (TKP) an. Er rich-tet sich an Menschen, die in einer Gemein-de oder in einer kirchlichen Einrichtungtätig sind und das Bedürfnis verspüren, ih-re beruflichen Kompetenzen zu überprü-fen, den gewandelten Verhältnissen anzu-passen oder auf neue Tätigkeitsfelder zu erweitern. Der Weiterbildungsstudiengangversteht sich als Weg zu einer zusätzli-chen akademischen Qualifikation für Men-schen, die Interesse und Freude an der Theologie haben – nicht nur in ihrer prak-tischen, sondern auch in ihrer wissen-schaftlichen Dimension.

Der Weiterbildungsstudiengang «Theo-logie – Kultur – Praxis» (TKP) wurde aufder Basis der gesamteuropäischen Normendes Bologna-Modells und in Beibehaltungder grundsätzlichen Zielsetzung des bishe-rigen Nachdiplomstudiums entwickelt. Erlöst das frühere Nachdiplomstudium ab.Eine Expertengruppe, bestehend aus Mit-gliedern des Lehrkörpers der THC und ex-ternen Fachleuten, hat das Konzept in denvergangenen anderthalb Jahren erarbeitet.Es startet im Wintersemester 2007/2008und wird modularisiert sein. Dies wird sichinsbesondere auf die Veranstaltungszeiten(Blockveranstaltungen statt Vorlesungszei-ten) und auf die Lehrformen (eine Verbin-dung aus Vortrags- und Seminarstil) aus-wirken.

Studierende können im Weiterbildungs-studiengang TKP folgende Kompetenzenerwerben:

– die Fähigkeit, durch eine differenzierteGegenwartsanalyse die «Zeichen der Zeit»wahrzunehmen und theologisch zu deuten

– die Fähigkeit zur Auseinandersetzungmit aktuellen Fragen, Entwicklungen undStrömungen in der Theologie

– die Fähigkeit, die Bedeutung von Theo-logie für die Gestaltung des persönlichen,kirchlichen und gesellschaftlichen Lebensneu zu entdecken und zu erschliessen

– Sicherheit in der eigenen theologischenUrteilsbildung

Im Rahmen des Weiterbildungsstudien-gangs TKP können zwei Abschlüsse erwor-ben werden:– der MAS (= Master of Advanced Stu-dies). Voraussetzung für das Studium istder Master bzw. das Diplom in Theologie;

– das Abschlusszeugnis Weiterbildungs-studiengang TKP. Dieses Studium kannaufnehmen, wer zwar ein berufsqualifizie-rendes Theologiestudium, aber keinen aka-demischen Abschluss vorzuweisen hat (z.B.auch Absolventinnen und Absolventen desDritten Bildungsweges, Religionspädago-ginnen und Religionspädagogen o. ä.).

Der Weiterbildungstudiengang ist mo-dular aufgebaut und entspricht damit den Anforderungen des Bologna-Prozesses.Wichtig für Interessierte:

Jedes Modul kann einzeln belegt wer-den, besteht jeweils aus zwei Montag /Dienstag-Einheiten und vermittelt spezi -fische Kompetenzen.

Die Struktur des neuen Weiterbildungs-studiengangs, die Studien- und Prüfungs-ordnung sowie alle Lehrangebote im Stu-dienjahr 2007/2008 sind auch über dieHomepage des Pastoralinstituts der THC(www.thchur.ch) abrufbar.

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Prof. Dr. Manfred Belok /Prof. Dr. Birgit Jeggle-Merz

STUDIENPROGRAMMSOMMERSEMESTER 2008

Modul 3: Update Praktische Theologie

Das Modul vermittelt Kenntnisse über aktuelle Entwicklungen in den Fächern der Prakti-schen Theologie (Pastoraltheologie, Homiletik, Religionspädagogik, Liturgiewissenschaft).

Gemeinde leiten – Zwischen Management und Seelsorge

Prof. Dr. Manfred Belok /Dipl.-Theol. Supervisor Bernd Kopp

Montag 3.3.2008, 10:15 Uhr–17:30 Uhr Dienstag 4.3.2008, 08:30 Uhr–16:45 UhrMontag 7.4.2008, 10:15 Uhr–17:30 Uhr Dienstag 8.4.2008, 08:30 Uhr–16:45 Uhr

Modul 4: Theologie konkret

Das Modul fragt nach der Relevanz der Theologie im Blick auf zeitgenössische gesellschaft-liche und kirchliche Situationen und vermittelt Kompetenzen für die Vermittlung von Theo-rie und Praxis.

Mit offenen Türen: Gottesdienste für Ungeübte

Prof. Dr. Birgit Jeggle-Merz /Pfr. Heinz Vogel /Kirchenmusikerin Barbara Kolberg

Montag 28.4.2008, 10:15 Uhr–17:30 Uhr Dienstag 29.4.2008, 08:30 Uhr–16:45 UhrMontag 19.5.2008, 10:15 Uhr–17:30 Uhr Dienstag 20.5.2008, 08:30 Uhr–16:45 Uhr

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VORANZE IGE

12. April 2008Tag der offenen Tür für Interessierte am Theologiestudium

Vortragsreihe: Relevanz der Theologie heute für . . .

. . . die Suche nach gelingendem LebenProf. Dr. Eva-Maria Faber

22. April 2008

. . . die Suche nach gefeiertem LebenProf. Dr. Birgit Jeggle-Merz

6. Mai 2008

. . . die Suche nach verantwortetem LebenProf. Dr. Hanspeter Schmitt O.Carm.

20. Mai 2008

jeweils 20.00 Uhr, Aula der Theologischen Hochschule

Ausflug der Angestellten zur Propstei St. Gerold

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Rechtzeitig zur Einweihung der neuenGebäulichkeiten von Priesterseminar undHochschule ist in den Lehrkörper derHochschule ein Theologe eingetreten, dersein theologisches Arbeiten der Gestaltungeiner «menschlich bewohnbaren Welt» widmet. Neuer Inhaber des Lehrstuhls für Theologische Ethik ist P. Dr. HanspeterSchmitt, den der Grosskanzler Diözesanbi-schof Dr. Vitus Huonder am 19. November2007 zum ordentlichen Professor ernannte.

Hanspeter Schmitt wurde 1959 inAschaffenburg geboren. Nach Abschlussder Schulausbildung trat er 1980 in denKarmelitenorden ein und studierte in Bam-berg Theologie. 1988 wurde er zum Prie-ster geweiht. 2001 wurde er mit einer vonProf. Dr. Volker Eid begleiteten Arbeit über«Empathie und Wertkommunikation» pro-moviert. Seit 2003 arbeitete er an einemHabilitationsprojekt, das soeben zum Ab-schluss gekommen ist. Diese Studie kreistum das Thema «Sozialität und Gewissen».In die Schweiz vorgewagt hat sich Hanspe-ter Schmitt bereits früher mit einigen Arti-keln in der Orientierung, zuletzt vor zweiJahren mit einem Artikel über «Schrift undLeben» (Orientierung 69 [2005] 99–104;die Überlegung zur «menschlich bewohn-baren Welt» finden sich in derselben Zeit-schrift in einem Artikel von 2002).

Die theologischen Arbeiten weisenHanspeter Schmitt als einen Ethiker aus,

der auf die Achtung und Förderung derMenschen als ethischer Subjekte bedachtist. Ein «Moralverständnis, das auf die Ge-staltkraft kompetent handelnder Personensetzt», muss alles tun, damit diese «inhalt-lich überzeugte Träger und Täter des Mora-lischen sein können» (Orientierung 69[2005] 101). Anliegen ist eine Ethik, «diean der Lebenswirklichkeit des Menschen‹dranbleibt› und die von vorneherein aufeine gestalterische Kooperation aller Ver-antwortlichen . . . aus ist» (Stimmen derZeit 216 [1998] 131). Diese Schwerpunkt-setzungen sind eine willkommene Berei-cherung der Theologischen HochschuleChur mit ihrer erklärten Zielsetzung, The-ologie in pastoraler Ausrichtung betreibenund lehren zu wollen und sich darum vor-rangig der Vermittlungsaufgabe von Theo-rie und Lebenswelt, von Theologie undGegenwartskultur zuzuwenden.

Als Wissenschaftlicher Assistent vonProf. Dr. Volker Eid sowie seit zwei Jahrenals Kommissarischer Leiter des Lehrstuhlsfür Moraltheologie an der UniversitätBamberg hat Hanspeter Schmitt reicheLehrerfahrung sammeln können, die nunden Studierenden der TheologischenHochschule Chur zugute kommt.

P. Hanspeter Schmitt ist seit über 20Jahren in der Pastoral engagiert: in der Ju-gend- und Ministrantenpastoral, in der Be-rufungspastoral, in der Klosterpastoral desBamberger Karmel sowie im Rahmen vonAushilfen. Er hinterlässt in Bamberg dasschöne Erbe der von ihm initiierten 20-jäh-rigen Tradition eines Friedensgebetes. Wirfreuen uns auf die mit ihm nun neu entste-henden und wachsenden Traditionen inChur.

Eva-Maria Faber

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Neubesetzung des Lehrstuhls für Theologische Ethik.Option für die Nähe zur Lebenswirklichkeit von Menschen

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Publikationen1. Theologische Berichte

Michael Durst /Hans J. Münk (Hrsg.), Religion und Gesellschaft (=Theologische Berichte 30) (Freiburg i. Ü. 2007) 318 S., CHF 39.–.ISBN 978-3-7228-0709-6.

Im vergangenen Oktober erschien Band30 der Buchreihe «Theologische Berichte»,die im Auftrag der Theologischen Hoch-schule Chur und der Theologischen Fa -kultät der Universität Luzern von demChurer Kirchenhistoriker und PatrologenProf. Dr. Michael Durst und dem Luzer-ner Theologischen Ethiker Prof. Dr. HansJ. Münk herausgegeben wird. Der Band istdem Rahmenthema «Religion und Gesell-schaft» gewidmet.

Die These von einer Renaissance oderRückkehr des Religiösen in der säkularisier-ten Welt von heute erfreut sich seit einigenJahren zunehmender Popularität. Die teil-weise stark emotional geprägte öffentlicheDiskussion – vor allem um radikale islami-sche Strömungen – zeigt jedoch auch nichtwenige Defizite und Schwachstellen. So istzum Beispiel die Verwendung des Begriffs«Religion» allzu oft weitgehend diffus, jaspannungsreich und widersprüchlich. Dervorliegende Band will zur Klärung, Profilie-rung und inhaltlichen Auseinandersetzungbeitragen (vgl. Klappentext).

Nach dem Vorwort der Herausgeber (S. 15f ) und der Einführung in das Thema,verfasst von Hans J. Münk (S. 17–33), trägtder erste Aufsatz, der aus der Feder des Lu-zerner Professors für Fundamentaltheolo-gie Edmund Arens stammt, die Überschrift«Was ist Religion? Analytische Differen -zierungen – theoretische Zugänge – theo - logische Reflexion» (S. 35–93). Er the ma -tisiert den Begriff «Religion» aus funda-mentaltheologischer Perspektive, indem er«Dimensionen und Elemente von Reli-gion» sowie die gegenwärtigen Erschei-nungsformen des Religiösen analysiert, bevor er die empirisch theoretischen Zu-gänge durch Religionswissenschaft und Religionstheorie behandelt. In seiner denBeitrag abschliessenden religionstheologi-schen Reflexion charakterisiert Arens Re -ligion im Anschluss an die kommunikativeHandlungstheorie von Jürgen Habermasals «kommunikative Praxis», bei der er fünfFormen unterscheidet: 1. Erzählen, 2. got-tesdienstlich-rituelles Feiern, 3. missiona -risches, paränetisches und prophetischesVerkündigen, 4. Bekennen und 5. Teilen.Als Quintessenz werden fünf Leitlinien füreine religionstheoretisch kompetente, kom -munikative Theologie formuliert.

Im zweiten Beitrag befasst sich der jetztin Eichstätt (D) lehrende ehemalige Chu-rer Religionspädagoge Ulrich Kropac mitdem Thema: «Religiöse Erziehung und Bildung in postmoderner Gesellschaft. Be-gründungen, Aufgaben und Formen vonReligionsunterricht in der öffentlichenSchule» (S. 94–133). Die gegenwärtige Situation sieht er durch vier Charakteristi-ka und ihnen entsprechende gegenläufigePhänomene gekennzeichnet: 1. Pluralisie-rung – Fundamentalismus, 2. Individuali-sierung – Suche nach Beziehung, 3. Säku-larisierung – Wiederkehr des Religiösenund 4. Enttraditionalisierung – Reflexionauf Tradition. Auf diesem Hintergrundstellt er die missverständliche Rede von der«Weitergabe des Glaubens» auf den Prüf-stand und plädiert für ein angemessenes

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Verständnis. Schliesslich trägt er verschie-dene Argumente vor, die für den schu -lischen Religionsunterricht sprechen, undschlägt vor, diesen in einen «Religions-unterricht für alle» und einen konfessionel-len bzw. ökumenischen Religionsunterrichtaufzuteilen.

Der Luzerner Kirchenrechtler AdrianLoretan lenkt in seinem Beitrag «Der (säkulare) Rechtsstaat und die Religio-nen. Modelle des Zusammenwirkens in den USA, in Europa und in der Schweiz»(S. 134–198) den Blick auf die Verschie-denheit des Verständnisses von Rechtsstaatund Religion in den USA und in Europa,die in jeweils unterschiedlichen geschicht-lichen Entwicklungen wurzelt. Loretan be-handelt sodann den Dialog zwischen denreligionsrechtlichen Modellen der USAund Europas, wobei er auf gewisse Paralle-len zwischen den USA und der Schweizhinweisen kann. Abschliessend werden dieverschiedenen in der Schweiz praktiziertenModelle des Zusammenwirkens von Staatund Religionsgemeinschaften dargestelltund reflektiert.

Der vierte Beitrag ist dem Phänomen«Religion» in der neueren Literatur gewid-met. Unter dem Titel: «Zeitgenössische Li-teratur – Echolot für Religion? Erkundun-gen in der deutschsprachigen Gegenwarts-literatur» (S. 197–240) bespricht Chri-stoph Gellner, Leiter des Theologischen Seminars des Dritten Bildungsweges unddes Instituts für Fort- und Weiterbil-dung der Katecheten an der Theologi-schen Fakultät der Universität Luzern,autobio graphische Zeitromane und Fort-und Weiterschreibungen der Bibel ebenso wie neue deutsch-jüdische Literatur unddeutsch-schreibende muslimische Schrift-steller.

Mit missionsgeschichtlicher Fragestel-lung nimmt der folgende Aufsatz das span-nungsreiche Verhältnis von Christentumund Gesellschaft in fernöstlichen Missions-

gebieten in den Blick. Unter dem Titel:«Einfügung und Konflikt. Christentumund Gesellschaft in Indien, China und Ja-pan» (S. 241–275) zeichnet der emeritierteMissions- und Religionswissenschaftler derKirchlichen Hochschule Wuppertal Frie-drich Huber die wechselvolle historischeEntwicklung in den drei genannten Län-dern bis in die Gegenwart nach.

Der letzte Beitrag wurde von dem inLuzern lehrenden Islamwissenschaftler Sa-muel M. Behloul verfasst: «The society is watching you! Islam-Diskurs in derSchweiz und die Konstruktion einer öffent-lichen Religion» (S. 276–315). Nach ei-nem geschichtlichen Überblick über dieeuropäische Islam-Wahrnehmung behan-delt Behloul den Islam-Diskurs in derSchweiz, wobei er seit dem 11. September2001 eine zunehmende Islamisierung öf-fentlicher Debatten und eine «Totalisie-rung» des Islam-Diskurses diagnostiziert,die zur «Fremdislamisierung einer Mi -grantengruppe» geführt habe. Unter demgesellschaftlichen Druck komme es zur«Selbstislamisierung» von Muslimen, diezuvor ihre Identität nicht vorrangig überihre Religion definiert hätten. MuslimischeKreise sähen sich zunehmend genötigt, ge-gen Gewalt und Terrorismus Stellung zunehmen und ihren Einsatz für den Friedenzu betonen.

Michael Durst

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2. Forum Pastoral

Manfred Belok, Ulrich Kropac (Hrsg.):Seelsorge in Lebenskrisen. Pastoralpsychologische, humanwissenschaft -liche und theologische Impulse.Forum Pastoral, Band 3 (TVZ Zürich 2007). 136 S., EUR 17.50.ISBN 3-290-20024-8.

Mit Beiträgen von Giosch Albrecht, Isidor Baumgartner, Manfred Belok, Her-mann Stinglhammer, Urs Winter, HansZiegler und Josef Zimmermann.

Ereignisse wie der Tod eines naheste-henden Menschen, das Zerbrechen einerEhe, der Verlust des Arbeitsplatzes usw.können Menschen in tiefe Lebenskrisenstürzen. Sie hierin nicht allein zu lassen,sondern seelsorglich kompetent zu beglei-ten, ist konkreter Dienst am Menschen imNamen Gottes. Der Band stellt exem -plarisch drei unterschiedliche Wege pasto-raler Krisenintervention vor: den person-zentrierten, den tiefenpsychologischen undden logotherapeutischen Ansatz in der seel-sorgerlichen Gesprächsführung. Darüberhinaus werden Fragen nach dem Umgangmit krisenhaften Ereignissen im Raum derSchule sowie nach den Möglichkeiten pa-storaler Begleitung beim Scheitern undNeuanfang einer Beziehung thematisiert.Im Horizont der Enzyklika «Deus caritas

est» Benedikts XVI. wird schliesslich einetheologische Verortung der kirchlichenEhe-, Familien- und Lebensberatung vor-genommen.

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3. Weitere Publikationen

Michael Fieger /Sigrid Hodel-Hoenes, Der Einzug in Ägypten. Ein Beitrag zur alttestamentlichen Josefsge schichte (= Das Alte Testament im Dialog 1) (Bern u. a. 2007)444 S., 29 Abb., CHF 89.–. ISBN 978-3-03911-437-5.

Nach langjährigen Forschungen legender Professor für Alttestamentliche Wissen-schaften an der THC, Prof. Dr. MichaelFieger, und die ausgewiesene ÄgyptologinDr. Sigrid Hodel-Hoenes ihre umfangrei-che Studie zur alttestamentlichen Josefsge-schichte vor.

Die letzte umfassende Arbeit überÄgypten und die Josefsgeschichte wurdeaus ägyptologischer Sicht vor etwa vierzigJahren verfasst – wird doch in der alttesta-mentlichen Wissenschaft vor allem Wertauf die Herausarbeitung der verschiedenenSchichten und ihre mögliche Datierung ge-legt. Im Zentrum des vorliegenden Buchesstehen insbesondere die folgenden Fragen:Stellt der alttestamentliche Josef eine hi -storische Persönlichkeit dar, die einer be-stimmten Epoche zugewiesen werden kann?Spiegelt die Geschichte Josefs das Juden-tum Ägyptens wider, das das Verbleiben der Juden unter persischer Herrschaft legi-timiert? Verkörpert die Geschichte Josefs

ein liberales Judentum, das auch in der Di-aspora seinen Glauben an JHWH lebenkann?

Nach einer allgemeinen Einführung indie Problematik des Verhältnisses der Ägyp-ter und Asiaten sind die anschliessendenKapitel jeweils dreigeteilt. Einer (bewusstmöglichst wörtlichen) Übersetzung des je-weiligen Abschnittes folgen eine Textprä-sentation aus theologischer und eine Kom-mentierung aus ägyptologischer Sicht. DasSchlusswort bildet eine Zusammenfassung.

Aus dem Inhalt seien stichwortartig fol-gende Themenkreise hervorgehoben: Gen37–50 und der Bezug zwischen Ägyptern,Asiaten und Persern – Die Bedeutung deskulturellen Gedächtnisses für die Josefsge-schichte – Die Josefsgeschichte als Legiti-mation für den Aufenthalt der Juden imPerserreich – Mögliche Gründe für die Ab-grenzung gegenüber den Fremden – Die Si-nuhegeschichte, ein Vorbild für die Josefs-erzählung? – Die Josefsgeschichte als Bei-spiel für Akkulturation – Ist Elephantineder Ort der Endredaktion der Josefsge-schichte? – Ist der «Pharao» der Josefser-zählung eine mögliche kryptische Bezeich-nung für den Perserkönig?

Dieses Buch ist nicht nur für den Fachwissenschaftler, sondern auch für ei-nen nicht spezialisierten, aber theologischinteressierten Personenkreis geschrieben.Es möchte aufzeigen, welche Texte und Ge-danken Ägyptens der biblischen Erzählungzugrunde liegen beziehungsweise als Inspi-ration gedient haben könnten.

Das Werk ist als Band 1 der neu ins Le-ben gerufenen Reihe «Das Alte Testamentim Dialog» erschienen, die im Verlag PeterLang von Michael Fieger und Sigrid Ho-del-Hoenes herausgegeben wird. Sie stehtvor allem interdisziplinären Studien zumAlten Testament offen.

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Aufbruchsfreude und Geistesgegenwart.Gestalten einer erneuerten christlichenSpiritualität.

Simon Peng-Keller /Albert Schmucki (Hrsg.)Edition NZN bei TVZ Zürich 2007

Dass sich christliche Spiritualität heutein einem tiefgreifenden Wandlungsprozessbefindet, ist wohl kaum zu bestreiten. Diegesellschaftlichen Umwälzungen verändernauch die Formen christlichen Lebens. Ent-gegen dem Anschein, dass das Christentumim gegenwärtigen Europa eine von Geistes-armut geprägte Altersphase durchläuft, fin-det man bei näherer Betrachtung eine Fül-le von verheissungsvollen Neuaufbrüchen.Oliver Clément meint aufgrund solcher Erfahrungen der Aufbruchsfreude und derGeistesgegenwart sogar, dass sich ein neues«Christentum abzeichnet, das fähig ist, ein ungeschminkteres Zeugnis vom Evan-gelium abzulegen». Die Geschichte zeigt,dass am Anfang einer spirituellen Erneue -rungsbewegung oft nicht ein klar umrisse-nes Projekt steht, sondern eine verheis-sungsvolle Intuition, die zum Wagnis er-mutigt, sich auf neue und persönlicheWeise auf das Evangelium einzulassen. Bei-spielhaft dafür stehen die in diesem Bandporträtierten fünf Gestalten, die mit ihremLeben und ihrem Werk prägnante Neuak-zente gesetzt haben: Madeleine Delbrêl,Roger Schütz, Silja Walter, Jean Vanier und

Henri Nouwen. Was sie verbindet, ist ihrVersuch, Gottes Gegenwart in der Not ih-rer Zeit wahrzunehmen. Diese fünf Por-träts, die als Sommervorträge 2006 an derTheolo gischen Hochschule Chur gehaltenwurden, sind eingerahmt durch zwei Bei-träge der beiden Herausgeber, die nach denBrennpunkten und den Vermittlungsfor-men christlicher Spiritualität des 21. Jahr-hunderts fragen.

Autorinnen und Autoren dieses Bandes:Simon Peng-Keller («Frère Roger und dasWunder von Taizé»), Albert Schmucki(«Henri Nouwen – Zum Haus des Segensfinden»), Thomas Wittkowski («Jean Va-nier und die Arche – Portrait aus der Nä-he»), Ulrike Wolitz («Silja Walter – Zuun-terst sprudelt der Himmel») und EvelineZeder («‹. . . wie eine Ahnung Gottes› –Christliches Zeugnis nach Madeleine Del-brêl»).

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JUB ILÄUMS - FESTSCHRIFT

200 Jahre Priesterseminar St. Luzi und Studium theologicum/Theologische Hochschule Chur

Michael Durst; Albert GasserLindenberg im Allgäu: Kunstverlag Josef Fink, 2007.Ca. 170 Seiten mit 50 Abbildungen, CHF 25.–

Ausgestattet mit einem Grusswort des neuen Churer Bischofs Vitus Huonder, einem Ge-leitwort seines Vorgängers, Bischof Amédée Grab, und einem Vorwort des Regens JosefAnnen über die Ausbildung zum kirchlichen Dienst, bietet die Festschrift zum 200-jäh-rigen Jubiläum des Priesterseminars St. Luzi in Chur einen von den beiden Churer Kir-chenhistorikern Michael Durst und Albert Gasser verfassten historischen Rückblick. Dererste Teil behandelt die Baugeschichte von Kirche, Kloster und Priesterseminar St. Luzivon der Spätantike bis in die Gegenwart. Der zweite Teil stellt die Geschichte des Prie-sterseminars mit seinem 1968 zur Theologischen Hochschule Chur erhobenen Studiumtheologicum seit seiner Gründung im Jahre 1800 dar. Im dritten Teil sind die Regentendes Priesterseminars, die Rektoren der Theologischen Hochschule und die am Studiumtheologicum bzw. an der Theologischen Hochschule Chur Lehrenden – nach Disziplinengeordnet – von 1800 bis heute aufgelistet. Das Werk ist mit über 60 Abbildungen reichillustriert.

Die Festschrift ist über das Sekretariat von Priesterseminar und THC erhältlich.

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Arthur Hermsdorf

Das Verständnis von Gelassenheit bei Johannes Tauler

Diplomarbeit an der Theologischen Hochschule ChurModeratorin: Prof. Dr. Eva-Maria Faber

Rückblickend auf die Jahre meines Theo-logiestudiums hatte sich die Bitte «DeinWille geschehe» im Vaterunser als die wich-tigste Herausforderung für meinen Glaubenerwiesen. Denn, Hand aufs Herz: Beten wirnicht wenigstens ab und zu «Dein Wille ge-schehe im Himmel und meiner auf Erden»?Es entsteht der Eindruck, als ob hier Span-nungen auftreten müssten, die schliesslichzum Zerreissen führen könnten. Es drängtsich deshalb die Frage auf, wie wir unserenWillen mit demjenigen Gottes in Einklangbringen können.

Frau Prof.Dr. Eva-Maria Faber machtemich hierzu auf Johannes Tauler aufmerksam,einen der drei grossen deutschen Mystiker.Sein geistiges Erbe liegt uns heute in Formvon rund 80 Predigten vor. Dort beschreibt erunter anderem die Haltung der Gelassenheit,welche Menschen dazu dient, Gottes Willenin ihrem Leben Raum zu geben.

Wer heute das Wort «Gelassenheit»hört, verbindet es mit etwas Angenehmem,und die vorher angedeuteten Spannungenscheinen sich darin aufzulösen. Ein Blickauf die Geschichte zeigt aber, welchen Be-deutungswandel der Begriff «Gelassenheit»im Laufe der Zeit erfahren hat. Die vorlie-gende Darstellung bezieht sich jedoch im-mer auf das Verständnis von Gelassenheitbei Johannes Tauler. Dass dieser im Mittel-alter gelebt hat, könnte zum Anlass genom-men werden, sich nicht weiter damit be-schäftigen zu wollen. Eine nähere Untersu-chung bringt jedoch ans Licht, dass der vonTauler gebrauchte Sinn von Gelassenheitim Vergleich zum heutigen reicher ist undunserer Zeit sogar gerechter wird.

Für jede Haltung gilt aber zunächst,dass sie sich innerhalb ihrer Zeit zu bewäh-ren hat, wenn sie sinnvoll sein soll. Deshalbwird zuerst auf Taulers Zeit zurückge-schaut. Ein Blick auf seine Umwelt machtschon bald die Härte jener Epoche be-wusst. Es mag erstaunen, wie es unter sol-chen Umständen überhaupt möglich war,Gelassenheit zu praktizieren. In der Tat be-deutete ihre Einübung damals ein schwieri-ges Unterfangen. Heute ist das nicht an-ders. Deshalb wirft die Arbeit schon früheinen Blick auf den persönlichen Nutzen,damit man angesichts der Schwierigkeitennicht dazu verleitet wird, mit dem Einübender Gelassenheit vorzeitig Schluss zu ma-chen.

Manche von Taulers Ansichten stellenfür uns heute eine Herausforderung dar.Wer sich mit ihm beschäftigt, wird früheroder später auf Paradoxes stossen, wie es die Arbeit an einigen Beispielen illustriert.Um Johannes Tauler besser zu verstehen, istdeshalb ein hermeneutischer Schlüssel nö-tig, der am ehesten in seinem Gottes- undWeltbild gefunden werden kann. Erst vondiesem Verständnis aus kann eine Überlei-tung in unsere Zeit gewagt werden.

Wo das Interesse an einer Haltung nichtnur historisch motiviert bleiben soll, musses sich heutigen Problemen öffnen. Je mehrMenschen dabei vom gleichen Problem betroffen sind, desto relevanter können dieHaltungen werden. Am Ende der Arbeitwird deshalb versuchsweise thematisiert, obein Mensch die Gelassenheit wahren kannangesichts der globalen Klimaerwärmung.

Arbeiten zum Studienabschluss

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Markus Dettling

Aspekte des Schweigens im Christentum:Insbesondere am Beispiel vom Buch Ijobund von der Passion Christi

Diplomarbeit an der Theologischen Hochschule ChurModerator: Dr. theol. Simon Peng-Keller

Das Schweigen im Buch Ijob

Der leidende Gerechte erwartet vonGott Hilfe, womit Gott aus dem Schwei-gen treten soll. Doch diese Erwartung er-füllte Gott gegenüber Ijob vorerst nicht.Trotzdem blieb Ijob Gott zugewandt. DasSchweigen Gottes ist eine Herausforde-rung, die den Menschen fragen lässt, obdieser Gott anders ist, als er ihn bisher ge-dacht hat.

Die Freunde Ijobs waren mit Erklärun-gen schnell zur Hand. Wenn Ijob Unheilerfahre, sei dies insbesondere Folge seinerSündhaftigkeit. Sie gingen nicht auf GottesSchweigen ein und schwiegen somit nicht,was Gott hätte aus dem Schweigen insSprechen locken können – sondern sie ver-fielen dem Gerede über Gott und machtenauf diese Weise Gott zu ihrem Gesprächs-gegenstand, anstatt auf Gott als das schwei-gende Du schweigend zu harren, auf seinWort zu warten und schliesslich es zu hö-ren. Für sie sollte Gott dasein, als der sieihn sehen – nicht als der er wirklich daseinwird. Auf dies Weise versagten die FreundeIjobs sich gegenüber der verschwiegenenGegenwart Gottes, taten so, als ob er nichtda wäre, womit ihr Sprechen ein Monologwar. – Demgegenüber hatte Ijob keine Ant-wort zur Hand. Er sprach nicht über Gott,sondern zu Gott. Er forderte Gott auf, zuall dem ungerechten Leid doch endlich

Studierende in der Bibliothek

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Stellung zu beziehen und sein Schweigen zubrechen. Nachdem Ijobs Freunde und auchIjob selbst das Reden beendet hatten, ent-stand ein Raum des Schweigens, das Gottdie Möglichkeit gab zu wirken. Das Den-ken und Reden über Gott war damit zumSchweigen gekommen und hatte sich ver-wandelt zu einem Schweigen zu und mitGott. So trat Gott aus der Unwirklichkeit,aus dem Schweigen hervor und wurde zueinem Du, das dem Ijob antwortete.

Das Schweigen in der Passion Christi

Während der Passion redet Jesus sehrwenig. Trotzdem ist Jesus die Mitte des Ge-schehens. Jesus sagte sich im wesentlichenselbst, indem er schweigend tat, schwei-gend geschehen liess. Der vom Menschengedachte fassbare Jesus ist er nicht. Besserist es zu schweigen über den Unfassbaren,der ist, als von einem Unfassbaren zu spre-chen, der nicht ist. Indem der Mensch überden Unfassbaren spricht, macht er ihn inseinem Denken zu einem Fassbaren, was er in Wirklichkeit nicht ist. Im Raum desSchweigens kann der ganz Andere wirken,kann er sich dem hörenden Menschen ge-ben, wie er ist.

Aber die Menschen damals – was heutewohl nicht anders ist – konnten grundsätz-lich nicht schweigen und nicht hören. Sieschrieen: «Ans Kreuz mit ihm, ans Kreuzmit ihm!» Die Macht der Finsternis hattedenVerstand und denWillen der Menschenzum Schweigen gebracht.

Unmittelbar vor seinem Tod gab Jesuseinen wortlosen Schrei von sich. Und dochwar dieser Schrei kein inhaltsloser Schrei.Es war vor allem der schweigende Schreider unbegrenzten Liebe, die sieht, wie dasdurch sie und auf sie hin Geschaffene vomHass zermartert wird. Jesus, angenagelt amKreuz, der voll von Liebe und gleichzeitigvoll von Leiden ist, schrie all diese Liebe, alldieses Leid wortlos in die Welt hinaus.

Wortlos war dieser Schrei, denn der In-halt des Schreies war all seine unendlicheLiebe, all sein unendliches Leiden – war erselbst, der sich nicht in Worte fassen lässt.Der Unfassbare kann sich gänzlich nur imSchweigen offenbaren. Er schrie sich hin-auf in den Himmel, zum unfassbarenschweigenden Gott. Jesus verwandelte dasSchweigen des Zum-Schweigen-gebracht-Werdens, welches der Tod einer Kommu -nikation ist, in ein Schweigen des Sich-Kommunizierens, wo er nicht mehr etwasmitteilt, sondern sich selbst Gottvater inLiebe überantwortet.

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An der THC AnderswoStudierende Studierende

Hauptstudium

1. Kurs Casanova Daniel, Flims Gambelli Ivan LuganoGuderzo Jasmine, Kloten° Tassé Oscar LuzernHonegger Stefan, DietikonReichlin Beat, PontresinaRenggli Matthias, BonstettenSutter Adrian, ZürichTrindler Claudio, Zürich °Wachter Herbert, Zeinigen*

2. Kurs Böhm Sarah, Affoltern a. A.° Menghini Nina FribourgHollenstein Silvan, Wil SG°*Knoblich Thomas, Bonaduz °*Weiss Thomas, Chur °

3. Kurs Benz Michael, Walenstadt °* Berlinger Andreas RomBolthausen Ines, Räterschen°* Foery Pia Maria LuzernBrunner Roger, Mümliswil * Otth Daniel FribourgDahinden Michael, Altdorf Saladin Verena LuzernDütschler Patrick, Thun°*Falkner Siegfried, Niedergösgen°*Köhle Marcel, Domat EmsMantovani Martino, Lostallo GRSpangenberg Jens, Meggen°*

4. Kurs Bühler Peter, Triesenberg ° Bieler Clau Martin RomKöppel Judith, Reichenburg ° Binder Markus DBW LuzernNan Daniela, Rumänien°* Hegglin Süss Lucia LuzernStucki Verena, Mauren° Hochuli Adrienne LuzernSüess Marco, Gossau SG°* Korl Barbara LuzernTribull Tanja, Rorschach°* Neira Andreas SalzburgVarandas Luis, Zürich Papagni Francesco LuzernZieba Jan, Chur ° Pesenti Davide Fribourg

Widmer Thomas RomZala Ennio Fribourg

Studierende 2007/2008

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An der THC AnderswoStudierende Studierende

5. Kurs Calusic Zeljko, Pfäffikon ZH° Ambühl Franz DBW LuzernFüglistaller Theo, Winterthur Cantero Linda FribourgLuntzer Willi, Buchs ZH Juricic Mirjam LuzernMenge Esther, Chur ° Müller Daniel LuzernSchläpfer Patrick, Jonschwil°*

Lizentiatskurs

Balovic Nikola *Diederen AndreasDosch AlexandraFalow Andreas Klimek RobertNold Sabine-Claudia *Sigg Stefan*Winkler Jörg*

Doktoratsstudium

Casutt Roland*Chen Mingyuan Josef *Offor Titus *

Weiterstudium Grichting Helene Fribourgvon Ostheim Martin Zürich

Studium am Religionspädagogischen Institut Luzern

Andolina Manuela, ZürichBiedermann Astrid, GiswilBuchegger Anna-Maria, ZürichCusinato Monika, DietikonGeuze Sarah, HorgenFeola Toni, ZürichFrischknecht Vera, Steinmaur ZHGruber Daniela, BassersdorfGschwend Lars, ChurHug Monika, StansImmersi Patricia, StansKreuzer Petra Gabriele, Tann ZH

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An der THC AnderswoStudierende Studierende

Küchler Nicola, KägiswilIsenschmid Marcel, AndermattMüller Sarah, DietikonOdermatt Gabrijela, BuochsPrudenza Gabriella, ZürichRegli-Werder Monika, Maschwanden ZHScheuermann Monika, ZürichStadelmann Moser Anneliese, Bürglen URStankovic Mario, EbikonTonazzi Matthias, Einsiedeln

Pastoraljahr

Arens Thorsten, HorgenDettling Markus, AltdorfDiederen-Ott Franziska, TannGabathuler Domenic, UitikonGerarts Antonius, OberriedenHermanns Knut, WädenswilImseng Irmine, ZermattLimacher Markus, EngelbergNolle Michael, AdliswilPerez Uvalle Luis, SchwerzenbachSusak Kurt Benedikt, GoldauThomas Sunny, Winterthur

° wohnt nicht im Priesterseminar* studiert nicht für das Bistum Chur

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Lektorat

17. Januar 2007 Berlinger Andreas aus Hünibach BE Chur17. Januar 2007 Dahinden Michael aus Altdorf in Chur17. Januar 2007 Mantovani Martino aus Lostallo GR in Chur

Akolythat

17. Januar 2007 Berlinger Andreas aus Hünibach BE Chur17. Januar 2007 Dahinden Michael aus Altdorf in Chur17. Januar 2007 Mantovani Martino aus Lostallo GR in Chur

Admissio

16. Mai 2007 Dettling Markus aus Schwyz in Chur16. Mai 2007 Hermanns Knut aus Deutschland in Arth31. Oktober 2007 Häfliger Beat aus Nebikon in Sachseln

Diakonat

12. Mai 2007 Auer Beat aus Kleinandelfingen in St. Konrad Zürich

Priesterweihe

8. Dezember 2007 Auer Beat aus Kleinandelfingen in St. Konrad Zürich

Missio als Pastoralassistenten

1. September 2007 Burri-Haller Esther, St. Ulrich Winterthur1. September 2007 Disteli Tatjana Cristina, Universitätsspital Zürich1. September 2007 Elsner Claudia, Heilig Kreuz Zürich1. September 2007 Klimek Robert, Landquart1. September 2007 Mehring Ilona, Bruder Klaus Zürich1. September 2007 Merdan Matthias, Freienbach1. September 2007 Meyer Andrea, Seelsorgeraum Urner Oberland1. September 2007 Rickenbacher Anni, St. Peter und Paul Winterthur1. September 2007 Sodies Gregor, St. Laurentius Winterthur1. September 2007 Sodies Hella, St. Marien Winterthur1. September 2007 Sprecher Marie-Therese, Maria Hilf Zürich1. September 2007 Tomaschett Guido, Heiligkreuz Chur1. September 2007 Tscherfinger-Koch Christina, Alpnach1. September 2007 Wenk Matthias, St. Martin Zürich

Beauftragungen undWeihen 2007

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70 Jahre Huonder Placi, Pfarrer, SedrunSchaffhauser Georg SMB, Immensee

60 Jahre Arnold Josef Paul, Pfarrer, SpiringenBürke Bernhard OSB, DisentisCrottogini Jakob SMB, ImmenseeDobler Emil, Pfarr-Rektor, FischenthalHug Johannes, Pfarrer, WinterthurImbach Otto, Pfarrer, SchwyzKrapf Hieronymus OSB, EinsiedelnRickenbach Walter MSF, Spiritual, NiederrickenbachRoos Anton CMM, AltdorfSchaller Johann MSF, WangenStadler Karl OSB, EngelbergStuder Basil OSB, Engelberg

50 Jahre Achermann Franz, Pfarrer, ZürichArnold Alois, Pfarrer, SiebnenBaumann Hans, Pfarrer, Gossau ZHCantoni Hans, Pfarrer, ZürichFrey Kilian CMM, AltdorfImfeld Karl, Pfarrer, KernsKeusch Lucas OSB, SarnenLacher Remigius OSB, EinsiedelnLengweiler Ambros OSB, EngelbergLocher Roland SJ, NürensdorfOnori Romano, Italienerseelsorger, StansRutishauser Petrus Damiani OSB, EinsiedelnVon Atzigen Franz, Pfarrer, ZürichZanini Angelo OSB, Einsiedeln

40 Jahre Annen Franz, Professor, ChurAuf der Mauer Guido, Pfarrer, ZürichBrogli Josef SMB, ImmenseeDeragisch Silvio OFM Cap., Behindertenseelsorger, TomilsDurrer August, Pfarrer, ZürichHofer Roman OSB, EngelbergHollenstein Oswald OSB, EinsiedelnHotz Robert SJ, ZürichLatorre Giral Carlos CMF, Spaniermissionar, ZürichLukac Mate OP, Pfarradministrator, UsterMarelli Antonio, Pfarradministrator, GronoMeyerhans Pascal OSB, Pfarrer, Einsiedeln

Priesterjubilare 2007

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Moser Lorenz OSB, EinsiedelnNietlisbach Alfred MSF, Pfarrer, HergiswilRiedo Umberto, Pfarrer, PlaffeienSimioni Ettore, Pfarrer, UsterSpäni Alois, Pfarrer, SattelVieli Jakob, Pfarrer, SamedanWunderlin Ursmar OFM Cap., Spitalseelsorger, WinterthurZimmermann Theodor, Pfarradministrator, MarbachZüger Columban OSB, Spiritual, Müstair

25 Jahre Bucheli Wendelin, Pfarrer, BürglenDurrer Daniel, Pfarrer, SachselnDurst Michael, Professor, ChurFlury Theodor OSB, EinsiedelnMüller Reto, Pfarrer, SchwyzPaganini Giuseppe, Parroco, BrusioPut Leschek Maria, Pfarradministrator, SavogninStoll Gerhard OSB, Pfarrer, Einsiedeln

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Churer Diözesanpriester Verstorben am

Maier, Ernst 11.12.2006Giger, Paul 27.12.2006Kolb, Guido 02.01.2007Truttmann, Isidor 24.01.2007Quinter, Giusep 02.02.2007Bruin, Paul 15.02.2007Gander, Theodor 20.04.2007Huonder, Placi 03.07.2007Monn, Christian 03.07.2007Mettler, Franz-Xaver 28.08.2007Imfeld, Johann 11.09.2007Abegg, Anton 05.11.2007Albert, Johann 14.11.2007Pfammatter, Josef 22.11.2007

Am 29. Juni 2007 starb in Ljubljana /Slowenien Alt-Erzbischof Dr. Alois Sustarim Alter von 86 Jahren. Mit ihm geht einePersönlichkeit, der das Bistum Chur,

Unsere Verstorbenen

nicht zuletzt das Priesterseminar St. Luziund die Theologische Hochschule, aberauch die Kirche in der Schweiz insgesamtsehr viel verdanken. In der Zeit nach dem

Zum Tod von Alt-Erzbischof Dr. Alois Sustar, 1920–2007

Professor und Regens in St. Luzi, 1963–1968

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Konzil war er eine der grossen, prägendenGestalten der katholischen Kirche in derSchweiz.

Alois Sustar wurde am 14. November1920 in Trebnje /Slowenien geboren. Nachdem Gymnasium studierte er in Ljubl-jana und in Rom Philosophie und Theo -logie. Nach seiner Priesterweihe 1946 kamer aus gesundheitlichen Gründen nach Davos. Da eine Rückkehr in seine Heimatzu jener Zeit aus politischen Gründen nicht denkbar war, wirkte er ab 1949 als Vikar in St. Moritz. Aber schon 1951 wurdeer Philosophielehrer und Spiritual am da-maligen Kollegium Maria Hilf in Schwyz.1963 kam er nach Chur ins PriesterseminarSt. Luzi und wurde Professor für Moral -theologie, 1965 auch Regens des Priesterse-minars. Als solcher war er damals auch fürdie theologische Ausbildung der Seminari-sten zuständig. Nicht zuletzt ihm ist es zuverdanken, dass 1968 die TheologischeHochschule Chur errichtet werden konnte.

Schon in seiner Zeit als Professor undRegens wurde Alois Sustar für Bischof Johannes Vonderach als Berater immerwichtiger. So war es verständlich, dass er1968 zum Bischofsvikar ernannt wurde.Damit begann eine Zeit, in der er nicht nurdas Bistum Chur, sondern die Kirche in derganzen Schweiz massgeblich mitprägte,sehr zum Segen der Kirche. Viele wichtigeInitiativen in der Zeit nach dem Konzil verdanken ihre Existenz weitgehend Bi-schofsvikar Sustar. Die Synode 72, welchedas Ziel hatte, die Anliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils auf Schweizer Ver-hältnisse umzusetzen, kam nicht zuletztdurch seine Initiative und seine Tatkraft zu-stande. Er prägte sie in der Vorbereitungs-zeit und war Leiter des Präsidiums. Er warauch massgeblich daran beteiligt, die Fort-und Weiterbildung der Seelsorger und daskirchliche Medienwesen (Pressereferent derBischofskonferenz, Mitglied der Redaktionder Schweizerischen Kirchenzeitung) aufeine gesunde Basis zu stellen, um nur weni-

ges aus seiner reichen Tätigkeit herauszu-stellen. 1973 wurde er der erste Generalse-kretär des neu gegründeten Rates der Eu -ropäischen Bischofskonferenzen (CCEE).Damit vergrösserte sich der Radius seinerWirksamkeit weit über die Grenzen desBistums Chur und der Schweiz hinaus. Inseine Amtszeit fiel u. a. die Vorbereitungund die Durchführung des ersten Symposi-ums der europäischen Bischöfe in Chur.

1977 folgte Alois Sustar, der inzwischenBürger von Schwyz geworden war, dem Rufder Kirche in seiner slowenischen Heimatund wurde zunächst Domherr in Ljubljana,wo man nicht zuletzt von seinen Erfahrun-gen mit der Synode 72 zu profitieren hoff-te. 1980 erfolgte seine Ernennung zum Erz-bischof und Metropoliten von Ljubljana.In den schwierigen Jahren, als seine HeimatSlowenien unabhängig wurde, war er in dersich neu formierenden Gesellschaft seinesLandes eine wichtige Bezugsperson.Mit sei-ner ausgleichenden, weitsichtigen Art undseiner europäischen Offenheit trug er vieldazu bei, dass der Prozess der Staatswerdungin Slowenien ohne grosse Verwerfungen vorsich ging. Entsprechend hoch war seineWertschätzung bei seinen Landsleuten.

1997 nahm der Papst seinen Rücktrittals Erzbischof an, den er schon zwei Jahrevorher aus gesundheitlichen Gründen ein-gereicht hatte. Seither schränkten Krank-heit und Gebrechlichkeit seinen Tätigkeits-radius immer mehr ein. Er wurde fast taubund war auf einen Rollstuhl angewiesen.Aber geistig blieb er bis zuletzt sehr wachund interessierte sich sehr für die Ereig-nisse in der Kirche. Auch die THC und St. Luzi behielt er in Erinnerung und imGebet. Noch bis vor etwa zwei Jahren ver-gass er nie, zu Neujahr und zu besonderenAnlässen zu schreiben und Segenswünschezu schicken – zuletzt mit sehr zittrigerSchrift. Er hat St. Luzi auch in schwierigenZeiten im Gebet begleitet. Wir dürfen da -rauf vertrauen, dass er auch jetzt nach sei-nem Tod unser Fürbitter bleibt. 40

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Der Herr holte seinen treuen Knecht am Morgen des 29. Juni, eine Stunde nach-dem er zum letzten Mal Eucharistie gefeierthatte, schnell und ohne Todeskampf zusich. Wie viel er den Menschen in seinerHeimat bedeutete, zeigte sich in den Tagendarauf, als fast 30 000 Menschen an seinemSarg vorbeipilgerten und eine unüberseh-bare Menschenmenge von ihm Abschiednahm. Er wurde am 2. Juli 2007 in einerGruft der Kathedrale von Ljubljana beige-setzt. Am 5. Juli feierte die Hochschul-Ge-meinschaft der THC einen Gedenkgottes-dienst.

Wenn ich Alois Sustar kurz charakteri-sieren müsste, würde ich sagen: Er war einweiser Mensch, der ganz für die Kirche leb-te. In der Begegnung wirkte er sehr ruhigund etwas kühl, sogar distanziert, war alsoalles andere als ein Hitzkopf. Sein Charis-ma waren nicht die grossen, begeisterndenAuftritte. Er war sogar eher der trockeneSitzungsmensch, der sorgfältig plante undmit viel Sachverstand organisierte. SeineWärme und sein liebevolles Feingefühl entdeckte man erst bei näherem Kontakt.Grosse Klugheit und absolute Unbestech-lichkeit zeichneten ihn aus. Er erkannteschnell, was notwendig und wichtig war.Und dann packte er es tatkräftig an, auchwenn es neu und ungewohnt war. So wurdeder mehr als ausgeglichene, äusserst um-sichtige Mann zum Initiator vieler wichti-ger Reformen nach dem Konzil. Nicht zu-letzt durch ihn war die Kirche der 70er Jah-re in der Schweiz eine sehr lebendige, vor-wärts gerichtete Kirche.

Alois Sustar stellte nie sich selbst in denVordergrund, sondern die Sache, um die esging. Und die Sache, um die es ihm ging,war das Leben der Kirche. Für sie setzte ersich unermüdlich, buchstäblich Tag undNacht ein, ohne auf sich und seine immeretwas anfällige Gesundheit Rücksicht zunehmen. Ein grosses Vorbild für viele in der Kirche, die sich oft so gerne selber zelebrieren! Die THC und das Priesterse-

minar St. Luzi, das Bistum Chur und dieKirche in der Schweiz insgesamt habenAlois Sustar viel zu verdanken. Der älterenSeelsorgergeneration, die ihn noch persön-lich gekannt hat, wird er in guter Erinne-rung bleiben.

Franz Annen

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Am 22. November 2007 starb im SpitalStans Prof. Dr. Josef Pfammatter. Jahr-zehnte lang hatte er nicht nur das Priester-seminar St. Luzi und die TheologischeHochschule Chur, sondern auch die Kirche im Bistum Chur und in derDeutschschweiz insgesamt massgeblichmitgeprägt. Er war eine der Persönlich -keiten, die sich nach dem Zweiten Vatika-nischen Konzil unermüdlich und kom -petent für die Erneuerung der Kirche ein-setzten.

Josef Pfammatter wurde am 25. Okto -ber 1926 in Sarnen geboren, wo er auch sei-ne Kinder- und Jugendjahre verbrachte.Nach dem Theologiestudium in Chur wur-de er 1950 zum Priester geweiht. Es folgtenfünf Jahre seelsorglichen Wirkens in denPfarreien Herz Jesu-Wiedikon und St. Peterund Paul in Zürich. Neben der Pfarrei -arbeit begann er 1953 an der TheologischenFakultät der Universität Zürich – was da-mals vor dem Konzil für einen katholi-schen Priester alles andere als selbstver-ständlich war – das Studium der neutesta-mentlichen Wissenschaft. Ab 1955 führteer es in Rom und in Jerusalem weiter undschloss es mit dem Lizentiat in Bibelwissen-schaften und dem Doktorat in Theolo-gie ab. Seine Dissertation trägt den Titel«Die Kirche als Bau. Eine exegetisch-theolo gische Studie zur Ekklesiologie derPaulusbriefe» (Analecta Gregoriana 33,Rom 1960).

Das Thema der Doktorarbeit klingt imRückblick wie ein Lebensmotto, dem JosefPfammatter in allen Phasen seines Wirkenstreu blieb: Er war mit Leib und Seele einMann der Kirche, der mit allen Kräftenund Fähigkeiten ihrem Aufbau diente: lo -yal und selbstlos, diskret und taktvoll, mitviel Energie und Zähigkeit, wo nötig auchkritisch und in unbestechlicher Treue zumEvangelium. Der Ort seiner Wirksamkeitwurde für den grössten Teil seines Lebens(1959–1994) das Priesterseminar St. Luziund die 1968 gegründete TheologischeHochschule Chur. 35 Jahre lang war er Pro-fessor für neutestamentliche Exegese undzunächst (bis 1965) auch für Liturgiewis-senschaft. 1965 wurde er ausserdem Subre-gens des Priesterseminars. 1968–1980 warer Regens und damit in einer Zeit des ge-sellschaftlichen und kirchlichen Umbruchsder Hauptverantwortliche für die Aus -bildung der Seelsorger und Seelsorgerinnenim Bistum. Als aus dem theologischen Studium des Priesterseminars die Theolo -gische Hochschule hervorging, war JosefPfammatter 1968–1970 ihr erster Rektor.Generationen von Theologiestudierendenschätzten ihn als kompetenten akademi-schen Lehrer, der es bei aller exegetischenAkribie verstand, das Wort Gottes zumKlingen zu bringen, lebensnah und spiri-tuell tief. Für viele seiner Studierendenwurde er darum über seine Aufgabe als Pro-fessor und Regens hinaus ein wichtiger Begleiter auf dem Weg zum Seelsorgeberuf.Nicht wenige suchten ihn auch später im-mer wieder auf, wenn sie Rat und Beglei-tung brauchten.

Die genannten Fähigkeiten, die sich inder Ausbildung der Seelsorger und Seelsor-gerinnen so segensreich auswirkten, mach-ten ihn auch zum gefragten Referenten inPfarreien und Klöstern, in der Fortbildungder Seelsorger und in der kirchlichen Er-wachsenenbildung (u. a. im Rahmen der«Theologischen Kurse für Laien» und des«Katholischen Glaubenskurses»). Er hat im

Prof. Josef Pfammatter gestorben

Page 45: Grüsse aus St. Luzi 2007

Laufe der Jahrzehnte (solange es seine Kräf-te zuliessen, auch nach seiner Emeritie-rung) unzählige Menschen in Exerzitienund Besinnungstagen, aber auch persönlichbegleitet – «in guten und in bösen Tagen».Es gibt wenige Klöster in der Schweiz, indenen er nicht als geschätzter und beliebterExerzitienmeister wirkte.

Josef Pfammatter genoss auch im Kreisder exegetischen Fachkollegen Ansehen. Ergehörte zum Kreis der Fachexegeten, dienach dem Konzil im Auftrag der deutsch-sprachigen Bischöfe die «Einheitsüberset-zung» der Heiligen Schrift erarbeiteten. Ei-ne wegen seines vielfältigen kirchlichen Engagements eher kleine, aber feine Listevon Publikationen gibt Zeugnis von seinerwissenschaftlichen Kompetenz. So kom-mentierte er u. a. für die «Neue Echterbi-bel» den Epheser- und den Kolosserbrief(Würzburg 1987). Als Vertreter der Theo-logischen Hochschule Chur rief er 1972 zusammen mit der Fakultät Luzern die«Theologischen Berichte», die heute nochim Jahresrhythmus erscheinen, ins Lebenund betreute als Mitherausgeber bis 1996nicht weniger als 22 Bände.

Über seine reiche theologische undgeistliche Tätigkeit hinaus hat Josef Pfam-matter im Bistum Chur vieles bewegt undverantwortlich mitgetragen. So baute er zu-sammen mit Bischofsvikar Alois Sustar,dem späteren (ebenfalls in diesem Jahr ver-storbenen) Erzbischof von Ljubljana, dieFortbildung der Seelsorger und Seelsorge -rinen im Bistum Chur auf. Er war mass -geblich beteiligt am Entstehen des DrittenBildungsweges, der von 1976–1993 derTheologischen Hochschule Chur ange -gliedert war und nun in Luzern weiter -geführt wird. Als Mitglied des Präsidiumsder Synode 72 (1972–1975), als langjäh -riger Präsident des diözesanen Priesterrates(1977–1990) und als Berater der «Tagsat-zung der Bündner Katholikinnen und Ka-tholiken» (1994–2001) half er tatkräftigmit, die Reformen des Konzils im Bistum

Chur zu verwirklichen. Dabei scheute erauch die notwendige Kleinarbeit nicht undleistete in unzähligen kirchlichen Gremienund Kommissionen kompetente und enga-gierte Arbeit.

Wenn man all das – und vieles weiterekam gar nicht zur Sprache – zusammen-zählt, ergibt sich ein Lebenswerk, hinterdem neben einer grossen sachlichen undpersönlichen Kompetenz ein gewaltiges Ar-beitspensum und sehr viel selbstloser Ein-satz stehen. Alle, die mit Josef Pfammatterin seinen aktiven Jahren zu tun hatten, wis-sen, dass es für ihn Jahrzehnte lang kaumfreie Zeit und wenig Ferien gab. Seit eini-gen Jahren zwangen ihn das Alter und diedamit verbundene Gebrechlichkeit zu einergemächlicheren Gangart. Aber bis zuletztnahm er sehr wach und interessiert Anteilan allem, was in der Kirche, vor allem aberin Chur und in St. Luzi vor sich ging. Nach zuletzt sehr grosser Hinfälligkeit undschwerer Krankheit holte der Herr seinentreuen Diener nun zu sich. Mit ihm verliertdas Bistum Chur eine profilierte Persön-lichkeit und einen überzeugenden, imwahrsten Sinne des Wortes «geistlichen»Menschen. Seine ehemaligen Kollegen undKolleginnen, eine grosse Zahl ehemaligerStudierender und unzählige Menschen, denen er im Laufe der Jahre Berater undWegbegleiter war, trauern um ihn und bleiben ihm dankbar für sein feinfühligesund selbstloses Wirken.

Franz Annen

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Eingangsbereich

Homepage Theologische Hochschule ChurMit Internet-Zeitschrift «Theologie und Seelsorge»: www.thchur.ch

Homepage Priesterseminar St. Luzi Chur: www.priesterseminar-chur.ch

Fotonachweis:

Titelseite und Seiten 13, 18 Christian MurerSeite 2 Petra LeistSeite 4 Matthias RenggliSeiten 6, 16, 19, 31, 44 Eva-Maria FaberSeiten 8, 9, 10, 14, 17 Philipp SteinerSeite 12 Michael DurstSeite 14 Guido TomaschettSeite 22 Beatrice Walli

Allen, die bei der Herstellung und beim Versand dieses Heftes einen Beitrag geleistet haben, ein herzliches Dankeschön!

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