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Grundlagen der Auslegung des Laumlngsprofils
einer Skisprungschanze
von
Hans-H Gasser
Mitglied des Subkomitees Sprungschanzen FIS
(Juni 2008)
2
Inhaltsverzeichnis
Seite
1 Vorbemerkungen 3
2 Der Anlauf 3
21 Die Geometrie der Uumlbergangskurve 4
22 Berechnung der Anlauflaumlngen e und es 7
23 Festlegung der Anlaufskruumlmmung 1r1 im Punkt E2 10
3 Der Flug 13
4 Das Aufsprungprofil 15
5 Die Landung 18
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf 19
7 Der Auslauf 21
Anhang
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung
von Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen 23
2 Wahl geegneter Beiwerte der Luftkraumlfte 23
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn 24
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse 24
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten 25
Genauigkeit der gewonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte 25
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit 25
der Kreisbogenmethode
53 Veranschaulichung an einem Beispiel 30
3
1 Vorbemerkungen
Eine Arbeitsgruppe des Subkomitees Sprungschanzen der FIS erarbeitete die Grund-
zuumlge des Aufbaues eines Laumlngsprofils einer Sprungschanze Sie nuumltzte dabei die jahr-
zehntelange Erfahrung und verfolgte die Entwicklung des Sprunglaufes durch Be-
obachtungen und uumlber Gespraumlche mit Trainern und Aktiven In einem Turnus von ca
zehn Jahren wurden seit 1976 und zuletzt 2006 Flugbahnaufnahmen bei Weltcupsprin-
gen durchgefuumlhrt die die Luftwiderstands und ndashauftriebswerte des Skispringers im
Flug bestimmen lassen Mittels Computersimulationen von Spruumlngen lassen sich die
Aufsprungprofile optimieren Mathematische Begruumlndung der angewandten Methode
siehe ANHANG
Seit 1976 hat der Unterzeichnete Mitglied des Subkomitees die Messungen und deren
Umsetzung in mathematische Formeln uumlbernommen In der vorliegenden Arbeit sind
die Zusammenhaumlnge die sicherheitstechnischen Uumlberlegungen und die Grundlagen
der Formeln und Diagramme wie sie in den vom Unterausschuss herausgegebenen
sbquoSkisprungschanzen Bau-Normen 2008rsquo ergaumlnzt mit dem Computerprogramm
sbquoJump2rsquo publiziert sind nachvollziehbar zusammengestellt
Fuumlr die Darstellung der mathematischen Ausdruumlcke wird die normal gebraumluchliche
algebraische Syntax mit den uumlblichen Prioritaumltsregeln verwendet In allen Gleichungen
sind Laumlngen in Meter Geschwindigkeiten in Meter pro Sekunde und Winkel in alten
Grad (360deg) einzusetzen Koeffizienten in den Formeln sind in der Regel mit Dimensi-
onen behaftet (Zeit Beschleunigung etc) ohne dass darauf hingewiesen wird
2 Der Anlauf
Beim Anlauf ist die gerade Beschleunigungsstrecke mit der Neigung γ bis heute in der
Regel ohne Uumlbergangskurve an einen Kreisbogen tangential angeschlossen worden
Nach dem Tangentenpunkt E wirkt eine Zentrifugalkraft auf den Springer die den
Druck auf die Skis bei grossen Schanzen ploumltzlich veranderthalbfacht wie in Kapitel
23 gezeigt wird Als weitere Folge davon wird auch schlagartig die Reibung zwischen
Schnee und Ski erhoumlht die auf den Springer eine nach vorne wirkende Traumlgheitskraft
erzeugt
Es soll kuumlnftig ein Uumlbergangsbogen eingebaut werden der die Zentrifugalkraft vom
Punkt E1 von Null allmaumlhlich auf den Maximalwert im Anschlusspunkt E2 an die gera-
de Tischebene ansteigen laumlsst Als Uumlbergangsbogen steht die im Strassenbau bekannte
Klothoide zur Diskussion Bei ihr nimmt die Kruumlmmung bis zum Erreichen der vorge-
gebenen Kruumlmmung am Tischanfang von Null proportional zur zuruumlckgelegten Stre-
cke zu
Die Form der Uumlbergangskurve haumlngt allein von der Neigungsaumlnderung γ ndash α ab Die
Bogenlaumlnge ist proportional zum Endradius der Kruumlmmung Die Auswirkung des Er-
satzes des Kreisbogens durch eine Uumlbergangskurve soll an einem Extrembeispiel
uumlberpruumlft werden Die groumlsste Neigungsaumlnderung γ ndash α ergibt sich aus der groumlssten
4
zulaumlssigen Neigung γ = 37deg und der kleinsten zulaumlssigen Tischneigung α = 8deg und be-
traumlgt somit 29deg
Aus den Tabellenwerken fuumlr Klothoiden erhaumllt man fuumlr γ ndash α = 29deg eine Exzentrizitaumlt
von 00423 die gleich ist der Parallelverschiebung der Anlaufgeraden von 37deg Nei-
gung gegenuumlber der bisherigen Geraden mit kreisfoumlrmigem Uumlbergangsbogen Bei ei-
nem Radius r1 von 100 m ist diese Verschiebung somit 423 m Bei einem kuumlnstlichen
Anlauf ist dies ohne Belang Bei einem Naturanlauf bedeutet dies aber unter Umstaumln-
den ein Eingraben der Spur auf eine Tiefe von 4 Meter was sich verteuernd auswirkt
Es soll daher versucht werden diesen Nachteil zu reduzieren
Es zeigt sich dass dieses Ziel am besten und einfachsten erreicht wird wenn man sich
bei der Reihenentwicklung der Klothoide auf deren erstes Glied beschraumlnkt Man er-
haumllt eine kubische Parabel und damit jene Kurve die auch beim Eisenbahnbau als
Uumlbergangskurve verwendet wird
21 Die Geometrie der Uumlbergangskurve
Verwenden wir fuumlr das um den Anlaufneigungswinkel γ gedrehte Koordinatensystem
die Buchstaben ξ und η so lautet die Funktion
η = Cξ3
Abb 1 Kubische Parabel als Uumlbergangskurve im Anlauf
5
Gegeben sind die geometrischen Daten des Tisches t und α der Kruumlmmungsradius r1
im Tangentenpunkt E2 und die Neigung γ der Beschleunigungsstrecke Daraus erhaumllt
man der Reihe nach
d = 2r1sin(γ-α)cos2(γ-α)]
C = tg(γ-α)3d2
f = tg(γ-α)d3
d
l = int[1 + 9C2ξ
4]
05dξ
0
Fuumlr das Integral kann mit ausreichender Genauigkeit die Naumlherung
l = d[1+01 tg2(γ-α)]
verwendet werden
Anfangs- und Endpunkt der Uumlbergangskurve E1 und E2 sind
rarr
E1 = [ ndash (tcosα + fsinγ + dcosγ) (tsinα ndash fcosγ + dsinγ)]
rarr
E2 = [ ndash tcosα tsinα]
Das Laumlngsprofil im Uumlbergangsbogen kann mit einfachen Rechenhilfen im gedrehten
Koordinatensystem ξ η mit der Funktion η = Cξ
3 berechnet werden Mit einem
programmierbaren Taschenrechner laumlsst sich die Uumlbergangskurve auch im x-z-Koor-
dinatensystem einfach berechnen Die einer gegebenen Abszisse x zugehoumlrende Abs-
zisse ξ muss als Erstes aus einer Gleichung dritten Grades berechnet werden Dazu
dienen die Hilfsgroumlssen
P = ctgγ3C
Q = (x + tcosα + fsinγ + dcosγ)2Csinγ
Damit erhaumllt man ξ = [(Q2+P
3)
frac12 +Q]
⅓ ndash [(Q
2+P
3)
frac12 ndash Q]
⅓
und schliesslich z = tsinα - fcosγ + dsinγ ndash ξsinγ + C ξ3cosγ
Mit Einsetzen der Werte γ ndash α = 29deg und r1 = 100 m erhaumllt man eine Parallelverschie-
bung der Beschleunigungsgeraden die nur noch 117 m betraumlgt und damit 306 m ge-
ringer ist als bei der Verwendung einer Klothoide
In Tabelle 1 sind die geometrischen Eckwerte der drei Kurvenformen mit den Vorga-
ben γ = 37deg α = 8deg und r1 = 100 m zusammen gestellt Es faumlllt auf dass die Werte fuumlr
die kubische Parabel annaumlhernd die Mittelwerte von Kreis und Klothoide annehmen
was aber rein zufaumlllig ist Die Eckwerte der kubischen Parabel naumlhern sich mit abneh-
mender Neigungsaumlnderung (γ ndash α) jenen der Klothoide
6
Form Kurvenlaumlnge Horizontaldistanz E1 bis E2 Houmlhendifferenz E1 bis E2
Kreis 5061 m 4626 m 1916 m
Klothoide 10123 m 8887 m 4598 m
KubParab 7636 m 6748 m 3369 m
Tab 1 Eckdaten fuumlr r1 = 100 m und γ-α = 29deg (groumlsstmoumlglicher Wert)
Abb 2 Kruumlmmungsverlauf bei den drei Kurvenarten von E1 bis E2 fuumlr verschiedene
Richtungsaumlnderungen γ-α
Bei γ ndash α = 29deg (Abb 2) wird die maximale Kruumlmmung bei der kubischen Parabel
bereits bei 6662 m erreich Sie ist 2 houmlher als die fuumlr das Kurvenende vorgegeben
Kruumlmmung was ohne Belang ist Die ganze Uumlbergangskurve ist mit 7636 m rund 25
m kuumlrzer als bei Verwendung einer Klothoide worin der Hauptvorteil der kubischen
Parabel gegenuumlber der Klothoide liegt Wenn γ ndash α = arctg(1radic5) = 24095deg die Rich-
tungsaumlnderung ist wird die geforderte Kruumlmmung genau in Punkt E2 erreicht In die-
7
sem Bereich liegt das Gros der Schanzen Mit kleiner werdender Differenz γ-α naumlhert
sich die kubische Parabel der Klothoide an
22 Berechnung der Anlauflaumlngen e und es
Die Auswertung der Filmaufnahmen vom Dezember 2006 in Engelberg CH hat erge-
ben dass der Luftwiderstandskoeffizient des Springers in der Kauerstellung k =
00011 m-1
mit einer Standardabweichung von 00001 m-1
betraumlgt (siehe Bericht der
ETHZ vom 29 Maumlrz 2008 Seite 31) Fuumlr die Berechnung des Diagrammes Abbildung
2 in den bdquoGrundlagen fuumlr die Projektierung einer Skisprungschanzeldquo 1996 haben wir k
= 00014 angenommen Damit kann eine Verringerung des Reibungsverlustes von
rund 20 festgestellt werden Fuumlr den Gleitreibungskoeffizient wurde ein Reibungs-
winkel ρ = 17deg mit einer Streuung von 06deg ermittelt
Fuumlr die Bestimmung der obersten Einstiegluke ist von einem v0 auszugehen das ein
Mittelklassespringer braucht um bei ρ = 3deg bei Windstille K zu erreichen
Fuumlr die Ermittlung des Ortes der untersten Einstiegluke ist davon auszugehen dass ein
Spitzenspringer bei besten Spurverhaumlltnissen von dieser Luke startend den Konstrukti-
onspunkt K nicht uumlberspringen soll Bei Aufwind ist ein noch etwas tieferer Startplatz
erforderlich Fuumlr die Berechnung kann auf die sichere Seite gehend ρ = 0deg gesetzt
werden
Die Anlauflaumlngen erhaumllt man aus der Bewegungsdifferentialgleichung Sie ist vom
Typus einer linearen inhomogenen Differentialgleichung erster Ordnung und damit
geschlossen loumlsbar wenn man v2 als Funktion definiert fuumlr s als unabhaumlngige Variable
den zuruumlckgelegten Bahnabschnitt einsetzt und wenn das Laumlngsprofil z(s) mit einer
mathematischen Funktion beschrieben wird Natuumlrlich kann eine Loumlsung mit den Me-
thoden der angewandten Mathematik und mit den heute gebraumluchlichen Hilfsmitteln
(zB Excel-Programm) einfach und schnell gefunden werden Trotzdem soll hier die
klassische geschlossene Loumlsung dargestellt werden
Die Differentialgleichung lautet
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2
Dabei ist φ die Bahnneigung und r der Bahnkruumlmmungsradius als Funktionen von s
ρ ist der Reibungswinkel Ski auf Anlaufspur und k der Luftwiderstandsbeiwert ρ und
k koumlnnen als konstant angenommen werden
Fuumlr eine gerade Fahrspur mit der Neigung γ ist die Loumlsung der Differentialgleichung
v2(s) = vA
2EXP(-2ks) + gksin(γ-ρ)[1 ndash EXP(-2ks)]
wobei vA die Geschwindigkeit am Anfang also bei s = 0 ist Wenn es sich um den
Startpunkt des Anlaufes handelt ist vA = 0 und bei E1 ist
8
v12 = gksin(γ-ρ)[1 ndash EXP(-2klg)]
wenn lg die Laumlnge vom Startpunkt bis E1 ist
Die Loumlsung fuumlr die kubische Parabel als Uumlbergangskurve ist
s
v2 = [v1
2 + 2g int (sin(γ-φ-ρ) EXP(2int(k + ρr)ds)ds] EXP(-2int(k + ρr)ds))
deg
v1 ist die Geschwindigkeit bei E1 am Anfang der Uumlbergangskurve φ die Neigung und r
der Kruumlmmungsradius der Kurve als Funktion der durchfahrenen Strecke s Es emp-
fiehlt sich fuumlr die Integration letztere in Potenzreihen von s umzuwandeln Die Rei-
hen erreichen mit drei Gliedern die wuumlnschbare Genauigkeit und sind
φ = 180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10)
1r = 6Cs(1 ndash 144C^2s^4 + 2160C^4s^8)
Das Integral in der Exponentialfunktion der Loumlsung kann mit den Reihen einfach be-
stimmt werden Die Loumlsung ist
v2(s) = [v1
2 + 1962int(sin(γ-ρ-180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10))
EXP(2ks + 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))ds]
EXP(-2ks - 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))
Das Integral ist in den Grenzen 0 bis s zu berechnen
Fuumlr s = l erhaumllt man v22 in E2 am Anfang des Schanzentisches
Der Vollstaumlndigkeit halber sei auch noch die Loumlsung fuumlr die kreisfoumlrmige Uumlber-
gangskurve mit Radius r1 angegeben
v2 = [v1
2 ndash 2gr1cosλcos(γ ndash ρ ndash λ)]EXP(-2(k + ρ π180r1)s) + 2gr1cos λ
cos(γ ndash ρ ndash λ ndash 180πsr1)
wobei λ = arctg(2(kr1 + π180ρ))
ist
Fuumlr s = (γ ndash α)π 180r1 erhaumllt man v22 in E2 am Anfang des Schanzentisches
v22 = [v1
2 ndash 2gr1cos λcos(γ ndash ρ ndash λ)]EXP(ndash 2(k + ρ π180r1)(γ ndash α)π 180r1)
+ 2gr1cos λcos(α ndash ρ ndash λ)
9
Die Beschleunigung auf dem Schanzentisch
v0 ist die Komponente parallel zur Tischneigung der Startgeschwindigkeit des Fluges
und damit die erreichte Endgeschwindigkeit auf der Schanzentischkante Aus der
Gleichung fuumlr die gerade Anlaufbahn folgt
v02= v2
2EXP(-2k025v2) + gksin(α-ρ)(1 ndash EXP(-2k025v2)
wenn fuumlr s die Tischlaumlnge t = 025v0 025v2 gesetzt wird (025 hat die Dimension
Sekunde) k nimmt von 00011 bei E2 bis zur Tischkante auf 00017 zu (Bericht ETHZ
Seite 31) Man kann den Mittelwert k = 00014 als Konstante in die Rechnung einfuumlh-
ren Die Abweichung des Ergebnisses liegt weit unter einem Promille Die Reihenent-
wicklung der Exponentialfunktion liefert als erste Naumlherung
v02 = v2
2 (1 ndash 05kv2) + 05gsin(α-ρ)v2
Fuumlr die Berechnung der Anlauflaumlnge e ist von der Tischkante aufwaumlrts zu rechnen
Die Geschwindigkeitsquadrate sind dann wenn wiederum in dieser Naumlherung v2 v0
gesetzt wird
Tisch v22 = v0
2(1 + 05kv0) ndash 05gsin(α-ρ)v0
Kubische Parabel
v12 = v2
2 EXP(2kl + 2ρπ1806C(05l^2 ndash 24C^2l^6 + 216C^4l^10))
l
ndash 1962int(sin(γ-ρ-180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10))
deg
EXP(2ks + 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))ds
Kreis
v12 = [v2
2 ndash 2gr1cos λcos(α ndash ρ ndash λ)]EXP(2(k + ρ π180r1)(γ ndash α)π 180r1
+ 2gr1cos λcos(γ ndash ρ ndash λ) wobei
λ = arctg(2(kr1 + π180ρ)) ist
Es kommt vor dass v12 negativ ausfaumlllt was bedeutet dass v1 = 0 auf der Uumlbergangs-
kurve erreicht wird Damit liegt der Startpunkt B unter E1
Gerade Anlaufspur
Die Laumlnge zwischen Startpunkt und E1 ist
lg = ndash 1(2k)ln(1 ndash v12kgsin(γ-ρ))
Wenn v12 negativ ist wird auch lg negativ Die Formel fuumlr lg berechnet die Laumlnge zwi-
schen Startpunkt und E1 auch in diesem Fall richtig und vorzeichengerecht
10
In den sbquoSprungschanzen Bau-Normen 2008rsquo sind die Anlauflaumlngen e in Funktion von γ
und v0 fuumlr α = 10deg Reibungswinkel ρ = 3deg und r1 = 014v02 graphisch dargestellt Die
Verkuumlrzung es des Anlaufs wenn ρ = 0deg ist kann mit der Naumlherung
es = evo(23 + γ6)
berechnet werden Fuumlr ein kleineres v0 auf unveraumlndertem Anlauf faumlllt e etwas zu kurz
aus weil ein verkleinerter Radius r1 einer bestimmten Anlauflaumlnge e eine groumlssere Houml-
hendifferenz zuordnet Diesen Fehler macht man wenn auf einem Anlauf dimensio-
niert fuumlr den Mittelklassespringer der Anlauf fuumlr den Spitzenklassespringer mit der
geringeren Absprunggeschwindigkeit bestimmen wird Die Durchrechnung ergibt
dass bei einer 20 m Schanze B um 140 m und bei einer 130 m Schanze B um 060 m
zu tief ausfaumlllt Der Fehler liegt auf der sicheren Seite
23 Festlegung der Anlaufspurkruumlmmung 1r1 im Punkt E2
Beim bisherigen Kreisbogen war der Radius r1 zwischen 014v02 und 016v0
2 zu
waumlhlen wobei in letzter Zeit vermehrt der obere Grenzwert gewaumlhlt wurde weil die
Springer gegenuumlber fruumlher mit verstaumlrkter Vorlage den Anlauf befahren
In Abbildung 3 ist die Druckentwicklung im Anlauf die ein Springer erfaumlhrt aufge-
zeigt und zwar fuumlr Kreis und kubische Parabel als Uumlbergangskurve Die Eingangsdaten
fuumlr die Berechnung sind fuumlr beide Uumlbergangskurven
α = 8deg γ = 37deg ρ = 3deg k = 00011 t = 65 m v0 = 26 ms
Fuumlr die Kreisform wird der heute uumlbliche Wert r1 = 016v02 = 10816 m gewaumlhlt Auf
dem geraden Teil von 4060 m Laumlnge wirkt allein die Komponente des Gewichtes des
Springers senkrecht zur Bahnneigung also cosγg = 080g Beim Uumlbergang in das
Kreisprofil hat der Springer die Geschwindigkeit 2064 ms erreicht Sie erzeugt zu-
saumltzlich zum Gewicht eine Zentrifugalkraft von 040g Der Druck nimmt also ploumltz-
lich vom 08-fachen Druck um 50 auf den 120-fachen Wert zu Auf der Kreisbahn
erfolgt eine weitere Zunahme auf 163g Beim Uumlbergang auf den Schanzentisch sinkt
der Druck ploumltzlich ab auf cosαg = 099g was hier aber erwuumlnscht ist Auf der
Tischkante wird v0 = 2600 ms erreicht
Bei der kubischen Parabel wird fuumlr den Endradius vor dem Schanzentisch 014v02 =
9464 m eingesetzt Der gerade Teil ist noch 2169 m lang und die Geschwindigkeit an
deren Ende betraumlgt 1524 ms Auf dem 7227 m langen Teil der Uumlbergangskurve
nimmt die Geschwindigkeit auf den vorgegebene Wert von 26 ms zu und der Druck
steigt allmaumlhlich auf 172g Dieser Druck ist um 5 houmlher als beim Kreisprofil was
am Ende der Uumlbergangskurve aber ohne Belang ist
11
Abb 3 Normalbeschleunigung auf die Spur Vergleich Kreiskubische Parabel
Aus dieser Betrachtung folgt dass bei einer Reduktion des Endradiuskoeffizienten r1
von 016 auf 014 der Druck nur um 5 houmlher ausfaumlllt was nicht relevant ist Demge-
genuumlber ist der Umstand dass beim Einbau einer kubischen Parabel am Anfang der
Uumlbergangskurve der schlagartige Anstieg des Druckes entfaumlllt und der Enddruck erst
allmaumlhlich erreicht wird eine grosse Komfortverbesserung
Abschliessend soll die Auswirkung der Wahl der kubischen Parabel gegenuumlber der
bisherigen Wahl eines Kreises auf die Geometrie des Anlaufes insbesondere auf die
Anlauflaumlnge dargestellt werden (Abbildung 4) Dazu sollen Ausgangswerte ange-
nommen werden wie sie bei Grossschanzen haumlufig sind
α = 11deg γ = 35 deg t = 65 m v0 = 26 ms = 3deg kw = 00011
Fall 1 r1 = 014v02
= 9464m
Kreis Anlauflaumlnge 8895 m Startpunkt [-8300 4490]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9134 m Startpunkt [-8565 4510]
Fall 2 r1 = 016v02 = 10816
Kreis Anlauflaumlnge 9121 m Startpunkt [-8539 4515]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9391 m Startpunkt [-8840 4537]
12
In Abbildung 4 sind die obigen Ergebnisse dargestellt Sie zeigt die Unterschiede zwi-
schen Kreis und kubischer Parabel Die Anlauflaumlnge ist bei ein und demselben gewaumlhl-
ten Radius bei der kubischen Parabel ca 250 m laumlnger als beim Kreis Interessant ist
die Feststellung dass der Startpunkt beim Kreis mit dem jetzt gebraumluchlichen Koeffi-
zienten 016 fuumlr r1 und jener bei der kubischen Parabel auf wenig Zentimeter gleich ist
wenn bei letzterer der Koeffizient 014 verwendet wird Damit ist aufgezeigt dass die
oben begruumlndete Moumlglichkeit der Radiusverkleinerung zu gleich langen Anlaumlufen und
gleicher Lage fuumlhrt wie bisher bei der Verwendung eines Kreisbogens
Es wird daher bei Verwendung einer kubischen Parabel als Uumlbergangskurve festgelegt
dass der Radius bei Erreichen des Schanzentisches mindestens
r1 = 014v02
erreichen muss houmlchstens aber
r1 = 016v02
erreichen darf Dies deshalb damit ein ausreichender Entlastungseffekt durch den
ploumltzlichen Wegfall der Zentrifugalkraft auf dem Schanzentisch erhalten bleibt
Eine weitere wichtige Feststellung Wenn bei einem bestehenden Anlauf mit
Kreisbogen sein Radius r1 = 016v02 betraumlgt kann ohne Veraumlnderung des gera-
den Anlaufteils mit kleinem Aufwand nachtraumlglich die Kreisform in eine kubisch
Parabel umgebaut werden
Abb 4 Vergleich Kreiskubische Parabel Einfluss des Kruumlmmungsradius r1
13
3 Der Flug
Die Koordinaten eines Punktes der Flugbahn sowie deren Neigung an dieser Stelle
erhaumllt man aus der Integration des Differentialgleichungssystems das den Flug be-
schreibt
Es sind dies die vier nichtlinearen Differentialgleichungen erster Ordnung
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
mit den Anfangsbedingungen
x(o) = 0
z(0) = 0
v(0) = (v02 + v
2)^05
φ(0) = α ndash δ
Dabei ist v die aktuelle Fluggeschwindigkeit der Neigungswinkel der Flugbahn im
Uhrzeigersinn gemessen und der Winkel um den der Absprungwinkel (Neigung der
Flugbahn bei x = 0) durch den Absprungeffekt gegenuumlber der Tischneigung angehoben
wird
δ = arctg(vv0)
v ist die Geschwindigkeit senkrecht zur Tischebene die der Schwerpunkt des Koumlrper-
Ski-Systems im Augenblick des Abhebens erreicht Auswertungen von weitesten
Spruumlngen haben fuumlr v 22 ms ergeben Dieser Wert ist bei der Berechnung der Dia-
gramme Abbildung 4 bis 11 in den bdquoSkisprungschanzen Bau-Normen 2008ldquo fuumlr alle
Tischneigungen eingesetzt worden
An dieser Stelle ist noch auf eine immer wieder hartnaumlckig vertretene Meinung hinzu-
weisen die dahin geht dass der Springer bei geeigneter Absprungtechnik die Ab-
sprunggeschwindigkeitskomponente parallel zur Tischebene vergroumlssern koumlnne Das
ist natuumlrlich Unsinn und gehoumlrt in die gleiche Kategorie wie das noch bdquozu erfindende
Perpetuum Mobileldquo
Die Luftwiderstands- und Auftriebskoeffizienten kw bzw ka sind abhaumlngig vom An-
stroumlmwinkel der Luft und von der Haltung des Springers Sie sind somit zeitlich ver-
aumlnderlich Aus der Vermessung der Flugbahnen 2006 in Engelberg hat das Biomecha-
nische Institut der ETHZ fuumlr die weltbesten Springer folgende Werte in Funktion der
Bahnneigung ermittelt
14
Luftkraftbeiwerte Engelberg 2006
Rang 1 - 5 Rang 6 - 15 Rang 16 - 25
φdeg kW kA kW kA kW kA
0 000185 000093 000232 000116 000261 000130
2 000204 000139 000245 000180 000271 000177
4 000223 000185 000258 000244 000282 000224
6 000243 000231 000272 000308 000293 000270
8 000261 000275 000285 000365 000304 000316
10 000281 000316 000298 000396 000315 000350
12 000301 000354 000311 000424 000326 000382
14 000319 000390 000325 000450 000337 000411
16 000338 000424 000337 000472 000347 000436
18 000355 000455 000350 000492 000357 000459
20 000372 000484 000362 000508 000367 000479
22 000388 000511 000374 000522 000376 000496
24 000403 000534 000386 000534 000386 000510
26 000418 000555 000398 000543 000396 000521
28 000432 000574 000410 000550 000407 000531
30 000447 000591 000422 000555 000419 000538
32 000462 000605 000436 000560 000432 000545
34 000479 000617 000453 000565 000449 000551
36 000502 000628 000474 000571 000471 000558
38 000537 000638 000504 000582 000503 000569
40 000614 000655 000553 000606 000555 000590
42 000691 000672 000602 000629 000606 000611
44 000767 000689 000651 000652 000658 000632
Tab 2 Luftkraftbeiwerte mit der Dimension m-1
Damit kann durch Integration der Differentialgleichungen die einer bestimmten Tisch-
neigung und einer bestimmten Absprunggeschwindigkeit v0 zugehoumlrige Flugbahn
berechnet werden Als Landepunkt K wird vereinfachend der Schnittpunkt der Flug-
bahn mit dem Terrainprofil definiert so wie auch der Anfang der Flugbahn auf den
Ursprung 00] gelegt wird
Der Winkel mit dem sich die Flugbahn mit der Landepiste schneidet ist massgebend
fuumlr den Landestoss den der Springer erfaumlhrt Mit dem Begriff der aumlquivalenten Lande-
houmlhe kann dieser Vorgang anschaulich beschrieben werden Welche Houmlhe soll dem
Springer zugemutet werden aus der er vergleichsweise auf eine Horizontalebenen fal-
len und dabei den Stoss sicher auffangen soll Aus langjaumlhriger Erfahrung weiss man
dass 090 m fuumlr gute Springer ein gutes Mass ist Fuumlr schwaumlchere Springer soll auf
070 m reduziert werden
Der erste Wert wird fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis
115deg) der zweite fuumlr kleine und mittlere Schanzen (Tischneigungen von 8deg bis 95deg)
eingesetzt Sie ergeben Geschwindigkeiten von 42 ms bzw 37 ms und sind gleich-
15
zusetzen mit der Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprungprofil
in K Wenn die Flugbahn im Landepunkt die Neigung φK hat muss das Aufsprungpro-
fil die Neigung
fuumlr α von 10deg bis 115deg β = φK ndash arcsin(42vK ((5)
und fuumlr α von 8deg bis 95deg β = φK ndash arcsin(37vK((6)
haben wobei vKnaL red gartebtulosbA red degeschwindigkeit bedeutet
Fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis 115deg) sind die k-Werte
der Spitzenspringer (Kolonne 1 und 2 Tab 2) und fuumlr kleine und mittlere Schanzen
(Tischneigungen von 8deg bis 95deg) sind die k-Werte fuumlr schwaumlchere Springer (Kolonne
5 und 6 Tab 2) eingesetzt worden
Auf diesen Grundlagen sind die Diagramme fuumlr die Tischneigungen 8deg bis 115deg der
Sprungschanzen-Baunormen 2008 berechnet worden Die Eingrenzungen der zulaumlssi-
gen Bereich der Wertepaare w und hn hat der Ausschuss des Subkomitees auf Grund
von Erfahrungen festgelegt
4 Das Aufsprungprofil
Das Aufsprungprofil vom Schanzentisch bis zum Punkt K soll fuumlr alle Sprungweiten
gute Landebedingungen ermoumlglichen Dazu soll es bei weiten Spruumlngen die Houmlhe der
Flugbahn uumlber Terrain moumlglichst klein halten Das 1992 eingefuumlhrte und 1996 verfei-
nerte Aufsprungprofil in der Form einer kubischen Parabel hat sich bewaumlhrt Fuumlr die
Optimierung der freien Parameter β0 und δβ ist die Kurvenschar aller in Engelberg
vermessenen Fluumlge zu Rate gezogen worden Die Herleitung der Formeln die in den
Bau-Normen das Aufsprungprofil beschreiben ist reine analytische Geometrie und
bedarf keiner weiter gehenden Erklaumlrung
Fuumlr die Berechnung des Endes L des Landebereiches wurden folgende Annahmen ge-
troffen
Bei Skisprungwettkaumlmpfen wird der Punkt K bekanntlich von einzelnen wenigen
Springern uumlbersprungen Aus einer groumlsseren Anzahl Resultatlisten wurden die Uumlber-
weiten w = wKrsquo ndash wK bestimmt wobei wKrsquo die groumlsste erreichte Weite eines Wett-
kampfes ist
16
Abb 5 Groumlsste Weite bei Krsquo die bei einem Wettkampf erreicht wurde
In Abbildung 5 ist die bei dieser Auswertung zu beachtende damals geltende Geo-
metrie mit dem Kreisbogen r2 dargestellt Aus w und dem zur betreffenden Schanze
gehoumlrenden r2 β und der Flugbahnneigung φK bei der Landung ergibt sich fuumlr die Ver-
schiebung der Flugbahn
D = r2[cos(φK ndash β) ndash cos(φK ndash βKrsquo)] wobei βKrsquo = β ndash Δwr2180π ist
Es hat sich gezeigt dass der Grenzwert fuumlr D etwa bei 0018w liegt Fuumlr diese moumlgli-
chen Groumlsstweiten bei L soll eine aumlquivalente Landehoumlhe von 160 m eingeplant wer-
den Messungen anlaumlsslich der Skiflug-WM 1976 in Oberstdorf haben gezeigt dass
die damit verbundene Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprung-
profil v von 56 ms noch gestanden werden kann Bei L soll somit die Neigung der
Landepiste
βL = φL ndash arcsin(56vL ((7)
betragen
Der Landebereich von K bis L wird als Kreisabschnitt gestaltet Der Radius des Bo-
gens sei rL Fuumlr den Abstand l2 von K und L ergibt sich
l2 = (β ndash βL) rLπ180 = [(φK ndash arcsin(42vK ((ndash (φL ndash arcsin(56vLr [((Lπ180
fuumlr α von 10deg bis 115deg Fuumlr die kleineren α-Werte muumlsste der zweite Term im Klam-
merausdruck konsequenterweise arcsin(37vK gnugelrebUuml nehcielg red tiM netual (
mit der die Landekomponente v bei K fuumlr schwaumlchere Springer herabgesetzt wurde
soll dies auch bei L geschehen so dass der angeschriebene Ausdruck fuumlr l2 fuumlr alle α-
Werte gelten kann
Am Ende der Flugbahn besonders bei den grossen Schanzen ist man nicht mehr weit
von der stationaumlren Endgeschwindigkeit entfernt so dass die Aumlnderung von Betrag
und Richtung der Fluggeschwindigkeit in diesem kurzen Abschnitt im Rahmen der
17
hier gebotenen Genauigkeit vernachlaumlssigbar wird Im weiteren sind die Landewinkel
so klein dass ihr Sinus durch das Bogenmass ersetzt werden kann
Mit vLv asymp K dnu φL asymp φK vereinfachen sich die Gleichungen auf
βL = β ndash 14vK180π (8)
l2 = 14rLvK (9)
Abb 6 Landebereich K bis L
Aus Abbildung 6 erhaumllt man schliesslich
d = 0018w = l2tg(φK ndash β) + l222rL = 1442 rL vK
2 + 14
2 rLvK
22
oder rL = vK2w380 (10)
Die letzte Gleichung stellt die Verbindung zwischen dem bei groumlsseren Schanzen beo-
bachteten durchschnittlichen Mass d und dem Unterschied des zugelassenen v bei K
und L her rL muss aber auch gewaumlhrleisten dass beim Durchfahren der Landestrecke
die Zentrifugalbeschleunigung in Grenzen bleibt Sie soll 80 von g nicht uumlberstei-
gen Es ist somit auch
rL ge 0125 vK2
(10a)
einzuhalten Diese Dimensionierung wird somit bei Schanzen mit w le 48 m
massgebend rL soll auf den naumlchsten Zehnerwert aufgerundet werden
Mit βL und rL sind die Koordinaten von L gegeben
Die Landegeschwindigkeit vK erhaumllt man mit der Integration der Flugbahn Da die zu-
laumlssigen Felder fuumlr die Wertepaare [w hn] fuumlr die verschiedenen Tischneigungen α
einen relativ schmalen Streifen bilden gilt mit ausreichender Genauigkeit die lineare
Beziehung
vK = 068v0 + 1244 (11)
Wenn immer hier von bdquoausreichenderldquo Genauigkeit die Rede ist heisst das dass der
eingeraumlumte Fehler im Bereich weniger Prozente liegt in einem Toleranzbereich der
auch den biomechanischen Ausgangsgroumlssen wie aumlquivalente Landehoumlhe zugespro-
18
chen werden muss Allerdings muss festgehalten werden dass fuumlr die Anwendung sol-
cher Vereinfachung vorausgesetzt werden muss dass der Planer nicht von den Vorga-
ben abweicht
Bei den ganz kleinen Schanzen wird vK von der Naumlherungsformel gegenuumlber der
Wirklichkeit etwas zu gross berechnet Man liegt damit aber auf der sicheren Seite
5 Die Landung
Wer in L landet faumlhrt mit der groumlsstmoumlglichen Geschwindigkeit in den anschliessen-
den Uumlbergangsbogen Der Springer muss durch seine Muskelkraft die Normalkompo-
nente seiner Geschwindigkeit vL= 56 ms auf Null abbremsen Die kinetische Ener-
gie ist
m5622 = 1568m m = Masse Springer und Ski
Wenn er konstant die Kraft die seinem Gewicht samt Ski entspricht bei der Landung
einsetzten wuumlrde haumltte er die aumlquivalente Fallhoumlhe von 160 m zuruumlckzulegen Die
Zeit die er dazu benoumltigt ist t = 56981 = 0571 s Waumlhrend dieser Zeit ist der
Druck auf die Spur um sein Gewicht groumlsser so dass er eine um tgρmg erhoumlhte
Reibungskraft erfaumlhrt und dies uumlber eine Strecke von vLcos(φK ndash βL)0571 Diese
Reibungsenergie geht auf Kosten der kinetischen Energie die in der Geschwindig-
keitskomponente v parallel zum Hang liegt Die verbleibende Energie ist
frac12mv2 = frac12mvL
2cos
2(φK ndash βL) ndash tgρmgvLcos(φK ndash βL)0571 =
frac12mvLcos(φK ndash βL)[vL cos(φK ndash βL) ndash 2tgρ9810571]
Nach einiger Umformung erhaumllt man fuumlr die verbleibende Gleitgeschwindigkeit bei
einer Landung in L in erster Naumlherung
v = vK ndash 16vK ndash 01ρ (Reibungswinkel ρ in alt Grad) (12)
Der Kraft-Zeit-Verlauf ist in Wirklichkeit weder genau mg noch ist er konstant Wie
man leicht zeigen kann ist das Ergebnis aber nicht davon beeinflusst ausser dass sich
die Geschwindigkeit am Ende des Landungsprozesses fruumlher oder spaumlter einstellt Da
die Geschwindigkeitsabminderung aber sehr klein ist kann dieser Umstand vernach-
laumlssigt werden
Der Normaldruck auf das Profil soll analog zur Uumlbergangskurve im Anlauf auf 18g
beschraumlnkt werden dh
gcosβL + v2r2L le 18g asymp 18 (13)
Damit erhaumllt man fuumlr r2L die Eingrenzung
rL ge r2L ge v2(18 ndash 10cosβL) (14)
19
Bei Grossschanzen ist der Spielraum fuumlr r2L nach oben durch die Forderung
zU le 88 m
eingeschraumlnkt Mehr dazu im naumlchsten Kapitel
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf
Der Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U (siehe Abbildung 7) bisher ein Kreisbogen
mit Radius r2 soll durch eine (quadratische) Parabel ersetzt werden Sie soll im Punkt
L die Neigung βL uumlbernehmen und im Punkt U eine horizontale Tangente haben Die
Kruumlmmungsradien r2L und r2 in den Punkten L bzw U sind frei waumlhlbar Ideal ist die
Wahl r2L = rL
Um die vier Freiheitsgrade zu gewaumlhrleisten muss die Parabel auch schief gedreht
werden koumlnnen Der Drehwinkel sei τ und im Gegenuhrzeigersinn positiv
Abb 7 Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U
Die Gleichung der Parabel im gedrehten Koordinatensystem ist
η = Cξ2
Aus der transzendenten Gleichung
r2Lr2 = [cosτcos(τ+βL)]3 (15)
ist zunaumlchst der Drehwinkel τ zu berechnen Dann ergeben sich der Reihe nach
C = 1(2r2(cosτ)3) (16)
a = ndash tg(βL+ τ)2C (17)
b = ndash tg(τ)2C (18)
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
2
Inhaltsverzeichnis
Seite
1 Vorbemerkungen 3
2 Der Anlauf 3
21 Die Geometrie der Uumlbergangskurve 4
22 Berechnung der Anlauflaumlngen e und es 7
23 Festlegung der Anlaufskruumlmmung 1r1 im Punkt E2 10
3 Der Flug 13
4 Das Aufsprungprofil 15
5 Die Landung 18
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf 19
7 Der Auslauf 21
Anhang
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung
von Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen 23
2 Wahl geegneter Beiwerte der Luftkraumlfte 23
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn 24
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse 24
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten 25
Genauigkeit der gewonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte 25
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit 25
der Kreisbogenmethode
53 Veranschaulichung an einem Beispiel 30
3
1 Vorbemerkungen
Eine Arbeitsgruppe des Subkomitees Sprungschanzen der FIS erarbeitete die Grund-
zuumlge des Aufbaues eines Laumlngsprofils einer Sprungschanze Sie nuumltzte dabei die jahr-
zehntelange Erfahrung und verfolgte die Entwicklung des Sprunglaufes durch Be-
obachtungen und uumlber Gespraumlche mit Trainern und Aktiven In einem Turnus von ca
zehn Jahren wurden seit 1976 und zuletzt 2006 Flugbahnaufnahmen bei Weltcupsprin-
gen durchgefuumlhrt die die Luftwiderstands und ndashauftriebswerte des Skispringers im
Flug bestimmen lassen Mittels Computersimulationen von Spruumlngen lassen sich die
Aufsprungprofile optimieren Mathematische Begruumlndung der angewandten Methode
siehe ANHANG
Seit 1976 hat der Unterzeichnete Mitglied des Subkomitees die Messungen und deren
Umsetzung in mathematische Formeln uumlbernommen In der vorliegenden Arbeit sind
die Zusammenhaumlnge die sicherheitstechnischen Uumlberlegungen und die Grundlagen
der Formeln und Diagramme wie sie in den vom Unterausschuss herausgegebenen
sbquoSkisprungschanzen Bau-Normen 2008rsquo ergaumlnzt mit dem Computerprogramm
sbquoJump2rsquo publiziert sind nachvollziehbar zusammengestellt
Fuumlr die Darstellung der mathematischen Ausdruumlcke wird die normal gebraumluchliche
algebraische Syntax mit den uumlblichen Prioritaumltsregeln verwendet In allen Gleichungen
sind Laumlngen in Meter Geschwindigkeiten in Meter pro Sekunde und Winkel in alten
Grad (360deg) einzusetzen Koeffizienten in den Formeln sind in der Regel mit Dimensi-
onen behaftet (Zeit Beschleunigung etc) ohne dass darauf hingewiesen wird
2 Der Anlauf
Beim Anlauf ist die gerade Beschleunigungsstrecke mit der Neigung γ bis heute in der
Regel ohne Uumlbergangskurve an einen Kreisbogen tangential angeschlossen worden
Nach dem Tangentenpunkt E wirkt eine Zentrifugalkraft auf den Springer die den
Druck auf die Skis bei grossen Schanzen ploumltzlich veranderthalbfacht wie in Kapitel
23 gezeigt wird Als weitere Folge davon wird auch schlagartig die Reibung zwischen
Schnee und Ski erhoumlht die auf den Springer eine nach vorne wirkende Traumlgheitskraft
erzeugt
Es soll kuumlnftig ein Uumlbergangsbogen eingebaut werden der die Zentrifugalkraft vom
Punkt E1 von Null allmaumlhlich auf den Maximalwert im Anschlusspunkt E2 an die gera-
de Tischebene ansteigen laumlsst Als Uumlbergangsbogen steht die im Strassenbau bekannte
Klothoide zur Diskussion Bei ihr nimmt die Kruumlmmung bis zum Erreichen der vorge-
gebenen Kruumlmmung am Tischanfang von Null proportional zur zuruumlckgelegten Stre-
cke zu
Die Form der Uumlbergangskurve haumlngt allein von der Neigungsaumlnderung γ ndash α ab Die
Bogenlaumlnge ist proportional zum Endradius der Kruumlmmung Die Auswirkung des Er-
satzes des Kreisbogens durch eine Uumlbergangskurve soll an einem Extrembeispiel
uumlberpruumlft werden Die groumlsste Neigungsaumlnderung γ ndash α ergibt sich aus der groumlssten
4
zulaumlssigen Neigung γ = 37deg und der kleinsten zulaumlssigen Tischneigung α = 8deg und be-
traumlgt somit 29deg
Aus den Tabellenwerken fuumlr Klothoiden erhaumllt man fuumlr γ ndash α = 29deg eine Exzentrizitaumlt
von 00423 die gleich ist der Parallelverschiebung der Anlaufgeraden von 37deg Nei-
gung gegenuumlber der bisherigen Geraden mit kreisfoumlrmigem Uumlbergangsbogen Bei ei-
nem Radius r1 von 100 m ist diese Verschiebung somit 423 m Bei einem kuumlnstlichen
Anlauf ist dies ohne Belang Bei einem Naturanlauf bedeutet dies aber unter Umstaumln-
den ein Eingraben der Spur auf eine Tiefe von 4 Meter was sich verteuernd auswirkt
Es soll daher versucht werden diesen Nachteil zu reduzieren
Es zeigt sich dass dieses Ziel am besten und einfachsten erreicht wird wenn man sich
bei der Reihenentwicklung der Klothoide auf deren erstes Glied beschraumlnkt Man er-
haumllt eine kubische Parabel und damit jene Kurve die auch beim Eisenbahnbau als
Uumlbergangskurve verwendet wird
21 Die Geometrie der Uumlbergangskurve
Verwenden wir fuumlr das um den Anlaufneigungswinkel γ gedrehte Koordinatensystem
die Buchstaben ξ und η so lautet die Funktion
η = Cξ3
Abb 1 Kubische Parabel als Uumlbergangskurve im Anlauf
5
Gegeben sind die geometrischen Daten des Tisches t und α der Kruumlmmungsradius r1
im Tangentenpunkt E2 und die Neigung γ der Beschleunigungsstrecke Daraus erhaumllt
man der Reihe nach
d = 2r1sin(γ-α)cos2(γ-α)]
C = tg(γ-α)3d2
f = tg(γ-α)d3
d
l = int[1 + 9C2ξ
4]
05dξ
0
Fuumlr das Integral kann mit ausreichender Genauigkeit die Naumlherung
l = d[1+01 tg2(γ-α)]
verwendet werden
Anfangs- und Endpunkt der Uumlbergangskurve E1 und E2 sind
rarr
E1 = [ ndash (tcosα + fsinγ + dcosγ) (tsinα ndash fcosγ + dsinγ)]
rarr
E2 = [ ndash tcosα tsinα]
Das Laumlngsprofil im Uumlbergangsbogen kann mit einfachen Rechenhilfen im gedrehten
Koordinatensystem ξ η mit der Funktion η = Cξ
3 berechnet werden Mit einem
programmierbaren Taschenrechner laumlsst sich die Uumlbergangskurve auch im x-z-Koor-
dinatensystem einfach berechnen Die einer gegebenen Abszisse x zugehoumlrende Abs-
zisse ξ muss als Erstes aus einer Gleichung dritten Grades berechnet werden Dazu
dienen die Hilfsgroumlssen
P = ctgγ3C
Q = (x + tcosα + fsinγ + dcosγ)2Csinγ
Damit erhaumllt man ξ = [(Q2+P
3)
frac12 +Q]
⅓ ndash [(Q
2+P
3)
frac12 ndash Q]
⅓
und schliesslich z = tsinα - fcosγ + dsinγ ndash ξsinγ + C ξ3cosγ
Mit Einsetzen der Werte γ ndash α = 29deg und r1 = 100 m erhaumllt man eine Parallelverschie-
bung der Beschleunigungsgeraden die nur noch 117 m betraumlgt und damit 306 m ge-
ringer ist als bei der Verwendung einer Klothoide
In Tabelle 1 sind die geometrischen Eckwerte der drei Kurvenformen mit den Vorga-
ben γ = 37deg α = 8deg und r1 = 100 m zusammen gestellt Es faumlllt auf dass die Werte fuumlr
die kubische Parabel annaumlhernd die Mittelwerte von Kreis und Klothoide annehmen
was aber rein zufaumlllig ist Die Eckwerte der kubischen Parabel naumlhern sich mit abneh-
mender Neigungsaumlnderung (γ ndash α) jenen der Klothoide
6
Form Kurvenlaumlnge Horizontaldistanz E1 bis E2 Houmlhendifferenz E1 bis E2
Kreis 5061 m 4626 m 1916 m
Klothoide 10123 m 8887 m 4598 m
KubParab 7636 m 6748 m 3369 m
Tab 1 Eckdaten fuumlr r1 = 100 m und γ-α = 29deg (groumlsstmoumlglicher Wert)
Abb 2 Kruumlmmungsverlauf bei den drei Kurvenarten von E1 bis E2 fuumlr verschiedene
Richtungsaumlnderungen γ-α
Bei γ ndash α = 29deg (Abb 2) wird die maximale Kruumlmmung bei der kubischen Parabel
bereits bei 6662 m erreich Sie ist 2 houmlher als die fuumlr das Kurvenende vorgegeben
Kruumlmmung was ohne Belang ist Die ganze Uumlbergangskurve ist mit 7636 m rund 25
m kuumlrzer als bei Verwendung einer Klothoide worin der Hauptvorteil der kubischen
Parabel gegenuumlber der Klothoide liegt Wenn γ ndash α = arctg(1radic5) = 24095deg die Rich-
tungsaumlnderung ist wird die geforderte Kruumlmmung genau in Punkt E2 erreicht In die-
7
sem Bereich liegt das Gros der Schanzen Mit kleiner werdender Differenz γ-α naumlhert
sich die kubische Parabel der Klothoide an
22 Berechnung der Anlauflaumlngen e und es
Die Auswertung der Filmaufnahmen vom Dezember 2006 in Engelberg CH hat erge-
ben dass der Luftwiderstandskoeffizient des Springers in der Kauerstellung k =
00011 m-1
mit einer Standardabweichung von 00001 m-1
betraumlgt (siehe Bericht der
ETHZ vom 29 Maumlrz 2008 Seite 31) Fuumlr die Berechnung des Diagrammes Abbildung
2 in den bdquoGrundlagen fuumlr die Projektierung einer Skisprungschanzeldquo 1996 haben wir k
= 00014 angenommen Damit kann eine Verringerung des Reibungsverlustes von
rund 20 festgestellt werden Fuumlr den Gleitreibungskoeffizient wurde ein Reibungs-
winkel ρ = 17deg mit einer Streuung von 06deg ermittelt
Fuumlr die Bestimmung der obersten Einstiegluke ist von einem v0 auszugehen das ein
Mittelklassespringer braucht um bei ρ = 3deg bei Windstille K zu erreichen
Fuumlr die Ermittlung des Ortes der untersten Einstiegluke ist davon auszugehen dass ein
Spitzenspringer bei besten Spurverhaumlltnissen von dieser Luke startend den Konstrukti-
onspunkt K nicht uumlberspringen soll Bei Aufwind ist ein noch etwas tieferer Startplatz
erforderlich Fuumlr die Berechnung kann auf die sichere Seite gehend ρ = 0deg gesetzt
werden
Die Anlauflaumlngen erhaumllt man aus der Bewegungsdifferentialgleichung Sie ist vom
Typus einer linearen inhomogenen Differentialgleichung erster Ordnung und damit
geschlossen loumlsbar wenn man v2 als Funktion definiert fuumlr s als unabhaumlngige Variable
den zuruumlckgelegten Bahnabschnitt einsetzt und wenn das Laumlngsprofil z(s) mit einer
mathematischen Funktion beschrieben wird Natuumlrlich kann eine Loumlsung mit den Me-
thoden der angewandten Mathematik und mit den heute gebraumluchlichen Hilfsmitteln
(zB Excel-Programm) einfach und schnell gefunden werden Trotzdem soll hier die
klassische geschlossene Loumlsung dargestellt werden
Die Differentialgleichung lautet
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2
Dabei ist φ die Bahnneigung und r der Bahnkruumlmmungsradius als Funktionen von s
ρ ist der Reibungswinkel Ski auf Anlaufspur und k der Luftwiderstandsbeiwert ρ und
k koumlnnen als konstant angenommen werden
Fuumlr eine gerade Fahrspur mit der Neigung γ ist die Loumlsung der Differentialgleichung
v2(s) = vA
2EXP(-2ks) + gksin(γ-ρ)[1 ndash EXP(-2ks)]
wobei vA die Geschwindigkeit am Anfang also bei s = 0 ist Wenn es sich um den
Startpunkt des Anlaufes handelt ist vA = 0 und bei E1 ist
8
v12 = gksin(γ-ρ)[1 ndash EXP(-2klg)]
wenn lg die Laumlnge vom Startpunkt bis E1 ist
Die Loumlsung fuumlr die kubische Parabel als Uumlbergangskurve ist
s
v2 = [v1
2 + 2g int (sin(γ-φ-ρ) EXP(2int(k + ρr)ds)ds] EXP(-2int(k + ρr)ds))
deg
v1 ist die Geschwindigkeit bei E1 am Anfang der Uumlbergangskurve φ die Neigung und r
der Kruumlmmungsradius der Kurve als Funktion der durchfahrenen Strecke s Es emp-
fiehlt sich fuumlr die Integration letztere in Potenzreihen von s umzuwandeln Die Rei-
hen erreichen mit drei Gliedern die wuumlnschbare Genauigkeit und sind
φ = 180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10)
1r = 6Cs(1 ndash 144C^2s^4 + 2160C^4s^8)
Das Integral in der Exponentialfunktion der Loumlsung kann mit den Reihen einfach be-
stimmt werden Die Loumlsung ist
v2(s) = [v1
2 + 1962int(sin(γ-ρ-180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10))
EXP(2ks + 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))ds]
EXP(-2ks - 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))
Das Integral ist in den Grenzen 0 bis s zu berechnen
Fuumlr s = l erhaumllt man v22 in E2 am Anfang des Schanzentisches
Der Vollstaumlndigkeit halber sei auch noch die Loumlsung fuumlr die kreisfoumlrmige Uumlber-
gangskurve mit Radius r1 angegeben
v2 = [v1
2 ndash 2gr1cosλcos(γ ndash ρ ndash λ)]EXP(-2(k + ρ π180r1)s) + 2gr1cos λ
cos(γ ndash ρ ndash λ ndash 180πsr1)
wobei λ = arctg(2(kr1 + π180ρ))
ist
Fuumlr s = (γ ndash α)π 180r1 erhaumllt man v22 in E2 am Anfang des Schanzentisches
v22 = [v1
2 ndash 2gr1cos λcos(γ ndash ρ ndash λ)]EXP(ndash 2(k + ρ π180r1)(γ ndash α)π 180r1)
+ 2gr1cos λcos(α ndash ρ ndash λ)
9
Die Beschleunigung auf dem Schanzentisch
v0 ist die Komponente parallel zur Tischneigung der Startgeschwindigkeit des Fluges
und damit die erreichte Endgeschwindigkeit auf der Schanzentischkante Aus der
Gleichung fuumlr die gerade Anlaufbahn folgt
v02= v2
2EXP(-2k025v2) + gksin(α-ρ)(1 ndash EXP(-2k025v2)
wenn fuumlr s die Tischlaumlnge t = 025v0 025v2 gesetzt wird (025 hat die Dimension
Sekunde) k nimmt von 00011 bei E2 bis zur Tischkante auf 00017 zu (Bericht ETHZ
Seite 31) Man kann den Mittelwert k = 00014 als Konstante in die Rechnung einfuumlh-
ren Die Abweichung des Ergebnisses liegt weit unter einem Promille Die Reihenent-
wicklung der Exponentialfunktion liefert als erste Naumlherung
v02 = v2
2 (1 ndash 05kv2) + 05gsin(α-ρ)v2
Fuumlr die Berechnung der Anlauflaumlnge e ist von der Tischkante aufwaumlrts zu rechnen
Die Geschwindigkeitsquadrate sind dann wenn wiederum in dieser Naumlherung v2 v0
gesetzt wird
Tisch v22 = v0
2(1 + 05kv0) ndash 05gsin(α-ρ)v0
Kubische Parabel
v12 = v2
2 EXP(2kl + 2ρπ1806C(05l^2 ndash 24C^2l^6 + 216C^4l^10))
l
ndash 1962int(sin(γ-ρ-180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10))
deg
EXP(2ks + 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))ds
Kreis
v12 = [v2
2 ndash 2gr1cos λcos(α ndash ρ ndash λ)]EXP(2(k + ρ π180r1)(γ ndash α)π 180r1
+ 2gr1cos λcos(γ ndash ρ ndash λ) wobei
λ = arctg(2(kr1 + π180ρ)) ist
Es kommt vor dass v12 negativ ausfaumlllt was bedeutet dass v1 = 0 auf der Uumlbergangs-
kurve erreicht wird Damit liegt der Startpunkt B unter E1
Gerade Anlaufspur
Die Laumlnge zwischen Startpunkt und E1 ist
lg = ndash 1(2k)ln(1 ndash v12kgsin(γ-ρ))
Wenn v12 negativ ist wird auch lg negativ Die Formel fuumlr lg berechnet die Laumlnge zwi-
schen Startpunkt und E1 auch in diesem Fall richtig und vorzeichengerecht
10
In den sbquoSprungschanzen Bau-Normen 2008rsquo sind die Anlauflaumlngen e in Funktion von γ
und v0 fuumlr α = 10deg Reibungswinkel ρ = 3deg und r1 = 014v02 graphisch dargestellt Die
Verkuumlrzung es des Anlaufs wenn ρ = 0deg ist kann mit der Naumlherung
es = evo(23 + γ6)
berechnet werden Fuumlr ein kleineres v0 auf unveraumlndertem Anlauf faumlllt e etwas zu kurz
aus weil ein verkleinerter Radius r1 einer bestimmten Anlauflaumlnge e eine groumlssere Houml-
hendifferenz zuordnet Diesen Fehler macht man wenn auf einem Anlauf dimensio-
niert fuumlr den Mittelklassespringer der Anlauf fuumlr den Spitzenklassespringer mit der
geringeren Absprunggeschwindigkeit bestimmen wird Die Durchrechnung ergibt
dass bei einer 20 m Schanze B um 140 m und bei einer 130 m Schanze B um 060 m
zu tief ausfaumlllt Der Fehler liegt auf der sicheren Seite
23 Festlegung der Anlaufspurkruumlmmung 1r1 im Punkt E2
Beim bisherigen Kreisbogen war der Radius r1 zwischen 014v02 und 016v0
2 zu
waumlhlen wobei in letzter Zeit vermehrt der obere Grenzwert gewaumlhlt wurde weil die
Springer gegenuumlber fruumlher mit verstaumlrkter Vorlage den Anlauf befahren
In Abbildung 3 ist die Druckentwicklung im Anlauf die ein Springer erfaumlhrt aufge-
zeigt und zwar fuumlr Kreis und kubische Parabel als Uumlbergangskurve Die Eingangsdaten
fuumlr die Berechnung sind fuumlr beide Uumlbergangskurven
α = 8deg γ = 37deg ρ = 3deg k = 00011 t = 65 m v0 = 26 ms
Fuumlr die Kreisform wird der heute uumlbliche Wert r1 = 016v02 = 10816 m gewaumlhlt Auf
dem geraden Teil von 4060 m Laumlnge wirkt allein die Komponente des Gewichtes des
Springers senkrecht zur Bahnneigung also cosγg = 080g Beim Uumlbergang in das
Kreisprofil hat der Springer die Geschwindigkeit 2064 ms erreicht Sie erzeugt zu-
saumltzlich zum Gewicht eine Zentrifugalkraft von 040g Der Druck nimmt also ploumltz-
lich vom 08-fachen Druck um 50 auf den 120-fachen Wert zu Auf der Kreisbahn
erfolgt eine weitere Zunahme auf 163g Beim Uumlbergang auf den Schanzentisch sinkt
der Druck ploumltzlich ab auf cosαg = 099g was hier aber erwuumlnscht ist Auf der
Tischkante wird v0 = 2600 ms erreicht
Bei der kubischen Parabel wird fuumlr den Endradius vor dem Schanzentisch 014v02 =
9464 m eingesetzt Der gerade Teil ist noch 2169 m lang und die Geschwindigkeit an
deren Ende betraumlgt 1524 ms Auf dem 7227 m langen Teil der Uumlbergangskurve
nimmt die Geschwindigkeit auf den vorgegebene Wert von 26 ms zu und der Druck
steigt allmaumlhlich auf 172g Dieser Druck ist um 5 houmlher als beim Kreisprofil was
am Ende der Uumlbergangskurve aber ohne Belang ist
11
Abb 3 Normalbeschleunigung auf die Spur Vergleich Kreiskubische Parabel
Aus dieser Betrachtung folgt dass bei einer Reduktion des Endradiuskoeffizienten r1
von 016 auf 014 der Druck nur um 5 houmlher ausfaumlllt was nicht relevant ist Demge-
genuumlber ist der Umstand dass beim Einbau einer kubischen Parabel am Anfang der
Uumlbergangskurve der schlagartige Anstieg des Druckes entfaumlllt und der Enddruck erst
allmaumlhlich erreicht wird eine grosse Komfortverbesserung
Abschliessend soll die Auswirkung der Wahl der kubischen Parabel gegenuumlber der
bisherigen Wahl eines Kreises auf die Geometrie des Anlaufes insbesondere auf die
Anlauflaumlnge dargestellt werden (Abbildung 4) Dazu sollen Ausgangswerte ange-
nommen werden wie sie bei Grossschanzen haumlufig sind
α = 11deg γ = 35 deg t = 65 m v0 = 26 ms = 3deg kw = 00011
Fall 1 r1 = 014v02
= 9464m
Kreis Anlauflaumlnge 8895 m Startpunkt [-8300 4490]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9134 m Startpunkt [-8565 4510]
Fall 2 r1 = 016v02 = 10816
Kreis Anlauflaumlnge 9121 m Startpunkt [-8539 4515]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9391 m Startpunkt [-8840 4537]
12
In Abbildung 4 sind die obigen Ergebnisse dargestellt Sie zeigt die Unterschiede zwi-
schen Kreis und kubischer Parabel Die Anlauflaumlnge ist bei ein und demselben gewaumlhl-
ten Radius bei der kubischen Parabel ca 250 m laumlnger als beim Kreis Interessant ist
die Feststellung dass der Startpunkt beim Kreis mit dem jetzt gebraumluchlichen Koeffi-
zienten 016 fuumlr r1 und jener bei der kubischen Parabel auf wenig Zentimeter gleich ist
wenn bei letzterer der Koeffizient 014 verwendet wird Damit ist aufgezeigt dass die
oben begruumlndete Moumlglichkeit der Radiusverkleinerung zu gleich langen Anlaumlufen und
gleicher Lage fuumlhrt wie bisher bei der Verwendung eines Kreisbogens
Es wird daher bei Verwendung einer kubischen Parabel als Uumlbergangskurve festgelegt
dass der Radius bei Erreichen des Schanzentisches mindestens
r1 = 014v02
erreichen muss houmlchstens aber
r1 = 016v02
erreichen darf Dies deshalb damit ein ausreichender Entlastungseffekt durch den
ploumltzlichen Wegfall der Zentrifugalkraft auf dem Schanzentisch erhalten bleibt
Eine weitere wichtige Feststellung Wenn bei einem bestehenden Anlauf mit
Kreisbogen sein Radius r1 = 016v02 betraumlgt kann ohne Veraumlnderung des gera-
den Anlaufteils mit kleinem Aufwand nachtraumlglich die Kreisform in eine kubisch
Parabel umgebaut werden
Abb 4 Vergleich Kreiskubische Parabel Einfluss des Kruumlmmungsradius r1
13
3 Der Flug
Die Koordinaten eines Punktes der Flugbahn sowie deren Neigung an dieser Stelle
erhaumllt man aus der Integration des Differentialgleichungssystems das den Flug be-
schreibt
Es sind dies die vier nichtlinearen Differentialgleichungen erster Ordnung
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
mit den Anfangsbedingungen
x(o) = 0
z(0) = 0
v(0) = (v02 + v
2)^05
φ(0) = α ndash δ
Dabei ist v die aktuelle Fluggeschwindigkeit der Neigungswinkel der Flugbahn im
Uhrzeigersinn gemessen und der Winkel um den der Absprungwinkel (Neigung der
Flugbahn bei x = 0) durch den Absprungeffekt gegenuumlber der Tischneigung angehoben
wird
δ = arctg(vv0)
v ist die Geschwindigkeit senkrecht zur Tischebene die der Schwerpunkt des Koumlrper-
Ski-Systems im Augenblick des Abhebens erreicht Auswertungen von weitesten
Spruumlngen haben fuumlr v 22 ms ergeben Dieser Wert ist bei der Berechnung der Dia-
gramme Abbildung 4 bis 11 in den bdquoSkisprungschanzen Bau-Normen 2008ldquo fuumlr alle
Tischneigungen eingesetzt worden
An dieser Stelle ist noch auf eine immer wieder hartnaumlckig vertretene Meinung hinzu-
weisen die dahin geht dass der Springer bei geeigneter Absprungtechnik die Ab-
sprunggeschwindigkeitskomponente parallel zur Tischebene vergroumlssern koumlnne Das
ist natuumlrlich Unsinn und gehoumlrt in die gleiche Kategorie wie das noch bdquozu erfindende
Perpetuum Mobileldquo
Die Luftwiderstands- und Auftriebskoeffizienten kw bzw ka sind abhaumlngig vom An-
stroumlmwinkel der Luft und von der Haltung des Springers Sie sind somit zeitlich ver-
aumlnderlich Aus der Vermessung der Flugbahnen 2006 in Engelberg hat das Biomecha-
nische Institut der ETHZ fuumlr die weltbesten Springer folgende Werte in Funktion der
Bahnneigung ermittelt
14
Luftkraftbeiwerte Engelberg 2006
Rang 1 - 5 Rang 6 - 15 Rang 16 - 25
φdeg kW kA kW kA kW kA
0 000185 000093 000232 000116 000261 000130
2 000204 000139 000245 000180 000271 000177
4 000223 000185 000258 000244 000282 000224
6 000243 000231 000272 000308 000293 000270
8 000261 000275 000285 000365 000304 000316
10 000281 000316 000298 000396 000315 000350
12 000301 000354 000311 000424 000326 000382
14 000319 000390 000325 000450 000337 000411
16 000338 000424 000337 000472 000347 000436
18 000355 000455 000350 000492 000357 000459
20 000372 000484 000362 000508 000367 000479
22 000388 000511 000374 000522 000376 000496
24 000403 000534 000386 000534 000386 000510
26 000418 000555 000398 000543 000396 000521
28 000432 000574 000410 000550 000407 000531
30 000447 000591 000422 000555 000419 000538
32 000462 000605 000436 000560 000432 000545
34 000479 000617 000453 000565 000449 000551
36 000502 000628 000474 000571 000471 000558
38 000537 000638 000504 000582 000503 000569
40 000614 000655 000553 000606 000555 000590
42 000691 000672 000602 000629 000606 000611
44 000767 000689 000651 000652 000658 000632
Tab 2 Luftkraftbeiwerte mit der Dimension m-1
Damit kann durch Integration der Differentialgleichungen die einer bestimmten Tisch-
neigung und einer bestimmten Absprunggeschwindigkeit v0 zugehoumlrige Flugbahn
berechnet werden Als Landepunkt K wird vereinfachend der Schnittpunkt der Flug-
bahn mit dem Terrainprofil definiert so wie auch der Anfang der Flugbahn auf den
Ursprung 00] gelegt wird
Der Winkel mit dem sich die Flugbahn mit der Landepiste schneidet ist massgebend
fuumlr den Landestoss den der Springer erfaumlhrt Mit dem Begriff der aumlquivalenten Lande-
houmlhe kann dieser Vorgang anschaulich beschrieben werden Welche Houmlhe soll dem
Springer zugemutet werden aus der er vergleichsweise auf eine Horizontalebenen fal-
len und dabei den Stoss sicher auffangen soll Aus langjaumlhriger Erfahrung weiss man
dass 090 m fuumlr gute Springer ein gutes Mass ist Fuumlr schwaumlchere Springer soll auf
070 m reduziert werden
Der erste Wert wird fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis
115deg) der zweite fuumlr kleine und mittlere Schanzen (Tischneigungen von 8deg bis 95deg)
eingesetzt Sie ergeben Geschwindigkeiten von 42 ms bzw 37 ms und sind gleich-
15
zusetzen mit der Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprungprofil
in K Wenn die Flugbahn im Landepunkt die Neigung φK hat muss das Aufsprungpro-
fil die Neigung
fuumlr α von 10deg bis 115deg β = φK ndash arcsin(42vK ((5)
und fuumlr α von 8deg bis 95deg β = φK ndash arcsin(37vK((6)
haben wobei vKnaL red gartebtulosbA red degeschwindigkeit bedeutet
Fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis 115deg) sind die k-Werte
der Spitzenspringer (Kolonne 1 und 2 Tab 2) und fuumlr kleine und mittlere Schanzen
(Tischneigungen von 8deg bis 95deg) sind die k-Werte fuumlr schwaumlchere Springer (Kolonne
5 und 6 Tab 2) eingesetzt worden
Auf diesen Grundlagen sind die Diagramme fuumlr die Tischneigungen 8deg bis 115deg der
Sprungschanzen-Baunormen 2008 berechnet worden Die Eingrenzungen der zulaumlssi-
gen Bereich der Wertepaare w und hn hat der Ausschuss des Subkomitees auf Grund
von Erfahrungen festgelegt
4 Das Aufsprungprofil
Das Aufsprungprofil vom Schanzentisch bis zum Punkt K soll fuumlr alle Sprungweiten
gute Landebedingungen ermoumlglichen Dazu soll es bei weiten Spruumlngen die Houmlhe der
Flugbahn uumlber Terrain moumlglichst klein halten Das 1992 eingefuumlhrte und 1996 verfei-
nerte Aufsprungprofil in der Form einer kubischen Parabel hat sich bewaumlhrt Fuumlr die
Optimierung der freien Parameter β0 und δβ ist die Kurvenschar aller in Engelberg
vermessenen Fluumlge zu Rate gezogen worden Die Herleitung der Formeln die in den
Bau-Normen das Aufsprungprofil beschreiben ist reine analytische Geometrie und
bedarf keiner weiter gehenden Erklaumlrung
Fuumlr die Berechnung des Endes L des Landebereiches wurden folgende Annahmen ge-
troffen
Bei Skisprungwettkaumlmpfen wird der Punkt K bekanntlich von einzelnen wenigen
Springern uumlbersprungen Aus einer groumlsseren Anzahl Resultatlisten wurden die Uumlber-
weiten w = wKrsquo ndash wK bestimmt wobei wKrsquo die groumlsste erreichte Weite eines Wett-
kampfes ist
16
Abb 5 Groumlsste Weite bei Krsquo die bei einem Wettkampf erreicht wurde
In Abbildung 5 ist die bei dieser Auswertung zu beachtende damals geltende Geo-
metrie mit dem Kreisbogen r2 dargestellt Aus w und dem zur betreffenden Schanze
gehoumlrenden r2 β und der Flugbahnneigung φK bei der Landung ergibt sich fuumlr die Ver-
schiebung der Flugbahn
D = r2[cos(φK ndash β) ndash cos(φK ndash βKrsquo)] wobei βKrsquo = β ndash Δwr2180π ist
Es hat sich gezeigt dass der Grenzwert fuumlr D etwa bei 0018w liegt Fuumlr diese moumlgli-
chen Groumlsstweiten bei L soll eine aumlquivalente Landehoumlhe von 160 m eingeplant wer-
den Messungen anlaumlsslich der Skiflug-WM 1976 in Oberstdorf haben gezeigt dass
die damit verbundene Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprung-
profil v von 56 ms noch gestanden werden kann Bei L soll somit die Neigung der
Landepiste
βL = φL ndash arcsin(56vL ((7)
betragen
Der Landebereich von K bis L wird als Kreisabschnitt gestaltet Der Radius des Bo-
gens sei rL Fuumlr den Abstand l2 von K und L ergibt sich
l2 = (β ndash βL) rLπ180 = [(φK ndash arcsin(42vK ((ndash (φL ndash arcsin(56vLr [((Lπ180
fuumlr α von 10deg bis 115deg Fuumlr die kleineren α-Werte muumlsste der zweite Term im Klam-
merausdruck konsequenterweise arcsin(37vK gnugelrebUuml nehcielg red tiM netual (
mit der die Landekomponente v bei K fuumlr schwaumlchere Springer herabgesetzt wurde
soll dies auch bei L geschehen so dass der angeschriebene Ausdruck fuumlr l2 fuumlr alle α-
Werte gelten kann
Am Ende der Flugbahn besonders bei den grossen Schanzen ist man nicht mehr weit
von der stationaumlren Endgeschwindigkeit entfernt so dass die Aumlnderung von Betrag
und Richtung der Fluggeschwindigkeit in diesem kurzen Abschnitt im Rahmen der
17
hier gebotenen Genauigkeit vernachlaumlssigbar wird Im weiteren sind die Landewinkel
so klein dass ihr Sinus durch das Bogenmass ersetzt werden kann
Mit vLv asymp K dnu φL asymp φK vereinfachen sich die Gleichungen auf
βL = β ndash 14vK180π (8)
l2 = 14rLvK (9)
Abb 6 Landebereich K bis L
Aus Abbildung 6 erhaumllt man schliesslich
d = 0018w = l2tg(φK ndash β) + l222rL = 1442 rL vK
2 + 14
2 rLvK
22
oder rL = vK2w380 (10)
Die letzte Gleichung stellt die Verbindung zwischen dem bei groumlsseren Schanzen beo-
bachteten durchschnittlichen Mass d und dem Unterschied des zugelassenen v bei K
und L her rL muss aber auch gewaumlhrleisten dass beim Durchfahren der Landestrecke
die Zentrifugalbeschleunigung in Grenzen bleibt Sie soll 80 von g nicht uumlberstei-
gen Es ist somit auch
rL ge 0125 vK2
(10a)
einzuhalten Diese Dimensionierung wird somit bei Schanzen mit w le 48 m
massgebend rL soll auf den naumlchsten Zehnerwert aufgerundet werden
Mit βL und rL sind die Koordinaten von L gegeben
Die Landegeschwindigkeit vK erhaumllt man mit der Integration der Flugbahn Da die zu-
laumlssigen Felder fuumlr die Wertepaare [w hn] fuumlr die verschiedenen Tischneigungen α
einen relativ schmalen Streifen bilden gilt mit ausreichender Genauigkeit die lineare
Beziehung
vK = 068v0 + 1244 (11)
Wenn immer hier von bdquoausreichenderldquo Genauigkeit die Rede ist heisst das dass der
eingeraumlumte Fehler im Bereich weniger Prozente liegt in einem Toleranzbereich der
auch den biomechanischen Ausgangsgroumlssen wie aumlquivalente Landehoumlhe zugespro-
18
chen werden muss Allerdings muss festgehalten werden dass fuumlr die Anwendung sol-
cher Vereinfachung vorausgesetzt werden muss dass der Planer nicht von den Vorga-
ben abweicht
Bei den ganz kleinen Schanzen wird vK von der Naumlherungsformel gegenuumlber der
Wirklichkeit etwas zu gross berechnet Man liegt damit aber auf der sicheren Seite
5 Die Landung
Wer in L landet faumlhrt mit der groumlsstmoumlglichen Geschwindigkeit in den anschliessen-
den Uumlbergangsbogen Der Springer muss durch seine Muskelkraft die Normalkompo-
nente seiner Geschwindigkeit vL= 56 ms auf Null abbremsen Die kinetische Ener-
gie ist
m5622 = 1568m m = Masse Springer und Ski
Wenn er konstant die Kraft die seinem Gewicht samt Ski entspricht bei der Landung
einsetzten wuumlrde haumltte er die aumlquivalente Fallhoumlhe von 160 m zuruumlckzulegen Die
Zeit die er dazu benoumltigt ist t = 56981 = 0571 s Waumlhrend dieser Zeit ist der
Druck auf die Spur um sein Gewicht groumlsser so dass er eine um tgρmg erhoumlhte
Reibungskraft erfaumlhrt und dies uumlber eine Strecke von vLcos(φK ndash βL)0571 Diese
Reibungsenergie geht auf Kosten der kinetischen Energie die in der Geschwindig-
keitskomponente v parallel zum Hang liegt Die verbleibende Energie ist
frac12mv2 = frac12mvL
2cos
2(φK ndash βL) ndash tgρmgvLcos(φK ndash βL)0571 =
frac12mvLcos(φK ndash βL)[vL cos(φK ndash βL) ndash 2tgρ9810571]
Nach einiger Umformung erhaumllt man fuumlr die verbleibende Gleitgeschwindigkeit bei
einer Landung in L in erster Naumlherung
v = vK ndash 16vK ndash 01ρ (Reibungswinkel ρ in alt Grad) (12)
Der Kraft-Zeit-Verlauf ist in Wirklichkeit weder genau mg noch ist er konstant Wie
man leicht zeigen kann ist das Ergebnis aber nicht davon beeinflusst ausser dass sich
die Geschwindigkeit am Ende des Landungsprozesses fruumlher oder spaumlter einstellt Da
die Geschwindigkeitsabminderung aber sehr klein ist kann dieser Umstand vernach-
laumlssigt werden
Der Normaldruck auf das Profil soll analog zur Uumlbergangskurve im Anlauf auf 18g
beschraumlnkt werden dh
gcosβL + v2r2L le 18g asymp 18 (13)
Damit erhaumllt man fuumlr r2L die Eingrenzung
rL ge r2L ge v2(18 ndash 10cosβL) (14)
19
Bei Grossschanzen ist der Spielraum fuumlr r2L nach oben durch die Forderung
zU le 88 m
eingeschraumlnkt Mehr dazu im naumlchsten Kapitel
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf
Der Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U (siehe Abbildung 7) bisher ein Kreisbogen
mit Radius r2 soll durch eine (quadratische) Parabel ersetzt werden Sie soll im Punkt
L die Neigung βL uumlbernehmen und im Punkt U eine horizontale Tangente haben Die
Kruumlmmungsradien r2L und r2 in den Punkten L bzw U sind frei waumlhlbar Ideal ist die
Wahl r2L = rL
Um die vier Freiheitsgrade zu gewaumlhrleisten muss die Parabel auch schief gedreht
werden koumlnnen Der Drehwinkel sei τ und im Gegenuhrzeigersinn positiv
Abb 7 Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U
Die Gleichung der Parabel im gedrehten Koordinatensystem ist
η = Cξ2
Aus der transzendenten Gleichung
r2Lr2 = [cosτcos(τ+βL)]3 (15)
ist zunaumlchst der Drehwinkel τ zu berechnen Dann ergeben sich der Reihe nach
C = 1(2r2(cosτ)3) (16)
a = ndash tg(βL+ τ)2C (17)
b = ndash tg(τ)2C (18)
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
3
1 Vorbemerkungen
Eine Arbeitsgruppe des Subkomitees Sprungschanzen der FIS erarbeitete die Grund-
zuumlge des Aufbaues eines Laumlngsprofils einer Sprungschanze Sie nuumltzte dabei die jahr-
zehntelange Erfahrung und verfolgte die Entwicklung des Sprunglaufes durch Be-
obachtungen und uumlber Gespraumlche mit Trainern und Aktiven In einem Turnus von ca
zehn Jahren wurden seit 1976 und zuletzt 2006 Flugbahnaufnahmen bei Weltcupsprin-
gen durchgefuumlhrt die die Luftwiderstands und ndashauftriebswerte des Skispringers im
Flug bestimmen lassen Mittels Computersimulationen von Spruumlngen lassen sich die
Aufsprungprofile optimieren Mathematische Begruumlndung der angewandten Methode
siehe ANHANG
Seit 1976 hat der Unterzeichnete Mitglied des Subkomitees die Messungen und deren
Umsetzung in mathematische Formeln uumlbernommen In der vorliegenden Arbeit sind
die Zusammenhaumlnge die sicherheitstechnischen Uumlberlegungen und die Grundlagen
der Formeln und Diagramme wie sie in den vom Unterausschuss herausgegebenen
sbquoSkisprungschanzen Bau-Normen 2008rsquo ergaumlnzt mit dem Computerprogramm
sbquoJump2rsquo publiziert sind nachvollziehbar zusammengestellt
Fuumlr die Darstellung der mathematischen Ausdruumlcke wird die normal gebraumluchliche
algebraische Syntax mit den uumlblichen Prioritaumltsregeln verwendet In allen Gleichungen
sind Laumlngen in Meter Geschwindigkeiten in Meter pro Sekunde und Winkel in alten
Grad (360deg) einzusetzen Koeffizienten in den Formeln sind in der Regel mit Dimensi-
onen behaftet (Zeit Beschleunigung etc) ohne dass darauf hingewiesen wird
2 Der Anlauf
Beim Anlauf ist die gerade Beschleunigungsstrecke mit der Neigung γ bis heute in der
Regel ohne Uumlbergangskurve an einen Kreisbogen tangential angeschlossen worden
Nach dem Tangentenpunkt E wirkt eine Zentrifugalkraft auf den Springer die den
Druck auf die Skis bei grossen Schanzen ploumltzlich veranderthalbfacht wie in Kapitel
23 gezeigt wird Als weitere Folge davon wird auch schlagartig die Reibung zwischen
Schnee und Ski erhoumlht die auf den Springer eine nach vorne wirkende Traumlgheitskraft
erzeugt
Es soll kuumlnftig ein Uumlbergangsbogen eingebaut werden der die Zentrifugalkraft vom
Punkt E1 von Null allmaumlhlich auf den Maximalwert im Anschlusspunkt E2 an die gera-
de Tischebene ansteigen laumlsst Als Uumlbergangsbogen steht die im Strassenbau bekannte
Klothoide zur Diskussion Bei ihr nimmt die Kruumlmmung bis zum Erreichen der vorge-
gebenen Kruumlmmung am Tischanfang von Null proportional zur zuruumlckgelegten Stre-
cke zu
Die Form der Uumlbergangskurve haumlngt allein von der Neigungsaumlnderung γ ndash α ab Die
Bogenlaumlnge ist proportional zum Endradius der Kruumlmmung Die Auswirkung des Er-
satzes des Kreisbogens durch eine Uumlbergangskurve soll an einem Extrembeispiel
uumlberpruumlft werden Die groumlsste Neigungsaumlnderung γ ndash α ergibt sich aus der groumlssten
4
zulaumlssigen Neigung γ = 37deg und der kleinsten zulaumlssigen Tischneigung α = 8deg und be-
traumlgt somit 29deg
Aus den Tabellenwerken fuumlr Klothoiden erhaumllt man fuumlr γ ndash α = 29deg eine Exzentrizitaumlt
von 00423 die gleich ist der Parallelverschiebung der Anlaufgeraden von 37deg Nei-
gung gegenuumlber der bisherigen Geraden mit kreisfoumlrmigem Uumlbergangsbogen Bei ei-
nem Radius r1 von 100 m ist diese Verschiebung somit 423 m Bei einem kuumlnstlichen
Anlauf ist dies ohne Belang Bei einem Naturanlauf bedeutet dies aber unter Umstaumln-
den ein Eingraben der Spur auf eine Tiefe von 4 Meter was sich verteuernd auswirkt
Es soll daher versucht werden diesen Nachteil zu reduzieren
Es zeigt sich dass dieses Ziel am besten und einfachsten erreicht wird wenn man sich
bei der Reihenentwicklung der Klothoide auf deren erstes Glied beschraumlnkt Man er-
haumllt eine kubische Parabel und damit jene Kurve die auch beim Eisenbahnbau als
Uumlbergangskurve verwendet wird
21 Die Geometrie der Uumlbergangskurve
Verwenden wir fuumlr das um den Anlaufneigungswinkel γ gedrehte Koordinatensystem
die Buchstaben ξ und η so lautet die Funktion
η = Cξ3
Abb 1 Kubische Parabel als Uumlbergangskurve im Anlauf
5
Gegeben sind die geometrischen Daten des Tisches t und α der Kruumlmmungsradius r1
im Tangentenpunkt E2 und die Neigung γ der Beschleunigungsstrecke Daraus erhaumllt
man der Reihe nach
d = 2r1sin(γ-α)cos2(γ-α)]
C = tg(γ-α)3d2
f = tg(γ-α)d3
d
l = int[1 + 9C2ξ
4]
05dξ
0
Fuumlr das Integral kann mit ausreichender Genauigkeit die Naumlherung
l = d[1+01 tg2(γ-α)]
verwendet werden
Anfangs- und Endpunkt der Uumlbergangskurve E1 und E2 sind
rarr
E1 = [ ndash (tcosα + fsinγ + dcosγ) (tsinα ndash fcosγ + dsinγ)]
rarr
E2 = [ ndash tcosα tsinα]
Das Laumlngsprofil im Uumlbergangsbogen kann mit einfachen Rechenhilfen im gedrehten
Koordinatensystem ξ η mit der Funktion η = Cξ
3 berechnet werden Mit einem
programmierbaren Taschenrechner laumlsst sich die Uumlbergangskurve auch im x-z-Koor-
dinatensystem einfach berechnen Die einer gegebenen Abszisse x zugehoumlrende Abs-
zisse ξ muss als Erstes aus einer Gleichung dritten Grades berechnet werden Dazu
dienen die Hilfsgroumlssen
P = ctgγ3C
Q = (x + tcosα + fsinγ + dcosγ)2Csinγ
Damit erhaumllt man ξ = [(Q2+P
3)
frac12 +Q]
⅓ ndash [(Q
2+P
3)
frac12 ndash Q]
⅓
und schliesslich z = tsinα - fcosγ + dsinγ ndash ξsinγ + C ξ3cosγ
Mit Einsetzen der Werte γ ndash α = 29deg und r1 = 100 m erhaumllt man eine Parallelverschie-
bung der Beschleunigungsgeraden die nur noch 117 m betraumlgt und damit 306 m ge-
ringer ist als bei der Verwendung einer Klothoide
In Tabelle 1 sind die geometrischen Eckwerte der drei Kurvenformen mit den Vorga-
ben γ = 37deg α = 8deg und r1 = 100 m zusammen gestellt Es faumlllt auf dass die Werte fuumlr
die kubische Parabel annaumlhernd die Mittelwerte von Kreis und Klothoide annehmen
was aber rein zufaumlllig ist Die Eckwerte der kubischen Parabel naumlhern sich mit abneh-
mender Neigungsaumlnderung (γ ndash α) jenen der Klothoide
6
Form Kurvenlaumlnge Horizontaldistanz E1 bis E2 Houmlhendifferenz E1 bis E2
Kreis 5061 m 4626 m 1916 m
Klothoide 10123 m 8887 m 4598 m
KubParab 7636 m 6748 m 3369 m
Tab 1 Eckdaten fuumlr r1 = 100 m und γ-α = 29deg (groumlsstmoumlglicher Wert)
Abb 2 Kruumlmmungsverlauf bei den drei Kurvenarten von E1 bis E2 fuumlr verschiedene
Richtungsaumlnderungen γ-α
Bei γ ndash α = 29deg (Abb 2) wird die maximale Kruumlmmung bei der kubischen Parabel
bereits bei 6662 m erreich Sie ist 2 houmlher als die fuumlr das Kurvenende vorgegeben
Kruumlmmung was ohne Belang ist Die ganze Uumlbergangskurve ist mit 7636 m rund 25
m kuumlrzer als bei Verwendung einer Klothoide worin der Hauptvorteil der kubischen
Parabel gegenuumlber der Klothoide liegt Wenn γ ndash α = arctg(1radic5) = 24095deg die Rich-
tungsaumlnderung ist wird die geforderte Kruumlmmung genau in Punkt E2 erreicht In die-
7
sem Bereich liegt das Gros der Schanzen Mit kleiner werdender Differenz γ-α naumlhert
sich die kubische Parabel der Klothoide an
22 Berechnung der Anlauflaumlngen e und es
Die Auswertung der Filmaufnahmen vom Dezember 2006 in Engelberg CH hat erge-
ben dass der Luftwiderstandskoeffizient des Springers in der Kauerstellung k =
00011 m-1
mit einer Standardabweichung von 00001 m-1
betraumlgt (siehe Bericht der
ETHZ vom 29 Maumlrz 2008 Seite 31) Fuumlr die Berechnung des Diagrammes Abbildung
2 in den bdquoGrundlagen fuumlr die Projektierung einer Skisprungschanzeldquo 1996 haben wir k
= 00014 angenommen Damit kann eine Verringerung des Reibungsverlustes von
rund 20 festgestellt werden Fuumlr den Gleitreibungskoeffizient wurde ein Reibungs-
winkel ρ = 17deg mit einer Streuung von 06deg ermittelt
Fuumlr die Bestimmung der obersten Einstiegluke ist von einem v0 auszugehen das ein
Mittelklassespringer braucht um bei ρ = 3deg bei Windstille K zu erreichen
Fuumlr die Ermittlung des Ortes der untersten Einstiegluke ist davon auszugehen dass ein
Spitzenspringer bei besten Spurverhaumlltnissen von dieser Luke startend den Konstrukti-
onspunkt K nicht uumlberspringen soll Bei Aufwind ist ein noch etwas tieferer Startplatz
erforderlich Fuumlr die Berechnung kann auf die sichere Seite gehend ρ = 0deg gesetzt
werden
Die Anlauflaumlngen erhaumllt man aus der Bewegungsdifferentialgleichung Sie ist vom
Typus einer linearen inhomogenen Differentialgleichung erster Ordnung und damit
geschlossen loumlsbar wenn man v2 als Funktion definiert fuumlr s als unabhaumlngige Variable
den zuruumlckgelegten Bahnabschnitt einsetzt und wenn das Laumlngsprofil z(s) mit einer
mathematischen Funktion beschrieben wird Natuumlrlich kann eine Loumlsung mit den Me-
thoden der angewandten Mathematik und mit den heute gebraumluchlichen Hilfsmitteln
(zB Excel-Programm) einfach und schnell gefunden werden Trotzdem soll hier die
klassische geschlossene Loumlsung dargestellt werden
Die Differentialgleichung lautet
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2
Dabei ist φ die Bahnneigung und r der Bahnkruumlmmungsradius als Funktionen von s
ρ ist der Reibungswinkel Ski auf Anlaufspur und k der Luftwiderstandsbeiwert ρ und
k koumlnnen als konstant angenommen werden
Fuumlr eine gerade Fahrspur mit der Neigung γ ist die Loumlsung der Differentialgleichung
v2(s) = vA
2EXP(-2ks) + gksin(γ-ρ)[1 ndash EXP(-2ks)]
wobei vA die Geschwindigkeit am Anfang also bei s = 0 ist Wenn es sich um den
Startpunkt des Anlaufes handelt ist vA = 0 und bei E1 ist
8
v12 = gksin(γ-ρ)[1 ndash EXP(-2klg)]
wenn lg die Laumlnge vom Startpunkt bis E1 ist
Die Loumlsung fuumlr die kubische Parabel als Uumlbergangskurve ist
s
v2 = [v1
2 + 2g int (sin(γ-φ-ρ) EXP(2int(k + ρr)ds)ds] EXP(-2int(k + ρr)ds))
deg
v1 ist die Geschwindigkeit bei E1 am Anfang der Uumlbergangskurve φ die Neigung und r
der Kruumlmmungsradius der Kurve als Funktion der durchfahrenen Strecke s Es emp-
fiehlt sich fuumlr die Integration letztere in Potenzreihen von s umzuwandeln Die Rei-
hen erreichen mit drei Gliedern die wuumlnschbare Genauigkeit und sind
φ = 180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10)
1r = 6Cs(1 ndash 144C^2s^4 + 2160C^4s^8)
Das Integral in der Exponentialfunktion der Loumlsung kann mit den Reihen einfach be-
stimmt werden Die Loumlsung ist
v2(s) = [v1
2 + 1962int(sin(γ-ρ-180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10))
EXP(2ks + 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))ds]
EXP(-2ks - 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))
Das Integral ist in den Grenzen 0 bis s zu berechnen
Fuumlr s = l erhaumllt man v22 in E2 am Anfang des Schanzentisches
Der Vollstaumlndigkeit halber sei auch noch die Loumlsung fuumlr die kreisfoumlrmige Uumlber-
gangskurve mit Radius r1 angegeben
v2 = [v1
2 ndash 2gr1cosλcos(γ ndash ρ ndash λ)]EXP(-2(k + ρ π180r1)s) + 2gr1cos λ
cos(γ ndash ρ ndash λ ndash 180πsr1)
wobei λ = arctg(2(kr1 + π180ρ))
ist
Fuumlr s = (γ ndash α)π 180r1 erhaumllt man v22 in E2 am Anfang des Schanzentisches
v22 = [v1
2 ndash 2gr1cos λcos(γ ndash ρ ndash λ)]EXP(ndash 2(k + ρ π180r1)(γ ndash α)π 180r1)
+ 2gr1cos λcos(α ndash ρ ndash λ)
9
Die Beschleunigung auf dem Schanzentisch
v0 ist die Komponente parallel zur Tischneigung der Startgeschwindigkeit des Fluges
und damit die erreichte Endgeschwindigkeit auf der Schanzentischkante Aus der
Gleichung fuumlr die gerade Anlaufbahn folgt
v02= v2
2EXP(-2k025v2) + gksin(α-ρ)(1 ndash EXP(-2k025v2)
wenn fuumlr s die Tischlaumlnge t = 025v0 025v2 gesetzt wird (025 hat die Dimension
Sekunde) k nimmt von 00011 bei E2 bis zur Tischkante auf 00017 zu (Bericht ETHZ
Seite 31) Man kann den Mittelwert k = 00014 als Konstante in die Rechnung einfuumlh-
ren Die Abweichung des Ergebnisses liegt weit unter einem Promille Die Reihenent-
wicklung der Exponentialfunktion liefert als erste Naumlherung
v02 = v2
2 (1 ndash 05kv2) + 05gsin(α-ρ)v2
Fuumlr die Berechnung der Anlauflaumlnge e ist von der Tischkante aufwaumlrts zu rechnen
Die Geschwindigkeitsquadrate sind dann wenn wiederum in dieser Naumlherung v2 v0
gesetzt wird
Tisch v22 = v0
2(1 + 05kv0) ndash 05gsin(α-ρ)v0
Kubische Parabel
v12 = v2
2 EXP(2kl + 2ρπ1806C(05l^2 ndash 24C^2l^6 + 216C^4l^10))
l
ndash 1962int(sin(γ-ρ-180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10))
deg
EXP(2ks + 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))ds
Kreis
v12 = [v2
2 ndash 2gr1cos λcos(α ndash ρ ndash λ)]EXP(2(k + ρ π180r1)(γ ndash α)π 180r1
+ 2gr1cos λcos(γ ndash ρ ndash λ) wobei
λ = arctg(2(kr1 + π180ρ)) ist
Es kommt vor dass v12 negativ ausfaumlllt was bedeutet dass v1 = 0 auf der Uumlbergangs-
kurve erreicht wird Damit liegt der Startpunkt B unter E1
Gerade Anlaufspur
Die Laumlnge zwischen Startpunkt und E1 ist
lg = ndash 1(2k)ln(1 ndash v12kgsin(γ-ρ))
Wenn v12 negativ ist wird auch lg negativ Die Formel fuumlr lg berechnet die Laumlnge zwi-
schen Startpunkt und E1 auch in diesem Fall richtig und vorzeichengerecht
10
In den sbquoSprungschanzen Bau-Normen 2008rsquo sind die Anlauflaumlngen e in Funktion von γ
und v0 fuumlr α = 10deg Reibungswinkel ρ = 3deg und r1 = 014v02 graphisch dargestellt Die
Verkuumlrzung es des Anlaufs wenn ρ = 0deg ist kann mit der Naumlherung
es = evo(23 + γ6)
berechnet werden Fuumlr ein kleineres v0 auf unveraumlndertem Anlauf faumlllt e etwas zu kurz
aus weil ein verkleinerter Radius r1 einer bestimmten Anlauflaumlnge e eine groumlssere Houml-
hendifferenz zuordnet Diesen Fehler macht man wenn auf einem Anlauf dimensio-
niert fuumlr den Mittelklassespringer der Anlauf fuumlr den Spitzenklassespringer mit der
geringeren Absprunggeschwindigkeit bestimmen wird Die Durchrechnung ergibt
dass bei einer 20 m Schanze B um 140 m und bei einer 130 m Schanze B um 060 m
zu tief ausfaumlllt Der Fehler liegt auf der sicheren Seite
23 Festlegung der Anlaufspurkruumlmmung 1r1 im Punkt E2
Beim bisherigen Kreisbogen war der Radius r1 zwischen 014v02 und 016v0
2 zu
waumlhlen wobei in letzter Zeit vermehrt der obere Grenzwert gewaumlhlt wurde weil die
Springer gegenuumlber fruumlher mit verstaumlrkter Vorlage den Anlauf befahren
In Abbildung 3 ist die Druckentwicklung im Anlauf die ein Springer erfaumlhrt aufge-
zeigt und zwar fuumlr Kreis und kubische Parabel als Uumlbergangskurve Die Eingangsdaten
fuumlr die Berechnung sind fuumlr beide Uumlbergangskurven
α = 8deg γ = 37deg ρ = 3deg k = 00011 t = 65 m v0 = 26 ms
Fuumlr die Kreisform wird der heute uumlbliche Wert r1 = 016v02 = 10816 m gewaumlhlt Auf
dem geraden Teil von 4060 m Laumlnge wirkt allein die Komponente des Gewichtes des
Springers senkrecht zur Bahnneigung also cosγg = 080g Beim Uumlbergang in das
Kreisprofil hat der Springer die Geschwindigkeit 2064 ms erreicht Sie erzeugt zu-
saumltzlich zum Gewicht eine Zentrifugalkraft von 040g Der Druck nimmt also ploumltz-
lich vom 08-fachen Druck um 50 auf den 120-fachen Wert zu Auf der Kreisbahn
erfolgt eine weitere Zunahme auf 163g Beim Uumlbergang auf den Schanzentisch sinkt
der Druck ploumltzlich ab auf cosαg = 099g was hier aber erwuumlnscht ist Auf der
Tischkante wird v0 = 2600 ms erreicht
Bei der kubischen Parabel wird fuumlr den Endradius vor dem Schanzentisch 014v02 =
9464 m eingesetzt Der gerade Teil ist noch 2169 m lang und die Geschwindigkeit an
deren Ende betraumlgt 1524 ms Auf dem 7227 m langen Teil der Uumlbergangskurve
nimmt die Geschwindigkeit auf den vorgegebene Wert von 26 ms zu und der Druck
steigt allmaumlhlich auf 172g Dieser Druck ist um 5 houmlher als beim Kreisprofil was
am Ende der Uumlbergangskurve aber ohne Belang ist
11
Abb 3 Normalbeschleunigung auf die Spur Vergleich Kreiskubische Parabel
Aus dieser Betrachtung folgt dass bei einer Reduktion des Endradiuskoeffizienten r1
von 016 auf 014 der Druck nur um 5 houmlher ausfaumlllt was nicht relevant ist Demge-
genuumlber ist der Umstand dass beim Einbau einer kubischen Parabel am Anfang der
Uumlbergangskurve der schlagartige Anstieg des Druckes entfaumlllt und der Enddruck erst
allmaumlhlich erreicht wird eine grosse Komfortverbesserung
Abschliessend soll die Auswirkung der Wahl der kubischen Parabel gegenuumlber der
bisherigen Wahl eines Kreises auf die Geometrie des Anlaufes insbesondere auf die
Anlauflaumlnge dargestellt werden (Abbildung 4) Dazu sollen Ausgangswerte ange-
nommen werden wie sie bei Grossschanzen haumlufig sind
α = 11deg γ = 35 deg t = 65 m v0 = 26 ms = 3deg kw = 00011
Fall 1 r1 = 014v02
= 9464m
Kreis Anlauflaumlnge 8895 m Startpunkt [-8300 4490]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9134 m Startpunkt [-8565 4510]
Fall 2 r1 = 016v02 = 10816
Kreis Anlauflaumlnge 9121 m Startpunkt [-8539 4515]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9391 m Startpunkt [-8840 4537]
12
In Abbildung 4 sind die obigen Ergebnisse dargestellt Sie zeigt die Unterschiede zwi-
schen Kreis und kubischer Parabel Die Anlauflaumlnge ist bei ein und demselben gewaumlhl-
ten Radius bei der kubischen Parabel ca 250 m laumlnger als beim Kreis Interessant ist
die Feststellung dass der Startpunkt beim Kreis mit dem jetzt gebraumluchlichen Koeffi-
zienten 016 fuumlr r1 und jener bei der kubischen Parabel auf wenig Zentimeter gleich ist
wenn bei letzterer der Koeffizient 014 verwendet wird Damit ist aufgezeigt dass die
oben begruumlndete Moumlglichkeit der Radiusverkleinerung zu gleich langen Anlaumlufen und
gleicher Lage fuumlhrt wie bisher bei der Verwendung eines Kreisbogens
Es wird daher bei Verwendung einer kubischen Parabel als Uumlbergangskurve festgelegt
dass der Radius bei Erreichen des Schanzentisches mindestens
r1 = 014v02
erreichen muss houmlchstens aber
r1 = 016v02
erreichen darf Dies deshalb damit ein ausreichender Entlastungseffekt durch den
ploumltzlichen Wegfall der Zentrifugalkraft auf dem Schanzentisch erhalten bleibt
Eine weitere wichtige Feststellung Wenn bei einem bestehenden Anlauf mit
Kreisbogen sein Radius r1 = 016v02 betraumlgt kann ohne Veraumlnderung des gera-
den Anlaufteils mit kleinem Aufwand nachtraumlglich die Kreisform in eine kubisch
Parabel umgebaut werden
Abb 4 Vergleich Kreiskubische Parabel Einfluss des Kruumlmmungsradius r1
13
3 Der Flug
Die Koordinaten eines Punktes der Flugbahn sowie deren Neigung an dieser Stelle
erhaumllt man aus der Integration des Differentialgleichungssystems das den Flug be-
schreibt
Es sind dies die vier nichtlinearen Differentialgleichungen erster Ordnung
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
mit den Anfangsbedingungen
x(o) = 0
z(0) = 0
v(0) = (v02 + v
2)^05
φ(0) = α ndash δ
Dabei ist v die aktuelle Fluggeschwindigkeit der Neigungswinkel der Flugbahn im
Uhrzeigersinn gemessen und der Winkel um den der Absprungwinkel (Neigung der
Flugbahn bei x = 0) durch den Absprungeffekt gegenuumlber der Tischneigung angehoben
wird
δ = arctg(vv0)
v ist die Geschwindigkeit senkrecht zur Tischebene die der Schwerpunkt des Koumlrper-
Ski-Systems im Augenblick des Abhebens erreicht Auswertungen von weitesten
Spruumlngen haben fuumlr v 22 ms ergeben Dieser Wert ist bei der Berechnung der Dia-
gramme Abbildung 4 bis 11 in den bdquoSkisprungschanzen Bau-Normen 2008ldquo fuumlr alle
Tischneigungen eingesetzt worden
An dieser Stelle ist noch auf eine immer wieder hartnaumlckig vertretene Meinung hinzu-
weisen die dahin geht dass der Springer bei geeigneter Absprungtechnik die Ab-
sprunggeschwindigkeitskomponente parallel zur Tischebene vergroumlssern koumlnne Das
ist natuumlrlich Unsinn und gehoumlrt in die gleiche Kategorie wie das noch bdquozu erfindende
Perpetuum Mobileldquo
Die Luftwiderstands- und Auftriebskoeffizienten kw bzw ka sind abhaumlngig vom An-
stroumlmwinkel der Luft und von der Haltung des Springers Sie sind somit zeitlich ver-
aumlnderlich Aus der Vermessung der Flugbahnen 2006 in Engelberg hat das Biomecha-
nische Institut der ETHZ fuumlr die weltbesten Springer folgende Werte in Funktion der
Bahnneigung ermittelt
14
Luftkraftbeiwerte Engelberg 2006
Rang 1 - 5 Rang 6 - 15 Rang 16 - 25
φdeg kW kA kW kA kW kA
0 000185 000093 000232 000116 000261 000130
2 000204 000139 000245 000180 000271 000177
4 000223 000185 000258 000244 000282 000224
6 000243 000231 000272 000308 000293 000270
8 000261 000275 000285 000365 000304 000316
10 000281 000316 000298 000396 000315 000350
12 000301 000354 000311 000424 000326 000382
14 000319 000390 000325 000450 000337 000411
16 000338 000424 000337 000472 000347 000436
18 000355 000455 000350 000492 000357 000459
20 000372 000484 000362 000508 000367 000479
22 000388 000511 000374 000522 000376 000496
24 000403 000534 000386 000534 000386 000510
26 000418 000555 000398 000543 000396 000521
28 000432 000574 000410 000550 000407 000531
30 000447 000591 000422 000555 000419 000538
32 000462 000605 000436 000560 000432 000545
34 000479 000617 000453 000565 000449 000551
36 000502 000628 000474 000571 000471 000558
38 000537 000638 000504 000582 000503 000569
40 000614 000655 000553 000606 000555 000590
42 000691 000672 000602 000629 000606 000611
44 000767 000689 000651 000652 000658 000632
Tab 2 Luftkraftbeiwerte mit der Dimension m-1
Damit kann durch Integration der Differentialgleichungen die einer bestimmten Tisch-
neigung und einer bestimmten Absprunggeschwindigkeit v0 zugehoumlrige Flugbahn
berechnet werden Als Landepunkt K wird vereinfachend der Schnittpunkt der Flug-
bahn mit dem Terrainprofil definiert so wie auch der Anfang der Flugbahn auf den
Ursprung 00] gelegt wird
Der Winkel mit dem sich die Flugbahn mit der Landepiste schneidet ist massgebend
fuumlr den Landestoss den der Springer erfaumlhrt Mit dem Begriff der aumlquivalenten Lande-
houmlhe kann dieser Vorgang anschaulich beschrieben werden Welche Houmlhe soll dem
Springer zugemutet werden aus der er vergleichsweise auf eine Horizontalebenen fal-
len und dabei den Stoss sicher auffangen soll Aus langjaumlhriger Erfahrung weiss man
dass 090 m fuumlr gute Springer ein gutes Mass ist Fuumlr schwaumlchere Springer soll auf
070 m reduziert werden
Der erste Wert wird fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis
115deg) der zweite fuumlr kleine und mittlere Schanzen (Tischneigungen von 8deg bis 95deg)
eingesetzt Sie ergeben Geschwindigkeiten von 42 ms bzw 37 ms und sind gleich-
15
zusetzen mit der Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprungprofil
in K Wenn die Flugbahn im Landepunkt die Neigung φK hat muss das Aufsprungpro-
fil die Neigung
fuumlr α von 10deg bis 115deg β = φK ndash arcsin(42vK ((5)
und fuumlr α von 8deg bis 95deg β = φK ndash arcsin(37vK((6)
haben wobei vKnaL red gartebtulosbA red degeschwindigkeit bedeutet
Fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis 115deg) sind die k-Werte
der Spitzenspringer (Kolonne 1 und 2 Tab 2) und fuumlr kleine und mittlere Schanzen
(Tischneigungen von 8deg bis 95deg) sind die k-Werte fuumlr schwaumlchere Springer (Kolonne
5 und 6 Tab 2) eingesetzt worden
Auf diesen Grundlagen sind die Diagramme fuumlr die Tischneigungen 8deg bis 115deg der
Sprungschanzen-Baunormen 2008 berechnet worden Die Eingrenzungen der zulaumlssi-
gen Bereich der Wertepaare w und hn hat der Ausschuss des Subkomitees auf Grund
von Erfahrungen festgelegt
4 Das Aufsprungprofil
Das Aufsprungprofil vom Schanzentisch bis zum Punkt K soll fuumlr alle Sprungweiten
gute Landebedingungen ermoumlglichen Dazu soll es bei weiten Spruumlngen die Houmlhe der
Flugbahn uumlber Terrain moumlglichst klein halten Das 1992 eingefuumlhrte und 1996 verfei-
nerte Aufsprungprofil in der Form einer kubischen Parabel hat sich bewaumlhrt Fuumlr die
Optimierung der freien Parameter β0 und δβ ist die Kurvenschar aller in Engelberg
vermessenen Fluumlge zu Rate gezogen worden Die Herleitung der Formeln die in den
Bau-Normen das Aufsprungprofil beschreiben ist reine analytische Geometrie und
bedarf keiner weiter gehenden Erklaumlrung
Fuumlr die Berechnung des Endes L des Landebereiches wurden folgende Annahmen ge-
troffen
Bei Skisprungwettkaumlmpfen wird der Punkt K bekanntlich von einzelnen wenigen
Springern uumlbersprungen Aus einer groumlsseren Anzahl Resultatlisten wurden die Uumlber-
weiten w = wKrsquo ndash wK bestimmt wobei wKrsquo die groumlsste erreichte Weite eines Wett-
kampfes ist
16
Abb 5 Groumlsste Weite bei Krsquo die bei einem Wettkampf erreicht wurde
In Abbildung 5 ist die bei dieser Auswertung zu beachtende damals geltende Geo-
metrie mit dem Kreisbogen r2 dargestellt Aus w und dem zur betreffenden Schanze
gehoumlrenden r2 β und der Flugbahnneigung φK bei der Landung ergibt sich fuumlr die Ver-
schiebung der Flugbahn
D = r2[cos(φK ndash β) ndash cos(φK ndash βKrsquo)] wobei βKrsquo = β ndash Δwr2180π ist
Es hat sich gezeigt dass der Grenzwert fuumlr D etwa bei 0018w liegt Fuumlr diese moumlgli-
chen Groumlsstweiten bei L soll eine aumlquivalente Landehoumlhe von 160 m eingeplant wer-
den Messungen anlaumlsslich der Skiflug-WM 1976 in Oberstdorf haben gezeigt dass
die damit verbundene Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprung-
profil v von 56 ms noch gestanden werden kann Bei L soll somit die Neigung der
Landepiste
βL = φL ndash arcsin(56vL ((7)
betragen
Der Landebereich von K bis L wird als Kreisabschnitt gestaltet Der Radius des Bo-
gens sei rL Fuumlr den Abstand l2 von K und L ergibt sich
l2 = (β ndash βL) rLπ180 = [(φK ndash arcsin(42vK ((ndash (φL ndash arcsin(56vLr [((Lπ180
fuumlr α von 10deg bis 115deg Fuumlr die kleineren α-Werte muumlsste der zweite Term im Klam-
merausdruck konsequenterweise arcsin(37vK gnugelrebUuml nehcielg red tiM netual (
mit der die Landekomponente v bei K fuumlr schwaumlchere Springer herabgesetzt wurde
soll dies auch bei L geschehen so dass der angeschriebene Ausdruck fuumlr l2 fuumlr alle α-
Werte gelten kann
Am Ende der Flugbahn besonders bei den grossen Schanzen ist man nicht mehr weit
von der stationaumlren Endgeschwindigkeit entfernt so dass die Aumlnderung von Betrag
und Richtung der Fluggeschwindigkeit in diesem kurzen Abschnitt im Rahmen der
17
hier gebotenen Genauigkeit vernachlaumlssigbar wird Im weiteren sind die Landewinkel
so klein dass ihr Sinus durch das Bogenmass ersetzt werden kann
Mit vLv asymp K dnu φL asymp φK vereinfachen sich die Gleichungen auf
βL = β ndash 14vK180π (8)
l2 = 14rLvK (9)
Abb 6 Landebereich K bis L
Aus Abbildung 6 erhaumllt man schliesslich
d = 0018w = l2tg(φK ndash β) + l222rL = 1442 rL vK
2 + 14
2 rLvK
22
oder rL = vK2w380 (10)
Die letzte Gleichung stellt die Verbindung zwischen dem bei groumlsseren Schanzen beo-
bachteten durchschnittlichen Mass d und dem Unterschied des zugelassenen v bei K
und L her rL muss aber auch gewaumlhrleisten dass beim Durchfahren der Landestrecke
die Zentrifugalbeschleunigung in Grenzen bleibt Sie soll 80 von g nicht uumlberstei-
gen Es ist somit auch
rL ge 0125 vK2
(10a)
einzuhalten Diese Dimensionierung wird somit bei Schanzen mit w le 48 m
massgebend rL soll auf den naumlchsten Zehnerwert aufgerundet werden
Mit βL und rL sind die Koordinaten von L gegeben
Die Landegeschwindigkeit vK erhaumllt man mit der Integration der Flugbahn Da die zu-
laumlssigen Felder fuumlr die Wertepaare [w hn] fuumlr die verschiedenen Tischneigungen α
einen relativ schmalen Streifen bilden gilt mit ausreichender Genauigkeit die lineare
Beziehung
vK = 068v0 + 1244 (11)
Wenn immer hier von bdquoausreichenderldquo Genauigkeit die Rede ist heisst das dass der
eingeraumlumte Fehler im Bereich weniger Prozente liegt in einem Toleranzbereich der
auch den biomechanischen Ausgangsgroumlssen wie aumlquivalente Landehoumlhe zugespro-
18
chen werden muss Allerdings muss festgehalten werden dass fuumlr die Anwendung sol-
cher Vereinfachung vorausgesetzt werden muss dass der Planer nicht von den Vorga-
ben abweicht
Bei den ganz kleinen Schanzen wird vK von der Naumlherungsformel gegenuumlber der
Wirklichkeit etwas zu gross berechnet Man liegt damit aber auf der sicheren Seite
5 Die Landung
Wer in L landet faumlhrt mit der groumlsstmoumlglichen Geschwindigkeit in den anschliessen-
den Uumlbergangsbogen Der Springer muss durch seine Muskelkraft die Normalkompo-
nente seiner Geschwindigkeit vL= 56 ms auf Null abbremsen Die kinetische Ener-
gie ist
m5622 = 1568m m = Masse Springer und Ski
Wenn er konstant die Kraft die seinem Gewicht samt Ski entspricht bei der Landung
einsetzten wuumlrde haumltte er die aumlquivalente Fallhoumlhe von 160 m zuruumlckzulegen Die
Zeit die er dazu benoumltigt ist t = 56981 = 0571 s Waumlhrend dieser Zeit ist der
Druck auf die Spur um sein Gewicht groumlsser so dass er eine um tgρmg erhoumlhte
Reibungskraft erfaumlhrt und dies uumlber eine Strecke von vLcos(φK ndash βL)0571 Diese
Reibungsenergie geht auf Kosten der kinetischen Energie die in der Geschwindig-
keitskomponente v parallel zum Hang liegt Die verbleibende Energie ist
frac12mv2 = frac12mvL
2cos
2(φK ndash βL) ndash tgρmgvLcos(φK ndash βL)0571 =
frac12mvLcos(φK ndash βL)[vL cos(φK ndash βL) ndash 2tgρ9810571]
Nach einiger Umformung erhaumllt man fuumlr die verbleibende Gleitgeschwindigkeit bei
einer Landung in L in erster Naumlherung
v = vK ndash 16vK ndash 01ρ (Reibungswinkel ρ in alt Grad) (12)
Der Kraft-Zeit-Verlauf ist in Wirklichkeit weder genau mg noch ist er konstant Wie
man leicht zeigen kann ist das Ergebnis aber nicht davon beeinflusst ausser dass sich
die Geschwindigkeit am Ende des Landungsprozesses fruumlher oder spaumlter einstellt Da
die Geschwindigkeitsabminderung aber sehr klein ist kann dieser Umstand vernach-
laumlssigt werden
Der Normaldruck auf das Profil soll analog zur Uumlbergangskurve im Anlauf auf 18g
beschraumlnkt werden dh
gcosβL + v2r2L le 18g asymp 18 (13)
Damit erhaumllt man fuumlr r2L die Eingrenzung
rL ge r2L ge v2(18 ndash 10cosβL) (14)
19
Bei Grossschanzen ist der Spielraum fuumlr r2L nach oben durch die Forderung
zU le 88 m
eingeschraumlnkt Mehr dazu im naumlchsten Kapitel
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf
Der Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U (siehe Abbildung 7) bisher ein Kreisbogen
mit Radius r2 soll durch eine (quadratische) Parabel ersetzt werden Sie soll im Punkt
L die Neigung βL uumlbernehmen und im Punkt U eine horizontale Tangente haben Die
Kruumlmmungsradien r2L und r2 in den Punkten L bzw U sind frei waumlhlbar Ideal ist die
Wahl r2L = rL
Um die vier Freiheitsgrade zu gewaumlhrleisten muss die Parabel auch schief gedreht
werden koumlnnen Der Drehwinkel sei τ und im Gegenuhrzeigersinn positiv
Abb 7 Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U
Die Gleichung der Parabel im gedrehten Koordinatensystem ist
η = Cξ2
Aus der transzendenten Gleichung
r2Lr2 = [cosτcos(τ+βL)]3 (15)
ist zunaumlchst der Drehwinkel τ zu berechnen Dann ergeben sich der Reihe nach
C = 1(2r2(cosτ)3) (16)
a = ndash tg(βL+ τ)2C (17)
b = ndash tg(τ)2C (18)
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
4
zulaumlssigen Neigung γ = 37deg und der kleinsten zulaumlssigen Tischneigung α = 8deg und be-
traumlgt somit 29deg
Aus den Tabellenwerken fuumlr Klothoiden erhaumllt man fuumlr γ ndash α = 29deg eine Exzentrizitaumlt
von 00423 die gleich ist der Parallelverschiebung der Anlaufgeraden von 37deg Nei-
gung gegenuumlber der bisherigen Geraden mit kreisfoumlrmigem Uumlbergangsbogen Bei ei-
nem Radius r1 von 100 m ist diese Verschiebung somit 423 m Bei einem kuumlnstlichen
Anlauf ist dies ohne Belang Bei einem Naturanlauf bedeutet dies aber unter Umstaumln-
den ein Eingraben der Spur auf eine Tiefe von 4 Meter was sich verteuernd auswirkt
Es soll daher versucht werden diesen Nachteil zu reduzieren
Es zeigt sich dass dieses Ziel am besten und einfachsten erreicht wird wenn man sich
bei der Reihenentwicklung der Klothoide auf deren erstes Glied beschraumlnkt Man er-
haumllt eine kubische Parabel und damit jene Kurve die auch beim Eisenbahnbau als
Uumlbergangskurve verwendet wird
21 Die Geometrie der Uumlbergangskurve
Verwenden wir fuumlr das um den Anlaufneigungswinkel γ gedrehte Koordinatensystem
die Buchstaben ξ und η so lautet die Funktion
η = Cξ3
Abb 1 Kubische Parabel als Uumlbergangskurve im Anlauf
5
Gegeben sind die geometrischen Daten des Tisches t und α der Kruumlmmungsradius r1
im Tangentenpunkt E2 und die Neigung γ der Beschleunigungsstrecke Daraus erhaumllt
man der Reihe nach
d = 2r1sin(γ-α)cos2(γ-α)]
C = tg(γ-α)3d2
f = tg(γ-α)d3
d
l = int[1 + 9C2ξ
4]
05dξ
0
Fuumlr das Integral kann mit ausreichender Genauigkeit die Naumlherung
l = d[1+01 tg2(γ-α)]
verwendet werden
Anfangs- und Endpunkt der Uumlbergangskurve E1 und E2 sind
rarr
E1 = [ ndash (tcosα + fsinγ + dcosγ) (tsinα ndash fcosγ + dsinγ)]
rarr
E2 = [ ndash tcosα tsinα]
Das Laumlngsprofil im Uumlbergangsbogen kann mit einfachen Rechenhilfen im gedrehten
Koordinatensystem ξ η mit der Funktion η = Cξ
3 berechnet werden Mit einem
programmierbaren Taschenrechner laumlsst sich die Uumlbergangskurve auch im x-z-Koor-
dinatensystem einfach berechnen Die einer gegebenen Abszisse x zugehoumlrende Abs-
zisse ξ muss als Erstes aus einer Gleichung dritten Grades berechnet werden Dazu
dienen die Hilfsgroumlssen
P = ctgγ3C
Q = (x + tcosα + fsinγ + dcosγ)2Csinγ
Damit erhaumllt man ξ = [(Q2+P
3)
frac12 +Q]
⅓ ndash [(Q
2+P
3)
frac12 ndash Q]
⅓
und schliesslich z = tsinα - fcosγ + dsinγ ndash ξsinγ + C ξ3cosγ
Mit Einsetzen der Werte γ ndash α = 29deg und r1 = 100 m erhaumllt man eine Parallelverschie-
bung der Beschleunigungsgeraden die nur noch 117 m betraumlgt und damit 306 m ge-
ringer ist als bei der Verwendung einer Klothoide
In Tabelle 1 sind die geometrischen Eckwerte der drei Kurvenformen mit den Vorga-
ben γ = 37deg α = 8deg und r1 = 100 m zusammen gestellt Es faumlllt auf dass die Werte fuumlr
die kubische Parabel annaumlhernd die Mittelwerte von Kreis und Klothoide annehmen
was aber rein zufaumlllig ist Die Eckwerte der kubischen Parabel naumlhern sich mit abneh-
mender Neigungsaumlnderung (γ ndash α) jenen der Klothoide
6
Form Kurvenlaumlnge Horizontaldistanz E1 bis E2 Houmlhendifferenz E1 bis E2
Kreis 5061 m 4626 m 1916 m
Klothoide 10123 m 8887 m 4598 m
KubParab 7636 m 6748 m 3369 m
Tab 1 Eckdaten fuumlr r1 = 100 m und γ-α = 29deg (groumlsstmoumlglicher Wert)
Abb 2 Kruumlmmungsverlauf bei den drei Kurvenarten von E1 bis E2 fuumlr verschiedene
Richtungsaumlnderungen γ-α
Bei γ ndash α = 29deg (Abb 2) wird die maximale Kruumlmmung bei der kubischen Parabel
bereits bei 6662 m erreich Sie ist 2 houmlher als die fuumlr das Kurvenende vorgegeben
Kruumlmmung was ohne Belang ist Die ganze Uumlbergangskurve ist mit 7636 m rund 25
m kuumlrzer als bei Verwendung einer Klothoide worin der Hauptvorteil der kubischen
Parabel gegenuumlber der Klothoide liegt Wenn γ ndash α = arctg(1radic5) = 24095deg die Rich-
tungsaumlnderung ist wird die geforderte Kruumlmmung genau in Punkt E2 erreicht In die-
7
sem Bereich liegt das Gros der Schanzen Mit kleiner werdender Differenz γ-α naumlhert
sich die kubische Parabel der Klothoide an
22 Berechnung der Anlauflaumlngen e und es
Die Auswertung der Filmaufnahmen vom Dezember 2006 in Engelberg CH hat erge-
ben dass der Luftwiderstandskoeffizient des Springers in der Kauerstellung k =
00011 m-1
mit einer Standardabweichung von 00001 m-1
betraumlgt (siehe Bericht der
ETHZ vom 29 Maumlrz 2008 Seite 31) Fuumlr die Berechnung des Diagrammes Abbildung
2 in den bdquoGrundlagen fuumlr die Projektierung einer Skisprungschanzeldquo 1996 haben wir k
= 00014 angenommen Damit kann eine Verringerung des Reibungsverlustes von
rund 20 festgestellt werden Fuumlr den Gleitreibungskoeffizient wurde ein Reibungs-
winkel ρ = 17deg mit einer Streuung von 06deg ermittelt
Fuumlr die Bestimmung der obersten Einstiegluke ist von einem v0 auszugehen das ein
Mittelklassespringer braucht um bei ρ = 3deg bei Windstille K zu erreichen
Fuumlr die Ermittlung des Ortes der untersten Einstiegluke ist davon auszugehen dass ein
Spitzenspringer bei besten Spurverhaumlltnissen von dieser Luke startend den Konstrukti-
onspunkt K nicht uumlberspringen soll Bei Aufwind ist ein noch etwas tieferer Startplatz
erforderlich Fuumlr die Berechnung kann auf die sichere Seite gehend ρ = 0deg gesetzt
werden
Die Anlauflaumlngen erhaumllt man aus der Bewegungsdifferentialgleichung Sie ist vom
Typus einer linearen inhomogenen Differentialgleichung erster Ordnung und damit
geschlossen loumlsbar wenn man v2 als Funktion definiert fuumlr s als unabhaumlngige Variable
den zuruumlckgelegten Bahnabschnitt einsetzt und wenn das Laumlngsprofil z(s) mit einer
mathematischen Funktion beschrieben wird Natuumlrlich kann eine Loumlsung mit den Me-
thoden der angewandten Mathematik und mit den heute gebraumluchlichen Hilfsmitteln
(zB Excel-Programm) einfach und schnell gefunden werden Trotzdem soll hier die
klassische geschlossene Loumlsung dargestellt werden
Die Differentialgleichung lautet
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2
Dabei ist φ die Bahnneigung und r der Bahnkruumlmmungsradius als Funktionen von s
ρ ist der Reibungswinkel Ski auf Anlaufspur und k der Luftwiderstandsbeiwert ρ und
k koumlnnen als konstant angenommen werden
Fuumlr eine gerade Fahrspur mit der Neigung γ ist die Loumlsung der Differentialgleichung
v2(s) = vA
2EXP(-2ks) + gksin(γ-ρ)[1 ndash EXP(-2ks)]
wobei vA die Geschwindigkeit am Anfang also bei s = 0 ist Wenn es sich um den
Startpunkt des Anlaufes handelt ist vA = 0 und bei E1 ist
8
v12 = gksin(γ-ρ)[1 ndash EXP(-2klg)]
wenn lg die Laumlnge vom Startpunkt bis E1 ist
Die Loumlsung fuumlr die kubische Parabel als Uumlbergangskurve ist
s
v2 = [v1
2 + 2g int (sin(γ-φ-ρ) EXP(2int(k + ρr)ds)ds] EXP(-2int(k + ρr)ds))
deg
v1 ist die Geschwindigkeit bei E1 am Anfang der Uumlbergangskurve φ die Neigung und r
der Kruumlmmungsradius der Kurve als Funktion der durchfahrenen Strecke s Es emp-
fiehlt sich fuumlr die Integration letztere in Potenzreihen von s umzuwandeln Die Rei-
hen erreichen mit drei Gliedern die wuumlnschbare Genauigkeit und sind
φ = 180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10)
1r = 6Cs(1 ndash 144C^2s^4 + 2160C^4s^8)
Das Integral in der Exponentialfunktion der Loumlsung kann mit den Reihen einfach be-
stimmt werden Die Loumlsung ist
v2(s) = [v1
2 + 1962int(sin(γ-ρ-180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10))
EXP(2ks + 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))ds]
EXP(-2ks - 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))
Das Integral ist in den Grenzen 0 bis s zu berechnen
Fuumlr s = l erhaumllt man v22 in E2 am Anfang des Schanzentisches
Der Vollstaumlndigkeit halber sei auch noch die Loumlsung fuumlr die kreisfoumlrmige Uumlber-
gangskurve mit Radius r1 angegeben
v2 = [v1
2 ndash 2gr1cosλcos(γ ndash ρ ndash λ)]EXP(-2(k + ρ π180r1)s) + 2gr1cos λ
cos(γ ndash ρ ndash λ ndash 180πsr1)
wobei λ = arctg(2(kr1 + π180ρ))
ist
Fuumlr s = (γ ndash α)π 180r1 erhaumllt man v22 in E2 am Anfang des Schanzentisches
v22 = [v1
2 ndash 2gr1cos λcos(γ ndash ρ ndash λ)]EXP(ndash 2(k + ρ π180r1)(γ ndash α)π 180r1)
+ 2gr1cos λcos(α ndash ρ ndash λ)
9
Die Beschleunigung auf dem Schanzentisch
v0 ist die Komponente parallel zur Tischneigung der Startgeschwindigkeit des Fluges
und damit die erreichte Endgeschwindigkeit auf der Schanzentischkante Aus der
Gleichung fuumlr die gerade Anlaufbahn folgt
v02= v2
2EXP(-2k025v2) + gksin(α-ρ)(1 ndash EXP(-2k025v2)
wenn fuumlr s die Tischlaumlnge t = 025v0 025v2 gesetzt wird (025 hat die Dimension
Sekunde) k nimmt von 00011 bei E2 bis zur Tischkante auf 00017 zu (Bericht ETHZ
Seite 31) Man kann den Mittelwert k = 00014 als Konstante in die Rechnung einfuumlh-
ren Die Abweichung des Ergebnisses liegt weit unter einem Promille Die Reihenent-
wicklung der Exponentialfunktion liefert als erste Naumlherung
v02 = v2
2 (1 ndash 05kv2) + 05gsin(α-ρ)v2
Fuumlr die Berechnung der Anlauflaumlnge e ist von der Tischkante aufwaumlrts zu rechnen
Die Geschwindigkeitsquadrate sind dann wenn wiederum in dieser Naumlherung v2 v0
gesetzt wird
Tisch v22 = v0
2(1 + 05kv0) ndash 05gsin(α-ρ)v0
Kubische Parabel
v12 = v2
2 EXP(2kl + 2ρπ1806C(05l^2 ndash 24C^2l^6 + 216C^4l^10))
l
ndash 1962int(sin(γ-ρ-180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10))
deg
EXP(2ks + 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))ds
Kreis
v12 = [v2
2 ndash 2gr1cos λcos(α ndash ρ ndash λ)]EXP(2(k + ρ π180r1)(γ ndash α)π 180r1
+ 2gr1cos λcos(γ ndash ρ ndash λ) wobei
λ = arctg(2(kr1 + π180ρ)) ist
Es kommt vor dass v12 negativ ausfaumlllt was bedeutet dass v1 = 0 auf der Uumlbergangs-
kurve erreicht wird Damit liegt der Startpunkt B unter E1
Gerade Anlaufspur
Die Laumlnge zwischen Startpunkt und E1 ist
lg = ndash 1(2k)ln(1 ndash v12kgsin(γ-ρ))
Wenn v12 negativ ist wird auch lg negativ Die Formel fuumlr lg berechnet die Laumlnge zwi-
schen Startpunkt und E1 auch in diesem Fall richtig und vorzeichengerecht
10
In den sbquoSprungschanzen Bau-Normen 2008rsquo sind die Anlauflaumlngen e in Funktion von γ
und v0 fuumlr α = 10deg Reibungswinkel ρ = 3deg und r1 = 014v02 graphisch dargestellt Die
Verkuumlrzung es des Anlaufs wenn ρ = 0deg ist kann mit der Naumlherung
es = evo(23 + γ6)
berechnet werden Fuumlr ein kleineres v0 auf unveraumlndertem Anlauf faumlllt e etwas zu kurz
aus weil ein verkleinerter Radius r1 einer bestimmten Anlauflaumlnge e eine groumlssere Houml-
hendifferenz zuordnet Diesen Fehler macht man wenn auf einem Anlauf dimensio-
niert fuumlr den Mittelklassespringer der Anlauf fuumlr den Spitzenklassespringer mit der
geringeren Absprunggeschwindigkeit bestimmen wird Die Durchrechnung ergibt
dass bei einer 20 m Schanze B um 140 m und bei einer 130 m Schanze B um 060 m
zu tief ausfaumlllt Der Fehler liegt auf der sicheren Seite
23 Festlegung der Anlaufspurkruumlmmung 1r1 im Punkt E2
Beim bisherigen Kreisbogen war der Radius r1 zwischen 014v02 und 016v0
2 zu
waumlhlen wobei in letzter Zeit vermehrt der obere Grenzwert gewaumlhlt wurde weil die
Springer gegenuumlber fruumlher mit verstaumlrkter Vorlage den Anlauf befahren
In Abbildung 3 ist die Druckentwicklung im Anlauf die ein Springer erfaumlhrt aufge-
zeigt und zwar fuumlr Kreis und kubische Parabel als Uumlbergangskurve Die Eingangsdaten
fuumlr die Berechnung sind fuumlr beide Uumlbergangskurven
α = 8deg γ = 37deg ρ = 3deg k = 00011 t = 65 m v0 = 26 ms
Fuumlr die Kreisform wird der heute uumlbliche Wert r1 = 016v02 = 10816 m gewaumlhlt Auf
dem geraden Teil von 4060 m Laumlnge wirkt allein die Komponente des Gewichtes des
Springers senkrecht zur Bahnneigung also cosγg = 080g Beim Uumlbergang in das
Kreisprofil hat der Springer die Geschwindigkeit 2064 ms erreicht Sie erzeugt zu-
saumltzlich zum Gewicht eine Zentrifugalkraft von 040g Der Druck nimmt also ploumltz-
lich vom 08-fachen Druck um 50 auf den 120-fachen Wert zu Auf der Kreisbahn
erfolgt eine weitere Zunahme auf 163g Beim Uumlbergang auf den Schanzentisch sinkt
der Druck ploumltzlich ab auf cosαg = 099g was hier aber erwuumlnscht ist Auf der
Tischkante wird v0 = 2600 ms erreicht
Bei der kubischen Parabel wird fuumlr den Endradius vor dem Schanzentisch 014v02 =
9464 m eingesetzt Der gerade Teil ist noch 2169 m lang und die Geschwindigkeit an
deren Ende betraumlgt 1524 ms Auf dem 7227 m langen Teil der Uumlbergangskurve
nimmt die Geschwindigkeit auf den vorgegebene Wert von 26 ms zu und der Druck
steigt allmaumlhlich auf 172g Dieser Druck ist um 5 houmlher als beim Kreisprofil was
am Ende der Uumlbergangskurve aber ohne Belang ist
11
Abb 3 Normalbeschleunigung auf die Spur Vergleich Kreiskubische Parabel
Aus dieser Betrachtung folgt dass bei einer Reduktion des Endradiuskoeffizienten r1
von 016 auf 014 der Druck nur um 5 houmlher ausfaumlllt was nicht relevant ist Demge-
genuumlber ist der Umstand dass beim Einbau einer kubischen Parabel am Anfang der
Uumlbergangskurve der schlagartige Anstieg des Druckes entfaumlllt und der Enddruck erst
allmaumlhlich erreicht wird eine grosse Komfortverbesserung
Abschliessend soll die Auswirkung der Wahl der kubischen Parabel gegenuumlber der
bisherigen Wahl eines Kreises auf die Geometrie des Anlaufes insbesondere auf die
Anlauflaumlnge dargestellt werden (Abbildung 4) Dazu sollen Ausgangswerte ange-
nommen werden wie sie bei Grossschanzen haumlufig sind
α = 11deg γ = 35 deg t = 65 m v0 = 26 ms = 3deg kw = 00011
Fall 1 r1 = 014v02
= 9464m
Kreis Anlauflaumlnge 8895 m Startpunkt [-8300 4490]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9134 m Startpunkt [-8565 4510]
Fall 2 r1 = 016v02 = 10816
Kreis Anlauflaumlnge 9121 m Startpunkt [-8539 4515]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9391 m Startpunkt [-8840 4537]
12
In Abbildung 4 sind die obigen Ergebnisse dargestellt Sie zeigt die Unterschiede zwi-
schen Kreis und kubischer Parabel Die Anlauflaumlnge ist bei ein und demselben gewaumlhl-
ten Radius bei der kubischen Parabel ca 250 m laumlnger als beim Kreis Interessant ist
die Feststellung dass der Startpunkt beim Kreis mit dem jetzt gebraumluchlichen Koeffi-
zienten 016 fuumlr r1 und jener bei der kubischen Parabel auf wenig Zentimeter gleich ist
wenn bei letzterer der Koeffizient 014 verwendet wird Damit ist aufgezeigt dass die
oben begruumlndete Moumlglichkeit der Radiusverkleinerung zu gleich langen Anlaumlufen und
gleicher Lage fuumlhrt wie bisher bei der Verwendung eines Kreisbogens
Es wird daher bei Verwendung einer kubischen Parabel als Uumlbergangskurve festgelegt
dass der Radius bei Erreichen des Schanzentisches mindestens
r1 = 014v02
erreichen muss houmlchstens aber
r1 = 016v02
erreichen darf Dies deshalb damit ein ausreichender Entlastungseffekt durch den
ploumltzlichen Wegfall der Zentrifugalkraft auf dem Schanzentisch erhalten bleibt
Eine weitere wichtige Feststellung Wenn bei einem bestehenden Anlauf mit
Kreisbogen sein Radius r1 = 016v02 betraumlgt kann ohne Veraumlnderung des gera-
den Anlaufteils mit kleinem Aufwand nachtraumlglich die Kreisform in eine kubisch
Parabel umgebaut werden
Abb 4 Vergleich Kreiskubische Parabel Einfluss des Kruumlmmungsradius r1
13
3 Der Flug
Die Koordinaten eines Punktes der Flugbahn sowie deren Neigung an dieser Stelle
erhaumllt man aus der Integration des Differentialgleichungssystems das den Flug be-
schreibt
Es sind dies die vier nichtlinearen Differentialgleichungen erster Ordnung
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
mit den Anfangsbedingungen
x(o) = 0
z(0) = 0
v(0) = (v02 + v
2)^05
φ(0) = α ndash δ
Dabei ist v die aktuelle Fluggeschwindigkeit der Neigungswinkel der Flugbahn im
Uhrzeigersinn gemessen und der Winkel um den der Absprungwinkel (Neigung der
Flugbahn bei x = 0) durch den Absprungeffekt gegenuumlber der Tischneigung angehoben
wird
δ = arctg(vv0)
v ist die Geschwindigkeit senkrecht zur Tischebene die der Schwerpunkt des Koumlrper-
Ski-Systems im Augenblick des Abhebens erreicht Auswertungen von weitesten
Spruumlngen haben fuumlr v 22 ms ergeben Dieser Wert ist bei der Berechnung der Dia-
gramme Abbildung 4 bis 11 in den bdquoSkisprungschanzen Bau-Normen 2008ldquo fuumlr alle
Tischneigungen eingesetzt worden
An dieser Stelle ist noch auf eine immer wieder hartnaumlckig vertretene Meinung hinzu-
weisen die dahin geht dass der Springer bei geeigneter Absprungtechnik die Ab-
sprunggeschwindigkeitskomponente parallel zur Tischebene vergroumlssern koumlnne Das
ist natuumlrlich Unsinn und gehoumlrt in die gleiche Kategorie wie das noch bdquozu erfindende
Perpetuum Mobileldquo
Die Luftwiderstands- und Auftriebskoeffizienten kw bzw ka sind abhaumlngig vom An-
stroumlmwinkel der Luft und von der Haltung des Springers Sie sind somit zeitlich ver-
aumlnderlich Aus der Vermessung der Flugbahnen 2006 in Engelberg hat das Biomecha-
nische Institut der ETHZ fuumlr die weltbesten Springer folgende Werte in Funktion der
Bahnneigung ermittelt
14
Luftkraftbeiwerte Engelberg 2006
Rang 1 - 5 Rang 6 - 15 Rang 16 - 25
φdeg kW kA kW kA kW kA
0 000185 000093 000232 000116 000261 000130
2 000204 000139 000245 000180 000271 000177
4 000223 000185 000258 000244 000282 000224
6 000243 000231 000272 000308 000293 000270
8 000261 000275 000285 000365 000304 000316
10 000281 000316 000298 000396 000315 000350
12 000301 000354 000311 000424 000326 000382
14 000319 000390 000325 000450 000337 000411
16 000338 000424 000337 000472 000347 000436
18 000355 000455 000350 000492 000357 000459
20 000372 000484 000362 000508 000367 000479
22 000388 000511 000374 000522 000376 000496
24 000403 000534 000386 000534 000386 000510
26 000418 000555 000398 000543 000396 000521
28 000432 000574 000410 000550 000407 000531
30 000447 000591 000422 000555 000419 000538
32 000462 000605 000436 000560 000432 000545
34 000479 000617 000453 000565 000449 000551
36 000502 000628 000474 000571 000471 000558
38 000537 000638 000504 000582 000503 000569
40 000614 000655 000553 000606 000555 000590
42 000691 000672 000602 000629 000606 000611
44 000767 000689 000651 000652 000658 000632
Tab 2 Luftkraftbeiwerte mit der Dimension m-1
Damit kann durch Integration der Differentialgleichungen die einer bestimmten Tisch-
neigung und einer bestimmten Absprunggeschwindigkeit v0 zugehoumlrige Flugbahn
berechnet werden Als Landepunkt K wird vereinfachend der Schnittpunkt der Flug-
bahn mit dem Terrainprofil definiert so wie auch der Anfang der Flugbahn auf den
Ursprung 00] gelegt wird
Der Winkel mit dem sich die Flugbahn mit der Landepiste schneidet ist massgebend
fuumlr den Landestoss den der Springer erfaumlhrt Mit dem Begriff der aumlquivalenten Lande-
houmlhe kann dieser Vorgang anschaulich beschrieben werden Welche Houmlhe soll dem
Springer zugemutet werden aus der er vergleichsweise auf eine Horizontalebenen fal-
len und dabei den Stoss sicher auffangen soll Aus langjaumlhriger Erfahrung weiss man
dass 090 m fuumlr gute Springer ein gutes Mass ist Fuumlr schwaumlchere Springer soll auf
070 m reduziert werden
Der erste Wert wird fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis
115deg) der zweite fuumlr kleine und mittlere Schanzen (Tischneigungen von 8deg bis 95deg)
eingesetzt Sie ergeben Geschwindigkeiten von 42 ms bzw 37 ms und sind gleich-
15
zusetzen mit der Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprungprofil
in K Wenn die Flugbahn im Landepunkt die Neigung φK hat muss das Aufsprungpro-
fil die Neigung
fuumlr α von 10deg bis 115deg β = φK ndash arcsin(42vK ((5)
und fuumlr α von 8deg bis 95deg β = φK ndash arcsin(37vK((6)
haben wobei vKnaL red gartebtulosbA red degeschwindigkeit bedeutet
Fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis 115deg) sind die k-Werte
der Spitzenspringer (Kolonne 1 und 2 Tab 2) und fuumlr kleine und mittlere Schanzen
(Tischneigungen von 8deg bis 95deg) sind die k-Werte fuumlr schwaumlchere Springer (Kolonne
5 und 6 Tab 2) eingesetzt worden
Auf diesen Grundlagen sind die Diagramme fuumlr die Tischneigungen 8deg bis 115deg der
Sprungschanzen-Baunormen 2008 berechnet worden Die Eingrenzungen der zulaumlssi-
gen Bereich der Wertepaare w und hn hat der Ausschuss des Subkomitees auf Grund
von Erfahrungen festgelegt
4 Das Aufsprungprofil
Das Aufsprungprofil vom Schanzentisch bis zum Punkt K soll fuumlr alle Sprungweiten
gute Landebedingungen ermoumlglichen Dazu soll es bei weiten Spruumlngen die Houmlhe der
Flugbahn uumlber Terrain moumlglichst klein halten Das 1992 eingefuumlhrte und 1996 verfei-
nerte Aufsprungprofil in der Form einer kubischen Parabel hat sich bewaumlhrt Fuumlr die
Optimierung der freien Parameter β0 und δβ ist die Kurvenschar aller in Engelberg
vermessenen Fluumlge zu Rate gezogen worden Die Herleitung der Formeln die in den
Bau-Normen das Aufsprungprofil beschreiben ist reine analytische Geometrie und
bedarf keiner weiter gehenden Erklaumlrung
Fuumlr die Berechnung des Endes L des Landebereiches wurden folgende Annahmen ge-
troffen
Bei Skisprungwettkaumlmpfen wird der Punkt K bekanntlich von einzelnen wenigen
Springern uumlbersprungen Aus einer groumlsseren Anzahl Resultatlisten wurden die Uumlber-
weiten w = wKrsquo ndash wK bestimmt wobei wKrsquo die groumlsste erreichte Weite eines Wett-
kampfes ist
16
Abb 5 Groumlsste Weite bei Krsquo die bei einem Wettkampf erreicht wurde
In Abbildung 5 ist die bei dieser Auswertung zu beachtende damals geltende Geo-
metrie mit dem Kreisbogen r2 dargestellt Aus w und dem zur betreffenden Schanze
gehoumlrenden r2 β und der Flugbahnneigung φK bei der Landung ergibt sich fuumlr die Ver-
schiebung der Flugbahn
D = r2[cos(φK ndash β) ndash cos(φK ndash βKrsquo)] wobei βKrsquo = β ndash Δwr2180π ist
Es hat sich gezeigt dass der Grenzwert fuumlr D etwa bei 0018w liegt Fuumlr diese moumlgli-
chen Groumlsstweiten bei L soll eine aumlquivalente Landehoumlhe von 160 m eingeplant wer-
den Messungen anlaumlsslich der Skiflug-WM 1976 in Oberstdorf haben gezeigt dass
die damit verbundene Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprung-
profil v von 56 ms noch gestanden werden kann Bei L soll somit die Neigung der
Landepiste
βL = φL ndash arcsin(56vL ((7)
betragen
Der Landebereich von K bis L wird als Kreisabschnitt gestaltet Der Radius des Bo-
gens sei rL Fuumlr den Abstand l2 von K und L ergibt sich
l2 = (β ndash βL) rLπ180 = [(φK ndash arcsin(42vK ((ndash (φL ndash arcsin(56vLr [((Lπ180
fuumlr α von 10deg bis 115deg Fuumlr die kleineren α-Werte muumlsste der zweite Term im Klam-
merausdruck konsequenterweise arcsin(37vK gnugelrebUuml nehcielg red tiM netual (
mit der die Landekomponente v bei K fuumlr schwaumlchere Springer herabgesetzt wurde
soll dies auch bei L geschehen so dass der angeschriebene Ausdruck fuumlr l2 fuumlr alle α-
Werte gelten kann
Am Ende der Flugbahn besonders bei den grossen Schanzen ist man nicht mehr weit
von der stationaumlren Endgeschwindigkeit entfernt so dass die Aumlnderung von Betrag
und Richtung der Fluggeschwindigkeit in diesem kurzen Abschnitt im Rahmen der
17
hier gebotenen Genauigkeit vernachlaumlssigbar wird Im weiteren sind die Landewinkel
so klein dass ihr Sinus durch das Bogenmass ersetzt werden kann
Mit vLv asymp K dnu φL asymp φK vereinfachen sich die Gleichungen auf
βL = β ndash 14vK180π (8)
l2 = 14rLvK (9)
Abb 6 Landebereich K bis L
Aus Abbildung 6 erhaumllt man schliesslich
d = 0018w = l2tg(φK ndash β) + l222rL = 1442 rL vK
2 + 14
2 rLvK
22
oder rL = vK2w380 (10)
Die letzte Gleichung stellt die Verbindung zwischen dem bei groumlsseren Schanzen beo-
bachteten durchschnittlichen Mass d und dem Unterschied des zugelassenen v bei K
und L her rL muss aber auch gewaumlhrleisten dass beim Durchfahren der Landestrecke
die Zentrifugalbeschleunigung in Grenzen bleibt Sie soll 80 von g nicht uumlberstei-
gen Es ist somit auch
rL ge 0125 vK2
(10a)
einzuhalten Diese Dimensionierung wird somit bei Schanzen mit w le 48 m
massgebend rL soll auf den naumlchsten Zehnerwert aufgerundet werden
Mit βL und rL sind die Koordinaten von L gegeben
Die Landegeschwindigkeit vK erhaumllt man mit der Integration der Flugbahn Da die zu-
laumlssigen Felder fuumlr die Wertepaare [w hn] fuumlr die verschiedenen Tischneigungen α
einen relativ schmalen Streifen bilden gilt mit ausreichender Genauigkeit die lineare
Beziehung
vK = 068v0 + 1244 (11)
Wenn immer hier von bdquoausreichenderldquo Genauigkeit die Rede ist heisst das dass der
eingeraumlumte Fehler im Bereich weniger Prozente liegt in einem Toleranzbereich der
auch den biomechanischen Ausgangsgroumlssen wie aumlquivalente Landehoumlhe zugespro-
18
chen werden muss Allerdings muss festgehalten werden dass fuumlr die Anwendung sol-
cher Vereinfachung vorausgesetzt werden muss dass der Planer nicht von den Vorga-
ben abweicht
Bei den ganz kleinen Schanzen wird vK von der Naumlherungsformel gegenuumlber der
Wirklichkeit etwas zu gross berechnet Man liegt damit aber auf der sicheren Seite
5 Die Landung
Wer in L landet faumlhrt mit der groumlsstmoumlglichen Geschwindigkeit in den anschliessen-
den Uumlbergangsbogen Der Springer muss durch seine Muskelkraft die Normalkompo-
nente seiner Geschwindigkeit vL= 56 ms auf Null abbremsen Die kinetische Ener-
gie ist
m5622 = 1568m m = Masse Springer und Ski
Wenn er konstant die Kraft die seinem Gewicht samt Ski entspricht bei der Landung
einsetzten wuumlrde haumltte er die aumlquivalente Fallhoumlhe von 160 m zuruumlckzulegen Die
Zeit die er dazu benoumltigt ist t = 56981 = 0571 s Waumlhrend dieser Zeit ist der
Druck auf die Spur um sein Gewicht groumlsser so dass er eine um tgρmg erhoumlhte
Reibungskraft erfaumlhrt und dies uumlber eine Strecke von vLcos(φK ndash βL)0571 Diese
Reibungsenergie geht auf Kosten der kinetischen Energie die in der Geschwindig-
keitskomponente v parallel zum Hang liegt Die verbleibende Energie ist
frac12mv2 = frac12mvL
2cos
2(φK ndash βL) ndash tgρmgvLcos(φK ndash βL)0571 =
frac12mvLcos(φK ndash βL)[vL cos(φK ndash βL) ndash 2tgρ9810571]
Nach einiger Umformung erhaumllt man fuumlr die verbleibende Gleitgeschwindigkeit bei
einer Landung in L in erster Naumlherung
v = vK ndash 16vK ndash 01ρ (Reibungswinkel ρ in alt Grad) (12)
Der Kraft-Zeit-Verlauf ist in Wirklichkeit weder genau mg noch ist er konstant Wie
man leicht zeigen kann ist das Ergebnis aber nicht davon beeinflusst ausser dass sich
die Geschwindigkeit am Ende des Landungsprozesses fruumlher oder spaumlter einstellt Da
die Geschwindigkeitsabminderung aber sehr klein ist kann dieser Umstand vernach-
laumlssigt werden
Der Normaldruck auf das Profil soll analog zur Uumlbergangskurve im Anlauf auf 18g
beschraumlnkt werden dh
gcosβL + v2r2L le 18g asymp 18 (13)
Damit erhaumllt man fuumlr r2L die Eingrenzung
rL ge r2L ge v2(18 ndash 10cosβL) (14)
19
Bei Grossschanzen ist der Spielraum fuumlr r2L nach oben durch die Forderung
zU le 88 m
eingeschraumlnkt Mehr dazu im naumlchsten Kapitel
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf
Der Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U (siehe Abbildung 7) bisher ein Kreisbogen
mit Radius r2 soll durch eine (quadratische) Parabel ersetzt werden Sie soll im Punkt
L die Neigung βL uumlbernehmen und im Punkt U eine horizontale Tangente haben Die
Kruumlmmungsradien r2L und r2 in den Punkten L bzw U sind frei waumlhlbar Ideal ist die
Wahl r2L = rL
Um die vier Freiheitsgrade zu gewaumlhrleisten muss die Parabel auch schief gedreht
werden koumlnnen Der Drehwinkel sei τ und im Gegenuhrzeigersinn positiv
Abb 7 Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U
Die Gleichung der Parabel im gedrehten Koordinatensystem ist
η = Cξ2
Aus der transzendenten Gleichung
r2Lr2 = [cosτcos(τ+βL)]3 (15)
ist zunaumlchst der Drehwinkel τ zu berechnen Dann ergeben sich der Reihe nach
C = 1(2r2(cosτ)3) (16)
a = ndash tg(βL+ τ)2C (17)
b = ndash tg(τ)2C (18)
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
5
Gegeben sind die geometrischen Daten des Tisches t und α der Kruumlmmungsradius r1
im Tangentenpunkt E2 und die Neigung γ der Beschleunigungsstrecke Daraus erhaumllt
man der Reihe nach
d = 2r1sin(γ-α)cos2(γ-α)]
C = tg(γ-α)3d2
f = tg(γ-α)d3
d
l = int[1 + 9C2ξ
4]
05dξ
0
Fuumlr das Integral kann mit ausreichender Genauigkeit die Naumlherung
l = d[1+01 tg2(γ-α)]
verwendet werden
Anfangs- und Endpunkt der Uumlbergangskurve E1 und E2 sind
rarr
E1 = [ ndash (tcosα + fsinγ + dcosγ) (tsinα ndash fcosγ + dsinγ)]
rarr
E2 = [ ndash tcosα tsinα]
Das Laumlngsprofil im Uumlbergangsbogen kann mit einfachen Rechenhilfen im gedrehten
Koordinatensystem ξ η mit der Funktion η = Cξ
3 berechnet werden Mit einem
programmierbaren Taschenrechner laumlsst sich die Uumlbergangskurve auch im x-z-Koor-
dinatensystem einfach berechnen Die einer gegebenen Abszisse x zugehoumlrende Abs-
zisse ξ muss als Erstes aus einer Gleichung dritten Grades berechnet werden Dazu
dienen die Hilfsgroumlssen
P = ctgγ3C
Q = (x + tcosα + fsinγ + dcosγ)2Csinγ
Damit erhaumllt man ξ = [(Q2+P
3)
frac12 +Q]
⅓ ndash [(Q
2+P
3)
frac12 ndash Q]
⅓
und schliesslich z = tsinα - fcosγ + dsinγ ndash ξsinγ + C ξ3cosγ
Mit Einsetzen der Werte γ ndash α = 29deg und r1 = 100 m erhaumllt man eine Parallelverschie-
bung der Beschleunigungsgeraden die nur noch 117 m betraumlgt und damit 306 m ge-
ringer ist als bei der Verwendung einer Klothoide
In Tabelle 1 sind die geometrischen Eckwerte der drei Kurvenformen mit den Vorga-
ben γ = 37deg α = 8deg und r1 = 100 m zusammen gestellt Es faumlllt auf dass die Werte fuumlr
die kubische Parabel annaumlhernd die Mittelwerte von Kreis und Klothoide annehmen
was aber rein zufaumlllig ist Die Eckwerte der kubischen Parabel naumlhern sich mit abneh-
mender Neigungsaumlnderung (γ ndash α) jenen der Klothoide
6
Form Kurvenlaumlnge Horizontaldistanz E1 bis E2 Houmlhendifferenz E1 bis E2
Kreis 5061 m 4626 m 1916 m
Klothoide 10123 m 8887 m 4598 m
KubParab 7636 m 6748 m 3369 m
Tab 1 Eckdaten fuumlr r1 = 100 m und γ-α = 29deg (groumlsstmoumlglicher Wert)
Abb 2 Kruumlmmungsverlauf bei den drei Kurvenarten von E1 bis E2 fuumlr verschiedene
Richtungsaumlnderungen γ-α
Bei γ ndash α = 29deg (Abb 2) wird die maximale Kruumlmmung bei der kubischen Parabel
bereits bei 6662 m erreich Sie ist 2 houmlher als die fuumlr das Kurvenende vorgegeben
Kruumlmmung was ohne Belang ist Die ganze Uumlbergangskurve ist mit 7636 m rund 25
m kuumlrzer als bei Verwendung einer Klothoide worin der Hauptvorteil der kubischen
Parabel gegenuumlber der Klothoide liegt Wenn γ ndash α = arctg(1radic5) = 24095deg die Rich-
tungsaumlnderung ist wird die geforderte Kruumlmmung genau in Punkt E2 erreicht In die-
7
sem Bereich liegt das Gros der Schanzen Mit kleiner werdender Differenz γ-α naumlhert
sich die kubische Parabel der Klothoide an
22 Berechnung der Anlauflaumlngen e und es
Die Auswertung der Filmaufnahmen vom Dezember 2006 in Engelberg CH hat erge-
ben dass der Luftwiderstandskoeffizient des Springers in der Kauerstellung k =
00011 m-1
mit einer Standardabweichung von 00001 m-1
betraumlgt (siehe Bericht der
ETHZ vom 29 Maumlrz 2008 Seite 31) Fuumlr die Berechnung des Diagrammes Abbildung
2 in den bdquoGrundlagen fuumlr die Projektierung einer Skisprungschanzeldquo 1996 haben wir k
= 00014 angenommen Damit kann eine Verringerung des Reibungsverlustes von
rund 20 festgestellt werden Fuumlr den Gleitreibungskoeffizient wurde ein Reibungs-
winkel ρ = 17deg mit einer Streuung von 06deg ermittelt
Fuumlr die Bestimmung der obersten Einstiegluke ist von einem v0 auszugehen das ein
Mittelklassespringer braucht um bei ρ = 3deg bei Windstille K zu erreichen
Fuumlr die Ermittlung des Ortes der untersten Einstiegluke ist davon auszugehen dass ein
Spitzenspringer bei besten Spurverhaumlltnissen von dieser Luke startend den Konstrukti-
onspunkt K nicht uumlberspringen soll Bei Aufwind ist ein noch etwas tieferer Startplatz
erforderlich Fuumlr die Berechnung kann auf die sichere Seite gehend ρ = 0deg gesetzt
werden
Die Anlauflaumlngen erhaumllt man aus der Bewegungsdifferentialgleichung Sie ist vom
Typus einer linearen inhomogenen Differentialgleichung erster Ordnung und damit
geschlossen loumlsbar wenn man v2 als Funktion definiert fuumlr s als unabhaumlngige Variable
den zuruumlckgelegten Bahnabschnitt einsetzt und wenn das Laumlngsprofil z(s) mit einer
mathematischen Funktion beschrieben wird Natuumlrlich kann eine Loumlsung mit den Me-
thoden der angewandten Mathematik und mit den heute gebraumluchlichen Hilfsmitteln
(zB Excel-Programm) einfach und schnell gefunden werden Trotzdem soll hier die
klassische geschlossene Loumlsung dargestellt werden
Die Differentialgleichung lautet
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2
Dabei ist φ die Bahnneigung und r der Bahnkruumlmmungsradius als Funktionen von s
ρ ist der Reibungswinkel Ski auf Anlaufspur und k der Luftwiderstandsbeiwert ρ und
k koumlnnen als konstant angenommen werden
Fuumlr eine gerade Fahrspur mit der Neigung γ ist die Loumlsung der Differentialgleichung
v2(s) = vA
2EXP(-2ks) + gksin(γ-ρ)[1 ndash EXP(-2ks)]
wobei vA die Geschwindigkeit am Anfang also bei s = 0 ist Wenn es sich um den
Startpunkt des Anlaufes handelt ist vA = 0 und bei E1 ist
8
v12 = gksin(γ-ρ)[1 ndash EXP(-2klg)]
wenn lg die Laumlnge vom Startpunkt bis E1 ist
Die Loumlsung fuumlr die kubische Parabel als Uumlbergangskurve ist
s
v2 = [v1
2 + 2g int (sin(γ-φ-ρ) EXP(2int(k + ρr)ds)ds] EXP(-2int(k + ρr)ds))
deg
v1 ist die Geschwindigkeit bei E1 am Anfang der Uumlbergangskurve φ die Neigung und r
der Kruumlmmungsradius der Kurve als Funktion der durchfahrenen Strecke s Es emp-
fiehlt sich fuumlr die Integration letztere in Potenzreihen von s umzuwandeln Die Rei-
hen erreichen mit drei Gliedern die wuumlnschbare Genauigkeit und sind
φ = 180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10)
1r = 6Cs(1 ndash 144C^2s^4 + 2160C^4s^8)
Das Integral in der Exponentialfunktion der Loumlsung kann mit den Reihen einfach be-
stimmt werden Die Loumlsung ist
v2(s) = [v1
2 + 1962int(sin(γ-ρ-180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10))
EXP(2ks + 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))ds]
EXP(-2ks - 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))
Das Integral ist in den Grenzen 0 bis s zu berechnen
Fuumlr s = l erhaumllt man v22 in E2 am Anfang des Schanzentisches
Der Vollstaumlndigkeit halber sei auch noch die Loumlsung fuumlr die kreisfoumlrmige Uumlber-
gangskurve mit Radius r1 angegeben
v2 = [v1
2 ndash 2gr1cosλcos(γ ndash ρ ndash λ)]EXP(-2(k + ρ π180r1)s) + 2gr1cos λ
cos(γ ndash ρ ndash λ ndash 180πsr1)
wobei λ = arctg(2(kr1 + π180ρ))
ist
Fuumlr s = (γ ndash α)π 180r1 erhaumllt man v22 in E2 am Anfang des Schanzentisches
v22 = [v1
2 ndash 2gr1cos λcos(γ ndash ρ ndash λ)]EXP(ndash 2(k + ρ π180r1)(γ ndash α)π 180r1)
+ 2gr1cos λcos(α ndash ρ ndash λ)
9
Die Beschleunigung auf dem Schanzentisch
v0 ist die Komponente parallel zur Tischneigung der Startgeschwindigkeit des Fluges
und damit die erreichte Endgeschwindigkeit auf der Schanzentischkante Aus der
Gleichung fuumlr die gerade Anlaufbahn folgt
v02= v2
2EXP(-2k025v2) + gksin(α-ρ)(1 ndash EXP(-2k025v2)
wenn fuumlr s die Tischlaumlnge t = 025v0 025v2 gesetzt wird (025 hat die Dimension
Sekunde) k nimmt von 00011 bei E2 bis zur Tischkante auf 00017 zu (Bericht ETHZ
Seite 31) Man kann den Mittelwert k = 00014 als Konstante in die Rechnung einfuumlh-
ren Die Abweichung des Ergebnisses liegt weit unter einem Promille Die Reihenent-
wicklung der Exponentialfunktion liefert als erste Naumlherung
v02 = v2
2 (1 ndash 05kv2) + 05gsin(α-ρ)v2
Fuumlr die Berechnung der Anlauflaumlnge e ist von der Tischkante aufwaumlrts zu rechnen
Die Geschwindigkeitsquadrate sind dann wenn wiederum in dieser Naumlherung v2 v0
gesetzt wird
Tisch v22 = v0
2(1 + 05kv0) ndash 05gsin(α-ρ)v0
Kubische Parabel
v12 = v2
2 EXP(2kl + 2ρπ1806C(05l^2 ndash 24C^2l^6 + 216C^4l^10))
l
ndash 1962int(sin(γ-ρ-180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10))
deg
EXP(2ks + 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))ds
Kreis
v12 = [v2
2 ndash 2gr1cos λcos(α ndash ρ ndash λ)]EXP(2(k + ρ π180r1)(γ ndash α)π 180r1
+ 2gr1cos λcos(γ ndash ρ ndash λ) wobei
λ = arctg(2(kr1 + π180ρ)) ist
Es kommt vor dass v12 negativ ausfaumlllt was bedeutet dass v1 = 0 auf der Uumlbergangs-
kurve erreicht wird Damit liegt der Startpunkt B unter E1
Gerade Anlaufspur
Die Laumlnge zwischen Startpunkt und E1 ist
lg = ndash 1(2k)ln(1 ndash v12kgsin(γ-ρ))
Wenn v12 negativ ist wird auch lg negativ Die Formel fuumlr lg berechnet die Laumlnge zwi-
schen Startpunkt und E1 auch in diesem Fall richtig und vorzeichengerecht
10
In den sbquoSprungschanzen Bau-Normen 2008rsquo sind die Anlauflaumlngen e in Funktion von γ
und v0 fuumlr α = 10deg Reibungswinkel ρ = 3deg und r1 = 014v02 graphisch dargestellt Die
Verkuumlrzung es des Anlaufs wenn ρ = 0deg ist kann mit der Naumlherung
es = evo(23 + γ6)
berechnet werden Fuumlr ein kleineres v0 auf unveraumlndertem Anlauf faumlllt e etwas zu kurz
aus weil ein verkleinerter Radius r1 einer bestimmten Anlauflaumlnge e eine groumlssere Houml-
hendifferenz zuordnet Diesen Fehler macht man wenn auf einem Anlauf dimensio-
niert fuumlr den Mittelklassespringer der Anlauf fuumlr den Spitzenklassespringer mit der
geringeren Absprunggeschwindigkeit bestimmen wird Die Durchrechnung ergibt
dass bei einer 20 m Schanze B um 140 m und bei einer 130 m Schanze B um 060 m
zu tief ausfaumlllt Der Fehler liegt auf der sicheren Seite
23 Festlegung der Anlaufspurkruumlmmung 1r1 im Punkt E2
Beim bisherigen Kreisbogen war der Radius r1 zwischen 014v02 und 016v0
2 zu
waumlhlen wobei in letzter Zeit vermehrt der obere Grenzwert gewaumlhlt wurde weil die
Springer gegenuumlber fruumlher mit verstaumlrkter Vorlage den Anlauf befahren
In Abbildung 3 ist die Druckentwicklung im Anlauf die ein Springer erfaumlhrt aufge-
zeigt und zwar fuumlr Kreis und kubische Parabel als Uumlbergangskurve Die Eingangsdaten
fuumlr die Berechnung sind fuumlr beide Uumlbergangskurven
α = 8deg γ = 37deg ρ = 3deg k = 00011 t = 65 m v0 = 26 ms
Fuumlr die Kreisform wird der heute uumlbliche Wert r1 = 016v02 = 10816 m gewaumlhlt Auf
dem geraden Teil von 4060 m Laumlnge wirkt allein die Komponente des Gewichtes des
Springers senkrecht zur Bahnneigung also cosγg = 080g Beim Uumlbergang in das
Kreisprofil hat der Springer die Geschwindigkeit 2064 ms erreicht Sie erzeugt zu-
saumltzlich zum Gewicht eine Zentrifugalkraft von 040g Der Druck nimmt also ploumltz-
lich vom 08-fachen Druck um 50 auf den 120-fachen Wert zu Auf der Kreisbahn
erfolgt eine weitere Zunahme auf 163g Beim Uumlbergang auf den Schanzentisch sinkt
der Druck ploumltzlich ab auf cosαg = 099g was hier aber erwuumlnscht ist Auf der
Tischkante wird v0 = 2600 ms erreicht
Bei der kubischen Parabel wird fuumlr den Endradius vor dem Schanzentisch 014v02 =
9464 m eingesetzt Der gerade Teil ist noch 2169 m lang und die Geschwindigkeit an
deren Ende betraumlgt 1524 ms Auf dem 7227 m langen Teil der Uumlbergangskurve
nimmt die Geschwindigkeit auf den vorgegebene Wert von 26 ms zu und der Druck
steigt allmaumlhlich auf 172g Dieser Druck ist um 5 houmlher als beim Kreisprofil was
am Ende der Uumlbergangskurve aber ohne Belang ist
11
Abb 3 Normalbeschleunigung auf die Spur Vergleich Kreiskubische Parabel
Aus dieser Betrachtung folgt dass bei einer Reduktion des Endradiuskoeffizienten r1
von 016 auf 014 der Druck nur um 5 houmlher ausfaumlllt was nicht relevant ist Demge-
genuumlber ist der Umstand dass beim Einbau einer kubischen Parabel am Anfang der
Uumlbergangskurve der schlagartige Anstieg des Druckes entfaumlllt und der Enddruck erst
allmaumlhlich erreicht wird eine grosse Komfortverbesserung
Abschliessend soll die Auswirkung der Wahl der kubischen Parabel gegenuumlber der
bisherigen Wahl eines Kreises auf die Geometrie des Anlaufes insbesondere auf die
Anlauflaumlnge dargestellt werden (Abbildung 4) Dazu sollen Ausgangswerte ange-
nommen werden wie sie bei Grossschanzen haumlufig sind
α = 11deg γ = 35 deg t = 65 m v0 = 26 ms = 3deg kw = 00011
Fall 1 r1 = 014v02
= 9464m
Kreis Anlauflaumlnge 8895 m Startpunkt [-8300 4490]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9134 m Startpunkt [-8565 4510]
Fall 2 r1 = 016v02 = 10816
Kreis Anlauflaumlnge 9121 m Startpunkt [-8539 4515]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9391 m Startpunkt [-8840 4537]
12
In Abbildung 4 sind die obigen Ergebnisse dargestellt Sie zeigt die Unterschiede zwi-
schen Kreis und kubischer Parabel Die Anlauflaumlnge ist bei ein und demselben gewaumlhl-
ten Radius bei der kubischen Parabel ca 250 m laumlnger als beim Kreis Interessant ist
die Feststellung dass der Startpunkt beim Kreis mit dem jetzt gebraumluchlichen Koeffi-
zienten 016 fuumlr r1 und jener bei der kubischen Parabel auf wenig Zentimeter gleich ist
wenn bei letzterer der Koeffizient 014 verwendet wird Damit ist aufgezeigt dass die
oben begruumlndete Moumlglichkeit der Radiusverkleinerung zu gleich langen Anlaumlufen und
gleicher Lage fuumlhrt wie bisher bei der Verwendung eines Kreisbogens
Es wird daher bei Verwendung einer kubischen Parabel als Uumlbergangskurve festgelegt
dass der Radius bei Erreichen des Schanzentisches mindestens
r1 = 014v02
erreichen muss houmlchstens aber
r1 = 016v02
erreichen darf Dies deshalb damit ein ausreichender Entlastungseffekt durch den
ploumltzlichen Wegfall der Zentrifugalkraft auf dem Schanzentisch erhalten bleibt
Eine weitere wichtige Feststellung Wenn bei einem bestehenden Anlauf mit
Kreisbogen sein Radius r1 = 016v02 betraumlgt kann ohne Veraumlnderung des gera-
den Anlaufteils mit kleinem Aufwand nachtraumlglich die Kreisform in eine kubisch
Parabel umgebaut werden
Abb 4 Vergleich Kreiskubische Parabel Einfluss des Kruumlmmungsradius r1
13
3 Der Flug
Die Koordinaten eines Punktes der Flugbahn sowie deren Neigung an dieser Stelle
erhaumllt man aus der Integration des Differentialgleichungssystems das den Flug be-
schreibt
Es sind dies die vier nichtlinearen Differentialgleichungen erster Ordnung
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
mit den Anfangsbedingungen
x(o) = 0
z(0) = 0
v(0) = (v02 + v
2)^05
φ(0) = α ndash δ
Dabei ist v die aktuelle Fluggeschwindigkeit der Neigungswinkel der Flugbahn im
Uhrzeigersinn gemessen und der Winkel um den der Absprungwinkel (Neigung der
Flugbahn bei x = 0) durch den Absprungeffekt gegenuumlber der Tischneigung angehoben
wird
δ = arctg(vv0)
v ist die Geschwindigkeit senkrecht zur Tischebene die der Schwerpunkt des Koumlrper-
Ski-Systems im Augenblick des Abhebens erreicht Auswertungen von weitesten
Spruumlngen haben fuumlr v 22 ms ergeben Dieser Wert ist bei der Berechnung der Dia-
gramme Abbildung 4 bis 11 in den bdquoSkisprungschanzen Bau-Normen 2008ldquo fuumlr alle
Tischneigungen eingesetzt worden
An dieser Stelle ist noch auf eine immer wieder hartnaumlckig vertretene Meinung hinzu-
weisen die dahin geht dass der Springer bei geeigneter Absprungtechnik die Ab-
sprunggeschwindigkeitskomponente parallel zur Tischebene vergroumlssern koumlnne Das
ist natuumlrlich Unsinn und gehoumlrt in die gleiche Kategorie wie das noch bdquozu erfindende
Perpetuum Mobileldquo
Die Luftwiderstands- und Auftriebskoeffizienten kw bzw ka sind abhaumlngig vom An-
stroumlmwinkel der Luft und von der Haltung des Springers Sie sind somit zeitlich ver-
aumlnderlich Aus der Vermessung der Flugbahnen 2006 in Engelberg hat das Biomecha-
nische Institut der ETHZ fuumlr die weltbesten Springer folgende Werte in Funktion der
Bahnneigung ermittelt
14
Luftkraftbeiwerte Engelberg 2006
Rang 1 - 5 Rang 6 - 15 Rang 16 - 25
φdeg kW kA kW kA kW kA
0 000185 000093 000232 000116 000261 000130
2 000204 000139 000245 000180 000271 000177
4 000223 000185 000258 000244 000282 000224
6 000243 000231 000272 000308 000293 000270
8 000261 000275 000285 000365 000304 000316
10 000281 000316 000298 000396 000315 000350
12 000301 000354 000311 000424 000326 000382
14 000319 000390 000325 000450 000337 000411
16 000338 000424 000337 000472 000347 000436
18 000355 000455 000350 000492 000357 000459
20 000372 000484 000362 000508 000367 000479
22 000388 000511 000374 000522 000376 000496
24 000403 000534 000386 000534 000386 000510
26 000418 000555 000398 000543 000396 000521
28 000432 000574 000410 000550 000407 000531
30 000447 000591 000422 000555 000419 000538
32 000462 000605 000436 000560 000432 000545
34 000479 000617 000453 000565 000449 000551
36 000502 000628 000474 000571 000471 000558
38 000537 000638 000504 000582 000503 000569
40 000614 000655 000553 000606 000555 000590
42 000691 000672 000602 000629 000606 000611
44 000767 000689 000651 000652 000658 000632
Tab 2 Luftkraftbeiwerte mit der Dimension m-1
Damit kann durch Integration der Differentialgleichungen die einer bestimmten Tisch-
neigung und einer bestimmten Absprunggeschwindigkeit v0 zugehoumlrige Flugbahn
berechnet werden Als Landepunkt K wird vereinfachend der Schnittpunkt der Flug-
bahn mit dem Terrainprofil definiert so wie auch der Anfang der Flugbahn auf den
Ursprung 00] gelegt wird
Der Winkel mit dem sich die Flugbahn mit der Landepiste schneidet ist massgebend
fuumlr den Landestoss den der Springer erfaumlhrt Mit dem Begriff der aumlquivalenten Lande-
houmlhe kann dieser Vorgang anschaulich beschrieben werden Welche Houmlhe soll dem
Springer zugemutet werden aus der er vergleichsweise auf eine Horizontalebenen fal-
len und dabei den Stoss sicher auffangen soll Aus langjaumlhriger Erfahrung weiss man
dass 090 m fuumlr gute Springer ein gutes Mass ist Fuumlr schwaumlchere Springer soll auf
070 m reduziert werden
Der erste Wert wird fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis
115deg) der zweite fuumlr kleine und mittlere Schanzen (Tischneigungen von 8deg bis 95deg)
eingesetzt Sie ergeben Geschwindigkeiten von 42 ms bzw 37 ms und sind gleich-
15
zusetzen mit der Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprungprofil
in K Wenn die Flugbahn im Landepunkt die Neigung φK hat muss das Aufsprungpro-
fil die Neigung
fuumlr α von 10deg bis 115deg β = φK ndash arcsin(42vK ((5)
und fuumlr α von 8deg bis 95deg β = φK ndash arcsin(37vK((6)
haben wobei vKnaL red gartebtulosbA red degeschwindigkeit bedeutet
Fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis 115deg) sind die k-Werte
der Spitzenspringer (Kolonne 1 und 2 Tab 2) und fuumlr kleine und mittlere Schanzen
(Tischneigungen von 8deg bis 95deg) sind die k-Werte fuumlr schwaumlchere Springer (Kolonne
5 und 6 Tab 2) eingesetzt worden
Auf diesen Grundlagen sind die Diagramme fuumlr die Tischneigungen 8deg bis 115deg der
Sprungschanzen-Baunormen 2008 berechnet worden Die Eingrenzungen der zulaumlssi-
gen Bereich der Wertepaare w und hn hat der Ausschuss des Subkomitees auf Grund
von Erfahrungen festgelegt
4 Das Aufsprungprofil
Das Aufsprungprofil vom Schanzentisch bis zum Punkt K soll fuumlr alle Sprungweiten
gute Landebedingungen ermoumlglichen Dazu soll es bei weiten Spruumlngen die Houmlhe der
Flugbahn uumlber Terrain moumlglichst klein halten Das 1992 eingefuumlhrte und 1996 verfei-
nerte Aufsprungprofil in der Form einer kubischen Parabel hat sich bewaumlhrt Fuumlr die
Optimierung der freien Parameter β0 und δβ ist die Kurvenschar aller in Engelberg
vermessenen Fluumlge zu Rate gezogen worden Die Herleitung der Formeln die in den
Bau-Normen das Aufsprungprofil beschreiben ist reine analytische Geometrie und
bedarf keiner weiter gehenden Erklaumlrung
Fuumlr die Berechnung des Endes L des Landebereiches wurden folgende Annahmen ge-
troffen
Bei Skisprungwettkaumlmpfen wird der Punkt K bekanntlich von einzelnen wenigen
Springern uumlbersprungen Aus einer groumlsseren Anzahl Resultatlisten wurden die Uumlber-
weiten w = wKrsquo ndash wK bestimmt wobei wKrsquo die groumlsste erreichte Weite eines Wett-
kampfes ist
16
Abb 5 Groumlsste Weite bei Krsquo die bei einem Wettkampf erreicht wurde
In Abbildung 5 ist die bei dieser Auswertung zu beachtende damals geltende Geo-
metrie mit dem Kreisbogen r2 dargestellt Aus w und dem zur betreffenden Schanze
gehoumlrenden r2 β und der Flugbahnneigung φK bei der Landung ergibt sich fuumlr die Ver-
schiebung der Flugbahn
D = r2[cos(φK ndash β) ndash cos(φK ndash βKrsquo)] wobei βKrsquo = β ndash Δwr2180π ist
Es hat sich gezeigt dass der Grenzwert fuumlr D etwa bei 0018w liegt Fuumlr diese moumlgli-
chen Groumlsstweiten bei L soll eine aumlquivalente Landehoumlhe von 160 m eingeplant wer-
den Messungen anlaumlsslich der Skiflug-WM 1976 in Oberstdorf haben gezeigt dass
die damit verbundene Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprung-
profil v von 56 ms noch gestanden werden kann Bei L soll somit die Neigung der
Landepiste
βL = φL ndash arcsin(56vL ((7)
betragen
Der Landebereich von K bis L wird als Kreisabschnitt gestaltet Der Radius des Bo-
gens sei rL Fuumlr den Abstand l2 von K und L ergibt sich
l2 = (β ndash βL) rLπ180 = [(φK ndash arcsin(42vK ((ndash (φL ndash arcsin(56vLr [((Lπ180
fuumlr α von 10deg bis 115deg Fuumlr die kleineren α-Werte muumlsste der zweite Term im Klam-
merausdruck konsequenterweise arcsin(37vK gnugelrebUuml nehcielg red tiM netual (
mit der die Landekomponente v bei K fuumlr schwaumlchere Springer herabgesetzt wurde
soll dies auch bei L geschehen so dass der angeschriebene Ausdruck fuumlr l2 fuumlr alle α-
Werte gelten kann
Am Ende der Flugbahn besonders bei den grossen Schanzen ist man nicht mehr weit
von der stationaumlren Endgeschwindigkeit entfernt so dass die Aumlnderung von Betrag
und Richtung der Fluggeschwindigkeit in diesem kurzen Abschnitt im Rahmen der
17
hier gebotenen Genauigkeit vernachlaumlssigbar wird Im weiteren sind die Landewinkel
so klein dass ihr Sinus durch das Bogenmass ersetzt werden kann
Mit vLv asymp K dnu φL asymp φK vereinfachen sich die Gleichungen auf
βL = β ndash 14vK180π (8)
l2 = 14rLvK (9)
Abb 6 Landebereich K bis L
Aus Abbildung 6 erhaumllt man schliesslich
d = 0018w = l2tg(φK ndash β) + l222rL = 1442 rL vK
2 + 14
2 rLvK
22
oder rL = vK2w380 (10)
Die letzte Gleichung stellt die Verbindung zwischen dem bei groumlsseren Schanzen beo-
bachteten durchschnittlichen Mass d und dem Unterschied des zugelassenen v bei K
und L her rL muss aber auch gewaumlhrleisten dass beim Durchfahren der Landestrecke
die Zentrifugalbeschleunigung in Grenzen bleibt Sie soll 80 von g nicht uumlberstei-
gen Es ist somit auch
rL ge 0125 vK2
(10a)
einzuhalten Diese Dimensionierung wird somit bei Schanzen mit w le 48 m
massgebend rL soll auf den naumlchsten Zehnerwert aufgerundet werden
Mit βL und rL sind die Koordinaten von L gegeben
Die Landegeschwindigkeit vK erhaumllt man mit der Integration der Flugbahn Da die zu-
laumlssigen Felder fuumlr die Wertepaare [w hn] fuumlr die verschiedenen Tischneigungen α
einen relativ schmalen Streifen bilden gilt mit ausreichender Genauigkeit die lineare
Beziehung
vK = 068v0 + 1244 (11)
Wenn immer hier von bdquoausreichenderldquo Genauigkeit die Rede ist heisst das dass der
eingeraumlumte Fehler im Bereich weniger Prozente liegt in einem Toleranzbereich der
auch den biomechanischen Ausgangsgroumlssen wie aumlquivalente Landehoumlhe zugespro-
18
chen werden muss Allerdings muss festgehalten werden dass fuumlr die Anwendung sol-
cher Vereinfachung vorausgesetzt werden muss dass der Planer nicht von den Vorga-
ben abweicht
Bei den ganz kleinen Schanzen wird vK von der Naumlherungsformel gegenuumlber der
Wirklichkeit etwas zu gross berechnet Man liegt damit aber auf der sicheren Seite
5 Die Landung
Wer in L landet faumlhrt mit der groumlsstmoumlglichen Geschwindigkeit in den anschliessen-
den Uumlbergangsbogen Der Springer muss durch seine Muskelkraft die Normalkompo-
nente seiner Geschwindigkeit vL= 56 ms auf Null abbremsen Die kinetische Ener-
gie ist
m5622 = 1568m m = Masse Springer und Ski
Wenn er konstant die Kraft die seinem Gewicht samt Ski entspricht bei der Landung
einsetzten wuumlrde haumltte er die aumlquivalente Fallhoumlhe von 160 m zuruumlckzulegen Die
Zeit die er dazu benoumltigt ist t = 56981 = 0571 s Waumlhrend dieser Zeit ist der
Druck auf die Spur um sein Gewicht groumlsser so dass er eine um tgρmg erhoumlhte
Reibungskraft erfaumlhrt und dies uumlber eine Strecke von vLcos(φK ndash βL)0571 Diese
Reibungsenergie geht auf Kosten der kinetischen Energie die in der Geschwindig-
keitskomponente v parallel zum Hang liegt Die verbleibende Energie ist
frac12mv2 = frac12mvL
2cos
2(φK ndash βL) ndash tgρmgvLcos(φK ndash βL)0571 =
frac12mvLcos(φK ndash βL)[vL cos(φK ndash βL) ndash 2tgρ9810571]
Nach einiger Umformung erhaumllt man fuumlr die verbleibende Gleitgeschwindigkeit bei
einer Landung in L in erster Naumlherung
v = vK ndash 16vK ndash 01ρ (Reibungswinkel ρ in alt Grad) (12)
Der Kraft-Zeit-Verlauf ist in Wirklichkeit weder genau mg noch ist er konstant Wie
man leicht zeigen kann ist das Ergebnis aber nicht davon beeinflusst ausser dass sich
die Geschwindigkeit am Ende des Landungsprozesses fruumlher oder spaumlter einstellt Da
die Geschwindigkeitsabminderung aber sehr klein ist kann dieser Umstand vernach-
laumlssigt werden
Der Normaldruck auf das Profil soll analog zur Uumlbergangskurve im Anlauf auf 18g
beschraumlnkt werden dh
gcosβL + v2r2L le 18g asymp 18 (13)
Damit erhaumllt man fuumlr r2L die Eingrenzung
rL ge r2L ge v2(18 ndash 10cosβL) (14)
19
Bei Grossschanzen ist der Spielraum fuumlr r2L nach oben durch die Forderung
zU le 88 m
eingeschraumlnkt Mehr dazu im naumlchsten Kapitel
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf
Der Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U (siehe Abbildung 7) bisher ein Kreisbogen
mit Radius r2 soll durch eine (quadratische) Parabel ersetzt werden Sie soll im Punkt
L die Neigung βL uumlbernehmen und im Punkt U eine horizontale Tangente haben Die
Kruumlmmungsradien r2L und r2 in den Punkten L bzw U sind frei waumlhlbar Ideal ist die
Wahl r2L = rL
Um die vier Freiheitsgrade zu gewaumlhrleisten muss die Parabel auch schief gedreht
werden koumlnnen Der Drehwinkel sei τ und im Gegenuhrzeigersinn positiv
Abb 7 Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U
Die Gleichung der Parabel im gedrehten Koordinatensystem ist
η = Cξ2
Aus der transzendenten Gleichung
r2Lr2 = [cosτcos(τ+βL)]3 (15)
ist zunaumlchst der Drehwinkel τ zu berechnen Dann ergeben sich der Reihe nach
C = 1(2r2(cosτ)3) (16)
a = ndash tg(βL+ τ)2C (17)
b = ndash tg(τ)2C (18)
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
6
Form Kurvenlaumlnge Horizontaldistanz E1 bis E2 Houmlhendifferenz E1 bis E2
Kreis 5061 m 4626 m 1916 m
Klothoide 10123 m 8887 m 4598 m
KubParab 7636 m 6748 m 3369 m
Tab 1 Eckdaten fuumlr r1 = 100 m und γ-α = 29deg (groumlsstmoumlglicher Wert)
Abb 2 Kruumlmmungsverlauf bei den drei Kurvenarten von E1 bis E2 fuumlr verschiedene
Richtungsaumlnderungen γ-α
Bei γ ndash α = 29deg (Abb 2) wird die maximale Kruumlmmung bei der kubischen Parabel
bereits bei 6662 m erreich Sie ist 2 houmlher als die fuumlr das Kurvenende vorgegeben
Kruumlmmung was ohne Belang ist Die ganze Uumlbergangskurve ist mit 7636 m rund 25
m kuumlrzer als bei Verwendung einer Klothoide worin der Hauptvorteil der kubischen
Parabel gegenuumlber der Klothoide liegt Wenn γ ndash α = arctg(1radic5) = 24095deg die Rich-
tungsaumlnderung ist wird die geforderte Kruumlmmung genau in Punkt E2 erreicht In die-
7
sem Bereich liegt das Gros der Schanzen Mit kleiner werdender Differenz γ-α naumlhert
sich die kubische Parabel der Klothoide an
22 Berechnung der Anlauflaumlngen e und es
Die Auswertung der Filmaufnahmen vom Dezember 2006 in Engelberg CH hat erge-
ben dass der Luftwiderstandskoeffizient des Springers in der Kauerstellung k =
00011 m-1
mit einer Standardabweichung von 00001 m-1
betraumlgt (siehe Bericht der
ETHZ vom 29 Maumlrz 2008 Seite 31) Fuumlr die Berechnung des Diagrammes Abbildung
2 in den bdquoGrundlagen fuumlr die Projektierung einer Skisprungschanzeldquo 1996 haben wir k
= 00014 angenommen Damit kann eine Verringerung des Reibungsverlustes von
rund 20 festgestellt werden Fuumlr den Gleitreibungskoeffizient wurde ein Reibungs-
winkel ρ = 17deg mit einer Streuung von 06deg ermittelt
Fuumlr die Bestimmung der obersten Einstiegluke ist von einem v0 auszugehen das ein
Mittelklassespringer braucht um bei ρ = 3deg bei Windstille K zu erreichen
Fuumlr die Ermittlung des Ortes der untersten Einstiegluke ist davon auszugehen dass ein
Spitzenspringer bei besten Spurverhaumlltnissen von dieser Luke startend den Konstrukti-
onspunkt K nicht uumlberspringen soll Bei Aufwind ist ein noch etwas tieferer Startplatz
erforderlich Fuumlr die Berechnung kann auf die sichere Seite gehend ρ = 0deg gesetzt
werden
Die Anlauflaumlngen erhaumllt man aus der Bewegungsdifferentialgleichung Sie ist vom
Typus einer linearen inhomogenen Differentialgleichung erster Ordnung und damit
geschlossen loumlsbar wenn man v2 als Funktion definiert fuumlr s als unabhaumlngige Variable
den zuruumlckgelegten Bahnabschnitt einsetzt und wenn das Laumlngsprofil z(s) mit einer
mathematischen Funktion beschrieben wird Natuumlrlich kann eine Loumlsung mit den Me-
thoden der angewandten Mathematik und mit den heute gebraumluchlichen Hilfsmitteln
(zB Excel-Programm) einfach und schnell gefunden werden Trotzdem soll hier die
klassische geschlossene Loumlsung dargestellt werden
Die Differentialgleichung lautet
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2
Dabei ist φ die Bahnneigung und r der Bahnkruumlmmungsradius als Funktionen von s
ρ ist der Reibungswinkel Ski auf Anlaufspur und k der Luftwiderstandsbeiwert ρ und
k koumlnnen als konstant angenommen werden
Fuumlr eine gerade Fahrspur mit der Neigung γ ist die Loumlsung der Differentialgleichung
v2(s) = vA
2EXP(-2ks) + gksin(γ-ρ)[1 ndash EXP(-2ks)]
wobei vA die Geschwindigkeit am Anfang also bei s = 0 ist Wenn es sich um den
Startpunkt des Anlaufes handelt ist vA = 0 und bei E1 ist
8
v12 = gksin(γ-ρ)[1 ndash EXP(-2klg)]
wenn lg die Laumlnge vom Startpunkt bis E1 ist
Die Loumlsung fuumlr die kubische Parabel als Uumlbergangskurve ist
s
v2 = [v1
2 + 2g int (sin(γ-φ-ρ) EXP(2int(k + ρr)ds)ds] EXP(-2int(k + ρr)ds))
deg
v1 ist die Geschwindigkeit bei E1 am Anfang der Uumlbergangskurve φ die Neigung und r
der Kruumlmmungsradius der Kurve als Funktion der durchfahrenen Strecke s Es emp-
fiehlt sich fuumlr die Integration letztere in Potenzreihen von s umzuwandeln Die Rei-
hen erreichen mit drei Gliedern die wuumlnschbare Genauigkeit und sind
φ = 180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10)
1r = 6Cs(1 ndash 144C^2s^4 + 2160C^4s^8)
Das Integral in der Exponentialfunktion der Loumlsung kann mit den Reihen einfach be-
stimmt werden Die Loumlsung ist
v2(s) = [v1
2 + 1962int(sin(γ-ρ-180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10))
EXP(2ks + 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))ds]
EXP(-2ks - 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))
Das Integral ist in den Grenzen 0 bis s zu berechnen
Fuumlr s = l erhaumllt man v22 in E2 am Anfang des Schanzentisches
Der Vollstaumlndigkeit halber sei auch noch die Loumlsung fuumlr die kreisfoumlrmige Uumlber-
gangskurve mit Radius r1 angegeben
v2 = [v1
2 ndash 2gr1cosλcos(γ ndash ρ ndash λ)]EXP(-2(k + ρ π180r1)s) + 2gr1cos λ
cos(γ ndash ρ ndash λ ndash 180πsr1)
wobei λ = arctg(2(kr1 + π180ρ))
ist
Fuumlr s = (γ ndash α)π 180r1 erhaumllt man v22 in E2 am Anfang des Schanzentisches
v22 = [v1
2 ndash 2gr1cos λcos(γ ndash ρ ndash λ)]EXP(ndash 2(k + ρ π180r1)(γ ndash α)π 180r1)
+ 2gr1cos λcos(α ndash ρ ndash λ)
9
Die Beschleunigung auf dem Schanzentisch
v0 ist die Komponente parallel zur Tischneigung der Startgeschwindigkeit des Fluges
und damit die erreichte Endgeschwindigkeit auf der Schanzentischkante Aus der
Gleichung fuumlr die gerade Anlaufbahn folgt
v02= v2
2EXP(-2k025v2) + gksin(α-ρ)(1 ndash EXP(-2k025v2)
wenn fuumlr s die Tischlaumlnge t = 025v0 025v2 gesetzt wird (025 hat die Dimension
Sekunde) k nimmt von 00011 bei E2 bis zur Tischkante auf 00017 zu (Bericht ETHZ
Seite 31) Man kann den Mittelwert k = 00014 als Konstante in die Rechnung einfuumlh-
ren Die Abweichung des Ergebnisses liegt weit unter einem Promille Die Reihenent-
wicklung der Exponentialfunktion liefert als erste Naumlherung
v02 = v2
2 (1 ndash 05kv2) + 05gsin(α-ρ)v2
Fuumlr die Berechnung der Anlauflaumlnge e ist von der Tischkante aufwaumlrts zu rechnen
Die Geschwindigkeitsquadrate sind dann wenn wiederum in dieser Naumlherung v2 v0
gesetzt wird
Tisch v22 = v0
2(1 + 05kv0) ndash 05gsin(α-ρ)v0
Kubische Parabel
v12 = v2
2 EXP(2kl + 2ρπ1806C(05l^2 ndash 24C^2l^6 + 216C^4l^10))
l
ndash 1962int(sin(γ-ρ-180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10))
deg
EXP(2ks + 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))ds
Kreis
v12 = [v2
2 ndash 2gr1cos λcos(α ndash ρ ndash λ)]EXP(2(k + ρ π180r1)(γ ndash α)π 180r1
+ 2gr1cos λcos(γ ndash ρ ndash λ) wobei
λ = arctg(2(kr1 + π180ρ)) ist
Es kommt vor dass v12 negativ ausfaumlllt was bedeutet dass v1 = 0 auf der Uumlbergangs-
kurve erreicht wird Damit liegt der Startpunkt B unter E1
Gerade Anlaufspur
Die Laumlnge zwischen Startpunkt und E1 ist
lg = ndash 1(2k)ln(1 ndash v12kgsin(γ-ρ))
Wenn v12 negativ ist wird auch lg negativ Die Formel fuumlr lg berechnet die Laumlnge zwi-
schen Startpunkt und E1 auch in diesem Fall richtig und vorzeichengerecht
10
In den sbquoSprungschanzen Bau-Normen 2008rsquo sind die Anlauflaumlngen e in Funktion von γ
und v0 fuumlr α = 10deg Reibungswinkel ρ = 3deg und r1 = 014v02 graphisch dargestellt Die
Verkuumlrzung es des Anlaufs wenn ρ = 0deg ist kann mit der Naumlherung
es = evo(23 + γ6)
berechnet werden Fuumlr ein kleineres v0 auf unveraumlndertem Anlauf faumlllt e etwas zu kurz
aus weil ein verkleinerter Radius r1 einer bestimmten Anlauflaumlnge e eine groumlssere Houml-
hendifferenz zuordnet Diesen Fehler macht man wenn auf einem Anlauf dimensio-
niert fuumlr den Mittelklassespringer der Anlauf fuumlr den Spitzenklassespringer mit der
geringeren Absprunggeschwindigkeit bestimmen wird Die Durchrechnung ergibt
dass bei einer 20 m Schanze B um 140 m und bei einer 130 m Schanze B um 060 m
zu tief ausfaumlllt Der Fehler liegt auf der sicheren Seite
23 Festlegung der Anlaufspurkruumlmmung 1r1 im Punkt E2
Beim bisherigen Kreisbogen war der Radius r1 zwischen 014v02 und 016v0
2 zu
waumlhlen wobei in letzter Zeit vermehrt der obere Grenzwert gewaumlhlt wurde weil die
Springer gegenuumlber fruumlher mit verstaumlrkter Vorlage den Anlauf befahren
In Abbildung 3 ist die Druckentwicklung im Anlauf die ein Springer erfaumlhrt aufge-
zeigt und zwar fuumlr Kreis und kubische Parabel als Uumlbergangskurve Die Eingangsdaten
fuumlr die Berechnung sind fuumlr beide Uumlbergangskurven
α = 8deg γ = 37deg ρ = 3deg k = 00011 t = 65 m v0 = 26 ms
Fuumlr die Kreisform wird der heute uumlbliche Wert r1 = 016v02 = 10816 m gewaumlhlt Auf
dem geraden Teil von 4060 m Laumlnge wirkt allein die Komponente des Gewichtes des
Springers senkrecht zur Bahnneigung also cosγg = 080g Beim Uumlbergang in das
Kreisprofil hat der Springer die Geschwindigkeit 2064 ms erreicht Sie erzeugt zu-
saumltzlich zum Gewicht eine Zentrifugalkraft von 040g Der Druck nimmt also ploumltz-
lich vom 08-fachen Druck um 50 auf den 120-fachen Wert zu Auf der Kreisbahn
erfolgt eine weitere Zunahme auf 163g Beim Uumlbergang auf den Schanzentisch sinkt
der Druck ploumltzlich ab auf cosαg = 099g was hier aber erwuumlnscht ist Auf der
Tischkante wird v0 = 2600 ms erreicht
Bei der kubischen Parabel wird fuumlr den Endradius vor dem Schanzentisch 014v02 =
9464 m eingesetzt Der gerade Teil ist noch 2169 m lang und die Geschwindigkeit an
deren Ende betraumlgt 1524 ms Auf dem 7227 m langen Teil der Uumlbergangskurve
nimmt die Geschwindigkeit auf den vorgegebene Wert von 26 ms zu und der Druck
steigt allmaumlhlich auf 172g Dieser Druck ist um 5 houmlher als beim Kreisprofil was
am Ende der Uumlbergangskurve aber ohne Belang ist
11
Abb 3 Normalbeschleunigung auf die Spur Vergleich Kreiskubische Parabel
Aus dieser Betrachtung folgt dass bei einer Reduktion des Endradiuskoeffizienten r1
von 016 auf 014 der Druck nur um 5 houmlher ausfaumlllt was nicht relevant ist Demge-
genuumlber ist der Umstand dass beim Einbau einer kubischen Parabel am Anfang der
Uumlbergangskurve der schlagartige Anstieg des Druckes entfaumlllt und der Enddruck erst
allmaumlhlich erreicht wird eine grosse Komfortverbesserung
Abschliessend soll die Auswirkung der Wahl der kubischen Parabel gegenuumlber der
bisherigen Wahl eines Kreises auf die Geometrie des Anlaufes insbesondere auf die
Anlauflaumlnge dargestellt werden (Abbildung 4) Dazu sollen Ausgangswerte ange-
nommen werden wie sie bei Grossschanzen haumlufig sind
α = 11deg γ = 35 deg t = 65 m v0 = 26 ms = 3deg kw = 00011
Fall 1 r1 = 014v02
= 9464m
Kreis Anlauflaumlnge 8895 m Startpunkt [-8300 4490]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9134 m Startpunkt [-8565 4510]
Fall 2 r1 = 016v02 = 10816
Kreis Anlauflaumlnge 9121 m Startpunkt [-8539 4515]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9391 m Startpunkt [-8840 4537]
12
In Abbildung 4 sind die obigen Ergebnisse dargestellt Sie zeigt die Unterschiede zwi-
schen Kreis und kubischer Parabel Die Anlauflaumlnge ist bei ein und demselben gewaumlhl-
ten Radius bei der kubischen Parabel ca 250 m laumlnger als beim Kreis Interessant ist
die Feststellung dass der Startpunkt beim Kreis mit dem jetzt gebraumluchlichen Koeffi-
zienten 016 fuumlr r1 und jener bei der kubischen Parabel auf wenig Zentimeter gleich ist
wenn bei letzterer der Koeffizient 014 verwendet wird Damit ist aufgezeigt dass die
oben begruumlndete Moumlglichkeit der Radiusverkleinerung zu gleich langen Anlaumlufen und
gleicher Lage fuumlhrt wie bisher bei der Verwendung eines Kreisbogens
Es wird daher bei Verwendung einer kubischen Parabel als Uumlbergangskurve festgelegt
dass der Radius bei Erreichen des Schanzentisches mindestens
r1 = 014v02
erreichen muss houmlchstens aber
r1 = 016v02
erreichen darf Dies deshalb damit ein ausreichender Entlastungseffekt durch den
ploumltzlichen Wegfall der Zentrifugalkraft auf dem Schanzentisch erhalten bleibt
Eine weitere wichtige Feststellung Wenn bei einem bestehenden Anlauf mit
Kreisbogen sein Radius r1 = 016v02 betraumlgt kann ohne Veraumlnderung des gera-
den Anlaufteils mit kleinem Aufwand nachtraumlglich die Kreisform in eine kubisch
Parabel umgebaut werden
Abb 4 Vergleich Kreiskubische Parabel Einfluss des Kruumlmmungsradius r1
13
3 Der Flug
Die Koordinaten eines Punktes der Flugbahn sowie deren Neigung an dieser Stelle
erhaumllt man aus der Integration des Differentialgleichungssystems das den Flug be-
schreibt
Es sind dies die vier nichtlinearen Differentialgleichungen erster Ordnung
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
mit den Anfangsbedingungen
x(o) = 0
z(0) = 0
v(0) = (v02 + v
2)^05
φ(0) = α ndash δ
Dabei ist v die aktuelle Fluggeschwindigkeit der Neigungswinkel der Flugbahn im
Uhrzeigersinn gemessen und der Winkel um den der Absprungwinkel (Neigung der
Flugbahn bei x = 0) durch den Absprungeffekt gegenuumlber der Tischneigung angehoben
wird
δ = arctg(vv0)
v ist die Geschwindigkeit senkrecht zur Tischebene die der Schwerpunkt des Koumlrper-
Ski-Systems im Augenblick des Abhebens erreicht Auswertungen von weitesten
Spruumlngen haben fuumlr v 22 ms ergeben Dieser Wert ist bei der Berechnung der Dia-
gramme Abbildung 4 bis 11 in den bdquoSkisprungschanzen Bau-Normen 2008ldquo fuumlr alle
Tischneigungen eingesetzt worden
An dieser Stelle ist noch auf eine immer wieder hartnaumlckig vertretene Meinung hinzu-
weisen die dahin geht dass der Springer bei geeigneter Absprungtechnik die Ab-
sprunggeschwindigkeitskomponente parallel zur Tischebene vergroumlssern koumlnne Das
ist natuumlrlich Unsinn und gehoumlrt in die gleiche Kategorie wie das noch bdquozu erfindende
Perpetuum Mobileldquo
Die Luftwiderstands- und Auftriebskoeffizienten kw bzw ka sind abhaumlngig vom An-
stroumlmwinkel der Luft und von der Haltung des Springers Sie sind somit zeitlich ver-
aumlnderlich Aus der Vermessung der Flugbahnen 2006 in Engelberg hat das Biomecha-
nische Institut der ETHZ fuumlr die weltbesten Springer folgende Werte in Funktion der
Bahnneigung ermittelt
14
Luftkraftbeiwerte Engelberg 2006
Rang 1 - 5 Rang 6 - 15 Rang 16 - 25
φdeg kW kA kW kA kW kA
0 000185 000093 000232 000116 000261 000130
2 000204 000139 000245 000180 000271 000177
4 000223 000185 000258 000244 000282 000224
6 000243 000231 000272 000308 000293 000270
8 000261 000275 000285 000365 000304 000316
10 000281 000316 000298 000396 000315 000350
12 000301 000354 000311 000424 000326 000382
14 000319 000390 000325 000450 000337 000411
16 000338 000424 000337 000472 000347 000436
18 000355 000455 000350 000492 000357 000459
20 000372 000484 000362 000508 000367 000479
22 000388 000511 000374 000522 000376 000496
24 000403 000534 000386 000534 000386 000510
26 000418 000555 000398 000543 000396 000521
28 000432 000574 000410 000550 000407 000531
30 000447 000591 000422 000555 000419 000538
32 000462 000605 000436 000560 000432 000545
34 000479 000617 000453 000565 000449 000551
36 000502 000628 000474 000571 000471 000558
38 000537 000638 000504 000582 000503 000569
40 000614 000655 000553 000606 000555 000590
42 000691 000672 000602 000629 000606 000611
44 000767 000689 000651 000652 000658 000632
Tab 2 Luftkraftbeiwerte mit der Dimension m-1
Damit kann durch Integration der Differentialgleichungen die einer bestimmten Tisch-
neigung und einer bestimmten Absprunggeschwindigkeit v0 zugehoumlrige Flugbahn
berechnet werden Als Landepunkt K wird vereinfachend der Schnittpunkt der Flug-
bahn mit dem Terrainprofil definiert so wie auch der Anfang der Flugbahn auf den
Ursprung 00] gelegt wird
Der Winkel mit dem sich die Flugbahn mit der Landepiste schneidet ist massgebend
fuumlr den Landestoss den der Springer erfaumlhrt Mit dem Begriff der aumlquivalenten Lande-
houmlhe kann dieser Vorgang anschaulich beschrieben werden Welche Houmlhe soll dem
Springer zugemutet werden aus der er vergleichsweise auf eine Horizontalebenen fal-
len und dabei den Stoss sicher auffangen soll Aus langjaumlhriger Erfahrung weiss man
dass 090 m fuumlr gute Springer ein gutes Mass ist Fuumlr schwaumlchere Springer soll auf
070 m reduziert werden
Der erste Wert wird fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis
115deg) der zweite fuumlr kleine und mittlere Schanzen (Tischneigungen von 8deg bis 95deg)
eingesetzt Sie ergeben Geschwindigkeiten von 42 ms bzw 37 ms und sind gleich-
15
zusetzen mit der Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprungprofil
in K Wenn die Flugbahn im Landepunkt die Neigung φK hat muss das Aufsprungpro-
fil die Neigung
fuumlr α von 10deg bis 115deg β = φK ndash arcsin(42vK ((5)
und fuumlr α von 8deg bis 95deg β = φK ndash arcsin(37vK((6)
haben wobei vKnaL red gartebtulosbA red degeschwindigkeit bedeutet
Fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis 115deg) sind die k-Werte
der Spitzenspringer (Kolonne 1 und 2 Tab 2) und fuumlr kleine und mittlere Schanzen
(Tischneigungen von 8deg bis 95deg) sind die k-Werte fuumlr schwaumlchere Springer (Kolonne
5 und 6 Tab 2) eingesetzt worden
Auf diesen Grundlagen sind die Diagramme fuumlr die Tischneigungen 8deg bis 115deg der
Sprungschanzen-Baunormen 2008 berechnet worden Die Eingrenzungen der zulaumlssi-
gen Bereich der Wertepaare w und hn hat der Ausschuss des Subkomitees auf Grund
von Erfahrungen festgelegt
4 Das Aufsprungprofil
Das Aufsprungprofil vom Schanzentisch bis zum Punkt K soll fuumlr alle Sprungweiten
gute Landebedingungen ermoumlglichen Dazu soll es bei weiten Spruumlngen die Houmlhe der
Flugbahn uumlber Terrain moumlglichst klein halten Das 1992 eingefuumlhrte und 1996 verfei-
nerte Aufsprungprofil in der Form einer kubischen Parabel hat sich bewaumlhrt Fuumlr die
Optimierung der freien Parameter β0 und δβ ist die Kurvenschar aller in Engelberg
vermessenen Fluumlge zu Rate gezogen worden Die Herleitung der Formeln die in den
Bau-Normen das Aufsprungprofil beschreiben ist reine analytische Geometrie und
bedarf keiner weiter gehenden Erklaumlrung
Fuumlr die Berechnung des Endes L des Landebereiches wurden folgende Annahmen ge-
troffen
Bei Skisprungwettkaumlmpfen wird der Punkt K bekanntlich von einzelnen wenigen
Springern uumlbersprungen Aus einer groumlsseren Anzahl Resultatlisten wurden die Uumlber-
weiten w = wKrsquo ndash wK bestimmt wobei wKrsquo die groumlsste erreichte Weite eines Wett-
kampfes ist
16
Abb 5 Groumlsste Weite bei Krsquo die bei einem Wettkampf erreicht wurde
In Abbildung 5 ist die bei dieser Auswertung zu beachtende damals geltende Geo-
metrie mit dem Kreisbogen r2 dargestellt Aus w und dem zur betreffenden Schanze
gehoumlrenden r2 β und der Flugbahnneigung φK bei der Landung ergibt sich fuumlr die Ver-
schiebung der Flugbahn
D = r2[cos(φK ndash β) ndash cos(φK ndash βKrsquo)] wobei βKrsquo = β ndash Δwr2180π ist
Es hat sich gezeigt dass der Grenzwert fuumlr D etwa bei 0018w liegt Fuumlr diese moumlgli-
chen Groumlsstweiten bei L soll eine aumlquivalente Landehoumlhe von 160 m eingeplant wer-
den Messungen anlaumlsslich der Skiflug-WM 1976 in Oberstdorf haben gezeigt dass
die damit verbundene Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprung-
profil v von 56 ms noch gestanden werden kann Bei L soll somit die Neigung der
Landepiste
βL = φL ndash arcsin(56vL ((7)
betragen
Der Landebereich von K bis L wird als Kreisabschnitt gestaltet Der Radius des Bo-
gens sei rL Fuumlr den Abstand l2 von K und L ergibt sich
l2 = (β ndash βL) rLπ180 = [(φK ndash arcsin(42vK ((ndash (φL ndash arcsin(56vLr [((Lπ180
fuumlr α von 10deg bis 115deg Fuumlr die kleineren α-Werte muumlsste der zweite Term im Klam-
merausdruck konsequenterweise arcsin(37vK gnugelrebUuml nehcielg red tiM netual (
mit der die Landekomponente v bei K fuumlr schwaumlchere Springer herabgesetzt wurde
soll dies auch bei L geschehen so dass der angeschriebene Ausdruck fuumlr l2 fuumlr alle α-
Werte gelten kann
Am Ende der Flugbahn besonders bei den grossen Schanzen ist man nicht mehr weit
von der stationaumlren Endgeschwindigkeit entfernt so dass die Aumlnderung von Betrag
und Richtung der Fluggeschwindigkeit in diesem kurzen Abschnitt im Rahmen der
17
hier gebotenen Genauigkeit vernachlaumlssigbar wird Im weiteren sind die Landewinkel
so klein dass ihr Sinus durch das Bogenmass ersetzt werden kann
Mit vLv asymp K dnu φL asymp φK vereinfachen sich die Gleichungen auf
βL = β ndash 14vK180π (8)
l2 = 14rLvK (9)
Abb 6 Landebereich K bis L
Aus Abbildung 6 erhaumllt man schliesslich
d = 0018w = l2tg(φK ndash β) + l222rL = 1442 rL vK
2 + 14
2 rLvK
22
oder rL = vK2w380 (10)
Die letzte Gleichung stellt die Verbindung zwischen dem bei groumlsseren Schanzen beo-
bachteten durchschnittlichen Mass d und dem Unterschied des zugelassenen v bei K
und L her rL muss aber auch gewaumlhrleisten dass beim Durchfahren der Landestrecke
die Zentrifugalbeschleunigung in Grenzen bleibt Sie soll 80 von g nicht uumlberstei-
gen Es ist somit auch
rL ge 0125 vK2
(10a)
einzuhalten Diese Dimensionierung wird somit bei Schanzen mit w le 48 m
massgebend rL soll auf den naumlchsten Zehnerwert aufgerundet werden
Mit βL und rL sind die Koordinaten von L gegeben
Die Landegeschwindigkeit vK erhaumllt man mit der Integration der Flugbahn Da die zu-
laumlssigen Felder fuumlr die Wertepaare [w hn] fuumlr die verschiedenen Tischneigungen α
einen relativ schmalen Streifen bilden gilt mit ausreichender Genauigkeit die lineare
Beziehung
vK = 068v0 + 1244 (11)
Wenn immer hier von bdquoausreichenderldquo Genauigkeit die Rede ist heisst das dass der
eingeraumlumte Fehler im Bereich weniger Prozente liegt in einem Toleranzbereich der
auch den biomechanischen Ausgangsgroumlssen wie aumlquivalente Landehoumlhe zugespro-
18
chen werden muss Allerdings muss festgehalten werden dass fuumlr die Anwendung sol-
cher Vereinfachung vorausgesetzt werden muss dass der Planer nicht von den Vorga-
ben abweicht
Bei den ganz kleinen Schanzen wird vK von der Naumlherungsformel gegenuumlber der
Wirklichkeit etwas zu gross berechnet Man liegt damit aber auf der sicheren Seite
5 Die Landung
Wer in L landet faumlhrt mit der groumlsstmoumlglichen Geschwindigkeit in den anschliessen-
den Uumlbergangsbogen Der Springer muss durch seine Muskelkraft die Normalkompo-
nente seiner Geschwindigkeit vL= 56 ms auf Null abbremsen Die kinetische Ener-
gie ist
m5622 = 1568m m = Masse Springer und Ski
Wenn er konstant die Kraft die seinem Gewicht samt Ski entspricht bei der Landung
einsetzten wuumlrde haumltte er die aumlquivalente Fallhoumlhe von 160 m zuruumlckzulegen Die
Zeit die er dazu benoumltigt ist t = 56981 = 0571 s Waumlhrend dieser Zeit ist der
Druck auf die Spur um sein Gewicht groumlsser so dass er eine um tgρmg erhoumlhte
Reibungskraft erfaumlhrt und dies uumlber eine Strecke von vLcos(φK ndash βL)0571 Diese
Reibungsenergie geht auf Kosten der kinetischen Energie die in der Geschwindig-
keitskomponente v parallel zum Hang liegt Die verbleibende Energie ist
frac12mv2 = frac12mvL
2cos
2(φK ndash βL) ndash tgρmgvLcos(φK ndash βL)0571 =
frac12mvLcos(φK ndash βL)[vL cos(φK ndash βL) ndash 2tgρ9810571]
Nach einiger Umformung erhaumllt man fuumlr die verbleibende Gleitgeschwindigkeit bei
einer Landung in L in erster Naumlherung
v = vK ndash 16vK ndash 01ρ (Reibungswinkel ρ in alt Grad) (12)
Der Kraft-Zeit-Verlauf ist in Wirklichkeit weder genau mg noch ist er konstant Wie
man leicht zeigen kann ist das Ergebnis aber nicht davon beeinflusst ausser dass sich
die Geschwindigkeit am Ende des Landungsprozesses fruumlher oder spaumlter einstellt Da
die Geschwindigkeitsabminderung aber sehr klein ist kann dieser Umstand vernach-
laumlssigt werden
Der Normaldruck auf das Profil soll analog zur Uumlbergangskurve im Anlauf auf 18g
beschraumlnkt werden dh
gcosβL + v2r2L le 18g asymp 18 (13)
Damit erhaumllt man fuumlr r2L die Eingrenzung
rL ge r2L ge v2(18 ndash 10cosβL) (14)
19
Bei Grossschanzen ist der Spielraum fuumlr r2L nach oben durch die Forderung
zU le 88 m
eingeschraumlnkt Mehr dazu im naumlchsten Kapitel
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf
Der Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U (siehe Abbildung 7) bisher ein Kreisbogen
mit Radius r2 soll durch eine (quadratische) Parabel ersetzt werden Sie soll im Punkt
L die Neigung βL uumlbernehmen und im Punkt U eine horizontale Tangente haben Die
Kruumlmmungsradien r2L und r2 in den Punkten L bzw U sind frei waumlhlbar Ideal ist die
Wahl r2L = rL
Um die vier Freiheitsgrade zu gewaumlhrleisten muss die Parabel auch schief gedreht
werden koumlnnen Der Drehwinkel sei τ und im Gegenuhrzeigersinn positiv
Abb 7 Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U
Die Gleichung der Parabel im gedrehten Koordinatensystem ist
η = Cξ2
Aus der transzendenten Gleichung
r2Lr2 = [cosτcos(τ+βL)]3 (15)
ist zunaumlchst der Drehwinkel τ zu berechnen Dann ergeben sich der Reihe nach
C = 1(2r2(cosτ)3) (16)
a = ndash tg(βL+ τ)2C (17)
b = ndash tg(τ)2C (18)
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
7
sem Bereich liegt das Gros der Schanzen Mit kleiner werdender Differenz γ-α naumlhert
sich die kubische Parabel der Klothoide an
22 Berechnung der Anlauflaumlngen e und es
Die Auswertung der Filmaufnahmen vom Dezember 2006 in Engelberg CH hat erge-
ben dass der Luftwiderstandskoeffizient des Springers in der Kauerstellung k =
00011 m-1
mit einer Standardabweichung von 00001 m-1
betraumlgt (siehe Bericht der
ETHZ vom 29 Maumlrz 2008 Seite 31) Fuumlr die Berechnung des Diagrammes Abbildung
2 in den bdquoGrundlagen fuumlr die Projektierung einer Skisprungschanzeldquo 1996 haben wir k
= 00014 angenommen Damit kann eine Verringerung des Reibungsverlustes von
rund 20 festgestellt werden Fuumlr den Gleitreibungskoeffizient wurde ein Reibungs-
winkel ρ = 17deg mit einer Streuung von 06deg ermittelt
Fuumlr die Bestimmung der obersten Einstiegluke ist von einem v0 auszugehen das ein
Mittelklassespringer braucht um bei ρ = 3deg bei Windstille K zu erreichen
Fuumlr die Ermittlung des Ortes der untersten Einstiegluke ist davon auszugehen dass ein
Spitzenspringer bei besten Spurverhaumlltnissen von dieser Luke startend den Konstrukti-
onspunkt K nicht uumlberspringen soll Bei Aufwind ist ein noch etwas tieferer Startplatz
erforderlich Fuumlr die Berechnung kann auf die sichere Seite gehend ρ = 0deg gesetzt
werden
Die Anlauflaumlngen erhaumllt man aus der Bewegungsdifferentialgleichung Sie ist vom
Typus einer linearen inhomogenen Differentialgleichung erster Ordnung und damit
geschlossen loumlsbar wenn man v2 als Funktion definiert fuumlr s als unabhaumlngige Variable
den zuruumlckgelegten Bahnabschnitt einsetzt und wenn das Laumlngsprofil z(s) mit einer
mathematischen Funktion beschrieben wird Natuumlrlich kann eine Loumlsung mit den Me-
thoden der angewandten Mathematik und mit den heute gebraumluchlichen Hilfsmitteln
(zB Excel-Programm) einfach und schnell gefunden werden Trotzdem soll hier die
klassische geschlossene Loumlsung dargestellt werden
Die Differentialgleichung lautet
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2
Dabei ist φ die Bahnneigung und r der Bahnkruumlmmungsradius als Funktionen von s
ρ ist der Reibungswinkel Ski auf Anlaufspur und k der Luftwiderstandsbeiwert ρ und
k koumlnnen als konstant angenommen werden
Fuumlr eine gerade Fahrspur mit der Neigung γ ist die Loumlsung der Differentialgleichung
v2(s) = vA
2EXP(-2ks) + gksin(γ-ρ)[1 ndash EXP(-2ks)]
wobei vA die Geschwindigkeit am Anfang also bei s = 0 ist Wenn es sich um den
Startpunkt des Anlaufes handelt ist vA = 0 und bei E1 ist
8
v12 = gksin(γ-ρ)[1 ndash EXP(-2klg)]
wenn lg die Laumlnge vom Startpunkt bis E1 ist
Die Loumlsung fuumlr die kubische Parabel als Uumlbergangskurve ist
s
v2 = [v1
2 + 2g int (sin(γ-φ-ρ) EXP(2int(k + ρr)ds)ds] EXP(-2int(k + ρr)ds))
deg
v1 ist die Geschwindigkeit bei E1 am Anfang der Uumlbergangskurve φ die Neigung und r
der Kruumlmmungsradius der Kurve als Funktion der durchfahrenen Strecke s Es emp-
fiehlt sich fuumlr die Integration letztere in Potenzreihen von s umzuwandeln Die Rei-
hen erreichen mit drei Gliedern die wuumlnschbare Genauigkeit und sind
φ = 180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10)
1r = 6Cs(1 ndash 144C^2s^4 + 2160C^4s^8)
Das Integral in der Exponentialfunktion der Loumlsung kann mit den Reihen einfach be-
stimmt werden Die Loumlsung ist
v2(s) = [v1
2 + 1962int(sin(γ-ρ-180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10))
EXP(2ks + 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))ds]
EXP(-2ks - 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))
Das Integral ist in den Grenzen 0 bis s zu berechnen
Fuumlr s = l erhaumllt man v22 in E2 am Anfang des Schanzentisches
Der Vollstaumlndigkeit halber sei auch noch die Loumlsung fuumlr die kreisfoumlrmige Uumlber-
gangskurve mit Radius r1 angegeben
v2 = [v1
2 ndash 2gr1cosλcos(γ ndash ρ ndash λ)]EXP(-2(k + ρ π180r1)s) + 2gr1cos λ
cos(γ ndash ρ ndash λ ndash 180πsr1)
wobei λ = arctg(2(kr1 + π180ρ))
ist
Fuumlr s = (γ ndash α)π 180r1 erhaumllt man v22 in E2 am Anfang des Schanzentisches
v22 = [v1
2 ndash 2gr1cos λcos(γ ndash ρ ndash λ)]EXP(ndash 2(k + ρ π180r1)(γ ndash α)π 180r1)
+ 2gr1cos λcos(α ndash ρ ndash λ)
9
Die Beschleunigung auf dem Schanzentisch
v0 ist die Komponente parallel zur Tischneigung der Startgeschwindigkeit des Fluges
und damit die erreichte Endgeschwindigkeit auf der Schanzentischkante Aus der
Gleichung fuumlr die gerade Anlaufbahn folgt
v02= v2
2EXP(-2k025v2) + gksin(α-ρ)(1 ndash EXP(-2k025v2)
wenn fuumlr s die Tischlaumlnge t = 025v0 025v2 gesetzt wird (025 hat die Dimension
Sekunde) k nimmt von 00011 bei E2 bis zur Tischkante auf 00017 zu (Bericht ETHZ
Seite 31) Man kann den Mittelwert k = 00014 als Konstante in die Rechnung einfuumlh-
ren Die Abweichung des Ergebnisses liegt weit unter einem Promille Die Reihenent-
wicklung der Exponentialfunktion liefert als erste Naumlherung
v02 = v2
2 (1 ndash 05kv2) + 05gsin(α-ρ)v2
Fuumlr die Berechnung der Anlauflaumlnge e ist von der Tischkante aufwaumlrts zu rechnen
Die Geschwindigkeitsquadrate sind dann wenn wiederum in dieser Naumlherung v2 v0
gesetzt wird
Tisch v22 = v0
2(1 + 05kv0) ndash 05gsin(α-ρ)v0
Kubische Parabel
v12 = v2
2 EXP(2kl + 2ρπ1806C(05l^2 ndash 24C^2l^6 + 216C^4l^10))
l
ndash 1962int(sin(γ-ρ-180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10))
deg
EXP(2ks + 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))ds
Kreis
v12 = [v2
2 ndash 2gr1cos λcos(α ndash ρ ndash λ)]EXP(2(k + ρ π180r1)(γ ndash α)π 180r1
+ 2gr1cos λcos(γ ndash ρ ndash λ) wobei
λ = arctg(2(kr1 + π180ρ)) ist
Es kommt vor dass v12 negativ ausfaumlllt was bedeutet dass v1 = 0 auf der Uumlbergangs-
kurve erreicht wird Damit liegt der Startpunkt B unter E1
Gerade Anlaufspur
Die Laumlnge zwischen Startpunkt und E1 ist
lg = ndash 1(2k)ln(1 ndash v12kgsin(γ-ρ))
Wenn v12 negativ ist wird auch lg negativ Die Formel fuumlr lg berechnet die Laumlnge zwi-
schen Startpunkt und E1 auch in diesem Fall richtig und vorzeichengerecht
10
In den sbquoSprungschanzen Bau-Normen 2008rsquo sind die Anlauflaumlngen e in Funktion von γ
und v0 fuumlr α = 10deg Reibungswinkel ρ = 3deg und r1 = 014v02 graphisch dargestellt Die
Verkuumlrzung es des Anlaufs wenn ρ = 0deg ist kann mit der Naumlherung
es = evo(23 + γ6)
berechnet werden Fuumlr ein kleineres v0 auf unveraumlndertem Anlauf faumlllt e etwas zu kurz
aus weil ein verkleinerter Radius r1 einer bestimmten Anlauflaumlnge e eine groumlssere Houml-
hendifferenz zuordnet Diesen Fehler macht man wenn auf einem Anlauf dimensio-
niert fuumlr den Mittelklassespringer der Anlauf fuumlr den Spitzenklassespringer mit der
geringeren Absprunggeschwindigkeit bestimmen wird Die Durchrechnung ergibt
dass bei einer 20 m Schanze B um 140 m und bei einer 130 m Schanze B um 060 m
zu tief ausfaumlllt Der Fehler liegt auf der sicheren Seite
23 Festlegung der Anlaufspurkruumlmmung 1r1 im Punkt E2
Beim bisherigen Kreisbogen war der Radius r1 zwischen 014v02 und 016v0
2 zu
waumlhlen wobei in letzter Zeit vermehrt der obere Grenzwert gewaumlhlt wurde weil die
Springer gegenuumlber fruumlher mit verstaumlrkter Vorlage den Anlauf befahren
In Abbildung 3 ist die Druckentwicklung im Anlauf die ein Springer erfaumlhrt aufge-
zeigt und zwar fuumlr Kreis und kubische Parabel als Uumlbergangskurve Die Eingangsdaten
fuumlr die Berechnung sind fuumlr beide Uumlbergangskurven
α = 8deg γ = 37deg ρ = 3deg k = 00011 t = 65 m v0 = 26 ms
Fuumlr die Kreisform wird der heute uumlbliche Wert r1 = 016v02 = 10816 m gewaumlhlt Auf
dem geraden Teil von 4060 m Laumlnge wirkt allein die Komponente des Gewichtes des
Springers senkrecht zur Bahnneigung also cosγg = 080g Beim Uumlbergang in das
Kreisprofil hat der Springer die Geschwindigkeit 2064 ms erreicht Sie erzeugt zu-
saumltzlich zum Gewicht eine Zentrifugalkraft von 040g Der Druck nimmt also ploumltz-
lich vom 08-fachen Druck um 50 auf den 120-fachen Wert zu Auf der Kreisbahn
erfolgt eine weitere Zunahme auf 163g Beim Uumlbergang auf den Schanzentisch sinkt
der Druck ploumltzlich ab auf cosαg = 099g was hier aber erwuumlnscht ist Auf der
Tischkante wird v0 = 2600 ms erreicht
Bei der kubischen Parabel wird fuumlr den Endradius vor dem Schanzentisch 014v02 =
9464 m eingesetzt Der gerade Teil ist noch 2169 m lang und die Geschwindigkeit an
deren Ende betraumlgt 1524 ms Auf dem 7227 m langen Teil der Uumlbergangskurve
nimmt die Geschwindigkeit auf den vorgegebene Wert von 26 ms zu und der Druck
steigt allmaumlhlich auf 172g Dieser Druck ist um 5 houmlher als beim Kreisprofil was
am Ende der Uumlbergangskurve aber ohne Belang ist
11
Abb 3 Normalbeschleunigung auf die Spur Vergleich Kreiskubische Parabel
Aus dieser Betrachtung folgt dass bei einer Reduktion des Endradiuskoeffizienten r1
von 016 auf 014 der Druck nur um 5 houmlher ausfaumlllt was nicht relevant ist Demge-
genuumlber ist der Umstand dass beim Einbau einer kubischen Parabel am Anfang der
Uumlbergangskurve der schlagartige Anstieg des Druckes entfaumlllt und der Enddruck erst
allmaumlhlich erreicht wird eine grosse Komfortverbesserung
Abschliessend soll die Auswirkung der Wahl der kubischen Parabel gegenuumlber der
bisherigen Wahl eines Kreises auf die Geometrie des Anlaufes insbesondere auf die
Anlauflaumlnge dargestellt werden (Abbildung 4) Dazu sollen Ausgangswerte ange-
nommen werden wie sie bei Grossschanzen haumlufig sind
α = 11deg γ = 35 deg t = 65 m v0 = 26 ms = 3deg kw = 00011
Fall 1 r1 = 014v02
= 9464m
Kreis Anlauflaumlnge 8895 m Startpunkt [-8300 4490]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9134 m Startpunkt [-8565 4510]
Fall 2 r1 = 016v02 = 10816
Kreis Anlauflaumlnge 9121 m Startpunkt [-8539 4515]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9391 m Startpunkt [-8840 4537]
12
In Abbildung 4 sind die obigen Ergebnisse dargestellt Sie zeigt die Unterschiede zwi-
schen Kreis und kubischer Parabel Die Anlauflaumlnge ist bei ein und demselben gewaumlhl-
ten Radius bei der kubischen Parabel ca 250 m laumlnger als beim Kreis Interessant ist
die Feststellung dass der Startpunkt beim Kreis mit dem jetzt gebraumluchlichen Koeffi-
zienten 016 fuumlr r1 und jener bei der kubischen Parabel auf wenig Zentimeter gleich ist
wenn bei letzterer der Koeffizient 014 verwendet wird Damit ist aufgezeigt dass die
oben begruumlndete Moumlglichkeit der Radiusverkleinerung zu gleich langen Anlaumlufen und
gleicher Lage fuumlhrt wie bisher bei der Verwendung eines Kreisbogens
Es wird daher bei Verwendung einer kubischen Parabel als Uumlbergangskurve festgelegt
dass der Radius bei Erreichen des Schanzentisches mindestens
r1 = 014v02
erreichen muss houmlchstens aber
r1 = 016v02
erreichen darf Dies deshalb damit ein ausreichender Entlastungseffekt durch den
ploumltzlichen Wegfall der Zentrifugalkraft auf dem Schanzentisch erhalten bleibt
Eine weitere wichtige Feststellung Wenn bei einem bestehenden Anlauf mit
Kreisbogen sein Radius r1 = 016v02 betraumlgt kann ohne Veraumlnderung des gera-
den Anlaufteils mit kleinem Aufwand nachtraumlglich die Kreisform in eine kubisch
Parabel umgebaut werden
Abb 4 Vergleich Kreiskubische Parabel Einfluss des Kruumlmmungsradius r1
13
3 Der Flug
Die Koordinaten eines Punktes der Flugbahn sowie deren Neigung an dieser Stelle
erhaumllt man aus der Integration des Differentialgleichungssystems das den Flug be-
schreibt
Es sind dies die vier nichtlinearen Differentialgleichungen erster Ordnung
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
mit den Anfangsbedingungen
x(o) = 0
z(0) = 0
v(0) = (v02 + v
2)^05
φ(0) = α ndash δ
Dabei ist v die aktuelle Fluggeschwindigkeit der Neigungswinkel der Flugbahn im
Uhrzeigersinn gemessen und der Winkel um den der Absprungwinkel (Neigung der
Flugbahn bei x = 0) durch den Absprungeffekt gegenuumlber der Tischneigung angehoben
wird
δ = arctg(vv0)
v ist die Geschwindigkeit senkrecht zur Tischebene die der Schwerpunkt des Koumlrper-
Ski-Systems im Augenblick des Abhebens erreicht Auswertungen von weitesten
Spruumlngen haben fuumlr v 22 ms ergeben Dieser Wert ist bei der Berechnung der Dia-
gramme Abbildung 4 bis 11 in den bdquoSkisprungschanzen Bau-Normen 2008ldquo fuumlr alle
Tischneigungen eingesetzt worden
An dieser Stelle ist noch auf eine immer wieder hartnaumlckig vertretene Meinung hinzu-
weisen die dahin geht dass der Springer bei geeigneter Absprungtechnik die Ab-
sprunggeschwindigkeitskomponente parallel zur Tischebene vergroumlssern koumlnne Das
ist natuumlrlich Unsinn und gehoumlrt in die gleiche Kategorie wie das noch bdquozu erfindende
Perpetuum Mobileldquo
Die Luftwiderstands- und Auftriebskoeffizienten kw bzw ka sind abhaumlngig vom An-
stroumlmwinkel der Luft und von der Haltung des Springers Sie sind somit zeitlich ver-
aumlnderlich Aus der Vermessung der Flugbahnen 2006 in Engelberg hat das Biomecha-
nische Institut der ETHZ fuumlr die weltbesten Springer folgende Werte in Funktion der
Bahnneigung ermittelt
14
Luftkraftbeiwerte Engelberg 2006
Rang 1 - 5 Rang 6 - 15 Rang 16 - 25
φdeg kW kA kW kA kW kA
0 000185 000093 000232 000116 000261 000130
2 000204 000139 000245 000180 000271 000177
4 000223 000185 000258 000244 000282 000224
6 000243 000231 000272 000308 000293 000270
8 000261 000275 000285 000365 000304 000316
10 000281 000316 000298 000396 000315 000350
12 000301 000354 000311 000424 000326 000382
14 000319 000390 000325 000450 000337 000411
16 000338 000424 000337 000472 000347 000436
18 000355 000455 000350 000492 000357 000459
20 000372 000484 000362 000508 000367 000479
22 000388 000511 000374 000522 000376 000496
24 000403 000534 000386 000534 000386 000510
26 000418 000555 000398 000543 000396 000521
28 000432 000574 000410 000550 000407 000531
30 000447 000591 000422 000555 000419 000538
32 000462 000605 000436 000560 000432 000545
34 000479 000617 000453 000565 000449 000551
36 000502 000628 000474 000571 000471 000558
38 000537 000638 000504 000582 000503 000569
40 000614 000655 000553 000606 000555 000590
42 000691 000672 000602 000629 000606 000611
44 000767 000689 000651 000652 000658 000632
Tab 2 Luftkraftbeiwerte mit der Dimension m-1
Damit kann durch Integration der Differentialgleichungen die einer bestimmten Tisch-
neigung und einer bestimmten Absprunggeschwindigkeit v0 zugehoumlrige Flugbahn
berechnet werden Als Landepunkt K wird vereinfachend der Schnittpunkt der Flug-
bahn mit dem Terrainprofil definiert so wie auch der Anfang der Flugbahn auf den
Ursprung 00] gelegt wird
Der Winkel mit dem sich die Flugbahn mit der Landepiste schneidet ist massgebend
fuumlr den Landestoss den der Springer erfaumlhrt Mit dem Begriff der aumlquivalenten Lande-
houmlhe kann dieser Vorgang anschaulich beschrieben werden Welche Houmlhe soll dem
Springer zugemutet werden aus der er vergleichsweise auf eine Horizontalebenen fal-
len und dabei den Stoss sicher auffangen soll Aus langjaumlhriger Erfahrung weiss man
dass 090 m fuumlr gute Springer ein gutes Mass ist Fuumlr schwaumlchere Springer soll auf
070 m reduziert werden
Der erste Wert wird fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis
115deg) der zweite fuumlr kleine und mittlere Schanzen (Tischneigungen von 8deg bis 95deg)
eingesetzt Sie ergeben Geschwindigkeiten von 42 ms bzw 37 ms und sind gleich-
15
zusetzen mit der Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprungprofil
in K Wenn die Flugbahn im Landepunkt die Neigung φK hat muss das Aufsprungpro-
fil die Neigung
fuumlr α von 10deg bis 115deg β = φK ndash arcsin(42vK ((5)
und fuumlr α von 8deg bis 95deg β = φK ndash arcsin(37vK((6)
haben wobei vKnaL red gartebtulosbA red degeschwindigkeit bedeutet
Fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis 115deg) sind die k-Werte
der Spitzenspringer (Kolonne 1 und 2 Tab 2) und fuumlr kleine und mittlere Schanzen
(Tischneigungen von 8deg bis 95deg) sind die k-Werte fuumlr schwaumlchere Springer (Kolonne
5 und 6 Tab 2) eingesetzt worden
Auf diesen Grundlagen sind die Diagramme fuumlr die Tischneigungen 8deg bis 115deg der
Sprungschanzen-Baunormen 2008 berechnet worden Die Eingrenzungen der zulaumlssi-
gen Bereich der Wertepaare w und hn hat der Ausschuss des Subkomitees auf Grund
von Erfahrungen festgelegt
4 Das Aufsprungprofil
Das Aufsprungprofil vom Schanzentisch bis zum Punkt K soll fuumlr alle Sprungweiten
gute Landebedingungen ermoumlglichen Dazu soll es bei weiten Spruumlngen die Houmlhe der
Flugbahn uumlber Terrain moumlglichst klein halten Das 1992 eingefuumlhrte und 1996 verfei-
nerte Aufsprungprofil in der Form einer kubischen Parabel hat sich bewaumlhrt Fuumlr die
Optimierung der freien Parameter β0 und δβ ist die Kurvenschar aller in Engelberg
vermessenen Fluumlge zu Rate gezogen worden Die Herleitung der Formeln die in den
Bau-Normen das Aufsprungprofil beschreiben ist reine analytische Geometrie und
bedarf keiner weiter gehenden Erklaumlrung
Fuumlr die Berechnung des Endes L des Landebereiches wurden folgende Annahmen ge-
troffen
Bei Skisprungwettkaumlmpfen wird der Punkt K bekanntlich von einzelnen wenigen
Springern uumlbersprungen Aus einer groumlsseren Anzahl Resultatlisten wurden die Uumlber-
weiten w = wKrsquo ndash wK bestimmt wobei wKrsquo die groumlsste erreichte Weite eines Wett-
kampfes ist
16
Abb 5 Groumlsste Weite bei Krsquo die bei einem Wettkampf erreicht wurde
In Abbildung 5 ist die bei dieser Auswertung zu beachtende damals geltende Geo-
metrie mit dem Kreisbogen r2 dargestellt Aus w und dem zur betreffenden Schanze
gehoumlrenden r2 β und der Flugbahnneigung φK bei der Landung ergibt sich fuumlr die Ver-
schiebung der Flugbahn
D = r2[cos(φK ndash β) ndash cos(φK ndash βKrsquo)] wobei βKrsquo = β ndash Δwr2180π ist
Es hat sich gezeigt dass der Grenzwert fuumlr D etwa bei 0018w liegt Fuumlr diese moumlgli-
chen Groumlsstweiten bei L soll eine aumlquivalente Landehoumlhe von 160 m eingeplant wer-
den Messungen anlaumlsslich der Skiflug-WM 1976 in Oberstdorf haben gezeigt dass
die damit verbundene Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprung-
profil v von 56 ms noch gestanden werden kann Bei L soll somit die Neigung der
Landepiste
βL = φL ndash arcsin(56vL ((7)
betragen
Der Landebereich von K bis L wird als Kreisabschnitt gestaltet Der Radius des Bo-
gens sei rL Fuumlr den Abstand l2 von K und L ergibt sich
l2 = (β ndash βL) rLπ180 = [(φK ndash arcsin(42vK ((ndash (φL ndash arcsin(56vLr [((Lπ180
fuumlr α von 10deg bis 115deg Fuumlr die kleineren α-Werte muumlsste der zweite Term im Klam-
merausdruck konsequenterweise arcsin(37vK gnugelrebUuml nehcielg red tiM netual (
mit der die Landekomponente v bei K fuumlr schwaumlchere Springer herabgesetzt wurde
soll dies auch bei L geschehen so dass der angeschriebene Ausdruck fuumlr l2 fuumlr alle α-
Werte gelten kann
Am Ende der Flugbahn besonders bei den grossen Schanzen ist man nicht mehr weit
von der stationaumlren Endgeschwindigkeit entfernt so dass die Aumlnderung von Betrag
und Richtung der Fluggeschwindigkeit in diesem kurzen Abschnitt im Rahmen der
17
hier gebotenen Genauigkeit vernachlaumlssigbar wird Im weiteren sind die Landewinkel
so klein dass ihr Sinus durch das Bogenmass ersetzt werden kann
Mit vLv asymp K dnu φL asymp φK vereinfachen sich die Gleichungen auf
βL = β ndash 14vK180π (8)
l2 = 14rLvK (9)
Abb 6 Landebereich K bis L
Aus Abbildung 6 erhaumllt man schliesslich
d = 0018w = l2tg(φK ndash β) + l222rL = 1442 rL vK
2 + 14
2 rLvK
22
oder rL = vK2w380 (10)
Die letzte Gleichung stellt die Verbindung zwischen dem bei groumlsseren Schanzen beo-
bachteten durchschnittlichen Mass d und dem Unterschied des zugelassenen v bei K
und L her rL muss aber auch gewaumlhrleisten dass beim Durchfahren der Landestrecke
die Zentrifugalbeschleunigung in Grenzen bleibt Sie soll 80 von g nicht uumlberstei-
gen Es ist somit auch
rL ge 0125 vK2
(10a)
einzuhalten Diese Dimensionierung wird somit bei Schanzen mit w le 48 m
massgebend rL soll auf den naumlchsten Zehnerwert aufgerundet werden
Mit βL und rL sind die Koordinaten von L gegeben
Die Landegeschwindigkeit vK erhaumllt man mit der Integration der Flugbahn Da die zu-
laumlssigen Felder fuumlr die Wertepaare [w hn] fuumlr die verschiedenen Tischneigungen α
einen relativ schmalen Streifen bilden gilt mit ausreichender Genauigkeit die lineare
Beziehung
vK = 068v0 + 1244 (11)
Wenn immer hier von bdquoausreichenderldquo Genauigkeit die Rede ist heisst das dass der
eingeraumlumte Fehler im Bereich weniger Prozente liegt in einem Toleranzbereich der
auch den biomechanischen Ausgangsgroumlssen wie aumlquivalente Landehoumlhe zugespro-
18
chen werden muss Allerdings muss festgehalten werden dass fuumlr die Anwendung sol-
cher Vereinfachung vorausgesetzt werden muss dass der Planer nicht von den Vorga-
ben abweicht
Bei den ganz kleinen Schanzen wird vK von der Naumlherungsformel gegenuumlber der
Wirklichkeit etwas zu gross berechnet Man liegt damit aber auf der sicheren Seite
5 Die Landung
Wer in L landet faumlhrt mit der groumlsstmoumlglichen Geschwindigkeit in den anschliessen-
den Uumlbergangsbogen Der Springer muss durch seine Muskelkraft die Normalkompo-
nente seiner Geschwindigkeit vL= 56 ms auf Null abbremsen Die kinetische Ener-
gie ist
m5622 = 1568m m = Masse Springer und Ski
Wenn er konstant die Kraft die seinem Gewicht samt Ski entspricht bei der Landung
einsetzten wuumlrde haumltte er die aumlquivalente Fallhoumlhe von 160 m zuruumlckzulegen Die
Zeit die er dazu benoumltigt ist t = 56981 = 0571 s Waumlhrend dieser Zeit ist der
Druck auf die Spur um sein Gewicht groumlsser so dass er eine um tgρmg erhoumlhte
Reibungskraft erfaumlhrt und dies uumlber eine Strecke von vLcos(φK ndash βL)0571 Diese
Reibungsenergie geht auf Kosten der kinetischen Energie die in der Geschwindig-
keitskomponente v parallel zum Hang liegt Die verbleibende Energie ist
frac12mv2 = frac12mvL
2cos
2(φK ndash βL) ndash tgρmgvLcos(φK ndash βL)0571 =
frac12mvLcos(φK ndash βL)[vL cos(φK ndash βL) ndash 2tgρ9810571]
Nach einiger Umformung erhaumllt man fuumlr die verbleibende Gleitgeschwindigkeit bei
einer Landung in L in erster Naumlherung
v = vK ndash 16vK ndash 01ρ (Reibungswinkel ρ in alt Grad) (12)
Der Kraft-Zeit-Verlauf ist in Wirklichkeit weder genau mg noch ist er konstant Wie
man leicht zeigen kann ist das Ergebnis aber nicht davon beeinflusst ausser dass sich
die Geschwindigkeit am Ende des Landungsprozesses fruumlher oder spaumlter einstellt Da
die Geschwindigkeitsabminderung aber sehr klein ist kann dieser Umstand vernach-
laumlssigt werden
Der Normaldruck auf das Profil soll analog zur Uumlbergangskurve im Anlauf auf 18g
beschraumlnkt werden dh
gcosβL + v2r2L le 18g asymp 18 (13)
Damit erhaumllt man fuumlr r2L die Eingrenzung
rL ge r2L ge v2(18 ndash 10cosβL) (14)
19
Bei Grossschanzen ist der Spielraum fuumlr r2L nach oben durch die Forderung
zU le 88 m
eingeschraumlnkt Mehr dazu im naumlchsten Kapitel
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf
Der Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U (siehe Abbildung 7) bisher ein Kreisbogen
mit Radius r2 soll durch eine (quadratische) Parabel ersetzt werden Sie soll im Punkt
L die Neigung βL uumlbernehmen und im Punkt U eine horizontale Tangente haben Die
Kruumlmmungsradien r2L und r2 in den Punkten L bzw U sind frei waumlhlbar Ideal ist die
Wahl r2L = rL
Um die vier Freiheitsgrade zu gewaumlhrleisten muss die Parabel auch schief gedreht
werden koumlnnen Der Drehwinkel sei τ und im Gegenuhrzeigersinn positiv
Abb 7 Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U
Die Gleichung der Parabel im gedrehten Koordinatensystem ist
η = Cξ2
Aus der transzendenten Gleichung
r2Lr2 = [cosτcos(τ+βL)]3 (15)
ist zunaumlchst der Drehwinkel τ zu berechnen Dann ergeben sich der Reihe nach
C = 1(2r2(cosτ)3) (16)
a = ndash tg(βL+ τ)2C (17)
b = ndash tg(τ)2C (18)
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
8
v12 = gksin(γ-ρ)[1 ndash EXP(-2klg)]
wenn lg die Laumlnge vom Startpunkt bis E1 ist
Die Loumlsung fuumlr die kubische Parabel als Uumlbergangskurve ist
s
v2 = [v1
2 + 2g int (sin(γ-φ-ρ) EXP(2int(k + ρr)ds)ds] EXP(-2int(k + ρr)ds))
deg
v1 ist die Geschwindigkeit bei E1 am Anfang der Uumlbergangskurve φ die Neigung und r
der Kruumlmmungsradius der Kurve als Funktion der durchfahrenen Strecke s Es emp-
fiehlt sich fuumlr die Integration letztere in Potenzreihen von s umzuwandeln Die Rei-
hen erreichen mit drei Gliedern die wuumlnschbare Genauigkeit und sind
φ = 180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10)
1r = 6Cs(1 ndash 144C^2s^4 + 2160C^4s^8)
Das Integral in der Exponentialfunktion der Loumlsung kann mit den Reihen einfach be-
stimmt werden Die Loumlsung ist
v2(s) = [v1
2 + 1962int(sin(γ-ρ-180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10))
EXP(2ks + 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))ds]
EXP(-2ks - 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))
Das Integral ist in den Grenzen 0 bis s zu berechnen
Fuumlr s = l erhaumllt man v22 in E2 am Anfang des Schanzentisches
Der Vollstaumlndigkeit halber sei auch noch die Loumlsung fuumlr die kreisfoumlrmige Uumlber-
gangskurve mit Radius r1 angegeben
v2 = [v1
2 ndash 2gr1cosλcos(γ ndash ρ ndash λ)]EXP(-2(k + ρ π180r1)s) + 2gr1cos λ
cos(γ ndash ρ ndash λ ndash 180πsr1)
wobei λ = arctg(2(kr1 + π180ρ))
ist
Fuumlr s = (γ ndash α)π 180r1 erhaumllt man v22 in E2 am Anfang des Schanzentisches
v22 = [v1
2 ndash 2gr1cos λcos(γ ndash ρ ndash λ)]EXP(ndash 2(k + ρ π180r1)(γ ndash α)π 180r1)
+ 2gr1cos λcos(α ndash ρ ndash λ)
9
Die Beschleunigung auf dem Schanzentisch
v0 ist die Komponente parallel zur Tischneigung der Startgeschwindigkeit des Fluges
und damit die erreichte Endgeschwindigkeit auf der Schanzentischkante Aus der
Gleichung fuumlr die gerade Anlaufbahn folgt
v02= v2
2EXP(-2k025v2) + gksin(α-ρ)(1 ndash EXP(-2k025v2)
wenn fuumlr s die Tischlaumlnge t = 025v0 025v2 gesetzt wird (025 hat die Dimension
Sekunde) k nimmt von 00011 bei E2 bis zur Tischkante auf 00017 zu (Bericht ETHZ
Seite 31) Man kann den Mittelwert k = 00014 als Konstante in die Rechnung einfuumlh-
ren Die Abweichung des Ergebnisses liegt weit unter einem Promille Die Reihenent-
wicklung der Exponentialfunktion liefert als erste Naumlherung
v02 = v2
2 (1 ndash 05kv2) + 05gsin(α-ρ)v2
Fuumlr die Berechnung der Anlauflaumlnge e ist von der Tischkante aufwaumlrts zu rechnen
Die Geschwindigkeitsquadrate sind dann wenn wiederum in dieser Naumlherung v2 v0
gesetzt wird
Tisch v22 = v0
2(1 + 05kv0) ndash 05gsin(α-ρ)v0
Kubische Parabel
v12 = v2
2 EXP(2kl + 2ρπ1806C(05l^2 ndash 24C^2l^6 + 216C^4l^10))
l
ndash 1962int(sin(γ-ρ-180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10))
deg
EXP(2ks + 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))ds
Kreis
v12 = [v2
2 ndash 2gr1cos λcos(α ndash ρ ndash λ)]EXP(2(k + ρ π180r1)(γ ndash α)π 180r1
+ 2gr1cos λcos(γ ndash ρ ndash λ) wobei
λ = arctg(2(kr1 + π180ρ)) ist
Es kommt vor dass v12 negativ ausfaumlllt was bedeutet dass v1 = 0 auf der Uumlbergangs-
kurve erreicht wird Damit liegt der Startpunkt B unter E1
Gerade Anlaufspur
Die Laumlnge zwischen Startpunkt und E1 ist
lg = ndash 1(2k)ln(1 ndash v12kgsin(γ-ρ))
Wenn v12 negativ ist wird auch lg negativ Die Formel fuumlr lg berechnet die Laumlnge zwi-
schen Startpunkt und E1 auch in diesem Fall richtig und vorzeichengerecht
10
In den sbquoSprungschanzen Bau-Normen 2008rsquo sind die Anlauflaumlngen e in Funktion von γ
und v0 fuumlr α = 10deg Reibungswinkel ρ = 3deg und r1 = 014v02 graphisch dargestellt Die
Verkuumlrzung es des Anlaufs wenn ρ = 0deg ist kann mit der Naumlherung
es = evo(23 + γ6)
berechnet werden Fuumlr ein kleineres v0 auf unveraumlndertem Anlauf faumlllt e etwas zu kurz
aus weil ein verkleinerter Radius r1 einer bestimmten Anlauflaumlnge e eine groumlssere Houml-
hendifferenz zuordnet Diesen Fehler macht man wenn auf einem Anlauf dimensio-
niert fuumlr den Mittelklassespringer der Anlauf fuumlr den Spitzenklassespringer mit der
geringeren Absprunggeschwindigkeit bestimmen wird Die Durchrechnung ergibt
dass bei einer 20 m Schanze B um 140 m und bei einer 130 m Schanze B um 060 m
zu tief ausfaumlllt Der Fehler liegt auf der sicheren Seite
23 Festlegung der Anlaufspurkruumlmmung 1r1 im Punkt E2
Beim bisherigen Kreisbogen war der Radius r1 zwischen 014v02 und 016v0
2 zu
waumlhlen wobei in letzter Zeit vermehrt der obere Grenzwert gewaumlhlt wurde weil die
Springer gegenuumlber fruumlher mit verstaumlrkter Vorlage den Anlauf befahren
In Abbildung 3 ist die Druckentwicklung im Anlauf die ein Springer erfaumlhrt aufge-
zeigt und zwar fuumlr Kreis und kubische Parabel als Uumlbergangskurve Die Eingangsdaten
fuumlr die Berechnung sind fuumlr beide Uumlbergangskurven
α = 8deg γ = 37deg ρ = 3deg k = 00011 t = 65 m v0 = 26 ms
Fuumlr die Kreisform wird der heute uumlbliche Wert r1 = 016v02 = 10816 m gewaumlhlt Auf
dem geraden Teil von 4060 m Laumlnge wirkt allein die Komponente des Gewichtes des
Springers senkrecht zur Bahnneigung also cosγg = 080g Beim Uumlbergang in das
Kreisprofil hat der Springer die Geschwindigkeit 2064 ms erreicht Sie erzeugt zu-
saumltzlich zum Gewicht eine Zentrifugalkraft von 040g Der Druck nimmt also ploumltz-
lich vom 08-fachen Druck um 50 auf den 120-fachen Wert zu Auf der Kreisbahn
erfolgt eine weitere Zunahme auf 163g Beim Uumlbergang auf den Schanzentisch sinkt
der Druck ploumltzlich ab auf cosαg = 099g was hier aber erwuumlnscht ist Auf der
Tischkante wird v0 = 2600 ms erreicht
Bei der kubischen Parabel wird fuumlr den Endradius vor dem Schanzentisch 014v02 =
9464 m eingesetzt Der gerade Teil ist noch 2169 m lang und die Geschwindigkeit an
deren Ende betraumlgt 1524 ms Auf dem 7227 m langen Teil der Uumlbergangskurve
nimmt die Geschwindigkeit auf den vorgegebene Wert von 26 ms zu und der Druck
steigt allmaumlhlich auf 172g Dieser Druck ist um 5 houmlher als beim Kreisprofil was
am Ende der Uumlbergangskurve aber ohne Belang ist
11
Abb 3 Normalbeschleunigung auf die Spur Vergleich Kreiskubische Parabel
Aus dieser Betrachtung folgt dass bei einer Reduktion des Endradiuskoeffizienten r1
von 016 auf 014 der Druck nur um 5 houmlher ausfaumlllt was nicht relevant ist Demge-
genuumlber ist der Umstand dass beim Einbau einer kubischen Parabel am Anfang der
Uumlbergangskurve der schlagartige Anstieg des Druckes entfaumlllt und der Enddruck erst
allmaumlhlich erreicht wird eine grosse Komfortverbesserung
Abschliessend soll die Auswirkung der Wahl der kubischen Parabel gegenuumlber der
bisherigen Wahl eines Kreises auf die Geometrie des Anlaufes insbesondere auf die
Anlauflaumlnge dargestellt werden (Abbildung 4) Dazu sollen Ausgangswerte ange-
nommen werden wie sie bei Grossschanzen haumlufig sind
α = 11deg γ = 35 deg t = 65 m v0 = 26 ms = 3deg kw = 00011
Fall 1 r1 = 014v02
= 9464m
Kreis Anlauflaumlnge 8895 m Startpunkt [-8300 4490]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9134 m Startpunkt [-8565 4510]
Fall 2 r1 = 016v02 = 10816
Kreis Anlauflaumlnge 9121 m Startpunkt [-8539 4515]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9391 m Startpunkt [-8840 4537]
12
In Abbildung 4 sind die obigen Ergebnisse dargestellt Sie zeigt die Unterschiede zwi-
schen Kreis und kubischer Parabel Die Anlauflaumlnge ist bei ein und demselben gewaumlhl-
ten Radius bei der kubischen Parabel ca 250 m laumlnger als beim Kreis Interessant ist
die Feststellung dass der Startpunkt beim Kreis mit dem jetzt gebraumluchlichen Koeffi-
zienten 016 fuumlr r1 und jener bei der kubischen Parabel auf wenig Zentimeter gleich ist
wenn bei letzterer der Koeffizient 014 verwendet wird Damit ist aufgezeigt dass die
oben begruumlndete Moumlglichkeit der Radiusverkleinerung zu gleich langen Anlaumlufen und
gleicher Lage fuumlhrt wie bisher bei der Verwendung eines Kreisbogens
Es wird daher bei Verwendung einer kubischen Parabel als Uumlbergangskurve festgelegt
dass der Radius bei Erreichen des Schanzentisches mindestens
r1 = 014v02
erreichen muss houmlchstens aber
r1 = 016v02
erreichen darf Dies deshalb damit ein ausreichender Entlastungseffekt durch den
ploumltzlichen Wegfall der Zentrifugalkraft auf dem Schanzentisch erhalten bleibt
Eine weitere wichtige Feststellung Wenn bei einem bestehenden Anlauf mit
Kreisbogen sein Radius r1 = 016v02 betraumlgt kann ohne Veraumlnderung des gera-
den Anlaufteils mit kleinem Aufwand nachtraumlglich die Kreisform in eine kubisch
Parabel umgebaut werden
Abb 4 Vergleich Kreiskubische Parabel Einfluss des Kruumlmmungsradius r1
13
3 Der Flug
Die Koordinaten eines Punktes der Flugbahn sowie deren Neigung an dieser Stelle
erhaumllt man aus der Integration des Differentialgleichungssystems das den Flug be-
schreibt
Es sind dies die vier nichtlinearen Differentialgleichungen erster Ordnung
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
mit den Anfangsbedingungen
x(o) = 0
z(0) = 0
v(0) = (v02 + v
2)^05
φ(0) = α ndash δ
Dabei ist v die aktuelle Fluggeschwindigkeit der Neigungswinkel der Flugbahn im
Uhrzeigersinn gemessen und der Winkel um den der Absprungwinkel (Neigung der
Flugbahn bei x = 0) durch den Absprungeffekt gegenuumlber der Tischneigung angehoben
wird
δ = arctg(vv0)
v ist die Geschwindigkeit senkrecht zur Tischebene die der Schwerpunkt des Koumlrper-
Ski-Systems im Augenblick des Abhebens erreicht Auswertungen von weitesten
Spruumlngen haben fuumlr v 22 ms ergeben Dieser Wert ist bei der Berechnung der Dia-
gramme Abbildung 4 bis 11 in den bdquoSkisprungschanzen Bau-Normen 2008ldquo fuumlr alle
Tischneigungen eingesetzt worden
An dieser Stelle ist noch auf eine immer wieder hartnaumlckig vertretene Meinung hinzu-
weisen die dahin geht dass der Springer bei geeigneter Absprungtechnik die Ab-
sprunggeschwindigkeitskomponente parallel zur Tischebene vergroumlssern koumlnne Das
ist natuumlrlich Unsinn und gehoumlrt in die gleiche Kategorie wie das noch bdquozu erfindende
Perpetuum Mobileldquo
Die Luftwiderstands- und Auftriebskoeffizienten kw bzw ka sind abhaumlngig vom An-
stroumlmwinkel der Luft und von der Haltung des Springers Sie sind somit zeitlich ver-
aumlnderlich Aus der Vermessung der Flugbahnen 2006 in Engelberg hat das Biomecha-
nische Institut der ETHZ fuumlr die weltbesten Springer folgende Werte in Funktion der
Bahnneigung ermittelt
14
Luftkraftbeiwerte Engelberg 2006
Rang 1 - 5 Rang 6 - 15 Rang 16 - 25
φdeg kW kA kW kA kW kA
0 000185 000093 000232 000116 000261 000130
2 000204 000139 000245 000180 000271 000177
4 000223 000185 000258 000244 000282 000224
6 000243 000231 000272 000308 000293 000270
8 000261 000275 000285 000365 000304 000316
10 000281 000316 000298 000396 000315 000350
12 000301 000354 000311 000424 000326 000382
14 000319 000390 000325 000450 000337 000411
16 000338 000424 000337 000472 000347 000436
18 000355 000455 000350 000492 000357 000459
20 000372 000484 000362 000508 000367 000479
22 000388 000511 000374 000522 000376 000496
24 000403 000534 000386 000534 000386 000510
26 000418 000555 000398 000543 000396 000521
28 000432 000574 000410 000550 000407 000531
30 000447 000591 000422 000555 000419 000538
32 000462 000605 000436 000560 000432 000545
34 000479 000617 000453 000565 000449 000551
36 000502 000628 000474 000571 000471 000558
38 000537 000638 000504 000582 000503 000569
40 000614 000655 000553 000606 000555 000590
42 000691 000672 000602 000629 000606 000611
44 000767 000689 000651 000652 000658 000632
Tab 2 Luftkraftbeiwerte mit der Dimension m-1
Damit kann durch Integration der Differentialgleichungen die einer bestimmten Tisch-
neigung und einer bestimmten Absprunggeschwindigkeit v0 zugehoumlrige Flugbahn
berechnet werden Als Landepunkt K wird vereinfachend der Schnittpunkt der Flug-
bahn mit dem Terrainprofil definiert so wie auch der Anfang der Flugbahn auf den
Ursprung 00] gelegt wird
Der Winkel mit dem sich die Flugbahn mit der Landepiste schneidet ist massgebend
fuumlr den Landestoss den der Springer erfaumlhrt Mit dem Begriff der aumlquivalenten Lande-
houmlhe kann dieser Vorgang anschaulich beschrieben werden Welche Houmlhe soll dem
Springer zugemutet werden aus der er vergleichsweise auf eine Horizontalebenen fal-
len und dabei den Stoss sicher auffangen soll Aus langjaumlhriger Erfahrung weiss man
dass 090 m fuumlr gute Springer ein gutes Mass ist Fuumlr schwaumlchere Springer soll auf
070 m reduziert werden
Der erste Wert wird fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis
115deg) der zweite fuumlr kleine und mittlere Schanzen (Tischneigungen von 8deg bis 95deg)
eingesetzt Sie ergeben Geschwindigkeiten von 42 ms bzw 37 ms und sind gleich-
15
zusetzen mit der Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprungprofil
in K Wenn die Flugbahn im Landepunkt die Neigung φK hat muss das Aufsprungpro-
fil die Neigung
fuumlr α von 10deg bis 115deg β = φK ndash arcsin(42vK ((5)
und fuumlr α von 8deg bis 95deg β = φK ndash arcsin(37vK((6)
haben wobei vKnaL red gartebtulosbA red degeschwindigkeit bedeutet
Fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis 115deg) sind die k-Werte
der Spitzenspringer (Kolonne 1 und 2 Tab 2) und fuumlr kleine und mittlere Schanzen
(Tischneigungen von 8deg bis 95deg) sind die k-Werte fuumlr schwaumlchere Springer (Kolonne
5 und 6 Tab 2) eingesetzt worden
Auf diesen Grundlagen sind die Diagramme fuumlr die Tischneigungen 8deg bis 115deg der
Sprungschanzen-Baunormen 2008 berechnet worden Die Eingrenzungen der zulaumlssi-
gen Bereich der Wertepaare w und hn hat der Ausschuss des Subkomitees auf Grund
von Erfahrungen festgelegt
4 Das Aufsprungprofil
Das Aufsprungprofil vom Schanzentisch bis zum Punkt K soll fuumlr alle Sprungweiten
gute Landebedingungen ermoumlglichen Dazu soll es bei weiten Spruumlngen die Houmlhe der
Flugbahn uumlber Terrain moumlglichst klein halten Das 1992 eingefuumlhrte und 1996 verfei-
nerte Aufsprungprofil in der Form einer kubischen Parabel hat sich bewaumlhrt Fuumlr die
Optimierung der freien Parameter β0 und δβ ist die Kurvenschar aller in Engelberg
vermessenen Fluumlge zu Rate gezogen worden Die Herleitung der Formeln die in den
Bau-Normen das Aufsprungprofil beschreiben ist reine analytische Geometrie und
bedarf keiner weiter gehenden Erklaumlrung
Fuumlr die Berechnung des Endes L des Landebereiches wurden folgende Annahmen ge-
troffen
Bei Skisprungwettkaumlmpfen wird der Punkt K bekanntlich von einzelnen wenigen
Springern uumlbersprungen Aus einer groumlsseren Anzahl Resultatlisten wurden die Uumlber-
weiten w = wKrsquo ndash wK bestimmt wobei wKrsquo die groumlsste erreichte Weite eines Wett-
kampfes ist
16
Abb 5 Groumlsste Weite bei Krsquo die bei einem Wettkampf erreicht wurde
In Abbildung 5 ist die bei dieser Auswertung zu beachtende damals geltende Geo-
metrie mit dem Kreisbogen r2 dargestellt Aus w und dem zur betreffenden Schanze
gehoumlrenden r2 β und der Flugbahnneigung φK bei der Landung ergibt sich fuumlr die Ver-
schiebung der Flugbahn
D = r2[cos(φK ndash β) ndash cos(φK ndash βKrsquo)] wobei βKrsquo = β ndash Δwr2180π ist
Es hat sich gezeigt dass der Grenzwert fuumlr D etwa bei 0018w liegt Fuumlr diese moumlgli-
chen Groumlsstweiten bei L soll eine aumlquivalente Landehoumlhe von 160 m eingeplant wer-
den Messungen anlaumlsslich der Skiflug-WM 1976 in Oberstdorf haben gezeigt dass
die damit verbundene Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprung-
profil v von 56 ms noch gestanden werden kann Bei L soll somit die Neigung der
Landepiste
βL = φL ndash arcsin(56vL ((7)
betragen
Der Landebereich von K bis L wird als Kreisabschnitt gestaltet Der Radius des Bo-
gens sei rL Fuumlr den Abstand l2 von K und L ergibt sich
l2 = (β ndash βL) rLπ180 = [(φK ndash arcsin(42vK ((ndash (φL ndash arcsin(56vLr [((Lπ180
fuumlr α von 10deg bis 115deg Fuumlr die kleineren α-Werte muumlsste der zweite Term im Klam-
merausdruck konsequenterweise arcsin(37vK gnugelrebUuml nehcielg red tiM netual (
mit der die Landekomponente v bei K fuumlr schwaumlchere Springer herabgesetzt wurde
soll dies auch bei L geschehen so dass der angeschriebene Ausdruck fuumlr l2 fuumlr alle α-
Werte gelten kann
Am Ende der Flugbahn besonders bei den grossen Schanzen ist man nicht mehr weit
von der stationaumlren Endgeschwindigkeit entfernt so dass die Aumlnderung von Betrag
und Richtung der Fluggeschwindigkeit in diesem kurzen Abschnitt im Rahmen der
17
hier gebotenen Genauigkeit vernachlaumlssigbar wird Im weiteren sind die Landewinkel
so klein dass ihr Sinus durch das Bogenmass ersetzt werden kann
Mit vLv asymp K dnu φL asymp φK vereinfachen sich die Gleichungen auf
βL = β ndash 14vK180π (8)
l2 = 14rLvK (9)
Abb 6 Landebereich K bis L
Aus Abbildung 6 erhaumllt man schliesslich
d = 0018w = l2tg(φK ndash β) + l222rL = 1442 rL vK
2 + 14
2 rLvK
22
oder rL = vK2w380 (10)
Die letzte Gleichung stellt die Verbindung zwischen dem bei groumlsseren Schanzen beo-
bachteten durchschnittlichen Mass d und dem Unterschied des zugelassenen v bei K
und L her rL muss aber auch gewaumlhrleisten dass beim Durchfahren der Landestrecke
die Zentrifugalbeschleunigung in Grenzen bleibt Sie soll 80 von g nicht uumlberstei-
gen Es ist somit auch
rL ge 0125 vK2
(10a)
einzuhalten Diese Dimensionierung wird somit bei Schanzen mit w le 48 m
massgebend rL soll auf den naumlchsten Zehnerwert aufgerundet werden
Mit βL und rL sind die Koordinaten von L gegeben
Die Landegeschwindigkeit vK erhaumllt man mit der Integration der Flugbahn Da die zu-
laumlssigen Felder fuumlr die Wertepaare [w hn] fuumlr die verschiedenen Tischneigungen α
einen relativ schmalen Streifen bilden gilt mit ausreichender Genauigkeit die lineare
Beziehung
vK = 068v0 + 1244 (11)
Wenn immer hier von bdquoausreichenderldquo Genauigkeit die Rede ist heisst das dass der
eingeraumlumte Fehler im Bereich weniger Prozente liegt in einem Toleranzbereich der
auch den biomechanischen Ausgangsgroumlssen wie aumlquivalente Landehoumlhe zugespro-
18
chen werden muss Allerdings muss festgehalten werden dass fuumlr die Anwendung sol-
cher Vereinfachung vorausgesetzt werden muss dass der Planer nicht von den Vorga-
ben abweicht
Bei den ganz kleinen Schanzen wird vK von der Naumlherungsformel gegenuumlber der
Wirklichkeit etwas zu gross berechnet Man liegt damit aber auf der sicheren Seite
5 Die Landung
Wer in L landet faumlhrt mit der groumlsstmoumlglichen Geschwindigkeit in den anschliessen-
den Uumlbergangsbogen Der Springer muss durch seine Muskelkraft die Normalkompo-
nente seiner Geschwindigkeit vL= 56 ms auf Null abbremsen Die kinetische Ener-
gie ist
m5622 = 1568m m = Masse Springer und Ski
Wenn er konstant die Kraft die seinem Gewicht samt Ski entspricht bei der Landung
einsetzten wuumlrde haumltte er die aumlquivalente Fallhoumlhe von 160 m zuruumlckzulegen Die
Zeit die er dazu benoumltigt ist t = 56981 = 0571 s Waumlhrend dieser Zeit ist der
Druck auf die Spur um sein Gewicht groumlsser so dass er eine um tgρmg erhoumlhte
Reibungskraft erfaumlhrt und dies uumlber eine Strecke von vLcos(φK ndash βL)0571 Diese
Reibungsenergie geht auf Kosten der kinetischen Energie die in der Geschwindig-
keitskomponente v parallel zum Hang liegt Die verbleibende Energie ist
frac12mv2 = frac12mvL
2cos
2(φK ndash βL) ndash tgρmgvLcos(φK ndash βL)0571 =
frac12mvLcos(φK ndash βL)[vL cos(φK ndash βL) ndash 2tgρ9810571]
Nach einiger Umformung erhaumllt man fuumlr die verbleibende Gleitgeschwindigkeit bei
einer Landung in L in erster Naumlherung
v = vK ndash 16vK ndash 01ρ (Reibungswinkel ρ in alt Grad) (12)
Der Kraft-Zeit-Verlauf ist in Wirklichkeit weder genau mg noch ist er konstant Wie
man leicht zeigen kann ist das Ergebnis aber nicht davon beeinflusst ausser dass sich
die Geschwindigkeit am Ende des Landungsprozesses fruumlher oder spaumlter einstellt Da
die Geschwindigkeitsabminderung aber sehr klein ist kann dieser Umstand vernach-
laumlssigt werden
Der Normaldruck auf das Profil soll analog zur Uumlbergangskurve im Anlauf auf 18g
beschraumlnkt werden dh
gcosβL + v2r2L le 18g asymp 18 (13)
Damit erhaumllt man fuumlr r2L die Eingrenzung
rL ge r2L ge v2(18 ndash 10cosβL) (14)
19
Bei Grossschanzen ist der Spielraum fuumlr r2L nach oben durch die Forderung
zU le 88 m
eingeschraumlnkt Mehr dazu im naumlchsten Kapitel
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf
Der Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U (siehe Abbildung 7) bisher ein Kreisbogen
mit Radius r2 soll durch eine (quadratische) Parabel ersetzt werden Sie soll im Punkt
L die Neigung βL uumlbernehmen und im Punkt U eine horizontale Tangente haben Die
Kruumlmmungsradien r2L und r2 in den Punkten L bzw U sind frei waumlhlbar Ideal ist die
Wahl r2L = rL
Um die vier Freiheitsgrade zu gewaumlhrleisten muss die Parabel auch schief gedreht
werden koumlnnen Der Drehwinkel sei τ und im Gegenuhrzeigersinn positiv
Abb 7 Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U
Die Gleichung der Parabel im gedrehten Koordinatensystem ist
η = Cξ2
Aus der transzendenten Gleichung
r2Lr2 = [cosτcos(τ+βL)]3 (15)
ist zunaumlchst der Drehwinkel τ zu berechnen Dann ergeben sich der Reihe nach
C = 1(2r2(cosτ)3) (16)
a = ndash tg(βL+ τ)2C (17)
b = ndash tg(τ)2C (18)
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
9
Die Beschleunigung auf dem Schanzentisch
v0 ist die Komponente parallel zur Tischneigung der Startgeschwindigkeit des Fluges
und damit die erreichte Endgeschwindigkeit auf der Schanzentischkante Aus der
Gleichung fuumlr die gerade Anlaufbahn folgt
v02= v2
2EXP(-2k025v2) + gksin(α-ρ)(1 ndash EXP(-2k025v2)
wenn fuumlr s die Tischlaumlnge t = 025v0 025v2 gesetzt wird (025 hat die Dimension
Sekunde) k nimmt von 00011 bei E2 bis zur Tischkante auf 00017 zu (Bericht ETHZ
Seite 31) Man kann den Mittelwert k = 00014 als Konstante in die Rechnung einfuumlh-
ren Die Abweichung des Ergebnisses liegt weit unter einem Promille Die Reihenent-
wicklung der Exponentialfunktion liefert als erste Naumlherung
v02 = v2
2 (1 ndash 05kv2) + 05gsin(α-ρ)v2
Fuumlr die Berechnung der Anlauflaumlnge e ist von der Tischkante aufwaumlrts zu rechnen
Die Geschwindigkeitsquadrate sind dann wenn wiederum in dieser Naumlherung v2 v0
gesetzt wird
Tisch v22 = v0
2(1 + 05kv0) ndash 05gsin(α-ρ)v0
Kubische Parabel
v12 = v2
2 EXP(2kl + 2ρπ1806C(05l^2 ndash 24C^2l^6 + 216C^4l^10))
l
ndash 1962int(sin(γ-ρ-180π(3Cs^2 ndash 144C^3s^6 + 7128C^5s^10))
deg
EXP(2ks + 2ρπ1806C(05s^2 ndash 24C^2s^6 + 216C^4s^10))ds
Kreis
v12 = [v2
2 ndash 2gr1cos λcos(α ndash ρ ndash λ)]EXP(2(k + ρ π180r1)(γ ndash α)π 180r1
+ 2gr1cos λcos(γ ndash ρ ndash λ) wobei
λ = arctg(2(kr1 + π180ρ)) ist
Es kommt vor dass v12 negativ ausfaumlllt was bedeutet dass v1 = 0 auf der Uumlbergangs-
kurve erreicht wird Damit liegt der Startpunkt B unter E1
Gerade Anlaufspur
Die Laumlnge zwischen Startpunkt und E1 ist
lg = ndash 1(2k)ln(1 ndash v12kgsin(γ-ρ))
Wenn v12 negativ ist wird auch lg negativ Die Formel fuumlr lg berechnet die Laumlnge zwi-
schen Startpunkt und E1 auch in diesem Fall richtig und vorzeichengerecht
10
In den sbquoSprungschanzen Bau-Normen 2008rsquo sind die Anlauflaumlngen e in Funktion von γ
und v0 fuumlr α = 10deg Reibungswinkel ρ = 3deg und r1 = 014v02 graphisch dargestellt Die
Verkuumlrzung es des Anlaufs wenn ρ = 0deg ist kann mit der Naumlherung
es = evo(23 + γ6)
berechnet werden Fuumlr ein kleineres v0 auf unveraumlndertem Anlauf faumlllt e etwas zu kurz
aus weil ein verkleinerter Radius r1 einer bestimmten Anlauflaumlnge e eine groumlssere Houml-
hendifferenz zuordnet Diesen Fehler macht man wenn auf einem Anlauf dimensio-
niert fuumlr den Mittelklassespringer der Anlauf fuumlr den Spitzenklassespringer mit der
geringeren Absprunggeschwindigkeit bestimmen wird Die Durchrechnung ergibt
dass bei einer 20 m Schanze B um 140 m und bei einer 130 m Schanze B um 060 m
zu tief ausfaumlllt Der Fehler liegt auf der sicheren Seite
23 Festlegung der Anlaufspurkruumlmmung 1r1 im Punkt E2
Beim bisherigen Kreisbogen war der Radius r1 zwischen 014v02 und 016v0
2 zu
waumlhlen wobei in letzter Zeit vermehrt der obere Grenzwert gewaumlhlt wurde weil die
Springer gegenuumlber fruumlher mit verstaumlrkter Vorlage den Anlauf befahren
In Abbildung 3 ist die Druckentwicklung im Anlauf die ein Springer erfaumlhrt aufge-
zeigt und zwar fuumlr Kreis und kubische Parabel als Uumlbergangskurve Die Eingangsdaten
fuumlr die Berechnung sind fuumlr beide Uumlbergangskurven
α = 8deg γ = 37deg ρ = 3deg k = 00011 t = 65 m v0 = 26 ms
Fuumlr die Kreisform wird der heute uumlbliche Wert r1 = 016v02 = 10816 m gewaumlhlt Auf
dem geraden Teil von 4060 m Laumlnge wirkt allein die Komponente des Gewichtes des
Springers senkrecht zur Bahnneigung also cosγg = 080g Beim Uumlbergang in das
Kreisprofil hat der Springer die Geschwindigkeit 2064 ms erreicht Sie erzeugt zu-
saumltzlich zum Gewicht eine Zentrifugalkraft von 040g Der Druck nimmt also ploumltz-
lich vom 08-fachen Druck um 50 auf den 120-fachen Wert zu Auf der Kreisbahn
erfolgt eine weitere Zunahme auf 163g Beim Uumlbergang auf den Schanzentisch sinkt
der Druck ploumltzlich ab auf cosαg = 099g was hier aber erwuumlnscht ist Auf der
Tischkante wird v0 = 2600 ms erreicht
Bei der kubischen Parabel wird fuumlr den Endradius vor dem Schanzentisch 014v02 =
9464 m eingesetzt Der gerade Teil ist noch 2169 m lang und die Geschwindigkeit an
deren Ende betraumlgt 1524 ms Auf dem 7227 m langen Teil der Uumlbergangskurve
nimmt die Geschwindigkeit auf den vorgegebene Wert von 26 ms zu und der Druck
steigt allmaumlhlich auf 172g Dieser Druck ist um 5 houmlher als beim Kreisprofil was
am Ende der Uumlbergangskurve aber ohne Belang ist
11
Abb 3 Normalbeschleunigung auf die Spur Vergleich Kreiskubische Parabel
Aus dieser Betrachtung folgt dass bei einer Reduktion des Endradiuskoeffizienten r1
von 016 auf 014 der Druck nur um 5 houmlher ausfaumlllt was nicht relevant ist Demge-
genuumlber ist der Umstand dass beim Einbau einer kubischen Parabel am Anfang der
Uumlbergangskurve der schlagartige Anstieg des Druckes entfaumlllt und der Enddruck erst
allmaumlhlich erreicht wird eine grosse Komfortverbesserung
Abschliessend soll die Auswirkung der Wahl der kubischen Parabel gegenuumlber der
bisherigen Wahl eines Kreises auf die Geometrie des Anlaufes insbesondere auf die
Anlauflaumlnge dargestellt werden (Abbildung 4) Dazu sollen Ausgangswerte ange-
nommen werden wie sie bei Grossschanzen haumlufig sind
α = 11deg γ = 35 deg t = 65 m v0 = 26 ms = 3deg kw = 00011
Fall 1 r1 = 014v02
= 9464m
Kreis Anlauflaumlnge 8895 m Startpunkt [-8300 4490]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9134 m Startpunkt [-8565 4510]
Fall 2 r1 = 016v02 = 10816
Kreis Anlauflaumlnge 9121 m Startpunkt [-8539 4515]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9391 m Startpunkt [-8840 4537]
12
In Abbildung 4 sind die obigen Ergebnisse dargestellt Sie zeigt die Unterschiede zwi-
schen Kreis und kubischer Parabel Die Anlauflaumlnge ist bei ein und demselben gewaumlhl-
ten Radius bei der kubischen Parabel ca 250 m laumlnger als beim Kreis Interessant ist
die Feststellung dass der Startpunkt beim Kreis mit dem jetzt gebraumluchlichen Koeffi-
zienten 016 fuumlr r1 und jener bei der kubischen Parabel auf wenig Zentimeter gleich ist
wenn bei letzterer der Koeffizient 014 verwendet wird Damit ist aufgezeigt dass die
oben begruumlndete Moumlglichkeit der Radiusverkleinerung zu gleich langen Anlaumlufen und
gleicher Lage fuumlhrt wie bisher bei der Verwendung eines Kreisbogens
Es wird daher bei Verwendung einer kubischen Parabel als Uumlbergangskurve festgelegt
dass der Radius bei Erreichen des Schanzentisches mindestens
r1 = 014v02
erreichen muss houmlchstens aber
r1 = 016v02
erreichen darf Dies deshalb damit ein ausreichender Entlastungseffekt durch den
ploumltzlichen Wegfall der Zentrifugalkraft auf dem Schanzentisch erhalten bleibt
Eine weitere wichtige Feststellung Wenn bei einem bestehenden Anlauf mit
Kreisbogen sein Radius r1 = 016v02 betraumlgt kann ohne Veraumlnderung des gera-
den Anlaufteils mit kleinem Aufwand nachtraumlglich die Kreisform in eine kubisch
Parabel umgebaut werden
Abb 4 Vergleich Kreiskubische Parabel Einfluss des Kruumlmmungsradius r1
13
3 Der Flug
Die Koordinaten eines Punktes der Flugbahn sowie deren Neigung an dieser Stelle
erhaumllt man aus der Integration des Differentialgleichungssystems das den Flug be-
schreibt
Es sind dies die vier nichtlinearen Differentialgleichungen erster Ordnung
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
mit den Anfangsbedingungen
x(o) = 0
z(0) = 0
v(0) = (v02 + v
2)^05
φ(0) = α ndash δ
Dabei ist v die aktuelle Fluggeschwindigkeit der Neigungswinkel der Flugbahn im
Uhrzeigersinn gemessen und der Winkel um den der Absprungwinkel (Neigung der
Flugbahn bei x = 0) durch den Absprungeffekt gegenuumlber der Tischneigung angehoben
wird
δ = arctg(vv0)
v ist die Geschwindigkeit senkrecht zur Tischebene die der Schwerpunkt des Koumlrper-
Ski-Systems im Augenblick des Abhebens erreicht Auswertungen von weitesten
Spruumlngen haben fuumlr v 22 ms ergeben Dieser Wert ist bei der Berechnung der Dia-
gramme Abbildung 4 bis 11 in den bdquoSkisprungschanzen Bau-Normen 2008ldquo fuumlr alle
Tischneigungen eingesetzt worden
An dieser Stelle ist noch auf eine immer wieder hartnaumlckig vertretene Meinung hinzu-
weisen die dahin geht dass der Springer bei geeigneter Absprungtechnik die Ab-
sprunggeschwindigkeitskomponente parallel zur Tischebene vergroumlssern koumlnne Das
ist natuumlrlich Unsinn und gehoumlrt in die gleiche Kategorie wie das noch bdquozu erfindende
Perpetuum Mobileldquo
Die Luftwiderstands- und Auftriebskoeffizienten kw bzw ka sind abhaumlngig vom An-
stroumlmwinkel der Luft und von der Haltung des Springers Sie sind somit zeitlich ver-
aumlnderlich Aus der Vermessung der Flugbahnen 2006 in Engelberg hat das Biomecha-
nische Institut der ETHZ fuumlr die weltbesten Springer folgende Werte in Funktion der
Bahnneigung ermittelt
14
Luftkraftbeiwerte Engelberg 2006
Rang 1 - 5 Rang 6 - 15 Rang 16 - 25
φdeg kW kA kW kA kW kA
0 000185 000093 000232 000116 000261 000130
2 000204 000139 000245 000180 000271 000177
4 000223 000185 000258 000244 000282 000224
6 000243 000231 000272 000308 000293 000270
8 000261 000275 000285 000365 000304 000316
10 000281 000316 000298 000396 000315 000350
12 000301 000354 000311 000424 000326 000382
14 000319 000390 000325 000450 000337 000411
16 000338 000424 000337 000472 000347 000436
18 000355 000455 000350 000492 000357 000459
20 000372 000484 000362 000508 000367 000479
22 000388 000511 000374 000522 000376 000496
24 000403 000534 000386 000534 000386 000510
26 000418 000555 000398 000543 000396 000521
28 000432 000574 000410 000550 000407 000531
30 000447 000591 000422 000555 000419 000538
32 000462 000605 000436 000560 000432 000545
34 000479 000617 000453 000565 000449 000551
36 000502 000628 000474 000571 000471 000558
38 000537 000638 000504 000582 000503 000569
40 000614 000655 000553 000606 000555 000590
42 000691 000672 000602 000629 000606 000611
44 000767 000689 000651 000652 000658 000632
Tab 2 Luftkraftbeiwerte mit der Dimension m-1
Damit kann durch Integration der Differentialgleichungen die einer bestimmten Tisch-
neigung und einer bestimmten Absprunggeschwindigkeit v0 zugehoumlrige Flugbahn
berechnet werden Als Landepunkt K wird vereinfachend der Schnittpunkt der Flug-
bahn mit dem Terrainprofil definiert so wie auch der Anfang der Flugbahn auf den
Ursprung 00] gelegt wird
Der Winkel mit dem sich die Flugbahn mit der Landepiste schneidet ist massgebend
fuumlr den Landestoss den der Springer erfaumlhrt Mit dem Begriff der aumlquivalenten Lande-
houmlhe kann dieser Vorgang anschaulich beschrieben werden Welche Houmlhe soll dem
Springer zugemutet werden aus der er vergleichsweise auf eine Horizontalebenen fal-
len und dabei den Stoss sicher auffangen soll Aus langjaumlhriger Erfahrung weiss man
dass 090 m fuumlr gute Springer ein gutes Mass ist Fuumlr schwaumlchere Springer soll auf
070 m reduziert werden
Der erste Wert wird fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis
115deg) der zweite fuumlr kleine und mittlere Schanzen (Tischneigungen von 8deg bis 95deg)
eingesetzt Sie ergeben Geschwindigkeiten von 42 ms bzw 37 ms und sind gleich-
15
zusetzen mit der Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprungprofil
in K Wenn die Flugbahn im Landepunkt die Neigung φK hat muss das Aufsprungpro-
fil die Neigung
fuumlr α von 10deg bis 115deg β = φK ndash arcsin(42vK ((5)
und fuumlr α von 8deg bis 95deg β = φK ndash arcsin(37vK((6)
haben wobei vKnaL red gartebtulosbA red degeschwindigkeit bedeutet
Fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis 115deg) sind die k-Werte
der Spitzenspringer (Kolonne 1 und 2 Tab 2) und fuumlr kleine und mittlere Schanzen
(Tischneigungen von 8deg bis 95deg) sind die k-Werte fuumlr schwaumlchere Springer (Kolonne
5 und 6 Tab 2) eingesetzt worden
Auf diesen Grundlagen sind die Diagramme fuumlr die Tischneigungen 8deg bis 115deg der
Sprungschanzen-Baunormen 2008 berechnet worden Die Eingrenzungen der zulaumlssi-
gen Bereich der Wertepaare w und hn hat der Ausschuss des Subkomitees auf Grund
von Erfahrungen festgelegt
4 Das Aufsprungprofil
Das Aufsprungprofil vom Schanzentisch bis zum Punkt K soll fuumlr alle Sprungweiten
gute Landebedingungen ermoumlglichen Dazu soll es bei weiten Spruumlngen die Houmlhe der
Flugbahn uumlber Terrain moumlglichst klein halten Das 1992 eingefuumlhrte und 1996 verfei-
nerte Aufsprungprofil in der Form einer kubischen Parabel hat sich bewaumlhrt Fuumlr die
Optimierung der freien Parameter β0 und δβ ist die Kurvenschar aller in Engelberg
vermessenen Fluumlge zu Rate gezogen worden Die Herleitung der Formeln die in den
Bau-Normen das Aufsprungprofil beschreiben ist reine analytische Geometrie und
bedarf keiner weiter gehenden Erklaumlrung
Fuumlr die Berechnung des Endes L des Landebereiches wurden folgende Annahmen ge-
troffen
Bei Skisprungwettkaumlmpfen wird der Punkt K bekanntlich von einzelnen wenigen
Springern uumlbersprungen Aus einer groumlsseren Anzahl Resultatlisten wurden die Uumlber-
weiten w = wKrsquo ndash wK bestimmt wobei wKrsquo die groumlsste erreichte Weite eines Wett-
kampfes ist
16
Abb 5 Groumlsste Weite bei Krsquo die bei einem Wettkampf erreicht wurde
In Abbildung 5 ist die bei dieser Auswertung zu beachtende damals geltende Geo-
metrie mit dem Kreisbogen r2 dargestellt Aus w und dem zur betreffenden Schanze
gehoumlrenden r2 β und der Flugbahnneigung φK bei der Landung ergibt sich fuumlr die Ver-
schiebung der Flugbahn
D = r2[cos(φK ndash β) ndash cos(φK ndash βKrsquo)] wobei βKrsquo = β ndash Δwr2180π ist
Es hat sich gezeigt dass der Grenzwert fuumlr D etwa bei 0018w liegt Fuumlr diese moumlgli-
chen Groumlsstweiten bei L soll eine aumlquivalente Landehoumlhe von 160 m eingeplant wer-
den Messungen anlaumlsslich der Skiflug-WM 1976 in Oberstdorf haben gezeigt dass
die damit verbundene Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprung-
profil v von 56 ms noch gestanden werden kann Bei L soll somit die Neigung der
Landepiste
βL = φL ndash arcsin(56vL ((7)
betragen
Der Landebereich von K bis L wird als Kreisabschnitt gestaltet Der Radius des Bo-
gens sei rL Fuumlr den Abstand l2 von K und L ergibt sich
l2 = (β ndash βL) rLπ180 = [(φK ndash arcsin(42vK ((ndash (φL ndash arcsin(56vLr [((Lπ180
fuumlr α von 10deg bis 115deg Fuumlr die kleineren α-Werte muumlsste der zweite Term im Klam-
merausdruck konsequenterweise arcsin(37vK gnugelrebUuml nehcielg red tiM netual (
mit der die Landekomponente v bei K fuumlr schwaumlchere Springer herabgesetzt wurde
soll dies auch bei L geschehen so dass der angeschriebene Ausdruck fuumlr l2 fuumlr alle α-
Werte gelten kann
Am Ende der Flugbahn besonders bei den grossen Schanzen ist man nicht mehr weit
von der stationaumlren Endgeschwindigkeit entfernt so dass die Aumlnderung von Betrag
und Richtung der Fluggeschwindigkeit in diesem kurzen Abschnitt im Rahmen der
17
hier gebotenen Genauigkeit vernachlaumlssigbar wird Im weiteren sind die Landewinkel
so klein dass ihr Sinus durch das Bogenmass ersetzt werden kann
Mit vLv asymp K dnu φL asymp φK vereinfachen sich die Gleichungen auf
βL = β ndash 14vK180π (8)
l2 = 14rLvK (9)
Abb 6 Landebereich K bis L
Aus Abbildung 6 erhaumllt man schliesslich
d = 0018w = l2tg(φK ndash β) + l222rL = 1442 rL vK
2 + 14
2 rLvK
22
oder rL = vK2w380 (10)
Die letzte Gleichung stellt die Verbindung zwischen dem bei groumlsseren Schanzen beo-
bachteten durchschnittlichen Mass d und dem Unterschied des zugelassenen v bei K
und L her rL muss aber auch gewaumlhrleisten dass beim Durchfahren der Landestrecke
die Zentrifugalbeschleunigung in Grenzen bleibt Sie soll 80 von g nicht uumlberstei-
gen Es ist somit auch
rL ge 0125 vK2
(10a)
einzuhalten Diese Dimensionierung wird somit bei Schanzen mit w le 48 m
massgebend rL soll auf den naumlchsten Zehnerwert aufgerundet werden
Mit βL und rL sind die Koordinaten von L gegeben
Die Landegeschwindigkeit vK erhaumllt man mit der Integration der Flugbahn Da die zu-
laumlssigen Felder fuumlr die Wertepaare [w hn] fuumlr die verschiedenen Tischneigungen α
einen relativ schmalen Streifen bilden gilt mit ausreichender Genauigkeit die lineare
Beziehung
vK = 068v0 + 1244 (11)
Wenn immer hier von bdquoausreichenderldquo Genauigkeit die Rede ist heisst das dass der
eingeraumlumte Fehler im Bereich weniger Prozente liegt in einem Toleranzbereich der
auch den biomechanischen Ausgangsgroumlssen wie aumlquivalente Landehoumlhe zugespro-
18
chen werden muss Allerdings muss festgehalten werden dass fuumlr die Anwendung sol-
cher Vereinfachung vorausgesetzt werden muss dass der Planer nicht von den Vorga-
ben abweicht
Bei den ganz kleinen Schanzen wird vK von der Naumlherungsformel gegenuumlber der
Wirklichkeit etwas zu gross berechnet Man liegt damit aber auf der sicheren Seite
5 Die Landung
Wer in L landet faumlhrt mit der groumlsstmoumlglichen Geschwindigkeit in den anschliessen-
den Uumlbergangsbogen Der Springer muss durch seine Muskelkraft die Normalkompo-
nente seiner Geschwindigkeit vL= 56 ms auf Null abbremsen Die kinetische Ener-
gie ist
m5622 = 1568m m = Masse Springer und Ski
Wenn er konstant die Kraft die seinem Gewicht samt Ski entspricht bei der Landung
einsetzten wuumlrde haumltte er die aumlquivalente Fallhoumlhe von 160 m zuruumlckzulegen Die
Zeit die er dazu benoumltigt ist t = 56981 = 0571 s Waumlhrend dieser Zeit ist der
Druck auf die Spur um sein Gewicht groumlsser so dass er eine um tgρmg erhoumlhte
Reibungskraft erfaumlhrt und dies uumlber eine Strecke von vLcos(φK ndash βL)0571 Diese
Reibungsenergie geht auf Kosten der kinetischen Energie die in der Geschwindig-
keitskomponente v parallel zum Hang liegt Die verbleibende Energie ist
frac12mv2 = frac12mvL
2cos
2(φK ndash βL) ndash tgρmgvLcos(φK ndash βL)0571 =
frac12mvLcos(φK ndash βL)[vL cos(φK ndash βL) ndash 2tgρ9810571]
Nach einiger Umformung erhaumllt man fuumlr die verbleibende Gleitgeschwindigkeit bei
einer Landung in L in erster Naumlherung
v = vK ndash 16vK ndash 01ρ (Reibungswinkel ρ in alt Grad) (12)
Der Kraft-Zeit-Verlauf ist in Wirklichkeit weder genau mg noch ist er konstant Wie
man leicht zeigen kann ist das Ergebnis aber nicht davon beeinflusst ausser dass sich
die Geschwindigkeit am Ende des Landungsprozesses fruumlher oder spaumlter einstellt Da
die Geschwindigkeitsabminderung aber sehr klein ist kann dieser Umstand vernach-
laumlssigt werden
Der Normaldruck auf das Profil soll analog zur Uumlbergangskurve im Anlauf auf 18g
beschraumlnkt werden dh
gcosβL + v2r2L le 18g asymp 18 (13)
Damit erhaumllt man fuumlr r2L die Eingrenzung
rL ge r2L ge v2(18 ndash 10cosβL) (14)
19
Bei Grossschanzen ist der Spielraum fuumlr r2L nach oben durch die Forderung
zU le 88 m
eingeschraumlnkt Mehr dazu im naumlchsten Kapitel
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf
Der Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U (siehe Abbildung 7) bisher ein Kreisbogen
mit Radius r2 soll durch eine (quadratische) Parabel ersetzt werden Sie soll im Punkt
L die Neigung βL uumlbernehmen und im Punkt U eine horizontale Tangente haben Die
Kruumlmmungsradien r2L und r2 in den Punkten L bzw U sind frei waumlhlbar Ideal ist die
Wahl r2L = rL
Um die vier Freiheitsgrade zu gewaumlhrleisten muss die Parabel auch schief gedreht
werden koumlnnen Der Drehwinkel sei τ und im Gegenuhrzeigersinn positiv
Abb 7 Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U
Die Gleichung der Parabel im gedrehten Koordinatensystem ist
η = Cξ2
Aus der transzendenten Gleichung
r2Lr2 = [cosτcos(τ+βL)]3 (15)
ist zunaumlchst der Drehwinkel τ zu berechnen Dann ergeben sich der Reihe nach
C = 1(2r2(cosτ)3) (16)
a = ndash tg(βL+ τ)2C (17)
b = ndash tg(τ)2C (18)
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
10
In den sbquoSprungschanzen Bau-Normen 2008rsquo sind die Anlauflaumlngen e in Funktion von γ
und v0 fuumlr α = 10deg Reibungswinkel ρ = 3deg und r1 = 014v02 graphisch dargestellt Die
Verkuumlrzung es des Anlaufs wenn ρ = 0deg ist kann mit der Naumlherung
es = evo(23 + γ6)
berechnet werden Fuumlr ein kleineres v0 auf unveraumlndertem Anlauf faumlllt e etwas zu kurz
aus weil ein verkleinerter Radius r1 einer bestimmten Anlauflaumlnge e eine groumlssere Houml-
hendifferenz zuordnet Diesen Fehler macht man wenn auf einem Anlauf dimensio-
niert fuumlr den Mittelklassespringer der Anlauf fuumlr den Spitzenklassespringer mit der
geringeren Absprunggeschwindigkeit bestimmen wird Die Durchrechnung ergibt
dass bei einer 20 m Schanze B um 140 m und bei einer 130 m Schanze B um 060 m
zu tief ausfaumlllt Der Fehler liegt auf der sicheren Seite
23 Festlegung der Anlaufspurkruumlmmung 1r1 im Punkt E2
Beim bisherigen Kreisbogen war der Radius r1 zwischen 014v02 und 016v0
2 zu
waumlhlen wobei in letzter Zeit vermehrt der obere Grenzwert gewaumlhlt wurde weil die
Springer gegenuumlber fruumlher mit verstaumlrkter Vorlage den Anlauf befahren
In Abbildung 3 ist die Druckentwicklung im Anlauf die ein Springer erfaumlhrt aufge-
zeigt und zwar fuumlr Kreis und kubische Parabel als Uumlbergangskurve Die Eingangsdaten
fuumlr die Berechnung sind fuumlr beide Uumlbergangskurven
α = 8deg γ = 37deg ρ = 3deg k = 00011 t = 65 m v0 = 26 ms
Fuumlr die Kreisform wird der heute uumlbliche Wert r1 = 016v02 = 10816 m gewaumlhlt Auf
dem geraden Teil von 4060 m Laumlnge wirkt allein die Komponente des Gewichtes des
Springers senkrecht zur Bahnneigung also cosγg = 080g Beim Uumlbergang in das
Kreisprofil hat der Springer die Geschwindigkeit 2064 ms erreicht Sie erzeugt zu-
saumltzlich zum Gewicht eine Zentrifugalkraft von 040g Der Druck nimmt also ploumltz-
lich vom 08-fachen Druck um 50 auf den 120-fachen Wert zu Auf der Kreisbahn
erfolgt eine weitere Zunahme auf 163g Beim Uumlbergang auf den Schanzentisch sinkt
der Druck ploumltzlich ab auf cosαg = 099g was hier aber erwuumlnscht ist Auf der
Tischkante wird v0 = 2600 ms erreicht
Bei der kubischen Parabel wird fuumlr den Endradius vor dem Schanzentisch 014v02 =
9464 m eingesetzt Der gerade Teil ist noch 2169 m lang und die Geschwindigkeit an
deren Ende betraumlgt 1524 ms Auf dem 7227 m langen Teil der Uumlbergangskurve
nimmt die Geschwindigkeit auf den vorgegebene Wert von 26 ms zu und der Druck
steigt allmaumlhlich auf 172g Dieser Druck ist um 5 houmlher als beim Kreisprofil was
am Ende der Uumlbergangskurve aber ohne Belang ist
11
Abb 3 Normalbeschleunigung auf die Spur Vergleich Kreiskubische Parabel
Aus dieser Betrachtung folgt dass bei einer Reduktion des Endradiuskoeffizienten r1
von 016 auf 014 der Druck nur um 5 houmlher ausfaumlllt was nicht relevant ist Demge-
genuumlber ist der Umstand dass beim Einbau einer kubischen Parabel am Anfang der
Uumlbergangskurve der schlagartige Anstieg des Druckes entfaumlllt und der Enddruck erst
allmaumlhlich erreicht wird eine grosse Komfortverbesserung
Abschliessend soll die Auswirkung der Wahl der kubischen Parabel gegenuumlber der
bisherigen Wahl eines Kreises auf die Geometrie des Anlaufes insbesondere auf die
Anlauflaumlnge dargestellt werden (Abbildung 4) Dazu sollen Ausgangswerte ange-
nommen werden wie sie bei Grossschanzen haumlufig sind
α = 11deg γ = 35 deg t = 65 m v0 = 26 ms = 3deg kw = 00011
Fall 1 r1 = 014v02
= 9464m
Kreis Anlauflaumlnge 8895 m Startpunkt [-8300 4490]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9134 m Startpunkt [-8565 4510]
Fall 2 r1 = 016v02 = 10816
Kreis Anlauflaumlnge 9121 m Startpunkt [-8539 4515]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9391 m Startpunkt [-8840 4537]
12
In Abbildung 4 sind die obigen Ergebnisse dargestellt Sie zeigt die Unterschiede zwi-
schen Kreis und kubischer Parabel Die Anlauflaumlnge ist bei ein und demselben gewaumlhl-
ten Radius bei der kubischen Parabel ca 250 m laumlnger als beim Kreis Interessant ist
die Feststellung dass der Startpunkt beim Kreis mit dem jetzt gebraumluchlichen Koeffi-
zienten 016 fuumlr r1 und jener bei der kubischen Parabel auf wenig Zentimeter gleich ist
wenn bei letzterer der Koeffizient 014 verwendet wird Damit ist aufgezeigt dass die
oben begruumlndete Moumlglichkeit der Radiusverkleinerung zu gleich langen Anlaumlufen und
gleicher Lage fuumlhrt wie bisher bei der Verwendung eines Kreisbogens
Es wird daher bei Verwendung einer kubischen Parabel als Uumlbergangskurve festgelegt
dass der Radius bei Erreichen des Schanzentisches mindestens
r1 = 014v02
erreichen muss houmlchstens aber
r1 = 016v02
erreichen darf Dies deshalb damit ein ausreichender Entlastungseffekt durch den
ploumltzlichen Wegfall der Zentrifugalkraft auf dem Schanzentisch erhalten bleibt
Eine weitere wichtige Feststellung Wenn bei einem bestehenden Anlauf mit
Kreisbogen sein Radius r1 = 016v02 betraumlgt kann ohne Veraumlnderung des gera-
den Anlaufteils mit kleinem Aufwand nachtraumlglich die Kreisform in eine kubisch
Parabel umgebaut werden
Abb 4 Vergleich Kreiskubische Parabel Einfluss des Kruumlmmungsradius r1
13
3 Der Flug
Die Koordinaten eines Punktes der Flugbahn sowie deren Neigung an dieser Stelle
erhaumllt man aus der Integration des Differentialgleichungssystems das den Flug be-
schreibt
Es sind dies die vier nichtlinearen Differentialgleichungen erster Ordnung
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
mit den Anfangsbedingungen
x(o) = 0
z(0) = 0
v(0) = (v02 + v
2)^05
φ(0) = α ndash δ
Dabei ist v die aktuelle Fluggeschwindigkeit der Neigungswinkel der Flugbahn im
Uhrzeigersinn gemessen und der Winkel um den der Absprungwinkel (Neigung der
Flugbahn bei x = 0) durch den Absprungeffekt gegenuumlber der Tischneigung angehoben
wird
δ = arctg(vv0)
v ist die Geschwindigkeit senkrecht zur Tischebene die der Schwerpunkt des Koumlrper-
Ski-Systems im Augenblick des Abhebens erreicht Auswertungen von weitesten
Spruumlngen haben fuumlr v 22 ms ergeben Dieser Wert ist bei der Berechnung der Dia-
gramme Abbildung 4 bis 11 in den bdquoSkisprungschanzen Bau-Normen 2008ldquo fuumlr alle
Tischneigungen eingesetzt worden
An dieser Stelle ist noch auf eine immer wieder hartnaumlckig vertretene Meinung hinzu-
weisen die dahin geht dass der Springer bei geeigneter Absprungtechnik die Ab-
sprunggeschwindigkeitskomponente parallel zur Tischebene vergroumlssern koumlnne Das
ist natuumlrlich Unsinn und gehoumlrt in die gleiche Kategorie wie das noch bdquozu erfindende
Perpetuum Mobileldquo
Die Luftwiderstands- und Auftriebskoeffizienten kw bzw ka sind abhaumlngig vom An-
stroumlmwinkel der Luft und von der Haltung des Springers Sie sind somit zeitlich ver-
aumlnderlich Aus der Vermessung der Flugbahnen 2006 in Engelberg hat das Biomecha-
nische Institut der ETHZ fuumlr die weltbesten Springer folgende Werte in Funktion der
Bahnneigung ermittelt
14
Luftkraftbeiwerte Engelberg 2006
Rang 1 - 5 Rang 6 - 15 Rang 16 - 25
φdeg kW kA kW kA kW kA
0 000185 000093 000232 000116 000261 000130
2 000204 000139 000245 000180 000271 000177
4 000223 000185 000258 000244 000282 000224
6 000243 000231 000272 000308 000293 000270
8 000261 000275 000285 000365 000304 000316
10 000281 000316 000298 000396 000315 000350
12 000301 000354 000311 000424 000326 000382
14 000319 000390 000325 000450 000337 000411
16 000338 000424 000337 000472 000347 000436
18 000355 000455 000350 000492 000357 000459
20 000372 000484 000362 000508 000367 000479
22 000388 000511 000374 000522 000376 000496
24 000403 000534 000386 000534 000386 000510
26 000418 000555 000398 000543 000396 000521
28 000432 000574 000410 000550 000407 000531
30 000447 000591 000422 000555 000419 000538
32 000462 000605 000436 000560 000432 000545
34 000479 000617 000453 000565 000449 000551
36 000502 000628 000474 000571 000471 000558
38 000537 000638 000504 000582 000503 000569
40 000614 000655 000553 000606 000555 000590
42 000691 000672 000602 000629 000606 000611
44 000767 000689 000651 000652 000658 000632
Tab 2 Luftkraftbeiwerte mit der Dimension m-1
Damit kann durch Integration der Differentialgleichungen die einer bestimmten Tisch-
neigung und einer bestimmten Absprunggeschwindigkeit v0 zugehoumlrige Flugbahn
berechnet werden Als Landepunkt K wird vereinfachend der Schnittpunkt der Flug-
bahn mit dem Terrainprofil definiert so wie auch der Anfang der Flugbahn auf den
Ursprung 00] gelegt wird
Der Winkel mit dem sich die Flugbahn mit der Landepiste schneidet ist massgebend
fuumlr den Landestoss den der Springer erfaumlhrt Mit dem Begriff der aumlquivalenten Lande-
houmlhe kann dieser Vorgang anschaulich beschrieben werden Welche Houmlhe soll dem
Springer zugemutet werden aus der er vergleichsweise auf eine Horizontalebenen fal-
len und dabei den Stoss sicher auffangen soll Aus langjaumlhriger Erfahrung weiss man
dass 090 m fuumlr gute Springer ein gutes Mass ist Fuumlr schwaumlchere Springer soll auf
070 m reduziert werden
Der erste Wert wird fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis
115deg) der zweite fuumlr kleine und mittlere Schanzen (Tischneigungen von 8deg bis 95deg)
eingesetzt Sie ergeben Geschwindigkeiten von 42 ms bzw 37 ms und sind gleich-
15
zusetzen mit der Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprungprofil
in K Wenn die Flugbahn im Landepunkt die Neigung φK hat muss das Aufsprungpro-
fil die Neigung
fuumlr α von 10deg bis 115deg β = φK ndash arcsin(42vK ((5)
und fuumlr α von 8deg bis 95deg β = φK ndash arcsin(37vK((6)
haben wobei vKnaL red gartebtulosbA red degeschwindigkeit bedeutet
Fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis 115deg) sind die k-Werte
der Spitzenspringer (Kolonne 1 und 2 Tab 2) und fuumlr kleine und mittlere Schanzen
(Tischneigungen von 8deg bis 95deg) sind die k-Werte fuumlr schwaumlchere Springer (Kolonne
5 und 6 Tab 2) eingesetzt worden
Auf diesen Grundlagen sind die Diagramme fuumlr die Tischneigungen 8deg bis 115deg der
Sprungschanzen-Baunormen 2008 berechnet worden Die Eingrenzungen der zulaumlssi-
gen Bereich der Wertepaare w und hn hat der Ausschuss des Subkomitees auf Grund
von Erfahrungen festgelegt
4 Das Aufsprungprofil
Das Aufsprungprofil vom Schanzentisch bis zum Punkt K soll fuumlr alle Sprungweiten
gute Landebedingungen ermoumlglichen Dazu soll es bei weiten Spruumlngen die Houmlhe der
Flugbahn uumlber Terrain moumlglichst klein halten Das 1992 eingefuumlhrte und 1996 verfei-
nerte Aufsprungprofil in der Form einer kubischen Parabel hat sich bewaumlhrt Fuumlr die
Optimierung der freien Parameter β0 und δβ ist die Kurvenschar aller in Engelberg
vermessenen Fluumlge zu Rate gezogen worden Die Herleitung der Formeln die in den
Bau-Normen das Aufsprungprofil beschreiben ist reine analytische Geometrie und
bedarf keiner weiter gehenden Erklaumlrung
Fuumlr die Berechnung des Endes L des Landebereiches wurden folgende Annahmen ge-
troffen
Bei Skisprungwettkaumlmpfen wird der Punkt K bekanntlich von einzelnen wenigen
Springern uumlbersprungen Aus einer groumlsseren Anzahl Resultatlisten wurden die Uumlber-
weiten w = wKrsquo ndash wK bestimmt wobei wKrsquo die groumlsste erreichte Weite eines Wett-
kampfes ist
16
Abb 5 Groumlsste Weite bei Krsquo die bei einem Wettkampf erreicht wurde
In Abbildung 5 ist die bei dieser Auswertung zu beachtende damals geltende Geo-
metrie mit dem Kreisbogen r2 dargestellt Aus w und dem zur betreffenden Schanze
gehoumlrenden r2 β und der Flugbahnneigung φK bei der Landung ergibt sich fuumlr die Ver-
schiebung der Flugbahn
D = r2[cos(φK ndash β) ndash cos(φK ndash βKrsquo)] wobei βKrsquo = β ndash Δwr2180π ist
Es hat sich gezeigt dass der Grenzwert fuumlr D etwa bei 0018w liegt Fuumlr diese moumlgli-
chen Groumlsstweiten bei L soll eine aumlquivalente Landehoumlhe von 160 m eingeplant wer-
den Messungen anlaumlsslich der Skiflug-WM 1976 in Oberstdorf haben gezeigt dass
die damit verbundene Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprung-
profil v von 56 ms noch gestanden werden kann Bei L soll somit die Neigung der
Landepiste
βL = φL ndash arcsin(56vL ((7)
betragen
Der Landebereich von K bis L wird als Kreisabschnitt gestaltet Der Radius des Bo-
gens sei rL Fuumlr den Abstand l2 von K und L ergibt sich
l2 = (β ndash βL) rLπ180 = [(φK ndash arcsin(42vK ((ndash (φL ndash arcsin(56vLr [((Lπ180
fuumlr α von 10deg bis 115deg Fuumlr die kleineren α-Werte muumlsste der zweite Term im Klam-
merausdruck konsequenterweise arcsin(37vK gnugelrebUuml nehcielg red tiM netual (
mit der die Landekomponente v bei K fuumlr schwaumlchere Springer herabgesetzt wurde
soll dies auch bei L geschehen so dass der angeschriebene Ausdruck fuumlr l2 fuumlr alle α-
Werte gelten kann
Am Ende der Flugbahn besonders bei den grossen Schanzen ist man nicht mehr weit
von der stationaumlren Endgeschwindigkeit entfernt so dass die Aumlnderung von Betrag
und Richtung der Fluggeschwindigkeit in diesem kurzen Abschnitt im Rahmen der
17
hier gebotenen Genauigkeit vernachlaumlssigbar wird Im weiteren sind die Landewinkel
so klein dass ihr Sinus durch das Bogenmass ersetzt werden kann
Mit vLv asymp K dnu φL asymp φK vereinfachen sich die Gleichungen auf
βL = β ndash 14vK180π (8)
l2 = 14rLvK (9)
Abb 6 Landebereich K bis L
Aus Abbildung 6 erhaumllt man schliesslich
d = 0018w = l2tg(φK ndash β) + l222rL = 1442 rL vK
2 + 14
2 rLvK
22
oder rL = vK2w380 (10)
Die letzte Gleichung stellt die Verbindung zwischen dem bei groumlsseren Schanzen beo-
bachteten durchschnittlichen Mass d und dem Unterschied des zugelassenen v bei K
und L her rL muss aber auch gewaumlhrleisten dass beim Durchfahren der Landestrecke
die Zentrifugalbeschleunigung in Grenzen bleibt Sie soll 80 von g nicht uumlberstei-
gen Es ist somit auch
rL ge 0125 vK2
(10a)
einzuhalten Diese Dimensionierung wird somit bei Schanzen mit w le 48 m
massgebend rL soll auf den naumlchsten Zehnerwert aufgerundet werden
Mit βL und rL sind die Koordinaten von L gegeben
Die Landegeschwindigkeit vK erhaumllt man mit der Integration der Flugbahn Da die zu-
laumlssigen Felder fuumlr die Wertepaare [w hn] fuumlr die verschiedenen Tischneigungen α
einen relativ schmalen Streifen bilden gilt mit ausreichender Genauigkeit die lineare
Beziehung
vK = 068v0 + 1244 (11)
Wenn immer hier von bdquoausreichenderldquo Genauigkeit die Rede ist heisst das dass der
eingeraumlumte Fehler im Bereich weniger Prozente liegt in einem Toleranzbereich der
auch den biomechanischen Ausgangsgroumlssen wie aumlquivalente Landehoumlhe zugespro-
18
chen werden muss Allerdings muss festgehalten werden dass fuumlr die Anwendung sol-
cher Vereinfachung vorausgesetzt werden muss dass der Planer nicht von den Vorga-
ben abweicht
Bei den ganz kleinen Schanzen wird vK von der Naumlherungsformel gegenuumlber der
Wirklichkeit etwas zu gross berechnet Man liegt damit aber auf der sicheren Seite
5 Die Landung
Wer in L landet faumlhrt mit der groumlsstmoumlglichen Geschwindigkeit in den anschliessen-
den Uumlbergangsbogen Der Springer muss durch seine Muskelkraft die Normalkompo-
nente seiner Geschwindigkeit vL= 56 ms auf Null abbremsen Die kinetische Ener-
gie ist
m5622 = 1568m m = Masse Springer und Ski
Wenn er konstant die Kraft die seinem Gewicht samt Ski entspricht bei der Landung
einsetzten wuumlrde haumltte er die aumlquivalente Fallhoumlhe von 160 m zuruumlckzulegen Die
Zeit die er dazu benoumltigt ist t = 56981 = 0571 s Waumlhrend dieser Zeit ist der
Druck auf die Spur um sein Gewicht groumlsser so dass er eine um tgρmg erhoumlhte
Reibungskraft erfaumlhrt und dies uumlber eine Strecke von vLcos(φK ndash βL)0571 Diese
Reibungsenergie geht auf Kosten der kinetischen Energie die in der Geschwindig-
keitskomponente v parallel zum Hang liegt Die verbleibende Energie ist
frac12mv2 = frac12mvL
2cos
2(φK ndash βL) ndash tgρmgvLcos(φK ndash βL)0571 =
frac12mvLcos(φK ndash βL)[vL cos(φK ndash βL) ndash 2tgρ9810571]
Nach einiger Umformung erhaumllt man fuumlr die verbleibende Gleitgeschwindigkeit bei
einer Landung in L in erster Naumlherung
v = vK ndash 16vK ndash 01ρ (Reibungswinkel ρ in alt Grad) (12)
Der Kraft-Zeit-Verlauf ist in Wirklichkeit weder genau mg noch ist er konstant Wie
man leicht zeigen kann ist das Ergebnis aber nicht davon beeinflusst ausser dass sich
die Geschwindigkeit am Ende des Landungsprozesses fruumlher oder spaumlter einstellt Da
die Geschwindigkeitsabminderung aber sehr klein ist kann dieser Umstand vernach-
laumlssigt werden
Der Normaldruck auf das Profil soll analog zur Uumlbergangskurve im Anlauf auf 18g
beschraumlnkt werden dh
gcosβL + v2r2L le 18g asymp 18 (13)
Damit erhaumllt man fuumlr r2L die Eingrenzung
rL ge r2L ge v2(18 ndash 10cosβL) (14)
19
Bei Grossschanzen ist der Spielraum fuumlr r2L nach oben durch die Forderung
zU le 88 m
eingeschraumlnkt Mehr dazu im naumlchsten Kapitel
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf
Der Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U (siehe Abbildung 7) bisher ein Kreisbogen
mit Radius r2 soll durch eine (quadratische) Parabel ersetzt werden Sie soll im Punkt
L die Neigung βL uumlbernehmen und im Punkt U eine horizontale Tangente haben Die
Kruumlmmungsradien r2L und r2 in den Punkten L bzw U sind frei waumlhlbar Ideal ist die
Wahl r2L = rL
Um die vier Freiheitsgrade zu gewaumlhrleisten muss die Parabel auch schief gedreht
werden koumlnnen Der Drehwinkel sei τ und im Gegenuhrzeigersinn positiv
Abb 7 Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U
Die Gleichung der Parabel im gedrehten Koordinatensystem ist
η = Cξ2
Aus der transzendenten Gleichung
r2Lr2 = [cosτcos(τ+βL)]3 (15)
ist zunaumlchst der Drehwinkel τ zu berechnen Dann ergeben sich der Reihe nach
C = 1(2r2(cosτ)3) (16)
a = ndash tg(βL+ τ)2C (17)
b = ndash tg(τ)2C (18)
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
11
Abb 3 Normalbeschleunigung auf die Spur Vergleich Kreiskubische Parabel
Aus dieser Betrachtung folgt dass bei einer Reduktion des Endradiuskoeffizienten r1
von 016 auf 014 der Druck nur um 5 houmlher ausfaumlllt was nicht relevant ist Demge-
genuumlber ist der Umstand dass beim Einbau einer kubischen Parabel am Anfang der
Uumlbergangskurve der schlagartige Anstieg des Druckes entfaumlllt und der Enddruck erst
allmaumlhlich erreicht wird eine grosse Komfortverbesserung
Abschliessend soll die Auswirkung der Wahl der kubischen Parabel gegenuumlber der
bisherigen Wahl eines Kreises auf die Geometrie des Anlaufes insbesondere auf die
Anlauflaumlnge dargestellt werden (Abbildung 4) Dazu sollen Ausgangswerte ange-
nommen werden wie sie bei Grossschanzen haumlufig sind
α = 11deg γ = 35 deg t = 65 m v0 = 26 ms = 3deg kw = 00011
Fall 1 r1 = 014v02
= 9464m
Kreis Anlauflaumlnge 8895 m Startpunkt [-8300 4490]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9134 m Startpunkt [-8565 4510]
Fall 2 r1 = 016v02 = 10816
Kreis Anlauflaumlnge 9121 m Startpunkt [-8539 4515]
Kub Parabel Anlauflaumlnge 9391 m Startpunkt [-8840 4537]
12
In Abbildung 4 sind die obigen Ergebnisse dargestellt Sie zeigt die Unterschiede zwi-
schen Kreis und kubischer Parabel Die Anlauflaumlnge ist bei ein und demselben gewaumlhl-
ten Radius bei der kubischen Parabel ca 250 m laumlnger als beim Kreis Interessant ist
die Feststellung dass der Startpunkt beim Kreis mit dem jetzt gebraumluchlichen Koeffi-
zienten 016 fuumlr r1 und jener bei der kubischen Parabel auf wenig Zentimeter gleich ist
wenn bei letzterer der Koeffizient 014 verwendet wird Damit ist aufgezeigt dass die
oben begruumlndete Moumlglichkeit der Radiusverkleinerung zu gleich langen Anlaumlufen und
gleicher Lage fuumlhrt wie bisher bei der Verwendung eines Kreisbogens
Es wird daher bei Verwendung einer kubischen Parabel als Uumlbergangskurve festgelegt
dass der Radius bei Erreichen des Schanzentisches mindestens
r1 = 014v02
erreichen muss houmlchstens aber
r1 = 016v02
erreichen darf Dies deshalb damit ein ausreichender Entlastungseffekt durch den
ploumltzlichen Wegfall der Zentrifugalkraft auf dem Schanzentisch erhalten bleibt
Eine weitere wichtige Feststellung Wenn bei einem bestehenden Anlauf mit
Kreisbogen sein Radius r1 = 016v02 betraumlgt kann ohne Veraumlnderung des gera-
den Anlaufteils mit kleinem Aufwand nachtraumlglich die Kreisform in eine kubisch
Parabel umgebaut werden
Abb 4 Vergleich Kreiskubische Parabel Einfluss des Kruumlmmungsradius r1
13
3 Der Flug
Die Koordinaten eines Punktes der Flugbahn sowie deren Neigung an dieser Stelle
erhaumllt man aus der Integration des Differentialgleichungssystems das den Flug be-
schreibt
Es sind dies die vier nichtlinearen Differentialgleichungen erster Ordnung
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
mit den Anfangsbedingungen
x(o) = 0
z(0) = 0
v(0) = (v02 + v
2)^05
φ(0) = α ndash δ
Dabei ist v die aktuelle Fluggeschwindigkeit der Neigungswinkel der Flugbahn im
Uhrzeigersinn gemessen und der Winkel um den der Absprungwinkel (Neigung der
Flugbahn bei x = 0) durch den Absprungeffekt gegenuumlber der Tischneigung angehoben
wird
δ = arctg(vv0)
v ist die Geschwindigkeit senkrecht zur Tischebene die der Schwerpunkt des Koumlrper-
Ski-Systems im Augenblick des Abhebens erreicht Auswertungen von weitesten
Spruumlngen haben fuumlr v 22 ms ergeben Dieser Wert ist bei der Berechnung der Dia-
gramme Abbildung 4 bis 11 in den bdquoSkisprungschanzen Bau-Normen 2008ldquo fuumlr alle
Tischneigungen eingesetzt worden
An dieser Stelle ist noch auf eine immer wieder hartnaumlckig vertretene Meinung hinzu-
weisen die dahin geht dass der Springer bei geeigneter Absprungtechnik die Ab-
sprunggeschwindigkeitskomponente parallel zur Tischebene vergroumlssern koumlnne Das
ist natuumlrlich Unsinn und gehoumlrt in die gleiche Kategorie wie das noch bdquozu erfindende
Perpetuum Mobileldquo
Die Luftwiderstands- und Auftriebskoeffizienten kw bzw ka sind abhaumlngig vom An-
stroumlmwinkel der Luft und von der Haltung des Springers Sie sind somit zeitlich ver-
aumlnderlich Aus der Vermessung der Flugbahnen 2006 in Engelberg hat das Biomecha-
nische Institut der ETHZ fuumlr die weltbesten Springer folgende Werte in Funktion der
Bahnneigung ermittelt
14
Luftkraftbeiwerte Engelberg 2006
Rang 1 - 5 Rang 6 - 15 Rang 16 - 25
φdeg kW kA kW kA kW kA
0 000185 000093 000232 000116 000261 000130
2 000204 000139 000245 000180 000271 000177
4 000223 000185 000258 000244 000282 000224
6 000243 000231 000272 000308 000293 000270
8 000261 000275 000285 000365 000304 000316
10 000281 000316 000298 000396 000315 000350
12 000301 000354 000311 000424 000326 000382
14 000319 000390 000325 000450 000337 000411
16 000338 000424 000337 000472 000347 000436
18 000355 000455 000350 000492 000357 000459
20 000372 000484 000362 000508 000367 000479
22 000388 000511 000374 000522 000376 000496
24 000403 000534 000386 000534 000386 000510
26 000418 000555 000398 000543 000396 000521
28 000432 000574 000410 000550 000407 000531
30 000447 000591 000422 000555 000419 000538
32 000462 000605 000436 000560 000432 000545
34 000479 000617 000453 000565 000449 000551
36 000502 000628 000474 000571 000471 000558
38 000537 000638 000504 000582 000503 000569
40 000614 000655 000553 000606 000555 000590
42 000691 000672 000602 000629 000606 000611
44 000767 000689 000651 000652 000658 000632
Tab 2 Luftkraftbeiwerte mit der Dimension m-1
Damit kann durch Integration der Differentialgleichungen die einer bestimmten Tisch-
neigung und einer bestimmten Absprunggeschwindigkeit v0 zugehoumlrige Flugbahn
berechnet werden Als Landepunkt K wird vereinfachend der Schnittpunkt der Flug-
bahn mit dem Terrainprofil definiert so wie auch der Anfang der Flugbahn auf den
Ursprung 00] gelegt wird
Der Winkel mit dem sich die Flugbahn mit der Landepiste schneidet ist massgebend
fuumlr den Landestoss den der Springer erfaumlhrt Mit dem Begriff der aumlquivalenten Lande-
houmlhe kann dieser Vorgang anschaulich beschrieben werden Welche Houmlhe soll dem
Springer zugemutet werden aus der er vergleichsweise auf eine Horizontalebenen fal-
len und dabei den Stoss sicher auffangen soll Aus langjaumlhriger Erfahrung weiss man
dass 090 m fuumlr gute Springer ein gutes Mass ist Fuumlr schwaumlchere Springer soll auf
070 m reduziert werden
Der erste Wert wird fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis
115deg) der zweite fuumlr kleine und mittlere Schanzen (Tischneigungen von 8deg bis 95deg)
eingesetzt Sie ergeben Geschwindigkeiten von 42 ms bzw 37 ms und sind gleich-
15
zusetzen mit der Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprungprofil
in K Wenn die Flugbahn im Landepunkt die Neigung φK hat muss das Aufsprungpro-
fil die Neigung
fuumlr α von 10deg bis 115deg β = φK ndash arcsin(42vK ((5)
und fuumlr α von 8deg bis 95deg β = φK ndash arcsin(37vK((6)
haben wobei vKnaL red gartebtulosbA red degeschwindigkeit bedeutet
Fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis 115deg) sind die k-Werte
der Spitzenspringer (Kolonne 1 und 2 Tab 2) und fuumlr kleine und mittlere Schanzen
(Tischneigungen von 8deg bis 95deg) sind die k-Werte fuumlr schwaumlchere Springer (Kolonne
5 und 6 Tab 2) eingesetzt worden
Auf diesen Grundlagen sind die Diagramme fuumlr die Tischneigungen 8deg bis 115deg der
Sprungschanzen-Baunormen 2008 berechnet worden Die Eingrenzungen der zulaumlssi-
gen Bereich der Wertepaare w und hn hat der Ausschuss des Subkomitees auf Grund
von Erfahrungen festgelegt
4 Das Aufsprungprofil
Das Aufsprungprofil vom Schanzentisch bis zum Punkt K soll fuumlr alle Sprungweiten
gute Landebedingungen ermoumlglichen Dazu soll es bei weiten Spruumlngen die Houmlhe der
Flugbahn uumlber Terrain moumlglichst klein halten Das 1992 eingefuumlhrte und 1996 verfei-
nerte Aufsprungprofil in der Form einer kubischen Parabel hat sich bewaumlhrt Fuumlr die
Optimierung der freien Parameter β0 und δβ ist die Kurvenschar aller in Engelberg
vermessenen Fluumlge zu Rate gezogen worden Die Herleitung der Formeln die in den
Bau-Normen das Aufsprungprofil beschreiben ist reine analytische Geometrie und
bedarf keiner weiter gehenden Erklaumlrung
Fuumlr die Berechnung des Endes L des Landebereiches wurden folgende Annahmen ge-
troffen
Bei Skisprungwettkaumlmpfen wird der Punkt K bekanntlich von einzelnen wenigen
Springern uumlbersprungen Aus einer groumlsseren Anzahl Resultatlisten wurden die Uumlber-
weiten w = wKrsquo ndash wK bestimmt wobei wKrsquo die groumlsste erreichte Weite eines Wett-
kampfes ist
16
Abb 5 Groumlsste Weite bei Krsquo die bei einem Wettkampf erreicht wurde
In Abbildung 5 ist die bei dieser Auswertung zu beachtende damals geltende Geo-
metrie mit dem Kreisbogen r2 dargestellt Aus w und dem zur betreffenden Schanze
gehoumlrenden r2 β und der Flugbahnneigung φK bei der Landung ergibt sich fuumlr die Ver-
schiebung der Flugbahn
D = r2[cos(φK ndash β) ndash cos(φK ndash βKrsquo)] wobei βKrsquo = β ndash Δwr2180π ist
Es hat sich gezeigt dass der Grenzwert fuumlr D etwa bei 0018w liegt Fuumlr diese moumlgli-
chen Groumlsstweiten bei L soll eine aumlquivalente Landehoumlhe von 160 m eingeplant wer-
den Messungen anlaumlsslich der Skiflug-WM 1976 in Oberstdorf haben gezeigt dass
die damit verbundene Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprung-
profil v von 56 ms noch gestanden werden kann Bei L soll somit die Neigung der
Landepiste
βL = φL ndash arcsin(56vL ((7)
betragen
Der Landebereich von K bis L wird als Kreisabschnitt gestaltet Der Radius des Bo-
gens sei rL Fuumlr den Abstand l2 von K und L ergibt sich
l2 = (β ndash βL) rLπ180 = [(φK ndash arcsin(42vK ((ndash (φL ndash arcsin(56vLr [((Lπ180
fuumlr α von 10deg bis 115deg Fuumlr die kleineren α-Werte muumlsste der zweite Term im Klam-
merausdruck konsequenterweise arcsin(37vK gnugelrebUuml nehcielg red tiM netual (
mit der die Landekomponente v bei K fuumlr schwaumlchere Springer herabgesetzt wurde
soll dies auch bei L geschehen so dass der angeschriebene Ausdruck fuumlr l2 fuumlr alle α-
Werte gelten kann
Am Ende der Flugbahn besonders bei den grossen Schanzen ist man nicht mehr weit
von der stationaumlren Endgeschwindigkeit entfernt so dass die Aumlnderung von Betrag
und Richtung der Fluggeschwindigkeit in diesem kurzen Abschnitt im Rahmen der
17
hier gebotenen Genauigkeit vernachlaumlssigbar wird Im weiteren sind die Landewinkel
so klein dass ihr Sinus durch das Bogenmass ersetzt werden kann
Mit vLv asymp K dnu φL asymp φK vereinfachen sich die Gleichungen auf
βL = β ndash 14vK180π (8)
l2 = 14rLvK (9)
Abb 6 Landebereich K bis L
Aus Abbildung 6 erhaumllt man schliesslich
d = 0018w = l2tg(φK ndash β) + l222rL = 1442 rL vK
2 + 14
2 rLvK
22
oder rL = vK2w380 (10)
Die letzte Gleichung stellt die Verbindung zwischen dem bei groumlsseren Schanzen beo-
bachteten durchschnittlichen Mass d und dem Unterschied des zugelassenen v bei K
und L her rL muss aber auch gewaumlhrleisten dass beim Durchfahren der Landestrecke
die Zentrifugalbeschleunigung in Grenzen bleibt Sie soll 80 von g nicht uumlberstei-
gen Es ist somit auch
rL ge 0125 vK2
(10a)
einzuhalten Diese Dimensionierung wird somit bei Schanzen mit w le 48 m
massgebend rL soll auf den naumlchsten Zehnerwert aufgerundet werden
Mit βL und rL sind die Koordinaten von L gegeben
Die Landegeschwindigkeit vK erhaumllt man mit der Integration der Flugbahn Da die zu-
laumlssigen Felder fuumlr die Wertepaare [w hn] fuumlr die verschiedenen Tischneigungen α
einen relativ schmalen Streifen bilden gilt mit ausreichender Genauigkeit die lineare
Beziehung
vK = 068v0 + 1244 (11)
Wenn immer hier von bdquoausreichenderldquo Genauigkeit die Rede ist heisst das dass der
eingeraumlumte Fehler im Bereich weniger Prozente liegt in einem Toleranzbereich der
auch den biomechanischen Ausgangsgroumlssen wie aumlquivalente Landehoumlhe zugespro-
18
chen werden muss Allerdings muss festgehalten werden dass fuumlr die Anwendung sol-
cher Vereinfachung vorausgesetzt werden muss dass der Planer nicht von den Vorga-
ben abweicht
Bei den ganz kleinen Schanzen wird vK von der Naumlherungsformel gegenuumlber der
Wirklichkeit etwas zu gross berechnet Man liegt damit aber auf der sicheren Seite
5 Die Landung
Wer in L landet faumlhrt mit der groumlsstmoumlglichen Geschwindigkeit in den anschliessen-
den Uumlbergangsbogen Der Springer muss durch seine Muskelkraft die Normalkompo-
nente seiner Geschwindigkeit vL= 56 ms auf Null abbremsen Die kinetische Ener-
gie ist
m5622 = 1568m m = Masse Springer und Ski
Wenn er konstant die Kraft die seinem Gewicht samt Ski entspricht bei der Landung
einsetzten wuumlrde haumltte er die aumlquivalente Fallhoumlhe von 160 m zuruumlckzulegen Die
Zeit die er dazu benoumltigt ist t = 56981 = 0571 s Waumlhrend dieser Zeit ist der
Druck auf die Spur um sein Gewicht groumlsser so dass er eine um tgρmg erhoumlhte
Reibungskraft erfaumlhrt und dies uumlber eine Strecke von vLcos(φK ndash βL)0571 Diese
Reibungsenergie geht auf Kosten der kinetischen Energie die in der Geschwindig-
keitskomponente v parallel zum Hang liegt Die verbleibende Energie ist
frac12mv2 = frac12mvL
2cos
2(φK ndash βL) ndash tgρmgvLcos(φK ndash βL)0571 =
frac12mvLcos(φK ndash βL)[vL cos(φK ndash βL) ndash 2tgρ9810571]
Nach einiger Umformung erhaumllt man fuumlr die verbleibende Gleitgeschwindigkeit bei
einer Landung in L in erster Naumlherung
v = vK ndash 16vK ndash 01ρ (Reibungswinkel ρ in alt Grad) (12)
Der Kraft-Zeit-Verlauf ist in Wirklichkeit weder genau mg noch ist er konstant Wie
man leicht zeigen kann ist das Ergebnis aber nicht davon beeinflusst ausser dass sich
die Geschwindigkeit am Ende des Landungsprozesses fruumlher oder spaumlter einstellt Da
die Geschwindigkeitsabminderung aber sehr klein ist kann dieser Umstand vernach-
laumlssigt werden
Der Normaldruck auf das Profil soll analog zur Uumlbergangskurve im Anlauf auf 18g
beschraumlnkt werden dh
gcosβL + v2r2L le 18g asymp 18 (13)
Damit erhaumllt man fuumlr r2L die Eingrenzung
rL ge r2L ge v2(18 ndash 10cosβL) (14)
19
Bei Grossschanzen ist der Spielraum fuumlr r2L nach oben durch die Forderung
zU le 88 m
eingeschraumlnkt Mehr dazu im naumlchsten Kapitel
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf
Der Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U (siehe Abbildung 7) bisher ein Kreisbogen
mit Radius r2 soll durch eine (quadratische) Parabel ersetzt werden Sie soll im Punkt
L die Neigung βL uumlbernehmen und im Punkt U eine horizontale Tangente haben Die
Kruumlmmungsradien r2L und r2 in den Punkten L bzw U sind frei waumlhlbar Ideal ist die
Wahl r2L = rL
Um die vier Freiheitsgrade zu gewaumlhrleisten muss die Parabel auch schief gedreht
werden koumlnnen Der Drehwinkel sei τ und im Gegenuhrzeigersinn positiv
Abb 7 Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U
Die Gleichung der Parabel im gedrehten Koordinatensystem ist
η = Cξ2
Aus der transzendenten Gleichung
r2Lr2 = [cosτcos(τ+βL)]3 (15)
ist zunaumlchst der Drehwinkel τ zu berechnen Dann ergeben sich der Reihe nach
C = 1(2r2(cosτ)3) (16)
a = ndash tg(βL+ τ)2C (17)
b = ndash tg(τ)2C (18)
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
12
In Abbildung 4 sind die obigen Ergebnisse dargestellt Sie zeigt die Unterschiede zwi-
schen Kreis und kubischer Parabel Die Anlauflaumlnge ist bei ein und demselben gewaumlhl-
ten Radius bei der kubischen Parabel ca 250 m laumlnger als beim Kreis Interessant ist
die Feststellung dass der Startpunkt beim Kreis mit dem jetzt gebraumluchlichen Koeffi-
zienten 016 fuumlr r1 und jener bei der kubischen Parabel auf wenig Zentimeter gleich ist
wenn bei letzterer der Koeffizient 014 verwendet wird Damit ist aufgezeigt dass die
oben begruumlndete Moumlglichkeit der Radiusverkleinerung zu gleich langen Anlaumlufen und
gleicher Lage fuumlhrt wie bisher bei der Verwendung eines Kreisbogens
Es wird daher bei Verwendung einer kubischen Parabel als Uumlbergangskurve festgelegt
dass der Radius bei Erreichen des Schanzentisches mindestens
r1 = 014v02
erreichen muss houmlchstens aber
r1 = 016v02
erreichen darf Dies deshalb damit ein ausreichender Entlastungseffekt durch den
ploumltzlichen Wegfall der Zentrifugalkraft auf dem Schanzentisch erhalten bleibt
Eine weitere wichtige Feststellung Wenn bei einem bestehenden Anlauf mit
Kreisbogen sein Radius r1 = 016v02 betraumlgt kann ohne Veraumlnderung des gera-
den Anlaufteils mit kleinem Aufwand nachtraumlglich die Kreisform in eine kubisch
Parabel umgebaut werden
Abb 4 Vergleich Kreiskubische Parabel Einfluss des Kruumlmmungsradius r1
13
3 Der Flug
Die Koordinaten eines Punktes der Flugbahn sowie deren Neigung an dieser Stelle
erhaumllt man aus der Integration des Differentialgleichungssystems das den Flug be-
schreibt
Es sind dies die vier nichtlinearen Differentialgleichungen erster Ordnung
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
mit den Anfangsbedingungen
x(o) = 0
z(0) = 0
v(0) = (v02 + v
2)^05
φ(0) = α ndash δ
Dabei ist v die aktuelle Fluggeschwindigkeit der Neigungswinkel der Flugbahn im
Uhrzeigersinn gemessen und der Winkel um den der Absprungwinkel (Neigung der
Flugbahn bei x = 0) durch den Absprungeffekt gegenuumlber der Tischneigung angehoben
wird
δ = arctg(vv0)
v ist die Geschwindigkeit senkrecht zur Tischebene die der Schwerpunkt des Koumlrper-
Ski-Systems im Augenblick des Abhebens erreicht Auswertungen von weitesten
Spruumlngen haben fuumlr v 22 ms ergeben Dieser Wert ist bei der Berechnung der Dia-
gramme Abbildung 4 bis 11 in den bdquoSkisprungschanzen Bau-Normen 2008ldquo fuumlr alle
Tischneigungen eingesetzt worden
An dieser Stelle ist noch auf eine immer wieder hartnaumlckig vertretene Meinung hinzu-
weisen die dahin geht dass der Springer bei geeigneter Absprungtechnik die Ab-
sprunggeschwindigkeitskomponente parallel zur Tischebene vergroumlssern koumlnne Das
ist natuumlrlich Unsinn und gehoumlrt in die gleiche Kategorie wie das noch bdquozu erfindende
Perpetuum Mobileldquo
Die Luftwiderstands- und Auftriebskoeffizienten kw bzw ka sind abhaumlngig vom An-
stroumlmwinkel der Luft und von der Haltung des Springers Sie sind somit zeitlich ver-
aumlnderlich Aus der Vermessung der Flugbahnen 2006 in Engelberg hat das Biomecha-
nische Institut der ETHZ fuumlr die weltbesten Springer folgende Werte in Funktion der
Bahnneigung ermittelt
14
Luftkraftbeiwerte Engelberg 2006
Rang 1 - 5 Rang 6 - 15 Rang 16 - 25
φdeg kW kA kW kA kW kA
0 000185 000093 000232 000116 000261 000130
2 000204 000139 000245 000180 000271 000177
4 000223 000185 000258 000244 000282 000224
6 000243 000231 000272 000308 000293 000270
8 000261 000275 000285 000365 000304 000316
10 000281 000316 000298 000396 000315 000350
12 000301 000354 000311 000424 000326 000382
14 000319 000390 000325 000450 000337 000411
16 000338 000424 000337 000472 000347 000436
18 000355 000455 000350 000492 000357 000459
20 000372 000484 000362 000508 000367 000479
22 000388 000511 000374 000522 000376 000496
24 000403 000534 000386 000534 000386 000510
26 000418 000555 000398 000543 000396 000521
28 000432 000574 000410 000550 000407 000531
30 000447 000591 000422 000555 000419 000538
32 000462 000605 000436 000560 000432 000545
34 000479 000617 000453 000565 000449 000551
36 000502 000628 000474 000571 000471 000558
38 000537 000638 000504 000582 000503 000569
40 000614 000655 000553 000606 000555 000590
42 000691 000672 000602 000629 000606 000611
44 000767 000689 000651 000652 000658 000632
Tab 2 Luftkraftbeiwerte mit der Dimension m-1
Damit kann durch Integration der Differentialgleichungen die einer bestimmten Tisch-
neigung und einer bestimmten Absprunggeschwindigkeit v0 zugehoumlrige Flugbahn
berechnet werden Als Landepunkt K wird vereinfachend der Schnittpunkt der Flug-
bahn mit dem Terrainprofil definiert so wie auch der Anfang der Flugbahn auf den
Ursprung 00] gelegt wird
Der Winkel mit dem sich die Flugbahn mit der Landepiste schneidet ist massgebend
fuumlr den Landestoss den der Springer erfaumlhrt Mit dem Begriff der aumlquivalenten Lande-
houmlhe kann dieser Vorgang anschaulich beschrieben werden Welche Houmlhe soll dem
Springer zugemutet werden aus der er vergleichsweise auf eine Horizontalebenen fal-
len und dabei den Stoss sicher auffangen soll Aus langjaumlhriger Erfahrung weiss man
dass 090 m fuumlr gute Springer ein gutes Mass ist Fuumlr schwaumlchere Springer soll auf
070 m reduziert werden
Der erste Wert wird fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis
115deg) der zweite fuumlr kleine und mittlere Schanzen (Tischneigungen von 8deg bis 95deg)
eingesetzt Sie ergeben Geschwindigkeiten von 42 ms bzw 37 ms und sind gleich-
15
zusetzen mit der Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprungprofil
in K Wenn die Flugbahn im Landepunkt die Neigung φK hat muss das Aufsprungpro-
fil die Neigung
fuumlr α von 10deg bis 115deg β = φK ndash arcsin(42vK ((5)
und fuumlr α von 8deg bis 95deg β = φK ndash arcsin(37vK((6)
haben wobei vKnaL red gartebtulosbA red degeschwindigkeit bedeutet
Fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis 115deg) sind die k-Werte
der Spitzenspringer (Kolonne 1 und 2 Tab 2) und fuumlr kleine und mittlere Schanzen
(Tischneigungen von 8deg bis 95deg) sind die k-Werte fuumlr schwaumlchere Springer (Kolonne
5 und 6 Tab 2) eingesetzt worden
Auf diesen Grundlagen sind die Diagramme fuumlr die Tischneigungen 8deg bis 115deg der
Sprungschanzen-Baunormen 2008 berechnet worden Die Eingrenzungen der zulaumlssi-
gen Bereich der Wertepaare w und hn hat der Ausschuss des Subkomitees auf Grund
von Erfahrungen festgelegt
4 Das Aufsprungprofil
Das Aufsprungprofil vom Schanzentisch bis zum Punkt K soll fuumlr alle Sprungweiten
gute Landebedingungen ermoumlglichen Dazu soll es bei weiten Spruumlngen die Houmlhe der
Flugbahn uumlber Terrain moumlglichst klein halten Das 1992 eingefuumlhrte und 1996 verfei-
nerte Aufsprungprofil in der Form einer kubischen Parabel hat sich bewaumlhrt Fuumlr die
Optimierung der freien Parameter β0 und δβ ist die Kurvenschar aller in Engelberg
vermessenen Fluumlge zu Rate gezogen worden Die Herleitung der Formeln die in den
Bau-Normen das Aufsprungprofil beschreiben ist reine analytische Geometrie und
bedarf keiner weiter gehenden Erklaumlrung
Fuumlr die Berechnung des Endes L des Landebereiches wurden folgende Annahmen ge-
troffen
Bei Skisprungwettkaumlmpfen wird der Punkt K bekanntlich von einzelnen wenigen
Springern uumlbersprungen Aus einer groumlsseren Anzahl Resultatlisten wurden die Uumlber-
weiten w = wKrsquo ndash wK bestimmt wobei wKrsquo die groumlsste erreichte Weite eines Wett-
kampfes ist
16
Abb 5 Groumlsste Weite bei Krsquo die bei einem Wettkampf erreicht wurde
In Abbildung 5 ist die bei dieser Auswertung zu beachtende damals geltende Geo-
metrie mit dem Kreisbogen r2 dargestellt Aus w und dem zur betreffenden Schanze
gehoumlrenden r2 β und der Flugbahnneigung φK bei der Landung ergibt sich fuumlr die Ver-
schiebung der Flugbahn
D = r2[cos(φK ndash β) ndash cos(φK ndash βKrsquo)] wobei βKrsquo = β ndash Δwr2180π ist
Es hat sich gezeigt dass der Grenzwert fuumlr D etwa bei 0018w liegt Fuumlr diese moumlgli-
chen Groumlsstweiten bei L soll eine aumlquivalente Landehoumlhe von 160 m eingeplant wer-
den Messungen anlaumlsslich der Skiflug-WM 1976 in Oberstdorf haben gezeigt dass
die damit verbundene Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprung-
profil v von 56 ms noch gestanden werden kann Bei L soll somit die Neigung der
Landepiste
βL = φL ndash arcsin(56vL ((7)
betragen
Der Landebereich von K bis L wird als Kreisabschnitt gestaltet Der Radius des Bo-
gens sei rL Fuumlr den Abstand l2 von K und L ergibt sich
l2 = (β ndash βL) rLπ180 = [(φK ndash arcsin(42vK ((ndash (φL ndash arcsin(56vLr [((Lπ180
fuumlr α von 10deg bis 115deg Fuumlr die kleineren α-Werte muumlsste der zweite Term im Klam-
merausdruck konsequenterweise arcsin(37vK gnugelrebUuml nehcielg red tiM netual (
mit der die Landekomponente v bei K fuumlr schwaumlchere Springer herabgesetzt wurde
soll dies auch bei L geschehen so dass der angeschriebene Ausdruck fuumlr l2 fuumlr alle α-
Werte gelten kann
Am Ende der Flugbahn besonders bei den grossen Schanzen ist man nicht mehr weit
von der stationaumlren Endgeschwindigkeit entfernt so dass die Aumlnderung von Betrag
und Richtung der Fluggeschwindigkeit in diesem kurzen Abschnitt im Rahmen der
17
hier gebotenen Genauigkeit vernachlaumlssigbar wird Im weiteren sind die Landewinkel
so klein dass ihr Sinus durch das Bogenmass ersetzt werden kann
Mit vLv asymp K dnu φL asymp φK vereinfachen sich die Gleichungen auf
βL = β ndash 14vK180π (8)
l2 = 14rLvK (9)
Abb 6 Landebereich K bis L
Aus Abbildung 6 erhaumllt man schliesslich
d = 0018w = l2tg(φK ndash β) + l222rL = 1442 rL vK
2 + 14
2 rLvK
22
oder rL = vK2w380 (10)
Die letzte Gleichung stellt die Verbindung zwischen dem bei groumlsseren Schanzen beo-
bachteten durchschnittlichen Mass d und dem Unterschied des zugelassenen v bei K
und L her rL muss aber auch gewaumlhrleisten dass beim Durchfahren der Landestrecke
die Zentrifugalbeschleunigung in Grenzen bleibt Sie soll 80 von g nicht uumlberstei-
gen Es ist somit auch
rL ge 0125 vK2
(10a)
einzuhalten Diese Dimensionierung wird somit bei Schanzen mit w le 48 m
massgebend rL soll auf den naumlchsten Zehnerwert aufgerundet werden
Mit βL und rL sind die Koordinaten von L gegeben
Die Landegeschwindigkeit vK erhaumllt man mit der Integration der Flugbahn Da die zu-
laumlssigen Felder fuumlr die Wertepaare [w hn] fuumlr die verschiedenen Tischneigungen α
einen relativ schmalen Streifen bilden gilt mit ausreichender Genauigkeit die lineare
Beziehung
vK = 068v0 + 1244 (11)
Wenn immer hier von bdquoausreichenderldquo Genauigkeit die Rede ist heisst das dass der
eingeraumlumte Fehler im Bereich weniger Prozente liegt in einem Toleranzbereich der
auch den biomechanischen Ausgangsgroumlssen wie aumlquivalente Landehoumlhe zugespro-
18
chen werden muss Allerdings muss festgehalten werden dass fuumlr die Anwendung sol-
cher Vereinfachung vorausgesetzt werden muss dass der Planer nicht von den Vorga-
ben abweicht
Bei den ganz kleinen Schanzen wird vK von der Naumlherungsformel gegenuumlber der
Wirklichkeit etwas zu gross berechnet Man liegt damit aber auf der sicheren Seite
5 Die Landung
Wer in L landet faumlhrt mit der groumlsstmoumlglichen Geschwindigkeit in den anschliessen-
den Uumlbergangsbogen Der Springer muss durch seine Muskelkraft die Normalkompo-
nente seiner Geschwindigkeit vL= 56 ms auf Null abbremsen Die kinetische Ener-
gie ist
m5622 = 1568m m = Masse Springer und Ski
Wenn er konstant die Kraft die seinem Gewicht samt Ski entspricht bei der Landung
einsetzten wuumlrde haumltte er die aumlquivalente Fallhoumlhe von 160 m zuruumlckzulegen Die
Zeit die er dazu benoumltigt ist t = 56981 = 0571 s Waumlhrend dieser Zeit ist der
Druck auf die Spur um sein Gewicht groumlsser so dass er eine um tgρmg erhoumlhte
Reibungskraft erfaumlhrt und dies uumlber eine Strecke von vLcos(φK ndash βL)0571 Diese
Reibungsenergie geht auf Kosten der kinetischen Energie die in der Geschwindig-
keitskomponente v parallel zum Hang liegt Die verbleibende Energie ist
frac12mv2 = frac12mvL
2cos
2(φK ndash βL) ndash tgρmgvLcos(φK ndash βL)0571 =
frac12mvLcos(φK ndash βL)[vL cos(φK ndash βL) ndash 2tgρ9810571]
Nach einiger Umformung erhaumllt man fuumlr die verbleibende Gleitgeschwindigkeit bei
einer Landung in L in erster Naumlherung
v = vK ndash 16vK ndash 01ρ (Reibungswinkel ρ in alt Grad) (12)
Der Kraft-Zeit-Verlauf ist in Wirklichkeit weder genau mg noch ist er konstant Wie
man leicht zeigen kann ist das Ergebnis aber nicht davon beeinflusst ausser dass sich
die Geschwindigkeit am Ende des Landungsprozesses fruumlher oder spaumlter einstellt Da
die Geschwindigkeitsabminderung aber sehr klein ist kann dieser Umstand vernach-
laumlssigt werden
Der Normaldruck auf das Profil soll analog zur Uumlbergangskurve im Anlauf auf 18g
beschraumlnkt werden dh
gcosβL + v2r2L le 18g asymp 18 (13)
Damit erhaumllt man fuumlr r2L die Eingrenzung
rL ge r2L ge v2(18 ndash 10cosβL) (14)
19
Bei Grossschanzen ist der Spielraum fuumlr r2L nach oben durch die Forderung
zU le 88 m
eingeschraumlnkt Mehr dazu im naumlchsten Kapitel
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf
Der Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U (siehe Abbildung 7) bisher ein Kreisbogen
mit Radius r2 soll durch eine (quadratische) Parabel ersetzt werden Sie soll im Punkt
L die Neigung βL uumlbernehmen und im Punkt U eine horizontale Tangente haben Die
Kruumlmmungsradien r2L und r2 in den Punkten L bzw U sind frei waumlhlbar Ideal ist die
Wahl r2L = rL
Um die vier Freiheitsgrade zu gewaumlhrleisten muss die Parabel auch schief gedreht
werden koumlnnen Der Drehwinkel sei τ und im Gegenuhrzeigersinn positiv
Abb 7 Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U
Die Gleichung der Parabel im gedrehten Koordinatensystem ist
η = Cξ2
Aus der transzendenten Gleichung
r2Lr2 = [cosτcos(τ+βL)]3 (15)
ist zunaumlchst der Drehwinkel τ zu berechnen Dann ergeben sich der Reihe nach
C = 1(2r2(cosτ)3) (16)
a = ndash tg(βL+ τ)2C (17)
b = ndash tg(τ)2C (18)
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
13
3 Der Flug
Die Koordinaten eines Punktes der Flugbahn sowie deren Neigung an dieser Stelle
erhaumllt man aus der Integration des Differentialgleichungssystems das den Flug be-
schreibt
Es sind dies die vier nichtlinearen Differentialgleichungen erster Ordnung
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
mit den Anfangsbedingungen
x(o) = 0
z(0) = 0
v(0) = (v02 + v
2)^05
φ(0) = α ndash δ
Dabei ist v die aktuelle Fluggeschwindigkeit der Neigungswinkel der Flugbahn im
Uhrzeigersinn gemessen und der Winkel um den der Absprungwinkel (Neigung der
Flugbahn bei x = 0) durch den Absprungeffekt gegenuumlber der Tischneigung angehoben
wird
δ = arctg(vv0)
v ist die Geschwindigkeit senkrecht zur Tischebene die der Schwerpunkt des Koumlrper-
Ski-Systems im Augenblick des Abhebens erreicht Auswertungen von weitesten
Spruumlngen haben fuumlr v 22 ms ergeben Dieser Wert ist bei der Berechnung der Dia-
gramme Abbildung 4 bis 11 in den bdquoSkisprungschanzen Bau-Normen 2008ldquo fuumlr alle
Tischneigungen eingesetzt worden
An dieser Stelle ist noch auf eine immer wieder hartnaumlckig vertretene Meinung hinzu-
weisen die dahin geht dass der Springer bei geeigneter Absprungtechnik die Ab-
sprunggeschwindigkeitskomponente parallel zur Tischebene vergroumlssern koumlnne Das
ist natuumlrlich Unsinn und gehoumlrt in die gleiche Kategorie wie das noch bdquozu erfindende
Perpetuum Mobileldquo
Die Luftwiderstands- und Auftriebskoeffizienten kw bzw ka sind abhaumlngig vom An-
stroumlmwinkel der Luft und von der Haltung des Springers Sie sind somit zeitlich ver-
aumlnderlich Aus der Vermessung der Flugbahnen 2006 in Engelberg hat das Biomecha-
nische Institut der ETHZ fuumlr die weltbesten Springer folgende Werte in Funktion der
Bahnneigung ermittelt
14
Luftkraftbeiwerte Engelberg 2006
Rang 1 - 5 Rang 6 - 15 Rang 16 - 25
φdeg kW kA kW kA kW kA
0 000185 000093 000232 000116 000261 000130
2 000204 000139 000245 000180 000271 000177
4 000223 000185 000258 000244 000282 000224
6 000243 000231 000272 000308 000293 000270
8 000261 000275 000285 000365 000304 000316
10 000281 000316 000298 000396 000315 000350
12 000301 000354 000311 000424 000326 000382
14 000319 000390 000325 000450 000337 000411
16 000338 000424 000337 000472 000347 000436
18 000355 000455 000350 000492 000357 000459
20 000372 000484 000362 000508 000367 000479
22 000388 000511 000374 000522 000376 000496
24 000403 000534 000386 000534 000386 000510
26 000418 000555 000398 000543 000396 000521
28 000432 000574 000410 000550 000407 000531
30 000447 000591 000422 000555 000419 000538
32 000462 000605 000436 000560 000432 000545
34 000479 000617 000453 000565 000449 000551
36 000502 000628 000474 000571 000471 000558
38 000537 000638 000504 000582 000503 000569
40 000614 000655 000553 000606 000555 000590
42 000691 000672 000602 000629 000606 000611
44 000767 000689 000651 000652 000658 000632
Tab 2 Luftkraftbeiwerte mit der Dimension m-1
Damit kann durch Integration der Differentialgleichungen die einer bestimmten Tisch-
neigung und einer bestimmten Absprunggeschwindigkeit v0 zugehoumlrige Flugbahn
berechnet werden Als Landepunkt K wird vereinfachend der Schnittpunkt der Flug-
bahn mit dem Terrainprofil definiert so wie auch der Anfang der Flugbahn auf den
Ursprung 00] gelegt wird
Der Winkel mit dem sich die Flugbahn mit der Landepiste schneidet ist massgebend
fuumlr den Landestoss den der Springer erfaumlhrt Mit dem Begriff der aumlquivalenten Lande-
houmlhe kann dieser Vorgang anschaulich beschrieben werden Welche Houmlhe soll dem
Springer zugemutet werden aus der er vergleichsweise auf eine Horizontalebenen fal-
len und dabei den Stoss sicher auffangen soll Aus langjaumlhriger Erfahrung weiss man
dass 090 m fuumlr gute Springer ein gutes Mass ist Fuumlr schwaumlchere Springer soll auf
070 m reduziert werden
Der erste Wert wird fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis
115deg) der zweite fuumlr kleine und mittlere Schanzen (Tischneigungen von 8deg bis 95deg)
eingesetzt Sie ergeben Geschwindigkeiten von 42 ms bzw 37 ms und sind gleich-
15
zusetzen mit der Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprungprofil
in K Wenn die Flugbahn im Landepunkt die Neigung φK hat muss das Aufsprungpro-
fil die Neigung
fuumlr α von 10deg bis 115deg β = φK ndash arcsin(42vK ((5)
und fuumlr α von 8deg bis 95deg β = φK ndash arcsin(37vK((6)
haben wobei vKnaL red gartebtulosbA red degeschwindigkeit bedeutet
Fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis 115deg) sind die k-Werte
der Spitzenspringer (Kolonne 1 und 2 Tab 2) und fuumlr kleine und mittlere Schanzen
(Tischneigungen von 8deg bis 95deg) sind die k-Werte fuumlr schwaumlchere Springer (Kolonne
5 und 6 Tab 2) eingesetzt worden
Auf diesen Grundlagen sind die Diagramme fuumlr die Tischneigungen 8deg bis 115deg der
Sprungschanzen-Baunormen 2008 berechnet worden Die Eingrenzungen der zulaumlssi-
gen Bereich der Wertepaare w und hn hat der Ausschuss des Subkomitees auf Grund
von Erfahrungen festgelegt
4 Das Aufsprungprofil
Das Aufsprungprofil vom Schanzentisch bis zum Punkt K soll fuumlr alle Sprungweiten
gute Landebedingungen ermoumlglichen Dazu soll es bei weiten Spruumlngen die Houmlhe der
Flugbahn uumlber Terrain moumlglichst klein halten Das 1992 eingefuumlhrte und 1996 verfei-
nerte Aufsprungprofil in der Form einer kubischen Parabel hat sich bewaumlhrt Fuumlr die
Optimierung der freien Parameter β0 und δβ ist die Kurvenschar aller in Engelberg
vermessenen Fluumlge zu Rate gezogen worden Die Herleitung der Formeln die in den
Bau-Normen das Aufsprungprofil beschreiben ist reine analytische Geometrie und
bedarf keiner weiter gehenden Erklaumlrung
Fuumlr die Berechnung des Endes L des Landebereiches wurden folgende Annahmen ge-
troffen
Bei Skisprungwettkaumlmpfen wird der Punkt K bekanntlich von einzelnen wenigen
Springern uumlbersprungen Aus einer groumlsseren Anzahl Resultatlisten wurden die Uumlber-
weiten w = wKrsquo ndash wK bestimmt wobei wKrsquo die groumlsste erreichte Weite eines Wett-
kampfes ist
16
Abb 5 Groumlsste Weite bei Krsquo die bei einem Wettkampf erreicht wurde
In Abbildung 5 ist die bei dieser Auswertung zu beachtende damals geltende Geo-
metrie mit dem Kreisbogen r2 dargestellt Aus w und dem zur betreffenden Schanze
gehoumlrenden r2 β und der Flugbahnneigung φK bei der Landung ergibt sich fuumlr die Ver-
schiebung der Flugbahn
D = r2[cos(φK ndash β) ndash cos(φK ndash βKrsquo)] wobei βKrsquo = β ndash Δwr2180π ist
Es hat sich gezeigt dass der Grenzwert fuumlr D etwa bei 0018w liegt Fuumlr diese moumlgli-
chen Groumlsstweiten bei L soll eine aumlquivalente Landehoumlhe von 160 m eingeplant wer-
den Messungen anlaumlsslich der Skiflug-WM 1976 in Oberstdorf haben gezeigt dass
die damit verbundene Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprung-
profil v von 56 ms noch gestanden werden kann Bei L soll somit die Neigung der
Landepiste
βL = φL ndash arcsin(56vL ((7)
betragen
Der Landebereich von K bis L wird als Kreisabschnitt gestaltet Der Radius des Bo-
gens sei rL Fuumlr den Abstand l2 von K und L ergibt sich
l2 = (β ndash βL) rLπ180 = [(φK ndash arcsin(42vK ((ndash (φL ndash arcsin(56vLr [((Lπ180
fuumlr α von 10deg bis 115deg Fuumlr die kleineren α-Werte muumlsste der zweite Term im Klam-
merausdruck konsequenterweise arcsin(37vK gnugelrebUuml nehcielg red tiM netual (
mit der die Landekomponente v bei K fuumlr schwaumlchere Springer herabgesetzt wurde
soll dies auch bei L geschehen so dass der angeschriebene Ausdruck fuumlr l2 fuumlr alle α-
Werte gelten kann
Am Ende der Flugbahn besonders bei den grossen Schanzen ist man nicht mehr weit
von der stationaumlren Endgeschwindigkeit entfernt so dass die Aumlnderung von Betrag
und Richtung der Fluggeschwindigkeit in diesem kurzen Abschnitt im Rahmen der
17
hier gebotenen Genauigkeit vernachlaumlssigbar wird Im weiteren sind die Landewinkel
so klein dass ihr Sinus durch das Bogenmass ersetzt werden kann
Mit vLv asymp K dnu φL asymp φK vereinfachen sich die Gleichungen auf
βL = β ndash 14vK180π (8)
l2 = 14rLvK (9)
Abb 6 Landebereich K bis L
Aus Abbildung 6 erhaumllt man schliesslich
d = 0018w = l2tg(φK ndash β) + l222rL = 1442 rL vK
2 + 14
2 rLvK
22
oder rL = vK2w380 (10)
Die letzte Gleichung stellt die Verbindung zwischen dem bei groumlsseren Schanzen beo-
bachteten durchschnittlichen Mass d und dem Unterschied des zugelassenen v bei K
und L her rL muss aber auch gewaumlhrleisten dass beim Durchfahren der Landestrecke
die Zentrifugalbeschleunigung in Grenzen bleibt Sie soll 80 von g nicht uumlberstei-
gen Es ist somit auch
rL ge 0125 vK2
(10a)
einzuhalten Diese Dimensionierung wird somit bei Schanzen mit w le 48 m
massgebend rL soll auf den naumlchsten Zehnerwert aufgerundet werden
Mit βL und rL sind die Koordinaten von L gegeben
Die Landegeschwindigkeit vK erhaumllt man mit der Integration der Flugbahn Da die zu-
laumlssigen Felder fuumlr die Wertepaare [w hn] fuumlr die verschiedenen Tischneigungen α
einen relativ schmalen Streifen bilden gilt mit ausreichender Genauigkeit die lineare
Beziehung
vK = 068v0 + 1244 (11)
Wenn immer hier von bdquoausreichenderldquo Genauigkeit die Rede ist heisst das dass der
eingeraumlumte Fehler im Bereich weniger Prozente liegt in einem Toleranzbereich der
auch den biomechanischen Ausgangsgroumlssen wie aumlquivalente Landehoumlhe zugespro-
18
chen werden muss Allerdings muss festgehalten werden dass fuumlr die Anwendung sol-
cher Vereinfachung vorausgesetzt werden muss dass der Planer nicht von den Vorga-
ben abweicht
Bei den ganz kleinen Schanzen wird vK von der Naumlherungsformel gegenuumlber der
Wirklichkeit etwas zu gross berechnet Man liegt damit aber auf der sicheren Seite
5 Die Landung
Wer in L landet faumlhrt mit der groumlsstmoumlglichen Geschwindigkeit in den anschliessen-
den Uumlbergangsbogen Der Springer muss durch seine Muskelkraft die Normalkompo-
nente seiner Geschwindigkeit vL= 56 ms auf Null abbremsen Die kinetische Ener-
gie ist
m5622 = 1568m m = Masse Springer und Ski
Wenn er konstant die Kraft die seinem Gewicht samt Ski entspricht bei der Landung
einsetzten wuumlrde haumltte er die aumlquivalente Fallhoumlhe von 160 m zuruumlckzulegen Die
Zeit die er dazu benoumltigt ist t = 56981 = 0571 s Waumlhrend dieser Zeit ist der
Druck auf die Spur um sein Gewicht groumlsser so dass er eine um tgρmg erhoumlhte
Reibungskraft erfaumlhrt und dies uumlber eine Strecke von vLcos(φK ndash βL)0571 Diese
Reibungsenergie geht auf Kosten der kinetischen Energie die in der Geschwindig-
keitskomponente v parallel zum Hang liegt Die verbleibende Energie ist
frac12mv2 = frac12mvL
2cos
2(φK ndash βL) ndash tgρmgvLcos(φK ndash βL)0571 =
frac12mvLcos(φK ndash βL)[vL cos(φK ndash βL) ndash 2tgρ9810571]
Nach einiger Umformung erhaumllt man fuumlr die verbleibende Gleitgeschwindigkeit bei
einer Landung in L in erster Naumlherung
v = vK ndash 16vK ndash 01ρ (Reibungswinkel ρ in alt Grad) (12)
Der Kraft-Zeit-Verlauf ist in Wirklichkeit weder genau mg noch ist er konstant Wie
man leicht zeigen kann ist das Ergebnis aber nicht davon beeinflusst ausser dass sich
die Geschwindigkeit am Ende des Landungsprozesses fruumlher oder spaumlter einstellt Da
die Geschwindigkeitsabminderung aber sehr klein ist kann dieser Umstand vernach-
laumlssigt werden
Der Normaldruck auf das Profil soll analog zur Uumlbergangskurve im Anlauf auf 18g
beschraumlnkt werden dh
gcosβL + v2r2L le 18g asymp 18 (13)
Damit erhaumllt man fuumlr r2L die Eingrenzung
rL ge r2L ge v2(18 ndash 10cosβL) (14)
19
Bei Grossschanzen ist der Spielraum fuumlr r2L nach oben durch die Forderung
zU le 88 m
eingeschraumlnkt Mehr dazu im naumlchsten Kapitel
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf
Der Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U (siehe Abbildung 7) bisher ein Kreisbogen
mit Radius r2 soll durch eine (quadratische) Parabel ersetzt werden Sie soll im Punkt
L die Neigung βL uumlbernehmen und im Punkt U eine horizontale Tangente haben Die
Kruumlmmungsradien r2L und r2 in den Punkten L bzw U sind frei waumlhlbar Ideal ist die
Wahl r2L = rL
Um die vier Freiheitsgrade zu gewaumlhrleisten muss die Parabel auch schief gedreht
werden koumlnnen Der Drehwinkel sei τ und im Gegenuhrzeigersinn positiv
Abb 7 Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U
Die Gleichung der Parabel im gedrehten Koordinatensystem ist
η = Cξ2
Aus der transzendenten Gleichung
r2Lr2 = [cosτcos(τ+βL)]3 (15)
ist zunaumlchst der Drehwinkel τ zu berechnen Dann ergeben sich der Reihe nach
C = 1(2r2(cosτ)3) (16)
a = ndash tg(βL+ τ)2C (17)
b = ndash tg(τ)2C (18)
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
14
Luftkraftbeiwerte Engelberg 2006
Rang 1 - 5 Rang 6 - 15 Rang 16 - 25
φdeg kW kA kW kA kW kA
0 000185 000093 000232 000116 000261 000130
2 000204 000139 000245 000180 000271 000177
4 000223 000185 000258 000244 000282 000224
6 000243 000231 000272 000308 000293 000270
8 000261 000275 000285 000365 000304 000316
10 000281 000316 000298 000396 000315 000350
12 000301 000354 000311 000424 000326 000382
14 000319 000390 000325 000450 000337 000411
16 000338 000424 000337 000472 000347 000436
18 000355 000455 000350 000492 000357 000459
20 000372 000484 000362 000508 000367 000479
22 000388 000511 000374 000522 000376 000496
24 000403 000534 000386 000534 000386 000510
26 000418 000555 000398 000543 000396 000521
28 000432 000574 000410 000550 000407 000531
30 000447 000591 000422 000555 000419 000538
32 000462 000605 000436 000560 000432 000545
34 000479 000617 000453 000565 000449 000551
36 000502 000628 000474 000571 000471 000558
38 000537 000638 000504 000582 000503 000569
40 000614 000655 000553 000606 000555 000590
42 000691 000672 000602 000629 000606 000611
44 000767 000689 000651 000652 000658 000632
Tab 2 Luftkraftbeiwerte mit der Dimension m-1
Damit kann durch Integration der Differentialgleichungen die einer bestimmten Tisch-
neigung und einer bestimmten Absprunggeschwindigkeit v0 zugehoumlrige Flugbahn
berechnet werden Als Landepunkt K wird vereinfachend der Schnittpunkt der Flug-
bahn mit dem Terrainprofil definiert so wie auch der Anfang der Flugbahn auf den
Ursprung 00] gelegt wird
Der Winkel mit dem sich die Flugbahn mit der Landepiste schneidet ist massgebend
fuumlr den Landestoss den der Springer erfaumlhrt Mit dem Begriff der aumlquivalenten Lande-
houmlhe kann dieser Vorgang anschaulich beschrieben werden Welche Houmlhe soll dem
Springer zugemutet werden aus der er vergleichsweise auf eine Horizontalebenen fal-
len und dabei den Stoss sicher auffangen soll Aus langjaumlhriger Erfahrung weiss man
dass 090 m fuumlr gute Springer ein gutes Mass ist Fuumlr schwaumlchere Springer soll auf
070 m reduziert werden
Der erste Wert wird fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis
115deg) der zweite fuumlr kleine und mittlere Schanzen (Tischneigungen von 8deg bis 95deg)
eingesetzt Sie ergeben Geschwindigkeiten von 42 ms bzw 37 ms und sind gleich-
15
zusetzen mit der Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprungprofil
in K Wenn die Flugbahn im Landepunkt die Neigung φK hat muss das Aufsprungpro-
fil die Neigung
fuumlr α von 10deg bis 115deg β = φK ndash arcsin(42vK ((5)
und fuumlr α von 8deg bis 95deg β = φK ndash arcsin(37vK((6)
haben wobei vKnaL red gartebtulosbA red degeschwindigkeit bedeutet
Fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis 115deg) sind die k-Werte
der Spitzenspringer (Kolonne 1 und 2 Tab 2) und fuumlr kleine und mittlere Schanzen
(Tischneigungen von 8deg bis 95deg) sind die k-Werte fuumlr schwaumlchere Springer (Kolonne
5 und 6 Tab 2) eingesetzt worden
Auf diesen Grundlagen sind die Diagramme fuumlr die Tischneigungen 8deg bis 115deg der
Sprungschanzen-Baunormen 2008 berechnet worden Die Eingrenzungen der zulaumlssi-
gen Bereich der Wertepaare w und hn hat der Ausschuss des Subkomitees auf Grund
von Erfahrungen festgelegt
4 Das Aufsprungprofil
Das Aufsprungprofil vom Schanzentisch bis zum Punkt K soll fuumlr alle Sprungweiten
gute Landebedingungen ermoumlglichen Dazu soll es bei weiten Spruumlngen die Houmlhe der
Flugbahn uumlber Terrain moumlglichst klein halten Das 1992 eingefuumlhrte und 1996 verfei-
nerte Aufsprungprofil in der Form einer kubischen Parabel hat sich bewaumlhrt Fuumlr die
Optimierung der freien Parameter β0 und δβ ist die Kurvenschar aller in Engelberg
vermessenen Fluumlge zu Rate gezogen worden Die Herleitung der Formeln die in den
Bau-Normen das Aufsprungprofil beschreiben ist reine analytische Geometrie und
bedarf keiner weiter gehenden Erklaumlrung
Fuumlr die Berechnung des Endes L des Landebereiches wurden folgende Annahmen ge-
troffen
Bei Skisprungwettkaumlmpfen wird der Punkt K bekanntlich von einzelnen wenigen
Springern uumlbersprungen Aus einer groumlsseren Anzahl Resultatlisten wurden die Uumlber-
weiten w = wKrsquo ndash wK bestimmt wobei wKrsquo die groumlsste erreichte Weite eines Wett-
kampfes ist
16
Abb 5 Groumlsste Weite bei Krsquo die bei einem Wettkampf erreicht wurde
In Abbildung 5 ist die bei dieser Auswertung zu beachtende damals geltende Geo-
metrie mit dem Kreisbogen r2 dargestellt Aus w und dem zur betreffenden Schanze
gehoumlrenden r2 β und der Flugbahnneigung φK bei der Landung ergibt sich fuumlr die Ver-
schiebung der Flugbahn
D = r2[cos(φK ndash β) ndash cos(φK ndash βKrsquo)] wobei βKrsquo = β ndash Δwr2180π ist
Es hat sich gezeigt dass der Grenzwert fuumlr D etwa bei 0018w liegt Fuumlr diese moumlgli-
chen Groumlsstweiten bei L soll eine aumlquivalente Landehoumlhe von 160 m eingeplant wer-
den Messungen anlaumlsslich der Skiflug-WM 1976 in Oberstdorf haben gezeigt dass
die damit verbundene Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprung-
profil v von 56 ms noch gestanden werden kann Bei L soll somit die Neigung der
Landepiste
βL = φL ndash arcsin(56vL ((7)
betragen
Der Landebereich von K bis L wird als Kreisabschnitt gestaltet Der Radius des Bo-
gens sei rL Fuumlr den Abstand l2 von K und L ergibt sich
l2 = (β ndash βL) rLπ180 = [(φK ndash arcsin(42vK ((ndash (φL ndash arcsin(56vLr [((Lπ180
fuumlr α von 10deg bis 115deg Fuumlr die kleineren α-Werte muumlsste der zweite Term im Klam-
merausdruck konsequenterweise arcsin(37vK gnugelrebUuml nehcielg red tiM netual (
mit der die Landekomponente v bei K fuumlr schwaumlchere Springer herabgesetzt wurde
soll dies auch bei L geschehen so dass der angeschriebene Ausdruck fuumlr l2 fuumlr alle α-
Werte gelten kann
Am Ende der Flugbahn besonders bei den grossen Schanzen ist man nicht mehr weit
von der stationaumlren Endgeschwindigkeit entfernt so dass die Aumlnderung von Betrag
und Richtung der Fluggeschwindigkeit in diesem kurzen Abschnitt im Rahmen der
17
hier gebotenen Genauigkeit vernachlaumlssigbar wird Im weiteren sind die Landewinkel
so klein dass ihr Sinus durch das Bogenmass ersetzt werden kann
Mit vLv asymp K dnu φL asymp φK vereinfachen sich die Gleichungen auf
βL = β ndash 14vK180π (8)
l2 = 14rLvK (9)
Abb 6 Landebereich K bis L
Aus Abbildung 6 erhaumllt man schliesslich
d = 0018w = l2tg(φK ndash β) + l222rL = 1442 rL vK
2 + 14
2 rLvK
22
oder rL = vK2w380 (10)
Die letzte Gleichung stellt die Verbindung zwischen dem bei groumlsseren Schanzen beo-
bachteten durchschnittlichen Mass d und dem Unterschied des zugelassenen v bei K
und L her rL muss aber auch gewaumlhrleisten dass beim Durchfahren der Landestrecke
die Zentrifugalbeschleunigung in Grenzen bleibt Sie soll 80 von g nicht uumlberstei-
gen Es ist somit auch
rL ge 0125 vK2
(10a)
einzuhalten Diese Dimensionierung wird somit bei Schanzen mit w le 48 m
massgebend rL soll auf den naumlchsten Zehnerwert aufgerundet werden
Mit βL und rL sind die Koordinaten von L gegeben
Die Landegeschwindigkeit vK erhaumllt man mit der Integration der Flugbahn Da die zu-
laumlssigen Felder fuumlr die Wertepaare [w hn] fuumlr die verschiedenen Tischneigungen α
einen relativ schmalen Streifen bilden gilt mit ausreichender Genauigkeit die lineare
Beziehung
vK = 068v0 + 1244 (11)
Wenn immer hier von bdquoausreichenderldquo Genauigkeit die Rede ist heisst das dass der
eingeraumlumte Fehler im Bereich weniger Prozente liegt in einem Toleranzbereich der
auch den biomechanischen Ausgangsgroumlssen wie aumlquivalente Landehoumlhe zugespro-
18
chen werden muss Allerdings muss festgehalten werden dass fuumlr die Anwendung sol-
cher Vereinfachung vorausgesetzt werden muss dass der Planer nicht von den Vorga-
ben abweicht
Bei den ganz kleinen Schanzen wird vK von der Naumlherungsformel gegenuumlber der
Wirklichkeit etwas zu gross berechnet Man liegt damit aber auf der sicheren Seite
5 Die Landung
Wer in L landet faumlhrt mit der groumlsstmoumlglichen Geschwindigkeit in den anschliessen-
den Uumlbergangsbogen Der Springer muss durch seine Muskelkraft die Normalkompo-
nente seiner Geschwindigkeit vL= 56 ms auf Null abbremsen Die kinetische Ener-
gie ist
m5622 = 1568m m = Masse Springer und Ski
Wenn er konstant die Kraft die seinem Gewicht samt Ski entspricht bei der Landung
einsetzten wuumlrde haumltte er die aumlquivalente Fallhoumlhe von 160 m zuruumlckzulegen Die
Zeit die er dazu benoumltigt ist t = 56981 = 0571 s Waumlhrend dieser Zeit ist der
Druck auf die Spur um sein Gewicht groumlsser so dass er eine um tgρmg erhoumlhte
Reibungskraft erfaumlhrt und dies uumlber eine Strecke von vLcos(φK ndash βL)0571 Diese
Reibungsenergie geht auf Kosten der kinetischen Energie die in der Geschwindig-
keitskomponente v parallel zum Hang liegt Die verbleibende Energie ist
frac12mv2 = frac12mvL
2cos
2(φK ndash βL) ndash tgρmgvLcos(φK ndash βL)0571 =
frac12mvLcos(φK ndash βL)[vL cos(φK ndash βL) ndash 2tgρ9810571]
Nach einiger Umformung erhaumllt man fuumlr die verbleibende Gleitgeschwindigkeit bei
einer Landung in L in erster Naumlherung
v = vK ndash 16vK ndash 01ρ (Reibungswinkel ρ in alt Grad) (12)
Der Kraft-Zeit-Verlauf ist in Wirklichkeit weder genau mg noch ist er konstant Wie
man leicht zeigen kann ist das Ergebnis aber nicht davon beeinflusst ausser dass sich
die Geschwindigkeit am Ende des Landungsprozesses fruumlher oder spaumlter einstellt Da
die Geschwindigkeitsabminderung aber sehr klein ist kann dieser Umstand vernach-
laumlssigt werden
Der Normaldruck auf das Profil soll analog zur Uumlbergangskurve im Anlauf auf 18g
beschraumlnkt werden dh
gcosβL + v2r2L le 18g asymp 18 (13)
Damit erhaumllt man fuumlr r2L die Eingrenzung
rL ge r2L ge v2(18 ndash 10cosβL) (14)
19
Bei Grossschanzen ist der Spielraum fuumlr r2L nach oben durch die Forderung
zU le 88 m
eingeschraumlnkt Mehr dazu im naumlchsten Kapitel
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf
Der Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U (siehe Abbildung 7) bisher ein Kreisbogen
mit Radius r2 soll durch eine (quadratische) Parabel ersetzt werden Sie soll im Punkt
L die Neigung βL uumlbernehmen und im Punkt U eine horizontale Tangente haben Die
Kruumlmmungsradien r2L und r2 in den Punkten L bzw U sind frei waumlhlbar Ideal ist die
Wahl r2L = rL
Um die vier Freiheitsgrade zu gewaumlhrleisten muss die Parabel auch schief gedreht
werden koumlnnen Der Drehwinkel sei τ und im Gegenuhrzeigersinn positiv
Abb 7 Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U
Die Gleichung der Parabel im gedrehten Koordinatensystem ist
η = Cξ2
Aus der transzendenten Gleichung
r2Lr2 = [cosτcos(τ+βL)]3 (15)
ist zunaumlchst der Drehwinkel τ zu berechnen Dann ergeben sich der Reihe nach
C = 1(2r2(cosτ)3) (16)
a = ndash tg(βL+ τ)2C (17)
b = ndash tg(τ)2C (18)
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
15
zusetzen mit der Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprungprofil
in K Wenn die Flugbahn im Landepunkt die Neigung φK hat muss das Aufsprungpro-
fil die Neigung
fuumlr α von 10deg bis 115deg β = φK ndash arcsin(42vK ((5)
und fuumlr α von 8deg bis 95deg β = φK ndash arcsin(37vK((6)
haben wobei vKnaL red gartebtulosbA red degeschwindigkeit bedeutet
Fuumlr Normal- und Grossschanzen (Tischneigungen von 10deg bis 115deg) sind die k-Werte
der Spitzenspringer (Kolonne 1 und 2 Tab 2) und fuumlr kleine und mittlere Schanzen
(Tischneigungen von 8deg bis 95deg) sind die k-Werte fuumlr schwaumlchere Springer (Kolonne
5 und 6 Tab 2) eingesetzt worden
Auf diesen Grundlagen sind die Diagramme fuumlr die Tischneigungen 8deg bis 115deg der
Sprungschanzen-Baunormen 2008 berechnet worden Die Eingrenzungen der zulaumlssi-
gen Bereich der Wertepaare w und hn hat der Ausschuss des Subkomitees auf Grund
von Erfahrungen festgelegt
4 Das Aufsprungprofil
Das Aufsprungprofil vom Schanzentisch bis zum Punkt K soll fuumlr alle Sprungweiten
gute Landebedingungen ermoumlglichen Dazu soll es bei weiten Spruumlngen die Houmlhe der
Flugbahn uumlber Terrain moumlglichst klein halten Das 1992 eingefuumlhrte und 1996 verfei-
nerte Aufsprungprofil in der Form einer kubischen Parabel hat sich bewaumlhrt Fuumlr die
Optimierung der freien Parameter β0 und δβ ist die Kurvenschar aller in Engelberg
vermessenen Fluumlge zu Rate gezogen worden Die Herleitung der Formeln die in den
Bau-Normen das Aufsprungprofil beschreiben ist reine analytische Geometrie und
bedarf keiner weiter gehenden Erklaumlrung
Fuumlr die Berechnung des Endes L des Landebereiches wurden folgende Annahmen ge-
troffen
Bei Skisprungwettkaumlmpfen wird der Punkt K bekanntlich von einzelnen wenigen
Springern uumlbersprungen Aus einer groumlsseren Anzahl Resultatlisten wurden die Uumlber-
weiten w = wKrsquo ndash wK bestimmt wobei wKrsquo die groumlsste erreichte Weite eines Wett-
kampfes ist
16
Abb 5 Groumlsste Weite bei Krsquo die bei einem Wettkampf erreicht wurde
In Abbildung 5 ist die bei dieser Auswertung zu beachtende damals geltende Geo-
metrie mit dem Kreisbogen r2 dargestellt Aus w und dem zur betreffenden Schanze
gehoumlrenden r2 β und der Flugbahnneigung φK bei der Landung ergibt sich fuumlr die Ver-
schiebung der Flugbahn
D = r2[cos(φK ndash β) ndash cos(φK ndash βKrsquo)] wobei βKrsquo = β ndash Δwr2180π ist
Es hat sich gezeigt dass der Grenzwert fuumlr D etwa bei 0018w liegt Fuumlr diese moumlgli-
chen Groumlsstweiten bei L soll eine aumlquivalente Landehoumlhe von 160 m eingeplant wer-
den Messungen anlaumlsslich der Skiflug-WM 1976 in Oberstdorf haben gezeigt dass
die damit verbundene Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprung-
profil v von 56 ms noch gestanden werden kann Bei L soll somit die Neigung der
Landepiste
βL = φL ndash arcsin(56vL ((7)
betragen
Der Landebereich von K bis L wird als Kreisabschnitt gestaltet Der Radius des Bo-
gens sei rL Fuumlr den Abstand l2 von K und L ergibt sich
l2 = (β ndash βL) rLπ180 = [(φK ndash arcsin(42vK ((ndash (φL ndash arcsin(56vLr [((Lπ180
fuumlr α von 10deg bis 115deg Fuumlr die kleineren α-Werte muumlsste der zweite Term im Klam-
merausdruck konsequenterweise arcsin(37vK gnugelrebUuml nehcielg red tiM netual (
mit der die Landekomponente v bei K fuumlr schwaumlchere Springer herabgesetzt wurde
soll dies auch bei L geschehen so dass der angeschriebene Ausdruck fuumlr l2 fuumlr alle α-
Werte gelten kann
Am Ende der Flugbahn besonders bei den grossen Schanzen ist man nicht mehr weit
von der stationaumlren Endgeschwindigkeit entfernt so dass die Aumlnderung von Betrag
und Richtung der Fluggeschwindigkeit in diesem kurzen Abschnitt im Rahmen der
17
hier gebotenen Genauigkeit vernachlaumlssigbar wird Im weiteren sind die Landewinkel
so klein dass ihr Sinus durch das Bogenmass ersetzt werden kann
Mit vLv asymp K dnu φL asymp φK vereinfachen sich die Gleichungen auf
βL = β ndash 14vK180π (8)
l2 = 14rLvK (9)
Abb 6 Landebereich K bis L
Aus Abbildung 6 erhaumllt man schliesslich
d = 0018w = l2tg(φK ndash β) + l222rL = 1442 rL vK
2 + 14
2 rLvK
22
oder rL = vK2w380 (10)
Die letzte Gleichung stellt die Verbindung zwischen dem bei groumlsseren Schanzen beo-
bachteten durchschnittlichen Mass d und dem Unterschied des zugelassenen v bei K
und L her rL muss aber auch gewaumlhrleisten dass beim Durchfahren der Landestrecke
die Zentrifugalbeschleunigung in Grenzen bleibt Sie soll 80 von g nicht uumlberstei-
gen Es ist somit auch
rL ge 0125 vK2
(10a)
einzuhalten Diese Dimensionierung wird somit bei Schanzen mit w le 48 m
massgebend rL soll auf den naumlchsten Zehnerwert aufgerundet werden
Mit βL und rL sind die Koordinaten von L gegeben
Die Landegeschwindigkeit vK erhaumllt man mit der Integration der Flugbahn Da die zu-
laumlssigen Felder fuumlr die Wertepaare [w hn] fuumlr die verschiedenen Tischneigungen α
einen relativ schmalen Streifen bilden gilt mit ausreichender Genauigkeit die lineare
Beziehung
vK = 068v0 + 1244 (11)
Wenn immer hier von bdquoausreichenderldquo Genauigkeit die Rede ist heisst das dass der
eingeraumlumte Fehler im Bereich weniger Prozente liegt in einem Toleranzbereich der
auch den biomechanischen Ausgangsgroumlssen wie aumlquivalente Landehoumlhe zugespro-
18
chen werden muss Allerdings muss festgehalten werden dass fuumlr die Anwendung sol-
cher Vereinfachung vorausgesetzt werden muss dass der Planer nicht von den Vorga-
ben abweicht
Bei den ganz kleinen Schanzen wird vK von der Naumlherungsformel gegenuumlber der
Wirklichkeit etwas zu gross berechnet Man liegt damit aber auf der sicheren Seite
5 Die Landung
Wer in L landet faumlhrt mit der groumlsstmoumlglichen Geschwindigkeit in den anschliessen-
den Uumlbergangsbogen Der Springer muss durch seine Muskelkraft die Normalkompo-
nente seiner Geschwindigkeit vL= 56 ms auf Null abbremsen Die kinetische Ener-
gie ist
m5622 = 1568m m = Masse Springer und Ski
Wenn er konstant die Kraft die seinem Gewicht samt Ski entspricht bei der Landung
einsetzten wuumlrde haumltte er die aumlquivalente Fallhoumlhe von 160 m zuruumlckzulegen Die
Zeit die er dazu benoumltigt ist t = 56981 = 0571 s Waumlhrend dieser Zeit ist der
Druck auf die Spur um sein Gewicht groumlsser so dass er eine um tgρmg erhoumlhte
Reibungskraft erfaumlhrt und dies uumlber eine Strecke von vLcos(φK ndash βL)0571 Diese
Reibungsenergie geht auf Kosten der kinetischen Energie die in der Geschwindig-
keitskomponente v parallel zum Hang liegt Die verbleibende Energie ist
frac12mv2 = frac12mvL
2cos
2(φK ndash βL) ndash tgρmgvLcos(φK ndash βL)0571 =
frac12mvLcos(φK ndash βL)[vL cos(φK ndash βL) ndash 2tgρ9810571]
Nach einiger Umformung erhaumllt man fuumlr die verbleibende Gleitgeschwindigkeit bei
einer Landung in L in erster Naumlherung
v = vK ndash 16vK ndash 01ρ (Reibungswinkel ρ in alt Grad) (12)
Der Kraft-Zeit-Verlauf ist in Wirklichkeit weder genau mg noch ist er konstant Wie
man leicht zeigen kann ist das Ergebnis aber nicht davon beeinflusst ausser dass sich
die Geschwindigkeit am Ende des Landungsprozesses fruumlher oder spaumlter einstellt Da
die Geschwindigkeitsabminderung aber sehr klein ist kann dieser Umstand vernach-
laumlssigt werden
Der Normaldruck auf das Profil soll analog zur Uumlbergangskurve im Anlauf auf 18g
beschraumlnkt werden dh
gcosβL + v2r2L le 18g asymp 18 (13)
Damit erhaumllt man fuumlr r2L die Eingrenzung
rL ge r2L ge v2(18 ndash 10cosβL) (14)
19
Bei Grossschanzen ist der Spielraum fuumlr r2L nach oben durch die Forderung
zU le 88 m
eingeschraumlnkt Mehr dazu im naumlchsten Kapitel
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf
Der Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U (siehe Abbildung 7) bisher ein Kreisbogen
mit Radius r2 soll durch eine (quadratische) Parabel ersetzt werden Sie soll im Punkt
L die Neigung βL uumlbernehmen und im Punkt U eine horizontale Tangente haben Die
Kruumlmmungsradien r2L und r2 in den Punkten L bzw U sind frei waumlhlbar Ideal ist die
Wahl r2L = rL
Um die vier Freiheitsgrade zu gewaumlhrleisten muss die Parabel auch schief gedreht
werden koumlnnen Der Drehwinkel sei τ und im Gegenuhrzeigersinn positiv
Abb 7 Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U
Die Gleichung der Parabel im gedrehten Koordinatensystem ist
η = Cξ2
Aus der transzendenten Gleichung
r2Lr2 = [cosτcos(τ+βL)]3 (15)
ist zunaumlchst der Drehwinkel τ zu berechnen Dann ergeben sich der Reihe nach
C = 1(2r2(cosτ)3) (16)
a = ndash tg(βL+ τ)2C (17)
b = ndash tg(τ)2C (18)
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
16
Abb 5 Groumlsste Weite bei Krsquo die bei einem Wettkampf erreicht wurde
In Abbildung 5 ist die bei dieser Auswertung zu beachtende damals geltende Geo-
metrie mit dem Kreisbogen r2 dargestellt Aus w und dem zur betreffenden Schanze
gehoumlrenden r2 β und der Flugbahnneigung φK bei der Landung ergibt sich fuumlr die Ver-
schiebung der Flugbahn
D = r2[cos(φK ndash β) ndash cos(φK ndash βKrsquo)] wobei βKrsquo = β ndash Δwr2180π ist
Es hat sich gezeigt dass der Grenzwert fuumlr D etwa bei 0018w liegt Fuumlr diese moumlgli-
chen Groumlsstweiten bei L soll eine aumlquivalente Landehoumlhe von 160 m eingeplant wer-
den Messungen anlaumlsslich der Skiflug-WM 1976 in Oberstdorf haben gezeigt dass
die damit verbundene Landegeschwindigkeitskomponente senkrecht zum Aufsprung-
profil v von 56 ms noch gestanden werden kann Bei L soll somit die Neigung der
Landepiste
βL = φL ndash arcsin(56vL ((7)
betragen
Der Landebereich von K bis L wird als Kreisabschnitt gestaltet Der Radius des Bo-
gens sei rL Fuumlr den Abstand l2 von K und L ergibt sich
l2 = (β ndash βL) rLπ180 = [(φK ndash arcsin(42vK ((ndash (φL ndash arcsin(56vLr [((Lπ180
fuumlr α von 10deg bis 115deg Fuumlr die kleineren α-Werte muumlsste der zweite Term im Klam-
merausdruck konsequenterweise arcsin(37vK gnugelrebUuml nehcielg red tiM netual (
mit der die Landekomponente v bei K fuumlr schwaumlchere Springer herabgesetzt wurde
soll dies auch bei L geschehen so dass der angeschriebene Ausdruck fuumlr l2 fuumlr alle α-
Werte gelten kann
Am Ende der Flugbahn besonders bei den grossen Schanzen ist man nicht mehr weit
von der stationaumlren Endgeschwindigkeit entfernt so dass die Aumlnderung von Betrag
und Richtung der Fluggeschwindigkeit in diesem kurzen Abschnitt im Rahmen der
17
hier gebotenen Genauigkeit vernachlaumlssigbar wird Im weiteren sind die Landewinkel
so klein dass ihr Sinus durch das Bogenmass ersetzt werden kann
Mit vLv asymp K dnu φL asymp φK vereinfachen sich die Gleichungen auf
βL = β ndash 14vK180π (8)
l2 = 14rLvK (9)
Abb 6 Landebereich K bis L
Aus Abbildung 6 erhaumllt man schliesslich
d = 0018w = l2tg(φK ndash β) + l222rL = 1442 rL vK
2 + 14
2 rLvK
22
oder rL = vK2w380 (10)
Die letzte Gleichung stellt die Verbindung zwischen dem bei groumlsseren Schanzen beo-
bachteten durchschnittlichen Mass d und dem Unterschied des zugelassenen v bei K
und L her rL muss aber auch gewaumlhrleisten dass beim Durchfahren der Landestrecke
die Zentrifugalbeschleunigung in Grenzen bleibt Sie soll 80 von g nicht uumlberstei-
gen Es ist somit auch
rL ge 0125 vK2
(10a)
einzuhalten Diese Dimensionierung wird somit bei Schanzen mit w le 48 m
massgebend rL soll auf den naumlchsten Zehnerwert aufgerundet werden
Mit βL und rL sind die Koordinaten von L gegeben
Die Landegeschwindigkeit vK erhaumllt man mit der Integration der Flugbahn Da die zu-
laumlssigen Felder fuumlr die Wertepaare [w hn] fuumlr die verschiedenen Tischneigungen α
einen relativ schmalen Streifen bilden gilt mit ausreichender Genauigkeit die lineare
Beziehung
vK = 068v0 + 1244 (11)
Wenn immer hier von bdquoausreichenderldquo Genauigkeit die Rede ist heisst das dass der
eingeraumlumte Fehler im Bereich weniger Prozente liegt in einem Toleranzbereich der
auch den biomechanischen Ausgangsgroumlssen wie aumlquivalente Landehoumlhe zugespro-
18
chen werden muss Allerdings muss festgehalten werden dass fuumlr die Anwendung sol-
cher Vereinfachung vorausgesetzt werden muss dass der Planer nicht von den Vorga-
ben abweicht
Bei den ganz kleinen Schanzen wird vK von der Naumlherungsformel gegenuumlber der
Wirklichkeit etwas zu gross berechnet Man liegt damit aber auf der sicheren Seite
5 Die Landung
Wer in L landet faumlhrt mit der groumlsstmoumlglichen Geschwindigkeit in den anschliessen-
den Uumlbergangsbogen Der Springer muss durch seine Muskelkraft die Normalkompo-
nente seiner Geschwindigkeit vL= 56 ms auf Null abbremsen Die kinetische Ener-
gie ist
m5622 = 1568m m = Masse Springer und Ski
Wenn er konstant die Kraft die seinem Gewicht samt Ski entspricht bei der Landung
einsetzten wuumlrde haumltte er die aumlquivalente Fallhoumlhe von 160 m zuruumlckzulegen Die
Zeit die er dazu benoumltigt ist t = 56981 = 0571 s Waumlhrend dieser Zeit ist der
Druck auf die Spur um sein Gewicht groumlsser so dass er eine um tgρmg erhoumlhte
Reibungskraft erfaumlhrt und dies uumlber eine Strecke von vLcos(φK ndash βL)0571 Diese
Reibungsenergie geht auf Kosten der kinetischen Energie die in der Geschwindig-
keitskomponente v parallel zum Hang liegt Die verbleibende Energie ist
frac12mv2 = frac12mvL
2cos
2(φK ndash βL) ndash tgρmgvLcos(φK ndash βL)0571 =
frac12mvLcos(φK ndash βL)[vL cos(φK ndash βL) ndash 2tgρ9810571]
Nach einiger Umformung erhaumllt man fuumlr die verbleibende Gleitgeschwindigkeit bei
einer Landung in L in erster Naumlherung
v = vK ndash 16vK ndash 01ρ (Reibungswinkel ρ in alt Grad) (12)
Der Kraft-Zeit-Verlauf ist in Wirklichkeit weder genau mg noch ist er konstant Wie
man leicht zeigen kann ist das Ergebnis aber nicht davon beeinflusst ausser dass sich
die Geschwindigkeit am Ende des Landungsprozesses fruumlher oder spaumlter einstellt Da
die Geschwindigkeitsabminderung aber sehr klein ist kann dieser Umstand vernach-
laumlssigt werden
Der Normaldruck auf das Profil soll analog zur Uumlbergangskurve im Anlauf auf 18g
beschraumlnkt werden dh
gcosβL + v2r2L le 18g asymp 18 (13)
Damit erhaumllt man fuumlr r2L die Eingrenzung
rL ge r2L ge v2(18 ndash 10cosβL) (14)
19
Bei Grossschanzen ist der Spielraum fuumlr r2L nach oben durch die Forderung
zU le 88 m
eingeschraumlnkt Mehr dazu im naumlchsten Kapitel
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf
Der Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U (siehe Abbildung 7) bisher ein Kreisbogen
mit Radius r2 soll durch eine (quadratische) Parabel ersetzt werden Sie soll im Punkt
L die Neigung βL uumlbernehmen und im Punkt U eine horizontale Tangente haben Die
Kruumlmmungsradien r2L und r2 in den Punkten L bzw U sind frei waumlhlbar Ideal ist die
Wahl r2L = rL
Um die vier Freiheitsgrade zu gewaumlhrleisten muss die Parabel auch schief gedreht
werden koumlnnen Der Drehwinkel sei τ und im Gegenuhrzeigersinn positiv
Abb 7 Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U
Die Gleichung der Parabel im gedrehten Koordinatensystem ist
η = Cξ2
Aus der transzendenten Gleichung
r2Lr2 = [cosτcos(τ+βL)]3 (15)
ist zunaumlchst der Drehwinkel τ zu berechnen Dann ergeben sich der Reihe nach
C = 1(2r2(cosτ)3) (16)
a = ndash tg(βL+ τ)2C (17)
b = ndash tg(τ)2C (18)
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
17
hier gebotenen Genauigkeit vernachlaumlssigbar wird Im weiteren sind die Landewinkel
so klein dass ihr Sinus durch das Bogenmass ersetzt werden kann
Mit vLv asymp K dnu φL asymp φK vereinfachen sich die Gleichungen auf
βL = β ndash 14vK180π (8)
l2 = 14rLvK (9)
Abb 6 Landebereich K bis L
Aus Abbildung 6 erhaumllt man schliesslich
d = 0018w = l2tg(φK ndash β) + l222rL = 1442 rL vK
2 + 14
2 rLvK
22
oder rL = vK2w380 (10)
Die letzte Gleichung stellt die Verbindung zwischen dem bei groumlsseren Schanzen beo-
bachteten durchschnittlichen Mass d und dem Unterschied des zugelassenen v bei K
und L her rL muss aber auch gewaumlhrleisten dass beim Durchfahren der Landestrecke
die Zentrifugalbeschleunigung in Grenzen bleibt Sie soll 80 von g nicht uumlberstei-
gen Es ist somit auch
rL ge 0125 vK2
(10a)
einzuhalten Diese Dimensionierung wird somit bei Schanzen mit w le 48 m
massgebend rL soll auf den naumlchsten Zehnerwert aufgerundet werden
Mit βL und rL sind die Koordinaten von L gegeben
Die Landegeschwindigkeit vK erhaumllt man mit der Integration der Flugbahn Da die zu-
laumlssigen Felder fuumlr die Wertepaare [w hn] fuumlr die verschiedenen Tischneigungen α
einen relativ schmalen Streifen bilden gilt mit ausreichender Genauigkeit die lineare
Beziehung
vK = 068v0 + 1244 (11)
Wenn immer hier von bdquoausreichenderldquo Genauigkeit die Rede ist heisst das dass der
eingeraumlumte Fehler im Bereich weniger Prozente liegt in einem Toleranzbereich der
auch den biomechanischen Ausgangsgroumlssen wie aumlquivalente Landehoumlhe zugespro-
18
chen werden muss Allerdings muss festgehalten werden dass fuumlr die Anwendung sol-
cher Vereinfachung vorausgesetzt werden muss dass der Planer nicht von den Vorga-
ben abweicht
Bei den ganz kleinen Schanzen wird vK von der Naumlherungsformel gegenuumlber der
Wirklichkeit etwas zu gross berechnet Man liegt damit aber auf der sicheren Seite
5 Die Landung
Wer in L landet faumlhrt mit der groumlsstmoumlglichen Geschwindigkeit in den anschliessen-
den Uumlbergangsbogen Der Springer muss durch seine Muskelkraft die Normalkompo-
nente seiner Geschwindigkeit vL= 56 ms auf Null abbremsen Die kinetische Ener-
gie ist
m5622 = 1568m m = Masse Springer und Ski
Wenn er konstant die Kraft die seinem Gewicht samt Ski entspricht bei der Landung
einsetzten wuumlrde haumltte er die aumlquivalente Fallhoumlhe von 160 m zuruumlckzulegen Die
Zeit die er dazu benoumltigt ist t = 56981 = 0571 s Waumlhrend dieser Zeit ist der
Druck auf die Spur um sein Gewicht groumlsser so dass er eine um tgρmg erhoumlhte
Reibungskraft erfaumlhrt und dies uumlber eine Strecke von vLcos(φK ndash βL)0571 Diese
Reibungsenergie geht auf Kosten der kinetischen Energie die in der Geschwindig-
keitskomponente v parallel zum Hang liegt Die verbleibende Energie ist
frac12mv2 = frac12mvL
2cos
2(φK ndash βL) ndash tgρmgvLcos(φK ndash βL)0571 =
frac12mvLcos(φK ndash βL)[vL cos(φK ndash βL) ndash 2tgρ9810571]
Nach einiger Umformung erhaumllt man fuumlr die verbleibende Gleitgeschwindigkeit bei
einer Landung in L in erster Naumlherung
v = vK ndash 16vK ndash 01ρ (Reibungswinkel ρ in alt Grad) (12)
Der Kraft-Zeit-Verlauf ist in Wirklichkeit weder genau mg noch ist er konstant Wie
man leicht zeigen kann ist das Ergebnis aber nicht davon beeinflusst ausser dass sich
die Geschwindigkeit am Ende des Landungsprozesses fruumlher oder spaumlter einstellt Da
die Geschwindigkeitsabminderung aber sehr klein ist kann dieser Umstand vernach-
laumlssigt werden
Der Normaldruck auf das Profil soll analog zur Uumlbergangskurve im Anlauf auf 18g
beschraumlnkt werden dh
gcosβL + v2r2L le 18g asymp 18 (13)
Damit erhaumllt man fuumlr r2L die Eingrenzung
rL ge r2L ge v2(18 ndash 10cosβL) (14)
19
Bei Grossschanzen ist der Spielraum fuumlr r2L nach oben durch die Forderung
zU le 88 m
eingeschraumlnkt Mehr dazu im naumlchsten Kapitel
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf
Der Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U (siehe Abbildung 7) bisher ein Kreisbogen
mit Radius r2 soll durch eine (quadratische) Parabel ersetzt werden Sie soll im Punkt
L die Neigung βL uumlbernehmen und im Punkt U eine horizontale Tangente haben Die
Kruumlmmungsradien r2L und r2 in den Punkten L bzw U sind frei waumlhlbar Ideal ist die
Wahl r2L = rL
Um die vier Freiheitsgrade zu gewaumlhrleisten muss die Parabel auch schief gedreht
werden koumlnnen Der Drehwinkel sei τ und im Gegenuhrzeigersinn positiv
Abb 7 Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U
Die Gleichung der Parabel im gedrehten Koordinatensystem ist
η = Cξ2
Aus der transzendenten Gleichung
r2Lr2 = [cosτcos(τ+βL)]3 (15)
ist zunaumlchst der Drehwinkel τ zu berechnen Dann ergeben sich der Reihe nach
C = 1(2r2(cosτ)3) (16)
a = ndash tg(βL+ τ)2C (17)
b = ndash tg(τ)2C (18)
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
18
chen werden muss Allerdings muss festgehalten werden dass fuumlr die Anwendung sol-
cher Vereinfachung vorausgesetzt werden muss dass der Planer nicht von den Vorga-
ben abweicht
Bei den ganz kleinen Schanzen wird vK von der Naumlherungsformel gegenuumlber der
Wirklichkeit etwas zu gross berechnet Man liegt damit aber auf der sicheren Seite
5 Die Landung
Wer in L landet faumlhrt mit der groumlsstmoumlglichen Geschwindigkeit in den anschliessen-
den Uumlbergangsbogen Der Springer muss durch seine Muskelkraft die Normalkompo-
nente seiner Geschwindigkeit vL= 56 ms auf Null abbremsen Die kinetische Ener-
gie ist
m5622 = 1568m m = Masse Springer und Ski
Wenn er konstant die Kraft die seinem Gewicht samt Ski entspricht bei der Landung
einsetzten wuumlrde haumltte er die aumlquivalente Fallhoumlhe von 160 m zuruumlckzulegen Die
Zeit die er dazu benoumltigt ist t = 56981 = 0571 s Waumlhrend dieser Zeit ist der
Druck auf die Spur um sein Gewicht groumlsser so dass er eine um tgρmg erhoumlhte
Reibungskraft erfaumlhrt und dies uumlber eine Strecke von vLcos(φK ndash βL)0571 Diese
Reibungsenergie geht auf Kosten der kinetischen Energie die in der Geschwindig-
keitskomponente v parallel zum Hang liegt Die verbleibende Energie ist
frac12mv2 = frac12mvL
2cos
2(φK ndash βL) ndash tgρmgvLcos(φK ndash βL)0571 =
frac12mvLcos(φK ndash βL)[vL cos(φK ndash βL) ndash 2tgρ9810571]
Nach einiger Umformung erhaumllt man fuumlr die verbleibende Gleitgeschwindigkeit bei
einer Landung in L in erster Naumlherung
v = vK ndash 16vK ndash 01ρ (Reibungswinkel ρ in alt Grad) (12)
Der Kraft-Zeit-Verlauf ist in Wirklichkeit weder genau mg noch ist er konstant Wie
man leicht zeigen kann ist das Ergebnis aber nicht davon beeinflusst ausser dass sich
die Geschwindigkeit am Ende des Landungsprozesses fruumlher oder spaumlter einstellt Da
die Geschwindigkeitsabminderung aber sehr klein ist kann dieser Umstand vernach-
laumlssigt werden
Der Normaldruck auf das Profil soll analog zur Uumlbergangskurve im Anlauf auf 18g
beschraumlnkt werden dh
gcosβL + v2r2L le 18g asymp 18 (13)
Damit erhaumllt man fuumlr r2L die Eingrenzung
rL ge r2L ge v2(18 ndash 10cosβL) (14)
19
Bei Grossschanzen ist der Spielraum fuumlr r2L nach oben durch die Forderung
zU le 88 m
eingeschraumlnkt Mehr dazu im naumlchsten Kapitel
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf
Der Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U (siehe Abbildung 7) bisher ein Kreisbogen
mit Radius r2 soll durch eine (quadratische) Parabel ersetzt werden Sie soll im Punkt
L die Neigung βL uumlbernehmen und im Punkt U eine horizontale Tangente haben Die
Kruumlmmungsradien r2L und r2 in den Punkten L bzw U sind frei waumlhlbar Ideal ist die
Wahl r2L = rL
Um die vier Freiheitsgrade zu gewaumlhrleisten muss die Parabel auch schief gedreht
werden koumlnnen Der Drehwinkel sei τ und im Gegenuhrzeigersinn positiv
Abb 7 Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U
Die Gleichung der Parabel im gedrehten Koordinatensystem ist
η = Cξ2
Aus der transzendenten Gleichung
r2Lr2 = [cosτcos(τ+βL)]3 (15)
ist zunaumlchst der Drehwinkel τ zu berechnen Dann ergeben sich der Reihe nach
C = 1(2r2(cosτ)3) (16)
a = ndash tg(βL+ τ)2C (17)
b = ndash tg(τ)2C (18)
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
19
Bei Grossschanzen ist der Spielraum fuumlr r2L nach oben durch die Forderung
zU le 88 m
eingeschraumlnkt Mehr dazu im naumlchsten Kapitel
6 Die Uumlbergangskurve im Auslauf
Der Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U (siehe Abbildung 7) bisher ein Kreisbogen
mit Radius r2 soll durch eine (quadratische) Parabel ersetzt werden Sie soll im Punkt
L die Neigung βL uumlbernehmen und im Punkt U eine horizontale Tangente haben Die
Kruumlmmungsradien r2L und r2 in den Punkten L bzw U sind frei waumlhlbar Ideal ist die
Wahl r2L = rL
Um die vier Freiheitsgrade zu gewaumlhrleisten muss die Parabel auch schief gedreht
werden koumlnnen Der Drehwinkel sei τ und im Gegenuhrzeigersinn positiv
Abb 7 Uumlbergangsbogen von Punkt L bis U
Die Gleichung der Parabel im gedrehten Koordinatensystem ist
η = Cξ2
Aus der transzendenten Gleichung
r2Lr2 = [cosτcos(τ+βL)]3 (15)
ist zunaumlchst der Drehwinkel τ zu berechnen Dann ergeben sich der Reihe nach
C = 1(2r2(cosτ)3) (16)
a = ndash tg(βL+ τ)2C (17)
b = ndash tg(τ)2C (18)
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
20
U = [xL + Csinτ(a2 ndash b
2) + cosτ(b ndash a) zL ndash Ccosτ(a
2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a)] (19)
Das gedrehte Koordinatensystem hat seinen Ursprung in S (Parabelscheitel)
S = [xL + Ca2sinτ ndash acosτ zL ndash Ca
2cosτ ndash asinτ]
Bei Grossschanzen ist sicher zu stellen dass
zU = zL ndash Ccosτ(a2 ndash b
2) + sinτ(b ndash a) ge -88 m (20)
eingehalten wird (Art 4112 IWO)
Der Ersatz des Kreises durch die Uumlbergangskurve beansprucht eine groumlssere Houmlhendif-
ferenz Bei Grossschanzen ist allenfalls durch Verkleinern von r2L undoder r2 zU so
zu korrigieren dass die Grenze -88 m eingehalten wird Man kann - als Grenzfall -
auch den bisherigen Kreis annaumlhern indem man r2L = r2 setzt
Die Funktion z(x) im Bereich L bis U ist
z(x) = zL ndash Ccosτ(a2 ndash
ξ
2)
ndash sinτ(a ndash ξ ) (21)
wobei
ξ = (cosτ ndash [(cosτ)2 ndash 4C(x ndash xL ndash Ca
2sinτ + acosτ)sinτ]
05)2Csinτ (22)
ist Damit sind alle Elemente fuumlr die Konstruktion der Uumlbergangskurve gegeben
Bei der Wahl von r2L und r2 ist nebst Art 4112 IWO auch Gleichung (13) - fuumlr den
Punkt L formuliert ndash uumlber die ganze Uumlbergangskurve zu beachten In der Regel nimmt
der Normaldruck am Anfang wegen der Zunahme von v noch zu Da im Unterschied
zur Anlaufspur eine Variable mehr gegeben ist kann eine geschlossene Loumlsung nicht
gegeben werden Vielmehr ist hier die Differentialgleichung
d(v2)ds = 2g sin(φ-ρ) ndash 2(k+ρr)v
2 (23)
gleich lautend wie fuumlr die Anlaufspur zu integrieren
Im Bericht der ETHZ werden als Ergebnis der Messungen in Engelberg die Werte
k = 0004 und ein Gleitreibungskoeffizient von 0015 was einem Reibungswinkel
ρ asymp 1deg entspricht gegeben
Die gegenuumlber bisher neu vorgegebene sorgfaumlltige Austarierung der Uumlbergangskurve
zum Auslauf bringt einen erheblichen Gewinn an Fahrkomfort der auch bei kleinen
und mittleren Schanzen den Springern zugute kommt Mit der Anwendung der Soft-
ware wird der Berechnungsaufwand minimal Fuumlr Vorstudien kann die bisherige Louml-
sung mit Kreisbogen herangezogen werden Der Radius r2 ist naumlherungsweise
r2 = vK2(20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (24)
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
21
7 Der Auslauf
Der Springer hat bei der Uumlberfahrt von U die Geschwindigkeit vU die die Integration
der Differentialgleichung (23) liefert Ein genaumlherter Wert ist
vU2
= 8 vK2 (20cosβL + vK
2βL7000 ndash 125) (25)
Der Bericht der ETHZ uumlber den Geschwindigkeitsverlauf im ebenen und horizontalen
Auslauf in Engelberg zeigt drei Phasen
1 Beruhigungsstrecke nach U von ca 1 Sekunde auf welcher der Springer freie
Fahrt laumlsst und nur der Luftwiderstand mit einem k-Wert von 0003 bremst Auf
die Beruumlcksichtigung einer Bremsung oder Beschleunigung bei einem allfaumllli-
gen Gefaumllle des Auslaufes kann verzichtet werden da in diesem Abschnitt der
Ausrundung der Einfluss gering ist
2 Danach setzt eine Bremsung ein die nicht konstant und individuell verschieden
ist Es laumlsst sich aus 23 ausgewerteten Spruumlngen aber eine durchschnittliche
Verzoumlgerung aus Schneereibung und Luftwiderstand von zusammen 48 ms2
ermitteln Dazu ist ein allfaumllliges Gefaumllle mit zu beruumlcksichtigen
3 Wenn die Abbremsung auf ca 18 ms erfolgt ist wird ein Abschwung eingelei-
tet der noch eine auf die Schanzenachse projizierte Laumlnge von ca 15 m bean-
sprucht
Am Ende des ersten Abschnittes nach vU Metern ist das Quadrat der Geschwindigkeit
auf vU2(1 ndash 20003vU) und im zweiten Abschnitt auf ca 18
2 asymp 300 gebremst Dar-
aus rechnet sich die Auslauflaumlnge
a = vU + [vU2(1 ndash 20003vU) ndash 300][2(48 ndash 981sinδ] + 15 + 5 (26)
δ ist der Neigungswinkel des Auslaufes bei Gegensteigung negativ Der letzte Term
von 5 m ist ein Sicherheitszuschlag
Damit folgt bei horizontalem Auslauf mit gerundeten Werten und linearisiert
a = 5vU ndash 55 (27)
oder wie die Durchrechnung einer groumlsseren Zahl von Schanzen mit w von 20 bis 130
m und Tischneigungen von 80deg bis 115deg ergeben hat trifft die nachstehende Naumlhe-
rung die Laumlnge a auf 1 m genau
a = 189 + 1113w ndash 000482w2 (28)
Bei einer Neigung δ der Ebene ist
a = vU + [vU2(1 ndash 0006vU) ndash 300][96 ndash 20sinδ] + 20 (29)
Bei den Messungen in Engelberg herrschten griffige Schneeverhaumlltnisse vor Bei ver-
eister Piste werden Bremswege laumlnger Es ist deshalb anzumerken dass fuumlr die Uumlber-
nahme der Normwerte die Beachtung der Weisung Art 401232 FIS-IWO Band III
Voraussetzung ist
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
22
Fuumlr kleine Schanzen ist mit Ruumlcksicht auf Anfaumlnger eine Mindestanlauflaumlnge von 45m
erforderlich
Fuumlr Sommerbetrieb mit Rasenauslauf ist a generell um 15 m zu erhoumlhen
CH-6078 Lungern Juni 2008
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
23
ANHANG
Der Einsatz von Flugbahnaufnahmen fuumlr die Optimierung von
Sprungschanzenprofilen
1 Vorbemerkungen
Skisprungschanzen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die erreichbaren Weiten
(Hill-Size) und durch ihre Steilheit (hn-Verhaumlltnis) Die Baunormen der FIS beschrei-
ben das Laumlngsprofil (Anlauf Aufsprung und Auslauf) innerhalb gesetzter Grenzen der
vorgenannten Parametern Die Gestalt des Aufsprungprofils soll den Benuumltzern ermoumlg-
liche kurze und weite Spruumlnge sicher zu stehen
Voraussetzung fuumlr diese Optimierungsaufgabe ist die Kenntnis der Flugbahn der
Springer Flugbahnen lassen sich mittels Videoaufnahmen anlaumlsslich von Skisprung-
wettbewerben sehr genau aufzeichnen Es waumlre aber zu aufwaumlndig solche Analysen
auf all den verschiedenen Schanzentypen vorzunehmen Es war daher eine Methode zu
suchen die es erlaubt aus Flugbahnaufnahmen die auf einer einzigen Schanze ge-
wonnen werden die dahinter steckenden physikalischen Gesetze zu ermitteln die dann
auch auf andere Schanzentypen uumlbertragen werden koumlnnen
Die einzige Methode der Bereitstellung verschieden gestalteter Flugbahnen ist die ma-
thematische Simulation des physikalischen Vorganges eines Skisprunges Dieser wird
beherrscht von der Erdbeschleunigung und den auf den Springer einwirkenden Luft-
kraumlften Wenn man die Kraumlfte parallel und senkrecht zur Flugbahn kennt kann jede
beliebige Bahn berechnet werden Ein System von Differentialgleichungen mit An-
fangsbedingungen beschreibt den Vorgang Es sind somit einerseits die Anfangsbedin-
gungen bestehend aus Betrag und Richtung der Absprunggeschwindigkeit uumlber der
Schanzentischkante und andrerseits die Entwicklung der erwaumlhnten Luftkraftkompo-
nenten als Funktion der Zeit oder - wie noch zu zeigen ist - besser als Funktion der
Bahnneigung zu bestimmen
2 Wahl geeigneter Beiwerte der Luftkraumlfte
Die Werte kW (Luftwiderstand) und kA (Auftrieb) liefern multipliziert mit v2 die Ver-
zoumlgerung der Springer in Flugrichtung und die Auftriebsbeschleunigung senkrecht zur
Flugbahn und haben die Dimension m-1
Sie haben fuumlr die Erarbeitung von Schanzen-
baunormen gegenuumlber den individuellen dimensionslosen Koeffizienten cW und cA
wie sie in der Aerodynamik gebraumluchlich sind den Vorteil dass sie direkt die allein
interessierenden bahnformenden Beschleunigungen liefern Die individuellen Einfluumls-
se (Gewicht und Anstroumlmquerschnitt) koumlnnen beim Bau von Schanzen ja nicht beruumlck-
sichtigt werden Fuumlr die Ermittlung des Einflusses der Meereshoumlhe auf die spezifische
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
24
Masse der Luft und damit auf die Gestalt der Flugbahn sind allenfalls gesonderte Un-
tersuchungen vorzunehmen
Das Institut fuumlr Biomechanik der Eidgenoumlssischen Technischen Hochschule Zuumlrich
(ETHZ) hat anlaumlsslich des Weltcupspringens vom 15 bis 17 Dezember 2006 in En-
gelberg (Schweiz) Flugbahnen der Spitzenspringer aufgenommen ausgewertet und
verschiedene Daten als Grundlage fuumlr die Uumlberarbeitung der Baunormen zusammen-
gestellt Gleichzeitig wurden auch mittlere und kurze Spruumlnge untersucht um mit de-
ren Ergebnissen die moumlgliche Kurvenschar darzustellen die auf einer Schanze anzu-
treffen ist Eine der Anforderungen die ein Schanzenprofil mit erfuumlllen muss ist die
Gewaumlhrleistung sicherer Landungen auch bei kurzen Spruumlngen Es wird auf den aus-
fuumlhrlichen Bericht des Instituts vom 19 Juli 2008 verwiesen
3 Einfluss des Windes auf die Flugbahn
In den Normen zum Bau von Schanzen kann auf allfaumlllig herrschende Winde nicht
Ruumlcksicht genommen werden Die Normen sollen daher klar von der Annahme sbquoWind-
stillersquo ausgehen Wird eine Flugbahn eines Springers ausgewertet bei dem ein herr-
schender Aufwind oder Ruumlckenwind oder lokale Boumlen aufgetreten sind sind die er-
rechneten kA- und kW-Werte verfaumllscht Leider herrschte waumlhrend der Wettkaumlmpfe in
Engelberg nicht Windstille Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 24 ms waumlh-
rend Spruumlngen (Ammann Kuumlttel Schlierenzauer) gemessen
Das Institut fuumlr Biomechanik hat hiezu verschiedene Simulationen vorgenommen die
aufzeigen dass lokale Windboumlen wie sie waumlhrend eines Sprunges auf einzelnen Be-
reichen der Flugbahn auftreten koumlnnen signifikante Auswirkung auf den Verlauf der
Flugbahn und damit auf die erzielte Weite verursachen und zwar in einem Ausmass
das durchaus vergleichbar ist mit den beobachteten persoumlnlichen Leistungsschwan-
kungen eines Springers von Sprung zu Sprung Lokale Windboumlen sind oft raumlumlich
eng begrenzt und werden durch die Windmessanlagen nicht zuverlaumlssig erfasst Daraus
folgt dass die Luftkraftwerte wenn sie nicht aus Spruumlngen bei Windstille berechnet
werden nicht zu gleichzeitig aufgezeichneten Koumlrper- und Skihaltungen zugeordnet
werden koumlnnen Fuumlr die Verwendung zum Zweck der Optimierung des Aufsprungpro-
fils was ja hier alleinige Zielsetzung ist sind sie aber dennoch brauchbar wie im
ETHZ-Bericht dargelegt wird
4 Einschraumlnkung der Guumlltigkeit der Ergebnisse
Wie eingangs erwaumlhnt erlaubt die Kenntnis der Werte kW und kA und deren Aumlnderung
waumlhrend eines Fluges auch die Simulation von Flugbahnen die von den ausgewerteten
Flugbahnen von Engelberg abweichen dh von anderen Anfangsbedingungen ausge-
hen Ein Nachweis innerhalb welcher Grenzen die Ausmasse der Schanze liegen muumls-
sen ist nicht moumlglich da Vergleichsrechnungen fehlen Wir schaumltzen dass eine untere
Grenze bei Schanzen mit Juryweiten (HS) von 85 Metern liegt Dies schon deshalb
weil wir die Flugeigenschaften von Weltklassespringern zu Grunde gelegt haben die
auf mittleren und kleinen Schanzen gar nicht springen Die Einschraumlnkung nach oben
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
25
ist offener Es soll aber wie bisher gelten dass Flugschanzen soweit es sich um geo-
metrische Anweisungen fuumlr das Schanzenprofil handelt nicht mehr von der Norm be-
schrieben werden Fuumlr Studienzwecke kann die Flugbahn aber auch fuumlr Flugschanzen
simuliert werden
5 Bedingungen fuumlr die Gewaumlhrleistung einer gewuumlnschten Genauigkeit der ge-
wonnenen Luftkraftbeiwerte
51 Die gewuumlnschte Genauigkeit der Luftkraftbeiwerte
Die kW- und kA-Werte bestimmen wie oben beschrieben die Beschleunigungen auf
der Flugbahn Ihre Berechnung aus vermessenen Flugbahnen bedingt eine zweimal
hintereinander ausgefuumlhrte Differentiation einer Kurve die durch ausgemessene
Bahnkoordinaten gegeben ist Letztere werden aus den Filmaufnahmen unter Naumlhe-
rungsermittlung des Schwerpunktes des Systems SpringerSki ausgewertet Sie sind
mit Fehlern behaftet die auf verschiedene Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind und im Be-
richt der ETHZ quantifiziert werden
Um eine zweifache Differentiation mit der Differenzenmethode durchfuumlhren zu koumln-
nen sind mindestens drei benachbarte Bahnpunkt Pn-1 Pn Pn+1 mit vorzugsweise
gleich grossen Zeitintervallen Δt erforderlich Je naumlher diese beieinander liegen um
so groumlsser ist der Einfluss der Fehler an den Bahnkoordinaten Es ist der erforderliche
minimale Abstand der zu verwendenden Bahnpunkte abzuschaumltzen der eine Bestim-
mung der k-Werte auf eine wuumlnschbare Genauigkeit gewaumlhrleistet Die kW- und kA-
Werte liegen wie fruumlhere Untersuchungen gezeigt haben zwischen 00025 m-1
und
00060 m-1
Wenn wir eine Genauigkeitsforderung von 00002 m-1
stellen was 3 bis
8 der Werte bedeutet erhalten wir gute Simulationen weil diese ja wiederum glaumlt-
tend wirkende Integrationen sind
52 Die naumlherungsweise Differentiation der Flugbahn mit der Kreisbogenmetho-
de
Es gibt verschiedene Modelle der Durchfuumlhrung der Differentiationen Ausgangspunkt
ist die Wahl der Approximation der Flugbahn oder einzelner Bahnabschnitte Man
kann die gemessenen Bahnpunkte durch ein Polynom von t approximieren Auf diese
Weise koumlnnen durch geeignete Wahl des Polynomgrades die Kurven geglaumlttet werden
Aus den Polynomen erhaumllt man analytisch die k-Werte als Funktionen von t Diese
Methode wendet die ETHZ in ihrem Bericht an
Sehr gute Ergebnisse gewaumlhrleistet die Wahl eines Kreisbogens fuumlr die Approximation
eines Bahnkurvenabschnittes Diese Methode erlaubt zudem eine einfache Darstellung
der Fortpflanzung von Fehlern an den Bahnkoordinaten auf die k-Werte Sie soll daher
nachfolgend aufgezeigt werden
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
26
Es empfiehlt sich hierzu die Einfuumlhrung von Polarkoordinaten fuumlr die erste und zweite
Ableitung der Flugbahnkoordinaten x und z mit v und φ bzw v und φ (v =
dvdt)
Es gilt die Vorzeichenkonvention x positiv horizontal nach rechts z positiv nach
oben v positiv in Flugrichtung und φ positiv im Uhrzeigersinn von der x-Achse ge-
messen
Das System der vier Differentialgleichungen die die Flugbahn beschreiben lautet
x = vcosφ (φ in alter Teilung 360deg) (1)
z = ndashvsinφ (2)
v = gsinφ ndash kWv2
(3)
φ = (gcosφ ndash kAv2)180 π v
(4)
Die dritte Gleichung ist die Gleichgewichtsformulierung der einwirkenden Kraumlfte in
Richtung Bahntangente dividiert durch die Masse von Springer und Ski Die vierte
Gleichung stellt das Gleichgewicht in radialer Richtung dividiert durch Masse und
Geschwindigkeit dar
Ersetzen wir den Flugbahnabschnitt zwischen den gemessenen Bahnpunkten nndash1 n
und n+1 mit einem Kreisabschnitt so kann das Kreiszentrum und der Kreisradius be-
rechnet werden Die Bahnneigung φn im zu untersuchenden mittleren Bahnpunkt Pn
ist angenaumlhert normal zur Verbindung Kreiszentrum mit Pn Die Bogenlaumlngen Pn-1 - Pn
und Pn - Pn+1 koumlnnen durch die Sehnenlaumlngen ersetzt werden da sie sich nur um Groumls-
sen zweiter Ordnung unterscheiden Sie seien s1 und s2 Die Geschwindigkeit und die
Bahnbeschleunigung in Pn ist naumlherungsweise
v = (s1+s2) (2Δt) und (5)
φ = vr 180π (6)
v = (s2 ndash s1) Δt2 (7)
Erweiterung dieser Gleichungen fuumlr den Fall wo die zwei Zeitintervalle nicht gleich
gross sind
v = (s1Δt22 + s2Δt1
2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (8)
φ = vr 180π (9)
v = 2(s2Δt1 ndash s1Δt2)Δt1Δt2(Δt1+Δt2) (10)
Die gesuchten Werte kW und kA im Punkt Pn erhaumllt man dank der Polarendarstellung
direkt aus der dritten und vierten Differentialgleichung
kW = (gsin φ ndash v˙)v2 (11)
kA = (gcosφ ndash v2r)v
2 (12)
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
27
Es soll als Erstes gepruumlft werden wie leistungsfaumlhig die Approximation der Bahn mit
einem Kreisbogen ist Dazu berechnen wir Bahnpunkte theoretisch exakt im Fall eines
reibungslosen Fluges (Parabel) um dann mit der Kreismethode zu pruumlfen wie stark
die k-Werte von Null (reibungsfrei) abweichen Wir waumlhlen dazu die Anfangsbedin-
gungen wie sie in der Groumlssenordnung einem Sprung auf der Titlisschanze in Engel-
berg entsprechen
x(0) = 0
z(0) = 0
x) 0) = 26 ms
z) 0) = ndash 25 ms
Die Bahnpunktkoordinaten sind
x(t) = 26t
z(t) = ndash25t ndash gt22
und die Ableitungen
v(t) = (262 + (25+gt)
2)^05 v (t) = (25+gt)gv
φ(t) = arctg((25+gt)26) φ (t) = vr180π
r(t) = v2gcosφ
Vergleichen wir diese exakte Beschreibung durch die Parabel mit der Naumlherung durch
einen Kreisbogen Wir waumlhlen fuumlr Pi die Zeiten 06 12 und 18 Sekunden
(Δt = 06 s)
Parabel (genaue Werte) Kreisbogen
P1 [15600000 ndash3 2658] [15600000 ndash3 2658] genaue Uumlbernahme
P2 [31200000 ndash100632] [31200000 ndash100632] genaue Uumlbernahme
P3 [46800000 ndash203922] [46800000 ndash203922] genaue Uumlbernahme
s1 170166
s2 187096
Fuumlr t = 12 Sekunden ist Abweichung ()
v 29659 29772 038
φ 28763 28290 167
v 47205 47027 038
φ 166125 165871 015
r 102294 102838 053
kW 00000000 ndash 00000602
kA 00000000 00000218
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
28
Die Abweichung der k-Werte als Folge des Ersatzes der wirklichen Bahnkurve durch
Kreisbogenabschnitte sind somit selbst bei sehr grossen Bahnabschnitten vernachlaumls-
sigbar
Fuumlr die Erreichung des Ziels bei gegebener Standartabweichung der Koordinatenmes-
sungen die k-Werte auf 00002 m-1
berechnen zu koumlnnen ist der minimal zulaumlssige
Bahnpunkteabstand zu ermitteln
Auf das System SkispringerSki wirken auf seiner Flugbahn wie erwaumlhnt die Schwer-
kraft und die beiden Luftkraumlfte Widerstand und Auftrieb Die Schwerkraft ist exakt
bekannt und kann daher in der folgenden Analyse unterdruumlckt werden Es ist nur zu
untersuchen in welcher Weise die Messungenauigkeit der drei beigezogenen Bahn-
punkte die beiden k-Werte veraumlndern
Abb 1
In Abbildung 1 sind die Flugbahnen ohne Einfluss der Schwerkraft - deshalb als gera-
de Linien - mit den in den vier moumlglichen extremen Konfigurationen auftretenden
Fehlern d an den drei Bahnpunkten dargestellt Im Fall 1 taumluschen die Fehler eine ver-
zoumlgerte Bewegung im Fall 2 einen Auftrieb im Fall 3 eine beschleunigte Bewegung
und im Fall 4 einen Abtrieb vor
Wir duumlrfen davon ausgehen dass die Abweichungen der gemessenen Bahnpunktkom-
ponenten in Flugrichtung und senkrecht dazu etwa einer Gaussrsquoschen Verteilung ent-
sprechen mit der Standartabweichung (mittlerer Fehler) m
Wenn die Lage der drei Bahnpunkte mit den Vektoren S1 S2 und S3 gegeben und
diese je mit dem mittleren Fehler m an den Komponenten behaftet sind so ist die Ab-
weichung von einer gleichfoumlrmigen Bewegung (Beschleunigung oder Verzoumlgerung)
a = (S1 ndash 2S2 + S3)Δt2
und der mittlere Fehler von a ist nach dem Gaussrsquoschen Fehlerfortpflanzungsgesetz
29
ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
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ma = [m2 +(2m)
2 +m
2]^05Δt
2 = radic6mΔt
2 Er ist gleichzusetzen mit mkwv
2
Im ETHZ-Bericht Seite 7 wird der durchschnittliche mittlere Fehler an den Bahnkoor-
dinaten mit m = 0026 [Meter] ausgewiesen Daraus folgt der gesuchte Bahnpunktab-
stand
s = (radic6mmkw)^05 = (245002600002)^05 = 18 m
Bei der Verfaumllschung sbquoAuftriebrsquo durch Bahnkoordinatenfehler berechnen wir zunaumlchst
den mittleren Fehler der Bahnkruumlmmung Letztere ist
1r = 2 fs2 wobei der mittlere Fehler an der Pfeilhoumlhe f
mf = [(05m)2 + m
2 + (05m)2]^05 = radic15m ist Eingesetzt folgt
m1r = radic6ms2
Aus Gleichung 12 erhaumllt man bei Ausserachtlassung der Schwerkraft (g = 0) kA = 1r
Damit ist mka = m1r und
s = (radic6mmkA)^05 = 18 m
also gleich wie fuumlr kW Wenn die mittleren Fehler der Bahnpunkte in Bewegungsrich-
tung und quer dazu gleich sind so sind auch die mittleren Fehler an den beiden k-
Werten gleich Die Faumllle 3 und 4 fuumlhren zum gleichen Ergebnis
Um bei einer Grossschanze die kW- und kA-Werte auf 210-4
m-1
genau aus Flugbahn-
vermessungen ermitteln zu koumlnnen muumlssen die drei beigezogenen benachbarten
Bahnpunke gegenseitige Abstaumlnde von mindestens 18 m haben
18 m Punktabstand erscheint auf den ersten Blick gross Analysen schneller Bewe-
gungen wie etwa die Ablaumlufe beim Absprung vom Schanzentisch oder bei der Lan-
dung koumlnnten mit dieser Methode keinesfalls analysiert werden Die Flugbahn selbst
wird durch ausgesprochen monotone Beschleunigungsveraumlnderungen beschrieben Es
ist daher absolut ausreichend wenn die Werte kW und kA im Abstand von etwa 18 m
verteilt auf die ganze Flugbahnlaumlnge bekannt sind Zwischenwerte koumlnnen linear inter-
poliert werden
Noch nicht geloumlst ist die Ermittlung dieser Werte zur Zeit t = 0 denn hier beginnt erst
die Flugbahn ein Bahnpunkt vor dem Absprung steht nicht zur Verfuumlgung Die Ver-
kleinerung der Schrittweite in den Randbereichen loumlst das Problem nicht weil dabei
die formulierte Minimalforderung der Bogenlaumlnge unterschritten und damit die gefor-
derte Genauigkeit nicht mehr erreicht wird Fuumlr die auf der Titlisschanze in Engelberg
vorgenommenen Messungen kennen wir aus der Analyse des Absprunges die An-
fangsbedingung v(0) sehr genau Etwas weniger genau laumlsst sich der Winkel der An-
fangstangente der Flugbahn ermitteln da im Zeitpunkt t = 0 durch die dort wegfallen-
de Bodenreaktion eine fuumlr die z-Komponente der Bewegung massgebende Unstetigkeit
auftritt
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
30
Wir uumlbernehmen versuchsweise die gemessenen Werte als Anfangswerte und integrie-
ren das Differentialgleichungssystem in der ersten Schrittweite Δt = 06 s wobei wir
fuumlr die noch unbekannten k-Werte zur Zeit t = 0 die Werte 0 einsetzen Wir verfehlen
dabei die gemessenen Bahnkoordinaten x und z zur Zeit t = 06 um Δx und Δz Die
gesuchten k-Werte erhalten wir in erster Naumlherung aus dem Gleichungssystem
partxpartkWΔkW + partxpartkAΔkA = -Δx
partzpartkWΔkW + partzpartkAΔkA = -Δz
wobei die partiellen Differentialquotienten mit den bekannten Methoden der ange-
wandten Mathematik erhalten werden Mit ΔkW und ΔkA hat man eine erste Naumlhe-
rung Durch iteratives Wiederholen der Prozedur gelangt man zu den gesuchten k-
Werten wobei die Iteration sehr gut konvergiert
Damit haben wir alle Daten die fuumlr die mathematische Simulation der Flugbahnen der
in Engelberg ausgemessenen Spruumlnge erforderlich sind Es stellt sich die Frage wie
die Funktion der k-Werte aussehen muumlssen um Flugbahnen mit andern diesmal vor-
gegebenen Anfangsbedingungen zu simulieren Kleinere Geschwindigkeiten fuumlhren zu
zeitlich und weitenmaumlssig kuumlrzeren Spruumlngen Die Zeit als Argument fuumlr die k-Werte
ist daher nicht geeignet Die Werte sind Funktionen der raumlumlichen Gestalt des Sys-
tems Springer-Ski der Anstroumlmflaumlche und der Anstroumlmrichtung der Luft Am Tref-
fendsten ist die Einfuumlhrung der Anstroumlmrichtung als Argument Sie ist bei Windstille
gleich der Bahnneigung korrigiert um die Neigung der Linie Kopf-Fuss des Springers
zur Horizontalen Letztere bewegt sich um den Wert Null und ist erfahrungsgemaumlss
bei allen Springern innerhalb der zu beobachtenden Genauigkeit aumlhnlich in dem Sinne
als sie als charakteristische Funktion von der Bahnneigung φ auftritt Die k-Werte die
zu den kleinsten Winkeln gehoumlren beschreiben die erste Flugphase jene bei grossen
Winkeln die Phase mit der quasistationaumlren Flughaltung Damit kann man auf eine
Korrektor des Argumentes φ verzichten Da im Unterschied zu den Aufnahmen von
1994 in Oberstdorf die erst Phase nun viel detaillierter aufgenommen und ausgewertet
wurde kann auf ein Korrekturglied in der Form einer zeitabhaumlngigen k-Wertefunktion
verzichtet werden
53 Veranschaulichung an einem Beispiel
Es wird eine Flugbahn auf der Basis mathematisch frei festgelegter einfacher Funkti-
onen von kW- und kA-Werten berechnet die der Groumlssenordnung nach jener von En-
gelberg entsprechen Die errechneten Koordinaten der Bahnpunkte werden als Ergeb-
nis einer Flugbahnvermessung interpretiert Aus ihnen sind die aufgetretenen Luftkraumlf-
te mit dem aufgezeigten Verfahren ruumlckwaumlrts zu ermitteln Die Koordinaten werden
dazu unverfaumllscht uumlbernommen um Genauigkeitskontrollen an den Ergebnissen
durchfuumlhren zu koumlnnen
Es sei v0 = 26 ms
φ0 = 55deg
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
31
kW = (2+3t+05t^2)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
kA = (2+t)10-3
(frei gewaumlhlte einfache Funktion)
Die Schrittweite bei der Integration soll wieder 06 Sekunden sein
Die Integration nach Runge-Kutta ergibt folgende Bahnkoordinaten und ndashgeschwin-
digkeiten als Funktion der Zeit
t x z v φdeg
0 00 00 260000 55000
06 152645 -29462 259669 161911
12 298719 -85663 263246 256278
18 437366 -164701 269555 334253
24 568951 -262460 277360 394751
30 694837 -375058 285943 438534
36 817177 -499172 295249 467111
42 938761 -632179 305794 481951
48 1062995 -772132 318558 484025
Tabelle 1
Bei Verwendung einer Schrittweite von Δt = 01 s waumlren die Koordinatendifferenzen
bei t = 48 s oder einer Fluglaumlnge von rund 130 m in der Groumlssenordnung von nur 10
mm Es kann daher in der weiteren Rechnung stets mit Δt = 06 s gerechnet werden
In Anwendung der Formeln (5) (6) (7) (11) und (12) werden mit den Bahnkoordina-
ten von Tabelle 1 die Werte von Tabelle 2 berechnet und mit den genauen Werten ver-
glichen die die Runge-Kutta-Integration ergeben hat
t kW kW exakt Δ kA kA exakt Δ v φdeg v φ
06 0003561 000362 16 0002646 00026 18 25998 15967 02917 16845
12 0004813 000488 14 0003245 00032 14 26342 25323 08558 14387
18 0005716 000578 11 0003840 00038 11 26960 33102 12031 11534
24 0006260 000632 10 0004434 00044 08 27735 39172 13809 8663
30 0006443 000650 09 0005026 00050 05 28597 43583 14938 5999
36 0006263 000632 09 0005619 00056 03 29540 46473 16473 3592
42 0005721 000578 10 0006213 00062 02 30612 47979 19267 1392
Tabelle 2
Die Abweichungen der k-Werte erfuumlllen die gewuumlnschte Genauigkeit
Nach der Vorgabe in Abschnitt 3 sind die noch fehlenden k-Werte fuumlr t = 0 wie folgt
zu berechnen Mit den Anfangswerten
x = 0 z = 0 v = 26 φ = 55deg
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
32
und den ermittelten k-Werten (Spalte 2 und 5 Tabelle 2) wird die Flugbahn fuumlr die
erste Schrittweite von 06 s durchgerechnet wobei fuumlr die noch unbekannten k-Werte
Null gesetzt wird Der erste Bahnpunkt wird um
Δx = -01410 m und
Δz = 01776 m
verfehlt Die vier partiellen Ableitungen der zwei Bahnkoordinaten nach den zwei k-
Werten sind
partx1partkW = -792282 partz1partkW = 115813
partx1partkA = 108366 partz1partkA = 799485
Daraus liefert das Gleichungssystem die ersten Naumlherungen
kW = 0002064
kA = 0001942
Die zweite Iteration ergibt
kW = 0002077
kA = 0001981
und die dritte Iteration ergaumlbe Korrekturen im Bereich 10-9
Die Werte sind auf wenig
Prozente genau die vorgegebenen kW = 0002 und kA = 0002 zur Zeit t = 0 Diese
Rechnung muss selbstverstaumlndlich fuumlr jede Flugbahnauswertung gesondert angestellt
werden
Es soll die Uumlbereinstimmung der ganzen simulierten Flugbahn mit der exakten Flug-
bahn verglichen werden Fuumlr t = 42 s ergeben sich die Abweichungen
Δx(42) = 0386 m
Δz(42) = 0050 m
Δv(42) = 0102 ms
Δφ(42) = 0271deg
In Anbetracht der Bahnlaumlnge von 114 m und im Vergleich zur erreichbaren Genauig-
keit der Lage der Aufsprungflaumlche in der Wirklichkeit ist das Ergebnis sehr gut
Es soll noch die Umwandlung der k-Werte von Funktionen der Zeit in Funktionen der
Bahnneigung durchgefuumlhrt werden Aus Tabelle 2 und der Ergaumlnzung der Werte fuumlr
t = 0 erhaumllt man Tabelle 3
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
33
φdeg kw ka
5500 0002077 0001942
15967 0003561 0002646
25323 0004813 0003245
33102 0005716 0003840
39172 0006260 0004434
43583 0006443 0005026
46473 0006263 0005619
47979 0005721 0006213
Tabelle 3
Man kann fuumlr die beiden k-Werte Polynome in φ ermitteln um Zwischenwerte zu in-
terpolieren Es zeigt sich aber dass lineare Interpolationen zwischen den einzelnen k-
Werten die gestellten Genauigkeitsanspruumlche erfuumlllen Die Neuberechnung der Flug-
bahn ergibt naumlmlich Abweichungen von den exakten Werten
Δx(42) = 0354 m
Δz(42) = 0174 m
Δv(42) = 0092 ms
Δφ(42) = 0417deg
Also von gleicher Groumlssenordnung wie bei der Berechnung mit den k-Werten als Zeit-
funktionen
Abschliessend soll die Fehlerfortpflanzung durch die Integration des Differentialglei-
chungssystems veranschaulicht werden An den exakt ermittelten Koordinaten in Ta-
belle 1 soll allein z(24) um 20 cm erhoumlht werden Dieses Mass ist wesentlich uumlber
einem zu erwartenden Fehler An der Stelle t = 24 ist die Bahneigung 39deg Der Bahn-
punkt ist somit um 13 cm vorverschoben und 15 cm uumlber die Bahn gelegt
In der nachfolgenden Tabelle 4 sind die k-Werte umgerechnet in Funktion von φ dar-
gestellt Die Spalten 2 und 3 enthalten zum Vergleich die Werte ohne die Verfaumll-
schung wie sie zu Tabelle 3 gehoumlren Spalten 4 und 5 enthalten die Werte mit der Ver-
faumllschung Die Abweichungen uumlberschreiten zT 20
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
34
φ kW kA kW kA
50 000201 000191 (mit kuumlnstlich einge-
75 000236 000208 fuumlhrtem Fehler)
100 000272 000225
125 000307 000241
150 000342 000258
175 000377 000275
200 000410 000290
225 000444 000306
250 000477 000322
275 000507 000341 000520 000362
300 000536 000360 000565 000405
325 000565 000379 000610 000448
350 000589 000403 000588 000412
375 000611 000427 000555 000363
400 000629 000455 000563 000372
425 000640 000488 000644 000484
450 000635 000532 000661 000552
475 000588 000604
500 000495 000706
Tabelle 4
Integriert man mit diesen k-Werten weicht die gewonnene Flugbahn von der als
Grundlage dienenden verfaumllschten Bahn wie folgt ab
t [s] x [m] z [m]
06 000 000
12 000 000
18 003 006
24 007 -003
30 014 013
36 023 013
42 035 017
Tabelle 5
Die berechnete Bahn verfehlt den verfaumllschten Punkt nur um 23 cm nach immerhin 63
m () Flugbahn und nach 42 s ist die Abweichung genau gleich gross wie bei der
Rechnung mit dem unverfaumllschten Bahnpunkt Daraus ist der Schluss zu ziehen dass
Fehler an den Bahnkoordinaten die k-Werte zwar stark veraumlndern und damit auch ver-
faumllschen aber mit d e r Eigenschaft dass der Fehler sich nicht auf die uumlbrige Flug-
bahn ausbreitet sondern dafuumlr sorgt dass der Flug alle Punkte fehlerhaft oder nicht
moumlglichst beruumlhrt Diese Feststellung ist wichtig denn als Schanzenbauer sind wir an
einer wirklichkeitsnahen Simulation von Flugbahnen (Ermittlung von Landepunkt und
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser
35
Landedruck) interessiert Diese Auskuumlnfte erhalten wir mit einer Genauigkeit die der
Groumlssenordnung anderer Unsicherheiten (Geometie der Landeflaumlche Stoumlrungen durch
Windverhaumlltnisse etc) entspricht Was wir nicht erreichen sind praumlzise Aussagen uumlber
die wirklich aufgetretenen Auftriebs- und Widerstandskraumlfte Auftriebs- und Wider-
standskraumlfte interessieren aber nicht den Schanzenbauer sondern houmlchstens die Trainer
und die Springer Das soll selbstverstaumlndlich nicht davon dispensieren eine houmlchst-
moumlgliche Genauigkeit bei der Berechnung der Schwerpunktkoordinaten anzustreben
denn die Tugend des wieder Zuruumlckfindens auf den wahren Weg trifft natuumlrlich nur zu
bei der Integration mit Anfangsbedingungen wie sie bei der Messkampagne ge-
herrscht haben Wir brauchen aber die k-Werte just fuumlr die Profiloptimierung anderer
Typen und Groumlssen von Schanzen
Lungern im Februar 2008 Dr sc techn Hans-Heini Gasser