Grundlagen der Entwicklungspsychologie · Beate Sodian 17.06.10 # 16 Entwicklungspsychologie der...

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SS 2010 Beate Sodian 1 Grundlagen der Entwicklungspsychologie

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  • SS 2010 Beate Sodian 1

    G rundlag en der E ntw ic klung s ps yc holog ie

  • SS 2010 Beate Sodian 2

    G rundbeg riffe

    Literatur: S ieg ler, R .S ., DeLoache, J., & E is enberg , N . (2005). Entwicklungspsychologie im Kindes- und Jugendalter. K ap.1. M ünchen: S pektrum. (S )Montada, L. (2002). Fragen, Konzepte, Perspektiven. In R. Oerter & L. Montada (Hrsg.) Entwicklungspsychologie. 5. Aufl. München: Beltz. (O&M)

    Berk, L. E. (2004). Entwicklungspsychologie (3. Auflage). München u.a.: Pearson Studium. Kap. 1 (S. 4-58).

  • SS 2010 Beate Sodian 3

    1 Grundbegriffe

    •Warum Entwicklungspsychologie? •Was ist Entwicklung? •Grundfragen der Entwicklungspsychologie•Forschungsmethoden

  • # 417.06.10Beate Sodian

    Warum E ntw ic klung s ps yc holog ie?

    Die mens c hlic he N atur vers tehen univers elle M erkmale:

    Aus s ag en/M ec hanis men über die E ntw ic klung a ller (g es unden) M ens c hen (z.B. motorische Entwicklung, Entwicklung in Utero….)

    individuelle U nters c hiede (z.B. gibt es Temperamentsunterschiede von Geburt an?, Wie stabil sind interindividuelle Unterschiede?, Wie wirken sich verschiedene Bedingungen auf die Entwicklung unterschiedlicher Personen aus?

  • # 517.06.10Beate Sodian

    Die mens c hlic he N atur vers tehen: Fors c hung s beis piele

    Wie entsteht menschliches Denken?

    Welche Rolle spielen soziale Erfahrungen bei der Entwicklung grundlegender psychischer Funktionen?

    Worin besteht das „spezifisch Menschliche“ des Verhaltens und Erlebens?

  • # 617.06.10Beate Sodian

    Die mens c hlic he N atur vers tehen: Fors c hung s beis piele

    - Wie entsteht menschliches Denken?- Wie entstehen grundlegende Begriffe (Zahl, Objekt, Person)?- Gibt es angeborenes Wissen?

    Bsp.: Frühe Evidenz für einen Zahlbegriff bei 5 Monate alten Säuglingen (z.B. Wynn, 1993)

  • # 717.06.10Beate Sodian

    Wynn, 1993

  • # 817.06.10Beate Sodian

    Die mens c hlic he N atur vers tehen: Fors c hung s beis piele

    Welche Rolle spielen soziale Erfahrungen bei der Entwicklung grundlegender psychischer Funktionen?

    Bsp.: 30-jährige Längsschnittstudie von Werner auf Hawaii (S1-3): Wie wirken sich unterschiedliche Kontexte auf die Entwicklung aus (differentiell)

    Bsp.: Frühe Sensitivität für menschliche Gesichtskonfiguration: Spezifische „Einstellung“ für relevanten Reiz?

    Bsp.: Entwicklung von Kindern depressiver MütterBsp.: Vergleichender Aspekt: soziale Umwelt und Entwicklung

    menschlicher und nicht-menschlicher Primaten

  • # 917.06.10Beate Sodian

    Die mens c hlic he N atur vers tehen: Individuelle U nters c hiede

    Wie ähnlic h/ vers c hieden s ind B abys bei G eburt? (Bsp.: Temperamentsunterschiede)

    Welc he Z us ammenhäng e bes tehen zw is c hen frühen und s päteren individuellen M erkmalen? (z.B. Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und spätere Intelligenz; frühe Selbstregulation und spätere soziale Anpassung)

    Haben frühkindlic he E rfahrung en bes ondere B edeutung für die s pätere E ntw ic klung ? (z.B. frühe Bindungserfahrungen und spätere Beziehungen)

  • # 1017.06.10Beate Sodian

    Anw endung s orientierte A s pekte

    Wis s ens c ha ftlic h fundierte G rundlag en für - Prävention und Intervention bei normaler und

    g es törter E ntw ic k lung : E rziehung s praktiken, E rw artung en an bes timmte A lters g ruppen, w as is t „noc h normal“, w o mus s interveniert w erden (Bsp.: Schlafarrangements, Unterstützung bei der Entwicklung von Selbstregulation…)

    - Wis s ens c haftlic h fundierte Antw orten auf s ozia l-politis c he Frag en (G es etzg ebung , Politikbera tung ): P rog ramme für a lle K inder/s pezielle Z ielg ruppen, Welc he A rt von B etreuung w ann? , Lehrpläne, etc . (Bsp.: aktuelle Diskussion über Betreuung 0-3-Jähriger, Klassengrößen, präventive Programme für alle vs. intensive Intervention für Delinquente?)

  • # 1117.06.10Beate Sodian

    Typis c he Frag en aus der P raxis

    Orientierung über den Lebens laufWelche Kompetenzen darf man erwarten? Welche Schutzmaßnahmen sind angebracht? Mit welchen typischen Risiken und Problemen ist zu rechnen?

    N ormatives Wis s en bereits tellenLeistungsinventare, Entwicklungsnormen

    Interindividuelle U nters c hiede beac htenGeschlechter, Intelligenz

  • # 1217.06.10Beate Sodian

    Typis c he Frag en aus der P raxis

    E ntw ic klung s prog nos en ers tellenSchulerfolg, Auftreten von Pathologien

    E ntw ic klung s beding ung en ermittelnWirkung früher Erfahrungen, Bedeutung des aktuellen E-standes für die weitere Entwicklung?

    E ntw ic klung s ziele beg ründenWelche Schritte sind notwendige Grundvoraussetzungen für weitere Entwicklung?

    E ntw ic klung s interventionen planen und eva luierenWie müssen E-Interventionen gestaltet sein, um Individuen sinnvoll zu fördern? Für alle oder einzelne?

  • # 1317.06.10Beate Sodian

    Was is t E ntw ic klung ?

    Traditionelle K onzeption der „a llg emeinen E ntw ic klung s ps yc holog ie“

    - V eränderung s reihe mit mehreren S c hritten- R ic htung auf höherw ertig en E ndzus tand- Abfolg e der S c hritte unumkehrbar (irrevers ibel)- V eränderung en a ls qua lita tive, s trukturelle Trans formationen- G lieder der V eränderung s reihe g ehen aus einander hervor- frühere G lieder V oraus s etzung für s pätere- entw ic klung s mäßig e V eränderung en s ind m it dem Lebens a lter korreliert- U nivers a litä t, kennzeic hnend für H omo s apiens , nic ht kulturg ebunden.

  • # 1417.06.10Beate Sodian

    Laufen ohne Hilfe zwischen 50. und 60. WocheOhne Hilfe stehen mit 50 - 60 Wochen

    Laufen mit Begleitung zwischen 44 - 50 Wochen

    Krabbeln zwischen 36 und 42 Wochen

    Stehen mit Hilfe zwischen 34 - 40 Wochen

    Sitzen ohne Stütze mit 30 - 34 Wochen

    Sitzen mit Stütze mit 16 - 20 Wochen

    Brust anheben mit 8 - 14 Wochen

    Kinn anheben mit 4 Wochen

    B eis piel:

    E ntw ic k lung der M otorik

  • # 1517.06.10Beate Sodian

    Probleme des traditionellen E ntw ic klung s beg riffs

    Viele Veränderungen sind nicht als Abfolge auseinander hervorgehender Schritte beschreibbar.Höheres Endniveau zu einschränkend v.a. bei Wertorientierungen und Interessen.Universalität zu eng: Kulturgebunde Entwicklungsprozesse.Vernachlässigung interindividueller Unterschiede.Klassischer Entwicklungsbegriff weitgehend deskriptiv. Veränderungen als Funktion des Alters. Moderne Eps: Erklärung von Veränderungen – Wirkung von exogenen und endogenen Faktoren, Aktivität des Subjekts (Schaffung von E-bedingungen).

  • # 1617.06.10Beate Sodian

    E ntw ic klung s ps yc holog ie der Lebens s panne

    Entwicklung endet nicht im frühen Erwachsenenalter. Entwicklung enthält über die gesamte Lebensspanne gleichzeitig Gewinn (Wachstum) und Verlust (Abbau).

    Plastizität der Entwicklung in jedem Lebensalter (Testing the limits, Kompensation von Verlusten).

    Historischer Wandel und ontogenetische Entwicklung. Kontextualismus.

  • # 1717.06.10Beate Sodian

    Lebenslange Entwicklung

    Ontogenetische Entwicklung ist ein lebenslanger Prozeß. Keine Altersstufen nimmt bei der Bestimmung dessen, was Entwicklung ist, eine Vorrangstellung ein. Während der gesamten Entwicklung (das heißt in allen Phasen der Lebensspanne) können sowohl kontinuierliche (kumulative) als auch diskontinuierliche (innovative) Prozesse auftreten.

    Multidirektionalität

    Die Richtung der ontogenetischen Veränderungen variiert nicht nur beträchtlich zwischen verschiedenen Verhaltensbereichen (z. B. Intelligenz vs. Emotion), sondern auch innerhalb derselben Verhaltenskategorie. In ein und demselben Entwicklungsabschnitt und Verhaltensbereich können manche Verhaltensweisen Wachstum und andere Abbau zeigen.

    Entwicklung als Gewinn und Verlust

    Entwicklung bedeutet nicht nur ein Zuwachs in der Kapazität oder einen Zuwachs im Sinne einer höheren Effizienz. Über die gesamte Lebensspanne hinweg setzt sich viel mehr Entwicklung immer aus Gewinn (Wachstum) und Verlust (Abbau) zusammen.

    Plastizität Psychologische Entwicklung ist durch eine hohe intraindividuelle Plastizität (Veränderbarkeit innerhalb einer Person) gekennzeichnet. Der Entwicklung Verlauf einer Person variiert in Abhängigkeit von ihren Lebensbedingungen und Lebenserfahrungen. Die Hauptaufgabe der entwicklungspsychologischen Forschung liegt darin, das mögliche Ausmaß der Plastizität sowie deren Grenzen zu untersuchen.

    P. B a ltes : E ntw ic klung s ps yc holog ie der Lebens s panne

  • # 1817.06.10Beate Sodian

    Geschichtliche Einbettung

    Ontogenetische Entwicklung variiert auch in Abhängigkeit von historisch – kulturellen Bedingungen. Der Ablauf der ontogenetischen (altersbedingten) Entwicklung ist stark von den vorherrschenden sozio – kulturellen Bedingungen einer geschichtlichen Ära und deren spezifischem Zeitverlauf geprägt.

    Kontextualismus In konzeptueller Hinsicht resultiert jeder individuelle Entwicklungsverlauf aus der Wechselwirkung (Dialektik) dreier Systeme von Entwicklungseinflüssen: altersbedingten, geschichtlich bedingten und nicht – normativen. Das Zusammenspiel und die Wirkungsweise der drei Systeme kann innerhalb der metatheoretischen Prinzipien des Kontextualismus charakterisiert werden.

    Multidisziplinäre Betrachtung

    Psychologische Entwicklung muß multidisziplinär gesehen werden, also auch im Kontext anderer Disziplinen (z. B. Anthropologie, Biologie, Soziologie), die sich mit menschlicher Entwicklung beschäftigen. Die Offenheit der Lebensspannen-Perspektiven für eine multidisziplinäre Sichtweise impliziert, daß die „rein“ psychologische Betrachtung der lebensumspannenden Entwicklung diese immer nur ausschnittweise repräsentieren kann.

    Leits ä tze zur E ntw ic k lung s ps yc holog ie der Lebens s panne

  • # 1917.06.10Beate Sodian

    E ntw ic klung s beg riff (A rbeits definition)

    V eränderung en (und Invarianten), die auf der Z eitdimens ion Lebens a lter reg is triert w erden.

    Alter ist keine Erklärung für Veränderungen.

    Fokussierung auf nachhaltige und nachhaltig wirkende Veränderungen.

    Entwicklung: Kontinuität in der Veränderung (Transformation eines Ausgangszustands in einen neuen Zustand).

  • # 2017.06.10Beate Sodian

    G rundfrag en der E ntw ic klung s ps yc holog ie

    Verlauf der Entwicklung – Kontinuität vs. Diskontinuität.

    Motoren/ Mechanismen der Entwicklung Einflüsse auf die Entwicklung: Interaktion von

    Anlage und Umwelt Einflüsse auf die Entwicklung: Die Aktivität des

    Individuums. Einflüsse auf die Entwicklung: Der

    soziokulturelle Kontext. Wie entstehen interindividuelle Unterschiede?

  • # 2117.06.10Beate Sodian

    Kontinuität vs. Diskontinuität:Drei Bedeutungen

    • S equentieller A ufbau aufeinander folg ender E ntw ic klung s s c hritte

    • S tabilitä t individueller U nters c hiede

    • E rklärung g eg enw ärtig er interindividueller U nters c hiede aus entw ic k lung s mäßig früheren U nters c hieden.

  • # 2217.06.10Beate Sodian

    K ontinuierlic he vs . dis kontinuierlic he E ntw ic k lung

    S ome res earc hers s ee development a s a c ontinuous , g radua l proc es s , ak in to a tree g row ing ta ller w ith eac h pas s ing year. Others s ee it a s a dis c ontinuous proc es s , involving s udden dramatic c hang es , s uc h as the trans ition from c aterpilla r to c oc oon to butterfly. B oth view s fit s ome as pec ts of c hild development.

  • # 2317.06.10Beate Sodian

    Diskontuitätsannahme: Sequentieller Aufbau – das Stadienkonzept

    • Qualitative Unterschiede• Diskontinuität• Homogenität der Kognition über

    verschiedene Domänen

  • # 2417.06.10Beate Sodian

    Dis kontinuitä t vs . K ontinuitä t: E in „Pers pektivenproblem“?

  • # 2517.06.10Beate Sodian

    K ontinuitä t vs . D is kontinuitä t: E in P roblem der M eßinterva lle?

  • # 2617.06.10Beate Sodian

    Wie kommt es zu Veränderungen?

    Unterschiedliche Theorien nehmen unterschiedliche E ntw ic klung s mec hanis men an, z.B.

    • Evolutionsbiologische Sichtweise: Variation und Selektion. „Survival of the fittest“.

    • „Kind als Wissenschaftler“ – Metapher. Theoriebildung und Evidenzevaluation.

    • „Kind als Computer“ – Metapher. Hardware - und Software-Merkmale.

  • # 2717.06.10Beate Sodian

    Die Interaktion von Anlage und Umwelt

    Gesamtheit der Erbanlagen = Genom Welche interindividuellen Unterschiede

    • (a) im Genom und • (b) in der Entwicklungsumwelt

    sind bei der Entstehung interindividueller Unterschiede in psychischen Merkmalen bedeutsam?

  • # 2817.06.10Beate Sodian

    Entwicklung ohne Erfahrung?Reifung

    Konzept aus der Biologie: Gengesteuerte Entfaltung von Strukturen und Funktionen.

    Entwicklungspsychologie: Veränderungen werden auf Reifung zurückgeführt, wenn sie universell in einer Altersperiode und ohne Lernerfahrungen im weitesten Sinne auftreten.

    Evidenzquelle: Deprivationen Bsp.: Reifungsprozesse beim Spracherwerb. Taubgeborene hören

    keine Sprache, entwickeln aber private Zeichensprache (Gleitman, 1986).

  • # 2917.06.10Beate Sodian

    Reifung und Umwelteinfluss: Sensible Perioden

    Entwicklungsabschnitte, in denen – im Vergleich zu vorangehenden und nachfolgenden Perioden – spezifische Erfahrungen maximale positive oder negative Wirkungen haben.

    Hypothesen über sensible Perioden (Beispiele): • Eltern-Kind Bindung

    • Sprachentwicklung

    • Intelligenzentwicklung (=>kompensatorische Frühförderung).

  • # 3017.06.10Beate Sodian

    Das „aktive Kind“

    Frühe Eigenaktivität • z.B. Aufmerksamkeit: Zuwendung zu menschlichen Gesichtern /

    zum mütterlichen Gesicht• Sprache: „Selbstgespräche“ im zweiten Lebensjahr• Spiel: Exploration

    Auswirkung individueller Unterschiede (z.B. Temperament)

    Mehr Einfluß des Individuums mit zunehmendem Alter

  • # 3117.06.10Beate Sodian

    Sozio-kulturelle Kontext-bedingungen der Entwicklung

    Aspekte der Sozio-kulturellen Umwelt:• Materielle vs. soziale Umwelt• Kultur, ökonomische Bedingungen, historischer Zeitpunkt

    – Bsp.: Schichtunterschiede; Umgang in der Familie, Fremdbetreuung,…

    Wechselwirkungen zwischen Sozialisationseinflüssen und Entwicklungsstand:

    • Bsp.: Kulturvergleich

    Kritische Lebensereignisse: • Schuleintritt, Heirat, Geburt eigener Kinder…. - kulturellen

    und zeitlichen Einflüssen unterworfen

  • # 3217.06.10Beate Sodian

    Wie entstehen Unterschiede zwischen Personen?

    Warum entwickeln sich Geschwister in der gleichen Familie unterschiedlich?

    Scarr (1992):• Gene (Vergleich ein- und zweieiiger Zwillinge)• Unterschiedliche Behandlung durch die Eltern und andere

    Personen (Bsp.: Kommunikation vs. körperliche Interaktion mit Mädchen/Jungen)• Differentielle Effekte ähnlicher Erfahrungen (subjektiv

    unterschiedliche Interpretation) (Bsp.: Umgang mit einschneidenden Ereignissen; angenommene „Bevorzugung“)

    • Selbstgesteuerte Wahl von Umwelterfahrungen (Bsp.: Nischen in der Familie werden „besetzt“)

  • SS 2010 Beate Sodian 33

    Forschungsmethoden der Entwicklungspsychologie

    Schölmerich, A. & Weßels, H. (1998). Beobachtungsmethoden und Auswertungsverfahren in der Entwicklungspsychologie. In H. Keller (Hrsg.). Lehrbuch Entwicklungspsychologie. Bern: Huber.Hasselhorn, M. & Schneider, W. (1998). Aufgaben und Methoden der differentiellen Entwicklungspsychologie In H. Keller (Hrsg.). Lehrbuch Entwicklungspsychologie. Bern: Huber.Petermann, F., & Rudinger, G. (2002). Quantitative und qualitative Methoden der Entwicklungspsychologie. In R. Oerter & L. Montada (Hrsg.). Entwicklungspsychologie. (5. Aufl.) Kapitel 38. Weinheim: Beltz.Siegler, R., DeLoache, J., & Eisenberg, N.(2005). Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters (S. 36-58). Heidelberg u.a.: Elsevier/Spektrum.

  • # 3417.06.10Beate Sodian

    Übersicht Methoden der EP

    1. Die wissenschaftliche Methode (3-8)2. Gütekriterien (9-12)3. Methoden der Datengewinnung

    1. Interview und Beobachtung (13-19)

    2. Korrelative Designs (20-21)

    3. Experimentelle Designs (22-25)

    4. Entwicklungspsychologische Designs (26-33)

    4. Ethische Prinzipien (34)5. Quiz (35-37)

  • # 3517.06.10Beate Sodian

    Die wissenschaftliche Methode

    Theorien/ Voreingenommenheiten/ Überzeugungen als wissenschaftlich prüfbare Hypothesen behandeln.

    Schritte im Prozeß der Hypothesenprüfung:• Theoriegeleitete Herleitung einer Fragestellung. • Ableitung einer Hypothese.• Entwicklung einer Methode zur Prüfung der Hypothese.• Interpretation der Ergebnisse im Hinblick auf die Hypothese.• Evaluation/ Revision der Theorie.

  • # 3617.06.10Beate Sodian

    Gütekriterien psychologischer Testverfahren

    R eliabilitä t und V a liditä t

    • Reliabilität: Konsistenz unabhängiger Messungen/ Beobachtungen.

    • Validität: Das Test- oder Beobachtungsverfahren misst, was zu messen intendiert ist.

  • # 3717.06.10Beate Sodian

    Interrater- und Test-Retest-Reliabilität

    • Interra ter R eliabilitä t: Grad der Übereinstimmung zwischen

    verschiedenen Beobachtern/ Testleitern..

    • Tes t–R etes t R eliabilitä t: Grad der Übereinstimmung der Befunde bei wiederholter Messung (in kurzen Zeitabständen).

  • # 3817.06.10Beate Sodian

    Interne und externe Validität

    • Interne Va liditä t: Sind die Effekte auf die intendierte Bedingungsvariation zurückzuführen? (Konfundierungen vermeiden).

    • Externe V a liditä t: Können Schlußfolgerungen über den spezifischen Kontext des Experiments hinaus gezogen werden?

  • # 3917.06.10Beate Sodian

    V erha ltens maße

    E ig ens c haft K riteriumHypothesenrelevanz Kann eine klare Hypothese über die

    Ausprägung des erhobenen Maßes getroffen werden?

    Interrater-Reliabilität Beurteilen unabhängige Beobachter das Verhalten gleichermaßen? (z.B. Zuordnung zu Kategorien)

    Test-Retest-Reliabilität Sind die Werte eines Pb auch über mehrmalige Messung (in kurzem zeitlichen Abstand) hinweg konstant?

    Interne Validität Gehen die beobachteten Effekte auf absichtsvolle Manipulation experimenteller Variablen zurück?

    Externe Validität Inwiefern sind die gefundenen Ergebnisse generalisierbar? (Über Stichprobe, Maße, experimentelle Variablen)

  • # 4017.06.10Beate Sodian

    M ethoden der Dateng ew innung

    InterviewsKind beantwortet Fragen

    Strukturiertes InterviewKlinisches Interview Naturalistische

    Beobachtung• Pbn werden im Alltagskontext beobachtet

    Strukturierte Beobachtung• Pbn werden im Labor Aufgaben gestellt

  • # 4117.06.10Beate Sodian

    Aus Siegler et al., S. 43)

  • # 4217.06.10Beate Sodian

    Versuchspläne (Designs)

    Korrelation: • Ausmaß der Kovariation zwischen zwei Variablen• Richtung kann positiv oder negativ sein (hohe Werte auf einer

    Variable sind assoziiert mit hohen vs. niedrigen Werten auf der anderen Variablen)

    Maß: Korrelationskoeffizient (+1 bis –1)• Korrelation beweist nicht kausalen Zusammenhang: Richtung des

    Zusammenhangs? Mögliche Drittvariablen?• Problem der Scheinkorrelationen in der Entwicklungspsychologie!

    =>Korrelative Designs: Untersuchungen, die auf die Beziehungen zwischen Variablen gerichtet sind.

  • # 4317.06.10Beate Sodian

    Arten von Korrelationen (aus Siegler et al.)

  • # 4417.06.10Beate Sodian

    E xperimentelle Des ig ns

    •Experimentelle Designs werden zur Prüfung von Hypothesen über Kausalzusammenhänge zwischen zwei Variablen benützt.

    •Zuteilung der Pbn nach Zufall zur Experimentalgruppe (mit Treatment) vs. Kontrollgruppe (ohne Treatment).

    • Unabhängige Variable: Das Treatment, dem die Experimentalgruppe ausgesetzt ist.

    • Abhängige Variable: Das Verhalten/Erleben, auf das sich die unabhängige Variable hypothesengemäß auswirken soll.

  • # 4517.06.10Beate Sodian

    Anforderungen an Experimentaldesigns

    Zwei oder mehrere Gruppen von Teilnehmern sind hinsichtlich ihrer Ausgangsbedingungen vergleichbar. =>R andomis ierung .

    Die Teilnehmer in jeder Untersuchungsgruppe sind mit Bedingungen konfrontiert, die sich von den Bedingungen der anderen Gruppe nur in einem Aspekt unterscheiden. => E xperimentelle K ontrolle.

  • # 4617.06.10Beate Sodian

    Settings

    Laborexperiment (häufig geringe externe / ökologische Validität).

    Feldexperiment (naturalistisches Experiment).

    N atürlic hes E xperiment (streng genommen keine Randomisierung, Forscher finden Zuordnung von Probanden zu Treatments vor).

  • # 4717.06.10Beate Sodian

  • # 4817.06.10Beate Sodian

    E ntw ic klung s ps yc holog is che Des ig ns

    Querschnitt- Designs• Verschiedene Altersgruppen werden zu

    einem Zeitpunkt verglichen Längsschnitt Designs• Die gleichen Kinder werden über einen längeren Zeitraum mehrmals getestet

    Mikrogenetische Designs• Die gleichen Kinder werden in einem kurzen

    Zeitraum mehrmals getestet.

  • # 4917.06.10Beate Sodian

    Vorteile� Information über intraindividuelle Veränderungen� Information über Stabilität interindividueller Unterschiede� Zusammenhang von Veränderungen in mehreren Variablen

    Nachteile� Selektive Stichprobenveränderungen� Testungseffekte� Konfundierung von Alters- und Testzeitunterschieden

    Läng s s c hnittmethodeLäng s s c hnittmethode

  • # 5017.06.10Beate Sodian

    QuerschnittmethodeQuerschnittmethode

    Keine Information über intraindividuelle Veränderungen+Ökonomie

    � Konfundierung von Alters- und Kohortenunterschieden

    0

    10

    20

    30

    40

    50

    60

    20 40 60

    Längsschnitt Querschnitt

    trad

    itio

    nel

    lze

    itge

    mäß

  • # 5117.06.10Beate Sodian

    Kombinationen von Quer- und Längsschnittdesigns (Schaie, 1965)

  • # 5217.06.10Beate Sodian

  • # 5317.06.10Beate Sodian

    Ethische Prinzipien

    Society for Research on Child Development

    • Keine physische oder psychische Beeinträchtigung.

    • Informierte Einwilligung• Anonymität bewahren.• Über Befunde aufklären.• Unvorhergesehenen negativen Folgen

    entgegenwirken.

    Folie 1Grundbegriffe 1 Grundbegriffe Warum Entwicklungspsychologie?Die menschliche Natur verstehen: ForschungsbeispieleFolie 6Folie 7Folie 8Die menschliche Natur verstehen: Individuelle UnterschiedeAnwendungsorientierte AspekteTypische Fragen aus der PraxisFolie 12Was ist Entwicklung?Folie 14Probleme des traditionellen EntwicklungsbegriffsEntwicklungspsychologie der LebensspanneFolie 17Folie 18Entwicklungsbegriff (Arbeitsdefinition) Grundfragen der EntwicklungspsychologieKontinuität vs. Diskontinuität: Drei BedeutungenFolie 22 Diskontuitätsannahme: Sequentieller Aufbau – das StadienkonzeptFolie 24Folie 25Wie kommt es zu Veränderungen? Die Interaktion von Anlage und UmweltEntwicklung ohne Erfahrung? ReifungReifung und Umwelteinfluss: Sensible PeriodenDas „aktive Kind“ Sozio-kulturelle Kontext-bedingungen der Entwicklung Wie entstehen Unterschiede zwischen Personen?Forschungsmethoden der EntwicklungspsychologieÜbersicht Methoden der EPDie wissenschaftliche MethodeGütekriterien psychologischer TestverfahrenInterrater- und Test-Retest-ReliabilitätInterne und externe ValiditätFolie 39Folie 40Folie 41 Versuchspläne (Designs)Arten von Korrelationen (aus Siegler et al.)Folie 44Anforderungen an Experimentaldesigns SettingsFolie 47Folie 48Folie 49Querschnittmethode Kombinationen von Quer- und Längsschnittdesigns (Schaie, 1965)Folie 52 Ethische Prinzipien