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Grundlagen der organischen Chemie Modul im Lehrgang "Chemie" für Lehrer/innen an einer: AHS-Unterstufe, Haupt- bzw. Neue Mittelschule , BMHS (HAK, HUM, BAKIP) 8./9. Jänner 2016

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1 Chemie für Biologielehrkräfte | Organische Chemie | Dr. Andreas Zemann

Grundlagen der organischen Chemie

Modul im Lehrgang "Chemie"

für Lehrer/innen an einer:

AHS-Unterstufe, Haupt- bzw. Neue Mittelschule , BMHS (HAK, HUM, BAKIP)

8./9. Jänner 2016

Ao. Univ. Prof. Dr. Andreas Zemann

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 2

Verwendete Literatur

• "Chemie – Das Basiswissen der Chemie", C.E. Mortimer, U. Müller; Thieme Verlag (2007)

• "Organische Chemie – Eine Einführung für Lehramts- und Nebenfachstudenten", A. Wollrab; Springer (2002)

• "Chemiedidaktik – Diagnose und Korrektur von Schülervorstellungen", H.-D. Barke; Springer Verlag (2006)

• "Chemie für Biologen", H.P. Latscha, U. Kazmaier; Springer Verlag (2008)

• "Organische Chemie – Grundlagen, Verbindungsklassen, Reaktionen, Konzepte, Molekülstruktur, Naturstoffe", E. Breitmaier, G. Jung; Thieme (2009)

• "Reaktionen der organischen Chemie", H. Krauch, W. Kunz; Hüthig (1997)

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Inhalt

1. Allgemeines

2. Kohlenwasserstoffe (Alkane, Alkene, Alkine)

3. Alkohole

4. Carbonylverbindungen (Aldehyde, Ketone)

5. Carbonsäuren

6. Ester

7. Amine

8. Fossile Brennstoffe

Verwendete Literatur

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1. ALLGEMEINES

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1. Allgemeines

• "Chemisches Dreieck" (nach Johnstone, 2000)

es besteht ein Zusammenhang zwischen den Einstellungen der Schüler/innen zur chemischen Symbolsprache und zum Chemieunterricht (Strehle, 2002)

makroskopische Ebene (greifbar, real)

mikroskopische Ebene (Atome, Moleküle)

repräsentative Ebene (Symbole, Formeln)

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1. Allgemeines

• Basiskonzepte der Chemie

– Stoffe und Eigenschaften

• Kinder verfügen über kein Teilchenkonzept

• sie entwickeln ihre Vorstellungen auf der Grundlage von Eigenschaften bekannter Materialien und Stoffe

• z.B. Verbrennung, Verdampfung, etc.

– Teilchenkonzept

• sämtliche Materie ist aus submikroskopisch kleinen Teilchen (Atome, Ionen) aufgebaut

• die Vielfalt der Stoffe ergibt sich aus der Kombination der vorhandenen Atomsorten

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1. Allgemeines

• Basiskonzepte der Chemie (Forts.)

– zu vermittelnde Vorstellungen

• Struktur-Eigenschafts-Beziehungen

– Eigenschaften eines Stoffes sind unmittelbar abhängig von der Art der Teilchen, die den Stoff aufbauen

– dabei ist die Art des Aufbaues oft wichtiger für die Ausprägung der Eigenschaften als die Sorte der atomaren Bausteine

• Chemisches Gleichgewicht

– Der Austausch von Atomen und Energie ist immer möglich

– Reaktionen können in entgegengesetzten Richtungen nebeneinander ablaufen

– als Resultat stellt sich ein definiertes Verhältnis der Rekationspartner (=chemisches Gleichgewicht) ein

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1. Allgemeines

• Basiskonzepte der Chemie (Forts.)

– zu vermittelnde Vorstellungen (Forts.)

• Donator-Akzeptor-Prinzip

– die atomaren und molekularen Bausteine der Materie können miteinander in Wechselwirkung treten (= reagieren)

» dabei werden Anziehungs- bzw. Abstoßungskräfte entwickelt

» und es werden Teilchen und/oder Energie ausgetauscht

– Teilchen, die von einem Partner abgegeben werden, werden vom anderen Partner aufgenommen

– die übertragenen Teilchen können sein

» Protonen (bei Säure-Base-Reaktionen)

» Elektronen (bei Redox-Reaktionen)

» Liganden (bei Komplex-Reaktionen)

• Energie

– in allen Stoffen ist Energie gespeichert

– das Maß der gespeicherten Energie ist eine charakteristische Stoffgröße

– bei chemischen Reaktionen

» verändern sich Stoffe

» wird Energie abgegeben oder aufgenommen

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1. Allgemeines

• Chemische Zeichensprache

– Elementsymbole

• beschreibt die Art des Elementes

• steht für ein Atom dieses Elementes

– Chemische Formel

• dient zur Beschreibung von Verbindungen

• zusammengesetzt aus Elementsymbolen

• gibt die Art der Elemente und die Zahl der verschiedenen Atome im Molekül an

– Chemische Reaktionsgleichung

• dient zur Beschreibung einer chemischen Reaktion

• verwendet Elementsymbole und chemische Formel

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1. Allgemeines

• Elementsymbol

– beschreibt die Art des Elementes

– steht für ein Atom dieses Elemente

• Pb 1 Atom Blei (Plumbum)

– von lat. "plumbum"

• Hg 1 Atom Quecksilber (Hydrargyrum)

– von griech. "ύδράργυρος" (hydrargyros): flüssiges Silber

• O2 1 Molekül Sauerstoff (Oxygenium)

– von griech. "ὀξύς" (oxys): scharf, spitz, sauer" und "γεννάω" (gen-) "erzeugen, gebären", zusammen "Säure-Erzeuger"

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1. Allgemeines

• Chemische Formel

– dient zur Beschreibung von Verbindungen

– zusammengesetzt aus Elementsymbolen

– gibt die Art und Anzahl der Elemente im Molekül an

– Molekül:

• kleinste Stoffeinheit einer Verbindung, die noch alle Stoffeigenschaften aufweist

• durch chemische Bindungen zusammengehaltene Teilchen von zwei oder mehr gleichartigen o. ungleichartigen Atomen

– Arten von Molekülen

• Elementmoleküle (O2, N2, Cl2, …)

• Moleküle aus verschiedenen Elementen (CH4, CO2, C2H6O, …)

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1. Allgemeines

• Chemische Formel (Forts.)

– Arten der Formeldarstellung

• Summenformel

– gibt die Art und die Zahl der Atome im Molekül an

– gibt jedoch keine Auskunft darüber, wie die Atome miteinander verbunden sind

• Strukturformel (Valenzstrichformel)

– gibt zusätzlich Aufschluss über die Art der Bindungen

– Moleküldarstellung

• Kugelmodell

– einfachstes Molekülmodell

• Kugelstabmodell

– zeigt die Bindungswinkel an

H2, CO2, S2O82-, C2H60

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1. Allgemeines

• Chemische Formel (Forts.)

– Moleküldarstellung (Forts.)

• Raumstrukturformel

– gibt die räumliche Anordnung der Atome wieder

• Kalottenmodell

– stellt Raumerfüllung der Moleküle dar

• Potentialmodelle

– geben die die Raumerfüllung und die Ladungsverteilung an der Moleküloberfläche wieder

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1. Allgemeines

• Chemische Formel (Forts.)

– Verhältnisformeln

• für sich wiederholende Struktureinheiten, z.B. in Gitterstoffen

– Natriumchlorid NaCl

» Verhältnis 1:1

– Calciumchlorid CaCl2

» Verhältnis 2:1

Cl

Ca

C h l o r a t o m

N a t r i u m a t o m

Cl

Na

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1. Allgemeines

• chemische Darstellungen in der organischen Chemie

– Summenformel (Bruttoformel)

• H2O

• CH4

• C20H25NO2

• Kosntitutionsisomere: nicht identische Verbindungen mit gleicher Summenformel

– allgemeine Formel

• CnH2n+2

– allgemeine Formal für Alkane für n ≥ 1

• CnH2n

– allgemeine Formel für Alkene für n ≥ 2

– aber: auch allgemeine Formel für Cycloalkane für n ≥ 3

– d.h. oft keine eindeutige Zuordnung zu einer Verbindungsklasse möglich

Ethanol (C2H6O) Dimethlyether (C2H6O)

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1. Allgemeines

• chemische Darstellungen in der org. Chemie (Forts.)

– Konstitutionsformel

• Darstellung der Verkettung der Atome in den Molekülen

• Darstellung der räumlichen Anordnung

– Kurzstrukturformel

• einzelne Atome bestimmter funktionelle Gruppen werden zusammengefasst

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1. Allgemeines

• chem. Darstellungen in der organischen Chemie (Forts.)

– Keilstrich-Formel

– Fischer-Projektion

– Skelett-Formel

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1. Allgemeines

• chem. Darstellungen in der organischen Chemie (Forts.)

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1. Allgemeines

• chem. Darstellungen in der organischen Chemie (Forts.)

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1. Allgemeines

• chem. Darstellungen in der organischen Chemie (Forts.)

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1. Allgemeines

• Organische Chemie

≝ Chemie der Kohlenstoffverbindungen

– nach Berzelius (1807):

• Stoffe aus pflanzlichem und tierischem Ursprung sind andersartig als unbelebte Stoffe

• organische Stoffe können nur von Lebewesen synthetisiert werden

– Wöhler (1828):

• erstmalige Synthese einer organischen Verbindung aus anorganischen Ausgangsstoffen

– Harnstoff aus Kaliumcyanat und Ammoniumsulfat

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1. Allgemeines

• Organische Chemie

– Organische Chemie heute

• Synthese von organischen Naturstoffen

• Synthese von künstlichen organischen Verbindungen, die in der Natur nicht vorkommen

• Chemie der Kohlenwasserstoffe und ihrer Derivate

• >8 Millionen Verbindungen des Kohlenstoffs

• NICHT: C-hältige Verbindungen, die traditionell der Anorganischen Chemie zugerechnet werden:

– Kohlenmonoxid

– Kohlendioxid

– Carbonate

– Cyanide

– Carbide

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1. Allgemeines

• Organische Chemie im täglichen Leben

– Nahrung

• Proteine (Eiweiß):

• Fette:

• Kohlenhydrate:

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1. Allgemeines

• Organische Chemie im täglichen Leben (Forts.)

– Nahrung (Forts.)

• Vitamine

• Balaststoffe

• …

– Kunststoffe

– Farbstoffe

– Kosmetika

– Wasch- und Putzmittel

– Verpackungsmaterialien

– Kraftstoffe

– Klebstoffe

– Pharmazeutika

– …

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1. Allgemeines

• Sonderstellung des Kohlenstoffes

– Ausbildung von bis zu 4 stabilen kovalenten C – C Einfachbindungen

– Ausbildung von C = C Doppelbindungen

– Ausbildung von C ≡ C Dreifachbindungen

– Aufbau von geraden und verzweigten Ketten und Ringen

– Ausbildung von stabilen Bindungen mit anderen Elementen

• Grund für stabile kovalente Bindungen

– mittelstarke Elektronegativität

• EN Kohlenstoff: ∼ 2.5

– zum Vergleich:

• EN Wasserstoff: ∼ 2.2

• EN Sauerstoff: ∼ 3.5

• EN Stickstoff: ∼ 3.0

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1. Allgemeines

• Elektronegativität

– EN-Differenz zur Ausbildung kovalenter Bindungen: < 1.8

– EN-Differenz zur Ausbildung ionischer Bindungen: >1.8

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1. Allgemeines

• Kohlenstoff C

– Ordnungszahl z=6

– Massenzahl m=12

– häufigste Isotope: 12C, 13C, 14C

– Orbitalbesetzung 1s2 2s2 2p2

s p

10

4

2

e-

s px py pz

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1. Allgemeines

• Bindungsfähigkeit des Kohlenstoffes

– Orbitalbesetzung 1s2 2s2 2p2

– damit stehen theoretisch 2 Elektronen (2p2) für Bindungen zur Verfügung

• Widerspruch zur Oktettregel

– Die Zahl der Bindungen entspricht der Differenz zwischen 8 (Edelgaszustand) und der Anzahl der Valenzelektronen der Atome, die eine chemische Bindung miteinander eingehen.

– n = 8 – z

» n = Anzahl der Bindungen bzw. der gemeinsamen Elektronenpaare

» z = Anzahl der Valenzelektronen

• ???

– Lösung:

• Valenzelektronen reorganisieren sich derart, dass vier Elektronen für Bindungen zur Verfügung stehen

• Das 2s- und die 2p-Orbitale verbinden sich zu vier sogenannten sp3-Hybridorbitalen, die energetisch gleichwertig sind

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1. Allgemeines

• Bindungsfähigkeit des Kohlenstoffes

– Hybridorbitale

• sp3-Hybridorbitale (Einfachbindung)

Grundzustand angeregter Zustand hybridisierter Zustand

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1. Allgemeines

• Bindungsfähigkeit des Kohlenstoffes

– Hybridorbitale (Forts.)

• sp3-Hybridorbitale (Einfachbindung) (Forts.)

– räumliche Anordnung der sp3-Hybridorbitale erfolgt derart, dass sie möglichst weit voneinander entfernt sind

– Tetraeder-Anordnung der Bindungspartner

– größte Elektronendichte ist zwischen den beteiligten Atomen

– σ-Bindung ist rotationssymmetrisch und um ihre eigene Achse frei drehbar

Ethan

C2H6

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1. Allgemeines

• Bindungsfähigkeit des Kohlenstoffes

– Hybridorbitale (Forts.)

• sp2-Hybridorbitale (Doppelbindung)

p-Orbital

3 sp2-Hybridorbitale

Grundzustand angeregter Zustand sp2-hybridisierter Zustand

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1. Allgemeines

• Bindungsfähigkeit des Kohlenstoffes

– Hybridorbitale (Forts.)

• sp2-Hybridorbitale (Doppelbindung) (Forts.)

– s-Orbital verbindet sich mit zwei p-Orbitalen

– das übrige p-Orbital bleibt im ursprünglichen Zustand

– Räumliche Aufteilung

» 3 sp2-Hybridorbitale liegen in einer Ebene

» 1 p-Orbital liegt normal zu dieser Ebene

– Ausbildung von σ- und π-Bindungen

– π-Bindungen entstehen durch Überlappung der freien p-Orbitale.

– bei Ausbildung einer Doppelbindung durch zwei C-Atome verbinden sich die jeweils freien Elektronen im p-Orbital zu einem Elektronenpaar (π-Elektronen)

– C-C-Mehrfachbindungen sind nicht um ihre eigene Achse drehbar

p-Orbital

3 sp2-Hybridorbitale

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1. Allgemeines

• Bindungsfähigkeit des Kohlenstoffes

– Hybridorbitale (Forts.)

• sp-Hybridorbitale (Dreifachbindung)

sp-Hybridorbitale

2 p-Orbitale

Grundzustand angeregter Zustand sp-hybridisierter Zustand

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1. Allgemeines

• Bindungsfähigkeit des Kohlenstoffes

– Hybridorbitale (Forts.)

• sp-Hybridorbitale (Dreifachbindung) (Forts.)

– s-Orbital verbindet sich mit einem p-Orbitalen

– 2 p-Orbitale bleiben im ursprünglichen Zustand

– Räumliche Aufteilung

» sp-Hybridorbitale liegen auf einer Geraden

» 2 p-Orbitale liegen dazu in einer Normalebene normal zueinander

sp-Hybridorbitale

2 p-Orbitale

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1. Allgemeines

• Bindungsmöglichkeiten des Kohlenstoffes

– mit anderen Kohlenstoffatomen

• Einfachbindung

• Doppelbindung

• Dreifachbindung

• gerade Ketten

• verzeigte Ketten

• Ringe

• kondensierte Ringe

• …

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1. Allgemeines

• Bindungsmöglichkeiten des Kohlenstoffes

– mit anderen Elementen

• Wasserstoff

– Alkane

– Alkene

– Alkine

• Sauerstoff

– Alkohole

– Aldehyde

– Säuren

• Stickstoff

– Amine

– Azoverbindungen

• Sauerstoff und Stickstoff

– Amide

– Nitroverbindungen

• …

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1. Allgemeines

• Stoffklassen organischer Verbindungen

Stoffklasse Konstitutionsformel funktionelle Gruppe / Strukturelement

A) Kohlenwasserstoffe

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1. Allgemeines

• Stoffklassen organischer Verbindungen (Forts.)

Stoffklasse Konstitutionsformel funktionelle Gruppe / Strukturelement

B) Sauerstoffhaltige Verbindungen

Carbonyle:

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1. Allgemeines

• Stoffklassen organischer Verbindungen (Forts.)

B) Sauerstoffhaltige Verbindungen (Forts.)

Stoffklasse Konstitutionsformel funktionelle Gruppe / Strukturelement

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1. Allgemeines

• Stoffklassen organischer Verbindungen (Forts.)

B) Sauerstoffhaltige Verbindungen (Forts.)

Stoffklasse Konstitutionsformel funktionelle Gruppe / Strukturelement

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1. Allgemeines

• Stoffklassen organischer Verbindungen (Forts.)

C) Halogenverbindungen

Stoffklasse Konstitutionsformel funktionelle Gruppe / Strukturelement

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1. Allgemeines

• Stoffklassen organischer Verbindungen (Forts.)

D) Stickstoffverbindungen

Stoffklasse Konstitutionsformel funktionelle Gruppe / Strukturelement

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1. Allgemeines

• Stoffklassen organischer Verbindungen (Forts.)

D) Stickstoffverbindungen (Forts.)

Stoffklasse Konstitutionsformel funktionelle Gruppe / Strukturelement

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1. Allgemeines

• Stoffklassen organischer Verbindungen (Forts.)

E) Schwefelverbindungen

Stoffklasse Konstitutionsformel funktionelle Gruppe / Strukturelement

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1. Allgemeines

• Stoffklassen organischer Verbindungen (Forts.)

E) Schwefelverbindungen (Forts.)

Stoffklasse Konstitutionsformel funktionelle Gruppe / Strukturelement

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1. Allgemeines

• Nomenklatur organischer Verbindungen

– früher: Trivialnamen

• nach Ursprung

– Ameisensäure

– Essigsäure

– Capronsäure: kommt in Ziegenmilch vor (griech. capra = Ziege)

– Vanillin

• nach Eigenschaften

– Glycerin: süßer Geschmack (griech. glykys = süß)

– Pikrinsäure: "Weltersches Bitter" (griech. pikros = bitter)

– Pyrrol: farblose Flüssigkeit, die Dämpfe färben einen mit HCl befeuchteten Fichtenspan feuerrot (griech. pyrros = feuerrot)

– heute: systematische Nomenklatur

• nach exakten vorgegebenen Regeln

– "Genfer Nomenklatur" seit 1892

– nach IUPAC-Regeln (International Union of Pure and Applied Chemistry)

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• Welchen Stoffklassen entsprechen diese Konstitutionsformeln?

Übungsaufgaben

Cycloalkan Alken Aromat (aliphatischer) Alkohol Phenol

Ether Aldehyd Keton Acetal Carbonsäure

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• Welchen Stoffklassen entsprechen diese Konstitutionsformeln?

Übungsaufgaben

Säureanhydrid Ester Lacton Halogenalkan

Säurehalogenid (primäres) Alkylamin

Alkyltrimethyl- ammoniumchlorid

(quartäres Ammoniumsalz)

Säureamid

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• Welchen Stoffklassen entsprechen diese Konstitutionsformeln?

Übungsaufgaben

Thiol, Mercaptan Disulfid Sulfon (Alkyl)Sulfonsäure

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• Wie heißen diese funktionellen Gruppen?

Übungsaufgaben

Carboxy- Alkoxycarbonyl- Formyl- Aminocarbonyl- oder Carbamoyl-

Nitro- Azo-

Nitril- oder Cyanid-

Thiol- oder Mercapto-

Sulfonyl-

Hydroxyl- Amino-

Nitroso- Immino- Diazonium-

Sulfo-

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2. KOHLENWASSERSTOFFE

(ALKANE – ALKENE – ALKINE)

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ALKANE – ALKENE – ALKINE

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2. Kohlenwasserstoffe

• Nomenklatur von Alkanen ("Paraffine") • lat. oder griech. Wortstamm ≙ Anzahl der C-Atome

– Ausnahme: Trivialnamen für C1 – C4

• Endung "-an"

• lat. parum affinis = wenig verwandt, reaktionsträge

• gesättigte, nur aus C und H bestehende Kohlenwasserstoffe

• n-Alkane: geradkettige, unverzweigte, offenkettige Alkane Nomenklatur verzeigter Alkane

– Bestimmung der Hauptkette (= längste durchgehende Kette)

– Bestimmung der Stellen der Seitenketten

» Summe der Positionen der Seitenkette ≝ minimal

– Bestimmung der Längen der Seitenketten

» Position der längsten Seitenkette ≝ erster Index

3,4-Dimethylhexan 6-Ethyl-3,5-dimethyldecan

1 2 3 4 5 6 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

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2. Kohlenwasserstoffe

• Nomenklatur von Alkanen (Forts.) • Halbtrivial-Nomenklatur

– Gesamtzahl der C-Atome bestimmt den Hauptnamen

• iso-Alkane

– 1 Methylgruppe an der 2. Stelle

• neo-Alkane

– 2 Methlygruppen an der 2. Stelle

1 2 3 1 2 3 4

1 2 3

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2. Kohlenwasserstoffe

• Homologe Reihe von Alkanen

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2. Kohlenwasserstoffe

• Struktur von Alkanen

– Konformation im Ethan

• in Alkanen sind die C-Atome frei um die C – C-σ-Bindung drehbar

• verschiedene räumliche Stellungen der H-Atome

• Konformation ≝ verschiedene räumliche Anordnungen von Atomen (Gruppen) im Molekül durch Drehung um die σ-Bindung.

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2. Kohlenwasserstoffe

• Struktur von Alkanen

– Konformation im Ethan (Forts.)

• Die H-Atome im Ethan stoßen sich gegenseitig ab

H

H H

H

H

H

H

H H H H

H H H

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2. Kohlenwasserstoffe

• Struktur von Alkanen

– Konformation im Butan

• mehrere Konformationen der mittleren C – C-σ-Bindung

CH3

H H

CH3 H3C

H H

H H

C

H3C

H H

C

α=0° ekliptisch

syn-periplanar cis/syn

CH3

H H

CH3

CH3

H H

H

H

C

C

H

H CH3

α=60° gestaffelt

(+)-synklinal gauche

CH3

H H

CH3 H

H H

H

C

H

H

C

CH3

CH3

α=120° ekliptisch

(+)-antiklinal anti

CH3

H H

CH3

CH3

H H

H H

C

C

CH3

H H

α=180° gestaffelt

antiperiplanar trans

CH3

H H

CH3 H

H H

H

C

H

H

C

H3C

H3C

α=240° ekliptisch

(-)-antiklinal anti

CH3

H H

CH3

H

H H

H

C

C

H

H

H3C

H3C

α=300° gestaffelt

(-)-synklinal gauche

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2. Kohlenwasserstoffe

• Struktur von Alkanen

– Konformation im Butan (Forts.)

CH3

CH3 CH3

CH3

CH3

H3C H3C

H3C H3C

H3C H3C H3C H3C

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2. Kohlenwasserstoffe

• Physikalische Eigenschaften von Alkanen • sowohl C–H- als auch C–C-Bindung sind unpolar

• d.h. keine Dipole im Molekül

• Zusammenhalt im Kristall oder in der Flüssigkeit nur durch Dispersionskräfte (= London-Kräfte)

– Dispersionskräfte = schwache Wechselwirkungen mit geringer Reichweite

– wirken nur zwischen direkt benachbarten Atomen oder Molekülen

– werden durch kurzzeitige Ladungsverschiebungen in einzelnen Atomen des Moleküls verursacht

• Je länger die Kohlenstoffkette, desto stärker die Dispersionskräfte

– höhere Dichte, höhere Schmelzpunkte, höhere Siedepunkte

• Alkane sind lipophil bzw. hydrophob

– Löslichkeit gut für apolare (unpolare) oder schwach polare Verbindungen

– Löslichkeit schlecht für ionische und polare Verbindungen

• Aklane sind reaktionsträge

– Ausnahme: Verbrennung unter Anwesenheit von Sauerstoff

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2. Kohlenwasserstoffe

• Vorkommen von Alkanen

– im Erdgas

• Hauptkomponente Methan, daneben Ethan, Propan und Butan

– im Erdöl

• große Mengen an n-Alkanen C1 – C40

– als Produkt von Fäulnisprozessen und in Steinkohlegruben

• Methan = Sumpfgas bzw. Grubengas

– im Cuticularwachs

• an der Oberfläche von Blättern, Blüten und Früchten

• verhindert eine zu großen Wasserverlust

• bis zu 40% n-Alkane, verzweigte Alkane nur in Spuren

• C16 – C33, hauptsächlich ungerade Anzahl C-Atome

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2. Kohlenwasserstoffe

• Synthese von Alkanen (Forts.)

– durch katalytische Hydrierung von Alkenen

– durch Hydrierung von Kohle

• Bergius-Verfahren (Kohleverflüssigung, 1913)

– feingemahlene Braunkohle wird in Schweröl suspendiert und bei 200-300 bar und 500°C wird Wasserstoff eingeleitet

n C + (n+1) H2 ⟶ H – (CH2)n – H

– wichtiges Verfahren zur Benzinherstellung in Deutschalnd im 2. Weltkrieg (600 000 to/a)

– Friedrich Bergius: Nobelpreis 1931

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2. Kohlenwasserstoffe

• Synthese von Alkanen (Forts.)

– durch Hydrierung von Kohle (Forts.)

• Fischer-Tropsch-Synthese (1925)

– Kohle wird nicht direkt hydriert

– Einwirkung von Wasserdampf und Luft auf glühende Kohle

– Umwandlung der Kohle in "Synthesegas" (Gemisch aus H2 und CO)

– Reaktion bei 200°C über alkalisiertem Fe-Katalysator

n CO + (2n+1) H2 ⇌ CnH2n+1 + n H2O

n CO + (2n) H2 ⇌ CnH2n + n H2O

n CO + (2n) H2 ⇌ CnH2n+1OH + (n-1) H2O

– in Südafrika: Herstellung von Benzin aus Kohle

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2. Kohlenwasserstoffe

• Synthese von Alkanen (Forts.)

– aus Alkylhalogeniden (R–X; X = Cl, Br, I) – Alkylfluoride (X = F) nicht, weil C–F-Bindung zu stark und daher

reaktionsträge

• Wurtz-Synthese

– R–Br oder R–J reagieren mit metallischem Na unter Kopplung zweier Alkylreste

R–X + 2 Na ⟶ R–Na + NaX

R–Na + X–R ⟶ R–R + NaX

• aus Grignard-Verbindungen (R–Mg–X; X = Cl, Br, I)

– zuerst Herstellung der Grignard-Verbindung in wasserfreiem Ether

– durch Reaktionen mit Verbindungen, die Protonen abspalten (z.B. Alkohole, Wasser, Säuren) entstehen Alkane

»

»

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2. Kohlenwasserstoffe

• Synthese von Alkanen (Forts.)

– aus Alkylhalogeniden (R–X; X = Cl, Br, I)

• durch Reduktion

– mit Zn und Mineralsäuren

» R–X + Zn + 2 HCl ⟶ R–H + HX + ZnCl2

– mit komplexen Metallhydriden (z.B. LiAlH4)

» 4 R–X + LiAlH4 ⟶ 4 R–H + LiX + AlX3

– aus Alkalisalzen von Carbonsäuren

• Alkalischmelzen

– bei starkem Erhitzen (∆) eines Gemisches aus dem Alkalisalz und fein zerriebenen NaOH (Ätznatron) oder KOH (Ätzkali)

»

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2. Kohlenwasserstoffe

• Synthese von Alkanen (Forts.)

– aus Alkalisalzen von Carbonsäuren (Forts.)

• Kolbe-Elektrolyse

– konzentrierte Lösung in H2O oder Methanol wird bei hohen Stromdichten elektrolysiert

– Entstehung des Alkans an der Anode

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2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkanen

– Allgemeines

• sowohl C–C- als auch C–C-Bindung sind apolar

• Alkane bieten daher Ladungsträgern keine Angriffsstellen

• keine Reaktionsabläufe, die Ionenmechanismen voraussetzen (z.B. Reaktionen mit Säuren und/oder Laugen)

• hohe Reaktivität in Bezug auf Reaktionen nach Radikalmechanismen

– Einleitung duch homöopolare Spaltung einer Bindung

– von den 2 Elektronen der Bindung behält nach der Spaltung jeder Bindungspartner ein Elektron

» Spezies mit ungepaarten Elektronen (dargestellt durch einen Punkt) werden als Radikale bezeichnet

– Reaktionsbedingungen als Hinweis auf radikalische Reaktionen

» Temperatur: Erhitzen des Reaktionsgemisches

» Energiezufuhr: Bestrahlung durch energiereiches Licht (UV)

» Radikalstart: Anwesenheit von Verbindungen, die leicht in Radikale zerfallen (z.B. Peroxide)

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2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkanen (Forts.)

– Chlorierung von Methan

• Cl2 und CH4 reagieren bei Erhitzen (∆) oder Bestrahlung (UV-Licht)

• Ersatz der H-Atome im Methan durch Cl-Atome

• exotherme Reaktion (explosionsartig bei bestimmten Konzentrations-Verhältnissen)

• Entstehung eines Produktgemisches:

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2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkanen (Forts.)

– Chlorierung von Methan (Forts.)

• Mechanismus der Chlorierung

– Radikalische Substitution SR

– Ersatz von H durch Cl ≝ Substitutionsreaktion

– radikalischer Mechanismus ≝ radikalische Substitution

• Mechanismus der SR

– Startreaktion (Initiation)

» Verbindung wird in Radikale aufgespalten, die die Reaktion einleiten

» Spaltung des Chlormoleküls Cl2 in 2 Chloratome 2 Cl·

» Spaltungsmechanismen

o photolytisch (durch Strahlungsenergie)

o thermisch (durch Erhitzen)

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2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkanen (Forts.)

– Chlorierung von Methan (Forts.)

• Mechanismus der SR (Forts.)

– Kettenfortpflanzung (Kettenpropagation)

» ein eingebrachtes Radikal reagiert mit dem Edukt

» in aufeinanderfolgenden Teilreaktionen entsteht das Produkt unter Rückbildung des Radikals

» Das Radikal reagiert wieder mit dem Edukt

» hier: ein Chloratom reagiert mit dem Methan, wobei über einen Übergangszustand das Methylradikal gebildet wird. Dieses reagiert mit einem Cl2-Molekül unter Entstehung des Produktes und einem Chlor-Radikal. Dieses kann wieder mit einem Methan-Molekül reagieren.

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2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkanen (Forts.)

– Chlorierung von Methan (Forts.)

• Mechanismus der SR (Forts.)

– Kettenabbruch (Termination)

» Abbruch der Kettenfortpflanzung

» die freien Radikale werden aus der Raktion abgezogen

» Möglichkeiten:

o Rekombination von Radikalen

»

»

»

o Disproportionierung zweier Alkylradikale zu Alkan und Alken

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2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkanen (Forts.)

– Halogenierung höherer Alkane

• sind bei der Halogenierung reaktiver als Methan

• Reaktivität der Halogene: F > Cl > Br > I

– F2: reagiert bereits im Dunkeln, wird oft mit N2 verdünnt

– Cl2: Bestrahlung durch UV-Licht

– Br2: Bestrahlung durch Glühlampe (Br–Br-Bindung ist schwach)

– I2: keine direkte Iodierung von Alkanen

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2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkanen (Forts.)

– Halogenierung höherer Alkane (Forts.)

• Selektivität der Alkane:

– Reaktion erfolgt bevorzugt an bestimmten Stellen des Alkans

– tertiär > sekundär > primär

– Stabilität des Alkylradikals

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2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkanen (Forts.)

– Autoxidation von Alkanen mit Sauerstoff – Organische Stoffe können mit Sauerstoff auch ohne Katalysatoren

langsam oxidieren (Autoxidation = Selbstoxidation)

– kaum messbar für n-Alkane

– schneller für verzweigte Alkane, besonders tertiäre Alkane

– Bei Anwesenheit von Schwermetallspuren oder HBr reagieren tertiäre Alkane bereitwillig unter Entstehung instabiler Hydroperoxide

• Startreaktion

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 79

2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkanen (Forts.)

– Autoxidation von Alkanen mit Sauerstoff (Forts.)

• Kettenfortpflanzung

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2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkanen (Forts.)

– Autoxidation von Alkanen mit Sauerstoff (Forts.)

• Kettenabbruchreaktionen

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 81

2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkanen (Forts.)

– Verbrennung von Alkanen

• Umsetzung von Alkanen mit Sauerstoff zu CO2 und H2O

CnH2n+2 + (3n/2 + ½) O2 ⟶ n CO2 + (n+1) H2O

• nach Erwärmung der Alkane auf Zündungstemperatur ist die kinetische Energie der Moleküle so hoch, dass

– Bindungen gespalten werden

– und Radikale entstehen

– komplexe Folgereaktionen ausgelöst werden

– die Reaktionsprodukte in exothermer Reaktion entstehen

– soviel Wärme freigesetzt wird, dass die Reaktion am Laufen gehalten wird

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 82

– Wie sieht das Butan aus in den Projektionen

• synperiplanar

• antiperiplanar

– Wie können Halogenalkane zum entsprechendenKohlenwasserstoff reduziert werden?

Übungsaufgaben

Reaktion des Halogenalkans mit Zn in einer Mineralsäure mit LiAlH4

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– Welche Reaktionen sind für Alkane charakteristisch?

– Welches Wasserstoffatom wird bei der Bromierung von Alkanen bevorzugt substituiert

• primär/sekundär/tertiär?

– Wie heißt das Produkt der Reaktion von Ethylbromid mit metallischem Natrium?

Übungsaufgaben

Reaktion, die über einen Radikalmechanismus ablaufen. • Die Reaktionsträgheit von Alkanen gegenüber polaren Reagenzien erklärt

sich aus der Abwesenheit polarer kovalenter Bindungen im Alkan. Daher fehlen Angriffspunkte für polare Reagenzien

Butan • Alkylbromide reagieren mit metallischem Na unter Kopplung zweier

Alkylreste • Reaktion verläuft über eine metallorganische Zwischenstufe

(Ethylnatrium)

1. bevorzugt die Methingruppe R–CH 2. Methylengruppe R–CH2–R' 3. Methylgruppe R–CH3

R'

R"

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ALKANE – ALKENE – ALKINE

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2. Kohlenwasserstoffe

• Nomenklatur von Alkenen ("Olefine") • offenkettige (acyclische) Kohlenwasserstoffe mit einer C=C-

Doppelbindung

• allgemeine Formel CnH2n

• Ableitung vom Namen des entsprechenden Alkans und Endung "–en"

• Angabe der Position der Doppelbindung mit einer Zahl vor der Stammsilbe oder vor der Endung "–en"

• bei mehreren Doppelbindungen

– Diene, Triene oder Polyene

– Stellungen der Doppelbindungen mit Zahlengekennzeichnet, die durch Komma getrennt werden

– Angabe der Anzahl der Doppelbindungen durch eine entsprechende Kennzeichnung vor der Endung "–en":

» "di-" ≙ 2 Doppelbindungen

» "tri-" ≙ 3

» "tetra-" ≙ 4

» "penta-" ≙ 5

» …

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2. Kohlenwasserstoffe

• Nomenklatur von Alkenen (Forts.)

– Konstitutionsisomere

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 87

2. Kohlenwasserstoffe

• Nomenklatur von Alkenen (Forts.)

– Beispiele

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 88

2. Kohlenwasserstoffe

• Bedeutung von Alkenen

– große Bedeutung als Grudnstoff der chemischen Industrie

• Ethen (Ethylen): H2C = CH2

– Ausgangsbasis für 30% aller Petrochemikalien

• Propen: H2C = CH – CH3

• Herstellung

– thermische Spaltung aus Erdölfraktionen

– in der Natur

• langkettige Alkene im Bienenwachs

• Rolle im Reifeprozess bei Früchten

– Ethylen ist ein Phytohormon

– Biosynthese aus L-Methionin

– Ethylen bewirkt

» Entwicklung der Blüten

» Abwurf der Blätter im Herbst (Abszission) und Absterben der Pflanzenteile (Seneszenz)

» gleichzeitige Reifung einer Frucht an allen Stellen

» Reifung von Früchten nach der Ernte

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2. Kohlenwasserstoffe

• Struktur von Alkenen

– Ethen

• alle Atome im Ethen befinden sich in einer Ebene

• Bindungswinkel H–C–H: 116.6°

– Bindungsverhältnisse

• die Doppelbindung besteht aus

– einer σ-Bindung und

– einer π-Bindung

• Stichwort sp2-Hybridisierung

– π-Elektronenpaar ist beweglicher als die Elektronen in der σ-Bindung

– größere Polarisierung der π-Bindung

– π-Bindung durch Überlappung der p-Orbitale zweier sp2-hybridisierter C-Atome

– π-Bindung ist energiereicher als σ-Bindung

– π-Bindung ist schwächer (um 63 kJ/mol)

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 90

2. Kohlenwasserstoffe

• Struktur von Alkenen (Forts.)

– Hybridorbitale (WH)

• sp2-Hybridorbitale (Doppelbindung)

p-Orbital

3 sp2-Hybridorbitale

Grundzustand angeregter Zustand sp2-hybridisierter Zustand

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 91

2. Kohlenwasserstoffe

• Struktur von Alkenen (Forts.)

– cis/trans-Isomerie

• die doppelt gebundenen C-Atome sind durch die π-Bindung fixiert

• keine freie Drehbarkeit der Bindung

• verschiedene Isomere auch bei gleichen Substituenten

• cis = gleiche Seite; trans = entgegengesetzte Seite der Referenzebene

• schwierig bei verschiedenen Substituenten

• daher allgemeiner: cis = Z (zusammen) und trans = E (entgegen-gesetzt) bezüglich des Substituenten mit der höheren Ordnungszahl

E Z

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 92

2. Kohlenwasserstoffe

• Struktur von Alkenen (Forts.)

– cis/trans-Isomerie (Forts.)

• Überführung der cis- in die trans-Form ist nur unter Spaltung der π-Bindung möglich, z.B.

– durch Temperaturerhöhung (400-500°C)

– durch Strahlung (UV-Licht)

– durch Radikale (z.B. NO2)

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 93

2. Kohlenwasserstoffe

• Struktur von Alkenen (Forts.)

– cis/trans-Isomerie (Forts.)

• Energieprofil der Isomerisierung

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 94

2. Kohlenwasserstoffe

• Struktur von Alkenen (Forts.)

– cis/trans-Isomerie (Forts.)

• Isomerisierung von Retinal beim Sehvorgang in den Stäbchenzellen der Netzhaut

– Rhodopsin-Komplex = Opsin (Eiweis) + 11-(Z)-Retinal

• bei Einwirkung von Licht

– Übergang in 11-(E)-Retinal + Dissoziation des Rhodopsin-Komplexes

– Nervenerregung und Lichtempfindung im Gehirn

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 95

2. Kohlenwasserstoffe

• Darstellung von Alkenen

– Cracken von Erdöl

• Ethen durch Steam-Cracken von Naphtha

– Hydrierung

• partielle katalytische Hydrierung von Alkinen: (Z)-Alkene

• Lindlar-Katalysator = inaktivierter Pd-Katalysator

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 96

2. Kohlenwasserstoffe

• Darstellung von Alkenen (Forts.)

– Eliminierung

• generell:

– ein Teil des Edukt-Moleküls wird abgespalten

– Bei der Abspaltung wird eine Mehrfachbindung gebildet

• Dehydrohalogenierung

– Abspaltung eines Halogenwasserstoffes HX aus Halogenalkanen

– Lösungsmittel: Dimethylsulfoxid oder Alkohol

• Dehalogenierung

– Abspaltung eines Halogenides aus 1,2-Dihalogenalkan durch Erhitzen

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 97

2. Kohlenwasserstoffe

• Darstellung von Alkenen (Forts.)

– Eliminierung (Forts.)

• Dehydratisierung von Alkoholen

– Abspaltung von Wasser durch Erhitzen in Gegenwart von Säuren

– am leichtesten bei tertiären Alkoholen

– bei sekundären Alkoholen: Entstehung von 2 isomeren Alkenen

» endständige Doppelbindungen sind weniger stabil

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 98

2. Kohlenwasserstoffe

• Darstellung von Alkenen (Forts.)

– Eliminierung (Forts.)

• Dehydrierung von Alkanen

– hohe Temperaturen (400°C)

– Pt-Katalysator

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 99

2. Kohlenwasserstoffe

• Darstellung von Alkenen (Forts.)

– Eliminierung (Forts.)

• Mechanismen der Eliminierung: E1 und E2

– Abgangsgruppe L ("Leaving Group") befindet sich am α-C

– H-Atom, welches ebenfalls abgespalten wird, befindet sich am β-C

• E1-Eliminierung

– unimolekular: am langsamsten Teilschritt (= geschwindigkeits-bestimmend) ist nur 1 Molekül beteiligt

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 100

2. Kohlenwasserstoffe

• Darstellung von Alkenen (Forts.)

– Eliminierung (Forts.)

• E2-Eliminierung

– bimolekular: 2 Molekülarten sind an der Reaktion beteiligt

» eigentliches Substrat

» eine im Reaktionsgemisch befindliche Base

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 101

2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkenen

– Additionsreaktionen

• Allgemein:

– verschiedene Mechanismen abhängig von Natur der beteiligten Verbindungen und den Reaktionsbedingungen

» elektrophile Addition (AE)

» radikalische Addition (AR)

» synchrone Cycloaddition

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 102

2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkenen (Forts.)

– elektrophile Addition (AE)

• C=C-Doppelbindung besitzt hohe Elektronendichte (= negative Ladungsdichte)

• leichte Angreifbarkeit der Doppelbindung durch Elektrophil

– Kationen: +NO2, H+

– polarisierbare Moleküle: Br2

• Teilschritte der AE:

1. Addition des Elektrophils

2. Addition des Anions

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 103

2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkenen (Forts.)

– elektrophile Addition (AE) (Forts.)

• Teilschritte der AE:

1. Addition des Elektrophils

2. Addition des Anions

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 104

2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkenen (Forts.)

– radikalische Addition (AR)

• Auslösung durch

– Zerfall von Peroxiden

– Bestrahlung durch UV-Licht

• Voraussetzung:

– homolytische (homöopolare) Spaltung des Addenden X–Y

• kettenartiger Verlauf der AR

1. homöopolare Spaltung der π-Bindung des Alkens durch Wechselwirkung mit dem Radikal X·

2. Entstehung eines Alkylradikals, das mit dem Addenden reagiert

3. dadurch Entstehung eines weiteren X· und Propagierung der Reaktion

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 105

2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkenen (Forts.)

– Cycloddition

• Allgemein

– Reaktion von 2 Molekülen zu einem Ring

– Umwandlung von π- zu σ-Bindung

• Hydroborierung

– Diboran B2H6 (aus BCl3 und LiAlH4) zerfällt in 2 Boran (BH3)

– Boran wird an die C=C-Bindung addiert

– Addition von -BH2 an das mit mehr H-Atomen substituierte C-Atom (ideal: endständig)

– Weiterreaktion zum Trialkylboran

– Hydrolyse des Trialkylborans

» zum Alkan (mit Essigsäure)

» zum Alkohol (oxidativ mit H2O2/NaOH)

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 106

2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkenen (Forts.)

– Cycloddition (Forts.)

• Ozonisierung

– Ozon O3 (aus Sauerstoff O2 z.B. im elektrischen Funken) ist eine hochreaktive Verbindung

» Entstehung von O3 in höheren Luftschichten durch kurzwelliges Sonnenlicht

» Verwendung von O3 als Desinfektionsmittel (z.B. Trinkwasserentkeimung)

» Laborherstellung im Siemens'schen Ozonisator

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 107

2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkenen (Forts.)

– Cycloddition (Forts.)

• Ozonisierung (Forts.)

– Reaktion mit Alkenen (gelöst in Tetrachlorkohlenstoff oder Ethylacetat)

» Bildung eines instabilen Molozonids

» Molozonid zerfällt synchron in Carbonylverbindung und Carbonyloxid

» Zerfallsprodukte orientieren sich mit ungleichnamigen Ladungen zueinander

» Vereinigung durch Cycloaddition zum Ozonid

» Hydrolyse mit Wasser zu Carbonylverbindungen

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 108

2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkenen (Forts.)

– Cycloddition (Forts.)

• Ozonisierung (Forts.)

– reduktive Ozonolyse durch katalytische Hydrierung mit Pd

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 109

2. Kohlenwasserstoffe

• Polyene

– Anwesenheit von zwei oder mehreren Doppelbindungen

– Stellung der Doppelbindungen

• kumuliert

– (lat. cumulare = anhäufen):

– "Kumulene"

• konjugiert

– (lat conjugatio = Vereinigung)

– energiearm und stabil

• isoliert

– reagieren unabhängig voneinander

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2. Kohlenwasserstoffe

• Mesomerie • π-Elektronen sind delokalisiert

• Ausbildung von "mesomeren Grenzstrukturen" in konujugierten Systemen

– Beispiel: Buta-1,3-dien

• Bindungslängen

– C – C: 0.154 nm

– C = C: 0.134 nm

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 111

2. Kohlenwasserstoffe

• Mesomerie (Forts.)

– Beispiel: Buta-1,3-dien (Forts.) – planares Molekül

» alle 4 Kohlenstoffatome sind sp2-hybridisiert

» π-Orbitale überlappen sich ober- und unterhalb der Molekülebene

» π-Bindungen entstehen durch Überlappung zwischen C1/C2 und C3/C4.

» Zusätzliche Überlappung der Orbitale von C2/C3.

» Ausbreitung der π-Elektronen über das ganze Molekül (delokalisiert)

– Verteilung der Elektronen auf einen größeren Raum bewirkt erhöhte Stabilität

– Der Einfluss der konjugierten Doppelbindungen zeigt sich bei Additionsreaktionen von Butadien

» Es können sich 1,2- und 1,4-Addukte bilden.

» In letzten Fall bildet sich zwischen dem 2. und dem 3. Atom eine "neue" Doppelbindung.

» Analog verlaufen Polyadditionsrektionen von Butadien, die zu 1,2-Polybutadien oder 1,4-Polybutadien führen

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– Wie heißen die folgenden Verbindungen?

– In welcher räumlichen Anordnung befinden sich die Atome im Ethen

– Wie verfährt man bei der Dehydratisierung von Alkoholen

Übungsaufgaben

(E)-1-Brom-1-chlorpropen (2Z,4E)-2,4-Dimethylhexa-2,4-diensäure

Alle Atome befinden sich in einer Ebene

Der Alkohol wird in Gegenwart einer Mineralsäure erhitzt. • Durch die Säure wird die Hydroxygruppe (die eine schlechte

Abgangsgruppe ist) protoniert. Durch die Hydroxoniumgruppe H2O+– wird die C–O-Bindung stärker polarisiert, wodurch die Abspaltung erleichtert wird

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ALKANE – ALKENE – ALKINE

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2. Kohlenwasserstoffe

• Nomenklatur von Alkinen ("Acetylene") • offenkettige (acyclische) Kohlenwasserstoffe mit einer C≡C-

Dreifachbindung

• Ableitung vom Namen des entsprechenden Alkans und Endung "–in"

• Angabe der Position der Doppelbindung mit einer Zahl vor der Stammsilbe oder vor der Endung "–in"

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 115

2. Kohlenwasserstoffe

• Nomenklatur von Alkinen (Forts.)

– Konstitutionsisomere

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2. Kohlenwasserstoffe

• Struktur von Alkinen

– Ethin

H – C ≡ C – H

• lineares Molekül

– Bindungsverhältnisse

• die Dreifachbindung besteht aus

– einer σ-Bindung und

– zwei π-Bindungen

• Anordnung

– σ-Orbital (identisch mit C–C-Verbindungsachse) ist von 2 π-Orbitalen umgeben, die zueinander normal stehen

– π-Orbitale im Ethin:

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2. Kohlenwasserstoffe

• Struktur von Alkinen (Forts.)

– Hybridorbitale (WH)

• sp-Hybridorbitale (Dreifachbindung)

sp-Hybridorbitale

2 p-Orbitale

Grundzustand angeregter Zustand sp-hybridisierter Zustand

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2. Kohlenwasserstoffe

• Darstellung von Alkinen

– Acetylen (Ethin)

• aus Calciumcarbid CaC2

– CaO + 3 C ⟶ CaC2 + CO ↑

• aus Methan

• aus Tetrahalogenalkanen

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2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkinen

– Allgemein – hohe Elektronendichte durch die 3-fach-Bindung

• elektrophile Addition

– allerdings: weniger leicht als Alkene

– Grund: geringere Polarisierbarkeit und damit geringere Nucleophilie der Dreifachbindung

• auch nucleophile Addition

– Grund: durch die Konzentration der 3 Bindungselektronenpaare zwischen die C-Atome ist die positive Kernladung sp-hybridisierter C-Atome der Alkine in bestimmten Richtungen weniger stark abgeschirmt als bei sp2-hybridisierten C-Atomen der Alkene

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 120

2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkinen (Forts.)

– Verbrennung H–C≡C–H + 2.5 O2 ⟶ 2 CO2 + H2O

• Temperaturen bis 2500°C

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 121

2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkinen (Forts.)

– Hydrierung

• partielle katalytische Hydrierung von Alkinen: (Z)-Alkene

– Lindlar-Katalysator = inaktivierter Pd-Katalysator

– Alkin reagiert mit dem an der Metalloberfläche chemisorbierten H-Molekül (Vierzentren-Reaktion)

– H kommt nur von einer Seite an die Dreifachbindung

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 122

2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkinen (Forts.)

– Hydrierung (Forts.)

• Reduktion mit Na/Ammoniak: (E)-Alkene

– Übertragung eines Elektrons vom Na an das π-System der Dreifachbindung

– Entstehung eines Radikal-Anions, welches vom NH3 unter Bildung eines Alkenylradikals protoniert wird

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 123

2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkinen (Forts.)

– Oligomerisierung

• Dimerisierung

– nucleophile Addition (AN) des Acetylidions an Acetylen

– Addition von HCl an die Dreifachbindung

– Entstehung von Chloropren (2-Chlor-1,3-butadien)

– Ausgangsstufe des Neoprens

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 124

2. Kohlenwasserstoffe

• Reaktionen von Alkinen (Forts.)

– Oligomerisierung

• Cyclotrimerisierung

– Alkine reagieren mit Ni- oder Co-Katalysatoren zu Aromaten

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 125

3. ALKOHOLE

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 126

3. Alkohole

• Nomenklatur

– Hydroxygruppe

• Suffix "-ol"

• Präfix "Hydroxy-"

– Beispiele

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 127

3. Alkohole

• Nomenklatur (Forts.)

– Trivialnamen

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 128

3. Alkohole

• Nomenklatur und Eigenschaften

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 129

3. Alkohole

• Nomenklatur und Eigenschaften

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 130

3. Alkohole

• Einteilung

– Anzahl der Alkylreste des alkoholischen C-Atoms

• unterschiedliche Reaktivitäten

• Grund?

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 131

3. Alkohole

• Einteilung

– Anzahl der Hydroxy-Gruppen im Molekül

– Anzahl der Hydroxy-Gruppen an einem C-Atom

• Alkohol: stabil

• Ketal: hydrolysier leicht zu Carbonyl

• nicht stabil; reagiert zu Carbonsäure

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 132

3. Alkohole

• Physikalische Eigenschaften

– polare O–H-Bindung

• negative Partialladung δ– am O

• positive Partialladung δ+ am H

– Wasserstoffbrückenbindung

• H tritt in Wechselwirkung mit freien Elektronenpaaren von O-Atomen (oder N) in anderen Molekülen

• schwache Bindung von 20-40 kJ/mol (Vgl. 435 kJ/mol für O–H in MeOH)

• Siedepunkte von Alkoholen hoch wegen H-Brücken

• sehr gute Mischbarkeit niederer Alkohole mit Wasser, bei höheren Alkoholen wachsender Anteil der hydrophoben C-Kette

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 133

3. Alkohole

• Physikalische Eigenschaften (Forts.)

– gewinkelte Bindung C–O–H

• sp3-Hybridisierung des O-Atoms

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 134

3. Alkohole

• Physiologische Eigenschaften

– Methanol

• Oxidation zu Formaldehyd und Ameisensäure

– dadurch starke Absenkung des pH-Wertes im Blut

– stark reduzierte Fähigkeit des O2-Transportes

• Giftig!

– Schädigung des ZNS

– insbsondere Sehnerv (Erblindung!)

– auch Einatmen und kutane Aufnahme ist gesundheitsgefährdend!

– tödliche Dosis: 30-100 mL!

• Symptome

– Kopfschmerzen

– Bauchschmerzen

– Übelkeit

– Bewusstlosigkeit

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 135

3. Alkohole

• Physiologische Eigenschaften (Forts.)

– Ethanol

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 136

3. Alkohole

• Physiologische Eigenschaften (Forts.)

– Ethanol (Forts.)

• Oxidation zu Acetaldehyd (mit Alkohol-Dehydrogenase/NAD+) und weiter zu Essigsäure

– Acetaldehyd reagiert mit biogenen Aminen (Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin) und entzieht sie dadurch ihrer Funktion als Neurotransmitter

– Missbrauch führt zu Leber-, Herz- und Nierenschäden und Nervenstörungen

• Blutalkoholkonzentration (BAK)

– Berechnung mit Widmark-Formel: BAK ‰ =

– Reduktionsfaktor r:

» ∼ 0.7 für Männer mit normaler Konstitution

» ∼ 0.8 für hagere Männer

» ∼ 0.55-0.6 für Frauen

rkgchtKörpergewi

ggeAlkoholmengetrunkene

][

][

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 137

3. Alkohole

• Synthese und Verwendung

– Methanol

• Synthese

– Einwirkung von Wasserdampf auf glühenden Koks (Synthesegas)

– Vorteil: billige Ausgangsstoffe

• Verwendung

– Umsetzung zu Formaldehyd und weiter zu Kunststoffen

– Umsetzung zu Methylestern und weiter zu Kunstfasern (Dimethylterephthalat)

– Ausgangsstoff für Methylmethacrylat und Methylamin

– als Vergaserkraftstoff verwendbar

» Nachteil: nur halber Energiegehalt im Vgl. zu Benzin

» Erhöhung der Octanzahl (Klopffestigkeit)

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 138

3. Alkohole

• Synthese und Verwendung (Forts.)

– Ethanol

• Synthese

– alkoholische Gärung

– Schwefelsäuresynthese (aus Ethen über Ethyl- bzw. Diethylsulfat)

– saure Hydratisierung von Ethen

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 139

3. Alkohole

• Synthese und Verwendung (Forts.)

– Ethanol (Forts.)

• Verwendung

– als Lösungsmittel

– zur Herstellung von Aromastoffen und phramzeutischen Präparaten

– Veresterung zu Ethylacetat und Verwendung in Lackindustrie

– …

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 140

3. Alkohole

• Synthese und Verwendung (Forts.)

– Isopropanol

• Synthese

– Schwefelsäuresynthese (aus Propen)

– Gasphasen-Hydratisierung

– Direkthydratisierung

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 141

3. Alkohole

• Synthese und Verwendung (Forts.)

– Isopropanol (Forts.)

• Verwendung

– Lösungsmittel

– Extraktionsmittel

– Oxidation zu Aceton

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 142

3. Alkohole

• Synthese und Verwendung (Forts.)

– Butanole

• Synthese

– Aldolkondensation von Acetaldehyd

– Hydrocarbonylierung von Propen

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 143

3. Alkohole

• Synthese und Verwendung (Forts.)

– Butanole

• Synthese

– aus 1-Buten und 2-Methylpropen

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 144

3. Alkohole

• Synthese und Verwendung (Forts.)

– Butanole (Forts.)

• Verwendung

– sek- und tert-Butanol:

» rein oder als Ester in Lösungsmitteln

– sek-Butanol:

» Oxidation zu Methylethylketon (Lösungsmittel für Lacke und Harze)

– tert-Butanol:

» Antiklopfmittel

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 145

3. Alkohole

• Synthese und Verwendung (Forts.)

– höhere Alkohole

• Allgemein

– C6 – C8

• Synthese

– durch Oxidation der entsprechenden n-Alkane

• Verwendung

– zur Herstellung biologisch abbaubarer Waschmittel

» Alkylsulfate

» Ethersulfate

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 146

3. Alkohole

• Synthese im Labor

– aus Alkylhalogeniden

• nucleophile Substitution (SN)

– aus Alkenen

• elektrophile Addition (AE)

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 147

3. Alkohole

• Synthese im Labor

– Hydrolyse von Estern

• mit Säuren

• mit Laugen (Verseifen)

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 148

3. Alkohole

• Synthese im Labor

– Reduktion von Carbonylverbindungen mit Metallen

• Mechanismus

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 149

3. Alkohole

• Reaktionen

– Säureeigenschaften

• OH-Bindung in der Hydroxygruppe ist stark polar

– Sauerstoff zieht Elektronen an

– kann Wasserstoff als H+ (= Proton) abspalten

• Alkohol ist eine schwächere Säure als Wasser

– Alkylrest "schiebt" Elektronen

– erhöht Elektronendichte am Sauerstoff

– reduziert Polarität der OH-Bindung

• Eigenschaften

– Wasserstoff der OH-Gruppe kann durch Metall ersetzt werden

– Ausbildung von salzartigen Verbindungen

– in Wasser (=stärkere Säure) wieder Freisetzung des Alkohols

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 150

3. Alkohole

• Reaktionen (Forts.)

– Alkohol als Base und Nucleophil

• Verbindungen mit freien Elektronenpaaren können sowohl als Base als auch als Nucleophil auftreten

– Base: kann mit freiem Elektronenpaar ein Proton binden

– Nucleophil: kann Molekül (oder Anion) sein, das sich mit einem freien Elektronenpaar an ein Elektrophil bindet

» Carbenium-Ion

» C-Atom mit positiver Teilladung δ+

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 151

3. Alkohole

• Reaktionen (Forts.)

– Einschub Säuren/Basen:

• Brönstedt

– Säure: spaltet Proton ab

– Base: bindet Proton

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 152

3. Alkohole

• Reaktionen (Forts.)

– Einschub Säuren/Basen (Forts.)

• Lewis (erweitert): Zusammenhang mit Elektronenstruktur;

– Säuren: sind Elektronenakzeptoren

– Basen: sind Elektronendon(at)oren

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 153

3. Alkohole

• Reaktionen (Forts.)

– Oxidation

• primäre Alkohole

• sekundäre Alkohole

• tertiäre Alkohole

– beständig gegen milde Oxidationsmittel

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 154

3. Alkohole

• Nachweis von Atemalkohol durch Alko-Vortest

– Reaktion

– chemischer Hintergrund

• gekörntes, mit Chromschwefelsäure getränktes Silicagel

• Alkohol der Atemluft wird durch das Dichromat oxidiert

• gelbes DichromatVI wird zum grünen CrIII reduziert

• Grad der Färbung wird gemessen

• Atemalkoholgehalt lässt auf Blutalkoholgehalt schließen

(gelb) (grün)

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 155

4. CARBONYLVERBINDUNGEN (ALDEHYDE,

KETONE)

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 156

4. Carbonylverbindungen

• Nomenklatur

– Aldehyde

• Verbindungen mit der Formylgruppe (–CH=O)

• Suffix "-al"

• Suffix bei Dialdehyden "-dial"

– Ketone

• Verbindungen mit der Carbonylfunktion

• Suffix "-on"

• Suffix bei Diketonen "-dion"

– Cycloalkanone

• cyclische Ketone

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 157

4. Carbonylverbindungen

• Nomenklatur (Forts.)

– Allgemein

– Systematik

• Position von Seitenketten, Substituenten und Mehrfachbindungen wird durch arabische Ziffern gekennzeichnet

• Carbonylgruppe hat dabei Priorität (kleinstmögliche Bezifferung)

– Aldehydgruppe ≝ Position 1

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 158

4. Carbonylverbindungen

• Nomenklatur (Forts.)

– Trivialnamen

• Trivialnamen der Aldehyde leiten sich von den (meist lateinischen) Namen der entsprechenden Carbonsäuren ab (Endung: -aldehyd)

– acidum aceticum (Essigsäure) Acetaldehyd

– acidum propionicum Propionaldehyd

– Benzoesäure Benzaldehyd

– p-Toluylsäure p-Tolualdehyd

• Beispiele

– Trivialname der Ketone neden mit "-keton"

– Arylketone nennt man "Phenone"

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 159

4. Carbonylverbindungen

• Nomenklatur und Eigenschaften

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 160

4. Carbonylverbindungen

• Nomenklatur und Eigenschaften (Forts.)

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 161

4. Carbonylverbindungen

• Herstellung von Aldehyden

– Oxidation von Methylgruppen

– Oxidation von primären Alkoholen

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 162

4. Carbonylverbindungen

• Herstellung von Aldehyden (Forts.)

– Reduktion von Carbonsäurederivaten

– Reduktion von Nitrilen

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 163

4. Carbonylverbindungen

• Herstellung von Ketonen

– Oxidation sekundärer Alkohole

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 164

4. Carbonylverbindungen

• Reaktivität der Carbonylgruppe

– Basics

• Polarisierung der C=O-Gruppe

• anschließend nucleophile Addition am Carbonyl-Kohlenstoff

– Nu: neutral oder negativ geladen mit mind. 1 nichtbindendem Elektronenpaar

» Basen im weitesten Sinn (Hydroxid, Ammoniak, Wasser)

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 165

4. Carbonylverbindungen

• Reaktivität der Carbonylgruppe (Forts.)

– Reaktion von Carbonylen mit Basen

• Bildung von Hydraten

– meist nur in wässrigen Lösungen

• Bildung von Acetalen und Ketalen

– in wasserfreien (absoluten) Alkoholen

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 166

4. Carbonylverbindungen

• CH-Acidität und Tautomerie

– in 1,3-Dicarbonylen

• nach Deprotonierung entsteht ein mesomeriestabilisertes Carbanion

• der M-Effekt (Mesomerie) beider Carbonylgruppen wird auf 2 Enolat-Anionen verteilt ("Keto-Enol-Tautomerie")

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 167

4. Carbonylverbindungen

• CH-Acidität und Tautomerie (Forts.)

– in 1,3-Dicarbonylen (Forts.)

• Keto-Enol-Tautomerie

– Stabilisierung durch Delokalisierung der Elektronen

– Intramolekulare Wasserstoffbrücken fixieren die in diesem Gleichwegicht dominierende Enol-Form

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 168

5. CARBONSÄUREN

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 169

5. Carbonsäuren

• Nomenklatur

– Carboxygruppe

• Suffix "-säure", "-disäure", etc.

• Benzoide Arencarbonsäuren: "Benzoesäure"

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 170

5. Carbonsäuren

• Nomenklatur (Forts.)

– Trivialnamen und Herkunft

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 171

5. Carbonsäuren

• Nomenklatur und Eigenschaften

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 172

5. Carbonsäuren

• Nomenklatur und Eigenschaften

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 173

5. Carbonsäuren

• Eigenschaften der Carboxygruppe

– Struktur

• alle Atome der Carboxygruppe liegen in einer Ebene

• teilweiser π-Charakter der C–OH-Bindung

• delokalisierte Elektronen in der Carboxylgruppe

C–O normal: 140 pm / C=O normal: 120 pm

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 174

5. Carbonsäuren

• Eigenschaften der Carboxygruppe

– Säurecharakter (Acidität)

• "Mesomeriestabilisierung" des Carboxylat-Anions

• Einflüsse von Substituenten auf die Acidität

– eine Carbonsäure ist umso stärker sauer, je stabiler das Carboxylat-Anion ist

– Das Carboxylat-Anion ist umso stabiler, desto stärker seine negative Ladung durch eine benachbarte positive Ladung stabiliert wird

– aliphatische Carbonsäuren: jene Substituenten erhöhen die Acidität, welche über induktive Effekte eine positive Partialladung in Nachbarschaft zur Carboxylatgruppe schaffen

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 175

5. Carbonsäuren

• Eigenschaften der Carboxygruppe(Forts.)

– Säurecharakter (Acidität) (Forts.)

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 176

5. Carbonsäuren

• Eigenschaften der Carboxygruppe (Forts.)

– Säurecharakter (Acidität) (Forts.)

• p-substituierte Benzoesäuren: neben induktiven auch mesomere Effekte von Substituenten

– 4-Nitrobenzoesäure: der mesomere Effekt der Nitrogruppe stabilisert das Carboxylat-Anion

– 4-Hydroxybenzoesäure: der Elektronenschub der OH-Gruppe destabilisiert das Carboxylat-Anion

• in o-Stellung wirken wegen des geringen Abstandes zusätzlich induktive Effekte

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 177

5. Carbonsäuren

• Eigenschaften der Carboxygruppe (Forts.)

– Säurecharakter (Acidität) von Dicarbonsäuren

• Dissoziation von Dicarbonsäuren vollzieht sich stufenweise (2 Aciditätskonstanten)

• aus elektrostaischen Gründen erfordert die Dissoziation eines Protons vom Monoanion mehr Energie (bzw. setzt weniger Energie frei)

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 178

5. Carbonsäuren

• Reaktionen von Carbonsäuren

– Veresterung

• Carbonsäuren reagieren mit Alkoholen in Anwesenheit katalytischer Mengen einer Mineralsäure oer Lewis-Säure zu Estern und Wasser (Kondensation)

• Reaktion ist ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Veresterung (Hinreaktion) und Verseifung (Rückreaktion)

• Erhöhung der Esterausbeute durch

– Überschuss and Carbonsäure oder Alkohol

– Entfernen des Esters aus dem Reaktionsgemisch

– Entfernen des Reaktionswassers

» durch wasserentziehende Mittel (konz. H2SO4, P4O10)

» Abdestillieren

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 179

5. Carbonsäuren

• Reaktionen von Carbonsäuren

– Veresterung (Forts.)

• Reaktionsmechanismus

– Folge von Gleichweichtsreaktionen

» Protonierung der Carbonsäure

» nucleophiler Angriff des Alkohols (Orthocarbonsäuremonoester)

» Protonierung

» Wasserabspaltung und Deprotonierung

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 180

5. Carbonsäuren

• Reaktionen von Carbonsäuren

– Reduktion zu primären Alkoholen

• Carbonsäuren widerstehen katalytischer Hydrierung

• Reduktion durch LiAlH4 über Zwischenstufe Aldehyde zu primären Alkoholen

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 181

5. Carbonsäuren

• Derivate von Carbonsäuren

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 182

5. Carbonsäuren

• Derivate von Carbonsäuren (Forts.)

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 183

5. Carbonsäuren

• Reaktionen von Carbonsäuren

– Carbonsäurehalogenierung

• andere Bezeichnung: Acylhalogenide

• Umsetzung von Carbonsäuren mit Phosphorhalogeniden

– PCl3, PCl5, POCl3

• Bedeutung von Acylhalogeniden als Reagenzien

– zur Darstellung von Carbonsäurederivaten

– zur elektrophilen Acylierung

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 184

5. Carbonsäuren

• Substituierte Carbonsäuren

– Allgemein

• H in α-, β-, γ-, δ-, … Stellung zur Carboxygruppe wird ersetzt durch

– Halogen

– Hydroxy

– Amino

– Oxo

– Eigenschaften

• Erhöhung der Polarität und damit Änderung von

– Schmelzpunkt

– Siedepunkten

• Erhöhung der Acidität

– Einfluss von α-Substitution am größten

– Elektronenzug des O bzw. X

– Stabilisierung des Carboxylat-Anions durch Verteilung der negativen Ladung

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 185

5. Carbonsäuren

• Substituierte Carbonsäuren

– Nomenklatur

• Trivialnamen: α-, β-, γ-

• IUPAC: Zahlen

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 186

5. Carbonsäuren

• Substituierte Carbonsäuren

– Substituenteeffekte

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 187

6. ESTER

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 188

6. Ester

• Nomenklatur

– Kondensationsprodukt aus

• Carbonsäure

• Alkohol

– Benennung

• "[Carbonsäure]-[Alkyl/Aryl]-Ester"

– Essigsäureethylester

• " [Alkyl/Aryl]-[Carboxylat]"

– Ethylacetat

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 189

6. Ester

• Reaktionen

– Esterverseifung

• sowohl säure- als auch basenkatalysiert

– säurekatalysiert: Rückreaktion der Veresterung

– basenkatalysiert:

» Nucleophile Substitution (SN2) von OH- amCarbonyl-C

» Spaltung der Acyl-Sauerstoff-Bindung

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 190

6. Ester

• Reaktionen

– Esterverseifung

• Verseifung von Fetten zu

– Glycerin

– Fettsäuren

» Na-Salze: Kernseife

» K-Salze: Schmierseife

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 191

6. Ester

• Reaktionen

– Umesterung

• säure- oder basenkatalysiert

• Verschiebung des Gleichgewichtes durch

– Überschuss an Alkohol

– Entfernung eines oder beider Reaktionsprodukte

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 192

7. AMINE

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 193

7. Amine

• Nomenklatur

– Allgemein

• Derivate des Ammoniaks

• Aminoderivate von Kohlenwasserstoffen

– Aminoalkane

– Alkylamine

– Alkanamine

• Bezeichnung

– Angabe der Position durch arabische Ziffern

– Präfix "Amino-"

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 194

7. Amine

• Nomenklatur

– Allgemein (Forts.)

• Aromatische Amine

– Phenylamine (Aminoarene): Aniline

– Aminotoluene: Toluidine

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 195

7. Amine

• Nomenklatur (Forts.)

– Beispiele aliphatische Amine

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 196

7. Amine

• Nomenklatur (Forts.)

– Beispiele aromatische Amine

Anilin N-Methylanilin N,N-Dimethylanilin p-Nitro-N,N-dimethylanilin

Diphenylamin o-Toluidin m-Toluidin p-Toluidin

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 197

7. Amine

• Nomenklatur und Eigenschaften

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 198

7. Amine

• Nomenklatur und Eigenschaften

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 199

7. Amine

• Nomenklatur und Eigenschaften

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 200

7. Amine

• Synthese

– Alkylierung von Ammoniak

• Nucleophile Substitution (SN2)

– kein eiheitliches Produkt sondern Weiterreaktion

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 201

7. Amine

• Synthese (Forts.)

– Reduktion von Nitroverbindungen

– im technischen Maßstab

Lehrgang "Chemie" | Modul: "Organische Chemie" | Andreas Zemann (Jan. 2016) 202

7. Amine

• Eigenschaften

– Basizität

• im Vgl. zu Wasser:

– Ammoniak und Amine sind stärkere Basen und bilden in wässrigen Lösungen Ammoniumsalze

• im Vgl. zu Alkalihydroxiden:

– Ammoniak und Amine sind schwächere Basen und werden aus ihren Ammoniumsalze freigesetzt

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7. Amine

• Eigenschaften (Forts.)

– Basizität (Forts.)

• primär < sekundär > tertiär (??)

– 3 Alkylgruppen behindern Solvatation

– schirmen das zur Protonierung benötigte Elektronenpaar vom Angriff ab

• aromatische Amine

– schwächer basisch

» Elektronenpaar ist wegen Delokalisierung nicht "vollständig" verfügbar

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8. FOSSILE BRENNSTOFFE

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8. Fossile Brennstoffe

• Entstehung von Erdöl

– aus abgestorbenen Meereslebewesen

• Einzellige Strahlentierchen (Radiolarien) in großen Wassertiefen

• Schwebetierchen (Floraminiferen) in flachen Gewässern

– vor 10-15 Mio Jahren (Miozän)

– Entstehung aus abgestorbenen Organismen

• Absinken der abgestorbenen Organismen

• Vermischung mit Ton, Mergel, Kalk und Sand und Ausbildung von Faulschlammhorizonten

• darüber Ablagerungen von Sedimenten (Diagenese)

• reduktiver Abbau der Mikroorganismen zu Kohlenwasserstoffen (Katagenese)

– anaerob durch fehlenden Sauerstoff

– hohe Temperatur & hoher Druck

– katalytischer Einfluss der umgebenden Gesteinsschichten

• Ausbildung von Lagerstätten durch lokale Ansammlung des Erdöl/Erdgas/Wasser-Gemisches

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8. Fossile Brennstoffe

• Entstehung von Erdöl (Forts.)

– Neubildung von Erdöl auch in jüngeren Schlammablagerungen

• Orinoco-Mündung (Venezuela)

• 4000 Jahre

• Nachweis von Kohlenwasserstoffen

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8. Fossile Brennstoffe

• Historisches

– ∼1900 v.Chr. (Babylonien):

• Naphtha für Beleuchtungszwecke (naptu = leuchten)

• Abdeckung von wichtigen Straßen mit Bitumen (Erdpech)

– ± 0 (röm Reich):

• Verwendung als Schmieröl

– 7. Jhdt (byz. Reich):

• "Griechisches Feuer", hydraulischer Flammenwerfer

• Erdölvorkommen

– 135 Mrd. to förderbares Erdöl (Mobil Oil, 1994)

– Förderung 2000-2009: 242 Mrd. Barrel (á 159 Liter) ≙ 30 Mrd. to

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8. Fossile Brennstoffe

• Erdöl

– Eigenschaften

• dunkelbraun, grün fluoreszierend, viskos, unangenehm riechend

– Inhaltsstoffe

• Kohlenwasserstoffe (Alkane, Cycloalkane, Aromaten)

• KEINE Alkene und Alkine (warum?)

• Unterschiede nach Herkunft

– Pennsylvania: hauptsächlich Alkane

– GUS, Rumänien: hoher Anteil an Cycloalkanen ("Naphthene")

– Indonesien: bis zu 40% aromatische KW's

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8. Fossile Brennstoffe

• Erdöl

– fraktionierte Destillation von Erdöl

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8. Fossile Brennstoffe

• Erdöl

– fraktionierte Destillation

• Flüssiggas

– Siedebereich < 0°C

– Propan, Isobutan, Butan

– Verwendung in Camping-Kartuschen und Feuerzeugen

• Leichtbenzin

– Siedebereich 30-100°C (C5 – C7)

– Einsatzprodukt für petrochemische Industrie

– im Gemisch mit Schwerbenzin als Kraftstoff für Otto-Motoren

• Schwerbenzin

– Siedebereich 100-150°C (C7 – C9)

– hochwertige Kraftstoffmischkomponenten

– Einsatz in petrochemischer Industrie

• Naphtha

– Siedebereich 150-180°C (C9 – C11)

– im Gemisch mit Petroleum als Dieselkraftstoff

– Petrochemie

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8. Fossile Brennstoffe

• Erdöl

– fraktionierte Destillation (Forts.)

• Petroleum (Kerosin)

– Siedebereich 180-250°C (C12 – C14)

– Flugturbinenkraftstoff

– Bestandteil von Diesel und Heizöl

– früher für Leuchtzwecke

• Gasöle

– Siedebereich 250-400°C

» Leichtagsöle (250-250°C)

» Schwergasöle (350-400°C)

– zur Herstellung von Heizöl extra leicht (HEL)

– als Diesel im Gemisch mit Petroleum

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ENDE