Grundwissen im Fach Wirtschaft und Recht – Klasse 10

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Grundwissen im Fach Wirtschaft und Recht – Klasse 10 Können: Beschaffen, Auswerten, Aufbereiten und Präsentieren von gesamtwirtschaftlichen Daten. Können: Arbeiten mit Modellen (besonders Kreislauf- und Marktmodell) Arbeiten mit Modellen: In drei Schritten zum Modell – Beispiel Marktmodell Schritt Beispiele Prämissenbildung - Regelfall: Bei sinkendem Preis steigt die Nachfrage a) freier Marktzutritt b) Viele Anbieter und Nachfrager. Keine Monopole c) Die Höhe des Preises ist allein ausschlaggebend für die Veränderung von angebotener und nachgefragter Menge. Keine persönlichen, räumlichen und zeitlichen Vorlieben. d) Die gehandelten Güter sind gleichartig und unterscheiden sich nicht in der Qualität (homogen). Abstraktion - nur die für den Erkenntnisgewinn zentralen Aspekte finden Berücksichtigung Menschen werden ausschließlich auf ihre Eigenschaft als Käufer / Verkäufer reduziert. Charakter, Religion oder sonstige Aspekte ihres Lebens werden außer Acht gelassen. Aggregation - Gleichartige Größen werden zusammengefasst Der Mechanismus, dass mit fallendem Preis die Nachfrage steigt, gilt nicht für jedes einzelne Wirtschaftssubjekt. Denn auch wenn Frau Maier bei sinkendem Preis für Schuhe noch ein zweites Paar kauft, geht Frau Schmidt trotzdem lieber ins Kino. Nur insgesamt lässt sich für alle Nachfrager eine Nachfragesteigerung feststellen. Vor- und Nachteile von Modellen: Vorteile Nachteile - Modelle ermöglichen es, allgemeine Aussagen über Wirkungszusammenhänge zu machen (Wenn.dann, Je..desto) - Modelle sind übersichtlich /klammern irrelevante Aspekte aus - Informationsverlust durch Abstraktion kann dazu führen, dass die Aussagen doch nicht gültig sind. - „Ceteris paribus“- Klausel: Modelle gelten nur wenn alle im Modell nicht betrachteten Einflussfaktoren auf Wirkungszusammenhänge gleich bleiben. Der folgende Grundwissenskatalog enthält die wichtigsten Strukturen (was Sie verstanden haben müssen: „Verstehen“), Begriffe (was Sie wissen müssen: „Wissen“) und Kompetenzen (was Sie können müssen: „Können“), die Sie in der 10 Jahrgangstufe erlernen sollten.

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Grundwissen im Fach Wirtschaft und Recht – Klasse 10

Können: Beschaffen, Auswerten, Aufbereiten und Präsentieren von gesamtwirtschaftlichen Daten. Können: Arbeiten mit Modellen (besonders Kreislauf- und Marktmodell) Arbeiten mit Modellen: In drei Schritten zum Modell – Beispiel Marktmodell

Schritt Beispiele Prämissenbildung - Regelfall: Bei sinkendem Preis steigt die Nachfrage

a) freier Marktzutritt b) Viele Anbieter und Nachfrager. Keine Monopole c) Die Höhe des Preises ist allein ausschlaggebend für die Veränderung von angebotener und nachgefragter Menge. Keine persönlichen, räumlichen und zeitlichen Vorlieben. d) Die gehandelten Güter sind gleichartig und unterscheiden sich nicht in der Qualität (homogen).

Abstraktion - nur die für den Erkenntnisgewinn zentralen Aspekte finden Berücksichtigung

Menschen werden ausschließlich auf ihre Eigenschaft als Käufer / Verkäufer reduziert. Charakter, Religion oder sonstige Aspekte ihres Lebens werden außer Acht gelassen.

Aggregation - Gleichartige Größen werden zusammengefasst

Der Mechanismus, dass mit fallendem Preis die Nachfrage steigt, gilt nicht für jedes einzelne Wirtschaftssubjekt. Denn auch wenn Frau Maier bei sinkendem Preis für Schuhe noch ein zweites Paar kauft, geht Frau Schmidt trotzdem lieber ins Kino. Nur insgesamt lässt sich für alle Nachfrager eine Nachfragesteigerung feststellen.

Vor- und Nachteile von Modellen:

Vorteile Nachteile - Modelle ermöglichen es, allgemeine Aussagen über Wirkungszusammenhänge zu machen (Wenn….dann, Je…..desto) - Modelle sind übersichtlich /klammern irrelevante Aspekte aus

- Informationsverlust durch Abstraktion kann dazu führen, dass die Aussagen doch nicht gültig sind. - „Ceteris paribus“- Klausel: Modelle gelten nur wenn alle im Modell nicht betrachteten Einflussfaktoren auf Wirkungszusammenhänge gleich bleiben.

Der folgende Grundwissenskatalog enthält die wichtigsten Strukturen (was Sie verstanden haben müssen: „Verstehen“), Begriffe (was Sie wissen müssen: „Wissen“)

und Kompetenzen (was Sie können müssen: „Können“), die Sie in der 10 Jahrgangstufe erlernen sollten.

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-Was im Modell stimmt, muss nicht für den einzelnen stimmen.

WR 10.1 Denken in gesamtwirtschaftlichen Zusammenhängen Verstehen: Das ökonomische Handeln der Haushalte und Unternehmen wird durch den Markt gelenkt und koordiniert. Anbieter wollen möglicht hohe Preise, Nachfrager möglicht geringe. Dort, wo sich Angebot und Nachfrage treffen (Gleichgewichtpreis und –menge), ist der Markt geräumt. Es wird weder zu viel noch zu wenig produziert → optimale Ausnutzung der Ressourcen. Wissen: Arbeitsteilung Die Arbeitsteilung steigert die Produktivität der Arbeit. Die Spezialisierung

bewirkt, dass sich Menschen, Unternehmen und Länder auf den Teil des gesamten Produktionsprozesses konzentrieren, bei denen sie Vorteile im Vergleich zu den anderen haben → Abhängigkeiten (Verlust der Selbständigkeit) → Koordinierung durch den Markt.

Markt Ort des Zusammentreffens von Angebot und Nachfrage. Hier findet die Preisbildung statt. Dabei kann es sich um einen realen Ort (Wochenmarkt) oder einen fiktiven Ort (Internet) handeln.

Angebot Die Menge eines Gutes, die auf dem Markt zu einem bestimmten Preis zum Verkauf bereitgestellt wird. Normalerweise geht das Angebot mit sinkendem Preis zurück.

Nachfrage Die Menge eines Gutes, die die Marktteilnehmer bereit sind, zu einem bestimmten Preis auf dem Markt zu erwerben. Normalerweise nimmt die nachgefragte Menge mit sinkendem Preis zu.

Gleichgewichtspreis Preis, bei dem Angebot und Nachfrage gleich groß sind. Die Warenmenge, die zum Gleichgewichtspreis abgesetzt wird, heißt Gleichgewichtsmenge.

Vollkommener Markt Markt, auf dem es keine persönlichen, räumlichen oder zeitlichen Präferenzen gibt, die Güter homogen sind und vollkommene Transparenz herrscht (z.B. annähernd die Börse).

Koordinationsfunktion Die angebotene und nachgefragte Menge passen sich einander über den Preis an.

Können: Das Marktmodell Am Ende des Schuljahres sollen Sie ein Marktmodell graphisch darstellen können. Außerdem sollen Sie das Marktmodell dazu verwenden können, um das Marktgeschehen zu analysieren. Hierbei sollen Sie auch erkennen, wie sich Angebot und Nachfrage bei Preisänderungen verhalten und wie sich ein Gleichgewichtspreis bildet. Dazu können Ihnen die folgenden Abbildungen behilflich sein.

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Nachfragefunktion: Mit sinkendem Preis steigt die Nachfrage

Angebotsfunktion: Mit steigendem Preis steigt die angebotene Menge

Gleichgewichtspreis: Zu diesem Preis sind Angebot und Nachfrage identisch.

Liegt der Preis über dem Gleichgewichtspreis, wird weniger nachgefragt als angeboten

Liegt der Preis unter dem Gleichgewichtspreis, wird mehr nachgefragt als angeboten

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Können: Die Analyse des Marktgeschehens – ein Fallbeispiel

Kurzfristige Folgen von Preissteigerungen: 1. Krisen in rohölexportierenden Ländern sorgen in einem ersten Schritt dafür, dass die Rohölpreise steigen (Pg(0) → Pg(1) 2. Die Nachfrager reagieren darauf, indem sie ihren Konsum einschränken → Bewegung auf der Nachfragekurve mg(o) → mg(1) 3. Bei höherem Benzinpreis sinkt die Nachfrage

Langfristige Folgen von Preissteigerungen: 1. Möglichkeit: Bei höheren Preisen kommen weitere Anbieter auf den Markt, deren Quellen z.B. schwerer zu erreichen sind und daher weniger effizient sind. 2. Konsumenten steigen auf alternative Produkte um (Substitution), z.B. Solarenergie, Gas: mg(0) → mg(1) 3. Die Folge ist, dass zu jedem Preis die Nachfrage nach Erdöl zurückgeht. → Linksverschiebung der Nachfragekurve: N(o) → N(1) 4. Der Gleichgewichtspreis sinkt: Pg(0) → Pg(1)

WR 10.1.1 Unternehmen und private Haushalte auf dem Markt Verstehen: …wie sich das Handeln von Unternehmen und privaten Haushalten in der Gesamtwirtschaft niederschlagen kann. Erst durch Sparen und Investieren wird Wirtschaftswachstum möglich, da durch Konsumverzicht Kapital geschaffen wird, welches zu einem späteren Wohlstandszugewinn führt. Dass das Wirtschaftsgeschehen ein Prozess ist, der eine ständige Veränderung bestehender Strukturen bewirkt. Wissen: Bruttoinlandsprodukt - mit Marktpreisen bewerteter Wert aller Sachgüter und

Dienstleistungen - der ohne Vorleistungen, - im Laufe einer Wirtschaftsperiode und - innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft erbracht wird

Wirtschaftssektoren - Primärer Sektor: Zusammenfassung aller Betriebe, die Güter aus der Natur gewinnen (z.B. Landwirtschaft) - Sekundärer Sektor: Zusammenfassung aller Betriebe, die Sachgüter herstellen (z.B. Verarbeitendes Gewerbe)

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Reduktion auf Geldströme

Erweiterung um den Sektor Vermögensveränderung

- Tertiärer Sektor: Zusammenfassung aller Betriebe des Handels, des Verkehrs und der Dienstleistungen. - Quartärer Sektor: Zusammenfassung aller Betriebe, die sich mit der In- formations- und Kommunikationstechnologie befassen

Strukturwandel Dauerhafte Veränderung der Wirtschaftsstruktur einer Branche, Region oder Einkommensschicht, die weder saisonal noch konjunkturell begründet ist.

Investition Anlage von Geldmitteln um zukünftig Erträge zu erzielen (Neuinvestitionen, Ersatzinvestitionen).

Sparen Private Ersparnis SHH ist der Teil des verfügbaren Einkommens, der nicht für Konsum C zur Verfügung steht, sondern zurückgelegt wird.

Können: Das Modell des einfachen Wirtschaftskreislaufs

Stufen des Modells

Beschreibung

Haushalte (H) stellen den Unternehmen Faktorleistungen (Arbeit und Wissen) zur Verfügung. Im Gegenzug erhalten sie Faktoreinkommen (Fe). Mit diesen „zahlen“ sie Ihren Konsum (CH) und erhalten dafür im Gegenzug Güter. Da die „Bezahlung“ wertmäßig der erbrachten Leistung gleich ist, kann auf die Güterströme verzichtet werden. Bislang wurde angenommen, dass H die Fe nur für den Konsum und die U ihre Einnahmen nur für Fe verwenden können. Dies entspricht jedoch nicht der Realität. Darum wurde der Kreislauf um den Sektor Vermögensveränderungen (VV), entspricht den Banken, erweitert. Dadurch ist es H möglich, Geld anzulegen, also zu sparen (S). U kann sich Geld „leihen“, um Investitionen durchzuführen. Ersatzinvestitionen (Ie) um die aktuellen Kapazitäten zu erhalten, Neuinvestitionen (In) um diese zu erweitern. → Die Volkswirtschaft kann nun wachsen.

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WR 10.1.2 Unternehmen und private Haushalte in der Gesamtwirtschaft WR 10.2 Zentrale Aspekte der Wirtschafts- und Rechtsordnung der Bundesrepublik Deutschland Verstehen: Die Bedeutung freier Märkte sowie des staatlichen Handelns für die Funktionsfähigkeit der Wirtschaft und für die Verwirklichung übergeordneter gesellschaftspolitischer Ziele. WR 10.2.1 Soziale Marktwirtschaft als Wirtschaftsordnung Verstehen: …dass in jeder Wirtschaftsordnung die Grundfragen von Knappheit, Koordination und Kooperation zu lösen sind. Der Gründe für das Eingreifen des Staates in das Wirtschaftsgeschehen. Der Staat greift in das Marktgeschehen ein, um z.B. sozial unbefriedigende Marktergebnisse oder Marktversagen (z.B. öffentliche Güter) zu bereinigen. …dass es Grenzen und Risiken der Lenkung durch den Markt gibt, z.B. große Lohnunterschiede je nach Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt. Wessen Leistung nicht nachgefragt wird, erzielt kein Einkommen. Wissen: Zentralverwaltungswirtschaft Eine zentrale Behörde entscheidet anhand von Planbilanzen (z.B.

Vierjahresplänen) über das Güteraufkommen und die Güterverteilung.

(Freie) Marktwirtschaft Eine sich selbst steuernde Wirtschaftsordnung, bei der zwischen den unabhängigen Wirtschaftssubjekten ein Mengenausgleich über flexible Preise erfolgt.

Öffentliche Güter Vom Staat angebotene Güter zur Befriedigung privater Bedürfnisse. Externe Effekte Auswirkungen des ökonomischen Handelns auf die Wohlfahrt eines

unbeteiligten Dritten, für die niemand bezahlt oder dafür einen Ausgleich erhält.

Wirtschaftssystem Gedankliche Ordnung anhand von Modellen, die die Koordinationsprinzipien und Strukturmerkmale einer Wirtschaft vereinfacht beschreiben.

Wirtschaftsordnung Konkrete Ausgestaltung der Wirtschaft eines Landes durch rechtliche Regelungen, Verhaltensweisen, Organisationsformen und Institutionen.

Marktversagen Ein sich selbst überlassener Markt führt nicht bei allen Marktsituationen zu einem sinnvollen Ergebnis (z.B. öffentliche Güter, soziale Ziele, externe Effekte).

Soziale Marktwirtschaft Von Ludwig Erhard mit der Währungsreform 1948 verwirklicht. Verbindet das Prinzip der Freiheit auf dem Markt mit den Erfordernissen des sozialen Ausgleichs.

Können: Auswerten von Gesamtwirtschaftlichen Daten (siehe oben)

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WR 10.2.2 Steuern und soziale Sicherung in der sozialen Marktwirtschaft Verstehen: …wie sich das Ringen um soziale Gerechtigkeit in wirtschaftlichen Strukturen und Prozessen staatlicher Umverteilung widerspiegelt. Freier Leistungswettbewerb im Rahmen einer Wettbewerbsordnung einerseits und der soziale Ausgleich andererseits sind die tragenden Säulen sozialer Marktwirtschaft und bilden die Voraussetzung eines wachsenden Wohlstandes für alle Bevölkerungsgruppen. Wissen: Sozialstaat Gesellschaft, die bestrebt ist, die sozialen Unterschiede, die sich

zwischen ihren Bürgern bilden, bis zu einem gewissen Grade auszugleichen → Einkommensumverteilung

Staatshaushalt Gegenüberstellung der Einnahmen und Ausgaben des Staates für ein Haushaltsjahr. Sind Einnahmen und Ausgaben gleich, spricht man von einem ausgeglichenen Haushalt.

Sozialversicherung Versicherung des Einzelnen gegen Risiken, die seine Existenz bedrohen. In Deutschland:

- Krankenversicherung - Rentenversicherung - Pflegeversicherung - Arbeitslosenversicherung - Unfallversicherung

Subsidiarität Staatliche Eingriffe und öffentliche Leistungen werden erst dann unterstützend wirksam, wenn der Einzelne oder die Familie die Eigenleistung nicht erbringen kann.

Solidarität Prinzip der Zusammengehörigkeit, das gegenseitige Mitverantwortung und Mitverpflichtung festlegt.

Steuern Geldleistungen eines Bürgers, ohne dass dieser einen Anspruch auf irgendeine direkte Gegenleistung hat. Sie werden von den staatlichen Institutionen erhoben, um diesen Einnahmen zu verschaffen:

- direkte Steuern (z.B. Lohn-/Einkommessteuer) - indirekte Steuern (z.B. Mehrwertsteuer)

Generationenvertrag Der heute arbeitende Teil der Gesellschaft kommt für die Renten des nicht mehr arbeitenden Teils auf (z.B. Rentenversicherung).

Versicherungsprinzip Leistungen werden nur an denjenigen entrichtet, der mit Beiträgen selbst vorgesorgt hat. Die Höhe der Leistungen richtet sich nach der Höhe der Vorsorgebeiträge (z.B. gesetzliche Rentenversicherung).

Einkommensumverteilung Wer z. B. wegen Krankheit oder Alter nicht (mehr) so leistungsfähig ist wie andere, kann kaum noch eigenes Einkommen erwirtschaften. Würde man hier nicht für einen Ausgleich sorgen, würden die Bedürfnisse dieser Gruppe nicht mehr berücksichtigt und die Forderung nach „Wohlstand für alle“ könnte nicht mehr erfüllt werden. Es ist also notwendig, benachteiligten Personen sog. Transfereinkommen zukommen zu lassen, damit sie sich menschenwürdig versorgen und am Wettbewerbsprozess teilnehmen können.

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Können: Modell des Wirtschaftskreislaufes – Die Rolle des Staates

Auch der Staat (St) hat Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen. Dieser erhebt Steuern, um seine Aufgaben erfüllen zu können. Er zieht direkte Steuern Tdir von H

ein und überträgt diese an andere sozial schwache Haushalte (ZH). Indirekte Steuern Tind erhebt er bei U Der Staat bezieht Konsumgüter von U (CSt) Zusätzlich unterstützt er bestimmte Unternehmen mit Subventionen (ZU).

Erzielt St mehr Einnahmen als er ausgibt, kann er sparen (SSt), im umgekehrten Fall muss er Kredite aufnehmen (KrSt)

WR 10.2.3 Öffentliches Recht als Handlungsrahmen Verstehen: ...dass das öffentliche Recht einerseits als Raum der Freiheit durch das Grundgesetz, auch gegenüber dem Staat, garantiert wird. Z.B. ist die Soziale Marktwirtschaft im Grundgesetz verankert (insbesondere Eigentums-, Arbeits- und Sozialordnung). …dass andererseits dort deutlich Grenzen gezogen werden, wo die Rechte anderer verletzt würden, oder wo Gemeininteressen berührt sind. z.B. wird durch das Strafrecht das Eigentum geschützt, oder es werden rechtliche Regelungen zum Schutz der Umwelt erlassen. Wissen: Öffentliches Recht Regelt die Rechtsbeziehungen zwischen Staat und Bürger und der

staatlichen Organe untereinander (z.B. Staatsrecht, Strafrecht). Privatrecht Regelt die Beziehungen der Bürger untereinander. Strafzwecke - Vergeltung für verübtes Unrecht (absolute Straftheorie)

- Verhinderung einer weiteren Straftat durch den Täter (Individualprävention) oder durch die Allgemeinheit (Generalprävention) (relative Straftheorie)

Tatbestandsmäßigkeit Liegt bei einem bestimmten Sachverhalt (Voraussetzungen) vor, die im Gesetz genannt und an bestimmte Rechtsfolgen geknüpft sind.

Rechtsfunktionen - Ausgleichsfunktion - Friedensfunktion - Schutzfunktion - Ordnungsfunktion

Rechtsprinzipien - Rechtssicherheit - Rechtsgleichheit - Rechtsbindung - Unabhängigkeit der Gerichte

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Können: Methode: Arbeit mit Gesetzestexten – Subsumtion Sie haben bereits in der 9. Jahrgangsstufe am Beispiel des Bürgerlichen Gesetzbuches gelernt, wie Paragraphen in Gesetzestexten aufgebaut sind. Im Strafgesetzbuch und in anderen Gesetzen ist dies genauso. Der Aufbau von Rechtsnormen gliedert sich in Tatbestand und Rechtsfolge. Wenn der Tatbestand gegeben ist, dann tritt die Rechtsfolge ein. Hier das Beispiel zu § 1 StGB:

Tatbestand (Wenn) Rechtsfolge (Dann) Strafbarkeit muss gesetzlich bestimmt sein, bevor die Tat begangen wurde.

Eine Tat kann bestraft werden.

Beim Arbeiten mit Gesetzesnormen kommt es darauf an, einen gegebenen Sachverhalt unter eine Gesetzesnorm einzuordnen. Dies nennt man Subsumtion. Passt ein Tatbestandsmerkmal nicht, ist der Paragraph nicht anwendbar. Ein Beispiel für einen Sachverhalt: G ist seit langem mit T befreundet und weiß daher von dessen unglücklicher Ehe mit O. Als T ihm eines Tages berichtet, er wolle seine Ehefrau loswerden, um endlich wieder glücklich zu sein, besorgt G, um T einen Gefallen zu tun, für diesen eine Pistole und die entsprechende Munition. Tags darauf erschießt T seine Frau O mit dieser Waffe. Dabei handelte T in erster Linie deshalb, um das Vermögen von O zu erben, die beabsichtigt hatte, sich von ihm zu trennen. Hiervon wusste G allerdings nichts.1 Die Frage ist, ob T wegen Mord verurteilt werden kann. Die zu prüfende Rechtsnorm ist § 211 Mord (1) Der Mörder wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft. (2) Mörder ist, wer aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen, heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken, einen Menschen tötet. Subsumtion Tatbestandsmerkmale des § 211 Abs.2 StGB

Subsumtion des Sachverhaltes Rechtsfolge nach § 211 Abs.1 StGB

Mörder ist, wer - aus Mordlust, - Befriedigung des Geschlechtstriebs, - Habgier oder sonst - aus niederen Beweggründen - heimtückisch oder - grausam oder - mit gemeingefährlichen Mitteln - oder um eine Straftat zu er möglichen oder - zu verdecken, - einen Menschen tötet

Da T seine Frau O tötet, um ihr Vermögen zu erben, steht eindeutig Habgier als Tatmotiv fest. Aus dem Sachverhalt geht eindeutig hervor, dass O mit der Waffe erschossen wird

Wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft

1 Quelle: www.heinrich.rewi.hu-berlin.de/materialien/exam/36-toetungsdelikte01.doc

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Anmerkung: Die Rolle von G soll hier nicht beachtet werden. In diesem Fall lässt sich der Tatbestand unter die Rechtsnorm des § 211 StGB unterordnen, so dass T mit einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe belegt werden kann. Die Entscheidung trifft das Gericht. WR 10.3 Europäische Einigung und weltwirtschaftliche Verflechtung Verstehen: … der Chancen und Risiken internationaler Arbeitsteilung. Weltwirtschaftliche Verflechtung kann mit Wohlstandsgewinnen für alle Beteiligten verbunden sein. Es stehen Güter zur Verfügung, die im Inland gar nicht oder nur mit erhöhten Kosten produziert werden können. Aber der damit verbundene Strukturwandel kann auch soziale und politische Spannungen mit sich führen. … in welchem Maß die Bundesrepublik Deutschland mit der Weltwirtschaft verflochten ist. Das Ausland spielt gerade für Deutschland mit anhaltenden „Rekorden“ im Außenhandel eine bedeutende Rolle. Der positive Außenbeitrag wirkt sich direkt auf das Vermögen der Volkswirtschaft aus. …der Bedeutung von Wechselkursschwankungen für Haushalte und Unternehmen. Wechselkurse können sich direkt auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen (z.B. starker €: Deutsche Exporte werden für das Ausland teuerer) und die Kaufkraft der Haushalte (z.B. starker €: Importe werden billiger), auswirken. Wissen: Globalisierung Prozess der fortschreitenden weltweiten Arbeitsteilung und

Vernetzung der Märkte, der durch die Ausweitung von Kommunikationsmedien und Verkehrsverbindungen ermöglicht wird.

Binnenmarkt / Grundfreiheiten - Freier Personenverkehr - Freier Dienstleistungsverkehr - Freier Warenverkehr - Freier Kapitalverkehr

Freihandel Bezeichnung für einen internationalen Waren- und Dienstleistungsverkehr ohne Zollschranken oder andere Handelshemmnisse

Außenbeitrag Differenz von Ein- und Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen. Bei einem positiven Außenbeitrag überwiegen die Einnahmen aus dem Export, bei einem negativen die Ausgaben für die Importe.

Wechselkurs Beschreibt den Preis für eine Währungseinheit. Er ergibt sich aus Angebot und Nachfrage nach dieser Währung. - Mengennotierung: Preis der heimischen Währung in ausländi- scher Währung (am Beispiel Europas: Dollar je Euro) - Preisnotierung: Preis der ausländischen Währung in ein- heimischer Währung (am Beispiel Europas: Euro je Dollar)

Wirtschafts- und Währungsunion Zusammenschluss von Staaten der EU zu einem einheitlichen Währungsraum mit dem Euro (Einführung 01.01.2001) als gemeinsamer Währung.

Konvergenzkriterien Voraussetzungen für die Aufnahmen in die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion: Stabiles Preisniveau, Gesunde Staatsfinanzen, Stabile Wechselkurse, Niedriges Zinsniveau.

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Können: Die Außenwirtschaft im Modell des Wirtschaftskreislaufs

Jetzt ist mit dem Sektor Ausland (Ausl.) das Kreislaufmodell vervollständigt. Vereinfachend wird angenommen, dass Güterexporte (X) und –importe (I) nur über die Unternehmen abgewickelt werden. Obwohl auch Haushalte oder der Staat auch mit dem Ausland handeln könnten. Überwiegen die Exporte ergibt sich ein positiver Außenbeitrag (X-M). Auch dem Vermögensveränderungssektor fließt Geld aus dem Ausland zu (Ausländische Geldanlagen),und umgekehrt (Im Ausland investiertes Geld)

Können: Der Wechselkurs im Marktmodell Das Marktmodell kann zur Erklärung von Wechselkursen herangezogen werden. Denn Währungen werden auf dem Devisenmarkt gehandelt:

Der Wechselkurs des € im Vergleich zum $ ist in der Mengennotierung angegeben. Ähnlich zum Marktmodell eines „normalen“ Gütermarktes ergibt sich der Wechselkurs auch aus dem Angebot an € und der Nachfrage nach €.. In dem Punkt an dem sich Angebots- und Nachfragekurve schneiden befindet sich der Markt im Gleichgewicht (po und m0)

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Erhöhte Nachfrage nach € → Rechtsverschiebung der Nachfragekurve → Nachgefragte Menge steigt m0 → m1 → Wechselkurs (Preis) des € steigt ebenfalls p0 → p1 Ursache: z.B. höherer Export von Gütern

Verringerte Nachfrage nach € → Linksverschiebung der Nachfragekurve → Nachgefragte Menge geht zurück m0 → m2 → Wechselkurs des € sinkt ebenfalls p0 →p2 Ursache z.B. rückläufige Exporte

Erhöhtes Angebot von €: → Rechtsverschiebung der Angebotskurve → Angebotene Menge steigt mo → m3 → Wechselkurs des € sinkt p0 → p3 Ursache: z.B. Intervention der Notenbank

Verringertes Angebot von €: → Linksverschiebung der Angebotskurve → Angebotene Menge geht zurück m0 → m4 → Wechselkurs des € steigt p0 → p4 Ursache: z.B. Intervention der Notenbank