Guardini KolleG Programm 2015 – august 2016 · Guardini-taG Landschaft des Bleibens romano...

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GUARDINI KOLLEG PROGRAMM 2015 – AUGUST 2016

Transcript of Guardini KolleG Programm 2015 – august 2016 · Guardini-taG Landschaft des Bleibens romano...

Guardini KolleGProgramm2015 – august 2016

Forums - projektekonFerenz … seite 6

Guardini-taG … seite 7

dekaLoG … seite 8

ÖkumenisCHe Vespern … seite 12

Guardini GaLerie … seite 14

FüHrunGen … seite 19

Weitere VeranstaLtunGen … seite 20

WissensCHaFtLiCHesproGramm der Guardini proFessurGuardini proFessur … seite 22

internationaLe taGunG … seite 23

rinGVorLesunG … seite 24

tHeoLoGisCHe prediGtreiHe … seite 26

HoCHsCHuLdiaLoG … seite 28

summer sCHooL … seite 29

LeHrVeranstaLtunGen … seite 30

aLLGemeine inFormationenGremien … seite 32

adressen … seite 37

kaLender 2015 … seite 38

kaLender 2016 … seite 39

die Guardini stiftung e. V. versteht sich als ein Forum für den dialog von kunst, Wissenschaft und Glauben. namen und zielsetzung der stiftung machen den Bezug zur Lehre und person romano Guardinis (1885 -1968) deutlich.

das Guardini koLLeGdas Guardini kolleg ist organisatorischer träger sämtlicher stiftungsaktivitäten, unterhält dazu ein weitgefasstes ex-pertennetzwerk und bildet die aktionsbasis für die Guardini professur an der theologischen Fakultät der Humboldt- universität zu Berlin. es widmet sich insbesondere der Frage, wie das europäische, christlich inspirierte erbe in die Gegen- wartskultur eingang findet, sondiert möglichkeiten zur inter- disziplinären Behandlung von entsprechenden themen- stellungen und präsentiert die ergebnisse in einzelpublikatio-nen, diskussionsbänden und Herausgeberreihen. das Guardini kolleg fühlt sich bei allen aktivitäten dem von romano Guardini geprägten Leitbegriff der »christlichen Weltanschauungs- lehre« verpflichtet. das aufgabenspektrum umfasst wissen-schaftliche projekte und Forumsprojekte.

Forumsprojekteim zentrum der Forumsprojekte mit ihren ausstellungen, Filmreihen, interdisziplinären kolloquien und publikations-vorhaben sowie Ökumenischen Vespern steht die Vermittlung von kunst- und kulturbeiträgen, zeugnissen religiöser sym- bolik und wissenschaftlichen Wirklichkeitsauffassungen.

WissensCHaFtLiCHes proGramm der Guardini proFessur die wissenschaftlichen projekte sind thematisch mit den Lehrveranstaltungen der Guardini professur verknüpft. Hier-zu zählen u. a. ringvorlesungen, disputationen, symposien, summer schools, einzelvorträge und theologische predigt- reihen.

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Guardini proFessur romano Guardini lehrte von 1923 bis zur aufhebung der professur im jahre 1939 religionsphilosophie und katholi-sche Weltanschauung an der Friedrich-Wilhelms-universität zu Berlin. mit geistiger ausstrahlung weit über Berlin hinaus vertrat er ein katholisches Welt- und menschenbild, mit dem er auch in evangelischen kreisen Verständnis weckte und anerkennung erwarb.

anknüpfend an diese tradition, konnte die Guardini stiftung vor zehn jahren dank unterstützung großzügiger sponsoren in der theologischen Fakultät der Humboldt-universität zu Berlin die Guardini professur für religionsphilosophie und katholische Weltanschauung als stiftungsprofessur wieder- errichten.

zum aufgabenspektrum der professur zählen u. a. Forschungs-tätigkeit, akademische Lehrveranstaltungen (Vorlesungen und seminare), öffentliche ringvorlesungen, wissenschaft- liche disputationen, symposien, summer schools, einzel-vorträge und theologische predigtreihen.

Weiteres zur Guardini professur ist auf den seiten 22 bis 30 zu finden.

romano GuardiniFoto: artur pfau

Forums-projekte

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konFerenz Die Verstädterung der Welt aus katholischer Sicht das urbane Leben bietet kulturelle Vielfalt, unzählige Chan-cen der sozialen Begegnung, intensive kommerzielle aktivi-täten, perspektiven des sozialen aufstiegs. die stadt löst, historisch gesehen, die Beschränkungen des ländlichen oder vorurbanen milieus auf und erweitert Formen der Gastfreundschaft und verwandtschaftlicher oder nachbar-schaftlicher solidarität. sie produziert aber auch ihre eige-nen schattenzonen, vielerorts sogar no-go-areas, die sich jedem gesellschaftlichen zugriff entziehen, und begünstigt gewalttätige anonymität, tendenzen der Verwahrlosung und die posen des desperaten als Folge der erfahrung einer ent-zauberten Welt.

stadt und Land rücken immer weiter auseinander. schon in weniger als einer Generation werden 70 prozent der Welt-bevölkerung in städten, zumeist in agglomerationen von unvorstellbaren außenmaßen, leben. die stadt wird zur mega-stadt und metropole, einschließlich ihrer suburbanen zentren. das Land entwickelt sich zum weitgehend bevölke-rungsleeren territorium, das als globalisierte plantage und naturbühne für Freizeitaktivitäten dient.

die Verstädterung der menschlichen Gesellschaft stellt für Glaubensgemeinschaften der christlich-jüdischen tradition, in denen einem Wort des jüdischen schriftstellers soma morgenstern zufolge, »dorfluft weht«, eine große Herausfor-derung dar. eine tagung in der Gregoriana in rom widmet sich deshalb dem spannungsfeld von »globaler stadtgesell-schaft« und Glauben unter dem besonderen aspekt einer katholischen, »auf das Ganze zielenden« Weltanschauung. Ganz so, wie sie von romano Guardini vertreten wurde, der selbst als priester, theologe und kulturwissenschaftler in einer Weltmetropole – dem Berlin der 20er jahre – wirkte.

> 12. November 2015 pontificia università Gregoriana, rommit: prof. dr. dr. h.c. Hans joas, prof. dr. ugo perone, prof. dr. Wolfgang schuster und prof. dr. michael sievernich sj

Guardini-taGLandschaft des Bleibensromano Guardini war philosoph, theologe, raum- und ideen- geber. in seiner auseinandersetzung mit der neuzeit orien-tiert er sich an dem, was dem Bleiben einen ort gibt. »die Gestalt zu bauen, worin die Fülle des daseins zur einheit gelangt«, so charakterisiert er einmal das literarische Ver-mächtnis dantes. es ist damit ein Leitmotiv gegeben, das ebenso gut auch über seinem eigenen Werk stehen könnte. Guardini ist wichtiger impulsgeber für die theologischen debatten unserer tage, auch und gerade für das, was Bischof dr. karl-Heinz Wiesemann als »religiöse Vergewis-serung nach den umbrüchen des konzils« charakterisiert hat. dass gerade in jüngster zeit das wissenschaftlich- akademische interesse an seinem Werk wieder deutlich zu-genommen hat, hängt vielleicht auch mit den kapriolen einer übersteigerten nach-moderne zusammen, für die der Geist simpel geworden ist, eintönig und leer. als ein denker des Bleibenden aber erinnert uns Guardini wie wenige andere daran, dass es darin »Größe gibt (…), Wagnis, schöpfung, architektur, schicksal, entzückung, Freude, Qual, sehn-sucht, Liebe, einsamkeit«.

der Guardini-tag 2016 bringt erstmals jüngere Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Län-dern zusammen, die sich in ihren arbeiten theologisch oder philosophisch mit Guardini befassen. sie sind eingeladen, ihre thesen mit ausgewiesenen kennern seines Werkes zu diskutieren und gemeinsam neue ansätze für die Grundfrage nach dem ort der religion in der säkularen Welt zu erarbei-ten. das Hauptaugenmerk gilt der debatte und dem aus-tausch von ideen. der Guardini-tag will impulse geben für die auseinandersetzung mit einem denken, das im entwurf einer Landschaft des Bleibens einen ausdruck des mensch-lichen sieht.

> 28. Januar 2016 Guardini Galeriemit: prof. dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz,prof. dr. jean Greisch, dr. Ludger Hagedorn, prof. dr. ugo perone und Bischof dr. karl-Heinz Wiesemann

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dekaLoG die zehn Gebote stehen immer noch hoch im kurs. aller-dings weniger als wortwörtlich zu verstehende und »von oben« beglaubigte Handlungs- oder unterlassungsanleitun-gen. sie sind vielmehr ausdruck einer suche nach sicherheit und orientierung in einer unübersichtlich gewordenen Welt. doch diese suche hat ihre Vorgeschichte, die möglicher-weise in einem zusammenhang mit Luthers eigener über-setzung und ausdeutung des dekalogs steht. denn es war Luthers ausdeutung, die wesentlich zu dem sehr modernen Gedanken beigetragen hat, sich zur eigenen Lebensführung im Bewusstsein der Verantwortung zu befähigen – ein Ge-danke allerdings, der wiederum dem neuzeitlichen plädoyer einer selbstermächtigung des menschen ins Wort fällt.

mit Blick auf das reformationsjahr 2017 hat die Guardini stif-tung in zusammenarbeit mit der stiftung st. matthäus eine Veranstaltungsfolge gestartet, die sich seit 2013 den zehn Geboten in martin Luthers Lesart widmet. das dekaLoG-projekt will keinen vordergründigen kompatibilitätsnachweis zur heutigen Lebenswirklichkeit erbringen oder den textkor-pus in eine bürgernahe Gesetzes- und amtssprache überset-zen, sondern im Gegenteil die zehn Gebote als eine Heraus-forderung und anregung für künstlerische, ästhetische oder diskursive erkundungen begreifl ich machen. anregungen für dieses projekt gingen nicht zufällig von krzysztof kies lowskis zehnteiliger Verfi lmung des dekalogs aus.

Während der programmzeit 2015-16 werden die Gebote sechs und sieben behandelt – wie bisher wiederum in und mit ausstellungen, Lesungen eigens für die reihe verfasster texte, musikuraufführungen und Filmwettbewerben.

VeraNStaLtuNGeN zum SecHSteN GeBot»Du sollst nicht ehebrechen«

aussteLLunGserÖFFnunG> 20. oktober 2015, 19.00 uhr | Guardini Galerie »DekaLoG – eiN aSSoziatioNSraum Vi«ausstellungsdauer: 21. oktober – 19. dezember 2015Öffentliche Führungen:5. und 26. november sowie 10. dezember 2015, jeweils 18.00 uhr

neue teXte zum seCHsten GeBotzÜGeLLoS – Die zÜGeL LoS! HeiLiG oDer eiLiG, uND Nie WieDer ScHWÖreN Wir DauerHaFte treue> 24. September 2015, 19.00 uhr | Guardini Galerie LesunG ulla Hahn> 3. November 2015, 19.00 uhr | Guardini Galerie LesunG ilma rakusamoderation dr. norbert Hummelt

neue musik> 19. November 2015, 19.00 uhr | st. matthäus-kircherudoLF junGWirtH»ricHtet NicHt ...« FÜNF StÜcke zum SecHSteN GeBotjörg Gottschick, Bariton | matthias Badczong, Klarinette marika Gejrot, Violoncello | Lothar knappe, OrgelteXte Von ulla Hahn und ilma rakusaGeLesen Von Lydia starkulla

alle DekaLoG-termine für das Jahr 2016 werden zum späteren zeitpunkt unter www.guardini.de bekannt gegeben.

Gefördert von:

dekaLoG-FiLmpreisein mit eigens akquirierten preisgeldern dotierter Filmwett-bewerb wendet sich vornehmlich an junge regisseure und absolventen von Filmhochschulen. auch hier steht im Hin-tergrund die erfahrung, dass die zehn Gebote als künstle-risches sujet, in diesem Fall als Vorlage oder ankertext für bedeutsame Filmwerke, eine außerordentlich wichtige rolle gespielt haben.

Vorgaben – von thema und technischen standards abgese-hen – werden nicht gemacht. die auswahl der eingesandten Beiträge erfolgt über den Fachbeirat Film und neue medien der Guardini stiftung, die prämierung durch eine Fachjury.

in den bisher fünf Wettbewerbsrunden waren Beiträge sehr unterschiedlicher Längen und Genres – von spielfi lm über kurzfi lm bis hin zu animationsfi lm und Filme dokumenta-rischen Charakters vertreten. zu den preisträgern zählen die regisseure marcel ahrenholz, alice von Gwinner, uschi niehaus, marcel neudeck, thomas riedelsheimer, sebastian Lederle, dieter Gränicher, Levin Hübner, petra Lottje, anna kohlschütter und andrei schwartz.

Preise:1. preis: 2.000 euro2. preis: 1.000 euro3. preis: 500 euro

einreichfristen:Beiträge zum SecHSteN GeBot: > 31. oktober 2015

Beiträge zum SieBteN GeBot: > 31. mai 2016

Beiträge zum acHteN GeBot: > 30. September 2016

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FiLmPreiSVerLeiHuNG

Präsentation der prämierten Filme zum SecHSteN GeBot > 27. November 2015, 20.00 uhr | Villa elisabeth

Präsentation der prämierten Filme zum SieBteN GeBot > 15. Juli 2016, 20.00 uhr | Villa elisabeth

Über die Preisvergabe entscheidet eine unabhängige, interdisziplinäre Jury:

Corinna kirchhoff, Schauspielerin, Vorsitzendepd dr. jörg Herrmann, Leiter der Evangelischen Akademie der Nordkirchepeter paul kubitz, Programmdirektor Fernsehen, Deutsche Kinemathekangelika obert, Filmbeauftragte der EKBOpetra katharina Wagner, Regisseurin

Ein ProjEkt dEr Guardini StiftunG und dEr StiftunG St. MatthäuS anläSSlich dES rEforMationSjubiläuMS 2017

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»DaS GeBot DeS HerrN iSt Lauter...« Ps 19,9

> 26. oktober 2015, 17.00 uhr | st. Hedwigs-kathedrale»SeiD BarmHerziG, Wie eS aucH euer Vater iSt« Lk 6,36prediGt dr. karl-Hinrich manzkeBischof der evangelisch-Lutherischen Landeskirche schaumburg-LippeLiturGie dr. Gerhard Feige Bischof von magdeburg

musik rudolf jungwirth»ricHtet NicHt…« Fünf Stücke zum Sechsten Gebot, uraufführungjörg Gottschick, Bariton | matthias Badczong, KlarinetteMarika Gejrot, Violoncello | Lothar knappe, Orgel

> 26. april 2016, 18.00 uhr | st. matthäus-kirche»Sie StreuNeN umHer, GieriG NacH FraSS, WerDeN Sie NicHt Satt, DaNN kNurreN Sie.« PS 59,16 musik Leah muirDaS SieBte GeBot, uraufführung

> 24. Juni 2016, 18.00 uhrkaiser-Friedrich-Gedächtnis-kircheVesper zur jaHrestaGunGLiturGie prof. dr. Wolfgang Bretschneider

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ÖkumenisCHe Vespern Heilige Schriften und zeitgenössische musikin kooperation mit der stiftung st. matthäus richtet die Guardini stiftung jährlich drei Ökumenische Vespern aus, die sich jeweils an besonderen Veranstaltungen der Guar-dini stiftung und der Guardini professur orientieren: dem Beginn des neuen akademischen jahres im oktober, der jeweils im april stattfindenden auftaktveranstaltung zum dekaLoG-projekt sowie der traditionellen jahrestagung der Guardini stiftung im juni. thematisch eingebettet sind die Vespern in das dekaLoG-projekt (siehe dazu seite 8 ff. die-ses programms). so steht während der einzelnen Vespern das je zu behandelnde Gebot im mittelpunkt.

die Vespern während der Laufzeit des dekaLoG-projekts stehen unter dem Leitthema »das Gebot des Herrn ist lau-ter...« (psalm 19). nachdem der letzte Vespernzyklus sich mit dem Vierten und dem Fünften Gebot befasst hatte, also dem elterngebot und dem tötungsverbot, stehen bei den kom-menden Vespern das sechste und das siebte Gebot im mit-telpunkt: »du sollst nicht ehebrechen!« und »du sollst nicht stehlen!« die erste Vesper wird aus anlass des eröffnungs-vortrages von prof. dr. dr. udo di Fabio im rahmen der aktu-ellen ringvorlesung »Systemkonkurrenz und koevolution - die christliche Welt nach der reformation« (siehe dazu s. 25) am 26. oktober 2015 in der st. Hedwigs-kathedrale stattfinden. die zweite Ökumenische Vesper ist zum auf-takt der dekaLoG-runde in der letzten aprilwoche in der kirche st. matthäus und die dritte Ökumenische Vesper des aktuellen zyklusses zur jahrestagung 2016 der Guardini stiftung in der kaiser-Friedrich-Gedächtnis-kirche vorge-sehen.

Wie in der Vergangenheit folgt der liturgische ablauf der Vespern der von einer ökumenisch besetzten kommission erarbeiteten Vorlage, die evangelische und katholische Vesperbräuche vereint. in zwei der drei Veranstaltungen werden kompositionsaufträge der Guardini stiftung urauf-geführt.

Gefördert vom Bonifatiuswerkder deutschen katholiken

Guardini GaLerie die erste ausstellung der saison zeigt ab september fotografische arbeiten von ingar krauss, bekannt geworden durch seine eindringlichen porträtaufnahmen von kindern, jugendlichen und erwachsenen. umgeben von einer aura der melancholie, die die porträtierten aus ihren konkreten zeitbezügen löst und universelle Fragen nach der natur des menschen aufwirft, verweisen seine Bilder gleichsam auf allegorische Bezüge, die uns seit der niederländischen stille-benmalerei des 17. jahrhunderts bekannt sind.ausgestellt werden arbeiten aus unterschiedlichen serien, neben den schon bekannteren porträts stehen stilleben, die die schönheit der natur im detail entdecken, sowie komposi-tionen von optischen Gläsern, Linsen und spiegeln, ein spiel von Brechungen, reflexionen und illusionen – denn sowohl das Licht als auch die Vergänglichkeit der natur sind themen, die ingar krauss in seinen Bildern sichtbar macht.

im rahmen des dekaLoG-projektes aus anlass des refor-mationsjubiläums setzt die Guardini Galerie bis 2017 die Fol-ge der assoziationsräume zu den zehn Geboten mit jährlich zwei ausstellungen fort. das sechste Gebot »Du sollst nicht ehebrechen« führt nur scheinbar nicht über die intimität der Familienmoral hinaus. das treueversprechen lässt sich assoziativ aber durchaus auf die ›großen‹ Bündnisse und die historischen Brüche beziehen, etwa, wenn die untertanen ihrem könig, der könig seinem Volk oder die demokraten der mehrheit die treue entsagen und die egoistische Freiheit über die unverbrüchlichkeit moralischer Beziehungen stellen. die von Luther erlebte Bauernerhebung, die Französische revolution, wie alle nachfolgenden revolutionen könnten als Folge einer art historischen ehebruchs verstanden werden. der historische Verrat an den idealen von Gruppen ist oft-mals ähnlich emotionalisiert wie der ehebruch. das in die bildende kunst unter dem titel »Christus und die ehebrecherin« einfließende sujet nimmt denn auch die kläger in den Blick und der sünderin wird unter der Bedingung vergeben, es nicht mehr zu tun. Hier fällt auch der berühmte satz vom »ersten stein« und offenbart die psycho- motorik der selbstgerechtigkeit, die in ihrer zweifelhaften moral bereit ist, andersdenkende zu eliminieren.

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ingar krauss, ohne titel,jena 2014, 44 x 52 cm. Bromsilberpapier, Ölfarbe

Lara Faroqhi, immersion blau, 07 2012, jeweils 56 x 76 cm, 4/4, Bleistift, pastellpause, tinte, Öl, aquarellstift, Gouache auf papier

die letzte ausstellung zum abschluss der saison versteht sich wiederum als ein ausstellungsessay – diesmal zum siebten Gebot: »Du sollst nicht stehlen«, eine aktuelle reflektion.

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die dritte ausstellung mit dem titel »Palimpsest-Fleck- Punkt« stellt zeichnerische positionen u. a. von Lara Faroqhi, Corinne Laroche und micha ullman vor. Gezeigt werden sollen unterschiedliche Formen der aufzeichnung von zeitlichkeit: überschreibungen, schichtungen, Leerstellen. dabei spielt der Fleck als zufällige anfänglich ungewollte Geste eines makels oder der Verunreinigung eine bedeutende rolle, er findet erst Bedeutung im zusammenhang mit dem Bild oder ist Beginn des Bildes.in Faroqhis zeichnungen schreibt sich der künstlerische prozess palimpsesthaft ein, eine schicht überlagert die nächste, wie ein raster legt sie erste flächenfüllende ord-nungen von Formen eines mikrokosmos an, um sie im nachhinein wieder zu durchbrechen. Corinne Laroches zeichnerische experimente zur ausbreitung von Farbe in abhängigkeit von der zeit auf Löschpapier reichen von mehrfachen durchzeichnungen bis hin zu seriellen reihun-gen. Gleichzeitigkeit versus Chronologie. dagegen schreibt sich in die zeichnungen micha ullmans »tisch« die zeit auf eine ganz bezaubernde Weise wie von selbst ein. die Blätter zu dieser Folge entstanden in einer vom künstler entwickelten technik, mit aquarellfarbe auf papier, nass in nass. allmählich auftrocknend hinterlas-sen reale Gegenstände – Gläser, Geschirr, Besteck –, die auf dem papier liegen, ihre abdrücke wie spuren, Leerstellen.

micha ullman, aus der serie: tisch, 2010,aquarellfarbe auf papier, 70 x 100 cm

Corinne Laroche, Les points et le carré - 24/04/2011, 2011, 29 x 72 cm, Filzstift auf Löschpapier

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iNGar krauSS> 1. September – 10. oktober 2015eröffnung: 31. august 2015, 19.00 uhrÖffentliche Führung:23. september um 18.00 uhrFinissage: 9. oktober um 19.00 uhr

DekaLoG – eiN aSSoziatioNSraum Vi> 21. oktober –19. Dezember 2015 eröffnung: 20. oktober 2015, 19.00 uhrÖffentliche Führungen: 5. und 26. november sowie 10. dezember 2015, jeweils um 18.00 uhr

PaLimPSeSt – FLeck – PuNktaufzeichnungen zur zeitlichkeit von Lara Faroqhi, corinne Laroche und micha ullman> 20. Januar – 2. april 2016 eröffnung: 19. januar 2016, 19.00 uhr

DekaLoG – eiN aSSoziatioNSraum Vii> 30. april – 9. Juli 2016eröffnung: 29. april 2016, 19.00 uhr

Auf Anfrage werden weitere kostenlose Führungen durch die Ausstellungen angeboten.

Guardini Galerie Öffnungszeiten: di bis Fr 12.00 – 18.00 uhr sa 14.00 – 18.00 uhr

FüHrunGen Für mitGLiedermax Beckmann in Berlin Sonderausstellung in der Berlinischen Galeriedie Berlinische Galerie hat eine ebenso ehrgeizige wie längst überfällige schau zum Werk eines der großen »metaphysiker« (W. schmied) des 20. jahrhunderts vorbereitet. die ausstellung max Beckmann und Berlin verspricht, das Verhältnis des künstlers zu Berlin neu zu beleuchten und den einfluss der zu- nehmend als bedrohlich empfundenen metropole aufzuzeigen. die Frage nach urbanen Lebensformen und, damit verbunden, nach Halt und Glauben in einer rasant sich wandelnden Welt ist auch eine guardinische Frage. Vor allem Wieland schmied verstand es, das Werk Beckmanns unter diesen Vorzeichen zu deuten. die von Heinke Fabritius geführten Besuche in der ausstellung akzentuieren diese Bezüge zum Wirken der Guardini stiftung.

> 7. Dezember 2015, 11.00 uhr | 11. Januar 2016, 15.00 uhreintritt in die sonderausstellung: 10 euro, ermäßigt 7 euro.treffpunkt: rechts neben an der museumskasse

micha ullman in BerlinSpaziergang zu den Mahn- und Denkmälernauf Grund der großen nachfrage wird der spaziergang zu ausgewählten mahn- und denkmälern des israelischen künstlers micha ullman wiederholt. ullmann ist längst kein unbekannter in Berlin, so ist nicht zuletzt seine Bi-bliothek am Bebelplatz von 1995 zu einer der zentralen Gedenkstätten in Berlin geworden. Frizzi krella lädt zu ei-nem spaziergang durch mitte ein. Besichtigt werden das Haus der Hoffnung, die jüngst erst fertig gestellte Boden- skulptur zu ehren moses mendelssohns, die Bibliothek am Bebelplatz, die Synagoge in der Lindenstraße sowie die skulptur des Niemand, gegenüber vom jüdischen museum.

> 8. märz 2016, 17.00 uhrtreffpunkt: vor der marienkirche, karl-Liebknecht-str. 8, 10178 Berlin

Beide Führungen sind frei für Mitglieder der Guardini Stiftung. Um Anmeldung wird gebeten.

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Weitere VeranstaLtunGen

jaHrestaGunG 2016> 24. Juni 2016, 18.00 uhrkaiser-Friedrich-Gedächtnis-kircheHändelallee 20, 10557 BerlinÖkumenische Vesper

> 24. Juni 2016, 19.30 uhr akademie der künste, Hanseatenweg 10, 10117 BerlinVortragsveranstaltung»christlich geprägte Bildung und Politik. ein mehrwert für plurale Gesellschaften?«prof. dr. dr. johannes WallacherPräsident der Hochschule für Philosophie München

> 25. Juni 2016, 11.00 uhr Guardini Galeriemitgliederversammlung

HeiLiGe messe in Gedenken an romano Guardini

> 28. Januar 2016, 18.00 uhrkirche st. Clemens Stresemannstraße 66, 10963 Berlinzelebrant: Bischof dr. karl-Heinz Wiesemann

Wissen-sCHaFtLiCHes

proGramm der Guardini

proFessur

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Guardini proFessur im vergangenen jahr blickte die Guardini professur auf zehn jahre ihres Bestehens zurück. die Gründung der stiftungs-professur für religionsphilosophie und katholische Weltan-schauung an der Humboldt-universität zu Berlin war das ergebnis intensiver Bemühungen, an die zwischen den bei-den Weltkriegen von romano Guardini entwickelte konzep-tion einer christlichen Weltanschauung anzuknüpfen und die traditionsreiche professur Guardinis an ihrem ursprüngli-chen ort wieder zu errichten. die Guardini professur hat sich zwischenzeitlich großes ansehen in der akademischen wie nichtakademischen Öffentlichkeit erworben und wird nach Beendigung der ersten beiden, von privatpersonen und nam-haften institutionen getragenen Förderperioden maßgeblich vom Verband der diözesen deutschlands und dem erzbis-tum Berlin finanziert.

die professur ist institutionell verankert in der evangelischen theologischen Fakultät der Humboldt-universität zu Berlin und organisatorisch einbezogen in das Guardini kolleg der Guardini stiftung, dem wiederum ein kollegrat bestehend aus Vertretern der Berliner universitäten sowie des Berliner kulturschaffens beigeordnet ist.

derzeitiger Lehrstuhlinhaber ist prof. dr. ugo perone, der zum Wintersemester 2012/2013 als bisher vierter Guardini- professor die nachfolge von prof. dr. jean Greisch antrat, der seinerseits drei jahre zuvor den Lehrstuhl von prof. dr. edmund runggaldier sj, dem nachfolger des ersten Guardini professors, prof. dr. Ludger Honnefelder, übernommen hatte. ugo perone – wie umberto eco und Gianni Vattimo ein schüler des bedeutenden turiner philosophen Luigi pareyson (1918–1991) – lehrte an der universität turin, an der università degli studi di roma tor Vergata und an der università del piemonte orientale. er gehört zahlreichen wissenschaftlichen organi-sationen und institutionen an, unter anderem als präsident der associazione italiana per gli studi di Filosofia e teologia (sowie mitherausgeber der gleichnamigen zeitschrift »Filo-sofia e teologia«) und als kuratoriumsmitglied der Vereini-gung der deutsch-italienischen kulturgesellschaften.

internationaLe taGunG»Jean Greisch: raison phénoménologique et raison herméneutique«Von der universalregel der phänomenologie »zurück zu den sachen selbst« ausgehend stellt sich in hermeneutischer ab-sicht die aufgabe, die art und Weise zu verstehen, wie die schlüsseltexte der philosophie mit den »sachen selbst«, näm-lich mit ihrer sache, die die des denkens ist, verfahren. nach der Fragestellung, was es ist, was sich – phänomenologisch gesprochen – zu denken gibt (kant, ricoeur), was zu denken bewirkt (deleuze) oder was die dimension des denkerischen rufs ausmacht (Heidegger), steht ein weiterer, vergleichs-weise wenig beachteter Gegenstand zur debatte, nämlich das, was das denken trägt, und zwar im sinne dessen, wie es geschieht, dass sich das, was zu bedenken ist, zu uns be-gibt. Wir können uns zwar leichthin vor augen führen, dass wir einen unmittelbaren zugang zur präsenz der dinge haben, aber wissen auch seit den (griechischen) anfängen der phi-losophie, wie lang der Weg gerät zum einfachen, naheliegen-den, ursprünglichen. es ist der Weg der interpretation, und er ist es, der uns zu den phänomenen und ihrer Vor-stellung zurückführt. Wie also das erkennen, was sich uns zueignet, oder wie verstehen, was wir als zuruf vernehmen?

als kooperationsprojekt des institut Catholique de paris, der Guardini professur an der Humboldt-universität zu Berlin und dem istituto di studi Filosofici »enrico Castelli« an der sapienza in rom findet vom 2. bis zum 9. september 2015 in Cerisy-la-salle ein kolloquium statt, das dem vormaligen Guardini professor jean Greisch gewidmet ist, und im rahmen dessen auch Guardini professor ugo perone einen Vortrag übernommen hat. die internationalen »Colloques de Cerisy« werden seit 1952 durchgeführt und sind weit über die Grenzen Frankreichs hinaus zu einem markenzeichen zeitgenössi-schen denkens geworden.

> 2. – 9. September 2015Centre Culturel international de Cerisy-la-salleLeitung: stefano Bancalari, jérôme de Gramont, jean Leclercq

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> 26. oktober 2015Die ko-eVoLutioN VoN reFormatioN uND recHtprof. dr. dr. udo di Fabio, Universität Bonn

> 2. November 2015reFormatioN uND reicHSVerFaSSuNG: Die eiNHeit Der kircHe uND Die mÜHSame PoLitiScHe koeXiSteNz Der koNFeSSioNeNprof. dr. dr. h.c. martin Heckel, Universität Tübingen

> 9. November 2015reFormatioN uND Die FoLGeN FÜr Die kuNSt iN oStmitteLeuroPaprof. dr. aleksandra Lipinska, Technische Universität Berlin

> 16. November 2015muSikaLiScHe ÖkumeNe – aBer NicHt GreNzeNLLoS - prof. dr. Wolfgang Bretschneider, Universität Bonn

> 23. November 2015reLiGioN uND iNDiViDuaLiSieruNGprof. dr. detlef pollack, Universität Münster

> 30. November 2015HimmeLSPHySik uND erDeNScHickSaL.NeuzeitLicHe koSmoLoGie aLS HerauS-ForDeruNG Der cHriStLicHeN tHeoLoGieprof. dr. Walter sparn, Universität Erlangen-Nürnberg

> 7. Dezember 2015reLiGioN uND SÄkuLariSieruNGprof. dr. ugo perone, Humboldt-Universität zu Berlin

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rinGVorLesunG Systemkonkurrenz und koevolution – die christliche Welt nach der reformationFragt man nach dem Verhältnis von reformation und katholizismus, stellt sich sofort der Begriff »Gegenreformati-on« ein. doch eine solche epochenzuschreibung – für egon Friedell noch war sie eine legitime »periodisierung, die man ohne allzugroße Gewaltsamkeit vornehmen« kann – ist ein-seitig und unterschlägt nicht nur die Größenordnung und die reichweite einer »katholischen selbstreform« (Hans joas), sondern auch die Variationsbreite der argumente und das differenzierungsvermögen der katholischen Gegner martin Luthers. das reformationsjahrhundert ebenso wie die Folge-zeit war kein zeitalter, das aufs Ganze betrachtet von konfes-sionenhass und kultureller zerrüttung geprägt war, sondern in vielfältiger Hinsicht auch eine Blütezeit, die sich durch eine kulturell einzigartige erneuerungsdynamik auszeichnete und zu einem reichtum an künstlerischen zeugnissen beitrug.

im Vorfeld des reformationsgedenkens 2017 widmet sich eine ringvorlesung in zwei zyklen den wichtigsten protagonis-ten und entwicklungen auf der katholischen seite, personen, institutionen und kulturleistungen, die bisher nur wenig be-achtet wurden. Während die erste Folge der von der Guardini professur in kooperation mit weiteren Lehrstühlen der theo-logischen Fakultät organisierten Vorlesungsreihe die großen Gegner Luthers zum thema hatte (Ws 2014/15), gilt nun-mehr das augenmerk den nach- und Fernwirkungen von reformation, katholischer reform und Gegenreformation.

die insgesamt sieben einzelveranstaltungen der ringvorle-sung des Ws 2015/16 beschäftigen sich mit den entwicklun-gen in den Bereichen institutionen, erkenntniseinstellungen, Ästhetik, milieu- und mentalitätsausprägungen. Leitender Gedanke ist wie im ersten Vorlesungszyklus, dass die pers-pektive nicht verengt wird auf alte konfliktuelle positionen, sondern der Blick gelenkt wird auf die entstehung und ent-wicklung neuer Weltbilder, neuer Formen des Weltverständ-nisses und neuer kultureller Leitcodierungen, die aus der aus-einandersetzung mit dem reformatorischen erbe und in deren Folge entstanden sind.

> montags um 19.00 uhr s.t. senatssaal der Humboldt-universität zu Berlinunter den Linden 6, 10099 Berlin

tHeoLoGisCHe prediGtreiHemit seinen predigten hat romano Guardini menschen unter-schiedlichster Herkunft, Bildung und Bindung erreicht. er verstand diese ansprache als kern der seelsorgerischen arbeit. die heutige theologische predigtreihe schließt an diese tradition an. renommierte theologen, philosophen und seelsorger sind eingeladen, sich dem anliegen der predigt neu zu stellen.

im Winter 2015/16 und sommer 2016 knüpft die theologi-sche predigtreihe an das dekaLoG-projekt an, das sich in diesem zeitraum dem sechsten und siebten Gebot widmet. im mittelpunkt stehen damit Lebensfragen von überzeit-licher ebenso wie aktueller Bedeutung, und zwar solche, die die individuen als auch die Gemeinschaft gleichermaßen betreffen, oder um ihre thematische spannbreite auf zwei Begriffe zu bringen: Liebe und nächstenliebe.

martin Luther betont in seiner auslegung des sechsten Gebots den aspekt des liebenden und respektvollen um-gangs der ehepartner. als solche ist die ehe ein auf Liebe und treue basierender – wenn auch gegen sein scheitern keineswegs immuner – »Bund fürs Leben«.

das siebte Gebot wiederum hat im Wortsinn nicht unbedingt die nächstenliebe zum inhalt, es gebietet aber, den anderen nicht zugunsten der eigenen person zurückzustellen und ihn seiner Lebensmöglichkeiten zu berauben.

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WiNterSemeSter 2015/16

das seCHste GeBot Du SoLLSt NicHt eHeBrecHeN

> 17. oktober 2015 LieBeS-GeSetzprediger: P. Dr. Hermann Breulmann SJ

> 28. November 2015WeNN eHeN BrecHeNprediger: P. Prof. Dr. Georg Sans SJ

> 30. Januar 2016LieBeSLieDerprediger: P. Prof. Dr. elmar Salmann oSB

SommerSemeSter 2016

das sieBte GeBot Du SoLLSt NicHt SteHLeN

> 30. april 2016 »Du SoLLSt NicHt auSScHLieSSeN«prediger: P. Dr. Damian Bieger oFm

> 28. mai 2016WiDer Die »GLoBaLiSieruNG Der GLeicHGÜLtiGkeit«prediger: P. Prof. Dr. elmar Salmann oSB

> 25. Juni 2016eiNe WirtScHaFt mit meNScHLicHem aNtLitz?prediger: Prof. Dr. ugo Perone

> Jeweils samstags um18.30 uhr | kirche st. Ludwigpredigten im rahmen von eucharistiefeiern

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TheologischepredigTreihe

Du sollst nicht ehebrechen

HoCHsCHuLdiaLoGindividualität, Pluralität, Gemeinwohl:Brauchen wir eine zivilreligion?Für das Funktionieren moderner Gemeinwesen ist eine »ver- innerlichte« zustimmung zu den kodifizierten Werten unver-zichtbar. Gerade dann, wenn sich eine solche Wertegemein-schaft als liberaler rechtsstaat versteht und die jeweilige Ver-fassung auch ohne Gottesbezug unveräußerliche rechte oder die Würde der person garantiert, bedarf er eines gesellschaft-lichen einverständnisses, einer re-ligio, einer rückbindung, die weit über ein reines Vertragsverhältnis hinausreicht. sie besteht in dem, was jean-Luc nancy unter Berufung auf rousseau als das kennzeichen einer »zivilreligion« beschreibt – nämlich als »das element, in dem sich nicht nur die bloße rationalität des regierens entfalten könnte, sondern die unendlich höhere und weitere rationalität eines Gefühls, ja einer Leidenschaft des zu-sammen-seins hinsichtlich oder gemäß der eigenen existenz«.

Was das spannungsverhältnis von civitas und religio, und in einem weiteren sinn von politik und religion, ausmacht, worin im Verständnis gegenwärtiger Geistes- und sozialwis-senschaften die stabilisierenden und integrationsstiftenden ressourcen – besonders in den modernen, auf der trennung von staat und kirche beruhenden demokratien – bestehen, untersucht ein projekt der Guardini professur in kooperation mit dem dipartimento di studi umanistici der universität triest im rahmen einer deutsch-italienischen tagungsfolge in Berlin und triest.das kolloquium in Berlin (voraussichtlich im mai 2016) widmet sich mit Blick auf die »Wiederkehr der religionen« in den heutigen säkularen Gesellschaften den themen »säkula-risierung und zivilreligion« sowie »das politische und das re-ligiöse im öffentlichen raum«, während sich das kolloquium in triest (voraussichtlich im september 2016) hinsichtlich der zivilgesellschaftlichen Bindekräfte mit den »religiös- weltanschaulichen Werten und ziviltugenden« sowie dem »Gemeinsinn und Gemeinwohl« beschäftigt. die tagungsleitung liegt in den Händen von prof. dr. ugo perone und prof. dr. Fulvio Longato (inhaber des Lehrstuhls für Geschichte der philosophie der universität turin).

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summer sCHooLDeutungen der reformation. theologische, kulturelle und gesellschaftliche implikationen aus 500 Jahrenseit dem thesenanschlag martin Luthers, der als auftakt der europäischen reformation gilt, sind fast 500 jahre ver-gangen. in kooperation mit der theologischen Fakultät der Humboldt-universität zu Berlin nimmt dies die Guardini professur zum anlass, nach der Bedeutung der reformation für theologie und Gesellschaft der neuzeit und ihrem nach-wirken auf die Gegenwart zu fragen. die erste sommerschule zu diesem thema fand vom 16. bis 30. august 2015 mit großem erfolg in rom statt.

2016 wird die Veranstaltungsreihe mit einer zweiten som-merschule in der weltweit bekannten Lutherstätte des erfurter augustinerklosters fortgesetzt. zur Bewerbung ein- geladen sind jüngere Wissenschaftler/-innen aus allen einschlägigen disziplinen. Was wirklich die »Folgen der reformation« sind, ist eine debatte, die weit über die theo-logie hinausgreift. die summer school wird sich dieser Herausforderung stellen mit einem programm, das inter- konfessionell wie auch interdisziplinär angelegt ist.

ausschreibungsunterlagen sind ab Februar 2016 unter www.guardini.de zu finden.

> 17. – 30. Juli 2016 | augustinerkloster erfurt

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Guardini LeHrstuHLGuardini Professur für religionsphilosophie und katholische Weltanschauung in der theologischen Fakultät der Humboldt-universität zu Berlin

Prof. Dr. ugo PeroneFon +49 30 20937380 | [email protected]

Dr. Silvia richter, Wissenschaftliche MitarbeiterinFon +49 30 20937372 | [email protected]

moritz Gengenbach, Studentische HilfskraftFon +49 30 20937372 | [email protected]

LeHrVeranstaLtunGenWiNterSemeSter 2015/16

VorLeSuNGVerStÄNDNiS uND SeLBStVerStÄNDNiS Der PHiLoSoPHie – VoN Der FrÜHeN Neuzeit BiS zur moDerNe Prof. Dr. ugo Peronedi 16.00 – 18.00 uhr | Raum 013, Gebäude Burgstr. 26

SemiNarJeaN-Luc marioN »DaS erotiScHe« – LektÜre uND iNterPretatioNProf. Dr. ugo Peronemi 14.00 – 16.00 uhr | Raum 117, Gebäude Burgstr. 26

ÜBuNGmartiN BuBer. DiaLoGiScHeS DeNkeN iN Der JÜDiScHeN moDerNe Dr. Silvia richtermi 16.00 – 18.00 uhr | Raum 330, Gebäude Burgstr. 26

aLLGemeine inFormationen

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Fachbeirat Politik und WirtschaftVorsitzender: dr. robert Henkeldr. knut Bergmann, dr. daniel dettling, marie-Luise dött mdB,konsul Hermann Gerbaulet, dr. Bettina Hollstein, dr. Christoph Lehmann, max maldacker, dr. ursula Weidenfeld, prof. dr. Horst-dieter Westerhoff

KuratoriumVorsitzender: dr. Bernd thiemannprof. dr. Wolfgang Bergsdorf, marie-Luise dött mdB, prof. dr. ulrich eckhardt, maximilian Hägen, dr. Volker Hassemer, dr. Helmut kohl (Ehrenmitglied), dr. Claus Larass, dr. jens odewald, prof. Ludwig von pufendorf, dr. Hans reckers, prof. michael rutz, dr. rudolf seiters, prof. Gereon sievernich, dr. Gernot von Grawert-may, Wolfgang thierse mdB, prof. dr. Hans tietmeyer, michael Wienand

Kollegvorstandmariola Lewandowska, prof. dr. ugo perone, prof. Ludwig von pufendorf

KollegratVorsitzender: prof. dr. Hans poserdr. Winfried Benz, dr. knut Bergmann, prof. dr. Hans-joachim Gehrke, joachim Hake,prof. dr. alfred Hildebrandt, prof. dr. michael klein, dr. Hans Langendörfer sj, prof. Ludwig von pufendorf, prof. dr. notger slenczka

Vorsitzende der Fachbeiräte kraft Amtesprof. dr. Wolfgang Bretschneider, matthias Flügge, dr. robert Henkel, irina Liebmann,pd ddr. thomas posch, petra katharina Wagner

Guardini Professorenprof. dr. jean Greisch, prof. dr. dr. h.c. Ludger Honnefelder, prof. dr. ugo perone, prof. dr. edmund runggaldier sj

Teammariola Lewandowska, Geschäftsführerindr. Heinke Fabritius, Referentin marie erbacher-kubitz, Projektassistenzsylwester Lewandowski, Personal/FinanzenFrizzi krella, Guardini Galeriejoachim klein, Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitLjudmila ivanov und satoko iyoda, Sekretariat

GremienGeschäftsführendes Präsidiumprof. Ludwig von pufendorf (Präsident) dr. Hermann josef schuster (Ehrenmitglied)prof. dr. Günter abel (Vizepräsident)mariola Lewandowska (Vizepräsidentin)prof. Gereon sievernich (Vizepräsident)dr. Gernot von Grawert-may (Schatzmeister)

Präsidiumdr. damian Bieger oFm, marie-Luise dött mdB, prof. dr. ulrich engel op, matthias Flügge, dr. Ludger Hagedorn, prof. dr. martin Hildebrandt, prof. dr. ariane jeßulat, peter paul kubitz, irina Liebmann, prof. dr. jürgen mannemann, prof. dr. anja middelbeck-Varwick, pfr. Christhard-Georg neubert, pd ddr. thomas posch, marie-anne von simson (Ehrenmitglied), prof. dr. myriam Wijlens

Fachbeirat Bildende KunstVorsitzender: matthias Flüggeprof. dr. eugen Blume, prof. mark Lammert,pfr. Christhard-Georg neubert, jörg-ingo Weber

Fachbeirat MusikVorsitzender: prof. dr. Wolfgang Bretschneiderprof. julius Berger, prof. dr. patrick dinslage, norbert Gembaczka, prof. Heinz-albert Heindrichs, prof. dr. ariane jeßulat,prof. dr. Gunter kennel, Lothar knappe, irene kurka, Günter Loske, prof. Ludwig von pufendorf, rainer rubbert, dr. Charlotte seither, dr. Christine Wassermann Beirao

Fachbeirat LiteraturVorsitzende: irina LiebmannHans peter Fahrun, dr. Ludger Hagedorn, dr. norbert Hummelt,prof. dr. anja middelbeck-Varwick, prof. dr. Hans-michael speier, dr. thomas Wild

Fachbeirat Film und Neue MedienVorsitzende: petra katharina Wagner Laetitia von Baeyer, pd dr. Lydia Bauer, Heike englisch, angela Haardt, pd dr. jörg Herrmann, peter paul kubitz, monika zessnik

Fachbeirat Transdisziplinäre WissenschaftenVorsitzender: pd ddr. thomas posch prof. dr. Bálint Balla, pd dr. Lydia Bauer, dr. Volker demuth, dr. achim Goeres, dr. arnold Groh, dr. robert Henkel, prof. dr. martin Hildebrandt, joachim klein, prof. dr. michael klein, prof. dr.-ing. Werner Lorenz, prof. dr. Wolfgang muschik, dr. Cathrin nielsen, prof. dr. alexander schuller, prof. dr. erwin sedlmayr, prof. dr. josef solf, prof. dr. stefan n. Willich

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Wir BenÖtiGen...seit nunmehr fast 30 jahren trägt die Guardini stiftung zum dialog von Glauben, Wissenschaft und kunst bei. sie hat in dieser zeit mit beachtlichem Gespür für den Geist der zeit themen aufgegriffen, die jahre später viele meinungsbild-ner in den medien für sich entdeckten: wissenschaftlicher reduktionsmus, transzendenz in der kunst, europäisches erbe und Bildungsverständnis, die Wiederkehr des religiö-sen…, themen, die – vor 30 jahren kaum beachtet – heu-te von großer aktualität sind und auch in zukunft nichts an dringlichkeit verlieren werden.

die Guardini stiftung kann einiges vorweisen: zehn jahre stiftungsprofessur, 140 ausstellungen (seit 15 jahren in eigener Galerie), über 150 kolloquien, literarische Lesungen und diskursveranstaltungen (Lehrstuhl-aktivitäten nicht ein- bezogen), annähernd 40 publikationen (ohne die wissen-schaftlichen Veröffentlichungen des Lehrstuhls), mehrere Filmreihen und neuerdings auch Filmwettbewerbe, fast 100 geistliche Veranstaltungen zumeist ökumenischen Charak-ters mit aufführungen zeitgenössischer sakralmusik (davon knapp die Hälfte uraufführungen von auftragskompositi-onen) sowie zahlreiche öffentliche Vorlesungsreihen und akademische sonderveranstaltungen.

eine stolze Bilanz – und das bei bescheidener mittelausstat-tung und geringem eigenvermögen. um dieses Format wah-ren zu können, sind wir auf ihre spenden angewiesen. die Guardini stiftung ist ein eingetragener Verein und als ge-meinnützigen zwecken dienend anerkannt. ihre spende ist daher steuerlich abzugsfähig. treten sie mit uns in kontakt!

…iHre unterstützunG!

Guardini stiftung e. V.askanischer platz 4 | 10963 BerlinFon +49 30 217358-0 | Fax +49 30 [email protected] | www.guardini.de

MiTGLiedschAFT iN der GuArdiNi sTiFTuNG

aufnahmeantragich beantrage ❒ die persönliche mitgliedschaftich beantrage ❒ die korporative mitgliedschaft für 1

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Jahresbeitrag 2 Spende 3 Datum

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1 Angabe der Einrichtung (z. B. der Institution oder des Unternehmens)

2 Persönliche Mitglieder: 70 Euro + 5 Euro für TRIGON-Jahresband, Studenten und geringer Verdienende: 15 Euro + 5 Euro für TRIGON-Jahresband, korporative Mitglieder: 250 Euro

3 Die Guardini Stiftung e. V. ist als gemeinnützige Körperschaft anerkannt.Spenden werden nur für kulturelle und wissenschaftliche Zwecke verwendet.Spendenquittungen werden vom Finanzamt anerkannt.

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VeranstaLtunGsorte Guardini Galerie askanischer platz 410963 Berlin

St. matthäus-kirche matthäikirchplatz10785 Berlin

Humboldt-universität zu Berlin Senatssaal unter den Linden 610099 Berlin

St. Hedwigs-kathedrale Hinter der katholischen kirche 310117 Berlin

kirche St. Ludwig Ludwigkirchplatz 1010719 Berlin

kirche St. clemensstresemannstraße 6610963 Berlin

kaiser-Friedrich-Gedächtnis-kircheHändelallee 2010557 Berlin

akademie der künsteHanseatenweg 1010557 Berlin

Villa elisabeth invalidenstraße 310115 Berlin

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> 23. November 2015 riNGVorLeSuNG … seite 24

> 27. November 2015 DekaLoG Film-Preisverleihung … seite 11

> 28. November 2015PreDiGtreiHe … seite 26

> 30. November 2015 riNGVorLeSuNG … seite 24

> 7. Dezember 2015FÜHruNG … seite 19

> 7. Dezember 2015 riNGVorLeSuNG … seite 24

kaLender 2016> 11. Januar 2016FÜHruNG … seite 19

> 20. Januar – 2. april 2016 auSSteLLuNG »palimpsest – FLeCk – punkt« … seite 16

> 28. Januar 2016 GuarDiNi-taG … seite 7

> 28. Januar 2016 HeiLiGe meSSe Gedenken an r. Guardini … seite 20

> 30. Januar 2016PreDiGtreiHe … seite 26

kaLender 2015

> 1. September – 10. oktober 2015auSSteLLuNG inGar krauss … seite 15

> 2. – 9. September 2015iNterNatioNaLe taGuNG … seite 23

> 24. September 2015 DekaLoG Lesung … seite 9

> 17. oktober 2015 PreDiGtreiHe … seite 26

> 21. oktober – 19. Dezember 2015 auSSteLLuNG »dekaLoG – ein assoziationstraum Vi« … seite 18

> 26. oktober 2015 ÖkumeNiScHe VeSPer … seite 12

> 26. oktober 2015 riNGVorLeSuNG … seite 24

> 2. November 2015 riNGVorLeSuNG … seite 24

> 3. November 2016 DekaLoG Lesung … seite 9

> 9. November 2015 riNGVorLeSuNG … seite 24

> 12. November 2015 koNFereNz … seite 6

> 16. November 2015 riNGVorLeSuNG … seite 24

> 19. November 2015 DekaLoG musik und Lesung … seite 9

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Guardini Stiftung e. V.askanischer Platz 410963 BerlinFon +49 30 217358-0Fax +49 30 [email protected]

die Guardini stiftung ist bei ihrer arbeit auf Beiträge und spenden angewiesen. sie ist gemeinnützig tätig. spenden werden nur zu kulturellen und wissenschaftlichen zwecken verwendet. spendenquittungen werden von den Finanzämtern anerkannt.

Bankhaus Löbbecke: iBan de81 1003 0500 1012 7254 00pax-Bank eG: iBan de54 3706 0193 6000 4560 10

zu allen Veranstaltungen wird separat eingeladen.Änderungen des programms vorbehalten.

stand: september 2015Grafik design: anja matzker

> 8. märz 2016FÜHruNG … seite 19

> 26. april 2016 ÖkumeNiScHe VeSPer … seite 12

> 29. april – 11. Juli 2016 auSSteLLuNG »dekaLoG – ein assoziationstraum Vii« … seite 18

> 30. april 2016 PreDiGtreiHe … seite 26

> 28. mai 2016PreDiGtreiHe … seite 26

> 24. Juni 2016ÖkumeNiScHe VeSPer … seite 12

> 24. Juni 2016 JaHreStaGuNG … seite 20

> 25. Juni 2016mitGLieDerVerSammLuNG … seite 20

> 25. Juni 2016PreDiGtreiHe … seite 26