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Das lied von der erde

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    Wss, Josef Venantius vonGustav Mahler, Das Lied

    von der Erde

    MT2.0

  • iiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiHiiiiifnHniiiiMiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiniiiMiiiiiiiiiiiimiiiminiiiiiiiiiimiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiin

    MAHLERDasLiedvonderErde

    THEMATISCHE ANALYSEvon Jos. V. Wss

    UNIVERSAL-EDITIONNR. 3394

    iiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiuiHuiiimiiiiiMiiiimiiuuiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiimiinHninmiiiiin

  • GUSTAV MAHLERDAS LIED

    VON DER ERDETHEMATISCHE ANALYSE

    VON

    JOSEF V. VON WSS

    UNIVERSAL-EDITION A. G.LEIPZIGWIEN 1912

    ALLE RECHTE, INSBESONDERE DASDER BERSETZUNG VORBEHALTEN

  • Zur Einbegleitung.

    Zu Lebzeiten Gustav Mahlers war es mir oft vergnnt, mitihm zusammen zu sein und so den groen Knstler in ihm grnd-lich kennen und aufrichtig lieben zu lernen. Seine freundliche Wert-schtzung meiner Bearbeitungen und die Erinnerung an manch liebesWort aus seinem Munde bleibt mir ein seltener Hort des Gedenkensan den teuren Verewigten. Seine stets das Wesentliche tref-fenden (oft aphoristischen) Aussprche und Urteile versetzten michin die glckliche Lage, tiefen Einblick zu gewinnen in sein knst-lerisches Wollen, Streben und Schaffen. Und nur im Hinblick daraufkonnte ich es ber mich gewinnen, die vorliegende Analyse auszu-arbeiten, weil ich mir dachte, da ich als Musiker vielleichtimstande wre, den Leser (und Hrer des Werkes) nun meinerseitseinen Einblick tun lassen zu knnen in die auerordentlich feine Artder thematischen Arbeit und damit in die Werksttte des Meistersselbst.

    Die Analyse ist fr den Gebrauch im Konzertsaale whrendder Auffhrung zu detailliert. Es ist sehr zu empfehlen, dieselbean der Hand der Partitur oder des Klavierauszuges zu Hausedurchzunehmen, wobei das aufmerksame Auge noch viele Schn-heiten des Werkes entdecken wird, im Konzertsaal aber, nachKenntnisnahme des Textes, hauptschlich die Notenbeispiele zuverfolgen.

    Wien, im Mrz 1912.

    ^^RA^'^S. Josef V. von W s s.

    992436Druck von Otto Maag' Shne Ges. m. b. H., Wien I. 1968 25

  • Mahlers Orchester ist zwar oft berwltigend macht- und glanz-voll, wohl auch niederschmetternd und nervenaufpeitschend, abertrotz allem gelegentlichen Massenaufgebot niemals berladen. (DieKunst und Feinheit und der Klangfarbenreichtura seiner Instrumen-tation sind zu allgemein bekannt und gewrdigt, um hier noch beson-ders hervorgehoben zu werden.) Wer sein Werden in seinen Werkenstudiert, wird erkennen, wie er wohl einerseits in manchen Eigen-heiten und Eigenartigkeiten, die sein persnliches Geprge sind, derGleiche bleibt, wie er anderseits aber berall fortschreitet von Ein-facherem zu immer Kunstvollerem, wie er sich loslst von ber-kommenem zu immer selbstndiger Freiem, zu immer Khnerem,Gewaltigerem, ohne jemals ins Malose zu geraten. Und dieses sichselbst immer straflf am Zgel Halten, dieses stets Wissen, wohin undwieweit, und die damit verbundene hohe und oft schonungsloseSelbstkritik sind eben die Kennzeichen wahrer und groerKnstlerschaft. Man beachte, wie sein Orchester, bei allerFarbenpracht und khner Charakteristik, doch immer nur dasNtigste enthlt, nie mehr; niemals geht das kontrapunk-tische Knnen und die daraus so leicht entstehende Kombinations-freude mit ihm durch, immer ist alles klar und in seiner Art einfach.Die kunstvollsten Verschlingungen anderseits sind wieder niemals bloeVerstandesarbeit, glnzend gelsten mathematischen Aufgaben ver-gleichbar, sondern notwendige Hhepunkte, alles gibt sich mhelos undlt im Hrer und Leser keinen anderen Gedanken aufkommen, alsda eben alles so sein msse. Seine Stimmen bringen nur Themati-sches, formen es immer und immer wieder neu, niemals wiederholtsich etwas sklavisch bei ihm. Und die sogenannten Fllstimmen**(bei Nichtknnern das Um und Auf ihres Komponierens) verschwin-den oder werden doch in die bescheidensten Winkel verwiesen.

    In seiner Harmonik ist Mahler insofern ein Kind seiner Zeit,als seine Chromatik zumeist auch eine Dominantenchromatik ist,freilich erweitert durch die khnsten, oft mehrfachen Vorhalte(Wechselnoten), Durchgnge und Antizipandos. Eine weitere Eigen-heit seiner Harmonik ist die ziemlich hufige Kombination von MoU-mit Dur-Elcmentcn oder von Elementen des harmonischen int

  • solchen des melodischen Moll-Systems gleichzeitig. (Anstze hiezuschon bei Beethoven.) Auch seine Bassi ostinati sind wirklichostin ati"; er behandelt sie wie die Orgelpunkte, unbekmmertum das oft seltsame Resultat des Zusammenklangs derselben mit denbrigen, fernabschweifenden Stimmen.

    Hiezu kommt in seinen Gesangwerken noch die Behandlung derSingstimme und des Textes. Mahlers Gesangstimmen sinken nie zurbloen Deklamation herab. Er hat die melodische Linie immer scharfim Auge und lt seine Snger nie davon abweichen. Und doch istseine Gesangsmelodie stets wieder ein Teil des brigen Ganzen, desmitsprechenden und mitsingenden, weil mitempfindenden Orchesters.Aus dem Texte holt er naturgem Farbe und Stimmung fr seinOrchester, und dieses hat die Aufgabe, das Wort nicht blo zu illu-strieren, sondern dessen Inhalt aufzunehmen, zu vertiefen und zu ver-innerlichen. ber die Art seiner Deklamation ist schon gesprochenund geschrieben worden. Deklamationsfehler, die man ihm vorwirft,kommen wohl anscheinend vor, doch nur in Texten aus Des KnabenWunderhorn" und sind insofern keine, als sie bewut gemachtworden sind. Man vergleiche z. B. das Urlicht" in der II. Sym-phonie: Da kam ein Engelein und wollt' mich ab-w e i sen. Ach nein!Ich lieu' mich nicht ab-w e i sen !" Hier trgt gerade die falsche Be-tonung der zweiten Silbe des Wortes ,,a b weisen" etwas rhrend-naives, volkstmliches in sich und charakterisiert durch ihre schlichteSchmucklosigkeit glcklicher, als dies die kunstvollste richtige Be-tonung vermocht htte

    !

    Im ,,Lied von der Erde" kommen solche,

    .Deklamationsfehler"nicht vor. Hie und da (selten) steht eine kleine Textwiederholung,bestimmt, die betreffende Stelle eindringlicher zu gestalten. Im bri-gen sind die Texte der leichteren und frhlicheren Stcke knapper,diejenigen der schwermtigen breiter behandelt. Obenan steht hierindie ergreifende Nr. 6, Abschied", die geradezu episch wirkt.

    Das Orchester des Liedes von der Erde" entfaltet keine ber-wltigenden Machtmittel. Die intimen Feinheiten der lyrischen Texteverbieten solches selbstverstndlicherweise. Und auch die derberenStcke haben den Meister nicht verleiten knnen, ber eine, durch dieneuen Stimmungen bedingte, bescheidene Verstrkung und Steigerungseiner Ausdrucksmittel hinauszugehen. Abgesehen davon, da schondie Gegenberstellung einer einzelnen Menschenstimme einerseitsund des ganzen groen Apparates eines modernen Orchesters ander-seits eine ausgiebige Migung des letzteren zur Folge haben mu,bieten gerade die Orchestergesnge Gustav Mahlers einen lehrreichenEinblick in seine unvergleichliche Gabe des Mahaltenknnens. DerSnger wird niemals

    ,,gedeckt" und kann sich auch in den Hhe-

    punkten (wenn er nicht stimmlos ist) noch immer siegreich be-haupten und dies ist ein groer Vorzug der Mahlerschen vor vielenWerken der einschlgigen modernen Literatur.

  • Em gemeinsames Grundmotiv"fi,

    f | i^= ist allen Teilen

    es Liedes von der Erde" zu eigen, bald deutlich als solches hin-gestellt, bald verschleiert oder als Bestandteil eines anderen verwand-ten Motivs, bald vergrert, verkleinert oder rhythmisch umgeformt,bald umgekehrt oder krebsgngig angewendet, aber berall zu er-kennen. In den Notenbeispielen wird durch Klammern ' stetsauf das Auftreten dieses Grundmotivs hingewiesen. Auch andereMotive werden wir im Verlauf unserer Besprechung wieder vor-finden und als Bekannte wiedererkennen und begren, keinem jedochhat der Autor eine solche Rolle zugeteilt, als dem hier an ersterStelle vorgefhrten.

    Man darf sich nicht vorstellen, da eine derartige Verwendungeines und desselben Motivs in den verschiedensten, einander oftgeradezu entgegengesetzten Stimmungen bloe Verstandesarbeit sei,ich habe allen Grund anzunehmen, da das Motiv in seinen mannig-faltigen, hufig sehr wechselvollen Gestalten dem Autor ebenso oftunbewut als bewut in die Feder gekommen sein wird. Ferne seies von mir, in Mahlers thematische Arbeit Dinge hineinzuklgehioder aus ihr herauszukonstruieren, die dann wie an den Haaren her-beigezogen erscheinen. Aber in diesen unleugbaren Beziehungeninnerhalb seiner Melodik liegt ein gut Stck Einheitlichkeit seinerKonzeption und eine weitere Erklrung und Rechtfertigung in solcherHinsicht drfte daher entbehrlich sein.

  • DAS LIED VON DER ERDE*)Urauffhrung am 20. November 1911 in Mnchen,

    unter Leitung BRUNO WALTERS.

    1. Das Trinklied vom Jammer der Erde.(Nach Li-Tai-Po, 702763.)

    Schon winkt der Wein im gold'nen Pokale,Doch trinkt noch nicht, erst sing' ich euch ein Lied

    !

    Das Lied vom Kummer soll auflachend in die Seele euch klingen.Wenn der Kummer naht, liegen wst die Grten der Seele,Welkt hin und stirbt die Freude, der Gesang.Dunkel ist das Leben, ist der Tod.

    Herr dieses Hauses!Dein Keller birgt die Flle des goldenen Weins!Hier, diese Laute nenn' ich mein!Die Laute schlagen und die Glser leeren.Das sind die Dinge, die zusammen passen.Ein voller Becher Weins zur rechten ZeitIst mehr wert als alle Reiche dieser Erde

    !

    Dunkel ist das Leben, ist der Tod!

    Das Firmament blaut ewig und die ErdeWird lange fest steh'n und aufblh'n im Lenz.Du aber, Mensch, wie lang lebst denn du?Nicht hundert Jahre darfst du dich ergtzenAn all dem morschen Tande dieser Erde

    !

    Seht dort hinab ! Im Mondschein auf den GrbernHockt eine wild-gespenstische Gestalt Ein ff' ist's! Hrt ihr, wie sein HeulenHinausgellt in den sen Duft des Lebens!Jetzt nehmt den Wein! Jetzt ist es Zeit, Genossen!Leert eure gold'nen Becher zu Grund!Dunkel ist das Leben, ist der Tod!

    2. Der Einsame im Herbst.(Nach Tschang-Tsi, um 800.)

    Herbstnebel wallen blulich berm See

    ;

    Vom Reif bezogen stehen alle Grser;Man meint, ein Knstler habe Staub von Jadeber die feinen Blten ausgestreut.

    *) Gustav Mahler hat die Texte seines Werkes Das Lied von der Erde"der Gedichtsammlung Die chinesische Flte", Nachdichtungen chinesischer Lyrikvon Hans Bethge, mit einigen nderungen entnommen. Vier der Gedichte rhrenvon Li-Tai-Po her, dem Klassiker der chinesischen Dichtkunst. Er lebte, gleichden Dichtern Tschang-Tsi, Mong-Kao-Jen und Wang-Wei im achten Jahrhundertdieser unerreichten Blteperiode der chinesischen Lyrik.

  • Der se Duft der Blumen ist verflogen;Ein kalter Wind beugt ihre Stengel nieder,Bald werden die verwelkten, gold'nen BltterDer Lotosblten auf dem Wasser zieh'n.Mein Herz ist mde. Meine kleine LampeErlosch mit Knistern, es gemahnt mich an den Schlaf.Ich komm' zu dir, traute Ruhesttte

    !

    Ja, gib mir Ruh', ich hab' Erquickung not!Ich weine viel in meinen Einsamkeiten.Der Herbst in meinem Herzen whrt zu lange.Sonne der Liebe willst du nie mehr scheinen.Um meine bittern Trnen mild aufzutrocknen?

    3. Von der Jugend.(Nach Li-Tai-PoO

    Mitten in dem kleinen TeicheSteht ein Pavillon aus grnemUnd aus weiem Porzellan.Wie der Rcken eines TigersWlbt die Brcke sich aus JadeZu dem Pavillon hinber.In dem Huschen sitzen Freunde,Schn gekleidet, trinken, plaudern,Manche schreiben Verse nieder.Ihre seidnen rmel gleitenRckwrts, ihre seidnen MtzenHocken lustig tief im Nacken.Auf des kleinen Teiches stillerWasserflche zeigt sich allesWunderlich im Spiegelbilde.Alles auf dem Kopfe stehendIn dem Pavillon aus grnemUnd aus weiem Porzellan;Wie ein Halbmond steht die Brcke,Umgekehrt der Bogen. Freunde,Schn gekleidet, trinken, plaudern.

    4. Von der Schnheit(Nach Li-Tai-Po.)

    Junge Mdchen pflcken Blumen,Pflcken Lotosblumen an dem UferrandeZwischen Bschen und Blttern sitzen sie.Sammeln Blten in den Scho und rufenSich einander Neckereien zu.Gold'ne Sonne webt um die Gestalten,Spiegelt sie im blanken Wasser wider,

  • 8Sonne spiegelt ihre schlanken Glieder,Ihre cen Augen wider,Und der Zephir hebt mit Schmeichelkosen das GewebeIhrer rmel auf, fhrt den ZauberIhrer Wohlgerche durch die Luft.O sieh, was tummeln sich fr schne KnabenDort an dem Uferrand auf mut'gen Rossen?Weithin glnzend wie die Sonnenstrahlen;Schon zwischen dem Gest der grnen WeidenTrabt das jungfrische Volk einher!Das Ro des einen wiehert frhlich aufUnd scheut und saust dahin,ber Blumen, Grser, wanken hin die Hufe,Sie zerstampfen jh im Sturm die hingesunk'nen Blten,Hei ! Wie flattern im Taumel seine Mhnen,Dampfen hei die Nstern!Gold'ne Sonne webt um die Gestalten,Spiegelt sie im blanken Wasser wider.Und die schnste von den Jungfrau'n sendetLange Blicke ihm der Sehnsucht nach.Ihre stolze Haltung ist nur Verstellung.In dem Funkeln ihrer groen Augen,In dem Dunkel ihres heien BlicksSchwingt klagend noch die Erregung ihres Herzens nach..

    5. Der Trunkene im Frhling.(Nach Li-Tai-Po.)

    Wenn nur ein Traum das Leben ist,Warum denn Mh' und Plag'!?Ich trinke, bis ich nicht mehr kann,Den ganzen, lieben Tag

    !

    Und wenn ich nicht mehr trinken kann,Weil Kehl' und Seele voll,So tauml' ich bis zu meiner TrUnd schlafe wundervoll

    !

    Was hr' ich beim Erwachen ? Horch

    !

    Ein Vogel singt im Baum.Ich frag' ihn, ob schon Frhling sei,Mir ist als wie im Traum,Der Vogel zwitschert: Ja! Der LenzIst da, sei kommen ber Nacht!Aus tiefstem Schauen lauscht' ich auf,Der Vogel singt und lacht!Ich flle mir den Becher neuUnd leer' ihn bis zum Grund

  • Und singe, bis der Mond erglnzt,

    fhrt mit dem Eintritt der Singstimme in eine aus ihm abgeleiteteVariante ber,

  • 11

    lpTwelche mit einer an das Trillermotiv 2 gemahnenden Wendungscheinbar zum Abschlsse der ersten Periode in A dur fhrt.

    Den im Beispiel 3 mit NB. bezeichneten Auftakt verwendet dieSingstimme fr ihren ersten Einsatz. Dieser Auftakt von drei Notenspielt in dem ,,Trinklied" eine bedeutsame Rolle. Wenn man den wei-teren Verlauf des Gesangspartes verfolgt, so kann man noch oft aufihn stoen. Besonders hufig dient er, in Vergrerung, zur Ein-leitung des weiter unten stehenden Motives 6.

    Vorerst bringt der Snger aber ein Teilmotiv aus Beispiel 4(dort und im Beispiel 5 durch eine punktierte Klammer bezeichnet)

    :

    a tempo

    Schon winkt der Wein,

    nen Po - ka - le,

    Und sodann bei der oben besprochenen Wendung nach A dur einweiteres:

    I rit. a tempo, aasten.

    Uten.-Arfegg.

    Beiden werden wir noch fters begegnen. Man beachte die thematischeVerwandtschaft von Beispiel 5 und 6 mit den Melodien von 3, zweiterTeil, und 4!

    Wie vielerlei ist in diesem ersten Abschnitt vereinigt und wie istdoch alles aus einem Gu! Eine einzige breite Melodie; ein Motivaus dem anderen abgeleitet; alles enge verwandt, ganz abgesehen von.dem jeweiligen Auftauchen des Grundmotivs.

    Der Schlu der nun vollendeten ersten Periode erfolgt aber nichtin A dur, sondern n A moU. Die Hrner schmettern ihren Ruf ihinein, und ganz wie in den einleitenden Takten fhren hiezu Holz-

  • 12

    blser und Streicher ihr Trillermotiv 2, diesmal aber in der hherenOktave, durch. Wieder setzt hierauf das Grundmotiv (wie in 3), nunvom Glockenspiel verstrkt, ein, gleich darauf von der i, Violine inverschiedenartigsten Verkleinerungen weitergesponnen, whrend dasVioloncell Motiv 6 dazu erklingen lt. ,,Das Lied vom Kummersoll auflachend in die Seele euch klingen." Die Modulation fhrtbei [ej nach B moll; wieder setzt das Glockenspiel, diesmal im Ver-ein mit den Holzblsern und getragen von Posaunen und Harfen,mit dem Grundmotiv ein. Die Blser geben ihm eine neue melodischeWendung, welche hier zunchst zur berleitung in den zweiten Teilder ersten Strophe dient, spter aber noch mehrmals wiederkehrt:

    Etwas gehziltener.Hlzbl. u. GIcksp.H3~ Glck?p.

    Hfen.-Arpegg.

    Der zweite Teil der ersten Strophe, in D moll beginnend und spternach G moll leitend, in welcher Tonart er auch abschliet, bringtElemente aus dem Hornruf i. Die Quartenschritte in den Trillern derBratsche erinnern an diesen; die Achtelgruppen der Violinen aberzeigen die Umkehrung des Grundmotivs und damit die Verwandt-schaft auch des Hornrufes mit demselben. Die Achtelfigur des viertenTaktes kennen wir bereits aus dem Beispiel 4, Takt 5 und 7. (DenAnsatz dazu lag dort schon im ersten Takt !)

    Sogleich spinnt sich das Trillermotiv 2 in den Holzblsern an (G moll,Quartsext-Akkord) , diesmal aber pp, gesttzt von Trillern de$I. Horns und der Solovioline.

    Zu beiden die Tenorstimme:

    Wenn der naht, ; Ue - gen wsLi

    Fl. Kl.

  • 13

    Hier anschlieend, bei welkt hin und stirbt die Freude, der Gesang"die Melodie des Beispieles 5 mit vergrertem Auftakt, dazu inOboen, Flten und Streichern (Ziffer [] ) seltsame aus dem Part derFlten und Klarinetten von Beispiel 9 abgeleitete Terzengnge, vonebensolchen der Fagotte in Gegenbewegung getragen, und begleitetvon tiefen Trillern der i. Klarinette, immer ber dem Orgelpunkt D,alles gedmpft und schleierhaft-dmmerig:

    (9] (Mov(Pj

    Dann wieder der vergrerte Auftakt poco cresc. und wie ein milderSonnenstrahl blickt das Motiv des Tenors aus Beispiel 6 herein (Kla-rinette bei iTl), sich jedoch sofort wieder verdunkelnd und das dieStrophe abschlieende Motiv des Sngers einleitend:

    DuD keJ

    Zu letzterem, den zarten Gesang der Klarinette fortspinnend, fhrtdie Oboe mit einer weiteren Variante

    (Auftakt!)

    12.^^^^^^den Abschlu der Strophe melodisch auch im Orchester herbei.

    Die getragene Melodie 11 schliet, dem Text entsprechend,jede der drei Strophen ab. Doch singt sie der Snger zuerst in G moll,dann in As moll und erst am Schlsse der dritten Strophe in A moll,solchergestalt wieder zur Ausgangstonart zurckkehrend, also immerum einen halben Ton hher. Man sieht, auf welch einfache Weise

  • II

    auch hierin Mahler eine Steigerung seiner Ausdrucksmittel und damitseiner Ausdrucksfhigkeit zu erzielen wei

    !

    Ein leises Harfenglissando nach oben, in ein pp Schwirren derGeigen auf dem verminderten Septimenakkord G, B, Cis, E aus-mndend, begleitet die letzten Worte des Sngers. (Bei [12].) Dochsogleich bricht ff der wilde Hornruf herein, in Verbindung mit demTrillermotiv der Holzblser, diesmal in G moll. Das erste Zwischen-spiel hebt an. Ein neues Motiv der Trompete, verwandt mit demMelodieabschnitt des Sngers aus Beispiel 9 (bei Ziffer []),

    bereichert vom vierten Takt nach [TS] angefangen die Kombination.Wieder greifen Glockenspiel und Violinen das Grundmotiv 3 auf, dies-mal wesentlich verstrkt durch die Holzblser, und fhren es in denmannigfachsten Verschlingungen (auch die Hrner beteiligen sichdaran) im Verein mit dem Trompetenmotiv 13 und dem wieder ein-greifenden Hornruf ber die Tonstufen C-F-C zu einem jhen Ab-strze, aus welchem sich, vier Takte vor dem Eintritt der SingstimmeMotiv 4 erhebt. Wie Mahler an dieser Stelle das Grundmotiv inden verschiedenen Stimmen verflicht, mge folgendes Notenbeispielzeigen:

    6tr Fag, BU.

  • 15

    Auch die kurz darauf in Violine i. auftauchende Episode ist in dieserHinsicht lehrreich: vj i

    VI. 2. in 8HWer aufmerksam Partitur oder Klavierauszug durchnimmt, wird inder nun beginnenden zweiten Strophe alle musikalischen Elementeder ersten unschwer wiedererkennen. Die Wechselbeziehungen beiderStrophen zeigen eine geradezu architektonische Regelmigkeit imBau derselben.

    Zunchst die gleichen Wendungen: bei [le] nach A dur (vergl.Beispiel 6) und ebenso wieder der Abschlu in A moll mit Motiv iund 2; hierauf, bei den Textworten ,,Die Laute schlagen" etc.nach B, diesmal freilich gleich nach B dur, welch letzteres in derersten Strophe erst spter erreicht wurde; sodann Durchfhrung desMotivs 7, gleichzeitige Modulation ber Ges und Ces nach Es moll(bei [2]). Zweiter Teil der Strophe mit Motiv 8 in dieser Tonart.Von der Stelle ,,Ein voller Becher Weins" angefangen Motiv 9 aufdem Orgelpunkte Es, bei [23] Wendung nach As dur, dem das As molldes Refrains 11 folgt, beim letzten Worte des Sngers sanft abgelstvon reinen' As dur in der Neugestaltung des Grundmotivs analogBeispiel 7.

    Das nun einsetzende zweite Zwischenspiel ([25]) zerreit mitseinem ersten Akkord (Trugschlu nach F moll, Quartsext-Akkord)die milde Stimmung. Leises Tremolo, abwechselnd in den Geigen undBratschen, von Zeit zu Zeit durch schrfere Akzente unterbrochen,dazu Motiv 3 in der gedmpften Trompete und Teile des Hornrufes iim Englisch Hrn bereiten das Kommende vor. "Zart setzt (bei |"26])die erste Violine, immer noch in F moll, mit einer neuen Kombi-nation von Motiv I und 3 ein, dieselbe jedoch bald frei fortspinnendund zur selbstndigen Melodie ausgestaltend:

    .vir, ^T^^^i V K ^^1 i ^ K ^- J- J i J "J^"""^ J"

    Die Klarinette bringt dazu Motiv 13, zum Schlu ebenfalls nachMotiv 3 gewendet. Harmonisch bietet die Stelle von [27] an einAusweichen ber die Wechseldominante B nach dem Quartsext-Ak-kord von As dur und ein Zurckkehren ber die Dominante Es zurDominante C, also wieder nach F moll, welches sofort im Tremolo derViolinen und im Motiv i des Englisch Horns einsetzt. Dieses Aus-

  • 16

    weichen aus F moll und immer wieder dahin Zurckkehren ist fr denganzen Abschnitt, soweit das Tremolo andauert, also bis ber denersten Teil der dritten Strophe hinaus ([Hl), charakteristisch. Nunin Violine i. nochmaliges Ergreifen von 15 in neuer melodischerFhrung, ebenfalls im Verein mit 13, welch letzteres diesmal jedochin der Trompete liegt. Nach mehrfachen Zwischenmodulationen undausgiebiger Benutzung des Grundmotivs Wendung ber Es dur zumQuartsext-Akkord von C moll. Das Englisch Hrn bringt den Vor-dersatz von 14 in tiefer Lage und der Snger setzt zwei Takte vori3l[ mit Motiv 5 und damit verwandten Elementen aus Motiv 9 ein:

    J2I

    Das Fir-ma - ment blaut e-wig, und die Er- de wird lan-ge fest steiin

    Neuerliches Zurckkehren nach F moll. Zum dritten Male lt die1. Violine den Nachsatz von 14 erklingen, wieder in neuer Fort-fhrung, doch diesmal ohne Kontrapunkt. Abermalige Wendung nachAs dur. Das Englisch Hrn antwortet, noch tiefer als vorher, mitdem Vordersatz von 14; die i. Violine greift denselben auf, die2. Violine aber leitet mit 5 nach B moll ber, in welcher Tonart eineKombination der Motive 8 und 5 die Textworte Du aber, Mensch,wie lang lebst denn du?" zu leidenschaftlicher Steigerung bringt.Motiv 6 antwortet mit Nicht hundert Jahre darfst du dich ergtzen"(B dur, dann As dur), wie ein Ri aber geht es beim morschenTande" durchs Orchester, hierauf ein jhes Niederstrzen und Ab-reien des Motivs i, ein Glockenschlag und mit dem unvermittelten^-Eintritt der Haupttonart A moll (bei [39], Hornruf und Triller-motiv 2) ist es, als ob die Hand des Knstlers einen dichten Vor-hang wegzge, damit der Blick frei und ungehindert hinabschweifenknne auf die

    ,

    .Grber im Mondschein"

    !

    Das ganze Orchester ist im Aufruhr. Wild jagen sich die Mo-tive. Zunchst das Grundmotiv, in hnlicher Verkettung wie oben(bei Ziffer [13]) abwrtsstrzend, sofort abgelst durch Motiv 4(hier imitiert die Trompete !) und dieses gleich darauf wieder durcheine aus dem letzten Hereinbruch des Trillcrmotivs bei [39] abge-leitete Variante:

    Hrt ihr. Miie sein Heu-len hin-aus- gellt in deo s - en Duft des Le-(bens5

  • 17

    Dann mit dem Eintritt des B dur-Dreiklangs nochmals das Grund-niotiv, wieder im ganzen Streichorchester abstrzend; hier nun istder Eintritt von A dur mit Motiv 6 sowohl die wohltuendste Lsungals auch die logischeste Folge! Jetzt nehmt den Wein! Jetzt ist esZeit, Genossen !" Mit dem A moU-Einsatz tritt in den Blsernahnungsvoll die Melodie des Refrains hinzu, um sofort wieder mitdem Motiv 7 der Violinen A dur anzuschlagen.

    . a tempo

    UlzbL (A dur)

    Nun bernimmt der Snger den Refrain, das Stck zum Schlssefhrend. Das nur wenige Takte umfassende Nachspiel des Orchesterslt aber ein ruhiges Ausklingen nicht zu; _^ fhrt es dazwischen undbringt zum schmetternden Hornruf i und dem Trompetenmotiv 13noch Rudimente von 7 und i in ganz neuer Kombination. Mitschwerem Schlag des A moll-Dreiklangs in tiefster Tiefe schliet jhder Satz.

    2. Der Einsame im Herbst.

    Besetzung: Altstimme. 3 Flten, 2 Oboen, 2 Klarinetten,Baklarinette, 3 Fagotte, 4 Hrner, 2 Harfen und Streicher.

    D m o 1 1. Ausgeprgter Gegensatz zu Nr. i. Die ganzeSchwermut der Herbststimmung und des Vergehens, in der Natursowohl wie im Innern des einsam gebliebenen Menschen, legt dieEinleitung des Orchesters dar. Wie Nebelschichten schweben auf demOrgelpunkte D die pp Sekundenschritte der sordinierten i. Violineauf und nieder. Sie durchziehen das ganze Stck und begleitennamentlich die Stellen in Moll:

    Etwas schleichend. Ermdet.

    Im dritten Takt setzt die Oboe klagend mit dem Grundmotiv ein:

    Ob. (vfrRj. den , r:r\aten Takt! ) LU

    moUo espress.

    Der neue Rhythmus (Beispiel i6, zweiter Takt) wird sogleich zurWeiterFhrung des Themas bentzt, kehrt oft wieder und beherrscht

  • 18

    namentlich das Nachspiel des Stckes (von Ziffer \2] an bis zumSchlu). Hier die Fortfhrung des Gesanges der Oboe, anknpfendan Beispiel i6:

    t^^^a-.-

    Im zweiten Takt nach [T] gesellt sich zur Achtelbewegung derI. Violine (gleich einer neuen Nebelschichte) die 2. Violine; dieI. Klarinette dagegen nimmt kurz an dem thematischen Materiale derOboe teil. Dazu Anschlagen des Orgelpunktes D zuerst im Hrn,dann in der 2. Klarinette, in der tieferen Oktave abgelst durchBratschen und Baklarinette ; endlich noch tiefer durch eine wogendeQuintenfigur des Violoncells. Nun bernimmt die Flte das Thema 16in der hheren Oktave, sanft von der Klarinette beantwortet, dazuharmonisch ein Schwanken zwischen D dur und D moll in den ge-dmpften Hrnern, und die Altstimme setzt ein:

    Hecbst-ioe-beJ wai-len blu- lieh -berm See;

    vom Reif be- zo-geu sie- neu al-le Gr-ser.

    Die Sekundenschritte der Singstimme abwrts und aufwrts beherr-schen den ganzen ersten Teil und werden oft auch vom Orchester

    bernommen. (Die Beziehung der Stelle-berm See

    zu Takt 2

    und 4 des Beispiels r6 ist offenbar.) Nach nochmaligem, leisen An-schlagen von 16 in der Klarinette Wendung nach B dur und hiemitEintritt eines neuen innigen Themas im Hrn, dazu eine aus 16 ab-geleitete Gegenstimme im Violoncell:

    Flieflenl

  • 19

    (Da auch das Hornthema aus i5 entwickelt ist, zeigt der ersteTakt desselben.) Und noch ein kurzes, doch bedeutungsvolles Motivschliet sich hier an das Thema des Hornes an, das innig verwandte;

    Ob. Klac

    Das thematische Materiale des Satzes wre hiemit klargelegt. Derweitere musikalische Aufbau drfte an der Hand des hier Ange-fhrten unschwer zu erkennen sein. Zunchst Wiedereinsetzen desleisen Wogens in den Streichern in Verbindung mit 17. Interessantist hier, wie Mahler die letzten Takte der Singstimme in den Holz-blsern aufgreift und episodistisch weiterspinnt:

    f^fiber die feinen- . SJ Bl-ten egi^ge-streut?

    '(Vergl. im Es- dur-Satz bei [is] einen hnlichen Vorgang !)

    Sodann kurzes Verweilen in der wiedergewonnenen Haupttonart,mit 17 im Gesang und iniitando in der Oboe, und ein neuer, nochwrmerer Eintritt des edlen Hornthemas 18 mit Gegenstimme inBratsche und Fagott, im Solovioloncell zart . weitergefhrt. Zumerstenmale beteiligen sich jetzt die Violinen mit dem innigenMotiv 19 am Gesnge und fhren ihn, unter verstrktem Wogen derbegleitenden Stimmen, zart leidenschaftlich" zu kurzer, ausdrucks-voller Steigerung:

    Zart drngend

    ^^"^neta.

    f^=^PP

    Abermaliges Zurcksinken zur dsteren Stimmung des Anfanges(D moll rnq);

    ohne AusdruckP

    Mein Herz ist m - de.

    Es ist recht schwer, bei dem berreichtum an feinen Detailsnicht allzu langatmig zu werden. Doch kann ich es mir nicht ver-tagen, hier auf die kstliche Stelle Meine kleine Lampe erlosch mitKnistern" und auf das darauffolgende es gemahnt mich an denSchlaf" hinzuweisen. Wie einfach und durchsichtig ist doch all dies!Nur wenige, anscheinend drftige Striche und wie treffend zeichnet

  • die Meisterhand! Nun bei [T], mit der Wendung nach D dur,Motiv 19 im Alt und in den Klarinetten, in Imitationen gefolgt vonden Violinen (Tutti und Solo) ; welche Welt des Schmerzes liegtin dieser Stelle

    !

    Ja, gib mir Ruh', ich hab' Er - quik-kung not

    '

    Kein Erheben daraus ist der ringenden Seele verstattet. Wiederziehen die Nebelschwaden dahin; wieder erklingt der entsagungs-volle Gesang des Themas 16, zunchst im Fagott, dann in der Oboe,noch spter im Hrn. (D moll [ig [TT]).

    Zum dritten- und letztenmal hebt sich das Hornthema in B durempor ([j) und fhrt im ganzen Orchester zu, groem Auf-schwung'*. (Es dur [18]). Sonne der Liebe, willst du nie mehrscheinen?" Wie mit Himmelsstrahlen blickt noch einmal Motiv 19in den Violinen hernieder;

    Es ist umsonst! Wem ,,auf dieser Welt das Glck nicht hold",dem scheint die Sonne der Liebe nicht mehr: in schmerzlicher Re-signation klingt der Satz aus. Mit dem Motiv des ,,Mein Herz istmde" endet die Singstimme:

    .miJd auf- zu - trock-nen

    Noch einmal stellen sich die schreitenden Stimmten ein (Streicher undFagott, Motiv 17) und schreiten bereinander hinweg; die Nebelziehen sich ber das Bild und mit dem klagenden Gesang der Oboe,von Fagott, Hrn und tiefen Klarinetten beantwortet, verhallt pp^das Nachspiel.

    3. Von der Jugend.Besetzung: Tenorstimme. 2 kleine Flten, 2 groe Flten,

    2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hrner, Trompete, Triangel,Becken, groe Trommel und Streicher.

    B dur. Dieser Teil, sowie die beiden auf ihn folgenden, sindfreudiger Lebensbejahung gewidmet. Der Gegensatz zwischen demschwerbltigen zweiten und dem behaglich heitern" dritten Satz istschon dadurch gegeben und ist ein wirklich und restlos vollstndiger.Wie ein Rtsel bednkt es mich, da unsere wunderlich verdrehteZeit, der so oft die Grimasse oder noch schlimmer die Zote den

  • 21

    Humor ersetzt und die sicK in jeder Kunstgattung an die Fratze ge-whnt hat, da unsere Zeit einen Knstler hervorzubringen im-stande war, der solch ein Stck reinsten, goldensten Humors erfin-den konnte!

    Zwlf Takte Vorspiel. Das Hrn schlgt zweimal den Ton F an,'dazu zwei leise Triangelschlge und zum ersten Male in demganzen Werk tritt ein ans Chinesische leicht anklingendes kurzesThema auf (im Pentachord B, C, D, F, G) :

    m

    Dieses Thema enthlt das Grundmotiv, anfangs in der Umkehrung,als Bestandteil. Mahler verwendet es aber nur zum zweimaligen Ein-leiten und Beschlieen des B dur-Satzes (hier und Takt 3 ff. nachZiffer EU, dann spter bei Ziffer [14] und beim allerletzten Aus-klingen). Sofort wird es durch Flte und Piccolo abgelst, welche,von einer Gegenstimme der Klarinetten getragen, mit einem neuenThema antworten:

    Doch auch dieses Thema klingt in seinen Schluwendungen an20 und damit an das Grundmotiv an. In der gleichen frhlichenStimmung setzt nun der Snger ein, von leichten Rhythmen derStreicher begleitet, whrend das Piccolo zwei Oktaven hher leisejnitpfeift:

    Mit - ten in_. dem klei - nen Tei - che steht ein Pa - vil

  • 22

    TTTTf^m Ob.R).Anschlieend daran die Fortfhrung dieser Melodie in den Flten

    und Oboen:

    Alles ist Leben und bunte Beweglichkeit; die reizvollen Motiveder Blser sind selbst wie zierliche Nippes aus grnem und ausweiem Porzellan". Noch einmal greift (bei f*]) die Oboe das Themades Sngers auf, die Klarinetten murmeln dazu Motiv 20, dann eineunvermutete Wendung nach G dur, und whrend die Flten und diegedmpfte Trompete das Gesangsthema weiterfhren, erscheint imPiccolo und in den Oboen dazu ein neues prickelndes Motiv, rhyth-misch vom Triangel begleitet:

    iPicc.Ob.ln 813 bassa.

  • 23

    Dieses Motiv leitet in den zweiten Teil des Stckes ein:

    In dem Hus-chen sit - zen Freuo-V].zart aber mit Emjfntdung

    de.

    Violinen und Violoncell singen mit, dazu leise, kstliche Trommel- undBeckenschlge. Die neue Melodie kontrastiert durch ihren ruhigenGang wirksam zu dem putzigen Geplauder der Blser. Doch auch andieser Melodie knnen wir bei nherem Zusehen ihre Entwicklungaus 23 erkennen. (Man vergleiche die im Beispiel 23 zwischen denbeiden Sternchen stehende Stelle.) Das lustige Necken der Holzblserschiebt sich, trennend und wiedereinleitend, zwischen die einzelnenTeile der Melodie 24 ein. Der dritte Teil derselben (Ziflfer [TojG moll) zeigt eine schon kurz vorher in Solovioline, Flten undOboen angedeutete Weiterentwicklung der Melodie in aus ihr gewon-nenen Episoden:

  • 24

    \md weiterhin

    Dann nochmals zwei leise Trommel- und Beckenschlge, ein kurzesVerzgern und mit dem hellen Triangel- und Horneinsatz (Ziffer [iTj

    '

    Tempo I. subito) kurze Wiederholung des ersten Teils in B dur:Alles auf dem Kopfe stehend . . ." Und ganz zum Schlsse Me-lodie 24 im Tenor und in der hohen Lage der Violinen, dazu dieStaccatomotive der Holzblser, immer hher strebend und ppp aus-klingend.

    Ein beraus kostbares, entzckendes Genrebild hat uns defMeister mit diesem Stck geschenkt.

    4. Von der Schnheit.Besetzung: Altstimme. Kleine Flte, 3 groe Flten,

    3 Oboen, Klarinette in Es, 3 Klarinetten in B, 3 Fagotte (das drittewechselt mit Kontrafagott), 4 Hrner, 2 Trompeten, 3 Posaunen,Batuba, Mandoline (stark besetzt), 2 Harfen, Glockenspiel, groeTrommel, Becken, Pauken, Tamburin und Streicher.

    G d u r. Die Stimmung des dritten Satzes erscheint hier insWeichere, Weibliche und Warm-Sonnenhafte vertieft. Diese neueStimmung zeigt der liebliche erste und der dem erregten Mittelsatzfolgende dritte Teil dieses Stckes. Die Verwandtschaft der nunverwendeten Hauptthemata mit denjenigen des dritten Satzes istdurch ein hnliches Einfgen des Grundmotivs als Bestandteil ge-geben. Auch das (chinesische) Pentachord hier G, A, H, D, E taucht wieder auf, der betreffenden Melodie groe hnlichkeit mit oder doch wenigstens verwandtschaftliche Beziehung zu Motiv 20verleihend.

    Kurze zarte Einleitung des Orchesters. Gedmpfte Violinenbringen mit Flten und Hrn das erste Thema:

    Comodo. Dolcissimo.

    iPpi.Vl. mit Dmpfer

    Aus den ersten Figuren von 25 entwickelt sich in den Holzblsern,von Harfe und Streichern leise begleitet, nun das neue chinesische"Thema (Pentachord!), das bestimmt ist, in diesem Satz eine viel

  • 25

    grere Rolle zu spielen, als (las korrespondierende im dritten Satz*):Etwas fliefiend.

    Fl. Ob. Kl.

    Ppdim.

    Dazu die Altstimme: Junge Mdchen pflcken Blumen, pflckenLotosblumen an dem Uferrande." Zu einer erquickenden Weiterfh-rung der Gesangsmelodie gesellt sich eine schwebende Figur derersten Violine (bei Ziffer [T] zeigt dieselbe Verwandtschaft mit 25,Takt 4 und 5), leise Schlge des Glockenspiels mischen sich darein,alles uerst zart, innig, klar und durchsichtig. Es ist, als webtendie lichten Strahlen der ,,gold'nen Sonne um die Gestalten",

    Ruhiger.

    Zwi-schenB - sehen uad Blt - tera sit-zeDSie,sanimelo BJ-ten, sammeln

    Nun kurze Wiederholung von 25 und 26, dann pltzliche Wendungnach E dur mit 25 in den Holzblsern (Analogie der Modulation mitSatz 3, Ziffer {W} !) ; unmerklich entwickelt sich hieraus eine neueFortfhrung in Violine und Flte ([T] ff.) sowie ein neues, anfangsaus 26 entwickeltes Motiv im Alt.

    Son-ne spie-gelt ih-re schlan-ken Glie- der, ih-re s - fieo

    *) Keine chinesischen Originale, sondern von Mahler frei erfunden.

  • 26

    In luftigem Wiegen und Suseln umspielen die Geigen den Gesang;nur wenige andere Stimmen beteiligen sich an dem reizvollen Spiel:auer den brigen Streichern (ohne Kontraba) noch Harfe undHrn, gelegentlich kleine Flte, Oboe und Klarinette. LeichtesWiederanschlagen von 25 in G dur, dann dreimaliges pltzlichesInnehalten und gleichsam in die Ferne Lauschen, immer wieder unter-brochen durch flutende Figuren aus Beispiel 25 mit Lufen in denStreichern und Harfenglissandi.

    Ein Neues, Fremdes kommt heran, immer nher und nher, undmit dem C dur-Einsatz (Ziffer [8j) bricht's jubelnd herein; dasganze Orchester jauchzt mit, Fanfaren in Trompeten und Hrnernertnen, alle Schlaginstrumente wirbeln und die Holzblser schlagenkurz 26 an.

    cnn 813HlzblT J J J-3 i^Tl

    Str Pos. Pk. Beck.

    welcKes Thema gleich darauf im Kanon (Pi mosso subito. Marsch-mig), von stampfenden Rhythmen des Tamburins und der Bssebegleitet, weitergefhrt wird. Mandolinen verschrfen den Rhythmus.Dazu ein lustiges Motiv in der Trompete:

    Pi mosso subito. (Marachmig^Mando).

    VI.. =>./^ ^ -

    Zu einer neuen Weiterfhrung des Themas kombinieren die Hrnetnun ein Motiv,

  • 27

    (immer Orgelpunkt C)

    (das im Anschlsse daran sogleich von der wiedereinfallenden Sing-fetimme aufgenommen und durchgefhrt wird:

    Noch etwas flotter

    sieh, was tum-meln sich fr scb oe Rna - beo

    dort an dem U- fer-rand auf mut'- gea Ros-sea.

    Dazu ein fortwhrendes Steigern des Tempos, ber ,,Noch etwasflotter" und Immer flieender" zum Allegro des Eintrittes von C mollmit Thema 26 in Posaunen und Batuba und mit einer krftigenGegenstimme in Violinen und Holzblsern:

    Ein beraus belebtes, frhliches Getmmel ungebrdiger, kraft-strotzender Jugend ! Nochmals blickt Thema 29 bezw. 29 a in denHrnern, dann in den Streichern, herein, und mit der Wen-dung nach F dur (Ziffer [14]) ist die lustige Kavalkade vorbeige-zogen. Nur ,,das Ro des einen wiehert frhlich auf und scheut undsaust dahin." Der Tumult des Orchesters klingt allmhlich aus ; wohlbleiben die erregten Rhythmen noch festgehalten, leichte Figuren(Grundmotiv!) erklingen in den Holzblsern: ,,Hei ! wie flattern imTaumel seine Mhnen, dampfen hei die Nstern!" In der Ferneverschwinden die Reiter.

    Zu dem Realistischesten, was Mahler geschaffen, gehrt dieserkeck hingeworfene und wie im Sturm an uns vorberziehende Allegro-satz.

  • 28

    Unvermittelt und doch unmerklich vollzieht sicH der Stimmungs-wechsel. Mit dem sanften Eintritt der Themata 25 und 26 in B durkehrt wieder Ruhe ein, webt wieder gold'ne Sonne um die Gestalten".Dann Wendung zur Haupttonart (Ziffer jiT]), ganz analog der kor-respondierenden Stelle im ersten Teil (dort bei Ziffer [1]), jedochunter Vertauschung der Melodien. Hier greift die Singstimme denfrheren Part der Violinen auf, whrend wieder die Violinen diedortige Gesangsmelodie bernehmen und aus deren motivischem Ma-teriale ihre zarten Melismen ableiten:

    Und die schn-ste von den Jung - frau'n sea - det lan-ge Blik-ke ihm der

    Anschlieend hieran die schwebenden Violinfiguren und die Melodieder Sngerin aus 27: In dem Funkeln ihrer groen Augen . . ."

    Das (lngere) Nachspiel des Orchesters bringt zunchst zurWeiterfhrung der ebengenannten Violinfiguren eine kurze Wieder-holung der Melodie der Singstimme in den Flten und Oboen, in derenSchlu Klarinetten und 2. Violine nochmals die Kombination desBeispiels 28 mischen, welche Kombination den noch brigen Teil desNachspiels ausfllt. Gleichzeitig leise Wendung nach G moll, klagendschwingt die Erregung ihres Herzens nach". Fagotte, Oboen,Violinen bernehmen nach einander das Thema unter gleichzeitigerModulation nach Es dur. Mit dem Eintritt des Quartsext-Akkordesvon G dur aber fhren es die Klarinetten, sanft verheiend, zumtrstenden Schlu. Mit einer zarten Andeutung der Violinfigur inden Bratschen klingt der liebliche Satz in hohen Flageolett- undFltentnen aus.

  • 29

    5. Der Trunkene im Frhling.Besetzung: Tenorstimme. Kleine Flte, 2 groe Flten,

    2 Oboen, Klarinette in Es, 2 Klarinetten in B, 2 Fagotte, Kontra-fagott, 4 Hrner, Trompete, Harfe, Triangel und Streicher.

    A d u r. Ein krftig Stck derberen Humors von treffendsterRealistik, voll kstlicher Einflle und reich an feinen Zgen.

    Das Grundmotiv in den Hrnern in Verbindung mit bermtigenVorschlgen und Trillern in den Blsern leitet, stets bereichert, alleA dur-Einstze ein.

    AHeCTO. EJscfc, aber nkkt zu sehnetLOKKirrp.

    SO..{^'Ji2i'ii2 ^A?.m4^.m

    Aus den Vorschlgen entwickelt sich ein launig dahinhpfendes