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Gutachten für Frau Ina Petersen Berufseignung Seminar: Gutachtentechnik Dozentin: Dipl.-Psych. Silvia Gubi-Kelm Name: Marie Steinbrück

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Gutachten für Frau Ina Petersen

Berufseignung

Seminar: Gutachtentechnik

Dozentin: Dipl.-Psych. Silvia Gubi-Kelm

Name: Marie Steinbrück

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Name/Adresse/Datum

Ina Petersen

A-Straße 1

00000 B-Stadt

Betreff: Psychologische Begutachtung zur berufsbezogenen Eignungsbeurteilung für Frau Ina

Petersen, geboren am 10.04.1994.

Psychologisches Gutachten

Zur Fragestellung, ob Frau Ina Petersen im Bezug auf den Beruf als Floristin hinsichtlich ihrer

Eigenschaften, Fähigkeiten und Interessen geeignet ist.

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ……………………………………………………………………………………………………………………………….. 4 2 Psychologische Hypothesen …………………………………………………………………………………………………… 5 2.1 Fragestellung …………………………………………………………………………………………………………….. 5 2.2 Anforderungsprofil ……………………………………………………………………………………………......... 5 2.3 Hypothesenkomplex ……………………………………………………………………………………………...... 6 3 Untersuchungsplan ………………………………………………………………………………………………………………… 8 3.1 Operationalisierung ……………………………………………………………………………………………………. 8

3.2 Fremdbefund …………………………………………………………………………………………………………….. 10 4 Diagnostisches Gespräch ………………………………………………………………………………………………………… 11 4.1 Ina Petersen ………………………………………………………………………………………………………………. 11 4.2 Lehrer ………………………………………………………………………………………………………………………… 12 5 Testergebnisse ………………………………………………………………………………………………………………………. 13 5.1 Allgemeine Erläuterungen ………………………………………………………………………………………… 13 5.2 HAWIK-IV ………………………………………………………………………………………………………………….. 14 5.3 FPI-R ………………………………………………………………………………………………………………………….. 15 5.4 CFT20-R …………………………………………………………………………………………………………………….. 16 5.5 Gelegenheitsbeobachtung ……………………………………………………………………………………….. 17 6 Schlussfolgerungen zum Zustandsbild …………………………………………………………………………………… 19 6.1 Allgemeine Intelligenz ………………………………………………………………………………………………. 19 6.2 Sprache …………………………………………………………………………………………………………………….. 20 6.3 Rechenfähigkeit ……………………………………………………………………………………………………….. 21 6.4 Konzentration ……………………………………………………………………………………………………………. 21 6.5 Gedächtnis ……………………………………………………………………………………………………………….. 23

6.6 Feinmotorik ……………………………………………………………………………………………………………….. 24 6.7 Körperliche Belastbarkeit ………………………………………………………………………………………...... 25 6.8 Jobspezifische emotionale Belastbarkeit …………………………………………………………………… 25 6.9 Fähigkeit zur kreativ-künstlerischen Gestaltung ……………………………………………………….. 26 6.10 Kontaktfreudigkeit …………………………………………………………………………………………………… 27 6.11 Jobspezifische Erwartungshaltung ………………………………………………………………………….. 27 6.12 Räumliches Vorstellungsvermögen …………………………………………………………………………. 28

7 Beantwortung der Fragestellung ……………………………………………………………………………………………. 29 8 Literatur ………………………………………………………………………………………………………………………………….. 31

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I. Einleitung

Frau Ina Petersen wurde auf ihre Bitte hin am 13. und 14.12.2010 im Jugendaufbauwerk (JAW) von

Diplompsychologin Marie Steinbrück mithilfe verschiedener psychologischer Tests und

diagnostischer Gespräche auf die Fragestellung hin untersucht, ob sie für den Beruf der Floristin

hinsichtlich ihrer Eigenschaften, Fähigkeiten und Interessen geeignet ist. Dabei erwähnte sie, dass sie

sich durch ihren aktuellen Beruf einerseits belastet, aber auch unterfordert fühle. Es liegen

Fremdbefunde bezüglich einer körperlichen Untersuchung vor. Weitere Vorinformationen oder

Fremdbefunde lagen nicht vor.

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II. Psychologische Hypothesen

2.1 Fragestellung

Ist zu erwarten, dass Frau Ina Petersen für den Beruf der Floristin hinsichtlich ihrer Eigenschaften,

Fähigkeiten und Interessen geeignet ist?

2.2 Anforderungsprofil

Der Beruf der Floristin beinhaltet verschiedene Anforderungen, die im Folgenden übersichtlich

erläutert werden sollen.

Als Erstes soll die unterdurchschnittliche bis durchschnittliche allgemeine Intelligenz erwähnt

werden. Sie ist für viele tägliche Aufgaben in Alltag und Beruf erforderlich und beeinflusst viele

andere Anforderungen mit.

Wichtig ist außerdem die unterdurchschnittliche bis durchschnittliche Sprache, welche für die klare

und angemessene Kommunikation mit Kunden oder Handelspartnern von Bedeutung ist.

Eine durchschnittliche Rechenfertigkeit für das Bearbeiten von Rechnungen, die beim Kauf von

Materialien, Blumen oder Ähnliches und beim Verkauf an den Kunden auftreten können, ist für den

Beruf grundlegend.

Für das Bearbeiten von Aufträgen ist eine unauffällige Konzentrationsfähigkeit sowie eine

unauffällige Gedächtnisfähigkeit für das Erinnern an Termine, Aufträge und ähnliches elementar.

Außerdem sollten keine Defizite im räumlichen Vorstellungsvermögen vorhanden sein.

Wichtig beim Umgang mit Blumen und Pflanzen allgemein ist vorhandenes Handgeschick.

Für den Umgang mit schwereren Pflanzen und für langes Stehen am Arbeitsplatz ist eine

durchschnittliche körperliche Belastbarkeit bedeutend.

Ausgeprägte Fähigkeit zur kreativ-künstlerischen Gestaltung für die Gestaltung von

Blumengestecken, -gebinden, -sträußen und ähnlichem ist ein grundlegender Bestandteil des Berufs

der Floristin.

Auch bei belastenden Anlässen sollte das Leistungsniveau beibehalten werden können, z.B.

Trauergestecke fertigen oder unter starkem Stress arbeiten. Dafür ist die jobspezifische emotionale

Belastbarkeit wichtig.

Ausgeprägte Kontaktfreudigkeit ist im Umgang mit Kunden und bezüglich der Kundenbindung

entscheidend und damit auch für den allgemeinen Berufserfolg.

Eine realistische jobspezifische Erwartungshaltung ist wichtig, um wirklichkeitsnahe Erwartungen an

Berufschancen, Aufstiegsmöglichkeiten und Einkommenshöhe zu haben und um Enttäuschungen

vorzubeugen.

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2.3 Hypothesenkomplex

Allgemeine Intelligenz

H1: Frau Petersen verfügt über eine mindestens unterdurchschnittliche bis durchschnittliche

allgemeine Intelligenz.

Sprache

H2: Frau Petersen verfügt über eine mindestens unterdurchschnittliche bis durchschnittliche

Sprache.

Rechenfertigkeit

H3: Frau Petersen verfügt über eine mindestens durchschnittliche Rechenfertigkeit.

Konzentration

H4: Frau Petersen verfügt über eine unauffällige Konzentrationsfähigkeit.

Gedächtnis

H5: Frau Petersen verfügt über eine unauffällige Gedächtnisfähigkeit.

Räumliches Vorstellungsvermögen

H6: Frau Petersen verfügt über keine Defizite im räumlichen Vorstellungsvermögen.

Handgeschick

H7: Frau Petersen verfügt über mindestens durchschnittliches Handgeschick.

Körperliche Belastbarkeit

H8: Frau Petersen verfügt über mindestens durchschnittliche körperliche Belastbarkeit.

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Kreativ-künstlerische Gestaltung

H9: Frau Petersen verfügt über eine ausgeprägte Fähigkeit zur kreativ-künstlerischen Gestaltung.

Jobspezifische emotionale Belastbarkeit

H10: Frau Petersen verfügt über eine mindestens durchschnittliche jobspezifische emotionale

Belastbarkeit.

Kontaktfreudigkeit

H11: Frau Petersen verfügt über eine ausgeprägte Kontaktfreudigkeit.

Jobspezifische Erwartungshaltung

H12: Frau Petersen verfügt über eine mindestens durchschnittlich realistische jobspezifische

Erwartungshaltung.

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III. Untersuchungsplan

Die Untersuchung fand am 13. und 14.12.2010 in den Räumen der JAW statt. Sie dauerte am

Samstag mit Unterbrechung von 09:45-11:15 Uhr und von 16:30-17:05 Uhr und am Sonntag von

09:10-11:25 Uhr. Am ersten Tag begann die Untersuchung mit dem ersten diagnostischen Gespräch,

welches 15 Minuten dauerte, danach folgte die Testung mit dem Hamburg-Wechsler-Intelligenztest

für Kinder (HAWIK-IV), welche 75 Minuten in Anspruch nahm. Anschließend folgte eine mehrstündige

Unterbrechung. Schließlich wurde die Testung mit den Standard Progressive Matrices (SPM), welcher

eine halbe Stunde dauerte, und dem Aufmerksamkeits-Belastungs-Test (d2), der 5 Minuten

erforderte, abgeschlossen. Am nächsten Tag begann die Testung mit der Langform des Culture Fair

Test (CFT20-R), welcher innerhalb von 50 Minuten durchgeführt wurde, danach folgte eine kurze

viertelstündige Pause und anschließend fand das zweite diagnostische Gespräch statt, welches

25 Minuten in Anspruch nahm. Nach einer weiteren zehnminütigen Pause endete die Testung

mit dem Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI-R), welches 35 Minuten dauerte. Bei der

Testung waren nur die Diplompsychologin Frau Steinbrück und die Probandin Frau Petersen

anwesend.

3.1 Operationalisierung

Allgemeine Intelligenz

Das Konstrukt „Allgemeine Intelligenz“ soll mithilfe der Untertests Mosaik-Test,

Gemeinsamkeiten finden, Bildkonzepte und Matrizen-Test des HAWIK-IV sowie dem Ergebnis

der SPM und dem Ergebnis des CFT20-R erfasst werden.

Sprache

Das Konstrukt „Sprache“ soll mithilfe der Untertests Gemeinsamkeiten finden, Wortschatz-Test,

Allgemeines Verständnis und Begriffe erkennen des HAWIK-IV sowie den Ergebnissen der

Verhaltensbeobachtung und des diagnostischen Gesprächs erfasst werden.

Rechnen

Das Konstrukt „Rechnen“ soll mithilfe des Untertests Rechnerisches Denken des HAWIK-IV sowie

des diagnostischen Gesprächs erfasst werde.

Konzentrationsleistung

Das Konstrukt „Konzentrationsleistung“ soll mithilfe der Untertests Zahlen-Symbol-Folgen,

Buchstaben-Zahlen-Folgen, Symbol-Suche, Rechnerisches Denken und Zahlen nachsprechen des

HAWIK-IV sowie des diagnostischen Gesprächs erfasst werden.

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Gedächtnisleistung

Das Konstrukt „Gedächtnisleistung“ soll mithilfe der Untertests Zahlen nachsprechen,

Buchstaben-Zahlen-Folgen, Rechnerisches Denken, Allgemeines Verständnis sowie Allgemeines

Wissen erfasst werden.

Räumliches Vorstellungsvermögen

Das Konstrukt „Räumliches Vorstellungsvermögen“ soll mithilfe des diagnostischen Gesprächs

erfasst werden.

Feinmotorik

Das Konstrukt „Feinmotorik“ soll mithilfe der Untertests Matrizen-Test, Zahlen-Symbol-Test und

Symbol-Suche des HAWIK-IV sowie der Anamnese und dem diagnostischen Gespräch erfasst

werden.

Körperliche Belastbarkeit

Das Konstrukt „Körperliche Belastbarkeit“ soll mithilfe der Fremdbefunde sowie der

Standardskala „Körperliche Beschwerden“ des FPI-R erfasst werden.

Jobspezifische emotionale Belastbarkeit

Das Konstrukt „Jobspezifische emotionale Belastbarkeit“ soll mithilfe des diagnostischen

Gesprächs sowie der Standardskala „Emotionalität“ des FPI-R erfasst werden.

Fähigkeit zur kreativ-künstlerischen Gestaltung

Das Konstrukt „Fähigkeit zur kreativ-künstlerischen Gestaltung“ soll mithilfe der diagnostischen

Gespräche erfasst werden.

Kontaktfreudigkeit

Das Konstrukt „Kontaktfreudigkeit“ soll mithilfe der Standardskalen „Extraversion“ und

„Gehemmtheit“ des FPI-R sowie des diagnostischen Gesprächs und der Verhaltensbeobachtung

erfasst werden.

Jobspezifische Erwartungshaltung

Das Konstrukt „Jobspezifische Erwartungshaltung“ soll mithilfe des diagnostischen Gesprächs

erfasst werden.

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3.2 Fremdbefund

In einer körperlichen Untersuchung von Frau Ina Petersen durch den Betriebsarzt Dr. med.

Eduard Steiner wurde festgestellt, dass die Patientin präadipös mit einem BMI von 27 ist, die

Funktionstüchtigkeit und Belastbarkeit von Knien und Rücken aber uneingeschränkt ist und es

daher keine medizinischen Einschränkungen für die Fortbildung zur Altenhilfe für Frau Petersen

gibt.

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IV. Diagnostisches Gespräch

4.1 Ina Petersen

Die beiden diagnostischen Gespräche mit Ina Petersen wurden am 13.12.2010 von 09:45 – 10 Uhr

und am 14.12.2010 von 10.15 – 10:40 Uhr durchgeführt.

Anamnese

Bezüglich ihres schulischen Werdegangs gab Frau Petersen an, dass sie bis zur 3. Klasse keine

nennenswerten Probleme gehabt habe, ab diesem Zeitpunkt sei es dann in allen Fächern außer

Musik und Sport schwieriger für sie geworden, weswegen sie ab der 4.Klasse auf die Sonderschule

gegangen sei. Dort habe sie sehr gute Noten gehabt und schließlich in der JAW ihren

Hauptschulabschluss mit einer Zwei bestanden, wobei sie für das Lernen ohne Probleme sich zwei

Stunden am Stück konzentrieren konnte. Auf ihre Lernstrategien angesprochen gab Frau Petersen

an, dass sie sich alltägliche Dinge gut und dauerhaft merken könne, weshalb sie gut im

Auswendiglernen sei und z.B. Tabletten im Altersheim ohne in die Akten zu sehen sortiert, außerdem

sei sie gut im Kopfrechnen, was mit ihrem früheren Aushilfsjob an einem Kiosk zusammenhängen

würde, da sie dort durch häufige Bezahlvorgänge schnell mitdenken musste. Ihr habe der Kontakt mit

vielen unterschiedlichen Menschen sowie der Verkaufsvorgang gut gefallen, allerdings hätte sie auch

viel Geduld beim Umgang mit betrunkenen Kunden haben müssen.

Auf ihre Familie angesprochen gab Frau Petersen an, dass sie kein gutes Verhältnis zu ihren Eltern

habe, da ihr Stiefvater sehr streng gewesen sei und sie als Kind vor Bekannten regelmäßig

bloßgestellt hätte. Darunter hätte sie sehr gelitten, was auch zu der Verschlechterung ihrer Noten in

der dritten Klasse geführt habe. Zu ihrem Bruder habe sie dagegen ein sehr gutes und enges

Verhältnis. Bezüglich schwerer Krankheiten in ihrem Leben oder in ihrer Familie konnte Frau

Petersen keine Angaben machen.

Exploration

Frau Petersen gab bezüglich ihrer Situation im JAW an, dass sie sich dort sehr wohl fühlen würde und

gleich zu Anfang Freunde gefunden habe, für die sie als eine Art Kummerkasten agiert, da sie

anderen immer gerne zuhöre. Allgemein sei sie gerne unter Menschen, weswegen sie ihre

Ausbildung zur Altenpflegerin eigentlich gut fände, aber es als sehr schwierig empfinde, die älteren

Menschen leiden zu sehen. Außerdem gab Frau Petersen an, dass sie die Krankenhausatmosphäre

belasten und bedrücken würde. Sie könne deshalb nicht mehr auf die Wünsche der

Altenheimbewohner eingehen, sie gab an: „Aber ich halts nicht mehr aus da.“ Ihre Schwierigkeiten

seien bereits ihrer Ausbilderin aufgefallen. Bezüglich ihrer Konzentrationsfähigkeit während der

Arbeit gab Frau Petersen an, dass sie sich nicht mehr voll auf die Arbeit konzentrieren könne, häufig

Kopfschmerzen hätte und gereizt sei. Ihre Konzentrationsprobleme würden unterschiedlich stark

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auftreten, vor allem nach längerer Anstrengung und Arbeit sei es schwierig für sie, sich zu

konzentrieren.

Bezüglich ihrer beruflichen Zukunft befragt gab Frau Petersen an, dass sie den Realschulabschluss

machen wolle, sich aber wegen ihrer Konzentrationsschwierigkeiten unsicher sei, ob sie es schaffen

würde. Über das Berufsbild der Floristin habe sie sich im Berufsinformationszentrum (BIZ) und im

Internet informiert. Besonders ansprechend fände sie bei dem Beruf der Floristin, dass sie viel mit

Menschen zu tun habe, da man viel verkaufen und beraten müsse. Außerdem gab sie an: „Aber es ist

eben anders als in der Altenpflege, weil es ja um was Schönes geht“. Auf die körperliche Anstrengung

im Beruf der Floristin sei sie durch ihre Ausbildung im Bereich der Altenpflege gewöhnt. Sie arbeite

allgemein gerne praktisch, ein Bürojob sei nichts für sie.

4.2 Diagnostisches Gespräch mit Frau Petersens Lehrer im JAW

Frau Petersens Lehrer, welcher sie in der Zeit vor ihrem Hauptschulabschluss in den Fächern Kunst

und Technisches Werken unterrichtet hatte, gab an, dass sie im Kunstunterricht sehr kreativ gewesen

sei, vor allem im Bezug auf praktische Arbeiten, z.B. beim Töpfern. Ihre Farbzusammenstellungen sei

ungewöhnlich gewesen, was sich nicht auf eine Farbschwäche zurückführen lasse. Frau Petersens

Lehrer gab dazu an: „Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten“. Außerdem berichtete

er, dass sie sich beim Modellbau sehr gut vorstellen konnte, wie die gezeichneten Objekte später

dreidimensional aussehen würden. Außerdem sei sie bei Zuschneiden und Verarbeiten des Holzes für

das Modell sehr geschickt gewesen. Abschließend gab er an, dass aus seiner Sicht Frau Petersen für

den Beruf der Floristin geeignet wäre, da sie Spaß an der Handarbeit habe und geschickt sei.

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V. Testergebnisse

5.1 Allgemeine Erläuterungen

Konfidenzintervall

Da die Standardwerte bei einer bestimmten Person z.B. aufgrund der jeweiligen Tagesform von

Messung zu Messung variieren, werden Konfidenzintervalle zur Abschätzung der wahren Werte

berechnet. Die 95%-igen Konfidenzintervalle für die in Tabelle XY angegebenen Standardwerte

wurden nach einer Regel konstruiert, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% zu einem Intervall

führt, das den wahren IQ enthält.

Verbale Klassifikation

Die Verbale Klassifikation wird dazu benötigt, um festzustellen, wo das Konfidenzintervall des

Testwertes des Probanden im Vergleich zu einem festgesetzten Normwert liegt, um beide Werte

miteinander vergleichen zu können. Dabei werden folgende Klassifikationen benutzt:

1. Ein Testergebnis ist als unterdurchschnittlich zu bezeichnen, wenn sich die obere Grenze des

Intervalls nicht mit dem Normbereich überschneidet.

2. Ein Testergebnis ist als unterdurchschnittlich bis durchschnittlich zu bezeichnen, wenn die untere

Grenze unter dem Normbereich liegt und sich die obere Grenze des Intervalls mit dem Normbereich

überschneidet.

3. Ein Testergebnis ist als durchschnittlich zu bezeichnen, wenn die obere und die untere Grenze im

Normbereich liegen.

4. Ein Testergebnis ist als durchschnittlich bis überdurchschnittlich zu bezeichnen, wenn die untere

Grenze im Normbereich und die obere Grenze oberhalb des Normbereichs liegt.

5. Ein Testergebnis ist als überdurchschnittlich zu bezeichnen, wenn die untere und die obere Grenze

oberhalb des Normbereichs liegen.

Durchschnittsbereich

Der Durchschnittsbereich liegt bei 1 Standardabweichung, d. h. die mittleren 68 % werden als

Durchschnitt definiert.

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5.2 Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder

Der Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder (HAWIK-IV) von Petermann & Petermann (2007)

erfasst die Intelligenz, unter der Wechsler die Fähigkeit versteht, zweckvoll zu handeln,

vernünftig zu denken und sich wirkungsvoll mit der Umgebung auseinander-zusetzen. Der Test

besteht aus insgesamt 15 Untertests (10 „Kerntests“ und 5 optionalen Untertests), deren

Einzelergebnisse in einem Leistungsprofil zusammengeführt werden. Die fünf optionalen

Untertests gehen nicht in die Berechnungen ein. Darüber hinaus werden die Untertests zu

Skalen (Indizes) zusammengefasst, die die Fähigkeiten eines Kindes in den vier unterschiedlichen

kognitiven Bereichen Sprachverständnis, Wahrnehmungsgebundenes Logisches Denken,

Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit abbilden. Es können vier Intelligenzwerte,

die diesen Skalen entsprechen, und zusätzlich ein Gesamt-IQ angegeben werden.

Als Norm wurde das Alter von 16 Jahre, 8 Monate, 0 Tage bis 16 Jahre, 11 Monate, 30 Tage

verwendet.

Als Reliabilität wurde die Split-Half-Reliabilität aufgrund ihrer hohen Reliabilitäten mit den

Indexwerten Sprachverständnis: r= .94, Wahrnehmungsgebundenes Logisches Denken: r= .93,

Arbeitsgedächtnis: r= .92 und Gesamt-IQ: r= .97 für fast alle Untertests (UTs) verwendet bis auf den

Zahlen-Symbol-Test und die Symbol-Suche, da diese UTs reine Geschwindigkeitstests sind und der

Split-Half-Koeffizient keine geeignete Reliabilitätsschätzung zulässt. Bei den genannten UTs wurde

die Retest-Reliabilität mit dem Indexwert Verarbeitungsgeschwindigkeit: r= .87 verwendet.

Rohwert Wertpunkt (WP)

Konfidenzintervall Prozentrang (PR)

Verbale Klassifikation

HAWIK-IV

Mosaik-Test (MT) 37 11 [8.65; 13.35] 63 Durch- bis überdurchschnittlich

Gemeinsamkeit finden (GF)

21 6 [3.72; 8.28] 9 Unterdurch- bis durchschnittlich

Zahlen nachsprechen (ZN)

17 9 [6.72; 11.28] 37 Unterdurch- bis durchschnittlich

Bildkonzepte (BK) 22 11 [8.12; 13.88] 63 Durch- bis überdurchschnittlich

Zahlen-Symbol-Test (ZST)

70 10 [8.24; 11.76] 50 Durchschnittlich

Wortschatztest (WT)

42 7 [4.88; 9.12] 16 Unter- bis durchschnittlich

Buchstaben-Zahlen-Folgen (BZF)

20 9 [7.05; 10.95] 37 Durchschnittlich

Matrizen-Test (MZ)

26 10 [7.72; 12.28] 50 Durchschnittlich

Allgemeines Verständnis (AV)

28 8 [5.54; 10.56] 25 Unter- bis durchschnittlich

Symbol-Suche (SYS)

33 9 [5.83; 12.17] 37 Unter- bis durchschnittlich

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5.3 Freiburger Persönlichkeitsinventar

Das Freiburger Persönlichkeitsinventar, revidierte Fassung (FPI-R; Fahrenberg, Hampel & Selg,

2001) stellt ein umfassendes Testverfahren zur mehrdimensionalen Beurteilung der

Persönlichkeit von Jugendlichen ab 16;0 Jahren und Erwachsenen bis 80;0 Jahren dar. Der

Proband hat die Aufgabe, 138 dichotome Items zu bestimmten Verhaltensweisen oder

Einstellungen mit „stimmt“ oder „stimmt nicht“ zu beantworten. Diese Items werden 12 Skalen

zugeordnet, 10 Standardskalen mit Lebenszufriedenheit, soziale Orientierung,

Leistungsorientierung, Gehemmtheit, Erregbarkeit, Aggressivität, Beanspruchung, körperliche

Beschwerden, Gesundheitssorgen, Offenheit und zwei Zusatzskalen mit Extraversion und

Neurotizismus.

Die Norm wurde anhand des Alters, 16-19 Jahre, und dem Geschlecht, weiblich, bestimmt.

Als Reliabilität wurde die interne Konsistenz mit einem Cronbachs von .71 und .84 für die 10

Standardskalen und von .81 bzw. .82 für die Zusatzskalen Extraversion und Neurotizismus.

Staninewert Wert-punkte

Konfidenz-intervall

Prozentrang Verbale Klassifikation

FPI-R

Lebenszufriedenheit 4 8.5 [5,62; 11,38]

31 Unter- bis durchschnittlich

Soziale Orientierung 9 16 [12,94; 19,06]

98 Überdurchschnittlich

Leistungsorientierung 3 7 [4,24; 9,76] 16 Unter- bis durchschnittlich

Gehemmtheit 3 7 [4,18; 9,82] 16 Unter- bis durchschnittlich

Erregbarkeit 7 13 [10,18; 15,82]

84 Durch- bis überdurchschnittlich

Aggressivität 4 8.5 [5,56; 11,44]

31 Unter- bis durchschnittlich

Beanspruchung 9 16 [13,58; 18,42]

98 Überdurchschnittlich

Körperliche Beschwerden

8 14.5 [11,81; 17,19]

93 Durch- bis überdurchschnittlich

Allgemeines Wissen (AW)

21 8 [5.88; 10.12] 25 Unter- bis durchschnittlich

Rechnerisches Denken (RD)

27 9 [6.88; 11.12] 37 Unter- bis durchschnittlich

Begriffe erkennen (BE)

15 7 [4.18; 9.82] 16 Unter- bis durchschnittlich

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Gesundheitssorgen 8 14.5 [11,74; 17,26]

93 Durch- bis überdurchschnittlich

Offenheit 5 10 [7,06; 12,94]

50 Durchschnittlich

Extraversion 7 13 [10,44; 15,56]

84 Durch- bis überdurchschnittlich

Emotionalität 7 13 [10,51; 15,49]

84 Durch- bis überdurchschnittlich

5.4 Culture Fair Test

Die Langform des Culture Fair Test (CFT20-R) ist sprachfrei und erfasst die grundlegende geistige

Leistungsfähigkeit, den sogenannten „g-Faktor“ nach Spearman bzw. das allgemeine

intellektuelle Niveau („Grundintelligenz“) nach Cattell. Er besteht aus zwei Testteilen und vier

Untertests (Reihenfortsetzen, Klassifikationen, Matrizen, Topologien), dabei soll der Proband

jeweils eine Figur auswählen oder eliminieren, um ein Muster logisch zu vervollständigen. Zur

Lösung der Aufgaben ist also logisch-analytisches Denken erforderlich. Dem-nach ermittelt der

CFT-20-R die Allgemeine Intelligenz des Probanden. Beide Testteile sind ähnlich aufgebaut,

allerdings beinhaltet der erste Testteil mehr Items im Vergleich zum zwei-ten. Weiterhin besteht

für den ersten Testteil die Möglichkeit einer Zeitverlängerung um je eine Minute pro Subtest.

Die Norm wurde anhand der Altersgruppe, 16;1-17;0 ausgewählt.

Als Reliabilität wurde die Retest-Reliabilität mit r= .83-.91 gewählt, da diese an einer Stichprobe von

Haupt-/Werkrealschülern und Förderschülern erhoben wurde, was auch auf Frau Petersen zutrifft.

Rohwert Wertpunkte (WP)

Konfidenzintervall Prozentrang Verbale Klassifikation

CFT20-R

Teil 1 42 IQ – 107

Teil 2 32 IQ – 105

Teil 1+2 74 WP 11.4 (IQ – 107) 11

[10,22; 12,58] [9,82; 12,18]

Durchschnittlich

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5.5 Standard Progressive Matrices

Die Standard Progressive Matrices (SPM) sind ein sprachfreier Intelligenztest für Personen ab 6

Jahren, der der Erfassung des grundlegenden allgemeinen Faktors der Intelligenz (g-Faktor) nach

Spearman dient. Der Test wird ohne Zeitbegrenzung durchgeführt und besteht aus den fünf

Aufgabensets A bis E mit jeweils 12 Aufgaben, deren Komplexität und Schwierigkeit progressiv

steigt. Die Testperson soll dabei jeweils unvollständige, bedeutungsfreie geometrische Muster

durch Auswahl einer passenden Figur aus sechs (Sets A,B) bzw. acht (Sets C,D,E)

Wahlalternativen so ergänzen, dass ein gewisses logisches Konstruktionsmuster gewahrt bleibt.

Zur Lösung werden neben visueller Unterscheidungsgenauigkeit vor allem

Analogieschlussdenken, Regelerkennen und logisch-induktive Strategien benötigt, weshalb die

SPM die Allgemeine Intelligenz des Probanden ermitteln.

Als Norm wurden die Normierungen aus England (Raven, 2008) für 7-18 Jahre und von Bulheller &

Häcker (1999) für 13-30 Jahre gewählt, da diese sich für die Überprüfung der deutschen Werte

anbieten wegen der großen Altersüberschneidung.

Als Reliabilität wurde die Split-Half-Reliabilität mit einem Cronbachs von .87 bei Hauptschülern

gewählt.

Rohwert Wertpunkte Konfidenzintervall Prozentrang Verbale Klassifikation

SPM Plus 54 17.5 [16.01; 18.99] 99 Überdurchschnittlich

5.6 Gelegenheitsbeobachtung

Während des ersten diagnostischen Gesprächs nahm Frau Petersen sofort Blickkontakt auf und hielt

ihn auch angemessen. Sie beantwortete die Fragen ausführlich. Bei dem Gespräch über ihre Mutter

senkte sie den Kopf und sprach leiser. Auf Nachfrage gab sie an, dass sie das Halstuch, das sie trug,

selbst gefärbt hat, ebenso hat sie ihr Kastanienarmband selbst gemacht.

Während der Testung des HAWIK-IV überlegte Frau Petersen bei den verbalen UTs längere Zeit und

korrigierte sich teilweise, dabei wurde immer die letzte Antwort gewertet. Sie verstand die

Instruktionen unmittelbar. Ihr Erscheinen wirkte gepflegt. Bezüglich ihrer Aufmerksamkeit und

Konzentration gab es keine Auffälligkeiten. Ihre Einstellung zur Testung war bei allen UTs interessiert

und nicht beunruhigt, auch nicht bei den Speedtests. Sie zeigte sich offen und sprach in

angemessener Weise.

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Während des SPM Plus gab sie an: „Boa, ist das anstrengend heute. Ich bin fix und alle, aber ich geb

nochmal Gas – is ja immerhin wichtig für mein restliches Leben.“ Sie begann schnell in Set A&B und

wurde dann immer langsamer. Beim Umblättern der Seiten ab Item C6 seufzte sie und kniff die

Augen zusammen.

Während der Testung des d2 sagte Frau Petersen: „Scheiße, das schaffe ich ja nie! Darin bin ich echt

grottig.“ Der Hinweis, dass es nur wichtig sei, sich so gut anzustrengen wie möglich, beruhigte Frau

Petersen ein wenig. Bis zur 10.Zeile verschlechterte sich Frau Petersens Konzentration so sehr, dass

sie um Abbruch des Tests bat, was auch geschah. Somit ist auch keine Auswertung des d2

vorgesehen.

Während der Durchführung des CFT20-R gab es keine Auffälligkeiten, vor allem keine

Konzentrationsprobleme.

Während des zweiten diagnostischen Gesprächs wirkte Frau Petersen ausgeruht und sagte: „Ich freu

mich richtig, heute nochma solche Aufgaben zu machen. Bin auch wieder superfit!“ Bei dem

Gespräch über das Altenheim zeigte Frau Petersen ähnliche Reaktionen wie bei dem Gespräch über

ihre Mutter vom Vortag, allerdings noch stärker. Außerdem weinte sie.

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VI. Schlussfolgerungen zum Zustandsbild

6.1 Allgemeine Intelligenz

Um zu beantworten, ob Frau Petersen für die Ausbildung zur Floristin geeignet ist, ist es notwendig,

die bereits dargestellten und begründeten psychologischen Hypothesen bezüglich ihres

intellektuellen Leistungsniveaus zu prüfen. Zunächst soll die allgemeine Intelligenz beurteilt werden,

die mindestens unterdurchschnittlich bis durchschnittlich ausgeprägt sein sollte.

Unter dem Konstrukt „allgemeine Intelligenz“ versteht man das intellektuelle Potential einer

Person, das sich in der Fähigkeit zum logisch-analytischen Denken und durch das Erkennen von

Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen zeigt. Konkret gehören also Fähigkeiten wie das logische

Denken, das Abstraktionsvermögen sowie das Erkennen von Ursache-Wirkungs-

Zusammenhängen zur allgemeinen Intelligenz.

Nach Würdigung aller Befunde ist die allgemeine Intelligenz von Frau Petersen in Relation zu

Gleichaltrigen als mindestens unterdurchschnittlich bis durchschnittlich ausgeprägt zu beurteilen.

Im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung steht ihr im Vergleich zur Altersgruppe

durchschnittlich bis überdurchschnittliches Ergebnis im Untertest „Mosaik-Test (MT)“ wie HAWIK-IV.

Dort werden dem Probanden zweifarbige Würfel vorgelegt, mit denen unterschiedlich komplexe

Mustervorlagen innerhalb einer vorgegebene Zeitgrenze nachgebaut werden sollen. Hierzu ist

logisch-analytisches und räumlich abstraktes Denken erforderlich, wodurch der Untertest MT die

allgemeine Intelligenz misst.

Außerdem im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung steht Frau Petersens

unterdurchschnittlich bis durchschnittliches Ergebnis im Untertest „Gemeinsamkeiten finden (GF)“

des HAWIK-IV. Dort werden dem Probanden zwei Begriffe vorgegeben, für die er einen Oberbegriff

finden und benennen soll. Hierfür müssen funktionale und/oder abstrakte Beziehungen zwischen

Begriffen und Objekten erkannt und formuliert werden. Dieser Untertest misst somit die Fähigkeit

der allgemeinen Intelligenz des Probanden.

Desweiteren steht ihr durchschnittlich bis überdurchschnittliches Ergebnis im Untertest

„Bildkonzepte (BK)“ des HAWIK-IV im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung. Dort soll der

Proband aus zwei oder drei Bilderreihen mit je 3 oder 4 Bildern ein Bild auswählen, um damit eine

neue Gruppe zu bilden. Dabei ist es nötig, alle relevanten Eigenschaften der dargestellten Bilder

abstrakt zu erfassen und mit gemeinsamen Kategorien zu vergleichen. Der Untertest BK misst

insofern die allgemeine Intelligenz des Probanden.

Im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung steht außerdem Frau Petersens

durchschnittliches Ergebnis im Untertest „Matrizen-Test (MZ)“ des HAWIK-IV. Dabei wird dem

Probanden eine Anordnung von mehreren graphischen Mustern vorgelegt, in der sich eine Lücke

befindet. Aufgabe ist es, aus mehreren Alternativen zu entscheiden, welches Muster in diese Lücke

passt. Hierfür ist es erforderlich, die Konstruktionsprinzipien des Musters zu erkennen und auf die

Beispiele korrekt anwenden zu können. Demnach ermittelt der Untertest MZ die Allgemeine

Intelligenz des Probanden.

Page 20: Gutachten Style Ina

~ 20 ~

Außerdem im Einklang mit den diagnostischen Schlussfolgerungen steht Frau Petersen

überdurchschnittliches Ergebnis im SPM. Die Aufgaben des SPM integrieren die sprachfreie Erfassung

logisch-analytischen Denkens sowie der Abstraktionsfähigkeit und damit ebenfalls der allgemeinen

Intelligenz.

Desweiteren im Einklang steht ihr durchschnittliches Ergebnis im CFT20-R. Diese integrieren ebenfalls

die sprachfreie Erfassung logisch-analytischen Denkens sowie der Abstraktionsfähigkeit und damit

die allgemeine Intelligenz.

6.2 Sprache

Außerdem ist es notwendig, die Sprache zu beurteilen, die mindestens unterdurchschnittlich bis

durchschnittlich ausgeprägt sein sollte.

Unter dem Konstrukt „Sprache“ soll an dieser Stelle lediglich die sprachliche Kompetenz einer Person

verstanden werden, die das Sprachverständnis und das verbale Ausdrucksvermögen beinhaltet.

Unter Sprachverständnis versteht man die Fähigkeit, Sinn und Bedeutung von Lautäußerungen zu

erfassen. Das verbale Ausdrucksvermögen bezeichnet das Sichtbar- oder Hörbarmachen eines

inneren Vorgangs, eines Gedankens oder einer Vorstellung mit Hilfe des eigenen Wortschatzes.

Nach Würdigung aller Befunde ist die Sprache von Frau Petersen in Relation zu Gleichaltrigen als

mindestens unterdurchschnittlich bis durchschnittlich ausgeprägt zu beurteilen.

Im Einklang zur diagnostischen Schlussfolgerung steht Frau Petersens unterdurchschnittlich bis

durchschnittliches Ergebnis im Untertest „Gemeinsamkeiten finden (GF)“ des HAWIK-IV. Dort werden

dem Probanden zwei Begriffe vorgegeben, für die er einen Oberbegriff finden und benennen soll.

Hierfür müssen funktionale und/oder abstrakte Beziehungen zwischen Begriffen und Objekten

erkannt und formuliert werden. Dieser Untertest erhebt also das Sprachverständnis sowie das

verbale Ausdrucksvermögen und damit die sprachlichen Kompetenzen des Probanden.

Außerdem im Einklang steht das unterdurchschnittlich bis durchschnittliches Ergebnis im Untertest

„Wortschatz-Test (WT)“ des HAWIK-IV. Dort soll der Proband bei den Bildaufgaben das Objekt

benennen, was ihm als Bild vorgelegt wird und bei den verbalen Aufgaben gibt der Proband

Definitionen für die vom Testleiter vorgegeben Worte. Dieser Untertest erhebt also das

Sprachverständnis sowie das verbale Ausdrucksvermögen und damit die sprachlichen Kompetenzen

des Probanden.

Desweiteren ist ihr unterdurchschnittlich bis durchschnittliches Ergebnis im Untertest „Allgemeines

Verständnis (AV)“ des HAWIK-IV im Einklang mit den diagnostischen Schlussfolgerungen. Dort soll der

Proband Fragen zu sozialen oder allgemeinen Situationen beantworten, die darauf schließen lassen,

ob der Proband adäquate Verhaltensstandards kennt und zur entsprechenden Urteilsbildung fähig

ist. Dieser Untertest erhebt also das Sprachverständnis sowie das verbale Ausdrucksvermögen und

damit die sprachlichen Kompetenzen des Probanden.

Page 21: Gutachten Style Ina

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Im Einklang zur diagnostischen Schlussfolgerung steht Frau Petersens unterdurchschnittlich bis

durchschnittliches Ergebnis im Untertest „Begriffe erkennen (BE)“ des HAWIK-IV. Dort soll der

Proband einen allgemeinen Begriff entschlüsseln, der mit einer Reihe von Sätzen umschrieben wird.

Dieser Untertest erhebt also das Sprachverständnis sowie das verbale Ausdrucksvermögen und damit

die sprachlichen Kompetenzen des Probanden.

Außerdem im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung steht die Verhaltensbeobachtung,

aus der hervorgeht, dass Frau Petersen die ihr gestellten Fragen ausführlich beantwortet hat und in

angemessener Weise sprach.

6.3 Rechnen

Außerdem ist es notwendig, die Rechenfähigkeit zu beurteilen, die mindestens durchschnittlich

ausgeprägt sein sollte.

Unter dem Konstrukt „Rechenfähigkeit“ versteht man die rechnerischen Fertigkeiten einer Person,

die die Kenntnis und den adäquaten Einsatz von mathematischen Operationen einschließen,

beispielsweise beim Kopfrechnen oder bei der logischen Verknüpfung von Zahlen.

Nach Würdigung aller Befunde ist die Rechenfähigkeit von Frau Petersen in Relation zu

Gleichaltrigen als mindestens durchschnittlich ausgeprägt zu beurteilen.

Im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung steht Frau Petersens Anamnese, in der sie

berichtete, dass sie gut Kopfrechnen könne aufgrund ihres Nebenjobs, bei dem sie viel verkauft habe.

Im scheinbaren Widerspruch dazu steht ihr unterdurchschnittlich bis durchschnittliches Ergebnis im

Untertest „Rechnerisches Denken (RD)“ des HAWIK-IV. Dort soll der Proband mündlich gestellte

Sachaufgaben verbal rechnerisch lösen. Der Untertest RD misst entsprechend die Rechenfähigkeit

des Probanden.

Da der Untertest „Rechnerisches Denken“ verbal gelöst werden soll und Frau Petersen laut

Verhaltensbeobachtung bei verbalen Untertests länger brauchte und sich mehrfach korrigieren

musste, ist ihr abweichendes unterdurchschnittlich bis durchschnittliches Ergebnis im Untertest auf

verbale Schwierigkeiten zurückzuführen und dieser unterschätzt somit ihre Rechenfähigkeit.

6.4 Konzentration

Außerdem ist es notwendig, die Konzentration zu beurteilen, die unauffällig ausgeprägt sein sollte.

Unter der Konzentrationsfähigkeit versteht man die Fähigkeit, sich bestimmten relevanten

internen oder externen Reizen selektiv, d.h. unter Abschirmung gegenüber irrelevanten Reizen

sowie ununterbrochen, d.h. für die Gesamtdauer einer Aufgabe zuzuwenden und diese schnell

und korrekt zu analysieren.

Page 22: Gutachten Style Ina

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Nach Würdigung aller Befunde ist die Konzentration von Frau Petersen in Relation zu Gleichaltrigen

als unauffällig ausgeprägt zu beurteilen.

Im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung steht Frau Petersens durchschnittliches Ergebnis

im Untertest „Zahlen-Symbol-Test (ZST)“ des HAWIK-IV. Dort soll der Proband mithilfe eines

Zuordnungsschlüssels von Ziffern von 1-9 zu verschiedenen Zeichen so schnell wie möglich den

angegeben Ziffern ihre Zeichen zuordnen. Hierfür ist es erforderlich, zügig und aufmerksam Ziffern

und Symbole zu vergleichen. Der Untertest ZST misst entsprechend die Konzentrationsfähigkeit.

Außerdem im Einklang steht ihr durchschnittliches Ergebnis im Untertest „Buchstaben-Zahlen-Folgen

(BZF)“ des HAWIK-IV. Dort werden dem Probanden Reihen von Zahlen und Buchstaben zunehmender

Länge genannt und es muss diese wiederholen, wobei es zuerst die Zahlen in aufsteigender

Reihenfolge und dann in Buchstaben in alphabetischer Reihenfolge wiedergeben soll. Dabei ist es

erforderlich, die Reize aufmerksam wahrzunehmen, sorgfältig mental zu ordnen und zuletzt

wiederzugeben. Der Untertest BZF misst entsprechend die Konzentrationsfähigkeit.

Außerdem im Einklang steht ihr unterdurchschnittlich bis durchschnittliches Ergebnis im Untertest

„Symbol-Suche (SYS)“ des HAWIK-IV. Dabei soll der Proband eines von 2 potentiellen Zielsymbolen

mit einer Gruppe von 5 anderen Symbolen abgleichen. Hierfür ist zügiges und aufmerksames

Arbeiten erforderlich. Der Untertest SYS misst entsprechend die Konzentrationsfähigkeit.

Im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung steht außerdem ihre Verhaltensbeobachtung

während der Testung des HAWIK-IV und des CFT20-R, bei der es keine Konzentrationsprobleme gab.

Im scheinbaren Widerspruch dazu steht ihr unterdurchschnittlich bis durchschnittliches Ergebnis im

Untertest „Rechnerisches Denken (RD)“ des HAWIK-IV. Dort soll der Proband mündlich gestellte

Sachaufgaben verbal rechnerisch lösen. Der Untertest RD misst entsprechend die Rechenfähigkeit

des Probanden.

Da der Untertest „Rechnerisches Denken“ verbal gelöst werden soll und Frau Petersen laut

Verhaltensbeobachtung bei verbalen Untertests länger brauchte und sich mehrfach korrigieren

musste, ist ihr abweichendes unterdurchschnittlich bis durchschnittliches Ergebnis im Untertest auf

verbale Schwierigkeiten zurückzuführen und dieser unterschätzt somit ihre Konzentration.

Außerdem im scheinbaren Widerspruch dazu steht ihr unterdurchschnittlich bis durchschnittliches

Ergebnis im Untertest „Zahlen nachsprechen (ZN)“ des HAWIK-IV. Der Proband soll Zahlenreihen

zunehmender Länge vorwärts oder rückwärts wiederholen. Dabei muss der Proband die

Aufmerksamkeit auf die vom Versuchsleiter auditiv gegebene Information richten, diese

eichspeichern und strukturiert wiedergeben. Der Untertest ZN erfasst somit die Konzentration.

Da auch dieser Untertest eine starke verbale Komponente hat und Frau Petersen laut

Verhaltensbeobachtung bei verbalen Untertests länger brauchte und sich mehrfach korrigieren

musste, ist ihr abweichendes unterdurchschnittlich bis durchschnittliches Ergebnis im Untertest auf

verbale Schwierigkeiten zurückzuführen und dieser unterschätzt somit ihre Konzentration.

Page 23: Gutachten Style Ina

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Desweiteren im scheinbaren Widerspruch zur diagnostischen Schlussfolgerung steht der Abbruch des

Testes „d2“ wegen Konzentrationsschwierigkeiten von Frau Petersen. Dabei ist zu beachten, dass

dieser Test am Ende eines sehr lange dauernden und anstrengenden Tages von Frau Petersen stand

und dieser Test somit ihre Konzentrationsfähigkeit unterschätzt.

6.5 Gedächtnis

Außerdem ist es notwendig, Frau Petersens Gedächtnisfähigkeit zu beurteilen, die unauffällig

ausgeprägt sein sollte.

Unter Gedächtnis versteht man die mentale Fähigkeit, Informationen zu enkodieren, zu

speichern sowie abzurufen. Dabei unterscheidet man das Kurzzeitgedächtnis, welches die

bewussten Inhalte der zurzeit ablaufenden mentalen Aktivität enkodiert und weiterverarbeitet,

und das Langzeitgedächtnis, welches die eingehenden und verarbeiteten Informationen

dauerhaft speichert und diese wieder zum Abruf bereitstellt.

Nach Würdigung aller Befunde ist das Gedächtnis von Frau Petersen in Relation zu Gleichaltrigen als

unauffällig ausgeprägt zu beurteilen.

Im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung steht Frau Petersens unterdurchschnittlich bis

durchschnittliches Ergebnis im Untertest „Zahlen nachsprechen (ZN)“ des HAWIK-IV. Der Proband soll

Zahlenreihen zunehmender Länge vorwärts oder rückwärts wiederholen. Um die Zahlenfolgen

korrekt wiedergeben zu können, ist es erforderlich, diese kurzzeitig im Gedächtnis zu speichern und

wieder abrufen zu können. Der Untertest ZN erfasst somit das Kurzzeitgedächtnis des Probanden.

Außerdem im Einklang steht ihr durchschnittliches Ergebnis im Untertest „Buchstaben-Zahlen-Folgen

(BZF)“ des HAWIK-IV. Dort werden dem Probanden Reihen von Zahlen und Buchstaben zunehmender

Länge genannt und es muss diese wiederholen, wobei es zuerst die Zahlen in aufsteigender

Reihenfolge und dann in Buchstaben in alphabetischer Reihenfolge wiedergeben soll. Um die

Buchstaben-Zahlen-Folgen korrekt wiederzugeben, ist es erforderlich, diese kurzzeitig im Gedächtnis

zu speichern und wieder abrufen zu können. Entsprechend misst der Untertest BZF das

Kurzzeitgedächtnis des Probanden.

Desweiteren im Einklang steht Frau Petersens unterdurchschnittlich bis durchschnittliches Ergebnis

im Untertest „Rechnerisches Denken (RD)“ des HAWIK-IV. Dort soll der Proband mündlich gestellte

Sachaufgaben verbal rechnerisch lösen. Um diese zu lösen, ist es erforderlich, diese griffbereit im

Kurzzeitspeicher des Gehirns abzulegen und abrufen zu können. Entsprechend misst der Untertest

RD das Kurzzeitgedächtnis des Probanden.

Im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung steht Frau Petersens unterdurchschnittlich bis

durchschnittliches Ergebnis im Untertest „Allgemeines Verständnis (AV)“ des HAWIK-IV. Dort soll der

Proband Fragen zu sozialen oder allgemeinen Situationen beantworten, die darauf schließen lassen,

ob der Proband adäquate Verhaltensstandards kennt und zur entsprechenden Urteilsbildung fähig

ist. Hierfür ist es erforderlich, dauerhaft gespeicherte Informationen über Daten und Fakten im

Page 24: Gutachten Style Ina

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Langzeitspeicher abzuspeichern und auch abzurufen. Entsprechend misst der Untertest AV das

Langzeitgedächtnis des Probanden.

Im scheinbaren Widerspruch zur diagnostischen Schlussfolgerung steht das unterdurchschnittlich bis

durchschnittliche Ergebnis des Untertests „Allgemeines Wissen (AW)“ des HAWIK-IV. Dabei werden

dem Probanden allgemeine Wissensfragen gestellt. Hierfür ist es erforderlich, dauerhaft gespeicherte

Informationen über Daten und Fakten im Langzeitspeicher abzuspeichern und auch abzurufen.

Entsprechend misst der Untertest AW das Langzeitgedächtnis des Probanden.

Da der Untertest „Allgemeines Wissen“ nicht nur Gedächtnisfunktionen misst, sondern auch

allgemeines Wissen, unterschätzt er die Gedächtnisfunktion von Frau Petersen.

6.6 Feinmotorik

Außerdem ist es notwendig, Frau Petersens Fähigkeit zur Feinmotorik zu beurteilen, die mindestens

durchschnittlich ausgeprägt sein sollte.

Motorik ist die Fähigkeit des Körpers, sich zu bewegen. Die Motorik wird dabei in Grobmotorik

(z. B. Reaktionsschnelligkeit und allgemeines Reaktionsvermögen, sowie allgemeine Körper- und

Gliederstärke und Bewegungskoordination) und Feinmotorik (z. B. Mimik, Fingergeschicklichkeit)

unterschieden.

Nach Würdigung aller Befunde ist die Feinmotorik von Frau Petersen in Relation zu Gleichaltrigen als

mindestens durchschnittlich ausgeprägt zu beurteilen.

Im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung steht Frau Petersen durchschnittlich bis

überdurchschnittliches Ergebnis im Untertest „Mosaik-Test“ des HAWIK-IV. Dort werden dem

Probanden zweifarbige Würfel vorgelegt, mit denen unterschiedlich komplexe Mustervorlagen

innerhalb einer vorgegebene Zeitgrenze nachgebaut werden sollen. Um die vorgegeben Muster

nachzulegen, ist entsprechend feinmotorisches Geschick vonnöten, welches der Untertest MT

demnach misst.

Außerdem im Einklang steht ihr unterdurchschnittlich bis durchschnittliches Ergebnis im Untertest

„Symbol-Suche (SYS)“ des HAWIK-IV. Dabei soll der Proband eines von 2 potentiellen Zielsymbolen

mit einer Gruppe von 5 anderen Symbolen abgleichen. Für das Ankreuzen der richtigen

Ankreuzfelder in adäquater Geschwindigkeit ist auch feinmotorisches Geschick nötig, welches der

Untertest SYS entsprechend misst.

Desweiteren im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung steht das diagnostische Gespräch

mit dem Lehrer von Frau Petersen an der JAW, welche aussagte, dass Frau Petersen sehr geschickt

beim Modell und beim Töpfern gewesen sei, allgemein bei allen praktischen Arbeiten

hervorgestochen habe.

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Im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung steht Frau Petersens durchschnittliches Ergebnis

im Untertest „Zahlen-Symbol-Test (ZST)“ des HAWIK-IV. Dort soll der Proband mithilfe eines

Zuordnungsschlüssels von Ziffern von 1-9 zu verschiedenen Zeichen so schnell wie möglich den

angegeben Ziffern ihre Zeichen zuordnen. Für die Reproduktion der Zeichen in adäquater

Geschwindigkeit ist auch feinmotorisches Geschick nötig, welches der Untertest ZST entsprechend

misst.

6.7 Körperliche Belastbarkeit

Außerdem ist es notwendig, Frau Petersens körperliche Belastbarkeit zu beurteilen, die mindestens

durchschnittlich ausgeprägt sein sollte.

Unter körperlicher Belastbarkeit versteht man die körperliche Fitness oder körperliche

Leistungsfähigkeit einer Person im Alltag und im Berufsleben.

Nach Würdigung aller Befunde ist die körperliche Belastbarkeit von Frau Petersen in Relation zu

Gleichaltrigen als mindestens durchschnittlich ausgeprägt zu beurteilen.

Im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung ist der Fremdbefund des Arztes Dr. Steiner zu

sehen, der während einer körperlichen Untersuchung die Funktionstüchtigkeit und Belastbarkeit und

Knien und Rücken als uneingeschränkt bezeichnet hat und der im Langzeit-EKG keinen Befund

erheben konnte. Diese Untersuchungen sind dafür geeignet, die körperliche Belastbarkeit

einzuschätzen.

Im scheinbaren Widerspruch zur diagnostischen Schlussfolgerung ist Frau Petersens durchschnittlich

bis überdurchschnittliches Ergebnis in der Standardskala „Körperliche Beschwerden“ des FPI-R. Diese

Skala misst, ob der Patient eher viele Beschwerden hat und psychosomatisch gestört ist oder ob er

wenige Beschwerden berichtet und psychosomatisch nicht gestört ist, z.B.: „Ich habe einen

empfindlichen Magen.“ Da körperliche Beschwerden eng mit der Belastbarkeit verknüpft sind, ist die

Skala dafür geeignet, die körperliche Belastbarkeit zu messen.

Da die Patientin während der Exploration berichtet hatte, dass sie im Zuge ihrer stressigen

Ausbildung von häufigen Kopfschmerzen geplagt werde, unterschätzt die Skala „Körperliche

Beschwerden“ ihre körperliche Belastbarkeit.

6.8 Jobspezifische emotionale Belastbarkeit

Außerdem ist es notwendig, Frau Petersens jobspezifische emotionale Belastbarkeit zu beurteilen,

die mindestens durchschnittlich ausgeprägt sein sollte.

Page 26: Gutachten Style Ina

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Unter jobspezifischer emotionaler Belastbarkeit versteht man die Fähigkeit, trotz Stress oder der

Person nahe gehender Ereignisse dieselbe Leistungsfähigkeit zu zeigen wie unter normalen

Bedingungen.

Nach Würdigung aller Befunde ist die jobspezifische emotionale Belastbarkeit von Frau Petersen in

Relation zu Gleichaltrigen als unterdurchschnittlich ausgeprägt zu beurteilen.

Im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung steht Frau Petersens durchschnittlich bis

überdurchschnittliches Ergebnis in der Extraskala „Emotionalität“ des FPI-R. Diese Skala misst

emotionale Labilität, Empfindlichkeit, Ängstlichkeit, viele Probleme und körperliche Beschwerden im

Vergleich zu emotionale Stabilität, Gelassenheit, Selbstvertrauen und Lebenszufriedenheit, z.B.

„Meine Laune wechselt ziemlich oft.“ Daher ist sie dazu geeignet, die emotionale Belastbarkeit von

Frau Petersen einzuschätzen.

Außerdem im Einklang steht Frau überdurchschnittliches Ergebnis in der Standardskala

„Beanspruchung“ des FPI-R. Diese Skala misst Angespanntheit, Überforderung sowie sich oft „im

Stress“ fühlen im Gegensatz zu wenige Beanspruchung, keine Überforderung und Belastbarkeit.

Daher ist sie dazu geeignet, die emotionale Belastbarkeit von Frau Petersen einzuschätzen.

6.9 Fähigkeit zur kreativ-künstlerischen Gestaltung

Außerdem ist es notwendig, Frau Petersens Fähigkeit zur kreativ-künstlerischen Gestaltung zu

beurteilen, die mindestens ausgeprägt sein sollte.

Unter dieser Fähigkeit versteht man eine hohe Kreativität bei künstlerischen Tätigkeit.

Nach Würdigung aller Befunde ist die Fähigkeit zur kreativ-künstlerischen Gestaltung von Frau

Petersen in Relation zu Gleichaltrigen als ausgeprägt zu beurteilen.

Im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung steht das diagnostische Gespräch mit dem

Lehrer von Frau Petersen, der berichtete, dass diese sehr kreativ sei.

Außerdem im Einklang steht die Äußerung von Frau Petersen während des diagnostischen

Gesprächs, dass sie ihr Halstuch selbst gefärbt habe und das Armband selbst gefertigt sei.

Im scheinbaren Widerspruch zu der diagnostischen Schlussfolgerung steht das diagnostische

Gespräch mit dem Lehrer von Frau Petersen, der angab, dass ihre Farbzusammenstellungen als

ungewöhnlich zu beschreiben seien.

Da die Fähigkeit der Farbkombination aber durchaus erlernbar ist und Teil der Ausbildung sein sollte,

ist dieser Unterpunkt durchaus kompensierbar.

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6.10 Kontaktfreudigkeit

Außerdem ist es notwendig, Frau Petersens Kontaktfreudigkeit zu beurteilen, die mindestens

ausgeprägt sein sollte.

Unter Kontaktfreudigkeit versteht man die Extraversion, Offenheit und Aufgeschlossenheit

gegenüber anderen Menschen.

Nach Würdigung aller Befunde ist die Kontaktfreudigkeit von Frau Petersen in Relation zu

Gleichaltrigen als ausgeprägt zu beurteilen.

Im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung steht das diagnostische Gespräch mit Frau

Petersen, in welchem sie äußerte, sie habe bei ihrem Nebenjob am Kiosk viel mit Menschen zu tun

gehabt, sei allgemein gerne unter Menschen, habe schnell Freunde gefunden an der JAW und möge

den Beruf der Floristin unter anderem wegen dem Kontakt zu Menschen.

Außerdem im Einklang steht ihr durchschnittlich bis überdurchschnittliches Ergebnis der Extraskala

„Extraversion“ des FPI-R. Diese misst Extravertiertheit, Geselligkeit, Impulsivität,

Unternehmenslustigkeit im Gegensatz zu Introversion, Zurückhaltung und Ernsthaftigkeit, z.B. „Ich

kann in eine ziemlich langweilige Gesellschaft schnell Leben bringen.“ Daher ist diese Skala geeignet,

die Kontaktfreudigkeit zu messen.

Desweiteren steht ihr unterdurchschnittlich bis durchschnittliches Ergebnis der Standardskala

„Gehemmtheit“ des FPI-R im Einklang mit den diagnostischen Schlussfolgerungen. Diese misst

Gehemmtheit, Unsicherheit, Kontaktscheue im Gegensatz zu Ungezwungenheit, Selbstsicherheit und

Kontaktbereitschaft. Daher ist diese Skala dazu geeignet, die Kontaktfreudigkeit zu messen.

Im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung steht außerdem die Verhaltensbeobachtung von

Frau Petersen, bei der beobachtet wurde, dass sie sofort Blickkontakt aufnimmt, angemessen spricht

und sich offen und interessiert zeigte.

Außerdem im Einklang steht ihr überdurchschnittliches Ergebnis in der Standardskala „Soziale

Orientierung“ des FPI-R. Diese Skala misst die soziale Verantwortung, Hilfsbereitschaft und

Mitmenschlichkeit im Gegensatz zu Eigenverantwortung in Notlagen betonend, Selbstbezogenheit

und keine Solidarität. Daher ist diese Skala dazu geeignet, die Kontaktfreudigkeit zu messen.

6.11 Jobspezifische Erwartungshaltung

Außerdem ist es notwendig, Frau Petersens jobspezifische Erwartungshaltung zu beurteilen, die

mindestens realistisch ausgeprägt sein sollte.

Unter jobspezifischer Erwartungshaltung versteht man wirklichkeitsnahe Erwartungen bezüglich der

Berufschancen, Aufstiegsmöglichkeiten und Einkommenshöhe des angestrebten Berufes.

Nach Würdigung aller Befunde ist die jobspezifische Erwartungshaltung von Frau Petersen in Relation

zu Gleichaltrigen als mindestens realistisch ausgeprägt zu beurteilen.

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Im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung steht das diagnostische Gespräch, in dessen

Verlauf Frau Petersen äußerte, dass sie sich im Berufsinformationszentrum (BIZ) sowie im Internet

über den Beruf informiert habe.

6.12 Räumliches Vorstellungsvermögen

Außerdem ist es notwendig, Frau Petersens räumliches Vorstellungsvermögen zu beurteilen, das

keine Defizite aufweisen sollte.

Das räumliche Vorstellungsvermögen kann generell als die Fähigkeit des Menschen beschrieben

werden, in der Vorstellung räumlich zu sehen und zu denken. Diese Fähigkeit umfasst den Erwerb,

die Organisation und den aktiven Umgang mit im Gedächtnis gespeicherten Vorstellungsbildern. Im

Mittelpunkt steht dabei das Erkennen der Lage und Beziehung von Körpern im dreidimensionalen

Raum.

Nach Würdigung aller Befunde ist das räumliche Vorstellungsvermögen von Frau Petersen in Relation

zu Gleichaltrigen als nicht defizitär zu bezeichnen.

Im Einklang mit der diagnostischen Schlussfolgerung steht das diagnostische Gespräch mit dem

Lehrer von Frau Petersen, der berichtete, dass sie sich sehr gut dreidimensionale Modelle anhand

von Zeichnungen vorstellen könne.

Page 29: Gutachten Style Ina

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VII. Beantwortung der Fragestellung

Wenn man alle Ergebnisse zusammenfasst, ist festzustellen, dass Frau Petersen sowohl die

Anforderung an die allgemeine Intelligenz als auch an die Sprache, die Rechenfertigkeit, die

Konzentrationsfähigkeit, das Gedächtnis, das räumliche Vorstellungsvermögen, das Handgeschick,

die körperliche Belastbarkeit, die Fähigkeit zur kreativ-künstlerischen Gestaltung, die

Kontaktfreudigkeit als auch die jobspezifische Erwartungshaltung erfüllt.

Die Anforderung der jobspezifischen emotionalen Belastbarkeit wurde nur unterdurchschnittlich

erfüllt. Allerdings ist diese durch Frau Petersen aktuelle Beanspruchung in ihrer Ausbildung zu

erklären, welche sich in allen Lebenslagen widerspiegelt. Sobald diese außergewöhnliche

Stresssituation beendet ist, kann mit einer Normalisierung der emotionalen Belastbarkeit gerechnet

werden. Daher ist diese Anforderung durchaus änderbar.

Als Empfehlung für die Verbesserung der jobspezifischen emotionalen Belastbarkeit wäre daher ein

Entspannungstraining, z.B. die Progressive Muskelrelaxation (PMR), angemessen.

Die Ausgangsfrage, ob es zu erwarten ist, dass Frau Ina Petersen für den Beruf der Floristin

hinsichtlich ihrer Eigenschaften, Fähigkeiten und Interessen geeignet ist, lässt sich damit bejahen. Es

ist wahrscheinlich, dass sie für den Beruf der Floristin geeignet ist.

Page 30: Gutachten Style Ina

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Ich versichere, dieses Gutachten nach sorgfältiger psychologischer Erhebung relevanter

Informationen zu den im Gutachten zu beurteilenden Tatsachen nach bestem Wissen und Gewissen

im Sinne der berufsethisch festgeschriebenen Richtlinien abgefasst zu haben.

Marie Steinbrück

Page 31: Gutachten Style Ina

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VIII. Literatur

Fahrenberg, J., Hampel & R., Selg, H. (2001). Das Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI-R). Manual.

(7. überarbeitete und neu normierte Auflage). Göttingen: Hogrefe.

Horn, R. (Hrsg.). (2009). Standard Progressive Matrices (SPM-C/SPM-P/SPM Plus)

Frankfurt am Main: Pearson.

Petermann, F., Petermann, U. (2007). Hamburg-Wechsler- Intelligenztest für Kinder IV (HAWIK-IV), 1

Auflage. Bern: Hans Huber. Manual, des HAWIK-IV

Weis, R.H. (2006). Grundintelligenztest Skala 2 - Revision - (CFT 20-R). Göttingen:

Hogrefe.