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Lesen Sie in dieser Ausgabe: Eine außergewöhnliche Frau Seite 28 Man trägt Crocs – zu Jom Kippur Seite 35 Porträt zum 90. Geburtstag von Hilde Zadek Seite 37 OFFIZIELLES ORGAN DER ISRAELITISCHEN KULTUSGEMEINDE WIEN Nr. 607 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 Erscheinungsort Wien Verlagspostamt 1010 P.b.b GZ 03Z034854 W DVR 0112305 GEMEINDE magazin Die Gartenbaukino - 23. Oktober 2007 Künstlerhaus Kino - 24. Oktober 2007

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Lesen Sie in dieser Ausgabe:

Eine außergewöhnliche Frau Seite 28

Man trägt Crocs – zu Jom Kippur Seite 35

Porträt zum 90. Geburtstag von Hilde Zadek Seite 37

OFFIZIELLES ORGANDER ISRAELITISCHENKULTUSGEMEINDE WIEN

Nr. 605 September 2007Elul 5767/Tischri 5768

Erscheinungsort WienVerlagspostamt 1010 P.b.b

GZ 03Z034854 W DVR 0112305

GEMEINDEDie

ee 2.-

OFFIZIELLES ORGAN DER ISRAELITISCHENKULTUSGEMEINDE WIEN

Nr. 607 Oktober 2007Tischri/Cheschwan 5768 Erscheinungsort WienVerlagspostamt 1010 P.b.b

GZ 03Z034854 W DVR 0112305

GEMEINDEmagazin

Die

Gartenbaukino - 23. Oktober 2007 Künstlerhaus Kino - 24. Oktober 2007

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Medieninhaber (Verleger), Herausgeber: Israelitische KultusgemeindeWien. Zweck: Information der Mitglieder der IKG Wien in kulturellen, poli-tischen und or ganisatori schen Belangen. Stärkung des demokratischen

Bewusst seins in der österreichischen Bevöl kerung. Sitz: 1010 Wien, Seitenstettengasse 4, Postfach 145.Tel. Redaktion/Sekretariat 53 104/271, Anzeigenannahme 53 104/272, Fax: 53104/279, E-mail [email protected]: AV+Astoria Druckzentrum GmbH, A-1030 WienAlle signierten Artikel geben die persönliche Mei nung des Autors wieder, die sich nicht immer mit derMeinung der Redaktion deckt. Für die Kaschrut der in der GEMEINDE angezeigten Produkte überneh-men Herausgeber und Redaktion ausdrücklich keine Verantwortung. Nicht alle Artikel, die in derRedaktion einlangen, müs sen zur Veröffentlichung gelangen.

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2 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768

INHALT &

INHALT

GEMEINDEDie

IN EIGENER SACHEAus dem Büro des Präsidenten 3

IKG-Wahlen: Festsetzung der Fristen 5

Grußbotschaft MP Shimon Peres 6

Claims Conference 7

NEU! DIE RUSSISCHE GEMEINDE-SEITE

Aus dem Holocaust nichts gelernt 8

POLITIK

IN- UND AUSLAND

Statement of Dr. Gusenbauer in Israel 10

Papstbesuch in Wien 12

Ergreiferprämie für NS-Verbrecher bringt Hinweise 14

Strauss-Kahn ist neuerIWF-Direktor 15

Ahmanidejad genießt die Show16

ISRAEL

Der Fall Muhammad Al-Durraneu aufgerollt 17

GAZA-STREIFEN:Krieg gegen Sderot 18

Israel bestätigt Militärschlag gegen Syrien 19

Statistiken zum Jahreswechsel 20

WIRTSCHAFT

Deutsche Telekom bautKooperationen aus 21

Stabilisierung der Armut 22

40 freie Tage im Jahr fürisraelische Arbeitnehmer 23

Oracle plant Investitionenin Israel 23

WISSENSCHAFT

Antiker Bienenstock freigelegt 24

Blutlose Herzoperation 24

PETER WEINBERGER

In der Forschung weit abgeschlagen 25

Strom aus Kuhfladen 25

Die „bionische Hornisse“ 25

RECHTE ECKE

Nazi-Video beim Bundesheer 26

Der Turmkommers 26

Ausgewertet werden Meldungen von: APA, JerusalemPost, Ha’aretz, MEMRI, Yediot Aharonot, Global intel-ligence centre, Walla, Y-net, israelnetz (inn), nahostfo-cus (NOF), ICEJ, Honestly-concerned, GMW, JTA,u.v.a.

Profilierung mit Antisemitismus? 27 Leserbriefe an Redaktionen 27

JÜDISCHE WELTMICHAEL FEYEREine ungewöhnliche Frau 28

GERTRAUD HOHENEDERBrückenschlag 30Biblisches Öl gegen Infektionen 30Panorama 31Die Angst der Juden in Myanmar 33Sport 34Crocs sind in 35Israeli neuer Präsident des Weltärztebundes 36Neue Regeln in der Knesset 36

KULTUR MARTA S. HALPERT„Singen war wichtiger als Brot“Ein Portrait zum 90. Geburtstag von Hilde Zadek 37Orden an den Retter des„Pianisten“ 41Auszeichnung für Hannah Lessing 41Stolpersteine 42Ehrung für Lotte Tobisch 44MICHAELA LEHNERDas Gedächtnis der Haut 45Kulturelles 46

Titelbild: Siehe auch Beitrag Seite 47

PLENARSITZUNGEN 2007� 06.11.�

„Die Gemeinde“ 14-tägig! Mehr Service.Mehr Übersicht.

Mehr Information.

Wir bedauern ... � Korrektur zur letzten Ausgabe (Nr.605/Seite 76) „Das Kol Nidrej Gebet undseine Musik“:

1.Es stand, dass Christen behaupteten, dass man den Schwü ren und Ver spre chungender Juden nicht glauben kann, weil jene sowieso am Jom Kippur bedeutungslos wer-den. Zu unserem Bedauern fehlte die Ant wort des Rabbiners Jechiel von Paris undRabbiner Mo sche ben Nachman (Nach manides): „Das Kol Nidrej Gebet hilft unsSchwüre und Versprechen aufzu he ben, die wir uns selber gestellt haben, aber keine,die wir unseren Mit men schen geleistet haben“.2. Der Name der Königin von Spanien im Jahre 1498 lautet „Isabella“ und nicht Eli -sa beth.3. Rabbi Jacob Molin (Maharil) lebte von 1360 – 1427.

� Sterbefälle August:Richtig muss es heißen STERNFELD Albert und nicht Viktor .

Wir freuen uns ...

Betreff: EIN KNICKSERL

Liebe Frau Feiger,seit Jahren lese ich DIE GEMEINDE.Neben den fachlichen Berichten, kann man hier - beson dersin letzter Zeit - auch fundierte Hintergrundinforma tio nenbekommen, die man in anderen Medien meist vermisst.Besonders viel Herz spürte ich in dem Artikel von MartaHalpert über den von mir sehr verehrten Daniel Baren -boim. Gäbe es auf der Welt mehrere Menschen mit seinemMut und Verstand, so wäre unser Leben ein einzigesfried liches und hochklassiges musikalisches Crescendo.

IhreRenate Wunderer

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Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 3

AUS DEM BÜRO DES PRÄSIDENTEN

AUS DEM BÜRO DES PRÄSIDENTENAUS DEM BÜRO DES PRÄSIDENTEN

Sehr geehrte Gemeindemitglieder!

Am 30. September beteiligte sich die Israelitische Kultusgemeinde an einer Demonstrationgegen einen atomaren Iran. Ich wurde gefragt, warum sich die IKG ausgerechnet zum Iran zu Wort meldet und ob nichtThemen wie Antisemitismus, Rechtsextremismus und FPÖ näher liegende Problemewären.

Eine atomare Bedrohung durch den Iran bedeutet meiner Meinung nach die schlimmsteBedrohung für das jüdische Volk, den Staat Israel – aber eigentlich für die ganze Welt seitdem 2. Weltkrieg. Diese Bedrohung könnte, falls nicht eine diplomatische Lösung gefun-den wird, zu einer militärischen Eskalation führen, die nicht nur für den Iran, sondernfür die ganze Region, aber wahrscheinlich für die ganze Welt zu einer Katas trophe füh-ren würde, die in ihrer Dimension den 2. Weltkrieg noch übertreffen könnte. Wenn wir aus der Geschichte gelernt haben, dass Chamberlain und Daladier mit einer

Politik des „appeasements“ letztendlich 50 Millionen Tote auf dem Gewissen haben (hät-ten sie doch nur „Mein Kampf“ gelesen und Hitler geglaubt), dann müssten die euro-päischen Politiker endlich die iranische Führung ernst nehmen. Seit Khomeini ist es deren Doktrin, den Führungsanspruch in der islamischen Welt zu

stellen, antijüdische und antiisraelische Ideen zu propagieren, die Vernichtung des jüdi-schen Staates zu fordern, die terroristischen Organisationen (Hamas, Hisbollah) zu un -terstützen, den Terror in die Welt zu tragen (Anschlag gegen die jüdische Gemeinde inBuenos Aires). Wenn man meint, dass es nur auf den iranischen Präsidenten MahmudAhmadinejad beschränkt ist, so ist das wieder ein Versuch, die Augen vor der Realitätzu verschließen. Die so genannten Gemäßigten in der iranischen Führung, Larijani, Raf -sanjani und Chameini sind alles andere als Gemäßigte (nur weil sie Englisch sprechen),und stellen in ihren Aussagen die selben extremistischen Forderungen, haben die selbenAnsichten, nur formulieren sie etwas weniger schrill und veranstalten keine Konferenzzur Leugnung der Shoah.Die Bedrohung auf Israel zu reduzieren ist ein weiterer Fehler, vor allem der Europäer.

Der Iran verfügt derzeit über Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite von 1.300 km.Zuletzt wurde stolz eine neue Raketengeneration Shahab IV mit einer Reichweite von1.800 bis 2.000 km in Teheran vorgestellt. Diese neuen Raketen gefährden ausschließlichAfrika und Europa, und es kann sich also jeder ausrechnen, dass der Iran keinen Rake -ten angriff gegen Kenia und die Elfenbeinküste vor hat. Dass diese offensichtliche Bedrohung der europäischen Staaten von diesen ignoriert

wird, ist eine grobe Fahrlässigkeit.

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AUS DEM BÜRO DES PRÄSIDENTEN

4 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768

Dass die Europäer heute neben Russland und China die wichtigsten Handelspartner desIran sind, ist eine weitere Tatsache, aber mit einem kleinen Unterschied: Europäer liefernTechnologie und Ersatzteile, sie investieren in Raffinerien und helfen dem Iran, seine de so -late Infrastruktur, insbesondere im Bereich Erdöl und Gas zu modernisieren - und geradedas ist die Voraussetzung, um das atomare Programm des Iran überhaupt zu ermöglic hen.Dieses atomare Programm dient der iranischen Führung auch, um die Inkompetenz im

eigenen Land zu verschleiern (Benzin ist in einem der erdölreichsten Länder der Weltrationiert worden!). Diese Unfähigkeit der iranischen Führung, den Menschen Arbeit, Ausbildung und Wohl-

stand zu ermöglichen, führt zu einer massiv steigenden Unzufriedenheit, und es liegtjetzt an den Europäern, dafür Sorge zu tragen, dass die iranische Bevölkerung versteht,dass nur in einem friedlichen Nebeneinander und ohne atomare Bedrohung Prosperitätund eine friedliche Zukunft des Iran möglich sind. Dazu müssten Konzerne wie OMV,Siemens, EON, usw. ihre Investitionstätigkeit im Iran einstellen, müssten die europäischenRegierungen die Gunst der Stunde erkennen und handeln statt reden, um eine Eskala ti onund eine mögliche Katastrophe eines Krieges zu verhindern.

Als Juden, als Europäer und als Menschen, die im Krieg keine Lösungsmöglichkeit se hen,ist es daher unsere Pflicht, unsere Stimme zu erheben. Deswegen hat sich die Kultus ge -meinde zu Wort gemeldet, deswegen meldet sich der Europäische Jüdische Kongress zuWort, und deswegen werden wir unsere Bemühungen in dieser Richtung in den näch-sten Monaten weitere intensivieren.

HerzlichstIhr

Dr. Ariel Muzicant

AUS DEM BÜRO DES PRÄSIDENTENAUS DEM BÜRO DES PRÄSIDENTEN

Anlässlich des Ramadan lud Bundeskanzler Alfred Gusenbauer die Spitzen re prä sen tanten derReligionsgemeinschaften zum traditionellen Fastenbrechen (Iftar). Es ka men Kardinal ChristophSchönborn, der Präsident der Islamischen Glaubens ge mein schaft, Anas Schakfeh, der evangelischeBischof Herwig Sturm sowie der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant. Inseiner Rede betonte Gusenbauer, dass jede religiöse Gruppierung „nicht nur Lichtseiten, sondern imLaufe ihrer jahrhundertelangen Geschichte auch Schattenseiten“ aufweist. Der Staat werde die „Frei -heit der Religion schützen“, im Gegensatz müssten die Religionsgemein schaften „den allgemeinenrechtlichen Rahmen der Republik achten“.

© Johannes Zinner

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IKH-WAHLEN 2007

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 5

NEUWAHL DESKULTUSVORSTANDES

AM 15., 20. UND 25. NOVEMBER 2007 WIRD DER VORSTAND DER ISRAELITISCHEN KULTUSGEMEINDE WIEN NEU GEWÄHLT

Die Wählerliste liegt ab Montag, dem 15. Oktober 2007, 9 Uhr früh, während der üblichen Dienststunden in der Abteilung"Mitglie der ser vi ce" der Israelitischen Kultusgemeinde Wien,Wien 1, Seiten stetten gasse 4, Parterre, auf.Reklamationen wegen Auslassung wahlberechtigter oder Auf -nah me von nicht wahlberechtigten Personen in der Wählerlistekönnen vom 15. Ok to ber bis einschließlich 23. Oktober 2007während der üblichen Dienst stunden im Gene ral se kretariat derIsraelitischen Kultusgemeinde Wien, Wien I, Seiten stet ten gasse 4,schriftlich eingebracht werden.

WANN WIRD GEWÄHLT?am Donnerstag, 15. November 2007 von 8 - 18 Uhr undam Dienstag, 20. November 2007 von 8 - 20 Uhrim Wahllokal Innere Stadt (1010 Wien, Seiten stet ten -gasse 2) bzw. am

Sonntag, 25. November 2007in den für Sie zuständigen Wahllokalen,

WAS BRAUCHE ICH, UM WÄHLEN ZU KÖNNEN?

Die seitens der Kultusgemeinde ausgestellte WAHL LEGI TI -MA TION (sie ergeht rechtzeitig an alle Wahl be rechtigten)und ein amtlicher LICHTBILDAUSWEIS (Reisepass, Führer -schein etc.) berechtigt Sie zur Stimmabgabe.

Sie erhalten vom Vorsitzenden der Wahlkommission einenStimmzettel, auf dem die wahlwerbenden Gruppen aufgelis tetsind, und treffen durch Ankreuzen der Partei Ihres Ver trauensIhre Wahl.

WAHLLOKAL 1 1010 Wien, Seitenstettengasse 2(Gemeindezentrum IKG)Wahlberechtigte der Bezirke NÖ und nördl. Burgenland

WAHLLOKAL 2(Buchstaben A-K), 1020 Wien, Tempel�gasse 5(Verein ESRA)Wahlberechtigte der Bezirke1020 (A-K)

WAHLLOKAL 3(Buchstaben L-Z), 1020 Wien, Tempelgasse 5(Verein ESRA)Wahlberechtigte der Bezirke1020 (L-Z), 1220

WAHLLOKAL 4 1040 Wien, Taubstummeng. 17 (B’nai B’rith Loge)Wahlberechtigte der Bezirke1030, 1040, 1050, 1100 und 1110

WAHLLOKAL 51130 Wien, Am Platz 2(Bezirksmuseum Hietzing) Wahlberechtigte der Bezirke1120, 1130, 1140, 1150 und 1230

WAHLLOKAL 61190 Wien, Bauernfeldgasse 4(Maimonides Zentrum)Wahlberechtigte der Bezirke1090, 1160, 1170, 1180 und 1190

WAHLLOKAL 71200 Wien, Adalbert-Stifter-Straße 14-18 (JBBZ)

Wahlberechtigte der Bezirke1200 und 1210

IKG-WAHLEN 2007FESTSETZUNG DER FRISTEN Frist BBeesscchhrreeiibbuunngg

Mo. 15.10.07Auflegen der Wählerliste, Anschlag an Kundma chungs-tafel = Stichtag für die Wahlberechtigung § 79/2,

Do. 18.10.07Frühester Termin zur Abgabe von Wahlvorschlägen§ 82/1 a

Di. 23.10.07Frist zur Einbringung von Beschwerden gegen die Wählerliste §79

Do. 25.10.07Spätester Termin zur Abgabe von Wahlvorschlägen§ 82/1a

3 Tage Frist zur Entscheidung über Beschwerden § 80/1

3 Tage Frist zur Berufung § 80/2

3 Tage Frist zur Entscheidung über Berufung § 80/2

Di. 30.10.07 Ende der Prüfungsfrist der Wahlvorschläge § 82/2

So. 04.11.07letzter Tag zur Beseitigung von Mängeln in denWahlvorschlägen, die vom Präsidenten innerhalb der Prüfungsfrist anerkannt wurden § 82/2

Di. 06.11.07 Frist zur Bekanntgabe der Koppelungen § 83

Mi. 07.11.07Frist für Vorschläge für die Zusammensetzung der einzelnen Wahlkommissionen § 84/3

Fr. 09.11.07Kundmachung mittels persönlicher Zuschrift (Zu sen dung der Wahllegitimationen) an alleWahlberechtigte §81

Fr. 09.11.07Kundmachung der Wahlvorschläge und allfälliger Kop-pelungen an der Kundmachungstafel der IKG § 82/3

So. 11.11.07 Letzter Tag für Änderungen in der Wählerliste § 80/5

Do. 15.11.07 1. Alternativwahltag § 84/2

Di. 20.11.07 2. Alternativwahltag § 84/2

So. 25.11.07 HAUPTWAHLTAG

Mo. 03.12.07 Einwendungen gegen die Wahl § 92/1

8 Tage abZustellung

Beschwerde gg. Entscheidungen des KV betreffendAgnos zierung bzw. Annulierung der Wahl bzw.Einwendungen ab Zustellung §92/5

4 Wochen Entscheidungsfrist bei Einwendungen § 92/6

8 Tage Ablehnung der Wahl durch Gewählten § 92/7

Di. 08.01.08 letzter Tag zur Einberufung des neuen Kultusvorstandes § 93/1

Kundmachung des Wahlergebnisses in „Die Gemeinde“Die angegebenen Paragraphen beziehen sich auf das Statut der IKG

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Ministerpräsident Shimon PeresDa wir an der Schwelle zumjüdischen Neuen Jahr stehenund ich gleichzeitig mein Amtals Staatspräsident von Israelantrete, möchte ich mit Ihnenzuerst und vor allem meinentiefsten und herzlichstenWunsch teilen für ein Jahrdes anhaltenden Wohlstands,für Sicherheit, für geistigenReichtum und für das Wohl -ergehen des jüdischen Volkesin der ganzen Welt und füralle jene, die nach Frieden undToleranz streben.

Es ist eine Zeit für Einheit – sowohl zu Hause wie im Aus -land.

Inmitten des weiteren Umfeldes der Schwierigkeiten undHerausforderungen, denen wir uns in der Neuen Ära ge -gen über sehen, ist das jüdische Volk dazu aufgefordert,sich mit Themen und Fragen auseinanderzusetzen, dieunsere Existenz betreffen, unsere Rolle bei globalen Ini ti a -tiven und die Gestaltung unserer eigenen Identität. VieleJahre lang wurde Israel als ein „globales“ Problem be -trach tet. Heute setzt sich Israel mit den gleichen globalenHerausforderungen auseinander, die auch der gesamtenWelt Probleme bereiten.

Das ist der Grund, warum wir zusammen arbeiten müssen,um diesen und zukünftigen Herausforderungen zu begeg -nen – nicht einfach nur deshalb, um darauf zu reagieren,son dern um zu träumen und zu schaffen... um strategischePri oritäten zu entwickeln, die von so grundsätzlicher Be -deu tung sind, wie sie unser Volk in seiner gesamten Ge -schich te entwickelt hat ... um daran zu glauben und dieseumzusetzen... Nur durch die gemeinsame Zielsetzung un -se rer Anstrengungen – jenen von Israel und des jüdischenVol kes – können wir wirklich dazu beitragen, die Zukunftund das Wohlergehen unseres Volkes zu gestalten und zusi chern.

Wenn man in einer globalisierten Welt lebt, wird die „Rea li-tät“ unvermeidlich ein dynamisches und sich permanentän derndes Phänomen, in dessen Umfeld unterschiedlicheGemeinden mit sich ändernden Umständen und Heraus -forderungen konfrontiert werden. Das jüdische Volk darfnicht die Bedeutung des Einsammelns der einzelnen Stim -men in der gesamten jüdischen Welt vernachlässigen undmuss diese zu einem einzigen umfassenden und bedeu-tungsvollen Ganzen zusammenfügen. Unsere Verantwor -tung als Volk liegt darin, es zu ermöglichen, dass all diesenStimmen Gehör verschafft wird. Wir müssen, sowohl inIsrael, wie in der gesamten Diaspora, die Kunst der Sen si bi -lität und der Weisheit lernen, die es uns ermöglichen könn te,das Potential freizusetzen, das in solchen Stimmen enthaltenist. Unser Ziel im Laufe dieses gesamten Pro zes ses mussnach wie vor darin liegen, für eine sowohl intellektuellewie qualitative Partnerschaft zum Nutzen unseres Volkeszu werben.

Es liegt in der Natur des jüdischen Erbes nach globalerVer antwortung im Rahmen von Tikkun Olam zu streben.Trotz seiner geringen Größe hat Israel bewiesen, dass esdazu in der Lage ist, eine einzigartige Wirtschaft zu schaf-fen. In ähnlicher Weise ist das Land zu einem globalenPionier auf dem Feld der wissenschaftlichen Entwicklungund Forschung geworden. Es ist von grundlegender Be -deu tung, dass Israel weiterhin eine wichtige Rolle im Be -reich der globalen Wissenschaft und Technologie einnimmtund als Pionier dient bei der nie endenden Suche nach Lö -sungen für globale Herausforderungen auf den Gebietender Ausbildung, Telekommunikation, Landwirtschaft, derglobalen Erwärmung und in weiteren Forschungs be rei -chen. Das jüdische Volk in der ganzen Welt diente in derVergangenheit als Rückgrat bei derartigen Leistungen undwird dies auch in der Gegenwart und in Zukunft tun. Gemeinsam haben der Staat Israel und die jüdische Ge -mein schaft in der Diaspora, das ihnen innewohnende Po ten-tial, zur weiteren Friedensentwicklung und zu vermehrtemWohlstand auf globaler Ebene im Allgemeinen beizutragen,und zur Sicherung der jüdischen Existenz im Besonderen.

Um die zuvor angeführten Sehnsüchte in die Realität um -setzen zu können, müssen regionale Partnerschaften ge -pflegt und alle vorhandenen natürlichen und menschli chenMöglichkeiten weise eingesetzt werden, wenn es darumgeht, für regionale wirtschaftliche Entwicklung und dieEr ziehung zum Frieden zu werben. Keine Gelegenheit darfverpasst und jede Möglichkeit muss aufgegriffen werden,

6 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768

ROSCH HASCHANAH

Wir wünschen allen Kunden und Freundenfrohe Feiertage!

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ROSCH HASCHANAH

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um für Frieden unter uns selbst und mit unseren Nachbarnzu werben. Gleichzeitig müssen wir die nötigen Maßnah -men ergreifen, um die Sicherheit jüdischen Lebens zugewährleisten, wo immer dies auch sein möge.

Der Staat Israel misst der Anteilnahme der jüdischen Ge -meinden in aller Welt beim Prozess der Sicherstellung sei-nes Wohlergehens größten Wert bei. Von besonderem Wertist die anhaltende Beteiligung der jüdischen Jugend vonheute an diesem Prozess, dies sind die führenden jüdi-schen Persönlichkeiten der Zukunft. Während wir weiter-hin stolz das jüdische Erbe und die Ethik unserer Vorväterpflegen werden, muss sich unser Augenmerk auch aufun sere Kinder richten – denn wir müssen für sie die Wei -chen für ihre Integration und ihr Aufwachsen im neuenZeitalter stellen.

In der Tat ist es so, dass wir am Rande der Gegenwart ste-hen. Wir sehen uns nach wie vor Herausforderungen allerArt gegenüber und die größte davon liegt darin, keineMög lichkeit ungenutzt verstreichen zu lassen. Dazu sindwir entschlossen. Darin liegt unser Gebet.

Mit Rosch Haschana vor unserer Türschwelle entbiete ichIhnen, noch einmal, meine wärmsten persönlichen Wün -sche für Sie, Ihre Familien und Ihre Gemeinden für einJahr des Friedens und des Wohlergehens.

Herzlichst Shimon Peres

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8 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768

DIE RUSSISCHE SEITE

Sehr geehrte Damenund Herren, liebeFreundinnen undFreun de! Ich kannzwar heute hier nichtan dieser wichtigenund notwendigenKund gebung derSolidarität mit Israelteilnehmen, mir istes aber ein Bedürfnismeine tiefe Ver bun -

den heit mit den Anliegen dieser Veranstaltung offenund deutlich zum Ausdruck zu bringen.

Im Rahmen meiner Tätigkeit im DÖW und in der Aktiongegen den Antisemitismus habe ich mich in den letztenJahren in zunehmendem Maße mit einem als „Antizio -nismus“ verkleideten Antisemitismus auseinandersetzenmüssen - einem Antisemitismus, der nicht nur von Rechts -extremisten und Neonazis kommt, sondern auch (zu mei-nem Leidwesen, füge ich hinzu) von linker Seite, auchvon manchen Sozialdemokraten getragen oder zumindestunterstützt wird. Die Aktion gegen den Antisemitismus hat von Anfang andie Vernichtungsdrohungen des iranischen PräsidentenAh madinejad gegen Israel ernst genommen und die öster-reichische Politik aufgefordert, dazu entschieden Stellungzu nehmen und Handlungen zu setzen. Leider müssen wirfeststellen, dass dies nur in unzureichendem Maße ge -sche hen ist. Weder die erbärmliche Holocaust-Leugner-Konferenz inTeheran noch die unvermindert fortgesetzte nukleareAuf rüstung des Iran haben zu angemessenen ReaktionenÖsterreichs und der Europäischen Union geführt, und dersogenannte Dialog mit dem iranischen Regime ist nichtsan deres als der Schutzmantel, hinter dem der Atombom -ben bau betrieben wird. Iranische Atombomben sind zwarprimär eine Existenzgefährdung Israels, es wäre aber naiv,die darüber hinausgehenden Bedrohungen nicht zu se hen:Im Visier der islamistischen Fundamentalisten steht diege samte westliche Kultur und Zivilisation, stehen De mo -kra tie und Menschenrechte, stehen alle, die keinen islami-schen Gottesstaat wollen. Es ist eine unfassbare Umkehrung der Wirklichkeit, wenndiese reale Bedrohung von österreichischen Medien nichtwahrgenommen wird und stattdessen im ‘profil’ gefragtwird: „Wie mächtig ist Israel?“ Mit dieser Aufbauschungwerden antisemitische Klischees vom allmächtigen Ju den -tum und von der jüdischen Weltverschwörung bedient undgleichzeitig von den wirklichen Gefahren in der Welt ab -gelenkt. Stellen wir doch die Gegenfrage: Wann wird überdie pro-arabische und pro-islamische Lobby in Eu ro paeine Titelstory verfasst? Wann wird die (indirekte) Finan -

zie rung von palästinensischen Terror aktivitäten durchmissbrauchte EU-Gelder thematisiert? Als Historiker weiß ich, dass das Zurückweichen vor tota-litären Diktaturen katastrophale Folgen haben kann. DieAppeasement-Politik des Westens 1938 hat zu den Erfol -gen Hitlerdeutschlands maßgeblich beigetragen. Shoahund andere Genozide in Europa wären nicht möglich ge -we sen, wenn Hitlerdeutschland schon 1938 in die Schran kengewiesen worden wäre. Daraus heißt es die Lehren zu zie-hen. Das iranische Atomprogramm muss mit allen Mittelngestoppt werden. Wenn Dialog, Verhandlungen undSank tionen keine Ergebnisse bringen, wird man letztlichauch den Einsatz militärischer Mittel als gerechtfertigt an -se hen müssen.

Unsere Aufgabe hier und heute ist es, die Öffentlichkeitauf diese realen Bedrohungen aufmerksam zu machen.Diplomatische Floskeln und Friedensbekundungen, dienichts an der Situation ändern, sind zu wenig. Solidaritätmit dem bedrohten Israel heißt auch, dem jüdischen Staatdas Recht auf Selbstverteidigung, auf Behauptung seineroffen bedrohten Existenz zuzubilligen. Gerade Österreichund Deutschland haben auf Grund ihrer Involvierung indie Shoah besondere Verpflichtungen gegenüber den Jü -din nen und Juden und gegenüber dem jüdischen Staat.Wir dürfen einen atomaren Holocaust nicht zulassen.

Grußbotschaft zur Kundgebung „Keine Geschäfte mit den iranischenMullahs“ am 30. 09. Der Verfasser ist Vizepräsident der Aktion ge genAntisemitismus und langjähriger wissenschaftlicher Leiter des DÖW.

Aus dem Holocaust nichts gelernt? Warnung vor dem iranischen Atomprogramm

Von Wolfgang Neugebauer

ALLAH UND DIE JUDENDie islamische Renaissance

des Antisemitismus

Buchpräsentation mit dem Orientalisten Hans Peter Raddatz

Montag, 5. November 2007, um 19.30 Uhr,

IKG-Gemeindezentrum

Moderation: Samuel Laster (Herausgeber der Internetzeitung „die juedische“)

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DIE RUSSISCHE SEITE

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 9

Не почерпнули уроков из Холокоста? Предупреждение об иранской атомной программе.

Вольфганг Нойгебауэр,

Приветсвие участникам митинга «Никаких сделок с иранскими муллами»,воскресенье, 30-го сентября, 18 часов площадь Штефана.

В рамках моей деятельности для Документального архива австрийскогосопротивления и в рамках Акции против антисемитизма, мне приходилосьсталкиваться с таким растущим в своих масштабах проявлениемантисемитизма, которое скрывается под понятием «антисионизм», с антисемитизмом, который исходит не только от экстремистов правоготолка и неонацистов, а также (добавлю здесь, к моему сожалению) излевого лагеря, который несут или хотя бы поддерживают также инекоторые социал-демократы.

Акция против антисемитизма с самого начала серьёзно восприняла угрозыиранского президента Ахмадинеджада об уничтожении Израиля ипотребовала от австрийской политики занять решительную позицию ипредпринять действия. Нам приходится к сожалению отметить, что этобыло сделано в недостаточном объёме.

Ни убогая конференция отрицателей Холокоста в Тегеране, нипродолжающееся полным ходом атомное вооружение Ирана, не вызвалидостойной реакции Австрии и Европейского Союза и, так называемый, диалог с иранским режимом – это ничто иное как покрывало, под которымведётся строительство атомной бомбы. Иранские атомные бомбы, хотя и впервую очередь представляют угрозу существованию Израиля, но было бынаивно не видеть угроз, которые выходят за эти рамки: под прицеломфундаменталистов-исламистов находится вся западная культура ицивилизация, демократия и права человека, находятся все, кто не хотятисламского халифата.

Это является непостижимым скажением действительности, если этареальная угроза не воспринимается австрийскими средствами массовойинформации и вместо этого журнал «профиль» („Profil“) задаётся вопросом:«Насколько могуществен Израиль?» Этим раздувают антисемитские клишео всемогущем еврействе и о всемирном еврейском заговоре, одновременноотвлекая от действительных угроз миру.

Давайте зададим встречный вопрос:Когда будет написана передовица опроарабском и происламистском лобби в Европе? Когда темой станут(непрямое) финансирование действий палестинских террористов сиспользованием денежных средств ЕС в преступных целях?

Как историк, я знаю, что отступление перед тоталитарными диктатурамиможет иметь катастрофические последствия. Политика Appeasement, которая велась Западом в 1938 году, в значительной мере посодействовалауспеху гитлеровской Германии. Шоа и другие геноциды в Европе не былибы возможны, если бы гитлеровская Германия уже в 1938 году была быпоставлена на место. Это значит, необходимо из этого извлекать уроки.Иранская атомная программа должна быть остановлена всеми возможоны-ми методами. Если диалог, переговоры и санкции останутся безрезультат-ными, то тогда придётся рассматривать применение военной силы какоправданное.

Наша задача, сегодня и сейчас, - это обратить внимание общественности наэти реальные угрозы. Дипломатические фразы и заверение в стремлении кмиру, которые не ведут к изменению ситуации, этого мало.

Солидарность с находящимся под угрозой Израилем означает также ипризнание за еврейским государством права на самооборону, наутверждение своего находящегося под угрозой существования.Австрия и Германия как раз, в связи с их причастностью к Шоа, имеютособые обязательства по отношению к еврейкам и евреям и по отношениюк еврейскому государству. Мы не должны допустить атомного Холокоста.Автор является вице-президентом Акции против антисемитизма имноголетним научным руководителем Документального архиваавстрийского сопротивления.

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„Todesmarsch“Gedenkveranstaltung

im Rahmen von „Kristallnacht– Zeitzeugen berichten“

Wiener Volkstheater4. November 2007, um 11.00 Uhr

Karten unter Tel. 01/52 111-400,[email protected]

Kartenpreise: 14,- Euro (ermäßigt 8,- Euro)

Bereits zum 15. Mal sprechen am 4. No -vember wieder Zeitzeugen und Zeitzeu gin -nen über die Gräueltaten in der Zeit desNa tionalsozialismus im Rahmen einer Ma -tinee im Wiener Volkstheater: „Zeitzeugenberichten“ aus Anlass der sogenannten„Reichs kristallnacht“ – heuer über die To -des märsche, die mehr als 300.000 Men -schen das Leben kosteten.

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POLITIK • IN- UND AUSLANDPO

LITIK

SSttaatteemmeenntt ooff FFeeddeerraall CChhaanncceelllloorr DDrr.. AAllffrreedd GGuusseennbbaauueerr aatt tthhee IInntteerrddiisscciipplliinnaarryyCCeennttrree,, HHeerrzzlliiyyaa,,SSeepptteemmbbeerr 22nndd,, 22000077

It is a great pleasure and honour for me to speakhe re at the Interdisciplinary Centre in Herzliya tosuch a distinguished audience. Let me first thank theIDC and President Reich mann and Ambassador Pri -mor for bestowing the honour of an Honorary Fel low -ship of the Interdisciplinary Centre on me. It fills mewith pride and gratitude to be a fellow of this pres-tigious institution.

I was asked to give a short speech on the to picof Europe, Austria and the Middle East. The timeavailable will not suffice to tackle this complex is suecomprehensively especially as the multidimensionaland multifaceted web of relations bet ween Europeand the Middle East is difficult to comprehend with-out including some basic thoughts about the trans -at lantic relationship, about the special relationshipof some European States, including Austria, with Is -rael, about the role of Islam in to days Euro pe, aboutthe energy situation and about the global threatsof terrorism and weapons of mass destruction.

As the Austrian Federal Chancellor I have thepri vilege to start with the special relationship

between Austria and Israel. Next year we will cele-brate the 60th anniversary of the crea tion of the stateof Is ra el. The idea of a jewish state and it´s realisa-tion are linked in an antithetic manner to the trag-ic experience of jews in Aus tria. The Declaration ofInde pen dence of Is rael is a telling document also inthis res pect. It honours the spiritual father of thejewish sta te, Theodor Herzl. Herzl was an Austrianjournalist and author and according to his diariesone of his dreams was to see one of his plays per-formed at the Vienna Burgtheater. Faced with theendemic anti-semitism in Vienna and elsewhere inEurope he developed a different more lasting andmore powerful dream: the vision of a jewish state.

Many perpetrators of the Holocaust were Aus tri -ans, many Austrians were part of the Nazi-machin-ery which brought death, suffering and destructionover Europe. Many Aus trians preferred to look theother way when death, suffering and destructionwas brought to their Jewish neighbors. AustrianRoma and Sinti, socialists, communists, catho lics,homosexuals and others who were also persecutedand killed by the Nazi terror regi me.It took many years until Austria was ready to rec-ognize its moral responsibility for this darkest periodof our history. It took many years until we were ableto see that the correct legal argument about theinexistence of Austria as a sovereign state duringthe Nazi period prevented us from coming to termswith our history. Chancellor Franz Vranitzky’s his-toric speech at the Hebrew University in Jerusalemin 1993 was a cathartic moment in the relationsbetween Austria and Israel and between Austriaand its history. Confronting our own past was attimes painful and controversial. I learned this lessonwhen I commissioned a re port about the brownspots in my own party, about the ease with whichmy staunchly anti-Nazi Social Democratic Party hadglossed over the Nazi past of some of its represen-

tatives. I be lieve that today we are able to bow ourheads in mourning, pay respect to the millions ofvictims of Nazi terror and assume responsibility forthe bright as well as the dark sides of our past.

This responsibility is not limited to lofty declara-tions. It is an important element in our con stantfight against anti-Semitism and ra cism. We need tobe vigilant and act where ever ra cism and anti-semitism shows its wicked head. Be it at home orabroad. Be it personal transgressions or govern-mental activity like the scan dalous Holocaustdeniers conference organi zed by Iranian PresidentAh ma di ne jad. It is a motor for Austria’s staunchsup port for human rights everywhere. And it is adecisive fac tor in our relations with Israel.

The bilateral relations between Austria andIsrael deserve only one characterization: they areexcellent. Despite the fact that there might bepolitical differences on specific issues and despitethe fact that relations have not always been easy,today I am proud to say that we are friends. Friendswho cooperate in all walks of life, who share thesame values of democracy and freedom. Friendswho exchange ideas, goods and services at an everincreasing pace. I hope that my visit over the nextdays will open new avenues of cooperation andwill deepen the friendship between our nations.

As a member of the European Union Austria ac -ti vely participates in a rich web of bilateral and regi -o nal initiatives which are designed to deepen coop-eration with Israel. Israel figures prominently in theEU neighborhood policy and the Euro-Medi terrane anPartnership, the so-called Barcelona pro cess, offersthe opportunity to approach relations bet ween theEU and Israel in a regional context including Is -rael’s Arab neighbors. Israel was the first countrywith which the Euro pe an Union could finalize actionplans for strengthened cooperation ranging fromanti-terrorism to human rights, from scientific ex -chan ges to environmental cooperation. The closeties bet ween Europe and Israel could be even clos-er and Austria will work with its European partnersand Israel to achieve that goal.

The constitutional debate within the Euro pe anUnion and two big waves of enlargement

which brought the 12 additional countries in to the EUhave dominated the political discourse of Europe overthe past years. Austria’s eastern neighbors have all be -co me members of the Union. The political and eco-nomic importance of this “reunification” of Eu ro pecannot be overestimated, especially for my country,which has hugely benefited from this development.I am also optimistic that we will be able to con-clude the debate about the legal foundations of theEurope an Union in the coming months and therebycreate the institutional and legal basis for a moreeffective, efficient and democratic EU. The Reformtreaty will create instruments through which Euro -pe’s foreign policy will become more coherent andeffective. And the conclusion of the debate will freepolitical energy that is needed to tackle the bigchallenges ahead. Let me just mention climatechan ge as one of the most pressing issues on theEuropean and international agenda. Let me mentionenergy security. And let me men tion the contributionof Europe to a peace in the Middle East.

Europe follows the developments in the Midd leEast with great concern. Although the latest reportof the International Atomic Ener gy Agency on theIranian nuclear programme notes some positivesteps, key questions re main unanswered. The inter-national reaction towards the Iranian Uraniumenrichment programme was clear and unequivocaland ba cked by targeted UN-sanctions. Iran, so far hasslo wed down but not ended its enrichment activi -ties. It has not yet provided all necessary clari fica ti -ons with respect to past and current nu cle ar activi-ties so that suspicions about the character of itsnuclear programme remain. Iran must fulfill its obli -gations under the relevant Secu ri ty Council resolu-tions if it wants sanctions to be lifted. TheEuropean Union has consistently de clared its readi-ness to engage in dialogue with Iran, if it lives upto its obligations. It has made equally clear that anuclear armed Iran is unacceptable. We share thisview with the entire international community.

Despite some improvements in the security situ-ation in Iraq the daily bloodshed continues andrisks to affect the entire region. The re con structionof Iraq will therefore be key. Austria is contributingits share to this international effort through the EUand bilaterally and is also supporting a strongerrole of the United Nations in the efforts to stabilizeIraq. It would however be an illusion to assume thatall these efforts can be brought to fruition with outthe active participation of all Iraqi fac tions andwithout the positive involvement of Iraq’s neigh-bors. Stopping the infiltration of terrorists is key tothe improvement of the se cu rity situation. But let mealso draw your at ten ti on to the humanitarian cata-strophe which affects more than 2 million Iraqi refu -gees stran ded in the boarder regions of neighbor-ing countries, mostly in Syria and Jordan. Last weekthe head of UNHCR, my old friend Antonio Guterresdescribed the difficulties to provide humanitarianaid to these refugees and praised Jordan and Syriafor shouldering the burden of this situation. Syria’s centrality to the stabilization of the Midd leEast cannot be overestimated. The Eu ro pe an Unionhas extended its hand to Syria and has offered awide-ranging dialogue un der certain conditions. Itis time for Syria to come in from the cold. It is timefor Syria to play a constructive role in the develop-ment of the region. It is time for Syria to realize thatit has more than one op ti on.

Austrian troops patrol the Golan heights sin ce1974 as part of United Nations Disenga ge mentObserver Force(UNDOF). Hundreds of young menvolunteered for the service, some have given theirlives in the hope that their ser vice might contributeto lasting peace bet ween Israel and Syria. I sharethe optimism of these young men. I hope that oneday in the not too dis tant future I will be able to sayto these men and to their families that their serviceand their sacrifice helped to bring about peace formilli ons.

Let me now turn to the dimension of the Midd-le East conflict which is at the heart of the mat-

ter. It will come as no surprise to you that Austria,like the rest of the European Uni on sees the twostate solution as the only viable and lasting solu-tion to the Israeli-Pales tinian conflict. A two state

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Österreichs Kanzler zu NS-Zeit:

"Viele haben weggeschaut"

Bundeskanzler Alfred Gusenbauerhat sich in Israel klar zur Rolle seinesLandes in der Nazizeit geäußert.

„Viele Täter des Holocaust wa renÖsterreicher“, sagte Gu sen bauer beider Verleihung seiner Ehrenmit glied -schaft durch das „InterdisciplinaryCenter“. „Viele Österreicher waren Teilder Nazi-Maschinerie, die Tod, Leid undZer stö rung über Europa gebracht hat. Undviele Österreicher haben weggeschaut, alsTod, Leid und Zerstörung über unserejüdischen Nachbarn ge bracht wurden.“Er gestand ein, dass Österreich „vie leJahre gebraucht" habe, um seine morali-sche Verantwortung „für das dunkelsteKapitel der Geschichte“wahrzunehmen.„Heute sind wir in der Lage, den Kopf inTrauer zu beugen und den Millionen Op -fern des Nazi-Terrors Res pekt zu zollen“.

Der Bundeskanzler äußerte sichauch zum Nahostkonflikt und derRol le Europas. Syrien trage dabeieine große Verantwortung und müs sekonstruktiv sein. Gusenbauer sprachsich gegen Atomwaffen im Iran aus –und im Zusammenhang mit demAntisemitismus, der weltweit zu be -kämpfen sei, sprach er auch von den„I de en“ des iranischen PräsidentenMahmud Ahmadinedjad und seiner„Holo caust-Leugner-Konferenz“.

Der Besuch von Bundeskanzler Al -fred Gusenbauer war nach mehr alsneun Jahren der erste Besuch einesösterreichischen Kanzlers in Israel.

solution that leaves no doubt, no room of interpre-tation about the right of Israel to exist in security,freedom and within internationally and regionallyrecogni zed boarders and in good neighborlinesswith Palestine, but also with Syria, Lebanon,Jordan and Egypt. A two state solution thatencompasses a fair solution of the complex issuesof Jerusalem and of the Palestinian refugees.

Under the term Middle East conflict we usuallyunderstand the multitude of conflict lines

which relate in more or less clear ways to the coreconflict between Israel and Palestine. Con ven tionalwisdom has it that once this core con flict is solved,everything else will fall in place. Such monocausalexplanations have the great advantage of reducingan extremely complex situation to a size that ismanageable in intellectual terms. It has the greatpractical disadvantage that such a reductionistconstruction of reality can easily lead to an equallyreductionist construction of a political process.The re fore I believe that comprehensive sett lementswith Syria and Lebanon need to be reached in con-junction with the core track of the issue.

Despite the worrying developments of re centmonths in the Palestinian territories there is a realchance to make substantial progress now. The reg-ular talks between Prime Minister Ol mert and Pre s i -dent Abbas are a welcome de velop ment. If a concre -te understanding about the fra mework of a perma-nent status agreement can be reached in these talksthe Middle East confe rence could present the op por -tunity for a serious breakthrough. Austria and theEuro pe an Union stand ready to support this pro cess,through the Quartet and through whatever meansthe two parties deem appropriate and useful. Therecent nomination by the Quartet of Tony Blair asa special envoy is an additional element of hope.He will put all his renowned ener gy and skill intothe build-up and stabilization of Pa les tinian institu-tions and accompany the political process as goodas he can.

It is obvious that a clear political perspecti ve andthe improvement of daily living conditi ons of Pales -ti nians through professional and efficient Palesti ni aninstitutions is key to preventing further disintegra-tion of the Palestinian po litical landscape. TheEuropean Union as the biggest donor in Palesti ne plays

a decisi ve ro le in this undertaking. The Israeli gov-ernment has undertaken some steps to increase thecon fi den ce of Palestinians that under the leadershipof Presi dent Abbas and Primeminister Fayyadprogress is not only possible but tangible. Fur thersteps are needed to increase that confidence. Thepolitical, economic and humanitarian situ ationneed to improve substantially in order to cut off thelifeline of radicalism, which is des pair. I count onthe wisdom of Israeli leaders in this respect. Theimplementation of the agreement on movementand access, further transfer of Palestinian tax andcustoms reve nu es and the facilitation of economicactivities would help to inspire hope. I also counton the wisdom of Presi dent Ab bas and thePalestinian Authority to make every effort to stabi-lize the situation in the Pa les tinian territories, toreform its institutions and to improve the securitysituation for Pa les tinians and Israelis living alongthe boar der. I count on the wisdom of the Israeliand Pales tinian leadership to grasp the opportuni-ty of renewed international and especially Ameri -can engagement, to move the process forward inan irreversible manner.The positive engagement of key Arab na tions in

the process, the initiatives taken by Saudi-Arabia,Egypt and Jordan have substantially increased thechances for real progress. I count on the wisdom ofArab leaders to build on the outcome of the sum-mits of Beirut and Riadh and continue their crucialinitiatives for lasting peace.

Visions of a prosperous and peaceful Midd leEast might sound naïve in the complex and

con flict torn reality of today. As naïve as it soun dedin 1957, when after a cataclysmic world war theformer enemies got together to found what is nowthe European Union. As naïve as it sounded in1989, if anybody had predicted that most Warsaw-pact states would be members of the EuropeanUnion less than two de cades later. As naïve as itmight have sounded then that the United States,the Russian Federation and the European Uniontogether with the United Nations would undertakejoint efforts to help the Middle East along on itsdifficult path to peace.

Let us grasp the opportunity presented by theconfluence of important international, re gi onal and

© Reuters/Gil Cohen Magen

BundeskanzlerAlfred Gusenbauer(re) – mit Robe undDoktoranden-Hut –wurde von Prof.Uriel Reichmann(li), Prä si dent des Inter disziplinä renZentrums vonHerzliya, einerangesehenen israelischenPrivatuniver si tät,als „Ehrenmit glied“aufgenommen.

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Die Wurzeln des Christentumsliegen im Judentum

In seiner Begrüßung für PapstBenedikt XVI. betonte KardinalChristoph Schönborn, dass dasMotto „Auf Christus schauen“auch bedeute, auf die jüdischenWurzeln zu schauen. Mit einerSchweigeminute gedachte derPapst der jüdischen Opfer derSchoah. Während seines Besuchsam Juden platz begegnete Bene -dikt XVI. auch Ver tretern derjüdischen Gemeinde, und ver-neigte sich im strömenden Re genvor dem Mahnmal. Oberrab bi ner Eisenberg führteim An schluss an den Gedenkaktmit ei nige Journalisten Ge sprä -

che im „Art Forum Frankl“ amJudenplatz, wo er sich bei heißemTee aufwärmte. „Es ist hier nichtsSensationelles geschehen, aber es istsehr schön, dass es während eines sokurzen Besuches Zeit für diese Be -geg nung gegeben hat.“Wichtig sei,dass er vor allem Ver tretern desle bendigen Juden tums begegnetist. Die Gedenk minute war ohneWorte – aber in der Stille liegequalitativ viel mehr, als quanti-tativ, so Eisenberg. Die Beziehungen zwischen der

ka tholischen Kirche und der jüdi -schen Ge meinde bewertet derOber rabbiner als sehr gut: „Wirhaben ein sehr gutes Verhältnis zuKardinal Schönborn, der auch dieheutige Be geg nung initiiert hat, aberauch zu anderen Kirchenver tre tern.“Federführend in der Annähe -

rung christ lich-jüdischer Bezie -hungen hier zulande ist derKoor dinie rungs aus schuss fürchristlich-jüdische Zusam men -ar beit. Diese Plattform fördertAuf klärungsbestre bun gen zwi-schen den beiden Religions strö -mungen, so zum Beispiel mitdem Tag des Juden tums. Dieserwurde 1999 vom ÖkumenischenRat der Kirchen be schlos sen undwird seit dem Jahr 2000 jedes Jahram 17. Januar begangen. „Wir sollten keinen Gottesdienst amTag des Ju den tums fei ern ohne aufdie lange Geschichte der christli chenJuden feind schaft zu ver wei sen“, er -klärte Helmut Nausner, Pastor

der Evange lisch-me tho disten Kir -che, heu er in seiner Predigt zudiesem Anlass. In diesem Sinnegehört Bil dungs arbeit zu denwichtigsten Zielsetzun gen desKo ordinierungsauschusses, wo -mit nicht zuletzt der christlicheAn ti se mi tismus aufgearbeitetwer den soll. Mit seiner Verbeugung vor dem

Mahn mal am Judenplatz be zeug -te Papst Bene dikt nicht nur seinGe den ken an die Opfer, sondernauch seinen Res pekt vor den Le -benden. „Willy Brandt ist als Ver -tre ter der Deut schen vor einemDenk mal auf die Knie gefallen“, er -innerte Ei sen berg. „Damals ginges um Verzeihung, hierbei geht esum Gedenken. Wenn man sich mitdem Körper verbeugt, verbeugt sichauch die Seele.“ SD

Papst Benedikt XVI. hat am 7. September 2007 auf demWiener Judenplatz der bei der Shoah ermordeten jüdi-schen Österreicher gedacht. Vor dem von Rachel White readentworfenen Mahnmal verharrte der Papst im strömen-den Regen im stillen Gedenken, während Ober rab biner PaulEisenberg „Kaddisch“ betete, jenen kurzen LobpreisG’ttes, der immer beim jüdischen Toten ge den ken er -klingt.

Benedikt XVI. begrüßte aus der Israelitischen Kultus ge -mein de (IKG) Wien neben Oberrabbiner Eisenberg (o.)auch Präsident Ariel Muzicant (u.) und die Gene ral se kre -täre Raimund Fasten bauer und Friedrich Herzog. Die IKGSalz burg war durch ihren Prä si denten Marco Feingold, dieIKG Graz durch Präsident Gerard Son nenschein, die IKGLinz durch Prä sident George Wozasek und die IKGInnsbruck durch Esther Fritsch vertreten. OberrabbinerEisen berg überreichte dem Papst eine eigens verfassteBotschaft der IKG (siehe nebenstehende Seite).

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© Reuters/Leonhard Foeger

Wien, am 7. September 2007

Eure Heiligkeit!

Es ist uns eine besondere Ehre, Eure Heiligkeit hier am alt-ehrwürdigen Juden platz zu begrüßen. Der Platz trägt diesen Namen, weil es schon im Mittelalterhier Judenverfolgun gen gegeben hat. Wir stehen hier auchvor dem Mahnmal, das an die Schoah erinnert. Wir empfin-den den Besuch an dieser Stelle als eine besondere GesteEurer Heiligkeit zum Gedenken an die Ermordeten. Wir wollen Ihnen aber auch sagen, dass es in Österreichheute eine sehr lebendige jüdische Gemeinde gibt und damitausdrücken, dass G´tt sein Volk nicht verlassen hat, wie esim Römerbrief heißt: „Hat G´tt sein Volk verstoßen? Keineswegs! ... G´tt hat sein Volk nicht verstoßen, das er einsterwählt hat.“Das geistige und spirituelle Zentrum des jüdischen Volkes istder Staat Israel, der für viele zu einer neuen Zufluchstätteund Hei mat geworden ist. Dass 62 Jahre nach der Shoah nunmehr ein UNO-Mitglied(Iran) den Staat Israel offiziell mit „Vernichtung und Auslö -schung“ be droht, erfüllt uns mit grosser Sorge. Dieser Konflikt könnte sich zu einem Welt en brand entwi-ckeln, und so bitten wir Eu re Hei ligkeit als eine der wesent-lichen moralischen Instanzen unserer Welt, alles in IhrerKraft stehende zu tun, um eine mögliche Ka tas tro phe für dieganze Mensch heit zu verhindern.

Dr. Ariel Muzicant Prof. Paul Chaim EisenbergPräsident Oberrabbiner ©

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JJee 5500..000000 EEuurrooBBeelloohhnnuunngg

DDrr.. AArriibbeerrtt HHeeiimm geboren am 28.6.1914in Radkersburg, Öster-reich. Größe: 190 cmAugenfarbe: blau-grau/dunkel; Mensur nar be quer zum rechtenMundwinkel verlaufend annähernd in V-Form

Dr. Aribert Heim ist dringend verdächtigim Jahr 1941 als SS-Lagerarzt des frü he renKon zen trationslagers Mauthausen zahl -rei che Häft linge durch Herzinjektionenermordet zu haben. Nach ihm wird aufGrund eines Steck briefes des Landes ge -richtes Linz international gefahndet.

AAllooiiss BBrruunnnneerr geboren am 8. April 1912in Natgut, Ungarn (spä-ter Rohrbrunn im Bur -genland). Größe: 172 cmAugenfarbe: dunkel.Ver mutlich hat der Gesuchte nur noch einAuge, beide Hände sind verstümmelt.

Der Genannte ist dringend verdächtig, inder Zeit von 1938 bis 1945 als SS-Haupt -sturm füh rer, zeitweiliger Leiter der Zen tral -stelle für jüdische Auswanderung inWien, und im Ein satz im damaligenbesetzten Gebiet, insbesondere Grie -chen land und Ungarn maßgeblich an derDeportation von jüdischen Menschen mitdem Zweck diese zu töten, mitgewirkt zuhaben. Alois Brunner war einer derMitarbeiter Adolf Eichmanns. Außerdemsoll er selbst den Bör se fachmannSiegmund Bosel er schossen haben. Nachihm wird auf Grund eines Haftbefehls desLandes ge richtes für Strafsachen Wieninternational gefahndet.

Für Hinweise, die zur Ergreifung undAuslieferung der Gesuchten an österreichi-sche Behörden führen, ist eine Belohnung inder Höhe von 50.000 (fünfzig tau send) Euroausgesetzt. Diese Belohnung ist ausschließlichfür Privatpersonen und nicht für Amts trägerbestimmt, zu deren Berufspflicht die Verfol -gung strafbarer Handlungen gehört, und wirdunter Ausschluss des Rechtsweges vergeben.

Informationen und Hinweise richten Sie bittean das Bundesministerium für Justiz,

Tel.: +43/1/52152/2710 DW, an jede Polizeidienststelle oder per E-Mail an [email protected].

Die Aussetzung von Ergreifer prä mi enzur Auffindung der zwei mutmaßli -chen NS-Verbrecher Aribert Heim undAlois Brunner scheint sich zu gelohntzu haben. Das Justizministerium be -stätigte, dass es seit Anfang Juli eine„ganze Reihe von Hinweisen“ gegebenhabe. Im Innenministerium werdendie Hinweise nun bewertet, eine„heiße Spur“ sei allerdings noch nichtdabei, hieß es.„Jeder Hinweis ist wichtig“, betonte einSprecher des Innenministeriums, al -lerdings müsse man den Anstieg auchrelativ sehen. Vor der Auslobung vonje 50.000 Euro für einen der beidenGesuchten und der Hand in Handgehenden medialen Berichterstattungsei auch das öffentliche Interesse fürHeim und Brunner nicht sonderlichgroß gewesen.

Im Justizministerium zeigt man sichdennoch erfreut über die neuestenEntwicklungen. „Es hat sich jedenfallsgelohnt, dass wir das gemacht haben“,sagte ein Sprecher von RessortchefinMaria Berger. Es seien sowohl kon-krete Hinweise als auch weniger ernst-zunehmende Auskünfte dabei. Gutlaufe dabei auch die Kooperation mitausländischen Behörden. Erst kürzlichsind im Fall des seit 45 Jahren unter-getauchten KZ-Arztes Heim Spurenin der Schweiz aufgetaucht (auf seineErgreifung haben Polizei und PrivateBelohnungen von insgesamt 230.000Euro ausgesetzt). Dem frü heren SS-Hauptsturmführer Brun ner wird vor-geworfen, u.a. in Grie chen land undUngarn an der Depor ta tion von Judenmitgewirkt zu ha ben. Gegen beide liegtein österreichischer Haftbefehl vor.

Auch in einer anderen Sache gebees derzeit Entwicklungen, heißt es ausBergers Ministerium: Im Fall ErnaWallisch, die Opfer, als sie zu den Gas -kammern geführt wurden, bewachthaben soll, werde derzeit nach Zeu -gen gesucht, das Verfahren könnteeventuell neu aufgerollt werden.

KZ-Arzt Aribert Heim: Spuren führen in die Schweiz Im Fall des seit 45 Jahren unterge-tauchten KZ-Arztes Aribert Heimgibt es Spuren in die Schweiz. Dies

berichtete die Schweizer Zeitung‘SonntagsBlick’. Dabei handelt es sichum ein Bankkonto sowie um eine Miet -wohnung und ein Haus im Tessin.

In der Wohnung in Lugano-Casta -gno la ist die Ex-Frau des NS-Ver bre -chers gemeldet, die auch ein mehrstök-kiges Haus in der VorortegemeindeMassagno besitzt. Dem ‘Sonntags -Blick’ liegen die Einträge bei der Ein -wohnerkontrolle und aus dem Grund-buchregister vor. Das im Fall Heimzuständige LKA Baden-Württembergvermutet, dass die Mieteinnahmenaus dem Tessin zum heute 93-jähri-gen KZ-Arzt fließen könnten. Zudemgibt es ein Schweizer Bank konto, dasim Besitz der Familie Heim ist. Diesbestätigte der Direktor des Simon Wie-senthal Center in Jerusalem, Efra imZuroff, in einem Interview. Das LKAbezeichnet die Spuren in die Schweizals wichtig. Das Bundesamt für Justizin Bern erklärte auf Anfrage von‘Blick’, die Schweizer Behörden wür-den die deut schen Kollegen nachbesten Kräften unterstützen.

Aribert Heim hat während desZwei ten Weltkrieges im Konzentra ti -ons lager Mauthausen Hunderte Ge -fan gene getötet. Heim, bekannt als„Doktor Tod“, soll mit Hilfe der na ti o nal -sozialistischen Geheimorgani sa ti onOdessa 1985 in Spanien unterge-taucht sein. Dem Simon-Wiesenthal-Zentrum zu folge tötete der gebürtigeÖsterreicher Hunderte Gefangenedurch Gift sprit zen und Folter. Diespanische Zeitung ‘El Mundo’ berich-tete, Heim habe 1941 bei zwei nieder-ländischen Juden den Blinddarm ent-fernt und sie dann langsam sterbenlassen. „Danach hat er sie selbst geköpft,die Köpfe gekocht und ihre Schädel gesäu-bert.“ Zahlreiche Häftlinge soll erdurch Herzinjek tio nen ermordet ha ben.Die Alliierten hatten Heim laut Me di -en berichten nach dem Zweiten Welt -krieg inhaftiert, aber nur wegen Mit -gliedschaft in der Waffen-SS angeklagt.1948 hätten sie ihn freigelassen. Alsseine Verbrechen in Maut hausen be -kannt wurden, sei er 1962 ge flohen. Bis1967 habe er sich in Ägyp ten, dann un -ter anderem in Uruguay aufgehalten. http://www.blick.ch/sonntagsblick/aktuell/dr-tod-aribert-heim-nazi-ar zt-70933

„Ganze Reihe von Auskünften“ Ergreiferprämien zur Auffindung der zwei mutmaßlichen NS-Verbrecher

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POLITIK • IN- UND AUSLAND

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 15

Der frühere französische Finanz mi -nister Dominique Strauss-Kahn wirdneuer Direktor des InternationalenWährungsfonds (IWF). Der Exekutiv -rat der Finanzinstitution wählte den58-Jährigen erwartungsgemäß in dasAmt. Der Spanier Rodrigo de Ratogibt die Führung der internationalenFinanzorganisation aus persönlichenGründen vorzeitig ab. Einziger Ge -gen kandidat Strauss-Kahns war derfrühere tschechische Zentralbank di -rek tor Josef Tosovsky.

Der IWF ist eine der mächtigstenFinanzorganisationen. Er wurde 1944mit der Weltbank als Sonderor ga ni sa -tion der Vereinten Nationen in Bret -ton Woods (USA) gegründet. SeinSitz ist Washington. Jeden Herbsttref fen sich die Finanzminister undNotenbankchefs der Mitgliedsländerzur Jahrestagung.

Der neue Direktor Strauss-Kahn ist

mit internationaler Wirtschaft bes tensvertraut. Als Industrie- und Außen -han delsminister (1991-93) nahm er anden Verhandlungen der Uruguay-Run de des GATT teil, dem Vorläuferder Welthandelsorganisation. Als dieKonservativen die Regierung über-nahmen, wurde er wieder Unterneh -mens-Anwalt. Im Juni 1997 bekamStrauss-Kahn unter PremierministerLionel Jospin das wichtige Wirt schafts-,Finanz- und Industrie minis te rium,das ihn zum zweitmächtigsten Mannin der Regierung machte.

Strauss-Kahn, am 25. April 1949 inNeuilly-sur-Seine als Sohn einer jü -disch-elsässischen Familie geborenund in Marokko aufgewachsen, sprichtfließend Englisch und Deutsch undversteht Spanisch. Der Skiläufer und Schachspieler istmit der Journalistin Anne Sinclairverheiratet.

Neuer Direktor Währungsfonds:

Strauss-Kahn führt IWF

© Reuters/Chile Stringer

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16 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768

POLITIK • IN- UND AUSLAND

Der iranische Präsident MahmoudAh madinejad liebt Fußball und

war selbst Spieler bei seiner Univer si -täts mann schaft. Vor Fernsehkamerashat er als Staatspräsident gezeigt,dass er keinen schlechten linken Fußhat. Jetzt hat er bewiesen, dass erauch schmettern kann. Vor allem,wenn man ihm den Ball vorlegt.Die leichten Fragen der Mode ra to -

ren an der Columbia-Universitätermöglichten ihm, seine altbekanntenMantren zu wiederholen und gleich-zeitig offen für einen Dialog und be -reit zum Überzeugen und auch Über-zeugtwerden zu erscheinen. Jedochbesteht keinerlei Aussicht, einen Ide -o logen zu überzeugen, dessen Wel tan -schau ung so klar ist wie die von Ah -madinejad, der der radikalsten undmessianischsten Strömung innerhalbder religiösen Führung seines Landesangehört. Sein Extremismus zeigt sichdarin, dass sein spiritueller Men torAyatolah Mohammed Taghi Mesbah Yazdiist, ein Mann, den selbst Ayatollah Ru -

hol lah Musavi Khomeini, der Führer undInitiator der iranischen Revolution von1979, wegen seines aktivistischen Mes-sianismus unter Hausarrest ge stelltsehen wollte.Ahmadinejad sagte, dass er als Aka-

demiker – er führt einen Doktortitelin Transportingenieurwesen – an denwissenschaftlichen Imperativ glaube,nachdem alles angezweifelt und aufseine Verlässlichkeit überprüft werdensollte. Er sagte dies als Antwort aufdie Frage, warum er den Holocaustleugne. Auch auf die Frage, ob er Is ra-els Existenzrecht anerkenne, wich ereiner direkten Antwort aus und wie -der holte seine Assoziation des Holo -caust mit der Gründung des StaatesIsrael und dem Unrecht, das denPalästinensern zugefügt worden sei.Die Fragen und seine Einladung

nach Columbia zeugen von etwas, dassich zwischen Naivität und Libe ra li -tät bewegt und typisch ist für dieamerikanischen Aka de miker. Diesetun sich schwer damit, zu verstehen,

dass ein Dialog zwischenreligiösen Fanatikern undMenschen, die wirklich anIn forma ti ons freiheit undMen schenrechte glauben,beinahe unmöglich ist. Wasdies angeht, hat Ahmadine -jad die Naivität, die ihm aufdem Podium dar gebotenwurde, ohne dass er es ver-langt hätte, voll und ganzausgenutzt. Seine Ein la dungist aus eigener Initia tive derUniversität erfolgt und zeigt,was passiert, wenn man et -was Aussichtslosem eineweitere Gelegenheit gibt.Bei all dem herrschte bei

sei nem Auftritt kein Mangelan komischen Momenten,die bewiesen, dass er keinschlech ter Bühnendarstellerist, und andererseits die gro -ße kulturelle Kluft zwischenihm und dem Westen offen-barten. Diese Kluft hat ihreUrsache nicht zuletzt darin,dass er bis zu seiner Wahlzum Präsidenten des Iransvor zwei Jahren noch keinein ziges Mal ein westlichesLand besucht hatte. Sobrach das Pu blikum inschallendes Gelächter aus,

als er sagte, dass es im Iran keineHomosexuellen gebe „wie bei euch“,und darauf beharrte, dass Menschen -rechte, Redefreiheit und vor allem dieRechte der Frauen unbeschränktseien. Ha’aretz, 25.09.07

Ahmadinejad genießt die Show

© EPA/Spencer Platt

© JTA

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POLITIK • ISRAEL

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 17

Die israelische Armee will offen-bar den Fall des 12-JährigenMuhammad al-Dur ra, der vorsieben Jahren angeblich von israe-lischen Soldaten er schos sen wur -de, neu auf rollen. Die Zweifel da -ran, dass der Jun ge, wie in einemfran zö sischen Fern seh bericht dar-gestellt, von Israelis er schos senwurde, seien nie wirk lich ausge-räumt worden, so die Ar mee.

Am 30. September 2000, zwei Tagenach dem Beginn der soge nannten„Al-Aksa-Intifada“, lieferten sichisraelische Soldaten und militante Pa -lästinenser ein Straßen gefecht an derNetzarim-Kreuzung im Gazastreifen.Der palästinensische KameramannTalal Abu-Rah ma filmte die Szene. Indem Bericht des französischen Fern -seh sen ders ‘France 2’ heißt es, der 12-Jährige Al-Dura sei von israelischenSolda ten erschossen worden. Der Falllöste gewaltsame Proteste und welt-weit Empörung aus. Al-Durra wur dezum Mythos der palästinensischenIntifada, sein Bild wur de auf Brief -marken gedruckt und Straßen wur-den nach ihm benannt.

Im September sandte der Vertreterdes Armeesprechers, Schlomi Am-Schalom, einen Brief an den Kor res pon -denten des französischen TV-Sen ders‘France 2’ in Israel, Char les En der lin.Darin bat er um den vollständigen Filmzum Vor fall vom 30. September 2000.En der lin hatte von insgesamt 27 Mi nu -ten Film ma te rial nur 55 Se kun den füreinen Bericht verwendet! Der Franzose Philippe Karsenty von

der Medienbeobachter-Ini ti a ti ve ‘Me -di a Ratings’ hatte zuvor be reits ge -richt lich versucht, ‘Fran ce 2’ zurHeraus gabe des vollständigen Film-mate rials zu bringen. Der Sen der undder Redakteur Enderlin klagten imOktober 2006 erfolgreich gegen Kar -sen ty we gen Verleum dung, der demSender bereits 2004 in einem offenenBrief vorgeworfen hatte, den Fall desJungen al-Dur ra inszeniert zu haben.Er musste dem Sender sowie demRedakteur eine symbolische Wieder -gut ma chung von je einem Euro sowie1.000 Euro Strafe und die Prozess kos -ten in Höhe von 3.000 Euro zahlen.Auch die deutsche Journalistin

Esther Schapira zeigte in der Doku -

men tation „Drei Kugeln und ein totesKind - Wer erschoss Mohammed al-Durra?“, dass viele Argumente dafürsprechen, dass der 12-jährige Jungedurch palästi nen si sche Mu ni tiongetroffen worden sein könnte.In seinem Brief an Enderlin schreibt

Am-Schalom, dass die Ar mee in ihrerUntersuchung zu an deren Erge b nis -sen gekommen sei als die, die in demfranzösischen Be richt veröffentlichtwurden. Vie les an den damaligen Um-ständen sei immer noch un klar, etwadie Posi ti on der israelischen Soldaten,die Richtung der Schüsse sowie diePo si tion des 12-Jährigen und seinesVaters. Alle Versuche, an das voll stän -di ge Film material zu kommen, seienbislang gescheitert. inn

Der Fall Muhammad

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Fotos: Graffiti über den Al-Durra-Zwi schen -fall im Gazastreifen, Oktober 2000 (o.); Szeneaus der 55 Sekunden-Sequenz (u.)

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GAZA-STREIFEN

POLITIK • ISRAEL

18 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768

KrieggegenSderotSderot liegt knapp fünf Kilo me ter Luft -linie vom Gazastreifen entfernt, es ist eineisraelische Stadt in der Negev-Wüste.Seit sieben Jahren wird die Stadt vonPalästinensern immer wieder mit Kassam-Raketen beschossen. Dabei hat der Krieggegen Sderot schon längst Symbolwert.

Wenn die Sirene schrillt, haben sie nurwenige Sekunden Zeit, um in einenSchutzbunker zu flüchten, vom Wohn-zimmer in den Keller zu rennen, dasKlassenzimmer zu räumen und sichhinter eine Mauer zu kauern. Nurwe nige Sekunden bleiben den Ein -wohnern von Sderot, die an einer Hal-te stelle auf den Bus warten, die imAuto unterwegs sind oder gerade aufder Veranda ihres Hauses sitzen, umSchutz zu suchen. Dann schlagen ir -gendwo in der Stadt die Raketen ein.Im Oktober 2004 wurde das Warn -

sy stem installiert, das vor einschlagen-den Kassam-Raketen warnt. Es ist dieKomponente eines israelisch-ame ri ka -nischen Prestigeprojektes: des Tac ti calHigh Energy Laser, kurz THEL. Die -ser „Taktische Hochener gie-Laser“ sollteursprünglich Raketen durch einenSensor orten und per Laserstrahl ab -schießen. Doch die Entwicklungwurde, offiziell aus Kostengründen,nach zehn Jahren eingestellt. Geblie -ben ist das Sensor-Warnsystem, dasseit drei Jahren in Sderot die Bewoh -ner warnt.An dem beinahe täglichen Raketen -

beschuss hat das Warnsystem jedochnichts geändert. Die rund 23.000Bewohner von Sderot sind ausgelie-fert – palästinensischen Terroristenim Gazastreifen, die die Kassam-Raketen in Handarbeit herstellen. DieHamas entwickelte die Boden-Boden-Rakete, die lediglich aus einem Stahl -mantel und Sprengstoff besteht. DieMenge der Raketen ist den Terro ris -

ten wichtiger als die Präzision. Täg -lich werden neue Kassams ge baut,um den Dauerbeschuss von Sderotaufrecht zu erhalten.

Symbol wert

Dabei hat der Beschuss Symbol wert.Nicht nur die Rakete wurde nach dempalästinensischen Terroristen Isaddinal-Kassam (1882 bis 1935) benannt, derbereits gegen die britische Mandats -macht kämpfte und bis heute alsHeld ge feiert wird. Der andauerndeBe schuss von Sderot soll vielmehr dieHart näckigkeit der Palästinenser ver-deutlichen, ohne jegliche Einschrän -kung und entgegen den Verlautba run-gen der Weltöffentlichkeit den be waff-neten Kampf gegen Israel fortzusetzen.Sderot wurde, so wie kein anderer Ortin Israel, zu einer Symbolstadt, zu ei -nem Synonym für den Kampf derTerrorgruppen gegen die jüdischeBevölkerung.Seit bald sieben Jahren steht Sderot

nun unter Beschuss. Im April 2001schlug die erste Kassam-Rakete inSderot ein. Mehr als 4.500 weitere An -griffe folgten bis heute, es ist ein bei-nahe unvorstellbares Ausmaß derBedrohung, Einschüchterung und Ag-gressivität, das die Attentäter in all denJahren zeigen. Kassam-Angriffe wa renimmer wieder der Grund für militäri-sche Aktionen der israelischen Ar mee,die mit Panzern und Planierraupen inden Gazastreifen vorrückte oder Luft -angriffe auf Raketenabschuss ram penflog. Doch nicht die palästinensischen

Terroristen, vielmehr Israel wurdeda für regelmäßig an den Pranger derWeltöffentlichkeit gestellt.Noch vier Wochen vor seinem Tod

am 11. November 2004 zog JasserArafat den Kassam-Beschuss auf Sde -rot ins Lächerliche: „Diese Raketen,von denen die Israelis sprechen, haben nie -manden getötet… sie machen nur Krach“,sagte der PA-Führer nach einem er neu-ten militärischen Vor rücken Isra els inden Gazastreifen. Und forderte gleich-zeitig, das „kriminelle und rassistischeVorgehen Israels“ im UN-Sicherheits ratzu verurteilen.Weder kriminell noch rassistisch war

die Räumung aller israelischer Ort -schaf ten und Gebäude im Gaza strei fenim Sommer 2005. Auch diese Aktionhaben die Einwohner Sderots hautnahmiterlebt und sich Hoffnungen ge -macht auf die Ankündigung der Pa läs-tinenser, nach dem Rückzug Israelsim Gazastreifen für Ruhe und Ord-nung zu sorgen. Das Gegenteil istheu te der Fall, der Gazastreifen istder Ort von Chaos und Terror. Es hatkeine vier Wochen gedauert, bis nachdem Rückzug der Kassam-Beschusswieder startete: Im August 2005 schlugdie erste Rakete auf einem offenen Feldaußerhalb der israelischen Wüsten -stadt ein.

Angriffe nehmen zuSeitdem jedoch haben die Angriffe

massiv zugenommen. Und nicht alleKassams verfehlen ihr Ziel, im Ge gen-teil. Immer wieder schlagen die Ra ke -

Fotos: Archiv

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POLITIK • ISRAEL

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 19

Israel gibt online Tipps zum Schutz vor RaketenangriffenMilitär informiert Zivilbevölkerung mit neuer Homepage

Das israelische Militär hat im Internet eine Homepage freigeschaltet, dieRatschläge für den Fall von Raketen an griffen erteilt. Unterstützt von Com -pu ter-Grafiken kann man et wa erfahren, welche Wohnungs räume beieinem Beschuss am sichersten sind. Die Homepage informiert die Be völ ke -rung in hebräischer, arabischer und englischer Sprache. Unter anderem wirdempfohlen, sich von Fens tern und Außenwänden möglichst fernzuhalten.

Erfahrungen aus Libanon-Krieg verwertet

Eine israelische Militärsprecherin sagte, die Homepage sei nach derAuswertung der Erfah run gen aus dem Libanon- Krieg im vergangenenSommer entworfen worden. Die radikal-schiitische Hisbollah-Miliz hattedamals rund 4.000 Katjuscha-Rakten auf Nordisrael abgefeuert. Dabei wa -ren 45 israelische Zivilisten getötet worden. Quelle: dpa

ten in Wohnhäusern ein, im wenigerschlimmen Fall hinterlassen sie einFeld der Verwüstung und ver zwei fel -te Bewohner, die nicht wissen, wie siemit dem Schaden zurechtkommenund den Wiederaufbau bezahlen sol-len. Erst kürzlich schlug eine Ra keteunmittelbar neben einer Tank stelleein, hätte sie die Anlage getroffen, imUmkreis von 200 Metern wä ren sämt-liche Häuser zerstört worden.Doch es ist nicht „nur“ der Sach -

scha den, der den Einwohnern das Le -ben in Sderot zu täglichen Qual macht,es ist vielmehr die tägliche Angst umihr Leben. Am 29. Septem ber 2004forderte der palästinensische Dauer -beschuss die ersten Todesop fer: Eswaren zwei Kinder, Dorit Benisianund Yuval Abebah, zwei und vierJahre alt. Beide spielten im Vorgarteneines Hauses, als eine Kassam-Raketeunmittelbar neben ihnen einschlug.Insgesamt sieben Menschen starbenbislang, Dutzende wurden bei Rake -ten angriffen verletzt.Natürlich, gänzlich unbekümmert

gibt sich die israelische Regierung an -gesichts der anhaltenden Dramatik inSderot nicht. Doch konkrete Maßnah -men zum Schutz der Bevölkerungoder zum Eindämmen des Beschus seshaben auch die Militärstrategen nichtparat. Auch nach dem Rückzug Is ra -els versucht die Armee, im Gaza -streifen gegen Terroristen vorzugehen,Abschussrampen ausfindig zu ma chenund zu zerstören. Die Verlautbarun -gen der palästinensischen Regierung,die Kassam-Angriffe zu unterbinden,sind wirkungslos verklungen. GegenHamas-Terroristen sind auch palästi-nensische Polizisten machtlos. Pläneder israelischen Regierung, die einenAusbau von Schutzbunkern vorsehenoder zumindest die Schulen und Kin -dergärten sicherer machen sollen, gibtes schon lange. Den Ankündi gungensollen bis Ende 2007 Taten folgen,verspricht die Regierung.In ihrer Verzweiflung appellierten

jetzt einige Eltern in einem Briefsogar an Microsoft-Gründer und Mil li -ardär Bill Gates. Er solle ihnen helfen,die Stadt zu verlassen. Doch bis da -hin bleiben die Bewohner sich selbstüberlassen – und einem Warnsystem,das ihnen 15 Sekunden Zeit zumÜber leben gibt. inn/Andreas Dippel

Israel hat am 2. Oktober erstmals be -stätigt, dass seine Luftwaffe vorknapp einem Monat ein Ziel in Syrienbombardiert hat. Bisher hatte IsraelBerichte über den Angriff unter Mili -tär zensur gestellt. Israelische Medienhatten darüber nur unter Berufungauf ausländische Medien berichtet.Ein zelheiten wurden nicht genannt.Sy rien hatte den Angriff am 6. Sep tem-ber scharf verurteilt, zugleich aberdementiert, dass dabei militärischeAnlagen getroffen worden wären.Syriens Präsident Bashar al-Assad

hatte dem britischen Rund funk sen -der BBC gesagt, bei demangegriffenen Objekt habees sich um ein „nicht benütztesMilitär ge bäude“ gehandelt.Vize-Prä sident Faruk al-Sha-raa hatte erklärt, Is ra el su chenach einem Vor wand füreinen militärischen Konfliktmit Syrien. Es gab Speku la -ti onen, der Angriff habeeinem Waffentransport fürdie schiitische Hisbollah-Miliz im benachbarten Liba -non oder sogar einer imAufbau befindlichen Atom -an lage gegolten.

Die USA wollen Syrien zu der ge -planten Nahost-Konferenz im No vem -ber einladen. Der syrische Informa ti -onsminister Mohsen Bilal hatte er klärt,für sein Land komme eine Teil nahmenur dann in Frage, wenn gewährleis-tet sei, dass die „imperativen Punktefür einen gerechten und umfassendenFrie den“ auf die Tagesordnunggesetzt würden. Assad sagte: „Wennnicht über die besetzten syrischen Gebietege sprochen wird, dann wird Syrien nichtteilnehmen“. Syrien fordert von Israeldie bedingungslose Rückgabe derGolan-Höhen. APA/dpa/AFP

Israel bestätigt Militärschlag gegenSyrien im September Keine Angaben über das Ziel

In eine Touris ten attrak tion ver wan-delte israelische Mili tär stel lungauf den besetzten syrischen Golan -höhen. ©Varda

Alpintraining am Hermon

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POLITIK • ISRAEL

20 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768

Anlässlich des Jahreswechsels brachte ‘Ma -ariv’ eine Umfrage, die die Fra gen be han -delt, wer der beste und wer der schlechtesteMinisterpräsident Israels aller Zei ten war.Die Umfrage wurde An fang Sep tem berdurch geführt, und es nah men 489 Per so -nen aus allen Bevöl ke rungs schich ten teil.

Wer war Ihrer Meinung nach der besteMinisterpräsident des Staates Israel:Menachem Begin 26,8%David Ben-Gurion 25,6%Itzhak Rabin 17,4%Ariel Sharon 9,1%Itzhak Shamir 5,4%Levy Eshkol 4,8%Benjamin Netanjahu 4,4%Golda Meir 3,0%Shimon Peres 2,5%Moshe Sharett 0,9%Ehud Barak 0,2%Ehud Olmert 0,0%

Wer war Ihrer Meinung nach derschlechteste Ministerpräsident desStaates Israel:Ehud Olmert 39,4%Ehud Barak 19,3%Benjamin Netanjahu 18,0%Ariel Sharon 6,6%Itzhak Rabin 3,5%Golda Meir 3,4%Shimon Peres 2,2%Moshe Sharett 1,0%Levy Eshkol 0,7%Menachem Begin 0,3%David Ben-Gurion 0,0%

Kommentar von Noam ShisafWenn es eine eindeutige Erkenntnisaus der vorliegenden Umfrage gibt,mit Ausnahme des knappen SiegesBegins vor Ben-Gurion, dann ist diesder totale öffentliche Konsens zu derFra ge der schlechtesten MPs aller Zei -ten: Netanjahu und Barak liefern sichein Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz 2und 3 mit 18 und 19 Prozent, und Ol -mert „siegt“ eindeutig mit fast 40%!Zusammen erreichen die Führer derdrei großen israelischen Parteien fast77%. Das ist ein eindeutiges Knoc-Out.Selbst Golda, die MP mit der großen

Katastrophe des Jom Kippur Kriegesund der Demonstrationen derSchwarzen Panther, musste sich mit3,4% begnügen. Rabin und Peres, die„Oslo-Verbrecher“, wurden von derÖffentlichkeit erstaunlicher Weise„begnadigt“.Kommentatoren, die zu den Er geb -

nissen befragt wurden, erklärten, dieÖffentlichkeit beurteile die letztenFührer schärfer als die der Vergan -gen heit, an die sich mit Nostalgie er -innert werde. Aber nach dieser Logikhätten auch Shimon Peres, ein ausjeder Sicht sehr aktiver Politiker, undAriel Sharon, der bis vor zwei JahrenMP war und sowieso eine umstrittenePersönlichkeit ist, eine gehörige Por -ti on negativer Stimmen erhalten müs-sen. Sie stehen jedoch näher bei Mo -she Sharett und Itzhak Shamir. Das Ironische daran ist, dass es bei

den nächsten Wahlen eben diese Dreisein werden, Netanjahu, Olmert undBarak, die um das Vertrauen der Öf -fent lich keit werben werden. Nach denErgeb nissen dieser Umfrage lässt sichjetzt schon prophezeien, dass die Wahl-beteiligung wieder negative Re kordeerreichen wird – eine Art des Pro testsgegen die schlechten Optio nen.

Statistiken zum JahreswechselEs ist wirklich schwierig, zwischen

den Dreien zu differenzieren: Barak,Bibi und Olmert. Alle drei sind aus po-litischer Sicht konservativ. Sie sind er-klärte Kapitalisten, persönliche Freun -de der Vermögensmagnaten, sie liebenGeld, gute Zigarren und Cock tails. Die ideologischen Unterschiede

zwischen ihnen sind geringfügig:Alle drei wollen ganz einfach regieren.Sie haben keinen Grund zur Sorge.Die Abneigung ihnen gegenüber hältsich noch immer in den Grenzeneiner allgemeinen Sinneshaltung. EinThema für Meinungsumfragen, ohneEinfluss auf politische Macht. Manwird sie wählen, denn es gibt keineAlternative.

In Israel leben 7,2 Mio. Menschen Ende 2006 hat sich die offizielle Ein -wohnerzahl Israels auf 7,116.700 be -lau fen. Dies geht aus einer aktuellenBevölkerungserhebung hervor, diedas Zentralamt für Statistik anlässlichdes jüdischen Neujahrsfestes veröf-fentlicht hat.

Dem Bericht zufolge unterteilt sichdie Bevölkerung in 5,393.400 Juden(78,8%), 1,413.300 Araber (19.9%) und309.900 „Andere“ (4.4%), die nichtnach ihrer Religionszugehörigkeitklas sifiziert werden. Die Bevölkerungs -wachstumsrate be trug im Jahr 2006ähnlich wie in den vergangenen Jah ren1,8 Prozent. Da bei weisen die Arabermit 2,6 Prozent eine höhere Wachs -tumsrate auf als die Juden (1,5%).

Im Vergleich zu anderen westlichenNa tionen ist Israel nach wie vor einrecht junges Land. Während 28 Pro -zent der Bevölkerung unter 15 Jahrealt sind, gehören im Rest der westli -chen Welt nur durchschnittlich 17Prozent dieser Altersgruppe an. Ähnlich gestaltet sich das Bild beiden Senioren: In Israel sind 10 Pro zentder Bevölkerung über 65, an derswoim Westen sind es 15 Prozent.

Yedioth Ahronot, 10.09

Ministerpräsidenten-Wertung

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WIRTSCHAFT • ISRAEL

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 21

Die Deutsche Telekom will künftignoch enger mit High-Tech- und Start-up-Firmen aus Israel im Bereich derIn formations- und Kommunika tions -tech nologie (ICT) zusammenarbeiten.Die Grundlage dafür schafft eine, An -fang Oktober, in Jerusalem von Ver -tre tern der israelischen Regierungund der Deutschen Telekom unter-zeichnete Vereinbarung.Anwesend dabei waren Eli Yishai,Minister für Industrie, Handel undArbeit (MoITaL) und René Ober mann,Vorstandsvorsitzender der DeutschenTelekom AG. Ziel der Telekom ist, in -novative Informations- und Kom mu -ni kations-Dienste schneller entwik-keln und den Kunden anbieten zukönnen.Firmen, die an dem Programm Glo -

bal Enterprise R&D Cooperation Fra me -work teilnehmen und als ausgewähltesPartnerunternehmen von der Tele kombei Forschung und Entwicklung un -ter stützt werden, zum Beispiel durchIntegration in die eigenen Platt for men,gemeinsamen Ent wick lun gen oderBe ratung, erhalten komplementär fi -nan zielle Unterstützung vom Officeof the Chief Scientist (OCS) im Han -delsministerium. Damit können sieMarketing, Technologieent wick lungund Kundenzugang aufbauen bzw.intensivieren. Darüberhinaus wird

der Chief Scientist die Telekom beider Erschließung innovativer neuerTechnologien und Anwendungenunterstützen.

„Der extrem anwendungsorientierteAn satz israelischer ICT-Firmen ermöglichtes der Deutschen Telekom, zukunftswei-sende Lösungen für innovative neueDienstleistungen schnell in kommerziellnutzbare Produkte umzusetzen“, betonteRené Obermann. Der Vorstandsvor sit-zende verwies in diesem Zusam men -hang auf Erfolg versprechende Er geb-nisse von Kooperationen mit is raeli -schen High-Tech- und Start-up-Fir men.Erste Ergebnisse wer den in te res sier -ten Teilnehmern aus For schung undEntwicklung sowie Industriepartnernaus Deutschland und Israel beimersten Deutsche Telekom InnovationDay am 29. Oktober in Berlin vorge-stellt. Gezeigt werden dabei unter an -derem ein Portal für mobile In for ma -tions-, Buchungs- und Bezahl sys te me,eine vielfältig einsetzbare WLAN-ba -sierte Anwendung, die zum Beispielin Krankenhäusern, eine effizientereLogistik unter anderem beim Betten -management ermöglicht, und dasBetaportal bei T-Online (www.beta.t-online.de), auf dem innovative Web2.0-Lösungen bereits erprobt werden.

Eli Yishai, Minister für Industrie,

Handel und Arbeit, hob hervor, dassdie „weltweite Spitzenstellung der israe-lischen ICT-Industrie von den Global Pla -yern der Branche erkannt und genutzt“werde. Die Deutsche Telekom ist dererste Telekommunikations-Dienst leis -ter weltweit, der ein derartiges MoUmit dem israelischen Handelsmi niste -rium eingeht. Das Programm wurdebereits mit renommierten Partnern ausder Industrie, nämlich Oracle, IBM,Alcatel-Lucent, Microsoft und zuletztSun Microsystems abgeschlossen.Für René Obermann bedeutet die

Ver tragsunterzeichnung „eine weitereVertiefung der erfolgreichen und langjäh-rigen Zusammenarbeit mit israelischenUnternehmen und Institutionen.“ So eröffnete die Deutsche Telekom2006 gemeinsam mit der Ben GurionUniversität (BGU) ein Forschungs-und Entwicklungsinstitut im israeli-schen Beer Sheva in der Negev-Wüs te.Die BGU gilt in den Bereichen Infor -ma tionstechnologie und Telekom mu -ni kation und insbesondere im Schwer-punkt IT-Security als eine der weltweitführenden Hochschulen. Das Institutist eine universitäre Außenstelle derDeutschen Telekom Laboratories mitSitz an der TU Berlin. Für die Finan -zie rung des Institutes in Israel wendetdie Deutsche Telekom bis 2008 rund12,1 Millionen Dollar auf.

© Israelimages/Michael Levit

DeutscheTelekom bautKooperationen in Israel aus

Konzern setzt auf israelische High-Tech-

Unternehmen

WIRTS

CHAFT

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WIRTSCHAFT • ISRAEL

22 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768

Drei neue kostenloseZeitungen in Israel

Drei neue kostenlose Zeitungen wer-den in den kommenden Wochen inIsrael erschei nen. Ein Kommu nikati -onswissen schaftler prophezeit Bewe -gung auf dem israelischen Zeitungs -markt. Ein Blatt wird vom amerikani-schen Milliardär Scheldon Adelson her-ausgegeben – es soll „Jisrael Hajom“(„Israel heute“) heißen. Adelsons Fima„News Co“ will das Blatt an die Brief -kästen liefern, die Auflage soll bei300.000 liegen.Ebenso will ein Team um Eli Asur, In -ha ber der „Jerusalem Post“, und DudiWeissman, Inhaber der Supermarkt -ket te „Blue Square“ und des Ener -gielieferanten „Dor Alon“, ein neueskostenloses Blatt herausbringen. Essoll „Metro“ heißen.Auch der Herausgeber der größtenisraelischen Tageszeitung „Jediot Aha-ronot“, Arnon Moses, will eine kos -tenlose Zeitung anbieten. Ge drucktwerden zunächst 300.000 Exemplare,die beispielsweise in Supermärktenaufliegen sollen. Der Start ist nochunklar. Dies berichtet die Tages zei -tung „Jerusalem Post“.Die Herausgeber folgen einem in ter-

nationalen Trend zu kostenlosen Zei -tungen, die an Bus- und U-Bahn-Hal -te stellen verteilt werden. In Israel gibtes bislang nur das kostenlose Blatt „Is -raeli“, herausgegeben vom israelischenGeschäftsmann Schlomo Ben Zvi. Esgibt die Zeitung seit 2006, zwischen-durch wurde sie für kurze Zeit wegeneiner Meinungsverschiedenheit zwi-schen Ben Zvi und Adelson wiedereingestellt.

„Es ist noch zu früh, um sagen zu kön-nen, ob alle diese Zeitungen überlebenwerden“, sagte Gadi Wolfsfeld, Pro fes -sor für Kommunikations wissen schaftund Politik an der Hebräischen Uni ver si -tät, gegenüber der „Jerusalem Post“.„Das Problem ist aber, dass es hier zu -lande, anders als in New York oder Lon -don, wo die Blätter an die Fahrgäste vonU-Bahnen verteilt werden, kein wirk lichesU-Bahn-System gibt.“

„Das wird ein Krieg“, sagte Golan BarJosef, Redakteur des Teams von Asurund Weissman, voraus. „Wir ha ben ei -nen Vorteil und werden nicht direkt mitden anderen Zeitungen in Konkurrenztreten, weil wir am Nachmittag erschei-

nen und nicht am Morgen.“ DerRedaktionsschluss seiner Zeitung um10.30 bedeute ein Rennen gegen dieZeit, doch die „Metro“ werde Nach -richten bringen, die sonst keine andereZeitung habe.Wolfsfeld sagte: „Um bestehen zu kön -

nen, müssen sie hochwertige Zeitun genproduzieren. Dafür brauchen sie viel Zeit,Geld, Talent und Ressourcen. Es ist un -klar, ob sie das schaffen. Aber ich glaube,dass es den Markt verändern wird, genug,um beispielsweise ‘Ma´ariv’ zu schaden,aber nicht genug, um ‘Jediot’ zu schaden.“

Stabilisierung der Armut in Israel

Mehr als eineinhalb Millionen israeli-sche Staatsbürger leben unterhalb derArmutsgrenze. Das geht aus einer Stu -die hervor, die der israelische Ver si -che rungsträger „National InsuranceInstitute“ (NII) veröffentlichte.Die Untersuchung zeigt einen leich-

ten Rückgang der Armutsquote imJahr 2006. Im Vorjahr lebten 20,6 Pro -zent der Familien unterhalb der Ar -mutsgrenze, 2006 waren es 20 Pro zent.Insgesamt leben etwa 24,5 Prozentder Israelis unterhalb Armutsgrenze.Das sind 0,2 Prozent weniger als imVorj ahr. Die Verarmung unter den Kin-dern ist allerdings angestiegen - von35,2 Prozent im Jahr 2005 auf 35,8 Pro -zent. So leben rund 766.000 Kin der und1,65 Millionen Erwachsene in Ar mut.Wohlfahrtsminister Isaak Herzog

stellte den Halbjahresbericht zusam-men mit dem Generaldirektor des NII,Jigal Ben-Schalom, vor. Dabei betontensie, dass dieser Bericht eine deutlicheStabilisierung der Armutssituationaufzeige. Auffallend sei vor allem derRückgang der Verarmung in derGruppe der Senioren. Laut NII habe sich das Einkommen

bei Personen, die sich unterhalb derArmutsgrenze bewegen, trotz deswirtschaftlichen Aufschwungs redu-ziert. Hingegen habe es sich im ver-gangenen Jahr bei dem reichstenZehntel der Bevölkerung verdoppelt.Der arabische Knesset-Abgeord ne te

Mohammed Barakeh beklagte zu dem,dass die Regierung den drastischenAnstieg der Armut unter dem arabi-schen Bevölkerungsteil völlig ignorie-re. Dort lebten 50 Prozent der Be völ -kerung, darunter 60 Prozent Kinder,un terhalb der Armutsgrenze. Er

warn te davor, die Stabili sie -rung der Armutssituation zufrüh zu feiern. Immerhinseien Tausende Bürger nuroberhalb der Grenze einzu-ordnen, weil sie pro Monatein paar Dutzend Schekel zu-viel bekämen.

Die vorherige Studie, die imJanuar veröffentlicht wurde,umfasste den Zeitraum vonMitte 2005 bis Juni 2006.

Darin wurde erstmals für diesesJahrzehnt sichtbar, dass sich derArmutsanteil verringert habe.Premierminister Ehud Olmert versi-cherte, der Anteil der armenBevölkerung werde sich bis 2010 um15 Prozent reduzieren.

Mekorot warnt vor eventuellem Dürrejahr

Israels Wasserbehörde Mekorot be -fürchtet für 2008 ein Dürrejahr, fallsder kommende Winter nicht den er -war teten Regen und weniger Nie der -schläge als der letzte Winter bringt.Der Wasserspiegel des Sees Gene za -reth steht nach der Sommerperiodejetzt noch etwa 50 cm über dem Was -ser spiegel des vergleichbaren Vorjah -

Max Richardson

© Anat Perez

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WIRTSCHAFT

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 23

Israels Fähigkeiten und Potential imHigh-Tech-Bereich überzeugt. Vor dem Hintergrund des steigen den

Interes ses im Silicon Valley an alter na -ti ven Ener gien, berichtet Ariav, dassdie Fachleute, die er auf der Konfe renzgetroffen habe, von Israel erwartenwürden, die Führungsrolle im Be reichvon Forschung und Entwick lung al -ternativer Energien zu übernehmen.

Israelische Arbeitnehmerhaben 40 Tage im Jahr frei

Israel gehört zu den Ländern, indenen die Arbeitnehmer den meistenbezahlten Urlaub haben. Wie eineweltweite Studie der Unter nehmens -be ratung Mercer Human ResourceCon sulting offenbart, kommen Ange -stellte in Israel so wie ihre Kollegen inFrankreich und Litauen auf ganze 40Ferientage im Jahr.An der Spitze des Rankings steht

dabei Finnland mit 44 bezahlten Ur -laubstagen. Am anderen Ende derSka la befinden sich Vietnam mit 22und Kanada mit nur 20 Tagen im Jahr.Die Mercer-Studie unterteilt die Fe rienin zwei Kategorien, das Mini mum anbezahlten Urlaubstagen und bezahltereligiöse und nationale Feier tage.In Israel müssen die Arbeitgeber

ihren Angestellten mit mehr als zehnJahren Festanstellung 24 Tage bezahl-ten Urlaub im Jahr gewähren (ohneFeiertage). Andere Länder mit einerähnlichen Regelung sind Deutsch land,Österreich, Dänemark, Grie chen land,Ungarn, Luxemburg, Malta undSchwe den. Das Schlusslicht bildet –nach Indien mit 12 Tagen – wiederumKanada mit nur 10 Tagen.

Für den israelischen Arbeitnehmersind es die Feiertage, die sein Ferien -kon tingent anschwellen lassen.Schließ lich gibt es in Israel etwa 15be zahlte öffentliche Feiertage. Re kord-halter in dieser Hinsicht sind der Li ba-non und Marokko mit 18 und In di enmit 19 Tagen. Quellen: inn, globe

res zeitraums. Zusätzlich ist noch einMeter Wasser vorhanden, bis die ro teLinie zum Auspumpstopp von -213Meter erreicht ist. Nach Angaben der Mekorot stieg

der Wasserver brauch der Haushaltein der ersten Hälfte des laufendenJahres in den meisten Teilen des Lan -des so beträchtlich, dass wohl sämtli-che Rekorde der Vergan gen heit ge -bro chen werden. Insge samt stieg derWasserbrauch um 7% in den erstensieben Monaten, wobei die Tel AviverRegion führend ist mit einem 10%-igen Anstieg.

Zermatt: Schnee „made in Israel“Nicht gerade aus einem Land, ausdem man es erwarten würde, kommteine neue Schneekanone für Zermatt:Der IDE-Snowmaker stammt aus Is -ra el.Entwickelt wurde das System auch

nicht zur Kunstschneeproduktion,sondern um in Südafrika Diaman ten -minen zu kühlen. Zum Einsatz kom-men soll das Gerät zur Beschneiungeiner 500 Meter langen Piste beimTrockenen Steg. Im Herbst musstendie Skifahrer dieses Stück bisher zuFuß zurücklegen. Die Maschine pro-duziert im Gegensatz zu herkömm-lichen Schneekanonen das weißeGold auch bei Temperaturen übernull Grad. Die Umwelt profitiert da -von, dass der Snowmaker ohne che-mische Zusatzstoffe auskommt. ProStunde produziert das Wun der gerät40 Kubikmeter Schnee – in „Früh -lings schnee-Qualität“, wie es heißt.

Mit EL AL nach Israel

EL AL Israel Airlines legt den neuenWin terflugplan 2007/2008 Deutsch -land und Österreich vor (gültig vom28.10.2007 bis 29.03.2008). Der israeli-sche Carrier bietet in dieser Winter -

saison von den Abflughäfen Frank -furt/Main, Berlin-Schönefeld undMünchen elf wöchentliche Nonstop-Verbindungen nach Tel Aviv.Die Verbindungen im Einzelnen:

Frankfurt/Main–Tel Aviv: Täglichaußer freitags und samstags (mitB757), Berlin-Schönefeld–Tel Aviv:Dienstags, donnerstags und sonntags(mit B737-700 und B737-800), Mün -chen–Tel Aviv: Mittwochs, freitagsund sonntags (mit B737-800 oderB757). Ab zahlreichen deutschenFlug häfen bestehen über Frank furt/Main, Berlin und München so wie

über viele eu ro pä -i sche EL AL-Gate -ways Ver bin dun -gen nach Tel Aviv. EL AL bietet in

die sem Winter abÖsterreich folgen-de Verbindungen:Wien–Te lAv iv :mon tags, diens-tags, mittwochs,

donnerstags, sonntags sowie zwei täg-liche Codeshare-Verbindungen mitdem Partner Austrian Airlines. Bade -ur lau ber und Tauchfreunde habenauch in diesem Winter bei EL AL wie-der die Mög lichkeit, Anschlussflügenach Eilat zu buchen. www.elal.com.

Oracle plant Investitionen in IsraelDer US-amerikanische Software gi gantOracle beabsichtigt seine Investitio nenin Israel zu erweitern. Dies teilte Saf raKatz, die Präsidentin des Untern eh -mens, auf einem Empfang für Inves -toren, Risikokapitalgeber und High-Tech-Führungskräfte im kaliforni-schen Palo Alto mit. Katz betonte,Israel müsse eine aktive Rolle aufdem Weltmarkt spielen und allesex portieren, was es produziert,„sogar Prigat-Fruchtsaft“.An dem Empfang nahm auch

der Generaldirektor des is ra el i -schen Fi nanzministeriums, Ya romAriav, teil, der sich als „einen SoldatenIsraels im Silicon Valley, dem High-Tech-Mekka“, bezeichnete. Sein Ziel sei es,„ausländische Investitionen in Is ra el unddie Zu sam menarbeit von isra e lischen undamerikanischen Unter neh men voranzu -trei ben“. Die Fachleute, die er auf derKon fe renz getroffen habe, seien von

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WISSENSCHAFT • ISRAEL

24 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768

Das Land, in dem laut ÜberlieferungMilch und Honig fließt, macht seinemNamen alle Ehre: Ar chä ologen habenein Bienenhaus aus der Regie rungs -zeit des biblischen Königs Salomoent deckt. Es ist der älteste Biene n -stock, der bisher ausgegraben wurde.Wissenschaftler der Hebräischen

Uni versität Jerusalem fanden im Talvon Beit Schean eine Bienenstock-Kolonie aus dem neunten oder zehn-ten Jahrhundert vor der Zeitrech nung.Durch die sogenannte „Karbon-14-Methode“ an Getrei de kör nern konn-ten die Wissenschaftler die Funde ge -nau datieren, berichtet die Tageszei -tung „Jediot Aharonot“. Fundort istdie Stadt Tel Rehov bei Beit Schean,die im biblischen Zeitalter eine derwichtigsten Städte des israelitischenKönigreiches war. Die Funde wiesen darauf hin, dass

Bienenzucht und Honiggewinnungschon damals ein hochentwickeltesGe werbe gewesen seien. Israel werde

in der Bibel an vielen Stellen als „Land,in dem Milch und Honig fließt“bezeichnet. Mit der Entdeckung falleein ganz neues Licht auf diese Aus -drucksweise, sagte der Wissenschaft lerAmihai Masar.Das Bienenhaus enthält 30 Bie nen -

stöcke. Der Forscher schätzt die ur -sprüngliche Anzahl der Bienenstöckeallerdings auf etwa 100. Laut Quellender Universität sei dort jährlich etwaeine halbe Tonne Honig gewonnenworden. Dies sind die ersten Bienenstöcke,

die Wissenschaftler aus der Zeit desantiken Nahen Ostens entdeckten.

Bisher waren nur Keramikgefäße zurGewinnung von Honig aus dem hel-lenistischen und römischen Zeitalterbekannt. Somit sei dieser Fund einearchäologische Höchstleistung, soMasar weiter. Aus dem Ägypten derPharaonenzeit habe man ebenfallsBienenstöcke gefunden, die denenaus Tel Rehov sehr ähnlich seien.Die Wissenschaftler fanden bei den

Aus grabungen zudem drei Aufbe -wah rungsgefäße aus Keramik mit derInschrift: „To nmsh“. In der Bibel ist„Nimschi“ der Name des Vaters unddes Großvaters von dem israelitischenKönig Jehu. Nun gehen die Forscherdavon aus, dass die Familie desHerrschers aus dem Beit Schean-Tal,wenn nicht sogar aus Tel Rehov,stammen muss. So könne diesergroße Bienenstock auch aus demBesitz dieser Familie gewesen sein inn

WISSE

NSC

HAFT

Tel Rehov gilt als eine der wichtigstenStädte Israels während der Königszeit.Die Bienenkörbe wurden im Zentrumeines bebauten Gebietes gefunden, dasseit 1997 von Dr. Nava Panitz-Cohenausgegraben wird. Insgesamt wurden 30Bienenkörbe in drei Reihen identifiziert.Schätzungen nach müssten sich auf demge samten Gebiet jedoch etwa 100befunden haben. Aufgrund des Aufbausder Bienenkörbe gehen erfahreneBienenzüchter und For scher davon aus,dass pro Jahr etwa eine halbe TonneHonig aus ihnen produziert wurde.

Das Wort „Honig“ erscheint 55 Mal inder Bibel, 16 Mal davon als Teil desBildes von Israel als „das Land, wo Milchund Honig fließt“. Üblicherweise istangenommen worden, dass das Wortauf aus Früchten wie Datteln und Feigenhergestellten Extrakt an spielte.Bienenhonig wird nämlich nur genauzwei Mal im Zusam men hang mitWildbienen er wähnt (Richter 14, 8-9 u. 1.Samuel 14,27). Während uns die HeiligeSchrift nichts über Bienezucht in Israelmitteilt, verweist die Entdeckung in TelRehov nun darauf, dass die Extrahierungvon Bie nen honig und Honigwaben einhoch entwickeltes Gewerbe zur Zeit desErsten Tem pels gewesen ist. Der Honigwar dabei nicht nur eine Delikatesse,sondern wurde auch zu medizinischenund kultischen Zwecken eingesetzt.Hebräische Universität Jerusalem, 03.09.07

Im Land vonMilch undHonig“ –AntikerBienenstockfreigelegt

Blutlose HerzoperationAndrea, ein Neugeborenes aus Zypern, überstand im Schiba-Hospital in Tel Aviveine komplizierte Herzoperation, ohne jegliche Bluttransfusion. Die Eltern desNeugeborenen gehören zur Sekte der „Zeugen Jehovas“ und forderten vonden israelischen Ärzten, das Baby zu operieren, „ohne äußere Flüssigkeiten inden Leib des Kindes fließen zu lassen, weil das der Seele schadet“.

Dr. David Mischli, Leiter der Abteilung für Herzschäden, sagte der Zeitung‘Jedijot Achronot’ nach der erfolgreichen Operation: „Auch ohne die Forderungder Eltern handelte es sich bei der Operation um ein kompliziertes und gefährlichesVorhaben.“ Hätte es sich um ein israelisches Kind gehandelt, hätten sich dieÄrzte an ein Gericht gewandt, um die Erlaubnis für eine Bluttransfusion zuerhalten. Mit den gläubigen zypriotischen Eltern des Babys handelten sieeinen Kompromiss aus: Sollte es zu lebensgefährlichen Komplikationen kom-men, dürften die Ärzte doch zur Blutkonserve greifen. Am Ende ging alles gut. Das Baby, dessen Herzfehler schon während derSchwangerschaft entdeckt wurde, und seine Eltern kehrten inzwischen nachZypern zurück. uws

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WISSENSCHAFT

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 25

Jetzt ist es quasi offiziell: ÖsterreichsGrundlagenforschung ist ziemlichweit von der Weltspitze entfernt. Dasbestätigt eine vom Wissen schafts -fonds FWF erstellte Studie. Öster-reich nimmt im „Wettbewerb derNationen“ nur den 22. Rang ein.Gewertet wurden die Zahl der Pu -

bli kationen in hochrangigen wissen-schaftlichen Journalen und die Zahlder Zitationen, also die Aufnahmeder Arbeiten in der internationalenwissenschaftlichen Gemeinschaft. Dasist von einiger Bedeutung, weil einein deutiger Zusammenhang zwischender „citation intensity“ (Zahl derZitationen pro Bruttonational pro dukt)und der „wealth intensity“ (BNP pro

Einwohner) besteht. Ausgewertet wur-de für 21 Disziplinen, von Mathe ma tikbis zu den Sozialwissen schaf ten.Schweden und die Schweiz sind 16-

mal unter den ersten fünf, Finnlandachtmal und Israel elfmal, obwohl esein viel geringeres BNP als Österreichhat. Israel ist absolute Spitze in Com -puter-Science und Mathematik, über-dies unter den fünf Besten in allen Dis -ziplinen, die Grundlagen für Hoch -technologie liefern. Am besten schnei-den noch die österreichische Mathe -ma tik und Physik ab. Für beide be -trägt der Abstandsfaktor – die Zahl,mit der man die Zahl der Zitationenmultiplizieren müsste, um unter diebesten fünf zu kommen – „nur“ 1.5,was immer noch gewaltig ist: EineSteigerung um 50 Prozent ist kaum inden nächsten Jahren erreichbar. Schlim-mer steht es um die „biologischen“Wissenschaften, auf die wir so stolzsind. Für die beträgt der Abstands-faktor immerhin 2.5! Die Gründe für das bescheidene

Abschneiden sind ziemlich eindeutig:das Fehlen jeder zielgerichteten For -schungspolitik und die übermäßigeVerprovinzialisierung der Res sour cen.Solange Wirtschaftslandesräte dasSagen für (Mini-)Technologiezentrenhaben, solange das Konzept einer kri -tischen Masse für Forscher grup pennicht beachtet wird, solange Mit telnach politisch vorgegebenen Klientel-Richtlinien „verpritschelt“ werden(Bei spiel der Vergangenheit: die „Na -no-Initiative“, kommendes Bei spiel:„Energie der Zukunft“), solange wirdsich kaum etwas am Ranking Ös ter -reichs verändern. Gefragt sind zeitge-mäße Strukturen, Kon zen tra ti on fi nan -zieller Mittel auf wohl definierte Kern -bereiche – und vor allem ein Ab schiedvon der Idee, dass sich For schung imVorhinein als nützlich er weisen muss.Eine Ausschreibung von Projekten„mit großem Potenzial für die wirtschaftli-che Nutzung“ („Energie der Zu kunft“)mag vielleicht das Ego von Lan des po -litikern verstärken, dient aber kaumder Er hö hung des Inno va ti ons po ten -zi als bzw. der „wealth in ten sity“ desLan des. Ersterscheinung „Die Presse“, 07. 09.07.

Peter Weinberger lehrt Allgemeine Physikan der TU Wien.

In der Forschung weit abgeschlagenvon Peter Weinberger

‚Blue Planet’, ein Unterrichts pro -gramm für die Mittelstufe über dieBeziehung von Mensch und Umwelt,das Wissenschaftler des Weizmann-Instituts in Rehovot erarbeitet haben,ist von der UNESCO als weltweitesVorbild für Umweltstudien aner-kannt worden. Die internationaleOrganisation finanziert nun die Über-setzung des Programms in verschie-dene Sprachen und fördert seineweltweite Verbreitung.Das Programm konzentriert sich vor

allem auf den Wasserkreislauf in ner -halb des Ökosystems Erde und solldurch seinen weiten und systemati-schen Ansatz (verschiedene Akti vi -

täten, Experimente und Feldstudien)als effektives Lerninstrument Ver -wen dung finden.Das Buch Blue Planet wurde vor

kur zem im Weizmann-Institut vorge-stellt, wobei dem anwesenden UN -ESCO-Stellvertreter Andras Szol losi-Nagy die spanische Übersetzungüber reicht wurde. Die Autoren wer-den in naher Zukunft nach La tein -amerika reisen, um dort Leh rern beider Integrierung des Erziehungs -programms in ihre Stundenpläne be -hilflich zu sein. Als nächstes soll dasBuch ins Chinesische und in drei wei-tere Sprachen übersetzt werden.

Israelisches Außenministerium, 09.09

Israel: Militär baut tödliche Roboterwaffe -„Bionische Hornisse“

Laut eines israelischen Zei tungs berichts entwickelt das Militär einenfliegenden Roboter, der nicht größer als eine Hornisse sein soll. Nachder Zeitung ‘Jedioth Ahronoth’ kann der Roboter Ex tre misten foto-grafieren und töten. Vize-Ministerpräsident Shi mon Peres sagte dazu:„Der Krieg im Libanon hat gezeigt, dass wir kleinere Waffen brauchen“ und„Es ist unvernünftig, ein 100 Millionen Dollar teures Flugzeug gegen einenSelbstmordterroristen loszuschicken.“Mit Bionik wird versucht, Techniken der Natur nachzuahmen.

Peres meinte auch, dass noch weitere Projekte im Be reich der Na no -technik in Arbeit sind, diese sollen militärische Probleme lösen.

Quelle: www.welt.de

Unterrichtsprogramm des Weizmann-Institutsgewinnt Anerkennung der UNESCO

Strom aus Kuhfladen

Das Energie- und Entwick lungs un -ter nehmen GES (Global EnviromentSolutions) der HoldinggesellschaftGra ni te Hacarmel und die Koopera tiv-Ge nossenschaft des Hefer-Tals habeneine Anlage in Betrieb genommen,die aus Kuhmist Strom erzeugt.

Es handelt sich dabei um die ersteAn la ge ihrer Art in Israel und eineder ersten in der Welt, die organischenAbfall aus Viehställen zur Strom er zeu -gung verwendet. Die An la ge, die ausdem Vieh mist auch hochwertigenDün ger herstellen kann, wird täglich600 Ton nen Kuhfladen bearbeiten.Die Men ge an Strom, die daraus ent-steht, ist mit 2-3 MW vergleichsweisegering. Ins ge samt sind in das Projekt40 Mio. Shekel investiert worden.

Yedioth Ahronot

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RECHTE ECKE • INLAND

Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) und dieAktion gegen den Antisemitismus in Österreich schließen sich den Protestengegen den „Turmkommers“ an.

Anlässlich des 90jährigen Bestehens des „Burschenschafterturm“ genanntenMahnmals für die „Einheit des deutschen Volkes“ und des 130. Grün dungs -tages der Burschenschaft Arminia Czernowitz zu Linz wollen deutsch na tio na leKorporationen am 6. Oktober im Linzer Kaufmännischen Ver eins haus einen„Kommers“ abhalten. Zuvor soll an der Johannes Kepp ler Uni ver sität einSymposion zur „Freiheit in der EU“ stattfinden. Als Fest red ner am abend-lichen Kommers ist der seit Ende der 90-er Jahre nach und nach von linksnach rechts außen gewanderte Berliner Professor Bernd Rabehl eingeladen.Über das burschenschaftliche Milieu näherte er sich in der Folge gar demNeona zis mus an: 2005 gab Rabehl nicht nur der Deut schen Stimme einInterview, sondern er hielt auch einen Vortrag bei der Nationalde mo kra -tischen Partei Deutsch lands (NPD). In der Folge wur de Rabehl von der neo-nazistischen NPD gar als „Sachverständiger“ eingesetzt.

Der gefeierte „Anschlussturm“ in Linz dient dem völkischen (deutschna-tionalen bis rechtsextremen) Milieu bis heute als Wallfahrtsstätte und Ortgroßdeutscher Propaganda, die bekanntlich vom Staatsvertrag von 1955ausdrücklich untersagt wird. Gerade am Vorabend des 70. Jahrestages des"An schluss" ist es notwendig, die entschlossene Ablehnung solcher Bestre -bungen deutlich zu machen.

Das DÖW und die Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich unter-stützen daher den Aufruf der Österreichischen Lagergemeinschaft Maut -hau sen, des Mauthausen Komitees Österreich und OÖ. Netzwerkes gegenRassis mus und Rechtsextremismus.

Ein auf der Internet-Plattform You Tu beaufgetauchtes Video, das Grund wehr -diener beim Hitlergruß zeigt, sorg teAnfang September beim Bun des heerfür Aufre gung. Auf dem of fenbar miteiner Handy-Ka me ra aufgezeichnetenClip sind mehrere junge Männer zusehen, von denen einige mit gestreck-ter Hand marschieren und „Heil Hit -ler“ in die Kamera brüllen. Schau -platz der Videoauf nah men (Foto) wardie Schwarzen berg ka serne in Salz burg.Neben disziplinären Maßnah men

müssen die Präsenzdie ner auch mitstraf rechtlichen Konse quen zen we -gen Wiederbetätigung rechnen.

Das Video zeigt mehrere offenbarbe trunkene Grundwehrdiener, dieteils mit der Waffe in der Hand durchsBild taumeln. Einer der Beteiligtenschreitet im Stechschritt mit erhobe-ner rechter Hand durchs Bild, in eineranderen Ein stellung hebt ein Soldatmit kahlgeschorenem Kopf die Handzum Hit ler gruß und brüllt „HeilHitler“ in die Ka mera.

Das Militärkommando Salz burg hatdie vier Männer ausgeforscht: zweider vom Dienst enthobenen Grund -wehr diener sind in Vor arlberg amts-bekannt. Bei den Be teiligten handeltes sich um Wehr dienst pflichtige, diealle samt in der Schwarzen berg ka -serne ihren Dienst versehen und nachwie vor im Präsenzdienststand sind.

Das Bundesheer erstattete An zei genbei der Staatsanwaltschaft wegen desVerdachts des Verstoßes gegen dasVer botsgesetz.

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Nazi-Video sorgt beim Bundesheer für Aufregung

Klause Adelgunde der LinzerTurmlinie am rechten Donauufer

© Dralon

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RECHTE ECKE • AUSLAND

Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768 27

„Warum ist Israel so mächtig?“ fragt dasNachrichtenmagazin ‘profil’ am Co-ver seiner Ausgabe Nr. 37. Dass Israelund „der Jude“ so mächtig sind, wis-sen AntisemitInnen seit jeher, ‘profil’bestätigt sie und lockt mit einem Blickhinter die Kulissen. Man wird jedoch enttäuscht. Im

Heft findet sich bloß Altbekanntes undWiedergekäutes zur „Israel-Lobby“,die angeblich die USA oder zumindestdie Bush-Administration fest in ihrenTentakeln hält, aufbereitet von GeorgHoffmann-Ostenhof und Robert Misikaus Anlass des Erscheinens eines wei -teren Enthüllungsbuches: „Die Israel-Lobby“ von Mearsheimer und Walt.Die Einseitigkeit in der VerurteilungIsraels paart sich mit der Ignoranz ge-genüber aktuellen Bedrohungen, etwadurch Atomwaffen in Händen vonan tisemitischen und antiwestlichenApokalyptikern vom Schlage des ira-nischen Präsidenten Achmadinejad.Aber auch der Kritik an der antisemi-tischen Vorstellung von der „jüdi-schen Macht“ wird im ‘profil’ Platzeingeräumt. Warum diese Vorstellungoder fixe Idee es dennoch auf die Ti tel-se ite geschafft hat, bleibt das Ge heim -nis von Redaktion und Herausgeber.Gerade in Österreich, wo ohnehin fast

Leserbrief an das österreichische Wochen magazin ‘Profil’. Plump. „Gelegentlich formulieren dieAutoren etwas plump.“ So kommentiertTony Judt, selbst nicht gerade ein vorsich-tig-zurückhaltender Wissen schaft ler, dasBuch von Mearsheimer und Walt. „profil“will da nicht nachstehen: in einer Story,die „proisraelische Hardliner, weltfremdeneokonservative Ideologen und christ li cheFun damentalisten“ zu den bestimmendenFaktoren der US-Außenpolitik zusam -men schwurbelt. An den Leistungen derAdmi ni s trationen Bush eins und zwei gibtes wohl genug zu kritisieren – und Irak istda nur die Spitze des Eisbergs. Aber dar-aus – auf dem Cover – scheinheilig dieFrage abzuleiten: „Warum ist Israel somächtig?“, dazu gehört wohl ein beträcht-liches Stück Plumpheit. Zurück bleibt ei nevage Erin ne rung daran, wie differenzierthier einmal über Politik und Ökonomieberichtet wurde. Und zurück bleibt auchein ziemlich schaler Nachge schmack überein derart dumpfes Klischee auf einemösterreichischen Titelblatt.Reinhard Engel, Wien 1Der Leserbrief wurde nicht abgedruckt (Anm.Red.)

Leserbrief an die Intendanz des ORFZIB2 am 3.10., Bericht über Martin SchlaffSehr geehrte Damen & Herren,mir ist es egal, an welcher Stelle Hr. Schlaffim moralischen Ranking aller 7 Mio. Ös ter -reicher steht, in jedem Fall hat sich der ORFin der ZIB 2 am 3.10. mit dem Be richt überHerrn Schlaff unglaubliche Entgleisun gengeleistet. U.a. wurde in süffisanter und(un)zwei deu tigen Formulierungen fest-gehalten:a) MS habe für Elsner "blitzartig" einehohe Kaution erlegt (was ist daran unehrenhaft)?

b) Es sei nicht empfehlenswert, MS zumFeind zu haben (Begründung fehlte)

c) MS sein „ein Freund der Frauen“(konkrete Hinweise fehlten)

Nicht zuletzt: Viertreichster Mann ir gend-einer Gegend zu sein, gehörte zu den we -nigen Berufen, die Juden nicht verbotenwaren bzw. sind.Ich dachte sofort an eine Sendung eben-falls gestern in Ö 1 (19.05 - 19.30), in derda vor gewarnt wurde, daß der heimischeAntisemitismus sich immer öfter als Is ra el -kritik und „linke Kapitalismus krit ik“tarnt. Dies ist dem ORF mit dem Beitragüber Martin Schlaff bestens "gelungen"!Mit freundlichen GrüßenSmole(Prof. Ernst Smole, Wien 8)

Heribert Schiedel"Der rechte Rand. Extremistische Gesinnungen in unserer Gesellschaft", Ed. Steinbauer• ISBN 978-3-902494-25-2)

Wenn Plakate mit „Daham statt Islam“ werben,Kriegsspiele als „Jugendtorheiten“ verharmlostund im Nachbarland „Ausländer“ durch die Stadtgehetzt und misshandelt werden, spätestens dannsollte man sich die Frage stellen: Wer sind dieseLeute und wie leben sie?Heribert Schiedel beobachtet die Szene seit fast 20 Jahren und legt nun eine

um fassende Bestandsaufnahme des heimischen Rechtsextremismus vor. SeinBuch führt in die Begriffsbestimmungen und Erklärungsansätze aus politolo-gischer Sicht ein. Es zeigt die Ursachen für Rassismus, Antisemitismus undAutoritarismus. Dabei macht der Autor die wechselnden Stichworte und In -halte extremistischer Gesinnungen auch aus historischer Perspektive deutlich.Ob von der „Herrschaft der Ostküste“ oder der „internationalen Hochfinanz“ dieRede ist, immer steckt dahinter der Hass auf „den Juden“ und die vermeintlicheÜberlegenheit der eigenen „Kultur“. Schiedels Einblicke in die gewaltbereite Neonaziszene Österreichs zeigen

auch erschreckende Details und erstaunliche Querverbindungen. Sein Buchrichtet sich gegen den Hass, der den Extremismus motiviert, sucht nach denHintergründen und bietet Erklärungsansätze dazu.

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Profilierung mit Antisemitismus? die Hälfte der Bevölkerung glaubt,dass die „Juden zuviel Einfluss auf dasWeltgeschehen“ ausüben, sind solcheBil der fatal. ‘profil’, welches wir bisda to als Verbündete im Kampf gegenden Antisemitismus sahen, muss sichzumindest der Verantwor tungslosig -keit zeihen lassen.

Aktion gegen den Antisemitismus

Unter Staub schichten von Jahrzehnten ver -bargen sich in einem Mos kau er Archiv dieauthentischen Zeug nis se deutscher Menta -li tät. Henrik Eberle hat sie erstmals syste-matisch ausgewertet und kommentiert –eine Fundgrube für Psychologen, Histo ri kerund Pädagogen. Bittbriefe, Gebete, Treue -schwüre, Appelle und Hilferufe – nicht nuraus Deutschland – bilden ein Stimmungs -barometer, das schauern lässt.

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JÜDISCHE WELT • INLAND

28 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768

Es war eine weite Reise. Eine Reisezurück in die Vergangenheit.

Meine Frau Anette und ich habenEeva-Elisheva Huber-Huber, die seitüber 25 Jahren jüdische Gemeindenin Osteuropa betreut, davon 17 Jahrein Rumänien, bei einem ihrer Hilfs -transporte begleitet.

Jede ihrer Rei sen,sie fährt etwa 5 Malpro Jahr, oft mitihrem Mann, führtsie zu mehreren, dervielen, übers Landverteil ten Kul tus -ge mein den. Zu deneinzelnen Mitglie -dern, teils hoch be -tagte Men schen, hatsie einen sehr per-sönlichen Kontaktaufgebaut, ausdem langjährigeFreundschaften ent-standen sind. Auchist sie be müht, demVerfall der nochvorhandenen Sy -na gogen entgegenzu wirken. Die An -zahl und Pracht derheute in Ru mä niennoch existierendenTempel ist einzig -artig in Eu ro pa.Unsere gemeinsame, sehr anstren-

gende Reise im Norden des Landes,auf der wir über 2.300 km zurückge-legt haben, hat uns durch folgendeStädte geführt, Tirgu Mures, Reghin,Gheorgheni, Pietra Neamt, Bacau,Roman, Falticeni, Suceava, Gura Hu -mo rolui, Vatra Dornai, Bistrita,Gherla, Cluj und Oradea.Die Gemeinden bestehen oft nur

mehr aus wenigen Mitgliedern, 2-3,20, 50, 70 Personen, sind überaltertund deren Ende ist leider absehbar.Die Jungen sind meist weggezogen,nach Bukarest, Israel, USA, usw. Min -jan gibt es oft nur am Schabbat, inmanchen Gemeinden auch Mon tagoder Donnerstag. Häufig wird in klei-nen, behelfsmäßig eingerichtetenRäu men gebetet. Gründe dafür sinddie desolaten Zustände der einstprächtigen, großen Tempel, aber auchEnergiesparmaßnahmen, weil das

Geld für Strom und Heizung nichtaufgebracht werden kann. Finanzielle Mittel werden von der

Kultusgemeinde in Bukarest für alleGemeinden des Landes zentral ver-waltet. Diese Art der übergeordnetenAdministration wird von manchenGe meinden als gut, von anderen alseinschränkend empfunden.

Gelebtes Judentum

Das Sozialleben wird überall sehr ge -pflegt. Mit bescheidenen Mitteln undin kleinem Rahmen werden alle Fei er -tage in den Gemeindezentren be gan -gen. Zum Beispiel wird seitens derBukarester Gemeinde darauf geachtet,dass alle zu Pessach mit Mazzoth undkoscherem Wein versorgt werden. Ineinigen Städten gibt es Talmud Tora-Klassen für Kinder und Erwachsene,Nachmittagsprogramm für Senioren

oder auch koschere Kantinen, wo Be -dürf tige oder ältere Menschen mitwar men Mahlzeiten versorgt werden.Ein Kiddusch wird jedoch meist nurgegeben, wenn sich ein ausländischerSpender findet. Die zahlreichen nicht -jüdischen Partner werden in die Ge-meinden aufgenommen und nehmenam Gemeindeleben Anteil.In vielen Städten befanden sich frü-

her mehrere Synagogen, heute meistnur mehr eine. Diese sind hauptsäch-lich freistehend, sehr imposant, aberoft dem Verfall preisgegeben. ImInneren und Äußeren lässt sich nochdie Pracht vergangener Tage erkennen.Die Bimah ist umgeben von verzier-ten, häufig mit Intarsien gearbeiteten,Sitzreihen. In vielen Tempeln ist derAron HaKodesch mit wunderschönenVorhängen verhängt, obwohl längstkeine Thora mehr darin aufbewahrt

JÜDISCH

E WEL

T

Eeva-Elisheva, eine außergewöhnliche Frau

von Michael Feyer

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wird. Im Osten des Landes sieht mannoch die traditionellen Wand ma le rei -en, die zum Beispiel Motive aus Je ru sa-lem zeigen. Nur wenige Ge mein denkonnten mit Hilfe aus dem Auslanddie Gebäude restaurieren. Ob renoviertoder nicht, die über das ganze Landnoch immer vorhandene große An -zahl an Synagogen und die Vielfaltder Baustile, von Stein- bis Holzbau,sind sehr beeindruckend.

Ein zweites jüdisches Zentrum

Die Gemeinde in Oradea, nahe der un-garischen Grenze, bildete auf unsererRoute, auch aufgrund der Mitglie der -zahl von ca. 700, eine Ausnahme. Hiergibt es eine Reihe von zukunftsorien-tierten Initiativen. Der Wunsch derGemeindeführung ist es, Oradea, ne -ben Bukarest, zum zweiten jüdischenZentrum in Rumänien zu machen. In der Hoffnung, dass sich dieser TeilRumäniens wirtschaftlich gut entwik-keln wird, wurde das Gemeinde zen -trum mit Unterstützung amerikani-scher Spender von Grund auf reno-viert. Kindergarten, Jugendorgani sa -tion, Seniorengruppen, Chor undTanzgruppen, Seminare, Workshops,Computer, milchige Cafeteria, u.a.m.bieten eine Infrastruktur, die, sowohlfür eventuelle Rückkehrer aus demAusland, die in dieser Region inves -tieren wollen, als auch für Abwan de reraus den kleinen, aussterbenden Ge -mein den attraktiv sein soll. Eine ko -schere Kantine in einem der Nach bar -gebäude besteht bereits seit langem,auch wurde die Fassade der Synago gebereits renoviert. Für die Restau rie -rung der Innenräume sind die finan-ziellen Mittel noch nicht vorhanden.

Frau Huber, die den Verein „Hilfe &Hoffnung“ gegründet hat, sammelt Me -dikamente, Heilbehelfe, Lebens mit tel,Kleidung, Gebrauchsgegen stän de,usw. und natürlich auch Geld. Auf Vorschlag von Staatsopern -

direk tor Ioan Hollender wurde ihr

2006 das Gol dene Ehrenzeichen fürVer dienste um die Republik Öster-reich verliehen.

Für Spenden hat Frau Huber ein Ver -eins konto bei der Erste Bank Blz20111, Kto.Nr 08214654 eingerichtet. Wenn auch Sie helfen wollen –Informationen unter [email protected] PITOM der event AGENTURun ter stützt eine Reihe sorgfältigausgewählter Projekte, zahlrei-che Sozial- und Kultur projekteselbstverständlich ehrenamtlich.Zu letzt war dies ne ben Frau Huber-Huber, Mag.Evelyn Böhmer-Laufer mit ihrem Pro jekt peace-camp, bei dem palästinensische, is ra elische,österreichische und ungari sche Ju gend liche ineinem psychologisch und künstlerisch be treu -ten Fe ri en camp neue An sätze zur Konflikt be -wälti gung lernen sollen. Weiters das Künst ler -paar Ruth An der wald und Leonhard Grond, dieab 30. Ok to ber im Jüdischen Museum und pa -ral lel in der Kunsthalle, als Rahmenpro grammih rer Fo to aus stel lung, ein Symposion mitisraelischen und öster rei chi schen Lyri kern undKunst schaf fenden veranstalten werden.

Die renovierte Synagoge in Tirgu Mures

Marta und Robert Marmor, 91 und 95 Jahre mit Eeva-Elisheva Huber-Huber

Alle

Fotos

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30 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768

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Es begann vor 12 Jahren. Durch eineSendung im ORF wurden wir auf

das Altersheim „neveh simcha“ in Je ru -sa lem, das in Kiryat Mattersdorf für diesieben jüdischen Gemeinden er rich tetwurde, aufmerksam gemacht.

Rabbiner S. Ehrenfeld erzählte über dasHaus und lud zum Besuch ein. So kam eszum ersten Aufenthalt, dem inzwischenelf weitere folgten. Jeden Sommer ver-brachten wir, zwei bis fünf Frauen ausÖsterreich, jeweils zwei Wochen in nevehsimcha, um dort für kleine Hilfsdiensteden Bewohnern zur Verfügung zu stehen.Spazier gän ge, Einkäufe, Hilfe beim Es sen,kleine Näharbeiten, Begleitung bei Aus -gän gen, Gespräche, ... gehör ten zum täg-lichen „Programm“.

Dabei entstanden herzliche Beziehun -gen, die teilweise auch während des Jah -res durch Briefkontakte gepflegt wurden.Einigen Bewohnern konnten wir ausihren ehemaligen Heimatorten im Bur -gen land Informationen, aktuelle Fotosund Chroniken mitbringen. Diese Mit -bring sel waren oft Anlass, um aus der

vergangenen Kindheit und Jugend zuerzählen. Einige der Bewohner machtenuns auch mit ihren Familien bekannt undjährlich erweiterte sich unser Bekannten– und Freundeskreis.

Im Lauf der Zeit mussten wir uns aberauch von einigen für immer ver ab schie den.Die liebe Erinnerung an sie bleibt, nichtnur auf den Fotos, die wir zusammen ge -macht hatten, sondern vor allem in unse-ren Gedanken.

Die ständig wachsenden Kontakte führ-ten dazu, dass wir nun in zwei wei te renAltersheimen tätig sind: zum Haus nevehsimcha kam das Siegfried Moses Elt ern -haus in Jerusalem und das Anitta MüllerCohen Heim in Tel Aviv dazu.

Nebenbei kam es auch zu Begegnun genmit dem Klub der österreichischen Pen si o -nisten in Tel Aviv und zu mehreren Ein -zel personen, die ihre Heimat in Österreichhatten. So freuen wir uns nach jedem Ab schiedauf den nächsten Aufenthalt in Israel.

Gertraud Hoheneder

neveh simcha

Brückenschlag

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Kinder- und Jugend Abteilung der Ambulanz.

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Biblisches Öl gegenInfektionen

Ein Professor der Tel Aviver Uni ver -sität hat eine Schrifstelle aus der Bibeldazu benutzt, eine moderne Versioneines altertümlichen Priesteröls herzu -stellen. Es stellte sich heraus, dassdieses Öl sogar vor unterschiedlichenViren schützt. Professor Michael Ova di avon der zoologischen Fakultät teiltemit, dass das Gemisch auf der Basisder Bibelstelle erstellt wur de, welchedie Erstellung eines speziellen Öls fürIsraels Tempelpriester be schreibt, diesich selbst mit dem Öl salb ten, bevorsie Tieropfer darbrachten. „Ich hatteeine Ahnung, dass dieses Öl, das mitZimt und anderen Gewürzen hergestelltwurde, eine Rolle in der Ver mei dung derAusbreitung von Infek tionen spielenwürde“, sagte Ovadia.

Während er das Öl dem biblischenRezept gemäß zubereitete, fand er he -raus, dass es sehr effektiv darin ist,den Transfer von Viren zu unterdrü-cken, darunter sogar Viren wie dieVogelgrippe, Herpes oder gar HIV.Seine Entdeckung hat er jetzt an dieFirma Frutarom verkauft, die plant,das Öl in verschiedensten Anwen dun -gen auf den Markt zu bringen. Ge -plant ist auch die Anwendung aufFlug häfen und in Krankenhäusern,um die Verbreitung von Infektioneneinzudämmen. Israel21c

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PanoramaKurznachrichten aus der jüdischen WeltQuelle: JTA; Übersetzung: Karin Fasching/Foto:©JTA u.a.

Israelische Militärflugzeuge in syrischem LuftraumUnentdeckt von der syrischen Luft ab -wehr, gelang es israelischen Kampf -flugzeugen im September, in den sy -rischen Luftraum einzudringen unddort ein Ziel anzugreifen. Es gabSpekulationen, die israelischen F-15und F-16 Bomber hätten einen Waf -fentransport für die schiitischeHisbollah-Miliz im benachbartenLibanon oder sogar eine im Baubefindliche Atomanlage im Visiergehabt, Syriens Präsident Bashar al-Assad sprach jedoch nur von einem„nicht benützten Militärgebäude“.Laut Medienberichten sei besondersder Iran durch diesen Vorfall beunru-hig worden – hatte dessen Regierungdoch erst kürzlich eben jenes russi-sche Radarsystem, das Syrien inVerwendung hat, für die Sicherungdes Luftraums über seinen nuklearenAnlagen bestellt.

Myanmar-Debatte richtet sich gegen IsraelBei einer vom U.N.-Menschen rechts -beirat in Genf zu den Unruhen in My -an mar abgehaltenen Sitzung brach teder Repräsentant des Isla mi schenBlocks, Pakistans Botschafter MasoodKhan, den Einwand vor, weshalbMyanmar plötzlich ins Zentrum derAuf merksamkeit der Vereinten Na -tio nen rücken würde, wenn doch dieZahl der durch Israel getöteten Paläs -tinenser wesentlich höher sei, als dieder Toten im ehemaligen Burma.„...in Palästina starben vor wenigenTagen innerhalb von 24 Stunden mehrunschuldige Zivilisten durch israelischeMilitäraktionen, als in ganz Myanmar,“so Khan laut einem Bericht von U.N.Watch, aber diesen „wurde der nichtder selbe Grad an Aufmerksamkeit der

Medien oder dieses Rates zuteil.“Der aus 47 Nationen bestehende Men-schrechtsbeirat geriet bereits zumwie derholten Male wegen seines un -pro portionalen Fokusses auf Israelunter Beschuss. In der letztendlichherausgegebenen Resolution hieß es,der Rat würde die gewalttätigen Aus -schreitungen in Myanmar „stark be -dauern“. Der ursprünglich von denEuropäern vorgeschlagene Ausdruck„verurteilen“ war nach Protesten an de -rer Nationen abgeschwächt worden.

Bereits 2.000 Konvertiten beim israelischen MilitärDie israelischen Streitkräfte konntennun die 2.000ste Konversion einesnach orthodoxen Standards nicht alsJude geborenen Soldaten begehen.Die zumeist aus der ehemaligen Sow -jetunion stammenden Israelis durch-laufen dazu das von der Einwande -rungs behörde gemeinsam mit derJewish Agency for Israel initiierte„Nativ“-Konversionsprogramm, eindreimonatiges Training, nach dem dieKandidaten vor einem Komitee beste-hend aus Militär-Rabbinern eine Prü -fung ablegen müssen; etwa 84% tundies mit Erfolg (Foto).Der Übertritt eines Zivilisten kann imVergleich dazu in Israel bis zu einemJahr dauern.

Israelis sind gegen GlücksspielLaut einer Umfrage sind lediglich 37%der Israelis für eine Legalisierung desGlücksspiels, während 55% sich striktdagegen ausgesprochen haben. 8% wa- ren unentschieden. Dabei fällt auf,dass die Glücksspielgegner be son dersstark unter der religiösen, wenig ge -bildeten bzw. armen Bevölkerung zufinden sind.

In Israel gibt es eine rege Szene an imUntergrund arbeitenden Casinos, vie -le Bürger reisen auch in nahe gelege-ne europäische Länder, um dort demlegalen Glücksspiel nachzugehen.Nachdem aufgrund der Intifada imJahr 2000 das einzige Casino der Pa läs -tinenserbehörde – in Jericho – ge -schlossen werden musste, wurdenVermutungen laut, dass Israel seinGlücksspiel-Verbot lockern könnte.

Tierschützer gegen Kapparot-RitualIsraelische Tierschützer setzen sichfür ein Ende der Verwendung vonHühnern beim Kapparot-Ritual ein.Jedes Jahr vor Yom Kippur schwingenorthodoxe Juden als Buße-Symbol einlebendes Huhn über ihren Köpfen,das danach geschlachtet und zuberei-tet wird. „Let the Animals Live“ („Lasst die Tiereleben“), Israels größte Tierschutz-Or -ga nisation, verfassten einen Brief anden ehemaligen sephardischen Ober -

Sgt. Ola Genshaft,left, a Russianimmigrant servingwith the Israeliarmy and undergo-ing conversion toJudaism, shakeshands with Daniel

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rab biner Ovadia Yosef, in dem sie ihnbaten, den Gläubigen eine humanereVersion der Kapparot nahe zu bringen,bei der Geld statt der Tiere verwendetund für wohltätige Zwecke gespendetwerden soll. Die Organisation argu-mentierte damit, dass die Grausam -keit des Rituals der biblischen Moralzuwiderlaufe.

Jüdischer Republikaner wird US-Botschafter auf den BahamasDer profilierte jüdische RepublikanerNed Siegel wird der nächste US-Bot -schafter auf den Bahamas. Dort willer gegen internationale Verbrechen,Drogenhandel und illegale Migrationkämpfen sowie die positiven Verbin -dungen zwischen den USA und denBahamas stärken.

Website über das Judentum für MoslemsEine speziell auf Moslems zuge-schnittene Website zum Thema Ju den-tum findet man seit Neuestem aufwww.AskMusa.org. Zur Auswahl ste-hen Texte jüdischer Schriftsteller infünf Sprachen: Englisch, Arabisch,Far si, Urdu und Basha.Die von Rabbi Abraham Cooper vomSimon Wiesenthal Center konzipierteSite soll Missverständnisse über die jü-dische Religion unter den Musli menausräumen „Viele gläubige Muslimewissen einfach gar nicht, wie viel unsereReligionen gemeinsam haben,“ meinteMo hammed Kahn, moslemisch-ame-rikanischer Aktivist für glaubens-übergreifendes Arbeiten, bei der Prä -sen tation der neuen Site in New York.„Ich hoffe, dass www.AskMusa.org eineBrücke des Wissens und des Verständ nis seszwischen Moslems und Juden aufbauenkann.“

Jüdin kandidiert für marokkanisches ParlamentDie Immobilienmaklerin Maguy Kakonaus Casablanca könnte die erste jüdi-sche Frau im marokkanischen Parla -ment werden. „Ich gebe zu, dass es nichteinfach für mich ist, zu kandidieren,“meinte das Mitglied der SozialenZen trumspartei gegenüber Al-Ja zee ra.

„Nicht weil ich Jüdin bin – sondern weilich eine Frau bin. Dennoch sind marok-kanische Frauen in allen Lebensbereichenpräsent, deshalb will ich es auch auf jedenFall versuchen.“Bereits im Jahr 1956, als Marokko sei neUnabhängigkeit erlangte, waren dreiJuden im Parlament vertreten. Weite refolgten und heute ist der jüdischePolitiker Andre Azoulay einer derBerater König Mohammed

Usbekisch-jüdischer TheaterdirektorermordetDer Gründer des Ilhom Theaters inTashkent, Mark Vail, ist von unbe-kannten Tätern vor dem Eingang sei-nes Wohnhauses ermordet worden.Vail hatte immer wieder öffentlich dieKulturpolitik des autoritären Staats -chefs Islam Karimov kritisiert undsich geweigert, einer bestimmten po -li tischen Bewegung zugeordnet zuwerden.Tashkents jüdische Gemeinde rea -gier te schockiert auf seine Er mor dung,die fatal an das Attentat auf den jüdi-schen Theaterdirektor Sa muel Mi cha elsin Minsk durch sowjetische Geheim -agenten vor etwa 60 Jahren erinnert.Diese stellte den Be ginn einer Welledes Antisemitis mus in der Sow jet uni onder 1940er dar.

Handtaschen mit Hakenkreuz bei „Zara“Die Bekleidungsfirma „Zara“ ver-kaufte in britischen Geschäften Hand -taschen, die mit einem Hakenkreuz„verziert“ waren. Nach zahlreichenProtesten, veröffentlichte das Haupt -quar tier der Firma in Großbritannieneine Entschuldigung und versprach,die Taschen so schnell wie möglichaus allen Regalen zu entfernen.

Boykott abgesagtDer britische Dozentenverband hat be-schlossen, „aus juristischen Grün den“von dem geplanten akademischenBoykott gegen Israel abzusehen.

Israelische Zeitung veröffentlichtAnleitung zu Bio-TerrorDie israelische Zeitung ‘Jedijot Ach ro -not’ veröffentlichte am ein vollständi-ges Rezept zur Herstellung ei ner bio-chemischen Bombe. Die Anlei tungwurde einem Bericht über den Bio ter -ror-Alarm im Londoner Ver gnü gungs -viertel Soho beigefügt, wo eine ver-meintliche Giftwolke drei Stunden inder Luft hing und zahlreiche Men schenaus Angst vor einem chemischen An -schlag panisch die Flucht ergriffenhätten. Mit Atemschutz mas ken ausge-rüstete Feuerwehr män ner entdecktendann eine äußerst scharfe Ursache fürdie Giftwolke: Ein brennende Pfannemit Chilis in einem Thai-Restaurant desKochs Chalem chai Tangjariya poon.Die israelische Zeitung verriet das Re -zept für die Biobombe. Alle Zutatenkönnen problemlos erstanden werden:Erst wird ein Liter Canola-Öl erhitzt, indem 4 rote spanische Zwie beln ge röstetwerden. Dann werden 700 Gramm Dam -ra ra-Zucker, ein halbes Kilo frischer Knob -lauch, 250 Gramm getrocknete Schrimpsund et wa die gleiche Menge einer asiati-schen Schrimps-Soße sowie 250 Gramm Ta -marindi-Konzentrat in dem Topf ver mischt.Am Ende kommt ein ganzes Kilo in Strei -fen geschnittene ge trocknete Chillies in denTopf. Diese höllisch scharfe Mi schungmuss dann eine ganze Stunde gekochtwerden, wobei wohl in dieser Phasedarauf geachtet werden muss, dassder Topf kein Feuer fängt, um nichteinen Großalarm auszulösen. UWS

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Viel ist nicht übrig geblieben vonder einst florierenden Gemeinde

des heu ti gen Myanmar. 4.000 Mit glie -der, hauptsächlich iranischen, iraki-schen und indischen Ursprungs, hat teman im Burma der 1940er ge zählt –im Jahr 2007 sind es nur noch 20.Die große Auswanderungswelle be -gann während des Zweiten Welt krie -ges, als die Japaner das Land besetz-ten. Die USA und Israel sollten dieneue Heimat der meisten burmesi-schen Juden werden. Der Militär -putsch von General Ne Win 1962 er -schütterte die Gemeinde er neut schwerund noch mehr Men schen wan dertenaus, als das Militär re gime begann,Privatbesitz zu ver staat li chen.Die verbliebenen 20 Juden Myan -

mars leben in der Hauptstadt Yangonund der zweitgrößten Stadt desLandes, Mandalay. Es gibt kein nen-nenswertes Gemeindeleben, nur amSchabbat und zu den Hohen Feierta -gen findet man sich zum gemeinsa-men Gebet in der Synagoge ein.

„Unsere Gemeinde lebt in ständigerAngst. Niemand weiß, was morgengeschieht.“, schildert Sami Samuels,ei ner der letzten Juden von Yangon,seine Situation. „Das sind die traurig-sten Feiertage seit sehr langer Zeit... Wirmussten unsere Gottesdienste den vomMilitär verhängten Ausgangssperren an -passen, die Straßen sind voller Soldatenund die gesamte Situation hier ist sehr

instabil. Wie viele andere müssen auchdie Juden um ihr Leben fürchten.“Die Spannungen zwischen Militär -

junta und buddhistischen Mönchenha ben die jüdische Gemeinde veran-lasst, ihre Sicherheitsvorkehrungenzu verstärken. So wurde erst kürzlicheine private Sicherheitsfirma enga-giert, die nun Yangons einzige Syna -goge zu bewachen.

„Die Unruhen machen es auch schwie-rig, eine Mindestzahl an Betenden aufzu-stellen,“ so Samuels, „Gewöhnlich sindzu dieser Zeit viele Touristen im Land,doch heuer findet man kaum welche. Wo -hin man auch blickt, man entdeckt nurMenschen, die so schnell wie möglichnach Hause wollen.“

Die Gemeinde sei so klein, dass siemanchmal sogar die Feiertage mitden buddhistischen Mönchen bege-hen müssten.Sami Samuels Vater ist der Gabai,

also der Verwalter der Synagoge vonYan gon (Fotos), die 1854 errichtetwurde. Die ser sieht die Situation einwenig op timistischer als sein Sohn:„Die Mi litärjunta hier hegt keinerleiGroll gegen uns Juden. Wir halten unsaus der Politik heraus, also betreffen unsdie momentanen Vorgänge auch nichtwirklich“, meint er. „Sicher hatten wirin diesem Jahr Schwierigkeiten, genü-gend Betende zu finden. Aber unsereFreunde aus der israelischen Botschafthelfen uns da schon aus.“Auch die moslemische Gemeinde

von Myanmar bliebe von den Unru -hen nicht verschont, fügen Vater undSohn Samuels hinzu, auch diese müs-ste um ihre Existenz fürchten. „Wir alle beten dafür, dass die Ver hand -lungen mit den Vereinten Nationen denFrieden im Land wiederherstellen kön-nen.“ Übersetzung: Karin Fasching

Die Angst der Juden von Myanmar

Kleine jüdische Gemeinde von Konflikten betroffen

Itamar Eichner, Ynet

© Alle Fotos: Th. Feiger

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34 Oktober 2007 Tischri/Cheschwan 5768

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FUSSBALL Chelsea verpflichtetIsraeli Grant alsFußballdirektor Der frühere israelische National trai nerAvraham Grant wird Fuß ball di rek torbeim Londoner Club FC Chel sea. Grantsoll für die Kooperation aller Fußball-Angelegenheiten im ganzen Vereinver antwortlich sein. Seine Be richte soller bei Kenyon abgeben. Der Israelischlos sich Chelsea bei der vorsaiso-nalen Reise nach Los Angeles an .Der 52-Jährige war zwischen 1991

und 2002 Trainer der israelischenMannschaften Maccabi Tel Aviv undMaccabi Haifa. Anschließend über-nahm er das Nationalteam und ver-passte knapp die Qualifikation für dieWeltmeisterschaft 2006 in Deutsch -land. Israel hatte keine Niederlagevorzuweisen, stand in der Tabelle je -doch schlechter da als Frankreich unddie Schweiz. Infolgedessen trat Grantam 26. Oktober 2005 zurück. Späterübernahm er beim FC Portsmouth denPosten des technischen Direktors.Beim FC Chelsea steht der deutsche

Nationalspieler Michael Ballack unterVertrag. Auch der 17-jährige IsraeliBen Sahar spielt für die englischeMannschaft inn

Israelischer Verein gründetpalästinensische FußballschulenDer israelische Verein Hapoel Tel Avivwill in fünf palästinensischen Ort -schaften Fußballschulen eröffnen.Da durch sollen palästinensische Kin -der die Hoffnung auf eine bessereZukunft erhalten.

„Es ist das Ziel, dass 2.500 Kinder infünf Dörfern für anderthalb Jahre teilneh-men“, sagte der Manager für Ausbil -dung und soziale Projekte bei Ha po el,Meir Orenstein. Sein Projektpartner,Joel Marschak von der VereinigtenKib butzbewegung, fügte hinzu: „Werweiß, vielleicht wird diese Aktivität Sa -men des Friedens säen, wo es nur Feind -schaft gibt.“ Er bezeichnet sich selbstals Fan des Vereins Beitar Jerusalem.Vor einigen Wochen hatte Orenstein

Marschak gebeten, Kontakt zu Dorf -ober häuptern in der Gegend von Na -blus aufzunehmen. Dieser hatte be -reits durch landwirtschaftliche Pro jek -

te Beziehungen zu den Palästi nen sern.In der vergangenen Woche besuchtendie beiden Israelis die Ortschaft KafrSalem, wo sie mit zwei palästinensi-schen Bürgermeistern zusammenka-men. „Wir sind absichtlich in abgelegeneDörfer gegangen, wo die Bedingungenhart sind“, teilte Marschak mit. „Esgibt dort kein fließendes Wasser, und dieFußballfelder, auf denen sie spielen wer-den, sind nur Kiesflächen.“ Der israelische Minister für Bil dung,

Kultur und Sport, Raleb Mad scha de le,traf Marschak und bekundete seineUnterstützung für das Vorhaben. Erbat außerdem ihm bekannte Vertreterder Palästinensischen Autonomie be -hörde um Hilfe, wie die Tageszeitung„Ha´aretz“ berichtet.Laut Orenstein werden palästinensi-

sche Koordinatoren die Schulen leiten.Zudem sollen Trainer angestellt wer-den, die durch Hapoel Tel Aviv aus-gebildet werden. „Jedes Kind wird proWoche vier Stunden Sport, Unterricht undsoziale Aktivitäten erhalten“, sagte er.„Ich habe bei unserem Besuch in Salemeinen großen Durst nach Aktivität gese-hen.“ Die Fußballschulen sollen imkommenden Monat eröffnet werden.

In ganz Israel nehmen etwa 23.000Jugendliche an Ausbildungspro gram-men von Hapoel Tel Aviv teil. Diemeis ten finden in abgelegenen Ge gen -den statt.

Matthäus nach Israel?Der israelische Traditions-Klub Mac -cabi Tel Aviv hat Medienberichtenzufolge Interesse am deutschen Re -kordnationalspieler Lothar Matt häusbekundet. Nach dem Debakel gegen Haifa

(0:3) soll sich der Investor des Klubsfür eine Verpflichtung des Ex-Bayern-Akteurs als neuer Chefcoach ausge-sprochen haben.

Maccabi ist der älteste und erfolg-reichste Verein Israels. Bislang sam-melte der Klub aus Tel Aviv 18 Meis -ter schaften und gewann 22 Mal denPo kal wettbewerb. Die letzte Cham pi -ons-League-Teil nah me liegt aberbereits drei Jahre zurück. In der hei-mischen Pre mier League nimmt derRivale Maccabi Haifa eine immer grö-ßere Rolle ein.

SCHACHIsraeli istVizeweltmeister

Der israelische SchachgroßmeisterBoris Gelfand hat bei der Welt meis -terschaft in Mexiko den zweiten Platzbelegt. Beim abschließenden Spielgelang ihm ein Unentschieden gegenden bisherigen Weltmeister VladimirKramnik aus Russland. Weltmeisterwurde der Inder Vish wa natan Anandmit vier Siegen und zehnmal Un -entschieden. Gelfand ist vor etwa zehn Jahren

aus Weißrussland nach Israel einge-wandert. Nach dem guten Ab schnei -den in Mexiko sagte er gegenüber derZeitung „Ha´aretz“: „Keine Frage, dieswar eines der erfolgreichsten Turniere mei-ner Karriere, wenn man die Ergebnisseund auch die Qualität der Spiele betrachtet.Was das theoretische Konzept angeht,war ich sicherlich am besten vorbereitet.Da für danke ich meinen beiden Assis ten tenAlexander Husman und Pavel Elja nov.“

BOXENKampf um den Titel: Israelin boxt gegen HalmichEine Israelin ist die letzte Gegnerin inder Karriere der BoxweltmeisterinRegina Halmich - beim Abschluss -kampf am 30. November tritt sie ge gendie deutsche Ausnahmesportlerin inKarlsruhe an.Im Kampf um den Fliegen ge wicht s -

titel der „Womens International BoxingFederation“ (WIBF) gegen die IsraelinHagar Schmulefeld Finerwill Hal mich,die seit zwölf Jahren den Welt meis ter -titel inne hat, ihren Ruf wahren. Bis -her hat die israelische Boxerin siebenihrer 21 Kämpfe verloren, berichtetder Internetdienst des Nach rich ten -magazins „Focus“. Halmich hinge-gen kann bei insgesamt 100 Spielen96 Siege verbuchen.Die beiden Boxerinnen sind sich

nicht unbekannt. Im vergangenen Jahrwar Schmulefeld Finer die Trainings -partnerin von Halmich und ging ausden gemeinsamen Übungskämpfenmit einer gebrochenen Rippe heraus,heißt es in der Tageszeitung „DerTagesspiegel“. Insgesamt 6.500 Zu -schau er können das Spekta kel EndeNo vember in der Karls ru her „dm-Are na“ sehen. inn

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JÜDISCHE WELT • AUSLAND

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Neben all den Vorschriften zuYom Kippur, dem heiligsten

und feierlichsten Tag im jüdischenJahr, gibt es auch eine, die Schuhebetrifft: Den Gläubigen ist es unter-sagt, am „Vergebungstag“ Leder -und somit auch Lederschuhe - zu tra-gen. Das diesbezügliche Ausweichenauf diverse andere Materialien, wiez.B. Leinenschuhe, dürfte auch keinegroße Schwierigkeit darstellen. Docham Yom Kippur des Jahres 2007 eröff-nete sich den jüdischen Gläubigeneine völlig neue Dimension zumThema Schuhe: Von New York bisWien - alle Welt trug zu den HohenFeiertagen „Crocs“!In Israel sind die klobigen Kunst -stoffschuhe mit den charakteristischenRiemen längst allgegenwärtig, habensie doch Herzen und Füße von säkula-ren Strandbesuchern in Tel Aviv eben-so erobert wie jene der orthodoxenSiedler Hebrons. Und nun auch dieSynagogen von New York und Co.Aber das Phänomen wurde auch

von Anfang an heiß diskutiert, vonFacebook bis MySpace, überall fan-den sich sowohl Befürworter als auchGegner des neuen Trends.Die Journalistin Jenny Comita, die

den G´ttesdienst in Manhattans PartAvenue Synagoge besucht, hat ihreei gene Meinung dazu: „Als ich mitmeinen Stöckelschuhen während der Nei -lah stand und stand und stand war ichrichtig neidisch auf all die Leute in ihrenbequemen ‚Crocs’,“ lacht sie, „Doch ichfinde nicht, dass es gut aussieht. Irg end -wie ruiniert das den Effekt, schließlich willman ja an diesem Tag sehen und gesehenwerden.“ Dafür hat Comita eine leder-freie, moderne und religiös absolutkorrekte Alternative parat, die auchnoch einen schönen Fuß macht:Espandrilles. „Speziell für Frauen mitdem schicken Keilabsatz,“ fügt siehinzu.

Yom Kippur:Wer „in“ seinwollte, trug„Crocs“von Ami Eden, JTA

Harold Messinger ist Vorbeter desBeth Am Israel in Philadelphia undstudiert am Gratz College den Berufdes Kantors. Er schätzt die Be quem -lichkeit der „Crocs“ sehr und trug sienun schon zum zweiten Mal am YomKippur. Das könnte aber auch daseinzige wirklich entscheidende Pro -blem mit den Kunststoffschuhen sein,meint er: „Ich begann mich zu fragen, obich mich mit so bequemen Schu hen nichteigentlich schuldig fühlen müsste.“Schließlich sollte man zu Yom Kippurdoch Buße tun, nicht die „Crocs“-Fuß -massage genießen. Außerdem schie-nen sämtliche 800 Gläubigen in derSynagoge Messingers „Crocs“-Füßeanzustarren. „Das verursachte mir wie -de rum ein schlechtes Gewissen. Die

Leute sollten ja nicht meine Schuhe be -trachten, sondern sie sollten beten!“meint er.Doch Messinger darf sich ruhig

wei terhin an seinen bequemen wei-ßen „Crocs“ erfreuen. Die OrthodoxeUnion, einer der führenden Entschei -dungs träger zum Thema, was ko -scher ist und was nicht, hat bereits einUrteil über die kontroverse Schuh -mar ke gefällt. In einem Text zum The -ma Yom Kippur auf ihrer offiziellenWebsite erklärte die O. U. einhellig:„’Crocs’ sind OK.“

Na dann können wir dem nächstenYom Kippur ja beruhigt entgegense-hen... (Übersetzung: Karin Fasching)

25. Oktober 2007, um 19.00 UhrLiteraturbuffet • Taborstraße 28/Eingang Rotensterngasse, 1020 Wien

Lesung aus dem Buch von IKG-Graz Präsident Gérard Sonnenschein

„Nebbich City" Im besten Stile von Ephraim Kishon verfasste Literatur zum kurzzeitig Verweilen und„Schmunzeln". Der Autor Gérard Sonnenschein ist Präsident der IKG, COO der ersteneuropäischen Aktiengesellschaft in Bruxelles; geboren in Marokko/Casablanca. Der Einband wurde vom bekannten Künstler PProf. Plocek gestaltet; als Herausgeberfun gie rte Peter Platzer ( ISBN 3-900526-77-X)

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Israeli zum neuen Präsidenten desWeltärztebundes gewähltDr. Yoram Blachar, der Vorsitzende derIsraelischen Ärztekammer, ist zumneuen Präsidenten des Weltärz te bun -des (WMA) gewählt worden. Außerihm standen zwei Kandidaten ausNeu seeland und Indien zur Wahl.Der 67jährige Blachar ist Facharzt fürNotversorgung und Pädiatrie, seinSpe zialgebiet sind Nierenleiden beiKindern.Nachdem er von seiner Wahl erfah-

ren hatte, erklärte Blachar, dass ersich darum bemühen werde, arabischeund afrikanische Staaten in denWeltärztebund zu holen, die bishernicht Mitglieder der Organisationsind. „Ich bin stolz, ein Teil des Ärzte-wesens zu sein, eines Berufsfeldes, dassGrenzen überbrückt“, so Blachar.Der Weltärztebund ist die Dach or ga -

nisation von 84 nationalen Ärztekam-mern und repräsentiert etwa 9 Mio.Ärzte weltweit. Im Mittelpunkt derAr beit stehen ethische Fragen. Ha’aretz

Öffentliche Fahrräder in Tel AvivIn Tel Aviv plant man, im nächstenJahr 2.500 Fahrräder über die Stadtverteilt aufzustellen, die zu einemsym bolischen Preis geliehen werdenkönnen. Damit soll der steigendenVerkehrsbelastung und der damit zu -sammenhängenden Luftver schmut -zung entgegengewirkt werden, derim Gush Dan (Großraum Tel Aviv)jährlich etwa 1.100 Menschen zumOpfer fallen.

Zwar stehen die genauen Detailsdes projektierten Verleihbetriebs nochnicht fest, doch soll dieser von ei nem

privaten Konzessionär übernommenwerden. Das neue System soll es denMenschen in Tel Aviv ermöglichen,in einer der 25 Stationen ein Fahrradzu mieten und dies dann nach kurzerZeit an einer anderen Station nahedem individuellen Fahrtziel wiederabzugeben. Dr. Moshe Tiomkin, derLeiter der Verkehrs- und Parkbe hör deder Stadt, beabsichtigt die Zahl derFahrräder für den Fall, dass das Pro -jekt erfolgreich verläuft, entsprechendder Nachfrage zu erhöhen.

Ähnliche Projekte existieren bereitsin Paris und anderen europäischenGroßstädten. Der Erfolg des Tel Avi verVorhabens wird von Vertretern derStad tverwaltung allerdings deswe genin Frage gestellt, da die Abständezwi schen den geplanten Verleihsta ti o-nen zu groß sind. Außerdem könntedie neu eingeführte Helmpflicht fürFahrradfahrer sich negativ auf den Er-folg des Projektes auswirken. Ha’aretz

Jeder dritte Israeli pflegt freiwillig Alte und Kranke

Laut einer Studie des Zentralamts fürStatistik zur Rolle unbezahlter Pfle ge -kräfte in der Gesellschaft sind 30 Pro -zent der erwachsenen BevölkerungIsraels direkt in die tägliche Pflege vonälteren oder kranken Verwandtenund Freunden involviert. Obwohl 46Prozent der Befragten angaben, dassihre Tätigkeit in emotionaler, physi-scher und sozialer Hinsicht anstren-gend sei, zieht doch die überwälti-gende Mehrheit von 90 Prozent Be -frie digung aus der Fürsorge für einennahe stehenden Menschen.Die unbezahlten Wohltäter kümmernsich mehrheitlich um nahe Familien -

JÜDISCHE WELT • ISRAEL

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angehörige wie Kinder, Ehegatten,El tern oder Geschwister, während 22Prozent den Radius auf die weitere Fa -milie wie Großeltern oder angeheira-tete Verwandte ausweiten. Mehr alsdie Hälfte der Befragten gab an, dasses sich bei den von ihnen betreutenPer sonen um Menschen über 60 han-delt. Jerusalem Post

Knesset: Kein Zutritt mit Jeans und T-Shirts

In der Knesset gilt ab sofort eine stren-ge Kleiderordnung. Besucher mitJeans oder bauchfreien Obertei lendürfen das israelische Parla ments ge -bäude nicht mehr betreten.„Der Zutritt zur Knesset wird jedemver wehrt, der unziemliche Kleidungträgt“, heißt es in einer Mitteilung vomGeneraldirektor des Parlaments, AviBalaschnikov. „Dazu gehören ärmelloseT-Shirts, kurze Hosen, Jeans, und fürFrauen kurze T-Shirts, welche die Taillezeigen.“ Wie die Tageszeitung ‘Jediot Aha -

ronot’ berichtet, richtet sich die An -ordnung offenbar vor allem an örtli-che Medien und Angestellte derKnes set. Vor einigen Monaten hattedas Büro des Premierministers eineähnliche Kleiderordnung verhängt,nachdem eine Journalistin mit einemTop bei einer Pressekonferenz er -schienen war, das zu viel Haut zeigte.Die Abgeordnete Shelly Jachimo -

vitsch teilte gegenüber dem Ar mee -rund funkt mit, dass einem ihrer Mit -ar beiter der Eintritt in die Knessetnicht gewährt worden sei. Er hatteJeans an.

1. Oktober - Yotvata Heißluftballon-Festival in Timna(Eilat): Ein Ballon in Form eines Hauses beimStart.

2. Oktober - Anlässlich des Monats zur Be kämp fungvon Brustkrebs, erstrahlt der Az ri el li Tower in Tel Avivin rosafarbenem Licht.

7. September - Erster offi zi el ler Be -such eines Mitglieds der britischenköniglichen Fa mi lie in Israel: PrinzEdward besichtigt in Yad Vashemden für die britische PrinzessinAlice - eine der „Gerechten unterden Völkern“- gepflanzten Baum.

© EPA/Jim Hollander

© EPA/Amos Ben Gershom

©EPA/Mati M

ilstein/British Embassy

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KULTUR

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KULT

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„Singen war wichtiger als Brot“Ein Porträt zum 90. Geburtstag von Hilde Zadek

Von Marta S. Halpert

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KULTUR

Das Feuer hat in mir gebrannt, ichmusste Oper singen – nach dem

Krieg an einem deutschsprachigem Haus.Aber es war ein harter Kampf mit mirselbst, ich musste mich in der Seele dazuentschließen. Denn die Men schen, für dieich singe, muss ich auch akzeptieren.“Sogar heute, 60 Jahre nach dieserschwierigen Entschei dung, hört manaus Hilde Zadeks Worten die damaligeBelastung heraus. Aber auch die nöti-ge Energie und den Ehrgeiz strahltdie weltberühmte Sopranistin unge-brochen aus. Ohne diese Eigen schaf tenhätte sie im Alter von 30 Jah ren, am 3.Februar 1947, ihr Debüt als Aida ander Wiener Staats oper nie ge schafft. Sie sitzt in ihrer Dö blinger Woh -

nung und schaut auf die schwerengrünen Zweige vor ihrem Fenster, dieviel warmes Licht in den Raum lassen.„Ich hatte bis dahin keinen Ton aus Aidage sun gen, hatte die Oper weder live nochauf Platte ge hört. In fünf Tagen lernte ichdie Partie und habe ohne Probe und ohneje auf einer Bühne gestanden zu sein hierdebütiert“, lacht sie und setzt nach, „undwenn ich ganz ehrlich sein soll, dann habeich nie wie der in den 168 ‚Aida’-Vor stel -lun gen, in denen ich insge samt auf -getreten bin, so schön gesungen wiedamals!“

Dieses Debüt war ein sensationellerErfolg und der Beginn eines kometen-haften Aufstiegs zum weltweit ge fei -erten Opernstar. Als Ehren mit gliedder Wiener Staatsoper blieb dieKammersängerin ihrem Haus bis1971 treu. Sie sang Wolfgang Am a -deus Mozart (Gräfin Almaviva, Don -na Anna, Vitellia), Richard Strauss(Salome, Marschallin, Ara bella,Ariad ne), Richard Wagner (Senta, Eli -sa beth, Elsa, Eva, Sieglinde), Giu -seppe Verdi (Aida, Elisabeth, Amelia,Des de mona) , ferner die Tosca unddie San tuzza in Mascagnis „Ca val -leria rusticana“. Neben den großenSo pran partien aus Klassik und Ro -man tik brillierte Hilde Zadek u.a. inOpern von Erich Wolfgang Korn gold,Alban Berg, Gottfried von Einem,Franz Schmidt und Gian-CarloMeno tti. „Ich bin leider ein schrecklich modernerMensch,“ sagt sie in Bezug auf heutigeRegisseure und deren Ver wirk -lichung auf diversen Bühnen. „BeiInszenierungen bin ich ganz offen, es darfnur nichts gegen die Musik gehen, abersonst lege ich mich kein bisschen fest.“

Flucht wegen ein paar Vorderzähnen

Auf wenig festlegen konnten sich

Hildes Eltern, als das Mädchen am17. Dezember 1917 mitten im Krieg inBromberg, in der Provinz Posen, ge -boren wurde. Der Vater diente alsUnteroffizier in der Deutschen Armeeund optierte 1920 für Deutschland,als Bromberg polnisch wurde. DieLederhandlung der Familie wurdezu rückgelassen, das neue Leben be -gann in Stettin. „Trotz Inflation undRevolution eröffnete mein Vater binnenkurzem ein Schuhgeschäft,“ erzählteHilde Zadek dem Herausgeber ihresBuches Volkmar Parschalk*. Sie be -schreibt ihre Jugend als sehr behütet,harmonisch und glücklich. Der Vaterschaffte in der Hafenstadt bald relati-ven Wohlstand für Hilde und ihre bei -den jüngeren Schwestern. Doch dieseIdylle fand bald ein jähes Ende. „Ichwar etwas über 15, als 1933 die erstenVer ordnungen zur systematischen Ver fol-gung der Juden langsam ihre Wirkungzeigten. Wir durften nicht mehr insTheater oder die Oper gehen.“ Auch inder Schule verschlechterte sich dieAt mosphäre. Und als eines Tages eineMitschülerin in der Turnstunde aus-rief ‚Es stinkt hier nach Jude’, holteHilde spontan aus und schlug demMädchen ein paar Vorderzähne ein.„Das war nicht sehr gescheit und führtedazu, dass der an stän dige Schulleitermeinen Eltern und mir riet aus Stettinwegzugehen.“

Nicht einmal 17 Jahre alt, verlässtdie „Schlägerin“ ihr Elternhaus undgeht nach Berlin in ein jüdischesSäug-lingsheim, um dort dieSäuglings pfle ge zu erlernen. Schon1935 fährt sie von dort als Touristinmit nur einem Kof fer nach Palästina.Bereits im Hafen von Haifa wird sieals Praktikantin in ein Kinderheimver mittelt. „Das bedeutete damals einBett und Essen, keine Be zahlung, aberimmerhin ein Dach über dem Kopf.“ DasFeldbett der Säuglings schwes terHilde befindet sich mitten in einemRaum mit 16 dreijährigenKleinkindern. „Zum Essen gab es fürmich ausschließlich das, was auch denKlei nen verfüttert wurde, also Grieß –oder Reisbrei. Ich nahm innerhalb voneinem Jahr 30 Kilo zu.“ Erst ein Jahrspäter, in Jerusalem, wo sie ihr Di plomals Kinderschwester macht, kommtsie in den Luxus eines kleinen Zim -mers und der ersten Orange.

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KULTUR

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Goldmünzen in den Schuhabsätzen„Im Jahre 1937, nach zwei Jahren war

meine Kleidung aus dem einen Koffer auf-gebraucht. Ich hatte nie genug verdient,um mir etwas Neues kaufen zu können,“erklärt Hilde ihre waghalsige Ent -sche i dung, wieder nach Deutschlandeinzureisen. Sie hatte noch einendeutschen Pass ohne „J“-Stempel, siewar offiziell noch immer die Touristinvon 1935. Die Eltern hatten ihr eineSchiffskarte geschickt, und im De -zem ber 37 kam sie in der Nacht inStet tin an. „Ich versteckte mich sofort inder Woh nung und probierte Kleider, diemeine Mutter, die dieselben Maße wie ichhatte, zur Auswahl nach Hause gebrachthatte.“ Im Jänner 1938 reiste sie in dieSchweiz aus und be gann dort einenKurs für Heil gym nas tik mit der Ab -sicht in Pa lästina ein Studio zu eröff-nen. Doch es kam nicht so weit: DieStati ons schwester der Kinderabtei -lung des größten Spitals von Jerusa -lem war ausgefallen, und man bot derjungen Deutschen diesen Pos ten an.„Ich war damals zwanzig, ziem lich großund breit, ein Idealbild für Säug lin ge, weilmein großer Busen gleich Mutter ge fühleauslöste, ich war also sehr be liebt,“schmun zelt sie spitz bübisch.

Die leitende Ärztin an diesem Spi -tal besiegelte Hilde Za deks weiteresSchicksal: Doktor Kagan war nämlichauch ehren amt lich Direkto rin desMusikkonser vato ri ums von Jerusa lem.Doch das musikalische Mädchen ausStettin, das schon als Kind viel gesun-gen hatte und sogar berühmte Sängerwie Jan Kiepura und Richard Taubervon Plattenaufnahmen nachahmenkonnte, musste den Beginn ihrer Aus -bil dung bis 1940 aufschieben. „Seit ichmit 17 aus Deutschland und von meinenEltern wegmusste, ist mir das Singen bisauf den letzten Ton vergangen. Es war,als ob eine Klappe in meiner Seele zuge-fallen wäre...“Nach dem Novemberpogrom der

sogenannten „Kristallnacht“ wurdeHildes Vater ins KZ Sachsenhausenverschleppt. Nur durch einen Ver -zicht auf den gesamten Besitz konnteman damals noch vereinzelt auswan-dern. Aber nicht nur wegen ihresneu en britischen Reisepasses gelanges der Tochter den Eltern das offi zi el-le Ein rei sevisum nach Paläs tina zu

verschaffen: Sie musste auch nach-weisen, dass sie imstande war, die Fa -mi lie zu ernähren. „Als ich aus Stettinin die Schweiz fuhr, hatte ich Gold mün -zen in beiden Schuhabsätzen versteckt.Mit diesem Geld rettete ich nun meineEl tern.“

Schwester Hilde verkauft Kinderschuhe

Den verzweifelten und entwurzel-ten Eltern, die immer nur mit Schuh-und Lederhandel zu tun gehabt ha -ben, half Hilde mit der Idee, ein Kin -derschuhgeschäft aufzumachen. „Ichkannte viele Kleinkinder aus dem Kran -ken haus. Zur Verfügung stand uns nurein Zimmer von zwölf Quadrat me tern miteinem Schaufenster. Wir stellten einen rie-sigen Papagei in die Auslage und nann tendas Geschäft „Tuki“, Papagei auf He brä -isch. Und ab da hieß die Devise ‚Schwes -ter Hilde verkauft Kinderschuhe.’ Ich war‚der Papagei’, ich konnte schon so viel he -bräisch, um mich verständigen zu können,sprach ein bisschen arabisch und ganzgut englisch.“

Erst 1940, als die Eltern in ein großesGeschäft übersiedeln konnten, fingfür Hilde Zadek das eigene Leben an,das Leben mit und für die Musik. IhrGesangsstudium absolvierte sie in fünf

Jahren am Konservatorium in Je rusa -lem mit Auszeichnung. Fast alle 40Kollegen und Kol le ginnen ihres Jahr-gangs wurden Be rühmtheiten in derMusikwelt – denn sie hatten auch diebesten Lehrer: Das waren jene Mu si ker,die sich vor den Na zis retten konn ten.Den Unterricht be suchte sie abends,

denn tagsüber muss te sie wie alleanderen auch voll arbeiten, um dasStudium verdienen zu können. „Füruns war die Kunst, die Mu sik, mehr alsnur Beruf oder Kar ri e re, es war Beru -fung,“ er innert sich die Künst lerin. Istdas heute auch noch so? „Nein, dennaus Wohlstand entsteht keine Kunst. Dawird man lasch. Wir hungerten damalsda nach, uns war die Musik wichtiger alsBrot!“ Als Hilde Zadek 1945 mit einem Sti -

pendium nach Zürich kam, ging sietäglich in die Oper. Sie hatte wenigGeld, aber die Wahl zwischen Operund Essen ging meistens zu Gunstender Oper aus.Die Miete bezahlte sie mit dem Geld,das sie sich jeden Sonntag in derSt.Peters-Kirche in Zürich ersang.

„Kann Nazis noch heute riechen“Bereits zwei Jahre nach Zadeks

Rück kehr nach Europa schaffte den

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KULTUR

großartigen künstlerischen Durch -bruch an der Wiener Staatsoper. Da -bei führte auch der Zufall Regie: DerStudentin aus Jerusalem hatte einMann, dessen Tochter in Zürich lebte,einen Brief an diese mitgegeben.Diese war zufällig das Patenkind vonFranz Salmhofer, Direktor der WienerOper. Noch vor Wien hatte Zadekeinen Vertrag für Düsseldorf, dochvon den Briten erhielt sie damals keinVisum, also erinnerte sie sich anSalmhofers Angebot: „Wenn Du nachWien kommst, dann verspreche ich dir,dass du eine Vorstellung mit der Chanceauf ein Engagement bekommst.“ So kames dann zum unerwarteten Aida-Einsatz und anschließend zu ZadeksVertrag als Solistin.Die Traumkarriere brachte die ly -

risch-dramatische Sängerin an diegroßen Operhäuser dieser Welt, vomLondoner Covent Garden zur Mai län-der Scala und von der DeutschenOper Berlin bis zur Met in New York.Sie sang mit allen großen Künstlernder Nachkriegszeit von ElisabethHöngen bis Christa Ludwig und vonGiuseppe di Stefano bis Franco Co rel li.Den Dirigenten Josef Krips bezeich-net sie als den wichtigsten in ihrerKarriere. In ihren Memoiren erwähntsie aber ebenso Clemens Krauss wieBöhm, Karajan, Mitropoulos, Knapx-pertsbusch und Klemperer. CarlosKleiber bleibt unter ihnen einer derganz „Großen“ ist sie überzeugt.

„Ich bin eine bewusste und stolze Jüdin,auch wenn ich nicht in die Sy na go gegehe. Sogar bei meinem ersten Auftritt inRussland in den 60er Jahren bin ich offenals deklarierte Jüdin aus Israel aufgetre-ten.“ Trotzdem verwehrt sie sich da -gegen, dass man Nationen oder Men -schen pauschal verurteilt. „Mir geht essicher gut, weil ich mich unter dem klei-nen Prozentsatz von Nicht-Antisemitenbewege. Trotzdem rieche ich auch heutenoch einen Nazi.“Und wie beurteilt sierückblickend das Verhalten KarlBöhms oder Herbert von Karajanswährend der NS-Zeit? „Das waren kei -ne politischen Nazis – trotz der Partei -bücher. Sie waren schwache Menschen,wollten einfach Karriere machen. Ich weißnicht, wie wir uns alle verhalten hätten,wenn sich diese ‚Lücken’ in der Karriere-leiter aufgetan hätten...“

Die Israel-ConnectionMehr Sorge als die Vergangenheit

bereitet der agilen Gesangspädagogin

jener Antisemitismus, den sie heutewieder aufkeimen sieht. „Es wird wie-der Thema, ob dieser oder jener Jude ist.Man war auf die Juden immer neidig,weil sie intelligent und fleißig sind. Abergleich nach dem Krieg, im Bewusstseindes geschehenen Unrechts, hat man die-sen Neid unterdrückt. Jetzt kommt es er -neut hoch, dass ein so winziger Prozent -satz an Menschen wieder einen größerenStellenwert in Politik und Kunst ein-nimmt.“ Israel hat Hilde Zadek trotz inter-

nationaler Karriere nie richtig verlas-sen. Obwohl von Natur aus optimi-stisch, beurteilt sie die Lage im Na -hen Osten wenig rosig: „Es fehlen diestarken Persönlichkeiten, um einen wirk-lichen Frieden durchzusetzen. Leidersieht man kein Lichtlein am Horizont, esist die Zeit der Mittelmäßigkeit.“ Hilde Zadek besitzt in Ramat Ha -

sha ron ein Haus und fährt mindes tensdreimal im Jahr dorthin. Ihre Meis ter -kurse, die sie nach England, Italienund die Schweiz führten, hält sie auchregelmäßig an der Univer si tät Tel Avivab. Stolz zeigt sie auf eine Ehren ur -kunde aus dem Jahre 2006, unter -zeich net von Uni-Rektor Profes sorIta mar Rabinovich. „Ich nehme keinHonorar, falls doch etwas gezahlt wird,fließt das in meine Stiftung für den Ge -sangswett be werb.“ Der von ihr 2002gestiftete und nach ihr benannte „In -ter na tionale Hilde Zadek Ge sangs -wett bewerb“ wird im zweijährigenTurnus in Zusammenarbeit mit der„Hil degard Zadek Stiftung“ und derUniversität für Musik und darstellen-den Kunst Wien durchgeführt. Erst Ende September 2007 kürte sie

gemeinsam mit Christa Ludwig, Bri -gitte Fassbaender und einigen ande-ren Kollegen drei junge talentierteMusiker im Wiener Musikverein zuSiegern des renommierten Bewerbs.Seit ihrem Rückzug von der Opern -bühne 1971 widmet sie sich ihremzweiten Traumberuf: Der Gesangs pä -da gogik. Zadek-Schüler und -Schüle -rin nen singen an vielen Opernhäu -sern oder unterrichten von New Yorkbis Tokio. „Ich wollte nie ein Buch überGesangstechnik schreiben, obwohl es miroft angeboten wurde. Es gibt keine zweigleichen Menschen, daher auch keine all-gemeinen Ratschläge. Ich schaffe eine in -di viduelle Beziehung zu meinen Schü lern.Ich fühle mich in sie ein, ich höre ihnen

zu und dann weiß ich was sie ganz per-sönlich brauchen.“Als singuläre Künstlerin und auf-

rechten Menschen bezeichnet auchKulturjournalist Volkmar Parschalkdie eifrige Kunstsammlerin.„Unser Instrument ist der Atem, damiteine Stimme daraus wird, müssen wir ihnauch mit der Seele beherrschen lernen.“

Am 17. Dezember, an ihrem 90.Geburts tag beginnt die dynamischeLeh rerin einen Meisterkurs an derHoch schule in Karlsruhe. Vier Tagespäter erhält sie dort die Ehren dok -tor würde.Danach wird die Kammersängerin,

Professorin und Dr. h.c. die fast 90Stufen in ihre schöne, helle WienerWohnung hinaufsteigen. Sie wirdkurz ausatmen und dann fest ent-schlossen zu ihrem Flügel gehen, umbald darauf einem jungen Talent dierichtige Atemtechnik beizubringen.© Alle aktuellen Fotos: R. Engel

*VolkmarParschalk (Hg.) „Die Zeit, die istein sonderbarDing. Hilde Zadek-Mein Leben“,Böhlau-Verlag,Wien, 2001

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KULTUR

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Roman Polanski setzte dem deut -schen Wehr machts offi zier in seinemFilm „Der Pianist“ ein Denkmal, nunwurden ihm posthume Eh ren inPolen zuteil. Der polnische Präsident Lech

Kaczyn ski zeichnete Hauptmann WilmHosen feld am 10. Oktober in War schaumit der Polonia Restituta-Medailleaus, einem der höchsten Orden desLan des. Hosenfeld verhalf im Zwei tenWeltkrieg etwa zwölf jüdischen undnicht-jüdischen Polen zur Flucht. Un-ter ihnen war auch der Konzert pianistWladyslaw Szpilman, der Held vonPolanskis Film aus dem Jahr 2002.Szpilman war der Depor ta tion durch

die Nazis entgangen, indem er sichge gen Ende des War schau er Auf -tands 1944, wenige Mo nate vor derOffensive der Roten Armee, in den Rui -nen der polnischen Hauptstadt ver-steckte. In Polanskis Film entdeckt erin seinem Versteck ein Klavier. Dervon Thomas Kretschmann dargestell-te Hosenfeld ist von Szpilmans Talentso fasziniert, dass er ihm hilft. Hosen -feld wurde 1945 von sowjetischen

Truppen festgenommen und wegenKriegs ver bre chen zum Tod verurteilt.Die Strafe wurde später in 25 Jahre Ar -beits la ger umgewandelt. Hosen feldstarb 1952 in Kriegs ge fan genschaft.Szpilman setzte seine Musikerkar -

rie re nach dem Krieg fort. Er starb imJahr 2000.Hosenfelds Tochter, Jo rin de Krejci-

Hosenfeld, die den Orden zusammenmit ih rem Bruder Detlev, entgegen-nahm, sprach von einer „großen Ehre“.Ihr Vater sei „so unglücklich“ über dasge wesen, „was hier im Na men des deut-schen Volkes passiert ist“. Kaczynski zeichnete ins ge samt 53

Menschen - über wiegend Polen - aus,die unter der Nazi-Besat zung in Po lenzur Rettung von Juden beitrugen. Zuden zehn posthum Geehr ten gehörteder während des Zweiten Welt kriegsim litauischen Kaunas stationiertejapanische Diplomat Chiune Sugihara.Obwohl seine Regierung dagegen war,stellte er Transitvisa für 2.500 litaui -sche und pol nische Juden aus, diedadurch dem Holocaust entgingen.

Hohe posthume Ehrung für deutschenWehrmachtsoffizier in Polen

Präsident Kaczynski verlieh Orden an Retter des „Pianisten“

Der polnische Präsident würdigte inseiner Rede im Großen Theater den„außer gewöhnlichen Heroismus“ allderer, die unter der deutschenBesatzung in Polen Juden retteten.Die Auszeichnungen seien Aus druckdes Dankes und der Ehrerbietung.Nicht alle, die es verdienten, könntenausgezeichnet werden, weil nicht allebekannt seien.

BBuucchhttiipppp

BBuucchhttiipppp

Hanna M. Lessing, Generalsekretärin des National -fonds für Opfer des Nationalsozialismus und des All ge -mei nen Entschädigungsfonds, wurde am 22. September2007 in Würdigung ihres Einsatzes für Überlebende dernationalsozialistischen Verfolgung mit dem „Shofar ofFreedom Award“ 2007 ausgezeichnet.

Der seit 1990 durch die Synagoge „Temple Israel“ inAlbany, New York verliehene Award gilt jenen, die sichin außerordentlicher Weise für andere Menschen enga-gieren. Mit der Verleihung wird Hannah Lessings jahre -lange Tätigkeit an der Spitze des Nationalfonds für NS-Opfer gewürdigt, ihr persönlicher Einsatz für einenBrückenschlag mit jenen Menschen, die während derNS-Zeit aus Österreich vertrieben wurden sowie ihreFör derung der Aufklärungs- und Erinnerungsarbeitzum Holocaust.

Neben Hannah Lessing werden vier weitere Perso nenden Award erhalten, darunter auch der in New Yorklebende Philip Bialowitz, einer von wenigen Überleben-den des Vernichtungslagers Sobibor und die Bel gierin

Andrée Geulen-Herscovici, die während der deutschenBesetzung Belgiens jüdische Kinder unter falschem Na -men in christlichen Häusern und Klöstern versteckte.

„Temple Israel“ vergibt die Ehrung des „Shofar ofFreedom Award“ an Juden und Nicht-Juden. Unter denersten Ausgezeichneten waren „Gerechte“ und Wider -standskämpfer, die unter Einsatz ihres Lebens Judenvor der Vernichtung im Holocaust bewahrt haben. Indie Reihe der Geehrten wurden auch Personen aufge-nommen, die sich nach wie vor mit Zivilcourage für an -dere Menschen einsetzen. Zu diesen zählen zwei Feuer -wehr leute, die nach den Attentaten des 11. September2001 im Einsatz waren. Geehrt wurden bisher auch dieJournalistin Beate Klarsfeld, die NS-Tätern auf der Spurblieb; der Wachmann Christoph Meili, der half, die Dis-kussion um die nachrichtenlosen Konten in der Schweizloszutreten und die Autorin Sibylle Niemoeller-vonSell, deren Familie mit dem Widerstandskreis um denHitler-Attentäter Stauffenberg verbunden war undflüchtende Juden versteckt hielt.

Auszeichnung für Hannah Lessings Brückenschlag zu Holocaust-Überlebenden

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KULTUR

Anlässlich ihrer 1100-Jahr-Feierhatte die Stadt Mödling im Jahre

2003 ihre ehemaligen jüdischenMitbürgerIn nen in deren alteHeimatstadt eingeladen und damalsdas Mahnmal für die in derKristallnacht 1938 zerstörte Synagogeenthüllt. Zu dieser Zeit entstand auchdie Idee, Opfern des Na tio nalso zia -lismus, die vertrieben, verfolgt undgetötet worden waren, ein sichtbaresZeichen der Erinnerung zu setzen.Mit der Aktion „Stolpersteine“, die

von dem deutschen Bildhauer GunterDemnig ins Leben gerufen worden ist,wurde dieser Gedanke am 14. August2006 in Mödling erstmals in die Tatumgesetzt und 14 Messing plat tenver legt. Dies war damals die erstegroße Aktion in Niederös ter reich undgemeinsam mit einem ähnlichen Pro -jekt in Oberösterreich nur einige Tagezuvor das erste derartige Vorha beninnerhalb Österreichs.Am 24. August 2007 wurde das Pro -

jekt nun mit weiteren acht Steinenfortgesetzt, die der Künstler persön-lich verlegte.

Die Basis zur Verwirklichung diesesProjektes wurde durch einen einstim-migen Beschluss des Mödlinger Stadt-bzw. Gemeinderates sowie durch dieUnterstützung privater Spon sorengelegt.

Die nunmehr insgesamt 22 „Stol -persteine“ sind in Mödling nicht mehrzu übersehen, und es ist auch beabsich-tigt, diese Zahl weiter zu vergrößern.

G. Wannenmacher-GR Mödling, Ruth Fuchs

Aktion STOLPERSTEINE

MÖDLING

Holocaust-Museum in Jerusalem erhältPrinz-von-Asturien-Preis

Das neue Holocaust-Museum in Jerusalem erhält den spanischen Prinz-von-Asturien-Preis in der Sparte Völkerverständigung. Diese Entscheidung gabdie Jury am Mittwoch in Oviedo in Nordspanien bekannt. Das Mu se umleiste einen wesentlichen Beitrag zum Kampf gegen Hass, Rassis mus undIntoleranz, sagte Vicente Alvarez Areces, Präsident der Jury und Regie -rungs chef der nordspanischen Region Asturien. „Es ist die lebendige Erinne -rung an eine große historische Tragödie.“ Der Prinz-von-Asturien-Preis ist nach dem Ti tel des spanischen Thron fol gersbenannt und wird alljährlich in acht Sparten verliehen. Er wird im Oktobervon Kronprinz Felipe überreicht, ist mit 50.000 Euro dotiert und gilt als die„spanische Version des Nobel prei ses“. Die Jury hatte die Wahl zwischen 47Kandidaten. Dazu gehörten eine Gruppe afrikanischer Staats präsidenten,die von Rebellen entführte kolumbianische Politikerin Ingrid Betancourtoder die isländische Ex-Präsidentin Vigdis Finnbogadottir.

Das Holocaust-Museum in Jerusalem war im März 2005 eröffnet wordenund hatte das Historische Museum ersetzt. Es ist größtenteils unterirdischangelegt. Sein Schwerpunkt liegt auf den Erfahrungen einzelner Opfer, dieanhand von Originalobjekten, Zeitzeugenberichten und persönlichen Ge -gen ständen dargestellt werden. Zu dem Museum gehört auch eine „Halleder Namen“, die ein Denkmal für die Vernichteten darstellt

VEREIN FREUNDE DES ELTERNHEIMESUND DER BEDÜRFTIGEN

Tag der offenen Tür SONNTAG, 4. NOVEMBER

von 15 bis 18 Uhr IM MAIMONIDES ZENTRUM

Wien 19., Bauernfeldgasse 4

Wir laden alle Freunde herzlichst ein.

Jause, Musikprogramm.Rückblick auf unsere Arbeit

des Vorjahres.Pläne und Aufgaben

in der Zukunft!

Herzlich willkommen! Wir erwarten sie!

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KULTUR

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Ausgerechnet vor dem Haus, indem die „Burschenschaft Germania“untergebracht ist, startete in der StadtSalzburg im August ein Projekt zumGedenken an Holocaustopfer: DerKölner Künstler Gunter Demnig ver-legte drei „Stolpersteine“, die anErnst, Ida und Herbert Löwy erinnern.Die jüdische Familie lebte bis 1938 indiesem Haus und starb im KZ Au -schwitz. Anwesend war auch derVor sitzende der Israelitischen Kultus -ge meinde in Salzburg, Marco Feingold,der selbst den Holocaust überlebt hat.Als erste Landeshauptstadt und achteKommune Österreichs beteiligt sichSalzburg an diesem Projekt, bei demDemnig in insgesamt 268 Städtenschon 12.000 Steine verlegt hat. In derMozartstadt hat sich dazu ein Perso -nen komitee gegründet, dem mittler-weile über 100 Menschen angehören.Derzeit konnten Patenschaften für 31Steine (das Stück kostet 95 Euro)organisiert werden, zwölf Steine wur-den bereits verlegt. Darunter auch einStein mit bekanntem Namen: HeinrichSchönberg, der Bruder des Kompo nis -ten Arnold, der 1941 in Gestapohaftverstorben ist.

Für die Historiker ist die Suche nachden Spuren der Salzburger Juden garnicht so einfach, weil die Matrikel bü -cher der Israelitischen Ku ltus ge mein degeraubt worden sind, wie der Histori -ker Gert Kersc h bau mer bei der Stein -ver l egung sagte. Über die verschiede-nen Archive habe er schließ lich dieSpuren verfolgen können.Die Familie Löwy floh 1938 aus

Salzburg. Das Haus in der Linzer gas se5, in dem sie gewohnt hatten und dasder jüdischen Familie Fürst gehört

hatte, wurde 1939 von einem JosefFal kensteiner „arisiert“. Nach demKrieg kam es zu keiner Rückstel lung,sondern nur zu einem außergericht-lichen Vergleich.

Von den 284 Ju den (samt Konver ti -ten), die beim „Anschluss“ noch inSalzburg lebten, sind rund 50 in derTodesmaschinerie der Nazis umsLeben gekommen. Rech net man jeneJuden dazu, die schon vor 1938 geflo-hen sind, waren es rund 70. APA

STOLPERSTEINE gegen das Vergessen

„Stolpersteine“ für eine jüdischeFamilie (Linzergasse 5)Ernst Löwy, geboren am 17.1.1900 in Net -luk bei Leitmeritz (Böhmen), kam imOktober 1914 nach Salzburg, heirateteIda Pick, geboren am 8.2.1901 inOttnang am Haus ruck, die einen Sohnbekam: Herbert, geboren am 27. 8. 1926in Salzburg.

Die Familie Löwy wohnte von 1926 bis1938 im Haus Linzergasse 5/III, flüchtetenach Prag, wurde am 24. 10. 1942 nachThe re si en stadt und am 6. 9. 1943 nachAuschwitz deportiert ˆ Todesdaten unbe-kannt (Quelle: Dokumentationsarchivdes österreichischen Widerstandes).

Das Haus Linzergasse 5 war im Eigentumder jüdischen Familie Fürst, die dort seit1892 wohnte, auch ihren Geschäfts -betrieb hatte. Im Jahr 1939 wurde dieLiegenschaft (EZ 565) von Josef Falken -steiner „arisiert“ (nach 1945 keineRückstellung zustande ge kom men, ledig-lich ein außergerichtlicher Ver gleich).

Die Familie des Sohnes Arthur Fürst, geb.

1883 in Salzburg, konnte nach Amerikaflüchten. Martha Fürst, geb. 1886 inSalz burg war schwer krank und starb imJuli 1938 in Salzburg. Hedwig Fürst, geb.1889 in Salzburg, verehelichte Bisentz,war Mit ei gen tümerin des Hauses, wohn-te aber mit ihrer Familie in Wien; sie starbam 14. 4. 1943 in Theresienstadt

„Stolperstein“ für Arnold Schön bergsBruder (Chiemseegasse 6)Heinrich Schönberg, geb. am 29. 4. 1882in Wien, evangelisch, Opernsänger ander Prager Oper, war mit Berta, Tochterdes Salzburger Bürgermeisters Max Ott,verheiratet. Heinrich und Berta hatteneine Toch ter, geboren am 3. Mai 1918 inSalzburg. Die Familie wohnte über zwan-zig Jahre im Haus Chiemseegasse 6/I.

Vom 10. März bis 23. April 1941 warHein rich Schönberg wegen seiner jüdi-schen Herkunft in Gestapohaft. Am 1.Juni 1941 starb er 59jährig an den

Verletzungen, die er erlitten hatte.

„Stolperstein“ für einenWiderständler (Stadlhofstraße 8)Anton Schubert, geboren am 19. 9. 1910in Groß-Kunzendorf (österr. Schlesien),katholisch, verheiratet (Ehefrau Elisabethund Kinder), Beruf Elektrotechniker undFach leh rer, wohnhaft in Salzburg-Itzling,Stadl hofstraße 8.

Anton Schubert jun. (Deckname „Max“)übernahm im Februar 1941 die Leitungder kommunistischen Widerstandsor ga -ni sation im „Gau“ Salzburg. Anfang 1942wurde die se ˆ wie auch die Orga ni sa tionder Revo lu tio nären Sozialisten durch ei nenSpitzel enttarnt und in der Folge ausge-löscht.

Den inhaftierten Salzburger Widerständ -lern wurde erst nach dem Sieg der RotenArmee in Stalingrad der Prozess ge macht.Anton Schubert jun. wurde am 6. April1943 vom sogenannten Volksgerichtshofwegen Vor be reitung zum Hochverrat zumTode verurteilt und am 22. Juli 1943 imStraf ge fängnis München-Stadel heim ent-hauptet. Gert Kerschbaumer, am 20. August 2007

SALZBU

RG

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Sie erhebt oft ihre Stimme, ob wohlsie die perfekte Dame ist. Aber siewird dabei nicht laut. Sie formuliertdann deutlich und direkt - und sieschiebt ein herzliches Lachen nach.Als wollte sie betonen, dass es ihrzwar ernst ist, aber in diesem Lebennie todernst. Ohne Humor und Hirnläuft bei ihr nichts: Egal, ob es um diehohe Politik geht, national und inter-national, oder um künstlerische undhumanistische Projekte.Man muss sich immer wieder in Er -

in nerung rufen, dass man bei LotteTobisch von Labotyn von einer außer -gewöhnlichen Persönlichkeit spricht,die eigentlich von Beruf Schau spiele rinist. Bei ihr müsste die schauspieleri-sche Leistung noch stärker gewürdigtwerden, denn was sie sonst überhauptnicht kann, ist sich verstellen. Daher ist ihre Freude und Rührung

bei der Verleihung einer hohen Aus -zeichnung jüngst im Rathaus auch soecht. Noch dazu wo sie die „Ehren -me daille der Bundes haupt stadt Wien

in Gold“ unter anderem für ihr unbe-zahlbares Wirken für das Wohler ge -hen älterer Künstler im Rahmen desVereins „Künstler helfen Künstler“erhalten hat. Politischer WiderstandLotte Tobisch, die ihren Schau spiel -

unterricht bei Raoul Aslan und amHorak-Konservatorium erhielt, gabihr Theaterdebüt 1945 am Burg the -ater im Ronacher und war durchmehrere Jahre als freischaffendeSchau spielerin an zahlreichen deutsch -sprachigen Bühnen sowie im Rund -funk und Fernsehen beschäftigt. 1960kehrte sie als Ensemblemitglied ansBurgtheater zurück und hat in zahlrei-chen Rollen große Beliebtheit er langt.Hervorragend war sie auch als EvaBraun in G. W. Pabsts Anti-Hitler-Film „Der letzte Akt“ (1955) mitAlbin Skoda und Oskar Werner. VieleJahre gehörte Lotte Tobisch demkünstlerischen Betriebsrat des Burg -theaters an. 1980 übernahm sie dieOrganisation des Wiener Opernballs.1996 hat sie dann diese Funktion ab -gegeben.Doch das sind nur jene Eckpunkte

einer Biographie, über die man in vie-len Archiven nachlesen kann. We -niger bekannt sind jene Aktionen vonLotte Tobisch, wo es um politischenMut und unbestechliche Charakter -stär ke ging und immer noch geht. Sielehnte jede parteipolitische Verein -nah mung ab, hatte aber immer Be -wunderer und Freunde in allen La gern– außer bei den Extremen von Rechtsund Links. Für den Widerstand ge -gen Hitler gefährdete sie mehrmalsihre adelige Familie und viele Jahrespäter ließ sie sich in Wien beim Pro -test marsch gegen den antisemitischenProfessor Taras Borodajkewicz sogarzusammenschlagen. „Meine Mutterwar entsetzt. Doch ich sagte ihr, dasSchweigen und sich Verstecken ist schoneinmal schlecht ausgegangen. Manchmalmuss man vor die Türe gehen und sichhauen lassen.“

Von Scholem bis AdornoKein Wunder also, dass große Den -

ker und Schriftsteller die Nähe derschönen und klugen Frau gesuchthaben. Sie formuliert nicht minder gutals viele von ihnen. Durch ihren ver-storbenen langjährigen Gefährten, denChefdrama tur gen des Burgthea tersEr hard Buschbeck, einem Jugend -

freund Trakls, war sie zugleich indi-rekte Zeitgenossin großer Männer. Siedarf Gerschom Scholem, Fritz Hoch -wälder, Carl Zuckmayer, Lud wig vonFicker, Elias Canetti, Richard Neutraund viele andere Größen des gei sti -gen Lebens als Freunde be zeich nen.Ihr Briefwechsel mit Theodor W.

Adorno (2003 im LiteraturverlagDroschl erschienen) begann schon imSeptember 1962 und setzte sich biszum Tod des Philosophen 1969 fort,er umfasst etwa 280 Briefe, Ansichts -karten und Telegramme.Denn im Unterschied zu vielen an -

deren „Damen der feinen Gesell -schaft“ ist sie keine „Promi-Samm le -rin,“ sondern ein Mensch, der wirklichzuhören und teilen kann. So geschahes auch vor vielen Jahren, dass EliasCanetti auf Durchreise in Wien, aufeinen Kaffee bei Lotte am Opernringvorbei kam. Und die herzliche Gast -ge berin lud noch eine junge Jour na -lis tin zu diesem unvergesslichen Ge -spräch, das nie veröffentlicht wurde.Die Kinder von AlynNach Erhard Buschbeck hatte Lotte

Tobisch noch eine große Liebe, denehe maligen israelischen Botschafterin Wien, Michael Simon. Auch nachseinem Tod hielt sie diesem Lebens -men schen durch ihre Verbundenheitmit Israel die Treue. Sie trat ohne Ho -norar bei Benefizveranstaltungen auf,engagierte sich im Vorstand der Ös ter-reichischen Freundesgesellschaft derHebräischen Universität in Jeru sa lem.Besonders am Herzen lagen ihr diekranken und behinderten Kinder, dieim Jerusalemer Alyn-Hospital betreutwurden.Jahrelang arbeitete sie für dieses vö l-

kerverbindende Projekt. Denn prak-tisch zupacken kann Lotte Tobischauch: Als sie mit dem Wiener Burg -theater in Israel gastierte und einerder unbeholfenen, männlichen Schau -spieler seine einzige Hose zerriss,nähte sie diese kurzerhand in ihremHotelzimmer wieder zusammen.Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny

zitierte Elias Canetti zum Abschlussder Feierstunde im Wiener Rathaus:„Wenn Lotte Tobisch in den Raum kommt,wird es heller“ und der Ba de ner Ex-Bürgermeister August Brei nin ger er -gänzte in seiner Laudation „möge LotteTobisch noch viele Jahre ins Zim mer kom-men.“ msh

KULTUR

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Lotte Tobisch – die unbestechliche Dame mit BissDie Künstlerin mit sozialem Gewissenerhielt Wiens Goldene Ehrenmedaille

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KULTUR

Die (un)heimliche (Ohn)Macht des Erzählens und Liebens.

„Alle glücklichen Familien ähneln einan-der; jede unglückliche aber ist auf ihreeigene Art unglücklich.“ Dieses Diktumvon Leo Tolstois Erzähler zählt in sei-ner apodiktischen Eleganz wohl nichtnur zu den berühmtesten ersten Sät -zen der Weltliteratur, das noch immernicht nur für Anna Karenina Geltungbesitzt, sondern gleichwohl als Mottoüber den in Das Gedächtnis der Hautge meinsam publizierten, einander er -gänzenden und miteinander korres -pon dierenden Novellen David Gross -mans vorangestellt sein könnte. Inihnen legt der zu den populärstenisraelischen Schriftstellern zählendeAutor zwei narrativ komplexe Va ria -ti o nen über das in seinem eigenenœuvre omnipräsente Thema der Lie bevor, die in ihrer an die Technik derFuge gemahnenden poetisch verdich-teten Sprache und Struktur die Mög -lichkeiten und Unmöglichkeiten derLiebe, das obsessive Streben nachNähe bei gleichzeitiger Angst vor ihr,die verzweifelte Sehnsucht nachÜberwindung der jedoch immer wie-der schmerzhaft aufs Neue bestätig-

ten Selbstentfremdung in Familie undPartnerschaft ausloten und mit ihrenbeiden emotional verwaisten Erzäh -lern Schaul und Rotem ein beredtes,anrührendes wie aufwühlendes Plä -do yer für die Phantasie, das Erzählenals ursprüngliche ebenso wie ambiva-lente, wenn nicht sogar einzige Weiseder Weltwahrneh mung, Er- undVerkenntnis des Anderen formulieren.Auch wenn Schaul und Rotem einan-der in den beiden Novellen nicht adpersonam begegnen, begegnen inihren beiden parallelen Lebensläufenzwei an Körper und Seele verwundeteFiguren, die mit an Masochismusgrenzender Tendenz wortgewaltig inder Erzählung der ihnen tatsächlichzugefügten und ihrer imaginiertenVer letzungen schwelgen, Schaul insei nen von rasender Eifersucht zeu-genden, minutiös ausgemalten Sze na-rien des Ehebruchs seiner Frau Eli -sche wa, Rotem im späten Versuch derfiktiven Annäherung an die tabuisierteBeziehung ihrer Mutter Nilli miteinem jungen Yogaschüler, derenRealitätsgehalt die beiden Novellennicht nur kunstvoll in der Schwebehalten, sondern durch die aus ihrerSituation des Erzählens selbst einge-fügten Kommentare der Ge sprächs -partner Esti und Nilli nicht nur subtilFrage stellen, sondern gemeinsam mitGrossmans metaphernreicher, radikalenthüllender ebenso wie lediglich sug-gestiver Sprache permanent un ter -wandern. So erzählen die Fiktio nen

Schauls und Rotems weniger von derEhefrau und Mutter als von den sexu-alisierten Gewaltphantasien des Ehe -manns und den Verletzungen derToch ter, entblößen vielmehr schamlosdie bellizistisch und animalisch meta-phernreich ausgeleuchteten Ab grün demenschlichen Begehrens nach Liebeund Anerkennung, während sie dieIntegrität der Objekte der Begierdenniemals verletzen und nicht zuletzteinen postmodernen Kommentar zurBedeutung der Literatur und desErzählens, die Macht und Ohnmachtdes Erzählens und Liebens, die Mög -lichkeit und Unmöglichkeit einer ur -sprünglichen Einheit von Sprache,Welt und Lieben formulieren.

David Grossman: Das Gedächtnis der Haut. Zwei Novellen. Fischer TB Verlag 2007

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KULTUR

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KULTUR

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Präsentation anlässlich des zweiten Todestages von Simon Wiesen thal in Zusam men arbeit mit derIsraelitischen Kultusge mein de Wien und der VIENNALE-Vienna Inter na tional Film Festival:

am 23. Oktober 2007, um 18.00 Uhr,im Gartenbaukino • Parkring 12, 1010 Wien

„I Have Never Forgotten You – The Life and Legacyof Simon Wiesenthal”(USA),

ein Dokumentation von Richard Trank

2. Termin: Mittwoch, 24. Oktober, 11.00 Uhrim Künstlerhaus Kino • 1010 Wien, Akademiestraße 13

VIENNALE 2007: 19. - 31. OKTOBERTICKETS AB 6. OKTOBER, 10 UHR

TICKETS und PROGRAMM IM INTERNET: www.viennale.atVORVERKAUFSSTELLENStubentor 1., Parkring 2, täglich 10 bis 20 UhrSchottentor-Passage 1., Schottentor/Universität •Mo bis Fr 10 bis 20 Uhr, Sa 10 bis 17 UhrGenerali-Center 6., Mariahilfer Straße 77-79, • Mo bis Fr 10 bis 20 Uhr, Sa 10 bis 17 UhrTICKETS TELEFON: A1 Freeline 0800 664 007 tägl. 10 bis 20 Uhr

Biografie und Vermächtnis des 2005 im Alter von 96 Jahren in Wien ver-storbenen Nazi-Verfolgers Simon Wiesenthal sind The ma von RichardTranks Dokumentation „I Have Never Forgotten You – The Life and Le gacyof Simon Wiesenthal“, mit Nicole Kidman als Sprecherin. In neun Länderngedreht, umfasst die Doku men ta tion eine Reihe unveröffentlichtenArchivmaterials sowie Interviews mit Weg ge fährten, Freun den undAngehörigen Wiesenthals, die sich meist zum ersten Mal vor der Kameraäußern.

I Have Never Forgotten You schildert Lebenund Ver mächt nis des 2005 verstorbenenHuma nis ten Simon Wie sen thal. Der ge -bür tige Ukrainer, ein säku larer Jude, derden Holocaust überlebt, in den Konzen -tra tions la gern jedoch 89 Verwandte ausder eigenen und der Familie seiner Frauverliert, widmete mehr als sechs Jahr zehn teseines Lebens dem Aufspüren von Nazi-Kriegsverbre chern. Er war Architekt, hataber diesen Beruf nach dem Krieg nichtmehr ausgeübt.

Was war die Triebkraft seiner Ar beit?Woher nahm er die Kraft, als seine Bemü -hungen über Jahre zur Er folg lo sig keitverdammt schienen? Wel che persönli chenOpfer hat er ge bracht, und welche Aus wir-kungen hatte sein Enga ge ment auf dasLeben seiner Frau und seiner Tochter?

Wiesenthal hat nicht nur zur Straf ver fol -gung von 1.100 Kriegsver bre chern beige-tragen, er hat auch als ei ner der ersten aufdie Lage der Sinti und Roma, der Homo -se xu ellen und auf die anderer Verfolgterhingewiesen

Der Film schildert Wiesenthals ge samtesLe ben - die Kindheit in der Ukraine, seineErfah run gen im Holocaust, seine Jahre als„Nazijäger“. Er zeigt auf, wie sich dieöffentliche Haltung zu Simon Wiesenthalzwischen den späten 40er Jahren und denfrühen 80er Jahren veränderte, als erzunächst und insbesondere in Österreichverachtet und verspottet wurde und wie erspäter, in den letzten beiden Jahrzehn tenseines Lebens, weltweit die höchste Wert -schätzung er hielt. Er enthält Interviewsmit langjährigen Mitstreitern Wiesen thals,mit Regierungschefs, mit Freunden, Be -kannten und Familienmit glie dern.Wiesen thals einziges Kind, seine TochterPauline, tritt auf und spricht erstmalsüber ihre Eltern und deren fast 70 Jahrewährende Be ziehung.

Gedreht an Schauplätzen in Österreich,Eng land, Deutsch land, Italien, Polen, derSchweiz, der Ukraine und in den USA,enthält I Have Never Forgotten You bisherunveröffentlichte Archivbilder und -filme.

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HARRY WEBER: DAS WIEN-PROJEKT

Museum auf AbrufWien 1., Felderstraße 6-8

19.10.2007 - 16.02.2008

Am 18. Oktober 2007 eröffnet dasMuseum auf Abruf (MUSA) seinedritte Ausstellung, die dem Wie nerFotografen Harry Weber ge wid metsein wird. Der im April des laufen-den Jahres verstorbene Künstler hatin seinen letzten Le bens jahren mitenormer Schaffenskraft und Inspi -ration die Stadt Wien und ihre Be -wohnerInnen beobachtet. Die Aus stellung „Har ry Weber:Das Wien-Projekt“ zeigt etwa 200Fotos des Künstlers.

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