HAFENCITY HAMBURG NEWS · reits bis September mit 50 Millionen Besu-chern auf ein Rekordinteresse....

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NEWS ÜBERSEEQUARTIER Es waren spektakuläre Ausbli- cke vom Riesenrad an der Überseeallee: Im September bot die Gondelfahrt in 60 Meter Höhe die beste Sicht auf die HafenCity und den Hafen. Gleich nebenan leuchteten rot- braun, dazwischen auch hell und grünlich, die Fassaden des weitgehend fertiggestellten nördlichen Überseequartiers: Fünf Gebäude sind vollendet, ein sechstes weit vorange- schritten. Großzügig geschnitten zeigten sich Treppen und Innenhöfe, Balkone und Dachterrassen schälten sich heraus. Ebenso gut zu erkennen der zentrale Überseeboulevard: Wie sich seine leicht schräg verlaufende Achse immer wieder zu Plätzen und Seitenstraßen öffnet, wie er in die Speicherstadt mündet. Überhaupt, wie nah die Mönckebergstraße, das Rathaus und die Binnenalster sind. Vom Riesenrad aus gese- hen webte sich das nördliche Überseequartier mit seinem Netzwerk von breiteren und schmaleren, großzügigen und intensiven öffentlichen Räumen ganz selbstverständlich in das Stadtbild Hamburgs. Für eine Erkundung zu Fuß beginnt man am besten am nördlichen Entree: Vom Jungfernstieg aus über den Dom- platz und die Kornhausbrücke kommend, erreicht man in ei- nem kurzen Spaziergang das Portal, das der 52 Meter hohe Wohnturm „Arabica“ zusammen mit dem Bürogebäude „Java“ bildet. Das Sonnenlicht fällt durch die Durchbrüche der Gebäude und sorgt für kontrastreiche Spiele von Licht und Schatten. Am Ostende einer Seitenstraße zum Magde- burger Hafen erhebt sich der mächtige Backsteinbau des In- ternationalen Maritimen Museums, im Westen leuchtet der runde weiße Turm der Coffee Plaza hervor. Man geht hier keine 30 Meter ohne eine neue, überraschende Perspektive: Mal taucht in der Ferne der Oberhafen auf, mal zeigt sich – verblüffend nah – die gläserne Krone der Elbphilharmonie, man sieht die Kreuzfahrtschiffe im Süden und die Kirchtürme im Norden. Zwischen alter und neuer Architektur, zwischen Stadt und Land entsteht ein lebendiger Dialog. Das nördliche Überseequartier ist der dichteste Stadt- raum, der bisher in der HafenCity entstanden ist: Das künf- tige Einzelhandels- und Nahversorgungszentrum für die späteren 12.000 HafenCity-Bewohner und täglich 30.000 – 50.000 Besucher und Touristen. Dazu ist es ein wichtiger Standort für die künftig 45.000 Arbeitsplätze im neuen Stadtteil. In den Erdgeschossen richteten sich im Septem- ber die ersten Läden ein, eine Bankfiliale hatte bereits er- öffnet. Rundherum folgen Apotheken, ein Frischmarkt und andere Anbieter für den täglichen Bedarf, aber auch weite- re Boutiquen und Cafés (vgl. Interview S. 2). Anders als in einer geschlossenen Shopping Mall kann man hier unter freiem Himmel und von Autos ungestört bis an die Elbe flanieren. Der Boulevard ist den Fußgängern vorbehalten und mit der U4 ab Herbst 2012 in drei Minuten vom Jung- fernstieg aus zu erreichen. Schon jetzt fahren in der Nähe die U1 und mehrere Buslinien, eine große Tiefgarage ist be- reits in Betrieb (vgl. S. 7). Das Überseequartier ist auf diese Weise mehr als ein weiteres Quartier, es ist die künftige City der HafenCity. Trotz der Dichte der Bebauung lässt die Dynamik des Übersee- boulevards die mächtigen Gebäude aber gar nicht so massiv wirken. Die Gebäu- de sind durch großzügige Freitreppen und Balkone aufgelockert und laden zur öffentlichen Interakti- on ein. Beim Wohngebäu- de „Pacamara“ etwa kra- gen zwei hofartige Balkone so weit vor, dass sie wie eine nahe Bühne wirken. Das mehr- farbige, schrägwinklige Sumatra-Kontor sorgt für regelrechte Dramatik – der Überseeboulevard führt auf seinem vorläufig letzten Abschnitt im Süden direkt unter den stürzenden Fas- saden entlang. „Wir haben sehr bewusst mit dieser Energie gearbeitet, um einen lebendigen Stadtraum zu erzeugen“, sagt Matias Otto, einer der Projektentwickler des Überseequartier-Konsorti- ums. „Es war uns wichtig, das Quartier immer wieder optisch und durch kurze Wege zu vernetzen.“ Das Konsortium (be- stehend aus ING Real Estate, SNS Property Finance und Groß & Partner) ist der Bauherr für das insgesamt 7,9 Hektar große Gelände. Im Gegensatz zu der sonst kleinteiligen Vergabe in der HafenCity ist dieses Projekt aus einer Hand entwickelt worden, um die Verzahnung der unterschiedlichen Funktio- nen und Räume in dieser Dichte zu gewährleisten. Mit verschiedenen Akteuren wäre dies nicht zu organisieren ge- wesen. Das Überseequartier wird die City der HafenCity mit einem besonders dichten Mix aus Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistung, aber auch Wohnen. Jetzt ist der nördliche Teil großteils fertiggestellt. Die ersten Geschäfte ziehen ein, der Überseeboulevard wird im Oktober mit einem Straßenfest eingeweiht Keine 30 Meter ohne neue Perspektive HAFENCITY HAMBURG OKTOBER 2010 Von einem der vielen Balkone im Überseequartier öffnet sich der Blick auf die kleinen Pätze und den Boulevard. Von der Speicherstadt erreicht man in wenigen Schritten den nördlichen Eingang des Überseequartiers, markiert durch den „Arabica“-Turm. HAFENCITY HAMBURG NEWS 1 Das Überseequartier ist geprägt von imposanten Gebäuden wie das Sumatra-Kontor. Innen ist der Stadtraum jedoch luftig und abwechslungsreich. Im September bot ein Riesenrad beste Aussicht auf das neue Stück Stadt. Fotos: Thomas Hampel/ELBE&FLUT (2), Überseequartier Beteiligungs GmbH / behrendt + männchen (1) Fortsetzung auf Seite 2 3 IN DIESER AUSGABE u. a.: Für jeden etwas: Wohnprojekte in der HafenCity Seite 3 Klein, aber oho: Der erste Park ent- seht an der Katharinenschule Seite 4–5 Dicht und dynamisch Quartier der kurzen Wege Statt Stau: Für den Verkehr in der HafenCity engagieren sich auch die Bewohner Seite 7 Gute Kulisse: Literatur und Film entdecken den Ort Seite 8

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Page 1: HAFENCITY HAMBURG NEWS · reits bis September mit 50 Millionen Besu-chern auf ein Rekordinteresse. Die HafenCity gehört zu jenen Projekten, die diese Vision Wirklichkeit werden lassen

NEWS

ÜBERSEEQUARTIER Es waren spektakuläre Ausbli-cke vom Riesenrad an der Überseeallee: Im September bot die Gondelfahrt in 60 Meter Höhe die beste Sicht auf die HafenCity und den Hafen. Gleich nebenan leuchteten rot-braun, dazwischen auch hell und grünlich, die Fassaden des weit gehend fertiggestellten nördlichen Überseequartiers: Fünf Gebäude sind vollendet, ein sechstes weit vorange-schritten. Großzügig geschnitten zeigten sich Treppen und Innenhöfe, Balkone und Dachterrassen schälten sich heraus. Ebenso gut zu erkennen der zentrale Überseeboulevard: Wie sich seine leicht schräg verlaufende Achse immer wieder zu Plätzen und Seitenstraßen öffnet, wie er in die Speicherstadt mündet. Überhaupt, wie nah die Mönckebergstraße, das Rathaus und die Binnenalster sind. Vom Riesenrad aus gese-hen webte sich das nördliche Überseequartier mit seinem Netzwerk von breiteren und schmaleren, großzügigen und intensiven öffentlichen Räumen ganz selbstverständlich in das Stadtbild Hamburgs.

Für eine Erkundung zu Fuß beginnt man am besten am nördlichen Entree: Vom Jungfernstieg aus über den Dom-platz und die Kornhausbrücke kommend, erreicht man in ei-nem kurzen Spaziergang das Portal, das der 52 Meter hohe

Wohnturm „Arabica“ zusammen mit dem Bürogebäude „Java“ bildet. Das Sonnenlicht fällt durch die Durchbrüche der Gebäude und sorgt für kontrastreiche Spiele von Licht und Schatten. Am Ostende einer Seitenstraße zum Magde-burger Hafen erhebt sich der mächtige Backsteinbau des In-ternationalen Maritimen Museums, im Westen leuchtet der runde weiße Turm der Coffee Plaza hervor. Man geht hier keine 30 Meter ohne eine neue, überraschende Perspektive: Mal taucht in der Ferne der Oberhafen auf, mal zeigt sich – verblüffend nah – die gläserne Krone der Elbphilharmonie, man sieht die Kreuzfahrtschiffe im Süden und die Kirch türme im Norden. Zwischen alter und neuer Architektur, zwischen Stadt und Land entsteht ein lebendiger Dialog.

Das nördliche Überseequartier ist der dichteste Stadt-raum, der bisher in der HafenCity entstanden ist: Das künf-tige Einzelhandels- und Nahversorgungszentrum für die späteren 12.000 HafenCity-Bewohner und täglich 30.000 – 50.000 Besucher und Touristen. Dazu ist es ein wichtiger Standort für die künftig 45.000 Arbeitsplätze im neuen Stadtteil. In den Erdgeschossen richteten sich im Septem-ber die ersten Läden ein, eine Bankfiliale hatte bereits er-öffnet. Rundherum folgen Apotheken, ein Frischmarkt und andere Anbieter für den täglichen Bedarf, aber auch weite-re Boutiquen und Cafés (vgl. Interview S. 2). Anders als in einer geschlossenen Shopping Mall kann man hier unter freiem Himmel und von Autos ungestört bis an die Elbe flanieren. Der Boulevard ist den Fußgängern vorbehalten und mit der U4 ab Herbst 2012 in drei Minuten vom Jung-fernstieg aus zu erreichen. Schon jetzt fahren in der Nähe die U1 und mehrere Buslinien, eine große Tiefgarage ist be-reits in Betrieb (vgl. S. 7).

Das Überseequartier ist auf diese Weise mehr als ein weiteres Quartier, es ist die künftige City der HafenCity. Trotz der Dichte der Bebauung lässt die Dynamik des Übersee-boulevards die mächtigen Gebäude aber gar nicht so massiv wirken. Die Gebäu-de sind durch großzügige Freitreppen und Balkone aufgelockert und laden zur öffentlichen Interakti-on ein. Beim Wohngebäu-de „Pacamara“ etwa kra-gen zwei hofartige Balkone

so weit vor, dass sie wie eine nahe Bühne wirken. Das mehr-farbige, schrägwinklige Sumatra-Kontor sorgt für regelrechte Dramatik – der Überseeboulevard führt auf seinem vorläufig letzten Abschnitt im Süden direkt unter den stürzenden Fas-saden entlang.

„Wir haben sehr bewusst mit dieser Energie gearbeitet, um einen lebendigen Stadtraum zu erzeugen“, sagt Matias Otto, einer der Projektentwickler des Überseequartier-Konsorti-ums. „Es war uns wichtig, das Quartier immer wieder optisch und durch kurze Wege zu vernetzen.“ Das Konsortium (be-stehend aus ING Real Estate, SNS Property Finance und Groß & Partner) ist der Bauherr für das insgesamt 7,9 Hektar große Gelände. Im Gegensatz zu der sonst kleinteiligen Vergabe in der HafenCity ist dieses Projekt aus einer Hand entwickelt worden, um die Verzahnung der unterschiedlichen Funktio-nen und Räume in dieser Dichte zu gewährleisten. Mit verschiedenen Akteuren wäre dies nicht zu organisieren ge-wesen.

Das Überseequartier wird die City der HafenCity mit einem besonders dichten Mix aus Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistung, aber auch Wohnen. Jetzt ist der nördliche Teil großteils fertiggestellt. Die ersten Geschäfte ziehen ein, der Überseeboulevard wird im Oktober mit einem Straßenfest eingeweiht

Keine 30 Meter ohne neue Perspektive

HAFENCITY HAMBURG

OKTOBER 2010

Von einem der vielen Balkone im Überseequartier öffnet sich der Blick auf die

kleinen Pätze und den Boulevard.

Von der Speicherstadt erreicht man in wenigen Schritten den nördlichen

Eingang des Überseequartiers, markiert durch den „Arabica“-Turm.

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Das Überseequartier ist geprägt von imposanten

Gebäuden wie das Sumatra-Kontor. Innen ist der

Stadtraum jedoch luftig und abwechslungsreich.

Im September bot ein Riesenrad beste Aussicht

auf das neue Stück Stadt.

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IN DIESER AUSGABE u. a.:

Für jeden etwas: Wohnprojekte in der HafenCity Seite 3

Klein, aber oho: Der erste Park ent-seht an der Katharinenschule Seite 4–5

Dicht und dynamisch

Quartier der kurzen Wege

Statt Stau: Für den Verkehr in der HafenCity engagieren sich auch die Bewohner Seite 7

Gute Kulisse: Literatur und Film entdecken den Ort Seite 8

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„Better City, better Life“: Unter diesem Motto stieß die Weltausstellung in Schanghai be-reits bis September mit 50 Millionen Besu-chern auf ein Rekordinteresse. Die HafenCity gehört zu jenen Projekten, die diese Vision Wirklichkeit werden lassen – und auch sie kennt rege Anteilnahme. Man erkannte es an der Nachfrage im „Hamburg House“ und im Deutschland-Pavillon in Schanghai eben-so wie zu Hause an den Diskussionsrunden zum Masterplan. Es reicht aber auch, an einem ganz normalen Tag über die Promenaden zu gehen und die Besucher zu beobachten, die die HafenCity erkunden.

Natürlich bringt das faszinierende Projekt HafenCity Kontroversen hervor. Dabei wird es zu Hause oft kritischer betrachtet als aus der international vergleichenden Perspektive. Die Sendereihe „Future Cities“ auf CNN kom-mentierte: „Die HafenCity hat das Potenzial, Hamburg auf der Weltbühne neu zu erfin-den“ – und meinte damit nicht primär das Gebäude der Elbphilharmonie.

In Auseinandersetzung mit Lob und Kritik entwickelt die HafenCity die Elemente der neuen europäischen Kerninnenstadt konti-nuierlich und strategisch weiter. Das Ange-bot an Wohnungen wird gestärkt und ver-breitert, die soziale Mischung weiter intensi-viert. Die Eröffnung des nördlichen Übersee-quartiers gibt dem Wirtschaftsstandort Hamburg neue Impulse. Das grüne Profil der HafenCity wird geschärft, etwa durch die Fertigstellung des ersten grünen Parks und einen neuen Nachhaltigkeitspavillon. Die Verkehrskonzepte bis 2030 setzen gezielt auf öffentlichen Nahverkehr, autoarme Mo-bilität und landsparende Erschließungsin-frastruktur. Durch einzelne Bauprojekte und Bewohnerinitiativen entstehen Konzepte für Car-Sharing, innovatives Wohnen und Arbeiten, unternehmerische Netzwerke und vieles mehr. Was die HafenCity zur „besseren Stadt“ macht, wird von vielen Akteuren – Bewoh-nern, Unternehmen oder Institutionen – be-trieben. So entsteht eine differenzierte Stadt ohne Reißbrettplanung, sondern in der Wech-selwirkung von hohen Ansprüchen und neu-en Chancen der Verwirklichung mit vielen Beteiligten.

Ihr Jürgen Bruns-Berentelg,Vorsitzender der Geschäftsführungder HafenCity Hamburg GmbH

EDITORIAL

Für die städtebauliche Klammer spielen wiederkehrende Materialien wie Klinker und Farbkor-respondenzen wie verschiedene Rottöne eine wichtige Rolle. Die Freiräume wurden bis hin zum östlich benachbarten Mag-deburger Hafen aufeinander abgestimmt gestaltet. Aber auch einprägsame Hochbauten wie „Arabica“ geben Orientierung.

Neben dem Alten Hafenamt von 1885/86, das samt seinem baumbestandenen Innenhof zum Gastronomie-Zentrum wird, entsteht ein weiterer spektakulärer, sehr schlanker Wohnturm.

Ein verbindendes Motiv sind auch die Treppenaufgänge zu den Gebäuden. „Sie bilden den fließenden Übergang zu den privaten Bereichen“, erklärt Matias Otto. „Auf den Stufen kann man sich ausruhen, seine Einkäufe sortieren, einen Kaffee trinken – was Sie wollen. Die Höfe oberhalb, die im Grunde im ersten Obergeschoss liegen, sind den Bewoh-nern vorbehalten.“ Noch weiter oben sind die Loggien und Dachterrassen dem öffentlichen Blick ganz entzogen. So entstehen trotz der Dichte des Stadtraums geschützte

Räume und private Rückzugsmöglichkeiten.Ab Oktober geht der Bau südlich der Überseeallee weiter:

Hier entstehen große Gebäude mit bis zu drei Ebenen für den großen Einzelhandel, darüber hinaus Büroflächen. Erst wenn der südliche Teil 2013/14 fertig ist, wird der Charakter des Überseequartiers als City der HafenCity vollendet zu beurtei-len sein. Doch die ersten Schritte sind gemacht. www.ueberseequartier.de

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HafenCity News: Frau Dr. Weise, was sind Ihre Aufgaben und wie sieht Ihr Team aus? Claudia Weise: Stellen Sie sich eine Art Quartiers-Bürgermeisterin vor. Das be-deutet zunächst die Gewährleistung von Sicherheit und dass alles in geordneten Bahnen verläuft – zum Beispiel, dass es mit den Warenanlieferungen und Park-räumen klappt. Die Organisation von Veranstaltungen wie unser Straßenfest für den Überseeboulevard ist wichtig. Dabei geht es letztlich auch um Stand-ortmarketing: Interessante Aktivitäten, ein gepflegter und gut funktionierender Stadtraum, ein einheitlicher Gesamtauf-tritt der verschiedenen Geschäfte nach außen, etwa durch eine einheitliche De-koration der Freiflächen zu Weihnachten: Das fügt sich zu einem Markenbild zusam-men. Übergreifend für alle Vermieter und Eigentümer der Einzelgebäude kümmern wir uns darum. Das Team setzt sich aus der Geschäftsführung des Quartiersrats als Eigentümervertreter, einem Beirat mit Mietern des Überseequartiers, Bürgern und Vertretern der Freien und Hansestadt Hamburg und mir als Managerin zusam-men, hinzu kommen weitere Mitarbeiter für die verschiedensten Fachgebiete. In dieser Form ist das in Deutschland ein Novum.HafenCity News: Jedes Shoppingcenter hat einen Manager. Claudia Weise: Aber das Überseequar-tier ist keine Mall, die sich von der Stadt abschließt und wo Händler unter dem Dach eines einzigen Gebäudeeigentü-mers wirtschaften. Dort hat ein Center-manager weitreichende Eingriffsrechte, beispielsweise beurteilt er die Umsätze der Mieter. Wir haben dagegen bewusst einen offenen und öffentlichen Stadt-raum geschaffen. Die Handelsflächen gehen direkt in die Freiflächen über, die rund um die Uhr genutzt werden kön-

nen. Als Quartiersmanagerin respektiere ich die weitgehenden öffentlichen Nut-zungsrechte, aber auch die Autonomie der einzelnen Gebäude und deren Mie-ter. Im täglichen Betrieb erfordert das einen Dialog zwischen den sicher auch mal unterschiedlichen Interessen von Bewohnern, Händlern, Gastronomen und Besuchern – eine große Rücksicht-nahme untereinander. Dies zu unterstüt-zen empfinde ich als einen Beitrag zur Entwicklung eines echten Stücks Stadt. HafenCity News: Sie treten Ihren Job mit der Fertigstellung der Gebäude an. Wa-rum ist es so wichtig, die Entwicklung so früh zu begleiten?

Claudia Weise: Genau genommen ha-ben wir sogar schon während der End-bauphase begonnen. In dieser Zeit war u. a. der Einzug der Einzelhändler zu koordinieren. Jeder brauchte für den Ausbau seiner Flächen über Monate Lo-gistik, die zumeist den schon fertigen Boulevard in Beschlag nahm. Kleinere Händler sind vorsichtig bei einer An-siedlung und warten bis zum letzten

Moment. Dafür sind sie dann relativ zügig mit dem Ausbau, während ein Supermarkt viel komplizierter einzu-richten ist. Deswegen können nicht alle Geschäfte auf einmal eröffnen, aber es füllt sich sukzessive. HafenCity News: Das Überseequartier ist besonders dicht gebaut und wird stark öffentlich frequentiert werden. Dennoch gibt es ca. 360 Wohnungen. Wie ist das zu vereinen?Claudia Weise: Innenstädte erleben ei-ne Renaissance und damit auch urbane Wohnformen. Wir haben diesen Trend aufgenommen. Das Angebot richtet sich an Menschen, die genau dieses Sowohl-als-auch suchen, die sich stimuliert fühlen durch die Möglichkeit, aus dem privaten Raum direkt in das öffentliche Leben auf den Plätzen und Café-Terras-sen zu treten. Dazu ist es ungeheuer praktisch, an einem Ort zu wohnen, an dem man für den täglichen Bedarf alles vor der Haustür findet, wo eine U-Bahn und zahlreiche Busse nur wenige Schrit-te entfernt fahren – und man ebenso schnell am Wasser, im Museum oder im Konzert ist. Die ersten Wohn-Pioniere sind seit Sommer da. HafenCity News: Welche Läden eröff-nen als Erste?Claudia Weise: Sehr individuelle Geschäf-te wie „Nobody is perfekt“ für praktische Produkte und „Meer-Design“, außerdem „Colodell“, ein italienisches Eiscafé mit eigenem Eislabor. Eine Filiale der Deut-schen Bank hat Anfang September mit einem neuen Filialkonzept eröffnet, hinzu kommen demnächst die Drogerie Rossmann und Anbieter für die Nahver-sorgung. Dazu gehört natürlich auch ein großer Lebensmittelhändler, auch ein of-fener Markt ist geplant. So wird sich das Angebot an Einzelhandel, Service und Gastronomie schnell erweitern und ver-vollständigen.

Die Pioniere des Überseequartiers sind da INTERVIEW

Als Quartiersmanagerin koordiniert Dr. Claudia Weise von Groß & Partner die vielfältigen Interessen der Nutzer im nördlichen Überseequartier. Sie sieht sich vor allem als Dialogstifterin

Dr. Claudia Weise (Groß & Partner) ist Quartiersmanagerin im Überseequartier

Der überarbeitete Masterplan für die östliche HafenCity hat die ersten Etappen zu seiner öffentlichen Bestätigung zurückgelegt. Seit Ende Mai wurde er in fünf großen Abendveranstaltungen und vielen kleinen Runden mit politisch Verantwortlichen und Interes-sierten diskutiert – überwiegend positiv, aber auch mit kritischen Anmerkungen. Im Vordergrund standen Wohnen und Verkehr.

Die geplante Weiterführung einer hohen Urbanität und die fort-gesetzte Schaffung eines großen, differenzierten Wohnungsan-gebots stießen auf große Zustimmung. Besonders das Schlagwort „bezahlbarer Wohnraum“ löste viele unterschiedliche Assoziatio-

nen aus. Die Familienorientierung des Wohnens wurde begrüßt, von manchen der Standort dafür infrage gestellt. Die verstärkte Grünorientierung der Freiraumplanung erhielt Zustimmung, die größere Dichte der Bebauung wurde aber auch hinterfragt.

Mit Blick auf den Verkehr wurde gewarnt, dass die östliche Hafen- City nicht zur Ausweichstrecke für den Fernverkehr werden dürfe – verbunden mit der Forderung, Privatverkehr und den Lärm zu reduzieren. Städtebaulich riefen die Hochhäuser des Quartiers Elb-brücken das größte Interesse, aber auch Sorgen um Verschattung im benachbarten Rothenburgsort hervor.

Die Diskussion wird weiter ausgewertet und in der kommenden Ausgabe der HafenCity-News ausführlich dargestellt.

Masterplan: Zwischenstand einer DebatteMELDUNG

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AM SANDTORPARK/GRASBROOK Sie haben so klingende Namen wie Prunus avium Plena oder Acer Rub-rum und sind seit Kurzem fest in der HafenCity verwurzelt. Man kann sie aber auch einfach Vogelkirsche und Rot-Ahorn nennen. Und sie sind nicht die Einzigen, die seit Kurzem im Quartier „Am Sandtorpark/Grasbrook“ wachsen. Spree-Ei-chen, Kobushi-Magnolien, Amberbaum, Esskastanien haben ebenfalls jüngst hier ihren Platz gefunden. Klein, aber fein ist er, der Sandtorpark, ein Quartierspark von der Größe ei-nes Fußballfeldes, der derzeit als letzter Teil einer Folge von öffentlichen Plätzen in der westlichen HafenCity entsteht: Vom „schwimmenden Platz“ der Pontonanlage des Traditi-onsschiffhafens über die Magellanterrassen gelangt man nun in den ersten grünen Park.

Insgesamt 27 Bäume werden sich bald auf den 1 – 2 Meter hohen Hügeln der Parkfläche und zwischen den befestigten Flächen verteilen. „Die Bäume kommen aus dem Ammerland“, erzählt Stefan Alexander Mauel, Bauleiter bei der alpina AG, die den Park im Auftrag der HafenCity GmbH Hamburg an-legt und in den nächsten zwei Jahren in der Anwuchsphase betreuen wird. Im Zentrum zwischen den Hügeln liegt eine großzügige ebene Rasenfläche. Der Rollrasen – ein strapa-zierfähiger Gebrauchsrasen von 3300 m2 – wurde Anfang September ausgebracht. „Angewurzelt hat er bereits nach ca. 2 – 3 Wochen“, erklärt Stefan Mauel. „Bei den derzeitigen Witterungsverhältnissen ist dann von einer Anwuchszeit von ca. 6 Wochen auszugehen.“ Danach sei der Rasen zwar schon voll belastbar, aber die Experten geben ihn trotzdem noch ein bisschen Zeit, damit die Freude am Ballspielen und anderen Aktivitäten später umso länger währt.

Entworfen wurde der Sandtorpark vom Architektenbüro

EMBT in Barcelona, das für die Freiraumgestaltung in der gesamten westlichen HafenCity verantwortlich zeichnet. Wie in ihren anderen Freiräumen wollten die Katalanen auch im Sandtorpark den Übergang zwischen öffentlichem und privatem Raum fließend gestaltet sehen. Tatsächlich ist es gelungen, dass die öffentliche Rasenfläche im Sand-torpark unmittelbar in die private Rasenfläche der benach-barten Neumann-Gruppe übergeht. Parkbesucher werden frei zwischen den Flächen lustwandeln können. Für die Kinder der ebenfalls angrenzenden Kathari-nenschule entsteht eine zusätzliche Fläche zum Toben und Spielen.

Dass der Park für Kinder gedacht ist, darauf verweisen auch die ein-zigen festen Spielelemente: beson-ders geschnittene Sandkästen, die den Namen „Sandboote“ tragen. Doch in der gesamten Nachbar-schaft ist die Vorfreude groß, die neue Grünanlage für Pausen und Begegnungen zu nutzen. Denn die Hügel und die Sitzelemente laden ebenso zum geschützten Verwei-len ein, Brüstungselemente befes-tigen das Areal und grenzen es von der Straße Großer Grasbrook ab.

Offiziell eröffnet werden soll der Sandtorpark im Frühjahr 2011 – auch weil noch Restarbeiten ausgeführt werden müssen und da nicht alle Nachbargebäude fertig sind. Dann

ist der Park Tag und Nacht nutzbar. (Beleuchtet wird er von unten: durch Bodeneinbaustrahler, die in tropfenförmige, ca. 60 cm hohe Betonfertigteile eingesetzt und unter den Bäumen im Park verteilt sind.) Nur im Sommer zwischen 4 und 6 Uhr morgens sollten Parkbesucher vorsichtig sein: Dann schieben sich gelegentlich die unter der Rasenfläche versteckten Versenkregner aus dem Erdboden und machen alles und jeden nass. Ihre Sprühweite: bis zu 60 Meter.

ÜBERBLICK

Der erste grüne Park der HafenCity nimmt Gestalt an: Rasenhügel mit Bäumen laden zum Spielen und Entspannen ein

Anwurzeln im Sandtorpark

Anfang September wurde der Rollrasen im Sandtorpark ausgebracht.

Auch 27 Bäume schmücken demnächst die hügelige Grünfläche.

ÜBERSEEQUARTIER Nach Entwür-fen der Büros Spine und Urbanista (Hamburg) macht ein Pavillon auf der Uferpromenade des Magdeburger Hafens künftig die Nachhaltig-keitsthemen der HafenCity anschaulich. Auf 130 Quadratmetern Ausstellungsfläche gibt es einen kompakten Einblick in die ökologische Stadtentwicklung. Der neue Nachhaltigkeits-pavillon gehört zu den von der Architektin Beth Galí (Barcelona) entworfenen Freiraum-anlagen am Magdeburger Hafen, deren West-teil an der Osakaallee im November 2010 fer-tiggestellt wird.

Den Ausgangspunkt bildet die Entwicklung eines alten Industrie- und Hafengeländes zum zentralen Standort für Wohnen, Arbeiten, Frei-zeit und Kultur („Brownfield Development“). Besonders werden die Bodennutzung und flächensparende Ökodichte betrachtet. Die HafenCity als Stadt der kurzen Wege, die um-weltfreundliche Mobilität fördert, ist ein wei-terer Schwerpunkt. Zu Bauen und Energiever-sorgung schließlich wird weltweit Innovatives vorgestellt: Das HafenCity Umweltzeichen für nachhaltiges Bauen war das erste seiner Art in Deutschland; die Wärmeversorgung beson-

ders für die östlichen Quartiere vereint lokale regenerative Energieträger und extrem nied-rige CO2-Emmissionen mit Wirtschaftlichkeit.

Einzelbesucher und kleine Gruppen bis 40 Personen können sich auf Deutsch und Eng-lisch unterrichten; Präsentationen und Füh-rungen gibt es kostenlos – wie im HafenCity-Informationszentrum im Kesselhaus, zu dem der Nachhaltigkeitspavillon organisatorisch gehört. Hinzu kommen ein eigenes thema-tisches Veranstaltungsprogramm und ein kleiner gastronomischer Service. Nicht zuletzt ist hier der Startpunkt für Touren, um die an-gesprochenen Themen konkret zu erleben: die städtische Dichte der Quartiere, die sorgsam gestalteten Freiräume, die schnellen Wege-verbindungen, die ökologisch ausgezeichne-ten Gebäude und mehr.

Der HafenCity-Nachhaltigkeitspavillon er-öffnet mit Hamburgs Ernennung zur Europä-ischen Umwelthauptstadt 2011 als einer der Info-Points zur Umwelthauptstadt. Er bleibt jedoch über 2011 hinhaus erhalten. Nachhal-tigkeit bleibt dauerhaft eines der zentralen Themen der HafenCity.

Ein Pavillon für die Nachhaltigkeit Die HafenCity ist ein herausragendes Beispiel für nachhaltige Stadtentwicklung. Ab Anfang 2011 vermittelt eine neue Ausstellung die Grundlagen und wird zum Ausgangspunkt für gezielte Themenrundgänge

In der Uferpromenade des Magdeburger Hafens an der Osakaallee entsteht der HafenCity-Nachhaltigkeitspavillon.

KURZ GEFRAGT

WIE ENTWICKELN SICH DIE UNTERNEHMEN IN DER HAFENCITY?

Nach den ersten Ergebnissen einer Untersuchung im Auftrag der HafenCity Hamburg GmbH gab es 2010 43 Prozent mehr Unternehmen als 2008: Von 191 stieg die Zahl auf 273, die Arbeitsplätze verdoppelten sich fast auf ca. 6000. Die Branchen sind vielfältig: von Dienstleistung, Schifffahrt, Bauindustrie, Architek-tur, Medien und Kommunikation zu Gastronomie, Einzelhandel und Tourismus.

Kontinuierlich haben sich schon seit 2006 große Firmen wie der Logistikkonzern Kühne + Nagel oder die Containerreedereien China Shipping und NYK Line ange- siedelt. 2009/10 kamen mit Unilever und dem Germanischen Lloyd zwei weitere globale Player mit rund 2700 Beschäftigten hinzu. Jüngster Konzern-Zugang war die Neumann-Kaffee-Gruppe am Sandtorpark, im Frühjahr 2011 soll die Spiegel-Gruppe auf die Ericusspitze wechseln.

Doch schon 2008 zeigte sich, dass die HafenCity auch ein attraktiver Standort für kleinere Unternehmen ist, darunter viele Existenzgründer. Im ersten fertigen Quartier Sandtorkai/Dalmannkai haben sich überwiegend Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern angesiedelt. Diese Struktur wird durch neue Gebäude wie z. B. durch DC Commercial am Sandtorpark gestärkt, wo ab 2011 flexibel und kleinteilig vermietbare Flächen ab 150 m2 zur Verfügung stehen. Das 2010 in Bau gehende Designzentrum designport wird Ateliers und Showräume für Kreative bieten.

Viele kleinere Unternehmen profitieren von der öffentlichen Erdgeschossnut-zung. Mit einem niedrigen Grundstückskaufpreis bedacht, bieten die fünf Meter hohen Räume großzügige Präsentationsflächen für eine wachsende Kundenzahl. Nicht nur etablierte Einzelhändler lassen sich hier nieder, sondern auch solche Unternehmen, die Marktnischen besetzen oder sich neu etablieren wollen.

Gewerbetreibende in der HafenCity treffen sichGewerbetreibende in der HafenCity haben künftig Gelegenheit, mögliche Kooperationen (z. B. Werbe- und Interessengemeinschaften) zu besprechen. Initiatoren des Forums sind das Netzwerk HafenCity und die HafenCity-Zeitung sowie die Handelskammer Hamburg und die HafenCity Hamburg GmbH. Interessenten können sich melden unter: [email protected]

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HAFENCITY „Dies wird unsere Lebensküche“, sagt Flo-rian Grebe. Wir stehen in einem nackten Raum, noch mit rohen Betonwänden und frisch verlegtem Estrichboden. In ein paar Monaten wird die Familie Grebe hier im Baugemein-schaftsprojekt „Hafenliebe“ zwischen Überseequartier und Sandtorpark einziehen. Und dann wird der fertige Raum weit mehr sein als eine offene Wohnküche. Von der Terrasse wird der gebürtige Hamburger Florian Grebe die alten und neuen Wahrzeichen seiner Stadt sehen können: die Kirchtürme der Innenstadt, die Elbphilharmonie, den Hafen. Zu seinem Ar-

beitsplatz am Michel kann der 41-jährige Vertriebschef einer Softwarefirma zu Fuß gehen. Man sieht aber auch den Innen-hof des „Hafenliebe“-Ensembles und der benachbarten Ka-tharinenschule. Dort werden sich Ida (5) und Ole (1,5) Grebe künftig regelmäßig tummeln. „Man kann sogar feststellen, ob sie ihre Pausenbrote essen“, sagt ihr Vater zwinkernd.

Die „Hafenliebe“ mit insgesamt 54 Eigentumswohnungen für Familien mit rund 40 Kindern ist eines von zahlreichen Wohnungsbauvorhaben, die derzeit in der HafenCity Gestalt an-nehmen oder deren Planung in großen Schritten vorankommt. Dabei legt das Angebot einen Schwerpunkt auf Wohnen für mittlere Einkommensschichten, umfasst darüber hinaus aber ein breites Spektrum: vom genossenschaftlichen Wohnen bis zum gehobenen Segment und zu geförderten Wohnungen,

von spezifischen Wohnungen etwa für Musiker oder Behin-derte bis zu flexibel nachrüstbaren Räumlichkeiten, von in-tegrierten Wohn-Arbeitslofts zu Studenten-, Gemeinschafts- und Mehrgenerationen-Wohnen. Die unterschiedlichsten Lebensträume können hier verwirklicht werden.

Eine immer größere Rolle spielen Baugemeinschaften, in denen sich mehrere Haushalte zusammenschließen, um eine Immobilie gemeinsam zu entwickeln – ein nicht immer ein-faches Unterfangen, das von den Beteiligten hohes persön-liches Engagement erfordert, aber Eigentum zu oft deutlich

geringeren Kosten als marktüblich ermöglicht. Bei der „Ha-fenliebe“ war es die Architektin Iris Neitmann, die das Projekt vorantrieb und zusammenhielt. Zwei andere entstehen an der Shanghaiallee im Elbtorquartier. Die Baugemeinschaft Nidus realisiert rund 30 Einheiten in einem Mehrgeneratio-nen-Haus. Das Musikerhaus der Bürgerstadt AG wird eben-falls 20 – 30 Wohnungen enthalten. Die Baukosten liegen im Falle von Nidus bei 2.900 – 3.100 Euro pro Quadratme-ter. Beim Musikerhaus mit seinen erhöhten Anforderungen durch schallisolierte Übungsräume werden die Grundpreise bei 3.300 – 4.200 Euro pro Quadratmeter liegen.

Im benachbarten Ökumenischen Forum von 18 christlichen Kirchen ist neben Wohnen auf Zeit in der Gemeinschaft auch ein Anteil an Mietwohnungen vorgesehen. Eine weitere Ver-

stärkung als Wohnstandort erfährt das Elbtorquartier im Gebäudeensemble am Magdeburger Hafen, in das auch die Deutschlandzentrale von Greenpeace und das Designzentrum designport ziehen werden. Konzentriert am Nordende des En-sembles entstehen hier aber auch frühzeitig Wohnungen. Mit Blick auf die Kreativschaffenden im Umfeld von designport entstehen Wohn-Arbeitslofts; Baubeginn ist noch 2010.

Weitere 80 der insgesamt 125 Wohneinheiten am Magde-burger Hafen wurden der Garbe Gruppe anhand gegeben. Sie plant Eigentumswohnungen mit einem hohen familien-

gerechten Anteil und einem besonderen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit. Obwohl seit 2009 alle Wohnprojekte in der HafenCity den strengen Anforderungen des HafenCity-Um-weltzeichens in Gold entsprechen, entstehen hier weitere An-reize etwa zum Umgang mit Müll und zum Car-Sharing. Sonst setzt das Konzept auf flexible Zuschnitte, die sich dem räum-lichen Bedarf verschiedener Belegschaften oder wechselnder Lebensabschnitte anpassen.

Das Quartier Am Lohsepark gehört künftig zu den zentra-len Wohnstandorten der HafenCity. Hier gibt es zwei gro-ße Grundstücke, die zusammen ca. 300 Wohnungen bieten werden, darunter 70 geförderte mit einer begrenzten Ein-stiegsmiete. Die besten Konzepte empfahlen sich durch eine sorgfältig integrierte Planung jeweils für den ganzen Block. So ist ein breites Angebot an familiengerechten Mietwoh-nungen (gefördert, frei finanziert und genossenschaftlich) vorgesehen - 30 Prozent der Wohnungen sollen so an Famili-en mit Kindern gehen. Aber auch hier entsteht die Möglich-keit, innerhalb von Baugemeinschaften preiswert Eigentum zu bilden, darüber hinaus wird es Wohnungen für Studenten und für Behinderte in verschiedenen Formen geben (öffent-lich oder durch eine Stiftung gefördert, als Eigentum). In den Erdgeschossen sind Kitas, Familienservices und Arztpraxen geplant, dazu die für die HafenCity typische Nutzungsmi-schung mit Geschäften, Gastronomie und anderen Dienst-leistungen.

Wie in den anderen Quartieren der HafenCity ist Am Lohse-park der Nachbarschaftsgedanke wichtig: Gemeinschaftsräu-me sind als Orte der Begegnung, des gemeinsamen Feierns und der Betreuung konzipiert. Im Park selbst wird ein kleines Haus u.a. als Spielhaus dienen. Arbeitsplätze für Selbständige,

Mittendrin, hochwertig und häufiger als gedacht bezahlbar Das Wohnungsangebot in der HafenCity wird immer größer und das Spektrum immer breiter. 2010 werden über Ausschreibungen und Anhandgaben Flächen für ca. 1.000 Wohnungen auf den Weg gebracht. Ob integrierte Wohn-Arbeitslofts, Wohnen für Studenten und Musiker, Gemeinschafts- und Mehrgenerationen-Wohnen: Die unterschiedlichsten Konzepte kommen zum Zug. Familienfreundliche Projekte und Baugemeinschaften spielen eine wichtige Rolle

WOHNFAKTEN

Nachbarschaft am Lohsepark

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Die westliche HafenCity ist bereits eine lebendige Nachbarschaft mit 1.500 Bewohnern, darunter zahlreiche Familien mit Kindern. Wohnungsbauvorhaben sind bis zum Quartier Am Lohsepark

weit vorangeschritten (orange markiert). Die nächsten Ausschreibungen folgen in der westlichen HafenCity und ebenfalls am Lohsepark (grün markiert).

2010 werden Flächen für ca. 1.000 Wohnungen ausge-schrieben bzw. anhandgegeben; im nördlichen Übersee-quartier wurden allein rund 300 Wohnungen fertig. Bis zum Sommer waren 785 Wohnungen von rund 1500 Men-schen bezogen. Dabei entfällt ein wesentlicher Anteil auf Baugemeinschaften und Baugenossenschaften: Im ersten großen Quartier haben sie auf dem Dalmannkai 29 Prozent der 643 Wohnungen gestellt. Der genossenschaftliche Mietwohnungsbau liegt bei 9,50 bis 13,50 €/m2, der freie bei 12 bis 18 €/m2. In Baugemeinschaftsprojekten gibt es Eigentum ab 2.850 €/m2, in Bauträger- Projekten ab 3.500 €/m2 bis 4.800 €/m2. Oberhalb beginnt das relativ schma-le Luxussegment mit Eigentumspreisen bis 8.000 €/m2, in Einzelfällen wie Penthouses oder Wohnen in der Elbphil-

harmonie über 10.000 €/m2. Im Mietmarkt werden hier Preise bis 24 €/m2 aufgerufen. Luxuswohnprojekte bilden die Minderheit in der HafenCity, aber sie ziehen große Auf-merksamkeit auf sich.

Bisher haben neben bewährten Bauträgern und privaten Bauherren sechs Baugemeinschaften und sechs Baugenos-senschaften gebaut. Auch künftige Projekte sind auf dieses Segment ausgerichtet, hinzu kommt erstmalig geförderter Wohnungsbau. Schon jetzt weisen rund 12 Prozent der HafenCity-Haushalte Kinder überwiegend im Alter bis 6 Jah-re auf – ähnlich wie in Hamburger Innenstadtbezirken wie Eimbsbüttel, Winterhude und Hoheluft. Familienfreundli-ches Bauen in der HafenCity wird in Zukunft mit Wohnmög-lichkeiten in Parklagen noch bedeutender.

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Kleinstunternehmer und Alleinstehende, die in der Nähe der Wohnung arbeiten wollen (etwa, weil sie Kinder zu Hause ha-ben) runden das Angebot ab.

Doch auch in der westlichen HafenCity sind neue Grundstücke für Wohnen in Vorbereitung. Seit das nördliche Überseequar-tier weitgehend fertiggestellt ist, wird die westlich angrenzen-de Fläche nicht mehr für die Baustellenlogistik benötigt. In zwei Gebäuden gegenüber dem Amerikazentrum und der Coffee Plaza können 150 – 160 Wohnungen Platz finden. Hier lebt man besonders gut vernetzt: U-Bahn- und Bushaltestellen sind in wenigen Minuten zu erreichen, ebenso der Sandtorpark und die Katharinenschule samt Kita. Im Erdgeschoss kann neben den typischen öffentlichen Nutzungen auch ein Kino oder Theater seinen Platz finden. Mit dem Überseeboulevard liegt das Nah-versorgungszentrum der HafenCity direkt vor der Haustür.

Ebenfalls zentral ist ein Grundstück weiter südlich, das bisher als Einrichtungsfläche für die U-Bahn-Baustelle Überseequartier dient. Es liegt direkt an dem künftigen Grasbrookpark, in dem auch der temporäre Spielplatz am Viewpoint seinen endgülti-gen Standort finden wird. Bei dieser Lage bietet sich auf dem langgestreckten Grundstück familienfreundliches Wohnen in rund 130 Einheiten sowie die Einrichtung einer weiteren Kin-dertagesstätte an. Ein Überangebot an Betreuungsangeboten für die Kleinsten ist damit übrigens nicht zu befürchten, denn auch die ansässigen Firmen haben ein wachsendes Inte resse an einem Platzangebot für ihre Mitarbeiter. Aber auch ein weiterer Anteil geförderter Wohnungen ist hier denkbar.

Die vielleicht schönsten Wassergrundstücke der Hafen-City befinden sich auf dem westlichen Strandkai direkt an der Norderelbe. Die Ausschreibung für die Gebäude – zwei Blockrandbauten und zwei Türme von 55 m Höhe – ist für

Anfang 2011 vorgesehen. Zumindest in den oberen Etagen der bis zu 500 Wohnungen wird das gehobene Segment do-minieren. Die Spitze des Strandkais allerdings bleibt unbe-baut und öffentlich zugänglich. Sie wird ergänzt durch eine Kultureinrichtung – voraussichtlich mit einem besonderen Schwerpunkt für Kinder.

Die breite Palette der Wohnungsbauvorhaben in der Hafen- City spricht ein immer größeres Spektrum von Menschen an und erfüllt den Anspruch, Wohnen in vielfältiger, quali-tätvoller Form in die Hamburger City zurückzuholen. Dazu leistet die HafenCity einen wichtigen Beitrag, zumal Wohn-bauflächen zu Festpreisen und zu deutlich niedrigeren Prei-sen als Büroflächen veräußert werden.

Die Wohnungen in der HafenCity sind hochwertige und ökologisch nachhaltige Neubauten. Sie können als solche – will man keine Subventionen – nicht preiswert sein. Doch durch den hohen Standard ergeben sich erhebliche Einspar-möglichkeiten in den Betriebskosten, etwa im Energiever-brauch. Auch durch die Lagegunst des Standorts ergeben sich Kosten- sowie Zeitvorteile. Die HafenCity mit ihrer kleinteiligen Mischnutzung ist eine Stadt der kurzen Wege, zudem sind 150.000 Arbeitsplätze in der Innenstadt be-quem zu Fuß oder mit dem Rad zu erreichen. Familien wie die Grebes können im Vergleich mit entfernten Lagen am Stadtrand 350 bis 450 Euro pro Monat an Mobilitätskosten sparen. Die HafenCity allein kann Hamburgs Wohnungs-probleme nicht lösen, aber sie leistet einen wichtigen Bei-trag dazu.

Neue Grundstücke in der westlichen HafenCity

Beim Richtfest der Baugemeinschaft „Hafenliebe“ im August freuten sich die Bewohner auf den baldigen Einzug – darunter auch Florian Grebe (Bild in der Mitte). Im künftigen Nahversorgungszentrum

Überseequartier eröffnen die ersten Läden (links) und können Musterwohungen (rechts) besichtigt werden. Die ersten der 360 Wohungen dort wurden bereits bezogen.

HafenCity News: Herr Sachs, Ham-burg plant eine Wohnungsbauoffen-sive, gezielt auch in der City. Warum will der Senat Wohnen zurück in die City holen?Sachs: Es gibt derzeit eine hohe Nachfrage nach Wohnungen in city-nahen Stadtteilen, die durch eine besondere Mischung von reizvollen Wohnungsangeboten, guter Infra-struktur, auch und gerade im Kultur- und Freizeitbereich, und einem spe-zifischen kreativem Milieu geprägt sind. In diesen Quartieren – wie Ottensen, Schanze, Eimsbüttel-Süd und anderen – ist der Wohnraum nicht beliebig vermehrbar und die hohe Nachfrage wirkt weiter preis-treibend. Daher rücken zunehmend auch die angrenzenden Quartiere mit zumindest ähnlichen Qualitäten in den Fokus. Dazu gehört ohne Zweifel die City, die mit der Neu-stadt ja schon lange ein attraktives Wohngebiet beherbergt, und nun mit der Hafencity eine städtebaulich und architektonisch einzigartige Er-gänzung erhält. HafenCity News: Welche Rolle spielt die HafenCity bei der Stärkung des Wohnens in der City?Sachs: Der Senat wird durch einen neuen Bebauungsplan „City“ auch in den bisher ausschließlich als Ge-schäftsgebiet genutzten Bereichen der Innenstadt zukünftig das Wohnen ermöglichen. Allerdings sind Um- und Neubaukapazitäten zwischen

Hauptbahnhof und Ost-West-Str. begrenzt. Deshalb werden mit der Ent-wicklung der HafenCity ungeahnte Potenziale für neues Wohnen in der Innenstadt entstehen. HafenCity News: Geht es um be-stimmte Zielgruppen, die angespro-chen werden sollen?Sachs: Auch in der HafenCity muss ein gemischtes Hamburger Wohn-quartier entstehen, muss Platz sein für Studenten, junge Familien und Menschen mit mittleren Einkom-men ebenso wie für Yuppies, Dinks [Begriff für kinderlose Paare, bei de-nen beide arbeiten: „Double Income No Kids“, Anmerkung der Redaktion] und gut versorgte Senioren. Gemisch-te Quartiere sind eine tragfähige Grundlage für die in der Entwicklung befindliche Infrastruktur mit Kin-dertagesstätten, Schulen, der Hafen-City Universität sowie Einzelhandel. HafenCity News: Wie günstig kann und sollte Wohnen in der City sein, zumal wenn Hochwasserschutz und ökologische Standards eingehalten werden sollen und andererseits Kos-ten- und Zeitersparnisse das Woh-nen in der City attraktiv machen? Sachs: Die Kosten des Wohnens in der HafenCity müssen im Leistungs-vermögen der Hamburger Durch-schnittshaushalte liegen. 75 Prozent der Hamburger Haushalte verdienen unter 3.200 € im Monat. Natürlich spielen Lage- und Qualitätsvorteile wie überall in der Stadt eine Rolle bei

der Bemessung der Miet- oder Kauf-preise.HafenCity News: Welche Rolle sollte nach Ihrer Meinung künftig der sozi-ale Wohnungsbau spielen? Beckner: Auch öffentlich geförder-ter Wohnungsbau erhöht die Mög-lichkeit der sozialen Durchmischung. Er sollte in einem gewissen Umfang aber schon deshalb Berücksichti-gung finden, weil auch die Hafen-City einen Beitrag zum sozialer Aus-gleich in der Stadt leisten muss; dies führt gesamtstädtisch zur Vermin-derung sozialer Ausgrenzung, mit-telbar zu Kostenersparnissen und nicht zuletzt zum Akzeptanzgewinn für die HafenCity selbst.

„Ungeahnte Potenziale für neues Wohnen in der Innenstadt“INTERVIEW

Michael Sachs, Wohnungsbaukoor-dinator der Freien und Hansestadt Hamburg

Wohnspektrum für die ganze City

Als Hamburgs erster Wohnungsbaukoordinator unterstützt Michael Sachs seit Mai die Wohnungspolitik des Senats. Für mehr Wohnraum in zentralen Lagen bringt er Wohnungswirtschaft und Planungsbehörden zusammen

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IM FOKUS

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Ein Paar steht auf dem Vasco-da-Gama-Platz. Ein Anzug, ein weißes Kleid, ein Schleier weht locker im Wind. Klick. Die beiden gehen ein Stück am Wasser entlang, sie setzt sich auf eine Bank. Er beugt sich hinunter zu ihr und küsst ihre Hand. Klick, Klick.

Michel? Speicherstadt? Stadtpark? Immer mehr Braut-paare entdecken die HafenCity als den Ort, an dem sie „den wichtigsten Tag“ ihres Lebens festhalten wollen. Zum Bei-spiel die beiden auf dem Foto, Ulrich, 35, und Andrea Schnei-der, 31. Am 29. Mai dieses Jahres haben sie sich das Jawort gegeben, an Deck der Hafenbarkasse MS Commodore, ir-gendwo zwischen Kehrwiderspitze und Finkenwerder. Zu-vor hat die Fotografin Bina Engel sie eine Stunde lang in der HafenCity in Szene gesetzt – am Wasser, auf Treppen, vor Kaimauern und Gebäuden.

„An dem Tag lief gerade das Elbjazz-Festival, die Hafen-City war voller Menschen, aber das war uns egal“, erin-nert sich Ulrich Schneider. „Die Kulisse war großartig – sehr modern, mit wundervollen Formen. Das hat richtig gut zu unserer Hochzeit gepasst.“ Der Hamburger Unter-nehmensberater kennt die HafenCity schon seit Jahren, er arbeitet in Elbnähe, in der Mittagspause geht er oft in den neuen Stadtteil. Von den Fotos ist das Brautpaar be-geistert. „Wir würden es genauso wieder machen“, sagt Schneider.

„In der HafenCity herrscht diese Aufbruchstimmung“, sagt die Fotografin Bina Engel. „Eine Hochzeit hat das auch.“ Die Mischung aus Alt und Neu, klaren Formen und

Emotionalität, Inspiration und Machbarkeit, dazu ein inten-sives Licht, eine Prise Urlaubsstimmung und ganz viel ma-ritimes Flair – all das mache die HafenCity zur idealen Sze-nerie. „Und man spürt die Elemente wie Wasser und Wind“, so Engel. Seit Jahren arbeitet die Fotografin immer wieder hier, auch für die HafenCity News. „Trotzdem ist es für mich jedes Mal wie eine Entdeckungsreise, wenn ich dort ein Brautpaar fotografiere“, sagt sie.

Dass die HafenCity inspiriert, zeigt sich bereits in den zahlreichen Filmen und Literaturszenarien, die in letzter Zeit hier spielen (vgl. S. 8). Doch auch Privatleute entde-cken die vielfältigen Räume symbolisch für sich. Manche Paare wählen eine Baustelle als symbolträchtige Kulisse – vor allem das Schild „Eltern haften für ihre Kinder“ ist als Motiv im Hintergrund beliebt, nicht nur wenn die Zei-chen auf Familienzuwachs stehen. Und „der Hafen der Ehe“? Liegt nur ein paar Schritte entfernt …

Ein Paar, so erinnert sich Bina Engel, wollte gern vor dem Unileverhaus posieren. Im Laufe des Shootings er-fuhr sie, wieso: Die beiden hatten sich im Unternehmen kennengelernt. Die HafenCity ist also mehr als nur eine Kulisse für den schicken schnellen Klick. Sie ist für viele längst ein Ort mit realen Geschichten und guten Ener-gien. Und sie ist ein Stück Hamburg wie der Michel oder die Speicherstadt – ein Ort, mit dem immer mehr Paare Identität und Erinnerungen gerne verknüpfen.

Für mehr Fotos: www.bina-engel.de

STRANDKAI So nah kommt man einem Schiffsanker selten. Am Großen Grasbrook, zwischen Unileverhaus und Kreuzfahrtter-minal, ist der schwarze Koloss gestrandet, nur wenige Meter von der Wasserkante entfernt: 3,5 Tonnen schwer und auf eine Stahlplatte geschweißt. Für seinen ganz besonderen Zweck hätte er keinen besse-ren Liegeplatz finden können: Das mariti-me Prunkstück soll an die Menschen erin-nern, die das Hamburger Straßenmagazin „Hinz&Kunzt“ mit einer Testamentsspende bedenken – und gleichzeitig dafür werben.

Eine kleine Messingtafel ziert den oberen Teil des Ankers. Auf ihr ist der Name von Christel Schrader eingraviert, der ersten

Testamentsspenderin. Die alleinstehende alte Dame aus Hamburg starb im vergange-nen Dezember und vererbte der gemeinnüt-zigen GmbH 200.000 Euro. Ein unverhoff-ter und höchst willkommener Segen, denn Hinz&Kunzt bezieht keine öffentlichen Gelder, sondern finanziert sich stark über den Verkauf der bekannten gleichnamigen Zeitung. Rund 400 Obdachlose bieten sie an unterschiedlichen Standorten auf der Stra-ße an und verdienen 90 Cent pro Exemplar. Neben der Arbeit bietet ihnen Hinz&Kunzt Beratung und Hilfe. Spenden sind eine wei-tere Einnahmequelle des Projekts. „Dazu gehören auch Testamentsspenden“, sagt Geschäftsführer Jens Ade, 59.

Um den sensiblen Bereich der Testaments-spenden zu stärken, sprach Ade zunächst mit Rechtsanwälten, Notaren, Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern, um sie als Multi-plikatoren zu gewinnen. Doch der Mann hat nicht umsonst 22 Jahre lang in Werbeagentu-ren gearbeitet, unter anderem bei Scholz & Friends und D’Arcy, ehe er vor fast sieben Jah-ren Geschäftsführer bei Hinz&Kunzt wurde. Er weiß: So eine Idee muss man auch öffent-lich gut verkaufen. Die Agentur k2werk ent-wickelte die Idee des Gedenk-Ankers, der das Anliegen in ein treffendes Bild setzt: So wie er Schiffe auf Grund festmacht, finden Ob-dachlose durch Hinz&Kunzt im Leben Halt und neue Perspektiven.

Im Hintergrund steht ein ganzes Netzwerk von Helfern und Unterstützern. Von der Werft Blohm + Voss kam der Anker: Genauer gesagt von dem Verein „Der Hafen hilft!“, den die Schiffsingenieurin Anja van Eijsden dort orga-nisiert. Als Hinz&Kunzt nach einem Anker fragte, fand sich nicht nur einer – die Werft-profis reinigten das gründlich verrostete Stück, lackierten es neu und transportierten es in die HafenCity. Für den Standort setzten sich der Vorsitzende der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH, Jürgen Bruns-Berentelg, und der Bezirkschef von Hamburg-Mitte, Markus Schreiber, ein. Die HafenCity Hamburg GmbH, die als stadteige-ne Realisierungsgesellschaft Herrin über die Grundstücke im Neubaugebiet ist, stellte die prominente Fläche zur Verfügung.

Denn auch für die HafenCity ist der Spen-denanker ein Symbol, dass die neu entste-henden stimmungsvollen Freiräume allen sozialen Gruppen offenstehen. Und hier am Elbufer ist besonders gute Aufmerksamkeit

garantiert: An Wochenenden und wenn ein Schiff nur wenige Meter entfernt am Hafen- City Cruise Terminal anlegt, aber auch an nor-malen Tagen herrscht reger Betrieb. Höchst unterschiedliche Menschen – Hamburger wie Touristen, Junge wie Alte, normale wie wohl-habende Bürger – treffen hier in neugieriger, entspannter Atmosphäre auf den Anker. Für Reisende aus dem Ausland, die am Kreuz-fahrtterminal an Land gehen, wurde der Infotext eigens ins Englische übersetzt. „Ich kann mir keinen besseren Platz vorstellen als in der HafenCity“, resümiert Ade.

Mit der Einweihung am 17. Juni setzte sich Hinz&Kunzt selbst neue Ziele. „Mit den Tes-tamentsspenden wollen wir nicht die lau-fenden Kosten der Zeitung decken, sondern Wohnraum für unsere Verkäufer finanzieren“, verrät Ade. Sobald genügend Geld zusam-mengekommen ist, sollen 10 bis 15 Einzimmer-Wohnungen in zentraler Lage gebaut und an Obdachlose vermietet werden. Angedacht ist aber sogar ein Mischkonzept, in dem Hilfsbe-dürftige und Studenten wohnen – zum Bei-spiel von der Bucerius Law School oder der Kühne Logistics University. „So lernen die Studenten nicht nur etwas für den Kopf, son-dern auch fürs Herz“, meint Ade.

Wer sich entscheidet, Hinz&Kunzt Geld zu vererben, wird diese Erfolge nicht erleben. Aber für die Nachwelt steht sein Engage-ment fest gegossen und eingraviert da, ein mächtiger schwarzer Widerhaken gegen das Wegsehen und Vergessen.

Für weitere Infos: www.hinzundkunzt.de (Online-Spenden möglich)

An der Elbe hat das Hamburger Straßenmagazin „Hinz&Kunzt“ einen Gedenkort bekommen. Das Ausflugsziel HafenCity hilft, mögliche Spender anzusprechen

Ein Anker für soziales Engagement

Im Brautkleid auf dem Kai Immer mehr Hochzeitspaare lassen sich in der HafenCity fotografieren. Nur eine Frage der schicken Kulisse?

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INTERVIEW

Ulrich und Andrea Schneider gaben sich Ende Mai das Ja-

wort auf einer Hafenbarkasse. Als Ort für ihr Hochzeitsfoto

wählten sie die HafenCity. „Sehr modern, mit wundervol-

len Formen. Das hat richtig gut zu uns gepasst“, sagen sie.

Dieser Anker hält: Für ihre Obdachlosen-Hilfe schuf Hinz&Kunzt in der HafenCity ein Symbol zum Anfassen.

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HAFENCITY So wünscht es sich keiner: An einem sonnigen Donnerstag im Juni ging zur Feierabendzeit zwischen Sandtorkai und Brooktorkai nichts mehr. In beide Richtungen staute sich der Verkehr, selbst HVV-Busse ka-men nicht mehr vorwärts. Und auch die Hoch-bahn war nur bedingt eine Alternative – die Linie U3 hatte den Verkehr wegen Bauarbeiten unterbrochen, nur die Linie U 1 verkehrte in der Nähe. Die Ursache des Staus lag weit entfernt – auf den Elbbrücken hatte es einen Unfall ge-geben. Aber das half den zwischen Lärm und Abgasen gefangenen Verkehrsteilnehmern wenig. Die schlechte Laune war greifbar.

Die HafenCity ist durch ihre innerstädtische zentrale Lage und ihre besonders feinkörnige Mischung von Arbeits-, Freizeit- und Wohn-nutzungen ein Stadtteil der kurzen Wege und nachhaltigen Verkehrsanbindung. Doch diese Infrastruktur ist, wie der gesamte Stadtteil, mitten im Werden – allen voran die neue U4, die ab Herbst 2012 vom Jungfernstieg in die HafenCity führt. Zusätzliche Möglichkeiten bieten sich per Schiff, per Fahrrad und durch

sich stetig erweiternde Wege. Für die Auto-fahrer eröffnen immer mehr Parkhäuser. Doch solange der Aufbau dauert, birgt das Thema Konfliktstoff, besonders für die 1500 Bewohner der HafenCity.

Das „Netzwerk HafenCity e.V.“ hat daher ei-gens eine Arbeitsgruppe Verkehr eingerichtet. "Es gibt da einige wunde Punkte, über die wir reden müssen", sagt Jens Ludwig, der zusam-men mit einer Handvoll Gleichgesinnter in der Gruppe engagiert ist. Einer dieser Punkte ist die Park- und Verkehrsflusssituation ins-besondere am Kaiserkai. Die zentrale Ader des Quartiers Am Sandtorkai / Dalmannkai, ist mit Läden, Gastronomie und Büros voll-ständig erblüht – mit dem Seiteneffekt, dass Besucher, Pendler und Lieferverkehr hier um die wenigen öffentlichen Parkplätze konkur-rieren (die Anwohner haben Tiefgaragen in ihren Häusern zur Verfügung). Seit die Straße öffentlich gewidmet ist, kümmert sich die Polizei um die Einrichtung der Parkraumbe-wirtschaftung – und auch ums Abschleppen. Denn es gibt immer wieder solche, die nicht lange nach einem freien Platz suchen oder ins Parkhaus ausweichen wollen. „Falschparker machen die ohnehin prekäre Situation hier noch kniffliger“, erklärt Ludwig. „Gleichzeitig wird es noch für einige Zeit Baustellenverkehr geben, besonders, wenn die Klappbrücke des Sandtorhafens saniert und gleichzeitig die Philharmonie ausgestattet wird.“

Mit Sorge schaut die Verkehrsgruppe auch auf ein gewisses Datum: die Eröffnung der Elbphilharmonie. Zwar wird bis 2013 die na-hegelegene U-Bahn-Station Am Baumwall längst wieder in Betrieb und das Parkhaus im Sockel des Gebäudes eröffnet sein. Die Verkehrsgruppe geht aber davon aus, dass die Stellplätze weitgehend von Bewohnern der Elbphilharmonie, Hotelgästen und Kon-zertbesuchern belegt sein werden. Deshalb werden weitere Ideen für das Kanalisieren des verstärkten Besucherstroms entwickelt. Auch ungewöhnliche: „Warum nicht einen umweltfreundlichen Elektro-Shuttleservice von den weiter entfernt liegenden Parkhäu-sern zur Elbphilharmonie anbieten“, schlägt Jens Ludwig vor.

So treten mit vereinten Kräften die Kon-turen des nachhaltigen Stadtverkehrs in der HafenCity trotz allem immer deutlicher hervor und beginnen zu greifen. Der Bau der

U4, die bei vollem Betrieb etwa 26.000 Pkw-Fahrten pro Tag einsparen wird, liegt nach Angaben der Hochbahn „sehr gut im Zeit-plan“. Zwei Drittel der zweiten Tunnelröhre waren im August bereits geschafft, der Roh-bau der Haltestellen ist fertig gestellt. Selbst die Gestaltung der künftigen Haltestelle Überseequartier unter dem Motto „Unter-wasserwelten“ ist bereits konzipiert.

Grundsätzlich haben der öffentliche Nah-verkehr und nichtmotorisierte Verkehrsarten in der HafenCity Vorrang. Davon zeugt auch die erste StadtRAD-Station, die in Koopera-tion mit dem Unilever-Konzern entsteht. Die neue Leihstation „Unilever Strandkai 1“ bie-tet HafenCity-Besuchern und Pendlern bis zu 24 Räder, die rund um die Uhr zur Verfügung stehen und an über 70 Stationen in Hamburg wieder abgegeben werden können. Wie im-mer bei StadtRAD ist die erste halbe Stunde für die Nutzer kostenlos. Insgesamt sind vier Stationen mit den roten Leihfahrrädern in der HafenCity geplant.

Doch StadtRAD-Stationen sind nicht das einzige Mittel in der HafenCity, das zum Verzicht auf das Auto verführt. Fußgänger finden hier zweieinhalbmal mehr Wegkilo-meter als Kraftfahrer. In anderen City-Lagen wie Eimsbüttel ist das Verhältnis bei gleicher Baudichte 5:4. Rund 70 Prozent der Wege werden abseits des Autoverkehrs geführt. Ein weiterer Vorteil: Umwege müssen Fuß-gänger und Fahrradfahrer in der HafenCity nur selten einschlagen – es gibt wenige lang-gestreckte Gebäuderiegel, und zwischen vielen Gebäuden gibt es Durchgänge, die – obwohl auf privatem Grund – dauerhaft für alle offen sind.

Doch noch ist die Fußgänger- und Radfah-rer-Infrastruktur teilweise von den Erforder-nissen der „Großbaustelle HafenCity“ überla-gert. Fahrradwege zum Beispiel können erst angelegt werden, wenn die Hochbauten ei-ner Straße oder eines Quartiers fertiggestellt und bezogen sind – so lange muss überall die Straße mit benutzt werden. Für die öffent-lichen Busse der Linien 3, 4 und 6 gibt es eine flexible Verkehrsinfrastruktur: Ihre Routen werden jeweils dem Entwicklungsstand und den baulichen Erfordernissen der HafenCity angepasst. Eine neue „Hafenrandlinie 2012“ von Altona bis zum Überseequartier soll mit-telfristig die U4 ergänzen.

Und auch von der Wasserseite kommt bald schon Entlastung für den Verkehrsalltag in der HafenCity durch den neuen Barkassen-anleger für die Elbphilharmonie. Er entsteht wenige Meter südöstlich der Öffnung des Grasbrookhafens in die Norderelbe und in unmittelbarer Nähe der Freitreppen, die zum Gebäude hinaufführen: eine Pierkon-struktion mit einer 30 Meter langen Brücke. Im 15-Minuten-Takt werden ab dem Winter-fahrplan 2010/2011 die HADAG-Fähren anle-gen, die bisher den Anleger Sandtorhöft an der Kehrwiederspitze bedienen. Aber auch andere Schiffe können den beidseitig nutz-baren Ponton ansteuern, etwa wenn Hotels ihre Gäste per Barkasse zur Elbphilharmonie bringen lassen wollen. Der Anleger an der

Elbphilharmonie wird also eine attraktive alternative An- und Abreisemöglichkeit für Beschäftigte und Bewohner wie auch für Be-sucher bieten.

Und selbst für die gebeutelten Autofahrer gibt es inzwischen erfreuliche Nachrichten: Seit der Eröffnung des ersten Abschnitts der Parkgarage im Überseequartier gibt es dort 1160 zusätzliche Stellplätze, davon 420 öf-fentliche. Die Parktarife betragen 50 Cent für die erste halbe Stunde, zwei Euro für zwei Stunden. Insgesamt werden 2013/2014 rund 3400 Stellplätze in der Tiefgarage zur Verfü-gung stehen. Auch das Internationale Mari-time Museum am benachbarten Magde- burger Hafen hat damit seine Stellplätze. Die Tiefgarage unter dem Unilever-Gebäude ist unter der Woche von 18 – 22 Uhr und am Wochenende von 8 – 22 Uhr zu ebenfalls günstigen Tarifen öffentlich nutzbar. Falls die Konzertbesucher tatsächlich einst von

hier mit einem Elektroshuttle zur Elbphilhar-monie gebracht werden, hat Jens Ludwig vom „Netzwerk HafenCity“ einen weiterge-henden Vorschlag für den Zubringerdienst: „Warum nicht das Ganze mit Wagner-Musik untermalen?“ Wenn der Bus dann doch mal stecken bleibt, kommt dann vielleicht nicht sofort Unmut auf.

Per Fahrrad, Bus, Boot, U-Bahn oder zu Fuß Die HafenCity ist eine Stadt der kurzen Wege, die Zeit und Geld spart und die Umwelt schont. Doch solange die Infrastruktur zusammen mit dem gesamten Gebiet im Aufbau ist, birgt das Thema Verkehr Konfliktstoff. Bewohner bringen sich mit teilweise ungewöhnlichen Ideen ein

Arbeitsgruppe Verkehr beim „Netzwerk HafenCity“

Zum Autoverzicht verführen

Per Schiff zur Elbphilharmonie

Per Schiff zum Konzert: Den Anleger Sandtorhöft gibt es

schon, der Anleger Elbphilharmonie ist im Bau.

Der Sandtorkai ist eine wichtige Ader für den innerstädtischen Verkehr. Wenn er blockiert ist,

stecken auch Beschäftigte und Bewohner der HafenCity fest.

Der Kaiserkai wurde als erste Straße öffentlich gewidmet. Jens Ludwig vom „Netzwerk HafenCity“

sorgt sich um den künftigen Verkehr zur Elbphilharmonie.

Fußgänger und Radfahrer haben Vorrang, Umweltsenatorin Anja Hajduk freut sich über die erste Leihradstation. Aber auch Hunderte Parkhausplätze sind bereits vorhanden.

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IM PORTRÄT

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AUSBLICK

HAFENCITY Als ein völlig neuer Ort regt die HafenCity die Fan-tasie an. Immer mehr Autoren und Filmemacher lassen sich davon inspirieren. Eine völlige Leerstelle in den Köpfen ist die Kulisse freilich nicht. Oft bildet die HafenCity wie in Martin Wilhelmis Kriminal-roman „Fernsehfieber. Tödliche Gier“ und Fatim Akins Heimatfilm „Soul Kitchen“ die Szenerie für skrupellose Machenschaften und fie-se Geschäftstypen. In TV-Serien wie „Notruf Hafenkante“ (ZDF) und „Die Pefferkörner“ (NDR) sind vor allem die Kehrwiederspitze und die Speicherstadt das Terrain für kleine und große Detektive. Doch entstehen auch andere Genres: Ein Dokumen-tarfilm über den Kaiserkai wurde gedreht, die Erzählung „Glühen“ von Katrin Seddig ist die Studie eines zerstrittenen Paares. Miriam Pha-ro steigert das Zukunftsprojekt im Science-Fiction „Hanseapolis“ zum zentralen Amüsier-viertel einer Megacity im Jahr 2066. Darin ist die Elbphilharmonie bereits eine „Alte Dame“, die einer zerstörerischen Monsterwelle stand-hält, aber keinem Terrorakt.

Überhaupt: Oft tritt die neue, als kühl und abweisend dargestellte Architektur in den Vordergrund. Katrin Seddigs Paar etwa reibt sich an der Ungewissheit, was lebendig ist und was gekünstelt, was Gefühl und was Heu-chelei. „Dieser ertüftelte, zu wenig grüne Ort ist eben noch zu jung für Patina“, sagt die De-bütautorin.

„So schlimm ist’s hier ja gar nicht!“ Als Martin Wilhelmi vor zwei Jahren diese Bemerkung auf

den Magellan-Terrassen hörte, nahm der TV-Journa-list die darin mitschwingenden Vorurteile zum Anlass für einen vor Ort recherchierten Krimi. „Fernsehfie-ber“ erzählt von den Seilschaften eines fiktiven TV-Senders im Überseequartier. Damit werden die Vor-urteile gegen die HafenCity letzlich bestärkt. Doch Wilhelmi betont, es gehe ihm vor allem um die Span-nung, die er hier wie nirgendwo sonst in Hamburg finde. Die Ziegelgotik der Speicherstadt und der im Krimi als „Döner-Turm“ karikierte Marco-Polo-Tower, Wasser und Land, Jungunternehmer und Ruheständ-ler, „diese Gegensätze machen die HafenCity zu ei-nem dramatisch vielstimmigen Ort“, sagt Wilhelmi.

„Wir suchen Schauplätze, die Geschichten erzählen können und die den Zuschauer emotional binden. Die Speicherstadt und die HafenCity sind solche Or-te“, sagt auch Michael Lehmann, als Vorsitzender der Geschäftsführung der Studio Hamburg Produktion Gruppe zuständig u. a. für „Notruf Hafenkante“ und

„Die Pfefferkörner“. Dabei beobachtet der TV-Produzent eine Wech-selwirkung: „Sicher prägt die HafenCity den Film, aber auch unsere Einstellungen bleiben im Gedächtnis hängen und prägen so das Bild der HafenCity.“

Je breiter sich das Spektrum der Literatur und Film über die Hafen-City entfaltet, desto mehr dürften sich in Zukunft also beide Seiten bereichern.

ELBINSEL Das Jahr 2010 stand für die IBA Hamburg ganz im Zeichen ihres Zwischenprä-sentationsjahres. Nach fast 20 Baustarts, über 200 Veranstal-tungen, Ausstellungen und Tou-ren sowie Tausenden von Besu-chern allein auf dem IBA DOCK

endet es aber nicht nur mit einem Blick zurück. Das IBA FO-RUM 2010 zieht am 26. Oktober Bilanz und versucht einen Aus-blick auf die künftige Entwick-lung der Elbinseln Wilhelmsburg, Veddel und des Harburger Bin-nenhafens.

Vor dem Hintergrund der Er-gebnisse und Empfehlungen der Zukunftskonferenz 2001/2002 wird die IBA den aktuellen Sach-stand ihrer Projekte mit einer Rei-he von Gästen beleuchten. Mit dabei sind engagierte Wilhelms-burgerinnen und Wilhelmsbur-ger, die die Forderungen der Zu-kunftskonferenz 2001/2002 auf den Prüfstand der aktuellen Ent-wicklungen stellen. Bürgeren-gagement und -beteiligung auf der Elbinsel sind auch bundes-weit beispielhaft. Die Arbeit der IBA und der igs internationalen gartenschau hamburg 2013 wer-den seit 2006 von großem Inte-resse der Bevölkerung begleitet. Und wie sehen Fachleute vom „Festland“ die Entwicklungen der IBA? Gibt es neue Überlegungen,

haben sich Werte und Anschau-ungen im Laufe der Zeit verän-dert? Auf dem IBA FORUM 2010 sprechen u. a. die Soziologin und Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Dr. Saskia Sassen (Columbia University, New York/London School of Economics), der ehe-malige Staatssekretär im Bun-desministerium für Verkehr, Bau-en und Stadtentwicklung Prof. Dr. Engelbert Lütke Daldrup (Ber-lin) und Prof. Dr. Jens Dangschat (Technische Universität Wien), Experte für Siedlungssoziologie und Demografie.

IBA FORUM 2010, 26. Oktober, 10 – 20 Uhr, vorauss. im 50er Schuppen. Infos und Anmeldung: www.iba-hamburg.de

Das Zwischenpräsentationsjahr lockte viele Tausend Besucher ins IBA-Projektgebiet. Auf dem IBA FORUM 2010 stellen Anwohner und Experten die aktuellen Entwicklungen auf den Prüfstand

TERMINE

HafenCity goes MünchenAuf der 13. Ausgabe der Messe Expo Real geht es vom 4. – 6. Oktober in München um die neuesten Trends der Immobilienwirt-schaft. Die HafenCity stellt ihren überarbei-teten Masterplan für die östlichen Quartiere, ihre Nachhaltigkeitsperspektiven und aktu-elle Grundstücksausschreibungen vor. Der Hamburger Gemeinschaftsstand B2 430 lädt am 5. Oktober um 11 Uhr zum Empfang.www.exporeal.de

Auf dem Harbour Front Literaturfestival fanden im September wieder zahlreiche Lesungen in der HafenCity statt. Umgekehrt wird der neue Stadtteil immer mehr zum Schauplatz für Literatur und Film

Stadtteil unter Spannung

Halbzeitbilanz der IBA Hamburg

Martin Wilhelmi lässt seinen Thriller „Fernsehfieber“ in der HafenCity spielen.

Die Fortsetzung ist in Arbeit.

Das IBA DOCK im Müggenburger Zollhafen ist ein beliebter Treffpunkt geworden.Foto

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IMPRESSUM

Verlag: HafenCity Hamburg GmbH, Osakaallee 11, 20457 HamburgV. i. S. d. P.: Susanne BühlerRedaktion: Henrike ThomsenTexte und Mitarbeit: Eileen Stiller, Gunnar Herbst, Axel Reimann Design: lab3 mediendesign, HamburgSchluss redaktion: Gustav MechlenburgDruckerei: Langebartels & Jürgens, Hamburg

Die Veröffentlichung von Texten oder Textauszügen darf nur nach Genehmigung der HafenCity Hamburg GmbH erfolgen. Die in dieser Publikation enthaltenen Informationen sind für die Allgemeinheit bestimmt; sie erheben weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Richtigkeit.

21. Ausgabe, Hamburg, Oktober 2010 © 2010 All rights reserved

Diese Publikation wurde auf umweltfreundlichem FSC-zertifiziertem Papier gedruckt

Anlässlich der 20-jährigen Städtepartner-schaft von Hamburg und Prag präsentieren Prager Galerien und Institutionen vom 6. Ok tober bis 14. November das Ausstellungs-programm „Hamburg in Prague“. Unter dem Titel „Maritime on the Rise“ stellt die Kotelna Karlín Galerie bis 31. Oktober die HafenCity und die IBA vor – als Beispiele für die neuen Standards, die Hamburg in der städtebau-lichen Entwicklung und im Wettbewerb mit anderen Metropolen setze. Eine eigene kleine Schau ist auch zwei Projekten des dä-nischen Studios BIG (Bjarke Ingels Group) ge-widmet, darunter die „Alpenwiese“: Eine Ba-deinsel in Form einer sattgrünen Alm für den Grasbrookhafen oder Baakenhafen, die BIG

in Kooperation mit der HafenCity Hamburg GmbH erstmals beim Hamburger Architek-tursommer 2009 vorstellte. Die Jarlsoav Fragner Galerie widmet sich dem Unilever-Gebäude und dem Marco-Polo-Tower von Behnisch Architekten (bis 14. 11.), das Goethe Institut von Prag lädt zu einem Vortrag über die Synergien von Ökologie und Design im Unileverhaus ein (mit dem bei Behnisch verantwortlich zeichnenden Architekten Martin Haas am 6. 11.). Im Sommer waren zeitgenössische Architektur und Kunst aus der tschechischen Hauptstadt bereits in der Hansestadt unter dem Motto „Prag in Ham-burg“ zu erleben. www.gjf.cz/pripravujemeen.html

„Hamburg in Prague“ – Mit HafenCity und IBAMELDUNG

Workshop Kunstmeile Wie könnte sich die Hamburger Kunstmeile von der Binnenalster bis zur HafenCity ent-wickeln? Ein Workshop der HafenCity Univer-sität mit internationalen Studenten und un-ter Begleitung von Hamburgs Oberbaudirek-tor Jörn Walter erarbeitet vom 2. – 10. Okto-ber Ideen. Die besten Beiträge werden bei der öffentlichen Abschlussveranstaltung am 9. Oktober im HafenCity Cruise Center prä-miert, der Katalog erscheint Ende 2010.www.artandcity.de

Straßenfest ÜberseeboulevardMit einem Straßenfest wird am 23./24. Oktober die zentrale Achse des Übersee-quartiers, der Überseeboulevard, gefeiert. Bei einem bunten Programm für die ganze Familie kann man am Samstag und Sonn-tag ab 10 Uhr den weitgehend fertig-gestellten Stadtraum und das Angebot der ersten Läden erkunden. Gastronomi-sche Stände, eine Musik-Bühne und ver-schiedene Events runden das Straßenfest ab. Auch der Informationspavillon zum Überseequartier an der benachbarten Osakaallee ist geöffnet und bietet Inte-ressierten vertiefende Einblicke in die Planung und Entwicklung der künftigen City der HafenCity.www.ueberseequartier.de

8� OKTOBER�2010��