HAMBURG/FRANKFURT SKART / MASTERS OF THE ......TuNix! SKART und MASTERS OF THE UNIVERSE - Arbeit mit...

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6 HAMBURG/FRANKFURT Mi-01.11. bis Sa-04.11. / 19:00, ca. 60 Min., Uraufführung 15 Euro (erm. 9, [k]-Karte 7,50, Schülergruppen 5 Euro), Ort: k1 für alle experimentierfreudigen Altersgruppen, Publikumsgespräch nach jeder Vorstellung PERFORMANCE SKART / MASTERS OF THE UNIVERSE TUNIX! Während für die meisten Menschen Arbeit das halbe Leben ist, zerbrechen viele an den Strukturen, die diese mit sich bringt. Wohin führt der Drang zu Tätigkeit und Effizienz? Wann schafft Beschäftigung ein glückliches, sensib- les Individuum – und wann einen Hamster im Rad, der gelernt hat, sich mit zehn Prozent seiner Gehirnkapazität zu begnügen, um nicht aus dem Trott zu kommen? Knallig imposant, so surreal wie analytisch seziert das altersge- mischte Hamburger Kollektiv SKART/Masters of the Universe in seiner vierten gemeinsamen Arbeit die Arbeitsethik unserer Gesellschaft. Im Mittelpunkt stehen dabei die unterschiedlichen Blickwinkel von Kindern und Erwachse- nen auf den Müßiggang – Faulheit im Generationenvergleich. TUNIX! widmet sich so professionell wie tiefenentspannt Lohn(-arbeit) und (Zucker-)Brot und sucht nach Möglichkeiten, wie der Homo Oeconomicus von seinem Nach- wuchs lernen kann, ohne daraus eine Effizienzstrategie zu machen. TUNIX! ist kein Kindertheater, keine Erwachsenenunterhaltung, sondern Workout für alle! Gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Gefördert von:

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H A M B U R G / F R A N K F U R T

Mi-01.11. bis Sa-04.11. / 19:00, ca. 60 Min., Uraufführung15 Euro (erm. 9, [k]-Karte 7,50, Schülergruppen 5 Euro), Ort: k1für alle experimentierfreudigen Altersgruppen, Publikumsgespräch nach jeder Vorstellung

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SKART / MASTERS OF THE UNIVERSETUNIX!

Während für die meisten Menschen Arbeit das halbe Leben ist, zerbrechen viele an den Strukturen, die diese mit sich bringt. Wohin führt der Drang zu Tätigkeit und Effizienz? Wann schafft Beschäftigung ein glückliches, sensib-les Individuum – und wann einen Hamster im Rad, der gelernt hat, sich mit zehn Prozent seiner Gehirnkapazität zu begnügen, um nicht aus dem Trott zu kommen? Knallig imposant, so surreal wie analytisch seziert das altersge-mischte Hamburger Kollektiv SKART/Masters of the Universe in seiner vierten gemeinsamen Arbeit die Arbeitsethik unserer Gesellschaft. Im Mittelpunkt stehen dabei die unterschiedlichen Blickwinkel von Kindern und Erwachse-nen auf den Müßiggang – Faulheit im Generationenvergleich. TUNIX! widmet sich so professionell wie tiefenentspannt Lohn(-arbeit) und (Zucker-)Brot und sucht nach Möglichkeiten, wie der Homo Oeconomicus von seinem Nach-wuchs lernen kann, ohne daraus eine Effizienzstrategie zu machen. TUNIX! ist kein Kindertheater, keine Erwachsenenunterhaltung, sondern Workout für alle!

[Collectiv | ISM

]

Gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Gefördert von:

Where do the pressure to work and the push for efficiency lead? When does labor

make a person happy and sensitive – and when does it create a hamster in a wheel

who learns how to enjoy himself using only 10 percent of his brain capacity to

avoid coming out of his or her routine? In their fourth work together, intergenera-

tional Hamburg collective SKART / Masters of the Universe dissects our society’s

work ethic in a flashily impressive manner that is as surreal as it is analytical,

centering on the different generations’ perspectives on idleness.

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[Generation | ISM]

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H A M B U R G / F R A N K F U R T

Mi-01.11. bis Sa-04.11. / 19:00, ca. 60 Min., Uraufführung15 Euro (erm. 9, [k]-Karte 7,50, Schülergruppen 5 Euro), Ort: k1für alle experimentierfreudigen Altersgruppen, Publikumsgespräch nach jeder Vorstellung

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SKART / MASTERS OF THE UNIVERSETUNIX!

Während für die meisten Menschen Arbeit das halbe Leben ist, zerbrechen viele an den Strukturen, die diese mit sich bringt. Wohin führt der Drang zu Tätigkeit und Effizienz? Wann schafft Beschäftigung ein glückliches, sensib-les Individuum – und wann einen Hamster im Rad, der gelernt hat, sich mit zehn Prozent seiner Gehirnkapazität zu begnügen, um nicht aus dem Trott zu kommen? Knallig imposant, so surreal wie analytisch seziert das altersge-mischte Hamburger Kollektiv SKART/Masters of the Universe in seiner vierten gemeinsamen Arbeit die Arbeitsethik unserer Gesellschaft. Im Mittelpunkt stehen dabei die unterschiedlichen Blickwinkel von Kindern und Erwachse-nen auf den Müßiggang – Faulheit im Generationenvergleich. TUNIX! widmet sich so professionell wie tiefenentspannt Lohn(-arbeit) und (Zucker-)Brot und sucht nach Möglichkeiten, wie der Homo Oeconomicus von seinem Nach-wuchs lernen kann, ohne daraus eine Effizienzstrategie zu machen. TUNIX! ist kein Kindertheater, keine Erwachsenenunterhaltung, sondern Workout für alle!

[Collectiv | ISM

]

Gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Gefördert von:

Where do the pressure to work and the push for efficiency lead? When does labor

make a person happy and sensitive – and when does it create a hamster in a wheel

who learns how to enjoy himself using only 10 percent of his brain capacity to

avoid coming out of his or her routine? In their fourth work together, intergenera-

tional Hamburg collective SKART / Masters of the Universe dissects our society’s

work ethic in a flashily impressive manner that is as surreal as it is analytical,

centering on the different generations’ perspectives on idleness.

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[Generation | ISM]

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TuNix!

SKART und MASTERS OF THE UNIVERSE - Arbeit mit Allen

Nachdem sich SKART mit den Performances Lucky Strike (2014), Schlaraffenland (2015) und Exodus (2016) dem Themenkomplex Konsum und Verschwendung gewidmet haben, interessieren sie nun die kulturhistorischen, persönlichen und pädagogischen Überschneidungen von Arbeit und Freizeit. Mit ihrer All-Ages-Performance-Gruppe MASTERS OF THE UNIVERSE möchten sie diesen Zusammenhängen näher auf den Grund gehen!

Hier arbeiten SchülerInnen demokratischer Schulen und Erwachsene von SKART gleichberechtigt an zeitgenössischer Performancekunst. Nicht zum ersten Mal stellen sie sich Themen, deren Relevanz und Diskussionsfähigkeit im Austausch zwischen „Groß“ und „Klein“ erprobt und gemeinsam künstlerisch umgesetzt werden.

MASTERS OF THE UNIVERSE bietet dabei ein Werkzeug, um gesellschaftliche Phänomene unter dem Aspekt des Verhältnisses von Kindern und Erwachsenen zu untersuchen. Das Ensemble bietet Menschen ab sieben Jahren im theatralem Rahmen die Möglichkeit, eigenständig und egalitär inhaltliche und ästhetische Positionen zu entwickeln.

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PROJEKTBESCHREIBUNG

TuNix! - Arbeit an der Faulheit

Schon in Paul Lafargues Klassiker Das Recht auf Faulheit wird die Frage aufgeworfen, weshalb in unserer westlichen Welt der Fokus auf Arbeit als Lebenszweck dominiert, während Müßiggang, Faulsein und Nichtstun verurteilt werden. Solch müßige Attribute stehen einer strebsamen Ich-AG im Wege: „Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft“ (Gerhard Schröder im Zuge der Debatte um die Hartz-4-Gesetze).

Und doch scheint es mit der Kindheit eine Zeit im Leben eines jeden Menschen zu geben, in der Faul- und Müßigsein seinen Wert, seinen Platz hat. Ist die Kindheit vielleicht der paradiesisch-nostalgische Ort, an dem man sich noch erlauben kann, was man sich später nicht mehr leisten darf? Kinder lümmeln, faulenzen, tagträumen und finden genau hierin die Muße für ihre Wissbegierde. Ganz anders scheint der der vernünftige Durchschnitts-Erwachsene zu funktionieren: In der Arbeit sucht er einen geradezu heiligen Lebenssinn…

Mit TuNix! soll die Beziehung zum Müßiggang von Kindern und Erwachsenen genauer unter die Lupe genommen werden. Welche Bedeutung, welches Potential hat das Nichtstun in der alltäglichen Mühle zwischen Kindergarten, Schule, Arbeitsplatz und Freizeit? Wird Kindheit als unbelastetes Phantasieparadies idealisiert? Und wie können Kinder der Erwachsenenwelt den Spiegel entgegenhalten?

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INHALT & THEMEN

Wandel und Bewertung der Bedeutung von Arbeit

Von der Antike über das 19. Jahrhundert bis heute - die Ansichten zu Arbeit und Freizeit waren bisweilen einem radikalen Wandel unterzogen. Galt jede Form von Erwerbstätigkeit im alten Griechenland noch als unschicklicher Zwang, der den Sklaven vorbehalten war, stellt der Durchschnitts-Erwachsene heute einem Unbekannten als erstes die Frage nach seinem Beruf. Wo dereinst kontemplatives Lustwandeln in berauschten Symposien organisiert wurde, steht nun die persönliche Produktivkraft im Vordergrund.Aus Lust wurde Laster, aus MüßiggängerInnen wurden Taugenichtse und eine Vita contemplativa wandelte sich zur protestantischen Arbeitsethik. Gipfelte diese Ansicht für die Generation unserer Großeltern noch im hohen Lied auf Zucht und Ordnung, gibt heute die am Handgelenk den Herzschlag messende Apple Watch den Puls der Zeit vor und gemahnt an Effizienz, sobald man beim Joggen nicht genügend schwitzt. Arbeit ist für Erwachsene ein Fetisch, ein Effizienz forderndes Mantra, das uns täglich antreibt. Gleichsam hält sie Sicherheit, Selbstbestätigung, Existenzberechtigung und Lebenssinn bereit. Mit dem unfreiwilligen Verlust der Arbeit wartet eine Form von aufgezwungenem Nichtstun, die es tunlichst zu vermeiden gilt. Mit Arbeitslosigkeit wird allzu oft das Abgleiten aus der „funktionierenden“ Gesellschaft verbunden. Sie hält ein Übermaß an „unproduktiver“ Zeit bereit.Kinder scheinen einen anderen Bezug zu dieser Definition von Arbeit zu haben. Für sie steht die Muße am eigenen Tun, Ausprobieren und Entdecken im Vordergrund. An Fremdbestimmung, Disziplin und Leistungsbereitschaft müssen sie sich erst gewöhnen. Trotz Nachmittagen voller Lernen und Freizeitstress: Kindern scheint die Lust am Herumlümmeln und sich Treibenlassen nicht verloren zu gehen.Wir fragen uns: Ist diese Form von (kindlichem) Müßiggang nicht ohnehin die Grundlage allen Denkens, Schaffens und Arbeitens?

Für Erwachsene ist Müßiggang klar mit Faulheit konnotiert. Diese scheint ihre Zelte irgendwo zwischen den Pfeilern Trägheit, Arbeitslosengeld II-Verwahrlosung, zur Regeneration angedachtem Freizeitstress und entrückten Heilsversprechen aufgeschlagen zu haben. Mit TuNix! möchten wir uns von diesen negativen Beschreibungen abwenden und nach positiven Besetzungen von Faulheit suchen.

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Ausgangspunkt für unsere Überlegungen ist das Verhältnis von Kindern und Erwachsenen. Wir fragen uns: Welche Rolle spielen Faulheit / Müßiggang in den Lebenswirklichkeiten von Kindern und Erwachsenen? Warum sind kindliche Attribute wie Begeisterung für „Wertloses“ und Spielen Tabus in einer leistungsbezogenen Gesellschaft? Welche Rolle erfüllen Funktionieren /(Selbst)Disziplin im Alltag von Voll- und Minderjährigen?

Wenn Kontemplation den Menschen zu sich selbst führt, ist Müßiggang dann eine Art Gegengift zur neoliberalen Entfremdung? Hat ein kindliches Verhältnis zum Faulsein subversiv- kritisches Potential? Können Erwachsene von Kindern das aktive Nichtstun lernen, in dem man fleißig ist, aber eben nicht im Sinne der Marktlogik funktioniert?

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KÜNSTLERISCHE UMSETZUNG

Collage von Sprache und Bildern

Ausgehend von literarischen, pädagogischen, soziologischen und persönlichen Überlegungen sollen bei TuNix! Spielarten von Faulheit, Müßiggang und Nichtstun untersucht werden. Die strukturelle Grundlage dieser Performance bildet hierfür die Collage. Vielschichtig präsentieren SKART und MOTU ein Tableau aus Szenen, Bildern und Atmosphären, ein Kaleidoskop aus Meinungen, Aussagen und Tönen.

>> Impuls für SchülerInnen:

I. Was ist eine Collage? Aus welchen Bereichen kennt ihr den Begriff und wie kann man diese Methode auf der Bühne anwenden?

I. Was ist ein O-Ton? „O-ton ist die Abkürzung von Originalton und bedeutet ein einmaliges aufgezeichnetes akustisches Ereignis. Wenn beispielsweise in Interviews Personen nach ihrer Meinung gefragt und live aufgenommen werden. Der Inhalt und die Form des Gesagten ist nicht bearbeitet und gibt „original“ wieder, was die Personen gesprochen haben.“

• Zu welchem Zweck verwendet man im Theater O-töne? Was können sie bewirken?

• Fallen euch Unterschiede auf zwischen den Personen, deren Stimmen man sprechen hört und denen, die man auf der Bühne sieht? Versucht beide zu beschreiben.

• Welche Wirkung entsteht, wenn man sich die Person, die man im O-Ton hört, ganz anders vorstellt, als die Person, die man auf der Bühne sieht?

• Welche Personen würdet ihr gern als ExpertInnen zum Faulsein befragen? Und welche zum Fleißig-sein?

• Klingen die Stimmen oder Hintergründe anders?

Auf textlicher Ebene vollzieht sich diese Auseinandersetzung auf der Basis von O-Tönen gesammelter Interviews. Mit dem Führen von Interviews wird ein vielstimmiger Querschnitt kindlicher und erwachsener Entspannungsarten und Faulheits- Taktiken erfasst.

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Erfahrungen von SchülerInnen spielen dabei genauso eine Rolle wie Erlebnisse von Burn-Out-PatientInnen, Erzählungen von erfolgreichen AusteigerInnen genauso wie von erfolglosen Managment-Profis. Uns interessiert dabei wie Kinder die Welt der Erwachsenen einschätzen und umgekehrt.

SKART fragt nach:Wie der nach wie vor positiv besetzte Begriff der „Muße“ so ins Abseits geraten konnte? Warum entwickelte sich „Faulsein“ für Erwachsene zu einem ausschließlich negativ geprägten Ausdruck? Und was bedeutet das für Kinder, für eine ganze Gesellschaft?

>> Impuls für SchülerInnen:• Wann sagen deine Großeltern, dass sie Stress haben?• Wann deine Eltern?• Was stresst dich?• Was bedeutet für dich Arbeit?• Mach einen O-Ton von jemandem der viel älter ist als du zum Thema Muße,

Faulsein, Arbeit.

SKART will wissen: Wie erholt man sich? Wie schaltet man ab? Wer verbringt noch Zeit mit sich in Stille und Einsamkeit? Uns interessiert, herauszufinden, wann wir uns alleine fühlen und wann wir unseren Seelenraum mit sozialem Tand verbauen.

>> Impuls für SchülerInnen:• Wie wird Erfolg vermittelt und konstruiert? • Was bedeutet es für Kinder/für euch in einer Gesellschaft zu funktionieren?• Worin seid ihr ExpertInnen, und woran merkt man das?• Was sind eure persönlichen Faulheits-tipps?• Kennt ihr Übungen zur Entspannung/Konzentration?

Anton liest im Stück einen Text zum meditativen Standby-Modus. Er beschreibt dabei alle Gedanken, einen nach dem Anderen, die an ihm vorbei rauschen, wenn er versucht, an gar nichts zu denken.

>> Impuls für SchülerInnen:• Wie würdest du deinen meditativen Standby-Modus beschreiben?• Versucht einen Text in diesem Modus zu verfassen!

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ARBEITSBEDINDUNGEN BEI TuNiX!

Arbeitsalltag bei SKART und MOTU

Für die SchülerInnen wird die Stückproduktion zum Lerninhalt. Hierfür werden sie während des gesamten Arbeitszeitraums von ihrer Schule freigestellt. Die täglichen Proben werden zum sozialen und künstlerischen Abenteuer, das gerade von den Jüngeren als Möglichkeit begriffen wird, dem etwaigen späteren Berufswunsch bereits jetzt unter Profi-Bedingungen nachzugehen.Die Neue Schule Hamburg stellt Selbstorganisation und projektbezogenes Arbeiten ins Zentrum ihres Lernkonzepts. Damit sind die SchülerInnen ideale PartnerInnen für SKART, um gemeinsam über Projekte jenseits patronisierender Bildungskultur nachzudenken. Diese Konstellation forciert eine intensive Befruchtung zwischen der postdramatischen Arbeitsweise von SKART und dem Lernalltag und Selbstverständnis der SchülerInnen. In Bezug auf Alter, Aufgabenverteilung und Entscheidungsgewalt wird am Versuch gearbeitet, einen kollegialen Zusammenschluss zu bilden und hierarchisierende Altersgrenzen zu unterlaufen. Unsere Art miteinander zu produzieren verstehen wir als einen Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte über den Umgang von Erwachsenen mit Kindern. MASTERS OF THE UNIVERSE ist ein gleichermaßen künstlerisches, pädagogisches und soziales Vorhaben. Erwachsene, Jugendliche und Kinder sind egalitär an der Entstehung der Performance beteiligt. Gemeinsam haben wir auch dieses Konzept erdacht. Gemeinsam möchten wir an einem neuen, nicht zwangsläufig volljährigen Typus des Theatermachers schrauben. Ideale des Gießener Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft, die radikalpädagogische Agenda demokratischer Schulen und die originäre Ästhetik SKARTs stehen hierfür Pate. „Zupackend“ „interdisziplinär“, „lustvoll“, „autodidaktisch“, „angstfrei“, „kontrovers“, „opulent“ „bunt“ und „poetisch“ sind dessen Attribute.

Das Arbeitsfeld reicht von konzeptuellen Entwürfen und Inszenierungsideen über Bühnenbilder bis hin zu Performance-, Video-, Musik-, Tanz- oder Textarbeiten. Von der ersten Idee über die konkrete Umsetzung bis hin zum abschließenden Resume: alles wird gemeinsam als Gruppe entwickelt, diskutiert und auf die Beine gestellt. Die Abhängig von Interesse und Motivation erfolgt die Arbeitsaufteilung innerhalb der Gruppe nach persönlicher Ambition. In Gruppen werden die jeweiligen Bereiche erarbeitet und anschließend zusammengefügt. Die Erwachsenen dienen aufgrund ihres Erfahrungsvorsprungs dabei auch als „Anleiter“, aber nie als den Prozess

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dominierende „Anführer“. Wissen dient hier nicht als Machtmittel, sondern als Gut, das geteilt wird. Es ist die miteinander geteilte Zeit, die stetig wachsende Kommunikationsstruktur und das Umlernen gewohnter Verhaltens- / Denkmuster, die dem Ganzen nach und nach die gewünschte Form verleihen. Dieser partizipative Ansatz stellt in seiner Konsequenz in der hiesigen Kulturlandschaft eine Ausnahme dar.Der gängigen Aufteilung des Theaterbetriebs in Kinder-, Jugend-, und Erwachsenensparten möchten wir eine Alternative zur Seite stellen!

Zusammenarbeit bei MASTERS OF THE UNIVERSE

MASTERS OF THE UNIVERSE wurde im Rahmen des 2jährigen DOPPELPASS- Residenzprogramms der Kulturstiftung des Bundes von SKART und SchülerInnen demokratischer Schulen 2013 auf Kampnagel gegründet. Ziel der Kollaboration ist es als altersgemischtes Kollektiv gleichberechtigt und selbstbestimmt am gemeinsamen Theaterbegriff zu feilen, Performances zu kreieren und ästhetisch wie strukturell neue Akzente in der deutschen Theaterlandschaft zu setzen. Neben den Arbeiten Lucky Strike (2014) und Schlaraffenland (2015) zählt hierzu auch der Kongress Masters of the Universe (2014), mit dem wir die spartenübergreifende Utopie eines Theater von altersgemischten Machern für ein Publikum ohne Altersbeschränkung zur Diskussion gestellt haben. Darüber hinaus geht es uns darum, das geradezu diskriminierende gesellschaftliche Bild von Kindern als (noch) nicht ernstzunehmende Gegenüber zu befragen. An eine vermeintliche Unreife oder Unmündigkeit der Kinder und Jugendlichen, sei es als KollegInnen oder ZuschauerInnen, können und wollen wir nach den gemeinsam gemachten Erfahrungen nicht glauben. Der idealistische Kernansatz von MASTERS OF THE UNIVERSE versteht sich als langfristig angelegtes Projekt und hat sich mit der neuesten Produktion Exodus auf Frankfurt und das Künstlerhaus Mousonturm erweitert.

Die jüngeren AkteurInnen von MASTERS OF THE UNIVERSE sind diesmal SchülerInnen der Neuen Schule Hamburg, zwischen 12 und 14 Jahren. Die NSH stellt sich am eigenen Beispiel der Frage, wie Schule jenseits von Klassenverbänden, Lehrplänen und Frontalunterricht funktionieren kann. Hierfür setzen sie auf eigenverantwortliches, lustbetontes Lernen, projektbezogenes Arbeiten, Mündigkeit und Selbstbestimmung. Struktur und Alltag der Schule werden durch die SchülerInnen komplett selbst organisiert. LehrerInnen stehen beratend, unterstützend und eben im besten Sinne lehrend zur Seite.

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Noch mehr Fragen von TuNix!

Warum arbeiten Erwachsene denn?

Für was ist ein Hamsterrad? Was treibt es an? Entsteht dabei Energie? Für was ist die gut? Wie wirkt sich ein Hamsterrad auf den Organismus aus? Was passiert in einer Mühle? Was oder wer wird da gemahlen und zerquetscht? Und wie genau? Und warum?

Was ist Fleiß? Wie ist man fleißig? Welche Begriffs-paare kennt ihr mit diesem Wort? Welche Tiere werden damit in Verbindung gebracht? Wie ist das, wenn ihr etwas leistet? Wenn ihr etwas arbeitet oder geschafft habt? Etwas, dass ihr machen musstet? Wie diszipliniert man sich selbst? Wie überwindet man den inneren Schweinhund? Was ist für euch Stress? Was macht Stress im Körper und wie wirkt sich das aus? Welche Bilder/Filme fallen euch dazu ein? Kennt ihr den Duracell-Hasen. Was ist eine Apple Watch und was macht die mit einem? Was ist ADHS?

Was wisst ihr über Burn-Out. Wie brennt man aus? Wie schaltet man ab? Warum geht man in einen Freizeitpark? Und was macht man da? Wie wirken Beruhigungsmittel, Work Life Ballance, Quality Time, Stressmanagement, Chillen, Wellnes?Wie erholt man sich? Wie fühlt sich Stille und Einsamkeit an? Wie Ruhe und Gelassenheit? Wie wäre es ein Wald zu sein? Wie kommt man ins Seelenkloster? Und was ist das?

Was ist für euch faul sein? Wie fühlt sich faul sein an? Wie verfault man? Kann man zu Humus werden? Für was wäre das gut? Wie wirkt sich eine Hängematte auf den Organismus aus? Herumlümmeln, Taugenichts, innerer Generalstreik. Wie fühlt sich das eigentlich an: Zeit? Wie, wenn ihr viel Zeit habt? Was ist Zeitmangel? Wie erobert man die Zeit zurück? Wie ist es, wenn ihr machen könnt, was ihr wollt? Wie fühlt es sich an, wenn ihr euch treiben lasst?

Wie, wenn ihr spielt, darin richtig vertieft seid? Wie fühlt es sich an, wenn beim Proben neue Ideen entstehen? Ihr einen Flow habt? Ward ihr schon mal von etwas besessen? So dass ihr nicht mehr aufhören konntet das zu tun? Also ganz darin versunken wart. Wie war das? Was erlebt man, wenn man ein Fluss wäre?

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ANNIKA: Die Neue Schule ist eine demokratische Schu-le. Wir sind zu fast nichts verpflichtet – nur dazu, uns an Regeln zu halten. Aber die Regeln bestimmen wir selbst. Wir stimmen über jeden ab, der an unserer Schule etwas machen will. Dabei ist uns wichtig, dass der oder diejenige verstanden hat, wie unsere Schule funktioniert. Und natürlich, dass wir das Projekt interessant finden. PHILIPP: Die Neue Schule ist eine sehr progressive Schule, in der es viel um Eigenver-antwortung geht und darum, zu reflektieren. Für uns seid ihr Expert*innen, die sich mit der generationenübergreifen-den Demokratie auskennen. Am Anfang war noch alles offen, wir haben viel Neues ausprobiert. Mittlerweile hat sich viel schon gefestigt, wir haben bewährte Abläufe, einen gemeinsamen Flow.

Flow klingt gut – würdet ihr mal Euren Flow beschrei-ben?

MARK: Flow ist, wenn es läuft wie beim Staffellauf, man gibt immer wieder den Stab weiter, und dann kata-pultiert man sich gegenseitig in die Höhe, es sprüht und schlägt Funken.

ANTON: Wir haben einen Flow, wenn wir Texte entwi-ckeln, viel reden und es gut voran-geht. CHARLOTTE: Jeder wirft was rein, ein paar Fetzen werden mitge-schrieben und dann ist der Text zwar noch nicht ganz fertig, aber meistens schon ganz gut. Ich finde, das sind immer die besten Texte, die so im Flow entstehen.

Was ist die Vorbereitung für die Textarbeit? Wie fangt ihr an?

ANNIKA: Wir haben uns viele O-Töne angehört und Aus-schnitte von Filmen angese-hen. Dann sammeln wir, was uns dazu einfällt und spinnen das weiter. Mark und Philipp bringen meistens Dokumen-tarfilme mit, weil sie sich

dafür interessieren. Charlotte interessiert sich eher für Musikvideos, und wenn sie in der Probenzeit etwas sieht, was zum Stück passt, bringt sie es mit und wir schauen es gemeinsam an. So ist es bei jedem von uns.ANTON: Ich habe bei allen Stücken bisher die Musik gemacht. Das macht mir Spaß. Diesmal bauen wir eine Musik-Maschine, mit der ich komponiere.

Nervt euch manchmal etwas an der Zusammenar-beit zwischen den Genera-tionen?

PHILIPP: Früher hat es uns Ältere oft genervt, wenn das große Ganze aus dem Fokus geraten ist, denn dann mussten wir die Orga-Typen sein, die daran erinnern, was wir vorhaben. Ich empfinde es als positiv, dass bei euch Jüngeren das Gefühl für die Stimmung, die Verantwortung immer weiter wächst.MARK: Jetzt, wo sich der Prozess immer besser selbst

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[ K ] O N V E R S A T I O N S

Gespräch mit

SKART / MASTERS OF

THE UNIVERSEDas altersgemischte Kollektiv SKART / Masters of the Universe hat bisher drei gemeinsame Stücke auf Kampnagel entwickelt – LUCKY STRIKE (2014), SCHLARAFFENLAND (2015) und EXODUS (2016) – eine Trilogie über Glücksversprechen, Überfluss und Leere. Die neue Arbeit TUNIX! hat am 1. November Premiere (siehe S. 6/7). Anna Teuwen, Dramaturgin auf Kampnagel, kennt die Gruppe seit ihrer Gründung und spricht mit Philipp (34), Mark (34), Charlotte (14), An-ton (13) und Annika (11) nach der ersten Probenwoche über ihre gemeinsame Arbeit, über Arbeit generell, über Flow und Faulsein.

Ihr seid jetzt seit vier Jah-ren die Gruppe Masters of the Universe – was über-zeugt euch an der Zusam-menarbeit?

CHARLOTTE: Wir sind eine altersgemischte Theater-

gruppe. Wir machen kein Kindertheater, keine Erwach-senenunterhaltung, sondern Glückstheater für alle – wie es so schön auf unseren Flyern steht. ANTON: Eine Sache, die bei uns besonders ist, ist, dass wir keine Stücke nachspie-len, sondern uns etwas ganz Neues ausdenken. Und nicht Philipp und Mark denken sich das aus und wir müssen das dann machen, sondern wir denken uns alles zusammen aus. MARK: Charlotte, Anton und Annika sind auf der Neuen Schule in Hamburg, einer Reformschule, in der es mög-

lich ist, dass die Kinder acht Wochen am Probenprozess teilnehmen und jeden Tag auf Kampnagel sind. Das sind professionelle Bedingungen.

Könnt ihr kurz erzählen, was das Besondere an der Neuen Schule ist?

Mark Schröppel (34)

Annika Prevrhal (11)

Charlotte Heidenreich (14)

D A NN K ATA PULT IERT M A N SICH GEGENSEIT IG IN DIE HÖHE , ES SPRÜHT UND SCHL ÄG T FUNK EN.

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ANNIKA: Die Neue Schule ist eine demokratische Schu-le. Wir sind zu fast nichts verpflichtet – nur dazu, uns an Regeln zu halten. Aber die Regeln bestimmen wir selbst. Wir stimmen über jeden ab, der an unserer Schule etwas machen will. Dabei ist uns wichtig, dass der oder diejenige verstanden hat, wie unsere Schule funktioniert. Und natürlich, dass wir das Projekt interessant finden. PHILIPP: Die Neue Schule ist eine sehr progressive Schule, in der es viel um Eigenver-antwortung geht und darum, zu reflektieren. Für uns seid ihr Expert*innen, die sich mit der generationenübergreifen-den Demokratie auskennen. Am Anfang war noch alles offen, wir haben viel Neues ausprobiert. Mittlerweile hat sich viel schon gefestigt, wir haben bewährte Abläufe, einen gemeinsamen Flow.

Flow klingt gut – würdet ihr mal Euren Flow beschrei-ben?

MARK: Flow ist, wenn es läuft wie beim Staffellauf, man gibt immer wieder den Stab weiter, und dann kata-pultiert man sich gegenseitig in die Höhe, es sprüht und schlägt Funken.

ANTON: Wir haben einen Flow, wenn wir Texte entwi-ckeln, viel reden und es gut voran-geht. CHARLOTTE: Jeder wirft was rein, ein paar Fetzen werden mitge-schrieben und dann ist der Text zwar noch nicht ganz fertig, aber meistens schon ganz gut. Ich finde, das sind immer die besten Texte, die so im Flow entstehen.

Was ist die Vorbereitung für die Textarbeit? Wie fangt ihr an?

ANNIKA: Wir haben uns viele O-Töne angehört und Aus-schnitte von Filmen angese-hen. Dann sammeln wir, was uns dazu einfällt und spinnen das weiter. Mark und Philipp bringen meistens Dokumen-tarfilme mit, weil sie sich

dafür interessieren. Charlotte interessiert sich eher für Musikvideos, und wenn sie in der Probenzeit etwas sieht, was zum Stück passt, bringt sie es mit und wir schauen es gemeinsam an. So ist es bei jedem von uns.ANTON: Ich habe bei allen Stücken bisher die Musik gemacht. Das macht mir Spaß. Diesmal bauen wir eine Musik-Maschine, mit der ich komponiere.

Nervt euch manchmal etwas an der Zusammenar-beit zwischen den Genera-tionen?

PHILIPP: Früher hat es uns Ältere oft genervt, wenn das große Ganze aus dem Fokus geraten ist, denn dann mussten wir die Orga-Typen sein, die daran erinnern, was wir vorhaben. Ich empfinde es als positiv, dass bei euch Jüngeren das Gefühl für die Stimmung, die Verantwortung immer weiter wächst.MARK: Jetzt, wo sich der Prozess immer besser selbst

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Gespräch mit

SKART / MASTERS OF

THE UNIVERSEDas altersgemischte Kollektiv SKART / Masters of the Universe hat bisher drei gemeinsame Stücke auf Kampnagel entwickelt – LUCKY STRIKE (2014), SCHLARAFFENLAND (2015) und EXODUS (2016) – eine Trilogie über Glücksversprechen, Überfluss und Leere. Die neue Arbeit TUNIX! hat am 1. November Premiere (siehe S. 6/7). Anna Teuwen, Dramaturgin auf Kampnagel, kennt die Gruppe seit ihrer Gründung und spricht mit Philipp (34), Mark (34), Charlotte (14), An-ton (13) und Annika (11) nach der ersten Probenwoche über ihre gemeinsame Arbeit, über Arbeit generell, über Flow und Faulsein.

Ihr seid jetzt seit vier Jah-ren die Gruppe Masters of the Universe – was über-zeugt euch an der Zusam-menarbeit?

CHARLOTTE: Wir sind eine altersgemischte Theater-

gruppe. Wir machen kein Kindertheater, keine Erwach-senenunterhaltung, sondern Glückstheater für alle – wie es so schön auf unseren Flyern steht. ANTON: Eine Sache, die bei uns besonders ist, ist, dass wir keine Stücke nachspie-len, sondern uns etwas ganz Neues ausdenken. Und nicht Philipp und Mark denken sich das aus und wir müssen das dann machen, sondern wir denken uns alles zusammen aus. MARK: Charlotte, Anton und Annika sind auf der Neuen Schule in Hamburg, einer Reformschule, in der es mög-

lich ist, dass die Kinder acht Wochen am Probenprozess teilnehmen und jeden Tag auf Kampnagel sind. Das sind professionelle Bedingungen.

Könnt ihr kurz erzählen, was das Besondere an der Neuen Schule ist?

Mark Schröppel (34)

Annika Prevrhal (11)

Charlotte Heidenreich (14)

D A NN K ATA PULT IERT M A N SICH GEGENSEIT IG IN DIE HÖHE , ES SPRÜHT UND SCHL ÄG T FUNK EN.

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mehr Leistung und kreativem Output führen. Aberwitzig eigentlich.

TUNIX handelt von Faul-heit, wie seid ihr darauf gekommen?

ANNIKA: Das neue Stück hat etwas mit dem Deathbox-Text aus EXODUS, unserem letzten Stück, zu tun. Mit der Frage, was eigentlich passiert, wenn man nichts tut ... Die Bäckerinnen-Szene

aus EXODUS setzen wir auch fort. CHARLOTTE: Wir beschäfti-gen uns nicht nur mit Nicht-stun, sondern auch viel mit Arbeit, warum die Menschen arbeiten, was passiert, wenn man zu viel arbeitet ... ANTON: Über Nichtstun wissen wir Jüngeren viel. Mit dem Arbeiten ist es schwerer, weil wir ja noch nicht arbeiten. PHILIPP: Bei unseren

Publikumsgesprächen kam manchmal die Frage auf, was eigentlich Arbeit ist. Aus einer Perspektive – der der

Älteren meistens – könnte man sagen: Das, was wir hier machen, ist eine Form von Arbeit für die Jüngeren. Wochenlang täglich Pro-benarbeit. Aus der jüngeren Perspektive wird eher gefragt: Was empfinde ich eigentlich als Arbeit – ist das etwas Spielerisches, das mit Be-geisterung im Flow entsteht, oder ist es etwas, mit dem ich Anstrengung verbinde? Ist es eine Last oder eine Wahl?CHARLOTTE: Für mich ist der Unterschied, dass wir Jüngeren kein Geld dafür be-kommen. Das unterscheidet unser Projekt für mich vom Arbeiten. PHILIPP: Ich hatte schon oft Gespräche über das Geldverdienen. Wenn ich die Möglichkeit hätte, das hier zu tun, ohne Geld damit ver-dienen zu müssen, ich würde es sofort tun. Zeitraum und Ziel des Projekts wären dann

nicht mehr an Geldwerte ge-knüpft. Anton, Du hast schon öfter überlegt, ob Du beim nächsten Stück wieder dabei

sein, oder lieber mal eine Pause machen willst. Ich habe mich gefragt, wie es Deine Entscheidung beein-flussen würde, wenn Du Geld für Deine Be-teiligung bekommen

würdest. Ich denke, dass es ein Vorteil für die Jüngeren ist, dass sie von Geldfragen unbeschwert entscheiden können. MARK: Was ich wahrneh-me ist, dass wir alle bei unseren Proben versuchen, möglichst wenig Arbeit zu haben. Ich habe diese erste Probenwoche als viel weniger arbeitsintensiv wahrgenom-men als früher. Es ist wirklich interessant, dass wir uns vom Arbeiten wegbewegen und stattdessen eher zu einem Gestalten kommen, das uns persönlich Spaß macht.

Bei einem Stück über Nichtstun versucht ihr also auch, möglichst nicht zu arbeiten?

MARK: Wir haben das wahrscheinlich immer schon versucht – es klappt einfach mittlerweile viel besser.

111 0

organisiert, wird es immer angenehmer und schöner. CHARLOTTE: Für mich sind wir alle eigentlich auf einer ähnlichen Ebene. Mark und Philipp sind nicht solche Erwachsene, zu denen ich netter sein muss, als ich normalerweise wäre. Ich bin mit älteren und mit jüngeren Leuten befreundet. Wenn mich etwas nervt, dann Situationen, in denen ich zu

Erwachsenen einen Unter-schied machen muss.

Mark und Philipp, wie seid ihr eigentlich auf die Idee gekommen, mit Kindern zusammenzuarbeiten?

PHILIPP: Auf Kampna-gel haben wir 2012 VON EINEM, DER AUSZOG, DAS FÜRCHTEN ZU LERNEN für junges Publikum produziert. Von Anfang an war uns klar, dass wir etwas miterzählen wollen, was auch für Ältere interessant ist. Wir wollten

immer ein altersgemischtes Publikum ansprechen. Daraus ist dann die Idee entstanden, die Stücke direkt mit Jünge-ren gemeinsam zu produzie-ren, da kann man sich dann gleichberechtigter und glaub-würdiger damit beschäftigen, was Erwachsene und Kinder jeweils interessiert – und ob es da überhaupt so große Un-terschiede gibt, denn daran glauben wir ja mittlerweile

gar nicht mehr. Das, was uns im sogenannten Erwachsenenthea-ter gut gefällt, das kommt meist auch bei den Jüngeren gut an.

Meint ihr, Kinder und Erwachsene sollten generell mehr zusammen machen?

CHARLOTTE: Solange man sich versteht, soll doch jeder etwas zusammen machen, der will!MARK: Letztendlich ist es doch so, dass immer gute Sachen passieren, wenn Menschen unterschiedlicher Geschlechter, Herkünfte, Stärken und Interessen angstfrei gemeinsam einen kommunikativen Raum aufmachen. Und zwischen

Kindern und Erwachsenen passiert so etwas noch immer viel zu selten – in welchen Bereichen auch immer. Die Menschen unterschätzen sich gegenseitig einfach zu sehr. Philipp: In dieser Hinsicht kann man auch die Institution Schule und die Erwerbsarbeit nochmal überdenken, die ja letztlich verunmöglichen, dass der Alltag in einem in-tergenerationellen Austausch stattfinden kann – schon allein zum Leidwesen von Fa-milien, die nur wenig Freizeit miteinander verbringen kön-nen. Wäre in der Wirtschaft noch der gleiche Produk-tivitätsdrang aufrechtzuer-halten, wenn Werte, die den Jüngeren wichtig sind, mehr in die Gesellschaft hinein wirken würden? Umgekehrt halten die Strategien des gemeinsamen Spielens und Zeitverbringens wieder Einzug in die Unternehmenskultur, weil erforscht ist, dass sie zu

Philipp Karau (34)

Anton Prevrhal (13)

W ENN MICH E T WA S NERV T, D A NN SIT UAT IONEN , IN DENEN ICH ZU ERWACHSE-NEN EINEN UN T ERSCHIED M ACHEN MUSS.

DIE MENSCHEN UN T ERSCH ÄT ZEN SICH GEGENSEIT IG E INFACH ZU SEHR .

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mehr Leistung und kreativem Output führen. Aberwitzig eigentlich.

TUNIX handelt von Faul-heit, wie seid ihr darauf gekommen?

ANNIKA: Das neue Stück hat etwas mit dem Deathbox-Text aus EXODUS, unserem letzten Stück, zu tun. Mit der Frage, was eigentlich passiert, wenn man nichts tut ... Die Bäckerinnen-Szene

aus EXODUS setzen wir auch fort. CHARLOTTE: Wir beschäfti-gen uns nicht nur mit Nicht-stun, sondern auch viel mit Arbeit, warum die Menschen arbeiten, was passiert, wenn man zu viel arbeitet ... ANTON: Über Nichtstun wissen wir Jüngeren viel. Mit dem Arbeiten ist es schwerer, weil wir ja noch nicht arbeiten. PHILIPP: Bei unseren

Publikumsgesprächen kam manchmal die Frage auf, was eigentlich Arbeit ist. Aus einer Perspektive – der der

Älteren meistens – könnte man sagen: Das, was wir hier machen, ist eine Form von Arbeit für die Jüngeren. Wochenlang täglich Pro-benarbeit. Aus der jüngeren Perspektive wird eher gefragt: Was empfinde ich eigentlich als Arbeit – ist das etwas Spielerisches, das mit Be-geisterung im Flow entsteht, oder ist es etwas, mit dem ich Anstrengung verbinde? Ist es eine Last oder eine Wahl?CHARLOTTE: Für mich ist der Unterschied, dass wir Jüngeren kein Geld dafür be-kommen. Das unterscheidet unser Projekt für mich vom Arbeiten. PHILIPP: Ich hatte schon oft Gespräche über das Geldverdienen. Wenn ich die Möglichkeit hätte, das hier zu tun, ohne Geld damit ver-dienen zu müssen, ich würde es sofort tun. Zeitraum und Ziel des Projekts wären dann

nicht mehr an Geldwerte ge-knüpft. Anton, Du hast schon öfter überlegt, ob Du beim nächsten Stück wieder dabei

sein, oder lieber mal eine Pause machen willst. Ich habe mich gefragt, wie es Deine Entscheidung beein-flussen würde, wenn Du Geld für Deine Be-teiligung bekommen

würdest. Ich denke, dass es ein Vorteil für die Jüngeren ist, dass sie von Geldfragen unbeschwert entscheiden können. MARK: Was ich wahrneh-me ist, dass wir alle bei unseren Proben versuchen, möglichst wenig Arbeit zu haben. Ich habe diese erste Probenwoche als viel weniger arbeitsintensiv wahrgenom-men als früher. Es ist wirklich interessant, dass wir uns vom Arbeiten wegbewegen und stattdessen eher zu einem Gestalten kommen, das uns persönlich Spaß macht.

Bei einem Stück über Nichtstun versucht ihr also auch, möglichst nicht zu arbeiten?

MARK: Wir haben das wahrscheinlich immer schon versucht – es klappt einfach mittlerweile viel besser.

111 0

organisiert, wird es immer angenehmer und schöner. CHARLOTTE: Für mich sind wir alle eigentlich auf einer ähnlichen Ebene. Mark und Philipp sind nicht solche Erwachsene, zu denen ich netter sein muss, als ich normalerweise wäre. Ich bin mit älteren und mit jüngeren Leuten befreundet. Wenn mich etwas nervt, dann Situationen, in denen ich zu

Erwachsenen einen Unter-schied machen muss.

Mark und Philipp, wie seid ihr eigentlich auf die Idee gekommen, mit Kindern zusammenzuarbeiten?

PHILIPP: Auf Kampna-gel haben wir 2012 VON EINEM, DER AUSZOG, DAS FÜRCHTEN ZU LERNEN für junges Publikum produziert. Von Anfang an war uns klar, dass wir etwas miterzählen wollen, was auch für Ältere interessant ist. Wir wollten

immer ein altersgemischtes Publikum ansprechen. Daraus ist dann die Idee entstanden, die Stücke direkt mit Jünge-ren gemeinsam zu produzie-ren, da kann man sich dann gleichberechtigter und glaub-würdiger damit beschäftigen, was Erwachsene und Kinder jeweils interessiert – und ob es da überhaupt so große Un-terschiede gibt, denn daran glauben wir ja mittlerweile

gar nicht mehr. Das, was uns im sogenannten Erwachsenenthea-ter gut gefällt, das kommt meist auch bei den Jüngeren gut an.

Meint ihr, Kinder und Erwachsene sollten generell mehr zusammen machen?

CHARLOTTE: Solange man sich versteht, soll doch jeder etwas zusammen machen, der will!MARK: Letztendlich ist es doch so, dass immer gute Sachen passieren, wenn Menschen unterschiedlicher Geschlechter, Herkünfte, Stärken und Interessen angstfrei gemeinsam einen kommunikativen Raum aufmachen. Und zwischen

Kindern und Erwachsenen passiert so etwas noch immer viel zu selten – in welchen Bereichen auch immer. Die Menschen unterschätzen sich gegenseitig einfach zu sehr. Philipp: In dieser Hinsicht kann man auch die Institution Schule und die Erwerbsarbeit nochmal überdenken, die ja letztlich verunmöglichen, dass der Alltag in einem in-tergenerationellen Austausch stattfinden kann – schon allein zum Leidwesen von Fa-milien, die nur wenig Freizeit miteinander verbringen kön-nen. Wäre in der Wirtschaft noch der gleiche Produk-tivitätsdrang aufrechtzuer-halten, wenn Werte, die den Jüngeren wichtig sind, mehr in die Gesellschaft hinein wirken würden? Umgekehrt halten die Strategien des gemeinsamen Spielens und Zeitverbringens wieder Einzug in die Unternehmenskultur, weil erforscht ist, dass sie zu

Philipp Karau (34)

Anton Prevrhal (13)

W ENN MICH E T WA S NERV T, D A NN SIT UAT IONEN , IN DENEN ICH ZU ERWACHSE-NEN EINEN UN T ERSCHIED M ACHEN MUSS.

DIE MENSCHEN UN T ERSCH ÄT ZEN SICH GEGENSEIT IG E INFACH ZU SEHR .

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ANNA TEUWEN

ALTERSÜBERGREIFEND. EIN THEATER DER NEUEN GENERATION Kampnagel-Dramaturgin Anna Teuwen über das generationenverschmelzende Projekt MASTERS OF THE UNIVERSE, eine zweijährige im Fonds Doppelpass geförderte Residenz der Künstlergruppe SKART auf Kampnagel am Beispiel der Inszenierung LUCKY STRIKE. Inspiriert von SKART entwickelt Kampnagel seit 2014 die künstlerische Kategorie Generation|ISM, die sich gegen stereotype Alters- und Jugendbilder richtet und nach neuen künstlerischen Formen sucht – für die junge Generation und mit ihrer Beteiligung. Erschienen im IXYPSILONZETT Jahrbuch 2015, »Online-Publikation im KOSMOS mit freundlicher Genehmigung von ASSITEJ http://www.assitej.de

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AltersübergreifendEin Theater der neuen Generation

von Anna Teuwen

„Lucky Strike", SKART, 2014. Foto: Florian Krauss

le Bühne ist düster und nebelig. Menschen in wei-ßen GanzkörpeT-Schutzanzügen purzeln aus einerHüpfburg heraus auf den Boden wie von einem an-deren Stern, einer nach dem anderen, schweigend.

Sie lassen sich Zeit. Im Zuschauerraum auf Kampnagelrutscht das junge Publikum der Vormittagsvorstelhmg von„Lucky Strike" unruhig auf den Stühlen hin und her, gele-gentHch wird gelacht. Getuschelte Kommenta-re zeigen: Manglaubt sich im Bilde oder will zummdest den Anschein er-

wecken. Plötzlich erscheint vonlinks ein kleines, sehr schma-les Ka.l:zenwesen, mit schwarzer Maske, schwarzem Glitzer-

kleid und einem Gewehr über der Schulter, und baut sich vordem unruhigen Publikum auf. Mit einer langsamen, würde-vollen Geste hebt die Katze ihre zarten Arme, es ertönt leisemärchenhafte Musik. Dann befehligt sie einen, der Hüpf-bu-rgpurzler zu sich und auf die Knie, nimmt unbeeindrucktauf seinem Rücken Platz und verfolgt m aller Ruhe ihre Mis-sion. Ihre Gesten, wirken so zerbrechlich wie mma.chgiebig,wenn sie den en\^achserLen.Hans-im-Glück-Darstcller zwingt,

sich am Strick zu erhängen und dabei teilnahmslos Bonbonsknuspert. Miltlerweile ist es totenstill im Saal. Man möchtedie kleine Darstellerin mil: ihren blonden langen Haaren unddem zarten Gesicht, die mit sieben Jahren die mit Abstandjüngste und kleinste auf der Bühne ist, eigentlich niedlichoder rührend finden. Aber ihre würdevolle Haltung undSelbstverständlichkeit im Umgang mit den zur Schau getra-genen Ma-chtfantasien ist so verstörend, dass man hin- undhergcrissen ist zwischej-i unheimlichem Grusel, Bewunde-

„Keine Ahnung, wie oft ich schon im Theater war,ich hoffe, es war selten."

rung und Beklemmung. Spätestens als im Anschluss an dieSzene zwei Mädchen in Prinzessmenkostümen untergehakta.n der Rampe auf und ab schreiten und dem Publikum laut-stark und bis über beide Ohren strahlend eine völlig verzerrteVersion von Queens „Age ofAquarius" eTitgegenschmettern,fällt keinem im Publikum mehr ein Spruch ein.

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„Keine Ahnung, wie ofl ich schon im Theater war, ich hoffe,es war selten", antwortete ein Schüler, als wir die am Projektbeteiligten Jugen dlichen während der Proben nach i hrer Mei-nung zu Kultur und Theater befragten. Eine herrliche Ant-wort, die das Spannungsverhältnis zwischen darstellenderKunst und junger Generation auf den Punkt bringt und derperfekte Ausgangspunkt für das zweijährige Projekt „Masters

„Lucky Strike" ist mit analytischer Interpretation nurbegrenzt beizukommen, gleichzeitig triggert die Performanceunaufgefordert alle Synapsen und löst wilde Assoziationen aus.

ofthe Universe" ist, das die Künstlergruppe SKART gemem-sam mit Kampnagel in Hamburg durchführt. ÜbergeordnetesZiel des im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundesgeförderten Vorhabens ist es, ein Theater der neuen Genera-tion zu entwickeln - und das im doppelten Wörtsinn: eineneue Generation von Theater(n) - als Genre sowie als Insti-tution und Gebäude - und ein Theater, das der neuen Gene-ration gehörtvnd nicht nur „für sie veranstalLet" wird. Teil desProjekts sind zwei Inszenierungen von SKART mit Kindernund jugendlichen., ein Kongress, ein Jugenddub und ein Som-merferiencamp für Schüler.

Theater ist wie Gemüse: gesund, aber irgendwienie leckerDie zitierte Aussage „ich hoffe, es war selten" erzählt, dassTheater ein ähnliches Image hat wie Gemüse: gesund und ir-;endwie wichtig, aber leider weder lecker noch sexy. Wenn

Kinder nicht ins Theater wollen, dann läuft etwas schief.Schief heißt dann meistens: In der Gesellschaft läuft wasschief, nicht; im Theater läuft was schief. Theater ist schließ-lich einer der letzten Strohhalme, von denen man sich er-hofft, dass sie gesellschaftliche Schieflagen geraderückenkönnen: Wenn Schulen und Politik versagen, dann hofft manauf den Zauber der „kulturellen Bildung". Damit das Theaterder Gesellschaft etwas beibringen kann, muss der Gesell-schaft aber offenbar erst mal beigebra.cht werden, ins Thea-ler zu gehen. Der Kooperation von SKART und Kampmgelreht es nicht darum, die nächste Generation zu. Theatergän-gern zu erziehen, sondern mündig zu machen, den Kultur-begriff samt seinem sozialen Kontext zu überprüfen und sichan der Kulturreflexion zu beteiligen.

„Lucky Strike", SKART, 2014. Foto: Florian Krauss

SKART sind das Performanceduo Mark Schröppcl und Plü-lipp Karau, beide Absolventen der Gießener AngewandlenTheatenvissenschaft. Seit 2009 entwickeln sie gemeinsammit dem bildenden Künstler Stephan ]anitzky und wech-selnden befreundeten Künstlern Kinderstücke und Arbeitenfür envachsenes Publikum. Für das „Masters of the Urüverse"-Projekt arbeiten sie erstmals gemeinsam mit Kindern und ]u-gendlichen. für Zuschauer jeden Alters, „Lucky Strike", dasersLe Stück, das im Mai 2014 produziert wurde, entstand mitKindern der Neuen Schule Hamburg, die sich durch eine ba-sisdemokratische Struktur auszeichnet. In Mitbestimmuniund Dlskussionskultur geschult, stellten die Kinder dieKünstler vor die Herausforderung, ein Stück zu entwickeln,das sowohl den künstlerischen Grundsätzen von SKART alsauch den Vorstellungen der Kinder entspricht. Im Mai 2015folgt das zweite Stück, „Schlaraffenland", bei dem Schüler derHamburger Erich-Kästner-Schule beteiligt sind.

Dilettantismus trifft Popkultur: rätselhaft und irgendwieauthentischDie Arbeit von SKART zeichnet sich aus durch anarchischen,lustbetonten Dilettantismus und eine von der Popkultur ge-prägte laut- und bildstarke Ästhetik - beides Elemente, dieden meisten Kindern (und Erwachsenen) in Verbindung mitTheater nicht geläufig, aber ansonsten selbstverständlicherTeil ihrer kulturellen Prägung sind, SKART-Arbeiten erin-nern an Mangas, Computerspiele und Musikvideos; bei„Lucky Strikc" geht es um Themen wie Konsum, Schön-heitsideale und Fernsehfonnate, Personenkult, Kindersolda-ten und Gewaltfantasien ~ das übergeordnete Thema isl dieSuche nach dem Glück. „Lucky Strike" ist mit analytischerInterpretation nur begrenzt beizukommen, gleichzeitig trig-;ert die Performance unaufgefordert alle Synapsen und löst

wilde Assoziationen aus.Dass der Genuss dieser Ästhetik nicht un.bcdingt Bil-

dungshintergmnd, stattdcssen Neugier, Fantasie und Lust ansinnlicher Erfahrung voraussetzt, verursachte bei einigenJung und Alt - geradezu Arger. Als hätte man Gemüse geges-sen und sich trotzdem erkältet. Andere waren überwältigtund beeindruckt. Vor allem die Tatsache, jungen Performern.gegenüberzustehen, die bis in die letzte Faser ihrer Körperverinnerlicht halten, was sie auf der Bühne tun und warum,sei es auch noch so rätselhaft, überzeugt. In jedem Fall sinddie Reaktionen so kontrovers wie a.ltersgmppen üb er greifend:Im Publikum gibt es ebenso wenig Hierarchien wie auf derBühne; die Erwachsenen haben keinen Wissensvorsprung,

alle stehen vor den gleichen Rätseln, jeder findet eigene An-knüpfungspunkte. Dass „Lucky Strike" nicht nur Theater mil:Kindern ist, sondern das Resultat eines kollektiven Prozesses,merkt man am Zauber von Szenen wie der Katzenszene, dieauf eincm hauchfeinen Grat des Aushaltbaren balancieren,aber aufgrund einer spürbaren Authentizität sicher tragen.

SICART und die beteiligten Kinder planen jetzt, die erstealtersgruppenübeTgreifende Pcrformancegruppe zu gründen,die einem ernsthaften künstlerischen Anspruch genügt. Aufzum Theater der neuen Generation!

Anna Teuwen ist Dramaturgin auf Kampnagel in Hamburg.

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ANNA TEUWEN, SKART/MASTERS OF THE UNIVERSE

MASTERS OF THE UNIVERSE Zwei Jahre lang hat die Gießener/Frankfurter Künstlergruppe SKART in Zusammenarbeit mit Kampnagel eine künstlerisches Experiment gewagt: Sie haben in Hamburg ein altersgemischtes Performancekollektiv (7-34 Jahre) gegründet – mit Schüler*innen der Neuen Schule Hamburg und der Erich Kästner Schule Hamburg. Dieser Text wurde zu Beginn der zweijährigen Kooperation – gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes – veröffentlicht in einem bunten Falt-Flyer für alle Altersgruppen, der die Hintergründe und Inhalte der Kooperation erläuterte.

MASTERS OF THE UNIVERSE ist eine zweijährige Zusammenarbeit zwischen der Künstlergruppe SKART und Kampnagel, bei der es darum geht, gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen ein »Theater der neuen Generation« zu entwickeln. Das heißt zum einen: eine neue Generation von Theater(n) – sowohl als Genre, als auch als Institution. Zum anderen ist damit gemeint: ein Theater, das der neuen Generation gehört, und nicht nur für sie veranstaltet wird. Mit dabei sind Schüler der Neuen Schule Hamburg und der Erich Kästner Schule Hamburg.

theater ist spielen, reden, lesen, schreien. zum beispiel: »hilfe!«. filme. videos drehen. verkleiden. verstecken. ganz ganz ganz bisschen tanzen. singen.

Auf ergebnisoffene und prozessorientierte Weise werden jenseits von Sparten-Denken strukturelle Möglichkeiten des Theaters mit Kindern erprobt sowie ästhetisch und inhaltlich anspruchsvolle Performancekunst entwickelt. Die entstehenden Ergebnisse richten sich ausdrücklich nicht nur an ein junges Publikum; sie sind in ihrer kritischen Sprengkraft für alle da. Im Sinn der Beuys’schen Sozialen Plastik sollen Kunst und Leben, Jung und Alt zu einer interagierenden selbstkritischen Masse verschmelzen. Im Rahmen des Projekts entstehen zwei Theaterstücke auf Kampnagel, LUCKY STRIKE (Mai 2014) und SCHLARAFFENLAND (Mai 2015). Im November 2014 veranstalten alle Beteiligten einen Kongress, der erzählt, zwischen-resümiert, nachfragt, weiterdenkt. Parallel dazu wird der Club der [k]OMMUNICATORS gegründet, und im Sommer besetzt ein SUMMER CAMP das Kampnagel-Gelände.

prozessorientiert bedeutet, dass man Wert darauf legt, wie etwas entsteht, und nicht unbedingt, was am Ende herauskommt. jenseits von Sparten-Denken strukturelle Möglichkeiten ... erproben: Wir wollen kein Kindertheater machen, sondern einfach Theater für alle, und dabei ausprobieren, ob das überhaupt möglich ist. Sparten sind am Theater Oper, Schauspiel oder Ballett. Und Kindertheater. Sparten-Denken ist ein bisschen wie Schubladen-Denken. Es legt fest, dass Kindertheater z.B. nicht Oper sein kann. ästhetisch und künstlerisch anspruchsvoll Sieht gut aus, macht Spaß, und ist auch gut gemacht. Performance ist eine Vorführung, die Live ist, also echt passiert, und die oft auch zum Thema hat, dass sie sich nicht wiederholen lässt. Joseph Beuys war ein deutscher Künstler, der unter Kunst nicht nur das verstand, was in Museen ausgestellt ist oder auf der Bühne passiert, sondern auch gemeinschaftliche Aktionen. Diese Aktionen können eine Gesellschaft verändern, wenn viele Menschen dabei sind und mitgestalten. Das nennt Beuys »Soziale Plastik«, denn die Menschen selbst sind sozusagen das Werk. Von Beuys stammt der berühmte Satz: »Jeder Mensch ist ein Künstler«, er meinte damit, dass jeder Mensch etwas schöpferisch erschaffen kann. Interagieren heißt: wenn man etwas tut, darauf zu achten, was das bei einem anderen Menschen bewirkt, und das eigene Tun dann daran anpassen.

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Das Besondere an MASTERS OF THE UNIVERSE ist der gemeinsame Prozess. Zusammen mit den Kindern werden auf der Grundlage von Selbstorganisation, Basisdemokratie, Eigeninteresse und Neugier Veranstaltungen entwickelt, die sich gleichermaßen an Kinder und Erwachsene richten. Genau wie die Akteure von SKART arbeiten die Kinder als Regisseure, Konzeptverantwortliche, Darsteller, Autoren, Bühnen- und Kostümbilder, Musiker und Videodesigner in Personalunion. Die Kinder und SKART denken sich gemeinsam Ideen aus, die humorvoll logische Ungereimtheiten produzieren, den direkten Dialog zu ihrem Publikum suchen und nie vor der Furcht zurückschrecken, an den eigenen Ansprüchen zu scheitern.

ich würde gerne mal ein echtes einhorn auf der bühne sehen. also wie ein pferd mit nem horn. das hat rosanes fell und eine regenbogenmähne. und das horn besteht aus den schönsten glitzernden diamanten der welt.

SKART und Kampnagel sagen: Kulturelle Bildung muss heißen, die nächste Generation nicht zu Theatermachern und -gängern zu erziehen, sondern mündig zu machen, den Kulturbegriff samt seinem sozialen Kontext zu hinterfragen. Die Pädagogin und Politologin María do Mar Castro Varela warnt, dass Kulturproduktionen nie unschuldig sein können; sie sind immer gezeichnet durch die Strukturen, in denen sie entstanden sind. Gerade den sogenannten Bildungsauftrag sieht sie deshalb kritisch: »Die dominanten pädagogischen Strategien innerhalb der Bildungs- und Kulturinstitutionen wie auch die Erwartungen der Lernenden [und] ihre Vorstellungen darüber, was Lernen bedeutet, behindern ... sehr häufig die Infragestellungen des Systems.«

Keine Ahnung, wie Lernen funktioniert. Manchmal gehts und manchmal halt nicht. Am liebsten lern ich gar nicht. Ansonsten lern ich nicht wie in der Schule, sondern so anders, durch das was ich tue. Man lernt doch die ganze Zeit.

Der französische Philosoph Jacques Rancière unterscheidet eine »verdummende Pädagogik« von emanzipiertem Lernen. Während die verdummende Pädagogik zuallererst und immer wieder die unterschiedlichen (Macht-)Positionen von Lehrer und Schüler lehrt, basiert emanzipiertes Lernen – ebenso wie emanzipiertes

Basisdemokratie heißt: alle Beteiligten stimmen gleichberechtigt über alle Entscheidungen ab. Kulturelle Bildung bringt einem etwas über Literatur, Theater, Musik, Film und ähnliches bei. Damit bekommt Zugang zu einer Kultur, und das heißt immer auch: Zugang zu einer Gesellschaft. Man sollte aber immer auch kritisch überlegen, wer über diese Kultur bestimmt und wer festlegt, was zu dieser Kultur gehört. Sozialer Kontext ist das, was einen Menschen umgibt: Freunde, Familie, Wohngegend, Arbeitsplatz. Auch Begriffe sind oft sozialen Kontexten von Menschen zugeordnet: Kultur wird oft verbunden mit Geld und Bildung. hinterfragen heißt, dass man Dinge nicht einfach glaubt, nur weil jemand das so sagt, sondern, dass man nochmal selber drüber nachdenkt, ob das überhaupt Sinn ergibt. Kulturproduktionen sind z.B. Konzerte, Theatervorstellungen, Opern, Ballett ... Einen Bildungsauftrag hat, wer jemandem etwas beibringen soll. dominant ist etwas, das aufdringlich im Vordergrund steht, das sich durchsetzt, das etwas anderes unterdrückt und beherrscht. Institutionen nennt man gesellschaftliche Einrichtungen, z.B. Schulen, Vereine oder Theater. Infragestellung des Systems bedeutet zum Beispiel sich zu fragen, ob Noten in der Schule grundsätzlich eine gute Sache sind oder eine schlechte. Denn Noten gehören zum System Schule. Wenn du denkst, dass Noten nicht gut sind, kannst Du Dir dann etwas Besseres ausdenken. Systeme haben leider meistens die Eigenschaft, unsichtbar zu sein, deshalb vergisst man oft, dass man sie in Frage stellen kann. emanzipiert heißt eigenständig, selbstbestimmt Gleichheit der Intelligenzen: Alle Menschen denken verschieden, aber keiner denkt besser oder schlechter, jede Intelligenz, also jedes Denken ist gleichviel wert.

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Theaterschauen und Theatermachen – auf der Annahme einer grundsätzlichen Gleichheit der Intelligenzen – die Voraussetzung für gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe an Kultur. Rancière schreibt: »Das Menschenwesen lernt alle Dinge ... indem es beobachtet und eine Sache mit einer anderen vergleicht. [Der Mensch] kann, Zeichen für Zeichen, das Verhältnis lernen, das zwischen dem besteht, was er nicht weiß, und dem, was er weiß. ... [Es] ist immer dieselbe Intelligenz am Werk, eine Intelligenz, die Zeichen in andere Zeichen übersetzt ... um ihre intellektuellen Abenteuer zu kommunizieren und zu verstehen, was eine andere Intelligenz ihr zu kommunizieren versucht.«

Wieso ist es Kunst, wenn man ein Ei an die Wand schmeißt, aber keine Kunst, wenn ich ein Ei an die Wand werfe?

MASTERS OF THE UNIVERSE möchte deshalb die Idee von Theater nicht in einem abgeschlossenen Kultursystem an die nächste Generation weitergeben, sondern als offenes und umformulierbares Gemeingut präsentieren, das gesellschaftliche Diskurse nicht nur abbildet, sondern mitgestaltet.

Wie oft warst du schon im Theater? Ich hoffe, es war selten, 15 Mal, keine Ahnung.

»Die sozialen Prozesse aushalten. Die dauernde Überforderung des Gesellschaftwerdens. Samtschaft. Geselligkeit. ... Unbekanntes in Bekanntes zu transformieren und Bekanntes in Unbekanntes. Erfahrungen machen. Die Erfahrung machen, dass Erfahrungen sich anders verhalten als Vernunft. Dass man sich anders verhält als andere.« (Ulrich Schötker)

es ist mir egal, ob man kultur lernen kann. die leute, die es wollen, sollen das ruhig machen. kannst du kultur? was ist das denn für ne frage. kultur ist kein kulturbeutel. creme. zahnbürste. zahnpasta. haargummis. spangen. haarbürste. ich mach mich damit frisch und nicht schick. ich weiß nicht genau, warum das dann kultur heißt. ich glaube nicht, dass man sich immer die haare kämmen muss. aber man macht das halt. ich wasche mein gesicht, ich putze zähne, ich mache mir nen zopf. meine mutter mag das nicht, dass ich mich frisch mache. die findet das hässlich. aber ich mach mich für mich frisch. aber wenn ich es mal nicht für mich mache, kriege ich ärger.

Kultursystem meint hier alles, was mit Kultur zu tun hat, und wie das miteinander geregelt ist. umformulierbar heißt, man kann etwas neu und anders beschreiben, benennen, bestimmen. Gemeingut ist etwas, auf das jeder zugreifen kann, das öffentlich ist, von dem niemand ausgeschlossen ist. Diskurs ist eine Erörterung zu einem Thema, eine Debatte oder eine Auseinandersetzung mit einem Thema. transformieren bedeutet, etwas so umzuwandeln, dass etwas völlig neues anderes, entsteht und das alte nicht mehr wiederzuerkennen ist

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das ist alles ganz schwierig mit der kultur. aber man könnte dagegen protestieren, indem man ne woche nicht zähne putzt. aber das wäre auch eklig. aber vielleicht würde es helfen. mit der kultur.

Ist im Theater schon lange die Rede vom »emanzipierten Zuschauer« und ist die Förderung eigenverantwortlichen Handelns in der Pädagogik anerkanntes Ziel für die kindliche Persönlichkeitsentwicklung, so fordert MASTERS OF THE UNIVERSE genau an dieser Schnittstelle die Konsequenzen für das Theater mit jungen Leuten und für ein Theater der neuen Generation.

ich würde gerne mal ein haus im wald auf der bühne sehen. urwald. wenige blumen. viele tiere. gras. und erde. papageien. schlangen. vögel. affen. echte tiere auf der bühne. die tanzen ballett. die schlange tanzt hip hop. alleine. so eine art solo. die vögel, die haben so ne leine, die schwingen da dran und machen ballett. und da ist auch noch ein haus auf der bühne. aber man kann nur die tür sehen. der bär kommt raus mit nem kinderwagen. in dem kinderwagen sind die baby-affen. die schreien die ganze zeit. dann kommt der gorilla und klaut die baby-affen. dann kommt mama-bär und schlägt den gorilla zusammen. der haut dann ab, weil er angst hat. keine menschen, nur tiere auf der bühne. ach nee. doch ein mensch. und das bin ich. die tiere sind alle meine freunde, außer der gorilla. und wir wohnen alle in diesem haus. ich würde das stück »die tirfreunde« nennen. ganz bewusst ohne »e« hinter dem »i«. ich finde das ohne »e« schöner. und man muss ja nicht immer alles richtig schreiben. am ende tanzt der bär breakdance. die elefanten kommen und sagen zu dem bär »lass nen tanzwettbewerb draus machen«. und dann fängt der bär an. schnelles ballett, hip hop, breakdance und dann springt er hoch und dreht sich in der luft und landet. dann sind die anderen dran. und die anderen, die elefanten crew, die springen hoch und stehen am ende auf zwei beinen und tanzen hip hop. drehen mit dem kopf auf der bühne. ich schreibe mal das drehbuch für das stück. und das ist dann kunst.

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Tocotronic: Sag alles ab

Sag alles abGeh einfach wegHalt die Maschine an undFrag nicht nach dem Zweck

Spreng deine Ketten in die LuftUnd lass das Scheusal doch zuhauseDie Prüfung findet heute nicht stattDie Karriere macht mal Pause

Sag alles abWirf alles wegHalt die Maschine an undFrag nicht nach dem Zweck

Reiß deine Fesseln doch entzweiUnd lass das Dreckschwein mal zuhauseDie Zeit der Schmerzen ist vorbeiDie Karriere macht mal Pause

Sag alles abGeh einfach wegHalt die Maschine an undFrag nicht nach dem Zweck

Du musst nie wiederIn die Schule gehenDu wirst das LichtDeines Lebens vor Dir sehenDu musst dich doch nichtBemühen bemühenDie Bäume werden dochAuch von selber grün

Sag alles abGeh einfach wegHalt die Maschine an undFrag nicht nach dem Zweck

Sag alles abGeh einfach wegHalt die Maschine an undFrag nicht nach dem Zweck