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Handbuch der Politischen Philosophie und Sozialphilosophie Herausgegeben von Stefan Gosepath, Wilfried Hinsch und Beate Rössler in Zusamn1enarbeit 1nit Robin Celikates und WulfKellerwessel Band 1 A-M

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Handbuch der Politischen Philosophie und

Sozialphilosophie

Herausgegeben von Stefan Gosepath, Wilfried Hinsch und Beate Rössler

in Zusamn1enarbeit 1nit Robin Celikates und WulfKellerwessel

Band 1

A-M

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Constant, Benjamin (1767-1830)

1. Constant wurde 1767 in Lausanne geboren. 1795 trat er in den Dienst Napoleons ein. Ein Jahr später erschien sein Werk De la force du gouvernement actuel de la France et de la necessite de s'y rallier, in dem Constant für das Ende der Revolution und die Festigung der Republik plädierte. 1797 folgten Des reactions politiques, eine Kritik der reaktionären Rechten, und Des effets de la Terreur, in dem sich Constant ge­gen den jakobinischen Terror wandte. 1799 wurde er in das Tribunat gewählt und 1802 wieder daraus entlassen. 1814 erschien der die konstitutionelle Monarchie verteidigende Traktat De l'esprit de conquete et de l'uswpation dans leurs rapports avec la civilisation europeenne. 1815 erhielt Constant den Auftrag Napole­ons, eine Verfassung zu entwerfen, und wurde in den Staatsrat berufen. Nach Napole­ons Niederlage blieb er bis 1816 im Exil in England. Von 1818 bis 1820 veröffentlichte er seine Collection complete des ouvrages publies sur le gouvernement representatif et la constitution actu­elle de la France, formant une espece de Cours de politique constitutionnelle, deren Thema die Freiheit des Individuums in der modernen

Constant, Benjamin

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DANIEL ScHOCH

Gesellschaft ist. Von 1824 bis 1831 erschienen die drei Bände von De la religion, consideree dans sa source, sesformes et ses developpements, eine ver­gleichende religionswissenscbaftliche Studie. Nach der Juli-Revolution des Jahres 1830 un­terstützte Constant Louis-Philippe. Er starb am 8. Dezember in Paris.

2. Constant teilt die Prinzipien der Französi­schen Revolution, verurteilt aber deren Aus­wüchse (vgl. Effets de la Terreur; W, Bd. 3). Durch die Revolution wurde, so Constant, die >Frage des Jahrhunderts<, nämlich der des Streits zwischen Erb- und Wahlsystem, ent­schieden (vgl. Constant 1991, 113): Im Sieg des Wahlsystems zeigt sich die Perfektibilität (pe1fectibilite) des Menschen: Eine anthropolo­gische Konstante, die den Menschen nach Gleichheit streben lässt (vgl. De la pe1fectibilite de l'espece lwmaine; OC, Bd. III.1, 469f.) und Motor des gesellschaftlichen FortschrittS ist. Dieser Fortschritt verläuft in den vier Phasen: Theokratie, Sklaverei, Feudalherrschaft und Republikanismus (vgl. ebd„ 468 f.). Jedes neue System entsteht durch die Zerstörung des alten, wobei die Gleichheit unter den Menschen stetig zunimmt.

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Constant, Benjamin

3. Zentrales Thema der politischen Theorie Constants ist die Freiheit des Individuums. Es gibt »einen Teil der menschlichen Existenz, der [ ... ] außerhalb jeder gesellschaftlichen Kompetenz liegt« und vor dem jede Recht­sprechung enden muss (Principes de politique; OC, Bd. IX.2, 681). Von legitimer Machtaus­übung kann nur die Rede sein, sofern sie sich innerhalb des Maßes bewegt, das nötig ist, um die Freiheit der Individuen zu sichern (vgl. ebd., 672). Unter Freiheit versteht er im Wesentlichen Autonomie, Religions- und Meinungsfreiheit, Handels- und Gewerbe­freiheit sowie die Sicherung des Eigentums (vgl. De la liberte des anciens comparee a celle des modernes; Constant 1997, 593 f.). Die »liberre des modernes« verortet Constant anders als die »liberte des anciens« nicht in der ständi­gen politischen Partizipation der Bürger (la participation active au pouvoir collectif), sondern in deren Unabhängigkeit vom Staat, die das Recht auf Privatheit (l'independance privee) be­inhaltet (vgl. De l'esprit de conquete et de l'usur­pation; in: Constant 1997, 206). Die direkte Demokratie der Antike funktionierte laut Constant, weil das Staatswesen eine über­schaubare GröfSe hatte und es Sklaven gab, welche die Erwerbsarbeit erledigten und so den Bürgern ermöglichten, sich auf die Poli­tik zu konzentrieren (vgl. De la perfectibilite; OC, Bd. IIl.1, 467). Die Freiheit der Modemen jedoch bedarf einer anderen Form politischer Organisation, zumal der Handel ein Charak­teristikum der Modeme ist (vgl. De la liberte; Constant 1997, 608ff., 596f.). Der modernen Freiheit in einer arbeitsteilig organisierten Gesell schaft entspricht das Prinzip der Reprä­sentation. Die Repräsentanten müssen durch Wahl legitimiert werden und sollen alle Inte­resse n der Bürger vertreten (vgl. Principes de politique; oc, Bd. IX.2, 716 f.).

Bezüglich Souveränität und Gewaltentei­lung vertritt Constant die Position, dass die Bürger den Souverän bilden. Dessen Verfü­gungsgewalt ist begrenzt, weil unbegrenzte Macht - auch die des Volkes - die Freihei t der Individuen bedroht (vgl. ebd., 680 f.). Die von ihm favor isierte Staatsform ist die konstitu-

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tionelle Monarchie (monarchie constitutionelle). Als Vertreter des liberalen Konstitutiona­lismus präsentiert Constant den Kön ig als neutrale Gewalt (pouvoir neutrc), die über den anderen Gewalten steht und deren Gleichge­wicht gewährleistet (vgl. ebd., 690). Das Mo­dell der Gewaltenteilung sieht eine königli­che Gewalt (le pouvoir royal) als Exekutive vor, eine für Kontinui tät sorgende erbliche Kör­perschaft (le pouvoir representat1f de la duree, vgl. ebd., 712, 727), ein die öffentliche Meinung vertretendes gewähltes Parlament (le pou.voir rcpresentatif de l'opinion, vgl. ebd., 716) sowie eine Recht sprechende Gewalt (le pouvoirjudi­ciaire). Passives und aktives Wahlrecht sind an Grundbesitz gebunden (vgl. ebd., 730f.). Der Staat soll föderalist isch gegliedert sein, Con­stant sieht eine Zentralgewalt sowie lokale Verwaltungseinheiten (autorites locales) vor (vgl. ebd., 785 f.). Einen Zentralismus lehnt er ab, weil er zu Vereinheitlichung und damit zu Freiheitsverlust führt (vgl. ebd., 786).

4. Constant, B., 1970- 72, Werke in vier Bänden,

Berlin : Propyläen (z itiert als W). Consta nt, B., 1991, Fragments d'un ouvrage aban­

donnc sur la possibilitc d'une const itu t ion repu­blicaine clans un grand pays, Paris: Aubier.

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MJCHAELA REHM