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Handbuch der Ein Leitfaden für landwirtschaftliche Betriebe Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften

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Handbuch der

Ein Leitfaden für landwirtschaftliche Betriebe

Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften

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Universität Kassel Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften Fachgebiet Ökologischer Land- und Pflanzenbau Projektbüro GemüseSelbstErnte Dipl. Ing. agr. Claudia Busch Dipl. Ing. agr. Katharina Mittelstraß Prof. Dr. Jürgen Heß Nordbahnhofstr. 1a 37213 Witzenhausen Sekretariat Barbara Brübach Telefon 05542 98 1565 Fax 05542 98 1568

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Vorwort 5

1 Die GemüseSelbstErnte 5

1.1 Das Konzept 6

1.2 Vorteile für den landwirtschaftlichen Betrieb 6

1.3 Vorteile für den Verbraucher 7

1.4 Voraussetzungen einer GemüseSelbstErnt e 7

2 Anlage einer GemüseSelbstErnte-Fläche 8

2.1 Auswahl der Fläche 8

2.2 Auswahl der Gemüsekulturen 8

2.3 Mischkulturmöglichkeiten einer GemüseSelbstErnte 9

2.4 Fruchtfolgemöglichkeiten einer GemüseSelbstErnte 10 2.4.1 Fruchtfolge mit landwirtschaftlichen Kulturen 10 2.4.2 Fruchtfolge mit anderen Gemüsekulturen 11 2.4.3 Fruchtfolgemöglichkeiten auf einer dauerhaften Fläche 11

2.5 Grundbodenbearbeitung 12

2.6 Reihen- oder Beeteinteilung 12

2.7 Sä- und Pflanzarbeiten 13

2.8 Parzelleneinteilung und Übergabe 14

2.9 Saatgut und Jungpflanzen 14 2.9.1 Saatgutbedarf einer GemüseSelbstErnte (für 20 Parzellen) 14 2.9.2 Steckzwiebelbedarf einer GemüseSelbstErnte (20 Parzellen) 15 2.9.3 Jungpflanzenbedarf einer GemüseSelbstErnte (für 20 Parzellen) 15

3 Arbeits- und Betriebswirtschaft der GemüseSelbstErnte 16

3.1 Arbeitseinsatz 16

3.2 Investitionen 18 3.2.1 Grundausstattung 18 3.2.2 Variable Grundausstattung 18 3.2.3 Ergänzende Ausstattung 19

3.3 Gewinnbeitrag 19

4 Kunden 20

4.1 Charakterisierung der Nutzer einer GemüseSelbstErnte 20

4.2 Werbung 22 4.2.2 Maßnahmen und Materialien 22

4.3 Nutzerordnung 23

4.4 Pflege der Beziehung 23 4.4.1 Nutzereigenarten 24

4.5 Die Gemeinschaftsfläche 25

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Quellen 26

Literatur 26

Anhang 27 1. Saatgutlieferanten für den ökologischen Gemüsebau 27 2. Jungpflanzenlieferanten für den ökologischen Gemüsebau 28 3. Arbeitszeit der GemüseSelbstErnte auf der Domäne Frankenhausen 2003 29 4. Plakatvorlage 30 5. Nutzervereinbarung 31 6. Urkunde zur Parzellenübergabe 32

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Vorwort Das Bundesprogramm Ökologischer Landbau hat es ermöglicht, innovative Ideen in der Direktvermarktung bundesweit bekannt und Informationen interessierten landwirtschaftlichen Betrieben zugänglich zu machen. Mit der Idee der GemüseSelbstErnte wird ein neuer Weg beschritten, der Landwirtschaft und so dem Ursprung der Lebensmittel wieder etwas näher zu kommen. Der Kontakt zwischen Landwirt und Verbraucher wird intensiviert, allmählich wächst eine Identifikation des Verbrauchers mit dem Boden und dadurch letztlich auch mit dem Betrieb , so wird langfristig die Wahrnehmung der Landwirtschaft und ihrer besonderen Bedeutung für unseren Lebensraum positiv beeinflusst. Insbesondere Kindern wird durch die Teilnahme an einer GemüseSelbstErnte ermöglicht, dem Wachsen der Lebensmittel und dem jahreszeitlichen Rhythmus der Natur näher zu kommen. Für den Landwirt spielen noch andere Faktoren wie die Entdeckung einer Marktlücke und somit einer Nische in den immer enger werdenden Biomärkten eine Rolle. Kaum ein landwirtschaftlicher Betrieb kann sich auf dem bisher Erreichten ausruhen, fast jeder sucht nach neuen Möglichkeiten, Kunden und Verbraucher anzusprechen und an den Hof zu binden. Mit dem vorliegenden Leitfaden soll Landwirten ermöglicht werden, ohne große Vorkenntnisse im Gemüsebau mit einem GemüseSelbstErnte-Projekt beginnen zu können. In den einzelnen Kapiteln werden der Ursprung der GemüseSelbstErnte und ihre Entwicklung in den letzten 17 Jahren, die Voraussetzungen für eine GemüseSelbstErnte, die Werbestrategien für einen erfolgreichen Start und natürlich der eigentliche Anbau behandelt.

1 Die GemüseSelbstErnte Die GemüseSelbstErnte ist eine neue Form der Direktvermarktung und wurde ursprünglich in Österreich entwickelt. Dort fanden sich 1987 in Wien – nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl – innerhalb eines

Volkshochschulkurses verschiedene Verbraucher zusammen, um nach neuen Möglichkeiten zu suchen, sich mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen. Sie sprachen landwirtschaftliche Betriebe direkt an und entwickelten das Konzept der selbsternte®. Im Laufe der Jahre folgten hauptsächlich in Wien und Umgebung weitere Betriebe dieser Idee1. Die Projekte in Österreich werden über ein Koordinationsbüro verwaltet, das Beratung sowie die Nutzung eines geschützten Logos zur Verfügung

stellt2. 1999 wurde das Konzept erstmalig in der Bundesrepublik Deutschland angewandt. Eine studentische Projektgruppe des Fachgebiets Ökologischer Land- und Pflanzenbau an

der Universität Kassel unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Heß entwickelte die Anlage einer GemüseSelbstErnte auf dem neu übernommenen Versuchshof – der Hessischen Staatsdomäne

Frankenhausen3. Diese Anlage entwickelte sich zu einem selbständigen Wirtschaftszweig der ökologisch wirtschaftenden Domäne. Zwei weitere Betriebe folgten in den Jahren 2001 und 2003. Im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau wird seit 2002 die Idee der GemüseSelbstErnte weiter in Deutschland verbreitet. Der modifizierte Name sowie ein eigenes Logo tragen zur Positionierung in Deutschland bei.

Logo der GemüseSelbstErnte in Deutschland

1 2003 waren es 17 Betriebe in Österreich 2 vgl. http://www.selbsternte.at 3 nähere Informationen zur Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen unter http://www.wiz.uni-kassel.de/dfh

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1.1 Das Konzept Das Konzept ist ganz einfach: Auf einem ökologisch wirtschaftenden Betrieb wird ein Acker mit 20 bis 25 verschiedenen Gemüse- und Blumenarten in ca. 50 Längsreihen bestellt. Diese Fläche wird anschließend quer in Parzellen unterteilt. Jede dieser etwa 85 m² großen Parzellen wird während der gärtnerischen Saison (Mai bis Oktober) von interessierten Menschen übernommen, die vorher eine feste Nutzungsgebühr zahlen. Die Parzellennutzer übernehmen die Pflege und Ernte des Gemüses und geben mit Saisonende im Herbst ihr Stück Acker zurück. Auf bereits abgeernteten Teilflächen können sie selbst Gemüse nachsäen. Insgesamt verpflichten sie sich zu einer biologischen Bewirtschaftung. Die Nutzer sind vom Zeitpunkt der Übergabe selbst für ihre Parzelle verantwortlich. Sie jäten, hacken und wässern die Kulturen und ernten alles, was auf ihrem Stück wächst. Der Betrieb stellt Gartengeräte und Wasser zur Verfügung. Er ist außerdem für die Grundbodenbearbeitung und die Düngung zuständig. In der Gartensaison von Mai bis Oktober erstreckt sich seine Arbeit auf die Beratung der Nutzer. Eine Gemeinschaftsfläche dient der Unterbringung von Gartengeräten und der Bereitstellung von Wasserbehältern. Hier ist auch Platz für gemeinschaftlich zu nutzende Beete mit Kräuterstauden.

1.2 Vorteile für den landwirtschaftlichen Betrieb

Durch die Abgabe der Parzellen an die Nutzer tragen diese im Sommer das komplette Ernterisiko. Im Gegensatz zu anderen Projekten wie einer Erdbeer- oder Blumenselbsternte werden also nicht nur optisch perfekte Produkte vermarktet, sondern die gesamte Fläche in Abhängigkeit von den jeweils aktuellen Witterungsbedingungen. Arbeitswirtschaftlich ist die GemüseSelbstErnte vor allem von Vorteil, da die Arbeitsspitze in den Monaten April und Mai liegt, wenn die Gemüseparzellen vorbereitet werden müssen. Während der Vermietung der Parzellen (von Mai bis Oktober, evtl. auch länger) hat der landwirtschaftliche Betrieb keine Arbeit mehr auf der Fläche, d.h. das oft arbeitsintensive Pflegen der Gemüsekulturen bleibt ihm komplett erspart. Lediglich eine wöchentliche Beratungszeit von 1 – 2 Stunden ist zu empfehlen. Die

Fläche wird durch die Nutzer/innen vorfinanziert, da sie bereits im Frühjahr die Saisongebühr überweisen, so dass ein festes Einkommen vorliegt. Neben dieser neuartigen Möglichkeit der Direktvermarktung und entsprechend neuen Einkommensquellen (vgl. Kap. 3) liegt der Vorteil für den landwirtschaftlichen Betrieb vor allem in der Kundenbindung. Durch die Identitätsbeziehungen, die Nutzer „ihrem“ Hof gegenüber mit der Zeit entwickeln, bevorzugen sie auch andere Produkte vom Betrieb. Daher ist die GemüseSelbstErnte vor allem für direktvermarktende Betriebe geeignet. Gleichzeitig ergaben Nutzerumfragen, dass die GemüseSelbstErnte viel zur Bewusstseinsbildung der Verbraucher beiträgt. Obwohl diese Imageverbesserung der Landwirtschaft keine messbaren Effekte auf den einzelnen Betrieb hat, kann davon ausgegangen werden, dass sie ihm rückwirkend zugute kommt. Nutzer der GemüseSelbstErnte wirken in öffentlichen Diskussionen bzw. im Gespräch mit

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Parzelle

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Gemüse und Blumen in Reihen

ca. 25 m

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Bekannten und Freunden als Multiplikatoren. Sie können den Zusammenhang zwischen Lebensmittelerzeugung und -preisen nachvollziehen und diesen realistischen Einblick in Produktionsprozesse weitergeben. Auch die besonderen Aspekte des ökologischen Landbaus werden ihnen deutlich; besser, als wenn man es nur erklären würde.

1.3 Vorteile für den Verbraucher Die GemüseSelbstErnte ist eine klassische Win-Win-Situation. Nicht nur der Betrieb sondern auch die Nutzer profitieren in mehrfacher Hinsicht. Zum einen ist die ökonomische Seite zu nennen. Der Erntewert des biologisch angebauten Gemüses (nach Endverkaufspreisen) übersteigt den Parzellenpreis etwa um ein Vierfaches. Dabei ist das frisch vom Feld geerntete Gemüse qualitativ sehr hochwertig. Die Parzellengröße ist für eine 4- bis 5-köpfige Familie angelegt, die sich bei entsprechender Vorratshaltung etwa ein Dreivierteljahr mit Gemüse versorgen kann. Ein weiterer wesentlicher Punkt – gerade in Zeiten von BSE und verschiedener Futtermittelskandale – ist die Möglichkeit für Verbraucher, die Herkunft ihrer Lebensmittel direkt zu überprüfen. Neben dem Anbau ihres Gemüses gewinnen sie außerdem einen Einblick in den landwirtschaftlichen Betrieb. Nutzerumfragen zeigen, dass die Verbraucher es schätzen während der Saison jederzeit frisches Gemüse ernten zu können. Dies wird insbesondere durch verschiedene Sä- oder Pflanztermine und den Einsatz von samenfesten Sorten begünstigt, die – im Gegensatz zu Hybridsorten – nicht gleichzeitig erntereif werden. Die Verbraucher bevorzugen kleine Mengen, die sie direkt verbrauchen können. Gerade die Vielfalt, die ihnen eine GemüseSelbstErnte bietet, ist dabei ein großer Vorteil. Viele Nutzer äußern sich positiv zu der Möglichkeit, neue („alte“) Gemüsearten und Geschmäcker kennen zu lernen und das Wachstum verschiedener Kulturen zu beobachten. Gerade für „Laien“ bietet die GemüseSelbstErnte die optimale Gelegenheit ihren Spaß am Gärtnern auszuprobieren. Durch die Vorbereitung der Parzellen ist ein Erfolgserlebnis garantiert. Dabei kommt es ihnen entgegen, dass sie sich mit der Miete für eine Parzelle vorerst nur für ein halbes Jahr festlegen und so in ihren Entscheidungen und ihrem Zeitmanagement spontan bleiben. Sie müssen keinen Schrebergarten pachten und keine Geräte kaufen. Die körperlich anstrengenderen Arbeiten des Winterhalbjahres bleiben ihnen erspart. Die Arbeit in der frischen Luft garantiert im Sommerhalbjahr einen hohen Erholungswert. Die Gemüse-Parzellen bieten dabei einen ästhetisch höchst befriedigenden Anblick, da sie im Sommer mit erntefähigem Gemüse förmlich überquellen. Oftmals liegen sie zudem in einer schönen Landschaft. Ein Sandhaufen auf der Gemeinschaftsfläche garantiert auch Eltern kleinerer Kinder einen unbeschwerten Aufenthalt auf ihrer Parzelle. Die größeren Kinder bestaunen die Tiere des Bauernhofs oder helfen eifrig bei der Ernte um später ihr eigenes Gemüse zuzubereiten. Dies hat für viele Eltern den positiven Effekt ihre Kinder für gesunde Mahlzeiten begeistern zu können. Sie schätzen es, ihnen einen Einblick in die Erzeugung von Lebensmitteln verschaffen zu können und freuen sich, auch selbst noch viel über Landwirtschaft lernen zu können. Außerdem ist die GemüseSelbstErnte für viele eine gute Gelegenheit neue Kontakte zu knüpfen, aus denen oft Freundschaften entstehen.

1.4 Voraussetzungen einer GemüseSelbstErnte

Die Grundvoraussetzung zum Gelingen einer GemüseSelbstErnte liegt sicherlich in der Betriebsleitung selbst: Sie muss Lust auf näheren Kunden- und Menschenkontakt haben. In Frankenhausen sind beispielsweise auf den 70 Parzellen mittlerweile 84 Familien, Paare oder Gruppen tätig. Wichtig ist natürlich auch die Lage des Betriebes, er sollte nicht weiter als 10 km von einer größeren Stadt entfernt liegen. Eine öffentliche Nahverkehrsanbindung ist sicherlich förderlich, aber nicht grundsätzlich notwendig. Der Hof sollte eine gemüsebautaugliche Fläche in Hofnähe haben und der oder die Betriebsleiter/in oder ein/e Mitarbeiter/in muss die Bereitschaft mitbringen, sich in den neuen Betriebszweig Gemüse einzuarbeiten. Dabei sind keine vertieften Gemüsebaukenntnisse erforderlich, die Einsaat des Gemüses ist schnell gelernt und die Jungpflanzen können von einem Jungpflanzenbetrieb geordert werden.

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2 Anlage einer GemüseSelbstErnte-Fläche Im Folgenden wird eine genaue Anleitung gegeben, wie eine GemüseSelbstErnte begonnen werden kann. Die Punkte 2.1 bis 2.4 behandeln dabei die Vorüberlegungen, die im Vorfeld gemacht werden sollten. Die Kapitel 2.5 bis 2.9 behandeln den praktischen Teil des Gemüseanbaus bis hin zur genauen benötigten Saat- und Pflanzgutmenge.

2.1 Auswahl der Fläche

Bei der Auswahl einer Fläche für die Anlage einer GemüseSelbstErnte sollte als erstes die Nähe des Hofes berücksichtigt werden. Für viele Parzellennutzer ist es wichtig, einen näheren Bezug zum Hof zu haben und jeden Parzellenbesuch auch mit einem Besuch auf dem Hof und gegebenenfalls im Stall zu verbinden. Außerdem ist die Gemüsebautauglichkeit einer Fläche von besonderer Bedeutung. Die Fläche sollte dem allgemeinen Bodenwertdurchschnitt entsprechen und nicht unterdurchschnittlich schlecht sein bzw. ungünstige Merkmale wie extreme Verdichtungen oder stellenweise Staunässe aufweisen. Wichtig ist auch die Erreichbarkeit einer GemüseSelbstErnte-Fläche über intakte Feldwege, da viele Nutzer nicht gerne längere Fußwege in Kauf nehmen, besonders wenn die Erntekörbe voll geladen sind.

2.2 Auswahl der Gemüsekulturen

Die Kulturenzusammensetzung einer Gemüseparzelle sollte sich nach den Besonderheiten einer Region und den gegebenen Bodenverhältnissen richten. Bewährt hat sich eine Kombination aus vier Reihen Kartoffeln (zwei verschiedene Sorten), zwei bis drei Reihen Kräutern, zwei Reihen Blumen und ca. 40 Reihen Gemüse. Folgende Kulturen kommen für die Parzellen und die Gemeinschaftsfläche jeweils in Frage:

a.) Mögliche Kulturen auf den Parzellen:

Standardgemüsearten: Kartoffeln, darunter auch eine rote Sorte Kürbis, 2 verschiedene Sorten Zucchini Kohlrabi, Wirsing, Brokkoli, Weiß-/Rotkohl Porree, Steck- oder Säzwiebeln Sellerie, Fenchel, Mangold Früh- und Lagermöhren, Rote Bete, Radieschen Wilde Rauke oder Salatrauke, Spinat, Pflücksalat, Kopfsalat Markerbsen, Zuckererbsen, grüne Buschbohnen, Dicke Bohnen Außergewöhnliche Gemüsearten: Schwarzwurzeln, Artischocken, Freilandpaprika, Zuckermais, Wildtomaten, Schälgurken (Jazzer), Gewürzgurken, Pastinaken Kräuter: Petersilie, Dill, Basilikum, Kerbel

Blumen: Strohblume, Ringelblume, Cosmea, evtl. Blumenmischung

b.) Mögliche Kräuterkulturen auf der Gemeinschaftsfläche:

Mehrjährige Kulturen: Schnittlauch, Zitronenmelisse, Thymian, Zitronenthymian, Ysop, Liebstöckel, Salbei, Bergbohnenkraut, Drachenkopf, Oregano, Pfefferminze, Winterheckenzwiebeln, Frauenmantel, Sauerampfer, Kerbel Einjährige Kulturen: Bohnenkraut, Zitronen- und Rotes Basilikum, Borretsch

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2.3 Mischkulturmöglichkeiten einer GemüseSelbstErnte Die GemüseSelbstErnte ist durch den Parallelanbau in Längsreihen immer eine Mischkultur. Bei der Planung gilt es, eine möglichst optimale Mischkultur nach folgenden Faktoren anzulegen:

a.) Einteilung in Gruppen je nach Nährstoffbedarf

• Starkzehrer: Weiß- und Rotkohl, Wirsing, Grünkohl, Kartoffeln, Lauch, Sellerie, Kürbis, Gurken, Tomaten, Zucchini

• Mittelzehrer: Zwiebeln, Möhren, Rote Bete, Fenchel, Salate, Spinat, Schwarzwurzeln, Schwarzwurzeln, Kohlrabi, Radieschen, Pastinaken

• Schwachzehrer: Bohnen, Erbsen, Kräuter, Blumen

Diese Einteilung ist für die Fruchtfolgeplanung wichtig, weniger für die Planung der Mischkultur. Doch ist es in jedem Fall wichtig, den Nährstoffbedarf der einzelnen Kulturen einzuschätzen um gegebenenfalls im Herbst oder Frühjahr eine zusätzliche organische Düngung durchzuführen. Die Gruppe der Starkzehrer kann direkt nach einem Grünbracheumbruch angebaut werden. Damit wäre eine vierjährige Fruchtfolge in der Reihenfolge Grünbrache – Starkzehrer – Mittelzehrer – Schwachzehrer möglich. Trotzdem kann manchmal die Stickstoffversorgung aus der Grünbrache nicht ausreichend sein, dann müsste im Herbst auf die Grünbrache Mist ausgebracht werden.

b.) Einteilung in Pflanzenfamiliengruppen

• Kohlgewächse: Weiß- und Rotkohl, Wirsing, Grünkohl, Brokkoli, Kohlrabi, Radieschen, Rucola • Doldenblütler: Möhren, Sellerie, Fenchel, Petersilie, Pastinaken, Dill • Zwiebelgewächse: Porree, Speisezwiebeln • Leguminosen: Mark - und Zuckererbsen, Buschbohnen, Dicke Bohnen • Gänsefußgewächse: Mangold, Rote Bete, Spinat

Bei der Einteilung in Pflanzenfamilien können die Vorteile der Mischkultur zur Schädlingsabwehr und zur Verminderung des Krankheitsdruckes nicht voll ausgenutzt werden. Dafür kann man gewährleisten, dass nicht zwei oder mehrere Jahre hintereinander Pflanzen derselben Familie auf dem gleichen Standort angebaut werden, was besonders bei Kohl unbedingt zu vermeiden ist.

c.) Einteilung in Tief- und Flachwurzler

Zur Erreichung einer optimalen Bodengare kann man die Kulturen in Tief- und Flachwurzler einteilen und möglichst gemischt anbauen. So ist gewährleistet, dass die Nährstoffe im Boden bis in die tieferen Schichten genutzt werden können.

• Tiefwurzler: Bohnen, Blattkohl, Kürbis, Mangold, Möhren, Pastinaken, Porree, Rote Bete, Schwarzwurzeln

• Flachwurzler: Erbsen, Salat, Gurken, Kartoffeln, Kohlrabi, Zwiebeln, Mais, Radieschen, Sellerie, Spinat

d.) Einteilung nach dem Standortbedarf der Gemüsearten

Die Einteilung nach dem Standortbedarf ist ebenfalls nur sinnvoll, wenn man sie für die Bildung einer Mischkultur nutzt. So können Kulturen mit hohem oberirdischem Standraumbedarf mit Kulturen, die hauptsächlich unterirdisch viel Platz benötigen gemischt werden. Außer Acht gelassen ist dabei die Frage des Nährstoffbedarfs der Kulturen.

• Viel oberirdischen Platz benötigen: Bohnen, Kopfkohl, Brokkoli, Kürbis, Wildtomate, Zucchini • Wenig oberirdischen Platz benötigen: Kohlrabi, Möhren, Zwiebeln, Spinat, Radieschen, Porree,

Petersilie, Rote Bete, Mangold

e.) Einteilung nach der Kulturdauer der Pflanzen

• Kurzlebige Gemüsekulturen: Radieschen, Spinat, Salat

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Die Zusammenfassung von mehreren Kulturen mit einer kürzeren Entwicklungsdauer kann sinnvoll sein, wenn nach Abräumen der Kulturen eine Zwischenkultur geplant ist. Weitaus günstiger aber kann es sein, kurzlebige Gemüsekulturen als Lückenfüller neben langlebigen Kulturen anzubauen. Diese brauchen oft lange, um den Boden vollständig zu bedecken, so dass eine sechs- bis achtwöchige Kultur die Fläche ausnützen könnte. Kombinationen können z. B. Spinat neben Wildtomaten oder Radieschen neben Kürbis sein.

f.) Einteilung nach direkten oder indirekten Förderungen

Einige Kulturen begünstigen sich positiv durch Geruchsstoffe oder Wurzelausscheidungen. Solche Effekte sollte man unbedingt ausnützen, um den Schädlings- und Krankheitsdruck möglichst niedrig zu halten. Besonders gute Kombinationen sind:

• Zwiebelgewächse mit Doldenblütler = Zwiebeln, Porree mit Möhren, Dill oder Fenchel in Mischkultur. Durch die Vermischung der Duftstoffe wird der Befall mit Möhrenfliege, Zwiebelfliege und Lauchmotte vermindert (Reihe 7-18).

• Leguminosen mit Kohlgewächse = Buschbohnen neben Kopfkohlarten. Die Stickstoffsammlung in den Knöllchenbakterien der Leguminosenwurzeln kommt dem hohen Nährstoffbedarf des Kohls zugute.

g.) Beispiel einer Mischkultur

Bei dem nebenstehenden Mischkulturbeispiel wurden mehrere der vorgestellten Einteilungen und optimalen Nachbarschaften berücksichtigt. So werden z.B. Bohnen zur besseren Nährstoffversorgung zwischen zwei Kohlreihen angebaut (Reihe 43-45). Außerdem werden Möhren und Zwiebelgewächse im Wechsel gesät bzw. gepflanzt, dadurch wird der Befall mit Möhrenfliege gut eingeschränkt (Reihe 7-18). Die schnell räumenden Kulturen wie Radieschen und Spinat sind neben den Kulturen gesät, die erst im Laufe des Sommers viel Platz benötigen, wie Kürbis, Gurke und Zucchini. Die Zuckererbsen sind am Rand gesät, damit sie den umlaufenden Zaun der GemüseSelbstErnte-Anlage als Stütze verwenden können.

2.4 Fruchtfolgemöglichkeiten einer GemüseSelbstErnte

2.4.1 Fruchtfolge mit landwirtschaftlichen Kulturen

Wenn ein Fruchtwechsel mit anderen landwirtschaftlichen Kulturen möglich ist, muss lediglich die Stellung der Gemüsefläche in der Fruchtfolge beachtet werden. Idealerweise sollte Gemüse nach einer Getreidefrucht oder nach einem Kleegras angebaut werden, nicht so günstig ist die Fruchtfolgestellung nach einer Hackfrucht. Eventuell muss im Herbst oder im Frühjahr vor der Selbsternte-saison Mist oder Kompost ausgebracht werden, da sonst die nähr-stoffliebenden Kulturen wie Kohl oder Kürbis unterversorgt wären.

Querschnitt einer Parzelle 1. Zuckererbsen 2. Kartoffeln

3. Kartoffeln 4. Kartoffeln

5. Kartoffeln 6. Strohblumen

7. Möhren spät 8. Möhren spät

9. Fenchel 10. Porree

11. Pastinaken 12. Porree

13. Salat + Kohlrabi (2) 14. Säzwiebeln

15. Möhren früh 16. Steckzwiebeln

17. Möhren früh 18. Steckzwiebeln

19. Radieschen (1) 20. Zucchini

21. Puffbohnen 22 Radieschen (2)

23. 24.

Kürbis

25. Rote Bete 26. Rote Bete

27. Basilikum 28. Petersilie

29. Schnittsalat 30. Salatrauke

31. Markerbse 32. Markerbse

33. Zuckermais 34.

35.

Tomaten + Gurken

36. Spinat

37. Spinat 38. Dill

39. Schwarzwurzeln 40. Salat + Kohlrabi (1)

41. Wirsing + Kohlrabi 42. Sellerie

43. Brokkoli 44. Bohnen

45. Weißkohl 46. Rotkohl

47. Strohblumen 48. Mangold

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2.4.2 Fruchtfolge mit anderen Gemüsekulturen

Der Fruchtwechsel mit anderen Gemüsekulturen ist eher problematisch, da es leicht zu Fruchtfolgeproblemen kommen kann. Besonders wenn die Auswahl der Gemüsekulturen in einer Selbsternte einen hohen Kohlanteil aufweist. Deswegen empfiehlt sich auf jeden Fall die Rotation mit einer Grünbrachefläche, sei es Kleegras oder ein anderer Gründünger. Dieses Fruchtfolgeglied gewährleistet nicht nur einen Nährstoffinput, sondern ermöglicht auch einen größeren Abstand in der Fruchtfolge für problematische Kulturen.

2.4.3 Fruchtfolgemöglichkeiten auf einer dauerhaften Fläche

Wenn die GemüseSelbstErnte jedes Jahr auf derselben Fläche angebaut wird, gibt es verschiedene Fruchtfolgemöglichkeiten. Auf jeden Fall sollte die gesamte benötigte Fläche 50 bis 100 % größer berechnet werden, als für die Parzellenanlage nötig ist. Nur dann hat man Spielraum, um auf einem Drittel oder sogar auf der Hälfte der Fläche eine Grünbrache anzusäen, die in der GemüseSelbstErnte-Fruchtfolge mitrotieren kann. Dies ist nicht nur hinsichtlich der Fruchtfolgeprobleme bei zu enger Kulturfolge nötig, sondern auch von Vorteil im Hinblick auf das Nährstoffangebot für die Gemüsekulturen. Außerdem kann dann flexibel auf einen Zuwachs an Parzelleninteressenten reagiert und eventuell problemlos die Parzellenanlage vergrößert werden.

2.4.3.1 Brache – Starkzehrer – Mittelzehrer – Schwachzehrer

Bei dieser vierjährigen Fruchtfolge müssen die Kulturen klar getrennt werden in Stark-, Mittel- und Schwachzehrer. Nur dann ist es jeder Kultur möglich, das nötige Nährstoffangebot zu erhalten. Stellt sich bei dem Block der Mittelzehrer heraus, dass diese bereits etwas unterversorgt sind, muss auf jeden Fall vor der nächsten Saison mit Hilfe von einer Kompostgabe aufgedüngt werden. Da die Gründüngung nur einjährig angebaut wird, sollte zum Bracheumbruch auch noch Mist ausgebracht werden, um ausreichend Nährstoffangebot für die folgenden Starkzehrer zu haben. Die einjährige Grünbrache bietet nur eingeschränkte Möglichkeiten hinsichtlich der Unkrautbekämpfung, deswegen sollte sie möglichst früh gesät und mehrmals im Laufe des Jahres gemäht werden. Auch bei der Auswahl der Grünbrachekultur sollte eine schnell wachsende und dicht schließende Kultur bevorzugt werden.

Feld Jahr

1 2 3 4

Kompost Gründüngung 2004 Starkzehrer Mittelzehrer Schwachzehrer Mist

Kompost Gründüngung 2005 Mittelzehrer

Schwachzehrer Mist

Starkzehrer

Kompost Gründüngung 2006 Schwachzehrer Mist

Starkzehrer Mittelzehrer

Gründüngung Kompost 2007 Mist

Starkzehrer Mittelzehrer Schwachzehrer

2.4.3.2 Brache – Brache – Gemüse – Gemüse

Diese Fruchtfolgemöglichkeit schließt den Fruchtwechsel innerhalb einer GemüseSelbstErnte-Anlage ein. Das bedeutet, dass im zweiten Jahr Gemüseanbau nicht die gleiche Reihenfolge der Gemüsereihen eingehalten werden kann wie im Vorjahr. Damit z. B. Kohlgewächse nicht zwei Jahre hintereinander auf derselben Fläche angebaut werden, sollten die Kohlreihen unbedingt ausgetauscht werden. Eine Möglichkeit wäre es, den gesamten Anbauplan im zweiten Jahr seitenverkehrt zu wiederholen. Als Grünbrache sollte hier ein mehrjähriges Kleegras eingesät werden, der Aufwuchs kann ggf. auch als Viehfutter genutzt werden. Die Grünbrache sollte im Frühjahr möglichst zeitig eingesät werden, damit zwei volle Vegetationsperioden ausgenutzt werden können. Je nach Bodenart muss sie bereits am Ende des

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zweiten Jahres umgebrochen werden oder erst im Januar/Februar des dritten Jahres. Wird die Grünbrache mehrmals gemäht, ist eine gute Beikrautunterdrückung gewährleistet.

Feld Jahr

1 2

Gemüse 2004 Brache Mist

2005 Brache Gemüse

Gemüse 2006 Mist

Brache

2007 Gemüse Brache

2.4.3.3 Brache – Gemüse – Gemüse

Diese intensive Form des Gemüseanbaus erfordert einen klar abgegrenzten Kulturwechsel innerhalb der GemüseSelbstErnte. Sonst können über kurz oder lang Fruchtfolgeprobleme auftreten wie Kohlhernie oder andere Krankheiten. Es muss beachtet werden, dass jede Pflanzenfamilie mindestens vier Jahre Abstand haben sollte, bevor sie wieder auf derselben Fläche angebaut wird.

Feld Jahr

1 2 3

Kompost 2004 Gründüngung Gemüse Gemüse

Kompost 2005 Gemüse Gemüse

Gründüngung

Kompost 2006 Gemüse

Gründüngung Gemüse

Kompost 2007 Gründüngung Gemüse Gemüse

2.5 Grundbodenbearbeitung

Die Grundbodenbearbeitung sollte spätestens im März erfolgen, damit eventuelle Grünrückstände sich noch im Boden zersetzen können und Unkrautsamen bereits einmal die Möglichkeit haben zu keimen. Kurz vor Beginn der Sä- und Pflanzarbeiten sollte noch einmal flach gefräst oder geeggt werden, dadurch können viele der bereits aufgelaufenen Unkräuter bekämpft werden. Wenn der Boden zu früh in eine Feinstruktur gebracht wird, können Probleme mit späterem Unkrautdruck und Verschlämmung des Bodens auftreten.

2.6 Reihen- oder Beeteinteilung

Unmittelbar vor den Aussaaten sind die Reihen und ihre Abstände festzulegen. • Mit dem Schlepper können Spuren über die Selbsterntefläche gezogen und die entstandenen Beete

genutzt werden. Diese können dann wahlweise mit mehreren Reihen bepflanzt oder besät werden. • Man kann auch mit dem Spuranreißer der Sämaschine arbeiten und diesen jeweils auf den

erwünschten Abstand zur nächsten Reihe einstellen. • Oder es wird ein Reihenzieher eingesetzt mit dem die nötigen Spuren – besonders vor dem

Pflanzen – gezogen werden können.

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2.7 Sä- und Pflanzarbeiten Die Sä- und Pflanzarbeiten könnten bei einigen Kulturen bereits im März beginnen, z.B. bei Puffbohnen, Spinat und Steckzwiebeln. Doch empfiehlt es sich aus Gründen der Arbeitswirtschaft und der Unkrautbekämpfung nicht vor Mitte April zu beginnen. Denn wenn zu früh mit den Ansaaten begonnen wird, muss man eventuell noch für Frostschutz sorgen und außerdem mindestens ein- bis zweimal hacken, bevor die Parzellen an ihre Nutzer übergeben werden können. Bewährt haben sich zwei bis drei Pflanz- und ebenso viele Aussaattermine. Nachfolgende Tabelle zeigt eine sinnvolle Staffelung mit den daraus resultierenden Ernteterminen, angepasst an die klimatischen Verhältnisse Nordhessens.

Tabelle: Aussaat (A), Pflanzung (P) und Erntezeitraum (E) verschiedener Gemüsearten in einer GemüseSelbstErnte

Gemüse April Mai Juni Juli August Sept. Okt. Nov.

Kartoffeln A E............ .............. ..............

Radieschen (1) A E......

Puffbohnen A E......

Spinat A E…........ ........

Zwiebeln A E….. .......

Schwarzwurzeln A E............ ......

Zuckererbsen A E......

Möhren früh A E...... ..............

Möhren spät A E............ .............. .............. ......

Schnittsalat A E..... .............. .............. ..............

Salatrauke A E..... .............. .............. ..............

Radieschen (2) A E ......

Markerbsen A E......

Buschbohnen A E...... …….

Mangold A E…........ .............. .............. .............. ......

Rote Bete A E............ .............. .............. .............. ......

Petersilie A E...... .............. .............. ..............

Dill A E...... .............. ..............

Basilikum A E….. .............. .............. ..............

Kohlrabi (1) P E …

Kopfsalat (1) P E….

Wirsing P E...... ..............

Kohlrabi (2) P E….

Kopfsalat (2) P E ...

Porree P E..... .............. .............. ......

Sellerie P E............ ..............

Brokkoli P E............

Weiß-/Rotkohl P E..... ………… ..............

Wildtomaten P E........... .............. ..............

Zucchini P E…….... .............. .............. ..............

Kürbis P E............ .............. .............. ......

Grünkohl P E...... ......

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2.8 Parzelleneinteilung und Übergabe Kurz vor der Übergabe an die Nutzer muss die gesamte Selbsterntefläche noch in Parzellen unterteilt werden. Sollte man einen Zaun um die Selbsternteanlage ziehen müssen, sei es wegen seiner öffentlichen Lage oder wegen Wildverbiss, hat es sich bewährt, die Zaunpfähle im Parzellenabstand zu setzten. Bei einer gewählten Parzellengröße von 25 m x 3,50 m müssen also alle Zaunpfosten im Abstand von 3,50 m gesetzt werden, diese können gleich mit der dazugehörigen Parzellennummer gekennzeichnet werden. Zur Abgrenzung der Parzellen kann man eine Schnur knapp oberhalb des Bodens spannen, die zum Saisonende wieder eingesammelt werden muss. Oder es wird den Parzellennutzern überlassen, sich direkt nach der Parzellenübergabe einen kleinen „Grenzpfad“ anzulegen. In diesem Fall empfiehlt sich, zusätzlich in der Beetmitte kleine Holzpflöcke oder andere Markierstäbe zu stecken, um die Beetgrenze zu markieren. Die Übergabe sollte spätestens nach den Eisheiligen und dem letzten Pflanztermin (Kürbis-, Zucchini- und Tomatenpflanzen) erfolgen. In diesem Fall übernehmen die Parzellennutzer eine „fertige“ Fläche, auf der sie bis zur ersten Ernte nur gießen, jäten und hacken müssen. Eine andere Möglichkeit ist, die Parzellen bereits Anfang Mai zu übergeben. Dann sind zwar die Aussaaten abgeschlossen, aber die Pflanzarbeiten müssen z. T. von den Nutzern übernommen werden. Dies verschafft dem Betrieb eine Arbeitsentlastung, da sowohl das Pflanzen, als auch die Zuständigkeit für die Unkrautbekämpfung in der ersten Maihälfte entfallen. Doch verlangt es vom Parzellennutzer einen größeren Einsatz und vermindert unter Umständen die zu erhebende Parzellengebühr wegen der größeren Eigenleistung der Parzellennutzer.

2.9 Saatgut und Jungpflanzen

Die Saatgut- und Jungpflanzenbestellungen sollten bereits im Januar (spätestens im Februar) gemacht werden. Vergriffene Sorten können dann noch problemlos durch Ersatzsorten ausgetauscht werden. Bei den Jungpflanzenbestellungen muss bedacht werden, dass die Aussaaten in einem Anzuchtbetrieb ca. acht Wochen vor der Auslieferung/Pflanzung erfolgen. Bei den Bestellmengen sollte mit eingerechnet werden, ob den Selbsterntern im Laufe des Sommers auch Saatgut zum Erwerb zur Verfügung gestellt werden soll. Dann ist bei ökologisch wirtschaftenden Betrieben auf jeden Fall gewährleistet, dass auch nur ökologisches Saatgut von den Nutzern ausgesät wird. Ähnliches gilt auch für die Jungpflanzen: Wenn man verhindern will, dass die Parzellennutzer in der Saison Jungpflanzen von einem konventionellen Erzeuger nachpflanzen, muss man selbst für ein Jungpflanzenangebot sorgen. Dazu empfiehlt es sich an zwei Terminen Ende Juni und Ende Juli Jungpflanzen zum Erwerb bereitzustellen.

2.9.1 Saatgutbedarf einer GemüseSelbstErnte (für 20 Parzellen)

Art TKG Pflanzen pro m

Samen pro m (80 % keimfähig)

(Mindest-) Verbrauch pro Reihe (70 m)

(Mindest-) Verbrauch

durch Nutzer

Gemüse: Markerbse 200-300 g 12 15 300 g 100 g Zuckererbse 200-300 g 12 15 300 g 200 g

Buschbohne 250-450 g 12 15 450 g 200 g Puffbohne 1000 g 12 15 1000 g

Möhre, früh 1-1,5 g 50 63 7 g Möhre, spät 40 50 6 g 10 g

Schwarzwurzeln 12-14 g 15 19 20 g 10 g Rote Bete 15-20 g 10-15 19 30 g 5 g

Stielmangold 17-20 g 10-15 19 30 g 5 g Spinat 10 g 20 25 20 g 50 g

Wilde Rauke 0,25 g 50 63 1,1 g 5 g

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Salatrauke 2 g 50 63 9 g 10 g Radies 9 g 40 50 32 g 70 g

Rettich 10 g 10 13 10 g 10 g Pflücksalat 1 g 20 26 2 g 20 g

Zuckermais 150-250 g 10 13 230 g 35 g Zwiebeln 3,5-4 g 30 38 11 g

Kräuter: Dill 1-2 g 100 125 18 g 5 g Petersilie 1,2-1,8 g 100 125 16 g 5 g

Basilikum 1,2-1,7 g 100 125 14 g 5 g

Blumen: Strohblume 5 g 30-40 50 18 g

Sommerblumen-mischung

30-40 50 40 g

Sonstiges Saatgutangebot für Nutzer: Feldsalat 20 g Bindesalat 5 g

Zichoriensalat 5 g Ringelblumen 50 g

2.9.2 Steckzwiebelbedarf einer GemüseSelbstErnte (20 Parzellen)

Steckzwiebeln 1 kg = 400 Stück

20 20 5 kg

2.9.3 Jungpflanzenbedarf einer GemüseSelbstErnte (für 20 Parzellen)

Reihe Kultur Pflanzabstand Pflanzenbedarf

1. Pflanzung: 17.-19. Kalenderwoche Kopfsalat 25 cm 150 Stück 1 Reihe Salat und

Kohlrabi gemischt Kohlrabi 25 cm 150 Stück Wirsing 30 cm 150 Stück 1 Reihe Wirsing und

Kohlrabi gemischt Kohlrabi 30 cm 150 Stück

2. Pflanzung: 19.-21. Kalenderwoche Kopfsalat 25 cm 150 Stück 1 Reihe Salat und

Kohlrabi gemischt Kohlrabi 25 cm 150 Stück

1 Reihe Brokkoli 30 cm 250 Stück 1 Reihe Weißkohl 30 cm 250 Stück 1 Reihe Rotkohl 30 cm 250 Stück 1 Reihe Sellerie 30 cm 250 Stück 1 Reihe Fenchel 30 cm 250 Stück 2 Reihen Porree 10 cm 1.400 Stück

3. Pflanzung: nach den Eisheiligen Hokkaido 1,75 m, 2 Pfl./Parzelle 20 Stück 1 Reihe Kürbisse, zwei

Sorten Butternut oder Zentner 1,75 m 20 Stück

1 Reihe Zucchini 1,75 m 40 Stück

1. Nachpflanzung durch GemüseSelbstErnter: Ende Juni Salat, Kohlrabi, Spitzkohl Ca. 10 Pfl./Parzelle 200 Stück

2. Nachpflanzung durch GemüseSelbstErnter: Ende Juli Salat, Kohlrabi, Endivien Ca. 10 Pfl./Parzelle 200 Stück

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3 Arbeits- und Betriebswirtschaft der GemüseSelbstErnte Die Arbeits- und Betriebswirtschaft einer GemüseSelbstErnte in diesem Leitfaden ist anhand der Erhebungen auf der Domäne Frankenhausen in den Jahren 1999 bis 2003 (20 bis 70 Parzellen) errechnet worden. Auf anderen Betrieben können die Zahlen und somit die ermittelten Werte durchaus abweichen.

3.1 Arbeitseinsatz

Den Arbeitsaufwand in einem Selbsternteprojekt kann man in vier Teilgebiete aufteilen: 1. Organisationsaufwand, 2. Praktischer Anbau auf dem Feld, 3. Information und Beratung für die Selbsternter, sowie Veranstaltungen für und mit den Selbsterntern, 4. Infrastrukturelle Arbeiten.

Dabei kann der zeitliche Aufwand für die einzelnen Arbeitsbereiche auf den unterschiedlichen Betrieben stark voneinander abweichen. Zu 1.: Im Organisationsaufwand sind alle Dinge erfasst, die mit der Planung des Anbaus zusammenhängen, Adressenverwaltung und Einladungen an die Selbsternter sowie jegliche Büroarbeit, die mit der GemüseSelbstErnte zusammenhängt. Auch die Werbung für das Projekt zählt dazu. In den ersten beiden Jahren muss auf jeden Fall Zeit für mehrere Zeitungsartikel und die Erstellung sonstiger Werbematerialien wie z. B. eines Faltblattes zur Auslage in öffentlichen Einrichtungen eingeplant werden. 4 Zu 2.: Die praktische Arbeit umfasst die Grundbodenbearbeitung, den eigentlichen Anbau, die Pflege eines eventuell vorhandenen Kräuterbeetes und die herbstlichen Ackerarbeiten wie Mulchen oder Fräsen der Ernterückstände. Der zeitliche Einsatz in diesem Bereich ist stark abhängig von der maschinellen Ausstattung des Betriebes: Gibt es eine Sä- oder Pflanzmaschine? Auch ohne veränderte maschinelle Ausstattung wird der Arbeitsaufwand in diesem Bereich im Laufe der Jahre durch die zunehmende Erfahrung mit Gemüseanbau leicht abnehmen. Zu 3.: Der dritte Teil der Arbeitsaufgaben – die Information und Beratung für die Parzellennutzer - ist sehr variabel: Je nach Interessenlage und den zeitlichen Möglichkeiten der Betriebsfamilie kann man den Kontakt zu den Selbsterntern intensivieren und die Selbsternter dadurch stark an den Hof binden. Dies kann von Vorteil sein, wenn der Hof beispielsweise eine Direktvermarktung hat und die Selbsternter als zusätzliche Kunden gewinnen will. So könnte den Selbsterntern über die Saison eine wöchentliche Informations- und Beratungsstunde angeboten und einen Schaukasten mit ständig aktuellen Hinweisen, Erntetipps oder auch Rezepten aufgestellt werden. Außerdem könnte man ein Sommerfest oder ein Erntefest planen, gemeinsames Kartoffelernten oder ähnliches. Im Winter könnte bereits ein erstes Infotreffen für die Selbsternter der nächsten Gartensaison angeboten werden, um sich auch in der dunkleren Jahreszeit in den Köpfen der Parzellennutzer präsent zu halten. Bei diesem Treffen könnte der Parzellen-Anbauplan für das nächste Jahr vorgestellt werden und danach eventuelle Sorten- oder Kulturwünsche der Parzellenutzer in die Saatgut- und Jungpflanzenbestellungen mit einfließen lassen. Wenn an einem engeren Kontakt kein Interesse besteht, kann das Angebot für die Selbsternter minimiert und als einzige Veranstaltung die Parzellenübergabe organisiert werden. Auch in diesem Fall bietet es sich an, eine Pinnwand oder einen Schaukasten zu installieren, wo nötige Zusatzinformationen ausgehängt werden und eventuell auch Fragen der Nutzer beantwortet werden können. Zu 4. Die infrastrukturellen Arbeiten hängen von der Lage des Hofes und des Feldes ab: Liegt das Feld in unmittelbarer Nähe zu einem Spazierweg oder gibt es Wild in der Nähe, muss auf jeden Fall ein Zaun gezogen werden. Die Höhe des Zaunes ist abhängig von der Art des Wildes, für Hasen kann schon ein 80 cm hoher Zaun reichen, für Spaziergänger mit Hunden reichen auch 60 cm um zu signalisieren: Hier ist ein Privatfeld, kein freier Zutritt für jedermann! Unter Umständen ist es günstiger, das gesamte Feld mit einem festen Zaun zu begrenzen; vor allem wenn klar ist, dass die GemüseSelbstErnte auch in den nächsten

4 Vorlagen für ein Plakat und einen Flyer zu Werbezwecken sind im Internet unter www.oekolandbau.de unter der Rubrik „Erzeuger“ zu

finden.

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Jahren auf der gleichen Fläche bestehen bleibt. Außerdem muss bedacht werden, dass eventuell Parkplätze für die Selbsternter geschaffen werden müssen: Ist auf dem Hof oder am Feldrand genug Platz für zwei bis drei Autos? Bei 20 bis 40 Parzellen sind selten mehr als drei Familien gleichzeitig auf dem Gemüsefeld. Ist eine Gemeinschaftsfläche für die Selbsternter geplant, auf der z. B. eine Schaukel und ein Sandkasten und vielleicht auch eine Sitzgruppe stehen, muss diese natürlich im Sommer auch gemäht werden. Die zeitliche Verteilung der anfallenden Arbeiten ist aus folgender Tabelle ersichtlich: Tabelle: Anfallende Arbeiten bei GemüseSelbstErnte-Projekten

Januar Anbauplanung und Infoveranstaltung März/April Saatbettvorbereitung

April/Mai 2-3 Pflanzungen 2-3 Saattermine Zaun ziehen

Mitte Mai Übergabe

Mitte Mai – Ende Oktober Wöchentliche Beratung und Information Wöchentliches Aktualisieren des Schaukastens Pflege des Kräuterbeetes und der Umlage

November Zaun abbauen und Bodenbearbeitung

Im Anhang befindet sich eine Tabelle über die Arbeitszeitverteilung und ihre genaue Zuordnung zu bestimmten Tätigkeiten für das Jahr 2003 in Frankenhausen. Die untenstehende Grafik zeigt den Arbeitsbedarf einer GemüseSelbstErnte in drei Jahren im Vergleich. Die Daten entstammen dem Projekt auf der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen, zum Zeitpunkt der Erhebung war das Projekt bereits etabliert. D.h. der Zeitaufwand für Werbung lief gegen Null, da ca. zwei Drittel der Parzellen bereits von vorneherein an Nutzer des Vorjahres vergeben waren und die restlichen Parzellen durch Weiterempfehlungen der Selbsternter auch noch vor Parzellenübergabe vermietet werden konnten.

Grafik: Arbeitszeitbedarf der GemüseSelbstErnte, Domäne Frankenhausen, drei Jahre im Vergleich

0

20

40

60

80

100

120

J F M A M J J A S O N D

Monat

Arb

eits

stun

den

2001, 40 Parzellen, 158 h

2002, 70 Parzellen, 185 h2003, 70 Parzellen, 195 h

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Wie in der Grafik zu sehen ist, wurde in 2002 die GemüseSelbstErnte um 30 auf 70 Parzellen erweitert. Dennoch ist der Arbeitsaufwand nicht proportional angestiegen. Im Jahr 2001 mit 40 Parzellen wurden fast vier Stunden Arbeitszeit des Landwirtes pro Parzelle benötig und in den beiden Folgejahren mit jeweils 70 Parzellen wurden 2,6 bzw. 2,8 Stunden pro Parzelle benötigt. Die maschinelle Ausstattung war in allen drei Jahren dieselbe: Die Aussaaten wurden mit einer einreihigen Lochbandsämaschine gemacht und die Pflanzen wurden von Hand gepflanzt. Lediglich die Kartoffeln wurden mit einer zwei- bzw. vierreihigen Kartoffellegemaschine gelegt. Der größte Zeitaufwand beim Anbau sind somit die Pflanzungen von Hand, sollte der Betrieb mit einer einfachen zweireihigen Pflanzmaschine ausgestattet sein, würde sich der Zeitaufwand erheblich reduzieren.

3.2 Investitionen

Die Investitionen zum Einstieg in eine GemüseSelbstErnte sind von Betrieb zu Betrieb je nach vorhandener Ausstattung unterschiedlich. Sie können in drei Teilbereiche untergeteilt werden und werden im Folgenden mit jeweils einer Tabelle dargestellt.

3.2.1 Grundausstattung

Die Grundausstattung zum Anbau von Gemüse und zur Anlage einer GemüseSelbstErnte-Fläche ist in folgender Tabelle festgehalten:

Diese Investitionen sind nur einmal bei Beginn einer GemüseSelbstErnte nötig und von der angelegten Parzellenanzahl unabhängig. Sie kann sicherlich auch noch eingekürzt werden, wenn beispielsweise lieber von Hand als mit einer Sämaschine gesät wird. Die angegebenen Preise sind Nettopreise und wurden aufgerundet. Sie wurden dem Katalog eines überregionalen Landhandelanbieters entnommen.

3.2.2 Variable Grundausstattung

Die variable Grundausstattung ist für 20 Parzellen berechnet. Bei diesen Posten muss wahrscheinlich jedes Jahr etwas erneuert, ersetzt oder erweitert werden. Insbesondere die Zaungröße muss jedes Jahr an die aktuelle Parzellenzahl und Flächengröße angepasst werden. Alternativ kann natürlich einmalig ein fester Zaun um das gesamte Gelände gezogen werden, der jährlich nur noch gewartet bzw. repariert werden muss. In diesem Fall muss die eingesparte Arbeitszeit mit den erhöhten Zaunkosten verrechnet werden, da meist eine viel größere Fläche eingezäunt werden muss.

Grundausstattung € Sämaschine Typ HS incl. 2 Lochbänder

750,00

Wasserwagen, alt. Tränkefass/ Badewanne und Schlauch 100 m, 1 Zoll

150,00

Gerätehäuschen oder Gerätekiste

300,00

Schaukasten 230,00

Summe 1.430,00

Variable Ausstattung für 20 Parzellen

Geräte für Nutzer/innen

- Schubkarren 85,00 - 5 Erntekörbe 13,75 - 2 Handschaufeln 7,18 - 2 Spaten 70,00 - 4 Rübenhacken 10,00 - 4 Hacken 21,40

- 4 Kultivatoren 20,00 - 2 Rechen 20,00 - 2 Grabegabeln 46,00 - 2 Gießkannen 7,50

Zwischensumme 300,83 Zaun 200m, 75cm hoch 94,40 Pfosten, 50 Stk 50,00 Etiketten/Randmarkierungen 50,00

Summe 495,23

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3.2.3 Ergänzende Ausstattung

Ergänzend zur variablen Grundausstattung mit Gartengeräten kann den Selbsterntern noch eine Gemeinschaftsfläche angeboten werden. Sinnvoll und einfach zu realisieren ist hier auf jeden Fall ein Sandkasten für Kinder, da viele Kinder früher oder später das elterliche Tun in

der Parzelle ermüdet und sie nach einer Abwechslung suchen. Für die Eltern kann eine Picknickmöglichkeit mit Tischen und Bänken bereitgestellt werden, die einfachere Variante mit einer gemähten Rasenfläche zum Ausbreiten einer Picknickdecke bietet auch schon Komfort. Bei der Anlage eines Kräuterbeetes mit ausdauernden Kräuterstauden ist zu beachten, dass dieses auch gepflegt werden will. Außerdem kann so ein Kräuterbeet nicht einfach mit umziehen, wenn die GemüseSelbstErnte in die landwirtschaftliche Fruchtfolge integriert wird. Das Angebot eines Kräuterbeetes wird jedoch von vielen Parzellennutzern begeistert angenommen.

3.3 Gewinnbeitrag

Der Gewinnbeitrag für eine GemüseSelbstErnte wird anhand des Beispiels der Domäne Frankenhausen vorgestellt. Dabei werden die Jahre 2000 mit 30 Parzellen, 2001 mit 40 Parzellen und 2002 mit 70 Parzellen berechnet. Der Gewinnbeitrag ist jedes Jahr gestiegen, was nicht nur an der gestiegenen Parzellenanzahl liegt, sondern auch an der verringerten Arbeitszeit pro angelegte Parzelle (siehe 3.1). In die Fixkosten der GemüseSelbstErnte wurden die Pacht und die Abschreibungen für die maschinelle Ausstattung miteinbezogen. Tabelle: Gewinn des Betriebszweiges GemüseSelbstErnte auf der Domäne Frankenhausen

Parzellenanzahl im Jahr 30 im Jahr 2000 40 im Jahr 2001 70 im Jahr 2002 Flächenbedarf für Parzellen 2.625 m² 3.500 m² 6.125 m² Flächenbedarf für Gemeinschaftsfläche 200 m² 200 m² 200 m²

Summe Flächenbedarf 2.825 m² 3.700 m² 6.325 m² Leistungen:

140 €/Parzelle 4.200,00 € 5.600,00 € 9.800,00 €

Summe Leistungen: 4.200,00 € 5.600,00 € 9.800,00 €

Fix- und Flächenkosten:

- Pacht, 500 €/ha 141,25 € 185,00 € 316,25 € - Afa maschinelle Ausstattung 100,00 € 100,00 € 100,00 €

Summe Fix- und Flächenkosten 241,25 € 285,00 € 416,25 €

Direktkosten: Jungpflanzen 338,66 € 546,96 € 1.027,66 €

Saatgut 589,60 € 616,78 € 597,14 € Kartoffelpflanzgut (eigen, 3,3 kg/Parzelle, 40 €/100 kg)

39,60 € 52,80 € 92,40 €

Wasser, 1,60 € / m³ 48,00 € 64,00 € 112,00 €

Zaun und Pfosten 140,00 € 140,00 € 140,00 € Gartengeräte für Parzellennutzer/innen 100,00 € 200,00 € 300,00 € sonst. Maschinenkosten 40,00 € 50,00 € 60,00 €

Summe Direktkosten 1.295,86 € 1.670,54 € 2.329,20 €

Summe Kosten 1.537,11 € 1.955,54 € 2.745,45 € Gewinn des Betriebszweiges 2.662,89 € 3.644,46 € 7.054,55 €

Gewinn/ha 9.426,16 € 9.849,89 € 11.153,44 €

Akh 220 h 158 h 185 h

Gewinn/Akh 12,10 € 23,07 € 38,13 €

Ergänzende Ausstattung € Tisch und Bänke 100,00 Sandkasten und Schaukel 100,00

Kräuterbeet 50,00

Summe 250,00

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4 Kunden Der Kontakt zu den Kunden ist die Basis einer erfolgreichen GemüseSelbstErnte. Nur Nutzer, die sich wohlfühlen, werden wiederkommen und das Projekt auch weiterempfehlen. Darum ist es wichtig, dass sich der Betriebsleiter über seine Motive zur Teilnahme an einer GemüseSelbstErnte klar wird. Diese Kenntnis ist auch von besonderer Bedeutung in der Werbung. Hier gilt es diese Gründe herauszustellen um neue Interessenten anzusprechen.

4.1 Charakterisierung der Nutzer einer GemüseSelbstErnte

Zwei Diplomarbeiten an der Universität Kassel (WORTMANN 2000 und GIPTNER 2002) beschäftigten sich mit den Motiven der Nutzer. WORTMANN befragte dabei 16 Nutzer im ersten Jahr der GemüseSelbstErnte auf der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen; GIPTNER befragte 61 Nutzer im vierten Jahr der GemüseSelbstErnte auf der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen und 21 Nutzer im zweiten Jahr auf dem Mittelhammshof in Essen. Die genannten Motive sind eine wichtige Grundlage, da sich aus ihnen die effektivsten Werbemaßnahmen ableiten lassen.

Ausgewählte Motive für die GemüseSelbstErnte

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Gemeinschaftserlebnis

Einblick in die Landwirtschaft

Zusatzangebotegutes Preis-Leistungsverhältnis

Kindern Landwirtschaft zeigen

Erholungschöne Umgebung

Regionalität

HerkunftsgarantieÖkogemüse

in %

Abbildung: Motive der GemüseSelbstErnter/innen nach vorgegebenen Kategorien (GIPTNER 2002)

Dabei zeigte sich, dass der Wunsch nach frischem, biologisch angebautem Gemüse ausschlaggebend ist. Weiterhin sehen die Nutzer es positiv, dass sie die Produktion ihrer Lebensmittel von Anfang bis Ende verfolgen können und somit eine optimale Kontrollmöglichkeit haben. An dritter Stelle steht der hohe Erholungswert der GemüseSelbstErnte, der zum einen durch den fast meditativen Charakter der Gartenarbeit bedingt ist und sich zum anderen durch die Möglichkeit ergibt, mit der ganzen Familie ein schönes Freizeitvergnügen zu erleben. Hausfrauen schätzen die Kontaktmöglichkeit mit anderen Menschen, während ihre Kinder sich selbst beschäftigen. Für Berufstätige steht dagegen oft die ruhige Atmosphäre im Vordergrund. Viele Familien empfinden es zudem als positiv, ihren Kindern die Herkunft von Lebensmitteln zeigen zu können bzw. diese durch Teilnahme an der GemüseSelbstErnte für Gemüse zu begeistern, das in Folge auch gerne verzehrt wird. Entsprechend bilden Familien den größten Part der Nutzergruppe. Das Durchschnittsalter der Erwachsenen liegt dabei zwischen 30 und 45 Jahren. Unter den Paaren ohne Kinder sind oft Menschen der älteren Generation vertreten (siehe Abbildung Haushaltsstrukturen). Die Nutzer der GemüseSelbstErnte haben oft eine akademische Ausbildung; dies deckt sich mit verschiedenen Studien zu Verbrauchern von Lebensmitteln aus biologischem Anbau.

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Haushaltsstrukturen

0,05,0

10,015,020,025,030,035,040,045,050,0

Single Paar Familie mehrereErwachseneohne Kinder

mehrereErwachsene mit

Kindern

in %

Abbildung: Haushaltstrukturen der GSE-Mitglieder (GIPTNER 2002)

WORTMANN (2000) stellt fest, dass fast alle Nutzer einen eigenen Garten haben, der aber aufgrund mangelhafter Kenntnisse im Gemüsebau, wegen schlechter Böden oder negativer Erfahrungen nicht zum Gemüsebau genutzt wird. Manche haben den „Hausgarten“ auch bewusst zum Spielen für ihre Kinder eingerichtet. Oft waren sie begeistert, wenn sie auf das Konzept der GemüseSelbstErnte stießen; manche meinten, unbewusst schon lange Ähnliches gesucht zu haben. Durch die Teilnahme an der GemüseSelbstErnte ändert sich das Ernährungsverhalten der Nutzer. Tendenziell essen sie auf Dauer mehr Gemüse als vorher; weil sie zum Teil auch den Ehrgeiz entwickeln, mit ihren selbst geernteten Lebensmitteln auszukommen, und immer mehr Distanz zu gekaufter Ware entwickeln. Viele von ihnen haben sich vorher nicht mit biologisch angebautem Gemüse ernährt, das ihnen zum einen zu teuer erschien, vor allem aber zu umständlich zu beschaffen war, da der schnelle Gang zum nächstgelegenen Supermarkt oft praktikabler erschien. Hier liegt eine große Chance für die Ab-Hof-Vermarktung. Auch der Bezug zur Landwirtschaft ändert sich bei den Nutzern. Viele Nutzer haben sich zwar schon vorher mit diesem Thema auseinandergesetzt und werden in ihrer Grundhaltung bestätigt. Andere sehen zum ersten Mal, was es bedeutet Lebensmittel zu erzeugen und welche Hindernisse der landwirtschaftliche Betrieb zu überwinden hat. So wird der Einfluss der Witterung auf das Wachstum des Gemüses in der GemüseSelbstErnte direkt erfahren. Selbsternter feiern das Erntedankfest oft zum ersten Mal bewusst und sind stolz und glücklich über ihr eigenes Gemüse. Sie empfinden es als bereichernd eine große Vielfalt an Gemüsearten vorgesetzt zu bekommen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Besonders überzeugend ist für viele Nutzer der Geschmack des selbstgeernteten Gemüses. der ihnen oft auch neue Zugänge zu bisher abgelehnten Arten ermöglicht. Ebenso ist es mit der Nutzung von Kräutern. Als große Bereicherung empfinden es Nutzer/innen auch Blumen ernten zu können. Die notwendige Arbeit zum Pflegen und Ernten (im Durchschnitt 1 h pro Woche) wird als wenig aufwändig bewertet; als schwierig empfinden die Nutzer es jedoch, wenn eine große Erntemenge noch verarbeitet werden muss. Gleichzeitig bewerten sie diese Erfahrung auch als sehr wichtig, gerade im Umgang mit Kindern, um die Wertschätzung von Lebensmitteln zu erhöhen. Ähnlich einzuordnen sind die Erfahrungen, die sie mit Schädlingen gemacht haben5. Nur wenige Nutzer rechnen real aus, wie viel Geld sie durch die GemüseSelbstErnte gespart haben. Zufällige Vergleiche mit dem Gemüseangebot auf dem Markt oder im Supermarkt erhöhen jedoch zusätzlich ihre Zufriedenheit. Das Sparpotenzial ist aber kein ausschlaggebendes Motiv für das Nutzen einer Parzelle.

5 Zwei Aussagen zu Schädlingen:„ Jetzt warn wir doch erstaunt, wie groß die Konkurrenz hier auf dem Land doch ist. Wie viel Wickler

oder ... wie viel Viecher es doch gibt, die uns das denn wegessen, wenn wir nicht schnell genug sind. Ja, das fand ich schon erstaunlich:“; „Jede einzelne Bohne habe ich noch mal in der Hand gehabt, hab sie gedreht und gewendet, da warn fast überall Würmer drin, die haben wir dann alle mit dem Finger so rausgepult ... aber geschmeckt haben sie klasse. (zit. n. WORTMANN 1999)

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4.2 Werbung Da die Teilnahme an der GemüseSelbstErnte weniger von rationalen Überlegungen als vielmehr von sinnlichen Erfahrungen bestimmt wird, müssen die Wünsche nach diesen Erlebnissen durch die Werbung geweckt werden, mit anderen Worten: Über eine kalkulierte Kosten-Nutzen-Rechnung, welche den monetären Wert des geernteten Gemüses bewertet, werden sich wenige Verbraucher erreichen lassen. Es gilt dagegen den ganzheitlichen Aspekt dieses Erlebnisses herauszustellen. Entsprechend funktioniert Werbung für die GemüseSelbstErnte am besten über Bilder. Auf der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen verbreitet sich die Nachfrage inzwischen von selbst. Wer einmal mit seinen Freunden im Sommer auf dem reichhaltigen Gemüsefeld war, dessen Lust ist geweckt. Da es natürlich schwierig ist diese Bedingungen im ersten Jahr der GemüseSelbstErnte zu erzeugen, sollten Bilder (bspw. im lokalen Fernsehsender, im Internet, auf Fotowänden) eingesetzt werden, wo es nur geht. Ähnlich ist es mit der Lust an der Arbeit im Freien. Arbeitszeittechnisch gesehen ist es für den landwirtschaftlichen Betrieb am günstigsten im Januar oder Februar für die GemüseSelbstErnte zu werben. Die Erfahrungen zeigen jedoch, dass ein Großteil der Nutzer erst im Frühling dazustößt, weil es dann erst wieder vorstellbar wird, wie schön es ist sich im Freien aufzuhalten bzw. leckeres Gemüse zu ernten. Beide Aspekte tragen dazu bei, dass es ein Betrieb, der mit GemüseSelbstErnte anfängt, im ersten Jahr schwer haben kann. Auf der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen waren zum Zeitpunkt der ersten Parzellenübergabe im Frühjahr 1999 nur vier Parzellen vergeben, doch kurz nach der Parzellenübergabe kamen noch 9 Nutzerfamilien hinzu, so dass im ersten Jahr 13 Parzellen vermietet werden konnten. Ohne weitere intensive Werbemaßnahmen erhöhte sich die Zahl jährlich; im Jahr 2002 und damit im vierten Jahr der GemüseSelbstErnte waren es bereits 70 Parzellen.

4.2.2 Maßnahmen und Materialien

Die Vorteile für den Verbraucher in der Nutzung der GemüseSelbstErnte wurden bereits zu Anfang herausgestellt. Es gilt sie sich immer wieder vor Augen zu führen um entsprechende Werbemaßnahmen einzusetzen. In ihrer Dissertation fand FLEISCHMANN (1997) zudem heraus, dass die GemüseSelbstErnte zahlreiche psychologische Effekte hat: o Sicherheitsbedürfnisse werden befriedigt; o das eigene Handeln wird als positiv empfunden, o das Arbeiten im Garten erscheint sinnvoll; o die GemüseSelbstErnte bietet ein erfülltes Freizeit-

erleben; o die Arbeit im Garten ist eine vollständige Tätigkeit von

Anfang bis Ende; o neben Spaß an der Arbeit im Freien trägt das Ernten

von Gemüse zu Stolz und Befriedigung bei; o die meditative Arbeit im Garten bedingt eine erheb-

liche Stressreduktion. Bereits vorhandene Kunden können während eines Hoffestes oder im bestehenden Hofladen bzw. am Marktstand auf das neue Angebot aufmerksam gemacht werden. Vor allem das Hoffest bietet dabei eine gute Gelegenheit, die positiven Nebeneffekte des Aufenthalts auf dem Betrieb (bspw. dass die Kinder sich Tiere anschauen können) herauszustellen und über die Sinne Interesse an der GemüseSelbstErnte zu wecken. Zur Erschließung neuer Kundenkreise ist es sinnvoll, sich den typischen Nutzer noch einmal zu vergegenwärtigen. Da es sich vor allem um Familien mit Kindern im Kindergarten- bzw. Grundschulalter handelt, die Interesse an gesunder Ernährung haben, lohnt es sich entsprechend in Einrichtungen für Kinder (Kindergarten, Schule, Hort) und in (Kinder-) Arztpraxen (z. B. auch bei naturheilkundlich oder homöo-

Verbraucher ... « ernten ohne zu säen « ernten frisches, qualitativ hochwertiges Gemüse « verfolgen das Wachstum verschiedener Kulturen « können eine komplette Familie zu einem geringen

Preis mit Gemüse versorgen « erleben mit oder ohne Kinder einen Bauernhof

hautnah « knüpfen Kontakte mit anderen Selbsterntern « erleben ein gesundes Freizeitvergnügen « können ihren Kindern Zusammenhänge im

Gartenbau und in der Landwirtschaft erklären « gärtnern ohne Vorkenntnisse « probieren aus, ob ihnen Gartenarbeit Spaß macht « müssen keinen Schrebergarten pachten und keine

Geräte kaufen « erleben die schönsten Seiten der gärtnerischen

Arbeit im Sommerhalbjahr « können direkt die Herkunft ihrer Lebensmittel

überprüfen « dürfen Fragen stellen

Vorteile für die Verbraucher

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pathisch arbeitenden Ärzten) zu werben. Darüber hinaus sind Bioläden und Reformhäuser interessant. Auf lokalen Veranstaltungen und Messen kann mit einem Stand geworben werden6. Dies hat den Vorteil, dass Verbraucher konkret angesprochen werden können, so dass ihnen die Idee der GemüseSelbstErnte direkt vermittelt werden kann. Bereits angesprochen wurde die Relevanz der sinnlichen Ebene. Werbung ist daher vor allem mit Bildern sinnvoll. Ein Flyer zum Mitnehmen sollte zur Verfügung stehen, der beispielsweise auch in den Briefkästen der näheren Umgebung verteilt wird. Sollte ein Hofladen existieren, ist es sinnvoll ein Plakat zu erstellen, mit dem auch auf lokalen Messen geworben werden kann7. Auch eine Zusammenarbeit mit lokalen Gruppen und Vereinen kann effektiv sein, wenn diese im Umweltschutz oder in der Regionalentwicklung tätig sind. Möglich wäre es auch mit Wandervereinen in Kontakt zu treten, deren Mitglieder sensibel für Naturerlebnisse wie eine GemüseSelbstErnte sind, oder mit lokalen Agenda-Gruppen zu arbeiten. Die selbsternte® in Österreich entstand aus einem Volkshochschulkurs. Auch hier bestehen also Möglichkeiten der Kooperation; beispielsweise mit Teilnehmern eines Kochkurses zur gesunden Ernährung. Da die GemüseSelbstErnte eine sehr innovative Idee ist, berichtet auch die lokale Presse gerne über sie. In vielen Gebieten der Bundesrepublik existiert zusätzlich ein lokaler Radio- oder Fernsehsender, der angesprochen werden sollte. Wichtig ist ein Hinweis im Internet. Teilweise kommen Verbraucher mit der Idee in Kontakt ohne eine Adresse zu haben. Die Recherche übers Internet ist heutzutage dann der erste Schritt um Näheres zu erfahren. Zusätzlich kann hier ein Angebot für Nutzer entstehen, die bereits eine Parzelle gemietet haben8. Ein großes Hoffest bietet eine optimale Möglichkeit, die Verbraucher direkt mit der Idee in Verbindung zu bringen. Dabei können die Flächen vor Ort angesehen werden und der Gedanke, dort zu arbeiten, wird greifbarer; insbesondere, wenn Zusatzangebote auf dem Hof deutlich werden. Diese können einfach in der besonders schönen landschaftlichen Lage oder in der Möglichkeit bestehen, dass die Kinder während der Gartenarbeit ihrer Eltern auf der benachbarten Weide Kühe ansehen können. Auch hier ergibt sich wiederum eine gute Gelegenheit, konkrete Fragen zu beantworten.

4.3 Nutzerordnung Zur Vermietung der Parzellen sollte eine klare Nutzerordnung festliegen (siehe Anhang). Dabei sollte deutlich werden, ob für die Nutzer eine Nachsaat möglich ist. Bei ökologischer Bewirtschaftung der Fläche ist es wichtig, Saatgut und Jungpflanzen anzubieten, da diese in der Regel vom Verbraucher nicht in ökologischer Qualität beschafft werden können. Gleichzeitig ist darauf hinzuweisen, dass nur dieses Material eingesetzt werden darf. Zusätzlich sollte die Nutzung der Gemeinschaftsfläche, insbesondere wenn sie Blumen und/oder Kräuter enthält, festgelegt werden; ebenso auch der Umgang mit vorhandenen Geräten. Der Parzellenpreis sollte erfahrungsgemäß der wirtschaftlichen Situation der Region angepasst sein. Auf der Hessischen Staatsdomäne Kassel liegt er zur Zeit bei 140,- € pro Parzelle (85 m²). Nutzer werden fast durchgängig mit dem Auto kommen. Es ist daher wichtig eine Parkmöglichkeit auszuweisen und festzulegen. Ebenso sollte eine Möglichkeit bestehen eine Toilette zu benutzen. Um Streitigkeiten zu vermeiden ist es sinnvoll die Parzelle in der Reihenfolge der Eingänge des Saisonbeitrags zu vergeben, d.h. wer am schnellsten zahlt, bekommt die günstigste Fläche in unmittelbarer Hofnähe bzw. in Nachbarschaft zum Wasserfass.

4.4 Pflege der Beziehung

Durch die GemüseSelbstErnte werden Kunden oft fest an den Hof gebunden. Dies kann für den Betrieb viele Vorteile beinhalten. Wenn nicht bereits ein Hofladen existiert, ergibt sich spätestens jetzt die Möglichkeit, verschiedene Produkte ab Hof zu vermarkten. Aus den bisherigen Umfragen ergab sich, dass viele Nutzer vor allem gerne Fleisch- und Milchprodukte ab Hof kaufen würden. Durch ein entsprechendes Angebot können viele Mitnahmeeffekte erzielt werden, da sich bei Marktforschungen gezeigt hat, dass vor allem die

6 In Kassel gibt es beispielsweise jährlich einen „Tag der Erde“, auf dem sich Umweltgruppen vorstellen. Die Resonanz auf den Stand

der GemüseSelbstErnte im Jahr 1999 war dabei sehr gut. 7 Vorlagen unter www.oekolandbau.de auf der Erzeuger-Seite. 8 vgl. http://www.wiz.uni-kassel.de/dfh/selbsternte

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Zugänglichkeit von Bio-Lebensmitteln entscheidend für das Kaufverhalten ist. Auch wird oft mehr Verständnis für die Landwirtschaft geweckt. Dies mag vielleicht zunächst auf mehr allgemeiner Ebene entstehen; hat aber auf jeden Fall auch Rückwirkungen auf den Hof. Durch die neuartige Form der Vermarktung, wie sie durch die GemüseSelbstErnte gegeben ist, steigt auf jeden Fall der Bekanntheitsgrad des Hofes in der Region. Da die Nutzer zu sehr unterschiedlichen Zeiten kommen, ist es schwierig die Öffnungszeiten eines eventuell vorhandenen Hofladens auf sie abzustimmen. Jedoch sollten diese Zeiten festgelegt werden und die Nutzer informiert sein, damit sie gegebenenfalls ihre Besuche auf der Parzelle an diesen ausrichten können. Ähnlich ist es mit den Beratungsangeboten auf der GemüseSelbstErnte-Fläche. Um den Arbeitseinsatz des landwirtschaftlichen Betriebes nicht unnötig zu erhöhen ist es auch hier sinnvoll, eine feste Zeit anzubieten und Nutzer auf diese zu verweisen. Die Umfragen haben gezeigt, dass die Verbraucher es als sehr positiv empfinden selbst die Zeit bestimmen zu können, zu der sie zu ihrer Parzelle fahren. Gleichzeitig wünschen sie sich natürlich eine Beratung und die Möglichkeit ab Hof einzukaufen. Information und Beratung sind für alle Kunden und Kundinnen sehr wichtig, die Bereitschaft an entsprechenden Veranstaltungen teilzunehmen ist jedoch eher gering, so dass die Beratung vor Ort den höchsten Stellenwert haben sollte. Die Beratungstermine und die Öffnungszeiten des Hofladens (so vorhanden) können im Schaukasten bekannt gemacht werden. Hier wollen die Nutzer zudem Tipps zur Pflege und Ernte des Gemüses finden. Dabei muss sich der Betrieb bewusst sein, dass auf den Parzellen auch viele „Laien“ arbeiten, die beispielsweise das Wort „vereinzeln“ noch nie gehört haben und daher auch nicht nachvollziehen können, warum diese Tätigkeit sinnvoll ist. Ein Bild einer frisch aufgelaufenen Möhre, um sie von Unkraut zu unterscheiden, kann ebenso wichtig sein wie der Hinweis, dass Brokkoli mehrfach geerntet werden kann. Auch Hinweise zum richtigen Zeitpunkt des Nachsäens und –pflanzens gehören in den Schaukasten. Diese Hinweise können zusätzliche ins Internet gestellt werden, wenn der Betrieb über eine Website verfügt9. Die Parzellenübergabe sollte offiziell gestaltet werden. Auf der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen wird hierbei eine Nutzerurkunde verteilt. Dadurch tritt der Effekt eines gewissen „Besitzerstolzes“ ein, der mit dazu führen kann, dass die Parzelle angemessen gepflegt wird. Auch kleine Sommer- oder Erntefeste, an denen es vielleicht ein gemeinsames Grillen gibt, erhöhen das Zugehörigkeitsgefühl der Nutzer. Auf der Hessischen Staatsdomäne wurde in den letzten Jahren zu einem gemeinsamen Aberntetag zu Saisonende eingeladen, der sehr gern angenommen wurde. Viele Verbraucher sind dankbar über Rezepte und Hinweise zu Verarbeitungs- und Lagerungsmöglichkeiten, wie sie im „Kleinen Handbuch der Gemüsekunde“ zu finden sind10. Dabei ergibt sich wiederum die Möglichkeit Rezeptzutaten im Hofladen bereit zu halten, so dass die Nutzer keine weiteren Wege mehr machen müssen, um ihr Gemüse zu verarbeiten. Zur Kundenbindung tragen zudem Rabattangebote bei. Beispielsweise kann eine Rabattkarte für GemüseSelbstErnter eingerichtet werden, die dann 5 % Nachlass auf Waren ab Hof bekommen. Dies sind eine Reihe von Möglichkeiten von den Nebeneffekten der GemüseSelbstErnte zu profitieren. Die Abwägung zwischen Arbeitseinsatz und Nutzen muss jeder Betrieb für sich selbst treffen.

4.4.1 Nutzereigenarten

Eine GemüseSelbstErnte wirkt immer als Magnet für viele Menschen, den Hof mehr oder weniger regelmäßig zu besuchen. Diese Menschen bringen natürlich auch ihre Eigenarten mit und sind unter Umständen hinsichtlich der Pflegeintensität einer Parzelle nicht einer Meinung mit der Betriebsleitung. Deshalb ist es wichtig, sich von vorneherein darüber im Klaren zu sein, dass nicht alle Parzellen oder das Umfeld immer tadellos aussehen. So sind viele Nutzer überfordert mit dem plötzlichen Unkraut wuchs im Mai/Juni und können sich erst im Laufe der Gartensaison an das Arbeitspensum einer eigenen Parzelle gewöhnen. Für viele ist es auch schwierig, bei anfallendem Ernteüberschuss die Kulturen rechtzeitig zu ernten, zu Hause weiter zu verarbeiten und zu konservieren. Dadurch bleibt immer wieder auch erntefähiges Gemüse überständig auf den Parzellen zurück. Für die Parzellennutzer ist es eine neue Herausforderung,

9 vgl. http://www.wiz.uni-kassel.de/dfh/selbsternte 10 zu finden unter http://www.oekolandbau.de auf der Erzeuger-Seite.

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nicht nur ihren wöchentlichen Bedarf zu ernten, sondern auch angesichts der ungeahnten Mengen für den Winter vorzusorgen und das Gemüse zu konservieren. Auffällig ist, dass eine Hauptbeschäftigung bei der Parzellenpflege das Gießen ist, egal wie die Bodenverhältnisse oder die Pflanzenbedürfnisse sind. Besonders Kindern ist das häufige Bewässern ihrer Pflanzen wichtig und sollte toleriert werden. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Parzellennutzer überwiegend Familien sind, die keine großen gärtnerischen und landwirtschaftlichen Vorkenntnisse haben. Für diese Menschen ist es eine Chance, sich mit dem landwirtschaftlichen Umfeld vertraut zu machen und so einen neuen Bezug zu Umwelt und Natur zu bekommen. Im Gegenzug hat der Landwirt die Chance, zwischen Landwirtschaft und Verbrauchern aktiv zu vermitteln, und so seinem Betrieb zu einem Imagegewinn in der Öffentlichkeit zu verhelfen.

4.5 Die Gemeinschaftsfläche Die Gemeinschaftsfläche ist ein entscheidender Faktor für die Nutzerfreundlichkeit der GemüseSelbstErnte. Hier können sich die Nutzer begegnen und austauschen; hier finden sie vor allen Dingen alles, was sie für ihre Parzelle brauchen. Zur Grundausstattung gehört daher auf jeden Fall ein Wasserbehälter. Das kann eine alte Badewanne, ein nicht mehr benötigtes Güllefass oder Ähnliches sein. Entsprechend sollten ausreichend Gießkannen zur Verfügung stehen. Sie werden gemeinsam mit anderen Gartengeräten im Geräteschuppen untergebracht, der beispielsweise mit einem einfachen Zahlen-Nummernschloss, dessen Zahlenkombination nur den Nutzern bekannt ist, gesichert werden kann. Als erstes sollte jedem Nutzer der immer aktualisierte Schaukasten ins Auge fallen, um Fehler in der Gartenpflege zu vermeiden. Er muss daher einen sehr zentralen Standort haben, an dem jeder Nutzer vorbeikommt, bevor er seine Parzelle betritt. Die Platzierung direkt neben dem Geräteschuppen bietet sich also an. Die Gemeinschaftsfläche ist der ideale Ort um ein Kräuterbeet einzurichten, da jeder Nutzer nur wenig Kräuter braucht bzw. mehrjährige Pflanzen sich schlecht in die Parzelle integrieren lassen. Auch ein zusätzliches Blumenangebot wird gerne angenommen. Sonnenblumen begrenzen die GemüseSelbstErnte-Parzellen in optischer Hinsicht ideal. Ringelblumen (Calendula) sind eine problematische Pflanze auf den Parzellen, da sie zu spät geerntet werden und sich daher stark über Samen verbreiten. Sie sollten besser in das Angebot der Gemeinschaftsfläche integriert werden. Gerade für Familien mit Kindern ist sehr wichtig, dass für die Kinder auch Beschäftigungsmöglichkeiten außerhalb der Parzelle gegeben sind. Ein Sandkasten ist daher ideal. Auch sollte die Gemeinschaftsfläche regelmäßig gemäht werden, damit auch Kleinkinder herumlaufen können ohne zu stolpern. Vorhandene Sitzgelegenheiten geben den Nutzern Gelegenheit miteinander in Kontakt zu treten bzw. die eine oder andere Pause zu genießen. Dieses Angebot kann noch in vielerlei Hinsicht ergänzt werden. Dabei sind weitere Angebote für Kinder wie eine Schaukel oder ein Klettergerüst denkbar. Mit jungen Weidestämmen lässt sich für Kinder eine schöne Höhle bauen, die zudem den Anreiz stärkt im nächsten Jahr wiederzukommen, um zu sehen, wieweit sie schon gewachsen ist. Auch sollte der Betrieb sich vorher überlegen, wohin die Nutzer ihre Gemüseabfälle bringen sollen. Durch das Angebot eines Komposthaufens können die Parzellennutzer ihr Gemüse gleich grob putzen oder entblättern, so werden Nährstoffe auf dem Hof behalten. Denn für viele Verbraucher ist der Gedanke abwegig, ihre Gemüseabfälle einfach auf dem Feld liegen zu lassen.

Ausstattung der Gemeinschaftsfläche

auf jeden Fall: § Wasserbehälter § Geräteschuppen § Schaukasten

nach Möglichkeit: • Blumenbeet • Kräuterbeet • Sitzgelegenheiten • Sandkasten zusätzlich zum Beispiel: § Schaukel § Komposthaufen § Weidenzelt § Klettergerüst

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Quellen BERGAN et al. (2001): Transfer der Gemüseselbsternte; Projektarbeit am Fachgebiet Ökologischer Land- und

Pflanzenbau der Universität Kassel – Sommersemester 2001; BERGAN et al. (2001): Die Gemüseselbsternte – Leitfaden zur Umsetzung auf landwirtschaftlichen Betrieben;

Projektarbeit am Fachgebiet Ökologischer Land- und Pflanzenbau der Universität Kassel – Sommersemester 2001;

BÖHNHARDT et al. (1999): Gemüse selbst ernten; Projektarbeit am Fachgebiet Ökologischer Land- und Pflanzenbau der Universität Kassel – Sommersemester 1999;

BUSCH, MITTELSTRAß UND HEß (2003): GemüseSelbstErnte; Lebendige Erde [6] 2003;

CAMPE ET AL. (2002): Evaluation der Selbsternteprojekte in Österreich; Projektarbeit am Fachgebiet Ökologischer Land- und Pflanzenbau der Universität Kassel – Sommersemester 2002;

FLEISCHMANN (1997): Motive und Einstellungen zur Selbstversorgung („Selbsternte“) und ihr psychologischer Nutzen; Dissertation an der Universität Wien, Grund- und Integrativwissenschaftliche Fakultät;

GIPTNER (2002): Studie zu Einstellungen und Ernährungsverhalten der NutzerInnen einer GemüseSelbsternte; Diplomarbeit am Fachgebiet Ökologischer Land- und Pflanzenbau der Universität Kassel – Wintersemester 2002/2003;

GIPTNER (2002): Betrachtung und Bewertung der Erträge und erntewerte einer GemüseSelbstErnte-Parzelle 2002, sowie ein bewertender Vergleich mit den Ergebnissen der letzten vier Jahre; Projekt arbeit am Fachgebiet Ökologischer Land- und Pflanzenbau der Universität Kassel – Wintersemester 2002/2003;

MITTELSTRAß , HEß (2002): Gemüse-Selbsternte auf landwirtschaftlichen Betrieben – eine neue Direktvermarktungschance; Ländlicher Raum [6] 2002;

MITTELSTRAß , HEß (2002): Nicht säen, aber ernten; bioland [4] 2002;

MITTELSTRAß (2002): Gemüse selbst ernten – innovativer Direktabsatz in Stadtnähe; Gemüse [1] 2002; MORITZ (2003): Gemüseparzellen an Städter vermieten; top agrar [4) 2003;

SCHÜSSLER (2000): Gemüse selbst ernten; Hof direkt [3] 2000;

WORTMANN (2000): Gemüse selbst ernten auf der Domäne Frankenhausen. Ein Beitrag zum nachhaltigen Konsum; Diplomarbeit am Fachbereich 11 der Universität Kassel – Wintersemester 1999/2000;

WORTMANN UND HEß (2001): Gemüse selbst ernten. Ein Beitrag zum nachhaltigen Konsum; Kritischer Agrarbericht (1) 2001.

Literatur FLEISCHMANN, A. [1997]: Motive und Einstellungen zur Selbstversorgung („Selbsternte“) und ihr

psychologischer Nutzen. Dissertation an .... FREYER, B. [2003]: Fruchtfolgen. 3. Auflage, Ulmer Verlag, Stuttgart. HAASE, M. [1988]: Mischkultur. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. KÖNNECKE, G. [1967]: Fruchtfolgen. 3. Auflage. Dt. Landwirtschaftsverlag Berlin. KRUG, H., LIEBIG, H.-P-, STÜTZEL, H. [2002]: Gemüseproduktion. Ulmer Verlag Stuttgart. MEIER-PLOEGER, A. [2001]: „5 am Tag“ – Obst- und Gemüseverzehr unterschiedlicher Altersgruppen in

Karlsruhe. Poster auf dem 38. Wissenschaftlichen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. vom 15.-16. März 2001 in Gießen.

UNIVERSITÄT KASSEL – FACHBEREICH ÖKOLOGISCHE AGRARWISSENSCHAFTEN (Hrsg.) [2003]: GemüseSelbstErnte – Kleines Handbuch der Gemüsekunde. Anbau, Inhaltsstoffe, Verarbeitung und Rezepte. Broschüre. Bezug über: Universität Kassel, Fachbereich 11, Fachgebiet Ökologische Lebensmittelqualität und Ernährungskultur, Nordbahnhofstr. 1a, D-37213 Witzenhausen.

VOGEL, G. [1996]: Handbuch des speziellen Gemüsebaus. Ulmer Verlag Stuttgart. WEINRICH, Ch. [2003]: Mischkultur im Hobbygarten. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart.

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Anhang

1. Saatgutlieferanten für den ökologischen Gemüsebau

(entnommen dem alicon Betriebsmittelkatalog 2002)

Name Adresse Telefon, Fax und mail Pharmasaat GmbH Straße am Westbahnhof

06556 Artern T: 03466 / 324 599 F: 03466 / 300 231 [email protected]

Carl Sperling & Co Hamburger Str. 35 D-21339 Lüneburg

Tel 04131 / 30170 Fax 04131 / 301745

Bruno Nebelung GmbH Freckenborster Str. 32 D-48348 Everswinkel

Tel 02582 / 670209 Fax 02582 / 670270

Dreschflegel GbR Postfach 1213 D-37202 Witzenhausen

Tel 05542 / 502 744 Fax 05542 / 502 758 [email protected]

Ferme de Saint Marthe Bäreneck 4/Efeuhaus D-55288 Armsheim

Tel 06734 / 960013 Fax 06734 / 960014

Rijk Zwaan GmbH Werler Str. 1 D-59514 Welver

Tel 02384 / 501141 Fax 02384 / 501110 Rijk_Zwaan.Welver@t -online.de

Bingenheimer Saatgut AG Kronstr. 24 D-61209 Echzell-Bingenheim

Tel 06035 / 18990 Fax 06035 / 189940 [email protected]

Bornträger & Schlemmer In den Aspen 67591 Offstein

T: 06243 / 905 326 F: 06243 / 905 328

Juliwa-Enza GmbH & Co.KG Eppelheimer Str. 20 D-69115 Heidelberg

Tel 06221 / 53040 Fax 06221 / 530422

Hild Samen GmbH Kirchenweinbergstr. 115 D-71672 Marbach

Tel 07144 / 847311 Fax 07144 / 847399

N.L. Chrestensen Postfach 854 D-99016 Erfurt

Tel 0361 / 2245232 Fax 0361 / 2245112 [email protected]

Vitalis Biologische Zaden Hengwelderweg 6 NL-7383 RG Voorst

[email protected]

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2. Jungpflanzenlieferanten für den ökologischen Gemüsebau

(entnommen dem alicon Betriebsmittelkatalog 2002)

Name Adresse Telefon, Fax und mail

Pharmasaat GmbH Straße am Westbahnhof 06556 Artern

T: 03466 / 324 599 F: 03466 / 300 231 [email protected]

Grüner Kern Elstertal GmbH Floßstraße 3 07613 Crossen

T: 036693 / 20069

Bio-Gärtnerei Watzkendorf GmbH

Dorfstr. 71 17237 Watzkendorf

T: 039826 / 12365 F: 039826 / 13581

Michael Homann Einster Hauptstraße 20 27337 Blender

T: 04233 / 8049 F: 04233 / 8046

Gärtnerei der Werkstatt Begatal

Bahnhofstr. 39 32694 Dörentrup-Begatal

T: 05263 / 949 976 F: 05263 / 949 910

Matthias Hofmeier Oesterweger Str. 52 33775 Versmold

T: 05423 / 2158 F: 05423 / 8447

Bio-Garten Flechtdorf GbmH 34519 Diemelsee-Flechtdorf T: 05633 / 98960 F: 05633 / 98920

Wolfgang Wunderlich Neersbroicher Str. 16 41066 Mönchengladbach

T: 02161 / 663 681 F: 02161 / 663 3461

Gemüsegärtnerei „Grünzeug“ Kruppwinkel 2 49596 Gehrde

T: 05439 / 436 F: 05439 / 2954

Bornträger & Schlemmer In den Aspen 67591 Offstein

T: 06243 / 905 326 F: 06243 / 905 328

Gärtnerei Uli Natterer Leinfelderstr. 41 71665 Vaihingen-Enz

T: 07042 / 12343 F: 07042 / 17631

Gaißer & Fischer Dorfstr. 101-103 72141 Waldorfhäslach

T: 07127 / 3021 F: 07127 / 22663

Christoph Knausenberger Friedrichsruher Str. 80 74632 Neuenstein

T: 07942 / 2360

Bärthele Oberzellerstr. 13 78479 Insel Reichenau

T: 07534 / 7667 F: 07534 / 7858

Gärtnerei Hoch-Reinhard Untere Letten 3 79592 Fischingen

T: 07628 / 941 701 F: 07628 / 941 702

Siegfried Klein 85232 Bergkirchen T und F: 08131 / 82725

Gärtnerei Alexander Pfleghaar

Donau-Lech-Werkstätten 86688 Marxheim

T: 09097 / 809 250 F: 09097 / 809 208

Rainer Engler 86065 Schongau T: 08861 / 7373 F: 08861 / 1272

Dieter Bayrhof Ajen 46 87439 Kempten

T: 0831 / 94795 F: 0831 / 94933

Andreas Storch Schulstr. 48 99310 Holzhausen

T: 03628 / 45550

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3. Arbeitszeit der GemüseSelbstErnte auf der Domäne Frankenhausen 2003

Jan Feb Mär Apr Mai Juni Juli Aug Sep Okt Nov Dez Organisation:

Adressenverwaltung 1 2 1

1. Infoschreiben 3

Anbauplanung 2 Saatgutbestellung 4

Jungpflanzenbestellung 2

Parzelleneinteilung 1

Vorbereitung Übergabe 3

2. Infoschreiben 3 Schaukasteninfo´s 0,5 0,5 0,5

Internetinfo 1 0,5 1 1 1 0,5 0,5 0,5

Infotelefon 0,5

Summe Organisation: 5 8 0 5 6 1,5 1,5 1 1 0,5 0,5 0

Anbau: Düngen 0,5

Pflügen 2

Eggen 1 1

Fräsen 4 Spuren ziehen 1

Einmessen 1

Kräuterbeet 4 8 1 2 1 1 3

Pflanzen 39

Säen 9 4 Kartoffeln legen 2

Zwiebeln stecken 1 3

Blumen säen 1,5

Giessen 5

Etikettieren 1 1 Parzellen abstecken 2

Summe Anbau: 0 2 1 17 70 1 3 1 1 3 0 0

Infrastruktur: Zaun auf- + abbauen 16 1

Wasseranschluß 4 1 Grünfläche mähen 1 1 1 1

Summe Infrastruktur: 0 0 0 0 17 5 1 1 0 0 2 0

Veranstaltungen:

1. Infotreffen 3 Übergabe 4

B & I vor Ort 2 8 8 3 2

Sommerfest 7

Erntefest 5

Summe Veranstaltungen: 3 0 0 0 6 15 8 3 2 5 0 0

Monatssummen 8 10 1 22 99 22,5 13,5 6 4 8,5 2,5 0

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4. Plakatvorlage

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5. Nutzervereinbarung

Vereinbarung für die Saison xxxx für die Nutzung einer Gemüseparzelle

Leistungen

1. Die Rechte zur Bewirtschaftung, d.h. Pflegen und Beernten, einer Parzelle, ab xx. Mai 200x bis ca. November 200x (der genaue Termin wird noch bekanntgegeben), werden mit der Zahlung des Saisonbeitrages auf die Person übertragen.

2. Zum Übernahmetermin stellen wir eine Gemüseparzelle von ca. 85 m² mit 20-25 Gemüsearten bereit.

3. Ein Grundsortiment an Geräten zur Pflege der Parzelle wird ebenfalls bereitgestellt.

4. Wasser zur Bewässerung wird bereitgestellt.

5. Informationen zum Gartenbau werden zur Verfügung gestellt.

Bedingungen zur Parzellennutzung:

1. Die EU-Verordnung (2092/91) zum Ökologischen Landbau ist einzuhalten, d.h. insbesondere auf den Einsatz von leichtlöslichem Mineraldünger und chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln ist zu verzichten. Bei eigenen Saaten und Pflanzungen sind Saatgut und Jungpflanzen aus ökologischer Erzeugung zu verwenden. (Bei Unklarheiten bitte Rücksprache mit der Projektbetreuerin/dem Projektbetreuer).

2. Die Hofordnung muss beachtet werden.

3. Es dürfen keine auf Dauer angelegten baulichen Maßnahmen erstellt werden (wie z.B. Parzellenabgrenzungen u.ä.).

4. Die Geräte, die zur allgemeinen Nutzung zur Verfügung stehen, müssen im sauberen Zustand an den entsprechend vorgesehenen Platz zurückgebracht werden. Für beschädigte Geräte muss aufgekommen werden.

Sonstiges:

1. Der Saisonbeitrag beläuft sich auf xxx €, für eine halbe Parzelle xx €. Die Parzellen werden nach Reihenfolge der Einzahlung vergeben, bei Überhang der Einzahlungen erfolgt selbstverständlich eine Rückzahlung.

2. Für selbstmitgebrachte Gegenstände kann keine Haftung übernommen werden.

3. Für Missernten, die auf natürliche Bedingungen zurückzuführen sind, kann keine Haftung übernommen werden.

4. Die verbindliche Anmeldung erfolgt durch die Überweisung des Saisonbeitrags.

Mit der Überweisung des Saisonbeitrages werden die obengenannten Bedingungen anerkannt.

Bankverbindung: Betrieb xxxx Kreditinstitut BLZ: Kontonummer: Stichwort: GemüseSelbstErnte

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Handbuch der GemüseSelbstErnte

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6. Urkunde zur Parzellenübergabe

Urkunde

für die Nutzung der Gemüseparzelle

Nr. _____

in der Saison 200x

an ____________________

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