Hartwich, O. - Die Grosse Luege - Deutschlands Kriegsschuld (1921, 30 S., Text)

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    Die groe Lge

    Beitrag zur Kriegsschuld-FrageVon O. HartwichDomprediger In Bremen

    Vorsitzender das Volksbundes Rettet die Ehre

    !Herausgegeben vomVolksbund Rettet die EhreZentrale Bremen

    Kostenfreifr Jedermann zu haben Im Bro des Volksbundes

    Rettet die Ehre, Bremen, Gartenstrae 8

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    Da die Feinde in ihren Strafgesetzbchern die Erpressungsparagraphenauch haben, so knnen sie ber das Unmoralische ihrer Handlungsweisenicht im Zweifel, sein. Aber sie knnen sich dennoch einen Schein des

    Rechtes geben, indem sie geltend machen, da der vorliegende Verm-gensvorteil kein rechtswidriger, die Handlung also keine Erpressung"sei. Diesen Schein des Rechtes gewinnen sie vor der Welt dadurch, da siebehaupten, Deutschland sei der allein Schuldige am Weltkriege und mssedafr bestraft werden. Es heit im Artikel 231 des sogenannten Friedens-vertrages: Deutschland erkennt an, da Deutschland und seine Verbnde-ten als Urheber aller Verluste und aller Schden verantwortlich sind. Undin der zum Friedensvertrage gehrigen Mantelnote heit es:Der Krieg, der am 1. August 1914 ausbrach, ist das grte Verbrechengegen die Menschheit und gegen die Freiheit der Vlker gewesen, welches

    je eine Nation, die sich als eine zivilisierte betrachtet, bewut unternommenhat. Die Machthaber Deutschlands haben Europa durch Gewaltandrohun-gen in einem Zustand der Grung erhalten, und als sie festgestellt haben,da ihre Nachbarn entschlossen waren, ihren anmaenden Plnen Wider-stand zu leisten, haben sie sich entschlossen, ihre Vorherrschaft durch Ge-walt zu begrnden, sobald ihre Vorbereitungen beendet waren. Sie habeneinen unterwrfigen Verbndeten ermutigt, Serbien den Krieg binnen 48

    Stunden zu erklren. Sie wuten sehr wohl, da sich derselbe nicht lokali-sieren lasse und den allgemeinen Krieg entfesseln werde. Um diesen allge-meinen Krieg doppelt sicher zu machen, haben sie sich jedem Versuche derVerstndigung und der Konferenz entzogen, bis es zu spt war und derWeltkrieg unvermeidlich geworden ist, jener Weltkrieg, den sie geplanthatten und fr den Deutschland allein unter den Nationen vollstndig ger-stet und vorbereitet war.Und dann heit es weiter: Wenn die Menschheit in Zukunft von der

    Sorge befreit werden solle, da ein Krieg um egoistischer Ziele wil-len erlaubt sei, so msse Deutschland jetzt sein Verbrechen restlosshnen und msse bestraft werden; dafr mten aber gewaltsameBrgschaften geschaffen werden, weil Deutschland ein vertrag-schlieender Teil sei, dessen Versprechungen sich als unzuverlssigerwiesen haben.So sucht die Mantelnote den Eindruck der Widerrechtlichkeit, also dasUnmoralische der Erpressung, zu verschleiern, indem sie die Forderun-

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    gen der Feinde nur als die Vollstreckung eines richterlichen Urteils dar-stellt.Strafbestimmungen gibt es nun aber im Vlkerrechte bisher ber-

    haupt nicht; mithin fehlt dem Strafgedanken des Versailler Vertragesjuristisch schon jede formale rechtliche Grundlage, wenigstens solange,als die Vertragsunterschrift eine erzwungene ist!Drfte man jedoch wirklich, ohne die Deutschen oder die Neutralen zufragen, ins Vlkerrecht strafrechtliche Bestimmungen einfhren, so wrdewenigstens zu fordern sein, da dann der Richter, der die Schuldfrageprft und ein Strafma festsetzt, nicht eine der streitenden Parteien,sondern ein neutraler unparteiischer Gerichtshof wre!

    Die Hohlheit dieser ganzen Sachlage kennen die Feinde auch ganz genau.Daher haben sie es jetzt so eilig, von Deutschland anstelle der erzwunge-nen" Unterschrift eine freiwillige fr ihre unerhrten Wiedergutma-chungsforderungen" zu bekommen, bevor etwa fremde Vlker, besondersauch die Amerikaner, auf die Hinflligkeit dieses Eckpfeilers des ganzenVertrages aufmerksam werden. Daher zittern sie auch vor der Tatsache, daihre eigenen Vlker schon beginnen, an der alleinigen KriegsschuldDeutschlands zu zweifeln. Es wird z. B. berichtet, da Poincare jngst ver-traulich geuert habe, fr Frankreich gebe es nichts Gefhrlicheres,als wenn der Glaube des franzsischen Volkes an Deutschlands alleini-ge Kriegsschuld ins Wanken kme. Demnach kann es fr Deutsch-land nichts Wichtigeres geben, als schleunigst den Beweis vor allerWelt zu fhren, da es nicht der allein Schuldige ist.*) Denn, brichtdiese Anklage als unberechtigt in sich zusammen, so die Wiedergutma-chungsbestimmungen auch revidiert und ihres Strafcharakters entkleidetwerden, und dann knnte endlich etwas zustande kommen, was man

    *) Clemenceau uerte krzlich gegenber dem finnischen General Mannerheim: Niehtten wir eine groe Kulturnation wie die Deutschen so behandelt, wenn nicht nachgewie-senermaen sich die Deutschen die grten und abscheulichsten Verbrechen htten zu-schulden kommen lassen. Aber der Nachweis dieser deutschen Exzesse zwingt uns zu denharten Maregeln." (Vortrag von O. von Stlpnagel Die Schuldanklagen gegen Deutsch-land.)

    juristisch einen Vertrag" nennt, der sowohl vlkerrechtliche Gltigkeithtte, als auch fr uns Deutsche eine innerlich verpflichtende, die

    schmachvollen Brgschaften entbehrlich machende Kraft bese. Die Ti-

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    mes z. B. waren sehr ungehalten, daLloyd George am 22. Dezember1920 sagte, je mehr man das amtliche Material aller Vlker ber denKriegsausbruch lese, desto mehr begreife man, da niemand an leiten-

    der Stelle den Krieg gewollt habe; wir seien vielmehr alle in den Krieghineingeglitten, hineingetaumelt, hineingestolpert. Die Times sagte, mitsolchem Zugestndnis hnge der ganze Versailler Vertrag in derLuft. Und Poincair schrieb in groer Verlegenheit am 27. DezemberI920 im Temps zu diesen Worten Lloyd Georges, dieser habe nur einewohlwollende Formel" gebraucht, als er den Kriegsausbruch aufRechnung eines Verhngnisses gesetzt habe. Denn vor den Gewissen derNationen sei es nicht das Recht des Sieges, so schwere Friedensbedingungen

    zu diktieren, sondern der Ausgangspunkt des Krieges allein rechtfertige diese.Deutschlands Regierende und Volksvertreter scheinen aber leider nochnicht ganz klar zu sehen, welche fundamentale Bedeutung die Verkndi-gung von Deutschlands alleiniger Kriegsschuld fr die Feinde und die bri-ge Welt hat, und wo die Stelle ist, auf der die oft genannten moralischenEroberungen in der Welt gemacht werden knnen und mssen.Der bekannte Deutschamerikaner George Sylvester Viereck*) schreibt inseiner Monatsschrift American Monthly: Wir werden mit Lgen geft-tert in unserer Presse, in unseren Parlamenten, in unseren Enzyklopdien!

    In England, in Amerika, in Frankreich ist jetzt die Lge im Schwinden.Aber, whrend unsere Augesehend geworden, ist das deutsche Volk nochblind.------Der Friedensvertrag, vom Senat der Vereinigten Staaten vercht-lich zurckgewiesen, ist das Werkzeug internationaler Ruberei. UnsereSympathie fr Deutschland ist unbegrenzt, aber wir wnschten, da esmehr Stolz bewiese.------Die Freunde Deutschlands bewundern die Ge-schicklichkeit, mit der die Regierung auf einem Seile in unmglichsterLage balanziert, aber sie wnschten etwas mehrGeist. hnlich uern

    sich andere Auslnder, z. B. der Schweizer Dr. Sauerbeck in seinem vor-zglichen Urkundenwerk ber die Schuldfrage1) oder der Schwede Rud.Kjellen, indem er klagt, dem deutschen Volke sei der politische

    ) Vergl. Der Tag vom 3. Februar 1921

    Verstand verloren gegangen infolge der Schwachheit des Willens, dieweltgeschichtlich unverzeihlich sei,2) oder der schwedische Oberst Lud-vig af Petersens in seiner ausgezeichneten Broschre Nach dem Frie-den.3) Petersens hlt uns wrtlich vor Augen: AlleVertreter der Enten-

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    te haben wahrend des Krieges schone Worte ber den kommendenFrieden gesprochen. Nicht dem deutschen Volke wolle man zuleibe,nur dem Militarismus, der Junkerherrschaft, der Autokratie, dem

    Kaiser usw. Der Friede wurde, ebenso wie alles andere, der Ausdruckhoher Ideale sein, alle wrden ihre Selbstlosigkeit zeigen, da sie janur aus idealen Beweggrnden gekmpft htten. Zugrunde gelegt soll-ten dem Frieden Wilsons 14 Punkte werden, welche Vorschlge u. a.betreffend Selbstbestimmungsrecht der Volker, gerechte Verteilungder Kolonien, Freiheit der Meere usw. enthielten. Petersens gibt unsdann den Fingerzeig, doch einen nordischen Prfungsausschu einzu-setzen, dem Mnner wie Montelius, Hedin, Cassel, Steffen, Kjellen,

    Brandes, Aall u. a. angehren knnten. Aber die Sache msse doch inGang gebracht werden; denn wenn die Entente nicht zugeben wolle, dasie absichtlich Lgen verbreitet, habe, so drfe sie ja gar nichts gegen eineunparteiische Untersuchung einzuwenden haben. Auch der EnglnderBernhard Shaw legt uns ein Vorgehen in, dieser Richtung nahe, indem erdas Material ber die unverbesserliche Heuchelei der englischen Poli-tik darbietet. In gleicher Richtung wirkt die englische Union of Demo-cratic Control, welche die alleinige Kriegsschuld Deutschlands bestreitet,die Feststellung der Schuld der Entente fordert und die an Deutschlandgestellten Ansinnen als Beraubungen und Rechtsverletzungen be-zeichnet. hnlich uern sich die Franzosen Demartial und Quetant.4)Auf diese. auslndischen Stimmen wird hier jedoch nicht hingewiesen, um

    jemandem Vorwrfe. zu machen. Es mu vielmehr anerkannt werden, dader Fhrer der deutschen Friedensdelegation in Versailles deutscheEhre wahrte, als er erklrte!: Es wird von uns verlangt, da wir uns als dieallem Schuldigen bekennen. Das wre in meinem Munde eine Lge. Es

    1) Der Kriegsausbruch. Von Dr. E. Sauerbeck, Basel.2) Zeitung Nya Dagligt Allehanda.3) Deutsch bei Mittler & Sohn, Berlin, S. 27 u. 36.4) Der Tag. 6. Februar 1921.mu anerkannt werden, da auch greste Feinde der alten Regierungnachtrglich der Wahrheit die Ehre gaben; Kautsky z. B., der bekanntlichnach der Revolution von der Regierung den Auftrag hatte, die deut-schen Dokumente ber die Kriegsschuld herauszugeben, erklrt in sei-ner Schrift Delbrck und Wilhelm II.1) auf Seite 37: Es gab eine Zeit in

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    der ich der deutschen Regierung Unrecht tat.------- Ich war sehr berrascht,als ich Einblick in die Akten bekam. Meine ursprngliche Auffassungerwies sich mir als unhaltbar. Deutschland hat auf den Krieg nicht

    planmig hingearbeitet; es hat ihn schlielich zu vermeiden gesucht.Auch hat der Sozialdemokrat Alwin Saenger eine glnzende Verteidi-gungsschrift geschrieben.2) Es mu anerkannt werden, da die Vierer-kommission Hans Delbrck, Albrecht Mendelssohn-Bartholdy, MaxGraf Montgelas und Max Weber darauf drangen, es mochte bei Neuher-ausgabe des deutschen Weibuches von 1919 verffentlicht werden, ihnensei bei ihrem ersten Bericht ber die Kriegsschuld das Fehlen uerst wich-tiger, Deutschland entlastender Aktenstcke in den Staatsarchiven, entgan-

    gen, und diese Stcke htten sich erst wiedergefunden durch Haussu-chung bei der Witwe von Eisner und bei dessen Sekretr Fechenbach.Aber man scheint an magebenden Stellen immer noch in dem Irrtum be-fangen zu sein, da die Entente-Lgen nur den einen Zweck hatten, dasdeutsche Volk" durch Schuldgedanken" in seinem Einheitsbewutseinzu zersetzen, whrend sie zugleich doch auchden andern Zweckhaben, fralle Vlker" in deren Sittlichkeitsbewutsein der Eckpfeiler des Ver-sailler Vertrages zu sein. Den ersten Zweck ihrer Lge haben die Fein-de erreicht; da sie aber auch den zweiten erreichen, mu mit allerKraft verhindert werden, indem wir aus dem Volke heraus daraufdringen, da die Schuldfrage in der ganzen Welt schleunigst aufgerolltwird. Denn der Regierungsprsident a. D. von Gescher in Mnster hatRecht: Neunzehntel der kultivierten Menschheit ist noch heute daraufein geschworen, da wir der schuldige Teil sind3). Man glaubt allerdingsvielfach, die Klrung der Schuldfrage sei, noch nicht mglich,

    1) Verlag: Neues Vaterland, E. Berget, Berlin.2

    ) Alwin Saenger, Die Schuld der deutschen Regierung am Kriege. fr Sozialwissen-schaft, Berlin SW.. Lindenstrae 114.3) Klnische Volkszeitung vom 29. Januar 1921.

    weil die Entente die deutsche Aufforderung, alle einschlgigen Staatsaktengemeinsam einer unparteiischen Prfungskommission zu bergeben, durchClemenceau ablehnen lie mit den Worten: Wir haben die Ehre, zu erkl-ren, da die Alliierten und assoziierten Mchte die Berichte der von derFriedenskonferenz eingesetzten Kommissionen als Urkunden innerer Naturbetrachten, welche Ihnen nicht mitgeteilt, werden knnen.1) Gewi, diese

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    Weigerung der Feinde ist eine Erschwerung fr die Prfung der Schuldfra-ge. Aber einerseits zeugt die Weigerung nicht gerade von einem besondersguten Gewissen, und andererseits vergit man, da wir inzwischen Kennt-

    nis haben vom belgischen Staatsarchiv, da die ganzen sterreichischenAkten neben den deutschen offen zutage liegen, da durch den Suchomli-now-Proze die russischen Akten aufgedeckt sind, da wir durch den ame-rikanischen Geschichtsprofessor Dr. Roland G. Usher ber ein schonvor dem Kriege bestehendes amerikanisch-englisches Geheimabkommenunterrichtet sind2), da durch den Proze Caillaux feststeht, wie Poincaream 1. August im Ministerrate auf Kriegserklrung drngte, um eineLokalisierung" des Krieges auf sterreich-Serbien zu verhindern",

    da seit dem 8. April 1904 ein Geheimabkommen zwischen Englandund Frankreich bestand, welches am 6. November 1912 zu einer eng-lisch-franzsischen Militrkonvention erweitert wurde3), da der Friedens-freund Jaures hiervon Kenntnis erhalten hatte und am 31. Juli 1914,einen Tag vor Kriegsausbruch (!) ermordet wurde, ohne da man sei-nen Mrder Villain verurteilt htte.Mit diesem Material lt sich doch schon so viel klren, da I man die En-tente zwingen kann, entweder auch ihr Material zu' verffentlichen oderfreiwillig auf den Eckfeiler ihres Versailler Diktats zu verzichten undandere Friedensbestimmungen von vlkerrechtlich bindender Kraft mituns abzuschlieen. Was geht nun aus diesem Material hervor? Zunchst dieunerhrte Tatsache, da sterreichs Auenminister Graf Berchtold dieBerliner Regierung und den sterreichischen Kaiser betrog. Er stellteunter lebhaftem Widerspruch des ungarischen Ministerprsidenten,

    1) Klnische Zeitung vom 30. Januar 1921.2) Herausgegeben im Mrz 1915 in Newyork von The Century Co. Seite. 420 und 421.3

    ) Houston Stewart Chamberlain Neue Kriegsaufstze 1915. Seite 79, Bruckmann inMnchen

    Grafen Tisza, fr den Mord in Serajewo ganz bewut Genugtuungsforde-rungen, die unerfllbar waren, ordnete an, da der Wortlaut dieses hartenUltimatums an Serbien der verbndeten Berliner Regierung nicht fr-her bekanntgegeben werden drfte, als allen anderen Regierungen,damit Deutschland in den entscheidenden Stunden in dem Glaubengelassen wrde, da noch friedliche Verstndigung oder wenigstensLokalisierung des Krieges auf sterreich-Serbien mglich sei; er lie

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    Deutschland dadurch in den Augen aller anderen Mchte als doppelzn-gig erscheinen; und er tat dies, weil Bethmann Hollweg keinen Angriffs-krieg dulden wollte.*) Bethmann-Hollweg telegraphierte nmlich am 30.

    Juli 1914: Wir sind zwar bereit unsere Bundespflicht zu erfllen, ms-sen es aber ablehnen, uns von sterreich-Ungarn durch Nichtbeach-tung unserer Ratschlge in einen Weltbrand hineinziehen zu lassen.Eure Exzellenz wollen sich gegen Graf Berchtold sofort mit allemNachdruck und groem Ernst in diesem Sinne aussprechen. GrafBerchtold hat sodann Kaiser Franz Joseph durch eine Unwahrheit zumEinmarsch in Serbien bewogen, hat den letzten englischen Vermittelungs-vorschlag, obgleich er von Berlin aus korrigiert wurde, bewut falsch

    interpretiert und hat schlielich in der Presse die Meldung des Wienerrussischen Botschafters: Deutschland hat den Kopf verloren ge-flscht, in die Worte: Deutschland will den Krieg forcieren. Aber erhat dies getan in dem Glauben, da Osterreich nur so zu retten sei, weilRuland schon beim Morde von Sarajewo hinter Serbien stand, und weil erDeutschland nicht entbehren konnte. Er begriff schon, was Berlin nochnicht begriff, da der Krieg gegen sterreich von Serbien und Rulandgefhrt werden wrde. Es lge also nahe, da wir die Kriegsschuld nunbei Osterreich suchten. Allein man wird gerechterweise anerkennen ms-sen, da es sich fr sterreich-Ungarn wirklich um Sein oder Nichtseinhandelte, da Wien sich die, durch die Serbische Regierung begnstigteErmordung seines Thronfolger-Ehepaares nicht ungeshnt gefallen lassenkonnte, und da Serbien, gesttzt auf Ruland, vier Wochen lang zur Shnekeine Anstalten machte, da es sich also einfach nur noch darum handelte,ob sterreich-Ungarn mit oder ohne Gegenwehr ein Opfer der

    *) Das Wiener Kabinett und die Entstehung de Weltkriege" von Dr. Roderich Goo.

    Amtliche Verffentlichung der vertraulichen Aufzeichnungen.russisch-serbischen Machenschaften werden sollte. Also mit Bezug aufDeutschlands Verwicklung in den Krieg trifft sterreich-Ungarn, genau-er den Grafen Berchtold, zweifellos ein hohes Ma von Schuld. Aber mitBezug auf sterreich-Ungarns Verwicklung in den Krieg liegt die Schuldganz augenscheinlich bei Ruland. Und da Ruland, wie Maxim Gorkinachgewiesen hat1), durch Serbien nur die Balkanfrage aufrollen wollte,und dabei mit der deutschen Kriegsteilnahme ebenfalls nachgewiese-nermaen2) ganz fest rechnete, und da endlich zwischen Frankreich und

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    England, und dann auch noch zwischen Frankreich, England, Belgien undAmerika schon entsprechende Abmachungen seit langem getroffen waren,so wird man die Frage der Kriegsschuld nicht aus dem bloen Kriegsan-

    lasse, sondern aus den lngst bestehenden Kriegsabsichten und aus dennoch tiefer liegenden Kriegsgrnden beantworten mssen.Wer hatte eine Kriegsabsicht? Selbstverstndlich konnte sie nur jemandhaben, der Nutzen aus einem Kriege erwarten durfte! Nicht wahr, fr jedenJuristen oder fr jeden Staatsmann ist es unerllich, immer von der Frageauszugehen Cui bono? d. h. Wem kommt die Sache zu gute? Die En-tente behauptet zwar sehr salbungsvoll in der Versailler Mantelnote, dieMenschheit in Zukunft von der Sorge befreien zu knnen, da einKrieg um egoistischer Ziele willen erlaubt sei; aber was fr Ziele aueregoistischen Kriegslsterne denn sonst noch haben knnten, dies Ge-heimnis wird wohl nur der Entente bekannt sein. Fr andere Vlker bleibtes in jedem Kriegsausbruche bei den Frage: Cui bono?

    1) Maxim Gorki verffentlichte in der Nowaja Shisn vom 19. Februar Folgendes: Am8./21. Februar 1914, also fnf Monate vor Beginn des Weltkrieges, hat in Petersburg eineganz geheime Sitzung stattgefunden, in der der Plan der Eroberung Konstantinopels undder Meerengen ausgearbeitet Wurde. Dabei wurde in Aussichtgenommen, da diese Opera-tionen im Rahmen eines allgemeinen europischen Krieges vorgenommen werden sollten,und die Rollen Serbiens, Bulgariens, Griechenland und der anderen Staaten waren imvoraus verteilt. Das Protokoll' dm Sitzung wurde Nikolaus II. zur Besttigung vorgelegt, derdabei eigenhndig bemerkte! Die Beschlsse der Beratung heie ich in Vollem Umfangegut! Deshalb sind die in der Sitzung angenommenen Beschlsse nicht platonische Trumeirgend welcher einzelner hherer Staatsbeamte, sondern stellen im Gegenteil das realeAktionsprogramm der russischen Regierung dar.2) Vergl. Die neuen leitenden Grundstze fr die russische Mobilmachung vom Jahre1912

    sterreich-Ungarn htte aus einem nur auf Serbien lokalisierten Kriege gewi vielNutzen ziehen knnen. Allein es sah ja, da auch Ruland mobil machte, vonSerbien allein, mithin nicht die Rede sein konnte. Es war also ein Verzweif-lungskampf, zu dem Graf Berchtold sich gezwungen glaubte, und den er schon frverloren ansehen mute, wenn ihm nicht gelang, Deutschland mit darein zuverstricken. Jemandem aber einen Verzweiflungskampf als wohldurchdachteAbsicht zuzutrauen, grenzt an Wahnsinn. Wohlberlegte Kriegsabsicht warbei Osterreich also nicht vorhanden.

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    Konnte der Kriegsplan Deutschland von Nutzen sein? Deutschland hatte in 43Friedensjahren eine Weltstellung gewonnen und war just so weit, sogar Englandswirtschaftliche Weltstellung auf wichtigsten wirtschaftlichen Gebieten zu berfl-geln. Hatte aber der Friede Deutschland gro gemacht, so war die Vorbedin-gung fr weiteres Blhen doch auch nur der Friede! Ein Krieg, auch selbst einsiegreicher Krieg, konnte niemals das einbringen, was in friedlichem Wettbewerbmglich war, whrend er doch alles aufs Spiel setzte, was schon gewonnen war.Fr Deutschland wre ein absichtlicher Krieg eine unglaubliche Dummheitgewesen! Dazu kam aber noch, da der deutsche Reichstag die groe Heeresvor-lage von 1912 abgelehnt hatte, und das bedeutete damals, da von den Heeres-pflichtigen in Deutschland 30,3 % weniger eingestellt wurden, als in Frankreich,*)und auerdem hatte Frankreich 1913 die dreijhrige Dienstzeit eingefhrt, d. h.es behielt um ein Drittel seiner Bevlkerung mehr bei den Waffen, als Deutsch-land. Dazu kam weiter, da Deutschland sich im Kriegsschiffbau mit Englandauf das sogenannte Einer-Tempo festgelegt hatte, und da die deutschenStaatsakten vom 25. Juli 1914 die Randbemerkung Wilhelm II. aufweisen: In derOstsee ist kein einziges Schiff!! Und dazu kam endlich, was bei Bernhard Shawnachzulesen ist: Die Deutschen hatten beim Kriegsausbruch nicht einen einzi-gen Torpedo bereit gegen die Transportflotte, auf der die britischen Expediti-onskorps ber See gingen. Sie griffen Lttich mit Feldkanonen an und rann-ten gegen Paris ohne Lebensmittel und Munition! Deutschland war also am 1.

    August nicht zum Kriege gerstet. Kjellen urteilt darum ganz richtig, wenn ersagt: Der Dreibund war seinem We-

    *) Prof Dr. Schfer: Die Schuld am Kriege G. Stalling. Berlin und Oldenburg S. 28sen nach deutlich zur Verteidigung bestimmt; fest und stark im Widerstande.aber schwach im Angriff, und ohne Kriegsziel.1) Eine Kriegsabsicht Deutsch-lands auch nur einigermaen beweisen zu knnen, drfte daher zu den Unmg-lichkeiten der Beweisfhrung gehren.Wie steht es nun mit den Kriegsabsichten der Ententemchte? Glaubt irgend je-

    mand in der Welt, da der Zweibund von Frankreich mit Ruland zu einem ande-ren Zwecke, als dem des Angriffs gegen Deutschland, abgeschlossen war? Logetwa der franzsische General Castelnau, als er krzlich vor den Offizierschlernin Saint Cyr uerte: Die franzsische Armee hatte mit strmischer Leiden-schaftlichkeit einen baldigen Kampf herbeigewnscht; sie hatte sich demWerke der Revanche geweiht, die der letzte und erhabenste Gedanke der vor 50Jahren gefallenen Vter und Brder gewesen war? Irrte sich Scheidemannetwa, als er im sozialdemokratischen Verein in Heidelberg 1916 sagte: Wir Sozi-aldemokraten haben lange vor Beginn des Krieges gewut, wie die Stimmung in

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    Frankreich war: allen ging auf den Revanchekrieg aus; berall in den Kasernen,Schulen und Vereinen usw. wurde der Rachekrieg gegen Deutschland ge-schrt? Strebte Frankreich etwa nicht nach Elsa-Lothringen, dem Saargebie-te und nach Verdrngung der Deutschen aus Marokko und dem Kongolande? Schreibt der Schwede Kjellen die Unwahrheit, wenn er im Hinweis auf diese Tat-sachen sagt: Unter solchen Umstnden trug die Einfhrung der dreijhrigenDienstzeit in Frankreich weniger das Zeichen vorausschauender Gesetzgebung, alsdas der Kriegsbereitschaft. Auf den russischen Bundesbruder und den engli-schen Freund und dazu auf seine eigene militrische berlegenheit vorallem auf die vierte, die Luftwaffe vertrauend, fhlte sich Frankreich ar-chipret, 1914 wie 1870 2). Cui bono? So fragen wir im Blick auf die Kriegs-absicht?Wie steht es sodann mit Rulands Kriegshoffnung? bertrieb August Bebel beider Beratung der Wehrvorlage 1913 als er sagte: Wir mssen in Deutschlandleider einstweilen noch rechnen mit der Mglichkeit eines Angriffskrieges vonauen, namentlich von Osten her? Wir brauchen wohl ber den russischenTraum von der Wiederaufrichtung des

    1) .Die Gromchte und die Weltkrise". Teubner. Leipzig. S. 172) Kjellen Die Groen unddie Weltkrise S. 49.Kreuzes auf der Hagia Sophia in Konstantinopel, von dem Streben, den Aus-gang zum Mittelmeere

    zu gewinnen, nachdem der Stille Ozean an Japan verlorengegangen war. von der Wut ber die deutsch-trkische Freundschaft, die in demProgramm Elbe Euphrat und in armenischen und kleinasiatischen Vorgngenihren handgreiflichen Ausdruck fand, und ber den heien Wunsch, alle ausDeutschland Stammenden oder Kommenden wegen ihrer vorbildlichen Arbeit-samkeit restlos aus Ruland zu vertreiben, nicht viel Worte zu machen. Ru-land erwartete vom Kriege sehr viel fr sich!Und nun England? Es htte natrlich gern gesehen, wenn die, mit jedem Jahregefhrlicher werdende, deutsche Konkurrenz auf dem Weltmarkte durch andere

    unschdlich zu machen gewesen wre. Doch da dies nicht mehr mglich erschien,so begann Eduard VII. seine bekannte Einkreisungspolitik, die angeblich natr-lich nicht Englands wegen geschah, sondern selbstverstndlich nur den einenZweck hatte, die kleinen Vlker vor Deutschlands frchterlichen Erobe-rungsgelsten zu bewahren! Es ist wohl das Beste, wir lauschen auf einiges, wasEnglnder selbst, sagen. Bernhard Shaw spricht vom britischen Lwen undsagt 1917: Rhrte sich an irgend einem Ende der Welt ein Volk, um gegen Eng-lands Willen etwas zu unter nehmen (Sdafrika, Indien, Irland), so gengte einPrankenschlag. Da sah vor etwa 15 Jahren der Lwe mit Erstaunen, wie jenseits

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    des Kanals ein anspruchsloses Volk sich durch Flei und Tchtigkeit emporarbei-tete und im Begriff war, England auf dem Weltmarkt zu berflgeln. Da erkannteer aber auch sofort, da hier ein Prankenschlag nicht mehr gengen wrde,und er rstete sich zum Sprunge, um Deutschland zu zerfleischen. DieSaturday Review schrieb bereits 11.Sept. 1897: Wenn Deutschland morgen vertilgt wre, so wrde bermorgen nichtein Englnder sein, der nicht reicher wre. Sollten wir nicht kmpfen mssen fr250 Millionen Pfund jhrlichen Handels? Und der Handelsminister Runci-man erklrte, im Unterhause am 11. Juni 1916: Deutschland mu die Mglich-keit verlieren, seine Stellung auf dem Weltmrkte wieder zu erobern! Undin einer preisgekrnten Schrift eines englischen Seeoffiziers von I9091) stehen dieWorte: Wir bedienen uns aller nur denkbaren Vorwnde" fr den Krieg;

    aber zugrunde allein liegt der Handel!" Cui bono? So fragen wir im Hinblickauf die Kriegsabsicht. Karl Peters hat Recht, wenn er schreibt: Nicht vonDowningstreet (dem auswrtigen Amte), sondern von Throgmorton-Street(der Bank von England) aus wird die angelschsische Welt beherrscht! Unddie Londoner Times war sehr offenherzig, als sie am 22. Juni 1850 schrieb: Esgibt keine gesetzmige Regierung in Europa, mit der wir nicht Streit ange-fangen, keine Insurrektion, die wir nicht verraten htten.2)Aber alle diese Erwgungen ber die Kriegsschuld der Feinde wrden in der Luftschweben, wenn wir nicht die geheimen Akten von Ruland und Belgien und

    andere feindliche Zeugnisse besen. Durch sie wird die Kriegsschuld derGeg-ner so schlagend bewiesen, da es unbegreiflich ist, warum Deutschland sich ihrer

    nicht offiziell vor der ganzen Welt bedient, um die furchtbare Lge der Entente,deren Konsequenzen doch nur Deutschland trgt, zu entlarven und den Eck-pfeiler des Versailler Vertrages zu strzen.

    1) Vergl. Alw. Snger S. 12.2) Man vergleiche hiermit die in deutschen Hnden befindlichen Akten der belgischenStaatsarchivs. Am 18. Februar 1905 schreibt der belgische Gesandte Gremdl zu Berlin anseine Regierung: Die wahre Ursache des Hasses der Englndergegen Deutschland ist dieEifersucht, hervorgerufen durch die auergewhnlich rasche Entwicklung der "deutschenFlotte, des deutschen Handels und der deutschen Industrie." Am 5. August 1905 meldetUrsel nach Brssel: Die riesenhaften Fortschritte Deutschlands bedeuten fr England einebestndige Drohung, und England scheut vor keinem Mittel zurck.um diese Expansion zuhemmen." Am 28. Juni 1912 schreibt Baron Beyern der Brsseler Regierung: Eineandere, vielleicht tiefer liegende Ursache fr die Abneigung des englischen Volkes gegendie Deutschen hat Sir Edw. Goschen der englisch Botsekafter in Berlin mit Still-schweigen bergangen, nmlich die Nebenbuhlerschaft auf dem Gebiete der Industrie unddes Handels."Am 7. Februar 1905 meldet der belgischeGesandte Lalaing in London anseine Regierung: Die letzte Woche hat der Zivillord der Admiralitt, Herr A. Lee, bei

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    einem Festessen die von der Regierungkrzlich eingefhrte Reform gelobt, die es erlaub-te, den ersten Streich zu fhren, ehe der Gegner fertig sei, ja sogar ehe der Krieg erklrtsei. Der chauvinistische Geist verbreitet sich in Englands Publikum, und die Zeitungenfhren allmhlich die ffentliche Meinung im, die schon so weit gebracht worden ist, da

    sie Deutschland nicht mehr das Recht zuerkennt, seine Seestreitkrfte zu vermehren, und inseinem Marinebudget eine Herausforderung Englands erblickt. Am 16. Juni 1914 be-richtet der belgische Gesandte Guillaume in Paris an seine Regierung: Ich hatte schon dieEhre, Ihnen zu berichten, da es die Herren Poincare, Delcasst, Millerand und ihre Freundesind, die die nationalistische, militaristische und chauvinistische Politik erfunden und

    Durch den Suchomlinow-Proze steht urkundlich fest, da Ruland seit dem 6.Mai 1914, sieben Wochen vor dem Morde von Serajewo, auf allerhchstenBefehl mit den Mobilisationsarbeiten fr die Gesamtmobilmachung begann.1)

    Was Gesamtmobilmachung aber hie, sagen die Neuen leitenden Grundstze frdie russische Mobilmachung aus dem Herbste 1912: Allerhchst ist befohlen,da die Verkndigung der Mobilisation zugleich auch die Verkndigung desKrieges gegen Deutschland ist. 2) Suchomlinow legte denn auch auf der Ankla-gebank das Gestndnis ab: Ruland fhrte den ersten Schlag; aus und hatden Krieg angefangen.3) Dies durfte Rulandwagen, weil es sich der Waffen-hilfe nicht nur Frankreichs, sondern auch Englands sicher wute, die ihrerseits nurauf die. russische Dampfwalze warteten. Andre Tardieu bezeugtden WunschEnglands, den Krieg gegen Deutschland schon1905 zu fhren.4) Im Mai 1903hatte nmlich Eduard VII. die Entente cordiale" eingeleitet und am 8. April 1904wurde schon jener Geheimvertrag zwischen England und Frankreich ge-schlossen, dessen Inhalt Delcasse aus Wut ber seine Amts-Entlassung am 7.Oktober 1905 enthllte, und den dann spter auch die Times besttigte. Der Ver-trag besagte, Delcasse solle Deutschland solange reizen, bis es nicht andersknne, als den Krieg erklren.Habe Deutschland dann das Odium der

    befolgt haben. deren Wiedererstehen wir festgestellt haben. Sie bildet eine Gefahr frEuropa und fr Belgien. Am 8. Juni 1914 schreibt der belgische Gesandte Guillaurme

    in Path an seine Regierung: Ist es wahr, da das Petersburger Kabinett Frankreich zurAnnahme des Gesetzes ber die dreijhrige Dienstzeit gedrngt hatund beute dessen Auf-rechterhaltung mit seinem ganzen Gewichtverlangt? Sollte sich daher vielleicht die Haltungdes Petersburger Kabinetts auf die berzeugung grnden,da die Ereignisse nahe genugbevorstehen, um sich des Werkzeuges bedienen zu knnen, das es seinen Verbndeten indie Hand geben will? Am 12. Juni 1914 schreibt der belgische Gesandte in Berlin,Baron Greindl, an den belgischen Minister des uern: Was man den Anhngern derdreijhrigen Dienstzeit in Frankreich vorwerfen kann, ist das stndige Einbeziehen Ru-lands in die Debatte und diene innen Frage, Rulands, dessen politische Ziele undurchsich-tig bleiben, das den Zweibund zu seinem Vorteil leitet, und das ebenfalls, ohne von

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    Deutschland bedroht zu werden, seine Rstungen in bengstigendem Mae ver-mehrt.1) Snger, Die Schuld der deutschen Regierung am Kriege. S. 2).2) Snger S. 39.3

    ) Snger S. 23.4) France and the Alliances, 1908. S. 194.Engl. AusgabeKriegserklrungauf sich genommen, so trete England Frankreich bei, indem es100000 Mann in Schleswig-Holstein lande, den Kaiser -Wilhelm - Kanal besetzeund seine Flotte zur Verfgung halte. Der so unbequeme Jaures erklrte am fol-genden Tage, also am 8. Oktober 1905: England hat beabsichtigt, den Zusam-menprall zwischen Frankreich und Deutschland zur gewaltttigen Zerstrung desdeutschen Wettbewerbes in Handel und Industrie auszunutzen.1) Aber esknnte scheinen, als sei durch Delcasses Entlassung die Sache aus der Welt ge-

    schafft gewesen, wenn nicht die belgischen Gesandtschaftsberichte da wren,aus denen hervorgeht, da England die Politik einer Triple-Entente gegenDeutschland zielbewut weitertrieb.Der Gesandte Lalaing in London meldet am 23. Juni 1906: Die englische Pres-se hat mit den Angriffen gegen den Kaiser, seine Regierung und sein Volk derar-tig Mibrauch getrieben, da das Publikum mitrauisch bleibt. Jeder gute Eng-lnder hasse Deutschland weil er sich sage, da es fr den Augenblick das einzigeLand ist, von dem er seit der Schwchung Rulands und der englischen Ententemit Frankreich2) etwas zu frchten hat". Am 24. Mai 190? meldet derselbe

    Gesandte: Es ist klar. da das amtliche England im Stillen eine Deutschlandfeindliche Politik verfolgt, die auf eine Isolierung Deutschlands abzielt. BaronGreindl, Gesandter in Berlin, schreibt am 13. Februar 1909: Die Agitationfr die Schaffung einer territorialen Armee dauert an. England braucht sienicht zu seiner Verteidigung. Was will es mit ihr anfangen, wenn es keineHintergedanken wegen eines Angriffes auf dem Festland hegt? Derselbe Gesandte meldet am 9. Dezember 1911: Was aus der Rede SirEdward Greys im deutlichsten hervorgeht, ist, da er die Politik der Triple-Entente in dem Geiste fortfhren will, in dem er sie bisher gefhrt hat, d.h. in

    deutschfeindlichem Sinne." Was diese Politik Greys aber bedeutete, trat indie Erscheinung durch denAbschlu einer festen englisch-franzsischen Mili-tr-Konvention vom 22. u. 23. November 1912. Grey hat sie wiederholt im Par-lament abgeleugnet, indem er sagte, es gebe keinen Bndnisvertrag.

    1) Chamberlain Neue Kriegsaufstze. S. 59,60.Vergl.auch Helmolt VierteljahrhundertWeltgeschichte 1894-1919 S. 51 ff.2) Weil Frankreich auf den Druck der Berliner Regierung hin Delcasse hatte masen!

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    Diese Konvention war nmlich nicht durch, ein Vertragsdokument", sonderndurch den Austausch von zwei gleichlautendesn Briefen", die rechtlich dasselbebedeuten, geschlossen, von denen der eine durch Grey, und der andere durchCambon unterzeichnet war.1) Hiervon hatte Ssasanow Kenntnis, und der ganzeKriegsausbruch hing davon ab, ob England dem Zaren abwinken oder durch

    bloes Stillschweigen den russischen Einbruch in Ostpreuen geschehen lassen

    wrde. Der englische Botschafter Buchanan in Petersburg meldete am 24. Juli1914 an Grey: Heute morgen teilte mir Ssasanow telephonisch (!) mit, da ernun im Besitze des Textes des sterreichischen Ultimatums sei. Se. Exzellenzfgte hinzu, da eine Frist von 48 Stunden gestellt worden sei, und ersuchte mich,mit ihm aufder franzsischen (!) Botschaft zusammenzutreffen, um die Lage zubesprechen, da der sterreichische Schritt zweifellos (!) zu einem baldigen Kriegefhren drfte. Diese Meldung Buchanans war der Augenblick, von dem derWeltkrieg abhing. Der Englnder Brailsford schreibt: Es gab ein Wort, dasden Frieden gerettet htte, das Wort Englands an Ruland: Wenn ihr gegenDeutschland mobilisiert, ehe alle Hilfsmittel der Diplomatie erschpft sind, dannwerden wir euch als Angreifer betrachten und keinen Mann und kein Schiff inBewegung setzen, an euch zu helfen. Dies Wort hat Sir Edward Grey nichtgesprochen! Die Daily News schrieb am 1. August 1914 in vollkommen richtigerErkenntnis: Tatschlich hlt der Zar die Wage in der Hand; aber wir haltenden Zaren in der Hand! Von uns hngt es ab, ob Europa von Blut berflieen

    soll England winkte in Petersburg aber nicht ab, sondern machte statt dessen inBerlin (!)2)die bekannten Konferenz- und Vermittlungsvorschlge. Wie dies vonRuland verstanden wurde, geht aus dem Dank Ssasanows an Grey hervor, denjener noch vor Abbruch der Verhandlungen mit sterreich in die Worte fate:Zar, Regierung und Volk werden niemals die feste Haltung Grobritanniensvergessen.3) Ssasanow durfte nmlich der festen Haltung Grobritannienseigentlich noch nicht ganz

    1) Chamberlain, Neue Kriegsaufstxe, S. 79.2) Es war wohl nicht sehr weise, da Berlin sich zum Depeschentrger. Englands fr Wienmachte; denn der Draht von London nach Wien ging ja auch. Berlin mute informiert"aber nicht irgendwie engagiert sein. Es mute abwarten, ob der casus foederis eintretenwerde3) Chamberlain S. 19restlos sicher sein, weil ein englisch-russische Marineabkommen gegenDeutschland, das der russische Botschafter Iswolski in Paria mit Grey imFrhjahr 1914 eingeleitet hatte, und dessen Grundzge am 26. Mai 1914 inPetersburg beim Chef des russischen Marinestabes mit Einverstndnis des engli-schen Kabinetts in einer Konferenz schon festgelegt waren, noch nicht unter-

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    zeichnet worden war. Die Unterzeichnung sollte erfolgen im August 1914, wennder erste englische Seelord, Prinz Ludwig von Battenberg, in Petersburg anwesendsein werde. England war also an Ruland bei Kriegsausbruch noch nicht ge-bunden. Es konnte abwinken. tat es aber nicht. Es zog vielmehr angeblich zueinem Manver seine ganze Flotte bei Portland zusammen; und darin liegt seinefeste Haltung. Dies besttigt der belgische Geschftstrger in Petersburg,Baron de EscaiIle. Er schreibt am 30. Juli 1914 aus Petersburg an Herrn Davi-gnon, Minister der Auswrtigen Angelegenheiten in Brssel: Unbestreitbarbleibt nur, da Deutschland sich hier ebenso sehr wie in Wien bemht hat,irgend ein Mittel zu finden, um einen allgemeinen Konflikt zu vermeiden. ------- Heute aber ist man in Petersburg fest davon berzeugt,ja man hat sogar dieZusicherung, (!)da England Frankreich beistehen wird. Dieser Beistand flltganz auerordentlich ins Gewicht und hat nicht wenig dazu beigetragen, derKriegspartei Oberwasser zu verschaffen. : Da aber auerdem seit 1906zwischen England und dem angeblich neutralen Belgien nach belgischen Ak-ten ein Militrabkommen* kein Vertrag bestand,1) nach welchemBelgien Aufmarschgebiet fr das englische Heer sein sollte,2) so lag alles.aber auch alles, in Englands Hand.Manfragt sich natrlich zunchst, warum England, falls es wirklich Kriegwollte, nicht sofort seine Waffenbrderschaft mit Frankreich und Rulandzu erkennen gab? Dafr hatte eszwei Grnde.

    1) Snger. S. 16.2) Beispielsweise telegraphierte am 24. April 1914 Beyens aus Berlin: Wir hatten denBeweis dafr, da dieMitwirkung Mit Wirkung (!!) der englischen Armee und dieEntsendung eines Expeditionskorps auf den Kontinent von den Militrbehrden beiderLnder(!) ins Auge gefat worden war. Wrde es heute noch ebenso sein, und mten wirimmer noch befrchten, da Englands (!) Soldaten in Belgien einmarschieren, um uns inVerteidigung unserer Neutralitt dadurch beizustehen, da sie diese von vornherein kom-promittieren?"Den einen hat Wilson verraten durch die Bemerkung. Wenn Deutschland ge-

    wut htte, da sich Grobritannien mit Frankreich und Ruland solidarisch erkl-ren wrde, so htte es sich nicht in das Kriegsabenteuer gestrzt.1) Es kam denEnglndern ja aber gerade darauf an, da Deutschlandin den Krieg verwickeltwrde! Dazu mute es also erst gebracht werden, ehe England die Maske fallenlie! Auf den Krieg mit Deutschland kam es England einzig und allein an.Den anderen Grund aber hat England selbst verraten in seinem Abkommenmit Delcasse vom 8. April 1904, in welchem es die Bedingung macht, daDeutschland erst das Odium der Kriegserklrung gegen Frankreich aufsich genommen haben soll, bevor England eingreift. England wute ja

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    doch auch, was alle Welt wute, da, wenn Deutschland gegen Frankreich mar-schieren msse, es den Durchzug durch Belgien versuchen werde.2) Dann aberkonnte England sein wirkliches Kriegsziel, nmlich die wirtschaftliche Rui-nierung Deutschlands vor der Welt verschleiern und als Beschtzer der belgi-schen Neutralitt und als der Freund der kleinen Vlker sein Gut und Blut ein-gesetzt zu haben behaupten.3)Durch Einsicht, in diese Sachlage gewinnt auch die Antwort Buchanans an Ssasa-now eine besondere Beleuchtung, als Ssasanow am 25. Juli 1914 auf Englandssofortigen Anschlu hindrngte. Buchanan erwiderte nmlich, England sei alsVermittler, der eines Tages sich in einen Verbndeten verwandeln knnte, einbesserer Freund, als wenn es sich sofort als

    1) Prof. Dr. Schfer. Die Schuld am Kriege, S. 39.2) Im Mai 1914 sagte der belgische Minister De Broqueville zum deutschen Militrattachein Brssel: Wenn ich Generalstabschef von Deutschland oder auch von Frankreich wre,und das strategische Interesse, das Wohl meines Vaterlandes erforderte es, so wrde ichkeinen Augenblick zgern, neutrales Gebiet zu betreten und mit den Durchgang zu erzwin-gen, (frayer le passage). Das ist so selbstverstndlich, da ich mich gegebenenfalls (lemoraent donne) nur ber das Gegenteil wundern wrde (Schfer, S. 55.)3)Bernhard Shaw sagt: Auch in Zukunft wird weder im Kriege noch im Frieden Neutralittmglich sein. Die belgische Neutralittwar trotz der malos erlogenen Ausschlachtung, dieihre Verletzung durch die englischen Kriegstreiber fand, in der Tat nie verletzt worden,(Weil sie nmlich nicht mehr bestand! Hartwich.} Wir haben lediglich erfahren, da eine

    Erdichtung ad absurdum gefhrt wurde. Obgleich in England ber die belgische Neutralittnoch immer Trnen vergossen werden, zgerte die englische Regierung seinerzeit nicht,

    Verbndeter erklre. *)Wer die Fden, die sich aus dem Studium des vorhandenen Materials entwirrenlassen, erst einmal erfat hat, der kann nicht daran zweifeln, da England dieNhrmutter des Krieges gewesen ist und bewut Frankreich, Ruland, Serbien,sterreich und Belgien gleich Schachfiguren benutzte, um Deutschland auf demSchachbrett des Weltmarktes matt setzen zu knnenDas berraschendste an der ganzen Tragdie dieses Intrigenspiels aber ist, daauch Amerika im Kriege nichts anderes, als eine Schachfigur in EnglandsHnden wurde. Da sich dieAmerikaner schon durch die Art berrumpelt undbetrogen fhlen, wie ihre idealen 14 Punkte glatt ignoriert und sie selber dadurchblamiert wurden, ist noch nicht das Wichtigste. Das Fatale frsie ist das Lgen-manver, mit dem sie durch Wilson und dieEntente fr die Teilnahme am Kriegeinnerlich reif gemacht wurden. Der Geschichtsprofessor an der Washington-Universitt in St. Louis, Dr. Roland G. Usher, schreibt nmlicheingehend ber

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    ein Geheimbndnis zwischen England und Amerika, ber dessen Inhalt undseine bisherige Wirkung:

    The true policy of the United States would then without question lie in afirm alliance with the sea power, whichwould in its own interest fight our de-fensive battles for us and in exchange for our economic assistance further ourlegitimate ambitions in South America and in the far East. Such an under-standing the United States already possesses with England and by virtue of itwe are supreme today inthe Western Hemisphere, the owners of the PanamaCanal. the possessors of the Philippines, and exert great influener in LatinAmerican affairs. By such an alliance we havealready achieved more than wecould have possibly obtained by a truly enormous amament; the sea powerwas in a positionto give us what we wished without having to fight for it

    griechische Inseln zu besetzen und englische Truppen auf griechischem Boden zu landen.Die Notwendigkeit, die Stahlproduktion zu erhhen, zwang sie, das griechische Eubainfolge des Reichtums seiner Bergwerke an Magnesit(also nicht aus Notwehr, wie Deutsch-land in Bezug auf Belgien! Hartwich.) in Besitz zu nehmen und Knig Konstantin, dermannhaft dieser brutalen Einmischung widerstand, vom Thron zu jagen! Machen wir end-lich doch Schlu mit dem Saap-of-paper-Unsinn und der Hohlheit der Neutralitt!*) Dr. Schwer. Die Schuld am Kriege. S. 41

    ourselves and without requiring us to fight either to obtain it or maintainit. So long as we alry to all intents and purposes with the sea power,

    whether that alliance iswritten in documents or exists merely as a tacitunderstandning capable of change at any moment, we may expect alltht consideration which we could reasonably hope to obtain from ar-mament.

    (Die wahre Politik der Vereinigten Staaten hat daher ohne Zweifel in ei-nem festen Bndnis mit der grten Seemacht zu bestehen, die in ihremeigenen Interesse unsere Verteidigungsschlachten fr uns schlagen und alsEntgelt fr unseren wirtschaftlichen Beistand unsere berechtigten Bestre-

    bungen in Sdamerika und im fernen Osten fordern wrde. Eine derartigeVerstndigung besitzen die Vereinigten Staaten bereits mit England.Kraft ihrer sind wir heute magebend in der westlichen Hemisphre, sindwir die Eigentmer des Panamakanals, die Besitzer der Philippinen undben starken Einflu aus in den Angelegenheiten des lateinischen Amerika.... Durch solches Bndnishaben wir bereits mehr erreicht, als wir durcheine wahrhafte, ungeheure Rstung htten erringen knnen. Die Seemachtwar in der Lage, uns zu geben, was wir wnschten, ohne da wir, selbst

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    dafr zu kmpfen brauchten und ohne da sie von uns den Kampf fr seineErlangung oder Behauptung forderte. So lange wir mit der Seemacht fralle Mglichkeiten verbndet sind mag dieses Bndnis schriftlich

    niedergelegt sein oder nur als stillschweigendes Einvernehmen bestehen,das in jeden. Augenblick abgendert weiden kann knnen wir davonganz dieselbe Geltung erwarten, die wir vernnftigerweise hoffen knnten,durch Waffenrstung zu erlangen.)Usher, der seine gewissenhafte Unparteilichkeit besonders hervorhebt,stellt also in einem nur der geschichtlichen Darstellung der politischenLage gewidmeten wissenschaftlichen Werk die amerikanisch-englischeBundesgenossenschaft also geschichtliche Tatsache hin.Da dies Bndnis bestand, so gewinnen auch die Worte ein groes Gewicht,mit denen der amerikanische Journalist Stephen Wise herausplatzte, alsNorthcliffe den amerikanischen Journalisten, die mit Wilson nach Europagekommen waren im Dezember 1917 ein Fest gab. Wise sagte, die Verei-nigten Staates seien im Kriege niemals neutral gewesen; Lusitania oderkeine Lusitania Unterseekrieg oder kein Unterseekrieg Amerikawre doch an der Seite Englands in den Krieg gegangen und unterkeinen Umstanden abseits geblieben, sobald Amerika notwendig war,um England und Frankreich gegen Deutschland beizustehen.In der Tat, Amerika gab seine Neutralitt schon aufim Herbste 1914, alses auf Englands Wunsch darauf verzichtete, auf den Bestimmungen derLondoner Deklaration in der Seekriegfhrung zu bestehen!Am 26. Januar 1918 schreibt auerdem der amerikanische Berichterstatterder Londoner Times, Dr. Barthelmys Der Unter-Seekrieg war nichtAnla, sondern lediglich Vorwand zur amerikanischen Kriegserkl-rung. Amerika, oder besser Wilson, htte England nicht verlieren undDeutschland nicht gewinnen lassen.

    Vor allem aber steht dieser Sachverhalt fest durch ein Wort Wilsonsselbst. Der amerikanische Senator Mc Cumbev richtete an Wilson die Fra-ge: Wre Amerika auch ohne den U-Bootkrieg gegen Deutschland insFeld gezogen? Auf diese Frage antwortete Wilson mit einem glattenJa! Des Reizes wegen sei hier auch noch hinzugefgt, da der NewYork American das Abkommen ausdrcklich besttigt und dabei sagt, dasGeheimabkommen sei von den drei Nationen mit religiser Gewissenhaf-tigkeit ausgefhrt worden.

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    Das dem deutschen Volke vorliegende Material zur Schuldfrage ist mitdiesen Darlegungen bei weitem noch nicht erschpft. Aber das Mitgeteiltedrfte wohl gengen, um verstndlich zu machen, wer die Schuld an dem

    grten Verbrechen de Menschheit trgt, und wie unglaublich klug dasjngst gesprochene, Herrn Poincare so peinliche Wort von Lloyd Georgewar, da ihm beim Lesen des amtlichen Materials aller Vlker immer mehrdeutlich werde, wir seien in den Krieg hinein-geglitten, hineingetau-melt, hineingestolpert.*) Die Englnder sind, wie alle echten Ge-schftsleute, die feinsten Psychologen. England hat den Zweck seinesganzen Intrigenspiels erreicht, undjetzt ist der Zeitpunkt gekommen, woes durch eine neue, ganz harmlos, ja sogar ungemein ehrlich klingende

    Lge die Tatsache seines Intrigenspiels, die Tatsache seines furchtba-ren Verbrechens, verdecken mchte, indem es anfangt, keinem" mehreine Schuld beizumessen, damit nmlich es selbst auch keineSchuld habe!

    *) Vergl. Die deutliche Nation III. 2, S. 136 ffWehe unserem armen Volke, wenn die deutschen Vertreter fr London dieerzwungene Unterschrift von Versailles durch eine freiwillige von Lon-don ersetzen! Man wrde uns dann nmlich allmhlich gromtig von der

    Schuld freisprechen, aber trotzdem auf der Ausfhrung der selbst ber-nommenen Strafe, d. h. der Wiedergutmachung, bestehen. Mchten unse-re verantwortlichen Staatsleiter doch begreifen: die europische. Spannung derletzten Jahrzehnte war wie ein Pulverfa, in da* nur kein Funke fallen durfte. AberFrankreich arbeitete 43 Jahre lang an der Herstellung einer Lunte, Ruland zndetedurch Serbiens Hand diese Lunte an, und England warf sie mit voller und klarerBerechnung ins Pulverfa hinein, um konkurrenzlos den Weltmarkt zu behalten!

    Wer eine Schuld feststellen will, mu immer unterscheiden zwischen An-la, Absicht, Grund und Vorwand.

    Ein Anla ist immer etwas uerliches und verhltnismig Einfa-ches.

    Eine Absicht ist etwas Innerliches, Verborgenes, ein Lauern auf einenAnla.

    Ein Grund ist das bei der Abwgung der Verhltnisse sieb ergebendeUrschliche, und daher das Bestimmende in der Absicht.

    Ein Vorwand ist die schlaue Verhllung einer Absicht durch geschick-te Benutzung eines verhltnismig einfachen, zum eigentlichen Beweg-grunde mglichst gar nicht in Beziehung stehenden Anlasses.

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    Wer diese psychologischen Tatsachen versteht, der wird auch erkennen: Die smt-lichen Staatsleiter von 1914 waren durch leidenschaftlichen Ha, eitle Gro-mannssucht, trichte Vertrauensseligkeit, feile Bestechlichkeit und kopflos-machende Verzweiflung beherrschte Gestalten; aber wer der Leiter des briti-schen Staates war, der war ein sie alle klar berschauender, ihre Eigenschaf-ten ausntzender, alle Mglichkeiten schlau berechnender, kaltherziger,skrupelloser-----Englnder!Man lese nun noch einmal die Worte aus der Mantelnote: Der Krieg, der am 1.August 1914 ausbrach, ist das grte Verbrechen gegen die Menschheit undgegen die Freiheit der Vlker gewesen, welches je eine Nation, die sich als zivili-sierte betrachtet, bewut unternommen hat. Die Machthaber Deutsch-lands haben Europa durch Gewaltandrohung im Zustand der Grung erhalten,und als sie festgestellt haben, da ihre Nachbarn entschlossen waren, ihrenanmaenden Plnen Widerstand zu leisten, haben sie sich entschlossen, ihreVorherrschaft durch Gewalt zu begrnden, sobald ihre Vorbereitungen been-det waren. Sie haben einen unterwrfigen Verbndeten ermutigt, Serbien denKrieg binnen 48 Stunden zu erklren. Sie" wuten sehr wohl da sich derselbenicht lokalisieren lassen und den allgemeinen Krieg entfesseln werde. Umdiesen allgemeinen Krieg doppelt sicher zu machen, haben sie sich jedemVersuche der Verstndigung und der Konferenz entzogen, bis es zu spt (!)war. und der Weltkrieg unvermeidlich geworden ist, jener Weltkrieg, der siegeplant hatten und fr den Deutschland allein unter den Nationen vollstn-dig gerstet und vorbereitet war. So viel Worte, so viel bewute Unterschiebungen dessen, was England tat und hier selbst brandmarkt!Doch es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen! DieWahrheit mu und wird siegen!

    N a c h w o r t.Vorstehendes beschrnkt sich auf die Schuld am Kriege. Die Schuld im Krie-ge ist noch nicht berhrt. Gleichzeitige Behandlung von zwei so ganz verschiede-nen Stoffen ist nmlich rednerisch ein Migriff. Aber es liegt nahe, da die Gegnernun erwidern, ihnen sei die Schuld am Kriege nicht so wichtig, wie die imKriege, weil doch die Wiedergutmachungen sich darauf noch besonders sttzten.Daher mu bei Herausgabe des Vorgetragenen wenigstens mit einigen Zeilen dar-auf eingegangen werden.

    Auf das dummdreiste Mrchen von den belgischen Greueln *) noch Widerle-gungsstoff zu bringen, erscheint entbehrlich. Es ist zur Genge widerlegt und wird

    von keinem Verstndigen mehr geglaubt, der Gelegenheit hatte, Berichte amerika-

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    nischer Kriegsteilnehmer darber zu lesen, wie erstaunt sie waren, nichts, aberauch buchstblich nichts, von diesen deutschen Kriegsgreueln, durch deren Be-hauptung man sie daheim aufgepeitscht hatte, auf dem Kriegsschauplatze selbsterlebt zu haben. Auch

    *) Ein Ausdruck von Ernst von Wolzogen.spricht es ja Bnde, da die Entente in ihrer Auslieferungsliste der sogen. deut-schen Kriegsverbrecher, solche Verbrecher, die Kindern Hnde abgehackt,Zungen, Ohren, Finger usw. abgeschnitten, haben sollen, nicht nennen kann.Bezglich der sonstigen angeblichen deutschen Kriegsverbrechen beschuldigtdie Mantelnote die Deutschen

    1. Zuerst giftige Gase angewendet zu haben;2. Bombenabwrfe auf Stdte und Fernbeschieungen angefangen zu

    haben, um durch Terror auf Zivilpersonen zu wirken;3. Die Tauchboot-Kampagne begonnen und unschuldige Passagiere

    und Seeleute den Besatzungen der Tauchboote preisgegeben zu ha-ben;

    4. Mnner und Frauen zur Sklaverei in fremde Lnder geschafft zuhaben;

    5. Kriegsgefangene einer barbarischen Behandlung unterworfen zuhaben.

    Was ist dagegen zu sagen?Zu Punkt 1: Der Gaskrieg: Major Otto von Stlpnagel, der amtlich das ganze

    Material feindlicher Kriegsgreuel zu bearbeiten hatte, meldet inseinem Vortrage Die Schuldanklagen gegen Deutschland: Wirwissen jetzt, das Gashandgranaten bereits bei Kriegsbeginn inder franzosischen Armee eingefhrt waren. Uns liegt eine offi-zielle franzsische Instruktion vor vom 21. Februar 1915, diedie Anwendung dieses Gasmittels regelt, frher also, als

    Deutschland in den Gaskrieg eintrat.Zu Punkt 2: Bombenabwrfe und Terror gegen Zivilpersonen: Major vonStlpnagel weist darauf hin, da die englische Zeitschrift The Ae-roplan in einer Nummer vom Mrz 1918 ausdrcklich feststellt,da die erste Bombe, die je auf eine Stadt gefallen sei, auf Clnund Dsseldorf gefallen sei. Folglich, so heit es in dem Artikeldes Aeroplan, gebhrt die Ehre, diese vllig rechtmige Artder Kriegfhrung zuerst angewendet zu haben, unserem knigli-chen LuftdienstWas aber den Terror gegen Zivilpersonen

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    betrifft, so ist kein Terror in der Weltgeschichte des ganzenMenschengeschlechtes grer gewesen, als der Terror, der mitKriegsausbruch erffneten Hungerblockade gegen Deutsch-land. Man wollte ein Gebiet von rund Hundert Millionen wehrlo-ser Frauen, Kinder und Greise aushungern! Die Zahl der Opfer die-ses Terrors" gegen die Zivilbevlkerung" betrug bis zum Jahre1918, abgesehen von den noch durch die Grippe Hingerafften, 763000 Menschen! Die Sterblichkeit in Deutschland berstieg infolgeder Hungersnot die man Unterernhrung zu nennen sich be-mht um 32% diejenige von 1913 und im Jahre 1918 sogar um37 %. Im Jahre 1917 starben in Deutschland mehr als 50000 Kin-der unter 15 Jahren und rund 15 000 Frauen und Mdchen unter 30Jahren.*)

    ZuPunkt 3: U-Bootkrieg: Der englische Seelord Fisher schrieb an den Groad-miral von Tirpitz anllich dessen Ausscheidens aus der deutschenMarine: Kopf hoch! Sie sind der einzige deutsche Seemann,der sich auf den Krieg versteht. Ich tadele Sie nicht wegen desU-Bootkrieges. Ich wrde selbst das Gleiche getan haben, aberunsere Idioten in England wollten mir nicht glauben.Wer hatte denn auch das U-Boot erfunden und zuerst eingefhrt?Die Franzosen! Und taten sie das, um es als .Spielzeug zu be-

    nutzen? Und wer hat denn zuerst die Bestimmungen derLondoner Deklaration in der Seekriegfhrung beseitigt? Dastat England, indem es Amerika ntigte, schon im Herbste 1914darauf zu verzichten unddamit dann alle Handelsschiffe dem Angriffe zur See preis-zugeben!Auerdem macht Major von Stlpnagel darauf aufmerksam, dadie Internationale Seemannskonferenz auf Antrag vonAlbert Thomas ablehnte, den U-Bootkrieg Deutschlands zu verur-

    teilen, weil ihn Deutschland in seiner Not zur Verteidigung ge-gen die Blockade"begonnen habe.

    *) Nach Zusammenstellungen des Konteradmirals M. Foss.Zu Punkt 4: Verschleppung in Sklaverei: Abgesehen davon, da dieser Aus-

    druck sich mit nichts deckt, was an Zwangsarbeit durch Feindehinter der Front gefordert wurde, ist das, was Deutsche in den Ko-lonien erlitten, wo sie fast restlos zwangslufig entfernt und allesihres Eigentums beraubt wurden, auch unter furchtbaren Qualen

    ber See transportiert und in Zivilgefangenen-Lagern in tropi-

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    schem Klima zu Tode geqult wurden, ein Kapitel, ber das dieEntente, wenn sie klug ist, wohl lieber nicht eingehend verhandelndrfte.

    Zu Punkt 5: Behandlung der Kriegsgefangenen: Man lese die Broschre desschwedischen Oberst Ludvig af Petersens Nach dem Frieden*),was der Neutrale darber von der Behandlung Deutscher oder derirrtmlich fr Deutsche gehaltenen Skandinavier" vom erstenKriegstage an zu berichten wei! Im brigen wissen ja auch un-sere heimgekehrten Gefangenen einiges" zu berichten! Mandenke auerdem an das noch jetzt 1921 (!) bestehende Elendvon Avignon und an die dem deutschen Volke im Friedenszu-stande noch zugefgte und jetzt wieder erneuerte SchwarzeSchmach!

    Das sind die deutschen Verbrechen im Kriege! Was schreibt Bernhard Shaw?Als der Krieg ausbrach, war England bis zur Grenze seiner Verpflichtungen weit-aus der am besten Vorbereitete aller Kriegfhrenden. Wir knnen fr unsin Anspruch nehmen, Deutschland nicht nur hoffnungslos blockiert, sondern es anSchlauheit, Grndlichkeit der Vorbereitung, Heerfhrung, Gefechtstchtigkeit,Gas, Tanks, Bomben und anderen technischen Mitteln berboten zu haben. Ja.and es waren nicht nur technische Mittel!Das Kapitel von der Schuld im Kriege kann nur behandelt werden, wennman die feindliche Liste der deutschen Kriegsverbrecher" und die deutsche Ge-genliste nebeneinander hlt.

    *) Deutsch bei Mittler & Sohn, Berlin.Diese amtliche deutsche Gegenliste ist fertig und liegt gedruckt fr die Enten-te-Mchte in Berlin an amtlicher Stelle vor. Warum die deutsche Regierung mitihrer berreichung zgert, entzieht sich der Kenntnis des Volksbundes Rettet die

    Ehre. Aber die Entente kann die Liste jeden Tag haben. Sie mge Sie nur for-dern! Die Liste mu uerst interessant sein. Denn ihren Hauptinhalt kennenwir aus dem Buche von Major Otto von Stlpnagel Die Wahrheit ber die deut-schen Kriegsverbrechen, das ursprnglich 27 Mk. kostete und jetzt in einerVolksausgabe fr 3 Mk. zu haben ist*). Major von Stlphagel hat nmlich dieamtliche Gegenliste zu bearbeiten gehabt, und war daher in der Lage, deutscheund feindliche Kriegsverbrechen zueinander in Parallele zu stellen. Das Buchwurde schon ffentlich vom Volksbunde Rettet die Ehre empfohlen und sei hier

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    allen von neuem dringend ans Herz gelegt, die sich ein Urteil bilden wollen berdie Schuld im Kriege.Zum Schlusse noch eine Mitteilung ber englisch-franzsisch-amerikanische Ab-machungen von Graf Reventlow in seiner Wochenschrift Der Reichswart", Heft1, 3 und 5. Reventlow ist in den Besitz von Unterlagen gelangt, wonach Wilsonim Frhjahr 1917 mit England (Balfour und de Chaio) und Frankreich (Vi-viani und Tardieu) ein Geheimabkommen schlo, und zwar hinter dem Rckendes verbndeten Japan. Danach teilen die drei Mchte die Welt in Interessensph-ren folgendermaen: Amerika erhlt Mexiko und Mittelamerika, indem Englandauf seine mexikanischen Interessen zugunsten Amerikas verzichtet. Zugleich ver-pflichtet sich England zur Untersttzung Amerikas bei Abwehr japanischer Aus-dehnungsbedrfnisse in Mittel- und Sdamerika und im Stillen Ozean. Und fr denFall eines Krieges zwischen Amerika und Japan verpflichten sich England undFrankreich, Japan nicht mit Waffen oder Geld zu helfen. Englanderhlt u. a.Konstantinopel als Flottensttzpunkt und die Kontrolle aller europischen Erdl-gebiete. Fr Frankreich liegt die amerikanische Gegenleistung (im Frhjahr1917!) dann, da die Amerikaner helfen sollen, die wirtschaftliche und politischAbschnrung. Deutschlands auch nach dem Kriege fortzusetzen. Die amerika-nische Presse hat den Sachverhalt im allgemeinen nicht nur zugegeben, sondernzum Teil noch ergnzt. Das Wall-Street-Journal hat versucht, ihn ab-

    *) Staatspolitischer Verlag, Berlin, Umfang 470 Seitenzuschwchen; aber der New-Vork-American hat in Besttigung des Sachverhaltesdas Wort geprgt, da der Vertrag - vonden drei Mchten mit religiser Gewis-senhaftigkeit ausgefhrt sei. Dr. Bang berichtet ber diese Tatsachen in der Deut-schen Zeitung vom 16. November 1920 mit dem Zustze: Wenn wir uns nichtselbst helfen, hilft uns niemand.

    Um weiteste Verbreitung dieser Broschrebittet der

    Volksbund Rettet die EhreZentrale BremenGartenstrae 8

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    Kostenfreie Zusendung.

    Der Volksbund Rettet die Ehre"fhrte bisher in 8 Sprachen

    den Kampf in der ganzen Welt:1. in derAuslieferungsfrage,

    2. in Sachen der schwarzen Schmach,3. in der Gefangenenfrage von Einzel-Personen,

    4. in der Avignon-Frage.

    Jetzt gilt es

    5. Den wichtigsten Kampf in der ganzenWelt zu fhren, den Kampf um Deutsch-lands Ehre und Freiheit:

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