Health Literacy - Was ist das?

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Health Literacy Was wir alle darüber wissen sollten

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Health Literacy? Was ist das? Im dt.sprachigen Raum nennen wir es Ges

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Page 1: Health Literacy - Was ist das?

Health Literacy Was wir alle darüber wissen sollten

Page 2: Health Literacy - Was ist das?

Ziele

Am Ende dieses Tages sind Sie in der Lage …

… die Prinzipien von Health Literacy zu verstehen.

… die Bedeutung von Health Literacy in Ihrem

persönlichen Umfeld zu kommunizieren.

… Ihr Leben bewusster zu gestalten.

Alexander Riegler, MPH

Page 3: Health Literacy - Was ist das?

Übersicht

• Definition von Health Literacy

• Welche Relevanz hat dieses Thema für uns alle?

• Welche Einflussfaktoren gibt es in diesem

Bereich?

• Welche Testverfahren stehen uns hier zur

Verfügung?

Alexander Riegler, MPH

Page 4: Health Literacy - Was ist das?

Was bedeutet der Begriff „Health

Literacy“ und welche Relevanz hat

dieses Thema für uns?

Alexander Riegler, MPH

Page 5: Health Literacy - Was ist das?

Literacy

• Literacy [eng.]

o Die Fähigkeit lesen und schreiben zu können.

• Wie kann diese Fähigkeit gemessen werden?

o Absolut: Kann jemand lesen und schreiben? Ja/Nein

o Relativ: Hier wird zwischen jenen Personen unterschieden,

die komplexe Literacy-Aufgaben lösen können und jenen die das nicht können.

• Welche Bedeutung hat das für uns?

o Jene die diese Aufgaben lösen können, sind besser in die

Gesellschaft integriert und verfügen über ein höheres Maß

an Kontrolle über deren täglichen Lebens.

Alexander Riegler, MPH

Page 6: Health Literacy - Was ist das?

Lesekompetenz

Im Rahmen der OECD-Studie „International Adult

Literacy Survey“ (IALS, 1994-1998) wurde festgestellt,

dass beispielsweise in Italien 32% und in

Deutschland 14% der Bevölkerung auf niedrigsten

Niveau lesen und schreiben konnten.

http://www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_aut/schl/vorl/schl_vorl_txt_5.html

Alexander Riegler, MPH

Page 7: Health Literacy - Was ist das?

Definition „Health literacy represents the cognitive and social

skills which determine the motivation and ability of

individuals to gain access to, understand and use

information in ways which promote and maintain

good health.“ (WHO, Health Promotion Glossary)

„ Health literacy is the degree to which individuals

have the capacity to obtain, process, and

understand basic health information and services

needed to make appropriate health decisions.”

(Healthy People, 2010)

Alexander Riegler, MPH

Page 8: Health Literacy - Was ist das?

Definition

Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit des Einzelnen,

im täglichen Leben Entscheidungen zu treffen, die sich

positiv auf die Gesundheit auswirken – zu Hause, in der Gesellschaft, am Arbeitsplatz, im Gesundheitssystem, im

Markt und auf politischer Ebene. Gesundheitskompetenz

ermächtigt Personen zur Selbstbestimmung und zur

Übernahme von Gestaltungs- und Entscheidungsfreiheit bezüglich ihrer Gesundheit. Sie verbessert die Fähigkeit,

Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen und

Verantwortung für die eigene Gesundheit zu

übernehmen.

(Kickbusch, Maag, Saan, 2005)

Alexander Riegler, MPH

Page 9: Health Literacy - Was ist das?

Definition von Nutbeam

„Health literacy involves a

complex constellation of skills

that are needed to function

effectively in the health care

setting.“

(Nutbeam, 2000)

Alexander Riegler, MPH

Page 10: Health Literacy - Was ist das?

Definition von Nutbeam Er unterscheidet dabei 3 wesentliche Ebenen:

•Funktionale Gesundheitskompetenz: Ausreichend Grundkompetenzen im Lesen und Schreiben, um im Alltag zu funktionieren.

•Kommunikative, interaktive Gesundheitskompetenz: Fortgeschrittene kognitive und soziale Kompetenzen, die es erlauben, aktiv am Alltag teilzunehmen, Informationen zu sammeln und in Interaktionen mit anderen Akteuren zu interpretieren sowie vorhandene Informationen in veränderten Bedingungen anzuwenden.

•Kritische Gesundheitskompetenz: Fortgeschrittene kognitive und soziale Kompetenzen, die für die kritische Analyse von Informationen eingesetzt werden können, um eine größere Kontrolle über Lebenssituationen ausüben zu können.

(Nutbeam, 2000) Alexander Riegler, MPH

Page 11: Health Literacy - Was ist das?

Synonyme für Health Literacy

• Gesundheitserziehung

• Gesundheitsmündigkeit

• (Selbst-)Kompetenz

• Patientenkompetenz

• Handlungskompetenz

Alexander Riegler, MPH

Page 12: Health Literacy - Was ist das?

Health Literacy

„Nicht zu wissen wie man liest, fühlt sich an wie

blind, ignorant oder nicht in der Lage zu sein

etwas zu verstehen oder jemanden fragen zu

können. Ich schäme mich meinem Arzt zu

sagen, dass ich es nicht verstehen kann.“

Ein anonymer Patient (USA)

Markland, 2009 Alexander Riegler, MPH

Page 13: Health Literacy - Was ist das?

Health Literacy Survey EU

http://inthealth.eu Alexander Riegler, MPH

Page 14: Health Literacy - Was ist das?

Literacy und Gesundheit

• Zusammenhang zwischen einem niedrigen Grad an

Literacy und Gesundheit.

o Indirekte Effekte

• Beschäftigung

• Einkommen

o Direkte Effekte:

• Persönliches Interesse an präventiven

Gesundheitsmaßnahmen (z.: Impfung)

• Früherkennung von Krankheiten

• Zugang zum Gesundheitssystem

• Management von chronischen Erkrankungen

(Dewalt et al., 2004) Alexander Riegler, MPH

Page 15: Health Literacy - Was ist das?

Verbesserung der funktionellen Literacy

Einführen einer bevölkerungsbezogenen Literacy – fließend lesen, schreiben, rechnen und Verbesserung des Allgemeinwissens

Start von Initiativen zur Förderung der Gesundheitsbildung

Individueller Aufbau von Kompetenzen und Wissen

Veränderung der gesundheitsrelevanten

Gewohnheiten und Praktiken

Setzen von spezifischen Maßnahmen zur Stärkung der Health Literacy

Verbessertes Wohlbefinden, umfangreichere Wahlmöglichkeiten und Alternativen zur Verbesserung der Gesundheit

Nutbeam, 2008 Alexander Riegler, MPH

Page 16: Health Literacy - Was ist das?

Relevanz auf internationaler

politischer Ebene

EU-Programm im Bereich der öffentlichen Gesundheit

Allgemeine Ziele:

1. Ein verbesserter Gesundheitsschutz der Bürger

2. Die Gesundheitsförderung für Wohlstand und Solidarität

3. Die Schaffung und Verbreitung von Wissen in Gesundheitsfragen

WHO - 6. Internationale Konferenz zur

Gesundheitsförderung (2005) -Bangkok-Charter

for Health Promotion in a Globalized World:

…zu den Strategien einer erfolgreichen Gesundheitsförderung

inmitten einer globalisierten Welt gehöre u.a., Kapazitäten für

die Entwicklung von Gesundheitskompetenz zu schaffen…

Duvigneau, 2008 Alexander Riegler, MPH

Page 18: Health Literacy - Was ist das?

• … ein selteneres Wahrnehmen präventiv-

medizinischer Angebote (Mammographie-

Screening, Zytologischen Untersuchungen (PAP-

Abstrich)

• … einen generell schlechteren Gesundheitsstatus

Weiss et al., 1992

Mangelhafte Health Literacy ist

ein Risikofaktor für

Alexander Riegler, MPH

Page 19: Health Literacy - Was ist das?

Mangelhafte Health Literacy ist

ein Risikofaktor für

• … seltenere Hausarztkontakte.

• … häufigere Einweisungen ins Krankenhaus.

• … eine häufigere Alarmierung der Notfallsysteme.

Baker, 2002

Alexander Riegler, MPH

Page 20: Health Literacy - Was ist das?

Mangelhafte Health Literacy ist

ein Risikofaktor für

• … für häufigere stationäre Aufnahmen.

• … für einen längeren stationären

Verbleib.

Baker, 1998 Alexander Riegler, MPH

Page 21: Health Literacy - Was ist das?

Mangelhafte Health Literacy ist

ein Risikofaktor

Patienten mit Asthma / COPD können ihr Dosieraerosol weniger wahrscheinlich richtig einsetzen (Williams et al.,1998b).

Patienten mit Diabetes mellitus kennen

weniger wahrscheinlich die Symptome einer

Unterzuckerung (Williams et al., 1998a).

Patienten mit Bluthochdruck wissen seltener, dass Bewegung und Gewichtsverlust den Blutdruck senken können (Williams et al., 1998b).

Entsprechende Frauen stillen seltener und

rauchen häufiger während der

Schwangerschaft (Arnold et al., 2001).

Chronische Erkrankungen Baker, 1998

Alexander Riegler, MPH

Page 22: Health Literacy - Was ist das?

Welche Faktoren beeinflussen

Health Literacy?

Alexander Riegler, MPH

Page 23: Health Literacy - Was ist das?

Welche Faktoren beeinflussen Health Literacy

1. Health Literacy wird beeinflusst durch die

kommunikativen Fähigkeiten von Laien und

Gesundheitsexperten

– Kommunikationsfähigkeiten inkludieren dabei

beispielsweise die Sachkenntnisse vom Lesen, Schreiben

und Rechnen sowie der Fähigkeit zur mündlichen Weitergabe von Informationen und einer guten

Auffassungsgabe.

– Die Kommunikationsfähigkeiten sind situationsabhängig (Kontext).

Alexander Riegler, MPH

Page 24: Health Literacy - Was ist das?

Welche Faktoren beeinflussen Health Literacy

2. Die Health Literacy von Laien wird beeinflusst durch das vielfältige Vorwissen über verschiedene Gesundheitsthemen.

Personen mit beschränkten und/oder ungenauen Wissen über den Körper und Ursachen von Erkrankungen können nicht:

o Denn Zusammenhang zwischen Lebensstil (z.B.: Diäten und

Sport) und Gesundheit verstehen.

o Erkennen nur bedingt, wann sie professionelle Hilfe brauchen

o Umfangreiche Angebote an Gesundheitsinformationen können dazu beitragen, dass Personen mit bereits fortgeschrittenerem Wissen (Literacy) schnell überfordert werden.

Alexander Riegler, MPH

Page 25: Health Literacy - Was ist das?

Welche Faktoren beeinflussen Health Literacy

3. Die Kultur der Personen beeinflußt Health Literacy

insofern,

o wie Personen Gesundheitsinformationen verstehen und

selbst kommunizieren.

o wie Personen über ihre Gesundheit denken und fühlen.

o wann und von wem sie Hilfe beziehen.

o wie Personen auf Empfehlungen zur Veränderung des

Lebensstils reagieren.

Alexander Riegler, MPH

Page 26: Health Literacy - Was ist das?

Welche Faktoren beeinflussen Health Literacy

4. Health Literacy ist abhängig von den

Anforderungen des Gesundheitssystems.

o Personen müssen lesen, verstehen und Formulare ausfüllen

können um Behandlungen und Rückzahlungen für

Aufwendungen zu erhalten

o Personen müssen darüber aufgeklärt sein, welche Arten

von Spezialisten (z.B.: Fachärzte) und Leistungen im

Gesundheitssystem zu finden sind und wie sie diese in

Anspruch nehmen können.

Alexander Riegler, MPH

Page 27: Health Literacy - Was ist das?

Welche Faktoren beeinflussen Health Literacy

5. Health Literacy ist abhängig von der

Situation/Kontext.

Oftmals kommt es zu einem Auftreten unüblicher

Situationen, unter dem Einfluss von Stress und Angst

wird eine Problemlösung immer schwieriger.

Es kann auch passieren, dass sich

gesundheitsverbessernde Maßnahmen negativ auf

die mentale und physische Gesundheit auswirken

und dann zu weiteren Erkrankungen führt.

Alexander Riegler, MPH

Page 28: Health Literacy - Was ist das?

Health Literacy ist aber keine

• einfache Sprache ohne Fremdwörter (Plain

Language). Diese Sprache dient nur als eines von

vielen Werkzeug zur Verbesserung der Health

Literacy

• kulturelle Befähigung: Kulturelle Befähigung ist die

Fähigkeit von Fachleuten , interkulturell zu arbeiten.

Es kann dazu beitragen die Health Literacy in Bezug

auf die Verbesserung der Kommunikation und

Vertrauensbildung zu stärken.

Alexander Riegler, MPH

Page 29: Health Literacy - Was ist das?

Health Literacy und die

Behandlungsqualität

Health Literacy beeinflusst die Qualität der Behandlung.

Gute Qualität bedeutet eine angemessene Versorgung der Patienten auf eine technisch kompetente Art und Weise, mit guter Kommunikation, gemeinsamer Entscheidungsfindung über den weiteren Verlauf der Behandlung (shared decision making) und entsprechender kultureller Feinfühligkeit.

Alexander Riegler, MPH

Page 30: Health Literacy - Was ist das?

Das Empfinden der Betroffenen

• Personen mit begrenzter Health Literacy berichten öfters, dass sie aufgrund ihrer mangelnden Kompetenzen oft das Gefühl von Schande zu verspüren.

• Individuen mit schlechten Health Literacy Fähigkeiten verspüren oft Unbehagen, weil sie schlecht lesen können, diese Personen entwickeln daher spezielle Strategien zur Kompensation.

Alexander Riegler, MPH

Page 31: Health Literacy - Was ist das?

Risikogruppen Das Risiko über eine besonders niedrige Gesundheitskompetenz zu verfügen ist besonders ausgeprägt bei Personen

o mit einem höheren Alter

o ohne festen Arbeitsplatz

o mit verminderten Einkommen und wenig Bildung /

niedrigen sozialen Status

o mit Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit

o mit Immigrationshintergrund / fremder Muttersprache

(Center for Health Care Strategies, 1998)

Das „durchschnittliche“ Individuum mit inadäquater Gesundheitskompetenz ist ein in den USA geborener

Amerikaner weißer Hautfarbe.

Alexander Riegler, MPH

Page 32: Health Literacy - Was ist das?

Ein Bespiel für die alltägliche Informationsflut

Frau L.W., 76 Jahre, dialysepflichtige diabetische Nephropathie:

Hinweis:

• Die Ernährung sollte kalium- und phosphatarm sein.

• Reduzieren Sie die Eiweißzufuhr, nehmen sie aber ausreichend Kohlenhydrate zu sich.

• Auf regelmäßige Bewegung achten. • Halten sie sich an die vorgeschriebene Flüssigkeitsmenge.

• Blutzuckerspiegel vor dem Essen messen und einschreiben.

• Medikamente richtig einnehmen.

Präparat 1: morgens und abends Präparat 2: morgens - nur an dialysefreien Tagen! Präparat 3: morgens 30 Minuten vor dem Frühstück – danach nicht hinlegen! Präparat 4: abends im Wechsel ¼ und ½ Tbl. - wöchentlich neue Ansage! Präparat 5: 2 Hübe morgens und abends – danach den Mund ausspühlen! Präparat 6: mittags - nach dem Essen, vor Einnahme komplett zerkauen! Präparat 7: morgens 1x, mittags 2x, abends 1x – nicht mit Milch einnehmen!

Duvigneau, 2008 Alexander Riegler, MPH

Page 33: Health Literacy - Was ist das?

Ein Bespiel für die alltägliche Informationsflut

Frau L.W., 76 Jahre, dialysepflichtige diabetische Nephropathie:

Weiters …

• Keine Uhr über den Shunt

• Nächste Woche – Grippeimpfung • Nächstes Jahr steht wieder die Dickdarmspiegelung am

Programm.

• Den Augenarzt zweimal im Jahr besuchen

• …

Duvigneau, 2008 Alexander Riegler, MPH

Page 34: Health Literacy - Was ist das?

Gesundheitskompetenz

im Krankenhaus

Commonwealth Fund Healthy Policy Survey 2005

“Experiences of Patients with Health Problems in Six Countries”

Von den untersuchten Patienten berichtete

• jeder 4.-5., daß Risiken von Untersuchungen nicht ausreichend erklärt…

• jeder 4.-5., daß diagnostische und therapeutische Ziele nicht verdeutlicht…

• jeder 2.-3., daß er/sie vom Arzt nicht in Behandlungskonzepte mit einbezogen…

• jeder 2.-3, daß er/sie nicht bzgl. Nebenwirkungen von Medikationen aufgeklärt…

• jeder 4., daß er/sie bei Entlassung nicht über evtl. Notfallmaßnahmen informiert…

…worden wäre(n)! Duvigneau, 2008

Alexander Riegler, MPH

Page 35: Health Literacy - Was ist das?

Vergleich

(modifiziert nach Kirsch et al., 1993)

Ca. 70 Millionen Amerikaner

haben eine Herzkrankheit

Ca. 80 Millionen Amerikaner

verfügen über eine inadäquate

Gesundheitskompetenz

Alexander Riegler, MPH

Page 36: Health Literacy - Was ist das?

Volkswirtschaftlicher Schaden

durch mangelnde Health Literacy

• Adquate im Vergleich zu inadequater Health Literacy (Weiss et al., 2004)

289110688

0

2000

4000

6000

8000

10000

12000

$

Adequat Inadequat

Alexander Riegler, MPH

Page 37: Health Literacy - Was ist das?

Volkswirtschaftlicher Schaden

durch mangelnde Health Literacy

• 6-7% der US-Gesundheitsausgaben sind durch inadäquate

Gesundheitskompetenz bedingt (Baker et al. 1998). Das entspricht ca. US$ 73 Milliarden, Vergleich dazu kostete die Militäroperation Desert Fox unter Bill Clinton im Irak-Krieg ca. US$

274 Milliarden.

0

50

100

150

200

250

300

$

inadequate HL Desert FoxAlexander Riegler, MPH

Page 38: Health Literacy - Was ist das?

Welche Testverfahren gibt es

im Bereich von

Health Literacy?

Alexander Riegler, MPH

Page 39: Health Literacy - Was ist das?

Health Literacy Testverfahren

TOFHLA (Test of Functional Health Literacy in Adults)

REALM (Rapid Estimate of Adult Lit. in Medicine)

WRAT Wide (Range Achievement Test)

NAAL (National Assessment of Adult Literacy )

HALS (Health Activities Literacy Scale)

NVS (Newest Vital Sign)

Alexander Riegler, MPH

Page 40: Health Literacy - Was ist das?

Erfassung der Health Literacy

• Vielfach passieren die Teste auf der Messung der funktionellen Kompetenzen und erfassen somit nicht die gesamte Breite aller notwendigen Health Literacy – Kenntnisse.

• Die Bewertungsinstrumente differenzieren nur ungenau zwischen o den vorhandenen Lesefertigkeiten.

o Lücken im gesundheitsrelevanten Hintergrundwissen.

o Lücken in der Vertrautheit mit der Sprache und den angebotenen Unterlagen.

o den kulturellen Unterschieden und dem damit verbundenen gesundheitlichen Anspruch

http://www.health.gov Alexander Riegler, MPH

Page 41: Health Literacy - Was ist das?

Health Literacy Testverfahren

Getestet wird in drei Bereichen

1.) Klinisch: ausfüllen von Patientenformularen

2.) Vorsorge: Befolgung von altersabhängigen

gesundheitsrelevanten Ratschlägen

3.) Navigation durch das Gesundheitssystem -

verstehen wofür bezahlte Leistungen erbracht

werden

http://www.health.gov Alexander Riegler, MPH

Page 42: Health Literacy - Was ist das?

Health Literacy Schnelltest

1.)Wie oft haben Sie Probleme beim Erlernen von

medizinischen Anweisungen aufgrund von schwer

zu verstehenden geschriebenen

Informationsmaterialien?

2.)Wie oft benötigen sie Hilfe beim Lesen von

Informationsmaterialien aus dem Krankenhaus?

3.)Wie geübt sind Sie beim selbständigen Ausfüllen

von medizinischen Formularen?

Antwortmöglichkeiten: immer, oft, manchmal,

gelegentlich, nie.

Wallace et al., 2006

Alexander Riegler, MPH

Page 43: Health Literacy - Was ist das?

Health Literacy Schnelltest

3.) Wie geübt sind Sie beim selbständigen Ausfüllen

von medizinischen Formularen?

Antwort: manchmal?

„Manchmal“ gilt als Erkennungszeichen

von Literacy Mängeln!

Wallace et al., 2006 Alexander Riegler, MPH

Page 44: Health Literacy - Was ist das?

Health Literacy Testverfahren

• Stufen

o bewandert/vertrautes Wissen: ist in der Lage umfangreiche

und fordernde gesundheitsrelevante Handlungen auszuführen.

o fortgeschrittenes Wissen: ist in der Lage mäßige gesundheitsrelevante Handlungen auszuführen.

o elementares Wissen: kann einfache tägliche gesundheitsrelevante Handlungen ausführen

o mangelhaftes Wissen: kann nur die einfachsten Handlungen selbst ausführen

Alexander Riegler, MPH

Page 45: Health Literacy - Was ist das?

Alexander Riegler, MPH

Page 46: Health Literacy - Was ist das?

Wie erkennt man geringe Gesundheitskompetenz?

• Beliebte Aussprüche:

o Ich kann es jetzt nicht lesen. Ich habe meine Brille vergessen.

o Ich bin jetzt leider in Eile. Kann ich später zu Hause lesen?

o Meine Augen sind müde. Können Sie es bitte

ausnahmsweise für mich lesen?

o Ich fühle mich nicht sehr gut. Können Sie es mir bitte

vorlesen?

o Gibt es auch ein Video davon?

o …

Alexander Riegler, MPH

Page 47: Health Literacy - Was ist das?

Welche Testverfahren gibt es

im Bereich von

Health Literacy?

Alexander Riegler, MPH

Page 48: Health Literacy - Was ist das?

Wie erkennt man geringe Gesundheitskompetenz?

• am Auftreten:

o Nachfragen: Personen fragen viel über geschriebene Informationsmaterialien

o Visuelles Erscheinungsbild: Personen halten die

geschriebenen Unterlagen verkehrt herum.

o Unfähig zu bitten: keines der angebotenen Informationsmaterialien entspricht den Bedürfnissen

o Desinteresse: individuelle Anweisungen werden an

Familienmitglieder weiter gegeben

o Kann keine Anweisungen auf den Verpackungen lesen

Alexander Riegler, MPH

Page 49: Health Literacy - Was ist das?

National Assessment of

Adult Literacy, 2003

1 The “Did not obtain health information over the Internet” category does not include prison inmates. 2 Disabilities include vision, hearing, learning disability, and other health problems.

Institute of Education Sciences, 2003 Alexander Riegler, MPH

Page 50: Health Literacy - Was ist das?

Personen mit elementaren und mangelhaften Gesundheitskompetenzen beziehen aus folgenden Quellen KEINE BIS WENIG Informationen.

Quelle Mangelhaftes Wissen

Elementares

Wissen

Internet 85% 70%

Magazin 64% 47%

Bücher oder Broschüren 62% 45%

Zeitungen 59% 51%

Familie oder Freunde 47% 40%

Gesundheitseinrichtungen 35% 30%

Radio oder Fernsehen 33% 29%

Institute of Education Sciences, 2003

National Assessment of

Adult Literacy, 2003

Page 51: Health Literacy - Was ist das?

47% der Befragten befinden sich in Gruppe 1 und 2

Institute of Education Sciences, 2003

National Assessment of

Adult Literacy, 2003

Alexander Riegler, MPH

Page 52: Health Literacy - Was ist das?

National Assessment of

Adult Literacy, 2003

http://dese.mo.gov/divcareered/AEL/AEL_KeyConcepts.pdf Alexander Riegler, MPH

Page 53: Health Literacy - Was ist das?
Page 54: Health Literacy - Was ist das?

Eine weitere US Health Literacy Studie

fand heraus, dass

• 33% nicht in der Lage waren, grundlegende

einfache Gesundheitsempfehlungen zu lesen.

• 42% die Anweisung nicht verstehen, ein

Medikament auf leeren Magen einzunehmen.

• 26% eine schriftliche Terminvereinbarung nicht

verstanden haben.

• 43 % Probleme haben, die Rechte und Pflichten der

Versicherung zu verstehen.

• 60% verstanden ein standardisiertes

Genehmigungsschreiben nicht.

(Williams et al., 1995)

Alexander Riegler, MPH

Page 55: Health Literacy - Was ist das?

Alexander Riegler, MPH

Page 56: Health Literacy - Was ist das?

Alexander Riegler, MPH

Page 57: Health Literacy - Was ist das?

Weitere Ergebnisse • Nur 12% der Erwachsenen verfügen über

umfangreiche Gesundheitskompetenzen. Anders ausgedrückt, 9 von 10 Erwachsenen, haben zuwenig Fähigkeiten um ihre eigene Gesundheit zu erhalten oder Krankheiten vorzubeugen.

• 14% der Erwachsenen, 30 Millionen Amerikaner, haben mangelnde Gesundheitskompetenzen. Sie geben oft an, über einen schlechten Gesundheitszustand (44%) zu verfügen und besitzen seltener eine Gesundheitsversicherung (28%) als Personen mit umfangreichen Kenntnissen.

http://www.health.gov Alexander Riegler, MPH

Page 58: Health Literacy - Was ist das?

Welche Strategien zur

Verbesserung von

Health Literacy gibt es?

Alexander Riegler, MPH

Page 59: Health Literacy - Was ist das?

Strategien zur Verbesserung

1.)Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit von Gesundheitsinformationen.

2.)Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit von Gesundheitseinrichtungen.

3.)Aufbau von Kompetenzen, die eine gemeinsame Entscheidungsfindung in gesundheitlichen Belangen zwischen Arzt und Patienten ermöglicht.

4.)Förderungen zur Verbesserung von Health Literacy.

http://www.health.gov Alexander Riegler, MPH

Page 60: Health Literacy - Was ist das?

1.) Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit von

Gesundheitsinformationen

• Sind die Informationen für die Zielgruppe bzw. die Konsumenten richtig aufbereitet?

o Demographischer Aspekt o Kultur o Fähigkeiten o Sprache o …

• Sind die Informationen einfach in der Praxis anwendbar?

o Vor der Ausgabe von Unterlagen sollten diese auf

Verständlichkeit getestet werden. Daher immer wieder testen, testen, testen

Alexander Riegler, MPH

Page 61: Health Literacy - Was ist das?

1.) Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit von

Gesundheitsinformationen

• Werden die mündlichen Informationen klar und leicht verständlich angeboten und hört der Empfänger der Informationen aufmerksam zu?

o Nachfragen ob alles verstanden wurde (offene Fragen

verwenden, z.B.: erzählen sie mir vom Problem…)

o Falls notwendig jemanden hinzuziehen, der bei der Erklärung von wichtigen Dingen hilft

Alexander Riegler, MPH

Page 62: Health Literacy - Was ist das?

2.) Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit

von Gesundheitseinrichtungen

• Verbesserung der Verständlichkeit und Benutzerfreundlichkeit von Formularen und Anleitungen. o Formulare in verschiedenen Sprachen auflegen o Wiederholte Durchsicht auf einfache und klare

Verständlichkeit.

• Verbesserung der physikalischen Gegebenheiten o Leicht verständliche Wegweiser o Einfache Symboliken verwenden

• Bereitstellung von Hilfestellungen die Unkundige sicher durch das System führen. o z.B.: geschulte Sozialarbeiter zur Verfügung stellen

Alexander Riegler, MPH

Page 63: Health Literacy - Was ist das?

3.) Verbessertes „shared decision making“

• Verbesserung des Zugangs zu richtigen und angemessenen Gesundheitsinformationen

o Etablierung von neuen Mechanismen zum Tausch und zur

Verbreitung von verständlichen Schulungsunterlagen

o Identifizierung von neuen Methodenn zur Informationsverteilung (Handy, Trafiken, ..)

• Einladen zum „shared decision making“ durch den Gesundheitsexperten o Abgleich von Informationen und Empfehlungen samt

Zugang zu verschiedenen Leistungen, Ressourcen und Unterstützung

Alexander Riegler, MPH

Page 64: Health Literacy - Was ist das?

3.) Verbessertes „shared decision making“

• Verbesserung der Gesundheitsausbildung

o Entwickeln von Lehreinheiten in der Erwachsenenbildung,

die auch deren Interessen widerspiegeln.

Alexander Riegler, MPH

Page 65: Health Literacy - Was ist das?

4.) Förderungen zur Verbesserung

von Health Literacy

• Setzen Sie sich für Health Literacy Initiativen ein.

o Erkennen Sie Projekte, die dem Health Literacy Gedanken

widersprechen

o Sprechen Sie Verantwortliche darauf an und geben Sie Ihr

Wissen weiter

• Integrieren Sie Health Literacy in Ihre Planungen und

Ziele

o Das betrifft ihre zukünftigen strategischen und ihre

Fortbildungsmaßnahmen

• Übernehmen Sie Verantwortung bei verschiedenen

Health Literacy Aktivitäten

Alexander Riegler, MPH

Page 66: Health Literacy - Was ist das?

Was kann jeder von uns machen?

• Respektvoller und sozialer Umgang.

• Betroffene nicht diskriminieren.

• Sofern möglich, eine Audio- oder Videoalternative anbieten.

• Falls jemanden etwas erklärt wurde, so sollte dieser aufgefordert werden, den Inhalt zu wiederholen.

• Bilder und verschiedene Modelle verwenden.

• Falls Unteralgen angefertigt werden, darauf achten, dass diese leicht verständlich sind.

• Keine Fremdwörter sondern eine einfache Ausdrucksweise verwenden.

• Auf den wesentlichen Inhalt konzentrieren – die meisten Menschen können sich nur 3-5 Schwerpunkte merken.

Alexander Riegler, MPH

Page 67: Health Literacy - Was ist das?

Joint Commission on Accreditation of

Healthcare Organizations

• Empfehlungen 2008:

o Der Patient erhält Trainingseinheiten und

Unterricht in für Ihn maßgeschneiderter Form

o Alle Patienten werden auf Ihre Literacy hin

überprüft

o Alle angebotenen Unterlagen müssen

dahingehend überprüft werden, ob Sie von den

Patienten auch verstanden werden können.

http://www.health.gov Alexander Riegler, MPH

Page 68: Health Literacy - Was ist das?

Ihr Beitrag zur Verbesserung

• Sie haben die Chance Veränderungen zu

bewirken? Dann …

o nehmen sie auf jene Rücksicht, die möglicherweise

Schwierigkeiten mit dem Erfassen von Aufgaben haben

(Bildungsniveau, Sprache, …)

o geben Sie Ihr Wissen innerhalb der Organisation weiter, indem Sie interne Fortbildungen organisieren.

o ziehen Sie Spezialisten bei und erhöhen Sie dadurch den

Wissensstand aller

o arbeiten Sie mit der Öffentlichkeit zusammen

o Intranet? Gestalten Sie die Inhalte sehr einfach (Plain

Language)

Alexander Riegler, MPH

Page 69: Health Literacy - Was ist das?

Health Literacy

Wer ist verantwortlich für die

Verbesserung der Health

Literacy?

Wir alle !!

Alexander Riegler, MPH

Page 70: Health Literacy - Was ist das?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

Alexander Riegler, MPH www.alexanderriegler.at [email protected]

Alexander Riegler, MPH

Page 71: Health Literacy - Was ist das?

Literaturverzeichnis I • Arbeitsbericht Workshop November 2005 Gesundheitskompetenz,

http://www.google.at/search?q=Arbeitsbericht+Workshop+November+2005+Gesundheitskompetenz&ie=utf-8&oe=utf-8&aq=t&rls=org.mozilla:de:official&client=firefox-a

• Arnold CL, Davis TC, Berkel HJ, Jackson RH, Nandy I, (2001). London S. Smoking status,

reading level, and knowledge of tobacco effects among low-income pregnant women. Prev Med. 32:313-320

• Baker DW et al. (1998). Health Literacy and the Risk of Hospital Admission. Journal of General Internal Medicine.

• Baker DW. (2002). Functional health literac and the risk of hospital admission. American Journal of Public Health, 2002; 92.

• Dewalt DA et al (2004). Literacy and health outcomes: a systematic review of the literature. Journal of General Internal Medicine, 19: 128-39

• Duvigneau MA (2008). Gesundheitskompeten. Schön Klinik Eilbek, Hamburg Medizinische Klinik Abteilung für Nephrologie. http://www.dngfk-konferenz.de/fileadmin/user_upload/website/dngfk/Konferenzen/Nr5-Duvigneau.pdf

Alexander Riegler, MPH

Page 72: Health Literacy - Was ist das?

Literaturverzeichnis II • http://www.health.gov (o. A.). HEALTH LITERACY What You Need To Know and What You

Can Do About http://www.health.gov/communication/literacy/powerpoint/healthliteracy.ppt#377,28,Measuring

• Institute of Education Sciences (2003). U.S. Department of Education, National Center for Education Statistics, National Assessment of Adult Literacy (NAAL)

• Kickbusch I., Maag D., Saan H. (2005). Enabling healthy choices in modern health societies. Paper for the European Health Forum Bad Gastein.

• Kirsch, I et al (1993). Adult Literacy In America. A First Look at the Results of the National Adult Literacy Survey. National Center for Education Statistics, US Departmant of

Education, Washington DC, USA.

• Markland MJ,(2009). An Introduction to Yceretil Health, university of North Dakota School of Medine and heaöth Sciences

• Nutbeam D, (2008). The evolving concept of health literacy , University of Sedney; Socail Science an dMedicine 67 (2008) 207-278, http://www.cphce.unsw.edu.au/CPHCEWeb.nsf/resources/Don+Nutbeam+farewell/$file/

Nutbeam+Health+literacy+-+Sydney+May+2009.pdf

Alexander Riegler, MPH

Page 73: Health Literacy - Was ist das?

Literaturverzeichnis III • Nutbeam, D. (2000). Health literacy as a public health goal: a challenge for

contemporary health education and communication strategies into the 21st century. Health Promotion International, 15 (3), 259-267.

• Wallace LS, Rogers ES, Roskos SE, Holiday DB, Weiss BD (2006). Brief report: screening items

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Alexander Riegler, MPH