Heiliger Gral - Zeittafel zur Gralsthematik

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Zeittafel über die Entwicklung des Mythos Heiliger Gral

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Zeittafel zum Gralsphänomen von Herbert Blaser Die chronologische Entwicklung des ägyptisch- babylonisch- hebräischen Monotheismus zum römisch– christlichen Dogma und dessen Folgen in der Weltgeschichte: um 2800 v. Chr. Semitische Stämme wandern nach Südmesopotamien

und vermischen sich mit den Sumerern. 2465 v. Chr. 5. Dynastie in Ägypten. Der Sonnengott Re verdrängt als

Hauptgott den König. Staatsstruktur wird zum Priesterwesen. Staat und Religion sind Eins. Starker Glaube an das Jenseits : Ägyptisches Totenbuch. Osiris richtet über die Toten. Isis nährt ihren gemeinsamen Sohn Horus an der Brust: Vorlage für den späteren Madonnenkult (Pieta).

1729 v. Chr. Hammurabi ist Herrscher über Sumer, Assur und Babylon. Seine Sterndeuter haben den Himmelsbogen bereits in zwölf Tierkreiszeichen eingeteilt. Grundlage der uns bekannten Wissenschaft der Astronomie und Grundlage für die mathematische Kreisteilung.

1894 v. Chr. Dynastie der Amoriter: Beginn des altbabylonischen Reiches. Erstmals instrumentalisierter Monotheismus. Der Ackergott Bel-Marduk wird zu Baal, der alleinige und einzige Herr.

1640 v. Chr. Gründung des alten Hethiterreiches durch Labarna I.: Strenge Bestrafungsrituale und Blutopfer

1595 v. Chr. Der Hethiterkönig Mursilis I besetzt Babylon. Monotheismus und Blutopfer finden auf diesem Weg zusammen.

1550 v. Chr. Einfall der Arier in die Gangesebene. Gleichzeitig dringen sie in den Iran ein. Mit dem Volk der Arier wandert das Gedankengut der vedischen Schriften in das Zweistromland. Sowohl in dem ptolomäischen Gedankengut, wie im Mazdaismus, wie in der Kabbala; findet sich vedische Philosophie wieder.

1468 v.Chr. Schlacht bei Meggido unter Pharao Thutmosis III. Die gewaltige Schlacht ist verantwortlich für die apokalyptischen Visionen der besiegten Völker.

1400 v. Chr. Untergang der minoischen Kultur auf Kreta. Sie ist verantwortlich für den Mythraskult(Stieropfer).

1364 v. Chr. Amenophis IV, verheiratet mit Nofretete erklärt den Gott Aton (Sonnengott) zur einzigen Wahrheit. Als sein Prophet Echnaton versucht er den solaren Monotheismus in Ägypten einzuführen.

1250 v. Chr. Auszug (Exodus) der arbeitenden Israeliten aus Ägypten. Sie exportieren dabei den Monotheismus und den Glauben an das Jenseits. Der sagenhafte Auszug der Israeliten aus Ägypten erweist sich als die Flucht der Anhänger des monotheistischen Glaubens Echnatons vor

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den Schergen der Amun-Priester. Tut-ench-Amun war der erste Verfolger der monotheistisch orientierten Semiten.

1050 v. Chr. Unter der Bedrohung durch die Philister und Ammoniter einigt sich das geflüchtete Volk Israel zum Königtum unter Saul.

1004 v. Chr. Die Stadtburg der Jebusiter wird in Jerusalem umbenannt. 850 v. Chr. Dekane (Sternbilder in der Nahe der Ekliptik) im Grabe

Oskorons II in Tanis werden mit dem Begriff Schai (Schiksal) belegt.

753 v. Chr. 21. 04. 735 ab urbe condita: Die legendäre Gründung Roms.

587 v. Chr. Zerstörung Jerusalems durch den babylonischen Herrscher Nebukadnezar II. Der Grossteil der Juden wird in die babylonische Gefangenschaft deportiert. Hier vermischt sich das ägyptisch beeinflusste Judentum mit der Tradition einer zelebrierten, rituellen Jungfrauen-Vergewaltigung der Babylonier.

569 v. Chr. Zarathustra(Zoroaster) 599v.Chr–522v.Chr gründet die altpersische Religion des Mazdaismus: Der Kampf der Herrscher des Lichts gegen die Mächte der Finsternis in dem der Mensch Partei zu ergreifen hat. Dieses Dogma wird mit dem Glauben an das jüngste Gericht, das Paradies, die Heiligen und dem heiligen Geist zum christlichen Glaubensmodell.

522 v. Chr. Dareios I begründet das persische Weltreich. Die dualistisch Lehre Zarathustras bereitet sich damit im ganzen nahöstlichen Raum aus. Zarathustra verurteilt die orgiastischen Mithraskulte. Damit begründet er das physische Bild des christlichen Teufels. Mithras wurde in einem Stieropfer geehrt. Stier und Horn stehen für die Fruchtbarkeit und die Potenz der autonomen Völker, die jetzt unter dem persischen Glauben versammelt werden sollten.

396 v. Chr. Aufstieg Roms, Verfall der Etruskerherrschaft. 348 v. Chr. Zweiter Vertrag zwischen Karthago und Rom. 334 v. Chr. Beginn der Alexanderfeldzüge gegen Persien. 290 v. Chr. Ende des 3. Samnitenkrieges: Hegemonie Roms in

Mittelitalien. 282 v. Chr. Ende der Keltenkriege. Rom gründet die Kolonie Sena

Gallica. 149 v. Chr. 3. Punischer Krieg. Karthago wir zur römischen Provinz

Africa. 102 v. Chr. Sieg der Römer über die Teutonen. 63 v. Chr. Pompeius erobert Jerusalem. 60 v. Chr. 1. Triumvirat Pompeius-Crassus–Caesar. 50 v. Chr. Der erste runde Tierkreis an der Decke der Osiriskapelle

von Dendera. 58 v. Chr. Caesar erobert Gallien. 45 v. Chr. Caesar ist jetzt Alleinherrscher als Diktator auf Lebenszeit

mit göttlichen Ehren. Diese Funktion eröffnet die moralische Dekadenz Roms, die schlussendlich in den

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Gottkaisern gipfelt, welche sich weder um Volk, noch um Republik, noch um soziale Gerechtigkeit kümmern. Rom wird zur solar- zentralistischen Gewaltherrschaft. Damit ist der Boden für den späteren Monotheismus des Christentums geschaffen.

43 v. Chr. 2. Triumvirat mit Octavian–Antonius–Lepidus. 12 v. Chr. Nach dem Tod des Lepidus wird Augustus(Octavian) zum

Pontifex maximus gewählt. 4 v. Chr. Ungefähre Zeit der Geburt des Rabbiners Jesus von Nazareth. Seine Botschaft der sozialen Gerechtigkeit steht im Zusammenhang mit dem Glauben der Essener, die zu dieser Zeit bereits seit über hundert Jahren existierten. 66 n. Chr. Jüdischer Aufstand gegen die römische Fremdherrschaft.

Der bewaffnete Widerstand gegen die Römer wird von den Zeloten geleitet. Die Essener enthalten sich den Kampfhandlungen und predigen den Frieden.

73 n. Chr. Einnahme der jüdischen Felsenfestung Massada. 116 n. Chr. Unter Trajan die grösste Ausdehnung des römischen

Reiches bis an den persischen Golf. 135 n. Chr. Diaspora(Zerstreuung) der Juden. 215 n. Chr Mani oder Manes wird in Zentralbabylon geboren 242 n. Chr. Der Perser Mani begründet die gnostische Weltreligion

des Mänichäismus. Der Manichäismus basiert auf der Lehre des Zarathustra. Der Kirchenvater Augustinus von Hippo ist während zehn Jahren Auditor von Manis Lehre, bevor er ihn post mortem der Ketzerei bezichtigt. Augustinus schreibt hundert Jahre später das Werk: De civitate Dei (Über den Gottesstaat), das sich in den Grundzügen an dem Dualismus Manis orientiert. Dieses Werk war richtungweisend für die katholische Kirche.

276 n. Chr. Mani wird gekreuzigt. 297 n. Chr. Römische Reichsreform: Das römische Reich wird in

zwölf Diözesen eingeteilt. Straff organisierte Zwangsinnungen der Handwerker und Bauern zur Versorgung des Staates als Vorläufer des fränkischen Lehenswesens. Edikt Diocletians gegen die Religion der Manichäer.

303 n. Chr. Edikt Diocletians gegen die Religion der Frühchristen. 313 n. Chr. Konstantin wird Pontifex maximus. 325 n. Chr. Konzil von Nicäa. Religion als Staatserlass. Die

Dreieinigkeit Gottes wird zum Staatsakt. Schisma zwischen Arianismus (Wesensähnlichkeit Gottes) und der Lehre des Athanasius (Wesensgleichheit Gottes) Freistellung der Finanzen zur Zusammenstellung der Bibel. Die Bischöfe (Patriarchen) von Rom, Alexandria, Antiochia und Jerusalem werden rechtlich gleichgestellt.

359 n. Chr. Constantinus II erklärt den Arianismus als verbindliches Glaubenskonstrukt.

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381 n. Chr. Das Konzil von Konstantinopel verurteilt den Arianismus. Papst Damasus beauftragt den Hl. Hieronymus mit der Revision des lateinischen Textes der Bibel.

391 n. Chr. Erst unter Theodosius wird das neu entworfene Christentum des Athanasius und des Augustinus zur Staatsreligion ernannt.

393 n. Chr. Konzil von Hippo. 397 n. Chr. Konzil von Karthago. An diesen zwei Konzilen werden die

zusammengetragenen und redigierten Schriften der Bibel zur „Heiligen Schrift“ erklärt. Häretische Schriften und Zusätze werden gestrichen und/oder verbrannt.

482 n. Chr. Der salische Merowinger Chlodwig wird König der Franken in der ehemaligen römischen Provinz Gallien.

496 n. Chr. Chlodwig tritt zum katholischen Glauben über. Der gemeinsame Glauben einigt die einzelnen Stämme des Frankenreiches. Zeitgleich ermöglicht die Hausmeierei (Lehens- und Leibeigenschaft) eine zentralistische Staatsstruktur.

532 n. Chr. Kaiser Justinian festigt das Imperium Romanum in christlicher Form. Er lässt den Corpus iuris (civilis) als Grundlage des römischen Rechts kodifizieren.

586 n. Chr. Rekkared I König der Westgoten. Tritt nach dem 3. Reichskonzil von Toledo dem katholischen Glauben bei. Jetzt umfasst der Einfluss der katholischen Kirche das Gebiet von Spanien über Frankreich und Burgund nach Byzanz bis in den nahen Osten. Das Einflussgebiet des ehemaligen Rom ist jetzt nahezu identisch mit dem Gebiet der römisch– katholischen Kirche.

596 n. Chr. Papst Gregor der Grosse beauftragt Augustinus von Canterbury mit der Missionierung der Angelsachsen. Papst Gregor gilt reichster Grundbesitzer in Italien. Mit seiner Verwaltung der Kirchengüter (Patrimonium Petri) legt er den Grundstein für die weltliche Machtstellung der Kirche. Er öffnet sich berechnend dem Kulturkreis der Franken. Totemismus, Glauben an die Muttergöttin und Schamanismus werden im christlichen Dogma ritualisiert durch Reliquien, Mutter Maria, Heiligenfiguren und Gesänge. Er führte den gregorianischen Gesang in der Liturgie ein.

754 n. Chr. Kaiser Konstantin von Kopronymos wehrt sich an der Synode von Hiereia gegen diese Entwicklung. Sein Ikonklasmus (Bildzerstörung) festigt die Trennung der Ostkirche (Byzanz) von Rom.

771 n. Chr. Karl der Grosse Alleinherrscher im gesamtfränkischen Reich. Mit seinen Schreibstuben fördert er wohl die Bildung, aber gleichzeitig auch den Glauben an die alleinige Wahrheit der konstantinschen Bibel. Bibelübersetzungen sind in dieser Zeit die einzige Möglichkeit, Lesen und Schreiben zu erlernen. Dieser Umstand vertieft den Graben zwischen der griechisch–

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orthodoxen, und der römisch– katholischen Welt. Die griechisch– orthodoxe Welt verfolgt ein urchristlicheres, dezentraleres Weltbild (verschiedene Patriarchen), der römisch– katholische Glauben ist zentralistisch, hegemoniebestrebt und absolut. Die Bibel bleibt einzig allgemeingültiges Studienobjekt bis zu den Schulreformen der Neuzeit. Das heisst, kein anderes Werk wurde an den öffentlichen Schulen der einfachen Bürger unterrichtet. Trotz Aufklärung und Revolutionen.

920 n. Chr. Der Begriff „Deutsches Reich“ (Regnum teutonicum) wird zum ersten Mal auf die unter Heinrich I vereinigten deutschen Stämme angewendet. Er begründet die Unteilbarkeit des Reiches und er lässt sich nach Vorbild Karls des Grossen 936 in Aachen krönen. Grundlage des heiligen römischen Reiches deutscher Nation.

954 n. Chr. Reichstag von Arnstadt: Reichskirchenpolitik. Geistliche werden zu Trägern höchster Reichsämter. Da das Zölibat der kirchlichen Amtsträger die Erblichkeit ausschliesst, behält der weltliche König die Zentralgewalt. Mit dem alleinigen Segen der Kirche. Auf diesem Weg wird die Kirche zum Träger der Reichseinheit.

1077 n.Chr. Der Gang nach Canossa von Heinrich dem Vierten zeigt sowohl den unüberwindbaren Einfluss der Kirche, wie auch die grosse Zerstrittenheit der europäischen Staatsbestrebungen. Heinrich IV lässt im Streit mit seinem Gegenkönig Rudolf von Schwaben und dem Papst Gregor VII kurzerhand einen Gegenpapst wählen: Wibert von Ravenna als Klemens III.

1084 n.Chr. Kaiserkrönung Heinrichs IV durch den Gegenpapst Klemens III. Der Papst Gregor VII instrumentalisiert die Normannen für seine Sicherheit, doch die plündern Rom. Der Papst muss sich aus Furcht vor den Römern ins Exil begeben.

1095 n.Chr. Synode von Clermont. Urban II ruft die christliche Welt zu Einheit und zu dem heiligen Krieg gegen die Moslems. Die militia christi soll Jerusalem und das heilige Grab befreien. Ganz gegen die Friedensbotschaft des Nazareners.

1099 n.Chr. Eroberung Jerusalems. Gründung des christlichen Königreichs Jerusalem.

1119 n.Chr. Hugo von Payens gründet zum Schutz der Jerusalempilger die „Arme Ritterschaft Christi vom salomonischen Tempel“.

1128 n.Chr. Synode von Troyes. Der Templerorden wird vom heiligen Bernhard von Clairvaux offiziell bestatigt.

1139 n. Chr. Papst Innozenz II bestimmt durch eine Bulle, dass die Templer ausschliesslich der heiligen Kirche unterstellt sind und in ganz Europa die päpstlichen Interessen vertreten. Die Templer werden im Gegenzug mit Ländereien beschenkt (patrimonium petri) und innerhalb hundert Jahren zum reichsten und mächtigsten Orden

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Europas. Von der ursprünglichen Zielsetzung des Ordens ist nichts übriggeblieben.

1143 n. Chr. Erstes Auftreten der Katharer bei Köln. 1146 n. Chr. Die Templer ändern ihr Ordenszeichen. Das rote

Tatzenkreuz der päpstlichen Kriegermönche ist überall geachtet und gefürchtet. Ihr Glaubensumschwung ist verantwortlich für die sagenhafte Suche nach dem heiligen Gral und beflügelt zwei weitere Ordensgemeinschaften: Die Katharer und die Waldenser.

1163 n. Chr Köln verbrennt seine Katharer 1167 n. Chr. Ketzerkonzil von St.-Félix-de-Caraman bei Toulouse: Die

Lehre der Katharer wird im Sinne des manichäischen Dualismus in eine Zweigötterlehre umgewandelt. Dies bedingt eine Absage an die biblisch überlieferte Geschichte des dreieinigen Gottes und seines Sohnes Jesus Christus. Nach ihrem südfranzösischen Zentrum Albi am Tarn (Piémont) werden die Katharer (griechisch: kathario = die Reinen; italienisch: gazzari = die Ketzer) als Albigenser bezeichnet.

1170 n. Chr. Wie als fromme Gegenbewegung gedacht, gründet der Lyoner Kaufmann Petrus Waldes (exkommuniziert 1184) die Gemeinde der Waldenser. Die Waldenser leben ausschliesslich nach den Worten Jesu Christi in Armut und ohne Bindung an eine Institution (Laienpredigt). Beide Bewegungen orientieren sich auffällig an einem nicht römisch– katholischen Weltbild, in welchem Jesus von Nazareth offensichtlich eine ganz andere Rolle spielt, als die biblisch überlieferte Erzählung wahrhaben will. Templer und Albigenser verzichten ganz auf die Rolle des falschen Messias und besinnen sich auf die gnostische Zweigottlehre persischen und babylonischen Ursprungs. Die Waldenser verzichten auf den persisch– babylonischen Machtanspruch des Monotheismus und berufen sich auf die Lehre des Rabbiners Jesus von Nazareth. Ihre Absage an die Institution der Kirche entzündete sich an der Frage der Zulassung überinstitutioneller Laienprediger.

1190 n. Chr. Der Dichter Chrétien von Troyes schreibt als erster Literat über den heiligen Gral. In seiner Erzählung wird der rechte Glauben verraten, oder nicht erkannt.

1211 n. Chr. 400 Menschen werden ihres Glaubens wegen im französischen Lavour verbrannt.

1215 n. Chr. 4.Laterankonzil unter Innozenz III. Mit strenger Hand und als Vormund Friedrichs II gelingt es dem Papst in kürzester Zeit das Territorium des Kirchenstaates annähernd zu verdoppeln. Zur Sicherung seiner Macht bekämpfte er Ketzer (Albigenserkriege), Juden und Heiden auf das Äusserste. Um die schleichenden Mutmassungen um Christus zu unterbinden, lässt er die Transsubstantiation (Verwandlung der Substanz von Brot und Wein in Leib und Blut Christi) zum kirchlichen Dogma

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erheben. Das dargereichte Blut Chisti im Kelch (altfranzösisch: graal = Becher/Kelch) wird zum Synonym des „heiligen Grals“, des Blutes oder der wahren Identität des Rabbiners Jesus von Nazareth. Die verschiedenen Rückschlüsse aus seiner Lebensgeschichte verändern je nach Glaubensrichtung der Anhänger die Autorität der Machtmaschine Kirche gänzlich.

1232 n. Chr. Papst Gregor IV betraut den Orden der Dominikaner mit der Inquisition. Zu gross war der Einfluss der ketzerischen Lehre Jesus sei lediglich ein Mensch gewesen.

1244 n.Chr. Die Katharerburg Montségur fällt. 225 Menschen werden verbrannt.

1307 n. Chr. 13.Oktober : Verfolgung und Hinrichtung der Templer und ihrer Grossmeister in Frankreich.

1312 n. Chr. Unter dem Druck König Philipp des Schönen von Frankreich hebt Papst Klemens V den Templerorden auf. Die Anschuldigung der Häresie (Gotteslästerung) konnte nicht entkräftet werden. Unter diesem erdückenden Argument musste der Papst seiner Schirmherrschaft über den Templerorden entsagen. Die Anschuldigung lautete, der Templerorden würde Jesus Christus leugnen. Ein bedenkenserregender Fakt der dem arbitsgebenden Papst auf jeden Fall aufgefallen sein musste und ihn jedoch nicht davon abhielt, die Bruderschaft zu segnen und zu förden. In diesem Widerspruch manifestiert sich das Geheimnis des heiligen Grals. Dieser Widerspruch ist auch für die wild kursierenden Verschwörungstheorien direkt verantwortlich. Nicht ganz zu unrecht. Es ist jedoch keine Geheimgesellschaft die einen Machtmissbruch betreibt, sondern die ganze christliche Welt mit ihrem Dogma des stellvertretenden Blutopfers lügt ihre Erlösungsgeschichte unhinterfagt zusammen. Dies als Profiteurin eines latent faschistoiden Glaubens. Nach ihrer Zerschlagung durch den weltlichen König, flüchten die Templer in alle Welt. Ihr gnostisches Denken findet sich in den englischen und amerikanischen Freimaurerlogen und in verschiedenen anderen Bruderschaften wieder. Zurück bleibt die Frage, was denn der Verursacher ihres Glaubensbruchs war. Sie fingen als überzeugte Jünger Jesu an - und sie endeten als seine Verleugner.

1415 n. Chr. Jan Hus wird am Konzil von Konstanz verbrannt. 1419 n. Chr. Die Hussitenkriege beginnen mit dem Prager

Fenstersturz. Böhmen fällt unter Hussitenherrschaft. 1420 n. Chr. Die Kalixtiner (lat.Kalix=Kelch) als Hardliner der Hussiten

fordern die 4. Prager Artikel - 1. Freie Predigt 2. Laienkelch 3. Säkularisation der Kirchengüter 4. Kirchenzucht für den Klerus.

1437 n. Chr. 18. März. Alfons V von Aragon, König von Spanien, bringt den sagenhaften Kelch des letzten Abendmahls nach Valencia in Spanien. Die Autoritäten lassen ihm dort mitten in der Kathedrale eine Kapelle errichten. Der Kelch

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stammt tatsächlich aus dem vorderen Orient. Und aus dem 1. Jhdt. n.Chr. Es ist der Kelch, den Wolfram von Eschenbach beschrieb.

1455 n. Chr. Alfonso de Borja, Bischof von Valencia, wird Papst Kalixtus III.

1462n. Chr. Papst Pius II erklärt die Prager artikel für ungültig. 1492 n. Chr. 12. Oktober. Christoph Columbus erreicht Amerika. Wie

Hernàn Cortés und Fernâo de Magalhâes fährt er unter der Flagge des portugiesischen Kronprinzen Heinrich des Seefahrers. Er fährt damit unter dem roten Tatzenkreuz der Templer. Dank den Seefahrern ist jetzt die Kugelgestalt der Erde nachgewiesen und die Tore für die Eroberung der Kolonien geöffnet.

1517 n. Chr. 31. Oktober. Thesenanschlag zu Wittenberg. Beginn der Reformation. Luther instrumentalisiert die Erneuerung des kirchlichen Dogmas zu politischen Zwecken. Im Zeichen der manipulierten Überlieferung der Bibel durch die katholische Kirche, erneuert die Reformation aber lediglich das Glaubensbekenntnis des Konzils von Nicäa-und damit lediglich das konservativere Konstrukt zwischen Manichäismus und Judentum des Kirchenvaters Athanasius und des Augustinus. Der Papst Gregor der Grosse öffnete durch seine rituelle Einbindung vom heidnischen Totemismus der Kirche ein Tor, welches die Reformatoren für die Dekadenz der katholischen Kirche verantwortlich machten. Die protestantische Kirche orientierte ihr Dogma an der „heiligen Schrift“ des Hieronymus. Der Norden Europas bekennt sich in der Folge des dreissigjährigen Krieges zu seiner reformierten Kirche.

1550 n. Chr. In einem Dokument das in der Nationalbibliothek von Paris aufbewahrt wird raten Kardinäle dem Papst Julius III dringend, dass dem gemeinen Volk Schrift und Bildung enthalten werden müsse. Wortwörtlich sagen die Würdenträger es sei dringend nötig, die Bibel den Händen des Volkes vorzuenthalten weil sonst Tumulte zu erwarten seien.

Nach einer magisch(seit 4000v.Chr) und einer mythologisch (seit 1200v.Chr) bedingten Epoche tritt die Menschheit in eine dynamisch-intellektuelle Phase mit dem Ziel der Naturbeherrschung.

1648 n. Chr. 24. Oktober. Westfälischer Friede zwischen Kaiser und Reichsständen mit Frankreich und Schweden, geschlossen in Münster und Osnabrück. Der dreissigjährige Krieg zwischen Katholiken und Reformierten endet hier. Im Namen der rechten Liebe und Erlösung Gottes wurden grosse Teile Europas grausam entvölkert und bestialisch vernichtet. Der Norden geht der katholischen Kirche verloren. Die Kriegskosten waren für beide Seiten unüberschaubar. Das Volk am verbluten. Dieser Umstand trieb die kolonialistischen

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Eroberungszüge und Ausbeutungen auf die Spitze. Beide Seiten holten sich mit Mord, Enteignungen und Völkervernichtung das benötigte Kapital aus den unterworfenen Kolonien. Dies im Namen Jesu und des Kreuzes.

1776 n. Chr. 4. Juli Unabhängigkeitserklärung der 13 nordamerikanischen Vereinigten Staaten. Mindestens zwei der Unterzeichnenden sollen bereits aktive Freimaurer gewesen sein. George Washington lässt die Virginia Bill of Rights unterzeichnen. Die sollen die Volkssouveränität durch demokratische Grundrechte garantieren. Für den eingewanderten weissen Herrenmenschen! Sowohl Washington wie Jefferson waren Sklavenbesitzer, die in der Tradition der weissen, christlich- demokratischen Herrenmenschen, Alles in Allem 60 Millionen Schwarze aus Afrika verschleppen liessen und mit einem umgerechneten Kapital von 1,4 Billionen Dollar Reingewinn aus dieser christlich gesegneten Sklavenarbeit; Amerika mit seiner neuen Weltordnung bauten. Dabei ist diese Ordnung alles Andere als neu. Sie ist lediglich die Potenzierung des hethitisch– babylonischen Monotheismus in seiner Reinkultur. Die Erfüllung der mesopotamischen Vision einer religiös gesteuerten, patriarchalen Zweiklassengesellschaft, sozusagen. Mit verklärten Geheimbünden, die ihr pesudo-aufgeklärtes Wissen durchwegs und einzig zur Kapitalgewinnung missbrauchten. Die sich deshalb der gleichen Verbrechen an Natur und Mitmenschen schuldig machten, wie das die christlichen Kirchen bereits ausreichlich vorexerzierten.

1789 n. Chr. Französische Revolution. Unter dem Ruf nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit beginnt in Frankreich die bürgerliche Revolution die dann kontinuierlich auf den grössten Teil Europas übergreift. Wohl werden mit blutiger Logik die herrschenden Stände eliminiert, doch die Macht des Kapitals ist bereits so gross, dass das Volk von der monarchischen Feudalherrschaft lediglich in die industrielle Feudalherrschaft wechselt. Das Resultat bleibt für die Arbeiter das gleiche. Hunger, unterbezahlte Arbeit, Existenzängste, Klassengefälle. In Anlehnung an die amerikanische Declaration of Independence werden in Frankreich die Menschen– und Bürgerrechte (Déclaration des droits de l’homme et du citoyen) formuliert. Diese Rechte gelten in erster Linie für eine gutbürgerliche weisse Minderheit von arbeitsplatzschaffenden Machtmenschen. Erbadel macht dem Geldadel platz.

1804 n. Chr. In Frankreich wird der Code Civil(Code Napoléon) eingeführt. Erstmalige Trennung von Staat und Kirche. Zivilehe, Gleichheit vor dem Gesetz, Freiheit des Individuums, Anerkennung des Eigentums, sind die rechtlichen Ergebnisse dieses Staatasaktes. Mit diesen

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Rechten wurde lediglich der weisse Mittelstand gestärkt. Die Feudalstrukturen und deren ausbeuterischen Machenschaften wurden gleichzeitig durch die Kolonialisierung auf andere Kontinente exportiert. Obwohl die Arbeiter in Europa und Amerika nach wie vor kaum mehr als ihr Existenzminimum verdienten. Das Kapital ermöglichte jetzt seinen Besitzern, im Argumentationsschatten von Investition, Wirtschaftswachstum und Gewinn, gleiches Unrecht an Mensch und Natur anzurichten, wie das die Verbindung Kirche/Staat weit über tausend Jahre erfolgreich praktiziert hatte. Die kirchlich- dogmatische Behauptung der grundsätzlichen Sündhaftigkeit (Schuld) des Menschen förderte nach wie vor das menschliche Akzeptieren des nunmehr globalen Klassengefälles. Das Kapital - unterstützt und geschützt durch Kirche und Staat - wird jetzt zum Raubritter der Moderne. Gestützt durch den geschichtsblinden Rückschluss, die zivilisatorische Überlegenheit des weissen Machtmenschen lasse sich auf die Überlegenheit seiner Rasse und auf seine Moral zurückführen.

1928 n. Chr. Der Gründer des katholischen Ordens Opus-Dei, Josemaria Escrivâ de Balaguer, verfolgt mit seinem „Werk Gottes“ die Ziele des Augustinus von Hippo, welche dieser in dem Buch „Der Gottesstaat“ bereits vor knapp tausendsechshundert Jahren beschrieb. Der ihm befreundete Papst Johannes XXIII sagte in einer Rede:

„...Wir aber sehen die Menschheit in eine neue Ordnung eintreten und erkennen darin einen göttlichen Plan...“. Damit verweist er jede Verschwörungstheorie auf den Platz einer undefinierten, pupertären Noterklärung um die gesuchte Formel einer allgemeingültigen Weltordnung. Die grösste Verschwörung die dabei tatsächlich stattgefunden hat, ist die unserer ganzen gelehrten Kirchengeschichte mit ihrem unbedingten Wahrheitsanspruch. Und damit die Geschichte unserer westlichen Zivilisation, die als Folge der einzig seligmachenden Wahrheit als einzig richtige soziale Lebensform in unseren Köpfen geistert.

1947 n.Chr. Erst 1947 werden an der westfälischen Willhelms –

Universität von Alfred Müller-Armack die Grundlagen für eine soziale Marktwirtschaft erarbeitet. Vorher sammelte sich das Kapital der Welt während einigen tausend Jahren unter feudalistisch- religiösen Grundsätzen und liess weder Freiheit, noch Gleichheit, noch Brüderlichkeit zu Worte kommen. Darum muss die gelobte Aufklärung lediglich als halbe Aufklärung angesehen werden, sie verpasste die Auflösung patriarchal- hierarchischer Strukturen zu Gunsten gerechter Ökonomie und Ökologie.

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Herbert Blaser

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